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Rentier Rangifer tarandus Rentiere haben eine Besonderheit: Bei diesen Hirschen aus den nördlichsten Regionen der Welt tragen auch die Weibchen ein mächtiges Geweih. Aussehen Rentiere gehören zur Familie der Hirsche und bilden dort die Unterfamilie der Renhirsche. Sie werden 130 bis 220 Zentimeter lang. Die Schulterhöhe beträgt 80 bis 150 Zentimeter. Dabei wiegen sie zwischen 60 und 315 Kilogramm. Die Männchen werden meist sehr viel größer und schwerer als die Weibchen. Ihr Kopf und ihr Rumpf sind ziemlich lang, die Beine relativ hoch. Der Schwanz kurz, die Hufe breit. Im Gegensatz zu allen anderen Hirschen tragen bei den Rentieren aber auch die Weibchen ein Geweih. Die Männchen werfen ihr Geweih im Herbst ab, die Weibchen im Frühjahr. Bei beiden wächst das Geweih dann wieder neu nach. Die Stangen sind etwas abgeflacht. Sie haben eine helle Farbe und sind asymmetrisch gebaut. Dadurch unterscheidet sich das Rentier-Geweih von den Geweihen aller anderen Hirsche. Insgesamt ist das Geweih im Verhältnis zur Größe der Tiere sehr mächtig. Die Männchen besitzen am Hals einen Kehlsack, der als Schallverstärker dient. Die nordamerikanischen und grönländischen Unterarten haben an der Halsunterseite eine lange, weiße Mähne. Rentiere haben ein dichtes Fell, das im Sommer und Winter verschiedene Farben hat. Heimat Rentiere leben in den nördlichsten Regionen Asiens, Europas und Nordamerikas. Dort bewohnen sie die polaren und subpolaren Regionen. Lebensraum Rentiere findet man in der Tundra und der Taiga, also in den nördlichsten Waldregionen. Rassen und Arten Es gibt etwa 20 verschiedene Unterarten des Rentiers, die sich aber alle sehr ähnlich sind. Dazu gehören das Nordeuropäische Rentier, das Spitzbergenren, das Tundraren, das Westkanadische Waldren oder Karibu und das Barren-Ground-Karibu. Sie alle unterscheiden sich vor allem in der Größe: Die so genannten Waldrene, die vor allem im Wald leben, sind meist größer als die Rentier | Tierlexikon für Kinder - Archiv | SWR Kindernetz OLI's Wilde Welt http://www.olis-wilde-welt.de 1 von 3

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Rentier

Rangifer tarandus

Rentiere haben eine Besonderheit: Bei diesen Hirschen aus dennördlichsten Regionen der Welt tragen auch die Weibchen einmächtiges Geweih.

AussehenRentiere gehören zur Familie der Hirsche und bilden dort die Unterfamilieder Renhirsche.

Sie werden 130 bis 220 Zentimeter lang. Die Schulterhöhe beträgt 80 bis150 Zentimeter. Dabei wiegen sie zwischen 60 und 315 Kilogramm. DieMännchen werden meist sehr viel größer und schwerer als die Weibchen.

Ihr Kopf und ihr Rumpf sind ziemlich lang, dieBeine relativ hoch. Der Schwanz kurz, dieHufe breit.

Im Gegensatz zu allen anderen Hirschen tragen bei den Rentieren aberauch die Weibchen ein Geweih. Die Männchen werfen ihr Geweih imHerbst ab, die Weibchen im Frühjahr.

Bei beiden wächst das Geweih dann wiederneu nach.

Die Stangen sind etwas abgeflacht. Sie haben eine helle Farbe und sindasymmetrisch gebaut.

Dadurch unterscheidet sich das Rentier-Geweih von den Geweihen alleranderen Hirsche. Insgesamt ist das Geweih im Verhältnis zur Größe derTiere sehr mächtig.

Die Männchen besitzen am Hals einen Kehlsack, der als Schallverstärkerdient. Die nordamerikanischen und grönländischen Unterarten haben ander Halsunterseite eine lange, weiße Mähne.

Rentiere haben ein dichtes Fell, das im Sommer und Winter verschiedeneFarben hat.

HeimatRentiere leben in den nördlichsten Regionen Asiens, Europas und Nordamerikas. Dort bewohnen siedie polaren und subpolaren Regionen.

LebensraumRentiere findet man in der Tundra und der Taiga, also in den nördlichsten Waldregionen.

Rassen und ArtenEs gibt etwa 20 verschiedene Unterarten des Rentiers, die sich aber allesehr ähnlich sind. Dazu gehören das Nordeuropäische Rentier, dasSpitzbergenren, das Tundraren, das Westkanadische Waldren oder Karibuund das Barren-Ground-Karibu.

Sie alle unterscheiden sich vor allem in der Größe: Die so genanntenWaldrene, die vor allem im Wald leben, sind meist größer als die

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Tundrarene, die in erster Linie die Tundra bewohnen. Diese haben meist auch ein dunkleres Fell. Dievielen verschiedenen Unterarten entstanden, weil Rentiere in einem so großen Verbreitungsgebietleben. Sie haben sich an die jeweiligen ganz speziellen Umweltbedingungen angepasst.

In Nordeuropa leben neben den zahmen Rentierherden, die im Besitz der Samen sind, auch heutenoch wilde Rentiere: Die größte Herde von Wild-Rentieren in Europa findet man auf der so genanntenHardangervidda, einer Hochebene in Süd-Norwegen. Diese Herde zählt rund 10.000 Tiere. Ansonstenkommen Wild-Rentiere in Europa nur noch sehr selten vor.

LebenserwartungRentiere werden im Durchschnitt zwölf bis 15 Jahre alt. Manche Tiere erreichen aber auch ein Alter von20 Jahren oder leben sogar noch länger.

AlltagRentiere leben in großen Herden, die einige hundert Tiere - im Extremfallin Kanada bis zu 40.000 Tiere - zählen können.

Weil sie in einer Klimaregion leben, in der viele Monate lang Schnee undEis liegen, müssen sie rund ums Jahr große Wanderungen machen, umgenug Futter zu finden.

Dabei legen sie manchmal bis zu 1000 Kilometer zurück und überquerenauch große Flüsse, denn Rentiere können auch gut schwimmen. Jede Herde wird von einem Leittiergeführt.

Diese Wanderungen haben aber noch einen anderen sehr wichtigen Grund: Im Sommer gibt es in derHeimat der Rentiere vor allem in den feuchten, tieferen Gebieten Milliarden von Stechmücken, die dieRentiere quälen und pieksen. Die Rentiere entziehen sich diesen Plagegeistern, indem sie imSommer in die Bergregionen ziehen, wo es weniger Mücken gibt.

Damit sie die große Kälte im nordischen Winter aushalten, habenRentiere ein viel dichteres Fell als andere Hirsche:

Auf einem Quadratzentimeter Haut wachsen dreimal soviel Haare wie beiunseren Hirschen. Außerdem sind die Haare hohl und mit Luft gefüllt. Sobildet das Fell eine perfekte Isolierschicht.

Typisch für eine Rentierherde sind dieknackenden Geräusche, die die Sehnen der

Fußgelenke beim Gehen erzeugen.

Rentiere können ihre Hufe weit spreizen. Außerdem sitzen zwischen denZehen Spannhäute. So sinken die Tiere kaum ein und können auch imSchnee oder im weichen, moorigen Boden gut laufen.

Das Geweih dient den Männchen dazu, Rangordnungskämpfeauszutragen, wenn sie sich zur Paarungszeit um die Weibchen streiten. Warum die Weibchenebenfalls ein Geweih tragen, ist nicht bekannt.

Für die Samen in Nordskandinavien und für viele andere Völker in Nordasien und Nordamerika sindRentiere die Lebensgrundlage. Die Samen zum Beispiel halten große Rentier-Herden und ziehen mitdiesen Herden durch die Berge und Wälder von Nordschweden, Nordnorwegen und Finnland. Sieleben vom Fleisch dieser Tiere. In früherer Zeit nutzten sie die Felle für Zelte und für die Kleidung.Außerdem werden die Tiere auch als Trag- und Zugtiere verwendet.

Heute werden die Herden von den wenigen Rentier-Hirten, die es nochgibt, oft vom Helikopter aus aufgespürt und in die tieferen Regionengetrieben. Die nordeuropäischen Rentiere sind, im Gegensatz zu dennordamerikanischen Karibus, zahm und an den Menschen gewöhnt.

Bei uns sind Rentiere untrennbar mit dem Gedanken an Weihnachtenverbunden: Sie gelten als die Zugtiere des Schlittens vomWeihnachtsmann.

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Freunde und FeindeVor allem für junge, kranke oder alte Rentiere können Wölfe und andere Raubtiere wie der Vielfraß,Fuchs, Luchs oder Greifvögel gefährlich werden. Der größte Feind ist aber der Mensch, der diese Tierevor allem in Nordamerika stark gejagt hat.

NachwuchsBrunftzeit ist, je nach Region, von August bis Anfang November. Dann kämpfen die Rentier-Männchenmit ihren Rivalen und versuchen, möglichst viele Weibchen zu erobern.

192 bis 246 Tage nach der Paarung, etwa Mitte Mai, kommt meist einJunges zu Welt. Seltener sind es zwei Junge.

Je früher ein Kalb geboren wird, umso besser kann es gedeihen: Dannhat es mehr Zeit, um bis zum Beginn des Winters zu wachsen und großund stark zu werden. Geschlechtsreif werden die Tiere mit etwa eineinhalbJahren.

SpracheIn der Brunftzeit geben die männlichen Rentiere orgelnde bis grunzende Laute von sich.

ErnährungDie Nahrung der Rentiere ist karg: Sie fressen vor allem dieRentierflechte, die auch bei kältestem Klima noch auf dem Boden und denFelsen der Polarregionen wächst. Diese Flechten graben die Rentiereauch aus dem tiefsten Schnee mit ihren Hufen aus.

Daneben fressen sie auch noch andere Flechten, Gräser und Sträucher.Diese schwer verdauliche Nahrung wird zunächst nur grob zerkaut.

Später würgen die Tiere die Nahrung dann wieder hoch und wiederkäuensie - ähnlich wie Kühe.

© Südw estrundfunk 2016

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