SaarlandSaarland im - nabu-saar.de · ist der 1. Dezember 2010. Die NiS-Redaktion freut sich auf...

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Magazin des NABU Saarland e.V. Ausgabe 4/2010 NABU Saarland, Antoniusstr. 18, 66822 Lebach SCHUTZ NATUR im im NATUR SCHUTZ Euro 3,50 Saarland Saarland Biodiversität: Karriere eines Begriffs Landwirtschaft: Mineralwasser teurer als Milch Forschung: Auf der Spur der Kobolde

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Magazin des NABU Saarland e.V.

Ausgabe 4/2010

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Euro 3,50

SaarlandSaarland

Biodiversität: Karriere eines Begriffs

Landwirtschaft: Mineralwasser teurer als Milch

Forschung: Auf der Spur der Kobolde

plötzlichNiS-Herbst-Themen

3 Inhalt und plötzlich

4 Naturschutznachrichten

6 MdEP Leinen und NABU-Präsident Tschimpke: SaarUrwald wichtiger Baustein im europäischen Natura-2000-Verbund

7 Der NABU Saarland gratuliert

8 Biodiversität:Karriere eines BegriffsHintergründe eines Schlagworts

9 Buch-Tipps zum Jahr der bio-logischen Vielfalt

11 Der Luchs im Saarland?

13 Gemeinsame Erklärung zur Neu-orientierung der Jagd

14 Mineralwasser teurer als Milch

16 Von Pflanzen, Amphibien und anderenTieren …

18 Wilde Gärten für die Gelbbauchunke

20 Auf der Spur der Kobolde

22 Vielfalt in der Landschaft Extensive Anbausysteme mit nach-wachsenden Rohstoffen als Option fürden Naturschutz?

25 Nachruf Rainer Grün

26 Veranstaltungen im Saarland; Termine im Urwald vor den Toren der Stadt

Liebe NABU-Mitglieder im SaarlandEin Jahr mit großen Erwartungen im Naturschutz geht bald zu

Ende. Der Verlust der Biologischen Vielfaltsollte weltweit bis ins Jahr 2010 gestopptwerden. Dieses Ziel ist national und inter-national gescheitert. In zahlreichen politi-schen Bekundungen wurden diese Ziele seitder Jahrtausendwende propagiert. DerStart ins dritte Jahrtausend löste eine großeAufbruchsstimmung aus, die doch kläglichgescheitert ist. In der EU wurden diese Zielenoch schlechter umgesetzt als bei uns. Zahl-reiche Tagungen, auch bei uns im Saarland,befassten sich mit Biodiversität und Nach-haltigkeit. Biodiversität ist in dieser Aus-gabe ein Schwerpunktthema. Bei den mei-sten von mir besuchten Veranstaltungenglänzten die gewählten Volksvertreter mitAbwesenheit, eine bewährte politische Stra-tegie, um unangenehmen Wahrheiten aus-zuweichen! Der globale Artenverlust hat sich sogar noch erheb-lich beschleunigt. Wälder wurden im nie gekannten Ausmaß ver-nichtet und mit ihnen viele tausend Arten, die noch nicht einmaleinen Namen hatten. Am Beispiel der wieder zunehmenden Vogel-jagd in Südeuropa wird der gescheiterte EU-Naturschutz beson-ders deutlich. Auf Malta werden Wespenbussarde, Pirole und Blau-racken aus bloßer Schießlust abgeknallt. Zypern wird inzwischenals das Bermudadreieck für Zugvögel bezeichnet. Reiche Russenfliegen dort ein, um knackige Vogelleichen aus Bratpfannen wieKaviarersatz zu verzehren. In deutschen Lerchenfenstern aufge-wachsene Lerchen landen in südfranzösischen Bratpfannen. Aberauch im Binnenland nimmt die Vogelverfolgung wieder zu. Sowurden in einer Statistik in NRW von 2005 bis 2009 350 getöteteGreifvögel erfasst. Rechnet man das mit entsprechender Dunkel-ziffer EU-weit hoch, kommt man auf viele tausend illegal getö-tete Greifvögel. In Bayern werden tausende Rabenvögel, Reiher,Bussarde und Kormorane abgeschossen, und demnächst sollenauch Biber dazu kommen. Für 2011 wird wiederum eine Forstre-form für das Saarland angekündigt. Der Zuwachs im Saarwald sollverstärkt genutzt werden, indem wieder mehr Holzförsterreviereeingeführt werden. Verstärkter Holzeinschlag wird zu mehr "forst-wirtschaftlicher Unruhe" im Wald führen. Wir werden diese Ent-wicklung kritisch begleiten. Umweltdienstleistungen der Förstersollen auf private Dienstleister verlagert werden. Welche Arbeits-kräfte dort eingesetzt werden, ist hinreichend bekannt. Trotzschrumpfender Bevölkerung gelang es unserem Land nicht, denFlächenverbrauch einzudämmen. Es wird weiter kräftig erschlos-sen, gebuddelt, verfüllt und betoniert. Die Naturschutzarbeit wirduns auch im nächsten Jahr nicht ausgehen!

Ihr Karl Rudi ReiterStellvertretender NABU-Landesvorsitzender

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Redaktionsschluss für die Winter-NiSist der 1. Dezember 2010.

Die NiS-Redaktion freut sich auf Ihre Beiträge.Lust auf ein ganzheitliches Mitwirken in der NiS-

Redaktion? Texten, Layouten oder Redigieren? DasTeam freut sich über alle Mitstreiter und Mitstreite-rinnen, ob jung oder alt, erfahren oder lernend.

Kontakt: Ute-Maria Meiser, Tel. 0 68 25 / 94 03 00

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Generationswechsel beim NABU Merzig

Am 03.09.2010 fand die Mitgliederversammlung des NABUMerzig statt. Zahlreiche Mitglieder, darunter auch viele neueGesichter, erschienen im Vereinsraum in Merzig-Hilbringen.Zum Auftakt der Versammlung ließ der langjährige Vorsit-zende Dieter Heinrich die Arbeit der vergangenen Jahre Revuepassieren. Der Schwerpunkt der Tätigkeiten lag in der Pflegeund Betreuung von Streuobstwiesen.

Die anschließende Neuwahl des Vorstandes führte zu einemGenerationswechsel. An der Spitze steht nun der 25-jährigeBiogeografie-Student Rolf Klein aus Merzig. Unterstützt wirder vom 2. Vorsitzenden Dieter Ulrich, der Kassenführerin Hil-degard Gottfrois-Bartel, der Schriftführerin Katharina Backesund den Beisitzern Markus Austgen, Jörg Conrath, Fabian Feß,Sebastian Kiepsch, Robin Speicher und Martin Thiery.

Das neue Team hat sich zum Ziel gesetzt, den NABU Mer-zig zu reaktivieren und gemeinsam mit seinen Mitgliederndas Naturpotenzial der Region zu nutzen.

Durch verschiedene Maßnahmen sollen wichtige Biotopewie Feuchtwiesen, Halbtrockenrasen und Streuobstwiesengepflegt und die Lebensbedingungen für spezialisierte Artenverbessert werden. Alle Mitglieder werden in den kommen-den Wochen über die genaueren Themenschwerpunkte sowiedas Jahresprogramm der Ortsgruppe informiert und zur Mit-wirkung herzlich eingeladen.

Dem scheidenden Vorsitzenden Dieter Heinrich, der dieOrtsgruppe seit ihrer Gründung 1986 durch Höhen und Tie-fen geführt hatte, gilt neben den restlichen Vorstandsmit-gliedern ein besonderer Dank seitens des neuen Vorstandes.

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Von links: Katharina Backes, Markus Austgen, HildegardGottfrois-Bartel, Sebastian Kiepsch, Rolf Klein, Jörg Conrath,Robin Speicher, Fabian Feß, Martin Thiery, Dieter Ulrich

NABU Saarlandkürt

Frosch- und Zaunkönig

9. Saarländischer Froschkönig wurde Helge Heydt aus derNABU-Gruppe St. Ingbert, der zusammen mit den Mitgliedernseiner Gruppe über 3000 Amphibien über die Straße getra-gen hat. Zu Zaunköniginnen kürte der NABU Christa Baus undIsolde Schneider aus Lebach, die sich schon seit Jahren inten-siv um den Amphibienzaun in Lebach kümmern. Ulrich Heintzdankte den Aktiven für ihre tatkräftige Unterstützung undüberreichte die Urkunden.

Er bedankte sich auch bei allen Helfern von Saarforst Lan-desbetrieb, in Straßenbauämtern, dem Zentrum für Biodo-kumentation sowie bei NABU-Gruppen für ihren Einsatz imAmphibienschutz. "Ohne das ehrenamtliche Engagement die-ser Menschen, das jährlich mehr als 10.000 Stunden Bürger-engagement bedeutet und sich nicht bezahlen lässt, wärenviele Frosch-, Kröten- oder Molchpopulationen im Saarlandschon längst ausgestorben", ist sich der NABU-Landesvorsit-zende Ulrich Heintz sicher.

Gabi Jank, Landesgeschäftsstelle

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Naturschutznachrichten

Naturschutz im Saarland ist das Mitgliedermagazin des NABU Saarland e.V.

Verantwortlich für den Inhalt: Die Redaktion für den Gesamtinhalt, der jeweils unterzeichnende Verfasser/in für seinen/ihren Text.Nachdrucke und Vervielfältigungen von Artikeln sind ausdrücklich erwünscht, aber nur mit Quellenangabe gestattet. Aus-nahmen siehe Vermerk beim jeweiligen Artikel. Die Redaktion behält sich Kürzungen und journalistische Bearbeitung allerBeiträge vor. Das Titelbild ist eine Collage aus Naturbildern von Rudi Reiter, Sascha Heib, Rainer Ulrich, Roland Proess undUte-Maria Meiser

Auflage dieser Ausgabe: 10 500 Exemplare

Chefredaktion: Ute-Maria Meiser

Redaktion: Elisabeth Frank-Schneider, Wega Kling, Joachim Schmidt, Karl-Rudi Reiter, Günther von Bünau, Helmut Harth,Wendelin Schmitt, Sascha Heib

Satz und Druck: Werbedruck Klischat, Offsetdruckerei GmbH, 66538 Neunkirchen, Untere Bliesstraße 11, Tel: (0 68 21) 29 04 - 0, Fax: (0 68 21) 29 04 - 31

Anzeigenleitung: Gabi Jank, NABU Saarland, Tel. 0 68 81 / 9 36 19 - 0, · Fax: 0 68 81 / 9 36 19 - 11, E-Mail: [email protected]

Anschrift des Herausgebers und der Redaktion:NABU Saarland ,· Antoniusstraße 18, · 66822 Lebach, · Tel. 0 68 81 / 9 36 19 - 0, · Fax: 0 68 81 / 9 36 19 - 11

Internet: www.NABU-Saar.de, E-Mail: [email protected]

IMPRESSUM40. Jahrgang, Heft 4/2010ISSN 0275-6958

NiS-Herbst-RätselAuch der gefallene Apfel, der so traurig in der Wiese

liegt, hält Leckerbissen für viele Tiere bereit.

Wie viele Insekten erkennst Du?

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Hornisse, Wespe, Grüne Fliege, Fruchtfliege, Ameise -. also 5

Cornelia Blume und BurkhardSteinmetz:

Das ApfelbuchApfelschätze erhalten und genießen

176 Seiten9,90 EuroISBN: 978-3-89566-219-5

"Das Apfelbuch" aus dem pala-verlag ist eineFundgrube für alle Freunde der paradiesischenFrucht. Das Buch hilft Apfelbaumbesitzern undsolchen, die es werden möchten, bei der Aus-wahl regionaler Sorten und bei der Pflege vonBäumen. Das Buch gibt Tipps zu Baumschnitt, Ernte, Lage-rung und Verwertung der Früchte. Neben praktischen Infor-mationen und Geschichten zum Apfel regen viele Rezeptezum Zubereiten von Apfelsaft, Most, Kompott oder Kuchenan. Darüber hinaus bringen 60 vegetarische Rezepte Abwechs-lung in die Küche. Fazit: Ein Genuss für alle Apfelfreunde.

Gelesen und besprochen von Gabi Jank

Der NABU Neunkirchen begrüßt sein 600. Mitglied

Anfang August schloss sich Karin Heidgen mit ihrer Fami-lie dem NABU Neunkirchen an und bescherte mit ihrer Fami-lienmitgliedschaft der NABU-Gruppe die runde Zahl von 600Mitgliedern.

Der Mitgliederbestand im Saarland hat sich in den Jahren2000 bis 2010 kontinuierlich auf jetzt 15 500 erhöht. Bundes-weit engagieren sich 425 000 Menschen beim NABU als aktive

Umweltschützer oder Förderer für Mensch und Natur.

Im Rahmen des traditionellen Froschfestes im NeunkircherZoo begrüßte NABU-Landesvorsitzender Ulrich Heintz undFriedrich Koch, Vorsitzender des NABU Neunkirchen, die Neu-mitglieder. "Der NABU ist im Saarland seit über 50 Jahrenaktiv zum Schutz unserer Tier- und Pflanzenwelt. Unsere Mit-glieder verleihen der Stimme des NABU mehr Gewicht undhelfen uns mit ihrer aktiven und finanziellen Unterstützungbei der Umsetzung unserer vielfältigen Aufgaben und Pro-jekte," betonte Ulrich Heintz.

Der NABU wünscht seinen Neumitgliedern viel Freude beiihren Aktivitäten in der Natur und bei der tatkräftigen Unter-stützung ihrer NABU-Gruppe.

Gabi Jank, Landesgeschäftsstelle

Friedrich Koch, Vorsitzender der Ortgruppe, begrüßt die Neue,Karin Heidgen, beim NABU Neunkirchen.

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bei. „Am Beispiel des SaarUrwaldes wirddeutlich, dass jeder Einzelne Vorteileaus Schutzgebieten ziehen kann. Sie bie-ten den Menschen vor Ort mehr Lebens-qualität, da sich Besucher nicht nur erho-len, sondern die Natur einmal hautnaherleben können. Darüber hinaus wirdumweltverträglicher Tourismus geför-dert“, so Tschimpke.

Die Gründe für den anhaltendenLebensraumverlust liegen auch in derunzureichenden Umsetzung dereuropäischen Naturschutzrichtlinien. Sosind zwar mit über 5 300 Gebietennahezu alle Natura-2000-Gebiete inDeutschland ausgewiesen, Manage-mentpläne, um die Gebiete richtig zubetreuen und zu pflegen, fehlen abernoch weitgehend. Das Saarland liegthier mit einer Quote von 25 Prozentzwar über dem Bundesdurchschnitt, istjedoch noch weit davon entfernt, alleGebiete ausreichend zu erhalten.

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Anlässlich des „Internationalen Jah-res der Biodiversität“ besuchten NABU-Präsident Olaf Tschimpke, NABU-Bun-desgeschäftsführer Leif Miller und derVorsitzende des Umweltausschusses imEuropäischen Parlament, Jo Leinen, am2. Juli gemeinsam den „Urwald vor denToren der Stadt“ in Saarbrücken. Der„SaarUrwald“, ein Partnerschaftspro-jekt von NABU Saarland, Umweltmini-sterium und SaarForst Landesbetrieb, istals Naturschutzgebiet „Waldschutzge-biet Steinbachtal/Netzbachtal“ Teil desNatura-2000-Gebietes „Saarkohlen-wald“ und bildet einen wichtigen Bau-stein im europäischen Schutzgebiets-netzwerk. Die Schutzgebiete diesesNetzwerkes werden nach Maßgabe dereuropäischen Naturschutzrichtlinien,der Vogelschutz- und Fauna-Flora-Habi-tat-Richtlinie, zum Schutz seltener Artenund Lebensräume festgelegt und erhal-ten. „Damit leistet die Europäische

Union einen wesentlichen Beitrag zumSchutz der biologischen Vielfalt inEuropa“, sagte NABU-Präsident OlafTschimpke.

Ursprünglich hat die EU das Arten-sterben bis 2010 stoppen wollen, diesesZiel wurde verfehlt. Trotz allerBemühungen zum Schutz der biologi-schen Vielfalt sind in Deutschland mehrals 70 Prozent der Lebensräume von Tie-ren und Pflanzen gefährdet. Im März2010 haben die Staatschefs beim EU-Gipfel beschlossen, nun bis zum Jahr2020 mit vermehrtem Engagement denVerlust von Arten und Lebensräumenzu stoppen. „Ohne das Rettungsnetzder Schutzgebiete wird dieses Ziel nichterreicht werden“, betonte Tschimpke.

Neben dem Schutz der biologischenVielfalt tragen Natura-2000-Gebieteauch zum Erhalt anderer Gratis-Lei-stungen des Ökosystems wie dem Hoch-wasserschutz oder der Klimaregulation

MdEP Leinen und NABU-Präsident Tschimpke:

SaarUrwald wichtiger Baustein im europäischen Natura-2000-Verbund

Anstrengungen zum Erhalt der Artenvielfalt weiterhin unzureichend

Pressekonferenz im Forsthaus Wolfsgarten

Das Podium anlässlich der Pressekonferenz am 2. Juli 2010 im Forsthaus Wolfsgarten (von links): NABU-Bundesgeschäftsführer LeifMiller, NABU-Präsident Olaf Tschimpke, MdEP Jo Leinen, NABU-Landesvorsitzender Ulrich Heintz und stellvertretenderNABU-Landesvorsitzender Karl Rudi Reiter Foto: Wendelin Schmitt

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99 JahreHildegard Buchhorn, NeunkirchenHedwig Gros, Schiffweiler

96 Jahre, Hedi Bernhardt, Riegelsberg

95 Jahre, Klara Fischer, ÜberherrnLiesel Martin, Ensdorf

92 Jahre, Edith Feistel, SaarbrückenElfriede Trapp, Wadgassen

91 Jahre, Walter Volz, NeunkirchenIlse Pletschke, SchiffweilerAnneliese Zimmer, Schiffweiler

90 Jahre, Karl Mai, VölklingenPaula Kaiser, SaarbrückenHildegard Rauch, WadgassenCilly Krebs, Völklingen

85 Jahre, Hedwig Günther, MarpingenAnneliese Ruby, BexbachWaldemar Stolz, BlieskastelGisela Braemer, MandelbachtalAlex Schramm, SaarbrückenLiselotte Phieler, SaarbrückenErich Veit, TholeyWerner Ermann, DahnFrieda Schäfer, OttweilerWerner Jungfleisch, QuierschiedDoris Buchinger, SaarbrückenHeinz Schommer, SaarwellingenMargarete Nagel, St. WendelMaria Köhler, ÜberherrnWalter Schmidt, GroßrosselnMartha Haag, RiegelsbergCilly Huppert, SaarbrückenCilli Colbus, WallerfangenAlbert Schumacher, St. Ingbert

80 Jahre, Hans Walter Arweiler, BeckingenHorst Hoppstädter, SchwalbachRuth Bickelmann, RiegelsbergBarbara Korb, WadgassenFriedrich-Karl Schmidt, SaarlouisGertrud Herrmann, St. IngbertAlfons Wendel, St. IngbertHilde Dörrenbächer, EppelbornHilde Drawe, Völklingen

Elfriede Herzog, VölklingenZensi Hurth, BlieskastelGerhard Feibel, MandelbachtalEdmund Schmachtenberg, HomburgMargarethe Jung, BeckingenKarl Mörschel, MerzigCäcilia Hofmann, MandelbachtalGünter Krug, VölklingenPeter Schwan, SaarlouisGünter Mang, SaarlouisGisela Hell, SchiffweilerRuth Broch, St. IngbertWalter Rosenkranz, Völklingen

75 Jahre, Rita Beschab, BexbachResi Zimmermann, SaarbrückenKonrad Hans, MerchweilerRudolf Werding, MettlachWalter Lohrig, WadernOtto Görgen, NeunkirchenHildegard Marwan, OttweilerWilli Hissler, QuierschiedSigunde Fechler, Rehlingen-SiersburgLeopold Schmitt-Forster, WadgassenIltrud Schu, SaarlouisHildegard Gabler, St WendelAlice Warken, ÜberherrnGerhard Schuh, GroßrosselnEdgar Flick, VölklingenElisabeth Fischer, VölklingenJosef Jäger, LosheimElfriede Schulze, LosheimGeorg Jung, KirkelEduard Spon, SaarbrückenHildegard Brettar, KleinblittersdorfAnita Lehmann, SaarbrückenEvelyn Kehr, KirkelManfred Bäbiger, MettlachRosel Schumacher, OttweilerPaul Ludwig Peter, OttweilerRoland Mang, QuierschiedBrunhilde Hort, RiegelsbergErnst Schneider, SaarbrückenEdwin Barth, WadgassenAnneliese Jacob, SchiffweilerLothar Zägel, SchiffweilerKarl-Heinz Dengel, IllingenEdith Nowacki, EppelbornAnneliese Meiser, IllingenHiltrud Schäfer, Völklingen

Der NABU Saarland gratuliert

Wir gratulieren allen Leserinnen und Lesern,

die im vierten Quartal ihren Geburtstag feiern,

ganz herzlich und wünschen viel Freude an der Natur.

Der NABU fordert daher von den Mit-gliedstaaten der Europäischen Unionund den Bundesländern insbesonderedie Erarbeitung und ausreichendeFinanzierung der Umsetzung der Mana-gementpläne. Das Europäische Parla-ment muss die Gelegenheit nutzen, imRahmen der Budgetreform der Europäi-schen Union und der Umstrukturierungder Europäischen Agrarpolitik eineUmschichtung von Mitteln vorzuneh-men.

„Es ist nicht einzusehen, dass dieLandwirte weiter jährlich mit 56 Milli-arden Euro Steuergeldern subventio-niert werden, ohne dafür ökologischeLeistungen erbringen zu müssen.Öffentliche Mittel müssen in öffentli-che Güter investiert werden, und dazugehören auch Schutzgebiete mit allihren Wohlfahrtswirkungen für dieMenschen“, so der NABU-Präsident.

Der Europa-Abgeordnete Jo Leinen(S&D-Fraktion) sieht das ähnlich.„Europa braucht eine neue Strategie fürden Erhalt der Biodiversität“, so der Vor-sitzende des Umweltausschusses imEuropäischen Parlament. Jahr für Jahrverschwände immer noch eine beträcht-liche Zahl von Tier- und Pflanzenartenvon der Bildfläche. Die Stabilität undsogar die Existenz vieler Ökosystemeseien akut gefährdet, sorgt sich derEuropa-Politiker.

Leinen kritisierte insbesondere, dasseuropäische Naturschutzgesetze nurmangelhaft umgesetzt werden und diefinanzielle Ausstattung für den Schutzder „grünen Infrastruktur“ nicht aus-reicht. „Vor allem die europaweiten'Natura 2000-Gebiete' müssen weiterausgebaut werden, da sie wie einSchutznetz für die Artenvielfalt funk-tionieren“, erklärte Leinen.

Mit dem Biosphärenreservat Blies-gau, dem Projekt Urwald vor den Torender Stadt und einem hohen Anteil anNaturschutzgebieten geht das Saarlandin die richtige Richtung. Allerdings mussder Naturschutz einen deutlich stärke-ren Niederschlag in Sachgebieten wieder Landwirtschaft, der Verkehrspolitikoder der Raumordnung finden.

„Das Internationale Jahr der Arten-vielfalt 2010 muss als Anlass genutztwerden, um die Anstrengungen zumSchutz der Biodiversität zu erhöhen“,sagte Leinen. Das Europäische Parla-ment fordere die Mitgliedstaaten undihre Regionen auf, ehrgeizigere Zielefür den Naturschutz bis zum Jahre 2020zu beschließen, um das „natürliche Kapi-tal“ der Artenvielfalt auch kommendenGenerationen zu erhalten.

Wendelin Schmitt,Landesgeschäftsstelle

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Das Jahr 2010 wurde von den Ver-einten Nationen zum internationalenJahr der Biologischen Vielfalt - oderBiodiversität - ausgerufen. Eine Absicht,die hinter diesem weltweiten Themen-jahr steht, war und ist es, die Aufmerk-samkeit einer möglichst breiten Bevöl-kerung auf die Problematik des unge-bremsten Verlustes an Arten undLebensräumen zu lenken. Aber auchdem Begriff Biodiversität selbst und derBedeutung dieser Biologischen Vielfaltsoll zu einer größeren Bekanntheit ver-holfen werden. Und dies scheint bitternötig zu sein, denn anders als etwa derKlimawandel ist das Thema Biodiver-sität bisher kaum im Bewusstsein derAllgemeinheit verankert. Bei einer bun-desweiten Umfrage im Jahr 2008, dievom Netzwerk BioFrankfurt in Auftraggegeben wurde, zeigte sich, dass fast70% der Befragten mit "Biodiversität"oder "Biologischer Vielfalt" nichtsanfangen konnten. Und nur die Hälftederer, die angaben, die Begriffe zu ken-nen, verbanden damit die richtigenInhalte. Das ist ein ernüchterndes Ergeb-nis, wenn man bedenkt, dass der Ter-minus Biodiversität (oder zumindest seinenglisches Pendant biodiversity) mitt-lerweile auf eine gut 25-jährigeGeschichte zurückblickt. Das Kunstwortsetzt sich zusammen aus dem griechi-schen bios = Leben und dem lateini-schen diversitas = Verschiedenheit/Viel-falt.

Der "Rio-Gipfel" und die CBDAnfangs nur einer kleinen Wissen-

schaftlergemeinde vertraut, betrat dasWort im Jahr 1992 die große weltpoli-tische Bühne. Auf dem UN-Gipfel fürUmwelt und Entwicklung in Rio deJaneiro wurde damals das umfassend-ste weltweite Abkommen zum Schutzder Natur und zur Sicherung der natür-lichen Lebensgrundlagen verabschiedet.Erstmals wurde der Schutz der biologi-schen Vielfalt als ein gemeinsames Inter-esse der gesamten Menschheit aner-kannt. Vertreter von 154 Staaten ( heutemehr als 190 Vertragsparteien) unter-zeichneten auf dem Gipfel die Conven-tion on Biological Diversity (CBD), dieBiodiversitätskonvention. Die Unter-zeichner verpflichteten sich zu Erfor-schung und Schutz der Biodiversität imeigenen Land und dazu, Maßnahmenzum Schutz und zur nachhaltigen Nut-zung der - oftmals überdurchschnittlichgroßen - biologischen Vielfalt in Ent-

wicklungsländern zu unterstützen.Nachhaltige Nutzung bedeutet dabei,dass die Bedürfnisse der heutigen Gene-ration erfüllt werden, ohne dassdadurch die Fähigkeit künftiger Gene-rationen beeinträchtigt wird, ihreBedürfnisse auch noch befriedigen zukönnen; eine rücksichtslose Ausbeutungnatürlicher Ressourcen soll also ausge-schlossen sein. Ein weiterer wichtigerPunkt der Konvention besagt, dass wirt-schaftliche Vorteile, die sich aus der Nut-zung biologischer Vielfalt ergeben,gerecht aufgeteilt werden sollen zwi-schen den technologisch leistungsfähi-gen Industrieländern und den biolo-gisch reichen Dritte-Welt-Staaten. Arti-kel 2 der CBD liefert auch eine Defini-tion von Biodiversität: diese meint "dieVariabilität unter lebenden Organismenjeglicher Herkunft, […] und die ökolo-gischen Komplexe, zu denen siegehören; dies umfasst die Vielfalt inner-halb der Arten und zwischen den Artenund die Vielfalt der Ökosysteme." Damitist klar, dass die oftmals synonyme Ver-wendung von Biodiversität und Arten-vielfalt nicht korrekt ist. Erstere bein-haltet eben auch die genetische Vielfaltinnerhalb von Arten, wie sie sich z. B. inForm verschiedener Unterarten, Rassen,Varietäten usw. zeigt, sowie die funk-tionelle Diversität und vielfältigen Inter-aktionen zwischen den Arten, dieschließlich den Charakter ganzer Öko-systeme prägen.

Die in den vergangenen knapp 20Jahren stetig zunehmende Verwendungdes Wortes "Biodiversität" (sowie derdamit einhergehende diffusere Bedeu-tungsinhalt) ist auch das Ergebnis einerdurchaus gewollten, bewussten Politi-sierung und Popularisierung naturwis-senschaftlicher Erkenntnisse, als Reak-tion auf die Notwendigkeit, auf denArtenschwund politisch und gesell-schaftlich aufmerksam zu machen.Biodiversität ist also inzwischen weit

Biodiversität Karriere eines Begriffs,

Hintergründe eines SchlagwortsFo

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mehr als ein naturwissenschaftlicherFachterminus. Man könnte sagen, sie istzu einem neuen Leit- und Zielkonzeptdes Naturschutzes geworden, und dar-über hinaus zu einem Zentralbegriff undSchlagwort globaler Umweltpolitik.

Bekanntermaßen ist die biologischeVielfalt durch unterschiedliche mensch-liche Aktivitäten einer zunehmendenGefährdung ausgesetzt. Insbesonderedie Lebensstile und Wirtschaftsweisen,welche in den "westlichen Industriena-tionen" vorherrschen (aber inzwischenauch immer stärker in SchwellenländernEinzug halten), führen zu einer fort-schreitenden Zerstörung natürlicherLebensräume und einer Aussterberatebei Tier- und Pflanzenarten, die das nor-male Ausmaß mindestens um das 100-fache überschreitet.

Kostenlos, aber unersetzbar:Leistungen der Natur

Dieser schon als dramatisch zubezeichnende Verlust an Arten undLebensräumen ist nicht nur bedauerns-wert wegen des Eigenwertes, den jederBestandteil der natürlichen Umweltbesitzt, sondern wird bei anhaltenderTendenz mittelfristig schwerwiegendedirekte und indirekte Auswirkungen aufdie weitere Existenz unserer eigenen Arthaben. Eine möglichst intakte, zurEigendynamik fähige Biosphäre und einfunktionierender Naturhaushalt sindunverzichtbar für uns. Ohne die sogenannten Ökosystem(dienst)leistun-gen wäre menschliches Leben auf derErde nicht möglich; zu diesen zählen dieBereitstellung und natürliche Reinigungvon Böden, Süßwasser und sauerstoff-haltiger Luft, die Versorgung mit Natur-gütern wie Holz und anderen pflanzli-chen Rohstoffen, Naturstoffe, die alsGrundlage für Medikamente dienen, dieBestäubungsleistung der Insekten undviele weitere Dinge. Schätzungenzufolge wurden in den letzten 50 Jah-ren ca. 60% der Ökosystemleistungenauf der Erde merklich geschwächt.

Diese Aspekte werden zunehmendim Zusammenhang mit Biodiversitäts-

Pünktlich zum "UN - Jahr der Biodiversität 2010" bringtder schweizerische Verlag Haupt ein neues Buch zumThema auf den Markt. Biodiversität erscheint in der ReihePROFILE der Verlagsgemeinschaft UTB. Der Autor ist Dr.Bruno Baur, Professor für Naturschutzbiologie an der Uni-versität Basel. Das Werk richtet sich in erster Linie an Stu-denten, was sich unter anderem daran zeigt, dass zumVerständnis einzelner Kapitel ein gewisses Vorwissen inÖkologie und Genetik hilfreich ist. Insgesamt jedoch wirdauch der interessierte Laie nicht überfordert. Vor allem inden Kapiteln zu Leistungen und Bedeutung der Biodiver-sität, zu ihrer Bedrohung und zu Erhaltungsmaßnahmenwird dem Leser Grundlagenwissen auf dem aktuellen Standdes Wissens geboten und an Hand einprägsamer Beispielevermittelt.

Ein zweites kleines Buch zum Thema sei noch als Alter-native kurz vorgestellt: Was ist Biodiversität? von Dr. BrunoStreit, Professor am Institut für Ökologie, Evolution undDiversität an der Universität Frankfurt a. M. Der Banderschien bereits 2007 in der Reihe C. H. Beck Wissen.Obwohl nicht ganz so aktuell wie der erstgenannte Lite-raturvorschlag, bietet auch dieses Werk in kompakter Formeinen profunden Überblick über "Erforschung, Schutz undWert biologischer Vielfalt" (so der Untertitel). Mehr alsdas Buch von Baur richtet sich diese leicht verständlicheEinführung auch an eine breitere Öffentlichkeit.

Buch-Tipps zum Jahr der biologischen VielfaltZusammengestellt von Sascha Heib, Spiesen-Elversberg

Baur, Bruno: Biodiversität.Haupt/UTB, 2010. 128 Seiten, Preis: 9,90 Euro

Streit, Bruno: Was istBiodiversität? C. H. Beck, 2007. 128 Seiten, Preis: 7,90 Euro

... Fortsetzung auf Seite 10

Von links:HirschkäferFeuersalamanderGoldener Scheckenfalter

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schutz thematisiert. Auch von Seiten desNABU wird in der Betonung des wirt-schaftlichen Wertes ökosystemarer Leis-tungen, die letztlich auch von der Viel-falt der Lebewesen abhängen, eineMöglichkeit gesehen, weitere Kreise inPolitik und Wirtschaft, die am ehestendurch ökonomische Argumente zu errei-chen sind, für den Schutz der biologi-schen Vielfalt zu sensibilisieren. In weni-gen Wochen soll auch der Abschlussbe-richt der "The Economics of Ecosystemsand Biodiversity"-Studie (TEEB) vorge-legt werden. Diese erste globale Studiezu den wirtschaftlichen Folgen des Ver-lustes biologischer Vielfalt soll Mög-lichkeiten der ökonomischen Bewer-tung von Biodiversität und Ökosystem-dienstleistungen darlegen sowie dieKosten abschätzen, die entstehen, fallsnicht effektive Schutzmaßnahmenergriffen werden. In einem bereits ver-öffentlichten Zwischenbericht wurdenbis zum Jahr 2050 Kosten prognostiziert,die 7% der Weltwirtschaftsleistung ent-sprechen. Bei allen Ansätzen zurmonetären Inwertsetzung von Arten,Ökosystemen und deren Leistungen istallerdings darauf zu achten, dass alsFolge davon nicht solche Naturgüter,die scheinbar ohne marktwirtschaftli-chen Wert für den Menschen sind, alsper se nicht schutzwürdig klassifiziertwerden.

Agro-BiodiversitätEine ebensolche rein marktwirt-

schaftliche Denkweise hat zum Beispiel

2002 in Den Haag wurde von den Teil-nehmern eine Empfehlung verabschie-det, die besagt, dass der weltweite Ver-lust der biologischen Vielfalt bis zumJahr 2010 deutlich vermindert werdensoll. Der "Countdown 2010" zur Errei-chung dieses Ziels läuft also dieses Jahrab - und es ist nicht zu sehen, dass dasVorhaben auch nur annähernd in dieTat umgesetzt wurde. Auch wenn inzwi-schen viel Papier mit ehrgeizigen Plä-nen zum Schutz der Biodiversitätbedruckt wurde; darunter der Aktions-plan der EU zur Biodiversität, die natio-nale Biodiversitätsstrategie der Bun-desrepublik und die regionale Biodi-versitätsstrategie des Saarlandes. InLetzterer wird insbesondere der Schutzbestimmter Tier- und Pflanzenarten the-matisiert, für die das Saarland einebesondere Verantwortung trägt. Dieseliegt etwa dann vor, wenn es sich umeine Art handelt, die ein kleines, aufMitteleuropa beschränktes Verbrei-tungsgebiet hat und das Saarland imZentrum dieses Areals liegt. Danebenkönnen noch andere Gegebenheitenvorliegen, die ebenfalls dazu führen,dass das Aussterben einer Art im Saar-land gravierende Folgen für den (glo-balen) Gesamtbestand der Art hätte,was eine besondere Schutzpriorität imSaarland bedeutet. Um nur ein paar Bei-spiele für solche Arten zu nennen, seienhier der Rotmilan, die Gelbbauchunke,der Goldene Scheckenfalter, derLothringer Lein und die GewöhnlicheKuhschelle erwähnt.

Hoffen auf NagoyaEs bleibt abzuwarten, ob bei der 10.

Vertragsstaatenkonferenz der CBD imjapanischen Nagoya endlich ein Durch-bruch gelingt und effektive Maßnah-men zum Schutz der Biodiversitätbeschlossen werden - ausgeprägterOptimismus ist wohl nicht angebracht.Aber die Hauptverantwortung für einenbesseren Schutz der biologischen Viel-falt bei den Entscheidungsträgern inRegierungen und zwischenstaatlichenInstitutionen zu sehen, sollte keine Aus-rede für eigene Untätigkeit sein. Wennviele von uns Normalbürgern ihre all-täglichen Handlungsweisen überden-ken und gegebenenfalls verändern wür-den, könnte auch eine Bewegung "vonunten" entstehen, die wiederum Druckauf Politik und Wirtschaft ausübt. JederEinzelne kann etwas zum Erhalt derBiodiversität beitragen, sei es durch einenaturnahe Gestaltung und Pflege desGartens, durch ein ökologisch verträg-liches Konsumverhalten, oder eineandere Form der Mobilität. Wer sich dar-über bisher noch keine Gedankengemacht hat, könnte ja vielleicht das"Jahr der Biodiversität" zum Anlass fürein Umdenken nehmen.

Sascha Heib, Spiesen-Elversberg

auch schon zur Verarmung an Rassenund Sorten bei Nutztieren und Nah-rungspflanzen geführt. Während eseinst rund 3 000 Sorten Weizen, 6 000Sorten Mais und mehr als 10 000 SortenReis gab, werden heute nur nochwenige Sorten in großem Maßstabangebaut. Ähnlich stellt sich die Situa-tion auch bei den vom Aussterbenbedrohten alten Obstsorten dar.Dadurch, dass eine gewerbliche Nut-zung nicht mehr rentabel war, gingengerade auch bei uns, in den saarländi-schen Gaulandschaften, im Zuge derverbreiteten Aufgabe von Streuobst-standorten alte Steinfrucht-und Kern-obstsorten weitgehend verloren. Die imJahrhunderte langen Prozess der Züch-tung und Domestikation entstandeneVielfalt an Sorten und Rassen, die mitihren speziellen Eigenschaften z. B. andie unterschiedlichsten Anbauregionenund -bedingungen angepasst sind,unterliegen heute den Marktmechanis-men, welche nach einer überschauba-ren Anzahl möglichst einfach zu kulti-vierender Sorten streben. Unter den ver-loren gehenden Sorten könnten geradesolche sein, die sich in Zukunft vielleichtals resistent gegen einen bestimmtenSchädling erweisen würden, oder alsbesonders gut geeignet zum Anbauunter veränderten Gegebenheiten, wiesie der Klimawandel mit sich bringt.

Trendwende 2010 ? Im Rahmen einer Vertragsstaaten-

konferenz der Biodiversitätskonvention

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4/2010 nis 11

Immer wieder gibt es Hinweise aufLuchsbeobachtungen im Saarland. Rufewerden dem Luchs zugeordnet undauch Sichtbeobachtungen werdengemeldet. Aus diesem Anlass hat RudiReiter einige Informationen zum Luchsund Ratschläge für seine Beobachtungzusammengetragen.

Da der Luchs sehr heimlich lebt undnachtaktiv ist, sind Beobachtungen nurmit Erfahrung und entsprechendemWissen möglich. Für Naturfreunde undWanderer besteht bei entsprechendenKenntnissen eine gute Chance, Luchsenachzuweisen. Früher war der Luchs infast ganz Europa verbreitet. Teils wegenseines kostbaren Pelzes, teils weil er als"Jagdschädling" galt, wurde er starkverfolgt und in weiten Gebieten, so auchin Deutschland, ausgerottet. Trotz sei-ner hohen Ansprüche an seinen Lebens-raum - störungsarm, großflächig undnaturnah - scheint der scheue Jäger nunzurück zukommen.

Luchsspuren meldenLuchsspuren sieht man besonders gut

auf schlammigem oder sandigem, wei-chem Boden oder im Schnee. DerAbdruck gleicht dem der Hauskatze, istaber wesentlich größer (siehe Skizze,Spur in Originalgröße).

Diese können Sie als DokumentationIhrer Sichtung fotografieren. Durch Ver-gleiche mit Informationen aus der Lite-

ratur und aus Internet können Sie dieBeobachtungen verifizieren. Da dieGröße entscheidend ist, sollten dieAbdrücke auch ausgemessen werden.

Luchse rufen auch nachts sehr ein-drucksvoll, insbesondere in der Paa-rungszeit. Beispiel-Rufe können Sie aufTonträgern oder im Internet anhören.

Besonders wichtige Hinweise auf dieAnwesenheit eines Luchses liefern dieRisse (Beutereste oder ganze Tiere).Luchse töten ihre Beute durch Kehlbissund verzehren sie nach einem bestimm-

ten Muster (siehe Literatur und Inter-net).

Bitte melden Sie Sicht- und Hörbe-obachtungen an die Landesgeschäfts-stelle in Lebach, Tel. 0 68 81 / 9 36 19 - 0.

Karl Rudi Reiter, Beckingen

Der Luchs im Saarland?

Steckbrief des Luchses ( Lynx lynx)• Bezeichnung: Männchen = Kuder; Weibchen = Katze

• Familie: Der Luchs gehört wie die Hauskatzen oder die Tiger zur Familie derKatzen (Felidae).

• Aussehen: Geflecktes Fell, Pinselohren (sie ermöglichen dem Luchs einegute Ortung des Schalls), rundlicher Kopf, Stummelschwanz.

• Größe und Gewicht: Etwa so groß wie ein Schäferhund, 50 bis 70 cm großund ca. 20 Kilogramm schwer.

• Alter: In freier Wildbahn werden Luchse 5 bis 15 Jahre bei einer hohen Jun-gensterblichkeit von bis zu 80 Prozent.

• Lebensraum: Luchse sind Einzelgänger und brauchen große und naturnahesowie wald- und wildreiche Gebiete von bis zu 400 Quadratkilometern.

• Stimme: Ruft heiser und rau, mehrmals hintereinander. Es klingt wie einlanggezogenes "Aaaaoouuuh".

• Nahrung: Rehe, Gämsen, Wildschweine, Füchse, Hasen und Mäuse. Pro Tagbraucht der Luchs ein bis drei Kilogramm Fleisch.

• Gefährdungsgründe: Zerschneidung des Lebensraumes, Straßenverkehr,illegale Jagd, fehlende Information, Vorurteile

Der Einzelgänger mit Stummelschwanz und PinselohrenFotos des Naturfotografen Bernd Konrad

Wendelinushof St. WendelIhr Erlebnisbauernhof …

… mit abwechslungsreicher Gastronomie… mit Hofverkauf und Direktvermarktung… mit lebendiger Geschichte und Tradition… für vielfältige Freizeitaktivitäten… für die aktive Familie… als integrierte Arbeitsstätte für Menschen mit Behinderung

Der Wendelinushof ist ein ehemaliges landwirtschaftliches Hofgut der Steyler Missionare und in heuti-gem Besitz der WZB gGmbH-Werkstattzentrum für behinderte Menschen der Lebenshilfe gGmbH-, miteinem hofeigenen Schlachtbetrieb, die Wendelinushof St. Wendeler Landfleisch gGmbH.

nis 4/201012

Im Mittelpunkt der Werkstatt im"grünen Bereich" stehen Arbeiten inder Produktion, Verarbeitung und Ver-marktung von gesunden und hochwer-tigen Lebensmitteln in "kleinen Kreis-läufen". Die Landwirtschaft produziertauf Acker-, Weide- und Wiesenflächendie Futtergrundlagen für die Tierhal-tung und die Rohstoffe für die Biogas-anlage. Angebaut werden hauptsäch-lich Mais, Weizen und Triticale (Weizen-und Roggenkreuzung). Die Tierhaltungbesteht aus Legehennen sowie Rinder-,Schweine-, Hähnchen- und Putenmast.

Auf kürzestem Weg gelangen dieTiere zur hofeigenen Schlacht- und Ver-arbeitungsstätte der St. Wendeler Land-fleisch gGmbH. So sind ein stressfreierAblauf für die Schlachttiere und einHöchstmaß an Transparenz für die Kun-den gewährleistet. Ausgewählte Ras-sen, konventionelle, artgerechte Hal-tung und Einsatz von Qualitätsfuttersind Garant für eine hochwertigeFleisch- und Wurstproduktion.

Das Wendelinushof Omega 3 Mar-kenei, welches aus kontrollierter Boden-haltung mit Omega 3 Fettsäuren ange-reichert ist, ist nur eines der vielengesunden Wendelinushof-Produkte. DieFettsäuren werden dem Futter beige-mischt, wobei ausschließlich Qualitäts-futter ohne synthetisch erzeugte Dot-terfärbemittel verfüttert wird.

Das Freigelände und die Gewächs-häuser der Gärtnerei ermöglichen einegroße Auswahl an Beet- und Balkon-pflanzen, Frühlings- und Herbstblühern,Stauden, Kräutern, Schnittblumen wieauch knackfrisches und ökologischangebautes Obst und Gemüse. Die Wen-delinushof-Produkte werden durch dieFacharbeiter und die behinderten Mit-arbeiter der Gärtnerei angebaut,gepflegt und geerntet.

Alle Wendelinushof-Produkte wer-den im Hofladen vermarktet. So blei-ben durch die kurzen Transportwegewertvolle Vitamine und der volleGeschmack erhalten. Das reichhaltigeAngebot wird durch den Zukauf vonLebensmitteln bei Partnerbetrieben undvon Bioprodukten zusätzlich ergänzt.Die Hofküche bietet für die morgendli-che Gaumenfreude ein abwechslungs-reiches Frühstücksbuffet mit hofeige-nen Produkten wie WendelinushofOmega 3 Eiern und eine große Auswahlan Wurst wie Jagdwurst, Bierschinken,Frühstücksfleisch, Salami, Schinken undHausmacher Wurst vom hofeigenenSchlachthof. Wechselnde Tagesgerichteund eine Speisekarte mit einer kulina-rischen Vielfalt an regionalen Gerich-ten, leckerer Hausmannkost und Fein-schmeckergerichten machen denBesuch in der Hofküche zu einem köst-lichen Erlebnis. Zusätzlich wird jeden

Dienstag Gefüllte mit Sauerkraut undSpecksoße, jeden Mittwoch eine Son-derkarte mit Schnitzelgerichten, jedenDonnerstag Schlachtfest und für Frei-tag ein wechselndes Themenbuffetangeboten.

Der Wendelinushof organisiert überdas Jahr vielfältige Veranstaltungen, diein Presse, Newslettern, Flyern und Pla-katen öffentlich bekannt gegeben wer-den.

Ihr Erlebnisbauernhof bietet IhnenFreizeitaktivitäten, Rad- und Wander-wege vor Ort, sowie lebendigeGeschichte und Tradition.

Auf den Internet-Seiten erfahren Siealle aktuellen Neuigkeiten des Wende-linushofes.

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Gemeinsame Erklärung zur Neuorientierung der JagdDie Jagd ist neben der Land- und Forstwirtschaft sowie der Fischerei eine

flächenwirksame, traditionelle Nutzungsform der unbebauten, freien Landschaft.

Die Jagdausübung hat jedoch nur dann eine allgemein anerkannte Berech-tigung, wenn sie den Belangen des Arten-, Natur- und Umweltschutzes, des Tier-schutzes und der Erholung der Bevölkerung Rechnung trägt und die gesell-schaftlichen Veränderungen insbesondere in jagdethischen Gesichtspunktenreflektiert.

Das Verhältnis des Menschen zur Natur und zum Schutz der Tiere um ihrerselbst Willen bedarf einer Bewusstseinsveränderung bei den Menschen, insbe-sondere jedoch bei den Nutzern der freien Landschaft. Dies bedeutet eine Rück-besinnung auf Nutzungsstrategien, die naturverträglich und damit nachhaltigsind, bei gleichzeitigem Nutzungsausschluss von Flächen, damit in unserer über-nutzten Kulturlandschaft Bereiche der unbeeinflussten Entwicklung überlassenwerden können.

Die unterzeichnenden Verbände sehen die dringende Notwendigkeit zurReform des Jagdwesens, das seit vielen Jahrzehnten keinerlei Anpassungen angesellschaftliche und ökologische Entwicklungen erkennen lässt.

Forderungen:• Verbot der Jagd auf alle im Bestand bedrohten Tierarten• Nutzungsgebot für alle erlegten Tierarten• Verbot der Fallenjagd

(Die Jagdbehörde kann Ausnahmen erteilen.)• Verbot des Abschusses von Haustieren• Verbot der Nachtjagd

(Die Jagdbehörde kann - bei erheblich verkürzten Jagdzeiten - Ausnahmenerteilen.)

• Verbot der Jagdhundeausbildung an lebenden Tieren• Reduzierung des Jagddruckes durch erheblich verkürzte Jagdzeiten• In Naturschutzgebieten hat sich die Jagd dem Naturschutzziel unterzuord-

nen.(In der Schutzgebietserklärung sind entsprechende Regelungen zu treffen.Das Jagdrecht darf dem Naturschutzrecht gegenüber nicht mehr privile-giert sein.)

• Verbot von Fütterungen, Kirrungen, Lockmitteln und der Verabreichungvon Medikamenten(Die Jagdbehörde kann befristet und für bestimmte Gebiete, z. B. Wald, zurVermeidung von nachgewiesenen, erheblichen Wildschäden Kirrungenzulassen.)

• grundsätzliches Verwendungsverbot für bleihaltige Munition• Neuordnung einer praxisorientierten, auf neuesten naturschutzfachlichen

und wildbiologischen Erkenntnissen aufbauenden Jagdausbildung• Stärkung von Grundeigentümerverantwortung und -einfluss• Einführung einer praktisch umsetzbaren Waldwildschadensersatzpflicht• keinerlei Einschränkung des Waldbetretungsrechtes aufgrund jagdlicher

Ansprüche

Die Unterzeichner der ErklärungDie unterzeichnenden Verbände for-

dern die Regierung des Saarlandes unddie Mitglieder des saarländischen Land-tages auf, sowohl bei der bevorstehen-den Novellierung des SaarländischenJagdgesetzes diese Forderungen zuintegrieren, als auch bei Aktivitäten aufBundesebene die entsprechendenGesetzesänderungen zu unterstützen.

Die Verbände stellen mit über 26 000organisierten Mitgliedern eine breitegesellschaftliche Basis dar. Auf Grundihrer vielfältigen Aufgaben sind siedirekt und indirekt von der Jagdausü-bung betroffen.

Unterzeichnet haben:Bund für Umwelt und NaturschutzDeutschland (BUND), LandesverbandSaarland e. V.Naturschutzbund Deutschland (NABU), Landesverband Saarland e. V.Bundesverband Tierschutz e. V.,Geschäftsstelle SaarlandDeutscher Tierschutzbund,Landesverband Saarland e. V.Die Tierfreunde e. V., OrtsgruppeSaarland Tierschutzstiftung SaarWildtier- und Artenschutz e. V. Saar(WitAS)Saarwald-Verein e. V.Arbeitsgemeinschaft naturgemäßeWaldwirtschaft (ANW),Landesverband Saarland e. V.Forstbetriebsgemeinschaft imLandkreis Merzig-Wadern e. V.Ökologischer Jagdverband (ÖJV)Saarland e. V.

Der NABU-Vorstand und die AG Jagdwerden sich unter Einbeziehung derNABU-Gruppen vor Ort bald sehr inten-siv mit dem Entwurf (angekündigt nochfür dieses Jahr) des Ministeriums fürUmwelt, Energie und Verkehr zum Saar-ländischen Jagdgesetz und der ent-sprechenden Verordnungen auseinan-dersetzen. Dort wird der NABU sehrdetailliert auf die Änderungsvorschlägeeingehen und zusammen mit den übri-gen Unterzeichnern auf die Umsetzungder Forderungen aus der GemeinsamenErklärung zur Neuorientierung der Jagdim Saarland Wert legen.

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Der BDM steht in Opposition zum Deutschen Bauernver-band und lehnt das Credo der deutschen Landwirtschaftspo-litik des "Wachse oder weiche" ab. Er setzt sich für eine Men-genreduzierung bei der Milchproduktion ein; beispielsweisedie Beibehaltung der Quotenregelung. Ziel ist ein kosten-deckender Milchabgabepreis für die Bauern in Höhe von 40ct/l. In den letzten Monaten lag er bei 25 - 28 ct/l. Überhauptder Milchpreis. Was viele nicht wissen, der Milchpreis entstehtüber eine Rückwärtskalkulation: Der Bauer melkt, die Mol-kerei holt die Milch ab, verarbeitet das leicht verderbliche Pro-dukt und verkauft es. Vorher handelt die Molkerei - nicht dieBauern - den Preis mit dem Lebensmitteleinzelhandel aus,zieht ihre Kosten für Gehälter, Investitionen, Maschinen, Fuhr-park etc. ab. Was dann noch übrig bleibt, landet bei den Bau-ern. Das heißt, für die Milch, die der Bauer heute abliefert,bekommt er Monate später mitgeteilt (!), was er dafür erhält.Der Volksmund hat dieses auf die Molkerei zugeschnittene

System längst erfasst: Den Letzten beißen die Hunde. Hinzukommt, dass das Gros der Milchbauern oftmals für Jahre aneine bestimmte Molkerei vertraglich gebunden ist und seineMilch nicht an andere Molkereien liefern darf.

Aktuell sind im BDM bundesweit etwas über 30.000 Milch-bauern von rund 90.000 organisiert; die BDM-Bauern produ-zieren ca. 50% der Milch; im Saarland gibt es ca. 220 Milch-bauern, rund die Hälfte davon ist im BDM. Einige von ihnensind Bio-Bauern, das Gros jedoch wirtschaftet konventionellund emanzipiert sich nach und nach von den jahrzehntelanginhalierten ideologischen Denkmustern des Deutschen Bau-ernverbandes. Im Zuge dieses Prozesses entsteht auch eineOffenheit für eine nachhaltige Produktion und die Belangedes Naturschutzes.

Die Milchpreis-Situation mutet grotesk an: Mineralwasserist teurer als Milch. Nicht zuletzt deshalb protestieren Milch-bauern und -bäuerinnen in Deutschland, Frankreich, Italien,Belgien und anderen europäischen Ländern für faire Milch-preise. Sie schütten Milch auf die Straße. Spinnen die? Nein,sie spinnen nicht. Sie handeln aus Verzweiflung über einenkatastrophal niedrigen Milchpreis, der unter den Produkti-onskosten liegt. Dahinter steht eine Milchpolitik der EU undder BRD, die eine gezielte Überproduktion von rund 5% för-dert, um den Milchpreis niedrig zu halten. Die Kosten tragenBauern und Bäuerinnen hier und in der sogenannten 3. Welt:Dorthin wird ein Teil der überschüssigen Milch als Milchpul-ver mit EU-Subventionen billig verkauft. Dies zerstört dorteinheimische Märkte und zwingt Bauern zur Aufgabe. Dage-gen regt sich Widerstand zum Beispiel vom BundesverbandDeutscher Milchviehhalter (BDM), der Arbeitsgemeinschaftbäuerlicher Landwirtschaft (AbL) und der Aktion 3. Welt Saar.Der Deutsche Bauernverband (DBV) unterstützt dagegen dieaktuelle Landwirtschaftspolitik.

Mineralwasser teurer als Milch NABU Saarland besucht Milchviehbetrieb

Zum ersten Mal kam es im Saarland zu einem Treffen zwischen dem NABU und dem BundesverbandDeutscher Milchviehhalter (BDM). Auf dem Hof des BDM-Landesvorsitzenden Joachim Boesen in Mett-lach-Faha kam der NABU-Landesvorstand mit Corona zu einer Betriebsbesichtigung zusammen. Vermit-telt hatte dieses Zusammentreffen die Aktion 3.Welt Saar.

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Ulrich Heintz, Joachim Boesen und Karl Heinz Neisius imGespräch

Joachim Boesen erläutert dem NABU-Landesvorstand und derCorona die Probleme der Milchbauern.

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Alternative: Die Faire Milch & Raus aus demHamsterrad des immer mehr

Dazu gibt es Alternativen: Zum Beispiel die Bündelung derMilchmenge oder das Projekt "Faire Milch", das vom Bun-desverband Deutscher Milchviehhalter und der Arbeitsge-meinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) unterstützt wird.Hier erhalten die Bauern kostendeckende 40 Cent / Liter, stattca. 25 Cent wie bisher. Die "Faire Milch" wird regional undohne Gentechnik produziert und die Bauern verpflichten sich,auf Futtermittel aus der 3. Welt zu verzichten. Bisher füllt nur

Kontakt und Information: Aktion 3.Welt Saar

Weiskirchener Str. 2466679 Losheim am SeeTel. 0 68 72 / 99 30 - 56,

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"Rund ums liebe Vieh"Ein tierisches Vergnügen

Der neue Erlebnisweg "Rund ums liebe Vieh" in Hirzwei-ler hat einiges zu bieten.

Er führt durch die wunderschöne Landschaft des Illtales. Auf einerabwechslungsreichen Wanderstrecke, vorbei an zahlreichen Bauern-höfen mit Wiesen und Weiden, können gerade Familien mit ihren Kin-dern mal wieder Landluft schnuppern und Bauernhoftiere hautnaherleben.

Vor allem die kleinen Gäste kommen nicht zu kurz: Das Ziegen-projekt in der ehemaligen Kiesgrube Hirzweiler-Welschbach, ein Strei-chelgehege, wo Kinder den Tieren mal ganz nahe kommen können,und viele interaktive Mitmach-Stationen entlang des Weges lassensicherlich keine Langeweile aufkommen. Hier kann man wirklich eini-ges "erleben".

Absoluter Höhepunkt des Wanderweges ist die "Dorf- und Schaukä-serei Hirztaler". Der erste "Hirztaler" ist inzwischen gereift und willverzehrt werden.

Weitere Informationen finden Sie unter www.illingen.de oderunter www.hirztaler.de

eine Molkerei in Hessen die "Faire Milch" ab. Andere wie diebeiden rheinland-pfälzischen Molkereien Hochwald in Thal-fang und Milch-Union Hocheifel (MUH) in Pronsfeld weigernsich bisher. Die Molkereien entpuppen sich immer mehr alsFlaschenhals und blockieren eine nachhaltig arbeitende Land-wirtschaft. Die Bauern und die Verbraucher sind dazu bereit.Dabei muss man betonen: Die "Faire Milch" ist keine Bio-Milch, enthält aber mit der garantierten Gentechnikfreiheitund dem Verzicht auf Futtermittel aus der 3.Welt deutlicheElemente von Bio-Milch.

Der Milchpreis, den die Bauern erhalten, geht uns alle etwasan. Denn letzten Endes geht es um die Frage, ob diese Gesell-schaft eine bäuerliche Landwirtschaft oder eine industriellbetriebene Landwirtschaft will. Landwirtschaft wird es immergeben, aber welche wollen wir?

Alles in allem kann dieses Gespräch der Anfang sein, denbegonnenen Austausch zwischen Bauern und Naturschutzfortzusetzen. Selbstredend sollen dabei die vorhandenen Kon-flikte - zum Beispiel: Stören Hecken den Betriebsablauf odersind sie integraler Bestandteil einer nachhaltigen Landnut-zung? Was sind eigentlich Unkräuter? - auf Augenhöhe dis-kutiert werden. Die Aktion 3.Welt Saar arbeitet zurzeit einProjekt aus, um diese Diskussion zwischen Naturschutz undBauern fortzuführen. Mitstreiter/innen sind erwünscht.

Roland Röder, Aktion 3.Welt Saar

Amphibien im und um denUrwald

In den vergangenen Jahren ist dieAufmerksamkeit vieler Biologen auf dieArtengruppe der Amphibien gelenktworden. Der rasche Rückgang interna-tionaler sowie einheimischer Arten inAbundanz sowie Artenzahl kann durch-aus als erschreckend betitelt werden. Sosind laut der Roten Liste der IUCN 2008rund ein Drittel aller weltweit bekann-ten Amphibienarten gefährdet odersogar vom Aussterben bedroht. Gründedafür sind zum Einen die weltweite Kli-maerwärmung und der damit verbun-dene Anstieg der UV Strahlung, auf dieAmphibien aufgrund ihrer durchlässi-gen Haut empfindlich reagieren. ZumAnderen sind verschiedene Pilzinfek-tionen sowie Bakterien- bzw. Virenbe-fall und Pestizideinsatz weitere Gründefür den Rückgang der Tiere.

In Europa gehören vor allem die Zer-störung des Lebensraums zu den größ-ten Risikofaktoren für Amphibien. Sokann durch Fragmentierung und demdamit verbundenen Rückgang des Aus-tauschs verschiedener Populationen einRückgang der Diversität und damit auchder Vitalität ausgelöst werden. VieleArten sind vor allem auch an unbe-rührte Gewässer oder auch Pionier-standorte angepasst, welche gerade inIndustrienationen aufgrund der Lebens-raumansprüche des Menschen ebenfallsweniger werden. Weiterhin ist durchden Einsatz von Pestiziden sowie Che-mikalien ein direkter Einfluss auf dieTiere sowie deren Nahrungsquellennicht ausgeschlossen. Da aufgrund dergenannten Gründe Amphibien beson-ders empfindlich auf Veränderungendes Lebensraums reagieren, könnendiese als guter Indikator für die Qua-lität dienen, und es ist sinnvoll dieseArten einem kontinuierlichen Monito-ring zu unterziehen.

Für die Kartierung wurden alleStandgewässer, welche sich innerhalbsowie in der näheren Umgebung desSaar-Urwaldes befinden, auf Amphibienuntersucht. Dieser beinhaltet viele ver-schiedene Gewässer sowie Lebens-räume, welche für viele verschiedenenAmphibienarten von großer Bedeutungsind. Hier seien insbesondere Pionier-

standorte wie die der Halde Lydia odersonnenexponierte, temporäre Kleinst-gewässer in der Nähe des Tals der Stille,aber auch der Bereich der Auenwälderim Zuflussbereich des Gouvy Weihersund dem Tal der Stille genannt. Geradediese Standorte sind für seltene Amphi-bienarten wie Kreuzkröte, Gelbbau-chunke, Feuersalamander und Spring-frosch besonders schützenswert. Des-halb ist es wichtig, dass gerade die Pio-nierstandorte von der natürlichen Suk-zession geschützt werden, um das wei-tere Bestehen der Art im Saarurwald zugewährleisten. Weiterhin sind die sump-figen Wiesen im Bereich der Auenwäl-der sowie die anderen Lebensräume zuerhalten und zu pflegen.

Pflanzensoziologische Kartierungim Urwald

Die Pflanzensoziologie ist ein Teil derÖkosystemforschung. Hierbei werdenanhand von Charakter- bzw. Trennar-ten Pflanzengesellschaften klassifiziert.Im Gelände werden innerhalb einergenormten Aufnahmefläche alle Artenin Schichten (Baumschicht, Strauch-schicht, Krautschicht) unterteilt aufge-nommen. Ebenfalls wird jeder Art einegeschätzte Häufigkeit bzw. ihrDeckungsgrad zugeordnet. Diese Pflan-zengesellschaften sind erfahrungs-gemäß an bestimmte Standorte gebun-den und können somit als Indikatorenfür die Größe bestimmter Faktoren die-nen.

Als solche Größen werden die Ellen-berg-Zeigerwerte heran gezogen.

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Von Pflanzen, Amphibien und anderen Tieren …

Die Praktikanten der Universität Trier Stefan Reinert und Catherine Sander berichten über ihre Ergebnisse.

Thema des Praktikums im Sommer 2009 war eine umfangreiche Kartierung im Urwald vor den Toren derStadt und des im Bau befindlichen Park der Vier Jahreszeiten inklusive dem angeschlossenen NABU Gar-ten in Losheim.

Erdkröte

Ödlandschrecke

Halsbock

NABU Naturgarten am Losheimer See

Zeigerwerte geben Auskunft überdie Ansprüche von einzelnen Pflanzen,womit auch indirekt Aussagen über dieStandorteigenschaften getroffen wer-den können. Es bleibt festzustellen,inwieweit sich der Wald bzw. dessenEigenschaften aufgrund der Einstellungder forstwirtschaftlichen Nutzung inden kommenden Jahren verändert. Dadem Ökosystem keine Biomasse mehr

entzogen wird, ist zu erwar-ten, dass sich gerade die Nähr-stoffversorgung verändertund sich darauf das Pflanze-ninventar zunehmend verän-dert.

Kartierung des Parks derVier Jahreszeiten inLosheim

Um den Wandel der Pflan-zenzusammensetzung in denkommenden Jahren verfol-gen zu können, wurde erst-mals eine Kartierung derSpontanvegetation durchge-führt. Da sich an der Stelle der

Baufläche vorher ein Nadelbestandbefand und eine umfangreiche Bepflan-zung durch-geführt wurde, bleibt abzu-warten, welche Arten sich in den kom-menden Jahren durchsetzen werden.

Da gerade auch Tierarten sehr starkan die vorhandene Vegetation gebun-den sind, dürfte sich neben dieser auchdie Artenzusammensetzung der Faunaim Laufe der Zeit verändern. Durch denVerlust des Nadelwaldes sind zwar füreinige Arten Lebensräume verlorengegangen bzw. diese wurden in denrestlichen Bestand zurück gedrängt,jedoch wurde durch das Bilden derOffenfläche wertvolle Habitate fürandere Arten geschaffen.

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Seit Juni dieses Jahres ist der NABUSaarland stolzer Eigentümer eines OpelZafira (Mini-Van). Durch die Möglich-keit, zwei zusätzliche Sitze im Heck aus-zuklappen, lassen sich mit dem Fahrzeugbis zu sieben Personen transportieren,ideal also, um kleinere Gruppen von Kin-dern und Jugendlichen zu chauffierenoder auch aufgrund des großen Stau-raums umfangreiche Materialien zu denÖkopädagogik-Aktionsorten ScheuneNeuhaus, Hofgut Imsbach oder NABU-Naturgarten Losheim zu verbringen.

Das Fahrzeug mit seiner anspre-chenden, sich an Kinder richtendenBeschriftung dient zudem als bewegli-cher Werbeträger für die NABU-Umweltbildung. Für den Namen „Fri-doLinie 1“ stand „Fridolin, der frecheDachs“ Pate, nach dem bekannten,gleichnamigen Kinderbuch von HansFallada. Fridolin ziert als Maskottchen

Neues NABU-Fahrzeug

FridoLinie 1 Unterwegs für Umweltbildung

das Fahrzeug gleich auf mehreren Sei-ten. Der zweite Namensbestandteil„Linie 1“ stelle den gedanklichen Bezugzu einer Buslinie für Kinder und Jugend-liche her, so NABU-UmweltpädagogeGünther von Bünau. Somit mache manzugleich auch Werbung für den Öffent-lichen Personennahverkehr.

Ermöglicht wurde die Anschaffungder „FridoLinie 1“ durch einen großzü-gigen Zuschuss der Saarland-SporttotoGmbH und das Autohaus Bost GmbH inMarpingen-Berschweiler als weiterenSpender, wofür sich der NABU an die-ser Stelle noch einmal sehr herzlichbedankt.

Wendelin Schmitt,Landesgeschäftsstelle

NABU-Präsident OlafTschimpke (links)und Bundesge-schäftsführer LeifMiller vor der„FridoLinie 1“ amEuro-Bahnhof inSaarbrücken anläss-lich ihres Saarland-Besuches am 2. Juli2010

Foto: Ulrich Heintz

Jochem`scher Garten:Eine Einladung an Zauneidechse und Segelfalter

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Wilde Gärten für die GelbbauchunkeFür einige der gefährdeten Arten hat das Saarland eine besondere Verantwortung. Hier stellen wir zweiin jahrelangen Studien vorbereitete Projekte zum Schutz und zur Wiederansiedlung der stark gefährde-ten Gelbbauchunke vor.

Recht pessimistische Mutmaßungenoder Prognosen werden in der Lyrik alsUnkenrufe bezeichnet. Überraschendsympathisch - dumpf und doch melo-diös - klingen die Lockrufe der "echten"Gelbbauchunken-Männchen in denAbendstunden im Garten von HelmutJochem.

Eine vielfältige Erlebnislandschaft solldieser Garten werden, in die er vorAllem Kinder führen will. Ein Teil istschon entstanden, mit tatkräftiger Hel-ferunterstützung zum Beispiel der Leutedes NABU Unteres Illtal: Über schmaleGraswege kommt man zu offenenAbrissen für Insekten, Sandsteinhügelnund -Wällen, auch zu einer Benjesheckeam Ende der Parzelle. BeherrschendesElement aber sind die zahlreichenKleintümpel.

Der Diplomingenieur für Land-schaftsplanung und Landschaftsökolo-gie beschäftigt sich seit nunmehr 30 Jah-ren mit der vom Aussterben bedrohtenArt. Seit 20 Jahren experimentiert er ander Errichtung künstlicher Biotope undmit verschiedenen Böden, die denAnsprüchen der kleinen Amphibien ent-sprechen. Mit Erfolg. Er installierte überdie Jahre viele kleine Stillgewässer,indem er Bottiche in das Erdreich ein-grub. Steine und Beton baute er darinals Ausstiege, "Sonnenterrassen" undSchutzhöhlen ein. Diese Kunsttümpelsind über die ganze Parzelle verteilt -mal an einem etwas schattigen Platz,

mal prall in der Sonne, um damit unter-schiedliche Biotopsituationen anzubie-ten. Auch austrocknende Teiche mitSteinen für dunkle feuchte Schutzräumelegte er an. Der Aushub wurde wie-derum verwandt, um ein Relief in dasGrundstück mitten in Illingen - in unmit-telbarer Nähe der Merch, einem Zuflussder Ill - zu formen.

Zum Überwintern brauchen Gelb-bauchunken ortsnahe frostfreie Höhlenoder Erdlöcher. Die beziehen dieerwachsenen Tiere oft schon ab MitteSeptember. In Jochems wildem Gartenfinden sich zahlreiche Mäusehöhlen,und mit den imposanten Sandstein-trockenmauern aus Häuserabrissen hatJochem für weitere sichere Winterru-heplätze gesorgt.

Helmut Jochem ist glücklich über seingelungenes Experiment, fast 20 Jahrehaben sich in seinem Garten Gelbbauch-unken heimisch gefühlt. Er erkennt diemeisten an ihren unterschiedlichen,kräftig gelben Bauchflecken, gibt ihnenNamen, die mit 19 Jahren älteste Unkein seinem Garten nennt er den "AltenFritz".

Bei allem Erfolg weiß Jochem, dasseiner Verinselung der Population undso dem mangelnden Genaustausch ent-gegen gewirkt werden muss. Deshalbim angrenzenden Merchtal geeigneteKleintümpel anlegen. Jochum ruft dazuund zu späteren Pflegemaßnahmen

Artenschutzinteressierte zur Mithilfeauf. (Kontakt: Helmut Jochem, Tel.0 68 25 - 40 67 88).

Wega Kling und Ute-Maria Meiser

Kunsttümpel mit tiergerechtem Ausstieg Beerensträucher, einheimische Blütenstauden undSandsteinmauern prägen den Garten Helmut Jochems.

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Hagedorn`scher Garten:Ein Paradebeispiel für das Jahr der Artenvielfalt

Jede hat eine andere: Die gelbschwarze Bauchmusterungist eindeutig wie ein Fingerabdruck. Gelbbauchunke inSchreckstellung.

Schon im Vorgarten des Hage-dorn`schen Wohnhauses in Fechingengeht es ziemlich wild zu. Dort dürfenheimische Kräuter und Stauden überStock und Stein wuchern.

Der Garten selbst ist eine Landschaftaus vielfältigen Lebensräumen. Im Vor-dergrund die kleine Wiese mit typischenPflanzen der Kalkhalbtrockenrasen. Wieeine Theaterkulisse schließt das Geländeab mit einem steil ansteigenden schat-tigen Hang voller Wurzelwerk und klei-ner Höhlen.

Gepflegt wird weniger der Ordnunghalber als zur gezielten Förderung derArtenvielfalt. Das Bild wird von einemgroßen naturnahen Teich, einem Bach-lauf und mehreren offenen Tümpeln-beherrscht. In diesen tummeln sich Gelb-bauchunken in verschiedenen Entwick-lungsstadien, wächst der Nachwuchs derstreng geschützten Amphibien auf.

Durch Verlust temporärer offenerKleinstgewässer, in denen sich Laich undKaulquappen der Pionierart schnell ent-wickeln können, fehlen in der freienLandschaft immer mehr die wichtigenReproduktionsräume. Das beschäftigtden vielseitigen Naturschützer Hage-dorn schon seit 20 Jahren und rückte diekleine Unke in den Brennpunkt seinerGartenlandschaft.

In seinem genehmigten Projekt züch-tet Hagedorn in akribischer Kleinarbeitden Nachwuchs. Da wird der Tümpel ansonnigen Tagen schon mal mit der Gieß-kanne berieselt: Regen soll verstärkteLaune zum Ablaichen machen. In denTümpelgrund steckt er Halme, an denendie Unke ihre Laichklümpchen oder ein-zelne Eier anklebt. Den Laich behält AxelHagedorn wegen einiger Fressfeindebesonders im Auge, setzt ihn vorüber-gehend in Wannen, da selbst Molche

gerne Laich fressen. Die gut entwickel-ten Kaulquappen kommen dann zurückin die Tümpel, beziehungsweise werdenin geeigneten Freilandbiotopen ange-siedelt.

Viele Tümpel hat Hagedorn mit sei-ner NABU-Gruppe Fechingen-Kleinblit-tersdorf schon auf Eigentum und Pacht-flächen angelegt und regelmäßiggepflegt, vieles ist noch geplant. Siekümmern sich seit Jahren auch um denehemaligen Kalksteinbruch Birzberg,wo sich die Population gut entwickeltund stabilisiert hat. Ihr Ziel ist eine guteVernetzung vieler geeigneter Biotopeund stabile Populationen, die den"Unkennachwuchs aus Menschenhand"überflüssig machen.

Wega Kling, Friedrichsthal

Gelbbauchunke (Bombina variegata)Klasse: Lurche (Amphibia)Ordnung: Froschlurche (Anura)Familie: Scheibenzüngler (Discoglossidae)Schutz: Streng geschützte Tierart von gemeinschaft-lichem Interesse, für deren Erhaltung besondereSchutzgebiete ausgewiesen werden müssen. Stimme: Dumpfer, melodischer RufFortpflanzung: Laicht in seichten, warmen, vorwie-gend kahlen Tümpeln; Laich in kleinen Ballen oderEinzeleier im Wasser frei liegend oder anPflanzenstängel geklebtSommer: Überwiegend im oder am Wasser. Überwinterung: Ab Ende September an Land

Wega Kling im Gespräch mit Axel Hagedorn. Die Teiche sindzum Schutz der Unken vor Fressfeinden mit Draht abgedeckt.

Geeignetes Biotop für die Unke. Die NABU-Leute werden nochEiniges optimieren.

Foto

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Schläfer? Die meisten Leute denkenseit dem 11. September 2001 bei demBegriff wahrscheinlich eher an Terrori-sten. Dass damit auch eine Familie pos-sierlicher Nagetiere bezeichnet wird, dieauch unter dem Namen Bilche bekanntist, wissen die Wenigsten.

Im Saarland und in Luxemburg gibtes drei Arten: Siebenschläfer, Garten-schläfer und Haselmaus. Der Sieben-schläfer ist mit einer Gesamtlänge von23-33 cm und einem Gewicht bis ca. 200g der größte heimische Bilch. Er ist graugefärbt und hat einen buschigenSchwanz. Der Gartenschläfer ist etwaskleiner und unverwechselbar durchseine schwarze Zorromaske. Die Hasel-maus ist deutlich kleiner und leichter alsihre beiden Verwandten (Gesamtlänge11 - 16 cm, Gewicht bis 40 g).

Typisch für die nachtaktiven, her-vorragenden Kletterer sind großeAugen, lange Tasthaare und der - imGegensatz zu Mäusen - dicht bepelzteSchwanz, dessen Haut übrigens in Ei-dechsenmanier bei Verfolgung abge-worfen werden kann. Wie der Nameschon sagt, handelt es sich um wahreLangschläfer, die abhängig unter ande-rem von Alter, Klima und Nahrungsver-fügbarkeit die widrigen Monate desJahres im Nest verbringen. Bei dem ech-ten Winterschlaf werden im Gegensatzzur Winterruhe (z. B. bei Bär und Eich-hörnchen) Körpertemperatur, Atmungund Herzfrequenz extrem herunterge-fahren. Da die Tiere während des z. T.bis 8 Monate andauernden Schlafes, der

allerdings immer wieder von kurzenPausen unterbrochen wird, keine Nah-rung zu sich nehmen, müssen sie sich imHerbst eine dicke Speckschicht anfut-tern.

Der Siebenschläfer war übrigensschon zur Römerzeit eine geschätzteDelikatesse. An den römischen Festta-feln sollen angeblich Notare dieGewichte der schwersten Tiere beglau-bigt haben. In Slowenien wird sogarheute noch der Siebenschläferfangwährend einiger Wochen im Herbst zurNationalsportart.

Das Forschungsprojekt, welches auchZiel der NABU-Exkursion im Mai war,wird von der Uni Dresden (Forstzoolo-gie) sowie dem naturhistorischenMuseum Luxemburg (MNHN) betreutund vom nationalen ForschungsfondsLuxemburg (FNR) finanziert. Es gliedertsich in zwei Schwerpunkte:

Zum einen soll die Verbreitung derin Luxemburg unter Naturschutz ste-henden Bilche geklärt werden. Für dieoftmals in menschliche Siedlungen (z.B. Dachböden, Ferienhäuser, Scheunen)einfallenden Sieben- und Gartenschlä-fer hat sich eine Umfrage per Zeitung,Radio, TV oder direkt durch "Klinken-putzen" als sehr effizient herausgestellt.Die Haselmaus fällt "leider" nicht alsnächtlicher Störenfried auf. Dafür hin-terlässt sie typische Nagespuren anHaselnüssen (parallel und nicht senk-recht zum Rand wie bei Mäusen). Übri-gens ist der Kenntnisstand zum Vor-

kommen der Bilche im Saarland ähnlichschlecht wie in Luxemburg vor Beginndes Projektes. Hier besteht in jedem Fallnoch Nachholbedarf, wie auch bei denmeisten anderen Säugetierarten .

Der zweite Schwerpunkt ist eine Feld-studie am Kelsbaach an der luxembur-gischen Mosel südlich des WeinortesGrevenmacher. Dort kommen sowohlSieben- als auch Gartenschläfer zusam-men vor, sowie - wie erst vor einigenWochen entdeckt wurde - in einem klei-nen Bereich die Haselmaus. Diesesgleichzeitige (wissenschaftlich: sympa-trische) Vorkommen aller heimischenBilcharten bietet interessante For-schungsaspekte zur ökologischen Ein-nischung, ob also eine Art bestimmteLebensraumtypen bevorzugt bzw. durchKonkurrenz dorthin verdrängt wird.

Dazu fange ich die Tiere in 240 per-manent installierten Wippbrettfallen(Köder: Müslimischung mit Apfel undMarmelade). Die Fallen stehen in 3er-

Auf der Spur der KoboldeJörg Schlichter berichtet von seinem Forschungsprojekt über Schläfer imGroßherzogtum Luxemburg

Siebenschläfer mit seinen großen Augenund den langen TasthaarenFoto: Sven Büchner

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Gruppen in einer Rasterweite von etwa15 Metern und decken unterschiedlicheLebensräume ab (Weinberg mitTrockenmauern, wärmeliebende Gebü-sche, kühl-feuchter Schatthangwald).Neu gefangene Tiere bringe ich nachKonz zu einer Tierärztin, wo sie etwa 1-2 Minuten lang betäubt werden undeinen Transponder (Chip) zur Identifi-kation implantiert bekommen. Des wei-teren wird eine kleine Gewebeprobevom Ohr zur Genanalyse entnommen.

Aufgrund der nächtlichen Aktivitätder Tiere beködere ich die Fallen abendsund kontrolliere sie morgens nochwährend der Dämmerung, um den Tie-ren eine Rückkehr zu den Tagesruhe-plätzen zu ermöglichen. Um kurzeWege zu den Bilchen zu haben, lebe ichvon April bis Oktober auf dem Cam-pingplatz in Nennig in einem Wohn-wagen. Sind die Tiere darüber hinausnoch aktiv, pendele ich von Saarlouisaus oder übernachte auch schon mal imPkw vor Ort.

Im August wurden pro Fangrundeca. 50-60 Tiere gefangen, wobei auchsehr häufig markierte Individuen wie-dergefangen werden. Besonderserstaunlich ist, dass von den 50 Jung-Gartenschläfern, die in 2009 gechiptwurden, fast alle dieses Jahr regelmäßigwiedergefangen wurden. Und das trotzdes harten Winters und des niedrigen

Gewichts der Jungen besonders der spä-ten Würfe. Sogar bei -18°C und geschlos-sener Schneedecke war Ende Dezemberein einsamer Partisan unterwegs. Umeine Gewöhnung an das Futter zu mini-mieren, findet der Fang übrigens nur an3 Nächten (mit je einer Nacht Pausedazwischen) statt. Anschließend wer-

den die Fallen für ca. 10 Tage deakti-viert und der Köder entfernt.

Siebenschläfer sind oftmals in denoberen Stockwerken des Waldes unter-wegs, klettern aber auch durchaus auf

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Die Haselmaus ist der Kleinsteunter den Bilchen.

Foto: Roland Proess

Das Gebiet der Feldstudie istder Kelsbaach an der luxem-burgischen Mosel, südlich desWeinortes Grevenmacher.Foto: Jörg Schlichter

dem Boden in die Fallen. Lediglich deroffene Weinberg, der außer den Rebenund Trockenmauern keinerlei Schutzbietet, ist fest in der Hand bzw. Pfoteder Gartenschläfer. Bisher zeigen sichdie Trockenmauern und die angren-zende bis 30 Meter hohe Moselsteil-wand als beste Fanggebiete, was ange-sichts des riesigen Höhlenangebots auchnicht verwunderlich ist.

In anderen Bereichen kommen Gar-ten- und Siebenschläfer bunt gewürfeltvor. Experimente mit Fotofallen anKöderplätzen deuten aber eine Domi-nanz der größeren Siebenschläfer an,was aufgrund des guten Nistplatz- undNahrungsangebots aber offensichtlichnicht zur Vertreibung der Gartenschlä-fer führt. Die Haselmaus wurde bis datoleider nur indirekt anhand der ange-nagten Haselnüsse und per Fotofalle ineinem zugewucherten Weinberg nach-gewiesen.

Das Forschungsgebiet an der Moselist Naturschutz- und FFH-Gebiet und injedem Fall eine Reise wert. Es bietetsowohl zoologisch Interessierten (z. B.mit Uhu, Mauereidechse, Schlingnatter,Feuersalamander) als auch Botanikern(z. B. mit Hirschzunge, Feldmannstreu,Orchideen) wunderbare Naturerlebnisseauf gut beschilderten Pfaden.

Jörg Schlichter, Saarlouis

Jörg Schlichter ist Doktorand undwissenschaftlicher Mitarbeiter an der TUDresden. Den Mitgliedern der NABU-Ortsgruppe Saarlouis ist er durch einenkurzweiligen Vortrag über die Objekteseiner Feldstudie und eine spannendeWanderung durch das Forschungsarealbekannt.

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Ein sinnvoller Ansatz von "Natur-schutz durch Nutzung" kann dabei dieInwertsetzung von Biomasse aus derLandschaft(spflege) für die energetischeNutzung sein. An dieser Stelle setzt dasELKE-Projekt an (ELKE = Etablierungeiner extensiven Landnutzungsstrate-gie auf der Grundlage einer Flexibili-sierung des Kompensationsinstrumen-tariums der Eingriffsregelung, siehewww.landnutzungsstrategie.de). Dasvom BMELV geförderte, angewandteForschungsprojekt beschäftigt sich mitdem Themenkomplex "extensiverLandnutzungsstrategien". Darin wer-den Fragestellungen des "angewand-ten Naturschutzes", "NachwachsenderRohstoffe" sowie des "Flächenverlustesdurch Ausgleich und Ersatz" aufgegrif-fen, konzeptionell miteinander ver-bunden und im Rahmen von Praxispro-jekten untersucht.

Zielsetzung und FragestellungenÜbergeordnete Zielsetzung des Pro-

jektes ist es, den ökologischen Wertbestimmter extensiver Anbausystemezur Erzeugung Nachwachsender Roh-stoffe zu untersuchen. Gegenstand der

Betrachtung sind Leistungen für denbiotischen und abiotischen Ressourcen-schutz, also Biodiversität (auf Einzel-flächen wie auch im Kontext von Bio-topvernetzung/- verbund), Boden-fruchtbarkeit und Erosionsschutz,Klima- und Gewässerschutz. Darüberhinaus finden auch ökonomischeAspekte, wie das Thema regionale Wert-schöpfung, der Erhalt landwirtschaftli-cher Nutzfläche als Existenzgrundlageder Betriebe, der effiziente Einsatz end-licher Ressourcen sowie die Nutzungvon Synergieeffekten im PflanzenbauBerücksichtigung. Zur Bearbeitung deswissenschaftlichen Ansatzes und seinerpraktischen Umsetzung hat sich ein Ver-bund von Institutionen verschiedenerFachrichtungen unter der Leitung desInstituts für angewandtes Stoff-strommanagement (IfaS, FH Trier,Umwelt-Campus Birkenfeld) zusam-mengefunden.

Einzelne Fragestellungen, die sichaus der übergeordneten Zielsetzungergeben, sind:

• Wie wirkt sich die flächige Etablie-rung extensiver Anbausysteme alsSteigerung der Agrobiodiversität

qualitativ und quantitativ aufArtenvielfalt und Biotopvernetzungim Untersuchungsgebiet aus?

• Welche Funktionen im abiotischenRessourcenschutz können extensiveAnbausysteme erfüllen?

• Können die Einflüsse solcherSysteme auf Natur und Landschaftals Leistungen im Rahmen der Ein-griffs- Ausgleichs-Regelung aner-kannt werden?

Die Herausforderung liegt in derregionalen Ausgestaltung der "Vielfalt"durch Landbau. Wesentlicher Ansatz istalso die Steigerung von Vielfalt imräumlichen und zeitlichen Rhythmusvon landwirtschaftlichen Kulturen in derLandschaft als Grundlage für die Biodi-versität von Flora und Fauna

Es wurden sechs Modellregionenausgewählt. Sie liegen in Freising (Bay-ern), Marpingen (Saarland), Spelle (Nie-dersachsen) und der Zülowniederung(Brandenburg). Außerdem befindensich noch zwei assoziierte Standorte inAllendorf/Eder (Hessen) und Freiburg(Baden-Württemberg). Lokale Partner

Vielfalt in der Landschaft Extensive Anbausysteme mit NachwachsendenRohstoffen als Option für den Naturschutz? Marpingen eine von bundesweit sechs Modellregionen

"Naturschutz durch Nutzung" ist ein Konzept, das mittlerweile in ganz Deutschland erfolgreich verfolgtwird. Bereits 1972 legte Wolfgang Haber mit der Vorstellung der "differenzierten Landnutzung" einewesentliche Grundlage für die Kombination von nachhaltiger Landnutzung mit dem Arten- und Biotop-schutz. Wesentlicher Ansatz ist die Steigerung der Vielfalt in der Landschaft als Grundlage für die Biodi-versität von Flora und Fauna.

Differenzierte Landnutzung mit Anbau von Erbsen (vorne links), Roggen (hinten links) und Wickroggen (hinten rechts).

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in den Regionen sind Landwirte, Land-schaftspflegeverbände, Kompetenz-zentren, Planungsbüros, regionale Ener-gieversorger, Forschungseinrichtungenund Naturschützer.

Modellregion MarpingenInnerhalb des Bundesverbundpro-

jektes ELKE wurden im letzten Jahr dieersten Agrosysteme gepflanzt. AmModellstandort in Marpingen (Saar-land), wo die Naturland Ökoflächen-Management GmbH (ÖFM) Partner ist,wurden z.B. auf 40 ha Ackerflächen dievorhandenen Gehölzstrukturen durchAgroforstsysteme mit kurzumtriebigemAgrarholz und Miscanthus ergänzt und

dazu vielfältige Gemenge und Kulturendes Futterbaus (z. B. Kleegras undWickroggen) als Biogassubstrate ange-baut. Ergebnisse sind eine deutlicheErhöhung des Strukturreichtums (inRaum und Zeit) und des Lebensrau-mangebotes auf landbaulicher Basisund zugleich die Erzeugung - z. T. bis-lang unerprobter - Rohstoffe für dieEnergiebereitstellung. Durch dieAnknüpfung an vorhandene und ggf.neue Energieanlagen entsteht so einMehrnutzungssystem, das regional ver-ankert wertschöpfend in vorhandeneMärkte eingebunden wird.

Die bisherigen Erkenntnisse aus ELKE(wie auch anderen Praxisprojekten) ver-

deutlichen, dass der Landbau eine zen-trale Rolle in der Rohstoffversorgung,der Landschaftsgestaltung und demangewandten Naturschutz einnimmt.Er bewirtschaftet unsere wichtigste undzugleich täglich (um mehr als 100 ha)schrumpfende Ressource Boden als mul-tifunktionale, fruchtbare Freifläche - dieBasis unserer Kulturlandschaften. DieseLeistungen und deren messbare Qua-lität werden in ELKE erarbeitet, so ent-steht nutzbarer Mehrwert. Wir dürfenauf die Ergebnisse des ELKE-Projekts inein paar Jahren gespannt sein.

Eberhard Veith, Naturlandstiftung

Anbau von Roggen und Zottel-Wicke (Wickroggen) Fotos: Naturlandstiftung

Gerade vor dem Hintergrund derjüngst beschlossenen Laufzeitverlänge-rungen für Atomkraftwerke wird deut-lich: Wir brauchen ein moderneres,zukunftsfähiges Energiekonzept auchim Saarland!

Die grüne Landtagsfraktion hat des-halb ein klares Ziel vor Augen: wir wol-len die zwei Bereiche Energieversor-gung und Klimaschutz innovativ zueinem neuen Konzept verbinden. ImFokus stehen dabei dezentrale Lösun-gen in Verbindung mit dem AusbauErneuerbarer Energien, um den Anteilfossiler Energieträger zu reduzieren. Imweiteren Verfahren muss evaluiert wer-den, welche Kraftwerke wettbewerbs-fähig, sicher und umweltverträglichgemacht werden können und welchehingegen durch neue Investitionenersetzt werden müssen. Der StandortEnsdorf kann dabei eine wichtige Rollespielen, denn er ist sowohl stromseitigals auch wärmeseitig gut an die Netzeangeschlossen. Doch auch hier gilt dieDevise, den Standort an die neuestentechnologischen Anforderungen anzu-

Erneuerbaren Energien den Vorrang geben!

Mit der Energieversorgung der Zukunft aktiven Klimaschutz betreibenHubert Ulrich, MdL, Fraktionsvorsitzender B´90/GRÜNE Landtagsfraktion

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passen. Als Übergangslösung könntenmoderne Kraftwerke (max. 500 MW) mitoptimalen Wirkungsgraden und größt-möglicher Wärmeauskopplung gebautwerden, die durch Erneuerbare Ener-gien ergänzt werden. Ein solch vielfäl-tiger Energiemix gewährt nicht nur dieVersorgungssicherheit der Bevölkerungund hier ansässiger Unternehmen, son-dern verringert auch die Abhängigkeitvon immer teurer werdenden Energie-Importen.

Das Saarland war, ist und soll auch inZukunft ein Energie- und Industrielandsein. Gerade im Energiebereich wurdehier wertvolles Spezialwissen geschaf-fen. Dieses Know-how sollte unbedingterhalten und ausgebaut werden, um imWettbewerb mit anderen Regionenbestehen zu können.

Ein solch ehrgeiziges Ziel kann nurumgesetzt werden, wenn alle Beteilig-ten an einem Strang ziehen und Syner-gieeffekte genutzt werden. Die Akzep-tanz der Bevölkerung gegenüber hoch-effizienten Kraftwerken und Erneuer-

baren Energien wollen wir durch Auf-klärung verbessern. Dabei müssensoziale Aspekte, z.B. beim AusbauErneuerbarer Energien in Form vonWindkraftanlagen, berücksichtigt wer-den. Die Unternehmen müssen ihreEnergie-Effektivität steigern, um soEnergie sparen zu können. Das Saarlandmuss die Forschung in diesem Bereichgezielt fördern, z.B. durch neue Schwer-punkte an den Universitäten ("Nach-haltige Entwicklung" und "Energie-Effi-zienz"). Letztendlich kommt es auchdarauf an, in wie weit das Saarland eineelektromobile Flotte von Verkehrsmit-teln aufbauen kann, und so speziell denöffentlichen Verkehr umweltgerechtumgestaltet.

Um endlich eine Energiewende zuschaffen, die auch den Anforderungenan einen wirksamen Klimaschutzgerecht wird, werden wir uns für einnachhaltiges Energiekonzept einsetzen!

Wir freuen uns auf Ihre Fragen undAnregungen unter [email protected] oder unter 06 81 / 50 02 513.

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Rainer Grün ist tot. Er verstarb am 8. Juli 2010 in Oberkir-chen. Mit ihm haben wir einen Freund und Mitstreiter verlo-ren, der dem Naturschutz über fast drei Jahrzehnte in unter-schiedlichen Funktionen beruflich ebenso wie privat verbun-den war.

Wir haben Rainer Grün kennengelernt als einen liebens-werten, manchmal tapsig wirkenden Menschen: Vielseitiginteressiert und lebenslustig, den schönen Dingen zugewandt,sachkundig und sanftmütig, auf Ausgleich und Harmoniebedacht.

Als Staatssekretär im Umweltweltministerium wirkte erebenso: bedächtig, immer hörte er auch die andere Seite an,bevor er eine Entscheidung traf. Der studierte Jurist tratzurückhaltend, manchmal fast schüchtern auf und drängtenie nach vorne. In allen Fachbereichen war er beschlagen undso war es ein großer Vorteil für unsere gemeinsame Arbeit,dass niemand ihm ein X für ein U vormachen konnte. Beson-ders interessierte er sich für die Bodendenkmalpflege und wardort häufig und gern gesehener Besucher. Schnell wurde erinformiert, wenn es einen bemerkenswerten Grabungsfundgab, und schnell war er zur Stelle, um mit den Kollegen Dr.

Reinhard und Schönwald zu fachsimpeln. Zu seinem 50.Geburtstag begann er mit einer Sammlung römischer Mün-zen, die er kontinuierlich ausbaute und nutzte, um sein pro-fundes Wissen über die römische Geschichte zu vergrößern.

Nach einigen Jahren war er im Bund der dienstältesteStaatssekretär der Umweltministerkonferenz und der Agrar-ministerkonferenz. Auch dort erwarb er sich durch seine hoheFachkompetenz und sein ausgleichendes Wesen großes Anse-hen und den Ruf eines ehrlichen Maklers.

Einige Male sprachen wir darüber, was wohl wäre, wennRainer aus dem Amt ausscheiden würde. Er wusste, dass Poli-tik Verantwortung auf Zeit ist und diese Zeit irgendwann zuEnde gehen würde. Aber er freute sich darauf, reisen zu kön-nen und plante eine Reise rund um die Welt. Schon früherwar er viel gereist, durch Indien, Afrika und Osteuropa. Ersprach davon, sich verstärkt in der Bodendenkmalpflege undArchäologie zu engagieren, und erzählte von seinem Garten.

Es sollte anders kommen. Er hatte seinen Lebensmut undseine Lebensfreude verloren und wollte nicht mehr leben. Rai-ner Grün starb im Alter von 60 Jahren.

Stefan Mörsdorf, Schiffweiler

Uli Heintz, Eppelborn

Nachruf Rainer Grün

Rainer Grün kam Ende der Achtziger Jahrein den DBV-Landesvorstand. Hier brachteer seinen juristischen Sachverstand und sei-ne zahlreichen Kontakte in die Verwaltungund die Politik ein. In seinem HeimatortKirkel gründete er eine Ortsgruppe, die zuden aktivsten und mitgliederstärksten imLandesverband gehörte. Nach seinemUmzug in die Gemeinde Namborn gab erden Vorsitz ab und engagierte sich alsKreisvorsitzender in St. Wendel. Auch fürunsere Verbandszeitschrift "Naturschutz imSaarland" setzte er sich als Redakteur einAuf dem Foto die damalige nis-Redaktion:Von links. Monika Gref, Joachim Schmidt,Rainer Grün, Rainer Ulrich, Dr. BerndTrockur, Martin von Hohnhorst, Karl RudiReiter.

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Ab 2011 im Neunkircher Zoo:

Neues Reich für Meister PetzSophie und Lars, die zwei alteingesessenenBraunbären des Neunkircher Zoos, werden imnächsten Jahr eine neu gebaute Anlage imneuen 2 ha großen Zooteil beziehen. Daszukünftige Reich unserer Bären umfasst fasteine Fläche von 2000 m2 mit Badeteichen, Bach-läufen, Wasserfällen, Kletterbäumen, Höhlen undvielem mehr, was zu einer auch in der Zukunftartgerechten und naturnahen Anlage fürGroßbären gehört. Auf Erlebniswegen werdenunsere Besucher durch Glasscheiben die Bären undderen Verhalten beobachten können.

Besuchen Sie uns auch jetzt schon im Neunkircher Zoo,denn … hier bewegt sich was!

Bitte weitere Details wie Veranstaltungsort,notwendige Ausrüstung, Mitfahrgelegenheitenund eventuelle Kosten bei den Kontaktleutenerfragen. Aus Platzgründen können wir hier nur inKurzform die Termine vorstellen.

Neue Termine bitte der Landesgeschäftsstellemelden. Die Veranstaltungen werden ausführlichin unserem NABU-Veranstaltungskalender aufwww.NABU-Saar.de veröffentlicht und wie gehabtin Kurzform hier.

Weitere Termine unter www.NABU-Saar.de.

NABU NaturgartenKontakt: TouristInfo Losheim, Tel. 0 68 72 / 9 01 81 00Fr. 05.11.10: Vortrag - Das Leben in und an kleinenGewässernFr. 26.11.10: Vortrag - Heimische Schmetterlinge erlebenSa. 11.12.10: Vogelhausberingung von GartenvögelnMi. 22.12.10: Winter-Märchen-Wanderung

Veranstaltungen imSaarland

NABU Lockweiler-KrettnichKontakt: Bernd Konrad, Tel. 0 68 71 / 76 76Sa. 06.11.2010: Info-Nachmittag "Naturfotografie" mitBildervorträgen

NABU PüttlingenKontakt: Michael Metzger, Tel. 0 68 98 / 6 23Sa. 06.11.10: Vortrag "Vögel des Jahres"

NAJU Saarbrücken, die WildkatzenKontakt: Katrin Stürmer, Tel. 0 68 98 / 2 978 67Mo. 08.11.10: Herbst- und WinterfrüchteMo. 13.12.10: Weihnachtliches Basteln mit Naturmaterialien

NABU-Gruppe Eschringen-EnsheimKontakt: Theo Elberskirch, Tel. 0 68 93 / 23 60Sa. 13.11.10: Arbeitseinsatz - Nistkastenkontrolle und -säuberung im Ensheimer-TalSa. 18.12.10: Verkauf von Winterstreufutter, Futterhäuserund Nistkästen

NABU SaarbrückenKontakt: Tel. 06 81 / 79 20 03Do. 18.11.10: Vortrag - Naturpark Havelland - von A bis ZSa. 20.11.10: Pflegemaßnahmen der Schachtelhalmbeständeim Grumbachtal

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Im Urwald vor den Toren der Stadt

Weitere Informationen erhalten Sie im Scheunenbüro beiMelanie Lang oder Nina Lambert, Tel. 0 68 06 / 102 - 419.Internet: www.saar-urwald.de

Termine im NovemberMi 3. Nov., 10 - 12 Uhr: Seniorenwanderung mit demUrwaldförsterDo 11. Nov., 17.30 - 19.30 Uhr: St. Martin im Urwald

Termine im DezemberMi 1. Dezember, 10-12 Uhr: Seniorenwanderung mit demUrwaldförsterSo 5. Dez., 18 - 20 Uhr: NikolausfestSo 19. Dez., 11 - 17 Uhr: 2. Wintermarkt an der ScheuneNeuhausSo 19. Dez.,14 - 17 Uhr: Märchenwanderung für Kinder

Teminvorschau Januar 2011Sa 15. Januar (Vollmond), 18 Uhr: open end Literarischesfür Erwachsene - "Die Belagerung" von Martin Baltscheit

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Wo die Kiesgewinnung abgeschlossen ist, entwickelt sich dieNatur auf großzügigen Wasserflächen und Feuchtgebieten unge-stört in faszinierender Vielfalt zu neuen Lebensräumen für unsereTiere und Pflanzen.

In der Moselaue bei Nennig haben wir die einmalige Chance,zusammenhängende Kiesabbauflächen zu erwerben, die in ihrerGröße auch als Rastplätze für unsere Zugvögel international bedeu-tend sind.

Schaffen Sie und erleben Sie Ihr Paradies. Sichern Sie mit IhrerSpende an die NABU-Stiftung unser Saarländisches Naturerbe.

Gerne informieren wir Sie, auf Wunschauch bei einer Exkursion:

NABU-Stiftung Saarländisches NaturerbeUlrich HeintzAntoniusstraße 18, 66822 LebachTel. 0 68 81 / 9 36 19 - 0