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Er gehört zu den „großen“ Namen der deutschen Tennistrainer-Szene. Im TennisSport-Interview spricht Nic Marchand über seine Tennis-Company, die Play+Stay-Umsetzung und ob er sich eine Rückkehr auf die Tour vorstellen könnte. Facts über Nic Marchand Geboren: 15.10.1957 Geburtsort: Saarbrücken Wohnort: Berlin Lizenz(en): Diplom-Trainer/A-Trainer Bisherige Stationen: DTB-Nachwuchs- Bundestrainer, HTV Hannover Herren- Bundesliga, BTV Verbandstrainer, Niki Pilic Tennisakademie Cheftrainer, LTTC RW Berlin Cheftrainer (heute). Trainierte Profi-Spieler (Top-100): ATP: M. Stich, D. Dier, A. Thoms, O. Gross, WTA: B. Rittner, C. Porwik, S. Klösel, W. Probst. Genau hingeschaut: Nic Marchand hat in seiner Trainerkarriere schon viel gese- hen. Heute können auch Kollegen von seinem Wissen profitieren. Zurücklehnen ist Stillstand s_28_30:s_08_09.qxd 26.03.2012 09:23 Seite 1

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Er gehört zu den „großen“ Namen der deutschenTennistrainer-Szene. Im TennisSport-InterviewsprichtNicMarchand über seine Tennis-Company,die Play+Stay-Umsetzung und ob er sich eineRückkehr auf die Tour vorstellen könnte.

Facts überNicMarchandGeboren: 15.10.1957

Geburtsort: Saarbrücken

Wohnort: Berlin

Lizenz(en): Diplom-Trainer/A-Trainer

Bisherige Stationen: DTB-Nachwuchs-Bundestrainer, HTV Hannover Herren-Bundesliga, BTV Verbandstrainer,Niki Pilic Tennisakademie Cheftrainer,LTTC RW Berlin Cheftrainer (heute).

Trainierte Profi-Spieler (Top-100):ATP: M. Stich, D. Dier, A. Thoms,O. Gross, WTA: B. Rittner, C. Porwik,S. Klösel, W. Probst.

Genau hingeschaut: Nic Marchand hatin seiner Trainerkarriere schon viel gese-hen. Heute können auch Kollegen vonseinemWissen profitieren.

ZurücklehnenistStillstand

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Fotos:Marchand

Herr Marchand, Sie sind mit IhrerTennis-Company beim LTTC RWBerlin als Vereinstrainer engagiert.Dort finden sich natürlich vom bluti-gen Anfänger bis hin zur 2. Bundesli-ga-Spielerin alle Leistungsklassenwieder. Stehen Sie auch mit Anfän-gern auf dem Platz?

NIC MARCHAND:Wir haben das in derTennis-Company so strukturiert, dasswir in den verschiedenen Teilbereichenjeweils eine oder mehrere Bezugsper-sonen haben, die sich um die jeweiligenBereiche kümmern – natürlich immerin Absprache mit mir und den anderenMitgliedern des Teams. Ich arbeite teil-weise zwar auch mit Kindern aus demU10-Bereich, aber nicht mit den bluti-gen Anfängern, sondern eher mit denKindern aus demMidcourt-Bereich.

Sie bilden Ihren Tennisnachwuchsalso im Rahmen der Play+Stay-Initia-tive aus?

Ich halte die Grundidee von Play+Stayfür genial. Wir bilden unsere Jüngstenerst einmal in einer Ballschule aus, diezum Ziel hat, den Kindern eine ganz-heitliche koordinative Grundausbil-dung zukommen zu lassen. Danachdurchlaufen sie dann die Play+Stay-Stufen vom Kleinfeld über den Mid-court bis hin zum Großfeld. Sie könnensich die Ausbildungs-Struktur als eineArt Pyramide vorstellen, aber es istnatürlich nicht so, dass ich nur an derSpitze der Pyramide trainiere.

Zu einer solchen Struktur gehört jaein gehöriges Maß an Organisation.Wie kann man sich das Arbeitszeit-verhältnis bei Ihnen vorstellen?

Man kann sagen, dass ich rund 50 Pro-zent meiner Arbeitszeit auf dem Platzverbringe und die anderen 50 Prozentbei der Organisation.

Bei Ihrem Trainerteam fällt auf, dassSie fast ausschließlich auf bestensausgebildete Trainer setzen. Ist dieseQualität Zufall oder Absicht?

Das ist kein Zufall. Wir wollen einehohe Qualität imTrainerbereich haben.Schließlich sind sie für den Erfolg desUnternehmens mitverantwortlich. Ichschätze auch Kollegen undMitarbeiter,die sich fortbilden und bereit sind, sichweiterzuentwickeln. Einen Trainer, dersich nicht fortbildet, kann ich kaumrespektieren.

Sie hatten bereits angesprochen, dassSie die Play+Stay-Initiatve sehr gutfinden und bei sich im Unternehmenauch umsetzen. Sehen Sie bei demeinen oder anderen Punkt der Initia-tive noch Nachholbedarf?

Dadurch, dass wir in München unsereZentrale haben, bekommen wir natür-lich sehr viele Informationen aus dembayerischen Raum oder durch zugezo-gene Trainer auch aus dem württem-bergischen Verbandsgebiet. Und manmuss ganz klar sagen, dass man bei derUmsetzung von Play+Stay im Südensehr viel weiter ist als hier im BerlinerRaum. Das ist leider zum jetzigen Zeit-punkt noch sehr unterschiedlich, wasdie Umsetzung betrifft, aber das hängteben mit dem föderalistischen Systemdes Deutschen Tennis Bundes zusam-men. Im Moment ist jeder Verbandselbst dafür verantwortlich, wie und inwelchem Maße er diese Initiative vor-antreibt. Aber auch in Berlin-Branden-burg gibt es seit dem vergangenen Jahreine Midcourt-Serie, die „MidcourtTeam Trophy“. Dafür sind wir sogarvom Landessportbund und vom DTBausgezeichnet worden. Das zeigt, dasssich hier auch etwas bewegt. Immerhinnehmen dieses Jahr ca. 64 Mannschaf-ten an diesem TVBB-Wettbewerb teil.

Haben Sie an Ihren Standorten inBerlin oder München auch spezielleProjekte zumThema Schultennis lau-fen?

Sowohl in München wie auch in Berlingehen wir dies gezielt an. Wir habeneine Mitarbeiterin, die in den BerlinerSchulen vorOrt ist, aktiv auf neue Schu-len zugeht und versucht, jungeMitglie-der für uns zu gewinnen. Das funktio-niert in der Regel über Kurz-Work-shops, bei denen versucht wird, dieKinder für den Tennissport zu begei-stern. Aber es ist auch häufig ein Platz-problem, weil die Schulen eben nichtdie Kapazitäten und schon gar nicht dieTennisplätze haben, um Tennis vor Ortanbieten zu können. Deshalb versuchenwir derzeit, für interessierte Schülereinen Fahrdienst zu unserer Anlage zuorganisieren, um ihnen den Einstieg inden Sport ohne großen Mehraufwandzu ermöglichen.

In den vergangenen Jahren konnteder ganz große Mitgliederverlust jazumindest abgemindert werden. Wieist das bei Ihnen in Berlin? Zahlt sichgute (Nachwuchs-)Arbeit auch in denMitgliederzahlen aus?

Wir merken das auf jeden Fall, ja. Wirhaben hier eine Club-Situationmit sehrvielen älteren und sehr vielen jungenMitgliedern. Was uns fehlt, ist diese„mittlere Generation“, die sich im ver-gangenen Jahrzehnt anderen Sportar-ten wie z.B. Golf zugewendet haben.Aber im Moment kommen gerade ausdieser „mittleren Generation“ vielezurück zum Tennis, weil sie Familiehaben und sich zurückerinnern, was fürein toller Familiensport Tennis ist.

Dann sehen Sie also in den Familiendas Zukunftspotenzial für die Tennis-clubs in Deutschland?

Das Mittel muss in Zukunft sicherlichsein, dass wir aus unseren Anlagen Orteschaffen, auf denen sich die ganzeFamilie wohlfühlen kann. Das heißt,dass man in Zukunft nicht mehr „nur“zum Tennisspielen auf die Anlagekommt, sondern es sollte einen Sport-Spielplatz für die Kinder geben, einenSauna/Fitness-Bereich für die Eltern,Familienaktionen usw. Wir müssen ausunseren Tennisanlagen Orte der Begeg-nung machen, wo es auch nicht nurBreiten- oder Leistungssport gebendarf. Man sieht ja auch an dem Erfolgder LK-Turniere, Tennis ist gefragt.Aber wir müssen in manchen Berei-chen aus unseren Traditionen ausbre-chen und das was gut war für dieZukunft nutzen.

Stichwort Tradition. Wie sehrschmerzt es Sie täglich an einem der„Wahrzeichen“ der goldenen deut-schen Tenniszeit, dem Steffi-Graf-Stadion, vorbeizulaufen, mit demWissen, dass hier nicht mehr ein Malim Jahr das Weltklasse-Tennis vonfrüher gespielt wird?

Auf der einen Seite tut es natürlichweh,gerade jetzt mit dem Wissen wiederrichtig starke deutsche Damen in derWeltspitze zu haben. Andererseits sinddiese Turnierausrichtungen natürlichan einem Punkt angekommen, an demdas finanzielle Konstrukt eines solchenEvents kaum noch zu stemmen ist ohneeinen großen Titelsponsor. Aber natür-lich darfman auch nicht vergessen, dassdurch das Stadion auch Kosten entste-hen, ohne dass dort Weltklasse-Tennisgespielt wird.

Glauben Sie noch an eineWiederbele-bung der German Open in Berlin?

Wir sind in Berlin dabei, Möglichkeitenzu eruieren, wie man in Zukunft

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nochmals ein Turnier auf die Beinestellen kann, das auch Rang undNamenhat. Aber ein solches Event kos-tet natürlich viel Geld und es müssenPartner gefunden werden, die bereitsind, sich in größerem Maße für dasdeutsche Damentennis zu engagieren.

Wie schätzen Sie die aktuelle deut-sche Damen-Generation ein? Glau-ben Sie, die Mädels schaffen es, dassman z.B. die French Open wieder inder ARD anschauen kann?

Das Potenzial dafür haben sie auf alleFälle. Und es ist durchaus ein Effekt zuerkennen, dass sich die deutschenDamen gegenseitig pushen und nachvorne treiben. Es wäre jedenfalls toll,wenn man am Wochenende den Fern-seher einschaltet und es läuft Tennis.

Hypothetische Frage, aber werdenwir in naher Zukunft eine deutscheGrand-Slam-Siegerin erleben?

Auch wenn das jetzt sehr optimistischklingen mag, aber von meiner Seite ausein klares „Ja“!

Sie waren ja früher selbst mit diver-sen Spielern auf der Tour unterwegs.Vermissen Sie heute irgendetwas,weil es nicht mehr ständig um dieWelt geht?

Nein, daswar zwar auch eine aufregen-deZeit früher. Aber ich habe heute einewunderbare Frau und eine Tochter, siesind der Schwerpunkt in meinemLeben und ich wollte heute nicht mehrso viel reisen, wie man das als Tour-Coachmachenmüsste.Wenn natürlichein entsprechender Spieler oder eineentsprechende Spielerin bei mir anfra-gen würde, müsste man überlegen, wieman das handeln könnte. Evtl. könnteich mehrmals im Jahr Trainingsblöcke/

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• Das Transferstärke-ModellBane Bradonic – Teil 3

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Turnierbetreuung anbieten. Aber 40Wochen im Jahr um dieWelt zu reisen,kommt für mich nicht mehr in Frage.

Sie kennen Barbara Rittner ja nochaus derZeit, als SieTrainer der heuti-gen Fed-Cup-Chefin waren. Wiehoch schätzen Sie ihren Anteil amderzeitigen Aufschwung des deut-schen Damen-Tennis ein?

Von allen Beteiligten schätze ich ihrenAnteil am größten ein. Natürlich habendie Spielrinnen in ihrem Umfeld nochweitere gute Trainer und Persönlich-keiten. Aber Barbara ist genau die rich-tige Trainerin, zur richtigen Zeit amrichtigen Ort. Sie lebt ihren Beruf,genauso wie sie früher schon ihrenTennis-Profi-Beruf gelebt hat. Sie istdie ideale Bezugsperson.

Abschließende Frage: Wohin soll esmit der Tennis-Company in Zukunftgehen? Wollen Sie weiter wachsenoder sagen Sie, nein wir sind zufrie-den wie es ist?

Wenn wir uns zufrieden zurücklehnenwürden, hätten wir Stillstand bzw.Rückschritt – Dies ist nicht unsere Vor-stellung !Wir werden in Zukunft unse-ren beraterischen und psychologischenBereich noch stärker ausbauen. Alsonicht mehr „nur“ auf dem Platz arbei-ten, sondern auch anderen Clubs undTennisschulen versuchen, unser Wis-sen aus allen möglichen Bereichen desTennissports weiterzugeben. Das istetwas,was riesigen Spaßmacht undwomit Sicherheit auch in vielen Clubsnoch ein großer Nachholbedarf be-steht. Unser Sport und unsere Gesell-schaft haben sich sehr schnell ent-wickelt undwir denken, dasswir durchunsere Erfahrung einige sehr gute unddifferenzierte Ansätze anbieten kön-nen.

| INTERVIEW

WAS SIE IM NÄCHSTEN HEFT ERWARTET

Foto:Bradonic

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