Rosenberg, Alfred - Tradition Und Gegenwart - Reden Und Aufsaetze 1936-1940 (1941, 266 S., Text)

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    Wenn wir sagen, da sie alle fr die Freiheit des Deutschen Reiches und Volkes, fr seineZukunft kmpfen, so bedeutet das, da sie gerade auch fr Euch im Felde oder in der

    Werkstatt stehen, denn Ihr, meine lieben Jungen und Mdel, seid es, die einmal dieseZukunft ausfllen werdet. Ihr werdet in diese Zukunft hineinwachsen, und vom Ausgangdieses groen Krieges wird Euer gesamtes Dasein abhngen, von seinem Ausgang wird sicherweisen, ob Ihr in einem freien Deutschen Reich leben und schaffen knnt oder ob IhrArbeitssklaven internationaler Geldmchte und sonstiger Todfeinde der deutschen Freiheitsein werdet, das Reich aufgeteilt wird in Dutzende von Kleinstaaten, ausgeliefert allenFinanzhynen, jdischen Bankiers, polnischen und sonstigem Ha!

    Alfred Rosenberg

    Tradition und Gegenwart

    Reden und Aufstze 1936-1940

    Blut und Ehre, IV. Band

    Herausgegeben von Karlheinz Rdiger

    3. Auflage

    3140. Tausend

    Alle Rechte vorbehalten

    Copyright 1941 by Verlag Franz Eher Nachf. GmbH., Mnchen

    Printed in Germany Druck: Gebrder Stiepel

    Kommanditgesellschaft, Reichenberg

    Einleitung 7

    Die weltgeschichtliche Stellung Adolf Hitlers 19

    Revolution und Erfllung 25

    Kunst mu aus der Stille kommen 31

    Weltanschauung und Wissenschaft 41

    Fichte, ein Kmpfer fr die geistige Einheit der Nation 58

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    Die NSDAP., die groe Bekenntnisfront des deutschen Volkes 71

    Der Kampf um die Freiheit der Forschung 78

    Arthur Schopenhauer, Mensch und Kmpfer 94Dietrich Eckart 110

    Ulrich v. Huttens Vermchtnis 116

    Tradition und Neugestaltung 128

    Jdische Hagesnge 138

    Verteidigung des deutschen Kulturgedankens 146

    Grozgigkeit und Schwche 154

    Die Mission des deutschen Erziehers 164

    Weltanschauung und Glaubenslehre 174

    Einsamkeit und Kameradschaft 188

    Die Judenfrage im Weltkampf 201

    Mssen weltanschauliche Kmpfe

    staatliche Feindschaften ergeben? 210

    Coppernicus und Kant 232

    Deutschland, Europa und England 245

    Der Kampf um die Vergangenheit 254

    Universalmonarchie und Heimatgefhl 272

    Die andere Weltrevolution 287Bauern als Kulturgestaltung 317

    Nordisches Schicksal Europas 330

    Dichter und Kmpfer 342

    Volkskameradschaft und Jugendkameradschaft 350

    Altes und neues Europa 359

    Die berwindung des Versailler Diktats 379

    Deutschland Trger einer neuen Ordnung 402

    Gutenbergs europische Revolution 413

    Nordische Schicksalsgemeinschaft 422

    Baltische Heimkehr 433

    Kriegsaufstze 436

    1. Nationalsozialistische Bewhrung 437

    2. Die Revolution Europas 443

    3. Krieg der Weltanschauungen 451

    4. Der Ha als politische Macht 457

    5. Der Zusammenbruch des franzsischen Nationalismus 464

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    6. Die "fnfte Kolonne" 470

    7. Die neue Sprache Europas 473

    8. Woran Staaten sterben 4809. Die berwindung des Gentleman 484

    10. Adolf Hitler in Berlin 489

    11. Freimaurerverbote 492

    12. Auslieferung des Empire 496

    13. Das Problem der auenpolitischen Souvernitt 503

    Einleitung

    Das Schicksal hat Alfred Rosenberg als unermdlichen Deuter der Grunderkenntnisse desNationalsozialismus an die Seite Adolf Hitlers gestellt. Die Bewegung verdankt ihm eine Scharfeund sichere Formulierung ihres Gedankengutes. ber das Unwesentliche des Alltages hinwegwei er den Blick auf das Wesentliche zu richten und darin die Mastbe fr die Bewertung derpolitischen Ereignisse zu finden. Diese Gabe hat die nationalsozialistische Bewegung oft vorunfruchtbaren Auseinandersetzungen bewahrt.

    Alfred Rosenbergs Lebensaufgabe dient dem einen Ziel: die inneren Krfte des durch denNationalsozialismus anfgerufenen deutschen Menschen zu festigen und ihn stark gegenber allenSchlgen des Schicksals und den An griffen einer feindlichen Umwelt zu machen. Nicht nurSeine konsequente Haltung und Sein berragender Weitblick befhigen ihn zu dieser hohen

    Aufgabe, Sondern auch seine einzigartige unerschrockene Glaubensstrke, die ihm dasaufrichtige Vertrauen vieler Millionen deutscher Volksgenossen Sichert.

    Dem kmpferischen Menschen Alfred Rosenberg gilt heute unsere Verehrung. Stets an der Seitedes Fhrers, hat er in allen groen Schicksalsstunden der Bewegung in vorderster Liniegestanden. Er weicht den Notwendigkeiten des politischen Tageskampfes nicht durchKompromisse an Stimmungen aus, Sondern in jedem noch So kleinen Kampfaufsatz oder -vortrag vertritt er immer wieder ber die ueren Erscheinungen der Zeit hinweg dieunvernderliche innere Linie der nationalsozialistischen Idee. Durch diese unbeirrbare Haltungverkrpert er heute als ein enger

    [8]Mitarbeiter des Fhrers in den Augen aller Parteigenossen Symbolisch die Reinheit,Unbestechlichkeit und Kompromilosigkeit der nationalsozialistischen Ideale.

    Die in diesem Band vorgelegten Aufstze aus den Jahren 1936 bis 1940 Sind nur eine kleineAuswahl. Reichsleiter Rosenberg hat von Jahr zu Jahr in erhhtem Mae vor der Partei, ihrenGliederungen und der Wehrmacht gesprochen und von hier aus in die Gestaltung des politisch-weltanschaulichen Kampfes oft entscheidend eingegriffen. Der enge Kontakt zu den Partei- undVolksgenossen, den er Sich dadurch in allen Gauen des Reiches schuf, hat es ihm ermglicht,immer wieder von neuem aus dem wachsenden Leben heraus die Forderungen undAufbaugesetze des Nationalsozialismus zu begrnden; denn das fortschreitende Leben Stelltlaufend neue Fragen konkreter Natur, die ihre Beantwortung finden mssen Die Wirksamkeit

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    einer vorgefaten geschichtlichen Idee erweist Sich also erst an dem Reichtum der vielgestaltigenAufgaben und zahlreichen neu auftauchenden Probleme, die das Dasein Stellt und denengegenber die Haltung der Bewegung konkret von Fall zu Fall neu erschaut und begrndet

    werden mu. Ob Rosenberg nun auf Grokundgebungen der Gaue oder Veranstaltungen der SA.,SS oder HJ-sprach, ob er vor dem Lehrerbund, der Frauenschaft und den Studenten die geistigeGrundlage unserer weltanschaulichen Kmpfe auseinandersetzte oder den Schulungsleitern derPartei und ihrer Gliederungen Richtlinien fr ihren verantwortlichen Dienst am Erziehungswerkdes deutschen Volkes gab, immer wieder sind Inhalt und Form seines Vertrages auf die groenFragen unseres Lebenskampfes ausgerichtet. So ist er zum Erzieher der deutschen Gegenwartgeworden.

    Rosenbergs Geschichtsbild ist dem deutschen Gesamtschicksal verpflichtet. "Wir umfassen mitLiebe die Schp-

    [14]fungen der Vergangenheit und empfinden die Einheit unseres Wesens in allen groen deutschenGestalten aus allen Jahrhunderten", Sagte er bei der Einweihung der Kulturhalle in Hersfeld imMai 1936. Und den deutschen Arbeiter fordert er anllich eines Appells im Ruhrgebiet auf, stolzzu sein und keine Minderwertigteitsgefhle aufkommen zu lassen, denn "man verteidigt nur, wasman fr wert hlt, und wir erwarten, da die deutsche Arbeiterschaft sich stets fr wertvoll genughlt. um Sich und ihren Boden, ihre Arbeitssttten zu verteidigen, da es niemals mehr mglichist, da Frankreichs Soldaten Straflos auf die deutsche Arbeiterschaft im Rhein- und Ruhrgebietschieen knnen". Diese Worte aus dem Jahre 1936 fanden 1940 ihre schnste und hchsteErfllung im Kampf gegen Frankreich.

    Den Sinn der Geschichte als "Gestaltung groer geistiger und politischer Kmpfe" erkannt, ihrenAblauf unter dem Einflu dieser fortwirkenden Krfte dargestellt und daraus die geistige undpolitische Weltwende, die der Nationalsozialismus gebracht hat, in ihren geschichtlichenVoraussetzungen sichtbar gemacht zu haben, ist die einmalige Leistung Rosenbergs. Er Stellt ineiner groartigen Schau geschichtliche Gestalten und die durch Sie verkrperten Wertsystemevergleichend nebeneinander und, indem er das Bedeutungsvolle und Wesentliche heraushebt,rechtfertigt er die Sittlichen und geistigen Konsequenzen der politischen Kmpfe der Gegenwart.

    Neben seinem Bekenntnis zu den ewigen Werten deutscher Geschichte steht das Bekenntnis zurgroen Tradition der deutschen Wissenschaft. Die Freiheit der Forschung wird in der imDezember 1937 bekanntgegebenen parteiamtlichen Stellungnahme erneut sichergestellt, in derRosenberg als Beauftragter des Fhrers fr die berwachung der gesamten geistigen und

    weltanschaulichen

    [10]

    Schulung und Erziehung der NSDAP. auf Grund zahlreicher Verffentlichungen ber Problemeder Kosmophysik, der experimentellen Chemie und der vorzeitlichen Erdkunde festlegt, da diebehandelten Fragen naturwissenschaftliche Probleme darstellen, deren ernste Prfung undwissenschaftliche Untersuchung jedem Forscher freisteht. "Die NSDAP. kann eineweltanschaulich - dogmatische Haltung zu diesen Fragen nicht einnehmen, daher darf keinParteigenosse gezwungen werden, eine Stellungnahme Zu diesen Problemen der experimentellenund theoretischen Naturwissenschaft als parteiamtlich anerkennen zu mssen. In der Schulung

    der gesamten Bewegung, soweit diese Themen berhaupt behandelt werden, ist diese Haltung mit

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    allem Nachdruck zu bercksichtigen." Dieser Anordnung kommt eine grundstzliche Bedeutungzu. sie nationalsozialistische Bewegung, die in ihrem Kampf von einigen wenigen, aber dafralles entscheidenden Bekenntnissen und Erkenntnissen ausgegangen ist, die sich auf die seelische

    und charakterliche Haltung des deutschen Menschen in der Erfassung feiner Pflichten und infeinem Verhalten dem ueren Schicksal gegenber beziehen, hat von hier aus imfortschreitenden Mae das gesamte geistige, politische und soziale Leben des deutschen Volkesgestaltet. sie hat es aber abgelehnt, sich auf dem Gebiet der Wissenschaft mit Hypothesen undTheorien auseinanderzusetzen, die den Kern der nationalsozialistischen Weltanschauung nichtberhren und deren Erforschung nicht durch eine dogmatisch festgelegte Stellungnahme begrenztwerden soll. Verschiedene Versuche, die eine oder andere Gliederung der NSDAP. oder gar dieganze Partei fr eine bestimmte wissenschaftliche Theorie oder Hypothese zu binden, werdendurch diese notwendige Abgrenzung, die Alfred Rosenberg mit dieser parteiamtlichenStellungnahme vollzogen hat, unterbunden und damit neben der Sicherung einer freienForscherttigkeit

    [11]

    auch die Selbstndigkeit der nationalsozialistischen Weltanschauung gewhrleistet.

    Rosenberg ist kein 'Dogmatiker, wie manche Kreise in Unkenntnis seines Werkes und Auftragesleichtfertig behauptet haben. Er kennt die Achtung vor den schpferischen Inpulsen derPersnlichkeit und die Ehrfurcht vor den groen Hoffnungen und Sehnschten des deutschenVolkes. Er fordert ebenso Ehrfurcht vor den groen Leistungen der Vorfahren wie den Mut, ausihrem Kmpfen und Ringen mag es auch oft vergeblich gewesen sein das Bleibende fruntere heutige Gemeinschaftsform anzulesen. "Jedes Volk braucht seine Form des

    Gemeinschaftslebens; auch die nationalsozialistische Bewegung hat sich ber politische undsoziale Kmpfe hinweg zu jener Gemeinschaft entwickelt, die wir heute als die notwendigeGemeinschaftsform unseres Jahrhunderts empfinden. Wir haben sie uns ehrlich erkmpft aus demBewutsein heraus, da viele alte Formen vergangen find und da dieses Leben nach einer neuenForm geradezu schreit, um gegenber allen Mchten der Zerstrung und Zersetzung auchinnerlich sich behaupten zu knnen."

    Wenn wir uns heute mehr als frher, fr die deutsche Geschichte interessieren, dann nicht, umaus der Gegenwart in die Vergangenheit zu flchten, weil wir vielleicht mit dem revolutionrenUnibruch von heute nicht fertig werden, sondern wir schpfen aus der Vergangenheit immer neueund grere Krfte fr den Kampf unterer Gegenwart. berall, wo sich in deutschen Gauendieses Krftesammeln symbolisch uert, sei es durch die bernahme wertvoller Kulturgter der

    Vergangenheit unter den Schutz der Bewegung, oder durch Schaffung neuen bodenstndigenVolksgutes, aufbauend auf dem reichen Erfahrungsschatz unterer Vorfahren, oder geleitet vondem inneren Bedrfnis, den Festen und Feiern unterer natio-

    [12]

    nalsozialistischen Gegenwart einen wrdigen Rahmen zu verleihen, steht Rosenberg, ummitzuhelfen, die Vergangenheit wieder lebendig zu machen, damit sie nicht im Staub der Archiveversinke, sondern ein Stck lebendigster Gegenwart werde. Denn zu unserem Volke gehrenebenso alle jene, die in der Vergangenheit das erste Erwachen dieses Volkes darstellten, wie jene,die noch nach uns kommen werden.

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    So weihte er 1936 die Kulturhalle von Hersfeld ein, sprach auf der 700-Jahrfeier von Jena,zeichnete auf der Ulmer Vorgeschichtstagung den Anteil germanischer Charakterwerte amNeubau Deutschlands, weihte 1937 das Ehrenmal der Stedinger ein, erffnete in Buchau das erste

    Freilichtmuseum fr deutsche Vorgeschichte, bernahm die Torgauer Alltagskirche in denSchutz der NSDAP., erffnete die Ausstellung der Stadt Krefeld "Burg und Stadt am Niederrhein 1000 Jahre deutsches Handwerk" und brachte damit dem Bewutsein weiter Kreise unseresVolkes den Wert und die Fernwirkung der Taten der Vergangenheit nahe.

    Damit weist Reichsleiter Rosenberg auch einer knftigen deutschen Geschichtsschreibung neueAufgaben und bemht sich selbst, diese Aufgaben in mannigfaltiger Form zur Datstellung zubringen.

    *

    Es ist mehr als eine symbolische Tat, wenn in den letzten Jahren deutsche Stdte ReichsleiterAlfred Rosenberg den Ehrenbrgerbrief bergaben. Sie dokumentierten damit ihre innereVerbundenheit mit dem Werk Alfred Rosenbergs. Wenn am 19. Juni 1937 anllich der 4.Reichstagung der Nordischen Gesellschaft die Stadt Lbeck dem Reichsleiter dasEhrenbrgerrecht der Hansestadt berreichte, so vollzog sie damit einen Akt des Dankes, den sie

    [13]

    ihm fr seine Frderung des Werkes der Nordischen Gesellschaft abstattete. Schon wenigeWochen nach der Machtbernahme hat Reichsleiter Rosenberg den Schutz und Ausbau derNordischen Gesellschaft bernommen. Durch ihre alljhrlichen Tagungen in Lbeck wurdedieser Stadt wieder jene Stellung im politischen Leben zugewiesen, die sie einstmals schon in derVergangenheit als Hansestadt zum Nutzen des Reiches innehatte. so wie ehemals Lbeck diegeistige Brcke war, die von Deutschland nach dem Norden hinaufreichte, so soll auch heutewieder Lbeck das innere Zusammengehrigkeitsgefhl innerhalb des nordischenSchicksalsraumes strken helfen.

    Am 3. Juni 1938 berreichte die Stadt Dsseldorf dem Reichsleiter den Ehrenbrgerbrief indankbarer Anerkennung seines jahrzehntelangen unerbittlichen Kampfes um die Befreiung derdeutschen Seele von Schlacken artfremder und die vlkische Eigenart zersetzenderWeltanschauungen. Diese einstige Hochburg des politischen Klerikalismus aller Richtungen, deroft genug sich gegen den Bestand des Reiches richtete, legt damit ein Bekenntnis zu dem Werkdes Mannes ab, der sich als Wegweiser in eine neue und bessere Zukunft erwiesen hat.

    Als Anerkennung fr seine kulturelle Leistung berreichte am 5. November 1938 dieGauhauptstadt Weimar Rosenberg die Ehrenbrgerurkunde und bekundete damit ihre tiefeDankbarkeit fr seine kulturpolitische Aufbauarbeit, "Fr Weimar, von dem einst MeisterEkkehart von deutscher Glubigkeit kndete, ist es eine Ehre und ein stolzes Bewutsein, denMann zu seinen Ehrenbrgern zu Zhlen, der im Geist des deutschen Idealismus denLeitgedanken Fichtes, da echte Kultur Gesinnungskultur ist, vertritt, und die harmonischenCharakterwerte Goethes, Schillers und Nietzsches in dieser Gesinnung am kraftvollsten undklarsten kulturphilosophisch-schpferisch dargestellt hat."

    [14]

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    Als einmtiges Bekenntnis der Brgerschaft von Mnster, das nichts mehr mit dem alten Ruf,eine "schwarze Stadt" zu sein, zu tun haben will, sondern ein Bollwerk nationalsozialistischerWeltanschauung ist, wurde Reichsleiter Rosenberg am 16. Januar 1939 in Anerkennung seiner

    groen Verdienste um den endgltigen Erfolg und Sieg der nationalsozialistischen Bewegung inMnster das Ehrenbrgerrecht verliehen. Mnster spielt in dem Kampf Alfred Rosenbergs gegenAnmaungen bervlkischer Krfte eine entscheidende Rolle. Noch im Jahre 1935 wurdeversucht, eine Rede Rosenbergs durch klerikale "Bedenken" zu stren. Darum kommt dieserErnennung im Geisteskampf gegen den weltanschaulichen Gegner eine besondere geschichtlicheBedeutung zu.

    Am 25. April 1939 berreichte der Rat der alten Hansestadt Kln Rosenberg dieEhrenbrgerurkunde. Gerade das Rheinland hat wie kaum eine andere Landschaft des deutschenReiches den Zusammenprall vieler Welten mehr als einmal erlebt. seit den frhesten Zeitenhaben sich an diesem Schicksalsstrom geistige und politische Mchte im Kampf gegenber

    gestanden. Ernst nannte man die Stadt Kln das "deutsche Rom", aber sie war auch und diesmit besonderem Stolz Mitglied der Hansa, die in Zeiten von des Reiches Ohnmacht deutscheKraft und deutschen Lebenswillen in Nord- und Ostsee dokumentierte. Und in den Zeiten desgroen Kampfes der Bewegung um die Wiederauferstehung Deutschlands wurde das frhere"deutsche Rom" Zu einer neuen Burgfeste des Widerstandswillens am deutschen Rhein.

    Mit diesen Ehrenbrgerbriefen, die nicht wahllos verteilt wurden, sondern ein geschichtlicherAkt der inneren berzeugung waren, fand das Werk Alfred Rosenbergs ber die Anerkennung,die es heute schon bei Millionen von deutschen Volksgenossen besitzt, seine innere VerbindungEinleitung

    -15-zu den traditionsreichen Krften unseres Volkes. Denn diese Stdte verkrpern inhervorragendem Mae einen entscheidenden Teil des groen deutschen Schicksalskampfes. Inihren Mauern rangen Weltanschauungen und geistige Krfte jahrhundertelang um Anerkennung.sie sind Zeugen jenes gewaltigen germanischen Ringens um die Einheit einer Lebensordnung, dieeinmal unterbrochen wurde und heute durch die umwlzende Neuordnung desNationalsozialismus wieder ihre Erfllung findet.

    Die hchste Auszeichnung fand das Werk Alfred Rosenbergs auf dem Reichsparteitag der Arbeit1937 mit der Verleihung des Deutschen Nationalpreises fr Kunst und Wissenschaft. Er wurdeihm in Gegenwart des Fhrers mit folgender Begrndung verliehen: "Als Erstem unter denLebenden hat der Fhrer den Deutschen Nationalpreis dem Parteigenossen Alfred Rosenberg

    verliehen. Alfred Rosenberg hat in seinen Werken in hervorragendstem Mae dieWeltanschauung des Nationalsozialismus wissenschaftlich und intuitiv begrnden und festigengeholfen. In einem unermdlichen Kampf um die Reinerhaltung der nationalsozialistischenWeltanschauung hat er sich ganz besondere Verdienste erworben. Erst eine sptere Zeit wird vollzu ermessen vermgen, wie tief der Einflu dieses Mannes auf die geistige und weltanschaulicheGestaltung des nationalsozialistischen Reiches ist. Die nationalsozialistische Bewegung unddarber hinaus das ganze deutsche Volk werden es mit tiefer Genugtuung begren, da derFhrer in Alfred Rosenberg einen seiner ltesten und treuesten Mitkmpfer durch

    Verleihung des Deutschen Nationalpreises auszeichnet."

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    Der von den Plutokraten entfesselte Krieg gibt Alfred Rosenberg Gelegenheit, mit dem ihmeigenen, schon aus der Kampfzeit bekannten und bewhrten Einsatz die Schwchen des Gegnersunerbittlich dem Volk vor Augen

    [16]

    zu fhren und das Selbstvertrauen und den Stolz des kmpfenden Soldaten an der Front und desschaffenden Volksgenossen in der Heimat zu starten. Er ruft die NSDAP. zur Bchersammlungfr die Soldaten an der Front auf und schenkt damit den kmpfenden Soldaten die Gewiheit derinneren Verbundenheit zwischen Front und Heimat. 9,5 Millionen Bnde werden dieser Aktionbergeben! In der von ihm geleiteten "Schriftenreihe der NSDAP." unterrichten Sachkenner aufallen Gebieten des politischen Lebens das deutsche Volk in diesen schweren Tagen des Kampfesber die entscheidenden Grundprobleme unserer militrischen und geistigen Auseinandersetzungund vermitteln ihm das Rstzeug zum geistigen und seelischen Durchhalten. Reichsleiter

    Rosenberg selbst nimmt Gelegenheit, immer wieder aufs neue durch Reden und Aufstze dieGrundfragen des politischen und weltanschaulichen Kampfes herauszustellen. Die meisten seinerMitarbeiter stehen an der Front, mit nur wenigen unternimmt er es, die seinem Auftragentsprechenden verantwortlichen Aufgaben im Kriege zu lsen. Sie vom Ministerrat fr dieReichsverteidigung angeordnete und von Reichsleiter Rosenberg geleitete "Aktion zur geistigenBetreuung der Hitler-Jugend" gibt ihm Gelegenheit, die Krfte der jungen Generation von seinemGebiet aus in den Rahmen des Gesamtgeschehens einfgen zu helfen. Seine Kriegsaufstze im"Vlkischen Beobachter", von denen ein Teil in diesem Band aufgenommen ist, legen Zeugnis abvon der selbstsicheren Beurteilung der politischen Probleme, die Rosenberg schon immer aus-zeichnete und die in diesen Tagen und Wochen des Kampfes von ganz besonderer Bedeutung ist.

    [17]

    So tritt auch in diesem neuen Sammelband der kmpferische Impuls Alfred Rosenbergs wieder inallen Phasen des geistigen Lebens und der weltanschaulichen Auseinandersetzung in denVordergrund. Diesen Reden und Aufstzen, deren Auswahl sich bewut auf bestimmte groeLeitmotive beschrnkt, wohnt jene unerschtterliche Glubigkeit inne, die den altenKampfgefhrten des Fhrers seit den ersten Tagen der Bewegung zu eigen ist und diegleichzeitig ein Appell an alle jungen aufbrechenden schpferischen Krfte im neuen'Deutschland sein soll:

    ihnen nachzueifern.

    Karlheinz Rdiger.

    [19]

    Die weltgeschichtliche Stellung Adolf HitlersDieser Aufsatz, suerst in der "Wehrmacht-Fachschule", Mrz 1939, erschienen, gibt einen

    politischen, historischen und weltanschaulichen berblick ber die gestaltende Kraft AdolfHitlers als Trger der tionalsozialistischen Idee.

    ber die weltgeschichtliche Stellung einer groen Persnlichkeit schon zu ihren Lebzeiten zusprechen, ist unter allen Umstnden ein gefhrliches Unterfangen. Es ist nicht selten so, da

    Taten der Gegenwart, die besonders in die Angen fallen, in den Augen einer spteren Zeit

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    gegenber Entschlssen, Gesetzen und anderen Taten zurckstehen, die im Augenblick nicht indem gleichen Mae das Denken der Zeitgenossen bestimmen. Dann aber scheinen sichmanchmal viele Krfte gleichsam in einer Persnlichkeit zusammenzuballen und Werke werden

    ermglicht, von denen mit unumstlichem Recht behauptet werden kann, da sie sowohl eineVergangenheit krnen als auch richtungweisend fr kommende Zeiten sind. Da diese letzteTatsache bei Adolf Hitler vorliegt, ist innere Gewiheit zunchst aller jener, die das Glck haben,mit ihm gemeinsam von den ersten Tagen an kmpfen zu drfen, aber heute wohl auchGewiheit der ganzen deutschen Nation.

    Was hier an die spitze aller Betrachtungen gestellt werden kann, ist die eine Tatsache, die zurNamensgebung der NSDAP, fhrte: die Erkenntnis, da ein Weg gefunden werden mute,welcher die nationalen Traditionen und Lebensgesetze mit den ihnen scheinbar todfeindlichgegenberstehenden sozialen Forderungen unserer Zeit verband. Der entschiedene Wille, diesenWeg zu finden, fhrte zu einer tiefen berprfung der beiden feindlichen Lager und ergab, da

    die wirklichen Impulse sowohl der einen wie der anderen Seite tief innerlich berechtigt

    [20]

    waren. Beide traten nur frh vergiftet ins Leben, so da ihre Erscheinungsformen sichgegenseitig scheinbar ausschlossen. Entfernte man jedoch aus dem Ideengefge desNationalismus alles das, was zufllig oder nur zeitbedingt erschien, wie Dynastie, brgerlicheGedankenwelt, kapitalistische Lebensformen und auf der anderen Seite Pazifismus,Internationale, Klassenkampf, so erschien der Nationalismus ebenso notwendig im Sinn einerGesamtverteidigung des Volkes, wie die staatlich garantierte soziale Gerechtigkeit derSozialismus zur Durchsetzung der Lebensnotwendigkeiten breiter Volksschichten, die im

    Zeitalter der Technik und des Welthandels um ihr Schicksal betrogen worden waren.Diese Neugeburt des politischen Denkens verband sich mit einer lngst vorbereiteten, nunmehrgleichsam geheimnisvoll mit ihr wachsenden wissenschaftlichen Erkenntnis: der Rassenkunde.So wurde eine Weltanschauung geboren, die zweifellos revolutionr wirken mute und auch alsrevolutionr von den herrschenden Weltanschauungen empfunden wurde. Weltanschauungenwerden geboren durch revolutionre Ideen, Werte und Taten; ihre letzte Formung und Sicherungpflegen sie gewhnlich aber erst nach vielen Generationen zu erlangen. Das Christentumbrauchte ber 300 Jahre, um eine geformte Lebensgrundlage zu finden. Die Reformation Luthersbrauchte weit ber ein Jahrhundert, um in das Leben wenigstens eines groen Teils Europaseingefgt werden zu knnen; die franzsische Revolution bentigte etwa 80 Jahre, um in ihremUrsprungsland das franzsische Leben zu charakterisieren. Was sich hier fr Folgerungen fr das

    innere Leben des deutschen Volkes ergeben, mag vielleicht in der Vorstellung fhrenderNationalsozialisten lebendig sein, wird vermutlich aber erst in spteren Jahrzehnten seinenfabaren Niederschlag

    [21]

    finden. Hier neue Mglichkeiten zugleich mit der Idee gefunden zu haben, erscheint mir als diegrte Fernwirkung der von Adolf Hitler gegrndeten nationalsozialistischen Bewegung. Aberetwas entscheidendes kommt noch hinzu: manche klugen Gedanken und prophetischen Wortesind im Laufe der deutschen Geschichte ausgesprochen worden. Sie hatten aber keineFernwirkung, weil sie sich keine Machtstellung zu ihrer Verteidigung erringen konnten. So hat

    die protestantische Bewegung in Europa deshalb nicht vollkommen siegen knnen, weil sie

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    keinen Konstantin den Groen fand, der sich hinter sie stellte. Und von der politischen Seite ausgesehen war die Fhrung der deutschen Politik ein Spiel willkrlicher Finanzkrfte geworden.Um sie wirklich stabil und dem deutschen Charakter angemessen zu gestalten, war die Schaffung

    einer im Volk selbst verwurzelten Macht notwendig. standen frher Regierung und Volk ohnewirkliches organisches Bindeglied sich gegenber, so sollte die Aufgabe der NSDAP., derGliederungen und ihrer Verbnde werden, hier initiativ alles das im Volk selbst vorzubereiten,was spter staatliches Gesetz werden konnte bzw. werden mute. Damit nderte sich aber auchder ganze Staatsgedanke.

    Jeder Staatsgedanke vertritt eine von seiner Fhrung als Hchstwert angesehene Idee. ImMittelalter war das eine Konfessionsidee; im Barockzeitalter war der Frst der Mastab fr dieHandlungen der Politik, und erst nach und nach wird die Haltung des Volkes und seinerLebensnotwendigkeiten als Grundlage einer wahren Staatspolitik begriffen. stellt man aber dasVolkstum ins Zentrum seines Denkens und Handels, dann werden die Krfte, die frher absolut

    sein wollten und zum Teil auch waren, zu partikularen Mchten bzw. verschwinden als politischeKrfte berhaupt ans dem Leben. Der

    [22]

    nationalsozialistische Staatsgedanke hlt also ebenso Abkehr vom Konfessionsstaat wie vomdynastischen und Klassenstaat. Er lehnt aber auch den rein formalen Staat ab, d. h. er kann sichnicht zufrieden geben mit der frher geforderten Tatsache, da der Staat nur ein rein technisches

    Unternehmen gleichsam ein Polizei- und Postinstitut sei. Vielmehr sind wir der berzeugung,da der Staat die Darstellung eines bestimmt geformten Lebensgefhls sein soll. DiesesLebensgefhl offenbart sich uns in der nationalsozialistischen Weltanschauung. Und deshalb

    kann ein Unterschied zwischen unserer Welkanschauung und dem Deutschen Reich nicht mehrgemacht werden. Er kann allein schon deshalb nicht gemacht werden, weil dieses Deutsche Reichvon heute nicht erkmpft wurde im Dienst einer weltanschauungslosen Brokratie, sondern dieOpfer wurden nur fr das nationalsozialistische Ideal gebracht. Wenn wir die Herkunft diesesReiches verleugnen wollten, dann wrden wir ihm auch alle Krfte nehmen, die es einstmals inKampf und Opfer geschaffen hat. Daraus ergibt sich aber mit der gleichen Notwendigkeit, dadieses Reich, welches revolutionr in Erscheinung getreten ist, im Kampf mit allen Ideologienund Menschen stehen mu, die im Ausland noch herrschen; denn Marxismus, Demokratie, Brseund Judentum, aber auch die politische Kirche fhlen sich durch die Umwlzung in Deutschlandin ihrer Machtstellung unmittelbar bedroht und haben seit dieser Zeit nichts unversucht gelassen,Deutschland durch Boykott, politische und militrische Einkreisung, sowie Diffamierung unserer

    Weltanschauung, zu schaden. Damit ist der Nationalsozialismus weit ber die deutschen Grenzenhinaus Zu einem welthistorischen Phnomen geworben, und der deutsche Kampf erscheint schonheute als ein Weltkampf der Geister. solche Weltkmpfe spielen sich aber nicht im

    [23]

    luftleeren Raum ab, sondern finden ihre Darstellung in dem politischen und militrischenKrftespiel auf diesem Erdball. so sehr wir uns dagegen verwahren, da aus einem geistigen undweltanschaulichen Ringen politische oder militrische Feindschaften entstehen mssen, so sehrhat das Deutsche Reich darauf zu achten, sich nicht durch eine feindliche Koalition berrumpelnzu lassen, d. h. es hat die Pflicht, alle Krfte zu mobilisieren, um ein zweites Diktat von

    Versailles fr alle Zeiten unmglich zu machen.

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    Wenn wir von hier ans ber Adolf Hitlers weltpolitische Sendung sprechen, dann darf es wohlgengen, hier jene Abschnitte unseres Kampfes zu nennen, die dem deutschen Volk fr dieZukunft eine Ausgangsstellung zur Verteidigung seines Lebens geschaffen haben, wie sie

    grandioser kaum denkbar ist. Ans der tiefsten Schmach entstand die neue deutsche Wehrmacht.Die Diskriminierung des Versailler Vertrags wurde Stck um Stck abgeschttelt. Die Ostmarkkehrte heim ins Reich und das Sudetenland konnte im gleichen Jahr seinen Anschlu feiern.Damit wurden unseren Feinden die Aufmarschpltze (sterreich und Tschechoslowakei)genommen. Das neue Reich grenzt unmittelbar an das befreundete Italien, an Jugoslawien undUngarn. Die Tschechoslowakei zog die Folgerungen ans der Situation und schied als Gegner desdeutschen Volkes aus. Damit sieht das Deutsche Reich heute mit rund 80 Millionen Deutschenohne partikularistische Frsten, ohne klassenkmpferische Parteien, ohne bedrohendeKirchenmchte als ein geschlossener Block vor der WeIt, wie er hrter und strker bisher nochnicht dagewesen ist.

    Die Gesamtheit dieser Taten rckt Adolf Hitler nicht nur in den deutschen Augen in die hchsteHhe, sondern durch die Schaffung Grodeutschlands ist auch das gesamte Krftespiel Europasund darber hinaus der Welt in einer nicht zu bersehenden nderung begriffen. Jetzt kommt-

    [24]

    es darauf an: da die nationalsozialistische Weltanschauung, die den Glauben an Deutschlandwieder lebendig machte, zur selbstverstndlichen Grundlage aller Deutschen wird und durchTaten verteidigt wird; da dieser Gedanke alle Lebensgebiete ergreift und immer dieLebensnotwendigkeiten des gesamten Volkstums vor Augen die politischen und sozialenManahmen gem dieser Idee eingerichtet werden; da darber hinaus die Einheit aller

    Deutschen ber alle sonstigen philosophischen, knstlerischen und religisen berzeugungenhinweg als eine nicht anzutastende Tatsache fr immer bestehen bleibt; und da eine knftigekluge Politik sich mit jenen zum Schutz ihres Daseins verbndet, deren Lebensinteressen undgeistige Dynamik sie an unsere Seite zu fhren vermag. Dies bedeutet die Abkehr von einemhemmungslosen Wirtschafts- und politischen Imperialismus, welcher das 19. Jahrhundertkennzeichnete, dies bedeutet zum erstenmal wieder fr alle die Mglichkeit der Anerkennungauch anderer nationaler Lebensnotwendigleiten, und die Aufgabe, politische Staatssysteme zuschaffen und organisch abzugrenzen, nicht mehr die Krfte auf dem ganzen Erdball zuzerstreuen, sondern Rcken an Rcken zu stehen, um in gegenseitiger Symbiose eine neue IdeeEuropas zu schaffen und dieses weie Europa auch auf diesem Erdball zu verteidigen. Wenn ausden Kmpfen unserer Zeit ein solches neues Europa entsteht, so wird das ebenfalls einmal als

    eine Fernwirkung der welthistorischen SendungAdolf Hitlers gelten mssen.

    Revolution und ErfllungAuf der Kulturtagung des "Parteitages der Ehre" 1936 im Opernhaus zu Nrnberg wurde zumzweitenmal der vom Fhrer gestiftete "Preis der NSDAP. fr Kunst und Wissenschaft" verteilt.Die Preisverteilung nahm wiederum Reichsleiter Rosenberg vor. Den Preis fr Kunst erhieltder Dichter Heinrich Anacker, den Preis fr Wissenschaft Geheimrat Prof. Dr. PhilippLenhard. In seiner Rede umri Reichsleiter Rosenberg in groen Zgen die schpferische Kraftder nationalsozialistischen Revolution und ihre kulturelle Sendung, die das Leben unseresVolkes neu gestaltet.

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    Je weiter die Gestaltung des Willens und der Idee der deutschen Wiedergeburt fortschreitet, umso bewuter wird es immer neuen Hunderttausenden, da wir zwar im Zeichen einer groenRevolution stehen, zugleich aber auch inmitten einer groen Zeit der Erfllung zu wirken berufen

    sind. Revolution in tieferem Sinne begriffen als ein stetiges Loslsen von lebenswidrigen Formenund Formeln der Vergangenheit, die schon vieles emporsteigende Groe zu erdrosseln drohten;Erfllung, weil vieles, oft Jahrhundertealtes, was zum ewigen Wesenskern des Deutschengehrte, aber sich nicht zu entfalten vermochte, in unseren Tagen einem entscheidendenErblhen entgegengeht.

    Die humanistische Bewegung z. B. enthielt einen ungeheuren Ballast nicht verstandener antikerFormen, die wahllos aus allen Jahrhunderten als Gesamttradition unser Bildungswesen, dasphilosophische Denken und das knstlerische Gestalten bestimmten. Die im Humanismusenthaltenen Gedanken Vorderasiens oder griechischer und rmischer Verfallszeiten sind heuteinnerlich berwunden und reine Bildungsgtzen mehr,

    [26]

    um so heller erstrahlt uns aber auch im Licht der neuen Rassenkunde das originale Hellasals nahverwandt und anspornend auch fr die Manschen des 20. Jahrhunderts. Die dmonenloseSchnheit des Parthenon zu Athen und das kmpferische Olympia Spartas sind Poleschpferischer Entfaltung, wie sie auch Deutschland kennt und heute in fruchtbarster Spannungtief wie nie zuvor erlebt. Das furchtlose Erforschen von Mensch und Natur, einst Voraussetzunggriechischen Lebens, durch viele Krfte auf ber 1500 Jahre unterbrochen, fand im heroischenKampf der Europer ber das sammeln von Altertmern hinweg seine neue Darstellung auch imLeben unserer Zeit.

    Dieser groe Um- und Einschmelzungsproze der Vergangenheit im Dienst der Zukunft nimmtim heien Erleben unserer Tage seinen unaufhaltsamen Fortgang. Er bedeutet fr uns die neuefeste Bindung sonst weit anseinanderstrebender, ja sich fliehender weltanschaulicher undpolitischer, das Innere des Menschen zerreiender Krfte.

    Einst herrschte die Weltanschauung des Mittelalters als eine Jahrhunderte bindende Macht.Glaubensinbrunst verband sich mit einem umfassenden politischen Willen. Aber gegen diesesdamalige Abendland emprten sich Urkrfte der Natur und starke Instinkte der Vlker. Diemittelalterliche explosive Einheit zerfiel. Religis teilte sich das Christentum in dreiKonfessionen, spter in viele hundert Sekten. Humanismus und Renaissance fhrten zu einemgesellschaftlichen Individualismus. Die Geburt der Nationen lste das universalistischeWeltgefhl ab. Die liberale Epoche verwarf weitere Bindungen, bis schlielich der Marxismus

    jedes Eigenwchsige leugnete und der Bolschewismus in allen seinen kulturellen und sozialenErscheinungen das furchtbare Gleichnis eines Weltzusammenbruches aufzeigte.

    [27]

    Seit dem Versinken der mittelalterlichen Weltanschauung haben wir also zwar vieleKonfessionen, viele Kunsttheorien, viele Philosophenschulen gehabt, aber keine groeWeltanschauung.

    Eine solche Weltanschauung, d. h. eine Schau, die eine alle Gebiete des Lebens umfassendeinnere Bindung schafft, ist erst mit dem Nationalsozialismus geboren worden.

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    Deutschland hat sich seine gesegnete Stunde erkmpft und darf sie nicht ungenutzt verstreichenlassen.

    Mit seiner Weltanschauung steht und fllt der Nationalsozialismus. Nur diese erlebte neue Schauvermag es, das Lebensfeindliche entschlossen auszuscheiden, tragische Miverstndnisse derVergangenheit zu klren, instinktsicher aus allen schulen, Lehren und Sekten das Fruchtbareherauszulsen. Nicht durch knstliches Zusammenfgen vieler Teile, sondern durch organischesZusammenwachsen urgleicher, ber alle Zeiten dauernder Willenskrfte. Nur durch dieses zumklaren Bewutsein erhobene Erleben knnen die auseinanderstrebenden Mchte gebundenwerden. so wie die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei den Nationalismus und denSozialismus entgiftete und aus scheinbaren Todfeinden eine Kampfkameradschaft schmiedete, sobesteht die Sendung des Nationalsozialismus darin, auch die Gebiete der Kunst, Wissenschaftund Philosophie ans einer schau heraus neu zu bilden. Wir sind des festen Glaubens, da jedergroe Stil einer Persnlichkeit oder eines Volkes sowohl blutmig als auch weltanschaulich

    bedingt ist; davon zeugt die Pallas Athene ebenso wie die V. Symphonie. Wir wissen heute, dawahre Wissenschaft einen moralischen Mut voraussetzt, der sich nicht von Himmelsfreudenherleiten, nicht

    [28]

    von Hllenngsten bestimmen lassen kann; darber spricht der Opfergang der groen Forschervon Galilei bis Robert Mayer. Und wir erstreben, da die Philosophie als wirkliche Gemeinschaftder Weisheitsliebenden wieder den Weg findet von psychologisierenden Haarspaltereien zu einerharten Verteidigung einer germanischen Wertlehre, damit Nietzsche, Wagner und Lagarde ihreErfllung in der Form unserer Zeit finden.

    Nur in der Durchsetzung der Gesamthaltung ist der Sieg der deutschen Wiedergeburt verbrgt.Das, was der einzelne hierbei an Entsagung zu tragen hat, schenkt er an Festigkeit dem groenGeisteskampf unserer Epoche. Wir haben unter Adolf Hitlers Fhrung das Chaos gebndigt, aberes ist fr immer nur zu berwinden durch eine Zukunftsidee, nicht durch Rckkehr zu Gedankenund Formen, die einmal zerbrachen und sich deshalb als unfhig erwiesen haben, uns innerlichund politisch zu retten.

    Es mag als Anmaung erscheinen, zu verknden, da wir beanspruchen, eine solcheAussonderung und eine Zusammenschau durchzufhren. Darauf unsere Antwort: Wir sind nichtbei fernen Theorien stehen geblieben, sondern haben unsere Weltanschauung von der Drei-Einheit von Leib, Seele und Geist bereits erkmpft und innerlich gesichert. Jedes Opfer des14jhrigen Kampfes ist ein Bindemittel dieser weltanschaulichen Einheit ebenso wie der

    blitzende, schpferische Gedanke und der unermdlich antreibende Tatwille.Aber dieser Mut zum Ja und zum Nein ist ja das Groe unserer Epoche, und derNationalsozialismus wird sich dieses entscheidende Recht, sich zu unserem Schicksal eindeutigzu bekennen, nicht rauben lassen.

    Vor unseren Augen vollzieht sich also die Geburt einer neuen Kultur. Es mag sein, da manche

    [29]

    das nicht anerkennen wollen, die behbig noch mit alten Antworten auf neue Fragen glaubenauskommen zu knnen. Diese Menschen haben auch die Ertstehung des nationalsozialistischen

    Staates nicht wahrhaben wollen. Sie wurden aber durch die Tatsachen des Lebens gezwungen,

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    dies nachzuholen. Wir sind der sicheren berzeugung, da die heutigen Zweifler auch dieEinheit der nationalsozialistischen Gedankenwelt in ihren verschiedenen Ausprgungen einmalwerden als eine Tatsache des Lebens anerkennen mssen.

    Wir denken nicht daran, diesen Proze eines neuen Wachsens knstlich beschleunigen zu wollen.Wir wollen Altes nicht gewaltsam strzen, sondern es durch Darstellung eines lebendigen Neuenso ersetzen, wie es das Gesetz unserer Zeit erfordert. Was frher weltanschaulicher Glaube war,soll ruhig knstlerische Erbauung werden und jeder innerlich groe Kampf der Vergangenheitwird unserer piettvollen Achtung sicher sein. Unsere Zeit hat schon eine beglckende Leistunghinter sich. Wir haben unser Bekenntnis erlebt, es im Grundstzlichen bereits traditionsfhiggestaltet und es zu hellem Bewutsein emporgehoben. Die Richtung ist einmtig undmillionenfach hingeschlagen. Die Zucht des Lebens wird in der Zukunft dem kommendenGeschlecht die Aufgabe stellen, die einzelnen Formen des Daseins zu bilden und siekampftchtig zu sthlen.

    Der Atem unserer Revolution ist nicht kurz wie so mancher anderen. Er geht ruhig, sicher undtief. Er umfat nicht eine Generation, sondern alle.

    *

    Vor ber hundert Jahren fragte Deutschlands grter Snger klagend: "Wo ist dein Deos? Wodein Olympia?"

    [30]

    Dieser Ruf ist in immer neuer Form erhoben worden. In unserer Zeit hat er Echo und Antwortgefunden. Innerlich sind das deutsche Deos und Olympia endlich in unseren Herzen geboren undgeborgen; uerlich wachsen in Nrnberg die Mauern, um ihnen eine dauernde Heimsttte zuschenken. Und dann werden ungezhlte Geschlechter sich hier zusammenfinden am "hchstenFest".

    Kunst mu aus der Stille kommenAuf den Musiktagen der Hitlerjugend in Braunschweig sprach Reichsleiter Rosenberg am 1.

    November 1936 ber die seelischen Lebenskrfte, die eine tief im Volk wurzelnde Kunst zugeben vermag. Die Achtung und Ehrfurcht vor dem Genie und Talent, die Bereitwilligkeit, alle

    echten und lebensnahen Krfte zu frdern, aber auch der Mut, das Pfuschertum aus unserenReihen zu entfernen, werden jene knstlerischen Schpferkrfte wecken, die uns von derentarteten Auffassung der Kunst als Massenware hinwegfhren zu einer wahren Kunstpflegeals tiefstem seelischem Erlebnis eines Volkes.

    Als die nationalsozialistische Bewegung mit ihrem Kampf begann, aber auch in den spterenJahren, da war es ihr besonderer stolz, inmitten einer unbersichtlichen Millionenmenge eineMinderheit darzustellen. Sie hatte empfunden, da im Kampf einer kleinen Schar mit einerganzen Welt ein altes Gesetz lebendig wurde, nmlich, da nur aus einer Minoritt heraus einschpferisches Gebot der Zeit entstehen kann. sie hat diese Anschauung auf allen Gebieten desLebens durchgefochten. Sie hat einen schweren Erziehungsproze von 14 Jahren Kampf hintersich. Als sie schlielich siegte, hat sie ihre Grundstze n i ch t aufgegeben. Die NSDAP. ist auch

    heute noch in Deutschland als Fhrung eine Minderheit und soll es fr alle Znkunft bleiben.

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    Nichtsdestoweniger knnen wir aber den Proze feststellen, da diese Minderheit, einmal zumsiege gelangt, von Jahr zu Jahr Millionen um sich sammelte und da jede neue Werbung unterjungen Menschen in uns allen eine neue Freude ausgelst hat. Wir waren froh, da dieser Kampf

    einer Minderheit tatschlich inneres Gesetzt fr immer neue Menschen wurde, und da fast dieganze Nation bei groen

    [32]

    Aufrufen sich geschlossen hinter den Fhrer und die Bewegung stellte. Aber inmitten dieserFreude ber diese zunehmende Liebe des Volkes zu Fhrer und Bewegung knnte doch vielleichteinmal die Gefahr auftreten, da in dieser Freude ber die Millionen, die zu uns gekommen sind,das innere Gesetz der NSDAP., da groe schpferische Taten von einzelnen Menschenausgehen, vergessen wrde. Und darum glaube ich, wenn sich hier die Zukunft der Nation aufdem Gebiete der Musik und der Kunst versammelt, da sie dieses Gesetz nicht vergit, sondern

    es auch bewut in ihren Reihen durchlebt.Da hat neulich ein Mann der Wissenschaft an mich die Frage gestellt, ob ich glaube, da esrichtig sei, wenn eine konkrete groe wissenschaftliche Arbeit von einer Kameradschaftgemeinsam verfat wrde. Ich habe ihm gesagt, da ich ihm eine bildliche Antwort geben mte.Glauben sie, sagte ich, da ein Maler, der etwas auf sich hlt, sich bereit erklren wurde, mitnoch zehn anderen Malern zusammen ein Gemlde zu malen? Jeder, der etwas in sich fhlt,wrde ein solches Verlangen ablehnen, weil dadurch nicht etwa eine Gemeinschaftsarbeitgefrdert werden wurde, sondern eine Zusammenlegung verschiedenster Formen undTemperamente, die dann nicht ein groes Gemlde ergeben, sondern ein Durcheinandermalerischer Formengestaltung mit sich bringen wrde. Und was hier fr eine wissenschaftliche

    Arbeit gilt, gilt selbstverstndlich auch fr alle Kunstgebiete. In der Kunst erscheint uns diePersnlichkeit gleichsam am augenflligsten in der Geschichte. Dieser Begriff der Persnlichkeithat aber in der Vergangenheit viele Schattierungen erfahren. Viele Begriffsauffassungen berdas, was man Persnlichkeit nennen will, haben die Gedanken vieler Geschlechter beherrscht,und wir knnen feststellen,

    [33]

    da auch unsere Zeit zu dieser Idee eine neue Stellung eingenommen hat. Einmal galt dieEntfesselung des Ichs von unertrglich gewordenen frheren Schranken als eine Erlsung einesganzen Geschlechts. Dann begriff man Diese Loslsung rein wirtschaftlich, und was wir alsIndividualismus bezeichnen, war nur die eine Auenseite des Verlustes aller frheren innerenBindungen. Von einer hheren Ebene predigte die liberale Welt das kulturell autonome Ich undseine minutise Pflege auf allen Gebieten der Kunst und der Wissenschaft als das einzige undgrte Ziel der menschlichen Bildung. Auf dem Gebiet des rein Wirtschaftlichen sowie auf demdes Kulturellen war eben diese allgemeine Loslsung nicht nur ein Vonsichwerfen zeitlichbedingter Formen, sondern Zum grten Teil auch gleichbedeutend mit dem Verlust vonBindungen berhaupt. so geht das, was wir das 19. Jahrhundert nennen, im Zeichen dieserinneren Abkehr von einer Vergangenheit vor sich und die politische und sonstige Zersplitterung,die wir schlielich in ein Chaos ausmnden sehen, hat ihren Ursprung in einer scheinbarunmerklichen und doch entscheidenden Abkehr des Geistes, in einer scheinbar nicht groenWendung in der Richtung, die doch im Rhythmus der Zeit Menschen vollstndig auseinander und

    nicht zueinander entwickelte. Wir empfinden heute die echte Persnlichkeit nicht mehr als

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    gleichgesetzt mit dem autonomen Ich, oder mit dem wirtschaftlichen Individualismus, sonderngerade als die Krnung, als das Symbol der tiefsten Bindung an eine bestimmte Bluts- undSeelengemeinschaft einer Nation.

    Durch die Tatsache, da diese Sehnsucht nach groen Persnlichkeiten in unserer Jagend indiesen letzten Jahren immer grer geworden ist, zeigt sich der Versuch, die Bindungen, dieschon frher bestanden, noch weiter zu bereichern. Dieses suchen nach neuen Bindungen und

    [34]

    neuen Menschen, ist nicht etwa eine Verarmung oder Zerschlagung der deutschen Geschichts-und Kunstauffassung, sondern ganz im Gegenteil: hier spricht der Versuch einer weiterenBereicherung durch alles das, was Deutsche in der Vergangenheit und in der Gegenwart Groes

    hervorgebracht haben. Die Persnlichkeit erscheint uns deshalb nicht etwa losgelst vonirgendeiner Gemeinschaft, sondern als ihre Krnung. Ich und Gemeinschaft find nicht etwaDinge, die man fr sich allein oder gar voneinander gelst betrachten kann, sondern die manimmer vor Augen haben mu, wenn man Menschen- und Kunstgeschichte verstehen will. Wennwir die Freude haben, 60 Millionen Deutsche immer fester an Fhrer und Bewegung zu binden,so werden wir nie dieses groe Gebot vergessen, tiefste Ehrfurcht vor dem Genie zu haben, hoheAchtung einem jeden urwchsigen Talent gegenber, Bereitwilligkeit zur Frderung aller jenerechten und strebenden Krfte, die berall in Deutschland heute lebendig werden, aber auchzugleich den Mut, das Pfuscherturn aus unseren Reihen zu entfernen. Wir werden uns bemhen,da ein Genie in Deutschland nicht mehr zu verhungern braucht, damit man erst in hundertJahren seinen Werken ein Denkmal fetzt. Wir werden es als unsere Pflicht empfinden, alles das

    zu frdern, was irgendwie kampfestchtig in dieses Leben getreten ist und mutig die Formendieses Lebens auf allen Gebieten wrdigen will. Wenn wir das heute erkennen, so soll das nur dieuere Erscheinung eines inneren Impulses sein, der uns auf allen Gebieten 14 Jahre langgetragen hat.

    Die deutsche Revolution war nicht etwa die Erfllung von so und so viel Paragraphen, sie warnicht die Setzung einiger weniger nur von ihrer Vernunft geleiteter Menschen, sondern sie wareiner der groen Gharakterprozesse der deutschen Geschichte, d. h. sie war die Freimachung

    [35]

    eines Willens, der durch Menschen fremder Leidenschaften migeleitet wurde und der endlich zu

    sich selber gefunden hat.Durch dieses innere Erleben ergibt sich, glaube ich, eine andere Einstellung zu dem, was manKunsterleben und Kunststhetik nannte. Genau so, wie in der Bewertung von Persnlichkeit undGemeinschaft das politische und soziale Denken des 19. Jahrhunderts bestimmte Formenannahm, so hat auch das, was man sthetik nannte knstlerisches Empfinden undKunstbetrachtung , eine sehr verschiedenartige Auslegung erfahren. Ein ruhiges Geschlecht,das abgeklrt auf das alte Griechenland blickte, glaubte in dieser Kontemplation das Endergebnisdes Kunsterlebens feststellen zu mssen. Das war aber im Grunde eine Selbstgengsamkeitdieses auch sonst gelsten Individuums; es war eine Verneinung aller tieferen Leidenschaften,die irgendwo am Anfang und am Ende nicht nur einer Weltanschauungsgeburt stehen, sondernauch in der stunde, wo ein groes Kunstwerk der WeIt geschenkt wird. Und hier glaube ich eine

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    Leidenschaft hervortreten lt. Dann erst, glaube ich, werben wir den wirklich tiefen Ernst derKunst, aber auch die echte Freude dieser Kunst erleben knnen. Erst diese innere, nicht mitHnden zu greifende Stimmung, die doch bei einem festen Menschen fester ist als Granit, wird

    fhig fein, einen neuen Lebensstil hervorzubringen, d. h- eine neue klare innere Gestalt und einneues Verstndnis fr groe Formen.

    Wer heute aufmerksam unser Leben betrachtet, der wird nicht selten feststellen knnen, daMenschen besten Willens gerade fr dieses Gesetz der inneren Gestalt und Form wenig Instinktund Verstndnis aufzubringen vermgen. Wir sehen Menschen nicht so sehr zwischen der einenund der anderen Spannung schpferischer Gedanken, sondern wir sehen sie nur zwischenExtremen hin und her pendeln. Wir knnen feststellen, da mancher bereit ist, zunchst einasketisches Lebensideal zu bejahen, mit Vorsicht und innerer Angst vor jedem lustigenLiebeslied oder vor Tanzmusik, bis er schlielich durch den Lebensimpuls unserer

    [38]Bewegung fortgerissen, erkennt, da diese Bewegung eine lebensfreudige und lebensbejahendeist; dann wechselt er nach kurzer Zeit in das andere Extrem hinber, wird ein Frderer vonObsznitten und lehnt es schlielich ab. berhaupt an den Dingen eine tiefer wertende Kritikanzusetzen.

    Es gibt Menschen, die begriffen haben, da wir gegen einen Kulturzerfall kmpfen und da wirdiesen Zerfall mit dem Wort "Kulturbolschewismus" bezeichnen. Sie brauchen dieses Wortgegenber allen unbequemen Erscheinungen und zu gleicher Zeit sehen wir, da dieselbenMenschen gerade Frderer jener werden, die mit Verursacher des wirklichenKulturbolschewismus gewesen sind.

    So zeigt Sich manchmal noch ein flatternder Instinkt, ein Mangel an Haltung gegenber wirklichzersetzenden Elementen und ein Mangel gegenber der Freude Sowie gegenber dem Ernst. Undauf der anderen Seite kann die Gefahr entstehen, da man gerade, weil man Millionen und aberMillionen in sich heute beherbergt, daran gehen mchte, Kunst und Kultur von einerMillionenmasse aus ZU werten. Wir glauben, da wenn wir groe Persnlichkeiten bejahen, auchdie Kulturpflege von jenen Einzelnen ausgehen mu, die diese Kunstpflege und diese groePersnlichkeit innerlich erlebt haben, d. h. man kann Kunst und Kultur nicht wie in einemWarenhaus als Massenkonfektion geliefert erhalten. Man mu sich davor hten,Volksgemeinschaft mit Masse zu verwechseln. Im Gegenteil, man wird hier auf das Wachstumvon unten sehen mssen und nicht so sehr auf einen Schematismus der Erfassung der Menschenvon oben. Man mu jene zusammenfhren, die die gleiche Sehnsucht haben und jenen Willen

    wecken, der zu dieser Sehnsucht fhrt. Vom Menschen aus und nicht von einem Schema aus

    [39]

    ist immer die groe, die wirklich echte Entwicklung auf allen Gebieten des Lebens gegangen,und wir drfen hier auf dem Gebiet der Kunst keine Ausnahme zulassen. Dann werden wir auchder Gefahr entgehen, da Sich um irgendein Kunstdogma eine Sektenbildung vollzieht. Wirwerden aber ebenso dann der Gefahr entgehen, in gestaltloser

    Masse zu versinken.

    Ich glaube, es ist die Aufgabe der Hitler-Jugend, und damit der gesamten deutschen schaffenden

    Jugend, diese Gedanken zu bernehmen, Sie bei Sich zu Pflegen und weiter zu entwickeln.

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    Man kann nicht immer auf der Hhe seiner grten Stunden sein, aber man mu Sichvorbereiten, ihnen wrdig entgegen zu reifen.

    Der Mann und die Frau mssen einst Achtung haben vor den Trumen ihrer Jugend. Wrdigdieser Zukunft kann nur eine Jagend sein, die tatschlich groe, echte und tiefe Trume hat, diebegriffen hat, da der nchternste Tatbestand des Lebens ja nicht im Gegensatz zu einem groenTraumbild zu Stehen braucht, ja da nur da eine Schpferische Zukunft verbrgt erscheint, woTraumgestalt und nchternes Lebensschicksal ein und dasselbe sind. Und hier mitzuwirken wardie Beglckung unseres weltanschaulichen Kampfes. Es mu auch die Beglckung desGeschlechtes sein, das einmal berufen ist, uns abzulsen, damit jene Trume von uns fr immerwirkliches Leben sind und hinberreichen als neue berlieferung fr kommende Geschlechterund kommende Jahrzehnte und Jahrhunderte. Dieses bestimmte Gefhl auszubilden, das ist miteine der grten Aufgaben unserer Epoche, die uns kein anderes Geschlecht abzunehmenvermag, weil diese kommenden Geschlechter dieses groe Erlebnis unserer Tage gar nicht haben

    knnen. Weil wir dieses hatten und weiterhin haben werden, so

    [40]

    legt uns das die Pflicht auf, jenes Lebensgefhl zu strken und uns immer tiefer bewut ber dieAntriebe unseres Kampfes auf allen Gebieten Rechenschaft abzulegen. Deutschland braucht eingesundes Geschlecht von Staatsmnnern, Arbeitern, Forschern und Knstlern, auf da diedeutsche Revolution nicht eine Episode der deutschen Geschichte, sondern die Einleitung dergrten Epoche des deutschen Lebens sei.

    Weltanschauung und WissenschaftDie alljhrlich im Herbst stattfindenden Arbeitstagungen des Amtes Schrifttumspflege erfahrendurch die programmatischen Reden des Reichsleiters eine parteipolitische Bedeutung, die sieber den begrenzten Rahmen der Schrifttumspflege hinaus zu Marksteinen der gesamtengeistigen Entwicklung der nationalsozialistischen Bewegung machen. Anllich der drittenReichsarbeitstagung am 22. November 1936 sprach Reichsleiter Rosenberg auf einerGrokundgebung in der Berliner Krolloper ber die inneren Zusammenhnge vonWeltanschauung und Wissenschaft. Das Entscheidende dieser Rede war die hier zum erstenmalausgesprochene Feststellung, da die Grundlagen der nationalsozialistischen Staatsauffassungund Weltanschauung schon vor der Machtbernahme gelegt wurden. Die in der Kampfzeitentstandenen politischen und weltanschaulichen Werke stellen einen Kern unserer ganzennationalsozialistischen Literatur dar, der im wesentlichen alles das umschreibt und beschreibt,

    was grundstzliche Forderung fr unsere Bewegung ist. Nunmehr haben Wir die Aufgabe, dieinneren Beziehungen zwischen allen Wissenschaften herzustellen und verantwortungsvoll andem Aufbau einer umfassenden nationalsozialistischen Wissenschaft zu arbeiten.

    Der Fhrer hat in diesen vergangenen Jahren oft ausgefhrt, da die Revolutionen derWeltgeschichte nicht unmittelbar durch das geschriebene Wort, sondern durch das lebendige,gesprochene Wort durchgefhrt werden. Dieses lebendige, gesprochene Wort steht am Anfangund am Tage der Auslsung einer Revolution; aber zwischen diesen Augenblicken steht eineZeit, in der dieses Wort niedergelegt werden mu in geformter Sprache als ein Dokument derZeit, das hinberreicht aus einer Gegenwart in eine neue Zukunft; auch das hat der Fhrer in

    [42]

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    dem Vorwort feiner Schrift "Mein Kampf" ausfhrlich begrndet. seit 1933 ist eine ungeheureFlut des Schrifttums auf allen Gebieten zu verzeichnen gewesen. Es gibt kaum ein Thema, dasvon Berufenen, aber auch von sehr viel Unberufenen nicht besprochen worden wre. Trotzdem

    aber ist es nicht wahr, als habe es vor dem Jahre 1933 ein nur minderwertiges und sehrvereinzeltes nationalsozialistisches Schrifttum gegeben. Vielmehr ist es richtig, da zwar feit1933 eine reiche Verstelung stattgefunden hat, aber nur eine Verstelung dessen, wasgrundstzlich schon vorher ausgesprochen und schriftlich niedergelegt worden war. Nach 1933gab es zahlreiche Verwirklichungen dieser Gedanken in neuen Gesetzen, bedingt durch dieForderungen des fortschreitenden Lebens, und eine groe, notwendige Kommentierung allerTaten der neuen Regierung. Ich mchte aber am heutigen Tage es doch nicht versumen,wenigstens eine ganz kurze schau ber das Schrifttum vor der Machtbernahme zu geben. Dasteht an der Spitze im Jahre 1919 die Tat unseres Vorkmpfers Dietrich Eckart, der vorbehaltlosund grozgig in einer Zeit, da noch niemand auf den Fhrer hren wollte, ihm feine Zeitschrift"Auf gut deutsch" zur Verfgung stellte. Diese Zeitschrift hat sich damit den Ehrentitel der erstennationalsozialistischen Zeitschrift erworben. Dann kam der "Vlkische Beobachter", wenn aucheine Zeitung nicht so unmittelbar zum Schrifttum gerechnet wird. 1922 erschienen meine"Wesen, Grundstze und Ziele der NSDAP." als erste parteiamtliche Schrift dernationalsozialistischen Bewegung. Darauf folgte eine Sammlung der ersten Reden des Fhrers indiesen Anfangsjahren des Kampfes, und 1925 sandte der Fhrer dann das grundlegende, frimmer als Standardwerk zu verzeichnende Werk "Mein Kampf" in die WeIt. Es folgten eineAnzahl von Grndungen, der "Weltkampf" als

    [43]

    Monatsschrift, die jahrelang den Kampf der Bewegung begleitete, spter die

    "Nationalsozialistischen Monatshefte", mehr der weltanschaulich-kulturellen Seite der Bewegunggewidmet; und die ganzen Jahre hindurch gab unser Zentralparteiverlag die"Nationalsozialistische Bibliothek" heraus, die zwar viel Zeitbedingtes, heute berholtes enthlt,aber doch auch eine groe Zahl grundlegender Themen behandelte, die ebenfalls in ihrem Gefgedurchgearbeitet schon vor 1933 da waren; anschlieend an diesen Kern unmittelbarparteiamtlicher schriftstellerischer Ttigkeit schlossen sich einige Werke an, die unmittelbar zuuns mndeten. Der nationalsozialistische Rassengedanke fand in den Werken von Professor Dr.Hans Gnther eine Prgung, die wir alle in diesen Jahren begrten, weil sie eine summe groerForschungen der Vergangenheit in einer Form brachten, die lebensnah und auswertbar fr dasdeutsche Volk wurde. Und in spteren Jahren erschien dann das Werk des ParteigenossenWalther Darree ber das deutsche Bauerntum als Lebensquell der nordischen Rasse, gefolgt vonseinem Werk ber den "Neuadel". Diese summe, zusammen mit noch vielen anderen Werken,stellt einen Kern unterer ganzen nationalsozialistischen Literatur dar, der im wesentlichen allesdas umschreibt und beschreibt, was grundstzliche Forderungen fr unsere Bewegung waren.

    Das Entscheidende der nationalsozialistischen

    Staatsauffassung und Weltanschauung ist also lngst vor der Machtbernahme gesprochen undschriftlich niedergelegt worden. Aber nunmehr ist das ganze Leben durch die Tat erfat, undTausende find aufgerufen, diese Tat neu zu gestalten, neue Fragen des Denkens unserer Zeitharren der Lsung. Die Notwendigkeit der Herstellung innerer Beziehungen zwischen allenWissenschaften steht uns bevor, und die Auslese und Frderung dieser mannigfaltigen

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    Arbeiten bedeutet fr uns alle eine schne und Verantwortungsvolle Aufgabe. so mchte ichmich mit einigen Fragen befassen, die unmittelbar das wissenschaftliche und weltanschaulicheLeben miserer Tage beruhren.

    Da steht als erstes ein Vorwurf, den man unserer Bewegung im Auslande machte und zum Teilnoch heute macht. Man erklrt, die nationalsozialistische Bewegung gehe darauf aus, die Freiheitder Wissenschaft zu knebeln. Dieser Vorwurf hat uns in diesen Jahren besonders geschmerzt,weil wir der inneren berzeugung sind, da wir die Wissenschaften nicht knebeln, sondern ganzim Gegenteil, da wir einer neuen Freiheit der Wissenschaft Bahn geschlagen haben. DieRassenkunde unserer Zeit ist eine neue Wissenschaft, und wenn andere Vlker und Staaten dieseWissenschaft nicht zulassen wollen, dann Zeigen sie nach unterer Anschauung blo, da sie keininneres Recht besitzen, ber "Unfreiheit" bei uns zu sprechen. Das Wesen dieser uns

    schmerzenden Angriffe ist Doch wohl, da man uns untere wissenschaftliche Gewissensfreiheitrauben will und zwar durch jene rauben mchte, deren politische Herrschaft durch andere Lehrenvorbereitet wurde; das heit, da dieser Angriff auf die angebliche Unfreiheit der Wissenschaftbei uns einen Versuch der Sicherung einer politischen Herrschaft in anderen Staaten bedeutet, dieauf anderen Lehren aufgebaut wurde. Das sollte man dann wenigstens offen sagen und sich nichtmit dem Schein begngen, die sogenannte Freiheit der Wissenschaft zu schtzen. DieWissenschaft, Don der die ganze Welt heute spricht, ist ja nicht zufllig in dieser Form in Europaentstanden. Wer einmal der Frage nachgehen will, wo der Heimatort der Wissenschaft der WeItist, der wird einen sehr kleinen Teil Europas umschreiben mssen; er wird vielleicht eine Linievon Paris, London, Stockholm, Warschau und Florenz ziehen

    [45]

    und feststellen mssen, da in diesem kleinen Kreise nahezu olle weltbewegenden Gedanken derheutigen Wissenschaft Der Welt entstanden und durchkmpft wurden. In diesem Rume sind dieMrtyrer Europas entstanden, und sie haben das, was sie erkmpften, fruchtbar gemacht fr alleVlker des Erdballs. Die Naturerforschung im wahrsten Sinne ist eine Tat dieses europischenRaumes und dieses europischen Menschentums gewesen. Und wir alle, auch heute, wir fhlenuns nicht als Nachkommen der Gegner dieser Mrtyrer der Wissenschaft, sondern ganz imGegenteil, wir fhlen uns als Nachfolger aller jener, die einmal dem freien Denken und der freienForschung die Bahn gebrochen haben.

    Wenn wir dieses Bekenntnis fr die Wissenschaft und ihre freie Forschung ablegen, so fgen wirhinzu, da wir damit zugleich ein Bekenntnis auch zur exakten wissenschaftlichen Forschungaussprechen. In den letzten Jahren hat es nicht an Romantikern gefehlt, welche glaubten, diesesGebiet verlassen zu knnen und in allen Zonen zu schwrmen. Wir sind dagegen derberzeugung, da das gewissenhafte Experiment schon in den vergangenen Jahrzehntenverhinderte, da die europische Wissenschaft (ich in dem geistigen Nebel einer Phantastereiverlor. Man hrte in den letzten Jahren manchesmal, das mechanistische Zeitalter derWissenschaft sei gestorben, der Kausalittsbegriff sei berwunden und durch andere ersetztworden. Wenn wir das hren, so mssen wir dem Bekenntnis zur exakten Wissenschaft genau sostark das Bekenntnis zu einer strengen Erkenntniskritik hinzufgen. Denn die Fragen nach derUrschlichkeit auf allen Gebieten des Lebens sind ein Urgesetz unseres Daseins und Denkens.

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    Wir knnen die Urschlichkeit nicht erfahrungstechnisch bis in die letzten Folgerungennachweisen, weil dann die Zeit aufhren mte. Wir knnen sie aber nicht

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    entbehren, weil wir ohne diese Voraussetzung berhaupt nicht denken und nicht forschenknnten. Wir wissen aber, da es viele Formen der Urschlichkeit gibt, und da die deutscheSprache fr diese Formen mannigfaltige Schattierungen gefunden hat. Wir sprechen, auf dereinen Seite von Ursache und Wirkung, aber auch von Reiz und Folge und von Motiv und Tat.Wie immer wir das aber auch umschreiben wollten, die innere und uere Gesetzmigkeit desLebens, des Universums, zu erweisen, wird immer Ziel germanischer Forschungsttigkeitbedeuten; und wer etwas anderes will, der will nicht Wissenschaft, sondern Zauberei.

    Wer dieser inneren, charakterlichen und geistigen Linie Zu folgen bereit ist, der wird sich auchunter Umstnden dazu bequemen mssen, Bilder und Theorien fallen zu lassen, wenn sie durchnicht zu leugnende Erfahrungstatsachen widerlegt erscheinen. Und diese innere Wahrhaftigkeit,die manchmal schon in vielen Forscherleben schmerzhaft gewesen ist, die manchesForscherleben nach jahrzehntelangen Mhen oft zerstrte, aber doch dieses Bekenntnis forderte,diese Wahrhaftigkeit unterscheidet sich von einem anderen Bestreben, wonach die sogenanntegesunde Vernunft nur dazu da sei, die sogenannte Wahrheit des fr immer festgelegten Glaubenszu beweisen. Wir glauben, da eine derart getretene und geknechtete Vernunft nicht mehr gesundsein kann, sondern krank sein mu.

    Aber damit ist ein Punkt berhrt worden, der uns in unserer Zeit besonders beschftigt, nmlichdie Wechselbeziehung zischen exakter Wissenschaft und Weltanschauung. Manchesmal hat eine

    weltanschauliche Wendung der Wissenschaft und Forschung neue Wege gewiesen, und inanderen Zeiten hat eine wissenschaftliche Entdeckung ein weltanschauliches Bild gestrzt. AlsCoppernicus seine Lehre verkndete und durchsetzte, da zerbrach ein tausend-

    [47]

    jhriges Bild dieser WeIt, und trotzdem dieses alte Bild durch seine Lehre sich noch Jahrhunderteweiter erhielt, war sein Untergang nicht zu verhindern. Die heutige Rassenkunde sprengt erneutverschiedene Bastionen einer absterbenden Vergangenheit, und die Ergebnisse derVorgeschichtsforschung ndern das Bild vom Richtungsstrom der vielen Vlkerwanderungen,die nicht mehr nach diesen Ergebnissen von Osten nach Westen, sondern vom Norden nach

    Sdosten gegangen sind. Und da mssen wir sagen, wenn wir diese Zusammenhnge zwischenexakter Forschung und Weltanschauung berblicken, da ein wirklicher Lebensstil einer Nationoder einer verwandten Vlkergruppe, eine innere, echte Kultur nur dann entstehen kann, wennnach und mit der exakten Naturwissenschaft alle Einzelgebiete des Lebens durch eine Schau derWelt verbunden sind. Der Versuch der Theologie, das in Europa durchzusetzen, ist gerade durchdie Nichtbercksichtigung der exakten Naturwissenschaft gescheitert. Wir aber stehen heute imZeichen einer groen Bewegung, diese Ausgliederung und Zerreiung des ganzen Daseins, dieseit 150 Jahren fortschreitend sich in der Geschichte bemerkbar macht, innerlich zu berwinden.Und ich glaube, da wir hier ein Bekenntnis vor der deutschen Wissenschaft ablegen knnen, ichglaube, da eine nationalsozialistische Philosophie einst die Knigin der Fakultten einerkommenden Universitt werden wird.

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    Wer die geistigen Tendenzen und politischen Schlufolgerungen seit der Reformation berblickt,der wird finden, da diese groe europische Revolution eine Zertrmmerung eines alten Bildesder WeIt mit sich brachte, da aber nach ihr eine neue, weltanschaulich bindende Kraft sich nicht

    mehr einstellte, sondern da nunmehr die Ausgliederung aller Lebensgebiete in steigendem Maevor sich schritt, so da wir am Ende des 19. Jahrhunderts

    [48]

    eine Wissenschaft an sich, eine Religion an sich, eine Kunst an sich, eine Politik und eineStaatsfhrung an sich hatten, ohne da diese Gebiete innerlich verbunden waren und von einereinzigen schau beherrscht wurden; ganz im Gegenteil: auf der einen Universitt wurde die eineAnschauung gelehrt, auf der anderen genau das Gegenteil, und alle diese Anschauungenkmpften um die Seele eines jeden Einzelnen von uns. Und was wir an politischer Zerrissenheitin Deutschland erlebten, war ja nur die uere Folge dessen, was sich innerlich seit Jahrzehnten

    vorbereitet hatte. Die Aufgabe unserer Zeit besteht darin, diese auseinander gegliederten Gebieteder Wissenschaften innerlich zusammenzufgen, sie ans einem neuen Erleben mit einembindenden Element zu versehen und eine neue Gliederung dieser Wissenschaften vorzubereiten.

    Und ich glaube ferner, als ein zweites Bekenntnis Zu diesem Problem aussprechen zu knnen:da diese neue Philosophie nicht von metaphysischen Spekulationen, sondern von einergermanischen Wertlehre ihren Ausgang nehmen wird.

    Der Streit der Konfessionen, der Jahrhunderte das Leben Europas beherrscht, ist zu Erdegegangen; das Ringen der Werte hat seinen Fortgang genommen. Und die Feststellung dieserWerte von Ehre, Treue und Tapferkeit sind auch exakte Feststellungen, Feststellungen unsererinneren Erfahrung. sie sind ebenso exakt wie ein physikalisches Experiment. Wir glauben, da

    das Bekennen und Dienen fr diese Werte eine Grundlage fr das ganze religise Leben derVergangenheit und der Gegenwart Deutschlands, oft bewut, oft unbewut, gewesen ist.Nietzsche hat einmal sein monumentales Wort geprgt: "Wenn Ihr fragt, was ist gut? Tapfer seinist gut!" Tapferkeit berall, als Soldat, als Forscher und als Denker. Mit diesen Werten derTapferkeit ist tatschlich

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    ein altes, germanisches Ethos wieder lebendige Wirklichkeit auf allen Gebieten unseres Lebensgeworden und bildet die Einheit all der Bettigungen, die wir in diesem Leben durchzufhrenhaben.

    Wenn wir diese Aufgaben in dieser Kurze und Prgnanz berblicken und auf ihren inneren Wertprfen, dann bin ich der berzeugung, da die deutsche Wissenschaft wieder stolz werden kanngegenber den Problemen, die ihr gestellt worden sind. Wir konnten aber leider in den letztenJahren feststellen, da nicht selten bei Professoren, Lehrern und Studenten ein gewissesMinderwertigkeitsgefhl gro geworden ist. Forscher und Student sahen sich einer neuenRevolution, einem neuen, alles umstrzenden Leben gegenber. Sie sahen neue Mchte undGestalten dieses Leben formen und beherrschen und fhlten sich irgendwie zurckgesetzt, nichtso beachtet wie in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten. Und es ist richtig: unserZeitalter ist ein politisches Kampfzeitalter. Wir alle find stolz, in diesem Zeitalter mitkmpfen zudrfen. Wir alle find stolz zu sehen und zu erleben, wie ein geknechtetes und scheinbar schonaufgegebenes Volk sich wieder aufgerafft hat und inmitten einer feindlichen Umwelt aus seinem

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    tiefsten Fall die Krfte zur grten Wiedergeburt zu ziehen verstand. Und deshalb ist es recht undfr uns alle selbstverstndlich, da der politische Fhrer im Zentrum dieses Zeitgeschehens stehtund im Brennpunkt aller Wertungen und Beobachtungen unserer Tage. Inmitten einer

    militrischen Ohnmacht hat der Fhrer in diesen Jahren mit seinen Mitarbeitern uns die nationaleauenpolitische Freiheit wieder sichern knnen. Deshalb ist es fr uns selbstverstndlich, dadieses deutsche Volk mit stolz auf seine junge starke Wehrmacht schaut, und da auch der Soldatwieder im Brennpunkt dieses deutschen Lebens erscheint.

    [50]

    Aber wenn wir das alles mit Freuden aussprechen, so wollen wir doch nicht vergessen, daniemals eine groe Revolution von Dauer gewesen ist, wenn sie nicht imstande war, die Ideender Vergangenheit durch eine neue schau der WeIt zu ersetzen. Man kann eine Vergangenheitweder nur politisch noch nur militrisch berwinden, man kann sie nur berwinden, wenn an die

    stelle vorherrschenderWerte und Ideen neue Ideen und neue Werte, die diesem Zeitalter entsprechen, gesetzt werden.

    Auf dem Parteitag 1935 in Nrnberg hat der Fhrer in seiner Schlurede darauf eindeutighingewiesen, da die Erziehung, die Formung und Durchsetzung der nationalsozialistischenWeltanschauung fr die kommenden Jahre und Jahrzehnte mit zu den wichtigsten Aufgabenunserer Revolution gehrt. Und ich bin schon der Anschauung, da die Namen der Forscher undDenker aus den vergangenen Zeiten und Jahrhunderten genau so heroisch und gro durchklingen,wie die Namen der Feldherrn Knstler und Staatsmnner. Gedanken, die auf Taubenfen gehen,haben oft, wenn sie dann die Form der Rede erhielten, Welten revolutioniert, und eineWissenschaft, die sich manchmal scheinbar ganz vom Leben trennte, fhrte dann pltzlich in

    ihren Ergebnissen unmittelbar in dieses Leben hinein. ber Vererbungslehre habenJahrzehntelang Menschen besprochen. Die Gesetze der Vererbung sind durch stille Forschungendurch Jahrzehnte verfolgt worden, und pltzlich steht dieses Ergebnis mitten in einer groenpolitischen Revolution, und die Gesetze,, die dieses neue Deutschland auf Grund dieserErkenntnisse durchgefhrt hatte, stehen im Brennpunkt des politischen Kampfes nicht nur inDeutschland, sondern in ganz Europa. Und ich glaube, wir haben alle Ursache, die Professoren,Lehrer und Studenten aufzurufen, die Wrde echter Wissenschaft zu verteidigen und den Stolz zuhaben,

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    ihr ein Leben ebenso zu weihen, wie der Staatsmann es tut im Kampf um die Erhaltung seinesVolkes.

    Wir wollen nicht vergessen, da diese deutsche Wissenschaft in der Vergangenheit sichWeltruhm erstritten hatte, da es einstmals Zeiten gab, wo sie aus allen Staaten nach Deutschlandkmen, um zu Fen eines Humboldt oder Ranke zu sitzen. Wir wissen, da diese Geister, dieauch in ihrer Zeit eine groe Weltschau hatten und formten, mit zu den bedeutendsten Genien desdeutschen Volkes gehrten. Und heute, da stehen die Probleme unserer Zeit nicht zu zehn,sondern zu Hunderten von neuem auf, und diese Probleme rufen nach Menschen, die siebearbeiten, erleben und verarbeiten und als geformte Kraft hinbegehen in die Zukunft. Wer heuteals Student und als Lehrer diese heutige Zeit berblickt, der sollte sich nicht furchtsam vor ihrzurckziehen, sondern sollte sich in sie hineinstellen, weil diese Probleme fr ihn ein neues Feld

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    der Arbeit, ein neues Kampfgebiet, ein neues Zeichen dafr sein knnen, da er nochschpferisch ttig ist. Wir haben keine Ursache, Doktorarbeiten zu verfassen, wie man sie seitzwanzig, dreiig, fnfzig Jahren in der gleichen Weise verfassen mute, sondern wir sind der

    berzeugung, da die Lehrer von heute die Pflicht haben, aus dem Erleben unserer Zeit auchneue Themen aufzustellen und eine neue Formung vorzubereiten. Es wren Themen denkbar: dasWesen der deutschen Naturerforschung noch einmal vom Gesichtspunkt unserer Zeitdarzustellen, es wre wichtig, an stelle der alten, verschwommenen Vlkerpsychologie eineLehre der Rassenpsychologie auszubauen, es wre wichtig, eine groe Geschichte derVlkerwanderungen auf Grund der neuen Ergebnisse zu schreiben, es wre wichtig, das altenordische Schnheitsideal in der Kunst in geformter schner Form Deutschland zu schenken, undeine neue Philosophie der Kunst wartet heute darauf,

    [52]

    geschrieben zu werden. Ein Geschichtsforscher wird den Untergang der antiken WeIt zusammenmit der Rassenzersetzung dieser Zeit neu zu erzhlen wissen. Wie sich der Einbruch desChristentums in diese antike Welt vollzog, mu neuen Forschungen unterliegen. Der Kampf derCharakterwerte in der europischen Geschichte, dargestellt als Innenseite der groen politischenund militrischen Kmpfe, wartet ebenfalls auf seinen Verfasser. Ich glaube, das Feld ist frei frkhne Geister wie seit fnfhundert Jahren nicht mehr.

    Wenn wir aber das positiv vorausschauen und fordern, dann haben wir auch die Pflicht, aus demDenken und Fhlen unserer Tage uns gegen Verflschungen dessen zu wehren, was wir unsereWeltanschauung nennen. Wir wissen sehr wohl, da alte, jahrhundertealte Machte niemals ohneweiteres ihre Positionen vor einer politischen Revolution rumen werden. Wir wissen, da sie

    selbstverstndlich, erzogen in einer fein geschliffenen Form und Dialektik, ihre Schler nach wievor in alter Weise unterrichten wollen, und wir sehen diese verschiedenen Lehren derVergangenheit mit neuen Namen und unter neuen Formen wieder Eingang bei uns suchen. Eineuniversalistische Schule ist bemht, sich als die Deutung unserer Weltanschauung und als unsereGesellschaftslehre auszugeben. Diese schule konstruiert eine Stufenleiter der Werte und beginntin etwas alter Form mit der Menschheit, die sich dann in Kulturkreise ausgliedert, und aus diesenKulturkreisen entsteht das Volk und aus dem Volk der Stand und aus dem Stand schlielich dasIndividuum. Wenn man dieser ganzen alten Dialektik nachgeht, so ist der lebendige Menschschlielich nur ein Produkt der Ausgliederung aus einer abstrakten Menschheit. Und Zugleichwird dann der Vorrang des Geistes mit der alten Unbefangenheit von frher wieder verkndet.Wir

    [53]

    dagegen sind der berzeugung, da es sich in diesem Kampf nicht um die Vorherrschaft einesabstrakten Geistes handelt, sondern um die Gestaltung eines ganz konkret qegebenenMenschentums.

    Ober es kommt eine andere Schule, diesmal weniger von der soziologischen Seite als von derbiologischen, und stellt ebenfalls eine Stufenleiter auf, mit der wir uns zu befassen haben. siestellt als das Unterwertigste das Mechanische hin, etwas hher steht schon das Biologische undwieder hher das psychologische, und am Ende kommt dann das Theologische. Wir sindberzeugt, da die alte Scholastik wieder auf Gummisohlen ber Gesellschaftslehren und Meta-

    Biologien hinweg bei uns Eingang finden mchte, und ich glaube, es tte gut, wenn wir feine

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    Ohren haben, um diese Schritte zu hren. Denn es ist ja nicht so, als ob nun die Theologie durchden abstrakten reinen Geist geherrscht hatte, sondern sie hat geherrscht durch Einschchterungund Einschreckung aller Einbildungskrfte des Menschen. Sie hat geherrscht schlielich durch

    das Schwert, und sie hat geherrscht durch Folterwerkzeuge. Wir wollen gern Vergangenesbegraben sein lassen. Man soll uns blo nicht ins Gesicht unwahre Behauptungen als Tatsachenhinstellen wollen. sie sollen ruhig schreiben, was sie wollen. sie sollen das blo nicht alsnationalsozialistisch ausgeben, sondern als das, von wo sie gekommen sind und was sie wirklichmeinen.

    In dieser ganzen Abwehr glaube ich aber, da wir gro und stark genug sind, um niemalskleinlich zu werden. Wir haben 1919 bis 1933 einen erbitterten politischen Kampf auf Leben undTod mit Marxismus, Judentum und Liberalismus gefhrt. Wir sind der berzeugung, da wir mitJudentum und Marxismus auch niemals Frieden herbeifhren knnen, sondern da wir estatschlich hier mit Menschentum und Gedankensystemen zu

    [54]

    tun haben, die niemals mehr Eingang ins deutsche Volk finden drfen. Wir wissen sehr wohl, dadiese marxistische Bewegung schlielich eine Schlufolgerung vorangegangener Geisteszustndedarstellte. Wenn wir aber diese vorhergegangene Geistesstufe, die demokratisch-liberalistischeEpoche, grundstzlich in breiter Front bekmpften, so konnten wir damals keine Ausnahmenmachen. Wir sind aber nicht so kleinlich, um diese Epoche von 150 Jahren in Bausch und Bogenzu verwerfen. Wir sind der berzeugung, da, wenn wir auch von diesem liberalistischenDenken, das allein von einem losgelsten Ich glaubte Mensch und Staat gestalten zu knnen,Abstand nehmen, da doch in dieser Zeit eine Menge groer Menschen aufgestanden sind, die

    wir heute in unsere Bewegung, in die Geschichte Deutschlands vorbehaltlos einreihen knnen.Der Liberalismus ist an sich tot. Er ist somit Geschichte geworden. Wir knnen an den Gestaltenvon Humboldt bis Hckel vieles Zeitbedingte streichen, und es bleiben mit ihnen und mit vielenanderen groe, starke Persnlichkeiten brig, die wir in der deutschen Geistesgeschichte nichtvermissen wollen, sondern die wir als groe Deutsche heute in uns gemeinsam als verwandteMenschen fhlen und mit ihnen innerlich weiter zu arbeiten bereit sind. Und schlielich, eineWeltanschauung wird nicht allein durch die Wissenschaft dargestellt. Es war ein Irrtum derVergangenheit, nur im geschriebenen Wort die Darstellung eines Gedankens zu erblicken. Heutefind wir zum ganzen Menschentum zurckgekehrt. Und genau so, wie wir Herz und Verstandeiner Idee zur Verfgung stellen, so dient auch die Welt des Auges und dient die WeIt des Ohresden gleichen Gedanken, Gefhlen und Anschauungen.

    Eine Weltanschauung ist also durchaus nicht Dialektik, sie ist auch nicht nur geschriebenes Wort,sondern sie ist ebenso unmittelbare Tat. Ein Aufmarsch auf unseren

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    Parteitagen durch die SA. und SS. oder unseren liebgewordenen deutschen Arbeitsdienst istebenso weltanschauliche Darstellung wie ein groes philosophisches Werk dernationalsozialistischen Idee. Die Vereidigungen unserer politischen Leiter sind eine symbolischeDarstellung dieser Weltanschauung unserer Bewegung genau so wie die heroische Totenfeier des9. November. Ihnen schlieen sich an die Monumentalbauten, die fr die Bewegung heute schonin vielen Orten Deutschlands entstehen, und wir alle hoffen auf die Zeit, wo auf anderen

    Gebieten der Knste hier eine Darstellung dessen erwchst, was wir unsere Weltanschauung

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    nennen. Wir wollen also, anmaend wie wir sind, den ganzen Menschen erfassen und das, wasinnerlich lebendig wurde in dieser Zeit und sich siegreich durchsetzte, darstellen in Wort und Tatund in der Mitwirkung des Menschen selbst, der diese Weltanschauung trgt. ber allem flattert

    das schnste Zeichen dieser Weltanschauung, unser Symbol, die Fahne des neuen Reiches. Wersie anschaut, der wird in steigendem Mae alles wieder miterleben, was er gedacht und impolitischen Kampf erlebt hat. Um diese Fahne wittern heute schon die Geister von Hunderten vonMrtyrern, von Tausenden und aber Tausenden, die unter diesem Symbol kmpften, und dieseFahne soll diese Erlebniskraft mit all dem, was Bcher schreiben und Menschen reden undMenschen tun, hinbertragen aus unserer Zeit in die Zukunft. Und weil das so ist, deshalb hassenuns die alten Mchte mehr, als sie die marxistische Bewegung gehat haben. Sie haben in dermarxistischen Bewegung zwar auch eine Gegnerschaft gesehen, aber nicht eine Kraft, die siewirklich frchteten. Sie haben in ihr eine Kraft gesehen, die die Menschen auflste, sie in kleineKampfgruppen ausgliederte, so da man die eine Gruppe immer mit einer guten Politik gegen dieandere aus-

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    spielen konnte. Und so erscheint das merkwrdige, aber nur fr Oberflchliche merkwrdigePhnomen, in der ganzen WeIt das gleiche, da die Menschen und Mchte, die eigentlich die alteKultur Europas und die Religion Europas schirmen sollten, Hand in Hand mit den Zersetzern undZerstrern Europas gegangen sind. Sie hatten 1918 die Chance, eine neue Kultur zu beginnenund eine neue Anschauung der Welt zu verknden, oder durch neue Bettigung und Bewhrungalthergebrachter Reden und Predigten diese erneut zu erproben. Sie haben diese geschichtlicheGelegenheit vorberstreichen lassen, und wer das einmal in solchen geschichtlichenAugenblicken tut, der hat das Recht verwirkt, dieses deutsche Volk noch erziehen zu wollen.

    Inmitten also der Gesamtheit dieser Schau wird die kommende Zeit der deutschen WissenschaftUngeheuer groe Aufgaben stellen mssen zur Verteidigung unserer Revolution auf allenGebieten des Lebens. Und diese Wissenschaft soll nicht so bescheiden fein, sondern sie soll stolzauf diesen Auftrag sein, den sie vom Leben erhalten hat; sie zeige sich dieser Aufgabe wrdigund bereite in ihren Studenten und Schlern die Erfllung dieser Aufgabe vor; denn sie mu sichbewut sein, da wir heute in Europa um ein Entweder-Oder kmpfen.

    Das, was sich als eine dunkle Gewitterwolke 1918 erhoben hatte, ist lngst in Blitzenniedergegangen ber andere Vlker in Europa. Unsere Darstellung und unsere Diagnose derWeltpolitik, die wir seit 16 Jahren in unbeirrbarer Folgerichtigkeit verkndeten, hat sich geradeim Jahre 1936 als die richtige erwiesen. Alle sonstigen Deutungen dieser weltzerstrenden

    Bewegung waren oberflchlich, und sie waren oberflchlich, weil die Menschen, die da redeten,zu feige waren, die Wahrheit zu sagen. Der Fhrer hat in seiner Kulturerde in diesem Jahr ineiner groen Schau dargestellt, da wir begreifen

    [57]

    mten, da seit dem Jahre 1789 bis jetzt sich ein einziges groes Drama abgespielt hat, und alldie kleineren Revolutionen und Umwlzungen dazwischen waren nur Akte in diesem einengroen Drama. Und da sind wir der berzeugung, da in ganz Europa sich dienationalsozialistische Schau der Politik und des Lebens als die widerstandskrftigste erwiesenhat, widerstandskrftig, weil sie Millionen und aber Millionen mit einem neuen Glauben erfllte,

    und weil sie einen neuen Glauben hatte, auch mit der Entschlukraft, ihn zu verteidigen gegen

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    die alte Welt und zwar nach zwei Fronten: gegenber einer absterbenden und doch immer nochanmaend auftretenden Vergangenheit und gegenber einem furchtbar aufbrausenden Weltzerfallmit den Abenteurern und Halunken aus aller Welt zusammengeballt. Was sich an sozialen und

    weltanschaulichen Zuckungen abspielt, das sind doch alles Zeichen dafr, da eine alte WeItihren Halt verloren hat, da die Menschen in Wirklichkeit an die ihnen gepredigten Ideen nichtmehr glauben, weil sie nicht die Kraft und den Mut haben, diese Ideen noch wirklich zuverteidigen. Das ist der Kampf, in dem wir stehen, politisch, soziologisch, gesellschaftlich,weltanschaulich und wissenschaftlich. Dieser Kampf ist heute unser Schicksal geworden, einSchicksal aber, das wir uns selbst bewut gezimmert haben, das wir auf uns genommen haben.Wir knnen diesem Schicksal nicht entgehen, wir wollen ihm auch nicht entgehen, und wirbekennen uns kmpfend zum groen Gesetz unserer Zeit, und nur so knnen wir dieser Zeitwrdig sein.

    Fichte, ein Kmpfer fr die geistige Einheit der NationAnllich Fichtes 175. Geburtstag sprach Reichsleiter Rosenderg am 23. Mai 1937 in einerfeierlichen Gedenkstunde in Rammenau, dem Geburtsort dieses groen deutschen Denkers.Der Reichsleiter hob den kmpferischen Einsatz Fichtes als Verkrperung einer aktiven imsehen stehenden Persnlichkeit hervor, die mit mit khnem Mut an die Lsung der Problemeder Welt heranging, und ein groes Denkgebude errichtete, das inmitten einer innerenZerrissenheit ein stolzer Appell an die ewigen Charkterwerte des deutschen Volles ist. Nachseiner Rede legte der Reichsleiter in Begleitung von Gauleiter Mutschmann einen Kranz andem schlichten Gedenkstein des deutschen Philosophen und Predigers nieder.

    Am 19. Mai d. J. beging das deutsche Volk den 175. Geburtstag eines Groen seiner Geschichte.Im kleinen Ort Rammenau als Sohn eines armen Webers geboren, war es Johann Gottlieb Fichtevergnnt, in einer schweren Schicksalsstunde das deutsche Volk aufzurtteln aus tieferMutlosigkeit und ihm ein neues hohes Ziel der Freiheit und nationalen Einigkeit zu setzen. berseine Zeit hinweg aber wurde der Name F i ch t e fr viele der Inbegriff heroischerGeisteskmpfe um die Freiheit des deutschen Denkens und fr die Kraft einer bewutendeutschen Tat. So wirkte sein Lebenswerk ber die Jahrzehnte hinweg klrend und in seinenForderungen unnachsichtlich hart als eine der strksten Erziehungskrfte zu deutschem Charakterund deutschem Zukunftswillen,

    Bei jedem groen Menschen werden wir, um seine Gesamtpersnlichkeit zu verstehen, unsvergegenwrtigen mssen, inmitten welc