Residentenkurier 32

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Jahrgang 6, Ausgabe 32 Winter 2013-2014 Residentenkurier Onlinezeitung für deutschsprachige Residenten in Spanien Foto: 123rf.com Happy 2014

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Feliz navidad y prospero año wünscht Residentenkurier!

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Jahrgang 6, Ausgabe 32 Winter 2013-2014

Residentenkurier Onlineze i tung für deutschsprachige Residenten in Spanien

Foto: 123rf.com

Happy 2014

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Liebe Freunde und Leser des Kuriers,

Genießen Sie gerade die „staade Zeit“, mit Plätzchen, Glühwein, Hausmusik und Weihnachtsmärkten? Oder gehören Sie eher zu denen, für die die Vorweih-nachtszeit in puren Stress ausartet? Dann lesen Sie einfach unseren Kurier gut durch. Unsere Autorin Gabriele Hefele hat die besten Tipps, wie man dem Stress entgeht, und was heuer an Weihnachten „in“ ist. Vielleicht hilft es bei der Geschenkeauswahl.

Viele Residenten überwintern im war-men Süden. Das ist die ideale Zeit, um Ausflüge zu machen, und immer wieder Neues zu entdecken. Die Temperaturen sind meist angenehm, zumindest we-sentlich angenehmer als in Deutschland. Die Städte und Dörfer im Landesinne-ren sind nicht überfüllt, im Gegenteil: die spanische Hotellerie und Gastroni-mie ist gerade darauf angewiesen, dass auch in der „flauen Zeit“ Gäste kom-men. Mein persönlicher Tipp: besuchen Sie die kleineren Orte der Ruta bética Romana, der römisch betischen Route, im Grunde entlang von Granada, Córdoba, Sevilla, den klassischen anda-lusischen Städten. Einen ausführlichen Bericht über diese Route und die entzü-ckenden kleineren Orte finden Sie in der aktuellen Ausgabe von Alparaiso, unter www.alparaiso.com.

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Editorial

Residentenkurier

Herzlich willkommen

zur Winterausgabe des Residentenkuriers

Inhaltsverzeichnis

● Grussworte Konsulen

● Weihnachtsprogramm Sevilla

● Ruta bética Romana: Santiponce, Römerstadt Itálica

● Buch “Saunageflüster”

● Überlebenstipps für Weihnachten

● Was an Weihnachten “in” ist

● Weihnachtsgeschichte

● Pflegesachleistungen im Ausland

● “andalusisch”, sprachlich betrachtet, Erwin Penkert

● Der Junge von der Hühnerfarm

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Wagen wir einen kleinen Ausblick auf das neue Jahr 2014, was wird es uns brin-gen? In Deutschland eine große Koaliti-on. Lassen wir uns überraschen, ob dabei die Weichen für die Zukunft richtig ge-stellt werden. Für Autofahrer tut sich einiges, vor allem durch die Reform des Punktesystems in Flensburg. Ob es eine PKW-Maut geben wird, dürfen wir ge-trost abwarten.

In Spanien gibt es erste Anzeichen dafür, dass es ab 2014 wieder ein wenig auf-wärts geht. Vielleicht ist dies eher Psycho-logie, aber genau die ist wichtig, damit aus der nationalen Depression wieder etwas Hoffnung keimt. So ein ganz klein wenig spürt man tatsächlich schon eine Besserung: musste man bei öffentlichen Stellen und Rathäusern etwa 6 Monate bis zu 2 Jahren auf sein Geld warten, begleichen viele plötzlich die Rechnun-gen innerhalb von 6 Wochen bis maxi-mal 3 Monate! Na wenn das kein gutes Zeichen ist!!

Wollen wir hoffen, dass 2014 wirklich ein Jahr des positiven Umbruchs ist.

In diesem Sinne wünsche ich allen frohe, gemütliche Weihnachtstage, und für das Neue Jahr 2004, dass alle Wünsche in Erfüllung gehen mögen, und das Leben wieder ein wenig lebenswerter wird, vor allem für die leidgeplagten Spanier.

Herzlichst

Beatrice Hohler

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Weihnachtsgrüße Konsulen

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Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, sehr geehrte, liebe Leserinnen und Leser des Residentenkuriers, wir schauen auf ein bewegtes Jahr, das wie im Fluge vergangen ist, zurück. Ich freue mich über die Gelegenheit, Ihnen auf diesem Wege von Herzen ein friedli-ches und besinnliches Weihnachtsfest sowie Glück und Gesundheit für 2014 zu wünschen. Mit freundlichen Grüßen Günther Necas Konsul

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Entdeckungsreise Ruta Bética Romana

Warum denn in die Ferne schweifen…..

Residenten an der Costa del Sol oder der Costa de la Luz haben sie direkt „vor der Haustür“: die römisch betische Route. Diese umfasst heute im Wesentlichen Andalusien. Vermutlich kennen die meisten Sevilla, Cordoba, Granada. Aber auch die kleineren Orte entlang der Route, wie Carmona, Ecija, Osuna, Almodóvar del Río, Montoro, Almedinilla und vor allem Priego de Córdoba eignen sich bestens als Ausflugsziele, gerade jetzt in der ruhigeren Zeit. Ich kann es selbst nicht fassen, dass wir in 7 Jahren, in denen wir in Chiclana gelebt haben, keine Zeit gefunden haben, uns dies alles anzusehen. Es gibt so Vieles zu entdecken. Nutzen Sie die Winterzeit, entweder für eine ganze Tour, oder interessante Ausflüge. Zeigen Sie Ihrem Besuch aus Deutschland einmal Orte abseits der übli-chen Besuchsziele, die die meisten schon kennen. Diesmal: die Römerstadt Itálica bei Sevilla.

S evilla ist immer eine Reise wert. Allerdings liegen die Tempera-turen in der Stadt meist 10

Grad höher als an den Küsten, das heißt im Sommer ist es dort unerträg-lich heiß, und von Ostern (Semana Santa) bis Ende Oktober ist die Stadt hoffnungslos überlaufen. Dafür ist jetzt die günstigste Zeit, diese herrliche Stadt ausgiebig zu erkunden: die Tem-peraturen sind angenehm, und vor allem die Preise sind besser als sonst.

Über die Feiertage ist ein reichhaltiges Programm geboten. Ausstellungen, Weihnachtsmärkte, Theateraufführun-gen, Marionettentheater, am 4. Januar kommt der königliche Postbote, um die Wunschzettel der Kinder einzusam-meln, und am 6. findet dann, wie überall, der Umzug der Heiligen Drei Könige statt, mit Geschenken.

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Santiponce — Römerstadt Itálica

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Reste der Römerstadt Itálica

Photos: Roland Beysel-Hohler

Nur ca. 7 km außerhalb von Sevilla liegt der Ort Santi-

ponce, wo man Reste der ehemaligen Römerstadt Itálica

sehen kann. Sie wurde 206 v. Chr. von Publius Cornelius

Scipio Africanus gegründet. Unter Augustus erhielt Itálica

den Status eines Municipiums und das Vorrecht, eigene

Münzen zu prägen. Die Stadt ist Geburtsort der Kaiser

Trajan und Hadrian. In seiner Blüte entstanden in Itálica

viele neue öffentliche Gebäude wie das Amphitheater,

aber auch private Villen mit Mosaikböden und breite

Straßen, die die unterschiedlichen Stadtteile miteinander

verbanden.

Unter Kaiser Hadrian wurde neben der alten Stadt, die

heute unter dem Ort Santiponce begraben ist, auf einem

Hügel die Neue Stadt gebaut. Dank der Ausgrabungen ist

vieles davon zu besichtigen. Man bekommt einen Ein-

druck von den immensen Stadtanlagen und großen Herr-

schaftshäusern: 1 Haus umfasste etwa 4000 qm, verfügte

über Eingangsräume mit Lagern, einem repräsentativen

Atrium mit Brunnen und Säulengang.

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Entdeckungsreise Ruta Bética Romana

Rund um das Atrium gruppierten sich

weitere Räumlichkeiten, wie Biblio-

thek, Esszimmer, Empfangszimmer etc.

Im hinteren Bereich des Hauses waren

die Schlafzimmer untergebracht, jedes

mit einem besonderen Mosaikboden.

Bei einigen Häusern kann man noch

sehen, wie die Römer ihren Fußboden

beheizten. Sie verfügten auch über Ba-

deanlagen und Sauna im Privathaus.

Die Siedlung war rechteckig angelegt.

Breite Prachtstraßen sind mit den origi-

nalen Pflastersteinen gut erhalten. Ist

schon ein besonderes Gefühl, über

solch ehrwürdige Steine zu schreiten,

auf denen die Kaiser Hadrian und

Trajan, aber sicher auch Julius Cäsar

gegangen ist. Bei einigen Häusern sind

vor allem die unterschiedlichen Mosai-

ke beeindruckend.

Die Casa de Pajaros hat beispielsweise

schöne Vogelmotive in vielen Farben.

Die Casa del Planetarium stellt auf

einem Mosaik die sieben planetari-

schen Gottheiten dar, deren Namen

wir zu unseren Wochentagen umge-

münzt haben.

In der Casa de Neptuno sind die

Thermen noch gut zu erkennen. Ins-

gesamt sind etwas 50 Häuser freige-

legt.

Die Stadt wurde durch ein Aquädukt

mit Wasser versorgt, das sich in ein

Netzwerk von Zisternen ergoss. Zu

den Häusern und öffentlichen Ge-

bäuden gelangte es über Bleirohre.

Das Abwasser war auch hervorragend

geregelt: es gab ein ganzes System

von Abwasserkanälen. An einigen

Straßenkreuzungen kann man einen

Blick darauf werfen.

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Santiponce — Römerstadt Itálica

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Direkt neben den Ausgrabungen der Stadt ist das Amphitheater, größten-teils noch sehr gut erhalten. Es war unter Augustus erbaut worden und war eines der größten Amphitheater des Römischen Reiches. 25.000 Zu-schauer hatten auf 3 Tribünen Platz. Davon sind heute nur noch 2 erhal-ten. Man kann sie sehr einfach bege-hen und hat auf den Balkonen einen

ausgezeichneten Panoramablick über das gesamte Areal. Die Zugänge zu den Rängen erfolgen durch lange Gänge mit Bögen.

Im Zentrum der Stadt ist ein weiteres römisches Theater gut erhalten.

Sehenswert ist auch das Kloster San Isidoro del Campo..

Foto: andalucia.org

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Autorin Dr. Gabriele Hefele

Ungeschminkte Saunagespräche eines Frauentrios

Drei Frauen im gestandenen Alter so um die 40 Jahre treffen sich jeden Donnerstagvormittag im Dantebad in München am sogenannten Frauentag in der Sauna. Sie lernten sich als Arbeitskolleginnen beim Bayerischen Fernsehen kennen.

Da ist einmal Andrea, die beim Fern-sehen ihre Ausbildung machte, und nun in leitender Position in einem Münchner Buchverlag tätig ist. Ver-heiratet, keine Kinder. Dann Ingrid, mondäne Norddeutsche, mächtige Assistentin des Programmdirektors, mit ungebrochenem Ehrgeiz. Single, die nichts anbrennen lässt und immer für eine spitze Bemerkung gut ist. Helen ist die seelenvolle Sekretärin, der mütterliche Typ. Das unterstrei-chen schon ihre ausladenden Hüften. Sie hat aber Geschmack, was ihre Ver-hüllung derselben angeht. Weniger bei Männern.

Belauschen kann man dieses „Frauentrio“ sozusagen auf den Sauna-bänken, auf den Ruheliegen und im Umkleideraum, wenn sie Probleme

durchhecheln, vom Comeback des Pos über den Einsatz von Urinal und Doppelbadewannen, der Bedeutung der Zahnpastatube für eine Partner-schaft und der Sexfallen im Urlaub.

Aber es geht auch um ernsthaftere Themen wie Kinderkriegen als Berufs-tätige oder nicht. Typische Frauenthe-men halt? Klar, außerdem ohne Tabu und nicht immer mit politischer Cor-rectness diskutiert. Andererseits ha-ben sich männliche Testleser auch ganz schön amüsiert!

Wenn es ein bisschen an „Sex and the

City“ erinnert, dann hat die Autorin,

als Kolumnistin und Publizistin von

inzwischen acht Büchern und erfah-

ren in süffisanten Kommentaren und

humorvollen Anekdoten, nichts dage-

gen. Sie meint, auch ihr neuestes

Werk könne man gut und gerne verfil-

men oder als Theaterstück verwenden.

Denn in Dialog- und Drehbuchform

kennt sie sich aus, begann doch ihre

Schriftstellerkarriere mit 17 bereits

mit einem Fernsehspiel in der ARD.

Gabriele Hefele: Saunageflüster. Worüber Frauen tratschen, lachen, lästern. 80 Seiten . Paperback . 5,90 Euro. Books on Demand . ISBN 978-3-229-112-0

Neues Buch: „Saunageflüster“

Zitate aus „Saunageflüster“:

aus dem Kapitel „Feng Shui in der Liebe“

...Andrea: „Sehr wichtig ist aber die Farbe rot, logischerweise sogar überaus wichtig – wir schenken uns ja auch rote Rosen in der ge-wissen Anspielung - aber jetzt bitte weg mit den Dornen nach Feng-shui! Und natürlich keine Blu-men, schon gar nicht Topfpflan-zen ins Schlafzimmer - das weiß man ja schon ohne Feng-Shui. Auch keinen Fernseher oder Com-puter ins Schlafzimmer. Das kann Untreue bedeuten. Aber sonst rote Vorhänge nehmen, rote Tapeten, die können wiederum geblümt sein.

Ingrid: “Ja spinnst du! Das sieht doch dann aus wie in einem Bor-dell!“

Helen: „Ich hätte allerdings so schöne bordeauxrote Vorhänge, die könnte ich austauschen gegen meine naturfarbenen, seidenen!“

Ingrid schüttelt den Kopf und steht auf. Andrea: „Jedenfalls sollte man wenigstens in die Südwest-ecke was Rotes stellen.

Oder aus dem Kapitel : Wie hal-ten wir´s mit Fitnesstraining und Bodyshaping?

„Wie machst du das eigentlich, Ingrid, dass du auch nach den ganzen Weihnachtsfeiertagen so deine Figur behältst?“ fragt Helen auf der mittleren Saunabank.“

„Tja, zweimal die Woche gehe ich auch noch ins Fitnessstudio“, ant-wortet Ingrid, die sich gerade über ihr auf der oberen Bank wie im-mer ausstreckt. „Ohne Fleiß kein Preis!“

Andrea nickt. „Also, zum Aerobic hat mich ja meine Sekretärin neu-lich überredet – aber Hanteln stemmen?

„Wieso denn“, richtet sich Ingrid auf und schaut zu Andrea hinun-

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Überlebenstipps für Weihnachten

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Überlebenstipps für Weihnachten

Ein kleiner Survival-Führer durch die stressige Vorweihnachtszeit und die Festtage

Weihnachten droht wieder - wie alle Jahre. Und für manche schwebt es tatsächlich über den Köpfen wie ein Damoklesschwert! Durch all den da-mit verbundenen Stress der Vorberei-tungen, des Geschenkemarathons, der Adventsdekoration, des Baumsu-chens, Plätzchenbackens im Schweiße des Angesichts, der Verwandschafts-besuche mit vorprogrammiertem Streit und dergleichen. Hier ein paar Ratschläge, wie man dem Weihnachts-stress ausweicht.

Feiertagsstress muss nicht sein! Man kann sich das Leben auch deutlich erleichtern. Denn sonst, so Ulrica Marshall, eine Journalistenkollegin, bringe die Vor- und Weihnachtszeit nur unser wahres Selbst zum Vor-schein, aber in der neurotischen Versi-on! Deshalb hier meine Tipps:

1. Man kauft und schreibt in der Regel kaum mehr Kitschkarten dank der neuen Social-Network-Umgangsformen. Ich habe längst ei-nen E-mail-Verteiler namens Weih-nachtsadressen und dann gibt es ei-nen Rundbrief - meist auch Jahres-rückblick. Den unterteile ich höchs-tens noch in Geschäftsadressen mit weniger intimen Geständnissen und private Ansprechpartner. Also einmal eingetippt und in einem Knopfdruck zu versenden und außerdem für den Rest der Welt in Ausschnitten über Facebook zu verbreiten. Spart auch ungemein trocken werdende Zungen durch Briefmarkenablecken und so-mit horrendes Porto! Geschieht auch der Post recht.

Ach ja: Bewahrt etliche Bäume vor dem Abholzen - also, wenn es mehrere so halten. Wenn ich gut in Form bin, dann gibt es eine Weihnachtsgeschich-te aus meiner Tastatur dazu und unbe-dingt Fotos. Die mit den Tieren sind besonders beliebt.

2. Sich den Kopf wochenlang zerbrechen wegen der Geschenke? Erst schon einmal hilft eine Liste, die man unterteilt in eine Spalte mit den Personen, die unbedingt beschenkt werden müssen, also die nächste Um-gebung, und eine zweite Spalte, die nur mit dem Wörtchen "können" versehen wird. Besonders für letztere ziehen Sie die spanische Sitte aus dem Hut, sie erst zum 6. Januar zu beschen-ken, das ist überlieferungsmäßig rich-tiger, da dann erst das Fest der Heili-gen Drei Könige gefeiert wird, die mit ihren Gaben daher kamen. Damit entzerrt man schon mal den Geschen-kestress, und außerdem gibt es um diese Zeit schon Sonderangebote und Rabatte!

Ganz rational Vorausdenkende haben übrigens schon das ganze Jahr über auf Vorrat gesammelt, wenn sie über etwas Originelles stolperten und dafür den Adressaten schon im Hinterkopf hatten. Ich selbst ziehe mich wie folgt aus der Affäre: Seit ich Books on De-mand entdeckte, gibt es seit vier Jah-ren immer ein kleines selbst verfasstes Büchlein gesammelter Glossen von mir, die bisher meist nur regional begrenzt in der Zeitung erschienen. Nicht zu umfangreich wegen des Por-tos ins Ausland. Darin reserviere ich die letzten vier Seiten auch noch

zu einer Schnupperstunde mit-nahm!“

Helen verschmitzt, die zum hölzer-nen Aufgusslöffel greift: “Ich kann mir vorstellen, dass unsere Andrea doch erst einmal fasziniert davon war, sich neue Klamotten mit ho-hem Beinausschnitt zu erwerben, oder?“

Andrea: „Du hast recht, bin los gezogen und habe mir so einen Body in mint Türkis gekauft. Aber nicht ich bin eigentlich das Prob-lem, sondern Göttergatte Philipp! Der war ja mit dabei und fand es großartig. Der ist ja auch immer so brav und setzt auch das gleich um, was ihm die Übungs-leiter sagen. Der wollte auch gleich unsere gan-zen Ernährungsgewohnheiten um-stellen. Ab sofort quoll auch unser Esstisch über von diversen Pülver-chen, Mineraldrinks, Eiweißpräpa-raten, Vitamintabletten. Für jeden von uns beiden in anderer indivi-dueller Zusammensetzung, versteht sich. Mit oben genannten Ingredi-enzen ein fantasievolles Menü zusammen zu-stellen, gelang mir immer seltener, wie unsere spärli-cher werdenden spontanen Freun-desbesuche signalisierten.“

Ingrid richtet sich etwas auf und blickt auf Andrea hinunter: „Man muss ja nicht gleich so übertrei-ben!“

Andrea: „Aber er gestaltete auch noch unser Schlafzimmer zu ei-nem Fitnesscenter um: An der einen Dreimeterwand wurde ein Regal allein für die Hantelkollekti-on eingerichtet, das Renaissance-bett vom Flohmarkt musste einer Trampolinwiese weichen und die mühsam hochgepäppelte Sica-palme einem Beincurler.“

Helen schüttelt sich vor Lachen. „Und ich habe euch immer für ein ideales Paar gehalten!“

Gabriele Hefele

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Was an Weihnachten 2013 „in“ ist:

ungeniert für Eigenanzeigen. Das dient dann für private wie Geschäfts-freunde.

3. Selber backen?? Also das habe ich früher gemacht als Studentin der Geisteswissenschaften mit freier Zeiteinteilung des Studiums! Und war frustriert, wenn die Vanillekipferln aus teuren Zutaten so hart aus dem Backofen kamen, dass man sie an die Wand werfen konnte und sie unzer-stört zurück kamen. Heute gehört das für mich in die Rubrik: Warum etwas machen, das andere besser können? Damit meine ich vor allem die Schwie-germutter, die so reichlich Care-Pakete vor Weihnachten in unsere Richtung schickt, dass ich daraus klei-ne Geschenktütchen für Kollegen erstellen kann. Ich geniere mich auch nicht, in entsprechende Geschäfte, Bäckereien genannt, zu stiefeln, wenn der Schwiegermuttervorrat nicht aus-reicht. Heißer Tipp obendrein: Vor Weihnachten eine Besichtigungstour in Keksfabriken unternehmen, da bekommt man die Ware dann zum Outletpreis. Bruchkekse kann man ja auf den Transportweg schieben.

4. Adventsdekoration und Wohnung weihnachtlich schmücken. Kann man sehr verkürzen, indem man die Weihnachtsdekoration gleich das ganze Jahr über hängen lässt bis zum nächsten Weihnachten, das ja sicher kommt!

5. Gastgeberin spielen an Weih-nachten. Vor allem, was ein üppiges selbst gekochtes Menü angeht? Hilfe! Zum Glück tut dies seit Jahren eine Reiterfreundin und wir sind eingela-den. Ansonsten denke ich da gerne an ein Schild, das meine Freundin Irm-gard über ihrer Küche hängen hat: "Wenn Gott wollte, dass ich selbst koche, warum hat er dann die vielen guten Restaurants geschaffen?" Ergo: an Weihnachten gibt es viele solcher festlicher Weihnachtsdiners in den Restaurants. Zugegeben, meist teurer als im Rest des Jahres.

Will man also unbedingt zu sich einla-den, dann mal an Caterer denken oder zur Not die Gäste jeweils um einen mitgebrachten Essensgang bit-ten. Dies aber gut vorher delegieren und koordinieren.

Für den eigenen Beitrag sich vielleicht mal die Zutaten vom Supermarkt lie-fern lassen. Die drei bis fünf Euro Transportkosten ist es als Vermei-dungsstress im vorweihnachtlichen Supermarktgedränge allemal wert.

6. Angst vor Streit und Famili-enfehden unterm Weihnachtsbaum? Bekanntlich ist ja die Harmonie an solchen Festtagen besonders gefähr-det, gerade weil man sich so stark um sie bemüht und zu viel Zeit miteinan-der verbringt. Kollegin Ulrica hat da ein - allerdings gefährliches - Rezept, das ich nicht unbedingt zur Nachah-mung empfehlen möchte: den Tag quasi anästhesieren mit einem Glas Sekt oder Wein, jede Stunde während der Auseinandersetzungen dieser Tref-fen. Aber nicht mit Härterem, gibt sie wenigstens zu bedenken.

Was an Weihnachten 2013 „in“ ist:

Nichts geht mehr ohne Elch! Verges-sen Sie den pausbäckigen, rotgesichti-gen Santa Claus mit Geschenkesack auf dem Rücken, vielleicht auch noch zusammen mit Schneemännern blin-kend vor der Haustüre. Sein Rentier rückt jetzt in den Mittelpunkt! Elch und Rentiere, wohin man blickt - vom Adventskranz mit Rentierkerzen bis zur Weihnachtstischdecke oder Schlüsselanhänger. Kitsch as Kitsch can. Ein kleiner Trost: Der Teddy bleibt aktuell als Dekoration.

Beliebte kleine Geschenke in letzter Minute eingedenk der Energiewende:

Wärmflasche, wenn möglich auch im nordischen Design

Touch-Handschuhe für SMSen in Eiseskälte: Taschenwärmer für Win-tersportler

7. Als Alternativprogramm: an

diesen Tagen flüchten, machen ja auch

immer mehr. Eine Safari buchen, einen

Skiurlaub oder eine Kreuzfahrt und wäh-

renddessen jeden Tag lachend daran

denken, welchem Stress man entgangen

ist!

Gabriele Hefele

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“Roswithens Weihnachtswunsch”

Die Sache begann sehr harmlos. Als ich vor Jahren einmal mit Roswithen spazieren ging, fragte sie mich: “Vater, magst du gern Ziegen leiden?” Ich kann eigentlich nicht behaupten, dass ich Ziegen überwältigend reizvoll fin-de. Ich antwortete also langsam und gedehnt: “Nun jaaaa - hm - wie man`s nimmt - warum nicht?” “Ich schreck-lich gern!” seufzte Roswitha. “So klei-ne junge Ziegen find` ich reizend!” Ja, wenn sie noch klein sind, sind sogar Menschen reizend.

Dachte ich, sagte ich natürlich nicht. Damit schien dieses Thema erschöpft. Die Lektüre seiner Kinder kann man nicht sorgfältig genug überwachen. Ich hatte es daran fehlen lassen: Roswitha erwischte eine Geschichte mit einer Ziege darin. Es war “Heidi” von Jo-hanna Spyri, eine nette Geschichte, wenn nur keine Ziege drin wäre und wenn die nicht noch obendrein “Schneehöppli” hieße. Nun hatte Roswithens Sehnsucht einen Namen: “Schneehöppli”, nun saß die Sehn-sucht fest.

“Wenn ich verheiratet bin, dann kann ich doch tun, was ich will, nicht?” Sie nahm mein Schweigen für Bejahung. “ - und wenn ich den Ludwig heirate, denn kauf ich mir `ne Ziege, und die soll Schneehöppli heißen. Wenn ich Fritz heirate, der will drei Kinder ha-ben; aber wenn ich Ludwig heirate, der will keine Kinder haben, denn schaff ich uns `ne Ziege an.”

Von Zeit zu Zeit rückte der Termin des Ziegenkaufes ein tüchtiges Stück-chen vor. “Wenn ich groß bin, dann kauf ich mir usw.” - “Wenn ich nicht mehr zur Schule gehe und `n ganzen Tag frei habe, dann kauf ich mir usw.”

Als einmal wieder die Weihnacht na-he war, wurde Roswitha nach ihren Wunsch gefragt. “Mein höchster Wunsch ist ja natürlich `ne Ziege, aber - “ “Aber Liebling”, rief meine Frau, “wie sollen wir denn hier in der Stadt eine Ziege halten! Wenn wir so ein Tierchen anschaffen, muss es doch

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Weihnachtsgeschichte

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sein Recht haben! Wo sollen wir es denn unterbringen!” “Hm”, machte Roswitha mit nachdenklichem Ge-sicht, “in der Küche kann sie ja nicht sein?” “Nein”, erklärte meine Frau entschieden, “in der Küche kann sie ja nicht sein!” Dieser Versuchsballon war geplatzt. “Das arme Tierchen wür-de sich gar nicht wohl fühlen bei uns”, versicherte meine Frau.

Nein, wenn es sich nicht wohl fühlte, dann ging`s nicht, das sah Roswitha ein, wenigstens für einige Monate. Unglücklicherweise musste sie dann über den Robinson geraten. Hatte Heidi eine Ziege gehabt, so hatte Ro-binson eine ganze Insel voll wilder Ziegen. Ich bin überzeugt, der arme Schiffbrüchige erschien Roswithen als der beneidenswerteste der Menschen, weil er in Ziegen förmlich schlampam-pen konnte.

Dann kaufte ich ein Haus auf dem Lande mit einem großen Garten, und dann musste ein Unglücksbengel aus dem Dorfe Roswithen eines Tages erzählen, er könne ihr eine kleine Ziege für eine Mark fünfzig verkaufen.

- Aufgelöst kam Roswitha nach Hause. “Vater! Mutter! `ne Ziege kostet bloß eine Mark fünfzig! Ich hab` ja fünf Mark in mein`m Spartopf; darf ich sie mir holen?” “Liebe Roswitha, es ist nicht wegen der Mark fünfzig; eine Ziege braucht doch auch einen or-dentlichen Stall, und den haben wir nicht, können wir in unsern Garten auch gar nicht unterbringen.” - Damit

war auch dieser Angriff abgeschlagen … Aber eines Morgens beim Früh-stück begann sie: “Vater, ich weiß was. Unten im Keller haben wir doch so `ne große Bücherkiste, nicht?” “Ja?” “Da machen wir einfach `ne Tür hinein, und denn ist das `n Ziegenstall.” Da riss mir die Geduld. “Roswitha”, sagte ich ernst, “nun hörst du endlich auf mit deiner Zie-ge, nun hab ich`s satt. Du bekommst keine Ziege, und damit basta!”

Die Absage wirkte. Roswitha sprach weder von Stall noch Ziege mehr, nicht einmal andeutungsweise, nicht einmal zu den Geschwistern. Sie ging fortan still einher, aber nicht etwa traurig, nicht etwa gedrückt, nein, Roswitha schien durch ihren Ver-zicht gesetzter, ihre Augen, ihr ganzes Gesicht schien seelenvoller geworden zu sein.

Meine Frau und ich kamen spät in der Nacht aus fröhlicher Gesellschaft heim und wollten uns eben zur Ruhe begeben, da sahen wir auf dem Nachttischchen einen Brief liegen. Auf dem Umschlag stand von Roswithens Hand: “An Mami und Papi”. Wir öffneten und lasen ge-meinsam:

Meine süßen geliebten Wonne-Eltern bitte bitte schenkt mir doch eine ganz kleine Ziege, ich will auch gar nichts zu meinem Geburtztag und zu Weinachten haben und ich will mir auch schrecklich Mühe in der Ortografi geben, Du sollst sehen, Mami, wenn ich groß bin, schreib ich ganz richtich, und ich will auch ein guter Mensch werden und gar-nicht mehr heftig und jezornig sein. Ich bitte euch so schrecklich, schenkt mir `ne Ziege, wenn Mutti mich unterichtet denk ich immer blos an die Ziege.

Tausend Billionen Küsse von eurer Roswitha.

Was soll ich weiter sagen - am nächs-ten Morgen bewilligten wir die Ziege.

Otto Ernst

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Klage beim Sozialge-richt eingereicht

Zur Angleichung des Tarifs PVN an PVB in der privaten Pflege Pflichtver-

sicherung

Ende November 2013 wurde von einem Mitglied des Seniorennetzwer-kes Costa Blanca Klage vor einem Sozialgericht eingereicht.

Begründung

Bei der privaten Pflege Pflichtversi-cherung existieren 2 Tarife nebenei-nander.

Tarif PVN => für Personen ohne An-spruch auf Beihilfe

Tarif PVB => für Personen mit An-spruch auf Beihilfe

In der Tarifstufe PVN ist der § 34 Abs. 1 Ziffer 1 SGB XI nachgebildet, d.h. der Anspruch auf Leistungen ruht solange der Versicherte sich im Ausland aufhält. Pflegesachleistungen im EU-Ausland werden nicht bezahlt. Dies wurde von verschiedenen Versi-cherungen bestätigt.

In der Tarifstufe PVB haben privat pflegeversicherte Ruhestandsbeamte Anspruch auf Kostenerstattung auch im EU-Ausland, d.h. Pflegesachleis-tungen werden im EU-Ausland be-zahlt. Dies wurde von verschiedenen Versicherungsunternehmen bestätigt. Die Änderung in diesem Tarif wurde auf Grund des Urteils des Bundesso-zialgerichtes ( vom 28.09.2006, B 3 P 3/05 R ) vorgenommen.

Die Nichtumsetzung des Urteils des Bundessozialgerichtes im Tarif PVN ist sachlich nicht zu rechtfertigen und ein Rechtfertigungsgrund ist nicht erkennbar. Beide Personenkreise sind

nicht in der gesetzlichen Krankenver-sicherung und haben Anspruch auf Pflegesachleistungen. Auf Grund dessen wurden Versicherungsunter-nehmen aufgefordert den Tarif PVN an den Tarif PVB anzupassen, denn der Gleichheitssatz ius respicit aequi-tatem, „Das Recht achtet auf Gleich-heit“, ist ein Grundsatz im Verfas-sungsrecht, siehe Artikel 3 Ziffer 1 Grundgesetz.

Die Pflegeversicherung ist eine Pflichtversicherung und wird durch Beiträge der Versicherten finanziert. Der Eintritt einer Pflegebedürftigkeit ist Personen- und nicht Wohnortbe-zogen. Zur freien Persönlichkeitsent-faltung (Art. 2 Abs. 1 GG) gehört auch die Entscheidung über den Wohnort und damit auch den Ort der Inanspruchnahme der Leistungen frei wählen zu können. Weiterhin hat jeder Unionsbürger das Recht sich im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten vorbehaltlich der in den Verträgen und in den Durchführungsvorschrif-ten vorgesehenen Beschränkungen und Bedingungen frei zu bewegen und aufzuhalten. Die Grundkonzep-tion des Pflegeversicherungsgesetzes sieht gesetzlich definierte Leistungsbe-träge (Pauschalen) in Eurobeträgen sowohl für das Pflegegeld wie auch die Pflegesachleistung vor. Die Zulas-sung der Leistung Pflegegeld inner-halb Europas ändert nichts an dem Befund der Ungleichbehandlung von hoher Intensität. Die verweigerte Sachleistung hat ungefähr den dop-pelten Wert im Vergleich zum Pflege-geld. Dies widerspricht einerseits dem Solidaritätsgedanken der Sozialen Pflegeversicherung und andererseits kann mit dieser weitgehenden Ent-wertung der Versicherungsleistung von einer Absicherung des Risikos der Pflegebedürftigkeit keine Rede mehr sein. Im Falle einer Pflegebe-dürftigkeit entstehen gravierende

finanzielle Nachteile, die Lebenspla-nungen von Menschen in ungerecht-fertigter Weise negativ beeinflussen.

Von der Bundesanstalt für Finanz-dienstleistungsaufsicht (BaFin), Bonn, die zur Prüfung eingeschaltet wurde, kam folgende Antwort: "Sofern Zwei-fel an der Rechtmäßigkeit dieser Re-gelung besteht bleibt es Ihnen über-lassen, diese gerichtlich überprüfen zu lassen. Die BaFin darf Streitfragen aus einzelnen Versicherungsverträgen nicht mit rechtsverbindlicher Wir-kung entscheiden".

Die Haltung der BaFin ist für uns nicht nachvollziehbar, zumal wir von einem anderen Mitglied darüber in-formiert wurden, dass seine Versiche-rung Pflegesachleistungen im EU-Ausland im Tarif PVN bezahlt. Wir konnten es nicht glauben, aber das Bestätigungsschreiben liegt uns vor. Somit steht eindeutig fest, dass bei gleichem Sachverhalt Versicherte von den Versicherungsunternehmen in erheblichem Maße unterschiedlich behandelt werden. Sowohl die Un-gleichbehandlung der Tarife PVN zu PVB innerhalb eines Unternehmens als auch die Ungleichbehandlung der Versicherten zwischen den verschiede-nen Versicherungsunternehmen be-trifft mit Sicherheit hunderte oder gar tausende von Menschen, die per Ge-setz in die private Pflege Pflichtversi-cherung einzahlen müssen.

Aus all den genannten Gründen wur-de nun Klage gegen ein Versiche-rungsunternehmen eingereicht und beantragt, dass dieses dazu verurteilt wird die Leistungen des Tarifes PVN den Leistungen des Tarifes PVB anzu-passen. Hilfsweise wurde eine Anpas-sung der Versicherungsbedingungen der privaten Pflege-Pflichtversiche-rung an die Bedingungen der priva-

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Klage beim Sozialgericht eingereicht

Residentenkurier

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Unterhaltung

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ten Pflege-Zusatzversicherung bean-tragt. Dies deshalb, weil in den Allge-meinen Versicherungsbestimmungen der privaten Pflege -Zusatzver-sicherung der Geltungsbereich des Versicherungsschutzes bereits auf das Gebiet der Europäischen Union so-wie der Vertragsstaaten des Abkom-mens über den Europäischen Wirt-schaftsraum ausgedehnt wurde.

Nachdem eine Vielzahl von Men-schen betroffen ist wurde das Sozial-gericht gebeten diese Klage dem Bun-dessozialgericht zur Entscheidung vorzulegen. Weiterhin wurde darauf hingewiesen, dass im September 2013 Verfassungsbeschwerde durch die Kanzlei Bernzen Sonntag, Berlin, durch Herrn Professor Bernd Schlü-ter, im Namen einer Betroffenen, eine Verfassungsbeschwerde (Vorab-entscheidung nach § 90 Abs. 2 S 2 BVerfGG) gegen die einschränkende Wirkung des § 34 Abs. 1 SGB XI eingereicht wurde.

Wir halten Sie auf dem laufenden über den Fortgang sowohl dieses Ver-fahrens als auch über die Verfassungs-beschwerde.

Seniorennetzwerk Costa Blanca

PS: Zur vollständigen Finanzie-rung des Rechtsgutachtens und der Einreichung der Verfassungs-beschwerde fehlen immer noch ca. 500 €. Danke für Ihre Unterstüt-zung

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Die Denksportaufgaben der Problemreihe Kniffel-Schach stellen unter den Schachrätseln eine Besonderheit dar.

Es geht nicht mehr darum, in zwei, drei oder mehr Zügen matt zu setzen, Remis zu halten oder den Gewinnzug zu ermitteln, sondern es gilt, mit kri-minalistischem Fingerspitzengefühl, Phan-tasie, Kombinationsgabe, Köpf-chen und logischem Denken z.B. vergangene Züge zu rekonstruieren, unbe-kannte Schachfiguren zu ermitteln oder andere Zusammenhänge zu erken-nen. Alle denkbaren Fragestellungen sind erlaubt. Die Rätsel werden be-wusst künstlich konstruiert, sind aber streng legal und können mit Compu-tern (noch) nicht gelöst werden.

Herausgeber + Copyright: Peter Krystufek

Postfach 1505, D-71205 Leonberg

e-Mail: [email protected]

Internet: www.kniffel-schach.de

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Andalusisch

Residentenkurier

J etzt könnte natürlich jemand sagen: Was soll das? Andalusi-sch wird gesprochen oder ge-

sungen, nicht geschrieben. Und wie will man einen Dialekt schriftlich darstellen, also be“schreiben“, ohne mündliche Beispiele für die Ausspra-che zu liefern? Es geht, aus verschiede-nen Gründen, und ich will es später auch beweisen. Dagegen würde es mir nicht im Traum einfallen, an dieser Stelle dem deutschsprachigen Leser die Aussprache der spanischen Hoch-sprache, also des „castellano“ (wie ja Spanisch in Lateinamerika vorzugswei-se genannt wird), zu erläutern. “Dem Leser“ soll hier heißen, jeman-dem, der an den andalusischen Dia-lekt um ihn herum gewöhnt ist, aber wenig Gelegenheit hat, „richtiges“ Spanisch zu hören, vielleicht im Radio oder Fernsehen, oder gar im Kino. Warum, bzw. warum nicht?

Nun, das Spanische hat rund ein halbes Dutzend Laute, die dem Deut-schen fremd und deshalb schriftlich schwer wiederzugeben sind. Natürlich haben das zahlreiche Lehrbücher ver-sucht und tun dies immer noch. Aller-dings heutzutage unterstützt von „audiovisuellen“ Hilfsmitteln wie Au-dio-Kassetten, CDs, DVDs usw. Von diesen im Hochdeutschen nicht exis-tenten Lauten hätten wir z.B. das „z“ (in allen Stellungen) und das gleichlautende „ce“ und“ci“mit den uns aus dem Englischen einigermaßen vertrauten „Lispellauten“ des stimm-

haften oder stimmlosen „th“ („the“, „this“ bzw. „thick“, „thin“), wie wir es stimmlos in „cerveza“, „civilización“, „urbanización“, Jerez, Andalucía haben. Dann gibt es die im S p a n i s c h e n u n e n t b e h r l i c h e n stimmhaften Reibelaute b, d, g, wie in „la bodega“ (auch wer die Aussprache nicht hinbekommt, eine Bodega kennt doch im Lande des Sherry und des Brandy jeder), „abogado“ oder „¡Digo!“ (auch gutes Andalusisch im Sinne von „Sag ich doch! Genau!“).

Wir kennen im Deutschen nur die stimmlosen Varianten von b,d,g, („aber, „Bube“, „Adler“, „goldgelb“), wie sie allerdings auch die Spanier haben, wie in „un buen vino (gesprochen „umbuembino“) „en Berlín“ („emberlín“), „en Valenci-a“ (embalencia“), „endonde“, „con gas“. Auch sind „ll“ und „ñ“ nur für den “Hausgebrauch” einfach „l + j“ („Maljorka“, Sewillja") bzw. „n + j“ („sennjor“, „ninnjo“, „Espannja“), sondern dem Spanischen eigene Lau-te. „La eñe” gilt als “españolísima” und hat es zu einem gewissen Symbol-wert für das Spanische überhaupt gebracht (so wie der frühere Osborne- und heute namenlose Stier für Spani-en). Wie oben gesagt, „ll“ und „ñ“ muß man hören oder vorgesagt be-kommen. Ähnliche Laute haben wir übrigens auch in anderen Sprachen (Portug. „lh“ und „nh“, Franz. und Ital. „gl“ und „gn“: Bourgogne, Au-vergne, Livigno, Cagliari, serbokr. Ljubljana). Schließlich gibt es noch das spezifisch spanische „s“, das zwi-schen „s“ und „sch“ liegt und beson-ders gut beim jetzigen spanischen Re-gierungsschef Mariano Rajoy zu hören ist.

Ich würde allenfalls ein paar allgemei-ne Hinweise für die Aussprache ge-ben, die auch für die andalusische Mundart gelten, und die helfen, dass das Spanische eben nicht wie Deutsch mit spanischen Wörtern, sondern

„spanisch“ klingen. Ein paar solcher Richtlinien wären:

- Die spanischen Vokale (a, e, i, o, u) sind kurz und offen zu sprechen. Es gibt keine langes, geschlossenes „e“ wie in „Beete“ und kein langes, ge-schlossenes „o“ wie in „Boot“ (nicht „Peepö“, sondern „Päppä“ für Pepe und nicht „Loopö dö Weega“ für Lope de Vega.

- Das Spanische wird nicht „staccato“, sondern „ligato“ gesprochen, wenn ich hier einmal „musikalisch“ werden darf, d.h. die Wörter werden gebun-den und verbunden, nicht mit dem deutschen „Knacklaut“ oder Stimmab-satz zerhackt.

Im Deutschen wird oft übertrieben mit „auf-ein-ander“, „be-ob-achten“. Besonders hässlich: „Gu-atemala“ oder sogar „bu-eenoo“, weil das „u“ hier ja kein „u“ ist, sondern mehr „w“, also „Gwatemala“ und „bweno“. Wir sagen also „Ssomossalemanes“ oder „elairedeandalucía“ für „Somos alemanes“ und „el aire de Andalucía”. Schon viel ist getan, wenn der Deut-sche den Hauchlaut “h” nach p, t, k vermeidet, also “capitán“, „tomate“, „total“, „teatro“, „patata“ und nicht „ khaph i thaan“ , „ thomaa the“ , „thothaal“, „theathro“, „phathatha“ s a g t u n d „ p a q u e t e “ n i c h t „phakheethe“, sondern „pakkätä“ ausspricht.

Wie gesagt, diese oben angeführten Aussprachehilfen gelten auch für den andalusischen Dialekt. Aber im Ge-gensatz zum „castellano“, wie es eben in Kastilien gepflegt wird, hat die an-dalusische Sprechweise eigentlich kei-ne Besonderheiten, die sich nicht auch schriftlich erklären lassen. Dar-über hinaus wird Andalusisch ohne-hin kaum geschrieben, außer in Na-men von bestimmten Örtlichkeiten wie Restaurants oder Bars, wie „Er Q u e j í o “ ( E l Qu e j i d o ) o d e r „Marsalao“ (Mar salado) .

Diesmal wagt es Erwin, den andalusischen Dialekt zu schreiben. Da hat er wieder viel Interessantes zu berichten. Seien Sie gespannt…..

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Eigenarten der andalusischen Sprache

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Gesungen wird es dann oft ziemlich unverständlich. Das gilt aber nicht nur für „andalú“.

Andalusisch ist ein „dialecto post reconquista“, der sich also erst nach Beendigung der Reconquista 1492 herausgebildet hat. Literatursprache wurde es nie, im Gegensatz etwa zum Plattdeutschen (mit Theodor Fontane oder Theodor Storm) oder dem aus dem Mittelhochdeutschen mit dem Nibelungenlied und den süddeut-schen (bairisch-österreichisch-süd –Tiroler und fränkischen) Minnesän-gern wie Walter von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach und Oswald von Wolkenstein hervorgegan-genen Bairisch. Wie die meisten deut-schen Mundarten viel älter als das lutherische Hochdeutsch sind, gibt es auch in Spanien alte, gewachsene Dialekte, die sich heute noch neben dem „castellano“ behaupten, wie das Asturische („bable“) oder das Aragone-sische, die sich beide bereits als regio-nale Amtssprachen etabliert haben.

Wo wird Andalusisch gesprochen?

Grob gesagt, im südlichen Drittel Spa-niens, d.h. außer in der heutigen Au-tonomen Gemeinschaft Andalusien auch in der südlichen der beiden Pro-vinzen der Extremadura, nämlich Badajoz (in der nördlichen Provinz Cáceres spricht und hört man Kasti-lisch!), in der Region Murcia und et-was „gemäßigt“ auf den Kanarischen Inseln. Mit der „Entdeckung“ Ameri-kas, d.h. der Insel Guanahaní durch den Matrosen Rodrigo de Triana, also einem Sevillaner, mit seinem Ruf „¡Tierra a la vista!” (Land in Sicht) setzte alsbald die Kolonisierung der Neuen Welt ein. Diese Kolonisatoren des späteren Spanisch-Amerika waren vornehmlich Andalusier. Deshalb finden wir im Spanischen Mittel- und Südamerikas vom Río Grande del Norte (Río Bravo) bis Feuerland viele M e r k m a l e d e r S p r a c he d e s „atlantischen Spaniens“ mit Andalusi-en und Canarias wieder (Venezuela z. B. wurde von den Kanaren aus besie-delt).

Übrigens: Geographisch gehört Mexi-ko zum großen Teil nicht zu Mittel-, sondern zu Nordamerika, jedenfalls bis zur Landenge von Tehuantepec.

Nun zum Andalusischen:

Auch hier könnte jemand fragen, wa-rum so eine lange „Einleitung“ und Darstellung des „castellano“, also der spanischen Hochsprache, bevor es ans „Eingemachte“, also in die hiesige Mundart geht.

Im Normalfall ist es vernünftiger und logischer, erst einmal die richtige, die Hochsprache zu erlernen und sich dann mit irgendeinem Dialekt zu be-fassen. Das gilt für Hochdeutsch, Standard-Französisch oder Hochara-bisch genauso wie für „castellano“. Was hätte es einem ausländischen Diplomaten in Bonn genützt, sich in und mit dem dort gesprochenen rhei-nischen Platt zu versuchen und dann erst Hochdeutsch zu lernen. Das Glei-che gilt für den Ausländer in der jetzi-gen Bundeshauptstadt, der ohne das richtige Deutsch, das er vielleicht bei „Goethe“, d.h. einem unserer Goethe-Institute im In- und Ausland, gelernt hat, kaum „Da kiekste, Männeken, wa?“, sondern nur „Bahnhof“ und nicht einmal das verstehen wird. Na-türlich sind Ausnahmen denkbar. Wer nur für kürzere Zeit in Kairo zu tun hat, kann sich Hocharabisch und die arabische Schrift ersparen, weil er gut mit dem von allen Ägyptern vom Präsidenten zum einfachen Fellachen gesprochenen sog. Ägyptischen Vulgär-Arabisch zurecht kommt.

Zur Sache (¡Al grano!):

Was macht Andalusisch aus? Auffal-lendstes Merkmal und kennzeichnend für die andalusische Mundart ist die Aussprache des „s“, insbesondere die Gleichbehandlung des „s“ und des „z“ (in allen Stellungen) bzw. des „c“ in „ce“ un d“ci“, nämlich als „s“ /“ss“. Diese das Andalusische prägende Er-scheinung nennt man „seseo“, im Gegensatz zum hochsprachlichen, „kastilischen“ „ceceo“, d.h. die Aus-sprache von „z“ und „ce“/“ci“ als

„Lispellaut“ (wie das englische „th“). Der andalusische „seseo“ bedeutet, daß in der Aussprache nicht unter-schieden wird zwischen z .B. „casa“ (Haus) und „caza“ (Jagd), zwi-s c h e n „ t a z a “ ( T a s s e ) u n d „ t a s a “ ( S t e u e r ) , z w i s c h e n „cocer“ (kochen) und „coser“ (nähen), zwischen „cerrado“ (geschlossen) und „ s e r r ado“ ( g e s äg t ) , zw i s chen „ c i e r v o “ ( H i r s c h ) u n d „ s i e r v o “ ( D i en e r ) , zw i s c h e n „cegar“ (blenden) und „segar“ (säen), zwi schen „zumo“ (Sa ft ) und „sumo“ (höchster). Für „cerveza“ hö-ren wir also „sserwessa“, für „azúcar“ „ a s s ú k a r “ , f ü r „ A n d a l u c í a “ „Andalussía“, für „Santa Lucía“ „Ssanta Lussía“, für „Cecilia“ „Ssessilia“, für „urbanización“ „ u r b a n i s s a s s i ó n “ , f ü r „civilización“ (wo wir im Kastilischen gleich dreimal den Lispellaut haben) „ssiwilissassión“ usw. Darüber hinaus werden „s“ und „z“ am Silben- oder Wortende oft überhaupt nicht oder als schwaches „h“ gesprochen. So wird aus „andaluz“ „andalú“ oder „andaluh“ („andaluza“ wird natürlich „andalussa“), unser Jerez lautet “Heré“, Cádiz sogar „Cai“, das man manchmal sogar so lesen kann (in Conil heißt eine Straße am Anfang „Calle Cádiz“, am Ende „Calle Cai“), Badajoz hört man als „Badahó“. Zur Aussprache von „j“, „d“ usw. kommen wir schon noch.

Wie schon erwähnt, finden wir den „seseo“ auch als Merkmal des auf den Kanaren und in Spanisch-Amerika gesprochenen „castellano“. Ein beson-ders reines „s“ hört man in Mexiko und den Andenregionen von Kolum-bien, Ecuador, Peru und Bolivien. Das „schlampige“ Weglassen von Schluß-„s“ oder „z“ bzw. Ersetzen durch „h“ („nossotroh loh an-dalusseh“ für „nosotros los an-daluces“- Wir Andalusier) finden wir dagegen auch in den Küstenregionen und Inseln der Karibik (von Mittel-amerika bis Venezuela, Kuba, Puerto Rico, „DomRep“ /“RepDom“ = Do-minik. Republik, República Domini-cana, das „Mallorca der Karibik“) wie-der.

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Andalusisch

Residentenkurier

Nun gibt es sicher nicht wenige Deut-sche, die protestieren und anführen: Wir hören und treffen aber täglich „lispelnde“ Andalusier. Das stimmt auch. Es gibt eben nicht nur den Stan-dard-„seseo“, sondern auch eine Reihe von Mischformen von „seseo“ und „ceceo“ („seceo“, „ceseo“). So hören wir „Y ¿Vozotro, cuándo pazai por caza?“ für „..vosotros, cuándo pasáis por casa.”(Und Ihr, wann schaut Ihr mal bei uns vorbei?).

Dann gibt es die Umstellung von „st“ plus „ceceo“, d.h. aus „este castillo“ (diese Burg) kann „ehte cahstiyo“, aber auch „etze katziyo“, aus „Estado“ (Staat) neben „Ehtao“ auch „Etzao“ werden. Viele Andalusier haben an-scheinend überhaupt etwas gegen das „s“, auch mitten im Wort oder gar am Anfang. Das ist der sogenannte „jejeo“ oder „heheo“. Dabei wird aus „Sevilla“ eben „Jeviya bzw. „Heviya“. Diese Aussprachevarianten hängen aber nicht zuletzt vom Bildungsstand des Sprechers ab.

Insgesamt klingt das Andalusische durch Wegfall oder Abschwächung der „kernigen“ kastilischen Konso-nanten weicher. Dazu gehört auch die weiche Aussprache des „j“, der „jota“ (die Namen der Buchstaben sind im Spanischen weiblich), unseres deut-schen „ach“-Lautes. Unseren weichen „ich“-Laut kennt das Kastilische ohne-hin nicht. Im Andalusischen klingt das „j“ wie unseres konsonantisches

„h“ wie in „Herr“ oder „sehen“ (also nicht Dehnungs-h wie in „sehr“ oder „Ohr“). Jerez wird so zu „Heréss“ oder „Heré“, Vejer zu „Wehé“, Jaén zu „Haénn“, „mujer“ (Frau) zu „muhé“, „las mujeres“ zu „lah muhereh“, „hijo“ (Sohn) zu „iho, „cortijo“ (Landgut, Bauernhof) zu „kortiho“, „reloj“ (Uhr) zu „reloh“, „ajo“ (Knoblauch) zu „aho“.

Will man einem Spanier erklären, daß das „h“ im Deutschen oder Engli-schen im Gegensatz zu den romani-schen Sprachen (außer mglw. Rumä-nisch) normalerweise nicht stumm ist, aber auch nicht als spanischer „ach“-Laut gesprochen wird (also nicht „Chaidi“ für Heidi, „Charri Potter“ für Harry P., „Chonkón“ für Hong-kong), so sagt man ihm am besten: Englisches oder deutsches „h“ klingt genauso wie das spanische „j“ (die „jota“) in Andalusien, also „Herr“ wie in „Heré“ (Jerez).

Bei einigen spanischen Wörtern ha-ben wir im Andalusischen für ein eigentlich stummes Anfangs-„h“ die Aussprache als deutsches „h“ (wie in „Hut“) oder schwaches „ch“, geschrie-ben „j“. So wurde aus dem „cante hondo“, dem „tiefen Gesang“ des Flamenco, der „cante jondo“, und aus dem Wort „huelga“ (Streik) hat sich die „juerga“(loses Treiben, wilde Feier) entwickelt. Die „huelga“ gibt es dane-ben natürlich auch. „Harto“ (genug, satt, überdrüssig) ist oft „jarto“.

Auch das harte kastilische „ch“ (gesprochen „tsch“) klingt im Andalu-sischen weicher: „noche“ (Nacht) nicht „notsche“, sondern etwa „noschje“.

-Das „d“ zwischen Vokalen oder am Wortende, das ja schon im Kastili-schen ein stimmhafter Reibelaut (wie englisch „this“, „that“), also „weicher“ als unser deutsches „d“ ist, fällt meist weg, vor allem bei den Endungen „-ado“, „-ada“,

„-ido“, „-ida“, „-odo“. Wir hören „colorao“ für „colorado“, „salao“ für

„salado“ (salzig, aber auch witzig, lus-tig. Río Salado!),. „mar salao“ (salziges Meer). Die drei typischen Vertreter bzw. Interpreten des Flamenco sind der „tocaó“ („tocador“, Gitarrist), der „cantaó“ („cantador“, Sänger) und der „bailaó“ („bailador“, Tänzer). Eine Frau ist „cantaora“ oder „bailaora“, seltener „tocaora“. Der „arrumbaó“ ist der „arrumbador“ (etwa Kellermeis-ter). „-ada“ ird zu „á“: „una rosa co-lorá“ ist eine rote Rose („una rosa colorada“), „Graná” ist Granada, “ná” nichts (“nada”) , “naí ta“ e in „Nichtschen“ („nadita“, Verkleine-rung von „nada“).

In Conil gibt es, wie schon erwähnt, eine Bar /Tasca „Er Quejío“, eigent-lich „el quejido“, der Seufzer). „La vía“ ist „der Weg“, steht in Andalusien aber auch für „la vida“ (das Leben). „Tó“ kommt von „todo“ (alles, jeder), „toíto“ von „todito“ (alles).

Das Andalusische liebt überhaupt die Verkleinerung, das Diminutiv, vor allem auf „-ito“, „-ita“, „-illo“, „-illa“.So wird aus „agua“ (Wasser) ein „agüita( gesprochen „aguita“, Wässerchen. Das muß kein russisches „Wässerchen“ –wodka- sein).

Das End-„d“ fällt in der Aussprache meist weg: „verdá“ („verdad“, Wahr-heit. “¿Verdad?” bedeutet “Nicht wahr?”), “ssiudá” (“ciudad”, Stadt), “salú” (“salud”, Gesundheit. “¡Salú!”, “Prost!”), “usté“ („usted“, Sie), Madrí (Madrid).

Das „-ao“ und „á“ ist übrigens keines-wegs auf Andalusien (oder zum Teil Hispano-Amerika) beschränkt. In der spanischen Alltags- und Umgangsspra-che hört man genauso vom König wie vom Professor oder Losverkäufer ein „-ao“ anstatt „-ado“. Also „¿Dónde has estao?” (Wo bist Du gewesen), “Me he enfadao” (Ich habe mich geärgert), “mi cuñao“ (“mi cuñado”, mein Schwager), “ná“ („nada“, nichts). Im Gegenteil, ein überkorrektes „-ado“ wird als affektiert („cursi“) empfun-den. So macht man sich im Witz über jemanden lustig, der besonders „fein“

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Eigenarten der andalusischen Sprache

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sprechen will und Folgendes von sich gibt: „Vengo de la Plaza del Callado, y mañana iré a Bilbado, donde se come buen bacalado“. Der Platz in Madrid heißt natürlich „Callao“ (nach der Hafenstadt in Peru), „Bilbado“ ist Bilbao und „bacalado“ ist „bacalao“.

Ganz charakteristisch wiederum für Andalusisch: Zum einen werden „l“ und „r“ am Wortende selten gespro-chen. Zum anderen steht „r“ häufig für „l“. Also „señó” oder “zeñó” (“señor”), Er Parmá” (El Palmar), “er zó” (“el sol”), “la zá“ („la sal“, das Salz). Bei diesen Beispielen kommt noch der “ceceo” hinzu. Besonders nett: “er zeñó Arcarde” („el señor Alcalde. Der Herr Bürgermeister) . Man liest (!) sogar: „Se arquila“ („se alquila“, Zu vermieten). „Prazuela“ ist die kastili-sche „plazuela“, „Uerva“ ist korrekt Huelva, Unser Nachbar Melchor „schrieb sich“ zwar so, war aber in der Familie „Merchó“. „Bartazá“ ist natür-lich Baltasar, auch der von den drei Reyes Magos (Hl. Dreikönige). „Grabié“, außerdem ein Zungendre-her, ist Gabriel.

-„b“ und „v“ sind im kastilischen Spa-nisch und auch andalusisch gleichwer-tig. Wie soll nun ein Andalusier ohne große Schulbildung wissen, wenn er nicht gerade das geschriebene Wort vor Augen hat, ob er nun „b“ („b de burro“) oder „v“ („v de vaca“) zu schreiben hat? Einer unserer Nach-barn betreibt seit Jahren seine „Venta“, schreibt aber „Benta“.

-„ll“ und „y“ werden nicht wie im Kas-tilischen unterschieden. „ll“ wird fast immer als „y“ gesprochen: Ssewiya (Sevilla), „chiquiyo“ oder „quiyo“ („chiquillo“, eigentlich Kleiner), als Anrede sehr beliebt, fürs weibliche Geschlecht entsprechend „¡oye, chiquiya (quiya)!“.

Daß es wie bei jedem Dialekt eigene Wortprägungen für die Dinge des Alltags gibt, ist nichts Besonderes. In

Madrid bestellt man eine „caña de cerveza“, in Andalusien einen „tubo“. Auch den „tinto de verano“ kennt man hierzulande mehr als anderswo. „Agua“ steht für „lluvia“ (Regen), „goma“ für „manga“ (Schlauch) usw.

Von einer eigenen Grammatik kann man beim Andalusischen nicht reden. Aber eine Besonderheit sticht ins Au-ge (oder eher „ins Ohr“?): die 2. Per-son Mehrzahl , a lso spanisch „vosotros/vosotras“ (deutsch „Ihr“) ist nicht so bekannt oder beliebt. D.h. es wird oft nicht zwischen „Ihr“ und „Sie (Mehrzahl)“ unterschieden. Man sagt zu einer Schar Kindern “¡Vengan uste-des aquí!” (anstatt “¡Venid aquí!“ Kommt her!)) oder „¡ Ahora váyanse ustedes a la cama!“ anstatt “¡Ahora iros a la cama!”(Marsch ins Bett mit Euch!). Dieses Phänomen gilt für ganz Spanisch-Amerika. D.h. es gibt in der Einzahl „tú“ (Du. Am Rio de la Plata steht dafür fast ausnahmslos „vos“. Die Ausnahme ist ein bestimmte De-partment in Uruguay, wo man auch „tú“ sagt. Aber dieser „voseo“ anstelle des „tuteo“, Duzen, ist ein Kapitel für sich), also es gibt „tú“ (Du) und „usted“ (Sie Einzahl). In der Mehrzahl keine Unterscheidung, sondern nur „ustedes“, das also „Ihr“ und „Sie“ heißen kann.

In Andalusien kommt überdies bei v ie len Sprechern , se lb st be i „Studierten“ die Unsicherheit hinzu, wie man nun eigentlich sagt. Man hört dann „Vosostros ustedes sois alemanes, ¿ no?“ oder „Cuando uste-des estáis en casa“ für entweder „Cuando ustedes están en casa” oder “Cuando vosotros estáis en casa”. “ ¡ E n c o n t r a d s e ! ” f ü r “¡Encontraos!”.¡No hablad!” oder “¡No callad!” für “¡No habléis!” bzw. “¡No calléis!”. Ich will das nicht so kompliziert darstellen, aber man sagt einfach so. Aber eine Parallele, besser gesagt ein Gegenbeispiel aus dem Deutschen will ich noch anführen:

In manchen deutschen Landen unter-

scheidet man umgangssprachlich in der Mehrzahl zwischen „Ihr“ (Mehrzahl von Du) und „Sie“ Mehr-zahl, sondern spricht eine Gruppe von Personen, die man als einzelne siezen würde, mit Ihr an. “Mögt Ihr noch etwas als Nachtisch?“ . Hierzu gehört auch die in einigen Gegenden immer noch anzutreffende Sitte, den Vater oder die Mutter zu „ihrzen“. „Wie geht’s Euch, Vater?“.

Bleibt zu hoffen, dass dieser Versuch einer zumindest groben Charakterisie-rung der andalusischen Mundart zu deren Verständnis beiträgt, wenn auch nicht zum Verstehen all dessen, was wir so um uns herum hören. Und andalusisch zu sprechen sollten wir erst gar nicht versuchen. Dialekte soll-te man meiner Meinung nur dann nachmachen, wenn keiner in der Nä-he ist, der den betreffenden Dialekt selbst spricht.

Und: Ostfriesen-Witze sollten wir Norddeutschen, Ösi-Witze den Öster-reichern und Witze über die Andalusi-er und ihr Andalusisch allenfalls den spanischen „Nordlichtern“ überlassen.

¡Digo!

Zur Person:

Erwin Penkert war Botschaftsrat, Dolmet-scher für Spanisch und Portugiesisch sowie Arabist (Universitäten Madrid und Tunis): Jetzt ist er allerdings im verdienten Ruhe-stand und lebt in Conil de la Frontera. Er möchte sich als Landes– und Sprachkenner nützlich machen und ist auch bereit, Resi-denten zu Behörden, Ärzten, Krankenhäu-sern etc. zu begleiten. [email protected]

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Teil 28:

W ir waren getestet wor-den…von einem pro-fessionellen Tester,

beauftragt von einem älteren Ehe-paar. Die beiden besaßen einen Vorzeigebauernhof im Wester-wald und ein wunderschönes Fachwerkhaus im Örtchen Val-lendar. Dieser Ort hat ca. 9000 Einwohner und liegt gegenüber von Koblenz, auf der anderen Rheinseite….

Aber bevor ich weiter erzähle, wie und wo es mit uns weiterging, muss ich noch von einem wun-derschönen Tag in meinem Le-ben berichten. Von der Feier 1982 zu meinem 40. Geburtstag i n u n s e r e m R e s t a u r a n t „Hubertusklause“ in Bernkastel-Kues. Ich feierte verschiedene Jubiläen:

1962-1982: vor 20 Jahren kam ich in Bernkastel – Kues an

1972-1982: vor 10 Jahren bekam ich die deutsche Staatsbürger-schaft

1942-1982: meinen 40. Geburts-tag

Kurios an meinem Geburtstagsdatum ist, dass ich 2x Geburtstag habe. Am 12. No-vember wurde ich geboren, erzählte mir meine Mama. Aber da mein Papa an die-sem Tag wie immer mit dem LKW unter-wegs war, konnte er mich nicht offiziell anmelden, sondern erst als er zurück in Marchena war. Aber das war 2 Tage später und so steht in all meinen offiziellen Doku-menten das Datum des 14. November! All meinen Geschwistern, die nach mir gebo-ren wurden, ist es genauso ergangen. Das lässt vielleicht erahnen, wie es mit der Bü-rokratie im Nachkriegs-Spanien bestellt war…!

Aber zurück zum 12. November 1982, mei-nem 40. Geburtstag.

Ich nahm diesen Tag zum Anlass, mal all meinen Freunden und Unterstützern ein herzliches Dankeschön zu sagen für all die Jahre und die freundliche Auf-nahme im Örtchen 20 Jahre vorher. Ich hatte meine wun-derbare Frau gefunden, die Kinder waren gesund und ich war glücklich in meinem Be-ruf, auch wenn er immer eine Herausforderung war.´

Also beschloss ich, mit meinen Mitarbeitern und Doris ein großes Buffet zu machen und all die Menschen einzuladen,

die ich liebte, meine Familie und meine Freunde. Die Menschen, denen ich was zu verdanken hatte und ein paar Geschäftsleute, die häufig zum Essen kamen, oder die mir unter die Arme gegriffen hatten( im übertragenen Sinne)

Es wurde ein superschönes Buffet, meine Köche hatten sich wirklich „ins Zeug gelegt“, um sich und die Hubertusklause entsprechend zu repräsentieren. Ich war stolz auf meine Gäste aus dem Rathaus, der Presse, der Tourismusinformation… aber am meisten freute es mich, dass auch meine Mama gekommen war. Meine Schwiegereltern waren ange-reist und meine beiden Geschwister, die auch in Bernkastel wohnten, ferner liebe Freunde, liebe Kollegen. Mein allererster deutscher Chef, Willi, der mich vor 20 Jahren nach Bernkastel geholt hatte, kam leider allein, da seine Frau Renate leider inzwischen schon verstorben war, mit ungefähr 44 Jahren.

Es war ein toller, sehr emotionaler Tag für mich. Ich war glücklich und hielt eine kleine Rede, in der ich mich bei all denen persönlich be-dankte die mich auf meinem Weg unterstützt hatten.

Alle Mühen hatten sich gelohnt!!

Fortsetzung folgt…...

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Jenseits von Andalusien

Residentenkurier

Der Junge von der Hühnerfarm

Ein Andalusier ist mit 16 Jahren nach Deutschland ausgewandert, um in der Gastronomie zu arbeiten. Mit 60 Jahren kehrt er als Rentner nach Andalusien zurück und erzählt uns seine Geschichte. Gerade weil er beide Mentalitäten und Kul-turen kennt, sind seine Erfahrungen für uns Residenten sehr interessant. Hier Teil 28

(die vorherigen Kapitel sind in den jeweiligen Ausgaben im Archiv)

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Jahrgang 6, Ausgabe 32 Winter 2013-2014 Página 19

Sprachunterricht in Zusammenarbeit mit www.super-spanisch.de

Da wir Residenten in Spanien leben, ist es vor allem wichtig, die spanische Sprache gut zu beherrschen. Mit den Kreuzworträtseln stellen wir Ihnen eine unterhaltsame Weise vor, sich im Spanischen zu üben. Sicher gibt es dabei immer wieder neue Wörter zu entdecken und zu lernen. Viele Leser sind mittlerweile treue Fans von Super-spanisch.de geworden. Dort finden Sie Vokalbetrainer, Tandem-partner, Sprachreisen oder können per email täglich in etwa 5 min. neue Wörter und Ausdrücke üben. Hier wieder das beliebte Kreuz-worträtsel des Monats. Auflösung wie immer: im nächsten Heft.

Ideal sind auch Sprachreisen in Spani-en, selbst für Residenten, die ihre Sprachkenntnisse auffrischen wollen, und gleichzeitig etwas Neues von Spanien kennen lernen wollen.

www.lsw-sprachreisen.de/spanisch_lernen.html

Lösungen der letzten Ausgabe. Weitere Rätsel unter www.super-spanisch.de

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DER RESIDENTENKURIER Herausgeberin und verantwortli-

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Jahrgang 6, Ausgabe 32 Winter 2013-2014

DE213480574

Silvester Witze: ”Ach, du hast deiner Freundin tatsächlich eine Schachtel Weinbrandbohnen geschenkt?” fragt ein Schotte seinen Freund.

“Nur die Bohnen, nur die Bohnen – den Weinbrand habe ich Abgezapft, damit feiern wir Silvester!”

Veröffentlicht unter Silvester Witze aus: http://www.witze-witze.eu