RZ BfT Blickpunkt 63 Juni:BfT Blickpunkt60...Mastitis oder Klauendefekte verbun-den. Hier sind die...

4
im Blickpunkt Berichte aus der Tiergesundheitsindustrie in Europa TIER GESUNDHEIT 63 / Juni 2010 Kommentar Im Sommer wärmer als im Winter D ie Tierarzneimittelindustrie unterstützt die Erfassung der jährlich abgegebenen Mengen an Antibiotika. Der Verband hat deshalb eigeninitiativ in den vergangenen Jahren mehrfach die entsprechenden Daten abgeschätzt und als jährliche Verkaufsmengen publiziert. Dies war dem Gesetzgeber offensichtlich nicht gut genug. Mit Zustimmung des Bundesrates wurde im vergangenen Februar die so genannte DIMDI Arzneimittelverordnung verabschie- det, die Hersteller und Vertreiber ver- pflichtet, nach den ersten beiden Ziffern der Postleitzahl aufgegliedert, die jährlichen Verkaufsmengen zu melden. Welch ein Zugewinn an Erkenntnis. Es ist unschwer voraus zu sagen, dass in Wein- und Ackerbaugebieten wie der Pfalz erheblich weniger Antibiotika abgegeben werden als in viehdichten Regionen in Nord-West-Deutschland. Ein Veterinärstatistiker nannte des- halb die Aussagekraft einer solchen Erhebung „so relevant, wie die Erkenntnis nach langjähriger peni- bler Temperaturmessung, dass es im Sommer wärmer sei als im Winter“. Aussagen zur Resistenzentwicklung können nach Messung des Einsatzes beim Tier im Einzelbetrieb gemacht werden, nicht durch Postleitzahlen summierte Abgabemengen. Was also bezweckt insbesondere der Bundesrat mit dieser Verordnung? Will man durch die Ergänzung der Meldepflicht auf verschiedene phar- makologisch wirksame Substanzen Anhaltspunkte erhalten, wer wie viel von was abgibt? Neben der daten- schutzrechtlichen Problematik einer solchen Erhebung fragt man sich, ob diese Vorschrift einen Beitrag zum politisch gewollten Bürokratieabbau darstellt. (ms) Mit neuen klimabedingten Krankheiten muss gerechnet werden Ressourcenschonung durch mehr Leistung es ebenfalls, möglichst hohe tierische Leistungen vom Hektar zu erwirt- schaften. Mit zunehmenden Milch- leistungen je Tier sowie mit einem intensiveren Getreide- und Grün- futteranbau lässt sich nach Aussage von Schwerin der Flächenbedarf bis zu 60 Prozent reduzieren gegenüber extensiven Haltungs- und Anbauver- fahren. Auch der Anteil an Methangas, Stickstoff oder Phosphor verringert sich bei intensiven Produktionsver- fahren. Bei einer Steigerung der Milchleistung von 10 Kilogramm auf 40 Kilogramm pro Kuh und Tag reduziert sich die Methanemission pro Kilogramm erzeugter Milch neueren Untersuchungen zufolge auf etwa ein Drittel. Hohe Leistungen fordern jedoch ihren Tribut und sind mit einem höheren Erkrankungsrisiko beispielsweise für Mastitis oder Klauendefekte verbun- den. Hier sind die Züchtung, Tier- halterqualitäten, der Tierarzt und die Tiergesundheitsindustrie gefragt. Die Zucht robuster, widerstands- und anpassungsfähiger Nutztiere ist eine wichtige Voraussetzung für die Ver- besserung der Fruchtbarkeit und Gesundheit hochleistender Tiere. Aber nur mit optimalen Management-, Fütterungs- und Haltungsbedingungen lässt sich das genetische Potenzial hochleistender und gesunder Tiere ausschöpfen. Im Zeichen des Klimawandels wird es zudem darauf ankommen, effiziente Strategien zur Bekämpfung von Tier- seuchen, beispielsweise durch Ver- besserungen in der Epidemiologie, Diagnostik und der Impfstoffentwick- lung unter besonderer Berücksichti- gung von zoonotischen Erkrankungen zu entwickeln. Das Beispiel von Bluetongue hat gezeigt, wie schnell neue Krankheiten auftreten können. Auch aufgrund veränderter Vektoren- verteilung wird künftig mit neuen Erkrankungen zu rechnen sein. Als den richtigen Ansatz zur Lösung dieser Probleme bezeichnete Schwerin das „One world - One health - One medici- ne“ - Konzept. E rnährungssicherung, Klima- schutz und Tiergesundheit sind die Zielkonflikte des 21. Jahr- hunderts. Über Zusammenhänge und Abhängigkeiten referierte Prof. Dr. Manfred Schwerin, FBN Dum- merstorf im Rahmen der diesjähri- gen Jahrestagung des Bundesver- bandes für Tiergesundheit e.V. in Köln. Eine große Aufgabe der Zukunft be- steht darin, die Weltbevölkerung mit ausreichend tierischem Protein zu versorgen und gleichzeitig Verteilungs- probleme bei der Lebensmittelbereit- stellung zu lösen. Experten gehen davon aus, dass sich die Nachfrage nach tierischen Lebensmitteln bis zum Jahr 2050 verdoppeln wird. Hohe Leistungen der Nutztiere sind daher eine wichtige Voraussetzung, damit alle Menschen satt werden können. Begrenzte Flächenreserven erfordern Leistung und Gesundheit. Nur in einem optimalen Umfeld können Nutztiere ihr genetisches Potenzial aus- schöpfen

Transcript of RZ BfT Blickpunkt 63 Juni:BfT Blickpunkt60...Mastitis oder Klauendefekte verbun-den. Hier sind die...

Page 1: RZ BfT Blickpunkt 63 Juni:BfT Blickpunkt60...Mastitis oder Klauendefekte verbun-den. Hier sind die Züchtung, Tier-halterqualitäten, der Tierarzt und die Tiergesundheitsindustrie

imBlickpunkt

Berichte aus der Tiergesundheitsindustrie in Europa

TIER GESUNDHEIT63 / Juni 2010

Kommentar

Im Sommer wärmerals im Winter

D ie Tierarzneimittelindustrieunterstützt die Erfassung der

jährlich abgegebenen Mengen anAntibiotika. Der Verband hat deshalbeigeninitiativ in den vergangenenJahren mehrfach die entsprechendenDaten abgeschätzt und als jährlicheVerkaufsmengen publiziert. Dies wardem Gesetzgeber offensichtlich nichtgut genug. Mit Zustimmung desBundesrates wurde im vergangenenFebruar die so genannte DIMDIArzneimittelverordnung verabschie-det, die Hersteller und Vertreiber ver-pflichtet, nach den ersten beidenZiffern der Postleitzahl aufgegliedert,die jährlichen Verkaufsmengen zu melden.

Welch ein Zugewinn an Erkenntnis. Esist unschwer voraus zu sagen, dass inWein- und Ackerbaugebieten wie derPfalz erheblich weniger Antibiotikaabgegeben werden als in viehdichtenRegionen in Nord-West-Deutschland.Ein Veterinärstatistiker nannte des-halb die Aussagekraft einer solchenErhebung „so relevant, wie dieErkenntnis nach langjähriger peni-bler Temperaturmessung, dass es imSommer wärmer sei als im Winter“.Aussagen zur Resistenzentwicklungkönnen nach Messung des Einsatzesbeim Tier im Einzelbetrieb gemachtwerden, nicht durch Postleitzahlensummierte Abgabemengen.

Was also bezweckt insbesondere derBundesrat mit dieser Verordnung?Will man durch die Ergänzung derMeldepflicht auf verschiedene phar-makologisch wirksame SubstanzenAnhaltspunkte erhalten, wer wie vielvon was abgibt? Neben der daten-schutzrechtlichen Problematik einersolchen Erhebung fragt man sich, obdiese Vorschrift einen Beitrag zumpolitisch gewollten Bürokratieabbaudarstellt. (ms) �

• Mit neuen klimabedingten Krankheiten muss gerechnet werden

Ressourcenschonung durchmehr Leistung

es ebenfalls, möglichst hohe tierischeLeistungen vom Hektar zu erwirt-schaften. Mit zunehmenden Milch-leistungen je Tier sowie mit einemintensiveren Getreide- und Grün-futteranbau lässt sich nach Aussagevon Schwerin der Flächenbedarf bis zu 60 Prozent reduzieren gegenüberextensiven Haltungs- und Anbauver-fahren. Auch der Anteil an Methangas,Stickstoff oder Phosphor verringertsich bei intensiven Produktionsver-fahren. Bei einer Steigerung derMilchleistung von 10 Kilogramm auf40 Kilogramm pro Kuh und Tag reduziert sich die Methanemission proKilogramm erzeugter Milch neuerenUntersuchungen zufolge auf etwa einDrittel.

Hohe Leistungen fordern jedoch ihrenTribut und sind mit einem höherenErkrankungsrisiko beispielsweise fürMastitis oder Klauendefekte verbun-den. Hier sind die Züchtung, Tier-halterqualitäten, der Tierarzt und dieTiergesundheitsindustrie gefragt. DieZucht robuster, widerstands- undanpassungsfähiger Nutztiere ist einewichtige Voraussetzung für die Ver-besserung der Fruchtbarkeit undGesundheit hochleistender Tiere.Aber nur mit optimalen Management-,Fütterungs- und Haltungsbedingungenlässt sich das genetische Potenzialhochleistender und gesunder Tiere ausschöpfen.

Im Zeichen des Klimawandels wird eszudem darauf ankommen, effizienteStrategien zur Bekämpfung von Tier-seuchen, beispielsweise durch Ver-besserungen in der Epidemiologie,Diagnostik und der Impfstoffentwick-lung unter besonderer Berücksichti-gung von zoonotischen Erkrankungenzu entwickeln. Das Beispiel vonBluetongue hat gezeigt, wie schnellneue Krankheiten auftreten können.Auch aufgrund veränderter Vektoren-verteilung wird künftig mit neuenErkrankungen zu rechnen sein. Als denrichtigen Ansatz zur Lösung dieserProbleme bezeichnete Schwerin das„One world - One health - One medici-ne“ - Konzept. �

E rnährungssicherung, Klima-schutz und Tiergesundheit

sind die Zielkonflikte des 21. Jahr-hunderts. Über Zusammenhängeund Abhängigkeiten referierte Prof.Dr. Manfred Schwerin, FBN Dum-merstorf im Rahmen der diesjähri-gen Jahrestagung des Bundesver-bandes für Tiergesundheit e.V. inKöln.

Eine große Aufgabe der Zukunft be-steht darin, die Weltbevölkerung mitausreichend tierischem Protein zu versorgen und gleichzeitig Verteilungs-probleme bei der Lebensmittelbereit-stellung zu lösen. Experten gehendavon aus, dass sich die Nachfragenach tierischen Lebensmitteln bis zumJahr 2050 verdoppeln wird. HoheLeistungen der Nutztiere sind dahereine wichtige Voraussetzung, damitalle Menschen satt werden können.Begrenzte Flächenreserven erfordern

Leistung und Gesundheit.Nur in einem optimalen Umfeld könnenNutztiere ihr genetisches Potenzial aus-schöpfen

Page 2: RZ BfT Blickpunkt 63 Juni:BfT Blickpunkt60...Mastitis oder Klauendefekte verbun-den. Hier sind die Züchtung, Tier-halterqualitäten, der Tierarzt und die Tiergesundheitsindustrie

TIERGESUNDHEIT im Blickpunkt 63 / Juni 20102

BfT

Seit den 50er Jahren leisten Anti-biotika in der Veterinärmedizin

einen wichtigen Beitrag zur Verbesse-rung der Gesundheit von Heim- undNutztieren. Bereits zu Beginn derantibiotischen Ära hatte man aberauch die Gefahr des Auftretens resi-stenter Mikroorganismen erkannt.Somit besteht ein kontinuierlicherBedarf an neuen wirksamen antibak-teriellen Wirkstoffen. Der Blickpunktsprach mit Dr. Peter Schmid, Leiterder Intervet Innovation GmbH,Schwabenheim über den aktuellenStand der Forschung und neue bio-technische Verfahren.

Blickpunkt: Welche Strategien zurErforschung neuer antibakteriellerWirkstoffe stehen Forschung undIndustrie aktuell zur Verfügung?

Dr. Schmid: Derzeit arbeitet die For-schung mit drei wissenschaftlichen Ver-fahren. Dies ist zum einen die chemi-sche Bearbeitung bekannter Wirkstoffe.Des Weiteren wird das klassischeScreening auf der Basis der Empfind-lichkeitsprüfung von Bakterien einge-setzt. Ein neuer Ansatz ist die Target-basierte Wirkstoffsuche.

Blickpunkt: Worin unterscheidensich die verschiedenen Verfahren undwas können sie leisten?

Dr. Schmid: Nach wie vor ist die che-mische Expansion bekannter Wirkstoff-klassen eines der wichtigsten Werk-zeuge für die Suche nach neuenWirkstoffen. Mit diesem Verfahrenkönnen pharmakologische und toxiko-logische Eigenschaften beeinflusst, daserfasste Erregerspektrum modifiziert

und klinisch bedeutende Resistenz-mechanismen überwunden werden.Alle in den zurückliegenden 15 Jahrenfür die Veterinärmedizin zugelassenenWirkstoffe wie die neueren Cephalo-sporine und Makrolide oder auchFlorfenicol sind auf diesem Weg entstanden. Dies zeigt, wie bedeutenddieses Verfahren ist.

Blickpunkt: Welche Rolle spielt dasklassische Screening?

Dr. Schmid: Das klassische Screeningist gekennzeichnet durch die Anwen-dung standardisierter mikrobiologi-scher Techniken zur Untersuchung deswachstumshemmenden Effekts synthe-tischer Wirkstoffe, von Naturstoffenoder von Extrakten. Diese Methodeerlaubt auch das Auffinden vonWirkstoffen mit neuem Wirkmechanis-mus. Bis heute wurden alle etabliertenantibakteriellen Substanzklassen überdie klassische Empfindlichkeitsprüfungvon Bakterien gefunden. NeuereBeispiele sind die Oxazolidinone unddie kationischen Peptide.

Beide Wirkstoffklassen werden jedochaufgrund ihrer besonderen Bedeutungfür die Humanmedizin für die vete-rinärmedizinische Anwendung voraus-sichtlich nicht zur Verfügung stehen.

Blickpunkt: Gibt es weitere odernoch neuere Forschungsansätze?

Dr. Schmid: Einen völlig neuen Ansatzeröffnen die modernen Techniken der

Genom- und Proteomforschung, die die Identifizierung neuer bakteriellerZielstrukturen für medikamentelleInterventionen ermöglichen. Heute sindbereits etwa 700 bakterielle Genomesequenziert und in öffentlichen Daten-banken zugänglich, mehrere Hundertwerden in den kommenden Monatendazukommen. Neue, ultraschnelle unddabei sehr preiswerte Sequenziertech-niken führen zu einem exponentiellenAnstieg verfügbarer Daten.

Funktionale Genomanalysen und Ge-nomvergleiche ermöglichen Einblickein die Organisation pathogener und apa-thogener Spezies und liefern die Datenfür die Auswahl sehr vieler möglicherAngriffspunkte (Targets) für neueAntibiotika.

Blickpunkt: Wie beurteilen Sie dieChance, mit Hilfe dieser biotechni-schen Verfahren neue, praxisreifeAntiinfektiva-Klassen zu erschließen?

Dr. Schmid: Seit Beginn der Genom-Ära hat die pharmazeutische Industriezahlreiche Leitstrukturen identifiziertund viele Leitstrukturoptimierungs-programme initiiert. Trotz größterAnstrengungen hat bislang noch keinneues Antibiotikum aus diesem Ansatzerfolgreich die klinische Prüfungdurchlaufen. Dies zeigt, dass dieser Ansatz zwar sehr vielversprechend,aber auch mit hohen Investitionen unddem Risiko des Scheiterns verbundenist. �

Auf der Suche nach neuen Wirkstoffen• Moderne Technologien erlauben Einblicke in pathogene und apathogene Spezies

Dr. Peter Schmid

Das aktuelle Interview

Einführung neuer Wirkstoffklassen1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000

Sulfona-mide

Penicilline

Aminoglycoside

Chloramphenicol

Tetracycline

Makrolide

Glycopeptide

Streptogramine

Chinolone

Fluorochinolone

kationische Peptide

Oxazolidinone

Page 3: RZ BfT Blickpunkt 63 Juni:BfT Blickpunkt60...Mastitis oder Klauendefekte verbun-den. Hier sind die Züchtung, Tier-halterqualitäten, der Tierarzt und die Tiergesundheitsindustrie

TIERGESUNDHEIT im Blickpunkt 63 / Juni 2010 3

BfT

Tierarzneimittelmarkt 2009 in Deutschland• Stabiler Markt mit Wachstumsraten

T rotz der globalen Wirt-schaftskrise in den vergan-

genen beiden Jahren zeigte sichder deutsche Tierarzneimittel-markt als nicht zyklischer Sektorsehr stabil und schloss im Jahr2009 mit einem Gesamtwachs-tum von 4,2 Prozent ab.

Für die positive Marktentwicklungwaren auf Nutztierseite die Impf-stoffneuentwicklungen gegen Circo-Infektionen des Schweines und gegendie Blauzungen-Krankheit des Rin-des verantwortlich. Im Kleintiersek-tor konnten entzündungshemmendeProdukte und herzwirksame Arznei-mittel gute Zuwächse erzielen.

Bei den Antiinfektiva zeigte sich eineneuerliche Verkleinerung des Mark-tes um 2,5 Prozent. Dieser weitereRückgang des Antibiotikaeinsatzesist als Kompensation auf die guteWirksamkeit der neuen Impfstoffe im

Schweinesektor zu sehen. Der Preis-verfall in der Milchproduktion trugzu dem verminderten Einsatz vonAntibiotika gegen Euter- und Gebär-mutterentzündungen bei.

Bei den Antiparasitenmitteln konntenWirkstoffe mit kombinierter Wirkunggegen innere und äußere Parasiten,insbesondere bei Kleintieren, guteZuwächse erzielen.

Bedingt durch das insgesamt bessereWachstum der Hobbytierproduktenäherten sich die Segmente Nutztierzu Hobbytier auf 52 zu 48 ProzentMarktanteil an. �

BundesrepublikDeutschland 2008 2009

Rinder, gesamt 13,0 12,9davon Milchkühe 4,2 4,2

Schweine, gesamt 26,7 26,6davon Zuchtsauen 2,3 2,2

Schafe, gesamt 2,4 2,4davon Zuchtschafe 1,4 1,4

Broiler Einstallungen 604,0 610,3

Legehennen 31,7 26,8

Hunde 5,3 5,5

Katzen 7,9 8,2

Pferde 1,0 1,0Quelle: Statistisches Bundesamt, Zählung zum Jahresende,Schafe Mai 2008/09; Broiler Marktinfo Eier&Geflügel(MEG); Hund, Katze, Pferd eigene Schätzung

Tierbestand in Deutschland 2008-2009 in Mio.

Pharmazeutische Spezialitäten EUR 184 Mio. + 6,1 %

Antiparasitika EUR 121 Mio.+ 1,6 %

AntiinfektivaEUR 198 Mio.

– 2,5 %

Biologika EUR 185 Mio.

+ 12,1 %

Deutschland EUR 688 Mio. / Wachstum 4,2%

17%

29%27%

27%

Hähnchenfleischist sehr beliebtD er deutsche Geflügelmarkt ist

im vergangenen Jahr starkgewachsen. Dies belegen aktuelleZahlen der Marktinfo Eier & Ge-flügel (MEG) und des StatistischenBundesamtes (Destatis).

2009 verzehrte jeder Bundesbürgerdurchschnittlich 18,6 Kilogramm Ge-flügelfleisch. Die Bruttoeigenerzeugungerreichte mit gut 1,4 Millionen Tonnenerneut ein Rekordergebnis. Das Niveaudes Vorjahres wurde damit um 2,1Prozent übertroffen. Den größten Anteilan der Steigerungsrate hatte die Hähn-chenfleischerzeugung. Mit 749.400Tonnen waren es sechs Prozent mehrals im Jahr 2008. Damit hat sich dieProduktion in den letzten zehn Jahrennahezu verdoppelt. Der Selbstversor-gungsgrad hat inzwischen die 100Prozent-Marke deutlich überschritten.Den Pro-Kopf-Verbrauch bezifferte dieMEG einschließlich Suppenhühner mit11,3 Kilogramm. �

Tierarzneimittelmarkt 2009

Page 4: RZ BfT Blickpunkt 63 Juni:BfT Blickpunkt60...Mastitis oder Klauendefekte verbun-den. Hier sind die Züchtung, Tier-halterqualitäten, der Tierarzt und die Tiergesundheitsindustrie

TIERGESUNDHEIT im Blickpunkt 63 / Juni 20104

D er aktuelle Kenntnisstand zurResistenzproblematik sowie

die aktuelle Datenlage wurden von denReferenten insgesamt als gut bewertet.Dennoch besteht weiterhin erheblicherForschungsbedarf. So fehlen für vieleWirkstoffe und Tierarten veterinär-spezifische klinische Grenzwerte. Bes-sere Kenntnisse über die genetischenGrundlagen der Resistenz seien erfor-derlich, so die Einschätzung, um dieAusbreitung von Resistenzen beispiels-weise über Co-Selektion besser zuverstehen und in den Bekämpfungs-strategien berücksichtigen zu können.

Die Leitlinien geben Auskunft

Wichtigstes Element zur Minimierungvon Resistenzen ist der sorgsame Um-gang mit antimikrobiell wirksamenSubstanzen. Mindestanforderungen hier-für wurden erstmals in den im Jahr 2000

veröffentlichten Antibiotika-Leitlinienzusammengefasst. Diese werden derzeitaktualisiert. Als wesentlicher neuer Be-standteil der Leitlinien, die als beispiel-gebend für Europa bezeichnet wurden,sollen Ergänzungen zu den Besonder-heiten der einzelnen Tierarten erarbeitet werden. Dazu zählen praxisrelevanteAspekte beim Einsatz von Antibiotikabei Kleintieren, Pferden, Rindern,Schweinen und Geflügel.

Wann spricht man von Therapie-versagen?

Nicht immer ist die Resistenz von Er-regern gegen das ausgewählte Antibio-tikum die Ursache von Therapiever-sagen. Mit diesem Thema beschäftigtesich ein weiterer Vortrag. Je nachGrunderkrankung ist bei der antibakte-riellen Therapie in der Regel innerhalbvon zwei bis fünf Tagen eine Besserung

Impressum:

Herausgegeben vom Bundesverband für Tiergesundheit e.V. (BfT), Mitglied des europäischen VerbandesIFAH-Europe und des Weltverbandes IFAH.

Konzept und Realisierung: agro-kontakt GmbH, Nörvenich.

Nachdruck – auch auszugsweise – ohneGenehmigung des Herausgebers erlaubt;Quellenangabe und Beleg erbeten.

V.i.S.d.P.: Dr. Martin Schneidereit (ms),Bundesverband für Tiergesundheit,Schwertberger Straße 14, 53177 Bonn, Telefon: 02 28/ 318296,e-mail: [email protected]

Fotos: agrar-press, istock, bft/Klostermann

Hoher Standard• Die neuen Antibiotika-Leitlinien und die Zukunft derAntibiotika waren Thema des AfT-Symposiums, das imJanuar im Rahmen des 5. Leipziger Tierärztekongressesin Leipzig stattfand

BfT

AfT Frühjahrssymposium 2010 zu beobachten. Bleibt die Behandlungüber diesen Zeitraum erfolglos, sprichtman von Therapieversagen. Dabei istdie Antibiotikaresistenz nur einer dermöglichen Gründe. Auch klinische Fehl-diagnosen, Fehler in der Probennahme,Schwierigkeiten in der Identifizierungder Erreger, aber auch zu niedrigeDosierung, Nichteinhaltung der vorge-gebenen Behandlungsintervalle oderein zu früher Abbruch der Behandlungkönnen Ursachen für ein Therapiever-sagen sein.

Wege und Erfolgsaussichten der Wirk-stoffsuche wurden in einem Referat ausIndustriesicht dargestellt. (Siehe dazuauch das Interview auf Seite 2).Ausführliche Abstracts zu den einzel-nen Referaten sind unter www.aft-online.net veröffentlicht. �

Reisezeit ist ImpfzeitB eim Reisen mit Haustieren

sind einige Verordnungenund Regelungen zu beachten. Von zentraler Bedeutung ist dieImpfung zum Schutz vor Tollwut.Damit der Urlaub nicht schon ander Grenze ein unerfreulichesEnde nimmt, sollten Tierbesitzersich rechtzeitig über die zwin-gend erforderlichen Impfmaß-nahmen informieren.

Seit dem 3. Juli 2004 gelten für dasReisen mit bestimmten Heimtieren(Hunde, Katzen, Frettchen) in der EUdie Regelungen einer europäischen Verordnung, deren Ziel es ist, die Ein-

schleppung und Verbreitung der Toll-wut zu verhindern. Dies betrifft sowohldie Mitnahme der eigenen Tiere zumReiseziel, als auch die Einführungaus dem Urlaubsland nach Hause.

Für die meisten Mitgliedstaaten giltdie Regelung, dass in einem Begleit-dokument der gültige Impfschutzgegen die Tollwut nachzuweisen ist.Der Pass muss dem Tier mittels Täto-wierung oder Mikrochip eindeutigzugeordnet werden können. Die Gültig-keitsdauer des Impfschutzes richtetsich dabei nach den Angaben desHerstellers. Für mitreisende Welpengelten besondere Regelungen.

Für die traditionell tollwutfreien Mit-gliedstaaten – Irland, Malta, Schwe-den und das Vereinigte Königreich –sind darüber hinaus zusätzlicheBestimmungen über den Nachweisdes Tollwutschutzes sowie über anti-parasitäre Behandlungen zu beachten.Ist die Einreise von Heimtieren ausDrittländern in die EU geplant, sollteman sich in jedem Falle vorab überdie für das jeweilige Land geltendenRegelungen informieren. �

A m 6. November 2010 findetdas diesjährige Herbstsympo-

sium der Akademie für Tiergesundheite.V. (AfT) an der Medizinischen Klein-tierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München statt.

Im Mittelpunkt des Sympo-siums steht die Gesundheit der Katze und deren Gefähr-dung durch virale Infektions-krankheiten. Das ausführlicheProgramm sowie organisatorischeHinweise werden rechtzeitig im Internet unter www.aft-online.net veröffentlicht. �

Katzengesund-heit im Fokus

AfTHerbstsymposium 2010