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10.10.2019 1 Resilienz in Krippe, Kita und Grundschule Wissenschaftliche Jahrestagung bke Köln 26.09.2019 Silke Kaiser [email protected] resilienz-freiburg.de Inhalt 1. Das Konzept der Resilienz(-förderung) 2. Entwicklungsförderliche Interaktionen 3. Resilienzförderliche Grundhaltung 4. Erkenntnisse der Präventionsforschung 5. Was stärkt Kinder? 5.1 Resilienzförderung in der Grundschule 5.2. Resilienzförderung in der Kindertageseinrichtung 5.3.Resilienzförderung in der Frühen Kindheit 6. Hinweise für den Alltag Fröhlich-Gildhoff/Kaiser 2019

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10.10.2019

1

Resilienz in Krippe, Kita und Grundschule

Wissenschaftliche Jahrestagung bke Köln

26.09.2019

Silke Kaiser

[email protected]

resilienz-freiburg.de

Inhalt1. Das Konzept der Resilienz(-förderung)

2. Entwicklungsförderliche Interaktionen

3. Resilienzförderliche Grundhaltung

4. Erkenntnisse der Präventionsforschung

5. Was stärkt Kinder?

5.1 Resilienzförderung in der Grundschule

5.2. Resilienzförderung in der Kindertageseinrichtung

5.3.Resilienzförderung in der Frühen Kindheit

6. Hinweise für den Alltag

Fröhlich-Gildhoff/Kaiser 2019

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Zum Nachdenken über Ihr eigenes „Immunsystem der Seele“ (Wustmann)

• Was heißt Resilienz für Sie?

• Was hilft Ihnen, den Herausforderungen des Lebens standzuhalten?

• Welche Fähigkeiten?

• Welche Menschen?

• Was gibt Ihnen Kraft?

Silke Kaiser 2019 3

1. Das Konzept der Resilienz und Lebenskompetenzen

Paradigmenwechsel:

Von der Pathogenese zur Salutogenese

Von der Defizit- zur Ressourcenorientierung

Von den Risiko- zu den Schutzfaktoren

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• Ableitung vom Englischen „resilience“ = Widerstandsfähigkeit, Spannkraft, Elastizität

• erfolgreicher Umgang mit belastenden Lebensumständen, Krisenund negativen Stressfolgen

� psychische Widerstandfähigkeit von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gegenüber biologischen, psychologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken (Wustmann, 2004)

Definition von Resilienz

Krisen

(Besondere)Belastungen

(Balance aus)

Schutz- und

Risikofaktoren

�Personal

�Sozial

�(weitere) UmweltBewältigung

Bezugsperson

entwicklungs-förderlich

External(nach außen gerichtet)

Internal (nach innen gerichtet)

Resilienz: seelische Widerstandfähigkeit gegenüberbiologischen, psychologischen und psychosozialenEntwicklungsrisiken

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Resilienz ist...

... ein dynamischer Anpassungs- und Entwicklungsprozess� ist nicht angeboren, keine Charaktereigenschaft!!

Entwicklungsprozess, abhängig von Erfahrungen und Erlebnissen

... Eine variable Größe� keine stabile Unverwundbarkeit

... Situationsspezifisch und kontextabhängig� nicht auf alle Lebensbereiche übertragbar

Aspekte von Resilienz

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Verwandte Konzepte

• Grundbedürfnisse (Klaus Grawe, 2004)

• Lebenskompetenzen, „life skills“ (WHO) � „Nationales Gesundheitsziel“

• Salutogenese (Antonovsky)

• „stark. stärker. WIR“ (Kultusministerium BW)

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Grundbedürfnisse(Grawe, 2004; Fröhlich-Gildhoff, 2016)

• Bindungsbedürfnis (Deci & Ryan, 1993: Soziale Eingebundenheit)

Entwicklungsthema: Das Erleben sicherer Bindungen-> Bedeutung der Feinfühligkeit der Bezugspersonen

Entwicklungsthema: Das Erleben von „Spiegelung“ und Regulation -> Fähigkeit zur Selbststeuerung, angemessene Selbst- und Fremdwahrnehmung [� still face; Tronick]

• Bedürfnis nach Exploration und Weltaneignung • (Deci & Ryan: Autonomie)

• Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle • (Deci & Ryan: Kompetenz)

Entwicklungsthema: Das Erleben von Selbstwirksamkeit und Kontrolle -> Ermöglichen von Urheberschaftserfahrungen

• Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz

• Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung

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Stärkenbilanz

• Was gelingt mir gut in meiner Arbeit?

• Was tue ich, um mir die Lust und Kraft an der Arbeit zu erhalten?

• Was tue ich, um die Stärken meiner Kolleg*innen zu stärken?

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Wesentliche „außerpersonale“ Schutzfaktoren

UMWELT

• Der wichtigste Schutzfaktor für eine gesunde seelische Entwicklung ist mindestens eine stabile emotionale Beziehung zu einer (primären) Bezugsperson

• In ihrer umfassenden Analyse der letzten fünfzig Jahre Resilienzforschung kommt Luthar (2006) zu dem Schluss:

„Die erste große Botschaft ist: Resilienz beruht, grundlegend, auf Beziehungen“ (Luthar 2006, S. 780; Übers. d. Verf.)

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Warum Förderung der seelischen Gesundheit/Lebenskompetenzen/Resilienz?

KiGGS-Studie:

• 2014 -2017 zeigten 16,9 % der 3-17 Jährigen psychische Auffälligkeiten (Klipker, Baumgarten, Göbel, Lampert & Hölling, 2018, S. 42)

• Die Altersklasse der 3-5 jährigen Jungen lag mit 52 % hierbei am höchsten(Baumgarten, Klipker, Göbel, Janitza & Hölling, 2018, S. 61)

• Niedriger sozioökonomischer Status und negatives Familienklima haben negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Kinder

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2. Entwicklungsförderliche Interaktion

• Beziehung: Wertschätzung, Zuwendung, bedingungslose Akzeptanz, Warmherzigkeit, Authentizität/reflektierte Kongruenz, Empathie, Verlässlichkeit, Regelmäßigkeit

• Psychische Sicherheit: Bindung, Sicherheit, Halt, adäquate Grenzsetzung, Feinfühligkeit, Autonomie & Erkundung, Stressreduktion, Unterstützung der Selbstregulation, Orientierung & Kontrolle, Assistenz; Explorationsunterstützung: herausfordernde, aber bewältigbare Anforderungen stellen und dabei individuelle und passgenaue Unterstützung anbieten

• Interaktion: Synchronizität, Interaktionsresonanz, einfühlsame Fürsorge, beziehungsvolle Pflege, pädagogischer Takt, professionelle & sensitive Responsivität, angemessenes Spiegeln (-> still face), Setzen klarer Regeln & Grenzen, Ermutigung aussprechen, autoritativer Erziehungsstil

• Soziale Entwicklung: prosoziales Verhalten, Perspektivenübernahme, soziales Referenzieren

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Entwicklungsförderliche Interaktion

• Emotionale Entwicklung: Affektspiegelung, Emotionsregulation, emotionales Referenzieren, positives Selbstkonzept

• Kognitive Entwicklung: gemeinsam geteilte Aufmerksamkeit, scaffolding, guided participation, Problemlösung (Problemdefinition, Ursachensuche, Zielbestimmung, Suche nach Lösungsmöglichkeiten, Auswahl der bestmöglichen Lösung, Erfolgskontrolle)

• Lernunterstützung: Ko-Konstruktion, pädagogische Lerntechniken, Involviertheit, Fragetechniken, Feedback, systematisches Beobachten, Loben, Erfolgsrückmeldung geben, Anleitung von kindlichem Spiel, kindinitiiertes Spiel zulassen, sustained shared thinking & dialogisch entwickelnde Lernprozesse, Zone der nächsten Entwicklung

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Resilienzförderliche Grundhaltung

(Kaiser, 2019, S. 124)

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Konstrukt Inhalt

Wertschätzung Zuwendung, Aufmerksamkeit, Interesse,

warmherzige Kommunikation

Stärken-/Ressourcenorientie-

rung

Fokus auf Stärken (individuelle Fähigkeiten,

Fertigkeiten, Kompetenzen) und Ressourcen

des Kindes

Ermutigung Basierend auf Aufmerksamkeit und Wert-

schätzung das Vertrauen in ein Kind, Aufgaben

bewältigen zu können. Dem Kind Mut zuspre-

chen beim Herangehen und Erledigen dieser

Aufgaben.

Kennen und Benennen von Ri-

siko- und Schutzfaktoren

Das (Er-)Kennen und Benennen von Faktoren,

die eine seelisch gesunde Entwicklung eines

Kindes hemmen oder unterstützen können.

Unterstützung beim Bewältigen

von Herausforderungen/Assis-

tenz/Stärken von Bewältigungs-

kompetenzen

Kinder dabei unterstützen, sich an (schwie-

rige) Aufgaben zu wagen, diese als Herausfor-

derung anzunehmen, Kinder angemessen da-

bei begleiten. Kinder im Glauben an sich und

ihre Bewältigungsfähigkeiten unterstützen,

Feedback geben, Kindern helfen, Herausforde-

rungen aktiv anzugehen.

4. Erkenntnisse der Präventionsforschung

• Programme sind am erfolgreichsten, wenn sie die Kinder, deren Eltern und das soziale Umfeld erreichen (multimodale oder systemische Perspektive) und in deren Lebenswelt ansetzen (Setting-Ansatz)

• ein langfristig eingesetztes Programm ist erfolgreicher als kurze Programme oder einzelne Trainings

• klar strukturierte, verhaltensnahe Programme (Üben) haben bessere Effekte als „offenere“;

• reine Informationen zeigen so gut wie keine Effekte ( „Elternbriefe“)• die Professionalität der „TrainerInnen“ hat eine (positive) Auswirkung auf die

Wirksamkeit • die allgemeine Entwicklungsförderung hat bessere (Langzeit-) Effekte als die

Prävention isolierter Verhaltensauffälligkeiten (z.B. dissoziales/aggressives Verhalten)

(zusammengefasst aus Greenberg et al. 2000, Heinrichs et al. 2002, Durlak 2003, Beelmann 2006)

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Präventionsansätze

Umfang/Breite der Zielgruppen

Intensität

indiziert

universell

selektiv

z.B. alle Kinder in der Einrichtung

z.B. alle Kinder mit besonderen Risikofaktoren (Zurückgezogene Kinder)

z.B. Kinder mit großer Ängstlichkeit mit „Störungswert“

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gut, regelmäßigerreichbar

mit Aufwand

erreichbar

Achtung!!!!!

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• Aktuelle

Anforderungen

• Krisen

• Belastungen

Selbstwirksamkeit(-serwartung)

Selbststeuerung

Problemlösen

Soziale Kompetenzen

Stress-Bewältigung/Adaptive Bewältig.

Selbst- undFremdwahrnehmung

angemessene Selbsteinschätzung und

Informationsverarbeitung

Überzeugung,Anforderung bewältigen

zu können

Regulation von Gefühlen und Erregung

allg. Strategien zur Analyseund zum Bearbeiten

von Problemen

Unterstützung holen,Selbstbehauptung,

Konfliktlösung

Realisierung vorh. Kompe-tenzen in der Situation

BEWÄLTIGUNG

Kognitive Flexibilität Kreativität, Umstellungsf.

Schutzfaktoren

auf der

personalen

Ebene

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5. Zentrale Frage: Was stärkt Kinder?

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Tradition der Projekte zur Förderung von Resilienz und Lebenskompetenzen im Zentrum für Kinder- und Jugendforschung (ZfKJ) an der EH Freiburg

• 2004/5 erste Pilotstudie Resilienz in Kitas (studienbegleitendes Projekt)

• 2005 – 2007 „Kinder Stärken!“ (4 Kitas in FR; KG Design)

• 2008 – 2010 „Prävention statt Exklusion“ (5 Kitas, KG Design)

• Seit 2012 „Präventionsnetzwerk Lörrach“: institutionsübergreifende Resilienzförderung

• 2011 - 2014 „Resilienz in Grundschulen“

• Seit 2013 „Kinder Stärken! – Resilienzförderung in der Kita“ �Transfer in die „Breite“ i.R. der „Offensive Bildung“

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Organisation

Resilienzföderliche Schule

LehrerInnen,Schulsozialarbeit,

-

Sozialraum

Vereine

Jugendamt

Jugend-sozialarbeit

Erziehungs-beratung

Klassen

SchülerInnen

ElternReflexio

n, Qualifi

zierung

5.1. Vorgehen in der

Grundschule

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UmsetzungIm Projekt „Grundschule macht stark“

(Zentrum für Kinder- und Jugendforschung – ZfKJ – an der EH Freiburg)

(1) Organisation Schule � resilienzförderlichesSchulklima

• Schulprogramm zur Resilienzförderung

� strukturelle Verankerung! � verbindliche Beschlüsse (in Lehrer-, Schul-, Eltern-, Schülerkonferenzen)

• Verlässlichkeit und Sicherheit erzeugen (Transparenz von Entscheidungen, klare Regeln, …)

• Partizipation

• Fortbildungen für das gesamte Lehrer*innen-Team

• Systematische und verbindliche Kooperation der Organisation Schule mit unterstützenden Institutionen (z.B. Erziehungsberatungsstellen, Organisationen der Jugend(sozial)arbeit, Vereinen im Sozialraum, Jugendsachbearbeiter*innen/Präventionsbeauftragten der Polizei).

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(2) Klasse �Gestaltung eines resilienzförderndenKlassenklimas

• Eine Grundlage dafür sind regelmäßige Freiräume im Unterricht („Klassenstunden“), die spezifisch zur Entwicklung der Klassenkultur genutzt werden, Feedbackrunden

• Durchführung eines Kurses zur Resilienzstärkung (mit regelmäßigen Wiederholungen/Vertiefungen), Spiralcurriculum für Klasse 1 - 4

• Verbindung pädagogischer Alltag – Förderung der Resilienzfaktoren

• Zugehen auf die Eltern: Kontakt VOR dem Problem

• Informations- und Kursangebote für die Eltern der Klasse(n)

• LehrerIn als Bezugs- und Beziehungsperson

(3) Einzelne Schüler*innen

• Unterstützung einzelner Schüler*innen bei spezifischem Bedarf an Gesundheitsförderung

Exkurs: Kinder mit herausforderndem Verhalten

• Unterstützung der Selbstwert-Entwicklung, der sozialen Kompetenzen, der Selbstregulationsfähigkeiten – ggfls. durch begleitete Weitervermittlung an Spezialdienste

• Niedrigschwellige Einzelberatung und Unterstützung von Eltern

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Evaluationsergebnisse I

- Sozialverhalten der Kinder ändert sich: mehr positive Bezogenheit, bessere Konfliktlösungen- Kinder zeigen sich selbstbewusster und selbstsicherer

- Eltern bewerten Thema Resilienz positiv, zeigen Interesse an Elternabenden- Eltern nehmen an Elternkursen teil und beschrieben eigene Entwicklungsfortschritte (mehr Erziehungssicherheit)

- Lehrer*innen nehmen eigene Haltungsänderung wahr(stärkenorientierter Blick)- anfangs: Mehraufwand, mittelfristig: „Entlastung“

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Evaluationsergebnisse II

- Implementierung ist zeitintensiv (Fortbildungen, Prozessbegleitung, Umsetzen der „Resilienzstunden“)- … und bedarf der Unterstützung durch Leitung und eine klare Verantwortung (Steuerungsgruppe)- … und bedarf zeitweise der Unterstützung von „Außen“- unterstützende Rolle der Schulsozialarbeit- nicht alle machen (immer) mit

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5.2. Kinder Stärken! Resilienzförderung in der Kindertageseinrichtung

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• Fröhlich-Gildhoff, K., Dörner, T. & Rönnau-Böse, M. (2019). Prävention und Resilienzförderung in Kindertageseinrichtungen – PRiK. Trainingsmanual für Erzieherinnen. München: Reinhardt.

• Fröhlich-Gildhoff, K., Rönnau, M. & Dörner, T. (2008). Eltern stärken mit Kursen in Kitas. München: Reinhardt.

ProjektkonzeptionMultimodales Vorgehen, Setting Ansatz

Arbeit mit den Kindern

•Kursprogramm („Training“)•Verankerung im Alltag

•zielgruppenspezifische Angebote

Netzwerke

• Erziehungsberatung• Soziale Dienste•KinderärztInnen,

KiJu PT• Einrichtungen, Vereine etc.

im Sozialraum

Fortbildungen für die

Pädagogischen Fachkräfte

• Leitbild (Institution)• „pädagogischer Alltag“+ ressourcenorientierte

Fallsupervision

Zusammenarbeit mit den Eltern

• Information •Beratung/“Sprechstunden“

• Elternkurse

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ProjektrealisierungMultimodales Vorgehen in Kitas

• Teamfortbildungen• Inhalte konzeptbezogen und nach Bedarf – Ausgangspunkt:

„Stärkebilanz“; dann: Resilienzkonzept, Kursprogamm Kinder, Zusammenarbeit mit Eltern; Fachkräftegesundheit

• Kinder„kurs“• 20 Einheiten, max. 10 Kinder, ab 4 Jahre (Spiele, Übungen, Lieder,

Geschichten/ Märchen u.v.m. zu Resilienzfaktoren)

• Elterngruppen/-kurse• 6 Einheiten à 90 min mit max. 12 Eltern (u.a. Dialogische

Aktivierung, Anknüpfen an Ressourcen und Erfahrungsschatz der Eltern)

• Vernetzung• Nach Bedarf: z. B. Sprechstunden der EB in der Kita

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Selbstwahrnehmung: „Der Seelenvogel“, „Heute bin ich“Selbststeuerung: „Ampel“Selbstwirksamkeit: Ich kann dirigieren, Mutstein , Du bist Du (Stärkenbuch)

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Wichtigste Ergebnisse

• Selbstwert der Kinder steigt deutlich

• z.T. sehr deutliche Fortschritte in der kognitiven Entwicklung (Gedächtnis, logisches Denken, Selbst-und Fremdwahrnehmung)

• Langzeiteffekte (bis in die Schule)

• Fast alle Eltern konnten – mit unterschiedlichen Angeboten – erreicht werden; fühlten sich sicherer in ihrer Elternrolle

• Arbeitszufriedenheit und Kompetenzerleben der Pädagog. Fachkräfte steigt

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5.3. Frühe Kindheit – Resilienzförderung in Kinderkrippe und Kindertagespflege

• Sichere Bindung!• Halt

• Feinfühligkeit

• Spiegeln/Resonanz

• Die Resilienzfaktoren im Alltag stärken

• Bewältigbare Aufgaben in der „Zone der nächsten Entwicklung“ (Wygotski):

„Das Beste, was eine gute Fee einem Kind in die Wiege legen kann, sind Schwierigkeiten, die es überwinden soll“ (A. Adler, 1920 )

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Resilienzförderung im Alltag in Krippe, Kindertagespflege, Familie (Kaiser, 2019)

Grundprinzip:

In den Schlüsselsituationen (Essen, Wickeln, Freispiel,...) und im Alltag die Resilienzfaktoren gezielt fokussieren und fördern

a) Resilienzfaktoren (er-)kennen

b) Schlüsselsituationen reflektieren

c) Im Alltag jede sich bietende Situation und Schlüsselsituationen zur Resilienzförderung nutzen: Resilienzfaktoren gezielt fokussieren und beachten

Fröhlich-Gildhoff/Kaiser 2019

Hilfreiche Fragen zur Beachtung der Resilienzfaktoren• Wo steht das Kind hinsichtlich seiner Selbst- und Fremdwahrnehmung? Wie kann ich in der

Begegnung mit dem Kind dessen Selbst- und Fremdwahrnehmung unterstützen?

• Wie schätze ich/wir die Selbstregulationsfähigkeiten des Kindes ein? Wie kann ich das Kind unterstützen, sich (noch besser) selbst zu regulieren? Was braucht es dafür von mir?

• Wie kann ich das Kind in seiner Selbstwirksamkeit stärken? Wo können im Alltag die Möglichkeiten zu Urheberschaftserfahrungen geschaffen und erweitert werden? Welche Anregungen und wie viel Assistenz benötigt das Kind von mir?

• Wie schätze ich/wir das Kind hinsichtlich seiner sozialen Kompetenzen ein? Wie kann das Kind in seiner sozialen Kompetenz gefördert werden?

• Wie verhält sich das Kind beim Lösen von Problemen und beim Umgang mit Stress? Welche Assistenz/Hilfestellungen benötigt es von mir/uns?

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Förderung eines positiven Selbstkonzeptes/Selbstwahrnehmung bei der Mahlzeit (Kaiser 2019)

• Herstellen einer freundlichen Atmosphäre (Raum, Tisch, Licht)

• Beteiligung an den Mahlzeiten, nicht nur Beaufsichtigung

• Gemeinsam geteilte Aufmerksamkeit

• Tischgespräch

• Signalisieren von Ansprechbarkeit und Gesprächsbereitschaft

• Interessierte und engagierte Dialoge � du bist wichtig!

• Beachtung und Achtung der Anzeichen von Sättigung

• Beachtung der Zeichen von Missfallen am Essen

• Zeit lassen, Ermöglichen positiver Sinneserfahrungen

• Füttern: Signale von Sättigung, Zu-/ Abwendung, Feinzeichen beachten

• Angemessene Begleitung bei Herausforderungen

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Überforderung

„Zone der nächsten Entwicklung“

„Komfortzone“

Unterforderung

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Resilienz im Arbeitsgruppen-Gespräch: Wie können Sie in Ihrem beruflichen Alltag

die Resilienzfaktoren gezielt fördern?

- In der Zusammenarbeit mit Kindern?

- In der Zusammenarbeit mit Eltern?

- In der Zusammenarbeit mit Klient*innen?

- In der Zusammenarbeit mit Kolleg*innen?

Fröhlich-Gildhoff/Kaiser 2019

ZusammenfassungHaltung

•Stärkenorientierung

•Positiver Blick

Interaktion/Beziehungsgestaltung

•Vertrauen

•Wertschätzung

•Feinfühligkeit

•Sicherheit

•Ermutigung

Stärkung der sechs Resilienzfaktoren

•… im Alltag

•… durch gezielte „Übungen“ (Kurs)

Organisation

� Beziehungssicherheit

� „Räume“ zum „Üben“ Fröhlich-Gildhoff/Kaiser 2019

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

www.zfkj.de

www.resilienz-freiburg.de

[email protected]

[email protected]öhlich-Gildhoff/Kaiser 2019

Literatur

• Baumgarten, Klipker, Göbel, Janitza & Hölling (2018). Der Verlauf psychischer Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen – Ergebnisse der KiGGS-Kohorte. Journal of Health Monitoring 3(1), S. 60-65

• Klipker, Baumgarten, Göbel, Lampert & Hölling (2018). Psychische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland – Querschnittsergebnisse aus KiGGS Welle 2 und trends. Journal of Health Monitoring 3(3), S. 37-45

• Fröhlich-Gildhoff, K. (2016). Das Projekt „Kinder stärken! Förderung von Resilienz und seelischer Gesundheit in Kindertageseinrichtungen“. In D. Weltzien & A. Lorenzen (Hrsg.), Kinder Stärken! Förderung von Resilienz und seelischer Gesundheit in Kindertageseinrichtungen. Wissenschaftlicher Abschlussbericht April 2016 (S. 13-21). Freiburg: FEL.

• Fröhlich-Gildhoff, K., Rönnau-Böse, M. & Tinius, C. (2017). Herausforderndes Verhalten in Kita und Grunschule. Erkennen, Verstehen, Begegnen. Diskurs Kindheits- und Jugendforschung 1-2018

Fröhlich-Gildhoff/Kaiser 2019

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Literatur

• Kaiser, S. (2019). Gestaltung entwicklungsförderlicher Interaktionen und Förderung der Resilienz bei Kindern unter drei Jahren. Ein Weiterbildungsprogramm für pädagogische Fachkräfte. Konzeption – Implementation – Evaluation. Dissertation. PH Schwäbisch Gmünd.

• Luthar, S.S. (2006). Resilience in development: A synthesis of research across five decades. In D. Cicchetti & D.J. Cohen (Eds.), Resilience and vulnerability: Adaption in the context of childhood adversities (pp. 510-549). New York: Cambridge University Press.

• Nentwig-Gesemann, I., Fröhlich-Gildhoff, K., Harms, H. & Richter, S. (2011). Professionelle Haltung- Identität der Fachkraft für die Arbeit mit Kindern in den ersten drei Lebensjahren. Eine Expertise der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF). München: Deutsches Jugendinstitut.

• Wustmann Seiler, C. (2004, 2012). Resilienz. Widerstandsfähigkeit von Kindern in Tageseinrichtungen fördern. Berlin: Cornelsen.

Fröhlich-Gildhoff/Kaiser 2019