RFID-Innovationen halten Industrie auf Trab IT-News

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RFID-Innovationen halten Industrie auf Trab VDI nachrichten, Berlin, 15. 4. 11, rb Stolz hält Uwe Stanitz sein gelbes Band nach oben. Darauf ein kleiner RFID-Tag – ein winziger Chip mit ei- ner Antenne drumherum. „Den dru- cken wir hier mit unserem mobilen 24-V-Drucker“, erklärte der Mana- ging Direktor von FuD-Druck aus Ne- ckarsteinach auf der Berliner Euro- ID. Das Band ist unter anderem für Baumschulen gedacht. „Es lässt sich leicht zusammenkleben, wächst mit und wir können, wenn es auseinan- dergezogen wurde, am Kleber sofort die Manipulation erkennen.“ Mit Holz hat sich auch das Fraun- hofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM beschäftigt. „Ziel war es, einen Transponder zu entwickeln, der zum einen Herkunft, Qualität, Menge und Bestimmungs- ort der Stämme erfassen kann, zum anderen aber mitverarbeitet werden kann“, erklärt Wissenschaftlerin Christine Kallmayer. Die Lösung: Der Transponder auf Holzbasis besteht aus Papier und Lignin. Das harzartige Polymer fällt in großen Mengen bei der Gewinnung von Cellulose aus Holz an. Lediglich der winzige Chip aus Silber stelle bei der Verarbeitung RFID: Auch bei boomender Wirtschaft müssen Prozesse opti- miert werden. Systeme zur automatischen Identifikation von Bauteilen und Produkten helfen dabei, Warenflüsse zu verbes- sern, Arbeitsabläufe zu kontrollieren, Ursprungsinformationen zu geben und mehr. Auch wenn RFID mittlerweile in vielen Fir- men und Branchen angesagt ist, so zeigten Aussteller doch auf der Fachmesse Euro ID 2011 letzte Woche in Berlin neue Tech- niken und Lösungen mit Radio Frequency Identification. einen „Fremdkörper“ dar, weiß Kall- mayer, aber diese Verunreinigung sei vernachlässigbar klein. Von RFID-Tags an Baumstämmen bis hin zu neuen Antennenkonzep- ten für den Personalausweis – am IZM denken die Wissenschaftler viel- schichtig und praxisnah über RFID- Lösungen nach. „Die in Berlin präsentierten Lösun- gen und Anwendungen zeigen, dass wir uns in einem Wachstumsmarkt befinden, in dem neben stabilen Ent- wicklungen nach wie vor Aufbruch- stimmung herrscht“, betonte Anja Van Bocxlaer, Chefredakteurin von „RFID im Blick“, auf dem Messege- lände Berlin. Frithjof Walk, Präsident des Bran- chenverbands AIM Deutschland e.V., hob hervor, dass die präsentierten Produkte und Systeme die positiven Signale aus den Anwenderunterneh- men verstärken: „Die Firmen sind dringend auf der Suche nach Lösun- gen zur Optimierung von Produkti- ons- oder Logistikprozessen. Da kommen ihnen Angebote gerade recht, die nicht nur Abläufe verbes- sern, sondern auch kreativ sind.“ So führte die Psion GmbH aus Wil- lich ihre modulare PDA-Plattform Omnii auch als RFID-Lesegeräte vor, auf der auch der neueste Industrie- Handheld XT10 entwickelt worden ist. Jürgen Hein, Chef der Psion Deutschland GmbH: „Das Design des PDA ist komplett modular und lässt sich mit aktuell 22 verfügbaren Er- weiterungsmodulen zu mehr als 280 Konfigurationen umbauen.“ An Zu- satzmodulen stehen beispielsweise Kameras für den verkehrspolizei- lichen Einsatz, GPS-Module für die Verfolgung von Lieferungen, Finger- abdruck-Scanner, Ausweisleser oder RFID-Reader zur Verfügung. Ginge es nach Wolfgang Offer- manns, gäbe es künftig kein Kraft- werk und keine Industrieanlage ohne RFID. Dem umtriebigen Entwick- lungsingenieur bei Evonik Energy Services waren herkömmliche Trans- ponder zu wenig mitteilsam und ent- sprechende Wartungs- oder Instand- haltungsprozesse bei Energieerzeu- gern damit zu ineffektiv. Schließlich sei es gerade bei der Wartung ent- scheidend zu sehen, ob z. B. Schalter auch tatsächlich ausgeschaltet sind. Also entwickelte Offermanns mit seiner Abteilung aus drei internen und zwei externen Mitarbeitern der Firma System Integration Laboratory aus Paderborn kurzerhand einen RFID-Chip mit integriertem Mini- Monitor. Dieser ist mit 64 Bildpunk- ten zwar klein und bietet nur eine ge- ringe Auflösung, erfüllt Offermanns zufolge aber seinen Zweck: „Bisher ließen sich die auf herkömmlichen Transpondern gespeicherten Infor- mationen nur mit mobilen Endgerä- ten auslesen und auf deren Display anzeigen. Deshalb mussten War- tungstechniker häufig zusätzlich Schilder beispielsweise an Anlagen- komponenten anbringen. Mit dem visuellen RFID-Label sind Informa- tionen nun erstmals direkt auf dem Anzeigefeld des RFID-Chips darstell- bar.“ Bei Evonik schafft die neue Tech- nologie ein zeit- und wegesparendes, papierloses System und führt ins- gesamt zu einer Optimierung im Be- reich der mobilen Instandhaltung von Energieanlagen. Offermanns zur Funktion des Funkchips: „Energie bezieht der bildgebende Transpon- der aus dem Funkfeld des ansteuern- den PDA. Diese versorgt nicht nur den RFID-Chip, sondern auch die in E-Paper-Technik realisierte Display- einheit mit Spannung. Die Anzeige des V-RFID-Labels bleibt im An- schluss auch im spannungsfreien Zu- stand unverändert erhalten.“ In der hiesigen Abfallwirtschaft werden RFID-Systeme bereits seit Anfang der 90er-Jahre zur automati- schen Erkennung von Abfallbehäl- tern eingesetzt, und zwar für die Ab- fuhr-Identifikation der Mülltonnen und für die Gebührenabrechnung. Nur Behälter, die mit gültiger Identi- fikationsnummer gekennzeichnet sind, dürfen geleert werden. Spannend wird die Verwendung von Funkchips dann, wenn die Ab- fallgebühren einen Vermeidungs- anreiz für die Bürger schaffen sollen. So vermeiden insbesondere die Kommunen der neuen Bundesländer bereits wesentlich mehr Restmüll als im Westen. Der Grund: Hier kommen Abfallbehälter nur dann auf die Stra- ße – und die Abfuhr wird auch nur dann bezahlt –, wenn diese auch wirklich voll sind. Nach Auskunft von Uwe Neidhardt, Vertriebschef der Moba Mobile Automation AG aus Dresden, werden bis dato bereits rund 30 % aller Abfallbehälter in Deutschland per RFID-Technik iden- tifiziert. In den neuen Bundeslän- dern sei dabei die Ausrüstungsquote mit etwa 90 % weit höher als in den alten Bundesländern. RFID ist längst zum Gebrauchsgut geworden. Doch vereinzelt war in der Berliner Messehalle auch Zukunfts- luft zu schnuppern. So am Stand des Lesegeräteherstellers Feig aus Weil- burg an der Lahn. Dort dominierte ein Smart aus Pappe nebst Elektro- tankstelle von Rittal. „Rittal hat 50 Le- segeräte bestellt“, verrät Marketing- Mann Andreas Löw, „und sie in Zapf- säulen für E-Autos verbaut.“ So kön- ne man künftig mithilfe von RFID über Karten, den neuen Personalaus- weis oder Smartphones mit NFC- Technik – der RFID-Variante Near Field Communication – tanken. KONRAD BUCK/REGINE BÖNSCH 63 und kein bisschen müßig: Wolfgang Offermanns, Leiter Betriebsmanagement bei Evonik, hat mit einem 5-Mann-Team den visuellen RFID-Chip entwickelt. Foto: Bönsch RFID-Monitor 2011: Jede dritte Anwendung in der Industrie - Mehr als neun von zehn Unter- nehmen in Deutschland beab- sichtigen in diesem Jahr verstärkt kontaktlose Lösungen umzuset- zen. Fast jede dritte Anwendung wird dabei in der Industrie (31 %) rea- lisiert, gefolgt vom Transportwe- sen (15 %), der öffentlichen Ver- RFID-Vielfalt: Ob klitzeklein, einklebbar im Etikett, als Zutrittskarte oder an der Elektro-Zapfsäule, die vielfältigen Varianten von RFID-Chips und -Lesegeräten passen zu jedem Einsatzzweck. Fotos (3): Bönsch waltung und dem Facility-Ma- nagement (beide 7,35 %). - Der Projektschwerpunkt liegt in diesem Jahr bei Zutrittskontrollen und der Zeiterfassung (34 %). Weitere wichtige Einsatzgebiete sind der öffentliche Personen- nahverkehr und das Ticketing (je- weils 28 %). - Die Umfrage „RFID-Monitor 2011“ hat die PAV Card GmbH aus Lütjensee gemeinsam mit dem Fachmagazin „RFID im Blick“ im Vorfeld der Fach- messe Euro ID 2011 durch- geführt. An der Online-Umfra- ge nahmen 239 Entscheider teil. kb

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VDI nachrichten · 15. April 2011 · Nr. 15/16 TECHNIK & WIRTSCHAFT 19

Near Field Communication: Bezahlen übers Handy kommt in Großbritannien

Nach einem Bericht der BBC wollen 40 000 Händler in Großbritannien in diesem Jahr die Möglichkeit schaffen, Waren mit dem Handy zu bezahlen. Unterstützung erhalten sie von den Mobilfunkbetreibern, aber auch von den Kreditkartenunternehmen: In den nächsten Monaten bringen Orange und Mastercard, so der Bericht, ein Handy auf den Markt, das mit einem NFC-Chip ausgestattet ist. Im Spätsom-mer sollen O2 und Visa mit einem weiteren Gerät folgen. Zwar wird seit Jahren an derarti-gen Smartphones gearbeitet, doch erst mit der Verfügbarkeit des Nexus S und der Unterstüt-zung durch Google dürfte die bargeld- und kontaktlose Zahlungsart per NFC (Near Field Communication) an Fahrt gewinnen, meldet Heise. Auch die Citigroup will sich laut Wall Street Journal an dem Google-Projekt betei-ligen. rb

Internet: Über 51 Mio. Bundesbürger nutzen das Web

Die Zahl der Internetnutzer hat in Deutsch-land die 50-Mio.-Marke überschritten: Rund 51 Mio. Bundesbürger sind inzwischen online, das entspricht 72 % aller Deutschen ab 14 Jah-ren. Das ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Branchenverbands Bitkom. Mit dem Alter nimmt der Anteil der Internetnutzer stark ab: Während Jugendliche und junge Er-wachsene (14 bis 29 Jahre) zu 95 % online sind, ist es bei den Senioren ab 65 nur jeder Vierte. Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer: „Hier müssen wir noch Hemmschwel-len abbauen, denn gerade für Ältere können Onlineservices ein Gewinn sein.“ Die durch-schnittliche aktive Nutzungsdauer liegt bei über 2 h pro Tag (140 min). Diese Zeit schließt die aktive Nutzung zu privaten und berufli-chen Zwecken ein, aber keine lediglich im Hintergrund geöffneten Webseiten. bit/rb

Sony Ericsson: Hersteller verschiebt Markteinführung von Android-Geräten

Auf dem Mobile World Congress in Barcelona stellte Sony Ericsson vier neue Android-Smartphones vor, mit denen das schwedisch-japanische Joint Venture punkten wollte. Doch nun verschiebe sich die Einführung, meldet das Wall Street Journal. Wegen der Zerstörun-gen durch das Erdbeben werde das Xperia Neo erst im dritten Quartal kommen, auch Xperia Arc und Play seien durch unterbrochene Lie-ferketten teilweise betroffen. rb

Foto: SD-Karte von Eye-Fi verbindet sich automatisch über WLAN

Die kalifornische Firma Eye-Fi hat eine neue Speicherkartengeneration vorgestellt, über die sich Digitalkameras direkt mit Smartphones verbinden lassen. Die SD-Karte Eye-Fi Mobile X2 enthält wie ihr Vorgänger Eye Pro X2 einen 8-GByte-Flash-Speicher und ein eingebautes WLAN-Modul. Darüber baut die Karte – unab-hängig von anderen WLAN-Routern oder Hot-spots – ein drahtloses Netz auf, über das sie Fotos nun direkt auf ein Smartphone oder Tablet überträgt. Diese Technik hat das noch junge Unternehmen zum Patent angemeldet. Die Eye-Fi Mobile X2 soll es auch schon ab Mitte Mai für 80 € auf dem Markt geben. rb - http://de.eye.fi

Netzwerktechnik: Level 3 kauft Global Crossing für rund 3 Mrd. $

Der US-Konzern Level 3 übernimmt den klei-neren Mitbewerber Global Crossing. Dadurch entsteht ein global agierender Netzwerk- und Internetprovider, dessen Glasfasernetz 70 Län-der auf drei Kontinenten umfasst. Der Jahres-umsatz wird auf mehr als 6 Mrd. $ geschätzt. Die Transaktion soll mit Aktien bezahlt wer-den, d. h. jeder Anteilseigner von Global Cros-sing erhält pro Aktie 16 Level-3-Aktien. Der Deal ist Level 3 insgesamt 3 Mrd. $ wert. Grund des Kaufes sind Synergien, Kosten-ersparnisse und das Ziel, beim Cloud Compu-ting eine bedeutende Rolle zu spielen. pek

Virtualisierungslösung: Dell will in Cloud Computing investieren

Im laufenden Geschäftsjahr will Dell rund 1 Mrd. $ in neue IT-Lösungen, Services, Cloud-Computing-Modelle, neue Rechenzen-tren und neue Solution Centers für Daten- und Desktop-Virtualisierungen investieren. Dadurch wird deutlich, dass Dell sich von ei-nem reinen Hardwareanbieter zu einem Lö-sungsprovider entwickeln will. pek VDI nachrichten, Düsseldorf, 15. 4. 11

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RFID-Innovationen halten Industrie auf Trab

VDI nachrichten, Berlin, 15. 4. 11, rb

Stolz hält Uwe Stanitz sein gelbes Band nach oben. Darauf ein kleiner RFID-Tag – ein winziger Chip mit ei-ner Antenne drumherum. „Den dru-cken wir hier mit unserem mobilen 24-V-Drucker“, erklärte der Mana-ging Direktor von FuD-Druck aus Ne-ckarsteinach auf der Berliner Euro-ID. Das Band ist unter anderem für Baumschulen gedacht. „Es lässt sich leicht zusammenkleben, wächst mit und wir können, wenn es auseinan-dergezogen wurde, am Kleber sofort die Manipulation erkennen.“

Mit Holz hat sich auch das Fraun-hofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM beschäftigt. „Ziel war es, einen Transponder zu entwickeln, der zum einen Herkunft, Qualität, Menge und Bestimmungs-ort der Stämme erfassen kann, zum anderen aber mitverarbeitet werden kann“, erklärt Wissenschaftlerin Christine Kallmayer. Die Lösung: Der Transponder auf Holzbasis besteht aus Papier und Lignin. Das harzartige Polymer fällt in großen Mengen bei der Gewinnung von Cellulose aus Holz an. Lediglich der winzige Chip aus Silber stelle bei der Verarbeitung

RFID: Auch bei boomender Wirtschaft müssen Prozesse opti-miert werden. Systeme zur automatischen Identifikation von Bauteilen und Produkten helfen dabei, Warenflüsse zu verbes-sern, Arbeitsabläufe zu kontrollieren, Ursprungsinformationen zu geben und mehr. Auch wenn RFID mittlerweile in vielen Fir-men und Branchen angesagt ist, so zeigten Aussteller doch auf der Fachmesse Euro ID 2011 letzte Woche in Berlin neue Tech-niken und Lösungen mit Radio Frequency Identification.

einen „Fremdkörper“ dar, weiß Kall-mayer, aber diese Verunreinigung sei vernachlässigbar klein.

Von RFID-Tags an Baumstämmen bis hin zu neuen Antennenkonzep-ten für den Personalausweis – am IZM denken die Wissenschaftler viel-schichtig und praxisnah über RFID-Lösungen nach.

„Die in Berlin präsentierten Lösun-gen und Anwendungen zeigen, dass wir uns in einem Wachstumsmarkt befinden, in dem neben stabilen Ent-wicklungen nach wie vor Aufbruch-stimmung herrscht“, betonte Anja Van Bocxlaer, Chefredakteurin von „RFID im Blick“, auf dem Messege-lände Berlin.

Frithjof Walk, Präsident des Bran-chenverbands AIM Deutschland e.V., hob hervor, dass die präsentierten Produkte und Systeme die positiven Signale aus den Anwenderunterneh-men verstärken: „Die Firmen sind dringend auf der Suche nach Lösun-gen zur Optimierung von Produkti-ons- oder Logistikprozessen. Da kommen ihnen Angebote gerade recht, die nicht nur Abläufe verbes-sern, sondern auch kreativ sind.“

So führte die Psion GmbH aus Wil-

lich ihre modulare PDA-Plattform Omnii auch als RFID-Lesegeräte vor, auf der auch der neueste Industrie-Handheld XT10 entwickelt worden ist. Jürgen Hein, Chef der Psion Deutschland GmbH: „Das Design des

PDA ist komplett modular und lässt sich mit aktuell 22 verfügbaren Er-weiterungsmodulen zu mehr als 280 Konfigurationen umbauen.“ An Zu-satzmodulen stehen beispielsweise Kameras für den verkehrspolizei-lichen Einsatz, GPS-Module für die Verfolgung von Lieferungen, Finger-abdruck-Scanner, Ausweisleser oder RFID-Reader zur Verfügung.

Ginge es nach Wolfgang Offer-manns, gäbe es künftig kein Kraft-werk und keine Industrieanlage ohne RFID. Dem umtriebigen Entwick-lungsingenieur bei Evonik Energy Services waren herkömmliche Trans-ponder zu wenig mitteilsam und ent-sprechende Wartungs- oder Instand-haltungsprozesse bei Energieerzeu-gern damit zu ineffektiv. Schließlich sei es gerade bei der Wartung ent-scheidend zu sehen, ob z. B. Schalter auch tatsächlich ausgeschaltet sind.

Also entwickelte Offermanns mit seiner Abteilung aus drei internen und zwei externen Mitarbeitern der Firma System Integration Laboratory aus Paderborn kurzerhand einen RFID-Chip mit integriertem Mini-Monitor. Dieser ist mit 64 Bildpunk-ten zwar klein und bietet nur eine ge-ringe Auflösung, erfüllt Offermanns zufolge aber seinen Zweck: „Bisher ließen sich die auf herkömmlichen Transpondern gespeicherten Infor-mationen nur mit mobilen Endgerä-

ten auslesen und auf deren Display anzeigen. Deshalb mussten War-tungstechniker häufig zusätzlich Schilder beispielsweise an Anlagen-komponenten anbringen. Mit dem visuellen RFID-Label sind Informa-tionen nun erstmals direkt auf dem Anzeigefeld des RFID-Chips darstell-bar.“

Bei Evonik schafft die neue Tech-nologie ein zeit- und wegesparendes, papierloses System und führt ins-gesamt zu einer Optimierung im Be-reich der mobilen Instandhaltung von Energieanlagen. Offermanns zur Funktion des Funkchips: „Energie bezieht der bildgebende Transpon-der aus dem Funkfeld des ansteuern-den PDA. Diese versorgt nicht nur den RFID-Chip, sondern auch die in E-Paper-Technik realisierte Display-einheit mit Spannung. Die Anzeige des V-RFID-Labels bleibt im An-schluss auch im spannungsfreien Zu-stand unverändert erhalten.“

In der hiesigen Abfallwirtschaft werden RFID-Systeme bereits seit Anfang der 90er-Jahre zur automati-schen Erkennung von Abfallbehäl-tern eingesetzt, und zwar für die Ab-fuhr-Identifikation der Mülltonnen und für die Gebührenabrechnung. Nur Behälter, die mit gültiger Identi-fikationsnummer gekennzeichnet sind, dürfen geleert werden.

Spannend wird die Verwendung von Funkchips dann, wenn die Ab-fallgebühren einen Vermeidungs-anreiz für die Bürger schaffen sollen. So vermeiden insbesondere die Kommunen der neuen Bundesländer bereits wesentlich mehr Restmüll als im Westen. Der Grund: Hier kommen Abfallbehälter nur dann auf die Stra-ße – und die Abfuhr wird auch nur dann bezahlt –, wenn diese auch wirklich voll sind. Nach Auskunft von Uwe Neidhardt, Vertriebschef der Moba Mobile Automation AG aus Dresden, werden bis dato bereits rund 30 % aller Abfallbehälter in Deutschland per RFID-Technik iden-tifiziert. In den neuen Bundeslän-dern sei dabei die Ausrüstungsquote mit etwa 90 % weit höher als in den alten Bundesländern.

RFID ist längst zum Gebrauchsgut geworden. Doch vereinzelt war in der Berliner Messehalle auch Zukunfts-luft zu schnuppern. So am Stand des Lesegeräteherstellers Feig aus Weil-burg an der Lahn. Dort dominierte ein Smart aus Pappe nebst Elektro-tankstelle von Rittal. „Rittal hat 50 Le-segeräte bestellt“, verrät Marketing-Mann Andreas Löw, „und sie in Zapf-säulen für E-Autos verbaut.“ So kön-ne man künftig mithilfe von RFID über Karten, den neuen Personalaus-weis oder Smartphones mit NFC-Technik – der RFID-Variante Near Field Communication – tanken. KONRAD BUCK/REGINE BÖNSCH

Datenschützer gegen Microsofts Panoramadienst

VDI nachrichten, Berlin, 15. 4. 11, rb

Severin Löffler, Leiter Recht und Poli-tik bei Microsoft Deutschland, ver-steht die Welt nicht mehr. Der Mana-ger hatte sich extra dafür eingesetzt, Datenschutzregeln von vornherein in den hauseigenen Geodatendienst Bing Maps Streetside zu integrieren.

Der Konzern informierte daher vor einem Jahr das Bayerische Landes-amt für Datenschutzaufsicht über seine Pläne, Ansichten von öffent-lichen Plätzen und Straßen auf-zunehmen und ins Netz zu stellen. „Es bestand Einigkeit darüber, dass die Betroffenen die Möglichkeit ha-ben müssen, vor Veröffentlichung der Panoramabilder im Internet Wi-derspruch einzulegen“, erinnert sich der Leiter der Kontrollbehörde Tho-mas Kranig. Microsoft habe verspro-chen, die entsprechenden Bilder in diesem Fall unkenntlich zu machen.

Ein Einspruchsrecht im Vorfeld des geplanten Auftakts von Streetside – hierzulande im August – soll es nun aber doch nicht geben. Microsoft trieb zwischenzeitlich über den Branchenverband Bitkom die Ent-wicklung eines Datenschutzkodex

N: Im Mai scan-nen die Fahrzeuge von Navteq im Auftrag von Microsoft 50 deutsche Großstädte. Doch obwohl der Softwareriese die Woge der Empörung, die Google Street View auslöste, vermeiden wollte, melden sich jetzt Datenschützer und Politi-ker zu Wort. Ihnen fehlt vor allem ein Widerspruchsrecht im Voraus.

voran, der keinen Anspruch auf Vor-abverpixelungen vorsieht. Der dama-lige Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) nahm den Selbst-regulierungsvorstoß im Februar dan-kend entgegen und kündigte an, in einem ergänzenden Gesetz eine „rote Linie“ zum Schutz von Persönlich-keitsrechten aufzuzeigen.

Löffler versicherte gegenüber den VDI nachrichten, dass sich Microsoft ausdrücklich zu den Verpflichtungen aus dem Kodex bekenne. Gleichzeitig forderte er die Bundesregierung auf, schnell einen Gesetzentwurf vor-zulegen, der Rechtssicherheit im Be-reich der Geodatendienste schaffe.

„Im Rahmen der Selbstverpflich-tung werden wir Gesichter, Auto-kennzeichen, Gewalttaten und Nacktheit von vornherein unkennt-lich machen, so dass die Privatsphäre des Einzelnen geschützt wird“, so der Microsoft-Manager. „Dazu wird eine automatische Software eingesetzt.“ Häuserfronten stellten nach Auffas-sung der Wirtschaft aber keine per-sonenbezogenen Daten dar. Deren Wiedergabe im Netz könne zu keiner Verletzung des informationellen Selbstbestimmungsrechts führen.

Der Kodex sehe daher keinen Vor-abwiderspruch vor. Microsoft habe jedoch ein Beschwerdesystem in die Software eingebaut, das es erlaubt, binnen 48 Stunden Häuser oder Au-tos unkenntlich zu machen.

Laut Kranig reicht der Kodex nicht aus. Mit der Veröffentlichung einer Hausansicht ist ihm zufolge die Ver-letzung des Rechts auf informatio-nelle Selbstbestimmung des Eigentü-mers oder Mieters bereits „voll-endet“.

Der Behördenchef droht daher, den Dienst zu untersagen. Sein Amt ist bundesweit für diese Entschei-

Googles Street View versus Microsofts Streetside

- Die beiden Panoramadienste wer-den letztlich ganz ähnlich funk-tionieren. Doch bei Einspruchs-rechten und der Datenerfassung gehen Google und Microsoft derzeit noch anders vor.

- Datenschützer setzten bei Street View ein Vorab-Widerspruchs-recht durch. Mittlerweile gibt es einen Datenschutzkodex für Geodatendienste, auf den sich Internetwirtschaft und Bundes-innenministerium geeinigt ha-ben. Einsprüche wollen beide Konzerne demgemäß nur noch im Nachhinein zügig löschen.

- Google zeigt derzeit 20 Städte in Street View und macht die Ver-öffentlichung weiterer deut-scher Straßenansichten von der Akzeptanz dieser Regel abhän-gig. Bei Microsoft hängt davon der Start von Streetside Deutschland und die Darstel-

lung 50 deutscher Orte ab. - Aufruhr löste vor einem Jahr

Google aus, da Kamera-Autos von offenen WLAN-Hotspots auch Nutzdaten wie Fragmente von E-Mails oder Inhalte von abgerufenen Webseiten spei-cherten. Die entsprechenden Module hat der Suchmaschi-nenkonzern laut Kontrolleuren inzwischen ausgebaut.

- Microsoft will nun „zur Verbes-serung der Dienste, die Geo-lokalisierung einsetzen, auch Daten von verfügbaren Funk-netzen erheben“. Dabei sollen „ausschließlich“ Daten wie die Gerätekennung, die Signalstär-ke und der Funktyp des WLAN gesammelt werden. Wie Karten-spezialist und Microsoft-Dienst-leister Navteq weitere sensible Nutzerdaten von vornherein aussondern will, ist unklar. sk

63 und kein bisschen müßig: Wolfgang Offermanns, Leiter Betriebsmanagement bei Evonik, hat mit einem 5-Mann-Team den visuellen RFID-Chip entwickelt. Foto: Bönsch

RFID-Monitor 2011: Jede dritte Anwendung in der Industrie - Mehr als neun von zehn Unter-

nehmen in Deutschland beab-sichtigen in diesem Jahr verstärkt kontaktlose Lösungen umzuset-zen.

– Fast jede dritte Anwendung wird dabei in der Industrie (31 %) rea-lisiert, gefolgt vom Transportwe-sen (15 %), der öffentlichen Ver-

RFID-Vielfalt: Ob klitzeklein, einklebbar im Etikett, als Zutrittskarte oder an der Elektro-Zapfsäule, die vielfältigen Varianten von RFID-Chips und -Lesegeräten passen zu jedem Einsatzzweck. Fotos (3): Bönsch

dung zuständig, weil Microsoft sei-nen deutschen Firmensitz in Bayern hat. Der Hamburger Datenschutz-beauftragte Johannes Caspar, der beim Streetside-Pendant Street View von Google eine Möglichkeit zum Vorabwiderspruch durchgesetzt hat, und der Bundesverband der Verbrau-cherschutzzentralen unterstützen Kranig. Auch Verbraucherschutz-ministerin Ilse Aigner (CSU) äußerte den Wunsch, dass Microsoft „nicht hinter dem zurückfällt“, was der Kon-kurrent schon gewährleiste.

Das Innenministerium habe mit dem Geodatenkodex „eine weich-gespülte Selbstverpflichtung der Wirtschaft befördert“, schimpfte der netzpolitische Sprecher der Grünen, Konstantin von Notz. Damit werde die „gesellschaftliche Akzeptanz in-novativer Geodatendienste in Deutschland erschwert“.

Der FDP-Netzpolitiker Manuel Hö-ferlin hält es dagegen für wichtiger, dass Microsoft „zunächst die Bilder von Häusern nicht mit weiteren im Netz vorhandenen Daten verknüpft“.

Microsoft kooperiert bei Streetside mit Navteq. Von Mai an sollen mehre-re Kameraautos des US-Anbieters di-gitaler Karten, Verkehrs- und Stand-ortdaten deutsche Städte befahren. Zu den angewendeten Technologien zählen hochauflösende Multi-View- und Panoramakameras sowie ein so-genanntes Lidar-System zur Ermitt-lung von 3-D-Daten, mit denen das Bildmaterial zu 3-D-Modellen zu-sammengefügt wird. Eine Messein-heit aus mehreren Sensoren und GPS-Empfängern erfasst dabei stän-dig die exakte Position der Kameras. 64 rotierende Laser fangen auf eine Entfernung von bis zu 120 m jede Se-kunde mehr als 1,5 Mio. Datenpunk-te ein. STEFAN KREMPL

waltung und dem Facility-Ma-nagement (beide 7,35 %).

- Der Projektschwerpunkt liegt in diesem Jahr bei Zutrittskontrollen und der Zeiterfassung (34 %).

– Weitere wichtige Einsatzgebiete sind der öffentliche Personen-nahverkehr und das Ticketing (je-weils 28 %).

- Die Umfrage „RFID-Monitor 2011“ hat die PAV Card GmbH aus Lütjensee gemeinsam mit dem Fachmagazin „RFID im Blick“ im Vorfeld der Fach-messe Euro ID 2011 durch-geführt. An der Online-Umfra-ge nahmen 239 Entscheider teil. kb

Navteq-Autos, bestückt mit Kameras, werden ab Mai in Deutschland umherfahren und für Microsoft 3-D-Bilder machen. Foto: Navteq

Nachholbedarf: Nur jeder vierte Senior über 65 geht online. Dabei könnte gerade für Ältere, so die Branche, das Netz eine Bereicherung sein. Foto: Fotolia