Russland, Sektor S d, in der N he des Don, Mai 1943. · 3 Russland, Sektor S d, in der N he des...

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3 Russland, Sektor S d, in der N he des Don, Mai 1943. So viel Zeit ist seit dem letzten Be- schuss vergangen. Langsam kennen wir die Iwans. Die funktionieren wie ein Uhrwerk. Weisst Du noch, Werner, am Ufer des Don … Stimmt, aber hört jetzt auf zu zählen, ihr macht mich ganz nervös. Und? Wie lange schon, Klaus? Fünfundvierzig Minuten. Es kann nicht mehr lange dauern. Was ist mit fünfundvierzig Minu- ten? Musst du etwa einen Zug erwischen? Wenn ja, dann sag mir Bescheid und ich komme mit. … gab es alle vierzig Minuten einen Warnschuss. Und dann sind sie aus heiterem Himmel über uns hergefallen. Hoffentlich wiederholt sich das hier nicht. An diesem verdammten Fluss haben uns die Russen ganz schön vermöbelt.

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Russland, Sektor S d, in der N he des Don, Mai 1943.

So viel Zeit ist seit dem letzten Be-

schuss vergangen. Langsam kennen wir die Iwans.

Die funktionieren wie ein Uhrwerk. Weisst Du noch, Werner, am Ufer

des Don …

Stimmt, aber hört jetzt auf zu zählen, ihr macht

mich ganz nervös.

Und? Wie lange schon,

Klaus?

Fünfundvierzig Minuten. Es kann nicht mehr lange dauern.

Was ist mit fünfundvierzig Minu-ten? Musst du etwa einen Zug erwischen? Wenn ja, dann sag mir Bescheid und ich komme mit.

… gab es alle vierzig Minuten einen Warnschuss. Und dann sind sie aus heiterem Himmel

über uns hergefallen.

Hoffentlich wiederholt sich das hier nicht. An diesem verdammten Fluss haben uns die Russen ganz schön vermöbelt.

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Stimmt! Oh, Mann, ich dachte, man hätte ihn erschossen.

Hey, wie geht’s? Erinnerst Du Dich an mich? Ich bin

Kessler, wir sind zusammen nach Kiew gefahren.

Hm?!

Ach ja … Hallo, Junge. Du lebst ja immer noch,

wie ich sehe.

Mir kommt das alles ziemlich seltsam vor ... Am Don lagen wir unter direk-tem Beschuss. Doch hier beharken sie den Bereich vor unseren Linien. Ich glaube, dass sie unsere

Minen treffen wollen. Die gehen ja auch eine

nach der anderen hoch.

Ist das nicht Dein Fahrer, Kess-ler? Der Typ, der seinen Sohn in Stalingrad verloren hat?

Ausser ein paar Schüssen in unsere Gräben ist es hier ja verdammt ruhig.

He! Seht mal, wer da in Hartmanns Begleitung ist!

Tag, ihr Jungspunde, macht mal etwas Platz für mich.

Na klar. Und das sind meine

Freunde, Werner und Klaus.

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Mein Gott! Was ist das?

Herr Feldwebel, können Sie sie schon sehen?

Aber die haben dich ja nicht mal in ein Straf-bataillon gesteckt.

Haben sie Dir keinen ärger gemacht nach all dem, was Du gesagt hast?

Ha, Ha! Weisst Du denn nicht, dass die Wehrmacht einen zur Strafe hier an die Ostfront

schickt? Was hätten die denn machen sollen? Mich er-

schiessen? Damit hätten sie mir nur einen Gefallen getan.

Stimmt, dieser Leutnant Wagner ist ein patenter Kerl. Ich glaube, er hat auch Kinder. Auf jeden Fall …

übrigens, ich wollte Dir nur sagen, dass uns die Sache mit Deinem Sohn sehr leid tut. Ehrlich.

Mhm, ist vielleicht besser so. Dann hat

er die ganze Scheisse wenigstens hinter sich.

Auf jeden Fall wirst Du be-stimmt noch einige treffen, die einen Bruder oder einen

Sohn verloren haben, bevor das alles hier zu Ende ist.

Nein, aber sie sind nicht mehr weit.

Achtung! Ruhe! Hört Ihr das? Diese Melodie erkenn ich unter Tausenden!

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Seid ihr taub, oder was? Das sind Panzer!

Panzer! Was sollen wir bloss machen?!

Es scheinen echt viele zu sein! Was für ein Höllenlärm!

Da sind sie!

Scheisse, scheisse!

Sie kommen!

Das hört sich wie Ketten an, die gegen-einander schlagen.

Hast Du gese-hen, Klaus, das sind Dutzende!

Verdammt, ich seh‘s! Und wir haben hier nur leichtes Geschütz!

Wir sind komplett am Arsch!

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Die Feier kann beginnen!

Kopf runter!

* T-34 (überlegener russischer Panzer, von dem im 2. Weltkrieg ca. 50.000 Exemplare gebaut wurden)** KW-1 (schwerer russischer Panzer, der den deutschen Panzern Panther und Tiger unterlegen war)

Krüger, ich zähl auf Dich! Kümmer Dich um diese Kinder!

Bei der schlech-ten Sicht lassen sie die Russen nä-her herankommen!

Wenn ihr nicht wollt, dass es Euch den Kopf abreisst, dann geht besser in Deckung!

Gebt den Panzerschreck-Mannschaften Bescheid: Sie sollen unbedingt auf den Be-reich zwischen Fahrgestell und Geschütz

zielen ... Das ist ihre Schwachstelle!

Die Form des Geschütz-turms führt dazu,

dass die Detonation ihn wie einen Sektkorken

hochgehen lässt.

Natürlich! T-34er*… Nach den Erfolgen mit den Dingern gibt

es wohl kein Halten mehr. Passt auf, die sind echt zäh! Ich sehe

auch ein paar KW-1** …

Schnauze, Jungs! Ruhe bewahren!

Wir sind nicht allein! Unsere Artillerie ist vierhundert

Meter hinter unserer Linie!

Ich sehe gar keine Infante-rie, sie greifen nur mit ihren Panzern an. Hoffentlich ist

der Graben tief genug.

Ich werd’s versuchen,

Herr Feldwebel!