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Rosalia Cathy Stoitzner

Das Kummerbärchen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek

verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie .

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fernse-

hen, fotomechanische Wieder-gabe, Tonträger, elektronische

Datenträger und auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2010 novum publishing gmbh

ISBN 978-3-99003-100-1Lektorat: Mag. Dr. Margot LiwaCover- und Innenabbildungen: Mareen Fröhlich

Gedruckt in der Europäischen Union auf umweltfreundlichem, chlor- und säurefrei gebleichtem Papier.

www.novumpro.com

A U S T R I A · G E R M A N Y · S W I T Z E R L A N D · H U N G A R Y

Für meine Tochter Katja für Weisheit und Geduld und dafür,

dass sie mich immer zum Lachen bringt.

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Bastel dir deinen Kummerbären!

DU BRAUCHST: 2 Lagen bunten Bastelfilz (ca. 2 x A5 groß) Schere Stecknadel Baumwollstickgarn Sticknadel Watte schwarzer Filzstift

SO GEHT’S:1. Schneide diese Vorlage aus und lege sie auf beide Filzlagen. Befestige sie mit der Stecknadel, damit sie beim Schneiden nicht verrutscht.2. Nach dem Ausschneiden nähst du die Ränder beider Bärenformen im

sogenannten „Schlingstrich“ zusammen. Lass dir dazu von deinen Eltern helfen!

3. Bevor du die Formen komplett zunähst, lass eine Lücke von ca. 2 cm, in die du die Watte zum Ausstopfen des Bären stecken kannst. Nimm nicht zuviel und nicht zuwenig Watte. Nach dem Ausstopfen kannst du den Bären ganz zunähen.

4. Zum Schluss malst du das Gesicht des Bären mit dem Filzstift. Vergiss nicht auch das Herz zu zeichnen. Fertig ist dein Kummerbär!

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Das Kummerbärchen

Hallo liebe Freundin und lieber Freund! Ich freue mich sehr, dass ich dich hier begrüßen darf. Du hast wirklich großes Glück, dieses Buch zu besit­zen, denn es ist kein gewöhnliches.Es ist dein traumhaft magisches Buch vom Kummer­bärchen. Die Person, die es dir geschenkt hat, muss dich schon sehr lieb haben. Ansonsten wäre sie gar nicht auf den Gedanken gekommen, dir dieses Buch zu schenken. Außerdem musst du wissen, dass Kummerbärchen und ihre Bücher nicht so leicht zu finden sind. Oder hast du je zuvor schon einmal eines dieser schlauen Kerlchen gesehen?Nein, nicht wahr?!Das Kummerbärchen ist von jetzt an dein treuer Beglei­ter. Dabei ist es egal, wie alt du bist, denn das inte­ressiert das Bärchen gar nicht. Es will nur bei dir sein. Deshalb musst du auch immer sehr sorgfältig mit ihm umgehen. Wenn du gut darauf achtest, wird es dir bei deinen kleinen oder großen Sorgen helfen. Dein Kum­merbärchen hört dir immer geduldig zu. Wenn du ein­mal ganz besonders traurig bist und ihm deine kleinen und großen Geheimnisse anvertraust, wird es dir viele gute Träume bringen. In deinen Träumen kannst du mit ihm auch immer neue, aufregende Abenteuer erleben. Auch wenn nicht immer alles so läuft wie geplant, werden dir die gemein­samen Erlebnisse mit deinem neuen Freund dazu ver­

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helfen, mutiger und sicherer zu werden. Es steht dir in jeder Lebens­ und Traumlage fest zur Seite, wird dich genauso lieben, wie du es liebst, und ist dein treuester Freund, egal, was auch geschieht.Jetzt musst du deinem Kummerbärchen aber noch einen Namen geben. Sicher ist dir auch schon einer eingefallen.Dabei solltest du Folgendes beachten:Du kannst es aus Stoff, Filz oder Papier herstellen. Bitte deine Eltern, dass sie dir dabei helfen. Der Name, den du deinem Kummerbärchen geben wirst, muss unbe­dingt geheim bleiben. Niemand außer dir darf wissen, wie du es nennst. Würdest du den Namen verraten, könnte der Zauber in der Nacht nicht wirken, und das wäre doch schade. Also denke dir einen hübschen Namen aus und bereite deinem Kummerbärchen einen kuscheligen Platz in deinem Bett. Bis du das erledigt hast, werde ich dir eine Geschichte über Katja und ihr Kummerbärchen erzählen. Da natürlich niemand den Namen von Katjas Bärchen weiß, weil sonst der Zauber nicht wirken würde, nenne ich es einfach Wendelin.

Katjas Traum mit ihrem Kummerbärchen

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Onkel Theodor

Es ist ein kühler Novembertag. In den Prateralleen von Wien fallen die letzten Blätter von den Kastanienbäumen. Ganz in der Nähe, in der Rustenschacher Allee 1, ist bereits beim Frühstück ein lauter Streit ausgebrochen. Hier wohnt die sechsjährige Katja Pelikan mit ihrer Mutter Rosa. Katja besucht die erste Klasse und ihre Lehrerin ist die nette Frau Simpel. Auf ihrer Nase tanzt immer, wenn sie lacht, eine Armee lustiger Sommer­sprossen. Besonders gern geht sie nicht in die Schule, obwohl ihre Lehrerin wirklich sehr nett ist. Nach dem ersten Schultag vor einem halben Jahr sagte sie zu ihrer Mutter: „Dort gehe ich nicht mehr hin, weil ich immer still sitzen muss, wo es doch draußen so schön ist. Außerdem stellt die Lehrerin so viele Fragen. Sie muss das doch alles besser wissen als ich, weil sie doch die Lehrerin ist.“Inzwischen ist sie aber schon sehr stolz darauf, in die Schule zu gehen, denn sie ist in Deutsch und Mathe eine der besten Schülerinnen. Was aber nichts daran ändert, dass sie viel lieber spielen würde, als ihre Hausaufgaben zu erledigen. Immer ist sie zu frechen Späßen aufgelegt und manchmal schlägt sie dabei auch über die Stränge. So wie damals, als Onkel Theodor zu Besuch war.Onkel Theodor ist der Bruder ihres verstorbenen Vaters und sie kann ihn nicht leiden. Herr Pelikan hat einen hässlichen Bart und schwarze Haare, die immer fettig glänzen. Es sind nicht mehr viele

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Haare, die sich vereinzelt auf Onkels Kopf versammeln, aber die wenigen scheint er ständig auf seiner Glatze festkleben zu wollen. Katja findet das lächerlich und damit hat sie ja wohl auch recht. Seine dichten, buschigen Augenbrauen stoßen über der Nase zusammen. Denise Hackel, Katjas beste Freundin, hat ihr einmal erklärt, dass Menschen mit zusammengewachsenen Augenbrauen verflucht sind und nur Böses im Schilde führen.Die beiden Mädchen kennen sich seit der gemeinsamen Kindergartenzeit und sind ein Herz und eine Seele. Sie sind einander sehr ähnlich. Treffen sie aufeinander, ste­hen die kleinen Mäuler nicht mehr still. Da wird in einem fort getratscht, gegackert, gekichert und geschnattert.„Weißt du schon …“ und „Stell dir vor … hihihi“ und eine Vielzahl von Geheimnissen wird ausgetauscht.Onkel Theodor kann Kinder und Tiere nicht ausstehen.Er ist so dick, dass seine Oberschenkel über die Sitz­fläche des Stuhles hängen. So einen breiten Stuhl gibt es wohl gar nicht, dass sein dicker Hintern darauf Platz hätte, und sein Magen scheint niemals satt zu werden. Frau Rosa Pelikan duldet ihn nur, weil er der Bruder ihres verstorbenen Mannes ist und es sonst nieman­den gibt, der sich um ihn kümmert.An einem, nein, dem verheißungsvollen Tag also kam Onkel Theodor wieder zu Besuch. Für den nachmittäg­lichen Kaffeeklatsch, zu dem auch die Nachbarin Frau Fritsch herüberkam. Sorgfältig wurde der Tisch gedeckt und es sollte Erdbeersahnetorte geben. Katjas Lieblingstorte! Mutter backt sie immer selbst. Dann duftet es in der ganzen Wohnung nach frisch Gebackenem.Onkel Theodor hat einen Stammsessel, auf dem er gewohnt ist zu sitzen, wenn er zu Besuch kommt. Alle

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anderen Stühle würden unter seinem Gewicht äch­zend zusammenbrechen. Und genau auf diesen Sessel quetschte Katja Sekundenkleber aus der Tube. Nach­dem er sein enormes Gewicht auf dem unter ihm äch­zenden Stuhl niedergelassen hatte, band sie noch zu allem Überfluss seine Schnürsenkel zusammen. Nach wenigen Minuten war die Katastrophe perfekt. Als der dicke Mann aufstehen wollte, blieb der Stuhl an seinem riesengroßen Hintern kleben. War er sonst schon an seine eigene Leibesfülle gefesselt, so konnte er sich mit dem an ihm klebenden Stuhl kein Stück mehr bewe­gen. Das ärgerte ihn fürchterlich. Seine Augenbrauen fingen an, nervös zu zucken.„Wo ist dieses unmögliche Kind?“, brüllte er und besab­berte dabei seinen Bart mit Spucke und Schlagsahne.Wütend versuchte er sich umzudrehen. Sein Blick durchsuchte das Esszimmer nach Katja. Dabei machte er einen unachtsamen Schritt zur Seite und fiel bäuch­lings auf den glatten Fußboden des Esszimmers. Seit­her sind seine Besuche seltener geworden. Katja musste sich eine Flut von Vorwürfen ihrer Mut­ter anhören, dass man so etwas nicht tut und so wei­ter. Eben alles, was Erwachsene Kindern in solch einer Situation sagen. Natürlich weiß Katja, dass ihre Mutter recht hat, aber Onkel Theodor ist halt so ein Ekel, und wie soll sich ein Kind sonst wehren!? Er hat es sich ja verdient.Für Katja war es ein riesiger Spaß, den unangeneh­men Onkel wie ein Walross hilflos am Boden zappeln zu sehen! Seine Hose war hin und Frau Pelikan gab ihm eine alte Decke, die er sich um die Hüften wickelte. Seit einiger Zeit ist Katja aber gar nicht mehr so ver­gnügt, und Streiche fallen ihr nur noch selten ein.

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Der Streit

Der Streit zwischen ihr und ihrer Mutter begann, als Rosa Pelikan Katja eröffnete, dass diese in den Hort nahe der Schule gehen sollte. Rosa Pelikan musste wie­der täglich im Büro arbeiten und Katja musste daher betreut werden. Das wollte Katja auf gar keinen Fall. Überhaupt mag sie keine neuen Dinge und Verände­rungen. Sie möchte, dass alles hübsch so bleibt, wie es ist. Nicht einmal älter will sie werden. Am liebsten wäre es ihr, wenn sie niemals erwachsen würde.Katja Pelikan ist ein selbstbewusstes Kind, das schon recht genau weiß, was es will. In gewissen Situationen ist sie jedoch sehr schüchtern und zurückhaltend. „Wer weiß, was mich dort erwartet“, denkt sie. „Sicher gibt es dort eine Menge Kinder, mit denen man am Nachmittag spielen könnte. Aber was passiert, wenn keiner mit mir spielen will“, sinniert sie weiter.„Und noch schlimmer: Was passiert, wenn man mich dort vergisst und keiner mich nach Hause holt? Wenn Mutti vielleicht einen Unfall hat?“Ja! Das ist ein großes Problem.Auch Denise wird sie dann nicht mehr so oft besuchen können.Katja ist sich ganz sicher, dass sie nicht in den Hort gehen wird. Irgendeine Lösung wird ihr schon einfal­len.„Vielleicht bekomme ich irgendeine Krankheit, wie Masern oder so etwas“, überlegt sie. Ganz verzweifelt ist sie und vom vielen Denken brummt ihr schon der

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Kopf. Am Abend, nachdem Mutti das Licht ausgemacht hat, liegt sie noch eine Weile wach in ihrem Bett. Vorsichtig holt sie ihr Kummerbärchen hervor. Es liegt immer unter ihrem Kopfkissen, denn dann weiß sie ganz sicher, dass es nicht aus ihrem Bett fallen kann.Traurig streichelt sie dem Bärchen über den Kopf.„Wendelin“, flüstert sie ihm zu, „ich kann ja verstehen, dass du jetzt nicht mit mir sprichst. Dazu müsste ich erst einmal einschlafen. Nur kannst du bitte etwas unter­nehmen, damit ich nicht in diesen blöden Hort gehen muss?! Ich habe so schreckliche Angst davor. Dort sind so unglaublich viele neue Leute. Die mag ich schon jetzt nicht. Wahrscheinlich sind die so richtig doof und tun so, als würden sie mich leiden können. Dabei muss Mama das Ganze auch noch bezahlen. Was soll ich nur machen?“, fragt sie den kleinen Freund.Mit seinen lieben Augen schaut das Kummerbärchen sie an und scheint genau zuzuhören. Es versteht die Angst und den Widerwillen seiner klei­nen Freundin sehr gut. Trotzdem weiß Wendelin, dass sich an diesem Zustand nichts ändern lässt. Herr Bern­hard Pelikan starb bereits als Katja noch ein Baby war. Frau Pelikan muss ins Büro und Katja in die Schule. Welche Lösung könnte es also sonst geben, außer dass Katja nach der Schule in den Hort geht?„Man müsste dem Kind nur die Angst davor nehmen“, denkt Wendelin. Gütig lächelt er das Mädchen in seiner Art als Bär an, wie er es immer tut. Mit keiner Wimper zuckt er. Ein tiefer Seufzer löst sich aus Katjas Brust und macht sich im Kinderzimmer breit. Als sie sich ihren ganzen Kummer von der Seele geredet hat, ist die Müdigkeit doch stärker. Bald darauf fällt sie in einen etwas unruhigen Schlaf.

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Die Königin der Blumen und Kaiserin der Herzen

Plötzlich sitzt Katja unter einem riesigen Baum. Verwun­dert öffnet sie die Augen und rubbelt mit den Fingern da rüber. Wie kann das sein? Wie ist sie hierhergekom­men?Wo ist sie hier nur? Gerade war sie ja noch in ihrem Bett!Fassungslos betrachtet sie den riesigen Baum vor ihr. Seine Äste sind übervoll mit weißen Blüten. Der Wind trägt ihren Duft über die Wiese und zupft frech an Kat­jas langen Haaren. „Lass das“, sagt sie verärgert. Erschrocken über ihre eigene Stimme schaut sie sich um. Noch nie hat sie mit dem Wind gesprochen! In einiger Entfernung sieht sie ihr Kummerbärchen, das ihr fröhlich zuwinkt. Es sieht ausgesprochen gut gelaunt aus, sodass Katja aufste­hen möchte, um ihm entgegenzulaufen. Doch als sie sich erhebt und losmarschieren will, sind ihre Beine so schwer wie Blei. Als wären ihre Füße auf der Wiese festgeklebt. Mit aller Kraft versucht sie einen Fuß vor den anderen zu setzen. Nach einigen Mühen bewegen sich die Beine schon schneller und so stapft sie los. Nur wo ist jetzt Wende­lin hin? Wohin man auch schaut, nirgendwo ist er zu sehen. Sie geht noch nicht lange, da kommt sie zu einer Wiese, worauf ein Klavier steht. „Komisch“, denkt sie sich, „ein Klavier auf einer Wiese? Was kann das bedeuten?“ Vor­sichtig geht sie näher heran und schaut sich das etwas

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