Rote Listen und Monitoring am Beispiel der Wasservögel · 2016. 3. 31. · Ornithologische...

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31/03/2016 1 Rote Listen und Monitoring am Beispiel der Wasservögel Hans-Günther Bauer Ornithologische Gesellschaft Baden-Württemberg OGBW Dachverband der Vogelkundler Baden-Württembergs; Gemeinnütziger Verein mit ~ 430 Mitgliedern, darunter vielen Art- und Gebietsspezialisten; hält zentrale Datenbank (unter Nutzung von ornitho.de und anderen Datenportalen u. -banken) Wissenschaftliche Zeitschrift Ornithol. Jh. Bad.-Württ. www.OGBW.de Vogelwarte Radolfzell, Institut der Max-Planck-Gesellschaft www.orn.mpg.de Wissenschaftliches Institut mit enger Verknüpfung zu den Vogelkundlern Bad.-Württ. und benachbarter Regionen Fokus auf experimentelle Arbeiten und wissenschaftliche Auswertung von Daten, aber auch auf die Koordination von (Monitoring-)Projekten Wissenschaftliche Zeitschrift Vogelwarte 1

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1

Rote Listen und Monitoring am Beispiel der Wasservögel

Hans-Günther Bauer

Ornithologische Gesellschaft Baden-Württemberg OGBW

• Dachverband der Vogelkundler Baden-Württembergs;

Gemeinnütziger Verein mit ~ 430 Mitgliedern, darunter vielen

Art- und Gebietsspezialisten; hält zentrale Datenbank (unter

Nutzung von ornitho.de und anderen Datenportalen u. -banken)

• Wissenschaftliche Zeitschrift Ornithol. Jh. Bad.-Württ.

� www.OGBW.de

Vogelwarte Radolfzell, Institut der Max-Planck-Gesellschaft� www.orn.mpg.de

• Wissenschaftliches Institut mit enger Verknüpfung zu den Vogelkundlern Bad.-Württ. und benachbarter Regionen

• Fokus auf experimentelle Arbeiten und wissenschaftliche Auswertung von Daten, aber auch auf die Koordination von (Monitoring-)Projekten

• Wissenschaftliche Zeitschrift Vogelwarte

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§• Erhaltung und Überwachung der biologischen Vielfalt und nachhaltige

Nutzung ihrer Bestandteile gemäß Weltkonferenz der UN in Rio 1992

• Bundesnaturschutzgesetz 2010 (§ 6 Beobachtung von Natur und Landschaft)

• internationale Regelwerke:

EU-Vogelschutzrichtlinie, FFH-Richtlinie, Ramsar-Konvention,

Afrikanisch-Eurasisches Wasservogelabkommen AEWA u. a.

• Mitgliedschaften in internationalen Organisationen ( z. B. Wetlands International: regelmäßige Überwachung der Brut- und Rast-bestände von Wasservogelarten, um ihre Erhaltungssituation zu ermitteln und Anforderungen an Schutzmaßnahmen und Nutzungskonzepte zu formulieren)

• Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung: Naturschutzindikator beruht auf bundesweiten Bestandsangaben von Vogelarten

Unterstützung der Länder/des Staates bei derErfüllung von Berichtspflichten

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Methoden

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Gängige Erfassungsmethoden - Brutzeit

RevierkartierungenLinientaxierungen und TransektzählungenPunkt-Stopp-ZählungenKombinierte Punkt-Stopp+TransektzählungenAtlasarbeiten, VerbreitungsstudienRelativmethoden in artenreichen LebensräumenZählungen mit exakter ZeitvorgabeFang-/WiederfangmethodeArtspezifische Erfassungen

Gesamtbestandserfassung (Absolutzählung)Nestersuche...Zählungen von Familien/jungeführenden WeibchenZählungen in Vogelkolonien etc.

Gängige Erfassungsmethoden - Herbst/Winter

Linientaxierung im Winter, auch biotopbezogenGesamtbestandserfassung (WVZ, Mauservögel)ZugplanerfassungSynchronzählungen von Vogelarten/-artengruppen etc.

Bei Wasservögeln

4

Fehlerquellen und Erfassungsprobleme

Abhängigkeit der Erfassungsgenauigkeit von Stichprobengröße

Komplexität und Wiederholbarkeit der Methode

Arbeitsaufwand und Kartierungsgeschwindigkeit

Mitarbeiter-Fähigkeiten: Artkenntnisse,

Hör-, Seh- und Aufnahmefähigkeiten,methodische Genauigkeit

Einflüsse vonLebensraum Gesangs(in)aktivitätTageszeit WitterungJahreszeit Vogelart(en)Störereignissen Vogeldichte

Verwechslung von Arten �

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4

• gefestigte feldornithologische Kenntnisse?

• alle gängigen Vogelarten ausreichend gut bekannt?

• Seh- und Hörvermögen nicht beeinträchtigt?

• Zählstrecken und –punkte bekannt?

• Kartierungserfahrung vorhanden?

• genaue und zuverlässige Arbeitsweise selbstverständlich?

• Mitarbeit über mehrere Jahre gesichert (möglichst mind. 3)?

• Ergebnisse „müssen“ rasch eingesandt werden

Praktische Umsetzung

Qualifikation

6

� Schwierigkeiten bei der Erfassung (Training wichtig!), aber auch Gefahr, geschützte Arten zu schießen (Straftat)

Wasservögel sind leicht zu verwechseln

Foto: NABU Tim Dove

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Wasservögel sind leicht zu verwechseln

Foto: NABU Tim Dove

Stockente

Schnatterente

Pfeifente

Moor-ente

Tafel-ente

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Praktische Umsetzung

Flächenvergabe

► Repräsentanz der Flächen wichtig

► 400 Flächen zur Erreichung aller Aussagen des MhB in BW nötig (aber bisher noch nicht erreicht)

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Zufallsstichprobe Geschichtete Stichprobe

Beim Monitoring häufiger Vogelarten MhB „geschichtete Zufallsstichprobe“ (b+a)

Systematische

Stichprobe

10

Fragestellung im Vorfeld klären

Methode auf die Fragestellung anpassen

Verständlichkeit/Umsetzbarkeit der Methode

Bestmögliche, fehlerarme Datenermittlung � Schulung!

Geringstmöglicher Aufwand (Feld und Auswertung)

Mitarbeitermotivation und gutes Feedback

Hoher ’Spaßfaktor’, keine Überforderung � Mitarbeiterstamm

Vorkenntnis potenzieller/tatsächlicher Fehlerquellen

Bestimmung der Datengenauigkeit

Zeitnahe Publikation In BW derzeit:

� 10 Regionale Arbeitsgemeinschaften

� > 1.500 Beobachter und Melder

Praktische Umsetzung

Grundsätzliche Vorgaben

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• Erfassung der Vogelwelt auf breiter Basis

• Über ornitho.de gemeldete „Zufallsbeobachtungen“:derzeit ca. 800.000 Datensätze/Jahr, weitere noch nicht gemeldet oder über andere Quellen (ornitho.ch!)

• Bestehende Monitoring-Programme in BW / regional

• Monitoring häufiger Brutvogelarten (MhB)

• Koloniebrüter (KO, früher GR; Rsw, Msw, Bfr, As)

• Bruterfolgserfassung

• Atlaskartierungen

• Fang- und Beringung

• Mauserzählungen

• Planmäßige Erfassung des Vogelzugs

• Monitoring rastender Wasservögel (MrW =WVZ)

• Gebietsbezogene Erfassungen

• Spezifische Untersuchungen zu einzelnen Arten

• (geplant: Monitoring seltener Brutvogelarten MsB)

Verteilung der Beobachtungsdaten in Bad.-Württ. aus ornitho.de

(Stand 2015)

Welche Erfassungsprogramme gibt es in BW?

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www.ornitho.de

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Beispiel Phänologie des Vogelzugs (aus Zufallsbeobachtungen)

Silberreiher 2015

Jahreszeitliche Verteilung Summen

Pentaden

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

An

zah

l [I

nd

]

1.200

1.000

800

600

400

200

0

Schnatterente 2015

Jahreszeitliche Verteilung Summen

Pentaden

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

An

zah

l [I

nd

]

700

600

500

400

300

200

100

0

14

Beispiel Brutverbreitung

• ADEBAR-Atlas für 2006-09.• Frühere Brutkartierungen in „Avifauna Baden-Württemberg“

Quelle: OGBW, DDA (ADEBAR-Kartierungen) 15

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Brutvogel-Monitoring - Wasservögel

Brutverbreitung des Höckerschwans in BW

Brutverbreitung der Tafelente in BW

Foto: NABU Tim Dove

Problem der Erfassungseinheit: „Brutpaar“, „Weibchen bzw. Männchen whrd. der Brutzeit“

oder „jungeführendes Weibchen“ (� Bruterfolg)… Nichtbrüter! Nestersuche sehr schwierig.16

Beispiel Brutvogelmonitoring bei Koloniebrütern

BrutvogelmonitoringKormoran

Problem besetzter/unbesetzter Nester oder erschwerte Zugänglichkeit

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Bundesweite Zählergebnisse der Stockente im Januar 2007 (J. Wahl, DDA)

Abdeckung in Baden-Württemberg sehr

lückenhaft � landesweite Erfassung 2008/09

Wasservogelzählungen

Globales Zählernetz (Nov. + Jan.) Nationales Zählernetz (Nov. + Jan.)

18

BWphysischWikipedia

Jagst

Kocher

Rems

Fils

Tauber

Federsee

2 Hochrhein H

Main

8 Oberschwaben O

6 Gewässer in Nord- und Ost-BW Z

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Wasservogelzählungen

Landesweite WVZ 2008/09 und 2014/15

aus Bauer et al. 2010

mit > 500 ehrenamtlichen Zählern

20

Wasservogelzählungen am Bodensee

Ab 1950er Jahren in Teilen des Seegebiets, ab 1961 flächendeckend synchron auf 96 (99) Zählstrecken, in 8 mittmonatlichen WVZ (September bis April)In 54 Jahren WVZ wurden hierbei >50 Mio. Wasservögel (inkl. Möwen) erfasst

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0

200.000

400.000

600.000

800.000

1.000.000

1.200.000

1.400.000

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/12

13

/14

Win

ters

um

me [

Ind

.]

Wasservogelzählungen am Bodensee

Walter GABATHULER,dienstältester Zähler am Bodensee – jetzt im 60. Zählwinter

Mittlere Beteiligungsdauer bei Bodensee-WVZ > 20 Jahre

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Wintersummen (alle Arten, alle Monate) 1961/62-2014/15

Sep. Okt. Nov. Dez. Jan. Feb. Mrz. Apr.

Höckerschwan 3.206 2.721 3.052 3.196 3.398 2.226 1.698 1.343

Zwergschwan 0 0 8 10 15 12 0 0

Singschwan 0 0 59 274 494 797 48 0

Saatgans 0 0 0 0 0 0 1 0

Blässgans 0 0 0 0 0 0 2 0

Graugans 43 149 188 615 251 69 70 96

Kanadagans 2 5 3 5 5 5 5 5

Rostgans 44 166 133 303 730 714 254 84

Brandgans 5 0 2 2 15 15 11 14

Pfeifente 28 215 702 1.239 1.235 1.346 522 31

Schnatterente 3.329 2.893 5.232 6.911 6.253 4.740 985 210

Krickente 2.449 782 730 2.105 2.955 2.516 1.386 68

Stockente 5.887 6.157 9.246 16.447 18.743 16.393 4.084 2.358

Spießente 71 370 613 428 348 468 168 9

Knäkente 121 2 0 0 1 1 10 63

Löffelente 476 323 444 342 613 181 231 132

Kolbenente 11.414 13.944 9.123 14.353 11.009 15.576 1.915 1.108

Tafelente 12.396 36.149 45.508 44.038 44.008 25.776 187 116

Moorente 31 122 42 28 28 14 0 1

Reiherente 5.835 27.350 61.854 56.348 63.530 52.769 7.599 405

Bergente 0 2 25 64 68 120 150 40

Ringschnabelente 0 0 0 0 1 1 0 0

Eiderente 14 13 18 15 15 14 16 14

Eisente 0 0 0 4 3 0 2 1

Trauerente 0 0 0 1 0 1 0 10

Samtente 0 0 19 13 6 52 55 5

Schellente 0 0 1.154 2.623 3.255 4.259 306 22

Zwergsäger 0 0 0 7 6 13 0 0

Mittelsäger 0 0 14 11 20 29 26 14

Gänsesäger 320 747 612 753 781 511 137 82

Summe 92.640 162.972 217.862 228.799 234.438 208.180 55.037 28.912

2014/15 Bodensee

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0

200

400

600

800

1000

1200

1400

1962-69 1970-79 1980-89 1990-99 2000-09 2010-13

Minimum

Mittelwert

Maximum

Rastbestandsentwicklung des Kormorans

Rückgang seit den 1990er Jahren > 40 %

im Januar

0

200

400

600

800

1000

1200

1400

1600

1800

2000

1962-69 1970-79 1980-89 1990-99 2000-09 2010-13

Minimum

Mittelwert

Maximum

Zunahme nach den 1990er Jahren, jetzt Stabilisierung auf hohem Niveau

im Oktober

Wasservogelzählung Bodensee

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Die Kolbenente ist ein Spezialist für Armleuchteralgen und somit indirekt abhängig von Gewässern mit geringer trophischer Belastung

Zählungen und Verknüpfungen

0

10000

20000

30000

40000

50000

60000

70000

80000

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

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19

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67

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69

19

71

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75

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79

19

81

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19

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19

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19

99

20

01

20

03

20

05

20

07

20

09

20

11

20

13

20

15

Ge

sam

t-P

[μg

/l]

Ko

lbe

ne

nte

(W

inte

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mm

en)

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Zählungen zur Beurteilung von Schutzgebieten

Foto im Ermatinger Becken von der „Netta“ aus, Foto: C. Gönner/D. Koch 1993

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Was ist eigentlich eine „Rote Liste“?

Verzeichnisse ausgestorbener, verschollener und gefährdeter Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, Pflanzengesellschaften sowie Biotoptypen und Biotopkomplexe.

Wissenschaftliche Fachgutachten, in denen der Gefährdungsstatus für einen Bezugsraum dargestellt und die Gefährdung anhand der Bestandsgröße und -entwicklung bewertet wird.

www.bfn.de

Die Roten Listen aller Organismen-gruppen beziehen sich auf den „Ganzjahreslebensraum“.

Lediglich bei den Vögeln wurde bisher nur die Brutzeit berücksichtigt.

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Ziele der Roten Listen

Rote Listen...

• dienen der Information der Öffentlichkeit über die Gefährdungssituation der Arten und Biotope

• sind als ständig verfügbares Gutachten Argumentationshilfe für raum- und umweltrelevante Planungen

• zeigen Handlungsbedarf im Naturschutz auf

• erhöhen den politischen Stellenwert des Naturschutzes

• sind Datenquelle für gesetzgeberische Maßnahmen und für internationale Gefährdungseinstufungen

• dienen der Überprüfung des Erfüllungsgrades der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt

• zeigen weiteren Forschungs-/Monitoringbedarf aufwww.bfn.de

28

Geschichte der Roten Liste der Brutvögel Baden-Württembergs

Fassung / Stand Autoren

BRD 1971

1. 31.12.1973 Berthold, Ertel & Hölzinger 1974

2. 30.06.1977 Berthold, Ertel, Hölzinger, Kalchreuter & Ruge 1977

3. 31.12.1980 Hölzinger, Berthold, Kroymann & Ruge 1980

4. 31.12.1995 Hölzinger, Berthold, König & Mahler 1996

5. 31.12.2004 Hölzinger, Bauer, Berthold, Boschert & Mahler 2007

6. 31.12.2013 Bauer, Boschert, Förschler, Hölzinger, Kramer & Mahler (i.Dr.)

Abstände zw. den Listenerstellungen 3 ½, 3 ½, 15, 9, 9 Jahre

erste nationale Rote Liste überhaupt

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Status Definition

I Regelmäßig auftretende, einheimische Brutvogelart

Einheimische Vogelart, die ohne Zutun des Menschen in Deutschland brütet und in mindestens 5 aufeinanderfolgenden Jahren (früher: 3) als Brutvogel festgestellt wurde.

Neu: Bei Wiederetablierung einer vormals im Brutbestand erloschenen Art gelten 3 Jahre.

II Unregelmäßig auftretende Brutvogelart

Vogelart, deren Vorkommen in Deutschland nicht auf Zutun des Menschen zurückzuführen ist, die aber nur sporadisch/in Ausnahmefällen in Deutschland brütet („Vermehrungsgäste“).

IIIa

IIIb

Regelmäßig brütende Neozoen

Vogelart, deren Vorkommen in Deutschland auf Zutun des Menschen zurückzuführen und die im Berichtszeitraum regelmäßig im Freiland gebrütet hat.

Unregelmäßig brütende Neozoen

Vogelart, deren Vorkommen in Deutschland auf Zutun des Menschen zurückzuführen und die im Berichtszeitraum nur unregelmäßig im Freiland gebrütet hat.

IV Vogelart mit unzureichender Datenlage [DD]

Vogelart, zu deren Gefährdungseinstufung in Deutschland keine ausreichenden Kenntnisse vorliegen.

Erster Schritt bei RL: Bestimmung des Brutstatus

30

Zweiter Schritt: Gefährdungseinstufung ���� Kriterien, Daten

Langzeittrend 1850/1950–heute

(>) langfristig deutliche Zunahme

(=) langfristig kein deutlich gerichteter Trend

(<) langfristig deutliche Abnahme

Kurzzeittrend 1985–2009

↑ Zunahme um > 20 %

= Kein Trend erkennbar; fluktuierend; Zu- oder Abnahmen < 20 %

↓↓ Abnahme um > 20 %

↓↓↓ Abnahme um > 50 %

Bestandsgröße der Brutvögel

es geografische Restriktion; auf wenige Gebiete (<10) konzentriert

ss sehr selten; 1–1.000 Bp.

s selten; 1.001–10.000 Bp.

mh mäßig häufig; 10.001–100.000 Bp.

h häufig; 100.001 bis 1 Mio. Bp.

sh sehr häufig; > 1 Mio. Bp. [ist im Einstufungsschema nicht vorgesehen]

Risikofaktoren

Kriterium 1

Kriterium 2

Kriterium 3

Kriterium 4 finden dann Verwendung, wenn eine starke Auswirkung bis zur nächsten RL zu befürchten steht (8 verschiedene RF)

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3. Schritt:Einstufungssystem der Roten Liste

Bestands-

größeKurzfristiger Trend

Langfristi-

ger Trend

vvvAbnahme

> 50 %

vvAbnahme

> 20 %

=Trend

± unverändert

^Zunahme

es(<)

Rückgang1 1 1 2

geografische Restriktion

=Trend

± unverändert1 1 R R

(>)Zunahme

1 1 R R

ss(<)

Rückgang1 1 2 3

1 – 100 BP=

Trend± unverändert

2 3 * *

(>)Zunahme

3 V * *

s(<)

Rückgang1 2 3 V

100 -

1.000 BP

=Trend

± unverändert3 V * *

(>)Zunahme

V * * *

mh(<)

Rückgang2 3 V *

1.000 -

10.000 BP=

Trend± unverändert

V * * *

(>)Zunahme

* * * *

h + sh(<)

Rückgang3 V * *

10.000 -100.000 BP

=Trend

± unverändert* * * *

> 100.000 (>)Zunahme

* * * *32

Bestands-

größeKurzfristiger Trend

Langfristi-

ger Trend

vvvAbnahme

> 50 %

vvAbnahme

> 20 %

=Trend

± unverändert

↑Zunahme

es(<)

Rückgang1 1 1 2

geografische Restriktion

=Trend

± unverändert1 1 R R

(>)Zunahme

1 1 R R

ss(<)

Rückgang1 1 2 3

1 – 100 BP=

Trend± unverändert

2 3 * *

(>)Zunahme

3 V * *

s(<)

Rückgang1 2 3 V

100 -

1.000 BP

=Trend

± unverändert3 V * *

(>)Zunahme

V * * *

mh(<)

Rückgang2 3 V *

1.000 -

10.000 BP=

Trend± unverändert

V * * *

(>)Zunahme

* * * *

h + sh(<)

Rückgang3 V * *

10.000 -100.000 BP

=Trend

± unverändert* * * *

> 100.000 (>)Zunahme

* * * *

Wanderfalke

Einstufungen:

s ↑ (>) kein RF

Gefährdungskategorie

* ungefährdet

33

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Anmerkungen

Bisher wurden Arealangaben nicht hinreichend berücksichtigt, jede Einschätzung bezieht sich auf Bestandsangaben und deren Veränderungen� Ziel ist, ein erweitertes Kriteriensystem zu entwickeln, das auch Arealaspekte

berücksichtigt

Der Ausgaberhythmus wird sich künftig an den Datensammlungen im Zuge der Berichtspflichten an die EU orientieren (6-Jahres-Turnus). Das Nationale Gremium will seine RL entsprechend alle 6 Jahre herausgeben und die jeweils eingehenden Daten aus den Ländern nutzen. Abstimmung mit den verschiedenen Bearbeitern dieser Daten dringend schon im Vorfeld erforderlich.

Künftig werden zwei Rote Listen erarbeitet, RLB und RLW; potenziell könnten diese auch zu einer vereint werden wie bei den anderen Organismengruppen, aber bisher gibt es große Unterschiede in der Methodik und der Datenbasis� Bessere/mehr Monitoringprogramme notwendig

34

1 Art nicht mehr in Status I: Großtrappe (II)

1 Art neu in Status I (regelm. Brutvogelart): Kleines Sumpfhuhn

23 Arten gelten als „im Bestand erloschen (ausgestorben)“1 Art neu im Bestand erloschen:

Kornweihe (nach 1979 nur noch Brutverdacht)

1 Art wieder in Status I eines regelmäßigen Brutvogels überführt Ortolan (seit [1998] 2001)

Neue Rote Liste Vögel Bad.-Württ.Statusänderungen gegenüber 5. Fassung

Änderung der Gefährdungseinstufungen zur 5. Fassung

noch nicht berücksichtigt wurde die Wiederansiedlung des

Triels (erste Bruten 2011 � erst nach 3 Jahren „etabliert“, also erst in nächster RL relevant)

35

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Neue Rote Liste Vögel Bad.-Württ.Statusänderungen gegenüber 5. Fassung

25 Arten in höhere Gefährdungskategorien hochgestuft oder neu in RL überführt(♦)in 0: Kornweihein 1: Löffelente, Moorente, Rebhuhn, Wiesenweihe, Kiebitz,

Dreizehenspecht, RingdrosselV, Wiesenpieper♦, Grauammerin 2: Rohrweihe, Turteltaube♦, Kuckuck, Grauspecht, FeldschwirlV,

TrauerschnäpperV, Baumpieper, BluthänflingV

in 3: PirolV, Beutelmeise♦, UferschwalbeV, GelbspötterV, FitisV, RohrammerV

in R: Kleines Sumpfhuhn♦V aus Vorwarnliste gekommen

17 in niedrigere Gefährdungskategorien herabgestuft oder aus RL entlassen(*)in 1: Ortolanin 2: Zwergdommel, Wachtelkönigin 3: Schwarzstorch, Zaunammerin V: Tafelente, Baumfalke, Lachmöwe, Wiedehopf, Mehlschwalbein *: Gänsesäger, Wespenbussard, Mittelmeermöwe, Dohle,

Orpheusspötter, Rohrschwirl, Schlagschwirl

36

6. Fassung, 31.12.2013n = 199 Arten

V

12,6%

12,6%

7,6%

6,1 %

5. Fassung, 31.12.2004n = 198 Arten

R

3

2

1

0

**

13,1%0

42,2%

15,6%

7,5%

5,5%

0

12,6%

03,5%20,6%

5,1%

35,9%

Neue Rote Liste BW: Anteil gefährdeter Arten (Vergleich zur 5. Fassung)

0

1**

R3

2

V

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20

II 20 12

IIIa 10 10

IIIb 23 12

IV 8 0

Zw.Summe 61 34

EX 25 25

RL 64 62

V 27 40

ungef. 83 71

Ges.Summe 260 232

Neue Rote Liste BW: Einstufung aller Arten (Vergleich zur 5. Fassung)

5. Fassung

Status 6. Fassung 5. Fassung

0

30

60

90

120

150

180

210

240

270

6. Fassung6. Fassung

38

Kurzfristiger Trend der Brutvogelarten BW des Status I (n=175) ohne die 24 ausgestorbenen Arten; von 175 Arten hatten 28% Zunahmen oder Neuansied-lungen, 29% waren gleichbleibend und 43% Abnahmen.

Langfristiger Trend aller Vogelarten BW des Status I (n=199). 56% der Arten hatten Abnahmen bzw. sind im Bestand erloschen, 20% waren gleichbleibend und 24% hatten Zunahmen.

0

15

30

45

60

75

90

1 2 3 4(>) = (<) ex

0

10

20

30

40

50

1 2 3 4 5↑↑ ↑ = ↓ ↓↓

Arten

39

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21

Weitere Ergebnisse

Besonders von Rückgängen betroffene Arten(gruppen)

Lebensraum Offenlandarten

Arten der Heide- und Sandgebiete

Brutbiologie Bodenbrüter

Zugstrategie Langstreckenzieher

Nahrungsökologie Großinsektenjäger

Fluginsektenjäger

40

Han

s G

lad

er

Kiebitz

• Brutvogel: stark gefährdet (RLB 2B)• Zugvogel: Vorwarnliste (RLW --)

41

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Fazit

• RL geben wichtigen Überblick der Statusveränderungen einheimischerBrutvogelarten und ihrer Gefährdung

• RL sind wichtiges Warninstrument für Naturschutzpraxis und bedeutsamfür Prioritätensetzung, Planung und Umsetzung rascher Maßnahmen

• Ziele: Erkennung der Gefährdung – Einstufung in klar definierte Kategorie

– Schutzmaßnahmen u. Monitoring � Rückgang der Gefährdung und Erholung der Art – Abstufung in RL – weitere Maßnahmen � Entlassung aus der Liste (Überführung in „Blaue Liste“)

• Vergleich der ersten gesamtdeutschen RL zeigt aber, dass den Vogelartender Gefährdungskategorien 1 und 2 kaum geholfen wird

• Immer noch >40% der Brutvogelarten BW in einer RL-Gefährdungsstufe

• Negativeffekte sind trotz Gegenmaßnahmen und steigendem Bewusstseinimmer noch wirksam

42

Folgerungen

• Schutzmaßnahmen dürfen nicht nachlassen

• Intensivnutzung der Landschaft reduzieren statt zu verstärken

• Monitoringprogramme müssen fortgeführt, durch öffentliche Hand finanziertund durch Erfolgsmonitoring ergänzt werden

• Die Normallandschaft bedarf deutlich besseren Schutzes

• Der Schutz innerhalb von Schutzgebieten ist zu stärken

• Augenmerk stärker auf „Ganzjahreslebensraum“ heimischer Brutvogelarten

fokussieren

• Generelle Einstellung der Jagd auf gefährdete RL-Arten (auch international!)

43

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Danksagung

Mein herzlicher Dank gilt

der OGBW für die Datenabfrage und Bereitstellung der Daten für die Gremiumsarbeit der Roten Liste

den Ornithologen des Landes (und benachbarter Regionen) für die unermüdliche, ehrenamtliche Zusammenarbeit und die Sammlung und Übermittlung von Daten

Mehreren Kollegen (u.a. Jost Einstein, Harald Jacoby, Mathias Kramer, Richard Schneider, Stefan Werner) für die Bereitstellung von Abbildungen

...und Ihnen für die Aufmerksamkeit

Wasservögel im neuen Jagdrecht

Entwicklungs-management

• Graugans

• Rostgans

• Pfeifente

• Schnatterente

• Krickente

���� 5 Arten

Schutz-management

• Kormoran

• übrige Enten (11 Arten)

• übrige Gänse (7 Arten)

Nutzungs-management

• Höckerschwan

• Kanadagans

• Nilgans

• Stockente

• Tafelente

• Reiherente

• Blässhuhn

���� 7 Arten

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Wasservögel im Nutzungsmanagement

nach Bauer et al. 2010

Brutbestand Trend Rast-/ Winter-bestand

Rote Liste Kriterien für Bejagung

BW

D Zug

Best

and

Verw

ert

ung

Regula

tion

Monito

ring

Sch

utz

Höckerschwan 700 - 900 + 5.500 - 6.000 + - - + -

Kanadagans 130 - 210 + 1.000 + + - + -

Nilgans 100 - 150 + 500 - 600 + + - + -

Stockente 12.000 - 22.000 - 20% 62.000 - 80.000 + + - + +

Tafelente 60 - 80 - 40.000 - 60.000 2 - / + + - + -

Reiherente 700 - 1.000 + 70.000 - 100.000 + + - + -

Blässhuhn 4.000 - 6.000 - 50.000 - 75.000 V - / + - - + +

nach Bauer et al. 2015

Wasservögel im Entwicklungsmanagement

nach Bauer et al. 2010

Brutbestand Trend Rast-/ Winter-bestand

Rote Liste Kriterien für Bejagung

BW

D Zug

Best

and

Verw

ert

ung

Regula

tion

Monito

ring

Sch

utz

Graugans 400 - 600 + 5.000 + + - + -

Rostgans 45 - 55 + 250 - 300 + + - + -

Pfeifente - 3.500 – 5.000 R - + - + -

Schnatterente 200 - 300 + 13.000 - 15.000 - / + + - + -

Krickente 20 - 40 - 7.000 - 8.500 1 3 3 - + - + -

nach Bauer et al. 2015

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Wasservögel im Schutzmanagement

„Übrige Gänse“(Gattungen Anser und Branta)

Rast-/ Winter-

bestand BW

Rote Liste

Brutvögel Zugvögel

BW D D

Rothalsgans 0 – 5

Ringelgans 0 – 6 V

Weißwangengans 0 – 5

Saatgans 350 – 400

Kurzschnabelgans 0 – 1 2

Zwerggans 0 – 2 1

Blässgans 0 – 50

Bauer et al. 2010 Hüppop et al. 2013

„Übrige Enten“ Brutbestand BW

Rast-/ Winter-bestand BW

Rote ListeBrutvögel Zugvögel

BW D D

Spießente 800–1.000 3 V

Knäkente 5 – 15 0 - 10 1 2 2

Löffelente 3 - 7 1000 1 3

Kolbenente 280 - 320 10.000 R

Moorente 1 - 3 3 - 15 1 1 1

Bergente 50 - 100 R R

Eiderente 10 - 100

Eisente 0 - 10 V

Trauerente 0 – 15

Samtente 20 - 50 1

Schellente 5.000 – 6.000

Bauer et al. 2015 Bauer et al. 2010 Hüppop et al. 2013

Wasservögel im Schutzmanagement

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Kormoran

Keine Jagd – aber weiter Abschuss im Rahmen einer Kormoran-Verordnung?

Jagdstrecke 2012-13: 1622

Fließgewässer 1027

Stillgewässer 551

Teichwirtschaften 44

Aber keine Nutzung

�Abschuss von 30% des Bestandes ist keine Vergrämung

�Regulierung nicht nachhaltig wirksam, da überwiegend Zuwanderer betroffen

�Ursachen für Gefährdung von Fischen sind im Zustand der Gewässer zu suchen

Brutbestand: ca. 800 Paare

Winterbestand:ca. 5.200 Ind.

Wasservögel im Schutzmanagement

LUBW 2013

Bauer 2013

Neue Rote Liste: Unberücksichtigte Arten 1

Küstenseeschwalbe 2011-13 Mischbruten mit Flussseeschwalbe Bodensee, RheindeltaHeringsmöwe 2010 ff. Mischbruten mit Mittelmeermöwe Bodensee, Lindau

A) Brutvorkommen bisher nur in unmittelbarer Grenznähe (n = 2)

B) Kein gesicherter Brutnachweis oder -beleg (Atlascodes 1-3) (n = 12+)

Silberreiher Kalanderlerche FeldrohrsängerZwergmöwe Seidensänger OrpheusgrasmückeZwergsumpfhuhn Iberienzilpzalp Weißbart-GrasmückeFahlsegler Grünlaubsänger Kappenammer …

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Kurzschnabelgans 2013 mindestens 2 Bp.Löffler 2012 Waghäusel, Balz eines PaaresKranich 2013 Donauried, ein Paar

Neue Rote Liste: Unberücksichtigte Arten 2

D) Brutzeitvorkommen nach 2011 ���� sind in nächster RLB zu berücksichtigen)

C) Quellen nicht eindeutig, Brutvorkommen nicht gesichert (n = 7 bzw. 11)���� werden neuerdings alle in Status IV (Datenlage unklar) geführt

Zwergschnepfe (Literatur; Verwechslung?) Doppelschnepfe (Literatur; Verwechslung?) Grünschenkel (Literatur; Verwechslung?) Habichtskauz (Literatur; bis 6. Jh.?) Seggenrohrsänger (Literatur; bis 19. Jh.?) Zwergschnäpper (mehrfach 19. und 20. Jh.; möglicherweise Brutvogel)Bergfink (vielleicht Brutvogel im frühen 19. Jh.)

oder Auftreten ist nicht durch schriftliche Quellen belegt:Moorschneehuhn, Bartgeier, Mönchsgeier, Riesenkranich

���� werden nur in der Anhangsliste kommentiert