Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR,...

23
BUNDESINSTITUT FÜR RISIKOBEWERTUNG Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH PD Dr. Gerhard Heinemeyer

Transcript of Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR,...

Page 1: Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12 2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit

BU

ND

ES

INS

TIT

UT

F

ÜR

RIS

IKO

BE

WE

RT

UN

G

Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH

PD Dr. Gerhard Heinemeyer

Page 2: Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12 2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit

PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 2

Was hat ein Atomkraftwerk mit REACH zu tun?

Quelle: commons.wikipedia.org

Page 3: Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12 2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit

PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 3

Was hat ein Fahrradhelm mit REACH zu tun?

Quelle: UNIQA Group Austria, Presseservice, Wien

Die Profis

Die Amateure

Page 4: Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12 2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit

PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 4

Exposition unter REACH

Idee:

Hersteller von Verbraucherprodukten sind für die Sicherheit ihrer Produkte verantwortlich

Ziel:

Die Produkte, die für den Verbraucher bestimmt sind, sind „sicher“

Um dies Ziel zu erreichen, sollen Risiko-Management Maßnahmen ergriffen werden.

Page 5: Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12 2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit

PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 5

Das Expositionsszenario -Zentrales Element in REACH

... wie der Stoff hergestellt oder während seines Lebenszyklus verwendet wird

⇒⇒⇒⇒ „Operational Conditions (OC)“[Verwendungsbedingungen]

.... wie der Hersteller oder Importeur die Exposition von Mensch und Umwelt beherrscht oder den nachgeschalteten Anwendern zu beherrschen empfiehlt.

⇒⇒⇒⇒ „Risiko Management Maßnahmen (RMM)“[Risikominderungsmaßnahmen]

Deskriptoren / Determinanten der Exposition

Szenarien können breit und allgemein, aber auch spezifisch angelegt seinVerwendungs- und Expositionskategorie (VEK): In REACH als „breites ES“ definiert

Page 6: Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12 2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit

PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 6

Risiko-Management Maßnahmen für Verbraucher unter REACH

1. Was sind Risiko-Management Maßnahmen unter REACH?

2. Welche Besonderheiten müssen bei Verbrauchern berücksichtigt werden?

3. Wie werden die Risiko Management Maßnahmen kommuniziert?

Page 7: Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12 2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit

PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 7

Was sind Risikomanagement Maßnahmen?

Schutzhandschuhe, fallen unter die Kategorie „PPE“

Schutzanzüge sind wohl weniger anwendbar für Verbraucher

Quelle: Bundesamt für ZivilschutzAbteilung Ausbildung

Man kann auch die Fenster öffnen, um die Luftzirkulation zu erhöhen

Quelle: http://www.kath-menziken.ch

Quelle: BfR

Produktdesign

Page 8: Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12 2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit

PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 8

1. Risiko Management Maßnahmen, die mit Verbrauchern kommuniziert werden

• RMM, die Bestandteil der Anweisungen zum Gebrauch sind.

• Sie beziehen sich auf die Maßnahmen, die Personen während der Anwendungen ergreifen sollen, um sich vor eventuellen Gefahren zu schützen

• Effizient angewendet, können diese RMM die Exposition vermindern

Page 9: Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12 2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit

PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 9

Beispiele für kommunizierte Risiko-Management Maßnahmen für Verbraucher

1. PPE (personal protective equipment)• Schutzhandschuhe

• Schutzbrille

2. Verhaltensmaßnahmen• Ausgiebig lüften

• Nur im Außenbereich verarbeiten

• Nicht einatmen

3. Erste Hilfe Maßnahmen• Bei Haut-/Augenkontakt sofort ab-/auswaschen

4. Aufbewahrung• Nicht in Reichweite von Kindern aufbewahren

5. Entsorgung

Bruinen de Bruin et al., 2006

Page 10: Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12 2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit

PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 10

Warum sollen die „kommunizierbaren“ RMM nicht in eine quantitative Risikocharakterisierung eingebunden werden? Compliancefrage

35%

28%

9%

11%

16%

32%

40%

29%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

beachte die

Anweisungen

verwende mehr verwende

weniger

interessiert

mich nicht

Männer n=109

Frauen n=396

Repräsentative Umfrage des BfR: Befolgen Sie die Angaben des Herstellers?

Page 11: Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12 2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit

PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 11

1. Nicht beurteilbar

2. Können für quantitative Expositionsbetrachtungen und für die Risikocharakterisierung nicht berücksichtigt werden

3. Müssen für Anwender gut verständlich und nachvollziehbar formuliert sein

• Nicht einatmen?

• Nicht in Innenräumen anwenden

• Schutzhandschuhe anziehen

• Für ausreichende Ventilation sorgen

Effizienz der kommunizierten RMM?

Page 12: Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12 2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit

PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12

2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit dem Verbraucher kommuniziert werden (Reduzierung bzw. Vermeidung der Exposition)

• RMM sind Bestandteil des Produktdesign

• Sie werden vom Hersteller des Stoffes empfohlen und vom Hersteller des Produktes konkret umgesetzt

• Sie können (müssen) vom Hersteller des Produktes kontrolliert werden

Page 13: Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12 2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit

PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 13

Beispiele für nicht-kommunizierte Risiko-Management Maßnahmen für Verbraucher

1. Formulierung• Festlegung von Höchstkonzentrationen• Zusatz von Stoffen, die Produkte unattraktive

machen• Ersatz von Inhaltsstoffen

2. Chemische Charakteristika• pH-Kontrolle

3. Physikalische Charakteristika• Produktform• Tabs anstelle von Flüssigkeiten, • Partikelgröße• Kontrolle der Viskosität

4. Verpackung• Spender• Verpackungsgröße• Kindergesicherter Verschluss• Größe der Öffnung

Bruinen de Bruin et al., 2006

Quelle: BfR

Page 14: Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12 2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit

PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 14

Die Geschichte der Geschirrspülmaschinenreiniger

Um 1980

• Formulierung enthält Alkalien

• Physikalische Form Pulver

• Chemische Form wirkt ätzend, hoher pH

• Verpackung Pappbehälter, leicht zugängliche Öffnung

viele Kinder mit Schleimhautläsionen und Verätzungen nach akzidenteller Aufnahme

Um 1995

• Formulierung enthält keine Alkalien

• Chemische Form: neutraler pH

• Physikalische Form: hauptsächlich Tabs

• Verpackung einzeln verpackte Tabs

Praktisch keine Fälle von gesundheitlichen Schäden

Effizienz der Maßnahmen?

Page 15: Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12 2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit

PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 15

RMM unter REACH

Hypothese

Produkt-integrierte RMM machen Sinn für quantitative Risikoschätzungen

Ihre Effizienz kann quantitativ erfasst werden

Nicht Produkt-integrierte RMM machen keinen Sinn für quantitative Risikoschätzungen

Ihre Effizienz kann nicht erfasst werden

Page 16: Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12 2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit

PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 16

Was ist das Besondere an der Verbraucherexposition?

Expositionsquellen

• Haushaltsprodukte• Erzeugnisse• Lebensmittel• Pestizide• Hygieneprodukte• Indirekte Exposition

-------• Häufgkeit• Dauer• Menge

Orale Expoition, nicht LM - Verzehr

Dermale Exposition

Orale exposition / LM - verzehr

Inhalative Exposition

Page 17: Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12 2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit

PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 17

Konsequenzen?

1. Derselbe Inhaltsstoff in vielen Verbraucherprodukten• Detailierungsgrad der Verbraucherexposition im CSR?

2. Der Verbraucher ist kein Downstream - User, er steht am Ende der Wertschöpfungskette

• Informationen über Produkte nur über Verpackungen

3. REACH „erlaubt“ die Definierung breiter Szenarien (sog. VEK „Verwendungs- und Expositionskategorien“, engl. „Use and Exposure Categories“)

• Zusammenfassung von mehreren Verbraucheranwendungen?

4. Produktspezifität von RMM?• Detailierungsgrad von RMM?• Produkte müssen nach REACH eindeutig beschrieben werden

Page 18: Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12 2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit

PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 18

Konsequenz

Verbraucherexposition muß auch unter REACH so genau wie möglich beschrieben werden

Page 19: Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12 2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit

PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 19

Wo werden Risiko-Management Maßnahmen kommuniziert?

1. Sicherheitsdatenblätter (REACH VO)

2. Format der Expositionszenarien (TGD)

3. Chemischer Sicherheitsbericht (REACH VO, TGD)

4. Verpackungen

Page 20: Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12 2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit

PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 20

Kommunikation von Risiko-Management Maßnahmen in der Lieferkette

Hersteller/Importeur

StoffNachgeschalteter

Anwender 1

Zubereitung 1Nachgeschalteter

Anwender 2

Zubereitung 2

SDB (Stoff)

SDB (Zubereitung)

Hersteller empfiehltRMM (allgemein)

DU empfiehltRMM (detailliert)

Gebrauchsanweisungen

Page 21: Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12 2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit

PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 21

Was sollte gewährleistet sein?

1. Eindeutige Identifizierung von Verbraucherprodukten⇒ TGD Picklist: Wasching & Cleaning products

2. Detaillierte Szenarien⇒ RMM müssen Tätigkeiten eindeutig zugeordnet werden

können (z.B. Schutzhandschuhe anziehen)

⇒ Verbraucherexposition muß so genau wie möglich beschrieben werden

3. Breite (generic) Szenarien ⇒ Produktspezifische RMM

⇒ Nicht für Verbraucherinformationen geeignet

Page 22: Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12 2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit

PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 22

Ausblick

• Sicheres Verbraucherprodukt?

• Risiko Management Maßnahmen wird ein hoher Stellenwert beigemessen

• Hersteller von Verbraucherprodukten haben eine besondere Verantwortung

• Empfehlungen für Verbraucher müssen allgemein verständlich und nachvollziehbar sein

Page 23: Risiko Management Maßnahmen für den Verbraucher unter REACH · PD Dr. Gerhard Heinemeyer, BfR, REACH Symposium 22.Nov. 2007 Seite 12 2. Risiko Management Maßnahmen, die nicht mit

BU

ND

ES

INS

TIT

UT

F

ÜR

RIS

IKO

BE

WE

RT

UN

G

DANKE FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT

PD Dr. Gerhard Heinemeyer

Fachgruppe 34 (Expositionsschätzung und – standardisierung)

Bundesinstitut für Risikobewertung

Thielallee 88-92 � D-14195 Berlin

Tel. 0 30 - 84 12 - 3900 � Fax 0 30 - 84 12 - 3918

[email protected] � www.bfr.bund.de