Schreibaufgaben: knappe Definitionen, ggfls. mit ... · 1 Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting...

17
Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil 1 Schreibaufgaben: jeweils kurze Texte knappe Definitionen, ggfls. mit Quellenangaben kurzer Erfahrungsbericht über den Schreibprozess Themen: 1. Laute und Buchstaben Assonanzen Alliterationen des öffentlichen Sprachgebrauchs und eigene Endreime in kleinen Gedichten in Verbindung mit Versmaßen Versmaße: jeweils 1 Text Jambus,Trochäus, Anapäst, Daktylus einige Schüttelreime (bekannte oder selbst erfundene) einige Figurenwörter oder Figurentexte 2. Gedichtformen Sonett (freigestellt) und/oder Limerick (nicht freigestellt) Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil 2 Laute: Assonanz, Alliteration, Reim – Versfuß, Versmaß, Rhythmus Themen des ersten Blockes: Sprache und Gehirn Artikulation Laute: Phoneme, Allophone, Phone Silben und Rhythmus Klang: - Assonanz - Alliteration - Reimtypen Klangwirkung Lautmalerei

Transcript of Schreibaufgaben: knappe Definitionen, ggfls. mit ... · 1 Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting...

1

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil1

Schreibaufgaben:• jeweils kurze Texte• knappe Definitionen, ggfls. mit Quellenangaben• kurzer Erfahrungsbericht über den Schreibprozess

Themen:

1. Laute und Buchstaben• Assonanzen• Alliterationen des öffentlichen Sprachgebrauchs und eigene • Endreime in kleinen Gedichten in Verbindung mit Versmaßen• Versmaße: jeweils 1 Text Jambus,Trochäus, Anapäst, Daktylus• einige Schüttelreime (bekannte oder selbst erfundene)• einige Figurenwörter oder Figurentexte

2. Gedichtformen• Sonett (freigestellt)• und/oder Limerick (nicht freigestellt)

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil2

Laute: Assonanz, Alliteration, Reim – Versfuß, Versmaß, Rhythmus

Themen des ersten Blockes:• Sprache und Gehirn• Artikulation• Laute: Phoneme, Allophone, Phone• Silben und Rhythmus• Klang:

- Assonanz- Alliteration- Reimtypen

• Klangwirkung Lautmalerei

2

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil3

Gehirn: Wachstum und Strukturbildung Mädchen ca. 11 Jahre, Jungen ca. 12 ½ Jahre

Bereich starker Entwicklung:kritisches Überprüfen

• Verstärkung bei Gebrauch• Absterben ohne Gebrauch

Quelle: Time 7.6.04, S. 52/3

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil4

Wachstumsprozesse

3

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil5

http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/GEDAECHTNIS/GehirnAufbau.shtml

Gehirn: Struktur

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil6

Hemisphären

David Crystal: Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache

4

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil7

Steuerungsbereiche David Crystal: Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil8

Broca-Zentrum

Wernicke-Zentrum

Bildquelle:Der Spiegel 43/2002, S. 219

Gehirn: Struktur für die Sprachverarbeitung

5

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil9

Substanz der Laute: Im Gehirn (primär linke Hälfte)ständiger Austausch von Informationen.Beispiel: Äußerung nach Wahrnehmung durch Augen.

1 Auge sieht (Kniehöcker) 2 primärer visueller Kortex3 visuelle Verarbeitung4 Assoziationskortex:

andere Sinneseindrücke

5 Wernicke Sprachzentrum: Klang und Bedeutung6 Broca-Zentrum:Gedächtnis derArtikulation 7 Anweisungen für die Motorik der Artikulation

Quelle Bildmaterial: Geist und Gehirn: Faszination menschlicher Körper. Tine-Life-Bücher, Amsterdam o.J., S. 116

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil10

Vokale und Diphthonge im Mund-Rachenraum

Laute: Phonetik und Phonologie

6

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil11

Laute: Assonanz, Alliteration, Reim – Versfuß, Versmaß, Rhythmus

Substanz der Laute:• im Gehirn• beim Artikulieren

- lautliche Merkmale einer Sprache- persönliche Stimme- überindividuelle Merkmale, z. B. mundartliche Färbung

• akustisches Phänomen (Raumakustik, technische Medien)

• auditives Ereignis (Hörvorgang)

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil12

Laute: Assonanz, Alliteration, Reim – Versfuß, Versmaß, Rhythmus

Claire Walloff1884 – 1954Geburtsort

Gelsenkirchen

Warum liebt der Wladimir jerade mir …

(May/Gilbert)

Versuchen Sie, Stimm-Merkmalezu entdecken und zu beschreiben.

BildquelleBrockhaus 19. A.Bd. 23, 538

7

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil13

Laute: Assonanz, Alliteration, Reim – Versfuß, Versmaß, Rhythmus

Laute• Phoneme: bedeutungsunterscheidende Funktion im

Sprachsystemleben – lieben – loben – labenhebengebenleben – legen – leeren/lehren – lesen

• Phoneminventar des Deutschen: ca. 42-44 Phoneme• Allophone:

- systematische Aussprachevarianten, zum BeispielDach – Dächer, Koch – Köche, Tuch – Tücher, …Bruder, Kräuter, Reeder, Ärger, …- individuelle oder regionale Aussprachevarianten, zum Beispiel

Zäpfchen-r und Zungen-r• Phone: konkret gesprochene Laute beim Sprechen

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil14

Aus dem Wechsel von unbetonten und betonte Silben entsteht der Rhythmus.

Laute: Assonanz, Alliteration, Reim – Versfuß, Versmaß, Rhythmus

Wenn wir das Schild nicht umfahren,werden wir es umfahren!

Laut lesen!

8

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil15

Laute: Assonanz, Alliteration, Reim – Versfuß, Versmaß, Rhythmus

Aus dem Wechsel von unbetonten und betonte Silben entsteht der Rhythmus.

Entdecken Sie die Kraft des Rhythmus.Schnell ohne Pause laut lesen!

MorgensternAbendsternAugensternBergelsternZwergelstern

BildquelleBrockhaus 19. A.Bd. 6, 328

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil16

Laute: Assonanz, Alliteration, Reim – Versfuß, Versmaß, Rhythmus

Tonhöhe• im Deutschen im Wort nicht systematisch, sondern expressiv • Satzprosodie: Stimme vor Komma heben• Satzarten: Kennzeichnen eines Fragesatzes

genauer: des Sprechaktes „Fragen“

Du kommst mit. Du kommst mit?

Tonhöhe• in einigen Sprachen als phonematisches Merkmal

im Wort mit bedeutungsunterscheidender Funktion• Kantonesisch, Vietnamesisch mit 6 Tonhöhen• Han-Chinesisch mit 4 Tonhöhen

Beispiele von Frau Wang:Ma ma ma ma. – Wang – wang – wang.

• im Deutschen in den reduplizierenden Abtönungspartikeln (Interjektionen)Aha – aha. Na na na na. O la la. – O la la ….

9

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil17

Liebling? Hm hm ...

Bist du müde? Hm hm ...

Sehr müde? Hm hm ...

Zu müde? Hm hm!

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil18

Laute: Assonanz, Alliteration, Reim – Versfuß, Versmaß, Rhythmus

Prosa• Rhythmus über

- Wortlänge- Satzbau

• Zeilenlänge durch Satzspiegelbestimmt.

• Text durch Absätze gegliedert• Layout durch Kolumnen

festgelegt.

Gebundene Sprache• Rhythmus durch Versmaß

bestimmt• Zeilenlänge durch Anzahl der

Versfüße festgelegt• Text durch Strophen gegliedert• im Layout auffällig:

viel weißes Papier auf einer Seite

WeltlaufEin Mensch, erst zwanzig Jahre alt, beurteilt Greise ziemlich kalt und hält sie für verkalkte Deppen, die zwecklos sich durchs Dasein schleppen. Der Mensch, der junge, wird nicht jünger: Nun, was wuchs denn auf seinem Dünger? Auch er sieht, dass trotz Sturm und Drang, was er erstrebt, zumeist misslang, dass, auf der Welt als Mensch und Christ zu leben nicht ganz einfach ist, hingegen leicht, an Herrn mit Titeln und Würden schön herumzukritteln. Der Mensch, nunmehr bedeutend älter, beurteilt jetzt die Jugend kälter, vergessend frühres Sich-Erdreisten: „Die Rotzer sollen erst was leisten!“ die neue Jugend wiedrum hält ... Genug – das ist der Lauf der Welt!Eugen Roth (1895-1976): Ein Mensch. Heitere Verse. Hanser, München 1985 (Textanordnung verändert)

10

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil19

Laute: Assonanz, Alliteration, Reim – Versfuß, Versmaß, Rhythmus

WeltlaufEin Mensch, erst zwanzig Jahre alt,beurteilt Greise ziemlich kalt und hält sie für verkalkte Deppen,die zwecklos sich durchs Dasein schleppen.Der Mensch, der junge, wird nicht jünger: Nun, was wuchs denn auf seinem Dünger?Auch er sieht, dass trotz Sturm und Drang, was er erstrebt, zumeist misslang,dass, auf der Welt als Mensch und Christzu leben nicht ganz einfach ist,hingegen leicht, an Herrn mit Titeln und Würden schön herumzukritteln.Der Mensch, nunmehr bedeutend älter,beurteilt jetzt die Jugend kälter,vergessend frühres Sich-Erdreisten:„Die Rotzer sollen erst was leisten!“Die neue Jugend wiedrum hält ... Genug – das ist der Lauf der Welt!

EUGEN ROTH(1895-1976)

Ein Mensch. Heitere Verse.Hanser, München 1985, S. 29

BildquelleBrockhaus 19. A.Bd. 18, 585

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil20

Laute: Assonanz, Alliteration, Reim – Versfuß, Versmaß, Rhythmus

Gebundene Sprache im Alltag:• Alliteration in Zwillingsformeln

hier und heute, Ross und Reiter nennen, mit Kind und Kegel kommen• Volkspoesie der Poesiealben mit Endreimen• Gesänge der Fußballfans mit Endreimen• Alliteration und auch Endreime auch in der Werbung anzutreffen

Gebundene Sprache in der Dichtung• Alliteration als Stabreim

in der althochdeutschen Dichtungund bei Richard WagnerWinterstürme wichen dem Wonnemond.Weiche Wotan, Weiche!

• Reimformen:Endreim, Binnenreim usw.

11

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil21

Laute: Assonanz, Alliteration, Reim – Versfuß, Versmaß, Rhythmus

Das ästhetische Wiesel

Ein Wieselsaß auf einem Kiesel

inmitten Bachgeriesel.Wisst ihrweshalb?

Das Mondkalbverriet es mir

im Stillen:Das raffinier-

te Tiertats um des Reimes willen.

ChristianMorgenstern(1871-1914)

BildquelleBrockhaus 19. A.Bd. 15, 107

Gesammelte Werke, Piper München 1970, S. 197

BildquelleAder/Bünting: Sprachwege 10, S. 84Schroedel Schulbuchverlag Hannover 1990Zeichnung: Marlis Scharff-Kniemeyer

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil22

Laute: Assonanz, Alliteration, Reim – Versfuß, Versmaß, Rhythmus

Klang• Assonanz: Häufung gleich

und ähnlich klingender, artikulatorisch nahe beieinander liegender Laute

Das HemmedKennst du das einsame Hemmed?

Flatterata, flatterata.Es knattert und rattert im Winde

Windudurei, windudurei.Der’s trug ist baß verdämmet!

Flatterata, flatterataEs weint wie ein kleines Kinde

Windudurei, windudurei.Das ist das einsame

HemmedChristian Morgenstern, a.a.O. S. 227

• Alliteration: Häufung gleicherLaute im AnlautMilch macht müde Männermunter.

• Stabreim:regelmäßiger Anlautin Verszeilen

• Beispiel:Das Hildebrandlied.

Christian Morgenstern, a.a.O. S. 227

12

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil23

Hildebrandlied - eine Handschrift des 8. Jahrhunderts

Laute: Assonanz, Alliteration, Reim – Versfuß, Versmaß, Rhythmus

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil24

Hildebrandlied in Versform

13

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil25

Laute: Assonanz, Alliteration, Reim – Versfuß, Versmaß, Rhythmus

Stabreim: Alliteration als gliederndes und rhythmisierendes Mittelin Verszeilen.Im Hildebrandlied: zweiteilige Langzeilen mit in der Regel 3 Stäbenauch über Verszeilengrenzen hinaus ale eine Art Stab-Zeilensprung

Hiltibrant enti hadubrant untar heriun tuem,sunufatarungo iro sarun rihtungarutun se iro gudhammun, gurtun sich iro suert anahelidos, ubar hringa, do sî to dero hiltiu ritun.

Welaga nu, waltant got wewurt skihit.

Do lettun se aerist askim skritanscarpim scurim: dat in dem sciltim stôntdô stôptun to samane staimbort chlubumheuwun harmlico huitte sciltiunti im iro lintun luttila wurttungiwigan mitti wabnum

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil26

Laute: Assonanz, Alliteration, Reim – Versfuß, Versmaß, Rhythmus

Reim: Gleichklang von Silben, gewöhnlich verbunden mit Verszeilen• Endreim = am Ende einer Verszeile• Binnenreim = innerhalb einer Verszeile

Du bist mîn, ich bin dîn:des solt dû gewis sîn.dû bist beslozzen in mînem herzen:verlorn ist daz slüzzelîn,du muost immer drinne sîn.(Quelle: Tegernseer Briefe)

ÜbertragungDu bist mein, ich bin deindes sollst du gewiss sein.Du bist eingeschlossen in meinem Herzen,verloren ist das Schlüsselein,du musst auf immer drinnen sein.

14

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil27

Laute: Assonanz, Alliteration, Reim – Versfuß, Versmaß, Rhythmus

Paarreim: aufeinanderfolgende Verszeilen reimen

Die Ameisen

Zwei Ameisen, adie wollten nach Australien reisen. aBei Altona auf der Chaussee bda taten ihnen die Beine weh. bUnd da verzichteten sie Weise cauf den letzten Teil der Reise. c

JoachimRingelnatz(1883-1934)Bildquelle

Brockhaus 19. A.Bd. 18, 429

Flügel der Zeit, hrsgg. v. Curt HolthoffFischer Bücherei 113, Frankfurt/M 1956, S. 96

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil28

Laute: Assonanz, Alliteration, Reim – Versfuß, Versmaß, Rhythmus

Kreuzreim: alternierende Verszeilen reimen

Das Fräulein stand am Meere aUnd seufzte lang und bang, bEs rührte sie so sehre aDer Sonnenuntergang. b

Mein Fräulein! sein sie munter, aDas ist ein altes Stück: bHier vorne geht sie unter aUnd kehrt von hinten zurück. b

Heinrich Heine(1871-1914)

BildquelleLutz Görner: Heine 2. Teil, Gedichte S.9Foto um 1884

Sämtliche Schriften in zwölf Bänden, Band 7Reihe Hanser WerkausgabenMünchen 1876, S. 327

15

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil29

Laute: Assonanz, Alliteration, Reim – Versfuß, Versmaß, Rhythmus

Josef Freiherrvon Eichendorff

Morgenstern(1788-1857)

BildquelleBrockhaus 19. A., Bd. 6, 142Franz Kugler

Der AbendSchweigt der Menschen laute Lust, aRauscht die Erde wie in Träumen bWunderbar mit allen Bäumen bWas dem Herzen kaum bewusst, aAlte Zeiten,linde Trauer, cUnd es schweifen leise Schauer: cWetterleuchtend durch die Brust a

Schweifreim: umfassende Verszeilen reimen um einen Paarreim

Das große deutsche Gedichtbuchhrsgg. v. Karl Otto Conrady

Athenäum Verlag, Kronberg /Ts. 1977, S. 385.

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil30

Laute: Assonanz, Alliteration, Reim – Versfuß, Versmaß, Rhythmus

Kadenzen: Klangwirkung durch ein- oder zweisilbigen Reim• stumpfe Kadenz: einsilbig betonter Reim• klingende Kadenz: letzte Silbe(n) unbetont Noch einmal Morgensterns Gedicht vom ästhetischen Wieselmit Reimschema und Kadenzen.

Das ästhetische Wiesel

Ein Wieselsaß auf einem Kiesel

inmitten Bachgeriesel.Wisst ihrweshalb?

Das Mondkalbverriet es mir

im Stillen:Das raffinier-

te Tiertats um des Reimes willen.

a kla kla klb stc stc stb std klb stb std kl

16

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil31

Laute: Assonanz, Alliteration, Reim – Versfuß, Versmaß, Rhythmus

Scherzform Schüttelreim

Beschreiben Sie das Rüttelmuster.

Er denkt, er schreibt nen Schüttelreim,doch raus kommt lauter Rüttelschleim.

Wer denkt schon am Sonntagmorgenan die dummen Montagsorgen.

Dort hinten hört man Kinder heulen,da gibt‘s was auf die Hinterkeulen.

Und es steigt aus dem Schattenreich,der große, alte Rattenscheich.

Lasst uns unsre Nierenbeckenheut Abend mit den Bieren necken!

Wenn ich auch aus der Rolle tanz‘,erwarte ich doch Toleranz.

Es wirft seine Schatten weitder Silbermond von Wattenscheid.

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil32

Laute: Assonanz, Alliteration, Reim – Versfuß, Versmaß, Rhythmus

Wirkungen der klanglichen Mittel• Lautmalerei

Max und Moritz(Auschnitt aus dem dritten Streich)Wilhem Busch (1832–1908)Nämlich vor des Meisters HauseFloss ein Wasser mit Gebrause.Übers Wasser führt ein StegUnd darüber geht ein Weg. –Max und Moritz, gar nicht träge,Sägen heimlich mit der Säge,Ritzeratze! Voller Tücke,in die Brücke eine Lücke. –Als nun diese Tat vorbei,Hört man plötzlich ein Geschrei:„He, heraus! du Ziegen–Böck!Schneider, Schneider, meck meck meck!!“

Narrheiten und WeisheitenBüchergilde Gutenberg, Frankfurt/m. 1959, S. 24 f. ; Bildquelle: ebda. u. Titelei

17

Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Essen, Campus Essen): Sprachstil33

Laute: Assonanz, Alliteration, Reim – Versfuß, Versmaß, Rhythmus

Wirkungen der klanglichen Mittel• Lautmalerei

Alles konnte Böck ertragen,Ohne nur ein Wort zu sagen;Aber wenn er dies erfuhr,Ging´s ihm wider die Natur. –Schnelle springt er mit der ElleÜber seines Hauses Schwelle,Denn schon wieder ihm zum SchreckTönt ein lautes: „Meck, meck,meck!!“Und schon ist er auf der Brücke,Kracks! die Brücke bricht in Stücke;Wieder tönt es: „Meck, meck, meck!“Plumps! Da ist der Schneider weg!

Narrheiten und WeisheitenBüchergilde Gutenberg, Frankfurt/m. 1959, S. 24 f. ; Bildquelle: ebda. Titelei