Schahrastani Religionspartheien

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    *

    ' 1

    MARSHALL MONTGOMERYCOLLECTION

    Momgomoy (-J- ^ /-O

    r 1

    Abn-I-Fath* MuKammad aseh-Schahrast&nfs

    ReUgionspartheien und Phllosophen-

    Scholen.

    Zum

    ersten Male vollstndig aus dem Arabischen bersetzt

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    und mit erklrenden Anmerkungen versehen

    von

    Dr. Theodor Haarbrflcker,

    Privatdocenk der orientalischen Litteratur an der Unirersilt Halle,

    Mitglied d. D. M. GeaelUchafi.

    Erster ThelL

    Die mutfammadanischen , jdischen, christlichen

    und dualistischen Religionspartheien.

    Halle,

    C. A. Schwetschke und Sohn.

    18 5 0.

    UNIVERSfTY

    OF

    OXFORD

    AkK

    4

    Meinen lieben Eltern

    als Zeichen

    innigster Verehrung und Dankbarkeit

    gewidmet.

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    Der Eltern Woliltbat ist ein Yorschuss.

    Vorwort.

    Uas vorliegende Werk asch-Schahrastdni's, welcheseine compendiariscKe Zusammenstellung der religisen undphilosophischen Ansichten des ganzen Menschengeschlechtesenthlt, Ton welchen der Verfasser Kenntniss erlangt hatte,ist seit lange in Europa bekannt. Ed. Pococke hat be-reits in seinem specimen hisioriae Arabum (1649) das Sek-tenwesen des Isl&m betreffende Auszge daran mitgetheilt;etwas spter (1661) gab Abraham Ecchellensis in seinerSchrift gegen Seid onus einen Abriss der mnliammadanischenReligionssekten, welcher sich gleichfalls auf asch-Schah-rastin i's Angaben stiitzte. Auch Hjde in seiner histor. relig.

    ve^. Per. (1700) benutzte ihn. Sptere, Maracci im prodro-mus ad refuiaiionem Alcoranif Sle in der Einleitung zu sei-ner Uebersetzung des Kordn u. A. wiederholten nur jene Mitthei-Inngen. Erst in neuerer Zeit mehrte sich die Bekanntschaftmit dem Buche asch-Schahrastani's; de Sacy machteinseiner Chrestomathie arabe, tom. /. p. 360 ff. ein neues Bruch-stck bekannt, welches ber jdische Sekten im Orient Nach-richt giebt; Schmlders hat in seinem Essai sur les 6co^les philosophiifues chez les Arabes etc. (Paris 1842) da-von Gebrauch gemacht; t. Hammer benutzte bei seinerAufzhlung der Sekten des Istdm (Wiener Jahrbb. 1843, H.1.) eine trkische Uebersetzung daron. 1842 endlich gabCureton den ersten Theil des vollstndigen arabischen Tex-

    tes heraus (>^!^ JJUH wl^ Booh of religious and phi-losophical sects by Muhnmmad Al-Shahrastdni. Nbwfirst edited from the collation of several mss. by the Rev.William Careton. London: printed for the society for

    VI Vorwort.

    ihe pubUcation of oriental iexis. MDCCCXLII.)^ welchem1846 der zweite, das Werk beschiiessende Tbeil folgte.

    Cure ton hcit sich dnrrli die mfibevolle ^ aber in jederHinsicht wohl gelungene Heransgabe dieses Werkes znnchstgrosse Verdienste nm Alle, welche mit arabischen Studienbeschftigt sind, erworben. Wie werthyoU die frher be-kannten Auszge aneh imnier waren-, ^ Pococke nament-lich war dabei mit grossem Geschick zn Werke gegangen es waren doch nnr Brnchstficke, welche, wie Fleischerin seiner Anzeige Ton Cnreton's Ausgabe (Leipz. Reper-tor. 1848, Heft 41, S. 45.) trefiend sich ausdrnrkt, das Be*dfirfniss des ganzen Werkes fr jeden Orientaliston erstt^ht fiihlbar maehtii. Aber das Werk asch-Schahra*stAni^ ist anrh ganz dazu geeignet, in weiteren Kreisenals bks bei den arabischen Philologen Interesse zu er-

    wecken, luseforn der Abschnitt desselben, welcher die Re-ligionspartheien des Isldm behandelt nnd als Hanptquelle fttriKe Geschichte nnd Ansichten derselben zu betrachten ist, hier

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    zum ersten Male wflstndig und in beglaubigter Form be-kannt gemacht worden ist, wird jede Bearbeitung diesesGegenstandes fortan darauf zurckgehen mssen. Es istKU bedauern, dass es der Aeissigen und Terdienstlichen Zu--sammenstelinng des friiher bekannten Materials, welcheWelff in der Einleitung zu sviner dentscfaen Bearbeitung(Die B^tusen und ihre V&rlSufer. Leipz. 1845) roa de

    Sacj's: Expos de lu retigioH des Druzes, gegeben hat,nicht verstattet g

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    wohl geengt hat, erst durch Bekanntschaft mit der fsrierhi-schen Philosophie hervorgerufen; er bestand bereits, ehe diephilosophischen Schriften der Griechen durch Ueln^rsetzung

    VIII Vorwort.

    ins Arabische bei den Bekeniiern des Islam Eingang fanden,unr gewann er dnrch dieselben uamendirh bei einigen hre-tischen Sekten, wie anch asch-Schahrastni ansdriek-lieh bemerkt, eine andere Form nnd weitere Ausbildung.

    Was asch-Srhahrastdni Ton den anderen Reli-gionspartheien , den ihm bekannten jdischen, christlichen nnddualistischen Sekten mitzntheilen hat, ist natrlich fiir diebetreffenden Disciplinen nicht von derselben Wichtigkeit, alsseine Darstdinng des islamischen Sekten wesens fiir die mu-fiaromadanische Dogmatik. Allein anch da begegnen nns An-

    gaben, welrhe wohl geeignet sind, auf manche dunkele Par-tieen einiges Licht sn werfen. Ich erwhne hier besondersseine Darstellung der Religionsansichten der Manicher,sowie ider Daifzantja (Anhnger von Bardesanes), welcheer aU streng dualistische, nicht als christliche Sekten bezeich-net; Zoroaster und seine Anhnger rechnet er nicht zuden eigentlichen Dualisten.

    Der zweite Theil, welcher die religisen Ansichtender Saber, die Sjsteme der Philosophen und die Mei-nungen der Gtzendiener enthlt und Ton welchem bisher ei-gentlich gar nichts bekannt war, giebt nns vor Allem einBild, in welchem Umfange die Gelehrten des Isldm im Uten

    und 12teu Jahrhundert mit griechischer Philosophie rer-traut waren. Er beginnt mit einer speciell durchgefhrtenDarlegung der s ab i scheu Religionsansicht in Form einerDisputation zwisch*n Anhngern der wahren (islamischen)R

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    Itrh zu machen, eines Entschlusses | der sofort nach dem Er-scheinen des arabischen Texte in mir rege wurde, obwohlder Herausgeber das Nachfolgen einer englischen Ueber-setzuug angekndigt hatte. Nachdem mir dann spter be-kannt geworden war, dass Cure ton anderer Arbeiten we-gen diese Uebersetznng vorlufig ganz hinausgeschoben habe,wurde die meinige um so weniger aufgegeben Nicht ganz

    ohne Einfiuss dabei war auch der Wunsch, die AensserungRitter's, dass diejenigen, welche Arabisch Terstnden, sichlim die arabische Philosophie wenig kuinmerton, meinerseitsnicht wahr werden zu lassen. Dass die Verffentlichung mei-ner Uebersetznng, deren erster Theil bereits lngere ZeitTollendet war, durch die Verhltnisse der letztrergangenenJahre rerzgert wurde, ist, wie ich hoffe ^ fr dieselbe nichtohne Vortheil gewesen. Ehe ich aber weiter davon rede,scheint es zweckmssig, die nns ber asch-Schahrastniselbst erhaltenen Nachrichten Toranzuschicken.

    Abn-'l-Fatfi MuHammad Ibn Abn-'l-Kasim

    Abd-al-Karim Ibn Abu Bakr AHmad asch*Schah-rastni war nach der Angabe von al-Hafitz Abu SidAbd al-Kartm as-Sam'ani, welche von asch-Schahra-stni selbst herstammt, bei Ibn Challikan (Artikel asch-Schahrastdni, No. 622.) geboren im Jahre d. H. 479. (1086n. Chr.)in Schahrastan, einer Stadt Churasan's am An-fange der Wste, welche Chnrasan und Chuarazm trennt,nicht zu verwechseln mit zwei anderen Stdten gleiches Namens.Ibn Challikdn selbst sagt, in seinen Papieren fnde sichdas Jahr 467 (1074) angemerkt, er wisse aber nicht mehr,woher er diese Notiz entnommen habe. Asch-Schahra-st an i studirte die Rechtswissenschaft unter Alimad al-Chawfi, Abu Nafzr al-Kuschairi u. A., sein Lehrer

    in der Wissenschaft des Kai am war Abu-i-Kdsim a.1-

    X Vorwort.

    Anfzari; in beiden Wissenschaften erwarb er sich grosseAuszeichnung. Die Tradition hrte er beiiVli Ibn Aiimada l-M a d tu i in Nisabi\r n. A. Besonders wird noch seingntes Gedchtniss, das Angenehme seiner Unterhaltnng nnddas Eindringliche seiner sittlichen Ansprachen gerhmt. Erbekannte sich zur Sekte der als orthodox geltenden AschlS-rija, deren Lehre er daher im vorliegenden Bnche (S. 98 ff.)mit besonderer Ansfilhrlicfakeit nml sichtlicher Betheiligungabhandelt. Er begab sich im Jahre 510 (1116) nach Bagdad,woselbst er drei Jahre blieb und von Jederman die grssleAchtung enoss. Gestorben ist er in seiner Gebnrtsstadt imJahre 548 (1153), nach anderer Angabe 549.

    Er hat mehrere bedeutende Werke geschrieben, welchezum Theil noch erhalten sind. Ausser dem vorliegenden,worber sofort ausfiihrlicher zu reden ist^ sind von IbnChallikAn vier aufgezhlt

    1) Nihajat al-lkdam ft 'lim al-Kalm >) (die

    Grnze djes Vorschreitens in der Wissenschaft des Kalam), wo-von sich ei>ne Abschrift in Oxford befindet; vgl Uri: iblio'ihecae Bodlejanae Codd. Mss. orr. Catal. p. 1 14.

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    2) Al-Man4hid8ch wal-Bajanat 3) (die Pfade unddie Erklrungen [der Wissenschaft])

    3) Kitah al-Mufzaraa ^) (das Buch des Strrites) derPhilosophien" setzt nach C u r e t o n*s Angabe IbnMulakkinhinzu in KajisUJI l^fiait oLJ? (Bodiejan Librarj. Hunt. 108,

    fol.135.); vgl.'HadschiChalfa ed. Flgel, tomV.p.574.

    4) Talchlfz al-Aksam li-Madsahib al-Anm)(Genaue Angabe der Theile in Betreif der Lehrsjsteme derMenschen); vgl. ^H. Ch. tom. II p. 400.

    Es erwhnt ferner *H ad seh i Chalfa, tom II. p. 125ein anderes Werk: Tartch al-*Hukamd ^) (Chronik

    ) oLwJL ^lui\

    3) c^LaJ! s^iXf

    *) U

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    die Blasphemie zu gross erscheiat, verwahrt sich sein glu-biges Gemth durch eine kurze Lobpreisung Gottes, oderwenn ihm die Verkehrtheit zu sehr auf der Hand zu liegenscheint, fhlt er sich gedrungen, die begangene luconsequenzaufzuzeigen Man muss nur au sein orientalisches Bewusst-sein nicht zu grosse Anforderungen stellen. Wahre histo-rische Kritik zu ben , ist einmal nicht Sache des Orients,

    XII Vorwort.

    und so findet sich auch im yorlie^enden Werke mittfii unterecht geschichlli4^heni Gute genug Fahelwerk , welches der Le-ser, dessen Auge nicht durch gleiche oder hnliche Voraus-setzungen getrbt ist, sofort als solches erkennt. Abgesehenaber von dieser fast bei jedem orientalischen Schriftstelleriinyernieidlichen Beigabe erweist sich asch-Schahrastnials ein Mann Ton gebildetem Geschmack und Gewandtheit

    im Ausdrucke, der gescheidt in der Auswahl und geschicktin der Anordnung des mitzutheilenden Materials ist. Freilichhat er dabei die Verhltnisse und Bedrfnisse seiner Glau-bensgenossen vor Augen, geht also bei manchen Punkten, wel-che fr uns Ton geringerem Interesse sind, sehr ins Detail,whrend er Anderes > wobei wir gerade Ausfhrlichkeit wn-schen mssen, nur kurz berhrt, weil er es als bekannt vor-aussetzt. Dennoch lsst sich aus seiner Geschichte des soverwickelten Sektenwesens im Isldm eine klare und ber-sichtliche Vorstellung davon gewinnen. Seine Sprache istnoch nicht die trockene und drre Schnlsprache der spte-ren Scholastik mit ihren seitenlangen haarsp.iltenden Begriffs-bestimmungen, wie sie sirh z. B. in den Mawakif des

    ^dhad ad-Din al-Idschi und bei deren CommeutatorDschurdschni findet; er weiss seine Darstellung durchSeitenblicke auf die Geschichte und Einschaltung von Versenzu wrzen, wie ihm denn auch bei passender Gelegenheiteine humoristische Wendung nicht fehlt.

    Cure ton standen bei der Herausgabe dieses Werkessechs Abschriften zu Gebote, von denen zwei, eine aus demJahre 1217, der Universittsbibliothek in Lejden (No. 447u. No. 711) angehren, eine in dem Privatbesitze von Dr.John Lee sich befindet, eine ans dem Jahre 1767 in derBibliothek der ostindischen Compagnie, zwei, deren eine (Cod. u4)aus dem Jahre 1448 stammende vom Heransgeber in seinem:CaUdogus codicum Mss. orienialium, qui in Museo Bri-fannico asservantur'' Lond. 1846. fol. p. 111 genau be-schrieben und bei der Herausgabe zur Grundlage genommenist, in dem britischen Museum sich befinden. Ausserdem hater eine persische Uebersetzung, welche sich in der Biblio-thek des East-lndia House (No. 1323) befindet, sowie die

    Vorwort. xill

    oben angefiihrte Chronik der Philosophen dabei benoUt. Bei

    sehr zweifelhaften Stellen hat er endlich zwei in Oxfordbefindliche Handschriften (Ms. Pocock. 83, Tgl. Uri's Cata-log p. 57 nnd Ms. Hnnt.* 158 , Tgl. NicolPs Catalog p. 75)

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    zu Bathe gezogen. Der Heransgeber spricht sich in seinerVorrede ber die Art nnd Weise, wie er diese Terschiede-nen Vorlagen benutzt habe, weitluftig ans nnd setzt wohlganz mit Recht hinzu, dass nur derjenige die Schwierigkeitten einer solchen Arbeit ermessen knne, der sich selbst inhnlichem Falle befunden habe. Ich kann dem competentenUrtheile eines Mannes wie Fleischer a. a. 0. S. 47, dass

    Cnreton's Ausgabe Ton a seh- Schahrast dni als eineTortreffliche , gelungene Arbeit anzuerkennen sei , nnr beistim-men. Dass ich dennoch an einigen Stellen fr meine Ue-bersetzung eine andere Lesart gewhlt habe, dafr werdeich meine Grunde in den Anmerkungen anfahren.

    Beim Beginne meiner Uebersetznng lag mir nur Cure-ton's gedruckter Text Tor; ich hoffte indess^ da derself)e demzweiten Theile des Werkes ein Verzeich niss der Variantennnd Druckfehler beizugeben Tcrsprochen hatte, mit Hilfe des-selben etwaige MissTcrstndnisse bei einer zweiten Durch-sicht berichtigen zu knnen. Nachdem ich dann im Laufe

    meiner Arbeit bei mehr als einer schwierigen Stelle zu derUeberzeugung gekommen war, dass eine Vergleichung derTerschiedenen Handschriften^ um zu einem sicheren Verstnd-nisse zu gelangen, sehr wiinschenswerth sei, wurde meine Er-wartung in Betreff der Variantensammlung getuscht, da Cu-reton die Mittheilnng derselben fr seine Uebersetzung auf-zusparen beschlossen hatte. Nichts war natrlicher als ei*nerseits das Bedrfniss, andererseits der Wunsch, an Ortund Stelle der Torhandenen Hilfsmittel Ton diesen, namentlichTon der persischen Uebersetznng nnd einem persischen Com-mentare des Werkes ^) nnd Ton den anderen noch TorhandenenBchern asch-Schahrastni's ausgedehnteren Gebrauchmachen zu knnen. Allein da meine Mittel zu einer Reise

    ^) Nach Careton's Angabe preface p. III. in der Bibliothek vonEton College befindlich.

    XIV Vorwort.

    Rftch England aidit anBreiebeii nnd ein wiederholMitlick an daskonigl. prens. Unterriclitsniinisterimn gerichtetes Bittgesnch nmUntersttzung fiir diesen Zweck aus Mangel an geeigneleDFonds absipklaglich beschiedea wurde , blieb mir Nichts brig,als Blich durch einen Frennd in London an Cure ton selbstzu wenden. Dieser ist denn auch 90 freundlich gewesen, mirim vorigen Sommer seine Abschrift vom Cod. A des britischenMuseums mit eingetragenen Varianten der anderen Mss. znnberschicken , wofr ich ihm ffentlich meiaen aufrichtigenDank abzustatten mich gedrungen fhle. Ich bin dadurch inden Stand gesetzt worden, manche Stelle besser und sichererzu verstehen, manche ist mir durch die betreffenden Varian-ten berhaupt erst verstndlich geworden. Auch den HerrenProfessoren Fleischer und Rdiger bin ich ffentlich zudanken verpflichtet Jener hatte die Gte, mir die bei Ge-^

    legenheit seiner Anzeige der arabischen Ausgabe gemachtenschtzbaren kritischen Bemerkungen zu berlassen. Letzte-rem habe ich so manche Mittheilung aus dem Schatze seines

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    Wissens zn verd^lnken , welche derselbe mir noch im Verlaufedes Druckes gemacht und wodurch meine Uebersetzung anRichtigkeit, wie an Geaanigkeit gewonnen hat Die Ent-scheidung darikber, ob es mir gelungen ist, berall den rich-tigen Sinn zu treffen, namentlich fr die mannigfaltigen Ter-*mini der arabischea Scholastik die passenden deutschen Aus-drcke zu whlen oder auch zu bilden, berlasse ieh dem

    Urtheile der Sachverstndigen, welches ich nicht zu scheuenbrauche. Wer die Schwierigkeit, einen Text dieses Inhalteszn verstehen und entsprechend wiederzugeben, aus Erfahrungkennen gelernt hat, wiid mir etwaige Fehler nicht zu hochanrechnen. Einige Versehen, die ich bei wiederholter Durch-sicht entdeckt habe, werde ich bei den trotz aller Vorsicht wh-rend der Correktnr brig gebliebenen Druckfehlern anfiihren*Als obersten Grundsatz bei der Uebersetzung habe ich dieTreue derselben nnd das genaue Anschlieaseu an den arabi-schen Text festgehalten, soweit es immer der deutsche Aus-druck ohne undeutsch zn werden erlaubte. Ich ging dabeivon dem Gesichtspunkte aus, dass das Buch fr manche Le-

    ser, welche den arabischen Text nicht ver^eicken knnen.

    Vorwort. xv

    Bnr so als sichere Grnndlage bei ihren Studien dienen knne.Bei philosophischen Demonstrationen bewirkt ja schon diekleinste Aendernug der Constrnklion zu leicht eine Modifika-tion der ganzen AnfTussung* Die eingestreuten Verse Ter-danken ihre poetische Form in dem Mernm des Originalsmeinem Freunde Dr. Schwetschke, dessen Mnse hier nichtBum ersten Male dem Orient und seinen Verhltnissen sich

    angewandt hat, wie ausser Anderem sein gt" westlicher Di'^wuPi beweist.

    Die iiinfte Vorrede asch->Schahrastni's, welche ingelehrt -knstelnder Weise die Eintheilnug des Werkes durchdie Regeln der Rechnung zu begrnden sucht, habe ich inder Uebersetzung ausgelassen ^ um sie unter den am Schlssenachfolgenden Anmerkungen zugleich mit einer noth wendigenansftihrlicheren Erklrung der Torkommenden Kunstansdriickenachzubringen. Ich hatte anfangs die Absicht , die Anmer-kungen fortlaufend unter dem Texte hinzuzufgen, allein daich.es fr angemessen erachtet habe, dasjenige, was anderwrts,namentlich in den Mawdkif, deren betrciTender Theii durchSoerensen's correcte Ausgabe (Lipsiae MDCCCXLVIII.)nun auch zugnglich geworden ist, woTon aber eine voll-stndige Uebersetzung mir nicht grade zweckmssig erscheint,ber einzelne Sekten und Personen mitgethct wird undbei asch-Schahrastdni sich nicht findet, in die An-merkungen aufzunehmen , so wrden dieselben unter demTexte zu viel Platz weggenommen und ausserdem bei ihremTorwiogond philologischen und littcrar- historischen Charak-ter manchen Leser leicht gestrt haben. Ich habe also nurhie und da eine kurze Bemerkung, die mir der Text zubediirfen schien, und wichtigere Abweichungen in den Na-men unter dem Texte stehen lassen. Was die Eintheilung

    anbctrilTt, so hat Cureion, weil die Zeichen derselben inkeinem Manuscripte vollstndig und genau hinzugesetzt sind,seinen Text ohne dieselben drucken lassen. Ich habe der

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    besseren Uebersicht wegen die Eintheilung in Abschnitte,Bcher, Kapitel u. s. w. durch Combination der Angaben inden verschie^Ienen Handschriften diirchzufllhren gesucht; wojede Angabc fehlte, bin ich der Analogie gefolgt. Die in

    XVI Vorwort.

    Parenthese hinzugesetzten Seitenzahlen der arabischen Aus-gabe schienen mir zur Erleichterung der Vergleichung noth-wendig.

    Die arabische Form der Namen habe ii*h grsstentheilsbeibehalten und nur, wo es noth wendig schien, die entspre-chenden deutschen daneben gesetzt, wie umgekehrt zuweilen denarabischen Ausdruck der Deutlichkeit wegen zu dem gewhltendeutschen hinzugefgt. Was die Schreibung der arabiseheuWorte anbelangt, so bin ich zunchst unbedenklich der Autoritt

    von Mnnern wie Frhn, Cnreton n.A. darin gefolgt, dassich stets die reinen Vokale a, i, u gesetzt habe. Die Mo-difikation derselben durch die rerschiedenen Consonanten lsstsich doch einmal nicht ganz genau bezeichnen und tritt ja,zum Theil wenigstens, auch bei der Aussprache im Deut-schen von selbst ein. Nur wenn ^ mit Dhamma zu sprechenist, habe ich gewhnlich o gewhlt; ausserdem habe ich ei-nige ganz eingebrgerte Worte wie Koran u. A. nicht n-dern mgen. In Betreff der Consonanten habe ich folgendeAusdrucksweise gewhlt :

    \^ ist durch th

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    Schliesslich bemerke ich noch, dass mit dem zweitenTheile, dessen Druck bereits begonnen hat, ausser den An-merkungen auch ein ToUstndiges Namen- und Sachregistererscheinen wird.

    Halle, den 23. April 1850.

    IIar1rtteker.

    Inhaltsanzeige.

    Seite

    Vorwort des Uebersetzers V XVI

    Eingang 1

    Erste Vorrede (Eintheilung des Menschengeschlechts) .... 2

    Zweite Vorrede CZhlung der Sekten des Isidm) 4

    Dritte Vorrede (Einwrfe des Satans gegen Gott) 8

    Vierte Vorrede (Einwrfe gegen Muliammad) 14

    Fnfte Vorrede (Grund der Anordnung des BucheO .... 30

    Die Lehrmeinungen des Menschengeschlechts.

    Erster ThelL

    Die Religionsbekenner 34

    Erstes Bach.

    Die Muslimn . * 36

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    Erster Abschnitt.

    Die Mnner der Grundlehren 38

    Erstes Kapitel.

    Die Miftazila, Dschabarya, Sziftga u. A 41

    I. Die Mittazila 41

    1. Die Wdfzilija 44

    2. Die Hudsailija 48

    3. Die Natztzdmija 53

    4. Die 'Hjitija und 'Hadathija 61

    5. Die Bischrija 656. Die Mu^nimarija 67

    7. Die Muzdrija 71

    8. Die Thumnija 73

    9. Die Hischftmija . 74

    10. Die Dschdliitzija 76

    11. Die Chijtfja 79

    12. Die Dschuhbfja und Bahschamija 80

    XVIII Inhalt.

    SeiteII. Die Dschabarija . .* 88

    1. Die Dschahmija 89

    2. Die NaddschArija 92

    3. Die Dhirrtja 94

    111. Die Szifttja 95

    1. Die Asclirija > 98

    2. Die Muschabbiha HS

    3. Die KarrAmija 119

    Zweites Kapitel.

    Die Chawridsch , Murdschia und Wa'idtja 128

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    I. Die Chawridsch 128

    1. Die ersten Mufiakkima 129

    2. Die AzArika 133

    3. Die NadschadAt CAdsirija) 136

    4. Die Baihastja 139

    5. Die *Adschrida 143

    a. Die Szaltija.

    b. Die Maimilnija.

    c. Die *Hamzija.

    d. Die Chalaftja. *

    e. Die AtrAfija.

    f. Die Schu^ibija.

    g. Die Chrimija.

    6. Die Tha'hba* .147

    a. Die Achnasija.

    b. Die Mi^badtja.

    c. Die Raschfdija.

    d. Die Schaibnija.

    e. Die Mukarramija.

    f. Die Mlumija nnd die Madschhiilija.

    7. Die Ibdhija 151

    a. Die 'Haflzija.

    b. Die 'HArithija.

    c. Die Jazidija.

    8. Die Szifrija CZijAdfja) 154

    II. Die Murdschia 156

    1. Die Jnusija 157

    2. Die*Obaidija 158

    3. Die GhassAnija 158

    4. Die ThaubAnija 159

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    5. Die Tmanfjai 161

    6. Die SzAlifija 162

    Inhalt. XIX

    Drittes Kapitel.

    Seite

    Die Schi. 164

    I. Die- Kaisnija 165

    1. Die Muchtrija 166

    2. Die Uschimija 169

    3. Die Biiniiija 171

    4. Die Rizmija 173

    II. Die Zaidtja 174

    1. Die Dsclirtidija 178

    2. Die Sulaimiiija 180

    3. Die Szaiiliija und die Bntrija 181

    III. Die Immija 184

    Die Bkirija und die stellen bleibenden Dschsifarija . . . 188

    a. Die Mwisija.

    b. Die Aftaiiija.

    c. Die Schamitija.

    d. Die Musawija und die Mnfadhdhalija.

    e. Die stehenbleibenden Isma'ilija.

    f. Die Ithn^scharija (Zwlfer).

    IV. Die Ghlija . . , 199

    1. Die Sabija 200

    2. Die Kmilija 201

    3. Die Ubija 202

    4. Die Mughirija 203

    5. Die ManCsurija 205

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    6. Die Chattbija 206

    7. Die Kajjdlija , 208

    8. Die Uischmija 212

    9. Die Ndmnija 215

    10. Die Nnfzairija und die IsHkija 216

    V. Die Ismilija (Btinija) 219

    Zweiter Abschnitt.

    Die Mnner der Folgerungen 230

    I. Die Anhnger der Ueberlieferung 242

    II. Die Anhnger des Urtheils 243

    Zweites Bucta.

    Die Religionsbekenner ausser den Muslimdn 244

    Erster Abschnitt.

    Die JSchriftbesitzer 245

    XX Inhalt.

    Erstes Kapitel.

    Seite

    Die Jahtid (Juden) 247

    I. Die 'Annija 253

    11. Die 'Isawija 254

    III. Die Makriba und die Jda*dnija 255

    IV. Die Sdmira (Samaritaner) 257

    Zweites Kapitel.

    Die Nafisra (Christen) 259

    I. Die Malkija (Melcliiten) 262

    II. Die Xastiirija (Nestorianer) 265

    111. Die Jkiibija (Jakobiten) 267

    Zweiter Abschnitt.

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    Diejenigen, welche etwas Aehnliches von einem geoffeubarten

    Buche haben 270

    rstes Kapitel.

    Die Madschs (Magier) 275

    I. Die Kajiimarthija 276

    II. Die Zarwnija 277

    III. Die Zarduschtija 280

    Zweites Kapitel.

    Die Thanawija (Anhnger von zwei Priucipien) 285

    I. Die Mnawija (Manicher) 285

    II. Die Mazdakija 291

    III. Die Daifznfja (Anhnger von Bardesanes) 293

    1. Die Marknija 295

    2. Die Kainawija, Szijmija und die Anhnger der See-

    lenwanderung 297

    Aufzhlung der Feuertempel 298

    Im Namen Gottes, des Allbarmherzigen,

    des Erbarmer's.

    Liob sei Gott, das Lob derer, welche fr alle seine preiswurdigen Tliaten, in Folge aller seiner Gnadenbezeugun-gen Dank sagen, zahlreiche, angenehme, segensreicheLobeserhebungen, wie er deren wiirdig ist. Und dieGnade Gottes sei iiber Muliammad, dem Auserwhlten,dem Gesandten der Gnade, dem Siegel der Propheten, undber seiner Familie, den Guten, den Reinen; eine Gnade,deren Segnung bis zum Tage des Gerichts dauert wi9er Gnade erwiesen Ibrahim und seiner Familie. Wahr-lich (Gott} ist der zu Lobende und der zu Preisende.

    Nachdem ich unter gttlichem Beistande die Mei-nungen der Bewohner der Welt, der Bekenner derverschiedenen Religionen und Religionssekten wie de-rer, welche ihrem eigenen Kopfe *) folgen und denphilosophischen Systemen anhngen, gelesen und ihreTrnksttten und Weidepltze betreten und ihre Zah-

    men und ihre Wilden eingefangen hatte**), fasste ich

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    *) Der arabische Ausdruck AliIu-'l-AIiw bedeutet wrtlicli dieLeute der Gelste. Der Tadel, welcher in der Bezeichnung mitent>halten sein soll, trifft aber zunchst die intellectuelle 8eite derEigeuwilligkeit der Bezeichneten, insofern sie der eigenen Ver-nunft, nicht der Offenbarung folgen wollen; das Befriedigen derLste auf moralischen Gebiete ist erst eine Consequeiiz davon,

    welche keines wcges von Allen , die unter jenem Namen zusam-mengefasst werden, gezogen zu sein braucht.

    **} Der Ausdruck ist vom Nomaden- und Jgerlcben hergenommen.

    Schahrastani. 1

    2 Erste Vorrede.

    den Entschluss dieses in einem Compendium zusammen-

    zustellen, welches Alles enthielte , was die Rcligionsbc-kenner glauben und die philosophischen Systemen Anhn-genden als ihre Ansicht aussprechen, eine Erleuchtungfr den, der Licht sucht, und ein Licht fr den, der Er-leuchtung begehrt. Bevor ich aber an die Sache selbstherangehe, ist es nothwendig ftinf Vorreden voranzo-schicken. Die erste Vorrede hat zum Inhalte eine Aus-einandersetzung ber die Eintheilung des Menschenge-schlechts, eine allgemeine Uebersicht. Die zweite Vor-rede hat zum Inhalte die Feststellung eines Canons, wor-auf die Zhlung der Sekten des Islam beruht. Die dritteVorrede hat zum Inhalte eine Auseinandersetzung desersten Einwurfes, welcher in die Schpfung hineingekom-

    men ist, seines Ausgangspunktes und seines Offenbarwer-dens. Die vierte Vorrede hat zum Inhalte eine Ausein-andersetzung des ersten Einwurfes, welcher in die isla-mitische Religion hineingekommen ist und wie seine Aus-breitung stattgefunden hat, seines Ausgangspunktes undseines Offenbarwerdens. [2] Die fnfte Vorrede hat zumInhalte den Grund, welcher die Anordnung dieses Buchesnach der Methode der Rechnung nothwendig gemacht hat.

    rste Vorrede

    welche eine erldrende Angabe der Eintheilung des Menschenge-schlechtes in allgemeiner Uebersicht enthlt.

    Einige theilen das Menschengeschlecht nach den sie-ben Klimaten ein und geben den Bewohnern eines jedenKlima's ihren Antheil an den verschiedenen natiirlichenund geistigen Anlagen, worauf die Farben und Sprachenhinweisen. Andere theilen dasselbe nach den vier Him-melsgegenden ein, nemlich Osten, Westen, Sden undNorden und theilen einer jeden Himmelsgegend ihren be-stimmten Antheil von den verschiedenen Naturanlagenund abweichenden gesetzlichen Einrichtungen zu. An-

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    Eintheilung des MenschengeschleGhtes. 3

    tiere theilen dasselbe nach Vlkern ein und zhlen vierHauptvolker: die Araber, die Perser, die Griechen unddie Inder; dann machen sie Verbindungen unter ihnenund geben an, dass die Araber und Inder einem Lehr-systeme anhangend mit einander verwandt sind und vor-

    nehmlich der Bestimmung der EigenihiimUchkeiten derDinge und dem Urtheile nach Bestimmungen des Wesensund der innern Beschaffenheit und der Beschftigung mitgeistigen Dingen zugeneigt sind^ dass die Griechen undPerser aber einem Lehrsystem zugefhan mit einanderverwandt sind und vornehmlich zu der Bestimmung derusseren Natur der Dinge und dem Urtheile nach Bestim-mungen der Qualitt und Quantitt und der Beschftigungmit krperlichen Dingen hinneigen. Andere theilen das-selbe ein nach den Meinungen und Lehrsystemen und dasist unsere Absicht bei der Ausarbeitung dieses Buches.Es wird dasselbe aber von ihnen nach der ersten rich-

    tigen Eintheilung in Bekenner der verschiedenen Reli-gionen und Religionssekten und in solche eingetheilt, dieihrem eigenen Kopfe folgen und den philosophischen Sy-stemen anhngen. Zu den'Bekennern der Religionen inweiterer Bedeutung gehren die Madschus (Magier}, dieJahd (Juden), die Naszra (Christen) und die Anhn-ger des Islam; zu den Anhngern eigener Einsicht undMeinung die fatalistischen Philosophen , die Szbia (Sa-her), die Verehrer der Gestirne \xx\A Gtzen und die Ba-rhima (Brahmanen). Jede Klasse von ihnen zerfalltwieder in Unterabtheilungen. Die Meinungen derer nun,welche ihrem eigenen Kopfe folgen, haben keine be-stimmte Zahl, die Systeme der Religionsbekenner aber

    sind nach Maassgabe der darber erschienenen Offenba-rung in bestimmter Anzahl vorhanden. Die Magier nem-lich zerfallen in siebzig Sekten , die Juden in einundsieb-zig Sekten, die Christen in zweiundsiebzig Sekten unddie Bekenner des Islam in dreiundsiebzig Sekten. [3] Diefr die Ewigkeit selige von den Sekten ist aber Eine.Denn die Wahrheit liegt bei zwei sich entgegengesetz-ten Bestimmungen auf der einen Seite und es ist unmg-

    1*

    4 Zweite Vorrede.

    lich^ dass zwei Bostimitiungeii nach den Regeln des Ge-gensatzes sich anders widersprechen und entgegengesetztsind^ als dass sie Wahrheit und irrthum unter sich thei-len^ und die eine, nicht die andere die Wahrheit enthlt;und das Urtheil, dass zwei sich in den Grundstzen derMetaphysik widersprechende und entgegengesetzte An-sichten wahr und richtig sind, ist absurd. Wenn aberdie Wahrheit in jeder Frage auf geistigem Gebiete eineist, so ist die Wahrheit in der Gesaramtheit der Fragennothwendig bei einer Sekte. Wir wissen das aber nur

    durch Offenbarung. Der Koran spricht davon in denWorten Gottes: Unter denen, welche wir geschaffenhaben, giebt es eine Gemeinde, welche in der Wahrheit

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    leitet und (selbst) nach ihr gerecht handelt" (Sur. 7,180. ) und der Prophet (ber ihn sei Heil) sagte: Theilenwird sich meine Gemeinde in dreiundsiebzig Sekten, einevon ihnen wird selig, die anderen gehen zu Grunde. Manfragte: und welches ist die selige? er antwortete: dieder Ueberlieferung (Sun na) und der orthodoxen Lehre ^)anhngen; man fragte: und was ist die Ueberlieferung

    und die orthodoxe Lehre? er antwortete: was ich undmeine Genossen heute bekennen. Und er fgte hinzu:Nicht wird von meiner Gemeinde ein Stamm solcher wei-chen, welche die Wahrheit inne haben bis zum Tage derAuferstehung. Vud er (iiber ihn sei Fleil) sagte auchnoch: Meine (ganze) Gemeinde wird ber den Irrthumnicht zusammenstimmen.

    Zweite Torrede,

    welche einen Kanon bestimmt, worauf die Ziilung der Sekten

    des Islam zu begrnden ist.Wisse, dass die Gelehrten in ihren Werken die Sek-ten des Islam nach verschiedenen Alethoden zhlen, we-der nach einem Kanon, welcher auf einen gttlichen Aus-

    *) Eigentlich: dasjenige, worber allgemeine ehereinstimmungherrscht.

    Grundichren des Islam. S

    Spruch basirt ist/ noch liach einem der Wirklichkeit ent-sprechenden Grundstze^ so dass ich nicht zwei Vcrfas-*ser unter ihnen gefunden habe^ welche eine und dieselbeMethode bei der Zhlung der Sekten befolgen. Es istnun eine bekannte und unbezweifelte Sache, dass nichtJeder, der sich von einem Anderen durch irgend eineMeinung in irgend einer Streitfrage unterscheidet, alsBegriinder einer (besondern) Meinung gezhlt wird, sodass die Ansichten nahezu alles bestimmbare und zhl-bare Maass berschreiten wrden; nur der, welcher sichbei einer Streitfrage in wesentlichen Bestimmungen trennt^ist ein solcher, der in der Anzahl der Begrnder von An-sichten zu zhlen ist; und dann ist auch eine Bestimmungnothwendig, welche die Streitfragen auf eine bestimmteZahl^ nemlich Grundiehren und Fundamentalartikel be-*schrnkt. Bei diesen ist die Abweichung eine solche,welche als eine (besondere} Ansicht anzusehen ist, undwer sie aufstellt, ist als. Begrnder einer besondern An-sieht zu zhlen. Aber ich habe nicht gefunden, dass Ei-ner von denen, die darber geschrieben haben, auf dieFeststellung einer solchen Bestimmung Mhe verwandthtte; [4J sie ergehen sich nur ausfhrlich in der Aus-einandersetzung der Lehrmeinungen der Gemeinde, w^ie

    es eben traf und nach der Art und Weise, welchesich eben darbot, nicht nach einem festen Kanon undemem bestimmten Grundsatze. Ich bemhte mich also

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    um eine bersichtliche Anordnung und eine geordneteUebersicht, so dass ich die verschiedenen Lehrmeinun-gen unter vier Fundamentalartikel als die Hauptgrund-lehren zosammenfasste.

    Den ersten Fundamentalartikel machen die (gttlichen)Eigenschaften und das Festhalten der Einheit in ihnen aus;

    er umfasst die Streitfragen ber die ewigen Eigenschaf-ten, welche ein Theil annimmt, der andere verneint,. unddie Unterscheidung der Eigenschaften des Wesens undder Eigenschaften des Thuns, und dessen, was fr Gottnothwendig, was in Betreif seiner mglich, und wasunmglich ist. Darber sind verschiedener Ansicht dio

    ^ Zweite Vorrede.

    Ascharija, die Karrmlja, die Mudschassima und

    die Mutaziia.Der zweite Fundamenialarkel betriflit die Vorher-bestimmung (Kadar) und die Gerechtigkeit, und umfasstdie Streitfragen iiber den Rathschluss, die Vorherbestim-mung, das Gezwungensein (des Menschen zu seinenHandlungen) , das eigene Verdienst , das Wollen des Gu-ten und des Bsen, das V^orherbestimmte und das Vor-hergewusste, indem ein Theil dabei sich annehmend, derandere verneinend verhlt^ Verschiedenheit der Ansichtdarber findet statt zwischen den Kadartja, den Na-dscharfja, den Dschabarija, den AscharTja undden Karrmfja.

    Den dritten Fundaroentalartikel bilden die Verheis-sung, die Drohung, die Namen und die Satzungen, under umfasst die Streitfragen ber den Glauben, die Heue,die Drohung, die llinausschiebung (des Gerichts), denUnglauben und den Irrthum, indem Einige (diese Fra-gen) auf irgend eine Weise bejahen, die Andern sieverneinen; der Streit aber darber ist zwischen denMurdschia, den Wa'idija, den Mutaziia, denAsch Jrlja und den Karramtja.

    Der vierte Fundamentalartikel betrifft die Offenba-rung, die Vernunft, die Sendung und das Imamat und erumfasst die Streitfragen ber die Bourtheilung der Hand-lungen als gute und bse und darber, was zutrglichist und was am meisten heilbringend ist, ber die Gnade(Gottes), die Sndlosigkeit beim Prophetenamte und dieBedingungen des Immats, wobei ein Theil auf eine aus-drckliche (gttliche) Bestimmung, der andere auf dieallgemeine Uebereinslimmung zurckgeht; und darber,wie. die Uebertragung desselben stattzufinden hat nachder Lehre derer, die sich auf eine ausdrckliche Bestim-mung berufen, und wie es nach der Lehre derer, welchesich auf die allgemeine Uebereinstimmung sttzen, ver-liehen wird. Controverse darber herrscht zwischen den

    ^cht^, den Chawridsch, den Mutaziia, den Kar-rmfja und den Ascharfja.

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    Eintheiiung der Sekten. 7

    Wenn ich nun fand , dass einer von den Im&men derGemeinde sich durch eine besondere Ansicht von diesenFundanoientalartikeln unterscheidet^ so zhlte ich seine

    Ansicht als eine (besondere) Lehre und seinen Anhangals eine Sekte; wenn ich aber fand^ dass einer sich blosin einer (einzelnen) Streitfrage unterscheidet^ so setzeich seine Ansicht nicht als (besondere) Lehre und seinenAnhang nicht als Sekte y sondern befasse ihn unter einemsolchen^ mit dessen Ansicht er bis auf jene Streitfragebereinstimmt und den brigen Theil seiner Ansicht fhrteich auf die Folgerungen zurck , welche nicht als beson-dere Lehrmeinung gezhlt werden, so dass die Ansich*ten nicht ins Endlose gehen. [5] Wenn aber so die Fragenbestimmt sind, welche die Fundamentalartikel des Strei-tes ausmachen, ist die Eintheiiung der Sekten klar, und

    es sind, nachdem sie unter einander eingeordnet sind,vier Hauptsekten zu zhlen. Die Hauptsekten des Islamsind vier: die Kadarija, die Sziftija, die Chaw-ridsch und die Schia; dann treten gegenseitige Verbin-dungen ein und es entstehen aus jeder Sekte Klassen, sodass es dreiundsiebzig Sekten w^erden. Die Verfasser derWerke aber, welche die Lehrmeinungen enthalten, befolgenzwei Methoden bei der Anordnung; die eine ist die, dasssie die Streitfragen an die Spitze stellen und dann unterjeder Streitfrage die Lehrmeinung der einzelnen Parteienund Sekten abhandeln; die andere besteht darin, dasssie die Mnner und Bekenner der Ansichten an die Spitzestellen und dann ihre Lehrmeinungen nach den einzelnen

    Streitfragen abhandeln. Ich habe fr die Anordung die-ses Compendiums die zweite Methode gewhlt, weil ichgefunden habe, dass sie ein festeres Band fr die Ein-theiiung giebt und den Capiteln der Rechnung mehrangemessen ist. Ich legte es mir aber selbst als Bedin-gung auf, die Lehre einer jeden Sekte, so wie ich siein ihren Bchern gefunden habe, auseinanderzusetzen ohneGunst fr die Einen und Entfremdung gegen die Andern,ausser dass ich, w^as in ihrer Lehre gesund von dem,was verderbt ist, geschieden, und das Wahre derselbea

    8 Dritte Vorrede.

    vom Falschen gesondert habe, wenn auch fr einen inden Pfaden der Vernunftbeweise seharfsehenden Verstanddie Qlanzblicke der Wahrheit und die Windstosse desIrrthums nicht verborgen waren.

    Dritte Torrede,

    >velclie eine Auseinandersetzung ber den ersten Einwurf, welcher in

    die fe^chpfung gekommen ist und seinen Ausgangspunkt im Anfange

    und sein Hervortreten am Ende enthlt.

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    kennen und ihm zu gehorchen) und jenen Befehl im Be-sondern gegeben und ich dann nicht angebetet hatte,warum hat er mich verdammt und aus dem Paradiesevertrieben, und was war die Weisheit dabei, da ich keineSchndlichkeit begangen hatte, ausser dass ich sprach:dich allein bete ich an? Die fnfte: Nachdem er mich

    geschaffen und mir im Allgemeinen und Besonderen Ver-pflichtungen auferlegt und ich nicht gehorcht hatte, ermich aber verdammt und vertrieben halte, w^arum hat ermich zu Adam gefhrt, so dass ich das Paradies zumzweiten Male betrat und jenen durch meine Einflsterungtuschte und er vom verbotenen Baume ass und mit miraus dem Paradiese vertrieben wurde was war dieWeisheit dabei, da Adam, wenn Gott mich am Eintrittins Paradies gehindert htte, vor mir sicher gewesenwre und ewig darin geblieben wre? Die sechste:Nachdem er mich geschaffen und mir im Allgemeinen undBesonderen Verpflichtungen auferlegt und mich verdammt

    hatte, dann mich ins Paradies zurckgefhrt und die Sa-l( che zwischen mir und Adam stattgefunden hatte, warum

    10 Dritte Vorrede.

    hat er mir die Herr schart ber seine Nachkommen gege-ben^ so dass ich sie sehe, wo sie mich nicht sehen, undmeine Einflsterung Gewalt ber sie hat, ihre Macht aberund Kraft und Starke und Vermgen ber mich keineGewalt hat -*- was war die Weisheit dabei , da es , wenner sie, nicht den, welcher sie damit ins Verderben brachte,

    [7] mit solcher Naturanlage geschaffen htte, dass sie snd-los, gehorsam und willig gehorchend gelebt htten, fr sieam geziemendsten und der Weisheit am angemessenstengewesen wre? Die siebente: Ich gestehe dieses Alleszu , dass er mich geschaffen und mir allgemeine und spe-zielle Befehle ertheilt hat, und als ich nicht gehorchte,mich verdammt und vertrieben hat, und als ich wiederins Paradies hineinzukommen wnschte, mir Macht gege-ben und mich geleitet hat, und als ich meine Sache voll-fhrt hatte, mich hinausgetrieben, dann mir Macht berdie Nachkommen Adam's gegeben hat, aber warumhat er, als ich ihn um Aufschub bat und sprach: giebmir Aufschub bis zum Tage der Auferstehung, geantwor-tet : Du gehrst zu denen , welche den Tag der bewuss-ten Zeit erleben werden" (Sur. 7, 13. 14.) was war dieWeisheit dabei, da, wenn er mich augenblicklich ver-nichtet htte, Adam und die Schpfung vor mir sichergewesen wren und Nichts Bses in der Welt gebliebenwre? Wre das Verbleiben der Welt in einem gutenZustande nicht besser gewesen, als dass sie mit Bsemuntermischt ist? Und er sprach: Dieses ist mein Beweis,worauf ich mich bei jeder Frage . berufe. Der Erklrerdes Evangelmms erzhlt: Es gab aber Gott den Engelndie Offenbarung, zu ihm zu sagen: Wahrlich du bist indem ersten Anerkenntniss , dass ich dein Gott und der

    Gott der Schpfung bin, nicht wahrhaftig und aufrichtiggewesen, denn wenn du wirklich geglaubt httest, dassich der Gott der Welten bin, httest du dir kein Urtheil

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    gegen mich mit warum erlaubt; denn ich der Gott, ausserwelchem kein Gott ist, habe keine Rechenschaft von mei-nen Thaten zu geben, die Geschpfe mssen Frage ste-hen. Dies, was ich angefhrt habe, ist in der Tkora

    Einwrfe des Satan's. ]|

    erwhnt und im Evangelium in der Weise, wie ich eserzhlt habe^ aufgezeichnet. Nachdem ich eine gerau-me Zeit darber nachgedacht hatte , sagte ich : es ist ge-wiss und unzweifelhaft, dass jeder Einwurf, welcher denMenschenkindern gekommen ist, nur von dem Irrthumdes gesteinigten Satans und seinen Einflsterungen, dieaus seinen Einwrfen hervorgegangen sind, hergekom-men ist; und wenn die Einwrfe sieben sind^ so kom-men auch die Haupthresien und Hauptirrthmer auf sie-ben zurck und es ist unmglich, dass die Einwrfe

    der Sekten des Abfalls und des Unglaubens diese Ein-wrfe berschreiten, wenn auch die Ausdrucksweisenverschieden sind und die Methoden abweichen; denn dieverschiedenen Arten der Irrthmer sind von ihnen alsden Keimen herzuleiten und in der Hauptsache kommensie auf die Lugnung des Gebotes nach erkannter Wahr-heit und auf die Hingabe an das eigene Gelste gegenberder ausdrcklichen Bestimmung (Gottes) zurck. Diejeni-gen sonach, welche sich Nli, Hd, Szlifi, Ibra-him, Lut, Schudib, Musa, Isa und Muammad(auf ihnen Allen ruhe die Gnade Gottes) widersetzt ha-ben, sie alle haben an dem Webstuhle des ersten Ver-dammten gewebt, [8] dadurch, dass sie seine Einwrfe ans

    Licht brachten , und in der Hauptsache kommen dieselbenauf ein Zurckweisen des Gebotes von sich und ein allsei-tiges Nichtanerkenncn der Verknder der Gesetze undgesetzlichen Verpflichtungen zurck. Denn es ist keinUnterschied zwischen ihren Worten: Sollen Menschenuns den richtigen Weg leiten ? " (Sur. 64, 6.) und seinemAusspruch : Soll ich den anbeten , den du aus Thon ge-schaffen hast?" Und daraus entstand als Knotenpunktdes Streites und Scheidungsglied der Trennung das, was inden Worten Gottes liegt (Sur. 17, 96.): Die Menschenhlt davon, dass sie glauben, wenn die richtige Leitung(die gttliche Offenbarung) zu ihnen gelangt ist, nur dasab, dass sie sprechen: Wird Gott einen Menschen alsGesandten schicken?'' Es ist also klar, dass dasjenige,was von dem Glauben abhlt, dieser Gedanke ist; so ant-

    12 Dritte Vorrede.

    wertete der Satan ^ als (Gott) im Anfange fragte, washlt didi ab, anzubeten, da ich es dir geboten? ichbin besser als er"; und es antwortet der Sptere seinerNachkommenschaft, wie der Frhere antwortete: ich binbesser als dieser^ welcher geringe ist. Wenn wir auf

    diese Weise den Zustnden der Frhern von ihnen nach-*gehen, so finden wir sie bereinstimmend mit den Wer*ten der Spateren. So haben mit den nemlichen Worten

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    die vor ihnen gesprochen, ihre Herzen gleichen sich"(Sur. ^, 112.) und sie wollten an das nicht glauben^was sie vorher fr Lge erklrt hatten." (Sur. 10, 75.),Nachdem nun der erste Verdammte den Verstand berden hatte urtheilen lassen, ber den kein Urtheil des Ver-standes erlaubt ist, war die noth wendige Folge, dass eineBestimmung ber den Schpfer auf das Geschpf oder

    eine Bestimmung ber das Geschpf auf den Schpferberging; das erste ist eine Uebertreibung, das zweiteeine Schmlerung. So entstanden aus dem ersten Ein-wurfe- die Lehren der 'Hullfja, der Tansuchija,der Muschabbiha und der Ghult von den Raw-fidh, da sie in der Bestimmung dessen, was einer mensch-hchen Person (dem Imam) zukommt, so weit das Maassberschritten , dass sie dieselbe mit gttlichen Eigenschaf-ten beschrieben; und aus dem zweiten Einwurfe gingendie Lehren der Kadarija, Dschabarija und Mu-dschassima hervor, da sie die Beschreibung Gottesschmlerten, indem sie ihm menschliche Eigenschaften

    beilegten. Die Mutazila aber sind Muschabbiha inBeziehung auf die Handlungen (Gottes) und die Mu-schabbiha sind ^Hullija in Beziehung auf die Eigen-schaften; und ein Jeder von beiden Theilen ist blind, aufwelchem Auge er immer will. Denn derjenige, welcherbehauptet, fr ihn (Gott) sei nur das gut, was fr unsgut ist, und fr ihn das schimpflich, was fr uns schimpf-lich, mcht den Schpfer dem Geschpfe gleich; und der-jenige, welcher behauptet, die Eigenschaften des Sch-pfers seien die des Geschpfes oder die Eigenschaften desGeschpfes seien die des erhabenen Schpfers (sein Name

    Einwrfe des Satiin's. 13

    sei gepriesen) enfernt sieh voa der Wahrheit ^). DieWurzel der Kadarfja aber liegt in dem Streben fr je-^des Ding den Grund zu wissen^ und das war auch dieWurzel, als der erste Verdammte zuerst den Grund derSchpfung zu wissen verlangte^ zweitens die Weisheitin der gesetzlichen Verpflichtung^ drittens den Nutzen indem Gebote^ Adam anzubeten. [9] Und daraus ging auchdie Lehre der Chawridsch hervor^ denn es ist keinUnterschied zwischen ihrer Behauptung: das Urtheil istnur bei Gott und die Menschen knnen kein Urtheil fl-len, und seinem Ausspruche: ich werde nur dich anbe-ten; sollte ich einen Menschen anbeten^ den du von Thongeschaffen hast? Mit einem Worte: ^^Beide Seiten trifftbeim Herangehen an die Sache Tadel."

    Die Mutazila bertreiben aber bei der Behaup-tung der Einheit soviel^ dass sie durch die Bestreitung derEigenschaften zur gnzlichen Leermachung gelangen ^ unddie Muschabbiha schmlern so weit^ dass sie dem Sch-pfer krperliche Eigenschaften beilegen; die Rawfidhaber bertreiben bei der Prophetie und dem Immat,bis dass sie eine Einwohnung (Gottes) annehmen, die

    Chawridsch aber schmlern^ wenn sie die Entschei-dung der Menschen nicht zugeben. Du siehst also, dassalle diese Einwrfe aus den Einwrfen des ersten Ver-

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    dammten entstanden sind. Und jenes war ihr Ausgangs-punkt im Anfange und dieses am Ende ihr Offenbarwer-den^ und darauf weist der Koran hin in den Worten Got-tes (Sur. 2; 163.) ^^und folget nicht den Fusstapfen desSatans ; denn er ist euer offenbarer Feind." Der Prophetverglich aber jede irrende Sekte von dieser Gemeinde miteinem irrenden Volke der Vergangenheit ; so sagte er die

    Kadarija sind die Magier dieses Volkes^ die Muschab-biha die Juden dieses Volkes^ die Rfidha die Christendesselben; er fgte noch im Allgemeinen hinzu: gewiss ihrwerdet die Wege der Vlker vor euch gehen ^ Schritt fr

    *) Anspielung auf den Namen Mn'tazila, denn Mu'tazil heisstursprnglich ein sich Entfernender, sich Trennender

    14 Vierte Vorrede.Schritt und Tritt fiir Tritt ^ so dass, wenn sie in die Hohleeiner Eidechse hineingegangen sind^ auch ihr hineinge-hen werdet.

    TIerte Torrede

    welche eine Erlclruiig ber das Erste, was von Einwurf in, die

    Religion des Islam gekommen ist, enthlt und wie es sich weiter

    verzweigt hat und von seinem Ausgangspunkte und seinem

    Offen barwerden.

    Wie wir bewiesen haben ^ dass die Einwrfe, wel-che am Ende der Zeit hervortreten, ganz dieselben sind,als die Einwiirfe, welche gleich im Beginn der Zeit ein-traten, so lsst es sich auch von der Zeit eines jedenPropheten und der Periode eines jeden Religions- undGesetzeslehrers beweisen, dass die Einwiirfe seiner Ge-meinde am Ende seiner Zeit aus den Einwrfen derer^welche in seiner ersten Zeit ihm entgegentraten, der Un-glubigen und der Heuchler hervorgegangen sind; dieMehrzahl derselben kommt aber von den Heuchlern. Wennuns dieses bei den Vlkern der Vergangenheit wegen derFerne der Zeit nicht erkennbar ist, so ist es doch beidieser Gemeinde nicht verborgen, dass ihre Einwrfealle insgesammt ihren Ursprung von den Einwrfen derHeuchler [10] zur Zeit des Propheten haben, da sie an sei-nen Befehlen und Verboten kein Wohlgefallen hatten undsich dahin wagten, wo fr das menschliche Denken keinAufenthalt und kein Weg ist, und ber Dinge, in welcheeinzudringen und ber welche zu fragen, ihnen verbotenwar, Fragen stellten und mit nichtigen Grnden ber Dinge

    disputirten, ber welche keine Disputation erlaubt ist.Nimm als Beispiel die Geschichte des Dsu-'l-Chuwai-szira ^) aus dem Stamme Tamim, als er sprach: Sei ge-

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    recht Muliammad, denn du bist ungerecht; so dass diesersagte: Wenn ich nicht gerecht bin, wer ist denn ge-recht'? Da antwortete der Verdammte und sprach: dies

    *) Vgl. Weil, Mohammed der Prophet, S. 240, 41.

    Einwrfe gegen Mufiammad. 15

    ist eine Theilung, wobei das Wohlgefallen Gottes' nichterstrebt worden ist. Das ist ein offenbares l^chauflehnengegen den Propheten; denn wenn derjenige , welcher ge-gen den wahren Imm auftritt ein Chridschi (SichAuflehnender) ist^ so ist derjenige^ welcher gegen denwahren Propheten auftritt noch vielmehr ein Chrid-schi^); oder ist dies nicht ein Ausspruch iiber die F-

    higkeit des Verstandes Gutes und Schimpfliches zu be-stimmen^ und ein Urtheil nach eigenem Kopfe einer aus-drcklichen Bestimmung Gottes gegenber und eitler Stolzauf einen Verstandesschluss gegenber dem Gebote (Got-tes)? So sagte denn auch der Prophet: wahrlich von denNachkommen dieses Mannes wird eine Anzahl solcher her-vorgehen^ welche von dem wahren Glauben abfallen wer-den^ wie dei Pfeil vom Ziele abweicht. (Das ist dieganze Geschichte). Als ein anderes Beispiel nimm dasBenehmen einer Rotte Heuchler am Tage von Uiiud^da sie sprachen : Hatten wir mit der Sache etwas zuschaffen? und ihre Worte: wenn wir mit der Sache et-was zu thun gehabt htten , wren wir dort nicht getd-

    tet; und: wenn sie bei uns gewesen wren, wren sienicht gestorben und getodtet. Ist dies nicht ein deutli-ches Aussprechen des Kadar**)? Der Ausspruch ei-ner Rotte Gtzendiener aber: wenn Gott es Avollte, wr-den wir ausser ihm nichts anbeten; und der Aussprucheiner andern Rotte: Sollen wir speisen, den Gott speisenwrde , wenn er wollte ? sind ein deutlicher Ausdruck desDschabar ^^^). Als ein letztes Beispiel nimm das Be-nehmen einer andern Rotte, als sie ber das Wesen Got-tes stritten, indem sie seine Majestt ihrem Verstndeund seine Handlungen ihrem ITrtheile unterwarfen, bis

    ^) Der Verfasser uimmt hier wieder Bezug auf die ursprnglicheBedeutung des Namens Chawridsch, welcher sich Aufleh-nende bedeutet und zuerst von den 12000, welche sich nach derSchlacht bei Sziffin von *Ali lossagten, gebraucht wurde.

    ^^"y Eine genauere Erklrung dieses Begriffes erfolgt weiter unten.

    *^^) Auch hiervon kommt die weitere Erklrung spter.

    16 Vierte Vorrede.

    (Miifiammad) sie hinderte und mit den Worten Qotted

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    schreckte: ^^er sendet seine Blitze und triift mit ihnen,wen er will, weil sie ber Gott streiten, und er ist ge-waltig an Macht" (Sur. 13, 14.}. Dies geschah bei Leb-s&eiten des Propheten, als er in voller Kraft und Ge-undlieit war, und die Heuchler suchten zu tuschen,denn sie bekannten usserlich den Islam und hieltendie Heuchelei verborgen, und ihre Heuchelei kam immer

    nur durch Auflehnung gegen sein Gehen und Stehenzu Tage, aber die Auflehnungen waren gleich dem Sa-men, aus welchem die Einwrfe als die Saat hervorka-men. Was nun aber die Uneinigkeiten betrifft, welchezur Zeit seiner Krankheit und nach seinem Tode unterden Gefhrten statt fanden, so waren das verschiedene An-sichten, [II] welche aus einer angestellten Untersuchunghervorgingen, wie man sagt, dass ihre Absicht dabei ge-wesen sei, die Zeichen des Gesetzes aufzurichten unddie Pfade des Glaubens festzumachen. Der erste Streit,welcher whrend der Krankheit des Propheten vorfiel,ist indem enthalten, was Mufiammad Ibn Ismatl al*

    Buchri berliefert, eine Tradition, welche von iVbd-allah Ibn Abbs^) herstammt. Er erzhlt : Als dieKrankheit, an welcher der Prophet starb, ihn berwl-tigte, sprach er: bringt mir Tinte und Papier, ich willeine Schrift fr euch aufsetzen, damit ihr nach meinemTode nicht fehl geht. Da sagte \)mar: wahrlicli denGesandten Gottes hat der Schmerz bermannt, wir habengenug am Buche Gottes; und als viel hin- und hergere-det wurde, sagte der Prophet: gehet von mir fort, esziemt sich nicht in meiner Nhe zu streiten. Ibn Xb-bs sagt: das ganze Unglck ist dasjenige, was sichzwischen uns und die Schrift des Gesandten Gottes ge-stellt hat. Die zweite Meinungsverschiedenheit whrend

    seiner Krankheit war folgende : Muliammad sagte : rstetdas Heer des Usma aus, es verdamme Gott den, derdavon zurckbleibt. Da sprach ein Theil: wir mssen

    ^^ Nach Weil a.a.O. S. 330 stammt diese Tradition von 'Aisclia.

    Streit der Gefihrten. 17

    seinem Befehle nachkommen und Usama war bereitsvon Madina aufgebrochen; ein anderer Theii aber sagte:die Krankheit des Propheten ist sehr heftig geworden undunser Herz lsst es nicht zu^ ihn in diesem Zustande zuverlassen; wir wollen warten^ um zu sehen, wie es mitihm gehen wird. Ich habe diese beiden Streitigkeitenausfhrlich beigebracht, weil die Gegner sie oft zu denWidersetzlichkeiten zhlen, welche auf die Sache desGlaubens mchtigen Einfluss gehabt haben. Und das istso, wenn auch die Absicht ganz und gar darauf hinaus-lief, die (richtigen) Zeichen des Gesetzes aufzurichtenin dem Zustande, wo die Herzen erschttert waren undder Hass der unter anderen Umstnden Einfluss gewin-

    nenden Zwietracht ruhte. Die dritte Controverse fandstatt bei dem Tode des Propheten. Es sagte nemlich'Omar Ihn al-Chattb: Wer da sagt, dass Mufiam-

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    mad todt ist, den tdte ich mit diesem meinem Schwerte,denn er ist nur gen Himmel erhoben, wie Isa Ihn Mir-jam gen Himmel erhoben ist. Da sprach Abu Bakr IhnAbu Kulifa: Wer Muammad diente Muliam-mad ist todt; wer aber dem Gotte Muammad's diente er ist ein lebendiger (Gott), der nicht stirbt. Dann laser folgenden Koran vers (Sur. 3, 138.): Muliammad

    ist nur ein Gesandter, die Gesandten vor ihm sind ge-schieden; wollt ihr, wenn er gestorben oder getdtet ist,euch auf euren Fersen umwendend " Da wandte sich dasVolk seiner Rede zu, \)mar abei* sprach: Es ist mir,wie wenn ich diesen Vers nicht gehrt, bis ihn Abu Bakrgelesen. Der vierte Streit war ber den Ort, wo derProphet begraben werden sollte. Die Leute von Mekka,die Ausgewanderten, verlangten , dass er nach Mekka zu-rckgebracht werde, [12] weil es seine Geburtssttte undseine Heimath sei, und der Ort, auf dem sein Fuss ge-wandelt und wo seine Familie wohne und wohin er ge-wallfahrtet sei. Die Madinenser aber, die Hilfsgenossen,

    verlangten, dass er in Madtna beerdigt werde, weil esder Ort sei, wohin er geflohen, und der Ort seines SiegesAndere wollten, dass er nach Jerusalem gebracht werde,

    Schahrastani. 9

    18 Viert Vrreile.

    weil es der Begrbnissort der Propheten uod Mufianir.mad von da in den Himmel emporgestiegen sei Pankam man darin iiberein^ ihn in Madina zu beerdigen

    nach einer Uoberlieferung von ihm selbst: ^^die Propherten werden begraben^ wo sie sterben/' Der fnfte Streitfand ber das Imamat statt und dieser Streit ist der befdeutendste Streit unter der Gemeinde^ denn ber keinenGlaubensartikel im Islam ist das Schwert in der Weiseaus der Scheide gezogen , als es zu jeder Zeit ber dasImamat geschehen ist, da doch Gott die Sacho gleich an-fangs geordnet hatte. Es waren nemlich die Ausgewan*der ten und die Hilfsgenossen darber verschiedener An-fsiebt ; diese sagten : ,,ein Amir von uns und einer voi|euch"; und sie kamen ber ihren Huptling Sad Ihn'Ubada, den Hilfsgenossen, berein. Es machten aberAbu Bakr und \)mar augenblicklich die Sache dadurchwieder gut, dass sie beide in die Halle der Banu Si-da eilten*, und es erzahlt X)mar: ich hatte mir auf demWege in Gedanken eine Rede zusammengestellt, und alswir zu der Halle gekommen waren, wollte ich sprechen,aber Abu Bakr sagte: Lass' es \)mar! dann lobte undpries er Gott und hielt eine Rede, wie ich sie mir ausrgedacht hatte, gleich als ob er Geheimnisse wsste; undehe die Hilfsgenossen auf seine Rede eingingen, streckteich meine Hand gegen ihn aus und huldigte ihm und eshuldigte ihm das (anwesende) Volk; und die Auflehnungunterblieb, nur geschah die Huldigung Abu Bakj's durchUeberrumpelung , deren hose Folgen Gott abwandte. Wer

    aber ein Aebnliches wiederholt htte, den htte man ge-tdtet, denn wer auch immer einem Andern ohne Auftragvon den Glubigen gehuldigt htte, beide htten sich der

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    Gefahr ausgesetzt, getdtet zu werden. Die Hilfsgenos^en standen von ihrer Forderung nur ab, weil Abu Bakrden Ausspruch des Propheten anfhrte: die Imme sindvom Stamme Kuraisch* Diese Huldigung fand statt inder Halle; nachdem er dann zur Moschee zurckgekehrtwar, versammelte sich das Volk daselbst und huldigt^ihm freiwillig ausser einer Anzahl von den Banu Ha-

    Streit der Gefhrten. I9

    schim lind Abu Sufjn von den Banu Umajja. DerFrst der Glubigen Xli aber war mit dem beschftigt,was der Prophet ber seine Bestattung und Beerdigungangeordnet hatte, und das zu seinem Begrbniss Erforder-liche geschah ohne Streit und Verzug. Der sechste Streitbetraf die Angelegenheit von Fadak und die Erbschafts-theilung des Propheten [13] und den Anspruch Ftima's

    in Beziehung auf Erbschaft und Besitzthum, bis sie durchdie bekannte Ueberlieferung vom Propheten zurckgewie*sen wurde: Wir Geschlechter der Propheten vererbennicht^ was wir hinterlassen, denn das ist Antheil Gottes.Der siebente Streit fand statt ber den Kampf gegendiejenigen, welche die Armensteuer verweigerten; es sag-ten nemlich Einige: wir wollen sie nicht gleich den Un-glubigen bekmpfen; Andere: Ja, wir wollen gegen siezu Felde ziehen, bis Abu Bakr sagte: Wenn siemir eine Abgabe verweigern, welche sie dem GesandtenGottes gegeben haben, so ziehe ich deshalb gegen siezum Kampfe aus; und er zog selbst zum Kampfe gegensie aus und alle Gefhrten insgesammt stimmten ihm bei;

    aber die Bemhung \>mar's in den Tagen seines Chali-fats brachte die Herausgabe der Gefangenen und der G-*ter an sie und die Loslassung der Eingekerkerten vonihnen zu Wege. Der achte Streit erhob sich, alsAbu Bakr im Augenblicke des Todes den X>mar aus-drcklich zum Nachfolger bestimmte. Einige sagten: duhast einen strengen, harten Mann ber uns gesetzt; derStreit wurde aber durch den Ausspruch Abu Bakr's:wenn mein Herr mich am Tage der Auferstehung fragenwird, dann werde ich sagen, ich habe den Besten vonihnen ber sie gesetzt" beseitigt. Es erhoben sich aberber^ts zu ihrer Zeit viele Meinungsverschiedenheiten berdie Fragen wegen der Erbschaft des Grossvaters und derBrder und weitluftigen Verwandten^ und ber die Ent-schdigung der (verletzten) Finger und die Shnpreisefr ausgeschlagene Zhne und die Strafbedingungen einigerVerbrechen, worber keine ausdrckliche Bestimmung of-

    20 Fehler t)thmn's.

    fenbart ist; aber ihre Hauptbeschftigung war der Kampf mitden Griechen und die Feldzge gegen die Perser, und Gottgab den Glubigen Sieg auf Sieg, und gross war die Menge

    der Gefangenen und der andern Beute. Sie Alle folgtendem Urtheil t)mar's und weithin verbreitete sich die Be-rufung und erscholl das Wort, die (unglubigen) Araber

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    wurden gehorsam und die Perser wurden lenksam. Dieneunte Controverse erhob sich ber die Wahlangelegenheit,und die Ansichten darber waren verschieden bis Alle in derHuldigung \)thmn's bereinkamen; das Reich war inOrdnung in seiner Zeit und die Berufung befestigte sichund gross war die Anzahl der Siege und der Schatz ge-fllt, und er verfuhr gegen das Volk auf die beste Weise

    und behandelte dasselbe mit freigebiger Hand; nur seineVerwandten von den Banu Umajja bereiteten Verder-ben, und das Verderben traf ihn, und sie bten Un-recht und das Unrecht kam auf ihn; und es entstandenviele Zwistigkeiten und mau unternahm gegen ihn Dingewelche alle fr die Banu Umajja angelegt waren.Dahin gehrt seine Zurckberufung des al-^'HakamIhn Umajja nach Madiua, nachdem ihn der Prophetverbannt hatte, so dass er der Verbannte des GesandtenGottes hiess, und nachdem derselbe Abu Bakr und\)marwhrend ihres Chalifats darum gebeten , [l4] sie ihm abernicht gewillfahrt hatten und \)mar ihn von seinem Auf-

    enthaltsorte in Jaman vierzig Parasangon entfernt hatte.Ferner seine Verbannung des Abu Dsarr nach Ra-badsa und die Verheirathung des Marwn Ihn al-^'Ha-kam mit seiner Tochter und das Ueberlassen des fnftenTheiles der Beute Afrika's an ihn, welches zweihundert-tausend Denare ausmachte. Ferner, dass er den iibd-allh Ihn Sad Ibn Abu Saraii als Gastfreund auf-nahm, nachdem der Prophet sein Blut fr vogelfrei er-klrt liatte, und ihn mit der Statthalterschaft ber Ae-gypten belohnte, gleichwie er dem Abdallah Ihn AmirBafzrah gab, bis er daselbst das vollfhrte, was ervollfhrte, zu dem Andern, was man ihm vorwirft. DieAnfhrer seiner Heere Muawija Ihn Abu Sufjn, der

    Kmpfe 'AU's. 21

    Prfekt von Syrien, Sd Ibn Abu Wakkafz *), derPrfekt von Kufa, und nach ihm al-WalTd Ibn \)kbaund Abdallah Ibn Amir, der Prfekt von Bafzraund 'Abdallah Ibn Sad Ibn Abu Sarafi, der Prfektvon Aegypten sie Alle verriethen und verliessen ihn,bis sein Schicksal ihn erreichte und er verbrecherischerWeise in seiner Wohnung gemordet wurde, und von demVerbrechen, welches an ihm geschah, ging die Zwie-tracht aus und ruhte nicht wieder. Der zehnte Streiterhob sich in der Zeit Xli's, des Fiirsten der Glubigen,nachdem man ber ihn bereingekommen und ihm gehul-digt hatte; zuerst der Kriegszug Tallia's ^und Zubair'sgegen Mekka, dann der aufrhrerische Zug Aischa's nachBafzra, dann der offene Ausbruch des Kampfes gegen ihn,welcher den Namen der Kameelschlacht hat. Die Wahrheitist, dass Jene Beide umkehrten und bereuten, da er ih-nen das Gebot ins Gedchtniss rief und sie sich erinner-ten. Den Zubair tdtete aber Ihn al-Dschurmuz alser bereits umgekehrt war, wofr er nach dem Ausspru-che des Propheten: Kndige dem Mrder des Ibn Szafia

    die Hlle an in die Hlle kommt; den Tallia trafMarwn Ibn al-'Hakam mit einem Pfeile whrend derAuflehnung und er strzte todt zu Boden. A'ischa

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    handelte angetrieben in dem, was sie that, bereueteaber nachher und kehrte um. Der Streit zwischen ihm(^li) und Muilwtja und die Schlacht von Sziffin undder Widerspruch der Chawridsch und sein Zugebendes Schiedsrichterspruches und die Hinterlist des j\mrIbn al-Afz gegen Abu Msa al-Aschari und dasEnde seines Chalifats bis zu seinem Tode, alles das ist

    bekannt; ebenso bekannt ist der Streit zwischen ihm undden Schurfi, welche bei Naharwn der Gesinnungnach und mit Worten von ihm abfielen, und der Ausbruchdes Kampfes mit ihm als offenkundiger Thatsache. [15] Mit

    *) Cureton hat diesen Namen anstatt des im Ms. stehenden Sa^idIbn al-'Arz gesetzt, welcher erst Nachfolger des W^alidwurde; s. W^eil's Chalifen I, S. 172.

    23 Reihenfolge im Im&mat.

    einem Worte: i\.li war mit der Wahrheit und die Wahrheitmit ihm. Es traten aber in seiner Zeit gegen ihndieChawi-ridsch hervor, nemlich al-Asch^th Ibn Kais, Has'udIhn Fadaki at-Tamfmi, Zaid Ibn 'HaTztn at-T&i und Andere; und ebenso die Ghulat (die Uebert rei-benden) in Betreff seiner, nemlich !A.bdallih Ibn Sabaund eine Anzahl mit ihm. Mit diesen beiden Sekten be-gann die Hresie und der Irrthum und es wurde das

    Wort des Propheten an ihm (^li) wahr: ber Dich ge-hen zwei zu Grunde, der aus Liebe zu viel thut und deraus Hass zu wenig thut. Nach ihm theilten sich die Mei-nungsverschiedenheiten in zwei Klassen, zu der einen ge-hrt die verschiedene Ansicht ber das Imamat, &ur an-dern die verschiedene Ansicht ber die Grundlehren desGlaubens (Ufzul). Die verschiedene Ansicht ber dasImamat ging nach zwei Seiten auseinander, von der ei-nen wurde behauptet, das Imimat beruhe auf dem Ue-bereinkommen und freier Wahl , auf der andern , dasselbeberuhe auf einer ausdrcklichen Bestimmung und genauerBezeichnung. Diejenigen, welche das Imamat vom Ue-hereinkommen und von freier Wahl abhngen lassen , be-haupten: Im am sei Jeder, ber welchen die Gemeindeoder ein ansehnlicher Theil der Gemeinde bereingekom-men sei entweder ganz allgemein oder mit der Bedin-gung, dass er ein Kuraischi sei nach der Lehre Ei-niger, und mit der Bedingung, dass er ein Hschimisei nach der Lehre Anderer und mit noch andern Bedin-gungen, wie wir spter sehen werden. Diejenigen, wel-che der ersten Ansicht zugethan waren, behaupteten dasImamat des Muawtja und seiner Shne und nach ih-nen die Nachfolge des Marwn und seiner Shne; dieChawaridsch stimmten zu allen Zeiten fr Einen vonihnen unter der Bedingung, dass er ihrem Glauben zu-

    gethan bleibe und im Handeln gegen sie nach den Re-geln der Gerechtigkeit verfahre; wenn er das nicht that^fielen sie von ihm ab, machten Aufruhr gegen ihn, und

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    oft tdteten sie ihn. Diejenigen aber, welche fr dasIm&mal eine ausdrcklidic Bestimmung verlangten, wa-

    Reibieiifolge im Imamat. 23

    reu nach dem Todo Ali' verschiedener Meinung. Einigebehaupteten, es gbe nur eine ausdrckliclve Bestimmungfr seinen Sohn Mullammad Ibn aN^Hanaffja unddas sind die Kais an Ija. Diese waren wieder nach des-sen Tode verschiedener Meinung; Einige sagten, dass ernicht gestorben sei, sondern wiederkehren und die Erde roilGerechtigkeit erfllen werde; Andere behaupteten, dasser gestorben sei und das Imamat nach seinem Tode aufseinen Sohn Abu Hschim bergegangen sei^ und diesetheilten sich wieder. Einige behaupteten, das Imamajtbleibe in seiner Nachkommenschaft nach jedesmaliger te-?stamentarischer Bestimmung; Andere sagten, es gehe auf

    andere Personen ber, und in der Bestimmung diesesAndern war man wieder verschiedener Meinung; Einigesagten^ es sei Bann Ibn Siman an-Nahdi, Andere:'Alilbn'AbdallhlbnXbbas, Andere: Abdallahlbn'Harb al-Kindi, [16] Andere: 'Abdallah Ibn Mu-wija Ibn XbdalUh Ibn Dschdfar Ibn Abu Talib.Alle diese behaupten aber (zugleich), dass der Glaube imGehorsam gegen einen Menschen bestehe und erklrtealle Satzungen des Gesetzes nach der Ansicht einer be-:stimmten Person, wie wir ihre Lehren spter kennen ler^nen werden. Diejenigen nu, welche die ausdrcklicheBestimmung fr MuA am m ad Ibn al*Hanaftja bestrei*-ten, behaupten sie fr al -'Hasan und al-'H usain und

    sagen : das Imamat kann nicht an zwei Brder gelangen,ausgenommen al-'Hasan und al-*Husain. Dann sindsie aber wieder verschiedener Meinung. Einige bertragendas Imamat auf die Shne al-'Hasan's und sagen, nachihm sei es auf seinen Sohn al -'Hasan gekommen, danndessen Sohn Abdallah, dann dessen Sohn Mufiaro*.mad, dann dessen Bruder Ibrh!m, die beiden Imme^Sie beide lehnten sich in den Tagen al-Manfzr's aufund wurden beide unter seiner Regierung getdtet. Vondiesen behaupten Einige die Wiederkunft des Im am Mu-fiammad. Andere lassen die testamentarische Bestim-mung auf die Shne al-'Husain's bergehen und sagen,nach ihm sei Imm geworden sein Sohn 'Ali Zain al-

    24 Reihenfolge im Imainat

    Abidin^ nach einer ausdrcklichen Bestimmung. Nachihm sind sie aber verschiedener Meinung. Die Zaidtjabehaupten das Imamat seines Sohnes Zaid und ihreLehre ist, dass ein jeder F&timi, der sich auflehnt,wenn er weise, enthaltsam, tapfer und freigebig ist,Imam ist und ihm Folge geleistet werden muss, und siegeben zu, dass das Im&mat zu den Shnen al-'Hasan's

    zurckkehre. Dann bleiben Einige (hierbei) stehen und be-haupten die Rckkehr ; Andere gehen weiter und sprechendas Imamat einem Jeden in jeder Zeit zu, dessen Zustand

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    ein solcher ist; ihre Lehren aber werden wir spter se-hen. Die Imamija aber behaupten das Imamat desMuliammad Ibn Xli al-Bakir nach einem ausdrckli-chen Zeugnisse, dann das Imamat des Dschafar IhnMuliammad nach testamentarischer Bestimmung; dannnach seinem Tode sind sie verschiedener Meinung, wervon seinen Shnen durch eine ausdrckliche Bestimmung

    der Bezeichnete sei; es waren deren fnf: Muliammad,Ismatl, j\bdallah, Msa und Xli. Einige theilendas Imamat dem Muliammad zu, das sind die X)ma-rtja; Andere dem Ismail und sie lugnen seinen Todzu Lebzeiten seines Vaters, das sind die Mubraktja,und von diesen bleiben Einige stehen und behaupten seineWiederkunft, Andere bertragen das Imamat auf seineShne nach dem jedesmaligen ausdrcklichen Zeugnissebis auf diesen Tag, das sind die Ismtlija. Andere be-baupten das Imamat des i!Vbdallh al-AftaA und glau-ben an seine Wiederkunft nach seinem Tode, denn erist ohne Nachkommenschaft gestorben. Andere behaup-

    ten das Imamat des Msa, nach einem ausdrcklichenZeugnisse ber ihn, [17] denn sein Vater sagte: Euersiebenter (Imm) ist euer Sickerhebender ^) , ist er nichtHerr der Thora genannt? Diese sind dann wieder ver-schiedener Meinung, Einige hren mit ihm auf und be-haupten seine Wiederkunft, denn sie sagen: er ist nicht

    ^) Die Er1

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    nach dem Verborgensein. Dieses ist eine bersichtlicheZusammenstellung der verschiedenen Ansichten ber dasImamat, die genauere Auseinandersetzung davon wirdbei der Erwhnung der einzelnen Lehren erfolgen.

    Was nun die verschiedenen Ansichten ber dieGrundlehren anbetrifft, so trat in der letzten Zeit der

    Gefhrten die Hresie des Mabad al-Dschuhaniund des Ghailn ad-Dimaschki und des Junasal-Aswri in Betreff der Behauptung des Kadar undder Lugnung der Beziehung des Guten und Bsen aufdas Kadar hervor. Es webten aber an ihrem Webe-baum Wfzil Ihn Ata al-Ghazzl Dieser war einSchler des a 1 -'H asan al-Bafzri und sein Schler war!Amr Ihn 'Obaid, der in den Streitfragen ber dasKadar noch weiter ging als er. j%.mr gehrte zu denWerbern des Jaztd an-Nakifz in den Tagen der BanuUmajja, dann trat er zu alrManfzr ber und

    26 Die Wissenschaft des Kal&m.

    behauptete dessen Imamat; es lobte ihn al-ManTfiBoreinst ^ da sagte er: Beeren sind fr die Menschen ausge-streut; aber Andere als Xmr sammeln sie auf. Bsentstanden aber whrend der Zeit aU^'Hasan's die Hre-sien der Wa'fdtja von den Chawridsch^ der Mur-dschia von den Dschabarlja^ und der Kadarfja.Von ihnen und von seinem Lehrer wich Wfasil in derBehauptung des Aufenthaltsortes zwischen den beidenAufenthaltsorten (der Seligen und Verdammten) ab, so

    dass er und seine Anhnger Mdtazila (Abweichende}genannt wurden. Sein Schler wurde Zaid Ihn Wiund er nahm sein System der Orundlehren an, des-wegen wurden alle ZaidfjaMiitazila; diejenigen aber,welche Zaid Ihn ^li verliessen^ weil er von derLehre seiner Vter ber die Grundlehren und ber dasSichlossagen und ber das Freundschafthalten abgewi-*chen war^ [18] waren Kufenser und sie bildeten eineSekte ; welche Rfidha (Verlassende) genannt wurden.Sodann lasen einige Lehrer der Mutazila die Werkeder Philosophen ; seitdem sie unter der Regierung al-Mmun's bersetzt waren und vermischten deren Me-thode mit der Methode des Kai am und begrndeten da-mit eine besondere Art von Wissenschaft ^ welche sieeben Kai am nannten ^ entweder weil die Hauptfrage^ umwelche sich ihre Disputationen und Controversen drehten^eben die Frage ber die Rede Gottes (arab. Kalm) war,80 dass die ganze Art (wissenschaftliche Fragen zu be-handeln) mit ihrem Namen bezeichnet wurde; oder weilsie es den Philosophen , welche einen bestimmten Theiiihrer Wissenschaft Mantik (Logik) nannten, nachmach-ten, denn Man tik und Kalm sind dasselbe. Es stimmteaber ihr grsster Lehrer A b u - 1 - H u d s a i 1 al-XUf denPhilosophen darin bei, dass Gott allwissend durch dasWissen und das Wissen sein Wesen sei, ebenso all-

    mchtig durch seine Allmacht und seine Allmacht seinWesen sei; er brachte aber eine neue Hresie auf berdas Kalm und den Willen (Gottes) und die Handlun-

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    gen der Menschen und die Behauptung des Kadar und

    AahEitger des Kal&m. 27

    die Lebensdauer und den Lebensunterhalt ^ wie wir es in

    der Ausfuhrung seiner Lehre genauer angeben werden.Es fanden aber zwischen ihm und Hisebam Ihn al^'Hakam Disputationen ber die Bestimmungen der Ver-gleichung (Gottes mit dem Menschen} statt und Abu Ja-kub asch-SchafiKm und al-Adami, die beiden Ge-nossen des Abu-'l-^Hudsail; stimmten ihm darin in Al-lem bei. Dann war^ in der Zeit des Mutafzim^ IbrahimIbn Sajjar an-Natztzm, der in der Begrndung derLehren der Philosophen am weitesten Gehende und er wichvon der (einfachen') Lehre der Alte^ durch seine hreti-schen Meinungen ber den Abfall und das Kadar, undvon seinen Genossen in verschiedenen Einzclfragen ab,

    die wir unten angeben werden ; zu seinen Anhngern ge-hrte aber Mufiammad Ibn Schubaib und AbuSchamir und Msa Ibn jlmrn und al-Fadhl al-'Hadathi und AAmad Ibn 'Hjit^ al-Aswri aberstimmte ihm in allen hretischen Ansichten , die er lehrte^bei, ebenso die Iskaftja, die Anhnger des Abu D seh a-far al-Iskfi und die Dschafarija, die Anhnger derbeiden al-Dschdfar's, Dschafar's Ibn Mubaschirund Dschdfar's Ihn 'Harb. Dann trat die Hresiedes Bischr Ibn al-Mutamir in der Behauptung berdie Erzeugung (der Handlungen) und der Uebertreibungdarin und in der Hinneigung zu den naturalistischen Phi-losophen hervor, und in der Behauptung, dass Gottes All-

    macht sich auf die Bestrafung der Kinder erstrecke, dasser aber, wenn er es thue, ungerecht sei, nebst Anderem,worin er von seinen Genossen abwich. Es war aber einSchler von ihm Abu Msa al-Muzdr, der Bsserder Mutazila; dieser wich von ihm in der Lugnungder Wunder des Koran in Betreff der Klarheit und desRedeschmucks ab, und in seiner Zeit fielen die meistenGewaltthtigkeiten gegen die Anhnger der alten Lehr^vor , weil sie die Ewigkeit des Koran behaupteten. [19]Zu seinen Schlern gehrten auch die beiden DschfarAbu Zafar und Mufiammad Ibn Suwaid, die bei-^den Anhnger al-Muzdr's, und Abu Dschfar al-

    28 Vierte Vorrede.

    Iisk4fi und 'Isa Ibn al-Haitfaam^ die beiden Genos-sen des Dschfar Ibn 'Harb al-Aschaddsch. Zudenen, welche in der Behauptung des Kadar am wei-testen gingen, gehrt Hisch&m Ibn j%.mr al-Fti,und al-Afzamm war einer seiner Anhnger; sie beidetadelten das Immat des !Ali, weil sie behaupteten,dass das Imamat nur durch das Uebereinkommen der ge-sammten Gemeinde bertragen werden knne. Al-Futi

    und al-Afzamm stimmten aber darin iiberein, dass esunmglich sei, dass Gott die Dinge, bevor sie da wren,wisse, und lugneten, dass das Nichtexistirende etwas sei.

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    Abu-'l-*Hasan al-Chajjt und Afimad Ibn j\liasch-Schatawi waren Genossen des ^sa afz-Szufi,dann hingen sie dem Abu Muchlid an und ein Schlerdes Abu-'l-^Hasan al-Chajjt war al-Kabi undihre Iiehren waren durchaus dieselben. Muimar Ibn^bfod as-Salami aber und Thamama Ibn Aschrasan-Namtri und Xmr Ibn Batir al-Dschaliitz leb-

    ten zu derselben Zeit, in Urtheil und Glauben bereinstim-mend, von ihren Genossen aber in einigen Einzelfragen,die wir (spter) erwhnen werden, abweichend. Vonden Sptem nahmen Abu^li al-Dschubb'i und seinSohn Abu Haschim und al-Kadhi jibd al-Dschab-br und Abu-'l-'Husain al-Bafzri den besten Theilder Methoden ihrer Genossen an und trennten sich vonihnen in einigen Fragen, wie es spter gezeigt werdenwird. Der Glanz der Wissenschaft des Kai am begannmit den abbasidischen Chalifen Harun, al-Mmn,al-Mutafzim, al-Wthik und al-Mutawakkilund hrte auf mit afz-Szfiib Ibn ^bbd und einer

    Anzahl von den Dajlima. Es trat aber auch eine An-zahl von den Mutazila auf, welche vermittelte; nem-lich Dhirr Ibn jimr und 'Haffz al-Fard undal-'Husain an-Nadd schr von den Sptem wider-sprachen den Lehrern in einigen Fragen. Und es standDschahm Ibn Szafwn in der Zeit des NafzrIbn Sajjr auf und brachte seine Hresie ber dasDschabar in Turmuds zu Tage; ihn tdtete Slim Ibn

    al-Aschari Ibn al-Karrm. 29

    Ahwaz al-Mazini in der letzten Zeit der Herrschaftder Banu Umajja in Marw. Es waren aber zwi-schen den Mutazila und den Anhngern der alten Lehrezu jeder Zeit Streitigkeiten ber die Eigenschaften (Szift),und die Anhnger der alten Lehre stritten mit ihnen darbernicht nach einem aus der Wissenschaft des Kalm ent-nommenen Kanon , sondern in schlichter Rede, und sie er-hielten den Namen Sziftlja. Sowohl diejenigen, wel-che die Eigenschaften Gottes als in seinem Wesen besie-hende Begriffe bestimmten, als auch diejenigen, welcheseine Eigenschaften mit denen der Geschpfe verglichen,[20] alle hielten sich an die augenflligen Stellen derSchrift und der Ueberlieferung und stritten wider dieMutazila fr die Ewigkeit des Koran nach augen-flligem Ausspruche. Es waren aber jlbdallh IbnSatd al-Kilbi und Abu-'l-'Abbs al-Kalnsiund al-'Hrith al-Malisibi diejenigen von ihnen,welche in der sichern Kenntniss sich am hnlichstenund im Kalm am strksten waren. Es fand nun eineDisputation zwischen Abu-'l-'Hasan Xli Ibn Is-matl al-Aschdri und seinem Lehrer Abu j\li al-Dschubbi ber einige Fragen statt und jener legtediesem Dinge vor, die er nicht beantworten konnte.Da verliess er ihn und wandte sich zu der Par-thei der alten Lehre und frderte ihre Lehre, indem

    er ihr eine aus der Wissenschaft des Kalm entnom-mene Grundlage gab^ so dass es eine besondere Lehrewurde; und es gaben seiner iMethode eine Anzahl recht-

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    glubiger Lehrer noch mehr Halt, nemlich al-KadhiAbu Bakr al-Bkillni und der Lehrer Abu Islikal-Isfar'ini und der Lehrer Abu Bakr Ibn F-rak, unter welchen keine grosse Abweichung stattfand.Es trat aber ein Mann von Sidschistn auf, dersich die Enthaltsamkeit zum Gesetz gemacht hatte, mitNamen Abu Abdallah Ibn al-Karrm. Sein Wis-

    sen war gering, aber er hatte aus jeder Lehre ein Stck-chen zusammengesucht und es in sein Buch aufgenom-men, das brachte^ er unter die der Sprache unkundigen

    30 Fuarte Vorrede.

    Leute in Ghardscha und Qhor und ia den Umgebun-gen der Stdte Churdsan's. Es wurde aber seine Artund Weise in Ordnung gebracht und so wurde eine Lehredaraus, welche der Sultan Matimud Ihn Sabuk-

    taktn in seinen Schutz nahm; ber die Anhnger derUeberiieferung kam das Unheil, die Sch!^ aber warenauf ihrer Seite. Seine Lehre kam der Lehre der Cha-w arid seh am nchsten und sie waren extreme Mu-dschassima ausser Mntiammad Ihn al-^Haifzam^welcher eine vermittelnde Stellung einnahm.

    Fnfte Torrede.

    CDie fnfte Vorrede, in welcher der Grund angegeben wird,weshalb dieses Werk nach den Regeln der Rechenkunst anzu-ordnen sei, ist eine gelehrte Knstelei, welche dem sonstigenCharacter des Buches nicht entspricht, und worin Kunstans-

    drucke vorkommen, welche eine ausfhrliche Erklrung noth-wendig machen. Da das Verstndniss des Buches selbst da-durch nicht im Geringsten bedingt ist, werde ich diese Vorredeam Schlsse unter den Erluterungen und Anmerkungen nach-bringen.)

    Da nun die Vorreden in erschpfender und grnd-licher Fassung hiermit zu Ende gebracht sind, wen-den wir uns zur Angabe der Lehrmeinungen der Welt-bewohner von Adam bis zum heutigen Tage, mit derHoffnung, keine Lehre unter ihren Abtheilnngen aus-zulassen. Wir wollen unter jedem Kapitel und jedemTheile das anfuhren, was ihnen zukommt, damit man er-kenne, weshalb diese Bezeichnung diesem Capitel gegebenwurde, und bei jeder angefhrten Sekte die Angabe des-sen hinzufgen, was ihren Klassen in Betreff der Lehreund des Glaubens gemeinsam ist, und unter jeder Klasse,was ihr im Besonderen eigeiithmlich ist und wodurchsie sich von ihren (Genossen unterscheidet. [24] Die Ab-theilungen der dreiundsiebzig Sekten des Islam werdenwir vollstndig angeben, und bei den Abtheilungen derSekten, welche nicht zur wahren {patriarchalischen')

    Regel fr den Schreiber. 3|

    Religion (aI-*Hau!f!ja) gehren , werden wir uns auf

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    dasjenige besehrnken^ was in Betreff des Princips unddes Fundamentes am verbreitetsten und bekanntesten ist.Wir werden dasjenige voranstellen^ welchem der Vor-rang gebhrt, und dasjenige nachfolgen lassen, welchemdas Nachfolgen zukommt. Bedingung der Rechenkunstist , dass dasjenige, wa& als Ausfllung geschrieben wird,mit bestimmter Ausdehnung der Reihen geschrieben

    werde; Bedingung der Schreibekunst, dass nach derbekannten eleganten Weise ein reichlicher Rand gelassenwerde ; ich habe die Bedingung beider Knste beobachtet,die Capitel nach der Bedingung der Rechnung ausgedehnt,und Rnder g