Rheumatische Erkrankungen · wandelter Form in der westlichen komple-mentären Physiotherapie...

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Naturheilkunde und andere ergänzende Heilmethoden Rheumatische Erkrankungen

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Naturheilkunde

und andere ergänzende Heilmethoden

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Die wirksamste Medizin ist die natürliche Heilkraft,

die im Inneren eines jeden von uns liegt.

Hippokrates 460 - 377 v. Chr.

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Vorwort

Naturheilkundliche Behandlungsmethoden erfahren in den letzten Jahren ein zunehmendesInteresse nicht nur bei Patienten, sondern auch bei vielen Therapeuten. Der Wunsch nachnebenwirkungsarmer Therapie und die Suche nach Alternativen zur Schulmedizin trifft dabeiauf eine Fülle von Angeboten, die vor allem außerhalb der Leistungen der gesetzlichenKrankenversicherungen ständig wachsen.

Der Umgang mit Naturheilverfahren in unserem Gesundheitssystem ist noch immer oftgeprägt von Vorurteilen und reicht von grundsätzlicher Ablehnung bis zu teils dogmatischerBefürwortung mit Überschätzung ihrer Möglichkeiten bei gleichzeitiger Verteufelung derjeweils anderen Therapierichtung.

Für den Betroffenen ist es schwierig den Stellenwert der Naturheilmedizin sachlich zu be-werten, da verfügbare Informationen nicht selten auch von den Interessen der »Anbieter«im Gesundheitssystem einseitig geprägt sind.

Dabei ist es unbestritten, dass die ergänzenden naturheilkundlichen Behandlungsmetho-den vielen Patienten sehr geholfen haben, ihre Erkrankung zu bewältigen. Grundlagen fürden Umgang mit Naturheilverfahren liefert diese Broschüre, die sich an Betroffene mitchronisch rheumatischen Erkrankungen wendet.

Dr. med. Reinhard Hein

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HerausgeberDeutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V.Maximilianstr. 14 • 53111 Bonn

RedaktionSusanne Walia

Fachliche BeratungChristel Kalesse und Arbeitsgemeinschaft»Ergänzende Heilmethoden« der DeutschenRheuma-Liga Landesverband Berlin

ProjektabwicklungSusanne Walia, Christa Dahm

Gestaltungdiller . corporate, Kölnwww.diller-corporate.de

DruckmedienHaus Plump, Bad Honnef

1. Auflage – 30.000 Exemplare, 2004Drucknummer: A 26/BV/06/04

BildnachweisComstock; PhotoDisc; privat; ThinkStock

ImpressumImpressum

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1 Naturheilkunde und Komplementärmedizin

1.1 Naturheilkunde – was ist gemeint?1.2 Was ist Rheuma?1.3 Wie erhalte ich ergänzende Heilmethoden?

2 Altbewährt – die Klassiker unter den Naturheilverfahren

2.1 Heilsames Wasser: Hydrotherapie2.2 Gesunde Ernährung ist Medizin2.3 Bewegendes für Körper und Seele2.4 Was das Leben zusammenhält – Ordnungstherapie2.5 Pflanzenkräfte wirken – Phytotherapie

3 Asia-Import – Traditionelles aus Fernost

3.1 Chinesische Medizin3.2 Indische Medizin

4 Markt der Möglichkeiten – was es sonst noch alles gibt

4.1 Homöopathie4.2 Orthomolekulare Medizin4.3 Enzymtherapie4.4 Neuraltherapie4.5 Musik- und Kunsttherapie4.6 Außenseitermethoden

Hilfreiche Adressen

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Naturheilkunde und Komplementärmedizin – ein Gegensatz zur Schulmedizin ?

1.1 Naturheilkunde – was ist gemeint ?

1.2 Was ist »Rheuma«?

1.3 Wo bekomme ich ergänzende Heilmethoden?

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Naturheilkunde – was ist gemeint ?

1.1

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Trotz der großen Fortschritte in der schul-medizinischen Behandlung, insbesondereder chronisch entzündlich rheumatischenErkrankungen, bleibt die Diagnose Rheumafür die meisten Betroffenen mit einer deut-lichen Einschränkung der Lebensqualität ver-bunden.

Der Verlauf der Erkrankung macht für diemeisten Patienten eine oft langjährige Ein-nahme von Medikamenten und eine Um-stellung des privaten und beruflichen Lebensinfolge der Erkrankung notwendig. Begleit-erscheinungen der klassischen Therapie,aber auch die Erfahrungen mit anhaltendenBeschwerden trotz einer erfolgreichen medi-kamentösen Behandlung sowie der Wunsch,aktiv an dem Therapiekonzept mitzuwirkenführen bei vielen Patienten dazu, sich dermodernen Naturheilkunde zuzuwenden. (Abb. 1.1_3)

Der Mensch als Ganzes

Die Begriffe Naturheilkunde, Komplemen-tärmedizin und alternative Medizin sind fürPatienten oft nicht klar verständlich einzu-ordnen und sollen im Folgenden erläutertwerden. Die klassischen Naturheilverfahrenumfassen die Begriffe Hydrotherapie (Be-handlung mit Wasseranwendungen), Ernäh-rungstherapie, Phytotherapie (Behandlungmit Heilpflanzen), Bewegungstherapie undOrdnungstherapie (Lebensführung). (Abb.1.1_1) Sie sind heute auch in der wissen-schaftlichen Schulmedizin vertreten, währendergänzende Verfahren wie die Homöopathie,traditionelle Medizin anderer Kulturen (z. B.chinesische Medizin, Ayurveda u. a.), aus-leitende Verfahren und andere überlieferteund neuere naturheilkundliche Methodenunter dem Begriff der Komplementärmedizinzusammengefasst werden. Alle Naturheilver-

fahren nutzen in besonderem Maße die Er-fahrungen von Generationen in der Behand-lung und im Leben mit der Erkrankung(Erfahrungsmedizin).

Den Naturheilverfahren und der Kom-plementärmedizin gemeinsam ist die ganz-heitliche Betrachtungsweise des einzelnenMenschen und eine ganz auf seine Situationzugeschnittene umfassende Therapie, diesich nicht vornehmlich nur an der Krank-heitsdiagnose orientiert. Besonders attraktivmacht diese Verfahren die gute Verträglich-keit und das geringe Nebenwirkungsrisiko inder Hand des erfahrenen Therapeuten.

Wichtig ist es, die Naturheilverfahrennicht isoliert von der übrigen Therapie odersogar als Ersatz von wissenschaftlich not-wendigen Behandlungsmaßnahmen zusehen und somit die Gefahr von teilweisenicht wieder gut zu machenden Gelenk- oderGewebsschäden einzugehen. Es handelt sichhier nicht um eine Alternative zu konventio-nellen Konzepten, z. B. mit Basistherapeutikaim Sinne eines Gegensatzes nach dem »ent-weder oder«, sondern gerade auch nach demSelbstverständnis moderner Naturheilkundeum ergänzende Verfahren, die die Möglich-keiten der Behandlung chronischer Erkran-kungen wesentlich bereichern und erweitern. (Abb. 1.1_2)

Die in dieser Broschüre dargestellten Ver-fahren eignen sich in der Hand des um-fassend ausgebildeten Therapeuten zurErgänzung der übrigen Behandlungsmög-lichkeiten, um Restbeschwerden zu lindern,die Wirkung von Basistherapien zu unter-stützen, den Medikamentenverbrauch zuverringern und Begleiterscheinungen zumildern. Dem Patienten ermöglichen sieaktiv am Behandlungskonzept teilzunehmenund selbst etwas für den Therapieerfolg bei-zutragen und Verantwortung zu übernehmen.

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Was ist »Rheuma«?

Unter Rheuma werden eine Vielzahl von Er-krankungen zusammengefasst, deren Haupt-beschwerde am Bewegungsapparat liegt.

Dabei unterscheidet man:

• entzündliche Gelenkerkrankungenund entzündliche Bindegewebs-erkrankungen: chronische Arthritis,Kollagenosen, Vaskulitiden

• Gelenkerkrankungen beiStoffwechselstörungen: z. B. Gicht

• degenerative Gelenkerkrankungen:Arthrose

• Muskel- und Sehnenerkrankungen: »Weichteilrheuma«, z. B. Fibromyalgie

Zu näheren Einzelheiten verweisen wir auf dieumfangreichen Schriftmaterialien, die vonder Deutschen Rheuma-Liga zur Verfügungstehen.

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Therapie chronischer Arthritis Abb. 1.1_2

• allgemeine Maßnahmen • Steroide (Kortison)

• Schmerzmittel, NSAR • LWAR (Basistherapie)

• Naturheilverfahren • intraartikuläre Therapie (Gelenkspritzen)

• operative Therapie • physikalische Therapie

• psychosoziale Behandlung

Besonders bei der Therapie der chronisch entzündlich-rheumatischen Erkrankungen sind die Naturheilverfahren nur ein Instrument im Konzert der Behandlungsverfahren.

Klassische Naturheilverfahren Abb. 1.1_1

• Hydrotherapie

• Ernährungstherapie

• Bewegungstherapie

• Ordnungstherapie

• Phytotherapie

Die Einteilung der klassischen Naturheilverfahren geht auf die Kneippsche Therapie zurück.

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Wie erhalte ich ergänzende Heilmethoden?

1.3

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Behandlungsmethoden aus den Naturheil-verfahren und der Komplementärmedizinwerden von Ärzten und Vertretern medizi-nischer Assistenzberufe, wie Physiothera-peuten (Krankengymnasten, Ergotherapeu-ten, Masseuren und med. Bademeistern)sowie Heilpraktikern angeboten. Es ist fürden Patienten oft schwierig, Qualifikationund Ausbildungsstand der Therapeuten zuerkennen. Folgende wichtige Merkmale soll-ten von Patienten beachtet werden:

Ärztewahl

Der Patient erkennt die Qualifikation desArztes zuerst auch an der Bezeichnung aufdem Arztschild. Die Arztbezeichnung ist inder verbindlichen Weiterbildungsordnungfestgelegt. Die Bundesärztekammer hat inder Weiterbildungsordnung für Ärzte (Stand2003) jeweils eine Zusatzausbildung Natur-heilverfahren, manuelle Medizin / Chiro-therapie, Homöopathie und Akupunktur mitumfassenden Ausbildungsinhalten definiert.Diese ist staatlich anerkannt und kann alsZusatzbezeichnung von Ärzten mit abge-schlossener Weiterbildung auf dem Praxis-schild für Außenstehende erkennbar geführtwerden.

Diese aktuelle Weiterbildungsordnunghat die Inhalte der Weiterbildungsgängeumfassend definiert und weitgehend erwei-tert. Die neu eingeführte Zusatzbezeich-

nung Akupunktur löst dabei die alteVollausbildung Akupunktur mit dem soge-nannten B-Diplom ab und ersetzt diese.Bisher wurde die Akupunkturfachkenntnisfür Ärzte nach Vereinbarung der Fachgesell-schaften in Grundausbildung (A-Diplom)und Vollausbildung (B-Diplom) eingeteiltund von den Ärztekammern und Kranken-kassen zur Erbringung von Akupunktur-leistungen in der Regel anerkannt. DieZusatzweiterbildungen nach der Muster-weiterbildungsordnung steht allen Ärztenmit Facharztanerkennung (einschließlich All-gemeinmedizin) offen.

Heilpraktiker

In Deutschland dürfen nur Vertreter aner-kannter medizinischer Heilberufe medizi-nisch tätig werden. Das Heilpraktikergesetzvon 1939 regelt die Zulassung zur Ausübungdes Berufes eines Heilpraktikers. Die Aus-bildung der Heilpraktiker ist nicht gesetzlicheinheitlich geregelt und erfolgt meist überprivate Schulen mit unterschiedlichen Aus-bildungsinhalten, Anforderungen und Schwer-punkten. Für den Patienten ist damit derKenntnisstand des Heilpraktikers auf denverschiedenen Gebieten der Naturheilkundemeist nicht nach außen erkennbar. Die Tätig-keit der Heilpraktiker ist durch Gesetze ein-geschränkt, eingreifende Therapieverfahrendürfen nicht angewandt werden.

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»Ich habe schon unendlich viel ausprobiert, von A wie Ayurveda

bis Z wie Zitronenkur – leider ohne wirklich nennbare Erfolge.

Die Erkrankung ließ sich mit viel Phantasie etwas abschwächen,

ansonsten ist sie aber ungebremst fortgeschritten.«

Rondy, seit 18 Jahren an Morbus Bechterew erkrankt

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zwischen Patient und allen seinen Behand-lern erreicht werden kann.

»Vor die Therapie hat der liebe Gott dieDiagnose gesetzt«, heißt ein Ärztesprichwortdas anschaulich macht, wie unverzichtbareine umfassende und abgesicherte Diagnosevor jeder Form von Therapie für den Behand-lungserfolg ist. Welche Krankheit liegt genauvor? Hier liegt ein wichtiges vermeidbaresRisiko, das jeder Patient bedenken sollte, bevorer sich in Behandlung begibt.

Wo bekomme ich ergänzende Heilmethoden?

Darauf sollten sie beim Erstgespräch achten

Verbindlich ist für alle Therapeuten diePflicht zur Information der Patienten über diegeplanten Behandlungsmaßnahmen, derenNutzen und Risiken und nicht zuletzt auchder Kosten. Sehr wichtig erscheint die Ab-stimmung der verschiedenen Therapiemaß-nahmen zu einem Gesamtkonzept, die nurdurch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit 13

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Rheuma und Naturheilverfahren Abb. 1.1_3

Die häufigsten Gründe für Patienten Naturheilverfahren zu nutzen:

• häufig Restbeschwerden trotz der Erfolge der klassischen Medizin

• Angst vor Nebenwirkungen

• Begleiterscheinungen der Basistherapeutika und Kortison

• Folgeveränderungen der chronischen Entzündung auf den gesamten Organismus

• Erfahrungen der Jahrhunderte nutzen

• geringes Therapierisiko

Ärztliche Zusatzbezeichnungen nach der Weiterbildungsverordnung 2003 Abb1.1_4

Dr. med. Fritz GelenkAlle Kassen

Arzt für NaturheilverfahrenChirotherapie / manuelle TherapieHomöopathieAkupunkturSprechstunden nach Vereinbarung

Arztbezeichnungen der Naturheilverfahren und Komplementärmedizin

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Altbewährt – die Klassiker unter den Naturheilverfahren

2.1 Heilsames Wasser: Hydrotherapie

2.2 Gesunde Ernährung ist Medizin

2.3 Bewegendes für Körper und Seele

2.4 Was das Leben zusammenhält – Ordnungstherapie

2.5 Pflanzenkräfte wirken – Phytotherapie

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Heilsames Wasser: Hydrotherapie

2.1

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Die Anwendung von Wasser zu Heilzweckenbei Gelenkleiden geht in der Geschichte bisauf die Antike zurück und wird schon ausQuellen der Zeit vor Hippokrates 500 v. Chr.berichtet. In der Volksmedizin ist die Hydro-therapie in der Neuzeit durch Vinzenz Prieß-nitz (1799-1851) und Sebastian Kneipp(1821-1897) populär geworden. Kneipplegte mit seinem Konzept der Reiztherapiedie Grundlagen für die sogenannten klassi-schen Naturheilverfahren heutigen Verständ-nisses.

Die wissenschaftliche moderne Bäderthera-pie (Balneologie) ist erst wenig älter als 100Jahre und Grundlage unseres jetzigen Bäder-wesens. Wasser kann in Form von Bädern,Güssen, Packungen und Umschlägen sowieals Trinkkuren eingesetzt werden. Dabeikommen neben den Inhaltsstoffen der Heil-wässer auch Reize durch Temperatur und Ortder Anwendung zur Wirkung. Für Heilzweckewerden meist natürlich vorkommende Mine-ralquellen genutzt, deren Heilwirkung nachder Erfahrungsmedizin in einem Gutachteneines anerkannten Balneologen bestätigtwerden muss (Heilquellen). Klassifiziert wirdnach Mineralgehalt (Klasse A bis D) undInhaltsstoffen sowie Temperatur.

Zur äußeren und inneren Anwendung

Bei rheumatischen Erkrankungen kommenvor allem schwefelhaltige und radonhaltigeWässer sowie vor allem Thermalquellen zurAnwendung. Besonders in der Kurmedizinspielt das Vorkommen natürlicher Heil-quellen am Kurort eine wichtige Rolle undsollte bei der Wahl des Kurortes mit bedachtwerden. (Abb. 2.1_1)

Für die Wirkung von Güssen und Bädernspielen neben den pharmakologischen Effek-

ten der Inhaltsstoffe Reizwirkungen durchTemperatur und Hautkontakt eine Rolle.

Neben lokalen Effekten sind auchsystemische Effekte, d. h. auf den ganzenOrganismus, nachzuweisen, die besondersbei der zeitlich begrenzten, kurweisen An-wendung zu erwarten sind. Solche An-wendungen sind auch zum Teil leicht selbstdurchzuführen und sollten dann dem Patien-ten vom Therapeuten für die Selbstbehand-lung gezeigt werden.

Trinkkuren spielen bei der Behandlung vonRheuma eine untergeordnete Rolle. Sehrzurückhaltend zu beurteilen ist die Anwen-dung von Sauerstoff angereichertem oderandersartig physikalisch vorbehandeltenWässern, wie sie heute teilweise angebotenwerden. Therapeutische Effekte auf rheuma-tische Erkrankungen sind hier bisher nichtnachgewiesen.

Auch vor der therapeutischen Durchführungvon Bädern sollte immer der Rat des Thera-peuten eingeholt werden, um Fehler bei derArt und Dauer der Anwendung zu vermei-den.

Neben Bädern gehört zur Hydrotherapieauch die früher in der Volksmedizin weit ver-breitete Anwendung von Wickeln und Um-schlägen sowie die heute populäre Anwen-dung von Heilerden und Heilschlämmen.Zu ihnen zählen der Naturfango, Moor undHeilerde. Sie werden in der Medizin meistunter dem Begriff »Peloide« zusammenge-fasst. Wickel und Umschläge meist zurLokalbehandlung erkrankter Gelenke wer-den je nach Bedarf wärmeentziehend (kalteWickel), wärmeerzeugend oder schweißtrei-bend angewandt. (Abb. 2.1_2) Es werdenaber auch stoffwechselanregende Effekte(Leberwickel) genutzt.

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Heilsames Wasser: Hydrotherapie

Güsse können leicht auch selbst durch-geführt werden. Die Anwendung erfolgt kalt(8 bis 12°C), temperiert (15 bis 20 °C) oderwarm (37 bis 38°C). Zur Durchführunggenügt ein Duschschlauch ohne Brausekopfoder eine Gartengießkanne. Dabei soll dasWasser nur handbreit nach oben aus demSchlauch ausfließen und bei der Anwendungim Schwall die Haut bedecken.

Für alle hydrotherapeutischen Anwendun-gen gilt das Prinzip der Reiz-Regulations-therapie der Naturheilkunde im besonderenMaße. Auf einen Temperatur- und chemi-schen Hautreiz erfolgt die Reizadaptation(Reaktion des Körpers unter Beteiligung desgesamten Organismus) mit nachfolgendertherapeutischer Wirkung auf die Autoregu-

lation (Selbstheilungskräfte) des Körpers.Daher werden Wasseranwendungen meistkurweise für eine begrenzten Zeitraum emp-fohlen.

Die Anwendung von Wärme in der klassi-schen finnischen Sauna, der Dampfsaunaoder moderner Infrarotsaunen wird insbe-sondere bei weichteilrheumatischen Zustän-den und Verschleißerkrankungen der Wirbel-säule und Gelenke ohne Entzündung emp-fohlen. Auch hier gilt, dass im Einzelfall ent-schieden werden muss, ob eine Wärmean-wendung über Sauna für den individuellenPatienten in Frage kommt. Viele Patientenmit Fibromyalgiesyndrom erfahren mitWärmeanwendungen durch Saunabädereine Linderung ihrer Beschwerden.

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Anwendung eines Quarkwickels Abb. 2.1_2

Feuchter Gelenkwickel zum Wärmeentzug:

Ein großes Frotteetuch als Unterlage, darauf ein ausreichend großes, trockenes Baumwolltuch undein feuchtes Handtuch auflegen. Das betroffene Gelenk, das wärmeentziehend behandelt werdensoll, mehr als daumendick mit kühlschrankkaltem Quark bestreichen und zunächst mit dem feuch-ten und dann mit dem trockenen Tuch fest einschlagen. Der Wickel sollte ca. 20 bis 45 min. liegenbleiben, bis er sich durchwärmt anfühlt.

Eine Wiederholung zweimal täglich ist in aktiv entzündlichen Zuständen möglich.

Klassifizierung der in der Bädermedizin verwandten Wässer / Heilquellen Abb. 2.1_1

• Gruppe A: stark mineralhaltig > 1 g/l

• Gruppe B: mineralhaltig bis 1 g/l

• Gruppe C: Thermalquellen > 20° C

• Gruppe D: mineralarme und kalte Quellen (Wildbäder)

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Gesunde Ernährung ist Medizin

2.2

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Der Einfluss der Ernährung auf die Aktivitätentzündlich rheumatischer Erkrankungen istheute im Gegensatz zur Lehrmeinung nochvor 10 Jahren von den meisten Spezialistenunbestritten.

Mehr Fisch, als Fleisch

Eine wichtige Rolle spielt die Arachidon-säure, ein Bestandteil tierischer Nahrungs-fette. Insbesondere die Aufnahme von vielArachidonsäure hat, wie man heute weiß,einen entzündungsfördernden Einfluss. DieArachidonsäure ist in tierischen Fetten unter-schiedlich stark enthalten, pflanzliche Nah-rungsmittel enthalten diese Fettsäure nicht.Eine tierisch fettarme Kost, reich an ent-zündungshemmenden meist pflanzlichenNahrungsbestandteilen und Omega-3- Fett-säuren (Fischöl) wird in der Naturheilkundebei entzündlichen rheumatischen Erkran-kung als Grundlage der Ernährungsmedizinempfohlen.

Ein Teil der Patienten berichtet von indivi-duellen Nahrungsunverträglichkeiten, diebei der Durchführung einer Ernährungs-beratung berücksichtigt werden sollten.Wenn man die Ernährung über allgemeineEmpfehlungen hinaus für die Behandlungseiner Erkrankung nutzen möchte, sollte mansich unbedingt einer professionellen Er-nährungsberatung unterziehen, die ein Er-nährungsprotokoll und individuelle Beson-derheiten berücksichtigt. Die Gefahr auchlangfristig auftretender Mangelzuständeoder Essverhaltensstörungen ist sonst nichtauszuschließen.

Fasten kann eine sinnvolle Bereicherung er-nährungstherapeutischer Maßnahmen sein.Hier gilt umso mehr die Notwendigkeit vor-heriger ärztlicher Beratung und ggf. Be-gleitung.

Für weitere Informationen zum Thema Er-nährung sei an dieser Stelle auf die aktuelleBroschüre der Deutschen Rheuma-Liga »Dierichtige Ernährung bei Rheuma« hinge-wiesen.

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»Mit basischer Ernährung habe ich seit 5 Jahren Erfahrung. Bei

großer Konsequenz habe ich ein Jahr gelernt. Ergebnis ist eine

starke Verbesserung meiner Krankheitssituation. Manchmal

mache ich Fehler oder meine, nicht verzichten zu können, so

dass ich meine rheumatoide Arthritis negativ beeinflusse.

Durch Fasten bekomme ich wieder eine gute Ausgangssituation

und bin (fast) schmerzfrei.«

Maren F., RA-Patientin

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Bewegendes für Körper und Seele

Die Bewegungstherapie spielt in allenKonzepten zur Therapie rheumatischerErkrankung eine zentrale Rolle. Auf dieklassische physikalische Therapie soll indieser Broschüre nicht eingegangen werden,sie stellt einen unverzichtbaren Bestandteilder Behandlung aller chronischen Krank-heiten des Bewegungsapparates dar undwird meist als Krankengymnastik und /oder funktionell motorische ergotherapeu-tische Behandlung durchgeführt. Das Funk-tionstraining in Gruppen der Rheuma-Ligaliefert hier einen wichtigen Beitrag.

Aus dem komplementärmedizinischen Be-reich können diese Verfahren durch andereMethoden der Bewegungs-(Physio-)Therapieergänzt werden. Hier sollen aus dem großenSpektrum nur einige weit verbreitete vor-gestellt werden:

Manuelle Medizin / Chirotherapie

Unter diesem Oberbegriff werden heute eineReihe von Behandlungsverfahren zusammen-gefasst. Er ist gleichzeitig Zusatzbezeich-nung ärztlicher Weiterbildung nach derBundesärztekammer (übersetzt: Behandlungmit den Händen). Die manuelle Medizin um-fasst die Erkennung und Behandlung rever-sibler (rückgängig zu machender) Funktions-störungen des Bewegungsapparates mittelsmanuell (mit den Händen) durchgeführterUntersuchungs- und Behandlungstechniken.Sie hat zum Ziel, den natürlichen schmerz-freien Ablauf im Bewegungssystem wiederherzustellen. Andere Begriffe für reversibleFunktionsstörung sind »Blockierung« oder»Dysfunktion«.

Die manuelle Medizin geht auf die ÄrzteAtkinson sowie Still (Begründer der Osteo-

pathie, siehe S. 20) und den Laienthera-peuten Palmer (Begründer der Chiropraktik)im 19. Jahrhundert zurück und hat ihreUrsprünge in den USA und England. Nochheute ist die Chiropraktik vor allem in denUSA weit verbreitet und wird meist vonnichtärztlichen Therapeuten durchgeführt.

In Deutschland haben sich nach demzweiten Weltkrieg zwei Schulen entwickelt,die Ärzteseminare Hamm (FAC) und Dr.Karl Sell in Isny-Neutrauchburg, die heute imWesentlichen die Ausbildung durchführen.Die manuelle Medizin oder Chirotherapie istals Zusatzbezeichnung in der neuen Muster-Weiterbildungsordnung der Bundesärzte-kammer verankert und umfasst 320 Std.Seminare.

Für nichtärztliche Therapeuten ist die Aus-bildung nicht gesetzlich geregelt und erfolgtin meist privaten Schulen nach unterschied-lichen Inhalten. In den Bereich der manuel-len Medizin gehören auch die Chiropraktikund die Osteopathie.

Allen Verfahren der manuellen Medizin ist imWesentlichen folgendes gemeinsam: Eswerden mit den Händen zuerst diagno-stische Zusammenhänge erfasst und thera-peutische Techniken wie Manipulation undMobilisation (Grifftechniken) zur Behand-lung durchgeführt.

Die manuelle Therapie hat einige wichtigeGegenanzeigen, bei der sie nicht durchge-führt werden sollte: Diese können bei allenZuständen mit Fehlen einer freien Bewe-gungsrichtung wie aktiven Entzündungen,Tumoren, frische Bandscheibenvorfällen undVerletzungen bestehen. Sie ist damit vorallem für funktionelle Veränderungen imZusammenhang mit nicht entzündlichen

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weichteilrheumatischen Erkrankungen, Rük-kenschmerzen und Arthrosen geeignet. Vor-sicht gilt für alle Verfahren der manuellenTherapie bei aktiver rheumatoider Arthritis,Spondarthritiden (Morbus Bechterew) sowiemanifester Osteoporose (sogenannte rela-tive Kontraindikationen). Voraussetzungeiner fundierten manuellen Therapie istsomit auch hier die richtige Diagnose derzugrunde liegenden Störung.

Osteopathie

Die Osteopathie wurde vom amerikanischenArzt A. T. Still (1829-1917) begründet undhat sich seitdem ständig weiter entwickelt.Die erste europäische Schule wurde zuBeginn der zwanzigsten Jahrhundert in Groß-britannien gegründet, nach 1945 verbreitetesich die Methode in ganz Europa und hatgerade in den letzten Jahren in Deutschlandgroße Aufmerksamkeit erlangt.

Die Osteopathie basiert auf der Annahmeeiner Fernwirkung am Körper auf dem Bodeneiner strukturellen Störung oder Mobilitäts-

einschränkung am Bewegungssystem. DasZiel ist eine Korrektur mit Hilfe sanfter manu-eller Techniken um über Nerven vermittelteRegulationsmechanismen in Gang zu setzenund damit die Heilung zu ermöglichen(strukturelle Osteopathie). Sie wird heuteauch bei der Behandlung funktionellerStörungen innerer Organe angewandt (vis-cerale Osteopathie).

Die Osteopathie basiert auf theoretischenGrundlagen und Erfahrungsmedizin, dienicht wissenschaftlich überprüft und allge-mein anerkannt sind.

Im Arztrecht gehört die Osteopathie inden Bereich der manuellen Medizin. Sie wirdüberwiegend von vielen Heilpraktikern undVertretern medizinischer Assistenzberufeangewandt.

Die Ausbildung in der Osteopathie ist bis-her nicht gesetzlich geregelt und erfolgtüber private Institute. Eine geschützte undoffizielle Berufsbezeichnung »Osteopath«existiert daher nicht und sagt damit für denPatienten nichts über die vorliegende Quali-fikation des Therapeuten.

Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen

Die Progressive Muskelrelaxation nachEdmund Jacobsen (1885-1976) wurde inden zwanziger Jahren in den USA entwickeltund wird auch Tiefenmuskelentspannungs-training genannt. Dabei handelt es sich umeine Methode, die zur Entkrampfung von ver-spannten Muskeln angewandt wird.

So, wie Angst und Stress zu einer Ver-krampfung der Muskulatur führen, werdenumgekehrt durch die Lösung dieser Ver-krampfungen seelische Spannungen ver-ringert. Während des Trainings werden vonder Hand bis zu den Zehen nacheinander alleMuskelpartien des Körpers angespannt und

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tung über die Krankenkassen stark einge-grenzt und ist selten sinnvoll als alleinigeoder langfristig durchzuführende Maßnahme.

Aktive Physiotherapie (Bewegungstherapie)

Moshe-Feldenkrais-Schule

Dr. Moshe Feldenkrais (1904-1984) ist Be-gründer einer Methode zur bewussten Bewe-gung und Therapie funktioneller Störungendes Bewegungssystems und des gesamtenOrganismus. Es war Naturwissenschaftlerund Physiker, studierte an der Sorbonne inParis und lebte später in Tel Aviv. SeineMethode hat bis heute große Verbreitung inUSA und Europa gefunden und basiert aufeinem Erlernen und Einüben bewussterBewegungsabläufe und sieht Körper undSeele dabei in einer Einheit.

Die Methode erfordert eine längere undintensivere Beschäftigung mit ihren Inhaltenund praktischen Übungen bis sie vollständigbeherrscht wird. Bewegungstherapie nachder Methode Feldenkrais wird meist inGruppen über speziell ausgebildete Übungs-leiter an Volkshochschulen, Rehabilitations-einrichtungen und Physiotherapiezentrenangeboten. Sie kann unterstützend bei allenStörungen des Bewegungsapparates ange-wandt werden, erfordert einen gewissen Auf-wand beim Erlernen der Techniken undÜbungen. Es handelt sich um eine erfah-rungsmedizinische Methode bisher ohnewissenschaftliche Anerkennung.

Trainingstherapie nach der Methode Heigl

Diese Methode geht zurück auf den Sport-lehrer Heinz Heigl (1901-1987), der zu-nächst eine einfache durchzuführende Trai-ningstherapie für Jedermann entwickelte,

Bewegendes für Körper und Seele

entspannt. Dabei sorgt die kräftige Anspan-nung für eine verstärkte Durchblutung derMuskeln; dieser Zustand wird in der Ent-spannungsphase als fließende Wärme undangenehme Schwere empfunden. Sie wirdvor allem bei weichteilrheumatischen Be-schwerden durchgeführt und stellt eine mög-liche Maßnahme bei der Behandlung derFibromyalgie dar. Angebote findet man oftauch bei Psychologen oder in Volkshoch-schulen.

Massagetechniken

Neben der klassischen Massage bestehen inder Naturheilkunde Verfahren wie die Binde-gewebs- und Bürstenmassagen, Reflex-zonenmassage, Periostbehandlung (segmen-tale Reflextherapie an der Knochenhaut)und Akupressur einschließlich Fußreflex-zonenbehandlung. Diese werden in derSystematik der als passive Maßnahmen derBewegungstherapie zugerechnet. Sie führenüber lokale Wirkungen auf Durchblutungund Stoffwechsel auch zu systemischenEffekten, die jedoch in ihrem Stellenwertnicht wissenschaftlich untersucht und aner-kannt sind, was heute weitgehend zu ihremAusschluss aus den Leistungen der gesetz-lichen Krankenversicherungen geführt hat.

Die Akupressur arbeitet über einige klassi-sche Akupunkturpunkte der chinesischenund asiatischen Medizin und wird in ihrerWirkung auf ähnliche Mechanismen zurück-geführt. Die Reflexzonenmassagetechnikenbasieren auf einer reflektorischen Wirkungauf das vegetative Nervensystem über Haut-und Unterhautreize auf innerer Organe undFunktionssysteme.

Massagetechniken eignen sich vor allem inKombination mit aktiven physikalischenMaßnahmen zu Beginn einer Behandlungund zur Schmerzreduktion. Ihre Anwendungwird im Physiotherapiegesetz für die Erstat-

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um zumeist degenerative und funktionelleBeschwerden der Landbevölkerung zulindern. Hieraus hat sich eine umfassendeTherapiemethode zur Behandlung der mei-sten Beschwerden des Bewegungssystemsentwickelt.

Die »Konditionstherapie Methode Heigl«wird im Freien in der Gruppe durchgeführtund basiert auf fließenden harmonischenBewegungsabläufen die leicht durchzu-führen sind.

Die Effekte basieren auf der Kombinationvon Koordinations- und Ausdauertraining,Atemübungen, Klimareiz und seelischmeditativen Aspekten. Die Methode nachHeigl ist im niedersächsischen Nordwestenentstanden und in Norddeutschland weitverbreitet.

Heigl-Gruppen sind heute in ganz Deutsch-land vorhanden. Es handelt sich um einevolksmedizinische Methode ohne wissen-schaftlichen Hintergrund.

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Bewegendes für Körper und Seele

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»Nach zwei Jahren regelmäßiger Feldenkrais-Therapie kann ich

meinen Körper besser wahrnehmen und habe gelernt, Bewe-

gungsabläufe so durchzuführen, dass ich unnötige Belastungen

und Schmerzen vermeiden kann. Auf zusätzliche tägliche

Krankengymnastik kann ich aber trotzdem nicht verzichten.«

Peter B., Morbus-Bechterew-Patient

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Was das Leben zusammenhält – Ordnungstherapie

Unter dem Begriff Ordnungstherapie ver-steht man in der Naturheilkunde die Einfluss-nahme auf das Krankheitsgeschehen überdie Lebensführung, die Lebensumstände undden Lebensrhythmus sowie über den all-gemeinen Umgang mit der Erkrankung.

Körper und Seele im Gleichgewicht

Psychologische Verfahren der Schmerzbe-wältigung und Verhaltenstherapie gehörenebenfalls zu den in diesem Zusammenhangeingesetzten Maßnahmen. Dazu gehörenunter anderem auch die Patientenschulungund Information zum Abbau von Ängstenwie die Regelmäßigkeit von aktiven selbstdurchzuführenden Maßnahmen .

Gemeint ist ein Gleichgewicht, eine »Ord-nung« aller körperlicher und seelischer Funk-tionen wie Entspannung und Aktivität,Schlaf und Wachphasen, Nahrungszufuhrund Energieverbrauch, Optimismus undSkepsis u.s.w. zu erreichen.

In der heutigen Wissenschaftsmedizin wer-den hierfür Begriffe wie Compliance (Bereit-schaft zur Einhaltung therapeutischer Emp-fehlungen) und Coping (Bewältigung) vonSchmerz und Krankheit benützt und ihrerhohen Bedeutung für das Gelingen einerTherapie Rechnung getragen.

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Pflanzenkräfte wirken – Phytotherapie

2.5

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Pflanzenheilmittel werden in der Behand-lung rheumatische Beschwerden in allenKulturen seit langem eingesetzt und habendabei einen hohen Stellenwert. In den letz-ten Jahren hat das Wissen über Pflanzen-wirkstoffe und ihre biochemische Zusam-mensetzung stark zugenommen. Zu vielenHeilpflanzen und ihren Wirkstoffen liegenheute positive wissenschaftliche Erkennt-nisse aus umfangreichen Studien vor undsind weitgehend unbestritten.

Sechs »Drogen« gegen Rheuma

Heilpflanzen werden traditionell als wässrigeAufgüsse aus Teilen der Pflanze verabreicht,heute stehen darüber hinaus eine Vielzahlvon definierten chemischen Auszügen (Ex-traktpräparate) meist in hoher Konzentrationzur Verfügung. Nach dem Arzneimittelrechtunterscheidet man Phytotherapeutika mittraditionell überlieferten Wirkungen undPhytopharmaka mit wissenschaftlichemWirknachweis und standardisierten Inhalts-stoffen. Letztere unterliegen einem weitge-hend identischen arzneimittelrechtlichen Zu-lassungsverfahren wie chemische Pharmaka

hinsichtlich einer zielgerichteten Wirksam-keit, Unbedenklichkeit und Qualität.

Die Pflanzenwirkstoffe (in der Fachspracheals »Droge« bezeichnet) mit traditionellerWirkung wurden hinsichtlich der Plausibilitätihrer Wirkung vom damaligen Bundes-gesundheitsamt in den 80er Jahren für dasdeutsche Arzneimittelrecht bewertet unddokumentiert (Kommission E des Bundes-gesundheitsamtes und European ScientificCooperative on Phytotherapy / ESCOP).

Nach heutigem Stand sind sechs Heilpflan-zen und eine Heilpflanzenkombination fürdie innere Anwendung (zum Einnehmen)sowie ein Pflanzenwirkstoff für den äußer-lichen Gebrauch (als Heilsalbe) positiv beiErkrankungen des rheumatischen Formen-kreises bewertet worden. (Abb. 2.5_1) Essind hieraus mehrere Extraktfertigpräpa-rate nach heutigem Arzneimittelrecht zurTherapie zugelassen.

Grundsätzliches zum Umgang mit Heilpflanzen

Heilpflanzen können innerlich oder äußer-lich angewandt werden. Äußerlich kommensie zum Beispiel als Zusatz in Salben undUmschlägen oder als Badezusätze zur An-wendung. Die Wirkstoffe der Heilpflanzesind in bestimmten Anteilen der Pflanze ent-halten, die zur Herstellung eines Heilmittelsverwendet werden. Die anerkannten Heil-pflanzen werden im deutschen Arzneibuchaufgeführt (DAB).

Hier wird der genaue Umgang, dieLagerung und Qualitätssicherung verbind-lich geregelt und gesetzlich festgelegt. BeimEinkauf von Heilpflanzen z. B. für Teezube-reitungen sollte daher auf die Einhaltung

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Erprobte Heilpflanzen gegen Rheuma Abb. 2.5_1

• Brennnesselkraut

• Weidenrinde

• Teufelskrallenwurz

• Birkenblätter

• Guajakholz

• Cayennepfeffer

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und die Einnahme sollte immer mit dembehandelnden Arzt abgesprochen werden.Dann können sie eine wertvolle Ergänzungder Behandlungsmöglichkeiten des individu-ellen Beschwerdebildes sein.

Brennnesselkraut (lat.: Herba urticae )

In der Therapie rheumatischer Beschwerdenwird die Brennnessel nicht nur in unserenBreiten seit Jahrhunderten eingesetzt. DieWirkung ist entzündungshemmend undschmerzlindernd. Dabei wurden meist wäss-rige Auszüge aus den Blättern der Pflanzen,aber auch Brennnesselmus verwendet. Heu-te sind von der Brennnessel eine Vielzahl vonInhaltsstoffen wie Histamin, Serotonin, orga-nische Säuren, ätherische Öle, Flavonoideund Kieselsäure bekannt.

Diesen konnten zum Teil pharmakologischeEffekte zugewiesen werden. Dabei sindWirkungen auf die Entzündungsboten-stoffe (Prostaglandine und Zytokine) nach-weisbar, die auch bei modernen chemischenPharmaka eine wichtige Rolle spielen.Nebenwirkungen sind ausgesprochen seltenund unbedenklich.

In klinischen Untersuchungen ist für Brenn-nesselextrakte eine entzündungshemmendeund schmerzstillende Wirkung nachgewie-sen, wie sie auch für viele Rheumaschmerz-mittel (nichtsteroidale Antiphlogistika) be-kannt ist. Es ist häufig eine Einsparungsolcher chemischen Medikamente möglich.

Kritisch anzumerken ist, dass ausreichendvergleichende Studien mit hoher Qualitätnicht vorliegen, um eine sichere Einordnungdes Stellenwertes dieser Effekte im Vergleichvornehmen zu können. Unbekannt ist eben-falls, ob Brennnesselextrakte eine krank-heitsmodifizierende Wirkung auf den Verlaufvon Arthrosen oder chronisch entzündlichrheumatischen Erkrankungen nehmen kön-

Pflanzenkräfte wirken – Phytotherapie

der Vorschriften nach dem DAB geachtetwerden. Apotheken sind zum Beispiel bei derZubereitung von Medikamenten und Teesaus Pflanzen an das DAB gebunden. FragenSie im Zweifel nach.

Heilpflanzen zur inneren Anwendung kön-nen als Teezubereitung einzeln oder in Kom-bination nach individueller Rezeptur ver-ordnet werden. Dabei kommt der gesamtewasserlösliche Stoffgehalt der Pflanze zurAnwendung. Die Vorschrift zur Zubereitungdes Tees sollte möglichst genau eingehaltenwerden, um die arzneilichen Inhaltsstoffe zurWirkung kommen zu lassen. Teezubereitun-gen eigenen sich nur für niedrige Wirkstoff-dosen und milde, meist langfristige Effekte.

Für einen stärkeren und standardisiertenEffekt stehen Extraktpräparate (meistKapseln mit Auszügen eines definiertenWirkstoffgemisches) zur Verfügung. Hierbeigilt, dass nicht alle Extraktpräparate aus dergleichen Pflanze die gleiche Wirkstoffzu-sammensetzung haben müssen. Auch dieDosierung ist wegen der unterschiedlichenExtraktverhältnisse für den Laien meistschwer vergleichbar, was auch einen Preis-vergleich verschiedener Hersteller oft un-möglich macht.

Wechselwirkungen

Auch Phytopharmaka können unerwünschteWirkungen haben, Wechselwirkungen mitchemischen Medikamenten sind nicht aus-zuschließen. Grundsätzlich gilt, dass Phyto-therapeutika erst nach einer längeren regel-mäßigen Einnahme ihre Wirkung entfaltenund daher für eine Bedarfsmedikation oftungeeignet sind. Die richtige Dosierung istsehr wichtig, Überdosierungen können imEinzelfall gefährlich werden. Wird zu niedrigdosiert, ist häufig auch die Wirkung nicht zuerreichen. Damit sind Phytopharmaka füreine Selbstmedikation nur bedingt geeignet

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nen. Brennnessel kann in Übereinstimmungmit den Empfehlungen der Kommission E imBundesgesundheitsamt zur Behandlungrheumatischer Beschwerden eingesetztwerden. Dabei kommen vor allem chronischeund mäßig starke Schmerzzustände inBetracht.

Weidenrinde (lat.: Salicis cortex)

Die Weidenrinde wurde schon in der Antikezur Behandlung von Schmerzen und Fiebereingesetzt. Weidenrindenextrakte sind Viel-stoffgemische deren wichtigster Vertreterdas Salizin ist. Hieraus gelang der Pharma-kologie im neunzehnten Jahrhundert dieHerstellung der Salizylsäure und 1897 durchdem deutschen Chemiker Hoffmann derAzetylsalizylsäure, dem Wirkstoff des auchheute noch weltweit verbreiteten berühmtenSchmerz - und Fiebermittels.

Salizin und dessen Metabolite (ähnlichechemische Substanzen) sind Hauptwirkstoffder Weidenrinde und vermitteln im Gemischmit den anderen Inhaltsstoffen hauptsäch-lich den Effekt der Weidenrindenpräparate.Sie entwickeln hauptsächlich erst nach Ver-stoffwechselung im Körper ihre Wirkung.

Weidenrinde wirkt ähnlich wie die bekanntesynthetische Azetlysalicylsäure vor allemgegen Fieber und Schmerzen, zeigt dabeiaber einige wichtige Unterschiede. Es kommtnicht zu einer bedeutsamen Hemmung derBlutplättchen(»blutverdünnender Effekt«)und insgesamt zu einem wesentlich geringe-rem Nebenwirkungsspektrum.

Patienten mit Allergien gegenüber Salizy-laten, Asthma, schweren Nieren - und Leber-funktionsstörungen sowie Schwangere undKinder sollten Weidenrindenextrakte aller-dings zur Sicherheit nicht anwenden.Weidenrinde ist für die Anwendung als Tee-zubereitung nicht gut geeignet und wird

daher meist als Extraktpräparat einge-nommen. Weidenrindenextrakt kann beileichteren rheumatischen Beschwerden undentzündlichen Zeichen symptomatisch ein-gesetzt werden. Eine Wirkung auf den Krank-heitsverlauf ist nicht nachgewiesen.

Teufelskrallenwurzel (lat.: Tubera harpagophyti procumbens)

Die Teufelskralle, Harpagophytum procum-bens, stammt aus dem südlichen Afrika undist eine Wüstenpflanze. Die arzneilichenBestandteile stammen aus der Speicher-wurzel der Pflanze. Sie gehören zu denBitterstoffen, was ihre Anwendung in Tee-zubereitungen stark einschränkt. Meistwerden standardisierte Extraktpräparate ein-gesetzt.

Die pharmakologischen Effekte der Haupt-inhaltsstoffe der Iridoglykoside sind heutegut untersucht und weitgehend entschüsselt.Sie vermitteln Wirkungen auf die Botenstoffeder Entzündung und schmerzvermittelndeSubstanzen. In klinischen Studien konnte ihrsymptomatischer Effekt vor allem auf Be-schwerden bei Verschleißerkrankungen derGelenke gezeigt werden, Studien zur Be-handlung der rheumatoiden Arthritis sindnicht ausreichend vorhanden.

Die Extraktfertigpräparate haben heute eineweite Verbreitung in Deutschland gefundenund sind weitgehend in hoher Qualität ver-fügbar. Die Empfehlungen der Europäischenund deutschen Arzneikommission beziehensich auf die Anwendung bei Arthrosen undSehnenreizungen, ferner bei Völlegefühl(Dyspepsie) wegen der Bitterstoffeigen-schaften im Stoffgemisch. Hieraus leitet sichauch die wichtigste unerwünschte Wirkungab, die in Reizungen der Gallenwege und desoberen Verdauungstraktes liegt. Patientenmit Gallenleiden sollten auf die Einnahmeverzichten.

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bis heute keine positive Bewertung (Mono-grafie) der deutschen oder europäischenFachgesellschaften und Arzneimittelinsti-tute. In Deutschland steht kein zugelassenesArzneipräparat aus Weihrauch zur Therapierheumatischer Erkrankungen zur Verfügung.Der Einsatz von Weihrauchpräparaten kannin der Rheumatologie daher nicht generellempfohlen werden.

Trotzdem sind in der Erfahrungsmedizin undeinzelnen klinischen Studien positive Effektedes Weihrauchs bei der Behandlung vorallem entzündlich rheumatischer Erkrankungwie der rheumatoiden Arthritis beschriebenworden. Dabei scheint Dosierung und Dauerder Einnahme auch hier, wie bei anderen Arz-neien aus Pflanzenwirkstoffen eine Rolle zuspielen.

Pflanzenkräfte wirken – Phytotherapie

Birke (lat.: Betula pendula) und Pockenholz (lat.: Guajacum oficinale)

Diese Pflanzen werden traditionell erfolg-reich zur Behandlung rheumatischer Be-schwerden eingesetzt, was zu einer positivenBeurteilung in der Kommission E des Bundes-gesundheitsamtes und der European ScientificCooperative on Phytotherapy (ESCOP) ge-führt hat. Umfangreiche wissenschaftlicheUntersuchungen sind nicht verfügbar.

Cayennepfeffer (lat.: Capsicum frutescens)

Cayennepfeffer ist ein wirksamer Bestandteiläußerlich angewandter Präparate bei rheu-matischen Berschwerden. Er hat starkeschmerzstillende Wirkungen. Der Hauptwirk-stoff ist Capsicaicin. Es liegen umfangreichewissenschaftliche Erkenntnisse zur Wir-kungsweise auf die Schmerzwahrnehmungund Weiterleitung in Nervenfasern vor.

Verschiedene Wirkungsmechanismen sindbiochemisch nachgewiesen worden. Inklinischen Studien konnten schmerzstillende,entzündungshemmende und muskelent-spannende Effekten belegt werden. Er wirdbei allen Schmerzzuständen des Bewegungs-apparates äußerlich als Salbe angewandtund ist auch bei diabetischer Nervenschädi-gung (Polyneuropathie) wirksam.

Weihrauch (lat.: Boswellia serrata)

Weihrauchextrakte werden häufig für dieBehandlung von rheumatischen Erkrankun-gen empfohlen und eingenommen. Diewissenschaftliche Bewertung der Wirkungvon Weihrauchprodukten ist bis heute sehrumstritten, ein Wirknachweis konnte inkontrollierten Untersuchungen bisher nichterbracht werden. Es gibt daher im Unter-schied zu den oben genannten Heilpflanzen

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Asia-Import – Traditionelles aus Fernost

3.1 Chinesische Medizin

3.2 Indische Medizin

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Chinesische Medizin

3.1

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Die traditionelle chinesische Medizin (TCM)umfasst nicht nur die klassische Akupunktur,sondern ist ein umfassendes Konzept ver-schiedener Behandlungsverfahren sowiebesonderer Untersuchungstechniken. Siegeht auf eine lange Entwicklung in derKultur Ostasiens und Chinas zurück und istauch heute noch Veränderungen und An-passungen unterworfen.

Zur heutigen TCM gehören äußere Verfahrenwie spezielle Gymnastik und Massagetech-niken, Bädertherapie und Akupunktur ein-schließlich Moxibustion (siehe weiter unten)ergänzt durch innerer Verfahren wie Kräuter-medizin und Naturstoffbehandlung, Ernäh-rungslehre (Diätetik) und meditative Be-handlung. (Abb. 3.1_1)

Die chinesische Medizin ist eng mit derchinesischen Philosophie verbunden, dieden Ausgleich verschiedener Gegensätze inden Mittelpunkt stellt und bei Störungen derGesundheit von einem Ungleichgewicht indiesem System ausgeht. So stehen Yin fürdas weibliche und Yang für das männlichePrinzip der Schöpfung und des Kosmos undwerden auch mit Begriffen wie Erde, Nacht,dunkel, kalt und Struktur für Yin im Gegen-satz zu Himmel, Tag, hell, warm und Be-wegung für Yang verbunden.

Neben Yin und Yang ist Qi der wichtigsteBegriff der chinesischen Philosophie. Esbezeichnet die (kosmische) Energie aller Din-ge und ist ohne materielle Struktur. Qi fließtz. B. in den Meridianen des Körpers und istein wichtiger Faktor im chinesischenErklärungsmodell der Akupunktur.

Bei der Untersuchung und Diagnose imSinne der TCM stützt sich die chinesischeMedizin immer auch auf Beurteilung der

Zunge und des Arterienpulses sowie derKonstitution des einzelnen Menschen vorder Behandlung. Die chinesische Medizingehört in den kulturellen ZusammenhangChinas und Asiens und kann nicht komplettund unverändert auf die europäischen Ver-hältnisse unserer Zeit übertragen werden.Die moderne Naturheilkunde hat daher dasKonzept der TCM auf unsere heutige Situa-tion angepasst und dort wo dies möglich istübertragen.

In diesem Kapitel sollen die wichtigsten Ver-fahren der TCM vorgestellt und in ihrerBedeutung für die heutige Komplementär-medizin erläutert werden.

Akupunktur, Moxibustion und Schröpfen

Die Akupunktur versteht sich nicht als ein-zeln stehende Therapiemaßnahme sondernwird mit Methoden der TCM (s. o.) oder west-licher Medizin verknüpft angewandt. Angenau festgelegten Hautpunkten wird mitStahl- (früher auch Gold oder Silber) Nadelneingestochen, um den therapeutischen Effektzu erzielen. Neben den Punkten der Körper-akupunktur, die auf sogenannten Meridi-anen über den ganzen Körper verteilt liegen,werden auch Repräsentationszonen am Ohr,dem Schädel oder der Mundhöhle für dieseEffekte genutzt. Die Meridiane werden ver-einfacht mit Organnamen benannt und kön-nen als Leitbahnen der Energie oder Hilfs-linien für Akupunkturpunkte mit therapeuti-schem Zusammenhang bezeichnet werden.

Die chinesische Akupunktur geht auf eineTradition von mehr als 1000 Jahren zurückund wurde in den heutigen Jahren syste-matisiert und vereinheitlicht.

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punkturpunkten oder Schmerzregionen. DieMoxibustion und das Schröpfen werden imZusammenhang mit der Akupunktur imGesamtkonzept der Behandlung nach derTCM eingesetzt.

Vor allem in den letzten 60 Jahren hat dieAkupunktur weite Verbreitung in Europagefunden und wurde durch die Erfahrungenmit westlichen Patienten und Diagnosenangepasst. Dies hat zu mehreren umfassen-den europäischen Schulen geführt, dieAkupunktur mit hoher Qualität und wissen-schaftlichem Anspruch lehren (z. B. WienerSchule nach Prof. Bischko, französische Ohr-akupunktur nach Nogier u. a.).

Chinesische Medizin

Die Grundlage ist der Ausgleich von Energie-flüssen und Funktionszuständen des Körpersüber eine Wirkung auf das Vegetativum undReflexmechanismen. Sie wirkt nach west-licher Erklärung über Nervenreflexe, Hor-monwirkungen, Wirkungen auf die Blut-gefäße, Muskelentspannung und Aus-schüttung von Botenstoffen mit schmerz-lindernden oder immunmodulierendenEffekten.

Die chinesische Vorstellung kann in derLehre von den fünf Elementen schematisiertwerden, die Organfunktionen, Gewebetypen,psychischen Faktoren, den Sinnesorganen,Jahreszeiten aber auch äußeren Entspre-chungen in der Natur wie Farben, Jahres-zeiten, Geschmacksqualitäten und denElementen zugeordnet werden. Die chinesi-sche Akupunktur gründet in einer umfassen-den Diagnostik, die konstitutionelle Fak-toren (Veranlagung und Energiezustand desEinzelnen), chinesische Anamnese (per-sönliche Krankengeschichte) und Unter-suchungstechniken (s. o.) berücksichtigt. Sieführt zu individueller Punktauswahl, Stich-technik und Reizverfahren sowie Variationder Punkte bei verschiedenen Sitzungen undderen Anzahl.

Bei der Moxibustion wird die Akupunktur-nadel oder direkt der Akupunkturpunktdurch Verbrennung von Beifußkraut (lat.:Artemisia vulgaris) erwärmt. Schröpfennennt man eine lokale Gewebsreizung durchSog an einem Schröpfglas, meist an Aku-

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»Mit Akupunktur habe ich erste Erfahrungen während eines

Klinikaufenthaltes gemacht. Die starken Schmerzen in der

Schulter gingen nach der Behandlung für etwa eine halbe

Stunde weg, so dass ich Krankengymnastik machen konnte.

Danach waren sie aber wieder da.«

Christel K., RA-Betroffene

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3.1

Bei der reinen Schmerzakupunktur wird auf dieoben genannten Methoden und die Erstellungeiner chinesischen Diagnose weitgehendverzichtet. Es werden oft festgelegte Punkt-kombinationen zur Beeinflussung regionalerSchmerzzustände schematisiert angewandt.

Wann Akupunktur ?

Die Weltgesundheitsorganisation hat dieAkupunktur als wirksame Methode bei einerReihe von Indikationen in der Schmerz-therapie des Bewegungsapparates, aberauch bei Lähmungen, gynäkologischenErkrankungen, vegetativen und psychoso-matischen Störungen, Kopfschmerzen undAllergien als wirksam eingeordnet

In der Rheumatologie eignet sich die Aku-punktur ebenfalls vor allem zur symptoma-tischen Therapie, das heißt zur Linderung vonSchmerzen und funktionellen Störungen,wie Schwellungen, Schlafstörungen, Kopf-schmerzen, Abgeschlagenheit, Infektan-fälligkeit, Verdauungsstörungen, wie sieauch als Begleiterscheinung von chronisch

rheumatischen Krankheiten häufig auf-treten. Weichteilrheumatische Krankheits-bilder ohne entzündlichen Prozess (z. B. dasFibromyalgiesyndrom) sind durch Akupunk-tur häufig günstig zu beeinflussen. EineBasistherapie bei der rheumatoiden Arthri-tis kann die Akupunktur nicht ersetzen!

Es konnte bisher keine Wirkung auf den Ver-lauf der Erkrankung oder die Gelenkzer-störung nachgewiesen werden. In der WienerSchule (nach Prof. Bischko) wird besondersauf die Möglichkeit einer Verschlechterungder entzündlichen Zeichen bei aktiverEntzündung im Rahmen einer chronischrheumatischen Erkrankung und falscherPunktauswahl hingewiesen. Die Akupunkturist daher vor allem zur Behandlung vonSchmerz und Beschwerden von rheuma-tischen Krankheitsbildern ohne entzündlicheAktivität geeignet und sollte eine notwen-dige medikamentöse Therapie entzündlicherErkrankungen (z. B. Basistherapie) nicht ver-zögern oder ersetzen.

Durchführung von Akupunktur-behandlungen

Eine Akupunkturbehandlung dauert in derRegel 20 bis 30 Minuten. Eine Behand-lungsserie umfasst bei chronischen Zu-ständen 10 bis 15 Sitzungen. Der Behand-lungsabstand beträgt ein bis zwei mal proWoche. Die Nadeln werden in verschiedenenTechniken eingestochen und auch im Körperzum Teil manipuliert (Reiztechnik).

Risiken

Eine korrekt durchgeführte Akupunktur führtsehr selten zu Beleiterscheinungen. Lokalemeist kleine Blutergüsse sind nicht auszu-schließen, Organverletzungen sind bei nichtkorrekter Nadellage in Einzelfällen beschrie-ben, lokale Infektionen können vor allem bei

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Chinesische Medizin

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Tai Chi

Tai Chi gehört in die chinesische Bewe-gungstherapie der TCM. Sie umfasst dieGesundheitsvorsorge und Therapie sowieMeditation. Sie hat sich aus einer Selbstver-teidigungskunst entwickelt und ist vor allemin den letzten 150 Jahren in China sehrpopulär geworden. Sie umfasst Übungen,deren Grundrepertoire relativ leicht zu er-lernen ist, die jedoch lebenslang erweitertund perfektioniert werden können.

Dabei wird im Stehen ohne Hilfsmittel (meistim Freien) eine langsame fließende Bewe-gung mit natürlichem Vorbild für alle Gelen-ke ausgeführt. Wesentlicher Bestandteil istdabei die aufgerichtete Wirbelsäule im fest-en Stand und die gelenkschonende fließen-de Bewegung der Extremitäten und derGelenke.

Tai Chi ist in den Grundübungen leicht zulernen, erfordert jedoch regelmäßiges Üben.Tai Chi wird u. a. in Volkshochschulkursen,bei freiberuflichen Lehrern und in Physio-therapieeinrichtungen unterrichtet. Es sollteimmer unter fachkundiger Anleitung erlerntwerden und erfordert regelmäßiges Üben.

In der Rheumatologie sollte Tai Chi immerauf die gesamte Therapie abgestimmt undhinsichtlich seines Nutzen eingeordnet wer-den. Von einem Selbststudium und Erlernenaus Büchern wird abgeraten, um Fehler zuvermeiden.

Chinesische Medizin

Dauernadeln (z. B. am Ohr) auftreten. Über-tragung von Infektionskrankheiten wieHepatitis sind bei Verwendung von Einmal-nadeln nicht zu erwarten. Der Therapeutmuss wie bei allen eingreifenden Maßnah-men den Patienten auch hier vor einer Be-handlung aufklären.

Tipp: Arztwahl und Kostenübernahme

Die Akupunktur ist für Ärzte in der neuenWeiterbildungsordnung fest verankert unddarf als Zusatzbezeichnung geführt werden.Weiterbildungsumfang und Inhalte werdendarin festgelegt. Bisher war in Deutschlanddie Ausbildung in das A Diplom (Grundaus-bildung) und das B Diplom (Vollausbildung)unterteilt und umfasste dann mindestens350 Std. praktische und theoretische Aus-bildung und das Ablegen einer anschließen-den Prüfung. Fragen sie ggf. ihren Arzt nachseiner Ausbildung und der von ihm ge-planten Akupunkturform.

Die Akupunktur und TCM ist z. Zt. (Stand:5/2004) keine Leistung der gesetzlichenKrankenversicherung.

Die Kosten werden in Ausnahmefällen überso genannte Modellprojekte zur Förderungder Akupunktur bei bestimmten Indikationenim Rahmen einer Schmerzakupunktur zumTeil übernommen. Dazu muss der be-handelnde Arzt jedoch einer vertraglichenRegelung mit ihrer Krankenversicherung bei-getreten sein. Die Indikation im Rahmen derModellprojekte sind z. Zt. ausschließlich dieSchmerzbehandlung bei Arthrose, Rücken-schmerzen und Kopfschmerzen. Es ist ratsamsich bei seiner Krankenkasse und demBehandler vorab zu informieren.

Der Leistungskatalog der privaten Kranken-kassen beinhaltet die Akupunktur zurSchmerzbehandlung und auch Schröpfkopf-behandlungen.

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Qi Gong

Qi Gong (Übung der Energie) ist eine medita-tive Bewegungs- und Atemtechnik, die ge-nutzt wird, um das Qi im Körper (Energie-fluss)zu beeinflussen (siehe Grundlagen derTCM).

Es umfasst eine Auswahl von hunderten vonÜbungen, die immer unter fachkundigerAnleitung erlernt und regelmäßig durch-geführt werden sollten.

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Tunia Massage

Es handelt sich um eine spezielle Massage-technik im Zusammenhang der TCM. Sieberuht auf den gleichen theoretischenGrundlagen wie die Akupunktur. Vor allemdie gestörte Harmonie der Energieflüsse (Yinund Yang) soll dabei ausgeglichen werden.

Es kommen neben den klassischen Massage-griffen, wie Streichen und Kneten unter-schiedlicher Stärke auch Druckmanipulationan bestimmten Punkten (Akpupressur) zurAnwendung. Der Akupressur entspricht inder japanischen Tradition die Shiatsu(Fingerdruckmassage).i

Was ist Akupunktur Abb. 3.1_2

Einstiche mit Gold- oder Silbernadeln an genau festgelegten Hautpunkten,

die spontan oder druckschmerzhaft sein können, bei funktionellen reversiblen

Erkrankungen oder Störungen zu diagnostischen und / oder therapeutischen

Zwecken.

Methoden der traditionellen chinesichen Medizin Abb. 3.1_1

• Akupunktur

• Moxibustion

• Tai Chi

• Tunia Massage

• Kräutermedizin

• Diätetik

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Indische Medizin

Ayurveda

Ayurveda kommt aus dem altindischen undheißt »Wissen vom Leben«. Es handelt sichum eine Gesundheitslehre aus der indischenKultur und geht auf traditionelle Überliefe-rung von Jahrhunderten zurück.

In den letzten Jahren wurden diese Traditio-nen zum Teil neu entdeckt und im Zusam-menhang verbunden. Im Ayurveda werdenRatschläge für Körperpflege, Ernährung,Aromatherapie, Entschlackungsmethoden,Musiktherapie, Meditation, Körper- undAtemübungen zusammengefasst. Es gründetsich auf die indische Elementenlehre mit dengrundlegenden Funktionsprinzipien Vata(für Luft und Raum), Pitta (für Feuer) undKapha (für Wasser und Erde). Ayurveda istsomit eine ganz mit der altindischen Kulturverbundene umfassende Gesundheitstheo-rie, deren Bedeutung für die moderne Krank-heitslehre weitgehend unbekannt und nichtwissenschaftlich erforscht ist.

Ayurveda ist in den westlichen Ländern inden letzten Jahren in Mode gekommen undes werden neben seriösen Therapieange-boten (mit notwendigem hohem zeitlichenAufwand) auch einzelne aus der ayurvedi-schen Medizin losgelöste Verfahren undHeilmittel zumeist mit vorwiegend durch-schaubaren wirtschaftlichem Interesse ange-boten. Insgesamt ist ein positiver speziellerNutzen der ayurvedischen Medizin in derRheumatologie nicht belegt und bleibt somithauptsächlich auf den Bereich Gesundheits-vorsorge und »Wellness« beschränkt.

Yoga

Yoga ist ein Meditationsverfahren, dashauptsächlich Atemübungen und Körper-haltung zur Entspannung von Körper undGeist nutzt. Der Begriff Yoga geht auf denvon Tibet ausgehenden Yoga-tantrischenBuddhismus zurück und wird in abge-wandelter Form in der westlichen komple-mentären Physiotherapie angewandt.

Es ist vor allem zum Abbau von muskulärenVerspannungen und auch seelischen Span-nungen besonders bei weichteilrheuma-tischen Formen rheumatischer Erkrankungengeeignet. Eine wissenschaftliche Über-prüfung seiner Effekte steht noch aus.

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Markt der Möglichkeiten – was es sonst noch alles gibt

4.1 Homöopathie

4.2 Orthomolekulare Medizin

4.3 Enzymtherapie

4.4 Neuraltherapie

4.5 Musik- und Kunsttherapie

4.6 Außenseitermethoden / Paramedizin

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Homöopathie

4.1

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Die größte Verbreitung aller komplementär-medizinischen Verfahren findet in Deutsch-land die Homöopathie. Die Homöopathiegeht auf Samuel Hahnemann (1755 bis1843) zurück, den Leipziger Arzt und Medi-zinprofessor seiner Zeit. Die von ihm aufge-stellten Grundprinzipien gelten grundsätz-lich auch heute noch und sind aus einemumfassende Gedankengebäude zu Krank-heitslehre und Therapie entstanden.

Das Ähnlichkeitsprinzip geht von einemBehandlungserfolg durch Arzneistoffe aus,die ähnliche Symptome wie bei der Krankheitbei Gesunden hervorrufen. Das Wissen überdie Effekte solcher Stoffe wird durch Arznei-prüfung am Gesunden mit genauer Doku-mentation ihrer Wirkungen erhoben. Grund-lage jeder homöopathischen Therapie ist diesehr genaue individuelle Krankheitsge-schichte (Anamnese). Die Potenzierung derArzneien, das heißt kontinuierliche Verdün-nung und Verschüttelung der Arzneistoffewurde bereits von Hahnemann begründet.Die klassische oder individuelle Homöo-pathie basiert auf der Verordnung nur fürden einzelnen Patienten ausgewähltenArzneistoffen in individueller Potenzierung.

In der Komplexhomöopathie gibt es festeKombinationen von Arzneisubstanzen, diefür ein bestimmtes Beschwerdebild oder Dia-gnose, zum Beispiel auch aus dem rheuma-tischen Formenkreis, in Frage kommen.

Wirkung umstritten

Die Homöopathie, vor allem als individuelleklassische Homöopathie, ist in ihrer Wirkung wissenschaftlicher Überprüfung nur sehr be-grenzt zugänglich, es liegen überwiegendStudien zur Komplexhomöopathie vor. DieErgebnisse sind umstritten, insgesamtscheinen sie jedoch einen therapeutischenEffekt zu bestätigen, der mehr ist als nur einScheinmedikament (Placebo). In der Medizinvon heute bleibt bisher kaum ein Thema soemotional umstritten wie die Homöopathieund ihre Wirkungen.

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»Wir lassen zwar unsere Tochter homöopathisch behandeln –

aber es ist sehr schwer, die richtige homöopathische Richtung

(klassisch, komplex, Hochpotenz ect.) zu finden. Aber selbst

wenn man sich für eine Richtung entschieden hat, ist es genau-

so schwierig einen kompetenten Arzt/Heilpraktiker zu finden.

Leider muss wohl jeder den Weg für sich selbst finden.«

Silvia B., Mutter einer rheumakranken Tochter

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Sie muss eingebettet sein in ein umfassen-des Therapiekonzept und setzt eine sorg-fältige auch klassische wissenschaftlicheDiagnose voraus.

Die Homöopathie ist in der Musterweiter-bildungsordnung 2003 für Ärzte als Zusatz-bezeichnung verankert und damit mit festenAusbildungszeiten und Inhalten verbunden.Homöopathie wird in Deutschland über-wiegend von Heilpraktikern durchgeführt.Eine gründliche, mehrjährige Ausbildung istauch bei Heilpraktikern erforderlich.

Homöopathie

In der Vergangenheit wurde Homöopathieoft als »entweder/oder«-Therapie nur nachAbsetzen aller allopathischen (klassischen)Medikamente für möglich gehalten. Dies istheute nicht mehr der Fall. Es sollte vielmehrdringend davor gewarnt werden, die not-wendige Einnahme einer nachgewiesenwirksamen Therapie (z. B. Basistherapie)zu verzögern oder zu unterlassen.

Als unterstützende Maßnahme kann dieHomöopathie günstige und teilweiseerstaunlich gute Wirkung entfalten, ihreHauptindikation besteht in funktionellenpotentiell veränderlichen Beschwerden undZuständen.

Die Homöopathie sollte sich dann auf eineumfangreiche (und zeitintensive) Anamnesestützen und möglichst als individuelle /klassische Homöopathie angewandt werden.

39

4.1

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el

»Meiner Erfahrung nach werden rheumakranke Kinder oft mit

ergänzende Methoden noch zusätzlich belastet, weil sie z. B.

ihre Ernährung verändern sollen, noch mehr Therapien ab-

solvieren müssen oder noch mehr Tabletten (wenngleich auch

»Natur«) einnehmen müssen. Manchmal richtet das mehr

Schaden (seelisch) als Nutzen an. In jedem Fall sollte man als

Eltern nicht ohne Absprache mit dem Kinderrheumatologen

Naturheilkunde oder gar Außenseitermethoden anwenden.«

Claudia G., Mutter einer inzwischen erwachsenen rheumakranken Tochter

Grundprinzipien der Homöopathie Abb. 4.1_1

• Ähnlichkeitsprinzip

• Arzneimittelprüfung an Gesunden

• Spezielle Anamnese

• Potenzierung

• Einzelmittelverordnung

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Orthomolekulare Medizin

4.2

40

Dieser Fachbegriff bezeichnet eine Behand-lung über Mikronährstoffe im Körper. DerBegründer dieser Lehre, der amerikanischeNobelpreisträger und Biochemiker LinusPauling hat folgende Definition gegeben:»Orthomolekulare Medizin ist die Erhaltungguter Gesundheit und die Behandlung vonKrankheiten durch Veränderung der Konzen-tration von Substanzen, die normalerweiseim Körper vorhanden und für die Gesundheitverantwortlich sind.«

Vitamine, Spurenelemente, Nahrungsergänzungsmittel und Co.

Die orthomolekulare Medizin nutzt aus-schließlich Substanzen, die in unserer natür-lichen Ernährung auch vorkommen, alsoVitamine und Spurenelemente sowie andereNahrungsbestandteile. Sie geht von einemUngleichgewicht zwischen Bedarf und Zu-

fuhr bei vielen chronischen Krankheitenund Umwelteinflüssen aus und versuchtdurch gezielte Zufuhr therapeutische odervorbeugende Effekte zu erzielen. Dabei wer-den Mikronährstoffe auch in Dosen einge-setzt, die durch die natürliche Ernährungnicht zu erreichen sind.

Beispiele sind Nahrungsergänzung durchZink, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin E, Vita-min C und andere entzündungshemmendeVitamine. Eine Nahrungsergänzung durchorthomolekulare Substanzen ersetzt dabeinicht die gesunde und günstige Ernährung,kann aber allein durch sie auch nicht erreichtwerden.

Die orthomolekulare Medizin (orthos = grie-chisch: gut, richtig, molekular = lat.: Sub-stanz) besteht erst seit ca. 35 Jahren und istbis heute wissenschaftlich nicht umfassendabgesichert. Risiken sind jedoch als geringeinzuschätzen. Sehr zurückhaltend sollteman mit Nährstoffbedarfsanalysen ausdem Blut oder Haar im Labor sein, diesekönnen nur ergänzende Anhaltspunktebieten und werden oft sehr kostenauf-wendig angeboten.

Ka

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41

4.3

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Enzymtherapie

In der Therapie eingesetzte Enzyme (syn.:Fermente) sind Eiweiße mit meist eiweiß-spaltenden Eigenschaften tierischer oderpflanzlicher Herkunft. Es konnte nachge-wiesen werden, dass eine Einnahme solcherSubstanzen zur Aufnahme auch in denKörper und die menschlichen Gewebe führt.

Das Ziel der Behandlung ist der Abbau vonGewebsschlacken (Stoffwechselresten) imKörper, insbesondere zwischen den Zellenund in den Lymphspalten. Damit könnte einabschwellender Effekt und entzündungs-hemmende Wirkung erreicht werden.

Wirkung bei Rheuma umstritten

In klinischen Untersuchungen konnte füreinige entzündliche und mit Schwellungverbundenen Zustände eine Wirkung nach-gewiesen werden (insbesondere bei Entzün-dungen im Bereich der Nebenhöhlen undnach Verstauchungen, Verletzungen).

Die wissenschaftlichen Untersuchungen zurWirkung bei rheumatischen Krankheitensind umstritten, legen einen günstigen, wennauch geringen Effekt bei chronischen Ent-zündungszuständen jedoch nahe. Enzymewerden in der Komplementärmedizin häufigzur Behandlung von Schwellungszustän-den und chronischen Entzündungen ein-gesetzt. Die Risiken sind gering, auf einemögliche allergische Reaktion sollte jedochhingewiesen werden.

Enzyme sind nicht zur Erstattung durch diegesetzlichen Krankenkassen zugelassen daihre Wirkung wissenschaftlich nicht über-zeugend belegt werden konnte.

»Mit der Neuraltherapie habe ich sehr gute Erfahrungen

gemacht. Ein halbes Jahr lang hatte ich Schmerzen beim Atmen

und konnte schlecht Luft holen. Nach nur einer Neuraltherapie-

Behandlung verschwanden die Schmerzen sofort und ich

konnte wieder durchatmen. Ein einziger Behandlungsversuch

meiner RA mit Neuraltherapie zeigte jedoch keine anhaltende

Wirkung. Dafür wäre eine intensive Behandlung mit vielen

Terminen nötig gewesen, die ich nicht bezahlen konnte.«

Hannelore B., RA-Betroffene

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Neuraltherapie

4.4

42

Die Neuraltherapie arbeitet mit der Injektionvon Lokalanästhetika (örtlichen Betäubungs-mitteln) zu therapeutischen Zwecken. Siegeht bis zum Anfang des zwanzigsten Jahr-hunderts zurück und wurde von Walter undFerdinand Huneke in den 40er und 50erJahren als eigenständiges Therapiesystementwickelt. Dabei werden neben lokalenWirkungen auch Fernwirkungen über Reflex-mechanismen und Wirkungen Akupunktur-punkte und auf so genannte Störfelder an-genommen. Als Störfeld bezeichnet dieNeuraltherapie z. B. Narben und alte Ver-letzungen, von denen eine Fernwirkung aufOrgane oder Gelenke ausgehen soll.

Die Spritze gegen den Schmerz

Die Neuraltherapie ist nur eine durch Erfah-rungsmedizin untermauerte Methode. Einwissenschaftlicher Wirkungsnachweis fehlt

bisher. Risiken sind vor allem mit der Injekti-on (Allergie auf das Lokalanästhetikum,Infektion und Verletzung) verbunden.

Die Neuraltherapie gehört damit zu deninvasiven (eingreifenden) Methoden undsollte nur von erfahrenden Therapeutenangewandt werden. Sie findet ihre Anwen-dung in der Rheumatologie vor allem in derBehandlung von Schmerzen und funktio-nellen Krankheitszuständen. Sie kann denVerlauf chronisch entzündlich rheumatischerErkrankungen, wie z. B. der rheumatoidenArthritis nicht beeinflussen.

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43

4.5

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Musik- und Kunsttherapie

Musik- und Kunsttherapie gehören zu denpsychologischen Verfahren der Komplemen-tärmedizin. Sie verbindet den künstlerischenAusdruck mit körperlicher Aktivität und nutztdabei Erkenntnisse auch der Ergotherapie(funktionelle Beschäftigungstherapie) in derklassischen wissenschaftlichen Rheumato-logie.

Sie wird bei körperlichen Defiziten undpsychologischen Auswirkungen chronischerKrankheit und chronischen Schmerzes ein-gesetzt. Ihre Anwendung ist überwiegendauf Kliniken und Rehabilitationseinrich-tungen mit komplementärmedizinischemZweig beschränkt und wird hier erfolgreicheingesetzt.

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Außenseitermethoden

44

In der Komplementärmedizin werden aucheine Reihe von Verfahren angewandt, für dieein Wirknachweis nicht erbracht ist und diedamit auch bei naturheilkundlichen Medizi-nern stark umstritten ist. Ihre Wirksamkeit istnicht nachvollziehbar belegt, die theoreti-schen Grundlagen nicht erforscht. MancheVerfahren bergen nicht unerhebliche ge-sundheitliche Risiken. Vor der Anwendungsolcher Techniken sollte man sorgfältigNutzen und Kosten sowie Risiken abwägen.

Vorsicht bei Scharlatanen und Geschäftemachern

Es empfiehlt sich dabei grundsätzlich aucheine »zweite Meinung« zum Beispiel bei an-deren Therapeuten oder den Beratungs-stellen der Krankenkassen einzuholen, umgesundheitliche Risiken sowie finanziellenAufwand gegen den zu erwartenden Nutzenabwägen zu können. Solche umstrittenenVerfahren sind unter anderem:

Ozon, SauerstofftherapienHierbei wird versucht, mit Sauerstoff undOzon eine Heilwirkung auf den Körper zuerzielen. Die bekannteste Methode ist dieSauerstoffmehrschritttherapie nach Manfredvon Ardenne. Hier wird durch chemischeMedikamente und nachfolgende kurzzeitigeSauerstoffinhalation versucht, die Sauer-stoffversorgung des Körpers zu erhöhen.

Die Methode ist in ihrer Wirkungumstritten, der wissenschaftlich akzeptierteNachweis positiver Effekte steht aus. Beianderen Verfahren wird Blut entnommenund nach Kontakt zu Sauerstoff in den Kreis-lauf zurück infundiert.

EigenblutbehandlungEs wird Blut entnommen und dem Patienten,meist nach Aufbereitung, in die Haut oder

den Muskel in einer Serie mehrfach übereinen längeren Zeitraum wiederholt injiziert.

EigenurinbehandlungBei diesen Verfahren wird körpereigener Urineingenommen oder für Einreibungen derHaut über den Gelenken benutzt.

»Entgiftung«, ausleitende VerfahrenSogenannte ausleitende Verfahren spielen inder Erfahrungsmedizin der Naturheilkundeeine wichtige Rolle. Hier wird z. B. durchDarmreinigung, Fasten, Trinkkuren oderSchwitzkuren die Ausscheidung von Körper-stoffen und Stoffwechselprodukten angeregt.

BioresonanzHier wird durch die Annahme eines speziel-len physikalischen Verfahrens eine Messungvon Körperströmen vor allem zur Diagnostik(Abklärung von Krankheitszuständen) ge-nutzt. Die Methode wird von Naturwissen-schaftlern überwiegend als nicht wissen-schaftlich nachvollziehbar eingestuft.

MagnetfeldtherapieGemeint ist die Anwendung von Magnet-feldern zu therapeutischen Zwecken. DieMagnetfelder werden entweder durch magne-tische Materialien oder elektrisch erzeugtund zur Schmerzbehandlung eingesetzt.

BachblütenDie Methode geht auf den englischen ArztEdward Bach (1886 - 1936) zurück und isteine der Homöopathie ähnliche Methode zurBehandlung psychosomatischer Störungen.

HeilsteineEdelsteinen und Mineralien werden ineinigen Kulturen traditionell Wirkungen aufdie Gesundheit zugeschrieben, wenn sie amKörper getragen werden.

4.6

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45

Hilfreiche Adressen

Ärztlicher Arbeitskreis Heilfastenund Ernährung e.V.Wilhelm-Beck-Str. 27 • 88662 ÜberlingenTel. 07551 – 80 78 25Fax 07551 – 80 78 27eMail: [email protected]: www.aerztegesellschaft-heilfasten.de

Karl und Veronica Carstens-StiftungIm Stifterverband für die Deutsche WissenschaftAm Deimelsberg 3645276 EssenTel. 0201 – 5 63 05-0Fax 0201 – 5 63 05-30eMail: [email protected]: www.carstens-stiftung.de

Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e.V. (DÄGFA)Würmtalstr. 54 • 81375 MünchenTel. 089 – 7 10 05-11Fax 089 – 7 10 05-25eMail: [email protected]: www.daegfa.de

Deutsche Gesellschaft für Ayurveda e.V.Wildbachstr. 201 • 56841 Traben-TrarbachTel. 06541 – 5817Fax 06541 – 81 19 82eMail: [email protected]: www.ayurveda.de

Deutscher Zentralverein homöopathischer Ärzte e.V. (DZVhÄ)Am Hofgarten 5 • 53113 BonnTel. 0228 – 63 92 30Fax 0228 – 2 42 53 31eMail: [email protected]: www.dzv.de

Deutsches Forschungsinstitut für chinesische Medizin (DFCM)Goethestr. 34 • 79100 Freiburg im BreisgauTel. 0761 – 7 72 34Tel. 0041 – 61 – 3 73 30 78Fax 0041 – 61 – 3 73 30 79eMail: [email protected]: www.lifu-college.ch

Europäisches Gesundheitszentrumfür NaturheilverfahrenSebastian Kneipp Institut GmbHKneippstr. 2 • 86825 Bad WörrishofenTel. 08247 – 9 62 95-0Fax 08247 – 9 62 95-18eMail: [email protected]: www.kneipp-institut.de

Ludwig Boltzmann Institut für AkupunkturHuglgasse 1-3 • A-1150 WienTel. 0043 – 1 – 9 81 04-5758Fax 0043 – 1 – 9 81 04-5759eMail: [email protected]: www.akupunktur.at

Naturheilverfahren in der Medizin (NIDM)Keplerstr. 13 • 93047 RegensburgTel. 0941 – 5 48 38Fax 0941 – 56 53 31eMail: [email protected]: www.nidev.de

Zentralverband der Ärzte für Naturheil-verfahren und Regulationsmedizin e.V.Am Promenadenplatz 1 • 72250 FreudenstadtTel. 07441 – 9 18 58-0Fax 07441 – 9 18 58-22eMail: [email protected]: www.zaen.org

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Das Netzwerk der Deutschen Rheuma-Liga

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Rheuma kann jeden treffen

– junge Menschen wie alte, Kinder ebensowie Erwachsene. Manche der Krankheitenverlaufen so drastisch, dass sie akut lebens-bedrohlich sind und Organe angreifen.Andere zerstören schleichend über Jahre dieGelenke – und damit oft genug auch jedeLebensperspektive. Wer mit Rheuma lebenmuss, der braucht Hilfe: gute medizinischeBetreuung, psycho-soziale Beratung, Unter-stützung im Alltag.

Eine starke Gemeinschaft

– das ist die Deutsche Rheuma-Liga mit ihrenüber 250.000 Mitgliedern. Das Netz der ört-lichen Gruppen und Verbände zieht sich vonOst nach West und von Nord nach Süd.Damit verfügen rheumakranke Menschen inDeutschland über den größten Verband imGesundheitsbereich. Mehrere tausend ehren-amtliche Mitstreiter in über 800 Gruppenberaten Neuerkrankte und organisieren dieVerbandsarbeit. Dabei werden sie von einervergleichbar kleinen Zahl hauptamtlicherKräfte unterstützt.

Einheit trotz Vielfalt

– so heißt die Devise in der DeutscheRheuma-Liga, denn es gibt eine Vielzahlrheumatischer Erkrankungen. Ob Arthrose, entzündliche Erkrankungen,Fibromyalgie, Rheuma bei Kindern oder eherseltenere Erkrankungsformen, die DeutscheRheuma-Liga ist für alle da. Morbus Bech-terew-, Lupus Erythematodes- und Sklero-dermie-Betroffene sind mit eigenen Ver-bänden unter dem Dach der DeutschenRheuma-Liga organisiert.

Hilfe zur Selbsthilfe

– ist das Ziel der Arbeit vor Ort. Für dieBetroffenen gibt es eine Vielzahl vonMöglichkeiten der Begegnung und Unter-stützung im Leben mit der Krankheit.Manches ist speziell auf die besonderenBelange einzelner Krankheitsformen ausge-richtet. Es gibt Bewegungstherapie, ergotherapeu-tische Behandlung, Schmerzbewältigungs-kurse, sozialrechtliche Beratung und Be-treuung von Schwerstbetroffenen, Selbst-erfahrungs- und Gesprächsgruppen, Eltern-kreise und Treffen für Junge Rheumatiker,Kreativgruppen und Tanz, Ausflüge, geselli-ge Veranstaltungen und vieles mehr.

Die Krankheit verstehen

– ist nicht einfach und Ärzte haben wenigZeit für ihre Patienten im alltäglichen Praxis-stress. Deswegen sorgt die Deutsche Rheuma-Liga für laienverständliche und dennochkompetente Information der Betroffenenund ihrer Angehörigen mit ihren umfassen-den Ratgebern. Alle Serviceangebote gibt esauch im Internet: www.rheuma-liga.de.Alljährlich findet der »Tag des Rheumakran-ken« statt und informiert die breite Öffent-lichkeit rund um Rheuma.

Immer auf dem neuesten Stand

– sind die Leser der Mitgliederzeitschriftmobil, in dessen Redaktion vorrangig Betrof-fene, aber auch ärztliche Berater mitwirken.mobil informiert über therapeutische Neu-entwicklungen, bietet Erfahrungsberichtevon Betroffenen und gibt viele Impulse beider Suche nach dem eigenen Weg.

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Das Netzwerk der Deutschen Rheuma-Liga

Fortbildung muss sein

– deswegen organisieren die Verbände derDeutschen Rheuma-Liga alljährlich eine Viel-zahl von Patientenseminaren, Informations-veranstaltungen, Fortbildungen für ehren-amtliche Mitarbeiter und an der Versorgungbeteiligter Berufsgruppen. Ein eigenes Pa-tientenschulungsprogramm »Alltagsbewälti-gung und Lebensperspektiven« wurde ent-wickelt.

Ganz Deutschland auf einen Klick

– bietet die Datenbank »Versorgungsland-karte« auf der Homepage der DeutschenRheuma-Liga: www.rheuma-liga.de. Sieenthält aktuell und qualitätsgeprüft allewichtigen Adressen von Kliniken, Ärzten undanderen Fachleuten.

Medizinische Forschung tut Not

– denn noch immer sind die meisten rheu-matischen Erkrankungen nicht heilbar. DieDeutsche Rheuma-Liga unterstützt dieForschung und vergibt selbst Promotions-stipendien für Forschungsprojekte im Be-reich »Selbsthilfe«.

Politisches Engagement

– ist ganz wichtig, damit chronisch Krankenicht ins gesellschaftliche und politischeAbseits geraten. Deswegen setzt sich die Deutsche Rheuma-Liga für die Belange rheumakranker Men-schen auf allen Ebenen ein. Ziel ist die best-mögliche medizinische Versorgung undsoziale Unterstützung.

Rheuma kennt keine Grenzen

– deswegen gibt es einen regen interna-tionalen Erfahrungsaustausch. Gemeinsammit anderen Rheuma-Selbsthilfebewegun-gen hat die Deutsche Rheuma-Liga dasManifest für Menschen mit Rheuma inEuropa unterzeichnet.

Selbsthilfe braucht finanzielle Unterstützung

– die vielen Ziele kann die Rheuma-Liga nurerreichen, wenn sie eine starke finanzielleBasis hat. Deswegen bemühen wir uns umöffentliche Gelder und Kooperationen mitwichtigen Partnern, deshalb nehmen wirMitgliederbeiträge. Wir brauchen aber auchIhre Spende, denn die Betroffenen brauchenauch in Zukunft eine starke Lobby:

Spendenkonto:

Konto-Nr. 0 105 999 111Deutsche Apotheker- und Ärztebank Köln BLZ 370 606 15

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Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V.Maximilianstr. 14 • 53111 BonnTel. 0228 – 7 66 06 - 0Fax 0228 – 7 66 06 - 20 eMail: [email protected]: www.rheuma-liga.de

Rheuma-Liga Baden-Württemberg e.V.Kaiserstr. 18 • 76646 BruchsalTel. 07251 – 91 62 - 0Fax 07251 – 91 62 - 62eMail: [email protected]: www.rheuma-liga-bw.de

Deutsche Rheuma-Liga Landesverband Bayern e.V.Fürstenrieder Str. 90 • 80686 MünchenTel. 089 – 54 61 48 90Fax 089 – 54 61 48 95eMail: [email protected]: www.rheuma-liga-bayern.de

Deutsche Rheuma-Liga Berlin e.V.ZIRP – Zentrum für Integration, Rehabilitation und PräventionSchützenstr. 52 • 12165 BerlinTel. 030 – 8 05 40 16, Fax 030 – 8 05 62 93eMail: [email protected]: www.rheuma-liga-berlin.de

Deutsche Rheuma-Liga Landesverband Brandenburg e.V.Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 19•03044 CottbusTel. 0355 – 7 80 97 - 91 51 oder -52Fax 0355 – 7 80 97 - 91 90eMail: [email protected]

Deutsche Rheuma-Liga Landesverband Bremen e.V.Am Wall 102 (AOK Nebengebäude)28195 BremenTel. 0421 – 1 76 14 29Fax 0421 – 1 76 15 87eMail: [email protected]: www.rheuma-liga.de/hb

Deutsche Rheuma-Liga Landesverband Hamburg e.V.Friedrichsberger Str. 60, Haus 2122081 HamburgTel. 040 – 2 00 51 70, Fax 040 – 2 00 50 10eMail: [email protected]: www.rheuma-liga-hamburg.de

Rheuma-Liga Hessen e.V.Elektronstr. 12 a • 65933 Frankfurt/MainTel. 069 – 35 74 14, Fax 069 – 35 35 35 23eMail: [email protected]: www.hessen.rheuma-liga.de

Deutsche Rheuma-Liga Mecklenburg-Vorpommern e.V.»Gemeinsames Haus« Rostock,Henrik-Ibsen-Str. 20 • 18106 RostockTel. 0381–7696807, Fax 0381–7696808eMail: [email protected]: www.rheuma-liga-mv.de

Rheuma-Liga Niedersachsen e. V.Lützowstr. 5 • 30159 HannoverTel. 0511 – 1 33 74, Fax 0511 – 1 59 84eMail: [email protected]: www.rheuma-liga-nds.de

Deutsche Rheuma-Liga Nordrhein-Westfalen e.V.III. Hagen 37 • 45127 EssenTel. 0201 – 82 79 70, Fax 0201 – 8 27 97-27eMail: [email protected]: www.rheuma-liga-nrw.de

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Anschriften der Deutschen Rheuma-Liga

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Anschriften der Deutschen Rheuma-Liga

Deutsche Rheuma-Liga Landesverband Rheinland-Pfalz e.V.Schloßstr. 1 • 55543 Bad KreuznachTel. 0671 – 83 40 - 44Fax 0671 – 83 40 - 460eMail: [email protected]: www.rheuma-liga-rp.de

Deutsche Rheuma-Liga Saar e.V.Schmollerstr. 2 b • 66111 SaarbrückenTel. 0681 – 3 32 71, Fax 0681 – 3 32 84eMail: [email protected]: www.rheuma-liga-saar.de

Rheuma-Liga Sachsen e.V.Willmar-Schwabe-Str.2-4 • 04109 LeipzigTel. 0341 – 1 21 14 19 50 oder - 51Fax: 0341 – 1 21 14 19 59eMail: [email protected]

Deutsche Rheuma-Liga Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.Wolfgang-Borchert-Str. 75-77•06126 HalleTel. 0345 – 6 95 15 15Fax 0345 – 6 95 15 15eMail: [email protected]

Deutsche Rheuma-Liga Schleswig-Holstein e.V.Holstenstr. 88-90, 24103 KielTel. 0431 – 5 35 49 - 0Fax 0431 – 5 35 49 - 10eMail: [email protected]: www.rlsh.de

Deutsche Rheuma-Liga Landesverband Thüringen e.V.Weißen 107407 Uhlstädt - KirchhaselTel. 036742 – 673 - 61 oder -62Fax 036742 – 673 - 63eMail: [email protected]: www.rheumaliga-thueringen.de

Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V.Metzgergasse 16 • 97421 SchweinfurtTel. 09721 – 2 20 33Fax 09721 – 2 29 55eMail: [email protected] Internet: www.bechterew.de

Lupus Erythematodes Selbsthilfegemeinschaft e.V.Döppersberg 20 • 42103 WuppertalTel. 0202 – 4 96 87 97Fax 0202 – 4 96 87 98eMail: [email protected]: www.lupus.rheumanet.org

Sklerodermie Selbsthilfe e.V.Am Wollhaus 2 • 74072 HeilbronnTel. 07131 – 3 90 24 25Fax 07131 – 3 90 24 26eMail: [email protected]: www.sklerodermie-sh.de

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Weitere Publikationen der Deutschen Rheuma-Liga

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Die Deutsche Rheuma-Liga gibt eine Vielzahl von Publikationen heraus. Einige haben wir fürSie nachfolgend aufgeführt. Alle Publikationen können bei Ihrem Landesverband oder einemder Mitgliedsverbände (siehe Adressen S. 48/49) bezogen werden – bitte kreuzen Sie die vonIhnen gewünschten Titel an.

Faltblatt »Warum zum Rheumatologen gehen?«

A 10 Mobil gegen Rheumaschmerz – ein Ratgeber zur aktiven Schmerzbekämpfung

A 11 Erst Rheuma – dann Osteoporose?

A 18 Jobs und mehr – Infos für Arbeitnehmer

A 19 Berufstätig trotz Rheuma – Infos für Arbeitgeber

A 22 Leben und Lieben mit Rheuma

A 23 Gelenkschutz im Alltag

Merkblatt über ... (bitte rheumatische Erkrankung angeben)

Name, Vorname Alter(freiwillige Angabefür statistische Zwecke)

Straße, Haus-Nr.

PLZ, Ort

Datum Unterschrift