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SERVICE S. 11 Kulturtipps BUCHTIPPS S. 10 Buchtipps BERICHT S. 8 – 9 Dick durch mehr Firmicutes Bakterien? BERICHT S. 5 – 7 Milchsäurebakterien als Blutfett-Senker der Zukunft 1 / 2016 BERICHT S. 3 – 4 Wie Xenobiotika die Darmflora verändern * * * P R O B I O T I K A - M A G A Z I N * * * Dick durch mehr Firmicutes Bakterien in der Darmflora? Wie Xenobiotika die Darmflora verändern

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SERVICE S. 11

Kulturtipps

BUCHTIPPS S. 10

Buchtipps

BERICHT S. 8 – 9

Dick durch mehr Firmicutes Bakterien?

BERICHT S. 5 – 7

Milchsäurebakterien als Blutfett-Senker der Zukunft

1 / 2016

BERICHT S. 3 – 4

Wie Xenobiotika die Darmfl ora verändern

* * * P R O B I O T I K A - M A G A Z I N * * *

Dick durch mehr Firmicutes Bakterien in der Darmflora?

Wie Xenobiotika die Darm� ora verändern

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Unsere Darmfl ora

unterstützt uns tat -

kräftig. Egal ob Nähr stoff-

versorgung, Abwehr von

Krankheitserregern oder

Immunstimulation: die

Darm fl ora hilft. Doch das

danken wir ihr nicht – im

Gegenteil. Wir malträtieren

sie mit Fast Food, unter-

binden den bakteriellen

Nachzug von außen, indem wir unsere Umge-

bung penibel sauber halten und lassen immer

wieder Chemie-Cocktails auf unsere helfenden

Mitbewohner los. Die Darmfl ora reagiert wie

alle Ökosysteme: sie stellt sich auf die Belastun-

gen ein und formiert sich um. Damit kann die

Darmfl ora leben; bei den einzelnen Vertretern

gibt es immer Gewinner und Verlierer. Die Frage

ist nur, ob wir mit den Veränderungen in der

Besiedlung gut leben können.

Einer aktuellen Veröffentlichung im Fachmaga-

zin „Nature“ zufolge hat das am häufi gsten

verschriebene Medikament zur Behandlung

von Typ 2-Diabetes – das Metformin - einen

größeren Einfl uss auf die Zusammensetzung

der Darmbakterien als die Erkrankung selbst.

Das berichtet Forschungsleiter Peer Bork vom

Europäischen Laboratorium für Molekularbio-

logie (EMBL) in Heidelberg. Die Untersuchun-

gen an mehr als 700 Personen zeigten: an der

Darmfl ora lässt sich ablesen, ob ein Patient das

Präparat einnimmt. Über die Erkrankung selbst

gab die Darmfl ora allerdings keinen Aufschluss.

“Die Unterschiede, die wir bei der mikrobiellen

Zusammensetzung festgestellt haben, könnten

einige der Nebenwirkungen von Metformin er-

klären”, kommentierte Kristoffer Forslund - der

Erstautor der Studie - die Ergebnisse. Verände-

rungen im Ökosystem Darm können sich aber

auch positiv auswirken, wie zum Beispiel bei

bestimmten Chemotherapien. Mehr über die se

spannenden Zusammenhänge erfahren Sie im Ar-

tikel „Wie Xenobiotika die Darmfl ora ver än dern“.

Stimmt dagegen die Zusammensetzung der

Darmfl ora, arbeitet unser Körper eng mit den

Mikroben zusammen. Die Bakterien spielen

uns Metabolite zu, die wir nutzen und zum Teil

an die Mikroben zurückspielen. Oder anders

herum. Ein endloses Ping-Pong zwischen den

bakteriellen Enzymen und unseren Enzymen in

Darm und Leber. So bestimmen die Bakterien

zum Beispiel mit, wieviel Cholesterol durch un-

sere Adern fl ießt, ob wir satt sind und wieviel

Energie wir aus einer fettreichen Ernährung

ziehen können. Doch damit nicht genug.

Nehmen wir Medikamente ein, entscheiden die

Bakterien letztendlich über ihre Wirkung. Sie

können die Medikamente unverändert zu ihrem

Wirkort passieren lassen - oder aber sie verdau-

en die Medikamente, bevor sie ihre Wirkung

entfalten. Zum Teil aktivieren sie aber auch die

Medikamente und machen so eine wirksame

Therapie erst möglich. Noch beachten wir zu

wenig, welche Rolle die Darmbakterien bei

einer medikamentösen Therapie spielen, doch

das Bewusstsein für ihre Bedeutung wächst.

Der Zusammenhang zwischen Darmfl ora und

Gewicht hat sich im Vergleich dazu wie ein

Lauf feuer verbreitet. Zum Teil haben Verfasser

allerdings aus ersten Studienergebnissen vor-

schnelle, verallgemeinernde Schlüsse gezogen.

Ein aktueller Review hat deshalb mehrere

Stu dien verglichen und größere Datensätze

analysiert, um Licht ins Firmicutes- Bacteroi de-

tes-Dunkel zu bringen. Mehr zu den Ergebnis-

sen des Reviews im Artikel „Dick durch mehr

Firmicutes-Bakterien in der Darmfl ora?“.

Doch was hat der Review eigentlich unter die

Lupe genommen? Die Zusammensetzung der

Darmfl ora, der Mikrobiota oder des Mikro-

bioms? Für Autoren ist es derzeit schwierig,

einen korrekten und gleichzeitig verständlichen

Begriff zu verwenden. Der Begriff „Darmfl ora“

ist veraltet und wird sich über kurz oder lang

verabschieden, aber noch sind wir alle mit ihm

vertraut. Die „Mikrobiota“ ist fachlich korrekt,

aber sperrig. Der Ausdruck „Biota“ bezeich-

net alle Lebewesen in einem Lebensraum, in

diesem Fall die mikrobiellen Lebewesen. Das

„Mikrobiom“ beschreibt im weiteren Sinne die

Gesamtheit aller den Menschen oder andere

Lebewesen besiedelnden Mikroorganismen, im

engeren Sinn allerdings nur die Gesamtheit der

mikrobiellen Gene der den Menschen besiedeln -

den Mikroben. Wahrscheinlich wird sich das

Mikro biom durchsetzen, analog zum Genom

als Gesamtheit der Gene und zum Proteom als

Gesamtheit der Proteine. Doch bis dahin blei-

ben wir bei dem uns allen vertrauten Begriff

der Darmfl ora.

Mit freundlichen Grüßen,

Ihre

Dr. Lilian Schoefer

[email protected]

EDITORIAL

02 / SymbioLact & mehr

WIR BEISSEN DIE HAND, DIE UNS FÜTTERT

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Körperfremde Stoffe können die Zusam-

mensetzung der Darmfl ora empfi ndlich

stören. Das wirkt sich meistens negativ auf

den menschlichen Organismus aus, doch unter

einer Chemotherapie kann es sogar lebensret-

tend sein.

Die Darmfl ora ist ein komplexes Ökosystem aus

mehr als 100 Billionen Mikroorganismen, die

zusammen hundertmal mehr Gene besitzen als

das Genom des Menschen. Weil das Darmmikro-

biom wichtige physiologische Funktionen im

Körper übernimmt wie die Unterstützung der

Verdauung, die Stärkung des Immunsystems und

den Schutz der Darmschleimhaut vor Krankheits-

erregern oder Giftstoffen wird es immer öfter

zu den lebenswichtigen Organen des Menschen

gezählt.

Doch das menschliche Darmmikrobiom ist wand-

lungsfähig. Bereits die Art der Geburt beein-

fl usst, welche Bakterien sich bevorzugt im Darm

ansiedeln. Später nehmen unsere Ernährung, die

Einnahme von Antibiotika und Medikamenten

und andere Umweltfaktoren Einfl uss darauf,

welche Mikroben in unserem Innersten wachsen.

Gerät die Darmfl ora aus dem Gleichgewicht,

kann das weitreichende Folgen haben – vor

allem, wenn die Dysbiose über Wochen und

Monate bestehen bleibt. Denn dann kann sich

auch die Darmschleimhaut verändern und für

unverdaute Partikel und Giftstoffe durchlässig

werden. Ein Leaky gut-Syndrom entsteht.. Über

den Blutkreislauf gelangen die Schadstoffe dann

in die Gewebe und Organe. Eine Dysbiose wurde

bereits mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten,

Übergewicht, Typ-2-Diabetes, entzündlichen

Darmerkrankungen und Allergien in Verbindung

gebracht.1

Neuere Studien lieferten sogar Hinweise darauf,

dass die Darmbakterien Verhalten und Hirn-

funktionen beeinfl ussen und damit eine Rolle

bei psychiatrischen Störungen spielen können.2

Wie Hirn und Darm sich genau beeinfl ussen, ist

bisher noch nicht vollständig geklärt, denn die

Stoffwechselwege, die der Hirn-Darm-Achse zu-

grunde liegen, sind auf höchst komplexe Weise

miteinander verwoben. Man geht heute davon

aus, dass biochemische Vorgänge im Gehirn, der

Vagusnerv, proinfl ammatorische Zytokine und

der Tryptophan-Metabolismus an der Verbin-

dung von Darmfl ora und Psyche beteiligt sind.3

Die Darmfl ora des Menschen kann auf vielfäl-

tige Weise gestört werden und aus dem Gleich -

gewicht geraten. Gängige Störfaktoren sind

Xenobiotika mit systemischen Folgen wie

Al ko hol, Antibiotika, Chemotherapeutika und

Säureblocker – oft kombiniert mit nichtsteroi-

dalen Antirheumatika.

Säureblocker und NSAID

Säureblocker wie Antazida, Histamin-Rezeptor-

2-Antagonisten und Protonen-Pumpen-Inhibi-

toren (PPI) heben den pH-Wert im Magen

direkt oder indirekt an. Während Antazida

direkt die Magensäure neutralisieren, hem-

men Histamin-Rezeptor-2-Antagonisten und

Protonen-Pumpen-Inhibitoren die Sekretion

von Magensäure.

Bleibt der pH-Wert im Magen über einen län-

geren Zeitraum erhöht, siedeln sich im Magen

und Dünndarm vermehrt Bakterien an. Das

könnte vor allem für Menschen mit chroni-

schen Entzündungskrankheiten wie Multipler

Sklerose gefährlich sein, da die Bakterien durch

die indirekte Stimulation des Immunsystems die

Entzündungen weiter verschlimmern könnten.4

BERICHT

WIE XENOBIOTIKA DIE DARMFLORA VERÄNDERN

SymbioLact & mehr / 03

Xenobiotika schädigen die Darmschleimhaut direkt, indem sie zum Beispiel Entzündungen auslösen, und indirekt, indem sie die Darmfl ora verändern. Nicht nur der Mukus wird weniger und durchlässiger, sondern auch die Zotten bilden sich als Folge der Entzündung zurück.

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Protonen-Pumpen-Inhibitoren sorgen für eine

starke Säureunterdrückung im Magen und

kommen hauptsächlich bei der Behandlung

einer Refl ux-Ösophagitis zum Einsatz. Für viele

von Sodbrennen geplagte Patienten bringen

die im Allgemeinen gut verträglichen Protonen-

Pumpen-Inhibitoren eine große Erleichterung

mit sich. Häufi g wird diese Substanzklasse

zusammen mit nichtsteroidalen Antirheumatika

verschrieben, um die

gastrointestinalen

Nebenwirkungen

letzterer abzumil-

dern. Doch wie Wis-

senschaft ler bereits

2011 zeigen konnten,

bewirkt das in Ratten

genau das Gegenteil:

Protonen-Pumpen-

Inhibitoren verschlim-

merten die kleinen,

durch nichtsteroidale

Antirheumatika verursachten Verletzungen im

Verdauungstrakt. In der Studie beobachteten die

Wissenschaftler außerdem, wie die Protonen-

Pumpen-Inhibitoren Omeprazol und lansoprazol

zu einem gestörten, mikrobiellen Gleichgewicht

im Darm der Ratten führten. Das Ungleichge-

wicht verschlimmerte wiederum die kleinen,

durch die nichtsteroidalen Antirheumatika be-

dingten, Verletzungen im Darm.5

Alkohol

Auch chronischer Alkoholkonsum wirkt sich

auf die Zusammensetzung der Darmfl ora aus.

Wissenschaftler konnten zeigen: Bei manchen

alkoholabhängigen Menschen erhöht sich die

Permeabilität der Darmwand. Das Phänomen

ging mit einem erhöhten Maß an depressiven

Verstimmungen, Angst und dem Verlangen nach

Alkohol nach einer dreiwöchigen Abstinenz ein-

her. Auch die Zusammensetzung und die Aktivi-

tät der Darmfl ora waren bei den alkoholkranken

Studienteilnehmern mit erhöhter Darmpermea-

bilität verändert. Die Forscher schließen daraus,

dass Darm und Gehirn bei alkoholabhängigen

Patienten miteinander verbunden sein müssen.

Demnach könnte die menschliche Darmfl ora ein

Angriffspunkt bei der Behandlung von chroni-

schem Alkoholmissbrauch sein.

Im Blut der alkoholkranken Probanden fan den

die Forscher außerdem vermehrt Bakterien-

produkte aus dem Verdauungstrakt wie Li-

po poly saccharide und Peptidoglykane. Die

Bak terienprodukte aktivierten wiederum

ent zündungsfördernde Stoffwechselwege.

Die gute Nachricht dabei: Nach drei Wochen

Al ko holabstinenz stellten manche der entzün-

dungsfördernden Stoffwechselwege ihre Akti-

vität wieder ein.6

Antibiotika

Die Einnahme von Antibiotika hat kurz- und

langfristige Folgen auf die Zusammensetzung

der Darmfl ora. Antibiotika können im Darm

das kompetitive Gefüge der Mikroorganismen

empfi ndlich stören und vor allem die Diversität

der Darmfl ora beeinfl ussen. Eine Studie aus

dem Jahr 2007 zeigte: auch zwei Jahre nach der

einwöchigen Einnahme eines Breitbandantibioti-

kums hatten sich die Bakterien aus dem Stamm

Bacteroides noch nicht erholt.7

Ein ähnliches Beispiel, wie sehr auch nur kurz-

zeitig eingenommene Antibiotika die Darmfl ora

stören können, zeigte sich bei der Behandlung

von Helicobacter pylori mit Clarithromycin. Die

Therapie reduzierte die Diversität der Actino-

bacteria dramatisch und bei manchen Patienten

hielt der Effekt mehr als vier Jahre lang an.8 Über

eine Antibiotikatherapie angereicherte Resistenz-

gene können außerdem inner halb der Darm-

fl ora weitergegeben werden. Im schlimmsten

Fall sammeln sich mehrere Resistenz gene an,

die nachfolgende Antibiotikakuren unwirksam

machen.9

Chemotherapeutika

Auch Chemotherapeutika können die mensch-

liche Darmfl ora empfi ndlich stören und zu

Übelkeit und Diarrhoe führen. Zu den Neben-

wirkungen des häufi g in Chemotherapeutika

vorkommenden Wirkstoffs Cyclophosphamid

zählen unter anderem Entzündungen der

Darmschleimhaut. Doch diese können offen-

bar auch etwas Positives bewirken: Unter einer

Cyclophosphamid-Therapie können Gram-posi-

tive Bakterien die Darmbarriere passieren und so

über den Blutstrom ins Innere des Körpers und

zu den Lymphknoten gelangen. Dort stimulieren

die Bakterien die Immunabwehr und verbessern

so zusammen mit dem Chemotherapeutikum

die Tumorbekämpfung.10

Den überraschenden Zusammenhang kommen-

tierte Studienleiter Prof. Laurence Zitvogel vom

INSERM - dem Institut national de la santé et de

la recherche médicale - folgendermaßen: „Nun,

da wir diese Tumor-bekämpfenden Bakterien ge-

funden haben, sollten wir herausfi nden, wie wir

dem Körper mehr davon zur Verfügung stellen

können. Ich denke dabei vor allem an Pro- und

Präbiotika und/oder eine spezielle Ernährung.“11

04 / SymbioLact & mehr

BERICHT

Eine Dysbiose kann über die Darm-Hirn-Achse auch zu Depressionen führen.

Xenobiotika können die Darmfl ora verändern. Die entstandene Dys-biose macht die Darm-schleimhaut durchlässig - ein Leaky Gut ist die Folge. Bakterien können so ins Blut gelangen und Entzündungen im Körper auslösen.

LITERATUR

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doi: 10.1016/j.anaerobe.2010.06.008.

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6. Leclercq, S. et al. (2014): Intestinal permeability, gut-

bacterial dysbiosis, and behavioral markers of alcohol-

dependence severity. Proc Natl Acad Sci U S A. 2014

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http://www.nature.com/ismej/journal/v1/n1/full/is-

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8. Jakobsson, H.E. et al. (2010): Short-term antibiotic

treatment has differing long-term impacts on the

human throat and gut microbiome. PLoS One. 2010

Mar 24;5(3):e9836.

doi: 10.1371/journal.pone.0009836.

9. Smillie, C.S. et al. (2011): Ecology drives a global

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doi: 10.1038/nature10571.

10. Viaud, S. et al. (2013): The intestinal microbiota mod-

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mide. Science. 2013 Nov 22;342(6161):971-6.

doi: 10.1126/science.1240537.

11. “http://presse.inserm.fr/en/chemotherapy-when-our-

intestinal-bacteria-provide-reinforcement/10217/”

Press release: Chemotherapy: whaen our intestinal

bacteria provide reinforcement.

22. November 2013. INSERM (Institut national de la

santé et de la recherche médicale), Abruf: 29.11.2015

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MILCHSÄUREBAKTERIEN: BLUTFETT-SENKER DER ZUKUNFT?

BERICHT

SymbioLact & mehr / 05

Zirkuliert im Blut zu viel Fett, lagert es sich an

den Wänden der Gefäße ab und verstopft

sie. Als Alternative zu chemisch syn thetisierten

Cholesterolsenkern suchen Wissenschaftler

nach Milchsäurebakterien mit Cholesterin-

reduzierender Wirkung, die mit den harschen

Bedingungen im menschlichen Intestinaltrakt

zurecht kommen.

Hypercholesterolämie gilt als Risikofaktor für

kardiovaskuläre Erkrankungen - die Haupt-

todesursache in den westlichen Industriena-

tionen. Es gibt zwar ein breites Spektrum an

Medikamenten gegen erhöhte Cholesterol-

mengen im Blut, aber sie sind meist kostspielig

und führen immer wieder zu unerwünschten

Nebenwirkungen wie beispielsweise Gastroin-

testinal-Beschwerden. Bei manchen Patienten

bringen sie zudem nicht die gewünschten

Effekte – denn trotz der Medikamente bleibt

der Cholesterolwert erhöht. Wissenschaftler

sind daher auf der Suche nach Alternativen,

mit denen sich das Blutfett schonender und

kostengünstiger senken lässt.

Cholesterol ist wichtig für einen gesunden

Stoffwechsel

Cholesterol ist nicht grundsätzlich schlecht für

den menschlichen Körper – ganz im Gegenteil.

Das lebenswichtige Sterol ist der Ausgangs-

stoff für Steroidhormone und Gallensäuren

und zudem ein wichtiger Bestandteil der Plasma-

membran. Der menschliche Körper stellt 90%

seines Cholesterols selbst her – bei einem

Erwachsenen sind das etwa 1,5 g am Tag. Die

restlichen 10% nimmt er über die Nahrung

auf. Im Körper eines Erwachsenen befi nden

sich durchschnittlich etwa 140 g Cholesterol,

95% davon innerhalb der Zellen und Zellmem-

branen. Um die Zellen mit dem in Wasser un-

löslichen Cholesterol zu versorgen, bindet es

der Körper für den Transport im Blut an Lipo-

proteine. Diese können von unterschiedlicher

Dichte sein und werden nach ihrem Verhalten

beim Zentrifugieren oder in der Elektrophorese

unterteilt in Chylomikronen, VLDL, IDL, LDL,

HDL und Lipoprotein a.

Die Höhe des Cholesterolspiegels hängt vor

allem von der körpereigenen Produktion ab

und erst in zweiter Linie von der Zufuhr über

die Nahrung. Daneben gibt es eine Vielzahl

genetisch bedingter Hypercholesterolämien.

Auch als Folge von Erkrankungen wie einer

Schilddrüsenunterfunktion, einer Niereninsuf-

fi zienz oder dem metabolischen Syndrom kann

der Cholesterolspiegel erhöht sein.

Auf das richtige Verhältnis kommt es an

Doch Cholesterol ist nicht gleich Cholesterol:

Man geht heute davon aus, dass HDL-Cholesterol

sogar die Gefäße schützen kann, indem es Cho-

lesterol aus dem Blut entfernt. LDL-Cholesterol

hingegen beschleunigt die Arterienverkalkung,

weil es die Ansammlung von Cholesterol in den

Blutgefäßen fördert.

Die Art und Weise, wie Cholesterolsenker wirken,

ist vielfältig. Während einige Mittel den Gesamt -

cholesterolwert senken, verschieben andere das

Verhältnis von nützlichem HDL zu problematischem

LDL. Wieder andere hemmen die Fettverdauung

oder tricksen die Leber aus und zwingen sie dazu,

für die Produktion von Gallensäuren auf das

körpereigene Cholesterol zurückzugreifen.

Milchsäurebakterien im menschlichen

Darm können Blutfett senken

Im menschlichen Darm lebt eine komplexe

Mikroben-Gemeinschaft, die den Stoffwechsel

des Menschen beeinfl ussen kann. Die Darmbe-

wohner helfen dem menschlichen Körper bei

der Aufnahme und der Verdauung von Nähr-

stoffen, beim Energiegewinn und beim Fett-

stoffwechsel. Manche Darm-Bakterien versor-

gen den Körper sogar mit Stoffen, die er selbst

nicht herstellen kann. Einige dieser Organis-

men können auch den Gehalt von Cholesterol

im Blut senken, allen voran Bifi dobakterien und

Milchsäurebakterien wie die Laktobazillen.

Als Alternative zu chemischen Cholesterol-

senkern können diese Bakterienarten beim

Kampf gegen zu hohe Blutfettwerte helfen,

denn einige Stämme sind in der Lage, Choles-

terol abzubauen. Das haben Wissenschaftler

bereits in den 1970er Jahren an einem Lacto-

bacillus-Stamm in fermentierter Milch zeigen

können.1

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BERICHT

06 / SymbioLact & mehr

So können Darmbakterien das Choles -terol im Blut senken

• Abbau der Gallensalze durch die Gallensalz-

Hydrolase die Galle zieht mehr Choles -

terol ab, um neue Gallensäuren herzustellen

reduziert die Aufnahme von Cholesterol

durch das Darmlumen

• Aufnahme von Cholesterol in die bakterielle

Zellmembran

• Produktion von kurzkettigen Fettsäuren

während des Wachstums probiotischer

Bakterien hemmen die Synthese von

Cholesterol

• Umwandlung von Cholesterol in Copros-

tanol wird über den Stuhl ausgeschieden

Lactobacillus rhamnosus senkt Blutfett bei

Ratten

Um herauszufi nden, wie das probiotische Bak-

terium Lactobacillus rhamnosus hsryfm 1301

den Fettstoffwechsel beeinfl usst, fütterten

Wissenschaftler Ratten über vier Wochen mit

einem besonders fettreichen Futter.

Bevor und nachdem sie den Tieren Lactoba-

cillus rhamnosus hsryfm 1301 und von dem

Bakterium fermentierte Milch verabreichten,

untersuchten die Forscher die Darmfl ora der

Ratten mittels Real-Time PCR.

Mit der molekularbiologischen Methode las-

sen sich auch anaerobe und fakultativ an-

aerobe Darmbewohner sicher erfassen, die

bei herkömmlichen Anzuchtmethoden leicht

durchs Raster fallen. Das Ergebnis: Die Gabe

des Bakte riums und der fermentierten Milch

konnten die Zusammensetzung der Darmfl ora

nachweislich ver än dern.

Während die Gruppen der Laktobazillen, Bifi -

dobakterien, Bacteroides und Entrokokken sig-

nifi kant zunahmen, reduzierten sich die Zahlen

von Clostridium leptum und Entero bakter

nach 28 Tagen signifi kant. Nach der Behand-

lung hatte sich außerdem der Fett anteil im

Blutserum und in der Leber signifi kant verrin-

gert. Die Wissenschaftler stellten fest: Clostri-

dium leptum und der Anteil von Cholesterol

im Serum hängen offenbar direkt miteinander

zusammen. Je weniger dieser Bakterien im

Darm lebten, desto niedriger war der Choles-

terolgehalt im Serum, von Trigly ceriden, LDL

und HDL. Aus den Beobachtungen schließen

die Forscher, dass das probiotische Bakterium

L. rhamnosus hsryfm 1301 und seine fermen-

tierte Milch den Fettstoffwechsel von fettreich

ernährten Ratten positiv beeinfl ussen können.2

Lactobacillus plantarum im Trio stark

Auch in in-vitro-Tests konnten drei Lactobacil-

lus plantarum-Stämme (CECT 7527, 7528 und

7529) die Forscher mit ihrer Funktionalität im

Kampf gegen überschüssiges Cholesterol über-

zeugen. Vor allem, wenn sie zusammen einge-

setzt wurden, produzierten die drei Stämme

große Mengen an Gallensalz-Hydrolasen, die

zum Abbau von Cholesterol benötigt werden.

Auch die harschen Bedingungen im Gastroin-

testinaltrakt scheinen den drei Stämmen kaum

etwas anhaben zu können. In Laborversuchen

überlebte eine Großzahl der Bakterien die Be-

dingungen im menschlichen Verdauungssys-

tem. Die drei Bakterienstämme nahmen Choles-

terol direkt aus dem Medium auf und banden

einen Teil davon an ihrer Zelloberfl äche.3

Lactobacillus rhamnosus und plantarum

effektiv in Mäusen

In einer weiteren Studie verglichen Wissen-

schaftler den Effekt der zwei Lactobacillus-

Stämme L. rhamnosus LA68 und L. plantarum

WCFS1 auf pathologische Zustände in Mäusen,

die durch eine fetthaltige Ernährung hervor-

gerufen worden waren.

Dazu verabreichten die Forscher den Tieren

die Milchsäurebakterien oral und untersuchten

ihre metabolischen und immunologischen Pa-

ra meter. Beide Stämme wirkten sich positiv

Cholesterol ist ein wichtiger Bestandteil der Plasmamembran aller Körperzellen.

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SymbioLact & mehr / 07

BERICHT

LITERATUR

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Scientifi cWorldJournal. 2014;2014:690752. Epub 2014 Nov 3.

Eine gesunde, ausgewogene Ernährung sollte an erster Stelle stehen.

auf das Gewicht der Tiere, den Cholesterolge-

halt im Serum, auf das TNF-α Level und auf

die Leberhistologie aus. Jeder Stamm scheint

dabei seinen individuellen Vorzug zu haben:

LA68 konnte vornehmlich die Menge an Ge-

samtcholesterol und HDL senken, wohingegen

WCFS1 für einen Leptin-Anstieg sorgte, LDL

senkte und einen stärkeren immunmodulato-

rischen Effekt erzielte als LA68.4

Testsieger: Streptococcus HJS-1, Lactobacil-

lus HJL-37 und Bifi dobacterium HJB-4

Weil im menschlichen Darm auch natürlicher-

weise Bakterien leben, die den Cholesterol-

Abbau unterstützen, führte eine Gruppe von

Wissenschaftlern folgenden Versuch durch:

Die Forscher isolierten Vertreter der Bakte-

riengruppen Streptococcus, Lactobacillus und

Bifi dobacterium aus dem menschlichen Darm,

um einen oder mehrere Stämme zu fi nden,

die den Cholesterolspiegel besonders effektiv

senken können.

Um überhaupt im Darm anzukommen, müs-

sen oral verabreichte Bakterien den extrem

niedrigen pH-Wert im Magen unbeschadet

überleben und resistent gegen Gallensäuren

sein. Diese Kriterien erfüllten jeweils sieben

Stämme der isolierten Streptokokken und

Bifi dobakterien. Bei den Laktobazillen waren

es sogar elf Stämme.

In weiteren Labortests konnten die Stämme

Streptococcus HJS-1, Lactobacillus HJL-37 und

Bifi dobacterium HJB-4 Cholesterol am effek-

tivsten reduzieren.

Sie sind vielversprechende Kandidaten für Pro-

biotika, die den menschlichen Fettstoffwechsel

extrem effektiv unterstützen. 5

Ebenfalls bestanden: Bifi dobacterium breve

A26 und Lactobacillus plantarum LA3

In einer weiteren Studie zeigten sich Bifi dobac-

terium breve A26 und Lactobacillus plantarum

LA3 aus dem menschlichen Darm als sehr

effektive Cholesterol-Abbauer. Wissenschaftler

hatten in mehreren Isolaten die Aktivität der

Gallensalz-Hydrolase gemessen. Das Enzym

ist maßgeblich am Abbau von Cholesterol

aus Gallensäuren beteiligt. Am besten arbei-

teten die Bakterien, wenn die Konzentration

der Gallensäuren 0,2% betrug. Bei höheren

Konzentrationen konnten die Bakterien den

Cholesterolgehalt nicht mehr so gut senken

oder starben sogar ab.6

Auch Lactobacillus reuteri kann Choles-

terolspiegel senken

Auch in Lactobacillus reuteri scheint Choles-

terol-senkendes Potential zu stecken. Un-

ter Bedingungen, wie sie im menschlichen

Verdauungstrakt vorkommen, nahm L. reuteri

NCIMB 701089 von allen getesteten Stämmen

die größte Menge an Cholesterol auf und gilt

daher ebenfalls als aussichtsreicher Kandidat

für ein cholesterolsenkendes Probiotikum.7

Weitere vielversprechende Cholesterol-Senker

entdeckten Wissenschaftler, als sie um die 800

verschiedene Milchsäurebakterienstämme auf

die Aktivität ihrer Gallensalz-Hydrolase hin un-

tersuchten. Die probiotischen Stämme Pedio-

coccus acidilactici NBHK002, Bifi dobacterium

adolescentis NBHK006, Lactobacillus rhamno-

sus NBHK007 und Lactobacillus acidophilus

NBHK008 schnitten dabei am besten ab.8

Auch wenn Milchsäurebakterien den Menschen

auf schonende Weise von überschüssigem

Blutfett befreien können, sollte eine gesunde,

ausgewogene Ernährung kombiniert mit aus-

reichend Bewegung und wenig negativem

Stress immer an erster Stelle stehen, wenn es

darum geht, den

Körper zurück

in ein gesundes

Gleichgewicht zu

bringen.

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BERICHT

08 / SymbioLact & mehr

DICK DURCH MEHR FIRMICUTES-BAKTERIEN IN DER DARMFLORA?

nach Finucane et al., 2014

BMI

Prozent der Gesamtzellzahl

Abb. 1: Jede Zeile zeigt die relative Häufi gkeit der großen Bakterienstämme in der intestinalen Mikro-fl ora an, sortiert nach dem BMI. Die Schlussfolgerung: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen dem BMI und der Zusammensetzung der intestinalen Mikrofl ora auf Stammebene.

20

20

22

24

26

32

40 60 80 100

Prozent der Gesamtzellzahl

BMI

0

Firmicutes Bacteroidetes Actinobacteria Proteobacteria Fusobacteria Andere

nach Finucane et al., 2014

Die Ernährung, das eigene Verhalten und

die erbliche Veranlagung sind die bekann-

testen Risikofaktoren für die Ent steh ung von

Übergewicht. Aber auch die Mikro fl ora im

Darm hat einen Einfl uss auf das Ge wicht.

Stu dienergebnisse der letzten Jahre deuteten

an: im Darm adipöser Personen herrschen

möglicher weise Bakterien des Stamms Firmi-

cutes vor und Bakterien des Stamms Bacte-

roidetes sind vermindert. Die Medien haben

diese einfache und konkrete Aussage dankbar

und wiederholt aufgegriffen. Aber lässt sich

der Zusammenhang zwischen Mikrofl ora und

Gewicht wirklich auf die einfache FIrmicutes-

Bacteroidetes-Formel reduzieren?

Der menschliche Stoffwechsel und der Stoff-

wechsel der Mikrofl ora im Darm sind eng

miteinander verwoben. Die Darmbakterien

bereiten unverdauliche Nahrungsbestandteile

auf, ernähren die Darmschleimhaut zu 80

Prozent und greifen über ausgeschiedene

Substanzen in unseren Stoffhaushalt ein.

Das passiert im großen Stil, denn an Zellen

sind die Darmbakterien unserem Körper um

das Zehnfache überlegen. Auch an Stoffwech-

selmöglichkeiten lässt uns die Mikrofl ora weit

hinter sich, denn mit ihrer Artenvielfalt verfü-

gen die Darmbakterien über ein viel größeres

Enzymarsenal als wir. Deshalb hat es Auswir-

kungen auf den Körper, welche Bakterien sich

im Darm befi nden und welche Stoffwechsel-

produkte sie ausscheiden.

In Untersuchungen an Mäusen und in einer

kleineren Kohorte mit 19 Testpersonen fanden

Wissenschaftler im Stuhl adipöser Mäuse

und Menschen mehr Bakterien des Stamms

Firmicutes als des Stamms Bacteroidetes 1.

Die meisten Bakterien im menschlichen Darm

gehören einem der beiden Bakterienstämme

an. Die Ergebnisse erreichten die Publikums-

presse, die den neuen Hoffnungsträger zur

Gewichtskontrolle vielfach veröffentlichte.

Allerdings folgten Studien, die einen derar-

tigen Unterschied in der bakteriellen Besied-

lung nicht feststellen konnten oder sogar das

Gegenteil zeigten.

Review prüft Firmicutes-Bacteroidetes-

Formel

Um die Firmicutes-Bacteroidetes-Formel zu

überprüfen, haben Wissenschaftler um Mariel

Finucane die Daten größerer Studien zum

Thema ausgewertet und in einem Review

veröffentlicht 2. Darunter sind Daten des

Human Microbiome Projects und der MetaHIT-

Studie. Das Human Microbiome Project hat

das US-amerikanische National Institute of

Health im Jahr 2008 ins Leben gerufen: das

weltweite Projekt beschäftigt sich mit der

umfassenden Charakterisierung und Analyse

des menschlichen Mikrobioms in Bezug auf die

Gesundheit. Der Begriff Mikrobiom beschreibt

dabei die Gesamtheit der den Menschen besie-

delnden Mikroorganismen. Das MetaHIT Projekt

erforscht speziell die Zusammenhänge zwi-

schen den Genen der Mikrofl ora im Darm und

Gesundheit und Krankheit des Menschen. Im

Mittelpunkt stehen dabei chronisch-entzündliche

Darmerkrankungen und Übergewicht.

Die Wissenschaftler um Finucane werteten die

Daten aus dem Human Microbiome Project

aus und setzten das Verhältnis zwischen Bac-

teroidetes und Firmicutes in Bezug zum Body

Mass Index der Probanden. Wie sich dabei

zeigte, ist das Verhältnis zwischen Bacteroi-

detes und Firmicutes vollkommen unabhängig

vom Body Mass Index (BMI). Entsprechend

sehen die Wissenschaftler keinen Zusammen-

hang zwischen dem BMI und dem Verhältnis

der beiden Bakterienstämme.

Individualität überwiegt

In einer weiteren Grafi k bildeten die Wissen-

schaftler die Verteilung der nachgewiesenen

Bakterien auf Stammebene ab, sortiert nach

dem BMI der Probanden (Abb. 1). Das Besied-

lungsmuster verschiebt sich in der Darstellung

nicht mit steigendem BMI, sondern ist indivi-

duell unterschiedlich. Auch ab einem BMI von

30, der laut Defi nition der WHO den Beginn

der Adipositas markiert, sind keine typischen

Veränderungen zu sehen.

Stattdessen unterscheidet sich die Bakterien-

zusammensetzung zwischen den untersuchten

Studien stärker als zwischen schlanken und

adipösen Personen innerhalb der einzelnen

Studien. Das zeigte ein Vergleich der Ergeb-

nisse aus den verschiedenen Studien (Abb. 2).

In der kleinen Kohorte von 2006 mit 7 schlan-

ken und 12 adipösen Personen fanden die Wis-

senschaftler bei Adipösen deutlich mehr Bak-

terien des Stamms Firmicutes als des Stamms

Bacteroidetes. In der Studie von 2009 mit 8

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HMP V35

MetaHIT

Turnbaughet al., 2009Europäische Amerikaner V2

Turnbaughet al., 2009Afrikanische Amerikaner V2

Relative Häu� gkeit der Bacteroidetesnach Finucane et al., 2014 Relative Häu� gkeit der Firmicutes

Ley et. al.,2006

n = 29schlank

p = 0,30 p = 0,86

p = 0,07 p = 0,06

p = 0,29 p = 0,37

p = 0,05 p = 0,04

p < 0,01

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0

p < 0,01

n = 32schlank

n = 24adipös

n = 29adipös

n = 42schlank

n = 26adipös

n = 62schlank

n = 8adipös

n = 12schlank

n = 7adipös

Abb. 2: Die Unterschiede in der relativen Häufi gkeit von Bacteroidetes und Firmicutes ist zwischen den Studien größer als zwischen den schlanken und adipösen Testpersonen innerhalb der einzelnen Studien. Ley et al. 2006 1, Turnbough et al. 2009 6

BERICHT

SymbioLact & mehr / 09

LITERATUR

1. Ley RE et al. (2006): Microbial ecology: human

gut microbes associated with obesity. Nature 444:

1022–1023.

2. Finucane MM et al. (2014): A Taxonomic Signature

of Obesity in the Microbiome? Getting to the Guts

of the Matter. PLoS ONE 9(1): e84689. doi:10.1371/

journal.pone.0084689

3. Schwiertz A et al. (2010): Microbiota and SCFA in

lean and overweight healthy subjects. Obesity 18(1):

190-195. doi: 10.1038/oby.2009.167

4. Woting A et al. (2014): Clostridium ramosum pro-

motes high-fat diet-induced obesity in gnotobiotic

mouse models. mBio 5(5): e01530-14. doi:10.1128/

mBio.01530-14.

5. Breton J et al. (2015): Gut Commensal E. coli

Proteins Activate Host Satiety Pathways following

Nutrient-Induced Bacterial Growth. Cell Metabo-

lism; DOI: 10.1016/j.cmet.2015.10.017

6. Turnbaugh PJ et al. (2009): A core gut microbiome

in obese and lean twins. Nature 457: 480–484.

schlan ken und 62 adipösen afrikanisch-stäm-

migen Amerikanern und 26 schlanken und 42

adipösen europäisch-stämmigen Amerikanern

war der Unterschied nicht mehr so deutlich.

Im Vergleich mit den Ergebnissen der MetaHIT-

Studie und dem größten Datensatz aus dem

Humane Microbiome Project mit 123 schlanken

und 24 adipösen Probanden treten die Ver-

schiebungen in den kleineren Studien hinter

die Unterschiede zwischen den Studien zurück.

Die Breite der Balken gerade in den größeren

Datensätzen zeigt aber starke individuelle Un-

terschiede in den einzelnen Gruppen an.

Fettsäuren und Erysipelotrichi

Auch wenn das Verhältnis von Firmicutes zu

Bacteroidetes bei Adipositas wohl keine Rolle

spielt, gibt es immer wieder Hinweise darauf,

wie die Mikrofl ora im Darm das Gewicht be-

einfl ussen kann. Einer Studie zufolge bilden

die Darmbakterien adipöser Probanden zum

Beispiel mehr kurzkettige Fettsäuren als die

Bakterien schlanker Personen 3. Damit führen

die Bakterien dem Körper zusätzliche Energie

zu, denn die kurzkettigen Fettsäuren entste-

hen vor allem aus Ballaststoffen, die unsere

körpereigenen Enzyme nicht verdauen können.

Allerdings sind die kurzkettigen Fettsäuren nicht

nur unerwünschte Energielieferanten. Vor allem

die Buttersäure versorgt unsere Darmepithel-

zellen und hält so die Darmschleimhaut gesund.

Außerdem hemmt sie entartete Zellen und

wirkt damit der Krebsentstehung entgegen.

Die Arbeitsgruppe um Michael Blaut vom

Deutschen Institut für Ernährungsforschung

in Potsdam ist einer Bakterieklasse innerhalb

der Firmicutes auf der Spur: den Erysipelotrichi

(4). Im Darm übergewichtiger Menschen und

Mäuse fanden die Wissenschaftler mehr Bak-

terien aus dieser Klasse. Ein Vertreter daraus

- Clostridium ramosum – förderte im Maus-

modell bei fettreicher Diät eine ernährungs-

bedingte Fettleibigkeit. Bei fettarmer Diät hatte

Clostridium ramosum dagegen keinen Einfl uss.

Die Wissenschaftler um Blaut wollen ihre

Beob achtungen in anderen Modellen über-

prüfen und verstehen, wie Bakterien unseren

Energiestoffwechsel beeinfl ussen.

Auch Darmbakterien sind mal satt

Untersuchungen von Sergueï Fetissov an der

Rouen University und dem INSERM’s Nutrition,

Gut & Brain Laboratory in Frankreich zufolge

teilen uns die Darmbakterien mit, wenn sie

satt sind. Etwa 20 Minuten nach einer Mahl-

zeit scheidet zum Beispiel E. coli Proteine

aus, die die Nahrungsaufnahme bei Tieren

unterdrücken können. In Mäuse oder Ratten

injiziert, wirken die Proteine auf das Gehirn

und verringern den Appetit. Nach Meinung

von Fetisov können die bakteriell produzierten

Proteine über einen längeren Zeitraum im Blut

zirkulieren und Stoffwechselvorgänge im Ge-

hirn beeinfl ussen.

Wie Forschungsergebnisse immer wieder zei-

gen, spielt die Mikrofl ora im Darm durchaus

eine Rolle für unser Gewicht. Allerdings sind

die Zusammenhänge komplex und bedürfen

weiterer Aufklärung. Der einfachen Firmicutes-

Bacteroidetes-Formel haben die Ergebnisse

der ausführlichen Analyse im Finucane-Review

jedoch eine Absage erteilt.

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Hämatologie, Immu-

nologie und Mikrobi-

ologie ist ein Teil von

„Die Heilpraktiker-

Akademie in 14

Bänden“, zweite

Aufl age (ISBN 978-

3-437-58001-7)

249,99�€�

Die Heilpraktiker-

Akademie ist ein

umfangreiches Nach-

schlagewerk für das

komplette medizinische Basiswissen und den

Prüfungsstoff. Die einzelnen Kapitel sind in

überschaubare, handliche Einheiten eingeteilt,

wobei farbige Kästen zu Pathologie, Prüfungs-

hinweisen und Hinweisen des Autors den

Lehrstoff ergänzen. Zusammenfassungen am

Kapitelende und Merke-Kästchen erleichtern

das Lernen oder das schnelle Wiederauf-

frischen des Inhalts. Das gesamte Werk ist reich

bebildert. Da die einzelnen medizinischen

Fachbereiche voneinander nicht isoliert sind,

gibt es in den einzelnen Bänden Querverweise

auf die anderen Themenbände.

Der ausgewählte Band umfasst die Themen:

Blutbildende Organe und Bestandteile des

Blutes, Immunzellen, Immunorgane und Im-

munmechanismen, Grundlagen zu Viren, Bak-

terien, Pilzen, Protozoen und Würmern und

zahlreiche damit assoziierte Krankheiten.

Über den Autor:

Rudolf Schweitzer studierte Pharmazie und

Medizin und leitete anschließend mehrere

Jahre eine eigene Apotheke. Dann führte er

zehn Jahre lang als Facharzt für Allgemein-

medizin mit der Zusatzbezeichnung Chiro-

therapie und dem weiteren Schwerpunkt

Homöopathie eine eigene Praxis. Von 1996

bis 2008 war er als leitender Dozent an einer

großen Heilpraktiker-Schule tätig. In diesen

Jahren entstanden Skripte zu sämtlichen prü-

fungsrelevanten Fächern, aus denen 2010 –

2012 die Heilpraktiker-Akademie als Lehr-

buchreihe für die Heilpraktiker-Ausbildung

hervorging. Seit 2008 führt er eine eigene

Heilpraktiker-Schule in Bad Wurzach.

BUCHTIPPS

10/ SymbioLact & mehr

Dr. Anne Katharina Zschocke: Knaur Mens Sana HC

DARMBAKTERIEN ALS SCHLÜSSEL

Rudolf Schweitzer: Elsevier Urban & Fischer

HÄMATOLOGIE, IMMUNOLOGIE UND MIKROBIOLOGIE

Auf 368 Seiten setzt

sich Dr. Anne Katha-

rina Zschocke mit den

Darmbakterien und ihrer

Bedeutung für Krankheit

und Gesundheit ausein-

ander. Sie beschreibt,

wie Wissenschaftler

das Mikrobiom und die

vielfältigen Fähigkeiten

der Darmbakterien

entdeckten. Auch geht

sie ausführlich darauf

ein, wie sich das Mikrobiom eines Menschen

vom Mutterleib bis zum Erwachsenwerden

entwickelt. Zschocke bricht eine Lanze für die

natürlichen Bakterien: Um die Bakterien im

Darm zu fördern, sollten Mütter ihre Babys auf

natürlichem Weg gebären und sie stillen. Alle

sollten ausreichend Ballaststoffe verzehren.

Keimfrei aufgezogene Tiere, bei denen das

funktionierende Immunsystem fehlt, sieht sie

als warnendes Beispiel für unsere moderne,

keimarme Umwelt. Wir beseitigen immer mehr

Keime, indem wir die Hygiene übertreiben und

großzügig Antibiotika einsetzen, so Zschocke.

Als Folge treten zahlreiche Erkrankungen auf.

Ausführlich beschreibt Zschocke den „leaky

gut“ und die mit einer Immunstörung ver-

bundenen Erkrankungen wie Heuschnupfen,

Asthma, Neurodermitis, Lebensmittelunver-

träglichkeiten, Reizdarm, chronisch-entzünd-

liche Darmerkrankungen, Darmpolypen und

auch Darmkrebs. Auch die Verbindung zwi-

schen Kopf- und Bauchhirn betrachtet sie

eingehend. Mit zahlreichen Beispielen belegt

sie: Die Darmbakterien sind in vielen Fällen der

Schlüssel zur Gesundheit. Das ist ihre wichtig -

ste Erkenntnis, die sie immer wieder aufgreift.

Zschocke stört sich am kriegerischen Begriff

der Immunabwehr und möchte lieber den

friedlichen Begriff des Kommunikationssys-

tems verwenden. Das Immunsystem entsteht

erst durch den Kontakt mit den Bakterien,

entwickelt sich lebenslang mit den Bakterien

weiter und ist mit den Mikroorganismen kom-

plex vernetzt. Eine gestörte Kommunikation

zwischen dem menschlichen Körper und den

Bakterien ist die Ursache für viele Krankheiten.

Neben den Bakterien legt Zschocke auch Wert

auf die Pfl ege der Seele durch gesunde Lebens-

führung und auf eine gesunde Ernährung.

Darunter versteht sie nicht nur eine ausgewo-

gene Zufuhr aller notwendigen Nährstoffe,

Spurenelemente und Ballaststoffe, sondern vor

allem naturbelassene Lebensmittel aus biolo-

gischem Anbau. Denn nur in gesunden Böden

fi nden sich gesunde Mikrobenteams. Gesunde

Mikrobenteams empfi ehlt sie auch zur Förder-

ung der Darmgesundheit.

Probiotika und bakteriell fermentierte Le-

bensmittel wie Sauerkraut und Joghurt

unterstützen die körpereigene Bakterien-

gemeinschaft.

Für ihr Buch hat Zschocke zahlreiche Quellen

genutzt und viele, auch sehr neue wissen-

schaftliche Erkenntnisse verarbeitet. Leider

verzichtet der Verlag auf ein Literaturverzeich-

nis und gibt abschließend nur drei weitere

Bücher von Zschocke an.

Dr. Anne Katharina Zschocke studierte

Medizin in Freiburg und London. Bereits

während ihres Studiums und danach war sie

als Ärztin beim Deutschen Roten Kreuz tätig.

Sie bildete sich naturheilkundlich weiter und

arbeitete für kurze Zeit an einer internistisch-

onkologischen Klinik. Danach wechselte sie in

den praktischen Gartenbau. Zschocke arbeitet

heute als wissenschaftliche Mitarbeiterin im

Naturzentrum Eifel, als freie Fachdozentin zu

vielfältigen Themen und als Buchautorin.

© FinePic, München

Page 11: S. 3 – 4 die Darm˜ ora - symbiopharm.de · Xenobiotika schädigen die Darmschleimhaut direkt, indem sie zum Beispiel Entzündungen auslösen, und indirekt, indem sie die Darmfl

Staatsoper im Schiller TheaterBerlin

Simon Boccanegra, der im Jahre 1339 zum

Dogen von Genua gewählt wurde und mit

Unterbrechungen bis zu seinem plötzlichen

Tod 1363 erfolgreich regierte, bot dem spa-

nischen Dramatiker Antonio Garcia Gutier-

rez Stoff für ein Schauspiel mit den für ihn

typischen Intrigen, falschen Identitäten und

unheimlichen Schicksalsmächten. Giuseppe

Verdi, der mit »Il trovatore« schon einmal

ein Drama von Gutierrez vertont hatte,

konn te diesem Stoff für seine für 1857

geplante Oper nicht widerstehen.

Der italienische Opern- und Schauspiel re-

gisseur Federico Tiezzi erzählt Boccane gras

Lebensgeschichte in historisch über greifen-

den Bildern als Parabel auf die Funk tionsweise

der politischen Macht, wie sie sich im Aufstieg

Bocca negras aus dem Arbeiter-Milieu hinauf

zum höchst en Staatsamt manifestiert. Die

Re gie wird da bei der me lancholischen Grund-

stimmung des Werkes ebenso gerecht wie der

an Shakespeares Königsdramen geschulten

Dichte der szenischen Handlung.

Das hochkarätige Sängerensemble mit Pla cido

Domingo in der Titelrolle und die Staats ka pelle

Berlin versprechen unter der Leitung von Daniel

Barenboim in der Inszenierung von Federico

Tiezzi einen Höhepunkt der Pfl ege italienischer

Oper in Berlin.

Termine:• 05. Mai 2016 | 19:30 UHR

• 08. Mai 2016 | 19:30 UHR

• 11. Mai 2016 | 19:30 UHR

SERVICE

SymbioLact & mehr / 11

AUGUST MACKE UND SEIN HAUSERWEITERUNG UND SAMMLUNG

AUGUST MACKE HAUS, BONN BIS 01.05.2016

Joan Miró (1893–1983) gehört zu den größ ten

Künst lern des 20. Jahr hun derts. Die SCHIRN

präsen tiert in einer konzen trier ten Einzel aus stel-

lung einen bislang wenig disku tier ten Aspekt

im Œuvre des Kata la nen: Mirós Vorliebe für

große Formate und seine Faszi na tion für die

Wand. Von Beginn an bildet die Wand den Aus-

gangs punkt seiner Male rei – als Objekt, das

ab ge bil det wird und das zugleich die physi sche

und hapti sche Quali tät seiner Male rei bestimmt.

Miró löste sich von einer einfa chen Wieder gabe

der Wirk lich keit und setzte die Bild fl ä che mit

der Wand gleich. Indem er weiß grun dierte Lein-

wände, rohe Jute, Faser plat ten, Sand pa pier

oder Teer pappe verwen dete, ließ er ein ma li -

ge Bild wel ten von monu men ta ler Größe und

heraus ra gen der Mate ria li tät entste hen.

Mit rund 50 Kunst wer ken aus bedeu ten den

Museen und öffent li chen Samm lun gen welt-

weit, u. a. aus der Natio nal Gallery of Art,

Washing ton D.C., dem Solo mon R. Guggen-

heim Museum, New York, dem Museo Reina

Sofía Madrid und dem Centre Pompi dou Paris

sowie wich ti gen Privat samm lun gen, eröff net

die Ausstel lung der SCHIRN dem Publi kum

einen gänz lich neuen Zugang zu Mirós Kunst.

August Macke, Elisabeth mit buntem Buch, 1910,

SCHIRN KUNSTHALLE 26.02. - 12.06.2016

JOAN MIRÓ. WANDBILDER, WELTENBILDER

Joan Miró, Zwei Raubvögel (Deux oiseaux de proie), 29. Mai 1973

OPER VON GIUSEPPE VERDI

“SIMON BOCCANEGRA”MIT PLÁCIDO DOMINGO

Plácido Domingo feiert seinen 75. Geburtstag. Was hat er nicht alles erreicht! Als Operntenor ein Frühvollendeter, der sich seine fachlichen Lorbeeren bereits als junger Mann erwarb, legte er als reifer Sänger eine beispiellose internationale Karriere hin.

Bereits seit 1903, dem Jahr der ersten Begeg-

nung zwischen August Macke und seiner spä-

teren Frau Elisabeth, war der Künstler immer

wieder in der Bornheimer Straße in der Bonner

Nordstadt, zunächst im benachbarten Hause

seiner Schwiegereltern Gerhardt (heute Nr.

98) und ab Anfang 1911 im heutigen August

Macke Haus, das er mit seiner Familie bis zu

seiner Einberufung als Soldat im Ersten Welt-

krieg am 1. August 1914 bewohnte.

Seit 1991 ist das authentische Künstlerhaus

der Öffentlichkeit zugänglich, nachdem es

durch zielstrebiges bürgerschaftliches Engage-

ment vor der Spitzhacke gerettet und in seinen

ursprünglichen Zustand gebracht worden war.

Seither kann man darin im Dachgeschoss das

Atelier des international renommierten Expres-

sionisten mit zahlreichen Originalwerken besi-

chtigen und in den übrigen Etagen wechselnde

Ausstellungen, die sich mit August Macke und

seinem künstlerischen Umfeld beschäftigen.

Das von der Stiftung August Macke Haus

der Sparkasse in Bonn getragene und vom

Verein August Macke Haus e. V. seit nunmehr

fast 25 Jahren betriebene Künstlerhaus stieß

aufgrund der vielfältig entwickelten Aktivitäten

und des großen Besucherzuspruchs funktional

und räum lich schon bald an seine Grenzen, so

dass sich bereits Ende der 1990er Jahre immer

stärker die Notwendigkeit zusätzlicher Räum-

lichkeiten aufdrängte. Nachdem 2004 in unmit-

telbarer Nachbarschaft ein Grundstück erworben

werden konnte, ist es in den letzten Jahren

gelungen, die Finanzierung für einen Erweite-

rungsbau am August Macke Haus zu sichern.

Während der ersten Bauphase wird das Künst-

lerhaus noch bis zum 1. Mai 2016 geöffnet

bleiben können. Danach wird es für etwa ein

Jahr geschlossen werden, um die Dauerausstel-

lung zu August Macke einrichten zu können.

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Herausgeber:Symbiopharm GmbHAuf den Lüppen 10D-35745 Herbornwww.symbiopharm.de

Redaktion:Holger Brunsmann, Dr. Lilian Schoefer

Redaktionsleitung:Symbiopharm GmbHAuf den Lüppen 10D-35745 Herborn

Autoren:Sonja Schmitzer, Dipl. Ing. für BiotechnologieFachjournalistin

Angelika Hecht, Biologin

Dr. Lilian SchoeferBiologin

Herstellung:Dönges DruckAm Güterbahnhof 1935683 Dillenburg

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