Schimmelpilzleitfaden

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Leitfadenzur Vorbeugung, Untersuchung, Bewertung und Sanierung von Schimmelpilzwachstum in Innenrumen (Schimmelpilz-Leitfaden)Erstellt durch die Innenraumlufthygienekommission des Umweltbundesamtes Vorsitz: Dr. Bernd Seifert, Umweltbundesamt

Mitglieder: PD Dr. Dr. Wolfgang Bischof, Klinikum der Friedrich-Schiller-Universitt Jena Dr. Joachim Dullin, Verbraucher-Zentrale NRW Prof. Dr. Martin Exner, Hygiene-Institut der Universitt Bonn Prof. Dr. Klaus Fitzner, Hermann-Rietschel-Institut der Technischen Universitt Berlin Dr. Birger Heinzow, Landesamt fr Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein Prof. Dr. Olf Herbarth, UFZ-Umweltforschungszentrum, Leipzig-Halle GmbH Dr. Caroline Herr, Institut fr Hygiene und Umweltmedizin, Universitt Gieen Dr. Hermann Kruse, Klinikum der Christian-Albrechts-Universitt zu Kiel Dr. Inge Mangelsdorf, Fraunhofer-Institut fr Toxikologie und Aerosolforschung, Hannover Dipl.-Chem. Wolfgang Misch, Deutsches Institut fr Bautechnik, Berlin Prof. Dr. Hans-Gnter Neumann, Institut fr Toxikologie und Pharmakologie der Universitt Wrzburg Prof. Dr. Henning Rden, Institut fr Hygiene der Freien Universitt Berlin Dr. Helmut Sagunski, Behrde fr Arbeit, Gesundheit und Soziales, der Freien und Hansestadt Hamburg Prof. (CS) Dr. Martin Schata, Madaus AG, Kln Dr. Jrgen Wuthe, Ministerium fr Arbeit, Gesundheit und Sozialordnung Baden-Wrttemberg. Als weitere Sachverstndige haben mitgewirkt: Dipl.-Phys. Christoph Baudisch, Landesgesundheitsamt Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin Dr. Andreas Czepuck, Bundesministerium fr Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Dr. Steffen Engelhart, Hygiene-Institut der Universitt Bonn Dr. Norbert Englert, Umweltbundesamt, Berlin Dr. Guido Fischer, Institut fr Hygiene und Umweltmedizin, Rheinisch-Westflische Technische Hochschule Aachen Dr. Thomas Gabrio, Landesgesundheitsamt Baden-Wrttemberg, Stuttgart Dr. Snezana Jovanovic, Landesgesundheitsamt Baden-Wrttemberg, Stuttgart Dr. Heinz-Jrn Moriske, Umweltbundesamt, Berlin Dr. Elke Rokamp, Umweltbundesamt, Berlin Dr. Klaus Senkpiel, Institut fr Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Medizinische Universitt Lbeck Dr. Hartmut Stirn, Bundesanstalt fr Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Berlin Dr. Regine Szewzyk, Umweltbundesamt, Berlin Dr. Christoph Trautmann, Umweltmykologie, Berlin Dr. Detlef Ullrich, Umweltbundesamt, Berlin.

Impressum

Impressum:Herausgeber und Redaktion: Umweltbundesamt Innenraumlufthygiene-Kommission des Umweltbundesamtes Bismarckplatz 1 14193 Berlin Tel.: 030 - 8903 - 0 Fax: 030 - 8903 - 2285 http://www.umweltbundesamt.de Bearbeiter: Dr. Heinz-Jrn Moriske Dr. Regine Szewzyk Gesamtherstellung: KOMAG GmbH 2002 Umweltbundesamt Berlin

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Inhalt

Kapitel

Inhalt

Seiten

Vorwort Einleitung

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Teil A Grundstzliches

A-1 A-2 A-2.1 A-2.2 A-2.3

Eigenschaften und Vorkommen von Schimmelpilzen in Innenrumen Wirkungen von Schimmelpilzen auf den Menschen Allergische Reaktionen Reizende und toxische Wirkungen Pulmonale Mykosen Bauseitige Manahmen Richtiges Lftungs- und Heizverhalten Luftfeuchtigkeit und Lftung Luftaustausch im Gebude Richtiges Lften Raumlufttechnische Anlagen Schadensaufnahme bei Vorkommen von Schimmelpilzen in Gebuden Begehung Bestimmung von Schimmelpilzbelastungen Messung kultivierbarer Schimmelpilze in der Innenraumluft Messung von kultivierbaren Schimmelpilzen im Hausstaub Messung kultivierbarer Schimmelpilze durch Sedimentation Messung der kultivierbaren Schimmelpilze in Material- und Oberflchenkontaktproben Messung der Gesamtzellzahl (Gesamtsporenzahl) MVOC-Messungen Schimmelpilzsprhunde Qualittssicherung Qualittsanforderungen an die Untersuchungseinrichtung Hilfestellungen zur internen und externen Qualittssicherung Beurteilung von Schimmelpilzen im Innenraum Bewertung von Materialproben Bewertung von Luft- und Staubproben Bewertung von Luftproben Bewertung von Staubproben

5 10 11 13 15 16 16 17 19 21 23

Teil B Vorbeugende Manahmen gegen Schimmelpilzbefall

B-1 B-2 B-2.1 B-2.2 B-2.3 B-2.4 C-1 C-1.1 C-1.2 C-1.2.1 C-1.2.2 C-1.2.3 C-1.2.4 C-1.2.5 C-1.3 C-1.4 C-1.5 C-1.5.1 C-1.5.2 C-2 C-2.1 C-2.2 C-2.2.1 C-2.2.3

Teil C Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenrumen

25 27 30 31 33 34 34 35 36 39 40 40 42 43 43 45 46 49

III

Inhalt

Kapitel

InhaltC-3 C-3.1 C-3.2 C-3.2.1 C-3.2.2 Ursachensuche und Sanierungsmanahmen Ursachensuche Sanierung Kurzfristige Manahmen Langfristige Manahmen 1: 2: 3: 4: 5: Autohaus Schule A Kindergarten Verbindungsflur mit Altschaden Schule B

Seiten49 50 53 54 54 58 59 60 61 63 66 72

Teil D Fallbeispiele

Fallbeispiel Fallbeispiel Fallbeispiel Fallbeispiel Fallbeispiel

Anhnge

Anhang 1: Begehungsprotokoll Anhang 2: Weiterfhrende Literatur

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Vorwort

VorwortIm Umweltbundesamt hufen sich in letzter Zeit die Anfragen mit der Bitte um Informationen ber das Auftreten von Schimmelpilzen in Gebuden. Schimmelpilzwachstum kann bei Feuchteschden in Mauerwerksund Gebudestrukturen auftreten, wird zunehmend aber auch in Gebuden beobachtet, die aus energetischen Grnden aufwndig abgedichtet wurden. Die Feuchtigkeit in Wohnungen vor allem durch die Bewohnerinnen und Bewohner verursacht wird in solchen Gebuden oftmals nur unzureichend durch natrliche Lftung abgefhrt und reichert sich deshalb im Raum an. An wenig durchlfteten Stellen kann es dann im Laufe der Zeit zum Schimmelpilzwachstum kommen, das nicht immer nur mit verstrktem Lften vermeidbar ist. Bis heute gibt es in der Fachwelt keine schlssige Antwort auf die schwierige Frage, wie Schimmelpilzschden methodisch sicher und auf einheitliche Weise zu erfassen sind und wie man insbesondere verdeckte Schden feststellen kann. Auch die gesundheitliche Bewertung der Schimmelpilzbelastungen geschieht wegen einer Reihe noch offener Fragen nicht immer sicher. Die Innenraumlufthygiene-Kommission des Umweltbundesamtes hat in dem vorliegenden Leitfaden das gesamte Thema aufgegriffen und die derzeit vorliegenden Erkenntnisse zusammenfassend dargestellt. Ihr Ziel ist es, mit diesem Leitfaden die ffentlichkeit zu informieren und den Weg fr eine einheitliche Erfassung und Bewertung von Schimmelpilzen in Innenrumen zu ebnen. Praktische Hinweise zeigen, wie sich Schimmelpilzschden vermeiden lassen. Die Mitglieder der Kommission wurden bei ihrer Arbeit von anderen Fachleuten und von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Umweltbundesamtes untersttzt. Ich danke allen Beteiligten fr ihre Arbeit.

Berlin, November 2002

Prof. Dr. Andreas Troge Prsident des Umweltbundesamtes

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Einleitung

EinleitungDem Auftreten von Schimmelpilzen in Gebuden wird zunehmend Beachtung geschenkt. Die Grnde hierfr sind vielfltig. Voraussetzung fr das Schimmelpilzwachstum ist generell Feuchtigkeit. Hhere Feuchte im Innenraum kann durch bauliche Mngel oder durch falsches Nutzerverhalten auftreten. In lteren und in nicht vorschriftsgem errichteten neuen Gebuden kann durch bauliche Mngel (undichtes Dach, Risse im Mauerwerk) oder Fehler in der Gebudekonstruktion Feuchtigkeit in Wnde, Fubden und Decken eindringen sowie zur Gebudeinnenseite wandern. Durch Wrmebrcken oder unzureichend oder falsch angebrachte Wrmedmmungen kommt es zu einer erhhten relativen Feuchte an der Oberflche bis hin zur Tauwasserbildung an Innenflchen der Gebudewnde. Um dies zu verhindern und einem Schimmelpilzbefall vorzubeugen, mssen an erster Stelle solche baulichen Mngel beseitigt werden. Das Verhalten der Raumnutzer kann ebenfalls zu erhhter Feuchte im Innenraum beitragen. Vor allem unsachgemes Lftungsverhalten der Bewohnerinnen und Bewohner in Verbindung mit Ttigkeiten, bei denen Feuchtigkeit entsteht (Duschen, Kochen, Wschetrocknen etc.), erhht die Feuchtigkeit der Raumluft. Dies kann zu Schimmelpilzwachstum fhren. Besonders bei nachtrglich wrmegedmmten und nach den geltenden Wrmeschutzvorschriften neu errichteten Gebuden ist wegen des verringerten natrlichen Luftwechsels (das ist der Luftaustausch mit der Auenluft, der z.B. ber Fugenundichtigkeiten bei geschlossenen Fenstern und Tren auftritt) ein sachgerechtes Lften erforderlich. Nicht zuletzt knnen unvollstndig oder unsachgem beseitigte Wasserschden oder

Restbaufeuchte das Schimmelpilzwachstum begnstigen. Bis heute gibt es keine einheitlichen Erfassungsmethoden und Bewertungsmastbe fr Schimmelpilzkontaminationen in Innenrumen. Dieser Leitfaden soll helfen, einheitliche Vorgehensweisen und Empfehlungen zu schaffen. Er soll darber hinaus dazu beitragen, Schimmelpilzbelastungen in Gebuden vorzubeugen. Der Leitfaden wendet sich an alle diejenigen, die mit der Vorbeugung, Erfassung, Bewertung und Beseitigung von Schimmelpilzbelastungen in Gebuden befasst sind. Hierzu gehren die Fachleute der einschlgigen Behrden (Umwelt-, Gesundheits-, Bauaufsichtsmter) und verschiedenen Berufsgruppen (Baufachleute, Analytiker, Hygieniker und Mikrobiologen) sowie die Gebudeeigentmer und -betreiber (Hausverwaltungen, Wohnungsbaugesellschaften etc.). Der Leitfaden beschrnkt sich grundstzlich auf die Problematik der Schimmelpilzbelastungen in Rumen und Gebuden, die auf natrliche Weise (Fenster, Tren) belftet werden knnen. Auf Besonderheiten, die sich durch den Betrieb von mechanischen Be- und Entlftungseinrichtungen, z.B. in klimatisierten Broarbeitsrumen, ergeben, wird jedoch ergnzend hingewiesen. Schimmelpilzprobleme in Krankenhusern und in produktionstechnisch belasteten Arbeitsplatzinnenrumen (z.B. Abfallverwertungsanlagen) werden nicht behandelt; ebenso wenig derjenige Schimmelpilzbefall, der durch verdorbene oder unsachgem gelagerte Lebensmittel entsteht und bei Genuss dieser Lebensmittel fr die Betroffenen gesundheitliche Probleme verursachen kann. Der Leitfaden ist folgendermaen aufgebaut: Im einem Grundsatzteil (Teil A) wird zunchst auf Eigenschaften, Quellen und Vor-

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Einleitung

kommen der verschiedenen Schimmelpilzarten in Gebuden eingegangen und die gesundheitliche Bedeutung von Schimmelpilzen und der von ihnen gebildeten Stoffwechselprodukte beschrieben. Teil B befasst sich mit vorbeugenden Manahmen, um Schimmelpilzbefall in Gebuden zu vermeiden. Es werden Hinweise auf bauseitige Manahmen sowie auf richtiges Nutzerverhalten gegeben. Teil C betrifft den Schadensfall. Es werden geeignete Vorgehensweisen bei der Bege-

hung der betroffenen Gebude, der messtechnischen Erfassung der Schimmelpilzbelastung und der hygienischen Bewertung beschrieben. Hieran schliet sich eine Darstellung kurz- und langfristiger Manahmen zur Reduzierung des Schimmelpilzbefalls und zur Sanierung betroffener Rume an. Teil D enthlt Fallbeispiele, wie in der Praxis vorgegangen werden kann. Der Anhang umfasst neben einem Begehungsprotokollmuster weiterfhrende Literatur zum Thema Schimmelpilze.

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Teil A, Grundstzliches

Teil A GrundstzlichesSchimmelpilze sind ein natrlicher Teil unserer belebten Umwelt und ihre Sporen sind daher auch in Innenrumen vorhanden. Die Vermehrung von Schimmelpilzen in Innenrumen kann dagegen ein hygienisches Problem darstellen. Wirksame Manahmen, um Schimmelpilzwachstum zu vermeiden, setzen die genaue Kenntnis der Schimmelpilze und ihrer Umweltansprche voraus.

Problemen im Innenraum fhren knnen (typischer erdig-modriger Geruch), wird in diesem Leitfaden nur auf die Schimmelpilze eingegangen. Schimmelpilze bilden in der Wachstumsphase Zellfden (Hyphen), deren Gesamtheit man als Myzel bezeichnet. Da diese Fden meist farblos sind, ist der Schimmelpilz in dieser Phase normalerweise mit dem bloen Auge nicht sichtbar. Zur Vermehrung und Verbreitung bilden Schimmelpilze asexuelle Verbreitungsorgane (Sporangiosporen und Konidien) und, viel seltener, sexuelle Verbreitungsorgane (Zygosporen, Ascosporen). Alle Verbreitungsorgane werden im folgenden unter dem Begriff Sporen zusammengefasst (vgl. Abb.1). Da die asexuellen Sporen meist in groer Zahl produziert werden und oft gefrbt sind, werden die Schimmelpilze in diesem Stadium mit bloem Auge (z.B. als Schimmelpilzflecken) sichtbar. Schimmelpilzsporen umfassen mit wenigen Ausnahmen den Grenbereich von 3 bis 20 m (maximaler Bereich 2-100 m, 1 m entspricht 1/1000 mm). Die meisten Sporen haben Durchmesser unter 10 m. Sie knnen damit eingeatmet werden sowie in der Luft ber weite Strecken schweben und mit dem Wind transportiert werden.

A-1 Eigenschaften und Vorkommen von Schimmelpilzen in InnenrumenSchimmelpilze ist ein Sammelbegriff fr Pilze, die typische Pilzfden und Sporen ausbilden knnen und dadurch makroskopisch als (oft gefrbter) Schimmelbelag sichtbar werden. Es handelt sich dabei aber nicht um eine einheitliche Gruppe von Pilzen, vielmehr sind unter dem Begriff Schimmelpilze Fadenpilze aus mehreren Pilzgruppen (Zygomycetes, Ascomycetes, Fungi imperfecti) zusammengefasst. Die einzelnen Schimmelpilze werden mit einem lateinischen Doppelnamen bezeichnet. Dabei steht der erste Teil des Namens fr die bergeordnete Pilzgattung (z.B. Aspergillus, Penicillium), der zweite Teil benennt die einzelne Pilzart (synonym: Pilzspezies; z.B. Aspergillus fumigatus, Penicillium chrysogenum). Manchmal werden in den Begriff Schimmelpilze zustzlich bestimmte schimmelpilzartig bzw. fadenfrmig wachsende Bakterien, die Actinomyceten, eingeschlossen. Dies mag aus praktischen Grnden gerechtfertigt sein, aus systematischen Grnden ist eine solche Zuordnung jedoch nicht korrekt. Obwohl auch Actinomyceten zu

Schimmelpilze sind ein natrlicher Teil unserer Umwelt und daher auch in Innenrumen vorhanden. Ein Schimmelpilzwachstum im Innenraum sollte jedoch vermieden werden. Die Schimmelpilzkonzentration in der Auenluft ist starken Schwankungen unterworfen. Daher muss bei Schimmelpilzmessungen in der Innenraumluft parallel auch die Auenluft untersucht werden.

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Teil A, Grundstzliches

Abb.1: Verschiedene Schimmelpilzarten, die in einer Petrischale auf Nhrmedium wachsen und Sporen bilden (Bild: Trautmann, Umweltmykologie)

Schimmelpilze sind an der Zersetzung von organischem Material beteiligt und spielen damit eine wichtige Rolle im Kohlenstoffkreislauf der Natur. Ihre Konzentration in der Auenluft ist je nach Ort, Klima, Tages- und Jahreszeit groen Schwankungen unterworfen (vgl. Abb. 2). Diese Schwankungen werden durch natrliche Einflsse hervorgerufen, beispielsweise durch nderung der Temperatur und Feuchtigkeit im Jahresverlauf sowie durch Abhngigkeit von der geographischen Lage, Ansammlung von verrottendem Material oder Aufwirbelung von Erde. Weiterhin knnen Schimmelpilze auch durch Produktionsprozesse freigesetzt werden, wie z.B. in Kompostierungsanlagen, Wertstoffsortierungsanlagen, Tierhaltungsanlagen oder in der Getreideverarbeitung.

Schimmelpilze, die in der Innenraumluft nachgewiesen werden, knnen zwei Quellen haben. Zum einen knnen sie bei Lftungsvorgngen aus der Auenluft in den Innenraum gelangt sein; zum anderen knnen sie aus Quellen im Innenraum stammen. Um hier unterscheiden zu knnen, ist es notwendig, bei Untersuchungen der Innenraumluft immer parallel eine vergleichende Messung in der Auenluft durchzufhren. Das Schimmelpilzwachstum im Innenraum wird hauptschlich durch drei Faktoren bestimmt: Feuchtigkeit, Nhrstoffangebot und Temperatur. Weitere Faktoren, die das Wachstum oder bestimmte Stoffwechselvorgnge beeinflussen knnen, sind der pH-Wert des Substrates, Licht (Sporenbil-

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Teil A, Grundstzliches

Abb. 2: Jahreszeitlicher Verlauf der Schimmelpilzkonzentration in der Auenluft. Die Boxplots zeigen den Medianwert (dicke schwarze Linie), das 25. und 75. Perzentil (Begrenzung grauer Bereich), das 5. und 95. Perzentil sowie Ausreier () und maximale Werte ().

12000 Pilzsporenkonzentration, KBE/m3 Luft

10000

8000

6000

4000

2000

0 N=

22 1

20 2

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22 7

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20 9

20 10

21 11

18 12

Monat Quelle: Koch, A., K.J., Heilemann, J., Heinrich, H.E., Wichmann; W., Bischof (2000): Indoor viable mold spores a comparison between two cities, Erfurt (Eastern Germany) and Hamburg (Western Germany). Allergy 55: 176-180

dung), der Sauerstoffgehalt der Luft sowie chemische Substanzen. Schimmelpilze knnen in einem weiten Temperaturbereich wachsen (vgl. Tab. 1). Pilzarten, die in einem mittleren Temperaturbereich wachsen, werden als mesophil, solche, die auch noch bei hohen Temperaturen gut wachsen knnen, als thermotolerant bezeichnet. Liegt das Wachstumsoptimum bei hohen Temperaturen, handelt es sich um thermophile Pilze.

In unseren Breiten finden mesophile Schimmelpilze am ehesten optimale Temperaturbedingungen auerhalb von Rumen. In diese Gruppe gehren die wichtigsten Vertreter der Gattung Penicillium. AspergillusArten bevorzugen hhere Temperaturen und zhlen daher zum groen Teil zu den thermotoleranten Schimmelpilzen. Thermophile Schimmelpilze, wie der gesundheitlich bedeutsame Aspergillus fumigatus, kommen dagegen vergleichsweise selten vor.

Tabelle 1: Wachstumstemperaturen mesophiler, thermotoleranter und thermophiler SchimmelpilzeBezeichnung Minimum Mesophile Schimmelpilze Thermotolerante Schimmelpilze Thermophile Schimmelpilze Quelle: 05 05 2025 Wachstumstemperatur C Optimum 2535 3040 3555 Maximum ca. 40 ca. 50 ca. 60

Mcke M, Lemmen Ch (1999): Schimmelpilze, Vorkommen, Gesundheitsgefahr, Schutzmanahmen. ecomedVerlagsgesellschaft, Landsberg. Verndert.

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Teil A, Hygienische Anforderungen im praktischen Schulbetrieb

Schimmelpilze knnen eine Vielzahl von Materialien als nutzen wie z.B.: Holz, Spanplatten, Papier, Pappe, Karton (auch Gipskarton), Tapeten, Tapetenkleister, Kunststoffe, Gummi, Silikon, Folien, Teppichbden, Kleber fr Fubodenbelag, Farben, Lacke, Leder. Auch Materialien wie Zement und Beton knnen Nhrstoffe fr Schimmelpilze enthalten. Schimmelpilze knnen auerdem auf Materialien wachsen, die selbst keine Nhrstoffe abgeben, wenn sich organische Partikel und Stube aus der Luft auf diesen abgesetzt haben (z.B. auf Glas). Da die Temperaturen in Innenrumen meist in einem fr Schimmelpilzwachstum gnstigen Bereich liegen und sich auerdem in Innenrumen gengend Nhrstoffe fr Schimmelpilze in Form von Holz, Tapeten, Teppichen, Wandfarbe, u. . befinden, kommt der Feuchtigkeit die entscheidende Rolle fr das Wachstum zu. Schimmelpilze in Innenrumen knnen auf einer Vielzahl von Materialien und in einem weiten Temperaturbereich wachsen. Feuchtigkeit hat dabei eine entscheidende Bedeutung.

aw = pD/pS

(1)

Der aw-Wert kann berechnet werden, wenn die relative Luftfeuchtigkeit (RH) ber dem Material bekannt ist: aw = RH (%)/100 (2)

Diese Zusammenhnge gelten exakt jedoch nur unter Gleichgewichtsbedingungen in geschlossenen Systemen, wie sie bei Laborexperimenten in Feuchtekammern eingestellt werden knnen. Die Einstellung solcher Gleichgewichtsbedingungen kann je nach Material Wochen oder Monate dauern. In der Praxis treten fast nie Gleichgewichtszustnde auf, da die Feuchte ber dem Material laufend durch Temperaturnderungen, Luftstrmungen und Feuchteproduktion im Raum u.a. beeinflusst wird. Um diesen Schwankungen gerecht zu werden, sollte daher in der Praxis zur Beurteilung der Oberflchenfeuchte die relative Feuchtigkeit auf der Oberflche des Materials ber einen lngeren Zeitraum mit einem Hygrometer bestimmt werden. Der aw-Wert kann dann aus diesen Daten nach Gleichung (2) berechnet werden. Eine Berechnung aus einem einzelnen Messwert ist nicht sinnvoll. Genauere Daten, auch bei Einzelmessungen, erhlt man durch eine Feuchtebestimmung mit einem Feuchtefhler, der ins Material eingebracht wird. Eine andere Mglichkeit zur Bestimmung des aw-Wertes fhrt ber die Bestimmung des Wassergehaltes von entnommenen Ma-

Schimmelpilze knnen auf Materialien nur wachsen, wenn eine bestimmte Mindestfeuchte vorhanden ist. Dabei ist nicht die Gesamtfeuchte des Materials ausschlaggebend, sondern nur das den Pilzen zur Verfgung stehende freie Wasser. Dieser Anteil wird ausgedrckt als Wasseraktivitt (aw-Wert) und ist definiert als Quotient des Wasserdampfdruckes im bzw. auf dem Substrat (pD)1 und des Sttigungsdruckes (pS) des reinen Wassers bei derselben Temperatur:

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Bringt man ein anfangs getrocknetes Material in eine Umgebung konstanter relativer Luftfeuchte, so nimmt dieses solange Feuchtigkeit auf, bis ein Gleichgewicht entstanden ist. Bei einer Erhhung dieser Luftfeuchte wird vom Material weitere Feuchte aufgenommen bzw. bei einer Erniedrigung abgegeben. Das Erreichen eines Gleichgewichts bedeutet, dass der Wasserdampfdruck in den Poren des Materials der gleiche ist wie in der Umgebungsluft.

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Teil A, Hygienische Anforderungen im praktischen Schulbetrieb

terialproben. Dabei muss bercksichtigt werden, dass die Wasseradsorption verschiedener Materialien sehr verschieden sein kann. In Abbildung 3 sind vergleichend verschiedene Materialien und ihr Verhalten bei Feuchtigkeit dargestellt. Deutliche Unterschiede sind z.B. zwischen dem Verhalten von Holz und Ziegelstein zu beobachten. Mit Hilfe von solchen Sorptionsisothermen (vgl. Abb. 3) kann der aw-Wert bestimmt werden. Der Wassergehalt des Materials (und damit der aw-Wert) ist abhngig von der chemischen Zusammensetzung des jeweiligen Substrates, der Temperatur und dem pHWert des Materials. Durch Laborexperimente konnte gezeigt werden, dass die meisten Schimmelpilze zum Wachstum aw-Werte von mindestens 0,80-0,85 bentigen. Besonders xerophile (trockenliebende) Pilze knnen aber bereits bei aw-Werten von 0,7 wachsen (Tab.2). Optimal fr Schimmelpilzwachstum sind aw-Werte im Bereich von 0,900,99. Schim-

melpilze knnen also auch auf Materialien wachsen, die nicht sichtbar nass sind. Es gengt eine relative Luftfeuchtigkeit von ungefhr 80 % an der Oberflche des Materials. Besonders gute Wachstumsbedingungen finden sich immer dann, wenn es zu Tauwasserbildung auf oder im Material kommt. Die unterschiedlichen Stoffwechselfunktionen von Pilzen laufen bei unterschiedlichen Mindest-Wasseraktivitten ab. So tritt bei niedrigeren aw-Werten zwar Wachstum auf; fr die Sporenproduktion und auch die Mykotoxinproduktion sind in der Regel jedoch hhere aw-Werte notwendig. In Tabelle 2 sind einige Schimmelpilzarten mit ihren minimalen zum Wachstum bentigten aw-Werten aufgefhrt. Xerophile Vertreter, wie z.B. Aspergillus restrictus knnen bereits ab einer Feuchte von 7175 % ber dem Material wachsen. Stachybotrys chartarum dagegen braucht sehr viel mehr Feuchtigkeit zum Wachstum (minimaler aw-Wert von 0,94) und tritt daher nur bei

Abb.3: Zusammenhang zwischen Materialfeuchte (Volumenfeuchte) uv und relativer Luftfeuchte ber dem Material fr unterschiedliche Materialien.20 5

4 15

3 uv (%) 10

Hol

z2

Gas5Be ton

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nnd ste in

Kalk

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1plittbeto

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Ziegels

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Ziegel

100

Quelle: Kupfer, K. et al. (1997) Materialfeuchtemessung. Grundlagen-Meverfahren-Applikationen-Normen, S. 236. expert-Verlag Renningen-Malmsheim. Verndert.

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Teil A, Hygienische Anforderungen im praktischen Schulbetrieb

starker Durchfeuchtung des Materials, z.B. nach Wasserschden, auf.Tabelle 2: Fr das Wachstum unterschiedlicher Schimmelpilze erforderliche minimale Wasseraktivitten (minimale aW-Werte) SchimmelpilzartAspergillus restrictus Aspergillus versicolor Aspergillus fumigatus Cladosporium cladosporioides Fusarium solani Penicillium chrysogenum Rhizopus stolonifer Stachybotrys chartarum Wallemia sebi

Minimale aW-Werte0,710,75 0,78 0,850,94 0,860,88 0,870,90 0,780,81 0,93 0,94 0,690,75

Da auch von nicht vermehrungsfhigen Schimmelpilzen gesundheitliche Wirkungen ausgehen knnen (vgl. A-2), gibt es Methoden, bei denen alle Schimmelpilze vermehrungsfhige und nicht vermehrungsfhige gezhlt werden. Die Angabe der Konzentration erfolgt in diesem Fall als Gesamtsporenzahl bzw. Gesamtzellzahl pro m3, pro g oder pro Flcheneinheit (vgl. C1.2.5).

A-2 Wirkungen von Schimmelpilzen auf den MenschenZahlreiche epidemiologische Studien zu gesundheitlichen Auswirkungen durch Schimmelpilze belegen einen Zusammenhang zwischen einer Exposition der Normalbevlkerung gegenber luftgetragenen mikrobiologischen Stoffen in der Umwelt auch durch Feuchtigkeit sowie Schimmelbildung im Innenraum und Atemwegsbeschwerden. In keiner dieser umweltepidemiologischen Studien konnte jedoch bislang aufgrund der vielen mglichen Einflussfaktoren eine Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen der Konzentration an Schimmelpilzen in der Luft und den gesundheitlichen Auswirkungen aufgestellt werden. Dies bedeutet, dass es nicht mglich ist anzugeben, ab welchen Konzentrationen von Schimmelpilzen im Innenraum mit welchen Erkrankungshufigkeiten zu rechnen ist (vgl. C-2.). Bei sehr hohen Schimmelpilzkonzentrationen, wie sie an belasteten Arbeitspltzen auftreten knnen, wurden in neueren epidemiologischen Studien Dosis-Wirkungsbeziehungen zwischen der Konzentration an Schimmelpilzen in der Luft und gesundheitlichen Auswirkungen gefunden; derartig hohe Konzentrationen treten jedoch auerhalb des Arbeitsplatzbereiches nicht auf. Sporen und Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen knnen, ber die Luft ein-

Quelle: Northolt MD, Frisvad JC, Samson RA (1995): Occurrence of food-borne fungi and factors for growth. In: Samson RA et al. (ed.) Introduction to food-borne fungi., CBS, Baarn, NL

Zur Vermeidung von Schimmelpilzwachstum im Innenraum ist die Reduktion der Feuchte im Material bzw. auf seiner Oberflche von entscheidender Bedeutung (vgl. Teil B). Auch bei der Sanierung von Wohnungen, die mit Schimmelpilzen befallen sind, ist ein langfristiger Erfolg nur zu erreichen, wenn die Ursachen fr die erhhte Feuchtigkeit gefunden und beseitigt werden (vgl. C-3). Die Konzentration von vermehrungsfhigen Schimmelpilzen wird nach Entnahme einer Probe (Luft, Staub, Material) durch Kultivierung auf festen Nhrmedien bestimmt. Auf den Agar-Nhrmedien wachsen die Schimmelpilze zu sichtbaren Schimmelpilzkolonien heran. Die Konzentrationsabgabe erfolgt als koloniebildende Einheiten (KBE) pro untersuchtem Volumen (m3), pro g oder pro Flcheneinheit (vgl. C-1.2).

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Teil A, Hygienische Anforderungen im praktischen Schulbetrieb

geatmet, allergische und reizende Reaktionen bzw. Symptomkomplexe beim Menschen auslsen (vgl. A-2.1, A-2.2). In seltenen Fllen knnen einige Schimmelpilzarten darber hinaus bei bestimmten Risikogruppen auch Infektionen hervorrufen (sog. Mykosen; vgl. A-2.3). Diese verschiedenen gesundheitlichen Auswirkungen werden im Folgenden nach der Hufigkeit ihres Auftretens und der Bedeutung fr den Innenraum kurz dargestellt. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass allergische und reizende Wirkungen sowohl von lebenden als auch von abgestorbenen Schimmelpilzen ausgehen knnen, whrend zur Auslsung von Infektionen nur lebende befhigt sind. Die hufigsten bei Schimmelpilzbelastungen im Innenraum beschriebenen Symptome sind unspezifisch, so z.B. Bindehaut-, Hals- und Nasenreizungen sowie Husten, Kopfweh oder Mdigkeit. Einige dieser Symptome (Bindehaut- oder Nasenreizungen) knnen sowohl im Zusammenhang mit leichten allergischen (vgl. A-2.1) als auch mit reizenden Wirkungen (vgl. A-2.2) stehen. Die anderen werden vor allem mit reizenden Wirkungen in Verbindung gebracht.

A-2.1

Allergische Reaktionen

Schimmelpilze sind in der Lage, allergische Reaktionen auszulsen. Eine der mglichen gesundheitlichen Reaktionen des Krpers auf eine erhhte Schimmelpilzkonzentration im Innenraum ist das Auftreten von Allergien, die durch Einatmen von Sporen ausgelst werden. Es wird angenommen, dass grundstzlich alle Schimmelpilze in der Lage sind, bei empfnglichen Personen allergische Reaktionen auszulsen. Bei Allergien setzt sich das Immunsystem des Krpers nicht gegen gefhrliche Fremdstoffe (z.B. Krankheitserreger) sondern flschlicherweise gegen an sich harmlose Fremdstoffe (wie z.B. Pollen, Bestandteile von Lebensmitteln) zur Wehr. Beim ersten Kontakt mit dem Fremdstoff (Antigen) tritt noch keine allergische Reaktion ein, sondern der Krper bereitet sich durch die Produktion von Abwehrstoffen (Antikrpern) auf die Bekmpfung des Fremdstoffes vor. Man bezeichnet eine solche Person als sensibilisiert. Erst bei erneutem Kontakt mit dem Fremdstoff kann es dann zu allergischen Erscheinungen kommen, bei denen eine ganze Kette von Reaktionen im Krper abluft, an deren Ende die typischen Symptome allergischer Reaktionen, wie Schnupfen, Niesen, gertete Augen, Hautausschlag etc. stehen. In der Normalbevlkerung sind Allergien hufig. Ein Teil davon (genaue Angaben ber die Hhe sind in der Literatur strittig) wird auf Schimmelpilze zurckgefhrt. Schimmelpilzallergien sind aber weniger hufig als Pollenallergien (Heuschnupfen) oder Milbenallergien und treten oft in Kombination mit anderen, bereits bestehenden Allergien auf. Der Anteil von Patienten mit einer atemwegsbedingten Allergie, die eine Sensibilisierung gegen Pilzallergene aufweisen, wird in verschiedenen Studien mit

Epidemiologische Studien geben Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Schimmelpilzexpositionen und Atemwegsbeschwerden. Wissenschaftlich abgesicherte Aussagen ber eine Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen der Schimmelpilzexposition in Innenrumen und gesundheitlichen Beschwerden der Bewohner sind jedoch nicht mglich. Daher kann aus gemessenen Schimmelpilzkonzentrationen nicht unmittelbar auf gesundheitliche Wirkungen geschlossen werden.

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Teil A, Hygienische Anforderungen im praktischen Schulbetrieb

INFOBOX Epidemiologische Studien Beispiele Ein qualitativer Zusammenhang zwischen Atemwegssymptomen oder Allergien und dem Vorkommen von Feuchtigkeit oder Schimmel in der Wohnung wurde in zahlreichen Studien gezeigt. Eine aktuelle Zusammenfassung bisheriger Studien findet sich bei Bornehag et al. (1). In einer weiteren Zusammenschau (2) wurden viele Studien zur Auswirkung des Auftretens von Schimmelpilzen im Wohnbereich auf Erkrankungen der Atemwege analysiert. Es wurde ein um den Faktor 1,53,5 hheres Risiko (Odds Ratio 1,53,5) fr Kinder, die in pilzbelasteten Wohnungen wohnten, errechnet im Vergleich mit Kindern in nicht mit Schimmelpilzen belasteten Wohnungen. Garrett et al. (3) konnten beispielhaft zeigen, dass eine erhhte Raumluftkonzentration von Penicillium-Arten signifikant mit kindlichem Asthma bronchiale korrelierte. Dabei wurde jedoch kein Zusammenhang zwischen der Konzentration anzchtbarer Schimmelpilzsporen und Atemwegssymptomen oder Allergien bei Kindern gefunden. Bei der Mehrzahl der Studien wurde die Exposition gegenber Schimmelpilzen nicht gemessen sondern ber Fragebgen abgeschtzt. Gefragt wurde nach dem Auftreten von feuchten Stellen bzw. Schimmel oder Schimmelgeruch in der Wohnung. Da vorhandene Schimmelpilzbelastungen sowie feuchte Stellen nicht in allen Fllen optisch wahrgenommen werden knnen, weisen solche Fragebogenangaben eine relativ groe Unsicherheit auf. Das wiederum hat einen Einfluss auf die Zuverlssigkeit der gesundheitsbezogenen Aussagen. Seit 1992 werden im Rahmen des Projektes Beobachtungsgesundheitsmter in BadenWrttemberg Untersuchungen bei Kindern der 4. Klasse durchgefhrt (4). Fr den Zeitraum 19961997 ergab sich fr Kinder aus Wohnungen, in denen feuchte Stellen oder Schimmel beobachtet wurden, ein um den Faktor 1,5 bzw. 1,7 hheres Risiko fr Asthma und Ekzem gegenber Kindern aus Wohnungen, in denen keine feuchte Stellen oder Schimmel wahrgenommen wurden. Auch hier wurde das Auftreten von Schimmel bzw. feuchten Stellen ber einen Fragebogen erfasst. In einer aktuellen Studie (5) wurden Suglinge mit einem erhhten Risiko fr Allergien (erhhte IgE-Titer, beide Elternteile allergisch vorbelastet, geringes Geburtsgewicht) ausgewhlt. Im Alter von drei Jahren wurde bei diesen Kindern eine Untersuchung ber den Zusammenhang zwischen Schimmelpilzbelastung im Kinderzimmer und Erkrankungen durchgefhrt. Es ergab sich ein um den Faktor 7 erhhtes Risiko fr Atemwegsinfektionen oder erhhte IgE-Titer gegen Gras bei erhhten Konzentrationen an Penicillium bzw. Aspergillus (> 100 KBE/m3). (1) Bornehag CG, Blomquist G, Gyntelberg F, Jarvholm B, Malmberg P, Nordvall L, Nielsen A, Pershagen G, Sundell J. (2001) 71: Dampness in buildings and health. Nordic interdisciplinary review of the scientific evidence on associations between exposure to dampness in buildings and health effects (NORDDAMP). Indoor Air 2001 Jun;11(2):7286 . (2) Peat JK, Dickerson J, Li J, (1998). Effects of damp and mould in the home on respiratory health: a review of the literature. Allergy 53: 120-8 (3) Garrett MH, Rayment PR, Hooper MA, Abramson MJ, Hooper BM (1998). Indoor airborne fungal spores, house dampness and associations with environmental factors and respiratory health in children, Clin Exp Allergy, 28: 459467 (4) Projekt Beobachtungsgesundheitsmter. Belastungs- und Wirkungsmonitoring. Bericht zur Untersuchung 1998/1999, Landesgesundheitsamt Baden-Wrttemberg, August 2000, ISSN 16162358. (5) Mller A, Lehmann I, Seiffart A, Diez U, Wetzig H, Borte M, Herbarth, O (2001). Increase of incidence of allergic sensitation and respiratory disease by mould exposure: results of the Leipzig Allergy High Risk Children Study (LARS). Int. J. Hyg. Environ. Health, accepted for publication

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Teil A, Hygienische Anforderungen im praktischen Schulbetrieb

230 % angegeben. Oft wird aber eine Schimmelpilzallergie nicht erkannt, da es erst fr einige wenige Schimmelpilze Extrakte fr die Allergietestung gibt. Zu den allergischen Symptomen, die durch Schimmelpilze ausgelst werden, zhlen z.B. Rhinitis (Heuschnupfen-hnliche Symptome), Asthma und allergische Alveolitis (siehe unten). Diese knnen sich unmittelbar, innerhalb von Minuten (Allergie vom Typ I) nach Sporenkontakt oder erst nach 4 bis 8 Stunden (Allergie vom Typ III) bzw. 2448 Stunden (Allergie vom Typ IV) entwickeln. Rhinitis- und Asthma-Anflle treten innerhalb weniger Minuten nach dem Kontakt mit Schimmelpilzen auf und gehren damit zum Reaktionstyp I. Bei bereits sensibilisierten Personen knnen auch geringe Schimmelpilzkonzentrationen, wie sie in niedrig-belasteten Innenrumen vorkommen knnen, ausreichend sein, um allergische Reaktionen (z.B. Asthmaanflle) auszulsen. Die sehr viel seltener und fast ausschlielich am Arbeitsplatz auftretende exogenallergische Alveolitis (EAA= Hypersensitivittspneumonie) wird im allgemeinen durch wiederholte Exposition gegenber sehr hohen Konzentrationen von Sporen (106 bis 1010 Sporen/m3) ausgelst, wie sie im Innenraum nicht zu erwarten sind. Bei dauerhafter Exposition kann die EAA in eine Lungenfibrose mnden. Die EAA kann zur Entwicklung von spezifischen Berufserkrankungen, wie z.B. der Farmerlunge fhren. Hier spielen Sporen aus verschimmeltem landwirtschaftlichen Material wie Heu, Stroh, Getreide und Gemse die wesentliche Rolle. Eine Mglichkeit zur Abschtzung, ob eine Person Schimmelpilzen ausgesetzt war, ist die Bestimmung von spezifischen Antikrpern (IgG) verbreiteter Schimmelpilze im Blut-Serum. Die Konzentration der Antikrper spiegelt zwar den Kontakt der Person zu

diesen Schimmelpilzen z.B. am Arbeitsplatz wider, lsst jedoch keine Rckschlsse auf das Vorhandensein oder den Schweregrad einer allergischen Reaktion zu.

A-2.2

Reizende und toxische Wirkungen

Reizende und toxische Wirkungen von Schimmelpilzen wurden bisher fast ausschlielich an belasteten Arbeitspltzen mit hohen Schimmelpilzkonzentrationen nachgewiesen. Die Bedeutung dieser Wirkungen bei Schimmelpilzwachstum in Innenrumen ist unklar.

Gesundheitliche Probleme durch reizende Wirkungen von Schimmelpilzen treten vor allem an Arbeitspltzen auf, an denen hohe Konzentrationen von Schimmelpilzen vorkommen. Das Organic Dust Toxic Syndrom (ODTS) wird in urschlichen Zusammenhang mit dem Einatmen von sehr hohen Konzentrationen an Schimmelpilzen (109 Sporen/m3) oder Bakterien (12 g/m3 Endotoxin) gebracht, wie sie an produktionstechnisch belasteten Arbeitspltzen, nicht jedoch im Innenraum vorkommen knnen. Das Krankheitsbild ist gekennzeichnet durch Fieber, grippeartige Symptome und Erschpfungszustnde sowie teilweise auch Haut- und Schleimhautreizungen. Die Reaktion erfolgt innerhalb weniger Stunden nach der Exposition. Die unter den Begriffen Drescher-, Getreide- bzw. Mhlenfieber beschriebenen Krankheitsbilder gehren zum ODTS. Weitere schleimhautreizende Symptomatiken werden mit dem Begriff Mucous Membrane Irritation Syndrom (MMI) bezeichnet, die ebenfalls nur aus dem Arbeitsbereich bekannt sind und sich nach mehrw-

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Teil A, Hygienische Anforderungen im praktischen Schulbetrieb

chiger Exposition gegenber mittleren Schimmelpilzkonzentrationen (> 103 Sporen/m3) entwickeln knnen. Auerhalb des Arbeitsplatzbereiches, gibt es nur wenige Einzelfallbeschreibungen von akuten toxisch-reizenden Erkrankungen. Ungeklrt ist allerdings, wie sich niedrige Konzentrationen von Schimmelpilzen und deren Stoffwechselprodukten bei lang anhaltender Exposition auf die Gesundheit auswirken knnen. In epidemiologischen Studien wurden bei Schimmelpilzbelastung im Innenraum hnliche Symptomatiken beschrieben wie beim MMI. Die Ursachen derartiger Wirkungen von Schimmelpilzen sind im Einzelnen nicht bekannt. Es wird vermutet, dass von Schimmelpilzen abgegebene giftige Stoffe, sog. Mykotoxine, sowie 1,3--D-Glucan und mglicherweise MVOC (siehe unten) und andere bisher unbekannte Stoffwechselprodukte oder Bestandteile von Schimmelpilzen beteiligt sind. Prinzipiell sind alle Schimmelpilze (und Bakterien) in der Lage, solche Symptome auszulsen. Verschiedene Schimmelpilzarten sind in der Lage Mykotoxine zu produzieren. Anders als fr den Bereich der Lebensmittel ist das Datenmaterial ber toxische Wirkungen von Mykotoxinen, was die Aufnahme ber die Atemwege oder die Haut anbelangt, zur Zeit noch sehr begrenzt. Die derzeit vorliegenden Ergebnisse aus Tierversuchen zeigen aber, dass auch Mykotoxine, die ber die Luft verbreitet und eingeatmet werden, zu Erkrankungen fhren knnen. Die im Innenraum auftretenden Konzentrationen an Mykotoxinen sind im Allgemeinen gering und die Wirkung von derart niedrigen Konzentrationen auf die Gesundheit bei langfristiger Exposition derzeit nicht bekannt. Aus Vorsorgegrnden ist aber das verstrkte Auftreten von Mykotoxin-produzierenden Schimmelpilzarten im Innenraum kritisch zu bewerten.

1,3--D-Glucan ist ein Toxin, das Bestandteil der Zellwand von Pilzen ist und aus Pilzhyphen sowie Sporen extrahiert werden kann. Es hat, wie die Endotoxine aus Gramnegativen Bakterien, eine entzndungsfrdernde Wirkung und wurde bei Untersuchungen in Brogebuden mit mangelhafter Innenraumluftqualitt mit dem Auftreten von Schleimhautreizung und Mdigkeit in Zusammenhang gebracht. Bei den von Schimmelpilzen produzierten, den charakteristischen Schimmelgeruch verursachenden, flchtigen organischen Verbindungen (MVOC, englisch = Microbial Volatile Organic Compounds), handelt es sich um ein Gemisch aus verschiedenen Stoffen (z.B. Alkohole, Terpene, Ketone, Ester, Aldehyde). Einige Studien weisen auf einen Zusammenhang zwischen MVOC-Exposition und gesundheitlichen Beschwerden wie Schleimhautreizungen und Kopfschmerzen hin. Toxische Wirkungen der MVOC sind nach heutigem Kenntnisstand im Innenraum nicht relevant, da solche Wirkungen wenn berhaupt erst bei Konzentrationen auftreten, wie sie im Innenraum nicht erreicht werden. Der Bedeutung von mglichen Geruchsbelstigungen durch MVOC ist jedoch Beachtung zu schenken, da die Geruchsschwellen einiger MVOC im unteren g/m3-Bereich liegen (vgl. C-1.3). Der analytische Nachweis von MVOC in der Innenraumluft kann auch als Indikator fr verdeckte Schimmelpilzvorkommen betrachtet werden (vgl. C-1.3).

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Teil A, Hygienische Anforderungen im praktischen Schulbetrieb

A-2.3

Pulmonale Mykosen

Infektionen durch Schimmelpilze (Mykosen) kommen nur sehr selten und nur bei besonders empfnglichen, stark immungeschwchten Patienten vor. Stark immungeschwchte Patienten, die ambulant behandelt werden, sollten von ihrem behandelnden Arzt unbedingt ber die Risiken einer Infektion durch Schimmelpilze aufgeklrt werden. Durch Schimmelpilze hervorgerufene Infektionen der Lunge (pulmonale Mykosen) kommen nur sehr selten vor. Die am hufigsten beschriebene Mykose ist die von verschiedenen Aspergillusarten hervorgerufene sog. Aspergillose.

Mykosen treten fast ausschlielich bei besonders empfnglichen, meist stark immungeschwchten Personengruppen (z.B. Krebspatienten nach Chemotherapie, Transplantations-Patienten, HIV-Patienten) auf. Dies ist daher auch nicht in erster Linie ein Problem im Wohnbereich, sondern primr eines im klinischen Bereich. Allerdings ist mit der Verlagerung der Behandlung solcher Patienten in den ambulanten Bereich und durch die Tatsache, dass die Patienten aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung immer lter werden und alte Menschen anflliger fr Atemwegsinfektionen sind, mit einer Zunahme von Schimmelpilzinfektionen zu rechnen. Stark immungeschwchte Patienten, die ambulant behandelt werden, sollten von ihrem behandelnden Arzt unbedingt ber die Risiken einer Infektion durch Schimmelpilze aufgeklrt werden.

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Teil B, Vorbeugende Manahmen gegen Schimmelpilzbefall

Teil B Vorbeugende Manahmen gegen SchimmelpilzbefallDie wichtigste Voraussetzung fr das Schimmelpilzwachstum ist das Vorhandensein von Feuchtigkeit, was meist auf bauliche Mngel und/oder falsches Nutzerverhalten zurckgefhrt werden kann. Fachgerechte bauseitige Manahmen und vernnftiges Raumnutzerverhalten mssen zusammenwirken, um eine Wohnung frei von Schimmelpilzwachstum zu halten. Beide Aspekte werden im Folgenden behandelt.

Norm gibt vereinfachte Nachweisverfahren fr die Einhaltung der Anforderungen an. Fr bestimmte Konstruktionen enthlt DIN 4108 Beiblatt 2 einige Ausfhrungsdetails. Bei Beachtung der Vorgaben dieser Norm ist davon auszugehen, dass bei blicher Raumnutzung Schden durch Schimmelpilzwachstum im Allgemeinen nicht auftreten. Die Berechnungen zur notwendigen Wrmedmmung hatten in der Vergangenheit als wichtigstes Kriterium die Vermeidung von Tauwasserbildung vorgegeben (Tauwasserkriterium). Basierend auf der Erkenntnis, dass ein Schimmelpilzwachstum bereits bei einer Luftfeuchtigkeit von ca. 80 % an der Materialoberflche mglich ist, wurde in der DIN 4108-2:2001 eine weiterreichende Forderung dadurch aufgestellt, dass in die Norm weitergehende Vorgaben zur Berechnung von Wrmedmmmanahmen aufgenommen wurden, um Schimmelpilzwachstum auszuschlieen (Schimmelpilzkriterium). Bei vielen wrmegedmmten Husern ist diese weitergehende Anforderung noch nicht erfllt, und es kann vor allem bei Raumnutzungen mit erhhter Feuchtigkeitsproduktion oder ungnstiger Luftzirkulation (vgl. B-2) zu Schimmelpilzwachstum kommen.

B-1 Bauseitige ManahmenGrundvoraussetzung fr eine Wohnung ohne Schimmelpilzwachstum ist eine Errichtung des Gebudes nach dem Stand der Technik. Fr die Vermeidung von Schimmelpilzwachstum durch Feuchteschden sind besonders folgende Manahmen zu nennen:

Mindestwrmeschutz (DIN 4108-2:200103) Schutz vor Schlagregen (DIN 4108-3) Abdichtung gegenber aufsteigender Bodenfeuchte (DIN 18195) Regelgerechte Dachkonstruktion (Handwerkliche Richtlinien) Wasserdichte Installationen.

Der bauaufsichtlich geforderte Mindestwrmeschutz ist in DIN 4108-2:2001-03 Wrmeschutz und Energieeinsparung in Gebuden Teil 2: Mindestanforderungen an den Wrmeschutz konkretisiert. DIN 41082 ist als technische Baubestimmung bauaufsichtlich eingefhrt. In Abschnitt 6.2 der Norm werden Hinweise zur Vermeidung von Schimmelpilzbildung angegeben. Hiernach ist eine besondere Aufmerksamkeit auf den Bereich der Wrmebrcken zu richten. Die

B-2 Richtiges Lftungs- und HeizverhaltenDer Wohnungsnutzer kann durch sein Verhalten dazu beitragen, dass Schimmelpilze in der Wohnung keine gnstigen Wachstumsbedingungen finden. Durch richtiges Lften und Heizen kann die Feuchtigkeit im Gebude begrenzt werden. Die relative Feuchte der Luft im Gebude sollte dauerhaft 6570 % (direkt ber Materialien < 80 %) nicht berschreiten.

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Teil B, Vorbeugende Manahmen gegen Schimmelpilzbefall

Wichtig ist, dass die Feuchtigkeit, die durch die Aktivitten im Raum entsteht (z.B. Feuchtigkeitsabgabe des Menschen, Duschen, Kochen, Waschen), durch regelmiges Lften nach auen abgefhrt wird.

B-2.1

Luftfeuchtigkeit und Lftung

von 5 C in einen Raum eingebracht und mit einer Temperatur von 20C und einer relativen Feuchte von 60% wieder hinaus gefrdert, dann werden je kg Luft 8,7 5,5 = 3,2 g Wasser (vgl. Tab. 3) nach auen transportiert. Hier erkennt man die Mglichkeit, die Feuchtigkeit in einem Raum durch Lftung zu reduzieren. Der zur Abfuhr von Feuchtigkeit erforderliche Luftaustausch lsst sich berechnen, wenn bekannt ist, wie viel Wasser anfllt. In einem Dreipersonenhaushalt werden durch die Wasserdampfabgabe der Personen (30 bis 100 g/h je Person) durch Duschen, Waschen, Wschetrocknen, Kochen sowie durch Pflanzen, Aquarien und andere Feuchtequellen tglich etwa 10 4 kg Wasser freigesetzt. Eine Zusammenstellung von Erfahrungswerten gibt Tabelle 4 wieder.

Die Mglichkeit, durch Lftung Feuchtigkeit aus dem Raum zu entfernen, beruht darauf, dass Luft abhngig von der Temperatur unterschiedliche Mengen Wasserdampf aufnehmen kann. In Tabelle 3 ist das beispielhaft fr einige Temperaturen dargestellt. Wie man aus der Tabelle erkennt, nimmt der maximal mgliche Wassergehalt der Luft mit der Temperatur stark zu. Warme Luft enthlt bei gleicher relativer Feuchte viel mehr Wasser als kalte Luft. Kalte Auenluft im Winter enthlt wenig Wasser, auch wenn ihre relative Feuchte hoch ist. Wassertransport beim Lften:

Tabelle 3: Wassergehalt (absolute Feuchte)

Kalte Auenluft, die beim Lften in den Innenraum gelangt, nimmt beim Erwrmen Feuchtigkeit auf, die mit der erwrmten Luft wieder nach auen abgefhrt wird. Bei kalter Auenluft kann im Innenraum selbst bei Regenwetter durch Lftung eine Austrocknung erzielt werden. Je klter die Luft ist, desto mehr Wasser kann sie beim Erwrmen aufnehmen. Daher kann im Winter durch Lften mit kalter Auenluft mehr Feuchtigkeit aus einem Raum entfernt werden als im Sommer. Luft ist also in der Lage mehr Wasser aufzunehmen, wenn sie erwrmt wird. Dies kann ausgenutzt werden, um Feuchtigkeit durch Luftaustausch aus einem Raum abzufhren. Wird zum Beispiel Wasserdampfgesttigte Auenluft mit einer Temperatur

in g Wasser/kg trockene Luft* bei verschiedenen Raumlufttemperaturen und relativen FeuchtenRaumluft temperatur C 0 5 10 15 20 25 30 Relative Feuchte in %** 30 50 60 100 (gesttigt)*** 1,1 1,6 2,3 3,2 4,4 5,9 7,9 1,9 2,7 3,8 5,3 7,3 9,8 13,2 2,3 3,3 4,6 6,4 8,7 11,8 15,8 3,8 5,5 7,7 10,8 14,9 20,3 27,6

* 1m3 Luft wiegt ca. 1,2 kg ** Die relative Feuchte ist nherungsweise gleich dem Wassergehalt bezogen auf den Wert bei Sttigung bei gleicher Temperatur. *** Beim Erreichen der maximal aufnehmbaren Wassermenge nennt man die Luft wasserdampfgesttigt. Die relative Feuchte betrgt dann 100 %.

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Teil B, Fr den Schulbereich relevante Schadstoffe und Schadstoffgruppen

Tabelle 4: Beispiele tgliche

fr in

durchschnittliche Drei-Personen-

Wasserdampfabgabe

den Luftaustausch liegen an der unteren Grenze der wirklich erforderlichen Werte. Aus hygienischer Sicht wird vielfach ein Luftwechsel von 0,5-1,0/h bei normaler Wohnraumnutzung fr sinnvoll erachtet. Es gibt jedoch bis heute keine verbindliche Festlegung von Mindestluftwechselstandards. Bei hoher Raumbelegung, wie z.B. in Schulklassen, knnen hhere Luftwechselraten notwendig sein. Welche Luftwechselraten sich bei welchen Lftungskonstellationen in der Praxis ergeben knnen, ist an einigen Beispielen in Tabelle 5 aufgefhrt.

(Feuchtelast) HaushaltenRaum Quellen

Wassermenge in g/d Beispiel 1 Beispiel 2 3.000 800

Kche

Kochen + Feuchtreinigung Waschmaschinenlauf Duschbad Wschetrocknen

Bad/ WC-Raum

150

0

650

800

nicht 1.250 untersucht 960 2.550

Andere Rume

ruhende Person aktive Person Topfpflanzen Sonstiges, z. B. nasse Kleidung freie Wasserflchen

Tabelle 5: Luftwechsel

bei

verschiedenen

Fensterstellungen bzw. Lftungs2.430 3.600 200 720 700

einrichtungen (Schwankungen nach oben und unten sind mglich in Abhngigkeit von Fenstergren, Raumvolumina, Temperaturdifferenzen innen/auen, Dimension der Lftungseinrichtungen etc.)6.820 Fensterstellung/ Lftungseinrichtung Fenster in Kippstellung Fenster halb geffnet Fenster ganz geffnet Luftwechsel (h1)

480

Wohnung Quelle:

alle

11.470

Heinz, E. (2000): Kontrollierte Wohnungslftung, Verlag Bauwesen, Berlin: S. 23

0,34 410 420

Um 10 kg Wasser aus einem Haus abzufhren, mssen bei dem auf Seite 17 genannten Beispiel (Abtransport von 3,2 g Wasser pro kg Luft) 10 /0,0032 3000 kg Luft durch das Gebude gefrdert werden. Hufig bezieht man den Luftaustausch auf das Gebudevolumen. Wenn das Gebude ein Volumen von 360 m3 und damit einen Luftinhalt von ca. 400 kg hat (vgl. Funote Tab. 3), muss dieser Luftinhalt mindestens 7 mal (7 x 400 kg = 2800 kg Luft) tglich ausgetauscht werden, um die 10 kg Wasser abzutransportieren. Der stndliche Luftwechsel betrgt dann im Mittel 7/24 h = 0,3/h. Die Zahlen ndern sich entsprechend, wenn die Temperaturen und Feuchtequellen andere sind. Die im Beispiel genannten Zahlen fr

Querstromlftung (mehrere gegenberliegende Fenster ganz geffnet ) Mechanische Lftungseinrichtung ohne Geblse Mechanische Lftungseinrichtung mit Geblse

1050

0,54

0,510

Zusammenstellung aus Literaturangaben: (Wegner u. Schlter 1982; Erhorn 1986; Anonymous 1997; Kroo et al. 1997)

Aus Tabelle 3 folgt nicht nur, warum durch Lften eine Trocknung erreicht werden kann, sondern auch warum es an kalten Wnden zu Tauwasserbildung kommen kann.

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Teil B, Fr den Schulbereich relevante Schadstoffe und Schadstoffgruppen

Wird warme, mit Wasser gesttigte Luft abgekhlt, so muss die Luft Wasser als Tauwasser oder Nebel ausscheiden. Aus der Natur ist uns dieser Vorgang bekannt. In der Wohnung kann es entsprechend an kalten Wnden, an denen die warme Raumluft abgekhlt wird, zu Tauwasserbildung kommen oder knnen sehr hohe relative Feuchten erreicht werden, die ein Schimmelpilzwachstum ermglichen. Je schlechter die Wrmedmmung der Auenwnde ist oder je mehr bauliche Fehler bei der Gebudekonstruktion gemacht wurden (z.B. in Form von Wrmebrcken) und je schlechter Auenwnde durch zirkulierende Raumluft erwrmt werden, zum Beispiel hinter Schrnken oder hinter Wandverkleidungen, um so niedriger ist im Winter die Oberflchentemperatur dieser Auenwnde. Damit nimmt die relative Feuchte an der Innenwandoberflche und die Gefahr der Tauwasserbildung entsprechend zu (vgl. C-3). Daher sollten an Auenwnden, vor allem bei ungengender Wrmedmmung, keine dicht abschlieenden Mbelstcke, Bilder oder schwere Gardinen aufgestellt bzw. aufgehngt werden. Als Richtschnur kann ein Mindestabstand von ca. 10 cm angesehen werden. Bei Kellerrumen ist die Wandtemperatur auch im Sommer hufig niedrig. Da aber die absolute Feuchte der Auenluft im Sommer oft hoch ist, wre dann hufiges Lften mit Auenluft zum Abtrocknen falsch, weil immer mehr Feuchtigkeit in den Raum eingetragen wird und an den kalten Wnden kondensiert. In Kellerrumen, die nur als Lager dienen und nicht fr den lngeren Aufenthalt von Personen bestimmt sind, wird Schimmelpilzbefall hufig in Kauf genommen. Abhilfe wre nur mglich durch bessere Wrmedmmung, durch Beheizen oder durch

Trocknen der Raumluft. Keller, in denen Schimmelpilzwachstum nicht verhindert wird, sollten aber keine direkte Verbindung zum brigen Gebude haben, etwa durch Treppen, Schchte oder nicht abgedichtete ffnungen in der Kellerdecke.

B-2.2

Luftaustausch im Gebude

Der Luftaustausch in einem Gebude kann auf zwei Arten erfolgen: 1. durch freie oder natrliche Lftung durch Tren, Fenster und Undichtigkeiten in der Auenhlle des Gebudes oder 2. durch maschinelle Lftung mit Ventilatoren. Bei der freien oder natrlichen Lftung entsteht die Luftbewegung durch Auftriebskrfte infolge von Temperaturunterschieden zwischen innen und auen oder durch Druckunterschiede am Gebude durch Wind (vgl. Infobox). Bei vielen lteren Gebuden sind die Undichtigkeiten in der Gebudehlle noch immer so gro, dass selbst bei geschlossenen Fenstern und Tren zweifache Luftwechsel je Stunde keine Seltenheit sind und der Luftaustausch bei geschlossenen Fenstern zur Erneuerung der Raumluft ausreicht. Hier kann zeitweise eher zu trockene Luft im Winter ein Problem sein. Bei neuen Gebuden werden die Auenwnde und die Fenster besser wrmegedmmt. Das ist ein Vorteil, da damit die Wnde wrmer sind und die Gefahr der Kondenswasserbildung geringer wird. Gleichzeitig wird aber der Luftaustausch durch dichtere Wnde und dichtere Fenster reduziert. Dadurch steigt die relative Feuchte im Gebude und kann, obwohl die Oberflchentemperaturen durch bessere Wrmedmmung erhht sind, an den Innenflchen der Auenwnden kritische Werte

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Teil B, Fr den Schulbereich relevante Schadstoffe und Schadstoffgruppen

INFOBOX Druckunterschiede am Gebude und freie Lftung Die Schachtwirkung eines Gebudes kann mit Hilfe der in Bild 1 schematisch dargestellten Situationen veranschaulicht werden. Die einzelnen Geschosse des Gebudes sind nicht luftdicht voneinander getrennt. Die Verbindungen entstehen durch Treppenhuser, Technik- und Aufzugsschchte oder Atrien. Wenn in solchen Gebuden die Temperatur innen hher als auen ist, bilden sich gegenber auen Druckdifferenzen aus. Diese Druckdifferenzen hngen davon ab, wie die Undichtigkeiten in der Gebudehlle verteilt sind. Die Erluterung sei unter Verwendung von Bild 2 gegeben. Wenn das Gebude vollkommen dicht ist bis auf eine ffnung unten (vgl. Bild 1, Typ I), so liegt die Druckverteilung I von Bild 2 vor; im unteren Gebudeteil ist kein Druckunterschied zur Auenluft vorhanden, im oberen Gebudeteil ist der Druck hher als in der Auenluft. Eine andere Situation liegt bei einem dichten Gebude mit einer ffnung oben vor (vgl. Bild 1, Typ II); im oberen Gebudeteil ist keine Druckdifferenz vorhanden, unten herrscht ein geringerer Druck als in der Auenluft (vgl. Bild 2, Kurve II).

Bild 1: Drei Schachttypgebude

Bild 2: Druckverteilung am Schachttypgebude

Weil im Mittel die Undichtigkeiten eines realen Gebudes ber die Oberflche ungefhr gleichmig verteilt sind (vgl. Bild 1, Typ III), tritt die in Bild 2 dargestellte Druckverteilung III am hufigsten auf; geringerer Druck als in der Auenluft im unteren Gebudeteil, hherer Druck im oberen Teil. In der Gebudemitte besteht kein Druckunterschied zur Auenluft, dort besteht eine neutrale Zone. In diesem Fall strmt Luft unten in das Gebude ein, durchstrmt es von unten nach oben und verlsst es oben wieder. Wenn die Feuchtigkeitsquellen im Gebude gleichmig verteilt sind, findet man in diesem Fall die schlechteste Luftqualitt, auch die hchste Luftfeuchtigkeit, im oberen Teil des Gebudes. Bei einer Temperaturdifferenz von 30 C zwischen Innen- und Auenluft reicht die entstehende Druckdifferenz im Winter in der Regel aus, um selbst bei geringer ffnung der Fenster wirksam zu lften. Als weiterer Antrieb fr die Lftung kann auch der Wind gelten. Bei Wind entsteht auf der angestrmten Seite des Gebudes berdruck, auf der abgewandten Seite Unterdruck. Das Druckniveau lsst sich bei mechanischer Lftung beeinflussen. Je nach Auslegung der Zu- und Fortluftvolumenstrme lsst sich ber- oder Unterdruck gegenber der Umgebung entsprechend den Kurven I bis III in Bild 2 im ganzen Gebude einstellen.

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Teil B, Fr den Schulbereich relevante Schadstoffe und Schadstoffgruppen

erreichen. Das lsst sich durch Reduzierung der Feuchtequellen, mehr aktive Lftung ber die Fenster oder maschinelle Lftung verhindern. Besonders in lteren Gebuden haben Fenster oft eine schlechtere Wrmedmmung als die Wnde. Das hat den Vorteil, dass Tauwasserbildung zuerst am Fenster auftritt und damit ein Hinweis gegeben wird, dass mehr geheizt oder mehr gelftet werden muss. Bei dicht schlieenden Fenstern mit besserer Wrmedmmung als bei den Wnden sind nicht mehr die Fenster, sondern die Auenwnde (vor allem die Auenecken) die kltesten Stellen und damit die Stellen mit der hchsten relativen Feuchte (siehe auch C-3). Dort wird eventuell auftretendes Kondenswasser meist nicht so schnell erkannt als bei beschlagenen Fensterscheiben. Bei dicht schlieenden, gut wrmegedmmten Fenstern sollte daher vorsorglich vermehrt gelftet werden. Man kann auch Feuchtigkeitsmessgerte zur Beurteilung heranziehen, sollte dabei aber bedenken, dass einfache Feuchtemessgerte sehr unzuverlssig sein knnen und hufig durch Anzeige von mehreren Stellen nach dem Komma eine unberechtigte Genauigkeit vortuschen. Es wurde auch der Vorschlag gemacht, mindestens ein kleines schlecht gedmmtes Fenster mit Kondensatablauf bei Sanierungen als Feuchteindikator zu erhalten, falls die Fenster besser wrmegedmmt sind als die Wnde. In Gebuden mit dicht schlieenden Fenstern muss vermehrt gelftet werden, um Feuchtigkeit aus dem Raum abzufhren und damit mglichen Schimmelpilzproblemen vorzubeugen. Vermieter sollten ihre Mieter unbedingt ber die Folgen der Abdichtungs- und Wrmedmm-Manahmen informieren.

B-2.3

Richtiges Lften

Zur Verringerung der Feuchte im Raum sollte mehrmals tglich eine kurze Stolftung (5-10 min. ein oder mehrere Fenster weit ffnen) durchgefhrt werden. Querlftung ist dabei besonders effektiv. In Einzelfllen, wenn z.B. wegen Abwesenheit der Raumnutzer keine Stolftung mglich ist, kann auch eine Spaltlftung (geeignete Spaltmae vorausgesetzt) sinnvoll sein. Bei neu erstelltem oder saniertem Wohnraum ist aufgrund der damit verbundenen Baufeuchte ber einen gewissen Zeitraum eine deutlich erhhte Lftung erforderlich. Bei Raumnutzungen mit hohem Feuchteanfall und guter Wrmedmmung ist es manchmal nicht mglich, durch zumutbares manuelles Lften die Luftfeuchtigkeit auf das notwendige Ma zu reduzieren. In diesen Fllen kann eine mechanische Be- und Entlftung Abhilfe schaffen. Fr die mechanische Be- und Entlftung kommen vor allem zwei Systeme in Betracht: 1. Bedarfslftung mit Abluftventilatoren in Wohnbereichen mit groem Feuchteanfall, also in Kchen und Sanitrrumen. Die Ventilatoren werden zweckmigerweise ber Feuchtesensoren geschaltet. 2. Zu- und Abluftsysteme mit Wrmerckgewinnung. Bei diesen Anlagen, die mglichst so betrieben werden sollten, dass die Fenster whrend der Heizperiode nicht geffnet werden, sollte der Luftaustausch den anfallenden Feuchtelasten angepasst werden und die Luft dort abgesaugt werden, wo die Feuchtequellen konzentriert sind. Neuerdings werden in greren Anlagen zur Versorgung ganzer Gebude zuluftseitig auch Erdwrmetauscher verwendet. Sie knnen im Frhjahr/Sommer zu einem

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Teil B, Fr den Schulbereich relevante Schadstoffe und Schadstoffgruppen

mikrobiellen Problem fhren, wenn an den Wnden der Wrmetauscher hohe

relative Feuchte oder sogar Tauwasser auftritt.

TIPPS fr richtiges Lften

Zur Verringerung der Feuchte im Raum sollte vorzugsweise mehrmals tglich eine kurze Stolftung (510 min. bei weit geffnetem Fenster) erfolgen. BAD Im Bad sollte, insbesondere bei Rumen mit ungengender Lftungsmglichkeit, nach dem Duschen das Wasser von Wnden und Boden entfernt werden. Es braucht dann nicht mehr durch Lftung abgefhrt zu werden. Nach dem Duschen sollte man die Fenster im Bad (soweit vorhanden) kurzzeitig weit ffnen. Da nasse Handtcher und Wnde im Badezimmer trotz kurzzeitigen Lftens noch viel Wasser enthalten knnen und sich damit lngerfristig eine zu hohe relative Feuchte im Raum einstellt, kann es hilfreich sein, die Tren zu anderen beheizten Rumen nach dem Lften offen zu halten. Bei kleinen fensterlosen Rumen empfiehlt sich auerdem die Installation einer mglichst ber Feuchtesensoren gesteuerten, mechanischen Belftung. KCHE In der Kche kann durch einen Dunstabzug mit Abfhrung der Abluft ins Freie viel Feuchtigkeit aus dem Raum entfernt werden. Ein solcher Abzug ist berdies unter dem Gesichtspunkt der Abfhrung von Kochdnsten und beim Kochen mit Gas von Verbrennungsgasen sinnvoll. Dunstabzugshauben mit Umluftfhrung sind zur Verringerung der Luftfeuchtigkeit in der Kche nicht geeignet. KHLE RUME Weniger beheizte Rume (z.B. Schlafzimmer) sollten nicht mittels warmer Luft aus anderen Rumen (am Abend) aufgewrmt werden. Im klteren Raum kann es sonst an Wnden oder Fensterscheiben zu Tauwasserbildung kommen. Bei Nutzung des wenig beheizten Schlafzimmers sollte durch gute Lftung fr die Abfuhr von Feuchtigkeit (jeder Schlafende gibt Wasserdampf ab) gesorgt werden, da es sonst zu Tauwasserbildung kommen kann.

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Teil B, Fr den Schulbereich relevante Schadstoffe und Schadstoffgruppen

TIPPS fr richtiges Lften (Fortsetzung) In Rumen, die lngere Zeit nicht benutzt und beheizt wurden, sollte bei erneutem Gebrauch vorher vermehrt gelftet werden. ABWESENHEIT Knnen wegen Abwesenheit der Bewohner die Fenster einer Wohnung nicht mehrmals tglich geffnet werden, sollten wenigstens die Innentren offen gehalten werden, damit noch vorhandene Feuchte aus den feuchteren Bereichen (z.B. Kche, Bad) gleichmig ber alle Rume verteilt wird.

B-2.4

Raumlufttechnische Anlagen

Raumlufttechnische Anlagen lassen sich einteilen in einfache Be- und Entlftungsanlagen und die sogenannten Klimaanlagen, die die Luft zustzlich khlen und befeuchten knnen. Der Vorteil von raumlufttechnischen Anlagen besteht in dem garantierten Mindestluftaustausch, unabhngig von der Witterung. Die in B-2.2 erwhnten Zu- und Abluftsysteme mit Wrmerckgewinnung stellen eine einfache Ausfhrungsform einer raumlufttechnischen Anlage dar. Sie sind vor allem im Wohnbereich anzutreffen. Die Anlagen haben nur die Funktionen Lften und Heizen, wobei das Lften gleichzeitig die Abfuhr von Luftverunreinigungen und Feuchtigkeit aus dem Gebude bewirkt. Problemzonen mit hohen relativen Feuchten und der

Gefahr von Pilzwachstum knnen bei diesen Anlagen a) in den erwhnten Erdwrmetauschern im Frhjahr/Sommer und b) auf den Filtern am Eintritt in den Erdwrmetauscher bei hoher relativer Luftfeuchte im Winter bestehen. Anlagen, die die zustzlichen Funktionen Khlen und Befeuchten haben (Klimaanlagen), arbeiten ihrer Aufgabe entsprechend in Bereichen hoher relativer Feuchten und knnen deshalb auch zu Problemen fhren. Wie solche Anlagen aus hygienischer Sicht geplant und betrieben werden sollten, wird in der VDI-Richtlinie 6022 beschrieben (vgl. Infobox). Die Angaben reichen von der richtigen Wahl des Ortes der Luftansaugung ber die Sauberkeit der Luftleitungen bis zum richtigen Umgang mit Befeuchtern und Filtern. Raumlufttechnische Anlagen sollten regelmig durch geschultes Personal gewartet werden.

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Teil B, Fr den Schulbereich relevante Schadstoffe und Schadstoffgruppen

INFOBOX Wartung und Kontrolle raumlufttechnischer Anlagen aus hygienischer Sicht (VDI 6022) Sprhbefeuchter mssen regelmig alle 6 Monate gereinigt werden. Das Wasser in der Sammelwanne muss bei lngerem Stillstand abgelassen werden und whrend des Betriebs regelmig erneuert werden. Das Befeuchterwasser darf nur 1000 KBE/ml enthalten. Die Befeuchteranlage ist regelmig zu reinigen. Bei einer Kontamination durch Mikroorganismen muss desinfiziert werden. Fr alle Wnde der Luftleitungen gilt, dass Wasserniederschlge an keiner Stelle lngerfristig auftreten drfen. Luftleitungen und alle Oberflchen, die von Luft berhrt werden, mssen besenrein sein. Zur berprfung wird der Staub oder die Verunreinigung mit einem lsungsmittelhaltigen Wischtuch auf einer definierten Flche entnommen und gewogen. Bei Khlern mit Kondensatanfall muss ein Ablauf mit Rckschlagsiphon fr das Kondensat vorhanden sein. Der Ablauf muss an der tiefsten Stelle liegen. Der Siphon darf nicht fest an eine Abwasserleitung angeschlossen werden. Bewuchs und Ablagerungen auf den Lamellen sind zu beseitigen. Filter sind rechtzeitig zu wechseln, entweder beim Erreichen einer vorgegebenen Druckdifferenz oder nach einer bestimmten Standzeit: Auenluftfilter sptestens nach einem Jahr, Sekundrfilter sptestens nach zwei Jahren.

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenrumen

Teil C Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in InnenrumenBei Verdacht auf Vorliegen eines Schimmelpilzschadens werden die betroffenen Rume begangen, gegebenenfalls in Kombination mit weitergehenden Untersuchungen (vgl. C-1). Die Auswertung der Ergebnisse im Gesamtzusammenhang ermglicht eine Aussage zum Vorliegen einer Schimmelpilzquelle im Innenraum (vgl. C-2). Beim Vorliegen einer Schimmelpilzquelle im Innenraum sollten die Ursachen ermittelt und beseitigt werden (vgl. C-3).

C-1 Schadensaufnahme bei Vorkommen von Schimmelpilzen in GebudenDie Erfassung von Schimmelpilzen in Innenrumen erfolgt oftmals zur Klrung, ob bei den Raumnutzern festgestellte Erkrankungen bzw. gesundheitliche Beschwerden (z.B. Allergien, Asthma) in Zusammenhang mit dem Vorkommen von Pilzsporen in der Innenraumluft stehen knnten. In manchen Fllen dient eine solche Untersuchung aber auch der vorsorglichen Abklrung, ob eine gesundheitliche Gefhrdung gegeben sein kann. Dies kann z.B. der Fall sein, wenn nach einem Wasserschaden Feuchteflecken vorhanden sind und Hinweise auf Schimmelpilzwachstum in Form von muffigem/modrigen Geruch oder dunklen Flecken an Wnden, Decken oder Mobiliar auftreten. Die Untersuchung der Rume durch Begehung (vgl. C-1.1) und Erfassung der Schimmelpilze (vgl. C-1.2-C-1.4) kann unterschiedliche Ziele haben. Es ist zu klren ob:

An wen kann ich mich bei Verdacht von Schimmelpilzwachstum in der Wohnung wenden?Wenn Sie befrchten, dass in Ihrer Wohnung eine Schimmelpilzquelle vorhanden ist, die Ihre Gesundheit beeintrchtigen knnte, dann lassen Sie sich von Ihrem zustndigen Gesundheitsamt oder Verbraucherschutzzentralen beraten. Wenn Sie bereits unter gesundheitlichen Beschwerden leiden, von denen Sie befrchten, dass Sie mit Schimmelpilzwachstum in Ihrer Wohnung zusammenhngen knnen, dann wenden Sie sich an Ihren Hausarzt, umweltmedizinische Zentren oder die Landes-rztekammer.

eine Schimmelpilzquelle vorhanden ist bauliche Mngel vorliegen ein Fehlverhalten bei den Nutzern vorliegt.

Abbildung 4 zeigt den verallgemeinerten Ablauf einer Untersuchung zur Ermittlung der Schimmelpilzbelastung in Gebuden. Eine solche Untersuchung setzt einen hohen Sachverstand voraus. Eine einfache schematische Herangehensweise ist hchst problematisch, daher sind in Abbildung 4 mehrere Optionen angegeben, die je nach Fragestellung gewhlt werden. Es ist jeweils der konkrete Einzelfall unter Hinzuziehung aller vorhandenen Informationen zu beurteilen. Da der potentiell Betroffene sein Lebensund Wohnumfeld am besten kennt, ist es

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenrumen

Abb. 4: Ablauf der Untersuchung auf eine Schimmelpilzbelastung in Gebuden Anmerkung: Die in der Abbildung dargestellten Schritte sind denkbare Optionen, mssen im Einzelfall und in Abhngigkeit der Ortsbegehung jedoch nicht alle durchgefhrt werden. Weitere Erluterungen im Text.

Ortsbesichtigung, Begehung mit Befragung der Betroffenen Erhebung von Randbedingungen (wie z.B. Luftfeuchte, Temperatur, Lftungsverhalten, Materialfeuchte)

Kein/wenig sichtbarer Schimmelpilzbefall, aber Geruch Feuchtigkeit bauliche Mngel gesundheitliche Beschwerden

Starker sichtbarer Schimmelpilzbefall

Messung der Schimmelpilze im Staub

Materialprobe

Messstrategie durch konkrete Fragestellung bestimmt

Messung der Schimmelpilze in der Innen- u. Auenluft

Materialprobe Oberflchenkontaktprobe

Messung der MVOC in der Innen-u. Auenluft

Einsatz eines Schimmelpilzsprhundes

abschlieende Beurteilung

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenrumen

wichtig, dass er darber befragt wird, ob Hinweise oder Anzeichen einer Schimmelpilzbelastung festzustellen sind. Seine Vermutungen oder ein gezielt geuerter Verdacht sind eine wesentliche Hilfe dafr, das Problem einer Schimmelpilzbelastung in Gebuden in geeigneter Weise anzugehen. Vor Durchfhrung mikrobiologischer Untersuchungen sollte zunchst eine Ortsbegehung stattfinden. Bei dieser Ortsbegehung sollten die mglichen Ursachen fr eine Schimmelpilzbelastung abgeklrt und in einem Begehungsprotokoll festgehalten werden (vgl. C-1.1). Auerdem sollte durch die Begehung abgeklrt werden, ob eine oder mehrere allgemein bekannte Quellen fr Schimmelpilze in Innenrumen vorliegen. Die relevanten Randbedingungen, wie z. B. Luft- und Materialfeuchte, Temperatur, Lftungsverhalten sind zu bestimmen und zu dokumentieren. Je nach Ergebnis der Ortsbegehung und der Art der Fragestellung knnen anschlieend Schimmelpilz-Untersuchungen in der Luft, im Staub sowie direkt auf dem befallenen Material notwendig sein (vgl. C-1.2). Zur Beurteilung der Frage, ob sich eine verdekkte Schimmelpilzquelle im Innenraum befindet, kann auch die Bestimmung von MVOC (vgl. C-1.3), zur Lokalisierung der Schadensquelle auch der Einsatz eines Sprhundes von Nutzen sein (vgl. C-1.4).

Fr die abschlieende Beurteilung einer Innenraumbelastung mit Schimmelpilzen mssen alle gesammelten Informationen (alle Befragungs- und Messergebnisse, Angaben im Begehungsprotokoll, physikalische Daten) im Gesamtzusammenhang gesehen werden. Die Beurteilung einer Schimmelpilzbelastung aus Teilinformationen oder Einzelmessungen ohne Kenntnis der Gegebenheiten vor Ort ist nicht sinnvoll. Durch eine solche Gesamtbeurteilung ist es in der Regel mglich festzustellen, ob eine Schimmelpilzquelle im Innenraum vorliegt. Diese Beurteilung setzt einen hohen Sachverstand voraus, da keine allgemein anwendbaren Beurteilungskriterien vorhanden sind und damit immer eine Einzelfallprfung notwendig ist (vgl. C-2). Die Bestimmung und Bewertung sollte nur durch Personen, Laboratorien oder Institutionen erfolgen, die bestimmte Qualittskriterien erfllen (vgl. C-1.5). Mit der Feststellung des Vorhandenseins einer Schimmelpilzquelle ist zunchst noch keine Aussage zur gesundheitlichen Gefhrdung verbunden (vgl. C-2).

C-1.1

Begehung

Bei der Ortsbegehung werden physikalische Daten (z.B. Temperatur, Feuchtigkeit) und allgemeine Angaben ber die Wohnung erhoben. Auerdem findet eine Befragung der Bewohner statt. Aus diesen Informationen ergibt sich der weitere Ablauf der Untersuchungen.

Durch eine Ortsbesichtigung sind die mglichen Ursachen fr eine Schimmelpilzbelastung abzuklren. Erhoben werden dabei zum einen wichtige physikalische Parameter, wie Temperatur und Feuchtigkeit im Raum und auf Materialien, zum anderen Angaben ber die Wohnung sowie mgliche Quellen fr Schimmelpilze. Zur Begehung gehrt auch eine Abfrage zu gesundheitlichen Beeintrchtigungen bei den Raumnutzern. Schon diese Aufzhlung macht deutlich, dass es sich bei der Abklrung von Schimmelpilzwachstum in einer Wohnung und damit eventuell einhergehenden gesundheitlichen Auswirkungen um ein multidisziplinres Problem handelt, bei dem Experten

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenrumen

unterschiedlicher Fachrichtungen (z.B. Baufachleute, Mikrobiologen, Umweltmediziner) zusammenarbeiten mssen. Dabei ist es besonders wichtig, dass diese Experten sich auf diese Problemstellung spezialisiert haben und auch die Arbeitsweise der anderen Disziplinen verstehen, um eine fruchtbare Zusammenarbeit zu ermglichen.

ten. Durch Feuchtigkeitsmessungen von Luft und Wandmaterialien kann man meistens feststellen, ob die Feuchtigkeit auf mangelnder Lftung oder Heizung beruht oder baulich bedingt ist (z.B. Wrmebrcke vgl. B-1). Bei unklaren Ergebnissen knnen auch weitergehende bauphysikalische Untersuchungen (z.B. Thermographie, Blower-DoorVerfahren) eingesetzt werden. Eine Beschreibung dieser Verfahren findet sich z.B. im Bericht des Landesgesundheitsamtes Baden-Wrttemberg zu Schimmelpilzen in Innenrumen (siehe Literaturliste in Anhang 2, S. 73).

INFOBOX Wer fhrt Wohnungsbegehungen durch? Mchten Sie wissen, wer in Ihrer Nhe Wohnungsbegehungen und Schimmelpilzanalysen durchfhrt, so lassen Sie sich durch Ihr zustndiges Gesundheitsamt oder eine Verbraucherschutzzentrale beraten. Achten Sie bei der Vergabe von Auftrgen fr Schimmelpilzmessungen darauf, dass die Laboratorien ein internes Qualittssicherungssystem haben und sich regelmig erfolgreich an externen Qualittssicherungsmanahmen (Ringversuche) beteiligen (vgl. C-1.5).

INFOBOX Schimmelpilze im Keller ein Sommerproblem Im Gegensatz zum normalen Wohnraum knnen im Keller im Sommer Probleme mit Taupunktunterschreitungen vorkommen. Wenn die Kellerrume unbeheizt sind, kann die warme und feuchte Auenluft, die beim Lften in die Rume gelangt, an den kalten Wnden zu Tauwasserbildung mit daraus resultierenden Problemen fhren. In solchen Fllen sind bauphysikalische Messungen auch im Sommer sinnvoll (vgl. B-2.1)

Durch Bestimmung physikalischer Parameter wie Temperatur und Feuchte soll bei der Begehung abgeklrt werden, ob es in bestimmten Bereichen der Wohnung zu Tauwasserproblemen mit anschlieendem Schimmelpilzwachstum kommen kann (siehe auch C-3). Temperaturmessungen sind nur in der kalten Jahreszeit zu empfehlen und sollten an der kltesten Stelle des Raumes erfolgen. Optimal sind Langzeit-Temperaturmessungen mit Registrierung von Taupunktunterschreitungen. Dadurch kann beobachtet werden, zu welchen Zeiten oder bei welchen Aktivitten kritische Konstellationen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit auftre-

Bei der Begehung sollten auch weitere Angaben ber die Wohnung erhoben werden. Die Erfassung allgemeiner Angaben zur Wohnung und deren Nutzung sowie mglicher bekannter Quellen fr Schimmelpilze ist fr eine sinnvolle Interpretation der Messergebnisse zum Vorkommen von Schim-

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenrumen

melpilzen im Innenraum (C-1.2) und fr eine mglicherweise notwendige Sanierung (C-3) unerlsslich. Folgende Angaben sollten erfasst werden:

Wohnung und Umfeld: Wohnung allgemein (Lage und Gre, Alter des Gebudes, bauliche Besonderheiten, Nassrume, Baumaterialien, Unterkellerung, Dmmung, Art der Fenster) Ausstattung der Wohnung (Fubden, Wnde, Mblierung, Gardinen, Topfpflanzen, Raumlufttechnische Anlagen, Luftbefeuchter) Bewohner, Haustiere Heizungs- und Lftungsverhalten Wrmedmmmanahmen Renovierungen, Umbauten Geruch: Art und Intensitt Umgebung des Hauses, Bebauungsdichte Mgliche Schimmelpilzquellen im Umfeld emittierende Betriebe in der Umgebung wie Kompostwerke, landwirtschaftliche Betriebe o.. Mlltonnen, Komposthaufen Hinweise auf Schimmelpilzbefall und/ oder Feuchteschden im Innenraum Frheres oder aktuelles Auftreten von Feuchte- bzw. Schimmelpilzproblemen (inklusive bisher erfolgter Manahmen) Sichtbarer Schimmelpilzbefall, Feuchteflecken und sonstige Feuchteschden Materialien mit Feuchteschden (z. B, Mauerwerk, Holz, Fachwerk, Fensterrahmen, Dmmmaterialien, Tapeten, Teppiche, Mbel, Matratzen, Bcher) Baumanahmen mit Feuchteeintrag Mgliche weitere Schimmelpilz- oder Feuchtequellen im Innenraum

Sammeln von Biomll oder GrnerPunkt -Mll in der Wohnung unsachgeme Lagerung von Abfllen im Wohnbereich Topferde von Zimmerpflanzen Fugen, z. B. Silikonfugen in Feuchtebereichen verdorbene Lebensmittel, Tierfutter Haustierhaltung (insbesondere Kfigtiere) Gewchshaus in Verbindung mit der Wohnung Luftbefeuchter, Zimmerspringbrunnen Aquarium in der Wohnung Wasserschden, Heizungsleckage. Um diese Angaben zu standardisieren, ist es sinnvoll, ein Begehungsprotokoll zu verwenden, in das alle Informationen eingetragen werden. Ein solches Begehungsprotokoll kann mehrere Ziele haben. Es ist zum einen eine Hilfestellung als Checkliste fr die Untersuchung vor Ort. Es soll eine vergleichbare und nachvollziehbare Dokumentation ermglichen. Fr das Labor mssen Daten enthalten sein, die eine eindeutige Zuordnung und Charakterisierung der Probe erlauben (Probenahmeprotokoll). Auerdem kann das Begehungsprotokoll als Unterlage fr Sachverstndige (Architekten, Umweltmediziner) dienen. In Anhang 1 ist beispielhaft ein Begehungsprotokoll aufgefhrt. Je nach Zielgruppe und Fragestellung sollte es in entsprechend angepasster Fassung eingesetzt werden. Die Ergebnisse der Ortsbegehung bestimmen das weitere Vorgehen bei der Bestimmung der Schimmelpilzbelastung (siehe auch Abbildung 4). Bei optisch eindeutig wahrnehmbarem starken Schimmelpilzbefall und erkennbarer Schadensursache ist eine Messung der

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenrumen

Schimmelpilzkonzentration berflssig. Es sollten vielmehr direkt Schritte zur Sanierung (Abschnitt C-3) unternommen werden.

C-1.2

Bestimmung von Schimmelpilzbelastungen

INFOBOX Verdeckte Schimmelpilze hinter Mbeln Schimmelpilze finden oft gute Wachstumsbedingungen hinter Mbelstcken an Auenwnden, da hier die Luftzirkulation unterbunden wird. In Verbindung mit kalten Wnden kann es zu erhhten Oberflchenfeuchten in diesem Bereich kommen. Daher sollte bei einer Wohnungsbegehung auch hinter Regalen, Schrnken und Polstermbeln auf Schimmelpilzwachstum geachtet werden, vor allem, wenn die Mbel dicht an Auenwnden stehen.

Um entscheiden zu knnen, ob eine Schimmelpilzbelastung in Gebuden vorliegt, knnen je nach Fragestellung folgende Proben untersucht werden:

Luft sowohl Innenraum- als auch Auenluft (vgl. C-1.2.1) Hausstaub Staub von Teppichbden, Betten, Polstermbeln (vgl. C-1.2.2) Materialien und deren Oberflchen (vgl. C-1.2.3).

Neben der Bestimmung der Gesamtzahl von kultivierbaren Schimmelpilzen (bestimmt als koloniebildenden Einheiten (KBE, siehe Abschnitt A-1) ist es wichtig, die Art der Schimmelpilze zu bestimmen. Sie gibt Hinweise auf die Ursachen einer mglichen Belastung und auf die gesundheitliche Gefhrdung durch spezielle Schimmelpilze (Abschnitt A-2). Da oft nur ein Teil der tatschlich vorhandenen Sporen kultivierbar ist, andererseits allergische und toxische Wirkungen auch von den nicht kultivierbaren Schimmelpilzen ausgehen (Abschnitt A-1), wurden Methoden entwickelt, um die Gesamtsporenzahl der Schimmelpilze bzw. die Gesamtzellzahl der Schimmelpilze und Bakterien zu erfassen (C-1.2.4). Es gibt kein Verfahren zur Probenahme, Aufarbeitung und Bestimmung von Schimmelpilzen, das fr alle Fragestellungen anwendbar ist. Ein standardisiertes Messverfahren gibt es momentan nur fr Luftmessung im arbeitsmedizinischen Bereich (Technische Regeln fr biologische Arbeitsstoffe = TRBA 430,1997). Diese Methode wird modifiziert auch im umweltmedizinischen Bereich genutzt. Aufgrund der vernderten Aufgabenstellung ist sie hierfr allerdings betrchtlich

Wenn eine genaue Angabe ber die Schimmelpilzart gewnscht wird, ist eine Materialprobe bzw. Oberflchenkontaktprobe (Abklatschverfahren oder Klebestreifenverfahren) ausreichend (C-1.2.4). Bei Verdacht auf Schimmelpilzbefall ohne oder mit nur wenigen sichtbare/n Schimmelpilzflecken (z. B. aufgrund eines dauerhaften muffigen Geruchs oder bei gesundheitlichen Beschwerden von Bewohnern) kann, wie beschrieben, eine Untersuchung der Raumluft (vgl. C-1.2.1 und C-1.3) oder von Staubproben (vgl. C-1.2.2) Klarheit schaffen. Bei begrndetem Verdacht einer verdeckten Pilzquelle kann der Einsatz eines Schimmelpilzsprhundes die Lokalisation der Quelle erleichtern (vgl. C-1.4). Befallene Materialien knnen direkt untersucht werden (vgl. C-1.2.3).

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenrumen

zu erweitern (u.a. selektive Nhrmedien, Bestimmung der Arten, vgl. C-1.2.1). Eine nhere Beschreibung der unten angesprochenen Methoden mit Hinweisen zu Vor- und Nachteilen sowie zu sinnvollen Einsatzbereichen finden sich im Bericht des Landesgesundheitsamtes Baden-Wrttemberg zu Schimmelpilzen in Innenrumen (siehe Literaturliste).

Nhrmedium wird je nach Fragestellung bei einer definierten Temperatur ca. 7 Tage bebrtet. Anschlieend werden die sich bildenden Kolonien ausgezhlt. Um unterscheiden zu knnen, ob eine Schimmelpilzbelastung auf eine innerhalb oder auerhalb der Wohnung liegende Quelle zurckzufhren ist, ist zeitgleich zur Messung der Innenraumluft auch die Auenluft zu untersuchen. Die Auenluftprobenahme sollte mglichst auf der dem Wind zugewandten Seite (Luv-Seite), am besten 0,5 m vor dem Fenster durchgefhrt werden. Es sollte mglichst keine Probenahme bei Regenwetter und erhhten Windstrken durchgefhrt werden, da dies die Ergebnisse der Gesamt-KBE-Bestimmungen beeinflussen kann. Wenn eine Verschiebung des Messtermins nicht mglich ist, ist eine berdachte, windgeschtzte Stelle auf der Windseite des Gebudes zu whlen. Die jeweiligen Umgebungsbedingungen sind genau zu protokollieren. Die Konzentration der Schimmelpilze in der Auenluft ist saisonalen und regionalen Schwankungen unterworfen (vgl. A-1, Abb. 2). Auerdem knnen lokale Schimmelpilzquellen wie Biotonnen oder Komposthaufen zu einer erhhten Schimmelpilzkonzentration in der Auenluft beitragen. Der gleichzeitig mit der Innenraumluftmessung erhobene Auenluftmesswert erfasst die aktuelle Situation in der Auenluft. Damit kann abgeschtzt werden, ob die in der Innenraumluft nachgewiesenen Schimmelpilze aus der Auenluft stammen, oder aus einer Innenraumquelle kommen. Darber hinaus ist es hilfreich, eventuell vorhandene, fr die Jahreszeit und die Wohngegend typische Auenlufterfahrungswerte bei der Beurteilung heranzuziehen. Damit knnen auch ungewhnliche Belastungen in der Auenluft (z.B. durch Komposthaufen) des aktuell untersuchten Gebudes erkannt werden.

C-1.2.1

Messung kultivierbarer Schimmelpilze in der Innenraumluft

Die quantitative Methode zur Bestimmung der kultivierbaren luftgetragenen Pilzsporen in der Innenraumluft ist die am weitesten verbreitete Methode zur Erfassung von Schimmelpilzen in Gebuden. Sie stellt eine Momentaufnahme der Schimmelpilzkonzentration in der Raumluft dar. Die Methode beruht darauf, dass die kultivierbaren Schimmelpilzsporen nach geeigneter Sammlung auf Agarnhrbden angezchtet werden. Dadurch werden sie makroskopisch auszhlbar. Sie werden als Gesamtzahl der koloniebildenden Einheiten pro Luftvolumen (Gesamt-KBE/m3) angegeben (vgl. A-1). Der Vorteil dieser Methode ist, dass damit nicht nur eine Bestimmung der Gesamtkoloniezahl, sondern auch eine Differenzierung (Unterscheidung) der einzelnen vorhandenen Schimmelpilzarten mglich ist. Geeignete Verfahren zum Sammeln von Schimmelpilzen aus der Luft sind die Filtration und die Impaktion. Dabei wird eine definierte Luftmenge mit einer Pumpe angesaugt, und die in der Luft enthaltenen Schimmelpilzsporen werden auf einem Filter (Filtration) oder direkt auf dem Nhrmedium (Impaktion) abgeschieden. Bei der Filtermethode wird das Filter nach der Probenahme auf das Nhrmedium aufgelegt. Das

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenrumen

Bei der Innenraumluftprobenahme kann whrend der Probenahme das Ergebnis durch die Zahl der Personen und ihre Aktivitten beeinflusst werden. In dem zu untersuchenden Raum sollten 8 12 Stunden vor der Messung die Fenster geschlossen bleiben, so dass das aktuelle Keimspektrum im Innenraum nicht zu stark durch die Auenluft beeinflusst wird. Auer der Messung der Konzentration der Schimmelpilze in der Innen- und Auenluft ist die Bestimmung der dominierenden Gattungen oder Arten der Schimmelpilze von groer Bedeutung als Hinweis fr die mgliche Ursache erhhter Schimmelpilzkonzentrationen sowie zur Abschtzung der gesundheitlichen Gefhrdung (C-2). Das Untersuchungsergebnis hngt vor allem von folgenden Einflussfaktoren ab (die Reihenfolge sagt nichts ber die Bedeutung dieses Parameters aus):

Eine Schimmelpilzquelle ist dann im Innenraum zu vermuten, wenn die Anzahl der Schimmelpilze im Innenraum deutlich ber der Anzahl der Schimmelpilze in der Auenluft liegt und/oder die Zusammensetzung der Arten im Innenraum deutlich von der Zusammensetzung der Arten in der Auenluft abweicht (siehe C-2). Die Beantwortung der Frage, ob eine Schimmelpilzquelle im Innenraum vorliegt, wird in der Praxis aber oft erschwert, da

Ansaughhe Ansaugvolumen, Ansaugzeit Sammelprinzip und Art des Luftkeimsammlers Nachweis und Bestimmungsmethode Belegung, Raumnutzung, Aktivitt Belftung (Belftungsart, Luftwechsel)

mikrobiologische Bestimmungen mit einer hohen Streuung behaftet sind. Schimmelpilzsporen sind in der Luft nicht gleichmig verteilt, sondern ihre Verteilung hngt von den unterschiedlichsten Parametern (z. B. Luftzirkulation, Bewegungen im Raum, relative Feuchtigkeit) ab. Daher sind einzelne Schimmelpilzmessungen mit einem groen Unsicherheitsfaktor behaftet. Es wird empfohlen mehrere Parallelmessungen durchzufhren. die bisherigen Messverfahren weitgehendst auf Kurzzeitmessungen (meist 515 min.) basieren und trotz Mehrfachmessungen eine verallgemeinernde Einschtzung nur bedingt mglich ist. nicht alle vorhandenen Schimmelpilze kultivierbar sind. Manche Schimmelpilzarten wachsen sehr schlecht auf den Nhrmedien, besonders, wenn sie unter Stressbedingungen (z.B. lngeres Austrocknen) berleben mssen. Je nach Zusammensetzung der Schimmelpilzpopulation knnen kulturell auf Nhrbden deutlich weniger Schimmelpilze nachgewiesen werden als wirklich vorhandenen sind. Die Ermittlung der Gesamtsporenkonzentration, die unabhngig vom Wachstum auf Nhrmedien ist, kann diesem Problem Rechnung tragen (siehe C-1.2.4).

Normalerweise wird die Innenraumluft in 1 bis 1,5 m Hhe untersucht. Aus statistischen Grnden sollten mehrere Parallelmessungen eventuell mit unterschiedlichen Volumina durchgefhrt werden (siehe unten). Geeignet sind Filtrations- und Impaktionsverfahren, mit denen Partikel von 1 m noch gut erfasst werden knnen. Als Nhrmedien werden DG 18-Agar (allgemein) und Malzextraktagar (fr bestimmte Schimmelpilze wie Stachybotrys, Chaetomium) empfohlen. Aus dem Vergleich der in der Innenraumluft und in der Auenluft erhaltenen Messwerte kann meist festgestellt werden, ob es im Innenraum eine Schimmelpilzquelle gibt.

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenrumen

die allgemein anerkannte und genutzte Bezugsgre fr eine Innenraumbelastung die Auenluftbelastung ist, die ihrerseits sehr starken rtlichen, witterungsbedingten und jahreszeitlichen Einflssen unterliegt. Die Messung kultivierbarer Schimmelpilze in der Innenraumluft GesamtKBE) stellt eine Momentaufnahme der Schimmelpilzkonzentration in der Raumluft dar. Eine Differenzierung der Schimmelpilzarten ist eine wichtige Voraussetzung zur Beurteilung der Schimmelpilzbelastung. Parallelmessungen an mehreren Stellen in der Wohnung sind notwendig, um die ungleichmige Verteilung der Schimmelpilze in der Raumluft zu erfassen. Es sollte immer zeitgleich eine Untersuchung der Auenluft stattfinden. Aus dem Vergleich der Ergebnisse der Innenraumluft- und Auenluftmessungen kann zumeist festgestellt werden, ob es im Innenraum eine Schimmelpilzquelle gibt.

Ergnzung einer wohnhygienischen berprfung hilfreich. Im Gegensatz zu Luftproben (vgl. C-1.2.1), die die momentane Situation erfassen, liefert die Analyse von Staubproben Langzeitinformationen, da sich im Staub Schimmelpilze ber einen lngeren Zeitraum anreichern knnen. Staubuntersuchungen geben daher Auskunft ber eine mgliche andauernde Schimmelpilzbelastung im Innenraum. Durch die Untersuchung von Hausstaub erhlt man Auskunft ber eine mgliche andauernde Schimmelpilzbelastung im Innenraum, da sich im Hausstaub Schimmelpilze ber einen lngeren Zeitraum anreichern knnen. Die Probenahme von Hausstaub erfolgt in der Regel durch Absaugen des Teppichbodens. Bei speziellen Fragestellungen kann auch ein Absaugen der Matratze des Bettes, der Polstermbel oder anderer Flchen in Betracht kommen. Der Staub wird unter definierten Bedingungen (Zeit, abgesaugte Flche, Saugvolumen) an reprsentativen Stellen vorzugsweise mit einem Spezialgert (Laborpumpe, Industriestaubsauger), das mit einem Planfilterhalter ausgestattet ist, abgesaugt. Eine Staubprobenahme auf glatten Fubden ist auf Grund der meist geringen Staubmenge schwieriger durchzufhren. Die Staubproben werden anschlieend mit einem Direktverfahren oder einem Verdnnungsverfahren weiter untersucht. Beim Direktverfahren wird der Staub direkt auf das Nhrmedium aufgebracht. Beim Verdnnungsverfahren wird der Staub in einem wssrigen Medium suspendiert und ein bestimmter Anteil dieser Suspension wird auf dem Nhrmedium ausgebracht. Mit dem Verdnnungsverfahren werden hhere Werte ermittelt als mit dem Direktverfahren. Die Analyse von Staub aus Staubsaugerbeuteln, die bereits lnger im Gebrauch

C-1.2.2

Messung von kultivierbaren Schimmelpilzen im Hausstaub

Pilzsporen sedimentieren in Abhngigkeit von Sporengre und Zeit. Sie sind auf Oberflchen und vor allem im Hausstaub nachweisbar. Eine sehr hohe Pilzsporenkonzentration im Hausstaub birgt die Gefahr einer Remobilisierung in die Umgebungsluft. Besonders Kleinkinder, die noch auf dem Fuboden spielen, knnen in verstrktem Mae solchen aufgewirbelten Staub einatmen. Die Bestimmung kultivierbarer Schimmelpilze im Hausstaub ist daher zur

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Teil C, Bestandsaufnahme und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenrumen

waren, wird nur als Notlsung empfohlen. Sie kann zwar eine Aussage ber lngerfristige Bela