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DIE SPIELORTE DER LIGATRAVEMÜNDE, KIEL, BERLIN
SAILING CHAMPIONS LEAGUE QUALIFIKATION
Alles rund um die Segel-Bundesliga I Ausgabe # 02/16
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DIE SPIELORTE DER BUNDESLIGA
Wo und wann die einzelnen Acts der Segel-Bundesliga stattfinden, ist inzwischen eine fast schon politische Entscheidung. Jeder große Bundesliga-Verein möchte auf seinem Heimatrevier eines der hochkarätig besetzten Liga-Events ausrichten, die ehrenamtlichen Helfer in den Clubs brennen darauf, ihren Verein im allerbesten Licht zu präsentieren und den Seglern aus dem ganzen Bundesgebiet ein hervorragend organisiertes und dennoch persönliches Segelerlebnis bieten zu können.Doch die Auswahl, welches Revier und dann auch noch welcher Verein den „Zu-schlag“ für ein Event bekommt, hängt nicht nur von den Faktoren nettes Clubhaus, großes Außengelände, Ligamitglied und beständiger Wind ab. Es gilt auch, die Liga-Events in den bereits seit Jahren in feste Veranstaltungen und Regatten ein-geteilten Segelkalender der deutschen Segler zu integrieren. Da bietet es sich an, publikumsträchtige Regattawochen wie die Travemünder Woche fest im Liga-Kalender einzuplanen. Und aufstrebende Veranstaltungen, wie die erstmals aus-getragene Junioren-Liga, im Programm der Warnemünder Woche zu verankern. Die großen Regattawochen der deutschen Segler, mit ihren vielfältigen Jollen-klassen, bieten optimale Möglichkeiten für die zahlreichen Zuschauer, sich die einzelnen Rennen direkt von der Promenade aus anzusehen. Mehr „Segelsport zum Anfassen“ geht kaum. Und selten stand unser Sport so sehr im Mittelpunkt des Interesses von Urlaubern und Tagesausflüglern, die spontan vorbei flanieren und sich dann von der Spannung und Dramatik bei den Tonnenrundungen und Zieldurchgängen anstecken lassen.In dieser Ausgabe des Liga-Magazins setzen wir einen besonderen Schwerpunkt auf die drei Spielorte der kommenden Events. Die Segelreviere vor Travemünde, Kiel und auf dem Berliner Wannsee sind seit Jahrzehnten bewährte Austragungsorte für na-tionale und internationale Meisterschaften, die Infrastruktur vor Ort steht und die Organisatoren haben schon oft bewiesen, dass sie so große Felder mit entsprechend anspruchsvollen Seglern managen können.Für das Liga-Magazin haben wir vor Ort nachgefragt, was das Besondere an dem jeweiligen Segelrevier ist. Worauf beim Festlegen der Taktik geachtet werden muss. Mit welcher vorherrschenden Windrichtung zu rechnen ist. Und auch, an welchem Tresen nach dem Rennen über Manöver, Bootshandling und die Teamaufstellung der Bundesligisten gefachsimpelt wird.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen der zweiten Ausgabe des LIGA Magazins 2016,
Ihr (e)
Sandra-Valeska Bruhns Ralf Abratis
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69 HIGHLIGHTSMeldungen und Nachrichten der Segel-Bundesliga
70 SEGEL-BUNDESLIGA AUFTAKT 2016Hanseaten punkten beim Liga-Auftakt
76 RELEGATION IN STARNBERGHarte Duelle um den Platz im Oberhaus
80 BOOTSTRIMM J/70 So wird das Boot der Liga schnell
84 FRAUEN IN DER LIGAMit dem richtigen Bootshandling den Männern voraus
86 SAILING-CHAMPIONS LEAGUEDie Königsklasse des europäischen Segelsports
88 SCHIEDSRICHTER AUF DER REGATTABAHNIm Gespräch mit „Regelpapst“ Uli Finckh
90 REVIERREPORT TRAVEMÜNDEBundesliga direkt vor der Promenade
93 REVIERREPORT WANNSEEHauptstadtrevier mit tückischen Bedingungen
96 REVIERREPORT WANNSEEDie Innenförde wird zur Segel-Arena
REVIERREPORT
FLAGGEN-ALPHABETWenn die Teams in der Segel-Bundesliga
aufeinandertreffen, dann ist nicht nur für
kurze, knackige Rennen gesorgt, sondern
auch für schnelle Entscheidungen. Denn in
der Bundesliga werden Verstöße gegen das
Reglement direkt auf dem Wasser geahn-
det. Dafür verwendet die Jury vier Flaggen,
die den betroffenen Crews gezeigt werden
können. Und diese Bedeutungen gibt es:
Gelbe Flagge: Verwarnung! Diese
Flagge wird gezeigt, um der Crew zu zei-
gen, dass sie unerlaubte Vortriebsmetho-
den anwendet (z. B. Pumpen) oder dass sie
beispielsweise nach dem Gennakermanö-
ver den Gennakerbaum zu spät eingeholt
hat. Mit dem Zeigen der Gelben Flagge ist
aber noch keine Sanktion verbunden.
Grüne Flagge: Uneinigkeit in der Jury
bzw. Abweisung des Protests! Auf jedem
Juryboot sitzen stets zwei Judges. Und die-
se beiden Schiedsrichter müssen sich in ih-
ren Entscheidungen einig sein, wenn ihre
Entscheidung gefordert wird. Ist das nicht
der Fall, wird die Grüne Flagge gezeigt.
Ebenso wird die Grüne Flagge gezeigt,
wenn nach einem Protest-Ruf einer Mann-
schaft die Bestrafung durch die Jury abge-
lehnt wird. Es erfolgt keine Sanktion.
Rote Flagge: Bestrafung! Nach dem
Protestruf einer Mannschaft wird diesem
Protest stattgegeben. Entsprechend wird
mit dem Zeigen der Roten Flagge ein Pe-
nalty (Strafkringel) gegen eine Mannschaft
verhängt.
Schwarze Flagge: Disqualifikation! Bei
schweren Vergehen einer Mannschaft kann
die Jury auch noch auf dem Wasser eine
Disqualifikation aussprechen. Dafür zeigt
sie die Schwarze Flagge. Die betroffene
Mannschaft hat dann sofort das Regattage-
biet zu verlassen.
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Der Boom der Segel-Bundesliga hält weiterhin an. Bester
Beleg: Die Meldeliste für die Qualifikation zur Zweiten
Liga im kommenden Jahr. In bewährter Manier wird die
Qualifikationsrunde vor Glücksburg (7. bis 9. Oktober) auf
der Flensburger Förde gesegelt. Und vier Wochen vor
Meldeschluss war die Liste der Vereine, die teilnehmen
wollen, bereits mehr als gefüllt. Nach Stand Ende Juni
werden in Glücksburg folgende Neueinsteiger auf die
sechs Crews der Zweiten Liga treffen, die auf den Rängen
13 bis 18 gelandet sind:
1. ASV Hamburg
2. ASV zu Greifswald
3. Altländer YC
4. Altonaer SC
5. Arnisser SC
6. Bocholter YC
7. Deutsche Zwölfer Vereinigung
8. Diessner SC
9. Dreieich SC Langen
10. Duisburger SC
11. Hansa SK Rhein-Neckar
12. Hiltruper SC
13. Joersfelder SC
14. MSV Beetzsee
15. Neustädter SV
16. Plöner SV von 1908
17. Porsche SGASV Hamburg
18. ASV zu Greifswald
19. Altländer YC
20. Altonaer SC
21. Arnisser SC
22. Bocholter YC
23. Deutsche Zwölfer Vereinigung
24. Diessner SC
25. Dreieich SC Langen
26. Duisburger SC
27. Hansa SK Rhein-Neckar
28. Hiltruper SC
29. Joersfelder SC
30. MSV Beetzsee
31. Neustädter SV
32. Plöner SV von 1908
33. Porsche SG
34. RSV Müritz
35. Ruppiner SC Eintracht
36. SMC Friedrichshafen
37. SC Krüpelsee
38. SC Münster
39. SC Sorpesee-Iserlohn
40. SK Berlin
41. SC Eckernförde
42. SC Eich
43. SC Inheiden
44. SC Rhe
45. SC Rheingau
ANDRANG AUF DIE QUALIFIKATION
Auch die Segel-Bundesliga hat das Modell der Finals für sich ent-
deckt. Neu zu dieser Saison ist die grundsätzliche Regelung, dass
nach 15 Vorlauf-Flights mit jeweils drei Wettfahrten drei Finalren-
nen vorgesehen sind. Für dieses Finale sind die sechs besten Teams
der Vorläufe qualifiziert. In Konstanz beim zweiten Liga-Event des
Jahres kam diese Regelung erstmals zur Anwendung und sorgte
für einige Überraschungsmomente.
Am Bodensee wurde, aufgrund der vorherrschend schwachen
Winde, auf eine komplette Vorrunde verzichtet. Der Cut für das Fi-
nale erfolgte für die Erste Liga somit bereits nach elf Flights. Im Fi-
nale reichte es dann für die sechs Spitzenteams zu zwei weiteren
Wettfahrten. Kein Problem für den bereits nach den Vorläufen füh-
renden DTYC, der bereits nach der ersten Final-Wettfahrt alles klar
gemacht hatte. Auch der VSaW dahinter sicherte seine Vorlauf-Po-
sition zwei im Finale. Dahinter gab es aber durchaus einige Ver-
schiebungen. Der Chiemsee YC patzte in den Finals und stolperte
noch vom Podium, Profiteur war der Bayerische YC, der sich noch
auf Rang drei aufschwingen konnte.
In der Zweiten Bundesliga wurde auf dem Bodensee die Vorlauf-
serie sogar nach neun Flights abgeschlossen. Und in den Finals rum-
pelte es noch einmal richtig im Ranking. Die SKW Bremen spielte
sich durch einen Sieg und einen zweiten Platz noch an drei Vereinen
vorbei bis auf Platz eins. Der Bondesee-YC Überlingen kam dagegen
mit dem Format überhaupt nicht zurecht und musste sich nach
zwei fünften Plätzen, trotz einer deutlichen Führung nach der Vor-
runde, mit dem zweiten Gesamtrang zufrieden geben.
FINALRENNEN SORGEN FÜR SPANNUNG
Kurs Richtung
Segel-Bundesliga
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Von Sonne bis Regen, Flaute bis fünf Beaufort, Wind aus Nordost, Süd und West – Starnberg präsentierte zum Auft akt der Segel-Bundesliga 2016
vom 29. April bis zum 1. Mai eine breite Palette an Bedingungen. Immerhin 13 Flights konnten in beiden Ligen gesegelt werden. War es
sonst oft knapp an der Spitze, so standen diesmal klare Sieger fest: In der 1. Segel-Bundesliga gewann der NRV aus Hamburg mit fünf
Punkten Vorsprung, in der 2. Liga der Mühlenberger Segelclub – eben-falls aus der Hansestadt – mit sogar neun Zählern Distanz.
„Es ist unglaublich, das erste Event zu gewinnen“, strahlte NRV-Steuermann Tobias Schadewaldt (Crew: Florian Spalteholz, Ni-klas von Meyerinck, Florian Weser), der zum ersten Mal für seinen Verein im Einsatz war. Dabei war der Laser-Segler und 49er-Olympiateilnehmer von 2012 am Sonntagmittag noch verär-gert, da er mit den Plätzen 4-5-4 den bis dahin sauber ersegelten Vorsprung riskiert hatte – doch die Verfolger hatten ebenso ge-patzt. Wie der Event-Sieger profitierte der zweitplatzierte Deutsche
Touring Yacht-Club aus Tutzing, amtierender Meister, vor allem von
einer Serie erster und zweiter Plätze in der ersten Hälfte des Events.
Steuermann Julian Stückl (Crew: Patrick Follmann, Jonas Vogt, Luis
Tarabochia) hatte den Dreh bei extrem drehendem Wind raus – mit
zunehmender Windstärke kamen aber auch andere nach vorne.
HANSEATEN DOMINIEREN BEI LIGA-AUFTAKT IN STARNBERG
Nur formal überraschend ist der dritte Platz des Aufsteigers Lin-
dauer Segler-Club. Der LSC war bereits im Gründungsjahr in der 1.
Liga. Crew-Experimente hatten den Club vom Bodensee in Ab-
stiegsnöte gebracht. Da änderte auch der dritte Platz beim Ligafi-
nale 2013 in Berlin nichts mehr. Dort zeigten Veit und Teresa Hem-
meter, Martin Hostenkamp und Fabian Gielen bereits, dass sie zur
Liga-Spitze gehören. Die Zweitliga-Qualifikation seinerzeit muss-
te der LSC aus Personalproblemen absagen, doch seit genau die-
ses Quartett Ende 2014 den Wiedereinstieg in die 2. Liga prob-
lemlos schaffte und 2015 im Unterhaus klar gewann, geht der
Weg steil nach oben. Solange dieses Team für Lindau segelt, müs-
sen sich die anderen warm anziehen.
Knapp den Aufstieg ins Oberhaus der Liga verpasst: Der Hamburger Segel Club (HSC) mit Steuerfrau Silke Basedow (zweite von rechts). Die
Bedingungen auf dem Starnberger See Ende April waren für die Crews hart. Bei Temperaturen im einstelligen Bereich, Regen und böigen
Winden wurde den Seglern viel Durchhaltevermögen abverlangt
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Top-6 der beiden Ligen beim 1. Event 2016 in Starnberg
1. Segel-Bundesliga1. Norddeutscher Regatta Verein (Meister 2013 und 2014) –
30 Punkte
2. Deutscher Touring Yacht-Club (Meister 2015) – 35 Punkte
3. Lindauer Segler Club – 40 Punkte
4. Verein Seglerhaus am Wannsee – 40 Punkte
5. Württembergischer Yacht Club – 43 Punkte
6. Berliner Yacht-Club – 44 Punkte
2. Segel-Bundesliga1. Mühlenberger SC – 25 Punkte
2. Hamburger SC – 34 Punkte
3. Potsdamer YC – 37 Punkte
4. Akad. SV Warnemünde – 37 Punkte
5. SV03 Berlin – 37,5 Punkte
6. Konstanzer YC – 40 Punkte
Die Plätze vier bis sechs belegten der Berliner VSaW (Malte Kam-
rath, Tim Elsner, Jens Steinborn, Julian Bergemann), der WYC aus
Friedrichshafen (Max Rieger, Conrad Rebholz, Thomas Stemmer,
Felix Diesch) und der Berliner YC (Philipp Bruhns, Valentin
Gebhardt, Max Wohlfeil, Max Nickel). Der gastgebende Münchner
Yacht-Club (Kay Niederfahrenhorst, Marc Anschütz, Max Adami,
Fabian Wunderle) kam als weiterer Aufsteiger auf Rang sieben.
Überraschend am Ende der Rangliste landete die SV Itzehoe mit
Christian Soyka. Zwei Tage lang ging alles schief, ein paar Licht-
blicke am dritten Tag alleine waren zu wenig.
In der 2. Liga hatte der Mühlenberger Segelclub (Steuermann Ma-
gnus Simon) mit sieben Siegen und nur zwei Ausrutschern einen
enormen Vorsprung herausgesegelt. Mit der Serie 2-1-3-1 in den
Sonntagswettfahrten offenbarte der Hamburger Segel-Club (Sil-
ke Basedow), dass die zusätzliche Regattapraxis aus dem Relega-
tionstag etwas gebracht hatte und verbesserte sich damit auf
Rang zwei. Auf Rang drei kam der Potsdamer YC (Martin Metzing).
Das Podium punktgleich verpasste dagegen der Akademische
Seglerverein Warnemünde (Alexander Willsch). Rang fünf holte
sich die SV 03 Berlin (Erik Witzmann) und verdrängte damit das
Team des Konstanzer YC (Felix Schrimper) auf Rang sechs.
Bis Sonntagmittag waren die Vorläufe gesegelt. Doch die neuen
Finalwettfahrten der besten sechs Teams fielen der neuerlichen
Flaute zum Opfer, denn mit dem immer stärkeren Regen ver-
schwand der Wind. Um 15.40 Uhr brachen die beiden Wettfahrt-
leiter, Anderl Denecke vom MYC für die 1. Liga und Wolfgang
Stückl vom DTYC für die 2. Liga, das Warten auf dem See ab und
schickten die Mannschaften zur Siegerehrung. V. Göbner
Kalt. Kälter. Starnberg. Der Schnee auf den Alpen im Hintergrund ist echt
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THERMIK-WINDE ZUM ZWEITEN LIGA-EVENT SCHMECKTEN DEN SÜD-TEAMS
„TOURING“ MIT ÜBER-RAGENDER VORSTELLUNG
Eine überzeugende Vorstellung gab das Team des Deutschen Touring Yacht-Clubs aus Tutzing beim zweiten Event der Segel-Bundesliga Ende Mai in Konstanz. Vom ersten bis zum letzten Rennen segelten Julian Stückl, Patrick Follmann, Jonas Vogt und Tobias Bol-duan souverän und sicherten sich bereits in der ersten der beiden Final-Wettfahrten den
Gesamtsieg vor dem Verein Seglerhaus am Wannsee (Berlin). Damit übernahmen die Tutzinger auch die Tabellenführung. In der 2. Liga eroberte erst mit den Finalrennen die
Segelkameradschaft Wappen von Bremen Platz eins.
Direkt vor dem Konstanzer Hafen lieferten sich die Bundesliga-Teams ihre Duelle
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Leichte Winde im „Konstanzer Trichter“ erforderten vor allem an den ersten beiden Tagen volle Konzentration. Erst am Sonntag kam mit einer Regenfront auch ein bisschen mehr Wind auf. Elf Flights waren vor dem Finale in der 1. Liga gesegelt (Wettfahrtleiter Markus Giel mit dem Team vom Konstanzer YC), neun waren es in der 2. Liga (Wettfahrtleiter Conrad Rebholz mit dem Team vom Würt-tembergischen YC). Zehn bis zwölf Knoten Westwind bei strömendem Regen überraschten die Segler dann am Sonntagnachmittag. Mit einem Sieg im ersten
Finalrennen segelte die DTYC-Crew schon sechs Punkte Vorsprung heraus, hatte den
Spieltag also bereits vorzeitig gewonnen. Sie konnte das zweite Finalrennen ruhig
angehen – und rollte diesmal die Konkurrenz von hinten auf. Vom Ende des Feldes
holte der DTYC noch bis auf den dritten Platz auf. „Wir sind gut in den Event gestartet,
aber auch von hinten taktisch sauber gesegelt“, sagte Julian Stückl. „Der Touring fährt
wirklich bärenstark. Sehr konservativ, aber fehlerfrei“, hatte auch Chef-Schiedsrichter
Uli Finckh beobachtet.
In der 1. Liga war der Event ein Festival der bayerischen Vereine. Einzig der Berliner
VSaW (Malte Kamrath, Tim Elsner, Jens Steinborn und Julian Bergemann) konnte in
die weißblaue Phalanx einbrechen und kam auf Rang zwei. Platz drei belegte der
Bayerische YC (Philipp Hibler, Andreas Plettner, Adrian Hoesch und Oliver Oczycz)
vor dem Lindauer SC (Veit und Teresa Hemmeter, Martin Hostenkamp und Fabian
Gielen). Beide Vereine waren Gründungsmitglieder der Liga, mussten sich aber nach
missglückten Spielzeiten erst wieder ins Oberhaus zurückkämpfen – und zeigten
diesmal ansprechende Leistungen. Auch Rang fünf ging an einen bayerischen Verein,
den Chiemsee YC mit Steuermann Leopold Fricke. Erst auf Rang sechs landete der
beste Verein von der Küste: Der Flensburger SC mit Michael Ilgenstein. Keinen Fuß
auf den Boden brachten die Segler vom NRV Hamburg um Florian Haufe, die letztlich
auf Platz zwölf segelten. Ebenfalls kein Land sah das Team vom YC Berlin-Grünau
am Tabellenende. Steuermann Robert Stanjek, Starboot-Weltmeister und Olympia-
Teilnehmer, hatte schnell erkannt: „Die Jungs, die hier regelmäßig trainieren, sind ein-
fach besser, das muss man schon anerkennen. Die beschleunigen einfach besser, die
konservieren den Speed.“
Auch in der 2. Liga dominierten bis zum Finale zwei einheimische Clubs vom Bo-
densee: Die Gastgeber vom Konstanzer YC und der Bodensee YC Überlingen, beides
Absteiger der vergangenen Saison. „Das war typischer Bodensee-Wind, Thermik. Die
Bedingungen waren nicht unfair, es war überschaubar. Wir hatten uns extra für diese
Bedingungen vorbereitet. Bei einer normalen Regatta würde man da vielleicht nicht
mehr starten, aber für die kurzen Rennen in der Bundesliga ist das okay“, sagte Hu-
Der Schlei Segel-Club schickte vor Konstanz eine reine Damen-Crew in das Rennen
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bert Merkelbach, Steuermann des BYCÜ (mit Felix Troeger, Alexandra Lauber und Jona-
than Koch), nach drei ersten Plätzen am Samstag. Von einem Heimvorteil sprach auch
Felix Schrimper, der im KYC-Team (mit Adrian Maier-Ring, Noel Beck und Sebastian Ue-
cker) steuerte: „Das erste Rennen haben wir durch den Heimvorteil gewonnen. Da war
Ostwind – und da ist die linke Seite besser, auch wegen der Strömung.“ Denn vor dem
KYC-Hafen macht sich bereits der Rhein bemerkbar, der ein Stück weiter unter der alten
Rheinbrücke von Konstanz den Obersee verlässt. Sechs bis zehn Meter Strom pro Minu-
te waren zeitweise zu messen – und da kann man schon beständig nach hinten segeln,
wenn man das übersieht. „Danach wussten es aber alle, wo es geht. Damit war der
größte Heimvorteil weg“, so der 19-jährige Schrimper weiter. Im Finale wäre noch alles
drin gewesen für die Gastgeber. Doch mit den Plätzen vier und sechs segelte Schrim-
pers Crew haarscharf am Podium vorbei. „Da hatte sich der Heimvorteil ins Gegenteil
verkehrt.“ Der Westwind unter den Regenwolken war nicht so berechenbar wie der
Thermikwind an den Tagen zuvor. Das Team hatte Probleme beim Start und entschied
sich für die falsche Seite. „Und dann kamen die Nerven dazu, da wir wussten, dass unser
ganzer Club am Steg steht“, resümierte ein geknickter Steuermann. Durch die harte Re-
legation nervlich gestärkt, schnappte die SKW Bremen (Gordon Nickel, Thomas Dehler,
Daniel Labhart und Klaas Simon) in den zwei Final-Wettfahrten der 2. Liga den beiden
Bodensee-Vereinen den Sieg weg. Mit einer sehr schwankenden Leistung und trotz
fünf erster Plätze kam der Schweriner YC (Jens Lehmann, Arne Seemann, Max Marquart
und Felix Lemcke) auf Rang drei. Die fünfköpfige Damen-Crew (ein Novum in der Sai-
son 2016) vom Schlei-Segel-Club (Suzanne Willim, Christina Bärwald, Katharina Happel,
Eva Heimes und Charlotte Jäkel) kam auf Rang 14.
Im Gesamt-Ranking gab es in der 1. Liga einige Verschiebungen. Nach Platz zwei zum
Auftakt und dem zweiten Rang in Konstanz steht der DTYC an der Spitze, gefolgt vom
VsaW und auf Rang drei dem besten Aufsteiger, dem Lindauer SC. Dem NRV auf Rang
vier werden die zwölf Punkte aus Konstanz für die restliche Saison schwer im Magen
liegen. Nach der denkbar knapp verpassten Relegation hat sich der Hamburger SC mit
Silke Basedow als Top-Team der 2. Liga etabliert. Platz zwei in Starnberg und Rang fünf
in Konstanz bringt die Hamburger auf Rang eins vor dem Potsdamer YC, und der Kons-
tanzer YC verbessert sich mit dem Ergebnis aus dem Heim-Event auf Rang drei.
Gesamtpunkte nach 2 Events (Einzelresultate in Klammern)
1. Segel-Bundesliga 1. DTYC Starnberg (2, 1) 3
2. VSaW Berlin (4, 2) 6
3. Lindauer SC (3, 4) 7
4. NRV Hamburg (1, 12) 13
5. SMC Überlingen (8, 7) 15
6. Württembergischer YC (5, 10) 15
7. Chiemsee YC (11, 5) 16
8. Bayerischer YC (14, 3) 17
9. Klub am Rupenhorn (10, 8) 18
10. Berliner YC (6, 13) 19
11. Düsseldorfer YC (9, 11) 20
12. Münchner YC (7, 14) 21
13. Flensburger SC (16, 6) 22
14. Lübecker YC (17, 9) 26
15. WV Hemelingen (15, 15) 30
16. Kieler YC (13, 17) 30
17. YC Berlin-Grünau (12, 18) 30
18. SV Itzehoe (18, 16) 34
2. Segel-Bundesliga1. Hamburger SC (2, 5) 7
2. Potsdamer YC (3, 6) 9
3. Konstanzer YC (6, 4) 10
4. Schweriner YC (10, 3) 13
5. BYC Überlingen (13, 2) 15
6. Blankeneser SC (8, 7) 15
7. SKW Bremen (15, 1) 16
8. SG Lohheider See (7, 9) 16
9. Mühlenberger SC (1, 17) 18
10. SV03 Berlin (5, 13) 18
11. ASV Warnemünde (4, 15) 19
12. Schaumburg Lippischer SV (14, 8) 22
13. SKB Uerdingen (12, 11) 23
14. SC Ville (11, 12) 23
15. Schlei SC (9, 14) 23
16. Duisburger YC (16, 10) 26
17. Lübecker SV (17, 16) 33
18. Entdecker SFV (18, 18) 36
Nach der Rückkehr in das Oberhaus präsentiert
sich der Lindauer SC in starker Form
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Wie geplant um elf Uhr schickte Wettfahrtleiter Wolfgang Stückl (DTYC) die sechs Teams ins Rennen. Gute zwei Stunden später ging es schon wieder zur Mittagspause und zum Auf-wärmen zurück in den Hafen. Zur Halbzeit zeigte sich eine klare Tendenz: Jochen Schümann steuerte das Team des YC Berlin-Grünau sicher an die Spitze. „Da muss man ja so kon-zentriert segeln, das ändert sich ja ständig“, beschrieb er um-fassend die Bedingungen auf dem Wasser. Westwind in der
Starnberger Bucht: Das sind Böen und Dreher ohne Ende. Aber
die Spitzenposition und vier Punkte Vorsprung, das entsprach
seinen Ansprüchen. Mit 20 Punkten lag der Klub am Rupenhorn
aus dem nördlichen Berlin auf Rang zwei. Auf den Plätzen drei
und vier rangierten punktgleich der Hamburger Segel-Club, der
als einziger mit zwei Frauen im Team (Steuerfrau Silke Basedow
und Luisa Krüger) segelte, und der Blankeneser Segel-Club mit
Claas Lehmann. Noch einen Punkt mehr hatte der Düsseldor-
fer Yacht-Club mit Jan-Philipp Hofmann auf dem Punktekonto.
Schon recht angeschlagen sah die Segel-Kameradschaft Wappen
von Bremen auf Platz sechs aus. Wer nun mittags an der frischen
Luft auf der Terrasse essen wollte, sah plötzlich wieder weiße Flo-
cken über seinem Teller tanzen. Um 15 Uhr ging es weiter, die
nächsten sechs Wettfahrten waren geplant, Stückl und alle ande-
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Die Klimaerwärmung ist in aller Munde – doch Ende April hat sie einen großen Bogen um Bayern gemacht. Frischer Schnee auf
Bäumen, Dächern, Stegen und Persennings empfi ng die sechs
Mannschaft en, als sie am Mor-gen des 27. April 2016 im Münch-
ner Yacht-Club zur Relegation 2015 antreten mussten – oder durft en, je nach Perspektive.
Doch der aufgewühlte, schwarz „leuchtende“ See versprach schon,
dass es diesmal sicher nicht an Wind – wie beim ersten Anlauf
Anfang November 2015 in Ham-burg – mangeln sollte. Zwölf
Wettfahrten waren ausgeschrie-ben – und diesmal gab es auch „wenn, dann“-Bestimmungen.
Doch wenn man es hat, braucht man es nicht ...
ren wollten die Relegation an einem Tag durchziehen. Die Böen
fegten unvermindert über den See und sorgten für den einen
oder anderen Sonnenschuss. Schümann verkorkste zwei Rennen,
sein Vorsprung schmolz. Dann wurde es im Westen dunkel. Über
dem See noch eine blaue Lücke, östlich ein abziehender Wolken-
berg. Die Sturmwarnung blinkte frohgemut über den See, die
Schauerfront kam näher. Stückl startete Wettfahrt Nr. 10. In der
ersten Runde war es eher flauer als zuvor – bis die Flotte auf die
zweite Kreuz ging. Waagerecht kam der Schnee angeflogen, die
erste J/70 legte sich hart am Wind auf die Seite, bis man nur noch
die Stiefel der ausreitenden Crew über der Kielbombe sah. Eine
J/70 steht in der Regel selbst wieder auf. Sturmböen peitschten
das Wasser über die Wellenkämme, alle Crews kämpften ums
Durchkommen. Schümann wirkte am souveränsten – und hol-
te tatsächlich auf dieser Kreuz mehrere Plätze auf, ging als Erster
um die Luvtonne. Im Gennaker war jedoch eine Eieruhr, so dass
der „Abflug“ nicht so recht gelang. Die junge Düsseldorfer Mann-
schaft klebte ihm am Heck – bis auch sie in einer der nächsten
Hammerböen den Mast flach aufs Wasser legt und der Kielbom-
be einmal zeigte, wie es über Wasser aussieht. Wenig später legte
es auch Schümann auf die Seite, doch vorgewarnt ging sofort das
Gennakerfall auf, die Situation wurde beherrscht.
Der Starnberger See präsentierte sich zum Liga-Auftakt
von seiner windigen Seite, eiskalte Böen zischten von
den noch schneebedeckten Alpen herab
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14
Relegation Endergebnis
1. Yachtclub Berlin-Grünau, 34 PunkteJochen Schümann – Eiko Powilleit – Heiko Seelig –
Michael Rehberg
2. Klub am Rupenhorn, 40 PunkteMalte Christophersen – Sebastian Salein – Thilo Merz –
Simon Merz
3. Düsseldorfer Yachtclub, 42 PunkteJan-Philipp Hofmann – Patrick Treichel –
Mathias Weidenbach – Nils-Henning Hofmann
4. Hamburger Segel-Club, 44,5 PunkteSilke Basedow – Karl Gurgel – Lamberto Cesari –
Luisa Krüger
5. Blankeneser Segel-Club, 45 PunkteClaas Lehmann – Leif Loose – Björn Athmer –
Marc-Daniel Mählmann
6. Segelkameradschaft Wappen von Bremen, 46,5 PunkteThomas Dehler – Alexander Beilken – Jork Homeyer –
Tobias Teichmann
Mit dem Zieldurchgang war die Sicht im Schnee auf 500 Meter
geschrumpft – doch Minuten später kam die Sonne wieder durch
den blauen Himmel. Der Wind pendelte bis auf Süd und wieder
nach West, stabilisierte sich und es ging bei wieder normalen
Bedingungen ins vorletzte Rennen – mit einem interessanten Er-
gebnis: Der YCBG wurde Letzter, sicherte sich damit aber bereits
den Verbleib in der 1. Liga – denn die „Rupenhörner“ wurden nur
Fünfte und Hamburg musste nach einem vierten Platz zittern. Mit
dem Adrenalin aus dem Sonnenschuss im Schneegestöber wa-
ren die Düsseldorfer aufgewacht, kamen erstmals als Sieger ins
Ziel. Vor dem letzten Rennen war somit hinter dem YCBG noch
alles offen: Der KaR rangierte weiter auf Platz zwei, der HSC hatte
nur noch 0,5 Punkte Vorsprung auf die Düsseldorfer. Wenn zwei
sich streiten... Jedenfalls ging Jochen Schümann diesem Thema
aus dem Weg und im Wissen um den Klassenerhalt fuhr er sou-
verän einen letzten Tagessieg ein. Dahinter verzweifelte Kämpfe.
Die Bremer, Sieger der Sturmwettfahrt, waren nun ebenfalls wach
und kamen als Zweite ins Ziel. Ein dritter Platz für Düsseldorf –
der Hoffnungsfunke begann zu sprühen, von Sekunde zu Sekun-
de immer heller: Denn der Klub am Rupenhorn und Blankenese
quetschten sich noch vor die Hamburger. Deren sechster Platz
war das Aus. Elf Wettfahrten lang stand der HSC in der ersten
Hälfte, jetzt war er raus aus den Plätzen für die 1. Liga. „Ja, es sind
aber leider zwölf Rennen. Wir haben alles gegeben, aber es hat
nicht gereicht“, sagte Steuerfrau Silke Basedow. Sie hatte die Ent-
täuschung schnell überwunden. „Als Vierte in der Relegation sind
wir doch jetzt Erste in der 2. Liga – oder?“
R E L E G AT I O N I N S TA R N B E R G
Oben: Die Relegationswettfahrten Ende April auf dem Starnberger
See verlangten den Crews neben einer guten Taktik und Bootshand-
ling auch Seemannschaft ab. Mit so extrem winterlichen Witterungs-
bedingungen hatte keiner gerechnet. Rechts: Klassenerhalt geschaff t!
Die Crew des Yachtclub Berlin-Grünau mit Jochen Schümann.
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1000 Boote in drei Jahren. Die J/70 hat sich in der Welt rasant ver-
breitet. Aber das große Wunder ist der durchschlagende Erfolg be-
sonders in Deutschland. Viele Jahre lang versuchten verschiedenste
Hersteller, den Sportboot-Platz zu füllen. Aber keiner hat mit seinem
Produkt solche Regatta-Felder zustande gebracht, die schon jetzt
alle Rekorde brechen. Bei der zweiten J/70 EM überhaupt waren al-
lein aus Deutschland 50 Schiffe am Start.
Ein großer Teil des Erfolgs hat mit der Einfachheit des Bootes zu
tun. Es gibt keine überflüssigen, teuren Trimm-Einrichtungen.
Klassen-Neueinsteiger müssen nicht viele Jahre in der Klasse se-
geln, um mühsam hinter die Geheimnisse des Schnellsegelns in
der J/70 zu kommen. Die Grundgeschwindigkeit der Crews liegt
nahe beieinander.
Das hat auch damit zu tun, dass es die Werft bisher offenbar schafft,
die Einheitlichkeit des Materials sicherzustellen. Es gibt zwei Werften,
die Boote herstellen, eine in den USA und eine in Frankreich. Bisher
ist nicht bekannt, dass eine der Formen schneller wäre. Und genau
so scheint es auch beim Rigg zu sein. Es wäre auch ein alarmieren-
des Zeichen für eine Einheitsklasse, wenn es in diesem Bereich große
Unterschiede gäbe.
Die größten Variationen gibt es bei den Segeln. Die Wahl ist freige-
stellt, also bemühen sich die großen internationalen Segelmacher,
von Anfang an ihre Duftmarke zu setzen. In ihrem Auftrag segeln ei-
nige der besten Profis in der J/70 und tragen Erkenntnisse über den
Trimm zusammen.
Daraus ergibt sich die gute Nachricht für alle Klassen-Neueinstei-
ger: Die speziellen Daten sind öffentlich. North Sails zum Beispiel
gibt einen so genannten Tuning Guide heraus, in dem die spezi-
ellen Daten für die Wantenspannung des Riggs oder zum Mastfall
aufgeführt sind.
Um die Werte übernehmen zu können, muss man ein Wanten-spannung-Messgerät vom Typ Loos Gauge PT-2 erwerben, das
rund 180 Euro kostet. Und es gilt die Länge des Vorstags exakt auszu-
messen, um den Mastfall auf das vorgeschlagene Maß festzulegen,
an dem sich die anderen Daten orientieren. Mit dem Tuning Guide
hat man eine ordentliche Basis für einen guten Grundspeed. Die
besten North-Profis haben die Maße erhoben. Und sie sollten ein
großes Interesse haben, dass sie – natürlich in Verbindung mit ihren
Segeln – zu hohen Geschwindigkeiten führen.
Das Wissen über die richtige Einstellung des Riggs verbleibt
also nicht in der Trickkiste der tonangebenden Segler, die be-
sonders aus den USA kommen, dem Geburtsland der J/70.
So hat sich besonders der erste Weltmeister der Klasse,
North-Sails-Profi Tim Healy, mit öffentlichen Texten und
Videos verdient gemacht um das Erschließen der ersten
Trimm-Geheimnisse.
Inzwischen geben aber immer mehr die Italiener den
Ton an, die in ihrer nationalen Szene einen hohen
Anteil an Profis in der Klasse versammelt haben, und
immer bessere Einstellungen zum Material finden.
Aber sehr weit segeln sie dem Rest der Welt noch
nicht voraus. In Deutschland hat die Entwicklung
gerade erst begonnen. Ein großer Fokus liegt
hierzulande aber noch nicht auf dem besten
Riggtrimm. Denn die wichtigen Regatten
werden bisher noch im Bundesliga-Modus ausgetragen. Und dabei spielt die Einstel-
lung des Riggs keine Rolle. Den Seglern
ist es nicht erlaubt, an den Wanten zu
drehen. Die Boote werden von den Or-
ganisatoren exakt gleich getrimmt.
Deshalb rücken die Standard-Trimm-Einrichtungen noch
mehr in den Fokus, und die
sind bei der J/70 sehr sparta-
nisch angebracht.
OFFENGELEGT: TRIMM-TRICKS FÜR DIE J/70
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DER HAUPTFLÜGEL
Der Trimm des Großsegels wird am meisten durch die Variablen
Großschot, Niederholer, Traveller und Unterliek und Achterstag
beeinflusst. Generell geht es bei der Einstellung auf dem Am-
wind-Kurs darum, den Druck im Segel so festzulegen, dass das
Schiff ausgewogen auf dem Ruder liegt.
Dabei ist durchaus ein wenig Luvgierigkeit gewünscht. Das heißt,
das Boot sollte sehr langsam in eine Wende steuern, wenn man
die Pinne loslässt. Sie kann bei geradem Kurs minimal nach Luv
zeigen. Als grober Wert gilt ein Wert von etwa drei Grad. Dadurch
wirkt das Profil unter Wasser mit einem kleinen Anstellwinkel und
entwickelt gerne gesehenen Auftrieb nach Luv.
Diese Balance gilt es, durch die Anpassung des Segeltrimms bei
den verschiedenen Windbedingungen zu erreichen. Das heißt
für das Großsegel: je mehr Druck das Profil aufbaut, umso luvgie-
riger wird das Schiff. Denselben Effekt hat zu viel Krängung, die
durch Überdruck im Haupflügel entsteht. Und das ist ein Prob-
lem, weil der Steuermann die Pinne weiter nach Luv ziehen muss.
Der resultierende übergroße Anstellwinkel des Ruders bremst.
Das wichtigste Trimmelement zum Erreichen der Ausgewogenheit
auf dem Steuer ist die Großschot. Der Zug bestimmt die Spannung
auf dem Achterliek. Je dichter, umso mehr schließt sich das Profil
und der anluvende Effekt wird verstärkt. Das ist ganz Okay für eine
gute Höhe am Wind, hat aber schlechten Einfluss auf den Speed.
Für die Einstellung der Schot helfen deshalb die Achterliek-Fäden, die den Abriss der Luftströmung anzeigen. Dabei sollte
besonders dem obersten Faden viel Aufmerksamkeit geschenkt
werden. Er darf etwa zu 30 Prozent der Zeit abkippen und hinter
dem Liek verschwinden. Bei leichtem Wind und in der Beschleu-
nigungsphase sollte er allerdings fast permanent wehen. Das Se-
gel darf dann achtern weiter twisten, also verdrehen.
Der Steuermann, der normalerweise auf der J/70 auch die Groß-
schot aus der Hand fährt, sollte regelmäßig mit einem Blick zum Topp die Einstellung kontrollieren. Bei dieser Aufgabe sollte ihn
auch der vor ihm sitzende Taktiker unterstützen.
Sehr wichtig ist dabei auch die Einstellung des Travellers. Bei bis
zu 8 Knoten Wind wird er maximal nach Luv gezogen. Dann muss
die Großschot keinen so großen Zug aufbringen, um den Groß-
baum auf die Mittschiffslinie zu ziehen. Er kann zeitweise leicht
in Luv stehen, um eine gute Höhe am Wind zu steuern. Aber es
besteht die Gefahr, dass die Strömung am Segel abreißt.
Sobald der Wind weiter zunimmt, wird der Traveller immer mehr
gelöst und gleichzeitig der Zug auf der Schot erhöht. Bei etwa 12 Bil
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bis 15 Knoten Wind wird er genau in der Mitte festgesetzt.
Wenn es noch stärker weht, kann der Schotwagen maximal
10 Zentimeter nach Lee rutschen.
Bei zunehmendem Wind muss immer mehr Druck aus den
Segeln genommen werden, um die Krängung nicht zu stark
werden zu lassen. Beim Großsegel kommt hierbei zuerst der
Niederholer ins Spiel. Er biegt den Mast im unteren Bereich und
zieht dadurch Profil aus dem Segel. Es wird flacher und weniger
kraftvoll. So kann das Schiff weiterhin aufrecht gesegelt werden.
Bei der J/70 beginnt man ab 8 bis 10 Knoten Wind, den soge-
nannten Kicker oder Vang auf eine Spannung von 75 Prozent
des Maximums zu ziehen. Schon bei über 12 Knoten werden
die 100 Prozent erreicht. Dafür hängen sich zwei Segler gemein-
sam in die Talje, um genügend Kraft aufbringen zu können.
Der Steuermann gleicht dann mit permanentem Fieren und
Dichtholen der Großschot den zusätzlichen Druck einfallen-
der Böen aus. Auf einigen Booten übernimmt auch der Takti-
ker die Großschot, denn der Zug kann sehr kräftig ausfallen.
Parallel wird der untere Bereich des Großsegels über die
Spannung des Unterliek-Streckers massiv beeinflusst. Wenn
das Segel für stärkeren Wind flacher getrimmt werden muss.
Wie der Niederholer wird er schon ab 12 Knoten Wind maxi-
mal dicht gezogen.
Eine gute Orientierungsmöglichkeit für die richtige Einstel-
lung des Unterlieks bietet die unterste Latte im Großsegel. Sie soll bei jedem Wind leicht nach Luv zeigen. Wenn sie
parallel zum Großbaum steht, ist das Unterliek vermutlich zu
dicht gezogen. Bei einer zu starken Krümmung dürfte das
Profil im unteren Teil zu tief sein. Es besteht die Gefahr, dass
die Luftströmung in Lee zu früh abreißt.
Bei zunehmendem Wind wird bei der J/70 außerdem die
Bedeutung des Achterstags immer größer. Es hat großen
Einfluss auf den oberen Bereich des Großsegels. Der Zug am
Stag biegt das Topp des Mastes und zieht dadurch Profil aus
dem Tuch. Gerade weit oben möchte man möglichst schnell
das Segel abflachen, weil die Hebelwirkung eines tiefen Tu-
ches oben besonders groß ist.
Das Achterstag kann bei extrem böigem Wind eine beson-
ders große Bedeutung bekommen und wird parallel zur
Großschot permanent bedient, um große Windstärken-Differenzen auszugleichen. Außerdem muss man beachten,
dass Zug auf dem Achterstag auch das Vorstag der Fock
spannt. Der Durchhang des Vorsegels wird geringer und da-
durch flacht es sich ebenfalls ab.
DAS VORSEGEL
Parallel zu den Maßnahmen am Großsegel muss der
Trimm der Fock verändert werden. Beide Segel wirken
als Einheit miteinander. Dabei ist es eine Besonderheit
der J/70-Klasse, dass die Fock über keinen Barber-hauler verfügt, mit dem das Schothorn in Richtung
Mittschiffslinie gezogen werden kann, um den
Spalt zwischen dem Vorflügel und dem Großse-
gel zu verringern.
Deshalb bedient man sich eines Tricks, den
besonders die 420er-Segler kennen. Die Luvschot der Fock wird als Barberhauler
benutzt. Man setzt sie auf Spannung
und verändert dadurch in Verbindung
mit der Schotspannung das Profil. Das
Prinzip: Sobald die Luvschot stärker
gezogen wird, kann die Fockschot-Spannung geringer ausfallen und
das Profil wird tiefer.
Bei der richtigen Einstellung der
beiden Trimm-Elemente orientiert
sich der Trimmer an dem Abstand
des Schothorns zum Kajütauf-bau. Bis zu 10 Knoten Wind er-
fordert einen Zwischenraum von
2,5 bis 5 Zentimetern. Darüber
wird die Luvschot immer we-
niger gezogen und die Strecke
vergrößert sich auf 7,5 bis 10
Zentimeter während über 20
Knoten dieser Barberhauler nicht
mehr angefasst wird.
Problematisch ist dabei im Bun-
desliga-Modus die Tatsache, dass
keine Markierungen auf Schiff und
Schoten erlaubt sind. Man muss
also beim Training ein Gefühl dafür
entwickeln, wie die Abstände am
besten einzuhalten sind.
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Einfacher ist die optimale Einstellung des Fockholepunktes. Er
kann bei der J/70 sehr gut verglichen werden, indem man die
Löcher zählt, die vor dem verstellbaren Holepunkt sichtbar sind.
Das ist der Vorteil einer Einheitsklasse, bei der die Schienen exakt
gleich angebaut werden.
Bei leichtem Wind steht der Schotwagen so weit vorne, dass nur
4 – 5 Löcher davor sichtbar sind. Ab 6 – 10 Knoten sind es 5 – 6 Lö-
cher. Darüber kann der Wagen so weit nach hinten gefahren wer-
den, dass 5 – 7 Löcher sichtbar sind. Je geringer das Crewgewicht,
umso eher muss auf diese Weise Druck abgelassen werden.
Ganz wichtig bei der J/70 ist auch der Trimm des Fockfalls, das
quasi als Vorliekstrecker fungiert und gut bedient werden kann.
Es kann bei leichtem Wind so eingestellt werden, dass in der
ersten Segel-Bahn etwa 10 bis 20 Zentimeter hinter dem Vorliek
leichte Querfalten entstehen. Für die richtige Einstellung der Fock
ist es besonders wichtig, das Verhalten der Achterliek-Fäden zu
beobachten. Sie sollten nicht hinter dem Liek verschwinden. Der
Trimmer muss sehr aufmerksam sein.
GENNAKER
Der Gennaker wird überwiegend mit der Schot kontrolliert und
kann deshalb nicht groß beeinflusst werden. Allerdings spielt die
Tack-Leine eine Rolle. Wenn man bei Bedingungen mit gutem
Druck, kurz bevor das Boot ins Gleiten kommt, maximale Tiefe
vor dem Wind steuert, kann die Tack-Leine bis zu 15 Zentimeter
gefiert werden. In Verbindung mit einer leichten Luvkrängung,
rotiert der Gennaker ebenfalls nach Luv und vergrößert seine
projizierte Fläche für einen tiefen Kurs.
Außerdem ändert sich bei Gleitbedingungen ab etwa 17 Kno-ten Wind der Trimm vollkommen. Die Fock wird nicht mehr
eingerollt, sondern offen eingestellt. Darüberhinaus wird das
Großsegel sehr dicht geholt und die Crew positioniert sich im
Achterschiff. Über die hohe Geschwindigkeit kann dann mit dem
vorlicher einfallenden Wind ein tiefer Kurs gesteuert werden.
Dieser Kurs im vollen Glitsch macht am meisten Spaß und ist si-
cher einer der großen Erfolgsfaktoren für den weltweiten Sieges-
zug der J/70.
Carsten Kemmling
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F R AU E N I N D E R L I G A
Fünf Frauen in einem Boot: Seit dieser Saison ist dies in der Se-
gel-Bundesliga erlaubt. Verschiedene Mannschaften haben mit
einem entsprechenden Auftritt geliebäugelt. Doch als einzi-
ger Verein hat der Schlei Segel-Club eine reine Frauen-Crew an
den Start gebracht. In der 2. Liga segelten am zweiten Spieltag
in Konstanz Suzanne Willim, Christina Bärwald, Katharina Hap-
pel, Eva Heimes und Charlotte Jäkel auf Rang 14. Damit war das
Aufsteiger-Team zwar nicht durchweg zufrieden, doch der letzte
Einsatz einer reinen Frauen-Mannschaft soll es für den SSC nicht
gewesen sein. Denn der vermeintliche Kraft- und Gewichts-
DIE FRAUEN-CREW DES SCHLEI SC HAT ES VORGEMACHT: WEIBLICHE CREWS KÖNNEN IN DER LIGA BESTEHEN
DAS HANDLING IST DER SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG
nachteil einer Frauen-Mannschaft, der durch den Einsatz eines
zusätzlichen Crewmitglieds ausgeglichen werden soll, war nicht
der Grund, dass die Schleswigerinnen etwas hinter den eigenen
Möglichkeiten zurückgeblieben waren. Im Gegenteil: Bei den
leichten Winden von Konstanz hatte das Quintett mehr Gewicht
im Boot als viele Männer-Mannschaften und damit einen deutli-
chen Geschwindigkeitsnachteil.
„Wir sind im Training auch mal mit einer Frau weniger gefahren,
und waren da deutlich schneller unterwegs“, sagt Steuerfrau
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Mit der Erfahrung einer gemeinsamen Karriere in der Platu sind
die Frauen des Schlei SC um Steuerfrau Suzanne Willim in Kon-
stanz an den Start gegangen. Platz 14 lag dabei etwas unter
ihren Möglichkeiten
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21
Suzanne Willim. „Hätten wir vorher geahnt, dass die J/70 so ge-
wichtssensibel ist, dann wären wir anders angetreten. Trotzdem
haben wir uns vernünftig verkauft.“ Beim Spieltag in Berlin wolle
man daher einen Anlauf als Frauen-Quartett wagen. „Die Aufga-
be bei den Regatten ist es, das richtige Gewicht möglichst ge-
nau zu treffen. Bei Wellen-Revieren ist das sicherlich eine andere
Nummer. Da braucht man mehr Gewicht, um in den Wellen zu
arbeiten. Mit vier Frauen wäre man dann wohl unterbesetzt.“ Die
Berichte aus der vergangenen Saison, als am letzten Tag in War-
nemünde Wind und Welle die Boote ins Surfen brachten, lässt
Susanne Willim zumindest vermuten, dass ein Frauen-Team bei
diesen Bedingungen ins Straucheln gekommen wäre. „Aber auf
einem Binnenrevier sollte es auch mit vier Frauen gut passen –
auch bei stärkeren Winden.“
Wichtig sei vielmehr, dass die Mannschaft eingespielt sei, dass die
Abläufe bei den Manövern klar sind. „Wir sind als Team schon in
der Platu in dieser Konstellation zusammen gesegelt. Deshalb ha-
ben wir uns schnell wieder gefunden. Aber für Starkwind braucht
man sicherlich noch mehr Training, um das Boot richtig zu han-
deln.“ Kurzum: Die J/70, so sagt Suzanne Willim, sei auch für Frauen-
Teams gut machbar. „Deshalb sind wir ein bisschen traurig, dass
wir bei der Europameisterschaft vor Kiel nicht an den Start gehen
konnten. Aber wir haben noch kein eigenes Boot.“
Eigenes Bootsmaterial sei auch für die Bundesliga für das Training
notwendig. „Wir werden noch intensiv arbeiten müssen, um uns in
der Liga zu halten.“ Im Schlei SC solle daher nun Werbung gemacht
werden, um eine Basis für die Bundesliga aufzubauen. Bisher stützt
sich das Liga-Abenteuer des SSC vor allem auf die Ambitionen der
Familie Willim und ihres direkten Umfeldes. „Ich glaube aber, die
Bundesliga ist ein gutes Angebot, um die Begeisterung bei den
Sportlern zu halten. Und die Jugend hat sich schnell auf das Boot
eingestellt und die Handgriffe gelernt.“ Wenn es gelänge, Liga-
Projekte fest in den Vereinen zu verankern, dann könne es in der
Liga künftig noch mehr Frauen geben. „Derzeit ist die Auswahl an
Frauen gar nicht so groß. Da ist es eben einfacher, Männer für einen
Einsatz in der Bundesliga zu finden.“
SIGNIFIKANTER ANSTIEG DER FRAUEN Die Frauen etablieren sich in der Segel-Bundesliga. Zwar ist bisher nur eine durchweg weibliche Crew am
Start gewesen, doch in diversen Mannschaften entscheiden weniger Kraft und Gewicht über den Einsatz als
vielmehr seglerische Kompetenz. Schon zur Relegation mussten die mit diversen Erfolgen der Vergangenheit
ausgestatteten Teams feststellen, mit welch harten Bandagen eine mit Match-Race-Erfahrung ausgestattete
Silke Basedow zu kämpfen vermag. Erst im allerletzten Rennen musste sich das Hamburger Team auf Platz
vier geschlagen geben. Der Anstieg der Frauen in den Teams vom ersten Event in Starnberg (14 in 11 Mann-
schaften über beide Ligen) zum zweiten Event in Konstanz (20 in 12) ist signifikant.
Starnberg Relegation:Hamburger SC: Silke Basedow, Luisa Krüger
Starnberg 1. Liga:Chiemsee YC: Lisa Fricke
Lindauer SC: Teresa Hemmeter
Lübecker YC: Janika Puls
SMC Überlingen: Franziska Bäurle
Starnberg 2. Liga:BYC Überlingen: Kirsten Kraus
Hamburger SC: Silke Basedow, Luisa Krüger
Lübecker SV: Stefanie Schweder
Potsdamer YC: Luisa Schumann
Schaumburg-Lippischer SV: Carolin Hentschel
Schweriner YC: Juliane Zepp, Beate Hanitzsch
SKB Uerdingen: Hendrikje Noél, Cilka Schellewald
Konstanz 1. Liga:Chiemsee YC: Carla Gerlach
Klub am Rupenhorn: Katharina Guttenberg
Lindauer SC: Teresa Hemmeter
Lübecker YC: Tanja Jacobsohn, Janika Puls
Konstanz 2. LigaHamburger SC: Anna Lau
Lübecker SV: Anke Lukosch, Janne Schult
Mühlenberger SC: Stephanie Köpcke, Amelie Panuschka,
Nele-Marie Bock
Schlei SC: Suzanne Willim, Christina Bärwald,
Katharina Happel, Eva Heimes, Charlotte Jäkel
SC Ville: Claudia Riffeler-Lörcks
SKB Uerdingen: Cilka Schellewald
SG Lohheider See: Kim Hedfeld
SV 03 Berlin: Jana Sophia Mätz
Die Frauen in der Bundesliga:
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22
C H A M P I O N S L E A G U E
Der Liga-Segelsport wird international auf eine einheitliche Basis
gestellt. Die SAILING Champions League und offizielle Vertreter
der Nationalen Segel-Ligen kamen Mitte Juni in Hamburg zu
einer Versammlung zusammen, gründeten dort den Internatio-
nalen Segel-Liga Verband und stimmten damit der Vereinheitli-
chung des Regelwerkes im internationalen Liga-Segeln zu. Peter
Wolsing (Dänemark), Edward Russo (Frankreich) und Roberto
Emanuele de Felice (Italien) wurden zum Vorstand der Internatio-
nal Sailing League Association ernannt.
„Dieser Entwicklungsschritt ist die logische Folge aus der stetig
wachsenden internationalen Liga-Familie“, so Oliver Schwall, Ini-
tiator des internationalen Segel-Ligasports sowie der Deutschen
Segel-Bundesliga. „Wir schaffen damit stabile Strukturen, klare Re-
gelwerke und eine Interessenvertretung. Nur so können wir das
internationale Liga-Segeln in eine erfolgreiche Zukunft steuern“,
erklärt Schwall weiter.
Der internationale Segel-Ligasport hat in den vergangenen Jahren
einen enormen Aufschwung erlebt. Mit dem Start des Liga-Segelns
in Deutschland in 2013, breitete sich das Interesse auch schnell in
den europäischen Nachbarstaaten aus. Inzwischen haben sich 16
Nationen dem Format angeschlossen. Damit sind über 300 Verei-
ne in das Geschehen involviert, und über 2.000 Segler kämpfen in
mehr als 80 Liga-Veranstaltungen jährlich um die nationalen Titel.
Die jeweils Besten der Länder qualifizieren sich für die SAILING
Champions League, die in diesem Jahr in zwei Acts ausgetragen
wird (St. Petersburg und Porto Cervo).
„Das Format des Liga-Segelns ist eines der größten Innovatio-
nen, die es in den vergangenen Jahren im Segelsport gab. Die
Gründung eines internationalen Segel-Liga Verbandes ist der
nächste logische Schritt“, so Peter Wolsing, Projektleiter der Dä-
nischen Segel-Liga.
Rob Franken von der Niederländischen Segel-Liga sagte: „Dieses
Format hat das Potenzial, die Segelwelt komplett zu verändern.
Es ist einfach zu verstehen, alle finden die selben Bedingungen
vor, und es bietet ein enormes Medienpotenzial. Die Gründung
des Internationalen Segel-Liga Verbandes gibt dem Format den
nötigen Rückenwind, um noch stärker wachsen zu können, und
inspiriert zudem weitere Clubs, Nationen und Segler in der gan-
zen Welt, sich anzuschließen.“
Roberto Emanuele de Felice, Präsident der Italienischen Segel-Li-
ga, sagte: „Wir sind stolz, dass die Idee des Liga-Segelns mit so viel
Enthusiasmus gelebt wird. 2016 wird es mehr als 16 Nationen mit
einem eigenen, etablierten Liga-System geben. Wir freuen uns,
dass es zur Gründung des Internationalen Segel-Liga Verbandes
gekommen ist. Es ist Zeit, den nächsten Schritt zu gehen und das
Format weiter wachsen zu lassen.“
Der Internationale Segel-Liga Verband wird als eingetragener
Verein nach deutschem Gesetz in Hamburg registriert. Mit der
Mitgliedschaft in der International Sailing League Association
bekennen sich alle nationalen Ligen zur Einhaltung des Regel-
werks und stellen somit die Eignung für die Qualifikation zur
SAILING Champions League sicher. Die Konzeptwerft Holding
GmbH, Initiator des Segelliga-Formats, hält weiterhin alle Rechte
der SAILING Champions League.
NATIONALE SEGEL-LIGEN MIT GEMEINSAMER BASIS
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Gruppenfoto vor dem Flaggenmast des NRV nach erfolgreicher Gründung des internationalen Segel-Liga Verbandes
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23
Die Segel-Bundesliga ist fest etabliert, die Jugendliga schickt sich
an, ein weiteres Erfolgsmodell zu werden. Anfang Juni fand das
erste Event der Deutschen Junioren Segel-Liga (DJSL) am Sorpe-
see statt. Zehn Teams, mit Akteuren im Alter von 12 bis 21 Jahren,
kamen zur Ausscheidung der Region West und lieferten sich 20
heiße Rennen um die Podiumsplätze. Am Ende setzte sich der
Segel-Club Münster vor dem Yacht-Club Lister am Biggesee und
dem Segler-Club Dümmer durch.
Die Euphorie und Dynamik der neuen Junioren Segel-Liga über-
trug sich bis in die Clubheime der teilnehmenden Vereine. Und
auch bei den Junioren wurde deutlich, dass es nur mit Top-Teams
aufs Treppchen geht. Es dominierten Teams, die ein eigenes Boot
besitzen oder im Vorfeld auf Liga-Booten trainieren konnten.
„Es war eine super Stimmung. Wir hatten das Glück, direkt vor un-
serem Club segeln zu können. Das ganze Spielfeld war einsehbar
und wir konnten die Positionskämpfe hautnah miterleben. Auch
wenn alles neu war, waren die Helfer stets enthusiastisch. Ohne
die substantielle Unterstützung des Heinz-Nixdorf-Verein zur För-
derung des Segelsports wäre dieses Event nicht möglich gewe-
sen“, so Rüdiger Margale, DJSL-Obmann für die Region West.
Weitere Events der DJSL sind die bundesweit ausgeschriebene
Kick-Off Veranstaltung in Warnemünde (Anfang Juli, nach Druck-
Österreich (Segel Bundesliga): gegründet 2015 18 Clubs 4 Events Ligaboot: Sunbeam 22.1
Dänemark (Sejlsports Ligaen): gegründet 2014 36 Clubs in zwei Liegen je 4 Events Ligaboot: J/70
Finnland (Purjehdusliiga): gegründet 2015 12 Clubs 4 Events Ligaboot: 606
Frankreich (Liga Nationale De Voile):
geplant in 2016 18 Clubs Test-Event in La Rochelle
Ligaboot: Longtze
Italien (Lega Italiana Vela): gegründet 2015 36 Clubs insgesamt 3 regionale Events, 1 Finale
Ligaboot: diverse
Niederlande (Eredivisie Zeilen): gegründet 2015 18 Clubs 5 Events Ligaboot: J/70
Norwegen (Norsk Seilsportsliga): gegründet 2015 27 Clubs in zwei Ligen je 4 Events Ligaboot: J/70
Polen (Polska Ekstraklasa Zeglarska):
gegründet 2015 18 Clubs 4 Events Ligaboote: TOM28, Delphia24
Russland: gegründet 2014 14 Clubs 6 Events
Slowenien: geplant in 2016
Schweden (Allsvenskan Segling): gegründet 2015 18 Clubs 4 Events Ligaboot: J/70
Schweiz (Swiss Sailing League): gegründet 2015 24 Clubs in zwei Ligen je 4 Events Ligaboot: J/70
Großbritannien: gegründet 2015 5 Events Ligaboote: diverse
USA (Premiere Sailing League): gegründet 2016 regionale Events 1 Finale Ligaboote: J/70, J/88
DIE NATIONALEN SEGEL-LIGEN:
JUGEND FOLGT DER ELITE INS LIGA-GESCHEHEN
legung dieser Ausgabe). Darauf folgt das Event der Region Nord
(23. bis 25. September, Lübeck-Travemünde). Die Region Ost plant
ihr Event am 27. bis 28. August (Wannsee). Termine für die Region
Süd stehen noch aus. Das große Finale findet auf der Außenalster
in Hamburg statt (30. Oktober). Startberechtigt sind hierzu fol-
gende sechs Vereine: Die zwei bestplatzierten Mannschaften der
Kick-Off-Veranstaltung in Warnemünde sowie die vier Sieger der
regionalen Regatten. Fo
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Wie viele Schiedsrichter unterstützen aktuell die deutsche Segel-Bundesliga?Wir haben einen Pool von 18 ehrenamtlichen Schiedsrichtern, aus
dem wir die einzelnen Events besetzen.
Wie viele Schiedsrichter sind pro Act auf dem Wasser?Bei jeder Wettfahrt müssen für das Teilnehmerfeld aus sechs
Booten, zwei Schiedsrichterboote mit je zwei Schiedsrichtern auf
dem Wasser sein. Deshalb sind bei einem Doppelevent mit erster
und zweiter Liga neun oder besser zehn Schiedsrichter parallel
im Einsatz. Im Gegensatz zu den Seglern, die nur jede dritte Wett-
fahrt mitsegeln, sind wir bei jedem Rennen dabei. Deshalb ist es
wichtig, dass wir personell gut aufgestellt sind, jeder braucht mal
eine Pause. Es gab auch schon Tage, wo wir 20 Wettfahrten hin-
tereinander ohne Unterbrechung auf dem Wasser waren.
Was alles gehört zu ihrem Aufgabenbereich?Wir sind dafür zuständig für faire, also für alle Teilnehmer gleiche und
transparente Bedingungen zu sorgen. Das beinhaltet nicht nur die
Formulierung von Ausschreibungen und Segelanweisungen, son-
dern auch die Kontrolle, dass alle Boote den gleichen guten Zustand
und Grundtrimm haben. Wichtigster Teil unserer Arbeit ist aber der
Einsatz auf dem Wasser, der sich in zwei Aufgabenbereiche gliedert
und zu direkten Bestrafungen der Segler bei Regelverstößen führen
kann. Da sind zum einen Verstöße gegen Wegerechtsregeln. Hier
„JEDER REGELVERSTOSS KOSTET“
werden wir nur aktiv, wenn ein Boot gegen ein anderes Boot protes-
tiert, indem es Protest ruft und gelb-rote Flagge Y zeigt. Über diesen
Protest entscheiden die beiden Schiedsrichter auf dem Schlauchboot
dann nach Absprache und auf Grund ihrer Beobachtungen im Re-
gelfall innerhalb der nächsten 10 bis 15 Sekunden, also ganz schnell
nach der Regelverletzung. Andere Regelverstöße, wie unerlaubter
Vortrieb, nicht den Regeln entsprechendes Ausreiten, Berühren von
Bahnmarken und absichtliche Regelverstöße können wir direkt ahn-
den, ohne dass ein anderer Segler die Protestflagge ziehen muss.
Wie unterscheiden sich die Regatten der Bundesliga von einer „normalen“ Wettfahrt?Von den anzuwendenden Regeln eigentlich gar nicht, so dass jeder
normale Regattasegler ohne zusätzliches Regelstudium mitsegeln
kann. Doch durch die sehr kurzen Wettfahrten ist die Intensität
ungleich größer und das Niveau der Teilnehmer sehr hoch. Allein
durch unsere Anwesenheit auf dem Wasser wird eine große Einhal-
tung der Regeln gewährleistet, vor allem, weil jeder Regelverstoß
gleich konsequent verfolgt und entschieden wird. Bei einer norma-
len Klassenregatta müssen die Teilnehmer oft bis in die Abendstun-
den auf die Protestverhandlung warten, dann hat sich die Erinne-
rung der beiden beteiligten Parteien oft schon verwässert und die
Fakten lassen sich nicht mehr eindeutig nachvollziehen. Bei einer
Deutschen Meisterschaft habe ich im Schnitt nach vier Wettfahrtta-
gen am Abend sechs Proteste zu verhandeln, von denen jeder rund
30 Minuten beansprucht. Bei einem Bundesliga-Wochenende ent-
scheide ich rund 45 Proteste sofort draußen auf dem Wasser. Diese
lange Konzentrationsphase und das ordentliche Positionieren mit
dem Schlauchboot, damit ich immer alles im Blick habe, sind extrem
belastend, so dass ich oft am Abend sehr müde ins Bett falle.
Wie ernst nehmen die Bundesliga-Teams die Regeln?Die Segel-Bundesliga hat inzwischen ein konstant sehr hohes Ni-
veau, jeder Regelverstoß ist teuer, aber auch jede falsche taktische
Entscheidung oder auch ein schlechtes Manöver kosten mindestens
einen Platz. Weil es – und das auch für die Gesamtwertung am Ende
der Saison – so ausschlaggebend sein kann, sich an die Regeln zu
halten, segeln alle sehr diszipliniert.
Professionelles Liga-Segeln auf höchstem Niveau setzt auch Schiedsrichter voraus, die mit ihren Entscheidungen über jeden Zweifel erhaben sind und sicher und souverän
auf dem Wasser agieren. Das Liga-Magazin sprach mit „Schiri-Legende“ Uli Finckh, von vielen Seglern auch der „Regel-Papst“ genannt
On-water-Schiri: Uli Finckh (rechts)
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„On water judgement“ ist eine sehr direkte Form der Regelung, wie gelingt es den Zuschau-ern visuell einen Regelverstoß zu verdeutlichen?Wir zeigen unsere Bestrafungen durch klare Flaggensignale den Booten an, wer nahe genug
am Ufer steht, kann das sehen. Die Zuschauer hören aber vor allem zuerst den Pfiff, sehen dann
die Flagge und können verfolgen, wie das betreffende Boot seine Strafdrehung – viele nennen
es auch Kringel - ausführt. Ist ein Kommentator an Land, können wir diesem natürlich per Funk
auch noch die nötigen Informationen geben.
Welche Regelverstöße auf dem Wasser müssen am häufigsten geahndet werden?Es sind die ganz einfachen Regelverletzungen, wenn einer zu knapp wendet oder zu knapp
vorne durchfährt. Am häufigsten passieren diese Fehler natürlich an der ersten Bahnmarke,
wenn die Boote noch dicht zusammen sind.
Gibt es einen „Lernerfolg“ der Bundesligisten nach den ersten drei Saisons der Liga?Der „Lernerfolg“ der Bundesligisten ist sehr deutlich zu sehen. Waren es anfangs die Steuerleute mit
viel Match-Race-Erfahrung, die vor allem ihre Regelkenntnisse im direkten Zweikampf, Boot gegen
Boot, gut einsetzen konnten und so die Wettfahrten dominierten, ist es inzwischen eher nachteilig
geworden, sich auf Duelle einzulassen. Wer sich zu lange in einem Zweikampf verausgabt, verliert
die Konzentration auf das gesamte Teilnehmerfeld und damit auch den Erfolg bei der Wettfahrt.
Welche Qualifikation muss ein Schiedsrichter für die Segel-Bundesliga haben?Wir haben alle eine gültige Wasserschiedsrichterlizenz und somit auch die nationale Schieds-
richterlizenz. Die Hälfte der eingesetzten Schiedsrichter bei der Bundesliga sind zudem auch
International Judges oder Umpire. Genug Regelkenntnis ist also da, aber das verhindert na-
türlich nicht, dass wir manchmal aus Sicht der Segler falsch liegen. Die Sicht der Segler auf die
Geschehnisse an der Bahnmarke ist natürlich immer etwas anders und auch oft etwas besser.
ZUR PERSON Schiedsrichter Uli Finckh (70) ist seit über 40 Jahren als Wettfahrtleiter und Jurymitglied bei nationalen und
internationalen Regatten tätig und lebt am Ammersee. Der pensionierte Gymnasiallehrer für Mathematik
und Physik segelte 50 Jahre aktiv in mehreren Bootsklassen und war in den Ranglisten immer vorne zu fin-
den. Während seiner aktiven Berufstätigkeit konnte er seine seglerische Tätigkeit nur in den Ferien und an den
Wochenenden ausüben, inzwischen ist er während der gesamten Saison europaweit als Schiedsrichter aktiv.
Mit ihren schnellen Motorbooten können die Schiedsrichter direkt auf der Regattabahn eingreifen
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TRAVEMÜNDE: BUNDESLIGA MITTEN IM PRALLEN LEBEN
Bei einer Abfrage der Highlights der vergangenen Bundesliga-Saison rangierte das Event in Travemünde unter den Teams ganz weit vorn. Eingebunden in die Travemünder
Woche hat sich der Auft ritt in der Lübecker Bucht einen festen Platz in der Liga erarbeitet. Vor dem SAP Sail Cube am Strand sitzen Segler und Zuschauer Seite an Seite und
beobachten die Übertragungen der Rennen. Und das Revier hat sich in den vergangenen Jahren stets von seiner besten Seite gezeigt.
Simon Grotelüschen, der Olympia-Sechste im Laser von 2012,
kennt die Lübecker Bucht seit seiner Jugend, denn beim Lü-
becker YC ist der 29-Jährige, der gerade sein Medizin-Studium
mit der Doktor-Arbeit abgeschlossen hat, groß geworden und
geht für den LYC auch in der Bundesliga an den Start. Zur Trave-
münder Woche überlässt er in diesem Jahr allerdings Oltmann
Thyen das Ruder, stößt erst später im Jahr dazu. „Wir haben
drei feste Teams mit jeweils einem Ersatzmann, die für die Liga-
Termine gesetzt wurden, je nachdem, wie sie Zeit haben“, be-
richtet Grotelüschen. Eine Spezialisierung auf ein Event macht
aus seiner Sicht wenig Sinn, denn das wechselhafte Wetter im
nordischen Sommer lässt kaum Prognosen über Wind und
Welle zu. So sind die Geheimnisse des Reviers von Travemünde
auch kaum herauszufiltern. „Fest steht, dass wir bei den vor-
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Geographie: Die Lübecker Bucht ist die Anlaufadresse für Ham-
burg und Umgebung, wenn es schnell in die Sommerfrische ge-
hen soll. Nur eine knappe Autostunde nordöstlich von der Millio-
nenstadt entfernt, reihen sich kilometerlange Sandstrände entlang
der riesigen Badewanne aneinander. Im südwestlichsten Zipfel der
Bucht, direkt an der Mündung der Trave, liegt das Regattagebiet
der Bundesliga. Die Travemündung ist beiderseitig bestückt mit di-
versen Hafenanlagen, entlang der schleswig-holsteinischen Küste
der Lübecker Bucht reihen sich kleine, familiäre Häfen in Niendorf
und beim Neustädter SV an Groß-Marinas mit allem Komfort wie in
Neustadt und Grömitz. Yacht- und Jollensport wird gleichermaßen
betrieben, Kiter, Surfer und Wassersportler aller Art finden in der
Lübecker Bucht ihr Areal. Und auf dem Mövenstein, einer Clubanla-
ge des Lübecker Yacht-Clubs, sowie im benachbarten Scharbeutz
schlägt das Herz der Katamaransegler.
Wetter: Die Lübecker Bucht kann die ganze Palette von Wind- und
Wellenbedingungen liefern. Die unstete Wetterlage lässt langfristi-
ge Vorhersagen nicht zu. Bei Wind aus West gibt es Flachwasser mit
rangig herrschenden Windrichtungen im Sommer, aus West
oder Ost, komplett unterschiedliche Bedingungen haben. Bei
Wind aus West ist die strandnahe Bahn ein echtes Flachwasser-
Revier mit drehenden Winden – sehr schwierig und anspruchs-
voll zu segeln. Dann ist Travemünde kein echtes Seerevier. Die
Binnenrevier-Segler kommen absolut zu ihrem Recht“, sagt Gro-
telüschen. Ganz anders verhält es sich bei Winden aus östlichen
Richtungen. Gerade wenn die Wetterlage über Tage stabil für
Druck von der Ostsee in die Lübecker Bucht sorgt, steht eine be-
achtliche Welle von ein bis zwei Metern vor Travemünde. „Dann
sind ganz andere Fähigkeiten gefragt. Es wird physisch sehr an-
spruchsvoll, und das Crew-Gewicht spielt eine Rolle. Man muss
mehr mit dem Körper und filigran am Gewichtstrimm arbeiten.
Außerdem ist sehr genaues Steuern und gute Manöver-Arbeit
gefragt.“ Das intensive Landprogramm zur Travemünder Woche
kann sich zudem auf die Regatta auswirken: „Das ist natürlich
typabhängig. Ich selbst konzentriere mich bei einer Regatta
direkt auf das Geschehen auf dem Wasser. Aber es gibt auch
andere, die das Drumherum intensiver nutzen.“
Die Wahrzeichen von
Travemünde bilden die Kulisse
der Segel-Bundesliga Regatten.
Von links nach rechts: Passat,
Maritim Hotel und Spielbank
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Böen, die kräftig und drehend von Land im Regattagebiet ein-
fallen können. Ostwind sorgt für beständige Bedingungen. Bei
sonnigem Sommerwetter kann die Thermik kräftig am Windrad
drehen und im Tagesverlauf für hohe Windgeschwindigkeiten
sorgen. Die je nach Windrichtung in der Lübecker Bucht drehen-
de Strömung reicht selten in das Regattagebiet der Bundesliga
hinein. In seltenen Fällen, nach starken Regenfällen, kann die
Trave in ihrem Mündungsbereich mit Druck für Nachschub von
Frischwasser sorgen, was auf das Regattagebiet einwirkt.
Segelleben: Das Bundesliga-Event ist direkt in die Travemünder
Woche eingebunden und ist am ersten Wochenende der Groß-
veranstaltung einer der Höhepunkt. Über den SAP Sail Cube wird
das Geschehen live an den Strand übertragen. Die Zuschauer
kommen direkt mit den Seglern in Kontakt. Auch ohne TV-Über-
tragung sind die Bundesliga-Wettfahrten von Land und der weit
in die Ostsee hineinreichenden Nordermole bestens zu sehen.
Ausrichter: Der Lübecker Yacht-Club gehört zu den 17 Grün-
dungsmitgliedern der Segel-Bundesliga und war seit der ersten
Saison in 2013 auch stets Ausrichter eines Events. Nach einer so-
liden Saison in 2013 musste der LYC in 2014 den Abstieg aus der
Eine kurze, steile Welle forderte
im letzten Jahr die Crews auf
ihren Booten an der Kreuz hinaus
Viel Speed mit ordentlich Druck vor
dem Wind, im Hintergrund die Passat,
einer der legendären Flying P Liner
1. Liga verkraften, schaffte aber 2015 sofort den Wiederaufstieg.
Daneben segelt mit dem Lübecker SV ein weiterer Lübecker Ver-
ein in der 2. Bundesliga. Damit gibt es beim Travemünde-Event
sowohl in der 1. als auch in der 2. Bundesliga ein Heimspiel. Beide
Ligen segeln in Lübeck übrigens auf der gleichen Bahn.
Restaurants und Hotels: Travemünde ist Lübecks Perle an der
Ostsee und lebt vom Tourismus. Von Privatunterkünften über
Appartements und Hotels sind jegliche Arten von Unterkünften
verfügbar. Rechtzeitiges Buchen ist zur Travemünder Woche
allerdings nötig. Für das Großevent werden aber auch provisori-
sche Camping-Areale für die Teilnehmer eingerichtet.
Zuschauerspot: Direkt von der Strandallee aus und den Trep-
penplätzen zum Strand herunter haben die Zuschauer den per-
fekten Blick auf den SAP Sail Cube mit der Live-Übertragung.
Ausflugstipps: Rund um die Lübecker Bucht reicht das Aus-
flugsangebot von Hochseilgarten (Travemünde) bis Wasserski-
Seilbahnanlage (Süsel). Doch all das tritt zur Travemünder Woche
in den Hintergrund, denn das Vergnügungsareal an Trave und
Strandallee bietet alle Möglichkeiten.
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Mit dem Verein Seglerhaus am Wannsee (VSaW), dem Berliner Yacht
Club (BYC) und dem Potsdamer Yacht Club (PYC) sind drei Segel-
vereine direkt am Ufer des Sees beheimatet. Und dabei auch noch
mehr als erfolgreich im Ligageschehen aktiv! Das Team vom BYC
wurde letztes Jahr stolzer Vizemeister der Segel-Bundesliga, die
Crew vom VSaW kam auf den vierten Platz. Und Lokalkonkurrent
PYC positionierte sich sehr solide im Mittelfeld der 2. Bundesliga.
„Mit den Mitgliedern der drei großen Vereine und den zahlreichen
Freizeitseglern, die in den vielen kleinen Marinas und privaten Häfen
hier ihre Boote liegen haben, sind auf dem Wannsee rund 5.000 Seg-
ler aktiv“, schätzt Jens Kuphal, Teammanager des Bundesliga-Teams
des BYC. Der begeisterte Regattasegler organisiert das Liga-Enga-
WANNSEE: TRICKREICHES HAUPTSTADTREVIER
Was ist der Berliner Wannsee alles! Naherholungsgebiet, Wochenend-Sehnsuchtsziel, Regattaparcours. Das Segelrevier reicht von Spandau über die Unterhavel bis
zur Krampnitz. Wer hier segelt, ist mitten in der „preußischen Kulturlandschaft ".
gement des Vereins und bereitet aktuell die Qualifikation Ost der
deutschen Junioren Segel-Bundesliga vor. „Der Wannsee ist tricky,
den sollte man nicht unterschätzen“, sagt er. „Permanent drehen-
de Winde geben den Regatten hier eine ganz eigene Dynamik, es
kann durchaus passieren, dass zwei Yachten auf unterschiedlichen
Bugs auf dem gleichen Kurs segeln.“ Doch genau darin liegt für
ihn auch der Reiz des großen Berliner Segelreviers. „Man liebt ihn,
oder man verflucht ihn. Es ist aber immer spannend“, fasst er seine
Beziehung zum Wannsee zusammen. „Bei drehenden, schwer zu
berechnenden Winden ist keiner vor dem Sieg sicher“ scherzt auch
Frank Butzmann, Teamkapitän von Lokalrivale VsaW. „So mancher
Segler großer Kielboote unterschätzt zudem die Untiefen.“
Das im Stil eines englischen Landhaus erbaute Clubhaus des Verein Seglerhaus am Wannsee von 1910
steht inzwischen unter Denkmalschutz – zu Recht!
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Sorgte letztes Jahr für eine starke
Überraschung: Der Berliner Yacht
Club wurde deutscher Vizemeister
Und hängen, hängen, hängen... Schön, dass die Reling der J/70
eine softe Ummantelung hat
Ab aufs Treppchen!
Nach jedem Act werden
die siegreichen Vereine
geehrt – mit Applaus,
Lob und auch oft einer
klebrigen Sektdusche
Geographie: Ganz im Südwesten der Millionenmetropole Berlin
liegt der Wannsee, formell eine – wenn auch sehr große – Bucht
der Havel. Spricht ein Segler vom Wannsee, meint er immer nur
den Großen Wannsee und nicht den gleichnamigen kleinen Bru-
der, der deutlich unbedeutender ist und als letzter See vor dem
Griebnitzkanal, an der Nordseite der Wannseebrücke, in den gro-
ßen See einmündet. Auffällig ist vor allem die ebenfalls auf den
Namen Wannsee getaufte, durch Brücken erschlossene, große
Insel inmitten der Wasserfläche, die zu einer der begehrtesten
Wohnlagen Berlins gehört. Berühmt ist das Strandbad Wannsee
am nördlichen Abschnitt des Ostufers, in unmittelbarer Nähe
zum Berliner Yacht Club. Das Familienbad, dessen Gebäudekom-
plex aus den 20er Jahren unter Denkmalschutz steht, war vor al-
lem vor dem Mauerfall eines der beliebtesten Ausflugsziele der
Westberliner. Und nun wissen wir auch, warum Conny Froboess
1951 sang „Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwester-
lein, und dann nüscht wie raus nach Wannsee“.
Wetter: Berlin wird im Allgemeinen von einer Westwind-Wetterla-
ge geprägt. In den Sommermonaten gilt der Wannsee als schwach-
windiges Revier mit Windstärken bis zu vier Beaufort. Doch durch
die Süd-Nord-Ausrichtung der Unterhavel kommt es bei südwest-
lichen Winden zu einer Düsenwirkung von Süd nach Nord, die für
die Segler eine Steigerung um rund ein Beaufort bedeuten kann.
Bildet sich aber über Polen ein stabiles Hochdruckgebiet, herr-
schen auf dem Wannsee nordöstliche, schwache Winde. Je weiter
sich das Hoch über Polen bequemt gen Osten zu ziehen, desto
besserer Wind aus Ost wird den Berliner Seglern beschert – kombi-
niert mit kräftigen Böen an den engen Stellen der Unterhavel.
Segelleben: Das Bundesliga-Event, für das 36 Teams der 1. und 2.
Liga auf dem großzügigen Gelände des VSaW zusammenkommen,
ist nur eines der Highlights der diesjährigen Regattasaison auf dem
Revier, auf dem zahlreiche Olympioniken des Sailing Team Germa-
ny segeln lernten. „Genau an dem Wochenende, an dem die deut-
schen Liga-Segler zu Gast in Berlin sind, finden in Rio die Finalrennen
statt“, sagt Frank Butzmann. „Diese Wettfahrten, zusammen mit den
Rennen der Bundesliga, werden wir auf einer großen Leinwand als
Public Viewing Event zeigen.“ Der VSaW hat bei der Organisation
der Liga-Spieltage inzwischen Erfahrung, zum vierten Mal wird hier
ein „Act“ der Oberklasse des deutschen Segelsports ausgetragen. Foto
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BEI UNS SEGELN SIE IN DER
ERSTEN REIHE
Wir gratulieren den Siegern der J-70 Europameisterschaft
in Kiel und freuen uns über die Top Platzierungen:
1, 2, 3, 4, 5, 6, 8 und 9.
www.northsails.com
„Unsere Mitglieder sind voll im Liga-Fieber und verfolgen auch die
anderen Spieltage“ sagt Frank Butzmann. Nach dem Liga-Event gibt
es für die J/70 Segler dieses Jahr noch einen weiteren Grund nach
Berlin zu fahren: Am letzten Septemberwochenende finden hier die
German Open der erfolgreichen Klasse statt.
Ausrichter: Der VSaW ist der zweitälteste deutsche Segelclub und
Gründungsmitglied der Segel-Bundesliga. In dem großen, unter
Denkmalschutz stehenden Clubhaus ist der Glanz vergangener
Jahrzehnte erhalten geblieben. Der Verein hat in seiner fast 150-jäh-
rigen Geschichte zahlreiche Olympioniken und Weltmeister her-
vorgebracht, im Kader des deutschen Teams für die Olympischen
Spiele 2016 sind fünf Seglerinnen und Segler aus dem VSaW.
Restaurants und Hotels: Der Geheimtipp von Jens Kuphal ist die
einfache, aber ehrliche Gaststätte „Seehaase“, benannt nach der
ehemaligen Betreiberfamilie Haase. „Ein schöner Fleck, entspann-
te Atmosphäre und man sitzt direkt am Wasser“, lautet seine kurz
gefasste Erklärung. Besonders charmant: Das einfache Holzhaus
mit der großen Terrasse hat einen eigenen Bootsanleger, so dass
man standesgemäß hinfahren kann. Nur wenige Auserwählte
aus anderen Clubs haben das Glück, in einem der Schlafsäle des
VSaW übernachten zu dürfen, auf dem anderen Ufer gibt es aber
eine Jugendherberge, Frank Butzmann empfiehlt zudem die Pen-
sion Liesche (wannsee-apartment.de)
Zuschauerspot: Die Terrasse des VSaW. Besser geht kaum. Es sei
denn, man hat ein eigenes Boot und nutzt dies als „Spectator“-
Boat (natürlich ohne die Regattateilnehmer zu behindern!).
Ausflugstipps: Die benachbarte Stadt Potsdam mit dem weltbe-
rühmten Schloss Sanssouci und der historischen Altstadt. Wer lieber
auf dem Wasser unterwegs ist, fährt mit einem Fährschiff der BVG
nach Kladow und wieder zurück – mehr Wannsee-Feeling ohne
eigenes Boot geht nicht. Sportlicher wird es auf der Wakeboard-
Anlage des Wasserski-Club Berlin. Hier kann jeder für 1,50 Euro pro
Minute wakeboarden – und sich so vom Regattastress erholen.
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Vor zehn Jahren wurde in der Innenförde der Versuch gestartet,
die damaligen America's Cupper zu Showrennen vor Publikum
auf den Kurs zu schicken. Mit Erfolg: Zehntausende Zuschauer ka-
men an die Kiellinie und sahen Profis, die ihre Manöver direkt vor
der Kaimauer setzten. Seitdem ist die Stadt Kiel, in Kooperation
mit dem Kieler Yacht-Club, darum bemüht, jedes Jahr spektaku-
läre Events in der Innenförde auszutragen. Die Extreme Sailing
Series, die MOD70-Trimarane, die GC32-Foiler und ganz aktuell
die Red Bull Foiling Generation haben das Areal als Spielfläche
entdeckt. Und die Bundesliga trägt nach 2015 zum zweiten Mal
ein Event in Kiel aus.
„Die Kieler Förde bietet in Sachen Publikumsattraktivität genau
das, was wir uns für die Bundesliga wünschen“, sagt Jobst Rich-
INNENFÖRDE WIRD ZUR SEGEL-ARENA
Die Bahnen auf der Kieler Außenförde sind spätestens seit den Olympischen Spielen von 1972 weltweit ein Begriff . Doch auch in der Innenförde kann gesegelt werden. Der enge Kurs zwischen dem Düsternbrooker Gehölz auf der Westseite und dem Marine-Arsenal
auf dem Ostufer hat sich seit 2006 als Segel-Arena etabliert.
Das Revier auf der
Kieler Innenförde
liegt direkt vor
den imposanten
Werfthallen und
Kränen von Ger-
man Naval Yards
ter, Obmann des Liga-Ausschusses im DSV: „Auf dem engen Kurs
sind die Besucher unmittelbar am Geschehen dran.“ Die Winde
können indes etwas schwierig sein. Kommt der Wind über das
Düsternbrooker Gehölz, dann sind Böen und Dreher garantiert.
Und auch das Kieler Ostufer bietet viele Möglichkeiten der Wind-
beeinflussung. Perfekt wird es indes, wenn der Wind mit Thermik-
Unterstützung aus Nordost in die Förde hineindrückt. Dann ent-
faltet die trichterförmige Innenförde ihre ganze Düsenwirkung,
und die Bahn kann parallel zur Promenade ausgelegt werden.
„Mit den kompakten und schnellen Rennen ist das Bundesliga-
Format wie gemalt für das Innenförde-Revier. Dazu stellen die
Winde hohe Anforderungen an die Mannschaften. Und die Kieler
Hafenkulisse mit den Kreuzfahrern als Hintergrund hat im vergan-
genen Jahr für tolle Bilder gesorgt“, sagt Jobst Richter.
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E-Mail: [email protected]
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Geschäftsführung: Martina John, Martina Julius-Warning, Hermann Hell
Tel.: (040) 533 088 70, Fax: (040) 533 088 77E-Mail: [email protected]
REDAKTIONRalf Abratis, Sandra-Valeska Bruhns, Volker Göbner, Carsten Kemmling
GESTALTUNGAnke Thiele
ANZEIGENMartina John, Hermann Hell
VERTRIEB
ASV Vertriebs GmbHSüderstrasse 77, 20097 Hamburg
Tel.: (040) 34 72 40 41, Fax: (040) 34 72 35 49
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Budweiser Budvar und SEGEL JOURNAL verlosen unterallen deutschen Teilnehmer der J/70 EM und der J/70 GermanOpen einen exklusiven Gennaker von T1®
Keine andere Einheitsklasse boomt europaweit so wie die J/70. Dasschnelle Schiff ist nicht nur das Boot der meisten deutschen europäischen
Segel-Ligen, sondern setzt sich zunehmend als One-Design Class auf den großenRevieren durch. Alster, Wannsee, Bodensee – J/70, wohin man auch sieht. Es scheint, alshätten die Regattasegler, die keine Lust auf kompliziertes Vermessungssegeln haben undauf einem modernen Boot um die Wette segeln wollen, nur auf das schnelle, leicht zu be-dienende, trailerbare Boot gewartet. Diesen Sommer treffen sich die deutschen J/70Cracks und ihre internationalen Konkurrenten zu zwei hochkarätigen Events.
Nach der Europameisterschaft, die vom 21. bis 26. Juni in Kiel stattfand, geht es für dieCrews ab 29. September auf dem Wannsee um den Deutschen Meistertitel. Unter allendeutschen Teilnehmern der Veranstaltungen verlost das SEGEL JOURNAL – gemeinsammit Budweiser Budvar – einen exklusiven Gennaker von T1®!TEILNAHMEBEDINGUNG: MITSEGELN!
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Geographie: Die Kieler Innenförde bietet tiefes Wasser bis in die
Innenstadt hinein. Damit kann bis direkt an die Promenade heran
gesegelt werden. Für die Regatten wird das Gebiet abgesperrt –
zwischen Ost- und Westufer, von der Mündung der Schwentine,
bis hin zum Ostseekai für die Kreuzfahrer. Die Ruder- und Kanu-
Vereine sowie das Segelcamp sind das Zentrum für die Aktiven,
und hier kommen sie direkt mit den Besuchern in Kontakt, die an
der Kiellinie entlang flanieren. Die Anlagen der Sporthafen Kiel
GmbH reichen bis in die Innenstadt hinein, so dass neben dem
Verkehr der Kreuzfahrer und Skandinavien-Fähren auch Segler,
Paddler und Ruderer auf dem Gebiet unterwegs sind.
Wetter: Bei den vorherrschenden Winden aus westlichen Rich-
tungen drücken die Böen über die Stadt in das Regattagebiet
hinein. Die Abdeckungen und Ablenkungen der Kreuzfahrer sind
dabei in die Taktik mit einzubeziehen. Und das Düsternbrooker
Gehölz ist eine Wind-Barriere, die für einige Fallböen sorgen kann.
Ideal sind Winde aus Nordost, die die gesamte Förde hinunter
kommen und für gleichmäßige Bedingungen sorgen.
Segelleben: Die Wege von der Kiellinie in die Innenstadt sind
kurz, daher kommen am Wochenende viele Besucher an die In-
nenstadt-Promenade. Die Events der vergangenen Jahre haben
sich fest im Kalender der Kieler etabliert und so avanciert das Ge-
biet vor der Reventlouwiese zur Segel-Arena.
Ausrichter: Der Kieler Yacht-Club als Ausrichter dieses Spieltags
ist erst im zweiten Jahr der Bundesliga in das Geschehen ein-
gestiegen. Platz eins in der Relegation, 2014 vor Flensburg, war
dann allerdings ein gelungener Einstieg in die Liga, wo es in Folge
zweimal Platz acht gab. An das Heimrevier in der Innenförde hat
der KYC gute Erinnerungen. In den schwierigen Windverhältnis-
sen steuerte Liga-Macher Oliver Schwall die Kieler auf Platz drei
und damit erstmals bei einem Event auf das Podium.
Restaurants und Hotels: Die Hotel-Situation in Kiel hat sich seit
zehn Jahren deutlich verbessert. Grund dafür ist die stärkere Aus-
richtung der Stadt auf den maritimen Tourismus. Sprunghaft sind
die Anläufe der Kreuzfahrer in den vergangenen Jahren ange-
stiegen, und die An- und Abreisenden buchen gern zusätzliche
Nächte in Kiel. Damit sind alle Hotelkategorien vorhanden, was
auch den Besuchern und Aktiven der Segelveranstaltungen in
der Innenstadt zugute kommt.
Zuschauerspot: Die Kiellinie liegt direkt an der Regattabahn. Je
nach Windrichtung können die Bahnmarken dicht unter Land
gelegt werden, da der Tiefwasserhafen in Kiel bis zur Kaimauer
ausreichend Wasser unter dem Kiel gewährleistet.
Ausflugstipps: Das Stadtbild in Kiel protzt nicht gerade mit his-
torischen Gebäuden. Doch die Nähe zur Innenstadt bietet den
Besuchern eine gute Gelegenheit zum Shopping-Ausflug – auch
oder gerade bei Schlechtwetter. Denn mit dem Sophienhof hat
Kiel eine der ersten überdachten Shopping-Malls in Deutschland,
die keine Wünsche offenlässt. Kurze Wege zur Seebadeanstalt in
Düsternbrook und zum Strand in Falckenstein, wo auch ein Hoch-
seilgarten ist, bzw. nach Schilksee bieten weitere Ausflugsziele.
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