Schröpfen - Historie

Sehr altes Therapieverfahren. Früher wurden Bambusstabsegmente (Indien), Kalebassen (Afrika) und Tierhörner (germanische Länder) benutzt. Es gibt Zeichnungen vom Schröpfen auf den Pyramiden. Das Schröpfen findet sich in den Aufzeichnungen aller medizinischen Systeme seit der Antike. Das Schröpfen hat seinen Ursprung in der Humoralpathologie. Diese sah in der Krankheit ein Ungleichgewicht der Körpersäfte (weiße Galle (Feuer, Leber) - schwarze Galle (Erde, Milz) - Blut (Luft, Herz) - Schleim (Wasser, Gerin). Diese geht auf Hippokrates (ca. 460-370 v. Chr.; „Über die Natur des Menschen“ und Galen (ca. 129-216) zurück. Galen vertrat die Auffassung das Säfteungleichgewicht durch Diätetik, Arzeimittel und chirurgische Maßnahmen zu korrigieren. Bis ins 19te Jahrhundert war diese Lehre vorherrschend.

Ein relevantes Verfahren zur Korrektur des Säfteungleichgewichtes waren die „ausleitenden Verfahren“. Eines hiervon ist das Schröpfen. Einer der bekanntesten Vertreter der ausleitenden Verfahren in der Neuzeit war der Arzt Bernhard Aschner (1883 - 1960). Ausleitende Verfahren werden auch Aschner-Verfahren genannt:

AderlassBlutegel 1500 v. Chr.

Schröpfen 3300 v. Chr.Baunscheidt-Verfahren

Cantharidenpflaster

Die Vorstellung der Säftepathologie spielt keine Rolle mehr.Erklärungsansätze sind:- lokale Stoffwechselwirkungen- Organwirkung über Reflexbögen- „Entschlackung?“

Der mangelnden Wissenschaftlichen Erklärung und dem fehlenden Wirknachweis steht eine Jahrtausende alte Erfahrung gegenüber!

Dr. med. M. Werner / Nov. 2011

HistorieHistorie

→ 3300 v. Chr. wurden die Ersten historischen Schriften des Schröpfen auf einem Arztsiegel in Mesopotamien belegt. Ähnliche Siegel wurden in Griechenland gefunden.

→ 2200 v. Chr. in Ägypten

→ 1500 v. Chr. wurde in einer der ältesten indischen Arzt- schrift (Ajurveda) über das Schröpfen berichtet

→ 400 v. Chr. gab Hippokrates detaillierte Anweisung zum Gebrauch der Schröpfmethode

zw. 30 v. Chr. und 38 nach Chr. → durch Celsus

120 nach Chr. durch Galeus wurde die Schröpfkunst überall gelesen und in ärztlichen Schriften festgehalten

→ im 2. Jahrhundert wurden in China bereits Rinderhörner zum Schröpfen verwendet

→ 1765 wurde in der Qing-Dynastie, erst in einem medizinischen Fachbuch ausführlich darüber ge- schildert

→ im 16. Jahrhundert wurde in Europa das Schröpfen weit verbreitet

→ im 19. Jahrhundert wurde die Methode durch C.W. Hufeland, bei verschiedenen Krankheiten z.B. der Lunge, des Herzens, bei Rückenschmerzen gelobt

im 20. Jahrhundert wird die Schröpfkunst überwiegend nur von Heil- praktikern durchgeführt

„Jemanden Schröpfen“: Bader beherrschten die Kunst des Aderlasses und des Schröpfens, die sie sich gut honorieren ließen. (Wikipedia).

Dr. med. M. Werner / Nov. 2011

Schröpfen - Erklärungsansätze

Wirknachweis: steht aus....

Humoraltherapie: Nach Aschner: „Entgiftung der Körpersäfte.“ In dieser Form heute sicherlich nicht haltbar.

Naturheilkunde:Fast alle modernen Anwender der Ausleitungstherapien assoziieren die krankhaften Säfte meist mit Abbauprodukten, Stoffwechselschlacken und endogenen oder exogenen (aus der Umwelt aufgenommenen) Giftstoffen.Die Naturheilkunde geht davon aus, dass Giftstoffe im Organismus einen großen Schaden anrichten.Über die Haut werden Krankheitsstoffe nach außen geleitet.- Denke an Asthma und Neurodermitis

Traditionell chinesische MedizinQi fließt im gesamten Körper, insbesondere entlang der Meridiane. Ist der Fluss entlang eines Meridians gestört (Stase) kommt es zu Schmerzen.

PathophysiologieDas Schröpfen ist eine Form der Reiztherapie, die auf einen Unterdruck in den Schröpfköpfen beruht. Durch den Unterdruck wird die Oberhaut von den tiefer gelegenen Schichten abgehoben. Der Zog erzeugt einen Blutaustritt aus den Kapillaren. - Verbesserung der lokalen Durchblutung (Besserung der Mikrozirkulation)- Bessserung des Lymphabfluss - durch erstgenanntes Besserung der lokalen Stoffwechsellage - Wirkung über Reflexbögen über die Headʻschen Zonen

Grundsätzliche Möglichkeiten:- lokales Schröpfen (über Myegelosen)- Schröpfen entsprechend der Headʻschen Zonen- Schröpfen entsprechen der chinesischen Meridianpunkte

MyegelosenDef.: Veränderung des Subkutangewebes, palpable Kolloidveränderung in Haut, Bindegewebe und Muskulatur, Elastizität und Verschieblichkeit verändert. Wassereinlagerungen oder lokaler Wassermangel

Füllegelosen"" Drucktest: heiß, prallelastisch, schmerzhaft, knirschend nach " " " Drucktest. Leeregelose" " Drucktest: blass nach Drucktest, wenig verschieblich, Wärme " " " angenehm. Kühles sulziges Hautareal Delle (Kühler als die " " " Umgebung). "Flache Stellen. Verhärtung." " " Leeregelosen sind Bereiche mit reduzierter Mikrozirkulation.

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Headsche Zonen

Inneres Organ und Hautareal werden auf das gleiche Neuron verschaltet, so dass eine Ortunterscheidung auf höherer Ebene nicht mehr möglich ist.

Headsche Zonen und TCM

Shu-Punkte (Zustimmungspunkte):Shu: „befördern, transportieren“. Bringen das Qi in das zugehörige Organ. 1,5 cun lateral der Wirbelsäule segmental jeweils unter den Dornfortsätzen. Druckempfindlich bei Erkrankung des zugehörigen Organs.Blase 12: Fengmen - Tor des Windes Th 2" Blase 13: Lunge" " Th 3Blase 18: Leber" " Th 9" " " Blase 19: Gallenblase" Th 10Blase 21: Magen" " Th 12"" " Blase 23: Niere" " L 2"Blase 28: Blase" " S 2

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Trockenes Schröpfen

Unterdruck erzeugen mit einer FlammeEntweder kurz reinhalten oder mit befestigter Watte.Mit einer Stichflamme wird in dem Schröpfglas ein Feuer entfacht, dass den Sauerstoff verbraucht und einen Unterdruck erzeugt bevor es aus geht. Die heiße Luft kühlt rasch ab, wenn das Glas auf die Haut gesetzt wird.

Unterdruck erzeugen mit einer Saugglocke

Trockenes Schröpfen Wirkt eher energiezuführend. Beim trocken Schröpfen kommt es, im betroffenen Areal, als Reaktion zur Rötung bis zur Blaufärbung der Haut. Bildung von Extravasaten. Vermehrte Durchblutung in der Haut

UAW " " " Hämatom (bis zu 2 Wochen sichtbar), Juckreiz, Schmerz, " " " Blasenbildung, Infektion, sehr selten Narbenbildung" " " Blasen bilden sich, wenn länger geschröpft wird. Prinzipiell gut aber " " " schmerzhaft."Kontraindikation" Z.n. RTX, Akute Entzündung im Areal, Blutungsneigung, Kortisonhaut

Schröpfort" " Untersuchung des Patienten nach Myogelosen im Sitzen. Ersten der " " " Punkte mit den Fingern II und III (evtl. IV).

Das blutige SchröpfenEine Kombination von Ba Guan und Ci LuoDas blutige Schröpfen ist eine Kombination von Schröpfen und einer künstlich herbeigeführten Blutung. Dabei wird die Haut eines bestimmten zu behandelnden Areals fein, zum Beispiel mit einem Schnäpper eingeritzt. Anschließend wird dann für 5 – 10 Minuten ein Schröpfkopf aufgesetzt, um eine bestimmte Menge Blut anzusaugen.Die Anwendung erfolgt ca. 1-2-mal in der Woche, bei akuten Fällen auch bis zu 3-mal in der Woche.Typische Indikationen: Medianlinie LWK IV bei Hypertonie.

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Schröpfkopfmassage-Zon-GuanWird ein aufgesetzter Schröpfkopf über eine größere Körperoberfläche gezogen, so führt man eine Schröpfkopfmassage durch. Diese Methode des Schröpfens wird nach bestimmten Regeln überwiegend am Rücken angewandt. Grundsätzlich auf allen ausreichen gepolsterten Körperregionen möglich.

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Studien:

KarpaltunnelsyndromEffects of Traditional Cupping Therapy in Patients With Carpal Tunnel Syndrome: A Randomized Controlled TrialAndreas Michalsen, Gustav J. Dobos

52 Patienten - Therapiearm 1: einmalige lokale unspezifische Wärmetherapie (Thermotherapie mit

Ingwerauflage)- Therapiearm 2: einmalig blutige Schröpfung über dem M. Trapezius- Beobachtungsdauer: 7 Tage nach Intervention- Nach 7 Tagen deutliche Schmerzbesserung, Langzeiteffekt noch offen

The Efficacy of Wet-Cupping in the Treatment of Tension and Migraine Headache“ Alireza Ahmadi, et al.; The American Journal of of Chinese Medicine, Vol. 36, No. 1, 37-44- Kopfschmerzstärke durchschnittlich um 66% reduziert (Headache Severity Score, 6-point

Likert scale,Medication Quantification Scale (MQS), Harden et al., 2005- Durchschnittlich 12,6 weniger Kopfschmerztage/Monat

Clin Exp Hypertens. 2010;32(7):423-5. Epub 2010 Sep 9.

Cupping for hypertension: a systematic review.Lee MS, Choi TY, Shin BC, Kim JI, Nam SS.Division of Standard Research, Korea Institute of Oriental Medicine, Daejeon, South Korea. drmslee@gmail.com- blutiges Schröpfen effektiv bei hypertensiven Entgleisungen- Trockenes Schröpfen verbesserte zerebrovaskuläre Durchblutung- zusammenfassend keine Ausreichende Evidenz

Dr. med. M. Werner / Nov. 2011

Acupunct Med. 2010 Jul 19. [Epub ahead of print]

Developing and validating a sham cupping device.Lee MS, Kim JI, Kong JC, Lee DH, Shin BC.1Division of Standard Research, Korea Institute of Oriental Medicine, Daejeon, South Korea.

AbstractOBJECTIVES: The aims of this study were to develop a sham cupping device and to validate its use as a placebo control for healthy volunteers.METHODS: A sham cupping device was developed by establishing a small hole to reduce the negative pressure after suction such that inner pressure could not be maintained in the cup. We enrolled 34 healthy participants to evaluate the validity of the sham cupping device as a placebo control. The participants were informed that they would receive either real or sham cupping and were asked which treatment they thought they had received. Other sensations and adverse events related to cupping therapy were investigated.RESULTS: 17 patients received real cupping therapy and 17 received sham cupping. The two groups felt similar sensations. There was a tendency for subjects to feel that real cupping created a stronger sensation than sham cupping (48.9+/-21.4 vs 33.3+/-20.3 on a 100mm visual analogue scale). There were only mild to moderate adverse events observed in both groups.CONCLUSION: We developed a new sham cupping device that seems to provide a credible control for real cupping therapy by producing little or no negative pressure. This conclusion was supported by a pilot study, but more rigorous research is warranted regarding the use of this device.

J Neurol Sci. 2010 Jul 15;294(1-2):70-3.

Cupping for stroke rehabilitation: a systematic review.Lee MS, Choi TY, Shin BC, Han CH, Ernst E.Division of Standard Research, Korea Institute of Oriental Medicine, Daejeon, Republic of Korea. drmslee@gmail.com

AbstractCupping is often used for stroke rehabilitation in Asian countries. Currently, no systematic review of this topic is available. The aim of this systematic review is to summarize and critically evaluate the evidence for and against the effectiveness of cupping for stroke rehabilitation. Thirteen databases were searched from their inception through March of 2010 without language restrictions. Prospective clinical trials were included if cupping was tested as the sole treatment or as an adjunct to other conventional treatments for stroke rehabilitation. We found 43 potentially relevant articles, of which 5 studies including 3 randomized clinical trials (RCTs) and 2 uncontrolled observational studies (UOSs) met our inclusion criteria. Cupping was compared with acupuncture, electro-acupuncture and warm needling. Some superior effects of cupping were found in two of the RCTs when compared to acupuncture in hemiplegic shoulder pain and high upper-limb myodynamia after stroke. The other RCT failed to show favorable effects of cupping when compared to acupuncture

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and warm needling in patients with hemiplegic hand edema. The two UOSs reported favorable effects of cupping on aphasia and intractable hiccup after stroke. There are not enough trials to provide evidence for the effectiveness of cupping for stroke rehabilitation because most of the included trials compared the effects with unproven evidence and were not informative. Future RCTs seem warranted but must overcome the methodological shortcomings of the existing evidence.

Explore (NY). 2007 Sep-Oct;3(5):456-66.

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