EIN STARKES TEAMCrowdfunding:

YOGA &

uf digitalen Plattformen präsentieren kreative

Köpfe, Unternehmen oder Organisationen ihre

Projekte und Produkte und treffen dort di-

rekt auf mögliche Käufer und Unterstützer,

die zur Realisierung der Ideen beitragen.

Das ist das simple Konzept von Crowdfunding (crowd =

viele Menschen, to fund = finanzieren), das sich immer

mehr zu einem echten Gegenpol zu klassischen Finan-

zierungsmodellen entwickelt und kräftig an bestehenden

Machstrukturen rüttelt. Der erste deutsche Supermarkt

ohne Verpackungsmüll, fair produzierte und nachhaltige

Kondome oder ein Verein, der ein bedingungsloses Grund-

einkommen vergibt – die Liste an Erfolgsgeschichten alter-

nativ finanzierter Projekte ist lang; und auch Yogis haben

die sich bietenden Chancen erkannt und manifestieren

ihre kreativen Ideen über die crowd.

Herzensprojekte umsetzen

„Durch Crowdfunding entsteht eine unglaubliche

Freiheit“, sagt Andreas Loh, der 2015 seine CD

Yoga Piano Vol. II – Shavasana erfolgreich über die

größte deutsche Crowdfunding-Plattform Startnext

Menschen zusammenführen – das ist eine der Hauptideen

und wohl auch einer der Gründe des großen Erfolgs von

Crowdfunding, einem Finanzierungsmodell der Zukunft, das auch

in der Yoga-Community immer mehr begeisterte Anhänger findet

TEXT n JANINE SCHNEIDER

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finanzierte. „Denn frische, alternative Ideen, die manchmal

auch erst etwas absurd klingen mögen, können ohne die

konventionellen Kanäle verwirklicht werden.“ Der Kom-

ponist, Pianist und Yogalehrer konnte über seine erste

Crowdfunding-Kampagne die Kosten für die Produktion

seiner CD finanzieren, und gerade in der Musikindustrie

sind alternative Finanzierungsmodelle für Künstler heute

eine echte Notwendigkeit, so seine Einschätzung.

Prinzipiell kann jeder durch eine selbst gestaltete Kam-

pagne über eine Crowdfunding-Plattform ein Projekt reali-

sieren. Die Plattformen selbst finanzieren sich meist über

Provisionen von erfolgreich finanzierten Projekten. Wird

das festgelegte Ziel innerhalb des geplanten Finanzierungs-

zeitraums nicht erreicht, bekommen alle Unterstützer ihr

Geld zurück, und es entstehen keine Kosten.

Vielen Kreativen geht es nicht primär ums Geld, son-

dern um die Umsetzung echter Herzensprojekte.

„Das Musizieren ist für mich eine spirituelle Praxis, und

ich möchte die Menschen mit meinen Kompositionen

berühren“, sagt Andreas, für den die Plattform auch ein

gutes Promotion-Tool darstellt und ein Weg ist, Menschen

für seine Musik zu begeistern. Hier kann er seine Kreati-

vität ausleben und mit Leuten in Kontakt treten. Als Give-

Aways für die Unterstützer seiner Kampagne bot Andreas

neben der neuen CD u.a. auch Yoga-Einzelunterricht und

private Piano-Hauskonzerte an, zu denen er mit einem

außergewöhnlichen Una-Corda-Piano zu den Leuten nach

Hause kam. Die verbindende Gemeinschaft, die durch

Crowdfunding entstehen kann, empfindet er als beson-

ders bereichernd.

Aus seiner ersten Kampagne hat Andreas wertvolle

Dinge gelernt, die er nun in die Umsetzung seines zweiten

Crowdfunding-Projekts mit einfließen lässt. Im kommen-

den Jahr will er sein neues Album Becoming, in dem er

seine Reise der letzten 20 Jahre und seinen Weg zum Yoga

musikalisch mit anderen teilt, wieder über Crowdfunding

realisieren. „Vorbereitung ist alles“, so Andreas, der allen,

die selbst aktiv werden wollen, rät, einen ausführlichen Plan

zu machen und nicht zu eilig zu starten. Eine hochwertige

und klare Präsentation der Idee oder des Produkts über

ein aussagekräftiges Video sei dabei besonders wichtig.

Herrin über den eigenen Erfolg

So sieht das auch Janine Pritschow, für die es gegen Ende

des Finanzierungszeitraums zeitlich knapp wurde, die

benötigte Reichweite zu erzielen. Rückblickend hätte sie

mehr Zeit investiert, vorab Freunde und Bekannte auf ihr

Produkt aufmerksam zu machen. Doch auch ihre Kam-

pagne, die sie über die weltweit größte Crowdfunding-

Plattform Kickstarter umsetzte, war erfolgreich, und so

konnte sie die erste große Produktion ihrer Batikarma-

Yogatücher finanzieren. Die bunten Tücher werden aus

100 % recycelten Materialien hergestellt, z.B. aus PET-

Flaschen, werden mit umweltfreundlichen Farben ge-

färbt und bedruckt und tragen handgezeichnete Muster

kreativer Künstler.

Umweltschutz ist ein großes Anliegen von Jini, wie sie

von ihren Freunden genannt wird, und daher geht

ein Teil des Profits der verkauften Tücher an Projekte, die

die Ozeane säubern und schützen. „Die Yogaindustrie hat

für mich und für viele andere eine Möglichkeit eröffnet,

Umweltbewusstsein und Business zu vereinen. Ich bin

ewig dankbar dafür, dass dieser Markt sich so positiv auf

das Leben vieler Menschen auswirkt“, sagt die in Kapstadt

lebende Yogalehrerin und Make-up-Künstlerin. Sie will

auch andere dazu motivieren, eigenständig Projekte über

Crowdfunding umzusetzen: „Auch wenn deine Idee in

dieser Sparte noch so klein ist: Mit der Intention, anderen

zu helfen, wird eine Crowdfunding-Kampagne in meinen

Augen immer Erfolg haben. Du hast nichts zu verlieren,

aber so viel zu lernen – das liebe ich!“

Harte Arbeit, die sich lohnt

Nicht allein die Kosten für die Herstellung von Produk-

ten können über Crowdfunding finanziert werden,

sondern auch gemeinnützige Projekte wie das von Bet-

tina Schuler. Ihr Projekt Citizen2be existierte bereits, als

sie Ende 2016 ihre erste Crowdfunding-Kampagne über

Startnext startete. Citizen2be ist eine gemeinnützige

Unternehmergesellschaft, die zugewanderten Menschen

kostenfrei Yoga-Trauma-Therapie ermöglicht. Bei der

Andreas Loh

Citizen2be

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Yoga off the Mat a Crowdfunding

86 Yo g a A k t u e l lD e z e m b e r 2 0 1 7 | J a n u a r 2 0 1 8

Die

Kraft der

Seele

AUS BIL DUN GEN und SEMINARE

Ausbildung in ayurvedischer Massage

Ausbildung zum Ayurveda-Therapeuten / in

Ausbildung zum Yoga-Lehrer / in

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Linsen 3

87448 Niedersonthofen

Tel 08379 - 92 96 69

Fax 08379 - 92 99 06

Mobil 0151 - 11 61 75 86

info@andreas-schwarz.org

www.andreas-schwarz.org

Kampagne ging es darum, finanziell

auf stabileren Füßen zu stehen und

für ein Jahr die Miete für einen Raum

in Berlin zu sichern, in dem neben

Yogastunden auch Begegnungen und

Austausch auf Augenhöhe stattfinden

können. „Nur wer bei sich angekom-

men ist, kann auch in der Gesellschaft

ankommen“, weiß Bettina, die seit 2014

ehrenamtlich Yogaunterricht für ge-

flüchtete Frauen gibt.

Auf Crowdfunding wurde sie durch

die Medien und andere Projekte

aus der Yoga-Community aufmerksam;

sie schätzt die Möglichkeit, dass Men-

schen ein Projekt unterstützen können,

das vielleicht sogar direkt um die Ecke

realisiert wird. Zu Beginn war ihr al-

lerdings noch nicht bewusst, wie viel

harte Arbeit dahintersteckt. „Ich hätte

nicht gedacht, dass es so mühselig ist,

an die Leute heranzukommen. Aber es

gibt einfach so viele Projekte, dass man

schon einen ganzen Wirbel veranstal-

ten muss, damit das eigene aus dieser

Masse heraussticht.“ Mittlerweile pro-

fitiert das integrative Projekt allerdings

von der Arbeit der vergangenen Jahre,

und es gibt eine große Zahl an Unter-

stützern und Förderern. Derzeit läuft

außerdem auf der größten deutschen

Spendenplattform betterplace.org

eine Kampagne, die hoffentlich wei-

tere Spenden für das stetig wachsende

Projekt bringen wird.

Ganzheit in der Ökonomie

Crowdfunding-Plattformen wie

Startnext, Kickstarter, Vision-

bakery oder Indiegogo werden stetig

bekannter. Im Jahr 2016 wurden al-

lein auf Startnext über 1000 Projekte

erfolgreich finanziert, erzielt wurde

eine Funding-Summe von insgesamt

10 Millionen Euro. Und dass hierbei auch

immer mehr Projekte rund um Yoga

verwirklicht werden, ist sicherlich kein

Zufall. Wer genauer hinschaut, stellt

fest: Yoga und Wirtschaft schließen

sich keinesfalls aus. Das Streben nach

Wachstum, Kreativität, Gemeinschaft,

Freiheit, Verantwortung und Nachhal-

tigkeit bei der Umsetzung von Projekten

mit Herz macht Yoga und Crowdfunding

zu einem unschlagbaren Team. n

www.andreasloh.com

www.batikarma.com

www.citizen2be.de

Auswahl einiger Crowdfunding-Plattformen:

www.startnext.com

www.visionbakery.com

www.kickstarter.com

www.indiegogo.com

Janine Schneider ist Redak-

tionsmitglied von YOGA AK-

TUELL. Sie hat Literatur sowie

Online-Journalismus in Berlin

und Köln studiert und im Me-

dien- und Kommunikationsbe-

reich verschiedener Organisationen gearbeitet.

Janine unterrichtet Hatha-Yoga mit Fokus auf

Achtsamkeit und Atem.

»Vielen Kreativen

geht es nicht primär

ums Geld, sondern um

die Umsetzung echter

Herzensprojekte.«

Batikarma

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