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risiko manager 17·2010 t kreditrisiko t marktrisiko t oprisk t erm G 59071 Risikokumulierung Bewertung von Risiko- konzentrationen – mehr als nur neue Kennzahlen Spätestens 2007/2008 ist offensichtlich geworden, dass Risikokonzen- trationen in den Finanzinstituten noch nicht ausreichend berücksichtigt werden. Expliziten Handlungsbedarf signalisiert auch die Bankenaufsicht, zuletzt durch den MaRisk-Entwurf vom 9. Juli 2010. Die Integration von Risikokonzentrationen in die Prozesse des Risikomanagements- und -controllings ist wohl ein wesentlicher Meilenstein für den Ausbruch aus dem Denken in einzelnen Risikoarten-Silos. Auf diesem Weg sind jedoch noch einige Hürden zu überwinden. Dies wird nachfolgend am Beispiel der Bewertung von Risikokonzentrationen gezeigt. Inhalt ERM 1. 8 Bewertung von Risikokonzentrationen – mehr als nur neue Kennzahlen KREDITRISIKO 18 Fallstudie zu den Auswirkungen der neuen Kapitaldefinition auf die Eigenmittelausstattung von Banken Rubriken 2 Kurz & Bündig 6 Buchbesprechung 15 Impressum 16 Ticker 26 Personalien 26 Produkte & Unternehmen Donnerstag, 19.8.2010 www.risiko-manager.com Anzeige D ie Auseinandersetzung mit Risiko- konzentrationen ist grundsätzlich nicht neu. Jeder Empfänger eines Risiko- berichts kennt die einschlägigen Torten- grafiken, welche die Diversifikation eines Portfolios, beispielsweise auf Branchen- ebene, darstellen. Mit Investitionsquoten des Portfolios von „maximal zehn Prozent in Schwellenländern“ werden nicht nur Anlageschwerpunkte festgelegt, sondern zugleich für diese Ländergruppe typische Länderrisiken begrenzt. Mit dem Setzen eines Kontrahentenlimits wird auch ein klar nachvollziehbares Ziel verfolgt. Neu hingegen ist das Ausmaß, in dem in den Jahren 2007 bis 2009 Risikokonzen- trationen weltweit schlagend wurden. Sie wurden offensichtlich unterschätzt. Das wiederum hat die Aufsicht dazu veranlasst, die Anforderungen an das Management und Controlling von Risikokonzentrati- onen auf eine neue Ebene zu heben. Nicht Fortsetzung auf Seite 8 Für weitere Informationen stehen wir Ihnen unter folgenden Kontaktdaten gerne zur Verfügung: ICnova AG An der RaumFabrik 33c 76227 Karlsruhe Fon: 0 72 1 / 464 72 33 - 0 Fax: 0 72 1 / 464 72 33 - 9 E-Mail: [email protected] Internet: www.icnova.de Kalkulation und Steuerung impliziter Optionen im Kundengeschäft 26. – 27.10.2010 in Würzburg Preis: 1.200 € zzgl. MwSt. Referenten: Martin Feix und Dr. Christian Sievi Strategische Asset-Allokation und Risikostrategie 11. – 12.11.2010 in Würzburg Preis: 1.200 € zzgl. MwSt. Referenten: Dr. Andreas Beck und Ralf Stückler Einsatz von Indizes im Adressen- und Spreadrisiko- management 28.10.2010 in Würzburg Preis: 900 € zzgl. MwSt. Referenten: Dr. Michael Lesko und Prof. Dr. Andreas Schittenhelm Steuerung des Liquiditätsrisikos 24. – 25.11.2010 in Würzburg Preis: 1.200 € zzgl. MwSt. Referenten: Dr. Andreas Beck und Dr. Michael Lesko Detaillierte Informationen zu diesen und weiteren Seminaren finden Sie auf unserer Homepage www.icnova.de. Investieren Sie in den Rohstoff der Zukunft: Know-How Seminare für Fach- und Führungskräfte der Finanzwirtschaft

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risikomanager

17·2010

t kreditrisikot marktrisikot opriskt erm

G 59071

Risikokumulierung

Bewertung von Risiko-konzentrationen – mehr als nur neue KennzahlenSpätestens 2007/2008 ist offensichtlich geworden, dass Risikokonzen-trationen in den Finanzinstituten noch nicht ausreichend berücksichtigt werden. Expliziten Handlungsbedarf signalisiert auch die Bankenaufsicht, zuletzt durch den MaRisk-Entwurf vom 9. Juli 2010. Die Integration von Risikokonzentrationen in die Prozesse des Risikomanagements- und -controllings ist wohl ein wesentlicher Meilenstein für den Ausbruch aus dem Denken in einzelnen Risikoarten-Silos. Auf diesem Weg sind jedoch noch einige Hürden zu überwinden. Dies wird nachfolgend am Beispiel der Bewertung von Risikokonzentrationen gezeigt.

Inhalt

ERM

1.8 BewertungvonRisikokonzentrationen–mehralsnurneueKennzahlen

KREdItRIsIKo

18 FallstudiezudenAuswirkungenderneuenKapitaldefinitionaufdieEigenmittelausstattungvonBanken

Rubriken

2 Kurz&Bündig

6 Buchbesprechung

15 Impressum

16 Ticker

26 Personalien

26 Produkte&Unternehmen

donnerstag,19.8.2010 www.risiko-manager.com

Anzeige

Die Auseinandersetzung mit Risiko­konzentrationen ist grundsätzlich

nichtneu.JederEmpfängereinesRisiko­berichts kennt die einschlägigen Torten­grafiken,welchedieDiversifikationeinesPortfolios, beispielsweise auf Branchen­ebene,darstellen.Mit InvestitionsquotendesPortfoliosvon„maximalzehnProzentin Schwellenländern“ werden nicht nurAnlageschwerpunkte festgelegt, sondernzugleichfürdieseLändergruppetypischeLänderrisiken begrenzt. Mit dem Setzen

eines Kontrahentenlimits wird auch einklarnachvollziehbaresZielverfolgt.

NeuhingegenistdasAusmaß,indemindenJahren2007bis2009Risikokonzen­trationenweltweitschlagendwurden.Siewurden offensichtlich unterschätzt. DaswiederumhatdieAufsichtdazuveranlasst,die Anforderungen an das Managementund Controlling von Risikokonzentrati­onenaufeineneueEbenezuheben.Nicht

Fortsetzungaufseite8

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Kalkulation und Steuerung impliziter Optionen im Kundengeschäft 26. – 27.10.2010 in Würzburg • Preis: 1.200 € zzgl. MwSt. Referenten: Martin Feix und Dr. Christian Sievi Strategische Asset-Allokation und Risikostrategie 11. – 12.11.2010 in Würzburg • Preis: 1.200 € zzgl. MwSt. Referenten: Dr. Andreas Beck und Ralf Stückler

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ICnova 210x60 Titelleiste_Ausgabe 17.2010.indd 1 28.07.2010 12:10:3437969_BV_RM_17.indd 1 13.08.10 14:31

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ganzunbeeinflusst vomCP31desCEBSlassen sich schon dem Allgemeinen TeildesMaRisk­Entwurfsvom9.Juli2010sehrexplizite Anforderungen entnehmen: SosindnebenKlumpenrisikeninsbesondereIntra­undInter­Risikokonzentrationenzuanalysieren. Risikokonzentrationen müs­sensowohl inderRisikotragfähigkeitalsauchinderRisikostrategieberücksichtigtwerden.EswirdeineadäquateIntegrationindieRisikosteuerungs­und­controlling­prozesse gefordert. Schließlich wird diegroßeBedeutungderAnnahmenzuKon­zentrationenundDiversifikationseffekteninStresstestsklargestellt.

Der künftige Umgang mit Risikokon­zentrationen setzt folglich eine tiefgrün­digereAnalyseunddieGenerierungvonbesser belastbaren Fakten voraus. Über­setztindieSprachedesRisikocontrollersheißt dies: Die Prozesse und Methodender Identifizierung und Bewertung vonRisikokonzentrationenalsGrundlage fürjeglicheSteuerungsentscheidungmüssendeutlichaufgewertetwerden.Esgehtauchhervor,dasseinereinqualitativeBetrach­tungnichtausreicht.

Auf dem Weg dahin lohnt ein kleinerSchrittzurückzurAnalysedesKonzeptsderRisikokonzentration:

• Risikokonzentrationensindnichtperseschädlichundzuvermeiden,siewerdenvielmehr bewusst in Kauf genommen,umausInformationsvorteilen,beispiels­weise tiefen Einblicken in die Bonitätvon Kreditnehmern, eine Überrenditezuerzielen.

• SielassensichstetsaufdieAbhängigkeitvonwenigenRisikofaktorenzurückfüh­ren. Deren Veränderungen bewirkenpotenziell sehr hohe Verluste, die einExistenz gefährdendes Ausmaß errei­chenkönnen.

• Die Veränderung der Risikofaktorenist meist an besondere Ereignisse ge­knüpft,beispielsweiseeineKrise.DieserbedingteCharakterstellthoheAnforde­rungenandieQualitätderEinschätzungdesGeschäftsumfelds.

• EshandeltsichnichtumeineneueRisi­koart.RisikokonzentrationenlassensichimmeraufMarktpreis­,Adressausfall­,Liquiditäts­,operationelleundsonstigewesentlicheRisikenzurückführen.Diesführt in der Praxis regelmäßig zu Ab­grenzungsproblemen.

• SiebesitzeneinenübergreifendenCha­rakter. Insbesondere der Begriff derInter­Risikokonzentration verdeutlicht,dasseinDenkenintraditionellenRisiko­arten­Silosnichtmehrausreicht.

DieseEigenschaftenimGanzenverknüpftder Praktiker mit einem unangenehmenBegriff:Komplexität.NebenderebenfallszentralenFragenacheinersystematischenIdentifizierung resultieren folgende of­fenenPunkte:WielassensichRisikokon­zentrationenadäquatmessenundwelcheErgebnistypen besitzen Relevanz für dieRisikosteuerung?

DieseFragenwerdennachfolgendadres­siert.ImInteresseeinereinheitlichenDar­stellung wird dabei unterstellt, dass dieBewertung von RisikokonzentrationenfüreinPortfolioP,bestehendausnnichtweiter zerlegbaren Elementen E1, …, EnmitdenPortfolioanteilenA1,…,Anerfolgt.AnhandvonBeispielenwirddieserallge­meine Ansatz auf verschiedene Anwen­dungsbereicheübertragen.

Ein Weg zur Handhabung der obenbeschriebenen Komplexität besteht imEinsatz einer vereinfachenden Messme­thode–mitdemWissen,damitnichtalleAnforderungenandieBewertungvonRi­sikokonzentrationenabdeckenzukönnen.DiesemZweckdienteineVielzahlvonmo­dellfreienIndikatoren.DieVereinfachungwird meist durch die Beschränkung aufdie Analyse der Granularität des Portfo­lioserreicht.NachfolgendwerdeneinfacheStandard­Indikatoren betrachtet, die Be­standteiljedesRisikoberichtswesenssind.AnschließendwirdderMehrwertweiterermodellfreierIndikatorendiskutiert.

standard-Indikatoren

Exposure

Ein Bestandteil nahezu jeder Überwa­chung von Konzentrationen ist der Aus­weis absoluter Exposures. Die KenntnisdergrößtenExposuresgegenüberEinzel­

Kreditnehmern oder auf aggregierterEbenegegenüberBranchen,Ländernetc.verschafft einen groben Überblick überwesentlicheAnfälligkeitendesPortfolios,mehrjedochauchnicht.Daderausgewie­sene Euro­Betrag leicht nachvollziehbarist, unterstützen Exposures gut bei derKommunikation von HandlungsbedarfundderEntwicklungeines„Bauchgefühls“fürdasRisikoprofil.

RelativeKonzentrationsmaße

RelativeKonzentrationsmaßestellenstär­ker auf die Zusammensetzung des Ge­samtportfoliosab.EintypischerVertreterist die Concentration Ratio CRm, welcheden kumulierten Portfolioanteil der mElemente mit den größten Anteilen amPortfoliomisst(vgl.tGleichung01).

DieConcentrationRatiolässtsichleichtberechnenundinterpretieren.Sieistdaherauch weit verbreitet. Besonders wichtigfürdieKommunikationistdienormierteWerteskalazwischen0und100Prozent.EinfacheSteuerungsansätzewieetwadieLimitüberwachung lassen sich praktika­bel unterstützen. Außerdem erlaubt dieConcentration Ratio die Ableitung einerplausiblen Visualisierung: Die Concen­tration Curve (auch Lorenzkurve, siehetAbb.01).JeweiterentfernteineKurvevonderGleichverteilungslinieentferntist,destogrößerdieKonzentrationimPortfo­lio.DieDarstellungerlaubteinenanschau­lichenVergleichderGranularitätmehrererPortfolios.

DieConcentrationRatiobesitztgleich­wohleinigeSchwächen.Sieberücksichti­gtexplizitnurdiemSchwergewichte imPortfolio.Eslässtsichzwarvertreten,dassdiesefürdieAbbildungderKonzentrationentscheidendsind.DieAuswahleinesge­eignetenmerfolgtjedochinderRegelsub­jektiv.NachVeränderungenderPortfolio­struktur,beispielsweiseeinersignifikantenÄnderung der Anzahl der Elemente imPortfolio,kannsichdas„optimale“mau­ßerdemändern.Wirddiesberücksichtigt,

Fortsetzungvonseite1

m

iim pCR

1

mit absteigender Sortierung der Anteile

der Einzelelemente am Portfolio p1, … pn ; 1 ≤ m ≤ n

definitionderConcentrationRatioCRm

tGleichung01

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resultiertimZeitablaufwenigKontinuitätinderDarstellungimReporting.AuchdieConcentrationCurveistfürdiefortlaufen­deRisikosteuerungwenigzugebrauchen:SofernsichdieZusammensetzungeinesPortfoliosnichtwesentlichverändert,ver­mag nur ein geschärftes Auge Verände­rungeninderKurvewahrzunehmenundzuinterpretieren.

t Abb. 01 visualisiert überdies eingrundlegendesProblemdereinfachenIn­dikatoren. Durch den einseitigen FokusaufdieGranularitätdesPortfolioswirdbeigegebenerAnzahlvonElementennregel­mäßig das Portfolio mit den Gewichten(1/n;1/n;…,1/n)alsoptimaldiversifiziertdefiniert.DieskannzubizarrenSignalenführen, die nicht zu einer konsistentenRisikosteuerungbeitragen:

Ein Investmentportfolio besteht bei­spielsweise aus vier Staatsanleihen undeinerbeigemischtenOption.EinewieobendefinierteoptimaleDiversifikationwürdesomitdiePortfoliogewichte(20%;…;20%)implizieren.EinesolcheAllokationwürdedenInvestor–undsicherauchdenPort­foliomanager–allerdingsnervösmachen.

Die Concentration Ratio ist eng miteiner Reihe anderer Konzentrationsindi­katoren verwandt (beispielsweise Linda­Index,Gini­Koeffizient),diejedochinderRegelfürspezielleProblemstellungenkon­struiertsindoderkeinennennenswertenMehrwertbieten.DerausderUniversitäts­welteinschlägigbekannteGini­Koeffizientsorgt sogar eher für Verwirrung. Es istleicht zu zeigen, dass die Kennzahl mit­untereinehöhereKonzentrationanzeigt,wenneinPortfolioumeinneuesElementmitgeringemGewichtergänztwird,wasnichtintuitivist.

ErweitertemodellfreieIndikatoren

diversitätsmaße

EineweitereKlasseeinfacherIndikatorensind Kennzahlen, welche die Diversitäteines Portfolios als absolute Kennzahlabbilden (auchBiodiversitätsindizes).Ty­pische Beispiele sind das Entropie­Maß,derverwandteExponentialindex,undderSimpson’sEquitabilityIndex.

Diese Kennzahlen berücksichtigen inbesonderem Maße die Anzahl der Ele­menteimPortfolio–unddiesistihrent­scheidenderSchwachpunkt.WährenddieArtenvielfaltinderNatursichereinehoheBedeutungbesitzt,istdieAnzahlderEle­

menteeinesPortfolios inderFinanzwelthäufig weniger als steuerungsrelevanteGrößebeeinflussbar.

Nach Feststellung einer überhöhtenKonzentration in einem Immobilien­portfolio ist beispielsweise die einseitigeSchlussfolgerung„Kaufen“sicherfehlge­leitet,zumaleineAnkauftransaktionleichtdrei bis sechs Monate dauert. Auch ineinemKreditportfoliohatdieSorgfaltderDueDiligenceimEinzelfalleinewesent­lichhöhereBedeutungalsdiezielgerichte­teErhöhungderAnzahlderKreditnehmer.

EinweitererNachteilistdievonderAn­zahlderElementenabhängigeSkala.SoliegtderWertebereichdesEntropie­MaßesimIntervall[0;­log2(1/n)].DermaximaleWert für ein Portfolio, bestehend aus n

=4Elemente,beträgtsomit2,fürn=16bereits4.PortfoliosmitunterschiedlicherAnzahlvonElementenlassensichsokaumvergleichen.DierelativstarkeGewichtungvonElementenmitsehrgeringemPortfo­liogewicht resultiert überdies tendenziellin einer Unterschätzung der Konzentra­tion.

Herfindahl-Index

EinekonservativereModellierungerlaubtder Herfindahl­Index (HI). Die Quadrie­rungderPortfolioanteilerichtetdenFokusaufdieElementemithohemPortfolioge­wicht(vgl.tGleichung02).AnsonstenbesitztderIndikatordiegleichenNachteilewiediezuvordiskutierten.

Concentration Curve

0%

20%

40%

60%

80%

100%

0% 100%

Kumulierte Anzahl

Ku

mu

lier

ter

An

teil CR5

CR5

CR5

Portfolio 1

Portfolio2

Portfolio 3

Gleichverteilung

ConcentrationCurvetAbb.01

n

iiAHI

1

2

Definition des normierten Herfindahl -Indexes H*

n

nA

H

n

ii

11

1

* 1

2

−∑

definitiondesHerfindahl-IndexesHItGleichung02

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Der HI eignet sich ausgezeichnet, umeinenweiterenAnsatzzuanalysieren,dieModifikationderIndikatorenzurgezieltenBehebungihrerSchwächen.Sowirdbei­spielsweisegerndernormierteHerfindahl­IndexH*genutzt.WährendderWertebe­reich des HI durch das Intervall [1/n; 1]gegeben ist, bietet H* das komfortabelzuinterpretierendeIntervall[0%;100%]–unabhängigvonderAnzahlderElementeimPortfolio.

H*wirdauchhäufigfürüberschlägigeBerechnungen durch RatingagenturenundKartellbehördengenutzt.GemäßderUSAntitrustDivisionoftheDepartmentofJusticeweisendemnachWertedesH*zwischen0,1und0,18aufeinenmittlerenKonzentrationsgradhin,höhereWerteaufeinehoheKonzentration.DieÜbertragungsolcherRegelnaufdasRisikomanagementistkritischzuhinterfragen.Wettbewerbs­modellesetzenvoraus,dassdieGewichtederElementedesPortfoliosdenzentralenRisikotreiber darstellen. Diese Vereinfa­chungführtinPortfoliosvonFinanzinsti­tutenregelmäßignichtweit,dadasRisikoauf der Ebene der einzelnen Elementeignoriertwird.

EinzurBesicherungeinerVerbindlich­keit herangezogenes Wertpapierportfo­lio,dasbeispielsweisezu60ProzentausdeutschenStaatsanleihenbesteht,giltimHinblickaufRisikokonzentrationensicheralsunproblematisch–soferneinBankrottdesdeutschenStaatsausgeschlossenwird.

AuchdiedurchH*scheinbarnormierteSkala[0%;100%]istkritischzuhinterfra­gen.DaszeigteineeinfacheAnalyse,dieauf die Ausnutzung des Skalenbereichsabstellt.Untersuchtwerdenfürn=1,2,3,…,15sämtlicheKombinationenmöglicher

Portfoliogewichte und die daraus resul­tierenden Werte des H*. Beispielsweisewerden für n = 2 die Portfolios mit denGewichten[99%;1%],[98%;2%],…,[50%;50%]gebildetundderjeweilsresultierendeWertvonH*berechnet.tAbb.02stelltdie resultierenden Verteilungen von H*fürPortfoliosderGrößenn=5bzw.n=10gegenüber.

Was t Abb. 02 andeutet, wird intAbb.03deutlicher:DereffektiveWer­tebereich von H* engt sich mit zuneh­menderAnzahlderPortfolioelementeein.Fürn=15befindensichbereits99Pro­

zent aller möglichen Indikatorwerte imIntervall [0,02;0,33]. IngrößerenPortfo­lios schlagen sich moderate strukturelleÄnderungen somit kaum in spürbarenÄnderungen des H* nieder. Ein dauer­haftnahezugleicherWertH*bietetwenigMehrwert.

Benchmarking

Das Benchmarking ist geeignet, die In­terpretation einfacher Indikatorwerte zuverbessern.DerzugrundeliegendeGedan­ke ist einfach: Es wird ein spezifisches

Verteilung der Werte von H* (n = 5)

0%

1%

2%

3%

4%5%

6%

7%

8%

9%

1% 10% 19% 28% 37% 46% 55% 64% 73% 82% 91% 100%

H*R

elat

ive

Häu

figke

it

Verteilung der Werte von H* (n = 10)

0%

1%

2%

3%

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7%

8%

9%

1% 10% 19% 28% 37% 46% 55% 64% 73% 82% 91% 100%H*

Rel

ativ

e H

äufig

keit

VerteilungderWertevonH*fürPortfoliosmitn=5Elementenvs.n=10

tAbb.02

Konfidenzintervall: Wo liegen 99% der Werte von H*?

0

20

40

60

80

100

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

Anzahl der Portfolioelemente n

H*

[in%

]

0,5% Quantil

99,5% Quantil

ZunehmendeingeschränkteAusnutzungdesskalenbereichsvonH*tAbb.03

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Referenzportfolio festgelegt. Die Indika­torwerte für das zu analysierende unddas Referenzportfolio werden einanderfortlaufend gegenüber gestellt. Als Refe­renzportfolio eignen sich beispielsweiseangestrebteZielportfolios,weitverbreite­te Vergleichs­Indizes (beispielsweise derMSCIWorld)oderPortfoliosmit idealty­pischerDiversifikation.DurchdieGegenü­berstellungmitdemBenchmarkgewinnenÄnderungenderIndikatorwerteimZeitab­laufanAussagekraft.DasVerfahrenkanndiegrundsätzlichenSchwächeneinfacherIndikatorennichtheilen.EristaberaufdienachfolgendvorgestelltenmodellbasiertenMethodenübertragbar.

RisikoadjustierteIndikatoren

UmdemoffensichtlichfehlendenRisiko­bezugdereinfachenIndikatorenentgegen­zuwirken, werden diese gelegentlich umrisikorelevanteInformationenergänzt.SoberücksichtigtderrisikoadjustierteHerfin­dahl­IndexHRdieAusfallwahrscheinlich­keitderKreditnehmerineinemPortfolio(vgl.tGleichung03).

SolcheAnsätzesindkritischzuhinter­fragen, da hier ein Graubereich betretenwird: Die Aussagekraft risikoadjustierterIndikatorenistweitgeringeralsdieeinesRisikomodells,weilübergreifendeAbhän­gigkeitenwiebeispielsweiseKorrelationenimmer noch fehlen. Zugleich suggeriertdasBeimischenvon„einwenigAdressaus­fallrisiko“eineValiditätderKennzahl,dieangesichtsderbereitsdiskutiertenSchwä­cheneinfacherIndikatorennichtgegebenist.DerMehrwertgegenübermodellbasier­tenMethodenzurMessungvonRisikokon­zentrationenistnichtersichtlich.

Das grundlegende Problem der ein­fachenIndikatorenfassteinSatzgutzu­sammen: Sie sind zu weit vom ProblemdesRisikomanagersentfernt.DieÜbertra­

gungdesDiversitätsgedankensausande­renAnwendungsbereichenistzwardazugeeignet, in einer Risikoinventur einenerstenÜberblicküberbestehendeRisiko­konzentrationenzuverschaffen.DieFra­ge„WasbedeutetdasinEuro?“lässtsichhingegennichtglaubhaftbeantworten.ImZeitablaufgeneriereneinfacheIndikatorenbeiVeränderungendesPortfoliosmitunterzweifelhafte Signale und sind damit nuralsbedingtverlässlicheinzustufen.

ModellbasierteBewertung

EineunmittelbareProblemnähelässtsichdurch Rückgriff auf die bestehenden Ri­sikomodelle herstellen. Aus der Notwen­digkeit,Risikokonzentrationen inderEr­mittlung des Risikodeckungspotenzialszuberücksichtigen,erwächstohnehindieVerpflichtung, die wesentlichen Risiko­konzentrationen in den Risikomodellenabzubilden.Diemeistendernachfolgendbeispielhaft aufgelisteten Modellierungs­varianten sind bereits heute BestandteilderimEinsatzbefindlichenRisikomodelle:

• KorrelationenzwischenRisikofaktoren;• verbundene Ausfallwahrscheinlich­

keiten;• Berücksichtigung wirtschaftlicher Ab­

hängigkeiten bei Geschäftspartnern(Konzernstrukturen, Lieferantenbezie­hungenetc.);

• kausaleBeziehungen(beispielsweisebeiAusfalleinesEmittentendieErhöhungdes Kontrahentenrisikos bei schwe­bendenGeschäften);

• bedingte Simulation von Krisenereig­nissen(beispielsweisedurchbedingtesUmschalten auf Stress­Parametrisie­rungenoderDurchspielenhistorischerKrisen).

EventuellerforderlicheErweiterungenbe­stehender Risikomodelle sind nicht im­mer unbeschränkt möglich. Zum einenerfordertdieerweiterteEinbeziehungvonRisikokonzentrationeneineausreichendeFlexibilitätbeiderModellierungundPa­rametrisierung. Zum anderen sorgt dieKomplexität vieler Modelle schon jetztnichtseltenfürIntransparenz.Diessolltedurch eine „Verbesserung“ nicht weiterverschärftwerden.

Inter­RisikokonzentrationenlassensichaufdiesemWegmeistnichtabbilden,dadiesdieIntegrationallerwesentlichenRi­sikoarten in ein Risikomodell erfordernwürde.DazustellendasMarktrisikomodellunddasKreditrisikomodellinallerRegelzuisolierteMonolithendar.Auchdaskri­tischeWechselspielzwischenMarktpreis­risikoundLiquiditätsrisiko,beispielsweiseausgedrückt durch einen Liquiditätseng­pass und einen gleichzeitigen EinbruchindenMarktwertenbeleihbarerTitel,er­forderteinUmdenkenbeiderAnwendungderbestehendenSysteme.HierempfiehltsichergänzendeinszenariobasiertesVor­gehen.

Damit verbleibt die Frage, ob die Be­rücksichtigungvonRisikokonzentrationendarüberhinausgehendeVerfahrenzurBe­wertung erfordert. Nach Auffassung derAutorenistdieszwingendzubejahen,daandernfalls aussagekräftige Signale fürdieSteuerungvonRisikokonzentrationen(beispielsweisedieGrundlagenfüreineLi­mitierung)fehlenwürden.Dasimpliziertnicht zwingend, dass hierfür auf die be­stehendenRisikomodellezurückgegriffenwerdenmuss.Auchhieristeinszenario­basiertesVorgehenzuerwägen.Nachfol­gendwerdenzumindestdreimethodischeAnsätzekritischdiskutiert.

MarginalbeiträgeeinzelnerPortfoliosegmenteDas Grundprinzip der Berechnung desMarginalbeitrags einzelner Portfolioseg­mente zum Portfoliorisiko ist sehr ein­fach: Das Portfolio wird in k homogeneSegmente zerlegt. Die Homogenität derSegmente wird durch die gemeinsameAbhängigkeit der im Segment enthal­tenen Elemente von einzelnen Risiko­faktoren(beispielsweise„gleichesLand“)bestimmt.DieBerechnungdesPortfolio­risikoswirdk­fachwiederholt,wobeivorjeder Berechnung ein anderes Segmentaus dem Portfolio gestrichen wird. DerDifferenzbetrag zwischen dem Portfoli­

n

iii

n

iii

APD

APDHR

1

1

2

mit den gegebenen Ausfallwahrscheinlichkeiten

PD 1, PD 2 , …, PD n der Portfolioelemente

definitiondesrisikoadjustiertenHerfindahl-IndexesHR

tGleichung03

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orisiko und dem Risiko nach StreicheneinesSegmentsentsprichtgeradedessenmarginalemRisikobeitrag.DieserProzesslässtsichanalogauchmehrstufigaufHie­rarchienvonPortfoliosundTeilportfoliosanwenden.

tAbb.04skizziertdiedarausableit­barenAussagen:

• AusdenmarginalenRisikobeiträgendereinzelnen Portfoliosegmente lässt sichdie Anfälligkeit des Portfolios gegenü­ber den der Segmentierung zugrundeliegendenRisikofaktorenableiten.

• DermarginaleRisikobeitragkannauchin Relation zum Portfoliogewicht desjeweiligenSegmentsbetrachtetwerden.

• DadiemarginalenRisikobeiträgesubad­ditivsind,istihreSummestetskleinerodergleichdemPortfoliorisiko(Gleich­heitgiltbeieinerKorrelationvon1zwi­schendenSegmenten).

• DieGröße∆istfolglichalsIndikatorfürdie Diversifikation zwischen den Seg­mentenzuwerten.

• Korrelationen innerhalb der Segmentebleiben unberücksichtigt, dieser „Feh­ler“ nimmt mit zunehmend feinererSegmentierungab.

DiesereinfacheAnsatzstößtinderprak­tischen Anwendung vor allem an tech­nischeGrenzen.AuchimZeitalterschein­barunbegrenzterRechenkapazitätensindRechenzeitenvonwenigenSekundenoderMinutenbeiausgefeiltenRisikomodellenmitkomplexenDatenbeständenehersel­ten.SindjedochdieWiederholungenvonBerechnungsläufen zu begrenzen, müs­senKompromisseinBezugaufdieanaly­

sierbarenPortfoliosegmenteeingegangenwerden.

Ein Institut hat beispielsweise einenKreditkundenstamm, der zu 85 ProzentDeutschlandundzu15ProzentFrankreichzuzurechnen ist. Als relevante Portfoli­osegmentierungen werden identifiziert:Branchen, Ländern, Regionen, Größen­klassen,Besicherungsquotenetc.DieAn­zahl der potenziell relevanten Segmentewirddadurcherhöht,dassdieoffensicht­licheLänderkonzentrationeineverfeinerteAnalyseimdeutschenundfranzösischenKundensegmenterfordert.

DasVorgehenfokussiertvorallemaufKlumpenrisiken in den Segmenten. Dieabgeleitete Diversifikationsaussage aufPortfolioebeneistdagegeneherimplizit.

KonzentrationsfreieParametrisierungExpliziteDiversifikationsaussagenerlaubtderVergleichdesPortfoliorisikosmitdemRisikoeiner„konzentrationsfreienWelt“.Dazu werden die Parametrisierung unddieDatenbasisimSinnederModellierungvon Risikokonzentrationen neutralisiert

und eine zweite Berech­nung mit der „neutralen“Parametrisierung durch­geführt.DieDifferenzausdenbeidenBerechnungenentspricht dem Risikobei­tragausdemmodelliertenRisikokonzentrationen.ttab.01verdeutlichtamBeispiel der oben bereitserwähnten Modellierungs­parameter,wieeinesolcheNeutralisierung aussehenkann.

Das ist grundsätzlichsowohl auf Ebene des Ge­samtportfoliosalsauchaufEbene einzelner Portfolio­segmente anwendbar. Auf

diesenEbenenlassensichLimitierungenableiten. Auch eine Neutralisierung nureinzelner Modellparameter ist im Sinneder Ableitung von „Was wäre, wenn?“­Aussagensinnvollmöglich.

Das Verfahren berücksichtigt keineKlumpenrisiken,diedurchElementemithohem Gewicht im Portfolio verursachtwerden. Es stößt an vergleichbare tech­nische Grenzen wie das zuvor beschrie­bene. Außerdem erfordert das Vorgeheneine extreme Flexibilität des Risikomo­dells in Bezug auf die ParametrisierungsowiedieMöglichkeiteinesEingriffsindie(Meta)­DatenbasisfürZweckealternativerSzenariorechnungen.

BenchmarkingWie schon weiter oben beschrieben ba­siertdasBenchmarkingaufdemVergleichmiteinemReferenzportfolio.Hierergibtsich unmittelbar eine Verknüpfung mitder Geschäfts­ und Risikostrategie. Diestrategischen Ziele des Instituts solltensichinderKonstruktiondesBenchmark­Portfolioswiderspiegeln.Soferndiesmit

PortfolioSegment 1

Segment 1 Segment 2 Segment 3 Segment 4

Segment 2 Segment 3 Segment 4

Portfolio-Gewicht

Risikobeitrag 1 Risikobeitrag 2 R.beitr. 3 Risikobeitrag 4Marginaler Risikobeitrag

Σ Risikobeitrag Risikobeitrag 1 Risikobeitrag 2 R.beitr. 3 Risikobeitrag 4 ∆

Portfoliorisiko (100%)

≈ Diversifikation des Portfolios

Klumpenrisiko

z.B. Länder

in %

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PortfolioSegment 1

Segment 1 Segment 2 Segment 3 Segment 4

Segment 2 Segment 3 Segment 4

Portfolio-Gewicht

Risikobeitrag 1 Risikobeitrag 2 R.beitr. 3 Risikobeitrag 4Marginaler Risikobeitrag

Σ Risikobeitrag Risikobeitrag 1 Risikobeitrag 2 R.beitr. 3 Risikobeitrag 4 ∆

Portfoliorisiko (100%)

≈ Diversifikation des Portfolios

Klumpenrisiko

z.B. Länder

in %

in %

in %

MarginalbeiträgeundabgeleiteteAussagenzurdiversifikationtAbb.04

Ignorieren (falls sachlich sinnvoll)Kausale Beziehungen

Analoge Anpassung ParametrisierungBedingte Krisenereignisse

IgnorierenWirtschaftliche Abhängigkeiten d. Geschäftspartner

Wert 0Verbundene Ausfallwahrscheinlichkeiten

Wert 0Korrelationen

Neutralisierung durchModellparameter / Datenbasis

Ignorieren (falls sachlich sinnvoll)Kausale Beziehungen

Analoge Anpassung ParametrisierungBedingte Krisenereignisse

IgnorierenWirtschaftliche Abhängigkeiten d. Geschäftspartner

Wert 0Verbundene Ausfallwahrscheinlichkeiten

Wert 0Korrelationen

Neutralisierung durchModellparameter / Datenbasis

NeutralisierungderAbbildungvonRisikokonzentrationenttab.01

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der bewussten Inkaufnahme gewisserRisikokonzentrationen einhergeht, sollteauch dies aus der Wahl des Benchmark­Portfolios hervorgehen. Ein völlig unrea­listischdiversifiziertesVergleichsportfoliogibt letztlich keine vernünftige RichtungvorundführtdamitallerErfahrungnachzuAkzeptanzproblemen.

Das Benchmarking eines CvaR aufPortfolioebene allein ergibt noch wenigMehrwert. Vielmehr empfiehlt sich diekombinierte Anwendung mit Ansätzenwie unter den beiden vorangegangenenAbschnittenbeschrieben.AusdengrößtenAbweichungenimVergleichzumZielport­folio ergibt sich der wesentliche Hand­lungsbedarf.HinsichtlichderAussagekraftderAbweichungengiltÄhnlicheswieimAbschnittfürdieeinfachenIndikatorenbe­schrieben:DieDifferenzzumBenchmarkundderenEntwicklunggebenAufschlussüber die strategiekonforme EntwicklungdesPortfolios.

EinZwischenfazitergibt:ImVergleichzueinfachenIndikatorensinddieausRi­sikomodellenableitbarenKennzahlenzurRisikokonzentration greifbarer: Die Dar­stellungalsEuro­Beträgeundderunmit­telbareBezugzumPortfolioerlaubendieAbleitungvonkonkretenLimitenundvonvergleichbarenAussagenhinsichtlichdererforderlichenMaßnahmen.Übergreifen­deNachteilesind:DieausModellenabge­leitetenKennzahlenunterliegendurchwegdemModellrisiko.FehleroderLückeninderModellierungschlagensichdirekt inpotenziellenFehlsignalennieder.Darüberhinaus sind Inter­Risikokonzentrationennurbegrenztabbildbar.

szenariobasierteBewertung

DiebishervorgestelltenMethodendeckenoffensichtlich noch nicht alle Anforde­rungenaneineadäquateBewertungvon

Risikokonzentrationen ab. Dies betrifftinsbesondere:

• die fehlendeAbbildung von Inter­Risi­kokonzentrationenund

• den Bezug zur Realwelt, ausgedrücktdurchdaswahrgenommeneGeschäfts­umfeld.

Hier kommen die szenariobasierten Me­thoden zum Tragen. Ein kurzer Blick indenMaRisk­Entwurfvom9.Juli2010be­stätigt, dass sich auch die Aufsicht eineenge methodische Verzahnung vorstellt.Zum einen werden Stresstests als geeig­nete Hilfsmittel für die Identifizierungvon Risikokonzentrationen empfohlen(AT 2.2). Zum anderen werden in denStresstests explizite Annahmen zu Risi­kokonzentrationen(AT4.3.3)–undderenkritischesHinterfragen–eingefordert.

Dies geschieht mit gutem Grund: DasSchlagendwerden von Risikokonzentrati­

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onen ist, wie eingangs festgehalten, re­gelmäßigfürdiegrößtenVerlusteverant­wortlich.DieEinbeziehungvonRisikokon­zentrationeninStresstestsbietetmehrereVorteile:

• Stresstests sind ein ausgezeichnetesMedium, um risikoartenübergreifendeEffekte zu transportieren, da sie nichtaneinzelneRisikoartengeknüpftsind.

• DieaktuellenAnnahmenzubestehen­den Risikokonzentrationen werdennachvollziehbar dokumentiert und zu­gleichinEuro­Beträgeübersetzt.

• DurchdieVeränderungderStresstest­ergebnisse im Zeitablauf werden sichwandelnde Anfälligkeiten gegenüberschlagendwerdendenRisikokonzentra­tionendeutlich.

Fachlich ergänzen Stresstests das bisherdiskutierte Methodenportfolio offenbarsehrgut.EinweitererwesentlicherVorteilistdieEignungvonSzenarien(beiUnter­stellungeinesszenariobasiertenStresste­stings) als strukturiertes Instrument zurKommunikation zwischen den ExpertenimRisikomanagementundRisikocontrol­ling.

Lernendeorganisation

Ein Szenario für ein gegebenes ProblemzuformulierenistkeineschwierigeAufga­be. Die Vorgabe einer bestimmten Struk­tur (beispielsweise Kontext, Annahmen,Beschreibung, Ergebnistypen) erleichtertdies noch. Ein übergreifend wesentlichesSzenariomitplausiblenAnnahmenzufül­len und diese Annahmen konsequent zuvertreten–diesfällterfahrungsgemäßein­zelnenMitarbeiternschwer.DieUrsacheistoffensichtlich:Niemandkannalleinsämt­lichewesentlichenRisikensowiederenGe­schäftskontext überblicken. Zumal insbe­sonderedieAnalysevonRisikokonzentra­tionentatsächlicheineAuseinandersetzungmit allen wesentlichen Risikoarten impli­ziert.FürdieIdentifizierungübergreifenderKonzentrationenunddieÜberführungderErkenntnisseinvertretbareAnnahmeneig­netsichsomiteinmitVertreternderMarkt­und Risikocontrolling­Bereiche besetztesGremium,imFolgendenkurzRisikokomi­teegenannt.DasRisikokomiteekannu.a.diefolgendenAufgabenübernehmen:

• Identifizierung der aktuellen Bedro­hungendesGeschäftsbetriebs;

• Aktualisierung des Stress­Szenariobe­standsdurchkritischeEvaluationdesbe­stehendenSzenariobestandsundÜber­führungderaktuellenBedrohungeninSzenarien;

• Gemeinsame Überführung der Ein­schätzungen der Risiken (und Risiko­konzentrationen)desGeschäftsumfeldsinSzenarioannahmen;

• Daraufaufbauend:Szenariobewertung.

Die Bewertung kann in den Sitzungenerfolgen oder durch das Risikokomiteeinitiiertwerden.EineBewertung indenSitzungenläuftaufExpertenschätzungenauf der Basis bekannter Preis­Mengen­Gerüstehinaus.Es ist zu betonen,dassauch die Experten in den Sitzungen re­gelmäßigetwasdazulernen.Kein(Stress­)SzenarioistbegründetdauerhaftinSteingemeißelt:UnerwarteteKrisentretenein,zuvor vermutete Ursache­Wirkungs­Be­ziehungenaufmakroökonomischerEbe­newerdennichtbeobachtet,dasVersageneinerscheinbarsicherenLiquiditätsquelleführt zu einem Liquiditätsengpass. Alldiestrittimmerwiedereinundmusszueiner Anpassung des Szenariobestandsführen.

Szenario-Koordinator

Marktrisiko

Liquiditätsrisiko

Kreditrisiko

Operationelles RisikoSonstige Risiken

Szenario 1

Szenario n

Initiiert Berechnung

Annahmen-Set

Frequenz

Relevanz

Überwacht Berechnung

Report Szenario-bewertung

Erstellt & stimmt Kommentierung ab

Prüft kritisch

GeschäftstrategischeReputationetc.

Liefert Ergebnis

Liefert Ergebnis

Liefert Ergebnis

Liefert Ergebnis

Liefert Ergebnis

Risikokomitee

… für

Ansprechpartner für Szenario-Koordinator

Marktrisiko

Liquiditätsrisiko

Kreditrisiko

Operationelles RisikoSonstige Risiken

Szenario 1

Szenario n

Initiiert Berechnung

Annahmen-Set

Frequenz

Relevanz

Überwacht Berechnung

Report Szenario-bewertung

Erstellt & stimmt Kommentierung ab

Prüft kritisch

GeschäftstrategischeReputationetc.

Liefert Ergebnis

Liefert Ergebnis

Liefert Ergebnis

Liefert Ergebnis

Liefert Ergebnis

Risikokomitee

… für

Ansprechpartner für

BewertungkoordinierterrisikoartenübergreifenderszenarientAbb.05

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Koordinierteübergreifendeszenarien

DarüberhinaussolltedieArbeiteinesRi­sikokomiteeseffizientinderOrganisationunterstütztwerden.

t Abb. 05 skizziert die Umsetzungeiner entsprechenden Aufbau­ und Ab­lauforganisation. Dreh­ und Angelpunktist hier eine unterstützende Funktion(im Bild Szenario­Koordinator genannt).DieseristunmittelbarerAnsprechpartnerdes Risikokomitees, pflegt den Bestandder relevanten Szenarien und ist für dieVor­ und Nachbereitung der SitzungendesRisikokomiteesverantwortlich.SofernfürdieSzenariobewertungInputausdenRisikocontrolling­Einheitenbenötigtwird,fordert er diesen an und koordiniert dieRückläufe.

Eine solche Prozess­Infrastruktur er­möglicht die effiziente Kopplung derSzenariobewertung mit den Modellrech­nungen in den Risikocontrolling­Ein­heiten. Übergreifende Szenarien werdendabeiindieeinzelnenRisikoartenzerlegt.DerSzenario­Koordinatorinitiiertdiepar­tiellen Berechnungen in den einzelnenRisikomodellenundführtdieErgebnissezusammen. Bei geeigneter Vorabzerle­gung der Szenariokomponenten kommtdasErgebniseinergesamthaftenSzenari­obewertungschonrechtnahe.

Effektiv entstehen damit in der Orga­nisationzumindestzweiFunktionen(dasRisikokomitee und der Szenario­Koordi­nator)dieeinenübergreifendenCharakterbesitzen und das Wissen der relevantenEinheiten im Finanzinstitut zusammen­führeneinewesentlicheVoraussetzungenfürdie adäquate IdentifizierungundBe­wertungauchvonRisikokonzentrationen.

In der bisherigen Diskussion wurdebewusst der Begriff szenariobasierte Be­wertungundnichtStresstestgewählt.DerAnwendungsbereich einer Verzahnungder Analyse und Bewertung von Risiko­konzentrationenmitderSzenariotechnikist deutlich breiter, als dies der BegriffStresstest suggeriert: Die Methodik istanalogaufAnalysendesGeschäftsumfeldszur kritischen Überprüfung und Ablei­tung strategischer Leitlinien anwendbar.Die Entwicklung einer Risiko­ und Ge­schäftsstrategieerfordertinderRegeldieAnalyse verschiedenster Szenarien. Ausbetriebswirtschaftlichen Gründen bietetsich die multiple Verwendung der Me­thodik, Prozesse und technischen Infra­struktur an, um weiteren Mehrwert zu

Schaffen. Stresstests ergeben sich danneigentlich nur noch als Spezialfall einesSzenarioanalyse­Instruments, in demdie Analyse und Bewertung von Risiko­konzentrationen eine wesentliche Rollespielen.

TrotzdesbeträchtlichenNutzenpotenzi­alssollendieNachteilederszenariobasier­tenBewertungvonRisikokonzentrationennichtunterschlagenwerden.DieQualitätder Ergebnisse hängt natürlich entschei­dendvonderGütedereinfließendenAn­nahmenab.FürdieGütedieserAnnahmensindfolgendeFaktorenverantwortlich:

• Die tiefgründige Auseinandersetzungmit dem Geschäftsumfeld und dessenRisikoprofil,

• die Identifizierung der wesentlichendarin geltenden Ursache­Wirkungs­Beziehungenund

• die regelmäßige unvoreingenommeneAktualisierungdieserAnalysenanEnt­wicklungendesGeschäftsumfelds.

Esmussklarsein,dass indenSzenario­annahmen immer Fehler enthalten seinwerden,dasiedasimInstitutvorhandeneundniemalsvollständigeWissenüberdasGeschäftsumfeldwiderspiegeln.Vollstän­digkeitzu fordern istaucheine Illusion.Dies scheitert sowohl am Mengengerüstder dafür notwendigen Szenarien alsauchanderAkzeptanzderindiesemFallhoffnungslosüberfordertenProzessbetei­ligten.VielmehristdieAbdeckungderwe­sentlichenRisikenundRisikokonzentrati­onen„mitbestemWissenundGewissen“einerealistischeZielstellung.

Auch die Einbeziehung der Szenarienin eine übergreifende Risikoquantifizie­rungistnurbedingtmöglichundwegender damit verbundenen Unsicherheitennicht selten mit äußerst konservativenAggregationsannahmen verbunden. FürdieAggregationaufderEbenedes Insti­tuts sprichtdieTatsache,dassaußerhalbderSzenarioweltrisikoartenübergreifendeVerlustpotenzialepraktischnichtidentifi­ziertundbewertetwerden.

AmgreifbarstensinddieErgebnissederSzenariobewertungjedochaufderEbenederSzenarienselbst.Dahersolltenzumin­dest Instrumente wie ein Relevanzfilterzum (begründeten) Ausschluss von der­zeit als unkritisch bewerteten SzenarienzumEinsatzkommen.Sofern innerhalbeinzelnerRisikomodelledarstellbar,lässtsichauchdieIntegrationbedingterStress­

Chefredaktion (verantwortliche Redakteure)

Frank Romeike Tel.: 02 21/54 90-532, Fax: 02 21/54 90-315 E-Mail: frank.romeike@bank- verlag-medien.de

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MitarbeiterdieserAusgabeTanja Bamberger, Aneta Brzozowska, Dr. Georg von Pföstl, Peter Stübner

VerlagBank-Verlag Medien GmbH Postfach 450209 50877 Köln

Wendelinstraße 1 50933 Köln

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RISIKO MANAGERwww.risiko-manager.comimpressum

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Events in bestehende Risikomodelle insAugefassen,umdiewenig intuitiveAg­gregation vereinzelter Szenariobewer­tungenzuersetzen. q

Fazit

Wie zu erwarten, führt an einer systematischen Analyse des Geschäftsbetriebs und -umfelds zur Identifizierung der wesentlichen Risiko-konzentrationen kein Weg vorbei. Darauf auf-bauend gibt es eine Vielzahl von Lösungen zur Bewertung von Risikokonzentrationen und ihrer Integration in die Risikosteuerung. Diese Lösungen stehen weniger im Wettbewerb, son-dern ergänzen einander. Einfache Indikatoren sind für eine schnelle initiale Risikoinventur zur Identifizierung der Brennpunkte im Risi-koprofil geeignet und erlauben eine übersicht-liche Limitüberwachung. Sie tragen jedoch nicht zum Verständnis von Risikokonzentrati-onen bei. Die Abbildung schlagend werdender Risikokonzentrationen in bestehenden Risiko-modellen ist notwendig, um das erforderliche Risikodeckungspotenzial adäquat bestimmen

zu können. Darüber hinaus lassen sich – je nach Flexibilität der Risikomodelle – nützliche Aussagen zu Risikokonzentrationen in den einzelnen Portfoliosegmenten ableiten. Den Inter-Risikokonzentrationen und aktuellen Entwicklungen im Geschäftsumfeld tragen hingegen szenariobasierte Methoden am be-sten Rechnung. Die szenariobasierte Analyse übergreifender Risikokonzentrationen unter-stützt auch die organisatorische und fachliche Verzahnung zwischen den für das Risikoma-nagement und -controlling verantwortlichen Einheiten. Dies ist auch zwingend notwendig, da der übergreifende Charakter von Risikokon-zentrationen die interdisziplinäre Zusammen-arbeit zwischen den thematisch spezialisierten Experten des Finanzinstituts erfordert.

QuellenverzeichnisundweiterführendeLiteraturhinweise:

Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht [Hrsg.]

(2010): MaRisk-Entwurf in der Fassung vom 09.07.2010,

Frankfurt a. M. 2010.

Committee of European Banking Supervisors [Hrsg.]

(2010): CEBS Guidelines on aspects of the management

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(CP31), London 2010.

Deutsche Bundesbank [Hrsg.] (2006): Konzentrationsri-

siken in Kreditportfolios, Frankfurt a. M. 2010.

Fischer, S. (2010): Ermittlung von Risikokonzentrationen

im klassischen Kundenkreditgeschäft, in: Betriebswirtschaft-

liche Blätter 01/2010.

Schlottmann, F./Vorgrimler, S. (2009): Risikokonzentra-

tionen und Stresstests – ein integrierter Ansatz; in: Risiko

Manager 25/26 2009, S. 36-44.

Steffan, J./Kaninke, M./Peter A. (2010): Integration von

Stresstests in die Steuerungssystematik der Wüstenrot, in:

Risiko Manager 04/2010, S. 12-20.

AutorenAnetaBrzozowska, Consultant, Dr. Peter & Company AGPeterstübner, Senior Manager, Dr. Peter & Company AG

+++AufwärtstrendbeimEU-Wirtschaftsklima: Laut einer Mitteilung der EU-Kommission hat sich das Wirtschaftsklima in der Europäischen Uni-on im Juli stark verbessert: In der gesamten EU stieg der der Indikator der Wirtschaftlichen Einschätzung (ESI) demnach um 1,9 auf 102,2 Punkte, im Euroraum sogar um 2,3 auf 101,3 Zähler. Die Ergebnisse wurden insbesondere von der positiven Stimmung in Deutschland beeinflusst. Im Vergleich der größten EU-Mitgliedsstaaten hat sich die wirtschaftliche Einschätzung in der Bundesrepublik mit plus vier Punkten am stärksten verbessert, gefolgt von Frankreich (+ 2,6 Punkte), Polen (+1,9 Punkte) und Italien (+1,7 Punkte). +++ sicherheitwichtigeralsNachhaltigkeit: Laut einer repräsentativen Stu-die des Marktforschungsinstituts YouGovPsychonomics bevorzugen deutsche Anleger mehrheitlich sicherheitsorientierte Produkte. Demnach konzentrieren sich mehr als drei Viertel aller Befragten bei der Auswahl der für sie optimalen Geldanlage auf diesen Aspekt. Hohe Renditemöglichkeiten rangieren auf dem zweiten Platz (wobei diese aktuell aber lediglich für etwas mehr ein Drittel der Befragten entscheidend sind), gefolgt vom Faktor Liquidität auf Rang drei. Bereits für jeden Fünften ist auch das Thema „Nachhaltigkeit“ bei der Anlageentscheidung wichtig. Gleichzeitig geben aber fast zwei Drittel aller Befragten an, keine Vorstellung davon zu haben, was unter einer „nach-haltigen Geldanlage“ tatsächlich zu verstehen ist. +++ Vorsorgesparenmit Aktienfonds zahlt sich aus: Laut der aktuellen Sparplanstatistik des BVI Bundesverband Investment und Asset Management erweisen sich Aktienfonds trotz der Turbulenzen an den Finanzmärkten als renditestark: So könne ein heute 65-Jähriger, der mit 30 Jahren begonnen hat, regelmäßig 100 Euro in Aktienfonds mit Schwerpunkt Deutschland anzulegen, heute über ein Depotvermögen von durchschnittlich 183.287 Euro verfügen. Bei Einzahlungen von 42.000 Euro entspreche dies einer jährlichen Rendite von

ticker +++ ticker +++ ticker+++ ticker +++ ticker7,3 Prozent. Der Einstieg in einen Fondssparplan könne dabei unabhängig vom aktuellen Marktumfeld erfolgen. Anleger, die beispielsweise im Juni 2000 mit ihren regelmäßigen Einzahlungen begonnen haben, investierten bis Anfang 2003 in fallende Märkte. Nach einem Zehnjahreszeitraum, der auch die Marktverwerfungen der Jahre 2008 und 2009 beinhaltet, ergab sich eine Wertsteigerung von fast elf Prozent. +++ ÖsterreichsBanken lockernerstmalsKreditvergaberichtlinien: Einer Umfrage der Österreichischen Nationalbank (OeNB) zufolge haben die Kreditinstitute der Alpenrepublik im zweiten Quartal 2010 zum ersten Mal seit Beginn der Finanzkrise ihre Vergaberichtlinien für Unternehmenskredite gelockert. Die leichte Entspan-nung der Kreditrichtlinien im Firmenkundengeschäft betraf die Finanzierung von Großunternehmen, während die Richtlinien für Ausleihungen an KMUs nicht verändert wurden. Da die Vergabekonditionen für Unternehmenskredite bis Mitte 2009 zwei Jahre hindurch kontinuierlich verschärft worden waren, befinden sie sich absolut gesehen nach wie vor auf historisch sehr hohen Niveaus. Für das laufende Quartal erwarteten die befragten Banken unverän-derte Kreditrichtlinien. +++ GrößteVerbriefungallerZeitengestartet:Laut einer Mitteilung der TrueSale International läuft derzeit die größte Verbriefungstransaktion aller Zeiten mit einem Volumen von 440 Mrd. Euro für die „Europäische Finanzstabilitäts-Fazilität“. Die Zweckgesellschaft vergibt Darlehen in einer Höhe von bis zu 367 Mrd. Euro an Eurostaaten, denen eine Finanzierung über den Kapitalmarkt schwer fällt. Die Refinanzierung zu AAA-Konditionen über Anleihen und Schuldscheine wird durch „unwiderrufliche und unbedingte Bürgschaften“ mit einer 20-prozentigen Überbesicherung jener Euro-Staaten ermöglicht, die nicht zu den Darlehensnehmern der Gesellschaft gehören, wobei mit der Zunahme der Darlehensnehmer auch die Bürgschaftssumme für die verbleibenden Bürgschaftsgeber wächst. +++

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