Sascha Koch Belastung und Motivation von Studierenden an ... · Selbsteinschätzungen und...

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Sascha Koch Belastung und Motivation von Studierenden an Schulen des Zweiten Bildungswegs Rahmenbedingungen, differente Akteursperspektiven und empirische Zusammenhänge eines institutionellen Legitimationsmusters Vortrag bei der Jahrestagung des Bundesrings der Abendschulen (Marburg, 17.11.2005)

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Sascha Koch

Belastung und Motivation von Studierenden an Schulen des Zweiten Bildungswegs

Rahmenbedingungen, differente Akteursperspektiven

und empirische Zusammenhänge eines institutionellen Legitimationsmusters

Vortrag bei der Jahrestagung des Bundesrings der Abendschulen

(Marburg, 17.11.2005)

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Inhalt

1. Projektbeschreibung:

„Steuerung von Schulen des Zweiten Bildungswegs (Schulen für Erwachsene) in Hessen“

2. Funktionswandel von schulischen Abschlüssen (insbesondere Hochschulreife) als Rahmenbedingung des ZBW: Exklusionsvermeidung statt sozialer Aufstieg

3. Elemente einer Legitimation der institutionellen Eigenständig-keit des ZBW:

Teilnehmerspezifik im Zweiten Bildungsweg

4. Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Klientel verschiede-

ner Schulformen

Selbsteinschätzungen und Sozialdaten der Studierenden

5. „Belastung und Motivation von Studierenden“:

5.1 Wahrnehmungsdifferenzen von Studierenden und Lehr-kräften

5.2 Wahrnehmungsgruppierung bei Lehrkräften und Studie-renden

5.3 Motivation/ Belastung: Bildungsbiografische Pfade

6. Zusammenfassung

7. Diskussionsthesen

8. Adressen

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1. Projektbeschreibung: „Steuerung von Schulen des Zweiten Bildungswegs (Schulen für Erwachsene) in Hessen“

Projektbaustein I: Projektbaustein II: Projektbaustein III:

Schulwirkungsforschung Schulmanagementfor-schung

Institutionenökonomi-sche

Effizienzmessung

Mehrebenen-Problematik

Schnittstellen-Problematik

Problematik der Interpre-tation von bzw. Steue-rung durch Kennzahlen

Akteursbezogene Bin-nenperspektive

(Lehrkräfte, Studierende)

Organisationsbezogene Perspektive

(erweiterte Schulleitun-gen, Schulaufsicht)

System-Außenperspektive

(Schulaufsicht)

Befragung

(Lehrkräfte, Studierende)

Interviews

(Schulleitungen, Schulaufsicht)

Data Envelopment Analysis (DEA)

(schulstatistische Daten)

Ziel:

Wissen über empirische Bedingungen und Wir-kungszusammenhänge schulischer Praxis an Schulen für Erwachsene

Ziel:

Analyse der organisati-onsbezogenen Wis-sensgenerierung und -anwendung i.S. einer Steuerungsproblematik

Ziel:

Erprobung von Möglich-keiten der Effizienzbe-stimmung der Schulen

Wissen über Möglichkeiten und Grenzen einer Steuerung

von „Schulen für Erwachsene“

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2. Funktionswandel von schulischen Abschlüssen (insbesondere Hochschulreife) als Rahmenbedingung des ZBW

Berechtigungswesens: Entsprechung von Qualifikations- und Be-schäftigungsstruktur

Bildungssystem: Expansion (Abiturquote) und Strukturwan-del (Berufsbildung)

Arbeitsmarkt: Arbeitsplatzverluste und gestiegene Qualifi-kationsanforderung

Folgen: • Entkopplung von Qualifikationsstruktur und Beschäftigungssys-

tem

• (Höherer) Schulabschluss ist nicht mehr Garant einer Beschäfti-gung, aber Mindestanforderung zur Teilnahme am Arbeitsmarkt

Funktion von Schulabschlüssen

Früher

Sozialer Aufstieg bzw.

Fortsetzung einer unterbrochenen „Normalbiographie“

(Ermöglichung des Hochschulbesuchs als Statuserhalt entsprechend der Herkunftsfamilie )

Heute

Exklusionsvermeidung (Sozialen Abstieg oder Ausschluss vermeiden bzw.

korrigieren - insbesondere bei Real- und Hauptschulab-schluss) bzw.

Erhaltung von alternativen Lebensweg-Optionen

(Hochschule oder Berufsausbildung - insbesondere bei Besuch von gymnasialen Bildungsgängen)

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3. Elemente einer Legitimation der institutionellen Ei-genständigkeit des ZBW

Was unterscheidet die Programmatik und den institutionellen Auf-bau des schulischen ZBW von anderen Schulsystemen?

Ziel

Zweite Chance ermöglichen

Sozialen Aufstieg ermöglichen

Begabungsreserven nutzen

Arbeitsmethode Erwachsenenspezifisches Lernen

Organisationsform Zeitstruktur gemäß Berufstätigkeit

Angebotsform (Freiwilligkeit = Wille)

Teilnehmerspezifik

Hohe Motivation

Hohe Belastung (Beruf, Familie, etc.)

Selbständigkeit durch berufliche Sozialisati-on (Selbstdisziplin, Eigenorganisation, etc.)

Erfahrung/ Reife des Erwachsenenalters

These:

Die „Motivation/ Belastung“ der Studierenden ist ein zentrales Element einer traditionellen institutionellen Legitimation des ZBW

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4. Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Klientel ver-schiedener Schulformen

Empirische Basis: Befragung von Studierenden (N=3120) und Lehrkräften (N=258) anhand eines Fragebogens mit standardisierten Fragebögen im Frühjahr/ Sommer 2004. Die Schulleiter nahmen nicht an der stan-dardisierten Befragung teil, sondern konnten die Möglichkeit eines qualitativen Interviews wahrnehmen. Die Studierenden verteilen sich wie folgt auf Schulformen: n=691 an Hessenkollegs; n=1555 an Abendgymnasien; n=762 an Abendrealschulen; n=79 an Abendhauptschulen; n=33 ohne Zuordnung (Sprachkurse an Bündelschulen etc.). Die Lehrkräfte verteilen sich wie folgt: n=71 an Hessenkollegs; n=187 an Abendschulen.

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Fragestellung: Gibt es Unterschiede in der Klientel von verschiedenen Schulfor-men (im Allgemeinen und in Hinsicht auf die Belastung/ Motivation von Studierenden im Besonderen)? Vorgehensweise: Befragung der Studierenden zu Ihrer Person und Ihrer Selbstein-schätzung verschiedener individueller Bedingungen. Auswertungsmethode:

a) Diskriminanzanalyse von Item-Skalen der Selbsteinschätzung von Studierenden der Hessenkollegs und der Abendschulen

• Gründe für Beendigung des EBW • Unterstützung durch die Familie/ Freunde • Lernzielorientierungen • Einstellung zu Lernen und Schule • Belastungsfaktoren/ Motivation

b) Häufigkeitenanalyse von Sozialdaten-Items und Be-

lastungs-Items nach Schulformen: • Lebensalter der Studierenden • Abgeschlossene duale Berufsausbildung • Lebensalter bei Erwerb der deutschen Sprache • Müdigkeit als Belastung • Durchschnittliche Erwerbsarbeitszeiten pro Woche • Extremgruppenvergleich: Keine Erwerbsarbeit/ Vollzeitarbeit

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a) Diskriminanzanalyse: „Selbsteinschätzung von Studierenden an Abendschulen vs. Hessenkollegs“

Studentische Selbsteinschätzung

(Auswahl an Item-Blöcken)

Differenz zwischen Abendschu-len und Hessenkollegs...

Gründe für Beendigung des EBW nicht vorhanden

Unterstützung durch die Familie/ Freunde nicht vorhanden

Lernzielorientierungen sehr gering

Einstellung zu Lernen und Schule sehr gering

Belastungsfaktoren/ Motivation

(inkl. Arbeitsbelastung) gering

Belastungsfaktoren/ Motivation

(ohne Arbeitsbelastung) nicht vorhanden

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Lebensalter der Studierenden

23

9 8

61

2327 24

19

2937 37

916

21 19

596

12

5

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Alle Schulformen HK AG ARS/ AHS

17 bis 20 Jahre 21 bis 22 Jahre 23 bis 25 Jahre26 bis 30 Jahre 31 Jahre oder älter

Steuerung von Schulen des ZBW in HessenStudierendenbefragung 2004

Prozent

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10

Abgeschlossene duale Berufsausbildung

51

76

60

14

49

24

40

86

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Alle Schulformen HK AG AHS/ARS

Abgeschlossene Berufsausbildung Keine abgeschlossene Berufsausbildung

Steuerung von Schulen des ZBW in HessenStudierendenbefragung 2004

Prozent

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In welchem Alter wurde die deutsche Sprache erlernt ?

63

81

6154

169

17 18

63

7 915

715

20

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Alle Schulformen HK AG ARS/ AHS

Deutsch ist Muttersprache Bevor ich 6 Jahre warEtwa mit 6 bis 9 Jahren Mit 10 Jahren oder später

Steuerung von Schulen des ZBW in HessenStudierendenbefragung 2004

Prozent

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"Müdigkeit" (hält vom Unterricht/ Lernen ab)

28

2227

37

2024

20 191821

181515 16 14 14

10 11 10 886

107

0

10

20

30

40

50

60

70

Alle Schulformen HK AG AHS/ARS

Trifft gar nicht zu Trifft weitgehend nicht zu Trifft eher nicht zu

Trifft eher zu Trifft weitgehend zu Trifft voll zu

Steuerung von Schulen des ZBW in HessenStudierendenbefragung 2004

Prozent

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Durchschnittliche Erwerbszeiten pro Woche

41

60

24

56

14

25

10 1114

8

1814

10

3

15

7

14

2

23

771

105

0

10

20

30

40

50

60

70

Alle Schulformen HK AG ARS/ AHS

Keine Arbeit Bis 10 Stunden Bis 20 Stunden Bis 30 Stunden

Bis 40 Stunden Über 40 Stunden

Steuerung von Schulen des ZBW in HessenStudierendenbefragung 2004

Prozent

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Extremgruppen-Vergleich an Abendschulen: Studierende mit weniger als 10 bzw. mehr als 30 Std. Erwerbsarbeit

(Bezugsgröße: männliche und weibliche Studierende)

37

18

4942

10

42

0102030405060708090

100

Verheiratet/ festePartnerbeziehung

Kinder Weiblich

Bis 10 Erwerbsstunden Mehr als 30 Erwerbsstunden

Steuerung von Schulen des ZBW in HessenStudierendenbefragung 2004

Prozent

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Extremgruppen-Vergleich an Abendschulen: Studierende mit weniger als 10 bzw. mehr als 30 Std. Erwerbsarbeit

(Bezugsgröße: männliche und weibliche Studierende)

178

4

17

1 10

10

2030

40

50

60

7080

90

100

Frau, Partnerschaft, ohneKind

Frau, Partnerschaft, Kind Frau, single, mit Kind

Bis 10 Erwerbsstunden Mehr als 30 Erwerbsstunden

Steuerung von Schulen des ZBW in HessenStudierendenbefragung 2004

Prozent

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Erste Ergebnisse:

1) Für die Selbsteinschätzung bzw. Selbstbeschreibung der Stu-dierenden in vielen Belangen gilt: Die Unterschiede der Klien-tel von Hessenkollegs (Tagesbetrieb) und Abendschulen sind gering und nur graduell - nur die Einschätzung der Belastung durch Erwerbsarbeit teilt die beiden Gruppen bis zu einem ge-wissen Grad.

2) Im Hinblick auf Sozialdaten unterscheidet sich die Klientel der

verschiedenen Schulformen unterschiedlich stark:

• Anteil Studierender mit abgeschlossener Berufsausbildung

• Anteil muttersprachlicher Studierender

• Durchschnittliche Arbeitszeiten pro Woche

3) Aber: Die Differenzgrenze zwischen Hessenkolleg und Abend-schulen ist i.d.R. nur Teil der Differenzgrenzen zwischen allen Schulformen (HK, AG, ARS/AHS).

4) Aber: Bei der Arbeitsbelastung entspricht die Organisations-

grenze (Tages- und Abendbetrieb) nicht der Klientelgrenze, da an Abendschulen ein bedeutsamer Anteil von Studierenden keiner Erwerbsarbeit nachgeht.

5) Studierende an Abendschulen, die keiner/ kaum Erwerbsarbeit nachgehen, unterscheiden sich in ihrer Lebensformen nur ge-ringfügig von denjenigen Studierenden, die vollzeitbeschäftigt sind.

6) Unterstellt man eine Wirksamkeit der Sozialdaten, dann lässt sich schlussfolgern, dass die Selbsteinschätzung der Studie-renden in einem Teil der Fälle nicht ihrer empirischen Situation entspricht, d.h. nur bedingt realistisch ist.

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5. „Motivation und Belastung von Studierenden“: 5.1. Wahrnehmungsdifferenzen von Studierenden und

Lehrkräften

Fragestellung: a) Nehmen Lehrkräfte und Studierende die Belastung von Studie-

renden gleichermaßen wahr?

Vorgehensweise:

ad a) Mittelwert-Vergleich der in beiden Befragungen (bei Studierenden und Lehrkräften) identischen Items zum Thema „Belastung/ Motiva-tion der Studierenden“. Es werden nur die Befragungsergebnisse der Abendschulen genutzt. Motivation wird hier als Belastung durch „fehlende Motivation“ operationalisiert.

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antwortvergleich lehrkräfte & studierende:

Studentische Belastungsfaktoren I(38a-38p; 52a-52n)

1,6

2,4

1,91,4

0,9

1,8

2,92,4

3,4

2,8

2,1

3,3

0

1

2

3

4

538

a) K

rank

heit

38b)

Unv

erei

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38c)

Ber

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her

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stre

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Feh

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38e)

Arb

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such

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deng

änge

etc.

38f)

Müd

igke

it

Verbundprojekt : Steuerung von hessischen Schulen für Erwachsene - 2004

Mittelwert Lehrkräfte AS Mittelwert Studierende AS

Mittelwerte Marburg

Gar nicht

Sehr stark

Abend-schulen

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antwortvergleich lehrkräfte & studierende:

studentische Belastungsfaktoren II(38a-38p; 52a-52n)

0,2

1,2 1,0 0,7

0,2

1,0

3,2

1,8

2,52,1

1,7

2,5

0

1

2

3

4

538

i) P

flege

von

Fam

ilien

ange

hörig

en

38j)

Fre

izei

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Nöt

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Verbundprojekt : Steuerung von hessischen Schulen für Erwachsene - 2004

Mittelwert Lehrkräfte AS Mittelwert Studierende AS

Mittelwerte Marburg

Sehr stark

Gar nicht

Abend-schulen

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antwortvergleich lehrkräfte & studierende:

studentische Belastungsfaktoren III (geschlechtsspezifisch)

(38g+h, 38o+p; 52g+52n)

0,30,6

0,81,01,1 1,1

2,52,8

0

1

2

3

4

5

38g)

Män

nlic

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er)

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Wei

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Män

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it

38p)

Wei

blic

heS

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aush

alts

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Verbundprojekt : Steuerung von hessischen Schulen für Erwachsene

Mittelwert Lehrkräfte AS Mittelwert Studierende AS

Mittelwerte Marburg

Sehr stark

Gar nicht

Abend-schulen

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Ergebnis: ad a) Lehrkräfte schätzen die Belastung von Studierenden bei allen Be-lastungsaspekten durchschnittlich höher ein, als dies die Studieren-den selber tun. Lehrkräfte schätzen die Motivation von Studierenden bei allen moti-vationsbezogenen Items durchschnittlich geringer ein, als dies die Studierenden selbst tun.

Die stärksten Differenzen des Mittelwertvergleichs zeigen sich bei den Variablen:

• Kinderbetreuung bei weiblichen Studierenden (2,2 Punkte) • Finanzielle Nöte (2,2 Punkte) • Haushaltsarbeit bei weiblichen Studierenden (1,5 Punkte) • Beruflicher Arbeitsstress (1,5 Punkte) • Psychische Probleme (1,5 Punkte) • Fehlendes Interesse an einem Abschluss (1,5 Punkte)

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5.2. Wahrnehmungsgruppierung bei Lehrkräften und Studie-renden

Fragestellung:

b) Kann man Lehrkräfte danach unterscheiden, wie sie die Belas-tung/ Motivation ihrer Studierenden einschätzen?

c) Kann man Studierende danach unterteilen, wie belastet bzw. mo-tiviert sie sind?

d) Gibt es einen Zusammenhang von Belastung und Motivation?

Vorgehensweise:

ad b)

Faktorenanalyse und Clusteranalyse der Lehrkräftewahrnehmung zum Thema „Belastung/ Motivation der Studierenden“ (aufgrund der Fallzahl werden Lehrkräfte von Hessenkollegs und Abendschulen zusammengefasst).

ad c und d)

Faktorenanalyse und Clusteranalyse der Studierendenwahrneh-mung zum Thema „Belastung/ Motivation der Studierenden“

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Auswertung: Faktorenanalyse und Clusterzentrenanalyse der Lehrkräftewahrnehmung (Lehrkräfte aller Schulen für Erwachsene):

Lehrkräfte: „Vom Unterrichtsbesuch/ vom Lernen hält die Stu-dierenden ab...“

Faktor

Belastung

Faktor

Fehlende Motivation

38b) Unvereinbarkeit von Schule, Beruf und Fami-lie. 0,84

38c) Beruflicher Arbeitsstress (z.B. Überstunden oder sehr unregelmäßige Arbeitszeiten) 0,82

38a) Krankheit 0,62

38e) Arbeitssuche/ Bewerbungsgespräche/ Be-hördengänge 0,62

38d) Fehlende Motivation 0,86

38m) Fehlendes Interesse an einem Abschluss 0,81

38j) Die Studierenden unternehmen lieber etwas mit Freunden (Freizeit/ Hobby). 0,72

Clusterzentren der endgültigen Lösung

Cluster 1 Cluster 2 Cluster 3 Cluster 4

Belastet 1,1 -0,7 0,6 -0,9

Motiviert -1,1 -0,8 0,6 0,9

Relative Clustergröße 17% 28% 35% 20%

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-1,5

-1,0

-0,5

0,0

0,5

1,0

1,5

17% 28% 35% 20%

Belastet Motiviert

Steuerung von Schulen des ZBW in HessenLehrkräftebefragung 2004

Cluster der Lehrkräfteperspektive auf studentische Belastungsfaktoren(alle Schulen; 2-Faktoren-Modell)

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Auswertung: Faktorenanalyse der Studierendenwahrnehmung:

Studierende:

„Vom Unterrichtsbesuch/ vom

Lernen hält ab...“

Faktor Motivati-onslosig-

keit

Faktor Berufliche Belastung

Faktor Existenz-

siche-rung/

Alltagsor-ganisati-

on

Faktor Haushalt und Kin-

der

Faktor Krankheit

Mache lieber etwas mit Freun-den (Freizeit/ Hobby)

0,81

Fehlende Motivation 0,77

Müdigkeit 0,61 0,45

Beruflicher Arbeitsstress (z.B. Überstunden oder sehr unre-gelmäßige Arbeitszeiten)

0,87

Nicht alles zu vereinbaren (Schule, Beruf, Familie).

0,80

Finanzielle Nöte (z.B. Jobben gehen etc.)

0,76

Arbeitssuche/ Bewerbungsge-spräche/ Behördengänge

0,72

Verkehrstechnische Schwierig-keiten, zur Schule zu kommen

0,48

Kinder(er) betreuen 0,84

Muss mich um den Haushalt kümmern

0,66

(Eigene) Krankheit 0,80

Psychische Probleme 0,54

Betreuung/ Pflege von Famili-enangehörigen (nicht Kinder)

0,45

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8-Cluster-Lösung der Belastungs-Faktoren (Selbsteinschätzung Studierende)

-2,0

-1,0

0,0

1,0

2,0

3,0

27% 18% 16% 13% 8% 8% 6% 4%Clustergröße

Sta

ndar

dabw

eich

ung)

Motivationslosigkeit Berufliche BelastungExistenzsicherung/ Alltagsorganisation Haushalt/ KinderKrankheit

Auswertung: Entwicklung der Clusterstruktur „Faktoren Belastung/ Motivation" (Größenangabe in Prozent)

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5-Cluster-Lösung 6-Cluster-Lösung 7-Cluster-Lösung 8-Cluster-Lösung

[Ohne spez. Belastung] 43% (unterdurchschnittliche Motivationslosigkeit)

[Ohne spez. Belastung] 36% (unterdurchschnittliche Motivationslosigkeit)

[Ohne spez. Belastung] 29% (unterdurchschnittliche Motiva-tionslosigkeit bzw. Berufliche Belastung)

[Ohne spez. Belastung] 27% (unterdurchschnittliche Motiva-tionslosigkeit bzw. Berufliche Belastung bzw. Krankheit)

Motivationslose 20% Motivationslose 19% Motivationslose 17% Motivationslose 16% Krankheit 11% Krankheit 17% Krankheit 14% Krankheit 13% Existenzsicherung/ All-tagsorganisation 17% (Berufliche Belastung)

Existenzsicherung/ Alltagsorganisa-tion 17% (Berufliche Belastung)

Berufliche Belastung 18% Berufliche Belastung 18% (unterdurchschnittliche Exis-tenzsicherung/ Alltagsorgani-sation)

Existenzsicherung/ Alltagsor-

ganisation 12% Existenzsicherung/

Alltagsorganisation 8% (Krankheit)

Existenzsicherung/ Alltagsor-

ganisation; unterdurchschnitt-lich Krankheit 8% (Berufliche Belastung)

HH/ Kinder 8% HH/ Kinder 6%

(unterdurchschnittlich Existenzsi-cherung/ Alltagsorganisation)

HH/ Kinder 6% (unterdurchschnittlich Existenz-sicherung/ Alltagsorganisation)

HH/ Kinder 6% (unterdurchschnittlich Exis-tenzsicherung/ Alltagsorgani-sation)

HH/ Kinder; Krankheit; Existenzsi-

cherung/ Alltagsorganisation 4% HH/ Kinder; Krankheit; Exis-

tenzsicherung/ Alltagsorganisa-tion 4%

HH/ Kinder; Krankheit; 4% (Existenzsicherung/ Alltagsorganisation)

(Eine Clusterbezeichnung entspricht einer Abweichung vom Faktormittelwert, die größer als eine Standardabweichung ist. Eine Clusterbezeichnung in Klammern entspricht einer Abweichung vom Faktormittelwert von mindestens einer halben Standardabweichung.)

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Ergebnis: ad b) Bei den Lehrkräften lassen sich Gruppen unterscheiden, die spezi-fische Muster der Belastungszuschreibung aufweisen. Etwa ein Drittel der Lehrkräfte nutzt (in Relation zum Durchschnitt aller Lehrkräfte) die traditionellen Identitätsmerkmale „Hoch be-lastet, aber hoch motiviert“ zur Beschreibung der Klientel. ad c) Belastungen summieren sich in der Regel nicht, sondern es gibt Studierendengruppen mit je spezifischem Belastungsprofil. Es gibt ein Potenzial von Studierenden, die keinerlei Belastungs- oder Motivationsprobleme aufweisen. ad d) Es gibt eine Gruppe von Studierenden, die keinerlei Belastungen, aber ausgeprägte Motivationsprobleme aufweisen, d.h. Motivati-onsprobleme stehen für sich allein. Es gibt also keine korrelativen Zusammenhänge zwischen Belastung und Motivation.

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5.3. Motivation/ Belastung: Bildungsbiografische Pfade

Fragestellung: e) Kann man die aktuelle Belastung/ Motivation in biografischer

Hinsicht auf die Schulzeit der Studierenden im Ersten Bildungs-weg beziehen?

Vorgehensweise:

ad e) Faktorenanalyse der Studierendenaussagen zu Gründen für die Beendigung des Ersten Bildungswegs. Weiterhin eine Korrelation dieser Faktoren mit den Faktoren der gegenwärtigen Belastung/ Motivation.

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Auswertung: Faktorenanalyse der Studierendenwahrnehmung: Gründe für die Beendigung des Ersten Bildungswegs Studierende:

„Warum haben Sie die Schule ver-lassen und darauf verzichtet, einen höheren allgemeinbildenden Schul-abschluss zu versuchen?“

Faktor Fehlende Schulleis-

tung

Faktor Motivation

zu Berufsein-

stieg

Faktor Bildungs-negieren-

des Umfeld

Faktor Kind/ Heirat

10n) Ich hatte zu wenig Selbstdiszip-lin (häufig gefehlt oder zu spät ge-kommen, nicht gelernt, ...).

0,77

10c) Meine Noten waren nicht gut genug. 0,73

10p) Meine Schulzeit war einfach so schrecklich. 0,61

10e) Meine Lehrer meinten, einen höheren Abschluss würde ich nicht schaffen.

0,54

10h) Ich wollte endlich eigenes Geld verdienen. 0,76

10a) Einen höheren Schulabschluss fand ich unwichtig. 0,67

10i) Ich hatte keine Lust mehr auf Schule. 0,46 0,66

10b) Für die Ausbildung/ den Beruf, den ich wollte, war kein höherer Ab-schluss notwendig.

0,61

10k) Ich wollte raus von zu Hause. 0,42

10l) Meine Familie meinte, ein höhe-rer Abschluss wäre unnötig. 0,83

10f) Meine Familie meinte, einen höheren Schulabschluss würde ich nicht schaffen.

0,78

10m) Meine Freunde meinten, ein höherer Abschluss wäre unnötig. 0,61

10j) Habe ein Kind bekommen. 0,84

10o) Habe geheiratet. 0,83

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Auswertung: Korrelationen zwischen Gründen für die Beendigung des ersten Bildungs-wegs und aktueller Einschätzung von Motivation und Belastung (N=2086)

Faktor Motivati-onslosig-

keit

Faktor Berufliche Belastung

Faktor Existenzsi-cherung/ Alltagsor-ganisation

Faktor Haushalt

und Kinder

Faktor Krankheit

Faktor

Fehlende Schul-leistung

0,21 -0,03 0,13 0,00 0,05

Faktor

Motivation zu Be-rufseinstieg

0,12 0,10 -0,01 -0,07 -0,06

Faktor

Bildungsnegie-rendes Umfeld

0,00 0,06 0,08 0,05 0,07

Faktor

Kind/ Heirat -0,05 0,01 0,00 0,29 -0,01

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Ergebnis: ad e) Bildungsbiografisch ergeben sich zwei Zusammenhänge zwischen Erstem und Zweitem Bildungsweg: • Motivation korreliert mit der Einstellung zur Schule und diese mit

bildungsbiografischen Erfahrungen der Schulzeit im Ersten Bil-dungsweg.

• Eine weitere Korrelation ergibt sich durch den Aspekt Familien-

gründung (Familie meint hier ein Generationenverhältnis, nicht zwangsläufig Ehe oder zwei Elternteile). Diese Familiengründung ist ebenso Grund für die Beendigung des Ersten Bildungswegs wie Belastungsfaktor während des gegenwärtigen Besuchs des ZBW

Motivation und Belastung: Drei bildungsbiografische Pfade

Aspekt Motivation: Erfolglosigkeit

Aspekt Motivation: Berufliche

Unzufriedenheit

Aspekt Belastung: Kinder/ Haushalt

Negative Schulerfahrung (Erfolglosigkeit)

Negative Einstellung zu Schule

Fehlende Motivation (in-dividuelle Probleme und Ablehnung von Schule) als aktuelle Belastung

Berufseinstieg als Alter-native zur (negativ wahrgenommenen)

Schule

Negative Einstellung zu Schule wird beibehalten/ Beruf offenbar unbefrie-

digend

Fehlende Motivation durch instrumentelle Nutzung der negativ

wahrgenommenen schu-lischen Lernform

Kind/ Heirat während der Schulzeit

Belastung durch Kinder/ Haushalt während aktu-eller Schulzeit, da ZBW-Schulzeit zeitnah angeschlossen

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6. Zusammenfassung

Ø Der Funktionswandel schulischer Berechtigungen erzeugt die Notwendigkeit weiterführender Schulabschlüsse und fundiert ei-nen (steigenden) Zulauf zum ZBW. Dies kann nach Schulformen bzw. Schulabschlüssen differenziert werden:

Ø Studierende an AHS und ARS erhalten die Anschlussmöglichkeit an die Erwerbsarbeit, wobei der ZBW indirekt eine Absorptions-funktion erhält („Warteschleife“).

Ø Studierende der Abendgymnasien bzw. Hessenkollegs erhalten sich die Option einer Hochschulausbildung.

Ø Eine zentrale Legitimationsfigur des ZBW ist die Kombination

von Belastung/Motivation der Studierenden. Aber:

Ø Ein wesentlicher Anteil der Abendschüler kommt keiner/ wenig Erwerbsarbeit nach (ein Drittel an AG, zwei Drittel an ARS/ AHS)

Ø Knapp ein Fünftel schätzt berufliche Belastung als zentrale Be-lastung ein. Setzt man „Haushalt/ Kinder“ als Erwerbsarbeit, dann erhöht sich der Anteil auf etwas über ein Viertel der Studie-renden.

Ø Genauso groß ist der Anteil der Studierenden, die keinerlei spe-zifische Belastung wahrnehmen.

Ø Generell gibt es kaum Kopplungen von Belastungsfaktoren (Ausnahme: Krankheit mit Haushalt/Kinder)

Ø Ein Sechstel der Studierenden weist Motivationsprobleme bezüglich Lernen und Schulbesuch auf, die mit keinerlei weiteren Belastungen einhergehen. Diese Ablehnung von Schule und Lernen beruht auf der individuellen Bildungsbiographie, d. h. bio-grafischen Schulerfahrungen, die vor allem schulisch organisier-tes Lernen ablehnen.

Ø Lehrkräfte überschätzen deutlich das subjektive Belastungs-empfinden von Studierenden. Ein Drittel der Lehrkräfte reprodu-ziert in der eigenen Wahrnehmung das institutionelle Legitimati-onsmuster.

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7. Diskussionsthesen

Ø Die soziale Lage der Studierenden ist nur lose an den institutio-nellen Klientelentwurf gekoppelt.

Ø Der Funktionswandel schulischer Berechtigungen verstärkt diese Entkopplung.

Ø Selbsteinschätzung der Studierenden ist nur bedingt an ihre Si-tuation/ Fähigkeiten gekoppelt.

Ø Die Wahrnehmung der Lehrkräfte ist nur lose an die empirische Situation bzw. Selbstzuschreibung der Studierenden gekoppelt.

„Neue Steuerung“ erzeugt u. a. Sichtbarkeit (Kennzahlen) und in-tendiert eine stärkere Kopplung von Ziel und Bedingung (Effizienz).

Motivationsprobleme von Studierenden, Spezifika der Belastung, Lernbiografien sowie vermeintliche Belastungen werden zu Prob-lem- und Konfliktzonen der Organisation. Dies umso mehr, je stär-ker Entkopplungstendenzen im ZBW empirisch vorhanden sind darüber hinaus sichtbar gemacht werden.

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8. Adressen

Das Verbundprojekt:

„Steuerung von Schulen des Zweiten Bildungswegs (Schulen für Erwachsene) in Hessen“

www.rub.de/sfe-hessen

Kritik, Anregungen, Rückfragen sind sehr willkommen! Sascha Koch Ruhr-Universität Bochum Institut für Pädagogik Lehrstuhl Berufs- und Wirtschaftspädagogik GA 1/31 Universitätsstraße 150 44801 Bochum [email protected]