Samstag 11. April 2014 - Sullivan-Forschung

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Samstag 11. April 2014 Konzerthaus Freiburg, 20 Uhr [Abo 8] Dirigent | Alejo Pérez

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Samstag

11. April 2014Konzerthaus Freiburg, 20 Uhr

[Abo 8]

Dirigent | Alejo Pérez

Mit freundlicher Unterstützung der Firma HORNACK & NICOLA Klavierbau GbRMit freundlicher Unterstützung der Firma HORNACK & NICOLA Klavierbau GbR

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Pjotr TschaikowskyDer Sturm. Fantasie nach Shakespeare op. 18

Andante con moto—Allegro moderato

Dmitri SchostakowitschCellokonzert Nr. 1 Es-Dur op. 107

Allegretto

Moderato

Cadenza

Allegro con moto

PAUSE

Bohuslav Martinu°Sinfonie Nr. 6 (»Symphonische Phantasien«) H 343

Lento—Allegro—Lento

Poco allegro (4/4)

Lento

Truls Mørk, Violoncello

SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg

Dirigent | Alejo Pérez

19 Uhr: Einführung

Lydia Jeschke im Gespräch mit Alejo Pérez

UNSER SERVICE

Die Programmhefte der Freiburger Konzerte des SWR Sin fonie orchesters

können Sie jeweils eine Woche im Voraus auf der Website des Orchesters

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LIVEin SWR2

Das Konzert wird live um 20.03 Uhr im Abendkonzert

in SWR2 übertragen.

Die aktuellen Sendetermine des SWR Sinfonieorchesters finden Sie im

Internet unter www.SWR.de/so. Dort können Sie auch den SO-Newsletter

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Wir weisen freundlich darauf hin, dass unautorisierte Bild- und Tonauf-

nahmen jeglicher Art bei dieser Veranstaltung unter sagt sind.

MEDIENPARTNERDie Blumen für die Künstler

werden gesponsert von

Seelengemälde, Roman und FantasieDie Klangwelt von Tschaikowsky, Schostakowitsch und Martinu°

Die slawische Musik eroberte sich erst verhältnismäßig spät ihren

Platz im Repertoire der Konzertmusik, daher ersparten sich viele Kom-

ponisten dieses Sprachraums die mühevolle Auseinandersetzung mit

dem klassischen Erbe der Vorväter und der Emanzipation von dominie-

renden Stilrichtungen. Tschaikowsky musste niemandem mehr etwas

beweisen, als er mit seiner »Mozartiana«-Suite der Transparenz und

Eleganz seines Idols die Reverenz erwies oder sich mit seinen Shakes-

peare-Stücken an die sinfonische Dichtung wagte. Schostakowitsch

passte sein erstes Cellokonzert ganz der ihm eigenen Ausdruckswelt

an und Martinu° wollte mit der von ihm als »Abkehr von der Symmetrie

hin zur Fantasie« umrissenen 6. Sinfonie im Geiste von Berlioz eine

»Fantastische Sinfonie« für das 20. Jahrhundert entwerfen. Als diese

Künstler begannen für Orchester zu schreiben, war es schon längst üb-

lich, dass die Musik im Dienst poetischer Ideen stehen konnte und sich

nicht den Zwängen formaler Vorgaben unterordnen musste. Ob Welt-

bürger, Gefangener der Umstände oder Emigrant – sowohl Tschaikowsky

als auch Schostakowitsch und Martinu° entwickelten etwas für moderne

Komponisten Charakteristisches: eine nur ihnen eigene Klangwelt.

Literarische InspirationsquellenPjotr Tschaikowsky 1840-1893

Pjotr Iljitsch Tschaikowsky war nicht nur ein weitgereister Mann, in seiner

Bibliothek fanden sich auch die Klassiker der Weltliteratur in russischer,

französischer und englischer Sprache. Dementsprechende Bezugnah-

men sind zahlreich in seinem Werk. Die Vorliebe für Shakespeare trieb

ihn dabei sein ganzes Leben lang um. Die Ergebnisse sind die Fantasie-

Ouvertüre Romeo und Julia (deren Erstfassung von 1869 noch 1870

und 1880 zwei Überarbeitungen folgten) und spätestens seit den ersten

Ideen von 1876 die intensive Beschäftigung mit Hamlet, die zu einer

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Instrumentale DramenDmitri Schostakowitsch 1906–1975

Der wichtigste äußere Impuls, sich mit einem Konzert für Cello und

Orchester auseinanderzusetzen, war für Dmitri Schostakowitsch der

geeignete Solist, auf den er warten musste, bis er schon über 50 Jahre

alt war. Zwar versicherte Schostakowitsch im Juli 1959 der Zeitung

»Sowjetskaja Kultura«, dass seine Bewunderung für Prokofjews Sinfo-

nia concertante die Inspirationsquelle seines Cellokonzerts sei, doch

ohne die phänomenalen Fähigkeiten des Cellisten Mstislaw Rostropo-

witsch, der jeden bedeutenden Komponisten des 20. Jahrhunderts dazu

brachte, etwas für ihn zu schreiben, wäre diese Arbeit kaum denkbar

gewesen. Er hatte fast zehn Jahr zuvor auch Prokofjew bei der Komposi-

tion angeregt und unterstützt. Schostakowitsch widmete Rostropo witsch

sein Werk, das dieser – ebenso wie das zweite Cellokonzert sieben Jahre

später – zur Urauf führung brachte. Die Leningrader Premiere des ersten

Konzertouvertüre (1888, op. 67a) und einer Schauspielmusik für das

Michailowsky-Theater in St. Petersburg (1891, op. 67b) führte. Dazwi-

schen lag 1872/73 die Auseinandersetzung mit Shakespeares Drama

Der Sturm. Der einflussreiche russische Kunst- und Musikkritiker Wla-

dimir Wassiljewitsch Stassow hatte angeregt, zu diesem Stück über

Rache und Vergebung Musik zu schreiben. Er schlug eine Konzert-

ouvertüre zu Shakespeares letztem Bühnenwerk vor und entwarf so-

gar das Programm: »Das Meer – der Luftgeist Ariel entfacht auf Prosperos

Geheiß einen Sturm – Ferdinand entsteigt dem Schiffswrack – Die ver-

zauberte Insel – Erstes zurückhaltendes Erwachen der Liebe zwischen

Ferdinand und Miranda – Ariel – Caliban – Das verliebte Paar gibt sich

dem Zauber der Liebe hin – Prospero entsagt seiner Zauberkraft und

verlässt die Insel – Das Meer.«

In der differenzierten Instrumentierung seines Opus 18 lässt Tschai-

kowsky die Gestalten und Szenen auf einer imaginären Bühne leben-

dig werden. Im Dezember 1873 wurde die sinfonische Dichtung Der

Sturm unter der Leitung von Nikolai Rubinstein in Moskau urauf-

geführt; in ihr deuten sich bereits wesentliche Grundelemente von

Tschaikowskys Kunstauffassung an, nämlich »im Leben nach Aussöh-

nung zu streben, und zwar in Religion, in Philosophie, in der Kunst«.

Dieses bereits zu seinen Lebzeiten vielfach aufgeführte Orchesterwerk

des russischen Weltbürgers macht Schostakowitschs Begeisterung für

dessen Einfallsreichtum verständlich. »Wenn mir irgendetwas nicht

gelingen will«, hatte Dmitri Dmitrijewitsch geäußert, »schaue ich in

einer Partitur von Tschaikowsky nach, wie er seine Probleme löst«.

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Erinnerung und GegenwartBohuslav Martinu° 1890-1959

Zu dem Zeitpunkt als Schostakowitsch sich Mitte der 1920er Jahre

einen Namen machte, befand sich der im ostböhmischen Policka gebo-

rene Bohuslav Martinu° bereits in Paris, von wo aus er 1940 in die USA

emigrierte. Dort lehrte er an verschiedenen Musikhochschulen und Uni-

versitäten, bevor er 1953 nach Europa zurückkehrte. Kurz zuvor hatte

er seine 6. Sinfonie zu Papier gebracht, die laut Martinu° entstanden

war, weil er etwas für seinen Freund aus Pariser Tagen, den elsässischen

Dirigenten Charles Münch, schreiben wollte. Dessen Boston Symphony

Cellokonzerts unter der Leitung von Jewgeni Mrawinski fand im Okto-

ber 1959 zu einem Zeitpunkt statt, als die politischen Verhältnisse sich

vorübergehend entspannt hatten. Denn erst in den Jahren nach dem

20. Parteitag der KPdSU im Februar 1956, bei dem Chruschtschow einige

von Stalins Verbrechen bekanntgemacht und verurteilt hatte, konnten

etliche zurückgehaltene Stücke Schostakowitschs – wie die 4. Sinfonie,

das 1. Violinkonzert oder der Zyklus »Aus der jüdischen Volkspoesie« –

erstmals aufgeführt werden.

Die innere Emigration sicherte Schostakowitsch das Überleben im Ein-

flussbereich des sowjetischen Herrschaftsapparats. Stellten Orchester-

werke für Tschaikowsky noch »Seelengemälde« dar, so waren sie für

Schostakowitsch »wie ein Roman oder ein Drama von Shakespeare«.

Dementsprechend sind seine Kompositionen auch wichtige Zeitdoku-

mente. Wie Dostojewski mit den »Aufzeichnungen aus einem Toten-

haus« wurde auch er zum Zeugen einiger der dunkelsten Kapitel russi-

scher Geschichte. In seinem ersten Cellokonzert gibt der Komponist

dem Individuum eine Stimme gegenüber dem Kollektiv. Dieses kommt

nicht mehr blechgepanzert daher, sondern lediglich mit Holzbläsern,

Streichern, Celesta, Pauke und einem Solohorn, das im elegischen zwei-

ten Satz in einen Dialog mit dem Solocello tritt. Ein Marsch charakteri-

siert den Einleitungssatz, mit dem Schostakowitsch ein Marschthema

aus dem 1948 entstandenen Propagandafilm Die junge Garde auf-

greift, ihn jedoch karikierend jedes Pathos' entkleidet. Zudem nimmt er

mit einem lyrischen Thema im ersten Satz Bezug auf das Wiegenlied,

das der Tod in Mussorgskis Liedern und Tänzen des Todes einem ster-

benden Kind vorträgt. Die letzten drei Sätze werden ohne Pause durch-

gespielt, wobei die reflektierende Kadenz einen eigenen Satz, den drit-

ten, bildet. Der Schluss ist ein »Danse macabre«, in den der Komponist

eine verzerrte Fassung des georgischen Volkslieds »Suliko« (Seele) ein-

baut, das einst Stalin besonders schätzte – eines von vielen Beispielen

für Schostakowitschs galligen Humor.

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Die 6. Sinfonie entstand in der Phase des »Kalten Krieges« und in den

ersten Rezensionen bescheinigte man dem Werk »etwas Tragisches«,

das »bis hin zur Brutalität« gehe. Doch Martinu°s Musik ist auch stets

etwas Positives, Versöhnliches zu eigen. Das »Fantastische« in seiner

letzten Sinfonie hebt der Komponist durch ein Zitat hervor. Es verweist

auf eine seiner bedeutendsten Opern, die 1937 in Paris uraufgeführte

Julietta, ein kafkaeskes »Traumspiel« nach einem Drama von Georges

Neveux über Realität und Illusion, Sehnsucht und Erinnerungen. In

diesem Stück kehrt ein Mann in ein Dorf zurück, in dem er sich in ein

Mädchen, Julietta, verliebt hat und stellt fest, dass er der einzige ist, der

seine Erinnerungen behalten hat – alle anderen Menschen können

lediglich den momentanen Augenblick wahrnehmen. Im 2. Akt besingt

Julietta den Wert der unmittelbaren Gegenwart. In der Sinfonie findet

sich die Anlehnung an diese Opernszene in der zweiten großen Steige-

rung des Schlusssatzes, wobei Martinu° die Passage nach eigenem Be-

kunden aus dem Gedächtnis niedergeschrieben hat. »Der Künstler

sucht stets nach der Bedeutung im Leben, seiner eigenen und der der

Menschen überhaupt, er sucht nach der Wahrheit«, sagte der Kompo-

nist. »Das Kunstwerk selbst soll dem Hörer dabei etwas über das Wesen

seiner eigenen Weltanschauung mitteilen«.

Orchestra erschien ihm wunderbar geeignet, das angestrebte »un-

merkliche Wogen oder Beschleunigen, das der Melodie Leben verleiht«

zu realisieren. In seinem Œuvre von über 400 Opusnummern hatte sich

Martinu° erst relativ spät mit 52 Jahren einem neuen Genre zugewandt:

der Sinfonik. Alle sechs Sinfonien entwarf er in den Vereinigten Staa-

ten, wo der unfreiwillige Kosmopolit mit den unterschiedlichsten or-

chestralen Ausdrucksformen experimentierte. Mit seiner 6. Sinfonie,

die er Anfang der 1950er Jahre als »Nouvelles Fantaisies sympho-

niques« konzipierte, gelangte Martinu° zu einem vollends freien Um-

gang mit den Formen. Martinu° bekannte, dass sein im Geiste von Berlioz’

Symphonie fantastique entworfenes Stück zwar »ohne Form« sei, doch

»etwas hält sie zusammen, und obwohl ich nicht weiß was, gibt es einen

Grundzug darin, mit dem ich etwas zum Ausdruck bringen konnte«.

Martinu° hat sich selbst als »Concerto-Grosso-Typ« bezeichnet, für den

das organische Wachsen der Musik wichtiger ist als strenge Motivver-

arbeitung. Für die stark rhythmische Ausprägung seiner Klangfantasien

besaß er eine einfache Erklärung: »Weil ich ein Tscheche bin«, sagte er,

»die tschechische Volksmusik ist scharf rhythmisch.«

Erst nach Überwindung einiger widriger Umstände konnte die dreisät-

zige 6. Sinfonie im Januar 1955 unter der Leitung des Widmungsträ-

gers Charles Münch in Boston uraufgeführt werden. Zuvor schien eine

Sinfonie pro Jahr beinahe die Regel geworden zu sein. Nachdem Martinu°

zwischen 1942 und 1946 jedes Jahr eine neue herausgebracht hatte,

führte jedoch ein schwerer Unfall des Komponisten im Juli 1946 dazu,

dass er sich erst ab 1951 der neuen Aufgabe widmen konnte. Gelegent-

lich wurde die tastende Einleitung der Sinfonie – ähnlich wie der 4. Satz

in Smetanas Streichquartett »Aus meinem Leben« – als Vertonung der

gesundheitlichen Beeinträchtigungen verstanden. Sie spiegele die

Wahrnehmung des schwer Verletzten, der allmählich ins Leben zurück-

findet, hieß es. Martinu° bekannte, dass es in diesem Werk enge persön-

liche Bezüge gebe, jedoch schwieg er sich über Einzelheiten aus.

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Der Norweger Truls Mørk gehört zu den besten Cellisten der internati-

onalen Konzertszene. Nach erstem Unterricht bei seinem Vater setzte

Truls Mørk seine Studien bei Frans Helmerson sowie bei Heinrich Schiff

und Natalia Schakowskaya fort. Seinen Ruf als Musiker von leiden-

schaftlicher Intensität erwarb er sich bei weltweiten Auftritten. Er ist

Träger zahlreicher Auszeichnungen, u.a. des Norwegian Music Critics‘

Award und des Sibelius Prize.

Truls Mørk tritt regelmäßig mit den großen Orchestern auf wie z.B.

Orchestre de Paris, Staatskapelle Dresden, Rotterdam Philharmonic Or-

Truls Mørk, Violoncello

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chestra, New York Philharmonic, Boston und Chicago Symphony, Cleve-

land Orchestra mit Dirigenten wie Myung-Whun Chung, Esa-Pekka

Salonen, Gustavo Dudamel und Sir Simon Rattle. Höhepunkte der ak-

tuellen Saison sind Konzerte mit dem London Philharmonic Orchestra

(Vladimir Jurowski), den Wiener Symphonikern (James Gaffigan), dem

Concertgebouw Orchester Amsterdam (Mariss Jansons) und dem

Orchestre da la Suisse Romande (Neeme Järvi). In Nordamerika hat er

zusammen mit Vadim Repin unter David Afkham Brahms Doppelkon-

zert beim Mostly Mozart Festival und unter Kent Nagano mit dem

Montreal Symphony Orchestra aufgeführt. In diesem Jahr wird Truls

Mørk zusammen mit dem Melbourne Symphony Orchestra unter An-

drew Davis eine ausgedehnte Europa-Tournee unternehmen. Beim

SWR Sinfonieorchester ist er bereits zum vierten Mal zu Gast.

Neben seiner weltweiten Konzerttätigkeit ist Truls Mørk ein herausra-

gender Kammermusiker. 2011 spielte er beim Bergen Festival an zwei

Abenden alle Cello Sonaten zusammen mit den Variationen für Cello

und Klavier von Ludwig van Beethoven, wie es 1970 von Jaqueline du

Pré aufgeführt wurde.

Das besondere Interesse Mørks gilt der zeitgenössischen Musik, so

spielte er die englische Erstaufführung von Rautavaaras Cellokonzert

»Towards the Horizon« mit cem BBC Symphony Orchestra, außerdem

Krzysztof Pendereckis »Concerto for the Three Cellos« mit dem NHK

Symphony Orcehstra (Charles Dutoit), Haflidi Hallgrimssons Cellokon-

zert und bei den Wiener Philharmonikern Pavel Haas’ Cellokonzert.

Eine umfangreiche Diskographie mit Einspielungen von Truls Mørk

liegt vor.

Er konzertiert auf einem der seltenen Violoncelli von Domenico Mon-

tagnana, gefertigt 1723.

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Alejo Pérez studierte Komposition und Dirigieren an der Universität seiner

Heimatstadt Buenos Aires. Heute arbeitet Alejo Pérez sowohl in Süd-

amerika als auch in Europa regelmäßig mit den wichtigsten Orchestern

und Ensembles zusammen. Auf Einladung von Gerard Mortier leitet

Alejo Pérez seit 2010 als Gastdirigent regelmäßig Konzerte des Orquesta

Sinfónica de Madrid, u.a. 2012 die konzertante Aufführung von Wag-

ners »Rienzi« sowie Golijovs Oper »Ainadamar« (Regie: Peter Sellars).

2013 dirigierte er am Teatro Real Mozarts »Don Giovanni« in Dimitri

Tcherniakovs Inszenierung und am Teatro dell’Opera di Roma Schosta-

kowitschs »Die Nase« (Regie: Peter Stein).

Alejo Pérez, Dirigent

Wichtige Stationen in Pérez‘ Karriere waren das NDR Sinfonieorchester,

wo er als Assistent von Christoph von Dohnanyi von 2005 bis 2007 ar-

beitete. Als Gast dirigierte er das Royal Stockholm Philharmonic Orchestra,

das Orquesta Sinfonica Nacional de Chile, die Dresdner Philharmonie,

das Orchestre National de Lille, die musikFabrik Köln, das Orchestre Phil-

harmonique de Radio France, das Taipei Symphony Orchestra, das DSO

Berlin, das Ensemble Modern, Ensemble Intercontemporain, Asko Schön-

berg Ensemble, das Klangforum Wien und das Ensemble Contrechamps.

Von 2009 bis 2012 war er musikalischer Leiter des Teatro Argentino de

La Plata, wo er Neuproduktionen von Verdis« Don Carlos«, Berlioz‘ »La

Damnation de Faust«, Schostakowitsch‘ »Lady Macbeth von Mzensk«,

Bizets »Carmen« sowie von Wagners »Tristan und Isolde« und »Das

Rheingold« realisierte.

Eine enge Zusammenarbeit verbindet Alejo Pérez mit dem Komponisten

Peter Eötvös. Als dessen Assistent brachte er zwei seiner Opern zur Ur-

aufführung: »Angels in America« am Pariser Théâtre du Châtelet und

»Lady Sarashina« an der Opéra de Lyon und an der Opéra Comique in

Paris. Eötvös’ »Oper Of Love and Other Demons« leitete er 2008 in einer

Produktion des Glyndebourne Festivals an der Nationaloper Litauen.

Des Weiteren dirigierte Alejo Pérez »L'espace dernier« von Matthias

Pintscher an der Opéra Bastille, Henzes »Pollicino« und Strawinskys »Le

Rossignol« in Lyon, Rihms »Jakob Lenz« in Antwerpen, Madernas »Saty-

ricon« in Buenos Aires, »Don Giovanni« an der Oper Frankfurt sowie

Paul Dessaus Oratorium »Deutsches Miserere« an der Oper Leipzig. In

Buenos Aires widmete er sich 2008 der Alten Musik und leitete dort

Glucks »Iphigénie en Tauride« . Kürzlich dirigiert Alejo Pérez u.a. Neu-

produktionen von Rihms »Die Eroberung von Mexiko« in Madrid (Regie:

Pierre Audi) und von »Jakob Lenz« an der Oper Köln und debutierte beim

Philharmonia Orchestra London, dem Orchestre de La Suisse Romande

Genève und dem Orchestra e Coro del Teatro Comunale di Bologna.

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SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg

Motoren dieser vielfältigen Aktivitäten waren und sind die profilierten Chefdirigenten

von Hans Rosbaud über Ernest Bour bis zu Michael Gielen, Sylvain Cambreling und

François-Xavier Roth. Sie leiteten und formten ein Orchester, das durch sechs Jahr-

zehnte besonderer Herausforderungen zu einer andernorts selten erreichten Flexibili-

tät und Souveränität gefunden hat.

Zu diesen besonderen Herausforderungen gehören auch zahlreiche Kinder- und

Jugendprojekte. Als Fernsehdokumentation und vor Ort beeindruckte die aufwändige

Produktion von »Romeo feat. Julia«, einer kühnen Kombination von Prokofjews Musik,

jugendlichen Rappern und 100 tanzenden Kindern und Jugendlichen unter der Regie

von Sigrun Fritsch und der musikalischen Leitung von François-Xavier Roth. Eine drei-

jährige Kooperation mit mehreren Freiburger Schulen gipfelte im Juni 2013 in einer

szenisch-musikalischen Uraufführung von Manos Tsangaris.

Für seine Verdienste »um eine lebendige heutige Musikkultur« wurde dem Orchester

der Ehrenpreis 2013 der Deutschen Schallplattenkritik verliehen. Die Saison 2013/14

wurde mit dem Preis der deutschen Musikverleger für das beste Konzertprogramm

ausgezeichnet, und das Orchester erhielt den Special Achievement Award der Interna-

tional Classical Music Awards 2014.

Das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg gibt immer neuen

Bewegungen, Gästen und Musikstücken Raum, im Sendegebiet des

SWR und auch unterwegs: Das Jahr 2013 führte die Musiker u.a. zu den

großen Festivals in Salzburg, Paris, Luzern und Wien, 2012 entstand eine

Referenzproduktion von Arnold Schönbergs Oper »Moses und Aron«

unter der Leitung von Sylvain Cambreling, und es gab eine bejubelte

Japan-Tournee mit François-Xavier Roth.

François-Xavier Roth trat seinen Posten als Chefdirigent mit dem Ab-

schlusskonzert der Donaueschinger Musiktage 2011 an – ein klares

Signal für den Stellenwert, den Neue Musik auch für ihn einnimmt.

Seit ihrer Neu-Gründung im Jahr 1950 sind die Donaueschinger Musik-

tage und das SWR Sinfonieorchester untrennbar miteinander verbun-

den. Etwa 400 Kompositionen wurden dort durch das Orchester urauf-

geführt, und das Orchester schrieb Musikgeschichte: mit Musik von

Hans Werner Henze oder Bernd Alois Zimmermann, von Karlheinz

Stockhausen oder Olivier Messiaen, Helmut Lachenmann oder Wolf-

gang Rihm. Bis heute ist das SWR Sinfonieorchester in Donaueschingen,

aber auch darüber hinaus, ein unverzichtbarer Partner für die Kompo-

nisten unserer Zeit.

»Im Zentrum der europäischen Kultur«, wie es der langjährige Chef-

dirigent Sylvain Cambreling formulierte, steht das Orchester jedoch

nicht nur in Bezug auf die zeitgenössische Musik. Seit seiner Gründung

1946 ist das SWR Sinfonieorchester Anziehungspunkt für internatio-

nale Dirigenten und Solisten und auch musikalischer Botschafter im

In- und Ausland, zwischen Hamburg und Madrid, Berlin und New York.

Über 600 Werke aus drei Jahrhunderten hat das SWR Sinfonieorchester

auf Tonträgern eingespielt.

Orchesterbesetzung

1. VIOLINE Jermolaj AlbikerPhillip RoyAlexander KnaakInes Then-BerghWolfgang SchwarzmüllerJohannes BlumenrötherDorothea JügeltFelix BorelMatia GotmanMin WeiHwa-Won Rimmer*Tomomi Ganchiku**Wolfgang Wahl**Hyung-Jung Kim**Dominik Schneider**Bettina van Roosebeke

2. VIOLINE Gunnar PersickeUta TerjungHarald PaulHolger Schröter-SeebeckMatthias FischerMargaret MacDuffieBorbala BirinyiSusanne KaldorMichael Mayer-FreyholdtKatrin MelcherMaria StangNathalie RomaniucCatherina LendleJing Wen**Julia Richtberg

VIOLA Jean-Eric SoucyRaphael SachsJean-Christophe GarziaElisabeth KliegelEwald AdamChristina NikolaiMitsuko NakanDorothea FunkAyano KameiBoyhe Lee*Sarina Zickgraf**Tanja Christ

VIOLONCELLO **Bruno WeinmeisterAnette Adorf-BrennerRahel KrämerThomas NicolaiDieter WahlMarkus TillierDita LammerseAlexander RichtbergPanu Sundqvist*Indira Rahmatulla

KONTRABASS **Bozo ParadzikFrance Beaudry-WichmannBertram EppingerPeter HeckingLars Olaf SchaperValentin Vacariu*Jinwon Yoon**Jörg Linowitzki

FLÖTE Dagmar BeckerAnne Romeis*Ekaterina KakaulinaJutta Pulcini

OBOE **Washington BarellaUte Taxhet*Daniel Rodriguez

KLARINETTE Wolfhard PenczAnton Hollich Jürgen Demmler

FAGOTT Stephan Rüdiger**Lydia PantzierPaul-Gerhard Leihenseder

HORN Thierry LentzPascal AretsMarc NoetzelHorst Ziegler

TROMPETE Franck PulciniHolger Schäfer*Lajos Rezmüves

POSAUNE Frederic BelliKlaus SchießerDieter Baran

TUBA Werner Götze

PAUKE/ SCHLAGZEUG

Jochen BrennerFranz LangMarkus Maier*Marc Strobel**Harald Löhle

CELESTA **Christoph Grund

*Orchesterpraktikant ** Gast

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Freitag

9. Mai 2014Konzerthaus Freiburg 19 Uhr, Einführung 18 Uhr

György LigetiConcert Românesc Atmosphères Lontano

im Wechsel mit den einzelnen Teilen von

Claude Debussy »Images« für Orchester

Dirigent | François-Xavier Roth

Karten und Infos: SWR-Kartenbüro 0761 3808-35333

SWR.de/so | www.reservix.de

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Südwestrundfunk

Marketing SWR2/SWR Orchester&Ensembles

76530 Baden-Baden

Die Programmhefte des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden

und Freiburg werden hergestellt in Zusammenarbeit der Bereiche

Musikredaktion SWR2 (Dr. Lydia Jeschke)

Orchestermanagement (Reinhard Oechsler, Inge Büscher)

und Marketing SWR2/SWR Orchester&Ensembles

Gestaltung: Andrea Metzger · SWR Design

Druck: schwarzaufweiss · Freiburg

Texte: Meinhard Saremba

Die Werkeinführungen sind Originalbeiträge für dieses Programmheft.

Bildnachweise beim Herausgeber.

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