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Samstag/Sonntag, 23./24. März 2013 Kölner Stadt-Anzeiger Rhein-Erft Journal 52 Unsere Leserinnen und Leser haben hier mit ihren Meinungen das Wort. Wegen der großen Zahl der Briefe kann nur eine Auswahl veröffentlicht werden; ebenso sind Kürzungen oft unvermeidlich. BRIEFE •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• Für den Sonntag werben Zu ihrem Bericht über die Katholi- sche Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und ihren großen Mitstrei- ter Klaus Erkelenz möchte ich an- merken, dass es für die Organisati- on durchaus noch sehr spannende Themen gibt, die in der Öffentlich- keit diskutiert werden müssen. Et- KAB Zu „In Sorge um Wandel der Werte“ vom 9. März Leserforum So erreichen Sie uns: Schreiben: Kölner Stadt-Anzeiger Hauptstraße 19-21 50226 Frechen Faxen: 0 22 34 / 18 37 20 Mailen: [email protected] wa die Frage der Ladenöffnungs- zeiten und der arbeitsfreien Sonn- tage. Der Sonntag ermöglicht den Menschen, den lebensnotwendi- gen Abstand und die lebensnot- wendige Ruhe vom Arbeitsalltag zu finden. Er eröffnet den Men- schen zugleich die Möglichkeit zur Besinnung. Der Sonntag sollte den Familien als gemeinsame Zeit erhalten bleiben und gleichzeitig einen Zeitraum für freundschaftli- che Kontakte bieten. Der Feiertag gibt den Menschen seit Jahrhunderten einen klaren Lebensrhythmus, der Halt und Orientierung bietet. Es lohnt sich für die KAB, für die Wahrung des Sonntags offen und mutig zu wer- ben. HEINZ-GÜNTER MÜLLER, ERFTSTADT-FRIESHEIM RWE Tagebau, Kraftwerk und Schloss Rhein-Erft-Kreis. Wie wird im Ta- gebau Braunkohle gebaggert und was passiert mit der Kohle im Kraftwerk? Antworten auf diese und andere Fragen rund um das Thema Energie geben mittwochs in den Osterferien Besucherbe- treuer der RWE Power vor Ort. Am 27. März und am 3. April können Einzelbesucher nach An- meldung das Informationszen- trum Schloss Paffendorf, das Kraftwerk in Grevenbroich-Neu- rath erkunden und den Tagebau Gatzweiler besuchen. Die Schlossführung beginnt um 9 Uhr. Jeweils um 11 und um 15 Uhr starten die parallel laufenden Touren durch denTagebau und das Kraftwerk. Kinder sollten für den Besuch des Tagebaus mindestens zehn Jahre und für die Besichti- gung im Kraftwerk mindestens zwölf Jahre alt sein. Anmeldungen sind beim Besucherdienst unter 0800/8833830 erforder- lich. (ue) VON PAMO ROTH Frechen. „Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt, er setzt seine Felder und Wiesen in Stand“ – so heißt es in einem Volkslied aus dem 19. Jahrhundert. Im Grunde genommen ist es auch so geblie- ben, nur ohne Pferde und mit mehr Technik.An einem Märztag in Fre- chen-Bachem rumpelt ein Traktor in eine feine Staubwolke gehüllt gemächlich, aber stetig über den Acker und zieht eine Spur aufge- worfener dunkler Erde hinter sich her. Ihr satter Geruch liegt in der Luft. In gebührendem Abstand warten Krähen, um sich bei der Suche nach Regenwürmern auf die frisch gegrubberte, also aufge- lockerte Erde zu stürzen. „Krähen mag ich nicht, denn die Regenwür- mer sind meine Freunde und bes- ten Mitarbeiter“, kommentiert Martin Krist mit leicht grollendem Unterton das Schauspiel. Er sitzt hinter dem Lenkrad des Traktors, berührt es aber nicht, sondern tippt auf leuchtende klei- ne Bildschirme und digitale An- zeigen schräg über seinem Kopf. GPS-gesteuert rollt der Traktor im Automodus über den Acker, seine Position wird in Vogelperspektive auf einem Bildschirm angezeigt. Zentimetergenau kann Krist able- sen, bis zu welcher Stelle er den Acker am Vortag bearbeitet hat. Martin Krist, 41 Jahre, sonnen- gebräunt, den rotblonden Bart und das lichter werdende Haar stoppel- kurz rasiert, ist kein Mensch für halbe Sachen. Mit seiner zupa- ckenden Art, in brauner Cargoho- se und Arbeitsschuhen samt Stahl- kappen, ist er genau da, wo er im- mer sein wollte. Draußen auf dem Feld. Als Bauer. Wobei die Be- zeichnung Bauer im Grunde ein wenig verkürzt ist. Er ist landwirt- schaftlicher Betriebsleiter auf dem Gut Neu-Hemmerich. Das Gut gehört dem Frechener Cornel Lindemann-Berk, dessen Familie einen Bauernhof mit 40 Mitarbeitern unterhielt. Als Linde- mann-Berk den Hof 1987 über- nahm, war davon nicht mehr viel übrig – die Gärtnerei war der Öl- krise zum Opfer gefallen. Die meisten Gebäude standen leer, der Heuboden von 1870 lag brach. Lindemann-Berk spezialisierte sich auf Ackerbau und moderni- sierte. Der Heuschober dient nun als Kartoffellager, das auf 5,5 Grad Celsius gekühlt und in grü- nes Licht getaucht ist, damit die Kartoffeln nicht austreiben. Der Gutsbesitzer ist heute vor allem zuständig für „Buchhaltung, Bi- lanzen und Bauten“. Martin Krist ist seine rechte Hand, sozusagen der Mann fürs Grobe. Er kümmert sich um die ei- gentliche Landwirtschaft, das Be- stellen der Felder. Aber er ist auch der Mann für die Feinjustierung, die Planung und den Einkauf von Saatgut sowie die Qualität des wichtigsten Produkts auf dem Gut – der Kartoffel. Vom Anbau über die Ernte bis zur hofeigenen Ab- packung, um sie regional an Su- permarktketten und im Hofladen zu verkaufen. Schon als Schuljunge hat Martin Krist die Erntezeit immer auf dem Hof seine Onkels in der Nähe von Kerpen verbracht. „Am Anfang hieß es immer noch: Kommste? Später nur noch: Wann komms- te?“, erinnert er sich. Er wollte Bauer werden, daran gab es nie ei- nen Zweifel. Doch der Hof seines Onkels war wie die meisten Fami- lienbetriebe zu klein und nicht ren- tabel. „Heutzutage muss man in- tensivieren und sich vergrößern, sonst kann man keine Familie da- von ernähren“, stellt er pragma- tisch fest. Krist studierte Landwirtschaft an der Uni Bonn, arbeitete als landwirtschaftlicher Berater und als Verwalter in Ostfriesland – „aber der Drang, wieder auf dem Trecker zu sitzen, war stärker“. So fing er als Betriebsleiter auf dem Gut Neu-Hemmerich an. Dort hat er alles – einen Hof und eine Fami- lie, die mit auf dem Gut wohnt. Um halb sieben steht er auf, be- spricht sich mit dem Chef, macht die Maschinen startklar und fährt aufs Feld. Nachmittags geht es wieder raus, um zu grubbern und zu düngen. Zur Erntezeit ist er manchmal bis fünf Uhr morgens unterwegs, dafür ist im Winter we- niger zu tun. Krist kniet auf dem frisch ge- grubberten Acker und lässt die Er- de durch die Finger rieseln. „Die ist so dunkel, weil wir weniger düngen.“ Eine Entscheidung für weniger Ertrag, dafür schmeckten die Kartoffeln besser. Klasse statt Masse, lautet die Devise. Deswe- gen werden die Kartoffeln auch „gebürstet statt gewaschen“ – um die Nährstoffe in der Schale nicht auszuwaschen. „Die Leute sind erst skeptisch, weil sie nur blasse, abgewaschene Kartoffeln aus dem Supermarkt kennen.“ Aber der Geschmack überzeuge. „Die Leu- te stimmen ja auf dem Teller ab.“ Seine Stimme verrät, dass ihn sei- ne Kartoffeln mit Stolz erfüllen. Es ist ein entbehrungsreiches Le- ben, aber reich an Belohnung. „Das Tolle ist, man kann das ganze Jahr beobachten, wie das, was man gesät hat, wächst.“ Wenn sich auch viel in der Land- wirtschaft geändert hat, vieles ist gleich geblieben. Das Arbeiten mit und in der Natur, in Abhängigkeit von den Jahreszeiten, alles ist den Launen des Wetters unterworfen. Und: „Es ist immer noch harte Ar- beit. Mein Rücken weiß, dass es so ist. Aber ich mache weiter, solang mein Kreuz mitmacht“, so Martin Krist. Seine Arbeit erfüllt ihn. Er hat das Ergebnis vor Augen, kann es anfassen und essen. Alles neu macht der Mai – für den Bauern gilt diese Regel nicht unbedingt. Und das findet Landwirt Krist auch gut so. Heutzutage muss man intensivieren und sich vergrößern, sonst kann man keine Familie mehr ernähren Martin Krist Das Gut Neu-Hemmerich am Ortseingang von Frechen hat sich auf Ackerbau spezialisiert. Die Kartoffeln werden auf dem Gut abgefüllt und verpackt. Bauernregeln Ein feuchter März ist des Bau- ern Schmerz. Fürchte nicht den Schnee im März, darunter schlägt ein war- mes Herz. Schnee, der erst im Märzen weht, abends kommt und gleich vergeht. Auf Märzenregen folgt kein Se- gen. Soviel Nebeltage im März, so- viel Frosttage im Mai. Martin Krist kann sich aussuchen, ob er den Traktor lenkt oder ihn GPS-gesteuert im Automodus fahren lässt. Im Märzen der Bauer den Traktor einspannt MENSCHEN IM ALLTAG Was ist übriggeblieben vom Volkslied? Martin Krist ist landwirtschaftlicher Betriebsleiter auf einem Gut in Frechen-Bachem „Die Erde ist so dunkel, weil wir weniger düngen“, sagt Martin Krist. Das ist eine Entscheidung für weniger Ertrag, aber mehr Geschmack. BILDER: ROTH

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Samstag/Sonntag, 23./24. März 2013 Kölner Stadt-Anzeiger

Rhein-Erft Journal 52

Unsere Leserinnen und Leser haben hiermit ihren Meinungen das Wort. Wegender großen Zahl der Briefe kann nur eineAuswahl veröffentlicht werden; ebensosind Kürzungen oft unvermeidlich.

BRIEFE

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Für denSonntagwerben

Zu ihrem Bericht über die Katholi-sche Arbeitnehmer-Bewegung(KAB) und ihren großen Mitstrei-ter Klaus Erkelenz möchte ich an-merken, dass es für die Organisati-on durchaus noch sehr spannendeThemen gibt, die in der Öffentlich-keit diskutiert werden müssen. Et-

KAB Zu „In Sorge umWandel der Werte“vom 9. März

LeserforumSo erreichen Sie uns:Schreiben:Kölner Stadt-AnzeigerHauptstraße 19-2150226 FrechenFaxen:0 22 34 / 18 37 20Mailen:[email protected]

wa die Frage der Ladenöffnungs-zeiten und der arbeitsfreien Sonn-tage.

Der Sonntag ermöglicht denMenschen, den lebensnotwendi-gen Abstand und die lebensnot-wendige Ruhe vom Arbeitsalltagzu finden. Er eröffnet den Men-schen zugleich die Möglichkeitzur Besinnung. Der Sonntag sollteden Familien als gemeinsame Zeiterhalten bleiben und gleichzeitigeinen Zeitraum für freundschaftli-che Kontakte bieten.

Der Feiertag gibt den Menschenseit Jahrhunderten einen klarenLebensrhythmus, der Halt undOrientierung bietet. Es lohnt sichfür die KAB, für die Wahrung desSonntags offen und mutig zu wer-ben.HEINZ-GÜNTER MÜLLER,ERFTSTADT-FRIESHEIM

RWE

Tagebau,Kraftwerk undSchlossRhein-Erft-Kreis. Wie wird im Ta-gebau Braunkohle gebaggert undwas passiert mit der Kohle imKraftwerk? Antworten auf dieseund andere Fragen rund um dasThema Energie geben mittwochsin den Osterferien Besucherbe-treuer der RWE Power vor Ort.

Am 27. März und am 3. Aprilkönnen Einzelbesucher nach An-meldung das Informationszen-trum Schloss Paffendorf, dasKraftwerk in Grevenbroich-Neu-rath erkunden und den TagebauGatzweiler besuchen.

Die Schlossführung beginnt um9 Uhr. Jeweils um 11 und um 15Uhr starten die parallel laufendenTouren durch den Tagebau und dasKraftwerk. Kinder sollten für denBesuch des Tagebaus mindestenszehn Jahre und für die Besichti-gung im Kraftwerk mindestenszwölf Jahre alt sein.Anmeldungensind beim Besucherdienst unter� 0800/8833830 erforder-lich. (ue)

VON PAMO ROTH

Frechen. „Im Märzen der Bauer dieRösslein einspannt, er setzt seineFelder und Wiesen in Stand“ – soheißt es in einem Volkslied ausdem 19. Jahrhundert. Im Grundegenommen ist es auch so geblie-ben, nur ohne Pferde und mit mehrTechnik.An einem Märztag in Fre-chen-Bachem rumpelt ein Traktorin eine feine Staubwolke gehülltgemächlich, aber stetig über denAcker und zieht eine Spur aufge-worfener dunkler Erde hinter sichher. Ihr satter Geruch liegt in derLuft. In gebührendem Abstandwarten Krähen, um sich bei derSuche nach Regenwürmern aufdie frisch gegrubberte, also aufge-lockerte Erde zu stürzen. „Krähenmag ich nicht, denn die Regenwür-mer sind meine Freunde und bes-ten Mitarbeiter“, kommentiertMartin Krist mit leicht grollendemUnterton das Schauspiel.

Er sitzt hinter dem Lenkrad desTraktors, berührt es aber nicht,sondern tippt auf leuchtende klei-ne Bildschirme und digitale An-zeigen schräg über seinem Kopf.GPS-gesteuert rollt der Traktor imAutomodus über den Acker, seinePosition wird in Vogelperspektiveauf einem Bildschirm angezeigt.Zentimetergenau kann Krist able-sen, bis zu welcher Stelle er denAcker am Vortag bearbeitet hat.

Martin Krist, 41 Jahre, sonnen-gebräunt, den rotblonden Bart unddas lichter werdende Haar stoppel-kurz rasiert, ist kein Mensch fürhalbe Sachen. Mit seiner zupa-ckenden Art, in brauner Cargoho-se und Arbeitsschuhen samt Stahl-kappen, ist er genau da, wo er im-mer sein wollte. Draußen auf demFeld. Als Bauer. Wobei die Be-zeichnung Bauer im Grunde einwenig verkürzt ist. Er ist landwirt-schaftlicher Betriebsleiter auf demGut Neu-Hemmerich.

Das Gut gehört dem FrechenerCornel Lindemann-Berk, dessenFamilie einen Bauernhof mit 40Mitarbeitern unterhielt.Als Linde-mann-Berk den Hof 1987 über-

nahm, war davon nicht mehr vielübrig – die Gärtnerei war der Öl-krise zum Opfer gefallen. Diemeisten Gebäude standen leer, derHeuboden von 1870 lag brach.Lindemann-Berk spezialisiertesich auf Ackerbau und moderni-sierte. Der Heuschober dient nunals Kartoffellager, das auf 5,5Grad Celsius gekühlt und in grü-nes Licht getaucht ist, damit dieKartoffeln nicht austreiben. DerGutsbesitzer ist heute vor allemzuständig für „Buchhaltung, Bi-lanzen und Bauten“.

Martin Krist ist seine rechteHand, sozusagen der Mann fürsGrobe. Er kümmert sich um die ei-gentliche Landwirtschaft, das Be-stellen der Felder. Aber er ist auchder Mann für die Feinjustierung,die Planung und den Einkauf vonSaatgut sowie die Qualität deswichtigsten Produkts auf dem Gut– der Kartoffel. Vom Anbau über

die Ernte bis zur hofeigenen Ab-packung, um sie regional an Su-permarktketten und im Hofladenzu verkaufen.

Schon als Schuljunge hat MartinKrist die Erntezeit immer auf demHof seine Onkels in der Nähe vonKerpen verbracht. „Am Anfanghieß es immer noch: Kommste?Später nur noch: Wann komms-te?“, erinnert er sich. Er wollteBauer werden, daran gab es nie ei-nen Zweifel. Doch der Hof seinesOnkels war wie die meisten Fami-lienbetriebe zu klein und nicht ren-tabel. „Heutzutage muss man in-tensivieren und sich vergrößern,sonst kann man keine Familie da-von ernähren“, stellt er pragma-tisch fest.

Krist studierte Landwirtschaftan der Uni Bonn, arbeitete alslandwirtschaftlicher Berater und

als Verwalter in Ostfriesland –„aber der Drang, wieder auf demTrecker zu sitzen, war stärker“. Sofing er als Betriebsleiter auf demGut Neu-Hemmerich an. Dort hater alles – einen Hof und eine Fami-lie, die mit auf dem Gut wohnt.Um halb sieben steht er auf, be-spricht sich mit dem Chef, machtdie Maschinen startklar und fährtaufs Feld. Nachmittags geht eswieder raus, um zu grubbern undzu düngen. Zur Erntezeit ist ermanchmal bis fünf Uhr morgensunterwegs, dafür ist im Winter we-niger zu tun.

Krist kniet auf dem frisch ge-grubberten Acker und lässt die Er-de durch die Finger rieseln. „Dieist so dunkel, weil wir wenigerdüngen.“ Eine Entscheidung fürweniger Ertrag, dafür schmecktendie Kartoffeln besser. Klasse stattMasse, lautet die Devise. Deswe-gen werden die Kartoffeln auch„gebürstet statt gewaschen“ – umdie Nährstoffe in der Schale nichtauszuwaschen. „Die Leute sinderst skeptisch, weil sie nur blasse,abgewaschene Kartoffeln aus demSupermarkt kennen.“ Aber derGeschmack überzeuge. „Die Leu-te stimmen ja auf dem Teller ab.“Seine Stimme verrät, dass ihn sei-ne Kartoffeln mit Stolz erfüllen.Es ist ein entbehrungsreiches Le-ben, aber reich an Belohnung.„Das Tolle ist, man kann das ganzeJahr beobachten, wie das, was mangesät hat, wächst.“

Wenn sich auch viel in der Land-wirtschaft geändert hat, vieles istgleich geblieben. DasArbeiten mitund in der Natur, in Abhängigkeitvon den Jahreszeiten, alles ist denLaunen des Wetters unterworfen.Und: „Es ist immer noch harte Ar-beit. Mein Rücken weiß, dass es soist. Aber ich mache weiter, solangmein Kreuz mitmacht“, so MartinKrist. Seine Arbeit erfüllt ihn. Erhat das Ergebnis vor Augen, kannes anfassen und essen. Alles neumacht der Mai – für den Bauerngilt diese Regel nicht unbedingt.Und das findet Landwirt Kristauch gut so.

Heutzutage muss manintensivieren und sichvergrößern, sonstkann man keine Familiemehr ernährenMartin Krist

Das Gut Neu-Hemmerich am Ortseingang von Frechen hat sich aufAckerbau spezialisiert.

Die Kartoffeln werden auf demGut abgefüllt und verpackt.

BauernregelnEin feuchter März ist des Bau-ern Schmerz.

Fürchte nicht den Schnee imMärz, darunter schlägt ein war-mes Herz.

Schnee, der erst im Märzenweht, abends kommt undgleich vergeht.

Auf Märzenregen folgt kein Se-gen.

Soviel Nebeltage im März, so-viel Frosttage im Mai.

Martin Krist kann sich aussuchen, ob er den Traktor lenkt oder ihnGPS-gesteuert im Automodus fahren lässt.

Im Märzen der Bauerden Traktor einspanntMENSCHEN IM ALLTAG Was ist übriggeblieben vomVolkslied? Martin Krist ist landwirtschaftlicherBetriebsleiter auf einem Gut in Frechen-Bachem

„Die Erde ist so dunkel, weil wir weniger düngen“, sagt Martin Krist. Das ist eine Entscheidung für weniger Ertrag, aber mehr Geschmack. BILDER: ROTH