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schuleigenes Curriculum
der
Schule Tegelweg Schule für Körperbehinderte
Aufgabengebiet
„Stärkung der personalen Identität“
Hamburg, 30. Juni 2010
Autoren:
Nicole Hillig
Isabel Kaumann
Ulla Finke
Jürgen Münster
Marie Opitz
Sabine Pietsch
Hildegard Prado
Ilona Reichenbach
Silja Rustedt
Birte Zillessen
Koordination: Hildegard Prado
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
2
Inhalt:
Vorbemerkung............................................................................................................................3
1. Zur Bedeutung des Aufgabengebietes für unsere Schülerinnen und Schüler.................4
Körper.............................................................................................................................4
Gefühle............................................................................................................................5
Wünsche und Bedürfnisse................................................................................................5
Selbstwertgefühl...............................................................................................................6
Persönliche Merkmale.....................................................................................................7
Lebensgeschichte............................................................................................................7
Lebenshaltungen..............................................................................................................8
2. Zur Verankerung im Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule................................9
3. Kompetenzbeschreibungen und Anwendung................................................................10
Allgemeine Erläuterungen.............................................................................................10
Einteilung in entwicklungsspezifische Phasen.............................................................10
Einteilung in Bereiche der personalen Identität............................................................10
Einteilung in Spalten.....................................................................................................11
3. 2 Konkretisierung gemäß der Bildungsbereiche..............................................................12
3.2.1. Basale Bildung..............................................................................................................12
3.2.2. Elementare und primare Bildung..................................................................................24
3.2.3. Vorberufliche Bildung..................................................................................................37
Literaturverzeichnis..................................................................................................................52
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
3
Vorbemerkung
Identität entsteht einerseits durch Gruppenzugehörigkeit und soziale Rollen - dem
‚Wir’-, andererseits dadurch, dass eine Person sich als anders als andere erlebt - dem
‚Ich’ -. Schülerinnen und Schüler entwickeln so im Laufe des Lebens ihre eigene
psychische und geistige Welt mit eigenen Gefühlen und Wünschen, eigenen
Gedanken, Interessen und Haltungen. Sie erfahren sich als eigenständige
Persönlichkeit und entwickeln Identität. Auf der Grundlage der Wahrnehmung der
eigenen Person kann sich Selbstbewusstsein, ein positives Selbstwertgefühl – der
emotionale Anteil der Identität -, das Selbstbild und ein Selbstkonzept – der kognitive
Anteil der Identität – entwickeln.1
Personales Werden ist dabei grundsätzlich von sozialen Beziehungen und
sinngebender Kommunikation abhängig. Bezugspersonen sichern körperliches
Wohlbefinden, interpretieren Verhalten und geben Antwort auf Bedürfnisse durch
Zuwendung, Anerkennung, Sicherheit und Orientierung. Individuation und
Sozialisation bedingen sich gegenseitig.2
Identität wird dabei nicht als im Endeffekt starres, in sich geschlossenes Konzept der
eigenen Person verstanden sondern als Prozess3; dies gilt auch in Bezug auf die
Auseinandersetzung mit der eigenen Einschränkung oder Behinderung.4
Das vorliegende schulspezifische Curriculum zum Aufgabengebiet „Stärkung der
personalen Identität“ legt den Bildungsschwerpunkt auf die eigene Person unserer
Schülerinnen und Schüler, auf ihr ‚Selbst’, auch als ‚Ich’ bzw. ‚Mich’ bezeichnet.5
Das Curriculum hat dabei nicht den Anspruch, den Begriff ‚personale Identität’
umfassend zu erläutern. Vielmehr möchte es die Entwicklung ‚personaler Identität’
möglichst direkt auf unsere Schülerschaft beziehen. Der abstrakte Begriff soll für den
1 vgl. auch Wikipedia: „Identität“, 18.02.2010
vgl. Persönlichkeit und Soziale Beziehungen. In: Lehrpläne Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung –
Grund und Hauptschulstufe, hrsg. v. Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, gültig
seit dem 08.07.2003, S. 36, im Folgenden zitiert als Persönlichkeit und Soziale Beziehungen - G. u. H. 2 vgl. ebenda
vgl. dazu auch Verständnisse, die die Bedeutung der Interaktion und der Sprache für den Aufbau der Identität
herausstellen: Nach L.Krappmann ist Identität „damit nicht mit einem starren Selbstbild, das ein Individuum
von sich selbst entworfen hat, zu verwechseln; vielmehr stellt sie eine immer wieder neue Verknüpfung
früherer und anderer Interaktionsbeteiligungen des Individuums mit den Erwartungen und
Bedürfnissen, die in der aktuellen Situation auftreten, dar.“ Krappmann, L.: Soziologische Dimensionen der
Identität, Stuttgar 1975, S.9 3 Bis Ende der 60-iger Jahre war die traditionelle Selbstkonzeptforschung in der Psychologie in erster Linie
persönlichkeitspsychologisch orientiert. Es wurde die Vorstellung einer stabilen und in sich geschlossenen
Identität vertreten (vgl. Rogers 1959, Erikson, 1968). (vgl. dazu Fischer, L, Wiswede, G: Grundlagen der
Sozialpsychologie, München Wien, 2002, S. 351ff, im Folgenden zitiert als Fischer L.,
Wiswede, G.) 4 „So ist auch Coping, Auseinandersetzung, Bewältigung stets ein Versuch, kein Ergebnis, stets Prozess und nie
Ende. Copingprozesse sind immer ein Werden und in der Veränderung: ein lebenslanger Prozess ...“
Leyendecker, Ch.: „Normalerweise bin ich nicht behindert?!“. Entwicklung des Selbstkonzepts und Coping-
Prozesse im Leben mit einer körperlichen Schädigung. In: Die eigene Behinderung im Fokus.
Theoretische Fundierung und Wege der inhaltlichen Auseinandersetzung, hrsg. v. Barbara Ortland, Bad
Heilbronn 2006, S. 28, im Folgen zitiert als Leyendecker, Ch. 5 Im Rahmen dieses Curriculums soll im Weiteren nicht genau zwischen ‚Ich’ und ‚Mich’ unterschieden
werden. L. Fischer und G. Wiswede führen in Anlehnung an Greenwald & Praktikanis (1984) aus, dass das
Selbst als „umfassenden Begriff personaler Identität“ aus zweierlei besteht, dem „Ich“ – d.h. dem
Wahrnehmenden und Wissenden – und dem „Mich“ - d.h. dem Wahrgenommen und dem Gewussten.
(vgl. auch Fischer L., Wiswede, G., a.a.O., S. 353)
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
4
Schulalltag durch Kompetenzbeschreibungen und beobachtbare Beispiele definiert
und konkretisiert werden. Die Kompetenzbeschreibungen werden wesentlichen
Bereichen - wie z.B. Körper, Gefühle, Merkmale etc. (vgl. Punkt 1) - zugeordnet,
welche die Einmaligkeit der Person unserer Schülerinnen und Schüler kennzeichnen.1
Die Bedeutsamkeit des vorliegenden Aufgabengebietes begründet sich durch seine
Lebensbedeutsamkeit für unsere spezielle Schülerschaft. Diese weisen Beein-
trächtigungen in den Bereichen körperliche und geistige Entwicklung auf sowie in den
Bereichen Lernen, Sprache und Verhalten.
Verankert ist das Curriculum in den Hamburger Bildungsplänen.
1. Zur Bedeutung des Aufgabengebietes für unsere Schülerinnen und Schüler
1.1. Körper
„Die frühste Form des Selbsterlebens stellt das leibliche Erleben dar.“2 Über die
eigene Körpererfahrung ist es möglich, dass die eigene Person abgehoben von der
Umwelt erkannt wird. Das ist Voraussetzung für den Aufbau eines Selbstkonzeptes.
Das Empfinden für die eigene Körperlichkeit wird durch propriozeptive und taktil-
kinästhetische Erfahrungen gesichert.3
Das leibliche Erleben entwickelt sich dabei durch Organisation und Integration von
Erfahrungen im physischen und psychischen Kontakt mit anderen. Für die positive
Erfahrung und Bewertung des eigenen Körpers ist ein gelungener Beziehungsprozess
von entscheidender Bedeutung.4
Der Bereich ‚Körper’ begründet sich für unsere Schülerinnen und Schüler im Weiteren
in der zentralen Bedeutung von Körpererfahrung, Körperkontakt
- z.B. somatischer Dialog - und Bewegungserfahrung für die gesamte geistige
Entwicklung.
in der Bedeutung der Wahrnehmung und Kenntnis des eigenen Körpers als
Basis für die Entwicklung von Selbstständigkeit im Bereich der Sorge für die
eigene Sicherheit und Gesundheit.
in der Bedeutung der Wahrnehmung des eigenen Körpers für einen positiven
zukünftigen partnerschaftlichen Beziehungsaufbau und in der Prävention von
möglichem Missbrauch.
In Folge der Beeinträchtigungen in den Bereichen Bewegung und Wahrnehmung sind
unsere Schülerinnen und Schüler in ihren Möglichkeiten eingeschränkt, Erfahrungen
mit dem eigenen Körper zu sammeln und ein Selbstbild des eigenen Körpers
(Körperschema) aufzubauen.
Aufgrund ihrer motorischen Einschränkungen und/oder aufgrund ihrer verzögerten
motorischen Entwicklung ist es vielen Kindern zudem erschwert, sich aus der
1 Das vorliegende Curriculum übernimmt damit die Oberbegriffe der Bayrischen Lehrpläne im
Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung im Lernbereich „Persönlichkeit und Soziale
Beziehungen“, Bereich „Personale Identität“ (vgl. Persönlichkeit und Soziale Beziehungen - G. u. H, a.a.O.,
S.37-46) 2 Persönlichkeit und Soziale Beziehungen - G. u. H., a.a.O., S. 37
3 vgl. ebenda
vgl. Leyendecker, Ch., S. 15
Ch. Leyendecker zitiert in diesem Zusammenhang S. Freud und G.W. Allport: „Das Ich ist vor allem ein
körperliches“ (Freud, 1976,8),“Das Körperselbst ist ein Leben lang der Ankergrund unseres
Selbstbewusstseins“ (Allport, 1970) 4 vgl. Persönlichkeit und Soziale Beziehungen - G. u. H, a.a.O., S. 37
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
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frühkindlichen Symbiose – z.B. durch Abstemmen, Wegkrabbeln, Weglaufen etc. zu
lösen und auf diese Weise eine deutlich abgegrenzte Identität, das ‚Ich’ und ‚andere’
zu erleben.1
Auch beeinträchtigen die äußere Erscheinung und enttäuschte Erwartungen oftmals
den Beziehungsaufbau zu den für das Kind wichtigen Bezugspersonen. Dieses
belastet in Wechselwirkung den Beziehungsaufbau des Kindes bzw. Jugendlichen zum
eigenen Körper.
Unter dem Oberbegriff ‚Körper’ gesammelte Kompetenzbeschreibungen und
Anwendungsvorschläge lenken so Inhalte und pädagogische Haltungen auf diesen
zentralen Bildungsbereich.
1.2. Gefühle2
Im Laufe der Entwicklung werden unterschiedliche Gefühle – wie Freude, Zorn,
Interesse etc.3 zunehmend unterschieden, bewusst wahrgenommen und ausgedrückt.
Bedürfnisse und Emotionen sind dabei eng miteinander verknüpft.
Unsere Schülerinnen und Schüler haben in Folge ihrer Bewegungsbeeinträchtigungen
und/oder in Folge geistiger Beeinträchtigungen eingeschränkte Möglichkeiten über
Gestik und Mimik, Gefühle in der in unserer Kultur üblichen Weise auszudrücken.
Spracharmut, schwer verständliche Sprache und fehlende Lautsprache können
ebenfalls eine differenzierte Vermittlung der eigenen Gefühle erschweren.
Die speziellen Ausdrucksformen unserer Schülerinnen und Schüler zu verstehen und
einen zuverlässigen Dialog auf diesem Gebiet aufzubauen, erfordert die besondere
Aufmerksamkeit der Pädagoginnen und Pädagogen. Sie haben die Aufgabe, durch auf
die jeweilige Schülerin bzw. den jeweiligen Schüler abgestimmte kommunikative
Angebote (Objekte, Bilder, Symbole, Gebärden, Sprache, Schrift), den Ausdruck der
Gefühle und damit auch die Entwicklung eines differenzierten Gefühlslebens zu
unterstützen sowie in Unterricht und Schulleben freudvolles emotionales Erleben zu
ermöglichen.
1.3. Wünsche und Bedürfnisse
Etwas zu wollen und das Angestrebte zu erreichen, etwas zu wünschen und unter
verschiedenen Möglichkeiten auswählen zu können oder Angebotenes ablehnen zu
können, all dies sind Erfahrungen, die die eigene Person für das Kind/den
Jugendendlichen spür- und erfahrbar machen; sie unterstützen die Bildung einer
eigenen Identität und die Entwicklung der Persönlichkeit.
Die Bewegungsbeeinträchtigungen unserer Schülerinnen und Schüler erschweren
vielmals ihre Möglichkeiten, eigene Wünsche und Bedürfnisse erfolgreich zu erfüllen.
Die speziellen kommunikativen Ausdrucksformen können zudem die Wahrnehmung
der Wünsche und ihre Erfüllung durch andere beeinträchtigen.
Für Schülerinnen und Schüler mit leichteren Beeinträchtigungen können die
Sensibilität und Bewusstheit für die eigenen Bedürfnisse verloren gehen, da der
1 vgl. Leyendecker, Ch., a.a.O., S. 15
2 „Viele Definitionen (........) stimmen darin überein, dass Emotionen als zeitlich begrenzte Zustände eines
Individuums beschrieben werden können, die sich durch Art ihrer Bewertung (z.B. Freude, Ärger) und die
Intensität der Erregung unterscheiden lassen.“ (Fischer L., Wiswede, G., a.a.O., S. 110) 3 Izard (1981) geht von neutralen Basisemotionen aus, die auf einer Naturgrundlage beruhen und unterscheidet
dabei zehn unterschiedliche Gefühle: Freude, Interesse, Überraschung, Kummer, Schmerz, Zorn, Ekel,
Geringschätzung, Furcht, Scham und Schuldgefühl. (vgl. Fischer L., Wiswede, G., a.a.O., S. 112)
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
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Anpassungsdruck an gesellschaftliche Entwürfe von ‚Normalität’ als besonders hoch
erlebt wird.1
Pädagogische Aufgabe in Schullalltag und Unterricht ist es, die Schülerinnen und
Schüler bei der Wahrnehmung eigener Wünsche und der Mitteilung eigener Wünsche
und Bedürfnisse zu unterstützen sowie Lernsituationen zu schaffen, in denen ein
ermunternder und auch realistischer Umgang mit den eigenen Bedürfnissen und
Wünschen erlernt werden kann.
1.4. Selbstwertgefühl
Ein positives Selbstwertgefühl ist dafür entscheidend, auf welche Weise unsere
Schülerinnen und Schüler auch nach Beendigung der Schulzeit den Erfordernissen und
Ereignissen des Lebens begegnen können.2
Das mögliche Erleben von Abwehr und Enttäuschung bei wichtigen Bezugspersonen
der Kindheit, das Erleben stigmatisierender Zuschreibungen in der Gesellschaft sowie
das Erleben eigener Misserfolge oder der eigenen Hilfsbedürftigkeit mit der damit
verbundenen sozialen Abhängigkeit können die psychosoziale Entwicklung von
Kindern mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen belasten. Das Entstehen
eines positiven Selbstwertgefühls und eines positiven Selbstbildes kann dadurch
gefährdet werden.3
Vorrangige Aufgabe der Pädagoginnen und Pädagogen ist deshalb,
ihren Schülerinnen und Schülern den Aufbau einer verlässlichen und positiven
Beziehung zu ermöglichen, in der ihre Bedürfnisse, Gefühle und Handlungen
wahrgenommen, gespiegelt und berücksichtigt werden.
Lernsituation und Schulalltag dabei so zu gestalten, dass die Schülerinnen und
Schüler
o Erfolge erleben können und selbst wahrnehmen lernen.
o bei Misserfolgen begleitet werden.
o Initiative ergreifen können.
o Verantwortung übernehmen können.
Die pädagogischen Angebote auf der Beziehungs- und Inhaltsebene entsprechen dabei
dem individuellen Entwicklungsstand des einzelnen Kindes bzw. Jugendlichen.
Im Umgang mit stigmatisierenden Einflüssen können Schülerinnen und Schüler
lernen, sich von diesen abzugrenzen und diese selbst zu bewerten.4 Die Schule kann
helfen, dass sie für sich eigene Werte entdecken, die für sie bedeutsam sind und ihren
Selbstwert erhöhen und stabilisieren ( Lebenshaltungen).
1 Hansen, G: Die eigene Behinderung als Thema der ästhetischen Erziehung – ein Zugang aus Sicht der
Unterstützenden Didaktik, In: Die eigene Behinderung im Fokus. Theoretische Fundierung und Wege der
inhaltlichen Auseinandersetzung, hrsg. v. Barbara Ortland, Bad Heilbronn 2006, S 87 2 Greenberg et al. 1991 zeigten in einer Studie die Schutzwirkung eines positiven Selbstwertgefühls. Dieses war
zuvor durch ein positives Feedback aufgebaut worden. (vgl. dazu Fischer L., Wiswede, G., a.a.O., S.378) 3 vgl. dazu Cloekes 2001 bei Moshe, K.: Persönlichkeitsentwicklung bei Mädchen einer Schule für
Geistigbehinderte. Schriftliche Hausarbeit gemäß 358 OVP der zweiten Staatsprüfung für das Lehramt für
Sonderpädagogik, Düsseldorf 23.05.2003, s. Z, im Folgendem zitiert als Moshe, K. 4 Frey beschreibt, dass ein Teil des Selbst – er nennt diesen das Soziale Selbst - Informationen von außen
aufnimmt, auswählt und sich auf diese Weise ein Bild von der Meinung anderer macht. Das Private Selbst
interpretiert dieses Bild aus der eigenen privaten Perspektive, es bewertet Inhalte und kann sie auch
zurückweisen. So entsteht das Selbstbild. Menschen können versuchen ihr Selbstbild zu schützen, indem sie
negative Bewertungen leugnen oder deren Berechtigung für sich als unwichtig abtun. (vgl. Moshe, a.a.O, S.7f)
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
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1.5. Persönliche Merkmale Bereits bevor Kinder ihre persönlichen Merkmale verstehen und ausdrücken
können, zeigen sie durch Vorlieben und bevorzugte Objekte ihre Individualität.
Personale Identität findet für Kinder später ihren Ausdruck über den eigenen Namen
sowie über die Darstellung ihrer äußeren Merkmale. Mit zunehmenden Alter
kommt die Beschreibung eigener psychischer Merkmale wie Vorlieben,
Interessen, Fähigkeiten und Persönlichkeitsausprägungen hinzu.1 Insgesamt entwickelt
sich mit zunehmenden Alter die Fähigkeit zur Selbstaufmerksamkeit, bei der die
Person selbst zum Objekt der Betrachtung wird.2 Auch wissen die Heranwachsenden
Angaben zur eigenen Person zu machen (Alter, Adresse etc.).
Das Kennen eigener Merkmale ist für unsere Schülerinnen und Schüler wichtig für
die eigene Sicherheit
Vorstellungsgespräche
Selbstständigkeit im Umgang mit Behörden und die eigene Sicherheit
das Finden eines geeigneten Arbeitsbereiches
das Finden geeigneter sozialer Gruppen
Infolge der Beeinträchtigungen in den Bereichen Bewegung, geistige Entwicklung
und Wahrnehmung unserer Schülerinnen und Schüler erfordern der tägliche Umgang
mit dem eigenen Körper und das Zurechtfinden in der Umwelt oft einen Großteil ihrer
Kraft und Aufmerksamkeit. Ihnen kann es deshalb schwer fallen, den eigenen Merk-
malen Aufmerksamkeit zu schenken.
Aufgabe der Pädagoginnen und Pädagogen ist es, den Schülerinnen und Schülern
ihre persönlichen Merkmale immer wieder zu spiegeln. Sie schaffen Lernumgebungen
und Lernsituationen, in denen die Schülerinnen und Schüler eigenen Merkmalen
Aufmerksamkeit schenken bzw. diese entwickeln können.
1.6. Lebensgeschichte
Im Rahmen der Identitätsentwicklung stellt die Integration der Erfahrungen der
Vergangenheit ein wichtiges Moment dar.3 Das subjektive Gefühl und Bewusstsein
des ‚Sich-Selbst-Gleichseins’, der eigenen Unverwechselbarkeit und Kontinuität
kann Sicherheit vermitteln.
Im Lebenslauf jedes Kindes bzw. Jugendlichen kommt es allein durch biologische
Veränderungen zu Einschnitten. Diese sind gerade für Schülerinnen und Schüler mit
Förderbedarf in der geistigen Entwicklung oft schwer verstehbar.
Die Lebensläufe unserer Schülerinnen und Schüler weisen zudem oft Brüche auf,
hervorgerufen durch Krankheit, Operationen und Schulwechsel. Ihre Biographien
weichen zudem häufig von den Biographien Gleichaltriger ab so z.B. in den Bereichen
Selbstständigkeit und Freundeskreis, später u.a. in den Bereichen Partnerschaft und
Familie.
1 vgl. Fischer L., Wiswede, G., a.a.O., S.355
2 vgl. dazu Fischer L., Wiswede, G., a.a.O., S. 357ff
3 vgl. dazu E.H. Erikson: Identität und Lebenszyklus, Frankfurt, 1973
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
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Der Bereich ‚Lebensgeschichte’ möchte für unsere Schülerinnen und Schülern die
Möglichkeit bieten,
ihnen ihre Veränderungen bewusst und verstehbar zu machen und damit
Sicherheit zu vermitteln
sich an Erfolge zu erinnern sowie sie bewusst erleben zu können, um sich damit
zu ermutigen1
eigene schmerzliche Erfahrungen zu verstehen und damit eine Versöhnung mit
dem eigenen Lebensweg zu erleichtern
1.7. Lebenshaltungen
Unter Lebenshaltung soll im Rahmen des Curriculums zum „Aufgabengebiet:
„Stärkung der personalen Identität“ die Einstellung des Individuums dem Leben
gegenüber verstanden werden.
Eine positive Lebenshaltung äußert sich in Achtung und Wertschätzung gegenüber der
eigenen Person (dem eigenen Selbst), gegenüber den Mitmenschen, gegenüber der
Natur und der gegenständlichen Umwelt und gegenüber der Gemeinschaft mit ihren
Aufgaben und Regeln.
.
Der Bereich der Lebenshaltungen beschäftigt sich damit auch mit dem Aufbau von
Werten.2 Zu denken ist dabei in Bezug auf unsere Schülerschaft u.a. an folgende
Werte:
Persönlichkeitswerte: verwirklicht im Geliebtwerden, d.h. in der Verwirklichung
der Einmaligkeit und Einzigartigkeit jedes Menschen3
schöpferische Werte: verwirklicht in der Gestaltung des eigenen Lebens
Erlebniswerte: verwirklicht im ‚passiven’ „Aufnehmen von Welt (Kunst, Natur) in
das Ich“4
Einstellungswerte: verwirklicht überall dort, „wo ein Unabänderliches, etwas
Schicksalhaftes, als solches eben hingenommen werden muss“5
Der Aufbau einer bejahenden Haltung dem Leben gegenüber kann unsere
Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen,
die eigene Existenz als sinnvoll zu erleben, auch unabhängig von äußerem Erfolg
sich als „zugehörend“ zu erleben und zu fühlen
die eigenen Einschränkungen als Herausforderung in der Gestaltung des Lebens zu
bewerten
optimistische Zukunftsperspektiven zu entwickeln
sich in einer Welt widersprüchlicher Normen zu orientieren und
damit auch, sich von stigmatisierenden Fremdzuschreibungen abgrenzen zu
können
von Vertrauen und Respekt getragene Lösungen für Konflikte zu finden
1 „Insbesondere für junge Menschen sind Vergleiche mit früheren (i.d.R. schwächeren) eigenen Leistungen
(temporal-past-self comparisons) von größerer Bedeutung für das eigene Selbst als soziale Vergleiche
(Wilson & Ross 2000)“ (Fischer L., Wiswede, G., a.a.O., S. 368f) 2 vgl. auch: Persönlichkeit und soziale Beziehungen, S.45
3 Frankl. Viktor, E.: Ärztliche Seelsorge. Grundlagen der Logotherapie und Existenzanalyse München 1975,
S.132, im Folgenden zitiert als V.E. Frankl, V.E. 4 Frankl, V.E., S.114
5 Ebenda
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
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Aufgabe von Erziehung und Unterricht ist es, unseren Schülerinnen und Schüler auf
diesem Gebiet vielfältige Bildungsangebote zu machen. Entscheidendes Moment für
die Entwicklung der Lebenshaltung ist dabei auch, dass die Schülerinnen und Schüler
eine positiven Grundhaltung an dem Vorbild ihrer Bezugspersonen erleben.
2. Zur Verankerung im Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule
Schülerinnen und Schüler in ihrem personalen Werden zu unterstützen ist
grundlegendes Ziel von Bildung und Erziehung.1 Das vorliegende schuleigene
Aufgabengebiet „Stärkung der personalen Identität“ kommt damit den allgemeinen
gesellschaftlichen Anforderungen an Bildung und Erziehung nach.
Bildung wird bereits in den Hamburger Richtlinien für die Vorschule als Prozess der
„aktiven Auseinandersetzung mit sich“2 und der Umwelt verstanden. Das Kind bzw.
später der Jugendliche soll sich ein Bild sowohl von der Welt als auch von sich selbst
machen.3 Die Stärkung der Persönlichkeit und die Verantwortungsübernahme für sich
selbst werden dabei explizit im Hamburger Bildungsplan für die Grundschule als
Bildungsziele genannt.4 Konkretisiert wird dieser Bildungsauftrag auch inhaltlich in
den zur Zeit geltenden Curricula der Unterrichtsfächer und Aufgabengebiete.
Beispielhaft seien hier genannt:
Rahmenplan Sachunterricht (Arbeitsfassung vom 07.07.2008):
o Lernfeld: „Ich und andere“
o Lerninhalt: „Der menschliche Körper“
Rahmenplan Religion (Arbeitsfassung vom 16.07.2008):
Themenbereich T1: Das Wahrnehmen der eigenen Einmaligkeit; das
eigene Leben und die eigenen Erfahrungen sind Bezugspunkt der Inhalte.
Rahmenplan Aufgabengebiete (Arbeitsfassung vom 03.09.2008):
o Sexualerziehung
o Gesundheitsförderung:
Hier wird ausdrücklich das Ziel der Persönlichkeitsförderung genannt.
Darunter fallen Unterrichtsinhalte, bei der die Beschäftigung mit der
eigenen Person im Fokus ist.
In den neuen Entwürfen/Arbeitsfassungen der Rahmenpläne des Bildungsplans der
Primarschule (Januar 2010) ist die Bedeutung des Erwerbs von Selbstkompetenzen
ausdrücklich ausgewiesen. Zu den Selbstkompetenzen werden u.a. Kompetenzen
aus Bereichen Selbstvertrauen, Selbstwirksamkeit, Selbstkonzept sowie der Fähigkeit,
mit eigenen Gefühlen umzugehen, gezählt. Nach den Rahmenplänen sollen diese
jeweils bei der Entwicklung der schulinternen Curricula Berücksichtigung finden.5
Konkrete Programme mit dem Schwerpunkt der Förderung der Persönlichkeit
sind dabei nicht nur in Hamburg sondern auch in anderen Bundesländern entwickelt
und in den Schulen erprobt worden.6 Auch in diesen stellen oftmals die Förderung der
1 vgl. Persönlichkeit und Soziale Beziehungen - G. u. H, S.36
2 zur Zeit gültige Richtlinie der Bildung und Erziehung in Vorschulklassen, hrsg. von der damaligen Behörde
für Bildung und Sport, Hamburg, S.2 3 vgl. auch ebenda
4 vgl. Bildungsplan Grundschule. Allgemeiner Teil. Entwurfsfassung vom 21.07.2008, hrsg. von der Freien
und Hansestadt Hamburg, Behörde für Schule und Berufsbildung, Hamburg S.2f 5 vgl. dazu u.a. Bildungsplan Primarschule. Rahmenplan Mathematik. Arbeitsfassung vom 11.01.2010, hrsg.
von der Freien und Hansestadt Hamburg, Behörde für Schule und Berufsbildung, , Hamburg 2010, S.9f 6 Persönlichkeitsförderung. Überblick zu Projekten zur Förderung der Persönlichkeit von Primarschulkindern
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
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Selbstwahrnehmung und des Wissens über sich selbst sowie die Förderung des
Selbstvertrauens und des Selbstwertgefühls die ersten Schritte dar.1
Hintergrund dieser Bildungsanliegen ist, dass Selbstkompetenzen zur Stärkung der
personalen Identität wie die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung, positives
Selbstwertgefühl, Umgang mit Stress und negativen Emotionen sowie Entscheidungs-
fähigkeit nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO, 1994) zu den Faktoren
psychischer Gesundheit gehören.2
Im Rahmen spezieller sonderpädagogischer Bildung weisen die Bildungspläne vieler
Bundesländer das Gebiet der Förderung der Persönlichkeit und der Förderung der
personalen Identität ausdrücklich aus.3
3. Kompetenzbeschreibungen und Anwendung
3.1. Allgemeine Erläuterungen Die nachfolgenden Kompetenzbeschreibungen und Anwendungsbeispiele folgen einer
äußeren Struktur.
3.1.1. Einteilung in entwicklungsspezifische Phasen Die Kompetenzbeschreibungen sind gemäß spezifischer Bildungs- und
Entwicklungsaufgaben in drei Bildungsbereiche eingeteilt:
basale Bildung
elementare und primare Bildung4
vorberufliche Bildung
Diese einzelnen Bildungsbereiche werden unter 3.2., 3.3. und 3.4 näher definiert und
konkretisiert.
Innerhalb der Bildungsbereiche kann es bei den Kompetenzformulierungen zu
Überschneidungen in den Kompetenzformulierungen kommen. Die Ausbildung der
Kompetenzen ist vom Entwicklungsstand der jeweiligen Schülerin bzw. des jeweiligen
Schülers abhängig. Besonders in den Anwendungsbeispielen und zum Teil auch in den
konkret beobachteten Beispielen, die die Entwicklung der Kompetenz zeigen, werden
typische Kennzeichen des Bildungsbereiches sichtbar.
im deutschsprachigen Raum, zu finden unter www.li-hamburg.de, pdf-Datei, Zugriff Juli 2008 1 vgl. Theorie zum Programm „ICH und DU und WIR“ („ICH und DU und WIR“, hrsg. von der
Schulpsychologischen Beratungsstelle, Mombacher Str. 76, 55122 Mainz 2 vgl. dazu u.a. Burow F., Asshauer M., Hanewinkel, R.: Fit und stark fürs Leben. 1. und 2. Schuljahr.,
Persönlichkeitsförderung zur Prävention von Aggression, Rauchen und Sucht, Leipzig Stuttgart, Düsseldorf,
2002, S.9ff 3 vgl. dazu vgl. Persönlichkeit und Soziale Beziehungen - G. u. H, S.37 – S. 46
vgl. auch Lernbereich Selbsterfahrung/Selbstversorgung. In: Vorläufiger Lehrplan für die Förderschule für
Geistigbehinderte Gesamtunterricht in Grund-, Mittel- und Oberstufe, hrsg. vom Thüringer
Kultusministerium, Juli 1998, S.6 – S.22
vgl. auch Lernbereich Ich-Erfahrung. In: Vorläufiger Lehrplan für die Förderschule für Geistigbehinderte
Gesamtunterricht in der Werkstufe, , hrsg. vom Thüringer Kultusministerium, Juli 1998, S.12 – S.23 4 Die Begriffe basale, elementare und primare Bildung sind dem Aufbau des Thüringer Bildungsplans für
Kinder bis 10 Jahre entnommen (vgl. Thüringer Bildungsplan für Kinder bis 10 Jahre, hrsg. vom Thüringer
Kultusministerium, Weimar Berlin August 2008, S. 19ff, im Folgenden zitiert als: Thüringer Bildungsplan für
Kinder bis 10 Jahre
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
11
3.1.2. Einteilung in Bereiche der personalen Identität
In Punkt 1.1. wurden die Bedeutung der Bereiche
Körper
Gefühle
Wünsche und Bedürfnisse
Selbstwertgefühl
Persönliche Merkmale
Lebensgeschichte
Lebenshaltung
in ihrer besonderen Bedeutung für die Entwicklung personaler Identität, insbesondere
auch unter Berücksichtigung unserer Schülerschaft, beschrieben.
Die nachfolgenden Kompetenzbeschreibungen werden in jeder Bildungsphase diesen
Bereichen (Oberbegriffen) zugeordnet.1
3.1.3. Einteilung in Spalten
Die nachfolgenden Kompetenzbeschreibungen und Beispiele ihrer Anwendung erfolgen in
drei Spalten:
Spalte 1:
Spalte 1 beinhaltet Kompetenzformulierungen, d.h. die Kompetenzen, die eine
Schülerin/ein Schüler erreicht hat, werden beschrieben.
Die Kompetenzformulierungen eines Identitätsbereiches folgen dabei der
Entwicklungslogik. Dies ist jedoch nicht durchgängig möglich. Häufig werden
unterschiedliche Merkmale desselben Identitätsbereiches nebeneinander gestellt.
Spalte 2:
In Spalte 2 werden konkrete Beispiele der Kommunikation und des Verhaltens der
Schülerin/des Schülers genannt, an denen die in Spalte 1 beschriebene Kompetenz
beobachtet werden kann.
Spalte 3:
In Spalte 3 werden Vorschläge zur Gestaltung der Bildung2 gemacht mit dem Ziel der
Stärkung der personalen Identität unserer Schülerinnen und Schüler.
1 Es sei an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen, dass das vorliegende Curriculum damit die
Oberbegriffe der Bayrischen Lehrpläne im Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung im Lernbereich
„Persönlichkeit und Soziale Beziehungen“, Bereich „Personale Identität“ übernimmt.
(vgl. Persönlichkeit und Soziale Beziehungen - G. u. H, a.a.O., S.37 – S.46)
Ebenfalls wurden einige Kompetenzformulierungen direkt von den Kompetenzbeschreibungen der
‚Individuellen Lerndokumentation’ in diesem Bereich übernommen.
(vgl. Individuelle Lerndokumentation - Persönlichkeit und Soziale Beziehungen. Individuelle
Lerndokumentation – ILD. Programm zur Erfassung von Kompetenzen. Projekt vom ISB - Staatsinstitut
für Schulqualität und Bildungsforschung München, S.1-3, zu finden unter www.isb.bayern.de/isb,
Stichwort Projekte 2 vgl. dazu das Bildungsverständnis des Thüringer Bildungsplan für Kinder bis 10 Jahre. Danach ist Bildung ein
aktiver Prozess des Kindes. Der Pädagoge hat dabei die Möglichkeit, Bildungsprozesse zu gestalten.
(vgl. Thüringer Bildungsplan für Kinder bis 10 Jahre, a.a.O., S.14 ff )
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
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3.2. Konkretisierung gemäß der Bildungsbereiche
3.2.1 Basale Bildung
Als „basale Bildung“ wird gemäß der Thüringer Bildungspläne die frühkindliche Bildung bezeichnet. „Im Zusammenwirken von Wahrnehmung
und Bewegung entwickeln sich komplexer werdende kognitive Fähigkeiten.“1
Das Kind ist in dieser Phase offen für alle alltäglichen Lernmöglichkeiten. Es folgt selbst entdeckten Eigenthemen.2 Im Zentrum der Bedeutung
steht dabei die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse.
Grundlage basaler Bildung sind stabile emotionale Beziehungen zu vertrauten Personen3, die den Bildungsprozess des Kindes unterstützen.
Im Rahmen der Entwicklung der personalen Identität ist dies die Phase des „ Körperselbst“4. Das Selbst beginnt aus Urvertrauen und Symbiose
aufzutauchen. Entwicklungsaufgabe ist der Aufbau eines Körperselbst, die Unterscheidung von Selbst und anderer Person sowie die ersten
Versuche von Loslösung und Autonomie.5
Basale Bildung kommt aufgrund der speziellen Schülerschaft mit einem großen Anteil von schwerstbehinderten Schülerinnen und Schülern in
unserer Schule eine hohe Bedeutung zu. Folgende Gesichtspunkte sollen besonders erwähnt sein:
Schwerstbehinderte Schülerinnen und Schüler sind im hohen Maße in ihren kommunikativen Möglichkeiten eingeschränkt.
Dem basalen Dialog kommt somit eine herausragende Bedeutung zu, d.h. es gilt
o individuelle Reaktionen/Zeichen der Schülerin/des Schülers zu deuten oder ihnen Bedeutung zu verleihen
o gleichbleibend und verlässlich auf die Reaktionen/Zeichen des Kindes zu reagieren
Schwerstbehinderten Schülerinnen und Schülern ist es oft nur sehr eingeschränkt möglich, sich selbst Bewegungs- und
Wahrnehmungserfahrungen zu verschaffen. Die besondere pädagogische Aufmerksamkeit gilt deshalb, der Schülerin/dem Schüler diese
Erfahrungen zu ermöglichen sowie ihre/seine Bewegungs- und Wahrnehmungsmöglichkeiten zu nutzen und auszubauen. Damit wird die
Basis geschaffen für den Aufbau eines Körperselbst.
Schwerstbehinderte Schülerinnen und Schüler sind im hohen Maße auf die konstante Hilfe und Zuwendung anderer angewiesen. Die
pädagogische Arbeit muss deshalb dieser Hilfsbedürftigkeit mit Verantwortung begegnen. Sie muss sich gleichzeitig auf die Suche nach
Möglichkeiten machen, auf welche Weise jede Schülerin/jeder Schüler Autonomie und Loslösung sowie Selbstwirksamkeit erleben kann
1 Thüringer Bildungspläne für Kinder bis 10 Jahre, a.a.O,.S.14
vgl. dazu auch die Theorien von Piaget und Erikson 2 vgl. ebenda
3 vgl. Thüringer Bildungspläne für Kinder bis 10 Jahre, a.a.O., S.14
4 Leyendecker, Ch., a.a.O., S. 18
5 vgl. ebenda, Leyendecker stellt hier die Entwicklung in den verschieden Lebensphasen dar in Anlehnung an L’Ecuyer 1990 und Newman & Newman1975 dar.
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
13
3.2.1.1 Körper (basal)
Kompetenzbeschreibung Beispiele Anwendung
kann Veränderungen der Umwelt bei Transport,
Ortswechseln, Pflege usw. ertragen, aushalten reagiert stabil auf Lärm, Busfahrten
Transfer, Rollstuhlfahrten, WC, waschen
Temperaturen, Gerüche, Zähne putzen,
Pflege im allgemeinen
schläft ein
Stabilität durch Wiederholungen, vertraute
Objekte oder Menschen deutliche sinnliche Kennzeichnung von
Räumen und Situationen wie Ortswechsel,
Personenwechsel, Pflege, Therapie etc.
über Objekte (z.B. Rassel, Ball..),
Sinnesreize (Gong, Kerze...), Bilder,
Symbole, Lieder
lässt Körperkontakt zu
durch bekannte Menschen
zeigt
Körperspannung, Körperfunktionen:
Herzschlag, Schweiß, Hautfarbe u.ä.
Mimik, Gestik
Lautieren, Stimmgebung
Aufmerksamkeit, lässt dadurch relatives
Wohlbefinden vermuten
dem Kind stabiles inneres Gleichgewicht
ermöglichen durch
gleichbleibend verlässliche Ansprache:
immer gleicher Körperkontakt oder
gleiches Objekt dazu
feste bekannte Bezugspersonen
Vorlieben für Sinnesmodalitäten nutzen
(optisch, auditiv, taktil)
viele Wiederholungen, Erwartungen
aufbauen
ritualisierte gleiche Abläufe im
Tageslauf: Morgenkreis, Pausenrituale,
Essensituationen, Pflege, Begrüßungs- und
Abschiedslieder oder -rituale
mit einem Helfer sitzen
wesentliche Rituale (z.B. Pflege)
dokumentieren und visualisieren, für Helfer
zugänglich machen
durch weniger vertraute Menschen
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
14
beantwortet Körperkontakt durch klare Reaktion
des Wohlfühlens Spannung und Entspannung des Körpers
Lächeln
Ausdruck von Freude (lautiert, nickt,
wendet sich aktiv zu)
stellt Blickkontakt (kurz oder lang) her
ahmt nach
fordert Wiederholung oder Fortführung
findet Trost durch Körperkontakt
lehnt sich mit dem Rücken an
umarmt
s.o.
Wiederholung solcher Angebote
Spiegelung/Nachahmung der Reaktion
Interaktion gestalten
Hand halten während des Essenanreichens
oder Ähnliches, auf den
Schoß nehmen, streicheln
miteinander bewegen, tanzen
Hilfestellungen
wehrt unerwünschten Körperkontakt ab ist spürbar irritiert
wendet sich ab
zeigt körperliche Abwehr
durch Anspannung oder Bewegungen
(z.B. Töne, Kopfschütteln, ‚Zunge-raus-
Strecken’, Handabwehr)
zeigt gezielte Abwehr durch
allgemeingültige Zeichen für „Nein“
(Gebärde, Symbole, Taste mit
Sprachausgabe)
zeigt körperliche Abwehr
feste Bezugspersonen, die
Reaktionen/Zeichen deuten oder ihnen
Bedeutung verleihen
gleichbleibend und verlässlich auf die
Reaktionen des Kindes reagieren
sensibel auf solche Zeichen achten
die Ablehnung achten und entsprechend
handeln z.B. sich zurückziehen bzw.
Körperkontakt von anderen - z.B. anderen
Kindern - unterbrechen
zeigt erkennbare Reaktionen auf Reize,
die den gesamten Körper oder einzelne
Körperteile betreffen
Reize durch Materialien
Massage
Basale Stimulation
setzt sich wiederholt ähnliche Reize durch den
eigenen Körper
primäre Zirkulärreaktion
strampelt, schaukelt, beißt
schreit, tönt
Lagerung, die viele Bewegungsmuster
ermöglicht (Deckenkonstruktion nutzen)
Wiederholungsbedürfnis durch
Hilfestellungen unterstützen
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
15
setzt sich wiederholt spezielle orale Reize Hand-Mund-Kontakt
Fuß-Mund-Kontakt
Hilfestellungen geben, die solche
Bedürfnisse unterstützen
setzt sich wiederholt eigenaktiv ähnliche Reize
durch Objekte
sekundäre Zirkulärreaktion
schlägt mit Objekten
schlägt gegen Objekte
bedient Sprachtasten, Talker willkürlich
löst durch Bewegungen spezieller
Körperteile Effekte aus:
wiederholt einzelne Beinbewegungen, um
Rassel klingen zu lassen
setzt mit Fuß oder Hand Mobile in
Bewegung
Musikinstrumente
„little room“
Raummarkierungen zur Erkennung bei der „Körperdusche“
eigenaktives Schaukeln:
über Seil, Reifen, Füße etc.
eigene Töne aufnehmen z.B. mit Hilfe von
Sprechtasten und wiederholen
Effekt durch Bereitstellen von Material
ermöglichen
individuell interessante Objekte wie z.B.
Beißring, Ball zum Drehen oder Kneten,
Flasche mit bunten Perlen etc.
dauerhaft zugänglich machen:
am Rolli befestigen, sichtbar lagern ...
Effekt wiederholen (z.B. Nachahmung)
setzt sich wiederholt eigenaktiv orale Reize
durch Objekte
sekundäre Zirkulärreaktion
führt Objekte mit der Hand in den Mund
orale Angebote bereitstellen
z.B. Beißring
zeigt Interesse am Gesicht des Gegenübers tastet das Gesicht des anderen ab
mit den Augen
mit den Händen
Begrüßung
Einbindung in Rituale
einander gemeinsam vor dem Spiegel
betrachten und sprachlich
begleiten
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
16
zeigt Interesse an den Bewegungen des
Gegenübers
von Körperteilen im gemeinsamen
Blickfeld
außerhalb des gemeinsamen Blickfeldes ( soz. Beziehungen)
beobachtet
Veränderungen in Mimik, Gestik
Fingerspiele vor dem Körper
Fingerspiele am Körper
Fingerspiele
Reime
Bewegungslieder
Aktionen vom Kind steuern lassen
durch Sprechtaste
durch Symbolkarte
versucht Bewegungen nachzuahmen
( soz. Beziehungen)
klatscht mit
reibt mit
klopft mit
bei Bewegungsspielen, Bewegungsliedern
tritt durch Nachahmung/Spiegelung
auf körperlicher Ebene in Dialog mit dem
Gegenüber ( soz. Beziehungen)
initiiert Bewegungen
durch Sprechtaste
Symbolkarte
3.2.1.2 Gefühle (basal
Kompetenzbeschreibung Beispiele Anwendung
zeigt erkennbare Gefühlsregungen
Formen der basalen Kommunikation, z.B.
lacht, schreit, beißt
entspannt sich, spannt sich an
zeigt veränderte Hautreaktionen
eigene Emotionen z.B. durch Veränderung
der Stimme zeigen (Zuneigung, Ärger)
Reize anbieten und Reaktion darauf
beobachten
emotionale Reaktionen der Schülerin/des
Schülers spiegeln
zeigt Unmut oder Ablehnung verändert Atmung, spannt sich an
weint, schreit,
schlägt, kneift, dreht sich weg
zeigt Veränderungen der Haut
Reaktionen der Schülerin/des Schülers
beobachten, diese interpretieren und
reagieren:
spiegeln
trösten
stoppen/ unterbrechen
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
17
zeigt Freude entspannt sich
lacht, kichert
hat Blickkontakt
Reaktionen der Schülerin/des Schülers beob-
achten, diese interpretieren und reagieren:
spiegeln
Ereignis wiederholen
hat die Möglichkeit, sich selbst emotional zu
stabilisieren führt Hand in den Mund
führt wiederholende Bewegungen aus
sucht Körperkontakt
fordert Lieblingsobjekte/Lieblingsmusik
oder Ähnliches ein
Beruhigungsform der Schülerin/des
Schülers
akzeptieren
ggf. angemessenere oder weiter entwickelte
Beruhigungsformen anbieten
zeigt der Situation angemessene
Gefühlsreaktionen
zeigt Freude
zeigt Interesse, Neugier
zeigt Angst
zeigt Ekel
zeigt Trauer
zeigt Wut, Ärger
spiegeln, interpretieren
Gefühle formulieren (Sprache, Symbol-
karten, Gesten)
Gefühle wertfrei akzeptieren,
dabei ggf. Grenzen setzen
dabei ggf. (dennoch) angemessene
Forderungen setzen
übernimmt Stimmungen des Gegenübers
( . soz. Beziehungen)
nimmt Stimmungen seines Gegenübers auf
antizipiert, was das andere Kind tun wird,
stimmungsvolle Situationen
reale emotionalen Situationen pädagogisch
nutzen/aufarbeiten
reagiert auf spezielle Personen mit Freude und
Vertrauen
( soz. Beziehungen)
entspannt sich, wenn Bezugsperson ihm
nahe ist
zeigt Freude, wenn Bezugsperson kommt
zeigt Erwartungshaltung, wenn
Bezugsperson kommt ( weiß, dass sie
kommt)
grundlegende Bedürfnisse befriedigen
(Hunger, Durst, Ruhe, Körperkontakt etc.)
sensorische Aktivitäten stimulieren
Freude sichern
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
18
3.2.1.3 Wünsche und Bedürfnisse (basal) Kompetenzbeschreibung Beispiele Anwendung
drückt elementare Bedürfnisse aus zeigt durch basale Kommunikationsformen
Bedürfnisse wie
Hunger
Schlaf
Ruhe
Anregung
Zuwendung
Reaktionen der Schülerin/des Schülers
beobachten, interpretieren und reagieren
Kommunikationshilfen (Symbole, Gesten,
Objekte) anbieten
wünscht sich spezielle Objekte zeigt darauf
ahmt Bewegung nach
sucht an vertrauter Stelle danach
deutet auf Symbol, Foto, Gegenstand selbst
beliebte Gegenstände in das Unterrichtsangebot einbauen
zeigt Vorlieben beim Essen zeigt Zustimmung bzw. Ablehnung bei
bestimmten Gerichten
Wünsche der Schülerin/des Schülers
berücksichtigen
Geschmackserfahrungen anbieten/verlocken
wünscht sich spezielle Aktionen oder initiiert
sie deutet Aktion an
äußert Unmut bei Unterbrechung
der Aktion
fordert Aktion durch bestimmte
Lautäußerung heraus
wirft bestimmtes Objekt
gibt Gegenüber Objekte in die Hand
zeigt weitere Möglichkeiten der basalen
Kommunikation (Atmung, Tonus,
Hautreaktionen etc.)
Kommunikationshilfe geben
auf individueller Zeichenebene
über Symbolkarten: z.B. Metacom
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
19
hält gewünschte Aktion aufrecht oder
initiiert bestimmte Aktionen animiert Gegenüber fortzufahren z.B. durch
Gestik
Kommunikationshilfe geben
Gestik, Symbolkarte: „Noch mal“
über Symbolkarten: z.B. Metacom
lehnt Angebote ab
verändert Atmung, spannt sich an
schüttelt Kopf, dreht sich weg
weint, schreit
Nein-Geste
setzt An/Aus-Schalter ein
bei Dingen, Aktionen, Reizen, Nahrungsmitteln
( vgl. Gefühle „zeigt Unmut oder Ablehnung“)
Reaktionen des Schülerin/des Schülers beob-
achten, diese interpretieren und reagieren
spiegeln
Kommunikationshilfe geben:
Mimik, Nein-Geste
Angebot auf verschiedenen
Zeichenebenen (Gebärden, Symbole,
Sprache, Sprechtaste)
An/Ausschalten von Geräten über
adaptierte Fernbedienungen mit Schalter,
Sprechtaste wenn möglich Ablehnung berücksichtigen
Alternative anbieten
beendet Aktion gezielt
setzt „Ende“-Signal ein Kommunikationshilfe geben:
Zielvokabular: Ende, Stopp-Zeichen
wählt zwischen konkreten Angeboten etwas aus zeigt
greift nach dem Angebot
zeigt spezifische Gestik, Symbol
begrenzte Wahlmöglichkeiten anbieten:
(zwei/drei Spiele, Lebensmittel etc.)
Kommunikationshilfe geben
(z.B. Ja-Nein)
neue Erfahrungen anbieten zum Kennen
lernen: verschiedene Sinnesreize, Bewe-
gungserfahrungen, Lagerungen wechseln etc.
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
20
3.2.1.4 Selbstwertgefühl (basal)
Kompetenzbeschreibung Beispiele Anwendung
kann Zuneigung akzeptieren
reagiert auf liebevolle Ansprache
Körperkontakt
verbale Ansprache
nonverbale Ansprache (z.B. Lächeln) mit individuell typischer Form der Freude und
Entspannung
Momente positiver Zuwendung ritualisieren
(z.B. Begrüßungsritualien)
zeitlichen Raum schaffen für bewusste,
verlässliche Rituale der Zuwendung
Essenssituation
Pflegesituation
Unterricht in der Klasse
experimentiert eigenaktiv mit der Umwelt
experimentiert mit Dingen
experimentiert mit Personen
erforscht eigenaktiv
Erfolge und Selbstwirksamkeit sichern
durch
Gestaltung der Umwelt
Bereitstellen reizvoller Objekte
(z.B. Ball, Klangkörper, Resonanzplatte
Trommeln, Rasseln, Saiteninstrumente)
Bereitstellen und Einsatz von
Kompensationsmöglichkeiten:
Hilfsmittel, Geräte aus dem Bereich
der UK (z.B. PowerLink),
Techniken und Ideen aus dem Bereich
der UK
PC- Spiele: Programme, bei denen durch
Tastendruck auditive und visuelle
Veränderungen ausgelöst werden,
z.B. Klicktool, Fotokukiphon
zeigt Freude über Urheberschaft freut sich, wenn es gelingt,
Objekte in Bewegung zu setzen
Klänge zu erzeugen
über PowerLink, Handlungen auszulösen
gelungene Handlungen am PC zu vollziehen
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
21
Erfolge spiegeln
Ergebnisse „haltbar“ machen
und bereitstellen, z.B. durch Foto, Film,
Kisten etc.
für die Schülerin/den Schüler für den
eigenen Umgang
für den Erwachsenen zur Orientierung
will Handlungen alleine/selbstständig
durchführen
wehrt sich gegen Hilfe
signalisiert „Nein“
Freiräume gewähren
zurückhaltend beobachten
Anmerkung: Viele Merkmale, die sich auch dem Bereich Selbstbewusstsein zuordnen lassen, sind bereits in den Bereichen, Körper, Wünsche und
Bedürfnisse und Gefühle genannt. Sie wirken ineinander und werden hier nicht noch einmal erwähnt.
3.2.1.5 Persönliche Merkmale (basal) Kompetenzbeschreibung Beispiele Anwendung
reagiert auf den eigenen Namen eindeutige Reaktionen wie
Aufmerksamkeit
Blickkontakt
Freude
Anspannung
Lachen
Rituale (z.B. Morgenkreis), Lieder, Spiele
mit dem Namen der Schülerin/des Schülers
Symbole für jedes Kind in der Klasse
(z.B. farblich)
identifiziert sich mit Aktionen beruhigt sich über bestimmte Rituale
z.B. Schaukeln
Aktionen ermöglichen,
falls möglich in den Unterricht einbauen
spezielle Aktion kommunizierbar machen
(Gebärden, Symbole, Sprache)
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
22
erkennt sich selbst im Spiegel
( siehe auch elementare Bildung)
zeigt Aufmerksamkeit
blickt auf das Spiegelbild
Erkennen unterstützen durch
Markierungen im Gesicht (Schminken)
Typische Objekte (Halstuch, Puppe)
Gegenseitige Nachahmung mit Partner
vor dem Spiegel
Versteckspiel mit Tüchern
Sprachliche Begleitung: Lieder, Reime
erkennt sich selbst auf Fotos
( siehe auch elementare Bildung)
zeigt vermehrte Aufmerksamkeit beim
Erblicken des Fotos
zeigt auf das Foto bei Nennung seines
Namens
Erkennen unterstützen durch
Einsatz von Fotos des Kindes und seiner
Mitschüler (z.B. Morgenkreis)
erkennt persönliche Markierungen
( siehe auch elementare Bildung)
erkennt
individuelle Farben, Muster
Objekte als Markierung des eigenen Platzes
kennzeichnen von
Garderobe
Sitzplatz, Tischplatz
Körben
erkennt eigene Sachen
( siehe auch elementare Bildung)
zeigt auf eigenen Löffel, Becher, Tasche
greift nach eigenem Löffel, Becher, Tasche
auswählen lassen
bezeichnet Dinge, Personen als ihm zugehörig
( siehe auch elementare Bildung)
zeigt und benennt seine Dinge in
Abgrenzung von der allgemeinen dinglichen
Welt als „meins“, „mir“
Zielvokabular: „ich, „meins“, „mir“
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
23
3.2.1.7 Lebenshaltung (basal)
Kompetenzbeschreibung Beispiele Anwendung
lässt sich von Gegenständen und Situationen
anmuten
zeigt anhaltende positive Körperreaktionen
(still, freudig, erregt, entspannte Gesichtszüge)
bei Angeboten mit speziellen Sinnesreizen
Lichtreiz, Farben
Musik, Gesang, Klangkörper
natürliche Reize anbieten:
Sonnenlicht, Sonnenwärme, Regen, Wind,
Schnee
Düfte
reagiert auf spezielle Personen mit Freude und
Vertrauen
siehe „Gefühle“
siehe „Gefühle“ siehe „Gefühle“
erkennt Gefahren schreit weint
spannt sich an
bei für das Kind gefährlichen Situationen
Gefühle wertfrei akzeptieren
ev. spiegeln
Anmerkung: Viele Merkmale, die sich zum Bereich Lebenshaltung zuordnen ließen, sind bereits in den vorherigen Bereichen genannt. Sie wirken
ineinander und werden hier nicht noch einmal erwähnt. Exemplarisch sei hier nur eine Kompetenz aus dem Bereich „Gefühle“ aufgeführt.
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
24
3.2.2 Elementare und primare Bildung
Die „elementare Bildung“ schließt in der allgemeinen Entwicklung an die „basale Bildung“ an. Oft hat diese Bildungsphase ihren Schwerpunkt in
der Kindheit (ca. 3. – 6. Lebensjahr1): Kinder beginnen gemeinsam mit anderen Kindern zu spielen, zu lernen und zu arbeiten. „Sie erkunden und
erforschen Gegenstände, Prozesse und Zusammenhänge in ihrer Umwelt kreativ und eigensinnig; sie entwickeln subjektive Theorien“2. Ihre
Interessen sind dabei nicht nur handlungspraktisch, sondern können sich auch auf abstrakte und/oder komplexe Phänomene wie innerpsychische
Prozesse oder Naturerscheinungen beziehen.
Im Rahmen der Entwicklung der personalen Identität behauptet sich jetzt das Selbst. Schwerpunkt hat das „handelnde Selbst“3.
Es entwickelt sich ein „Ich-Bewusstsein“. Personal- und Possessivpronomen werden verwendet. Die Fähigkeit, „Nein“ zu sagen, entsteht. Der
eigene Wille bildet sich aus. Es kommt zu einer wachsenden Zahl von selbstbezogenen Äußerungen. Dabei werden psychische und physische
Merkmale einer Person noch nicht sicher unterschieden. 4 Die Kinder identifizieren sich mit den Eltern, aber auch mit anderen „Helden“ im realen
Leben oder in der Phantasie.5
Das behinderte Kind erlebt sich zwar in seinen Einschränkungen, aber in Relation noch nicht als behindert.6
Die Phase der „primaren Bildung“ schließt an die „elementare Bildung“ an. „Primare Bildung“ wird dadurch gekennzeichnet, dass die Schülerinnen
und Schüler „einen Zugang zu komplexer werdenden Leistungen wie dem Lesen, Schreiben und Rechnen .....erwerben“7. Die Kinder haben das
Gefühl, in der Welt Bedeutsames leisten zu können. Sie entwickeln eigene Interessen und Initiative, verfolgen Projekte und können andere für ihre
Ideen begeistern.8
Im Rahmen der Entwicklung der personalen Identität breitet sich jetzt das Selbst aus („Expansion des Selbst“9). Schwerpunkt hat das „reflexive
Selbst“10
. Die Schülerinnen und Schüler haben eine wachsende Zahl von Bereichen, über die sie sich selbst definieren. Sie wenden sich auch
psychischen Merkmalen zu (Interessen, persönlichen Eigenschaften, Vorlieben etc.). Wichtige Bedeutung hat jetzt das Zurechtkommen in der
eigenen Altersgruppe. Freundschaften werden bewusst geschlossen und gepflegt. Die Selbstreflexion findet im sozialen Spiegel statt.
1 Begriff und ungefähre Altersangabe entnommen bei Leyendecker in Anlehnung an L’Ecuyer 1990 und Newman & Newman, vgl. Leyendecker, Ch., a.a.O., S. 18
2 Thüringer Bildungspläne für Kinder bis 10, S.14
3 Leyendecker in Anlehnung an L’Ecuyer 1990 und Newman & Newman, Leyendecker, Ch., a.a.O., S. 18
4 vgl. ebenda
5 vgl. W. Pallasch, R. Petersen: Coaching. Ein Ausbildungs- und Trainingskonzept zum Coach in pädagogischen und sozialen Arbeitsfeldern, Weinheim und München, S. 158,
im Folgenden zitiert als Pallasch, W, Petersen, R. 6 vgl. Leyendecker, Ch. a,a,O., S. 26
7 Thüringer Bildungspläne für Kinder bis 10, a.a.O., S.14
8 vgl. Thüringer Bildungspläne, für Kinder bis 10, a.a.O., S. 116
9 Leyendecker, Ch., a.a.O., S. 18
10 ebenda, reflexiv= sich rückbeziehend
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
25
Zentrale Themen sind Sachinteresse und Leistungsvertrauen.1 Das Kind setzt sich mit seiner Leistungsfähigkeit im Maßstab der
Leistungsanforderungen auseinander. Ein weibliches/männliches Rollenverständnis wird erworben.2
Infolge der Entwicklungsverzögerungen eines Großteils unserer Schülerschaft nehmen Elemente der elementaren Bildung gerade in den ersten
Schuljahren an unserer Schule eine große Bedeutung ein. Elemente ‚elementarer Bildung’ und ‚primarer Bildung’ gehen oft unmerklich ineinander
über. Für manche Schülerinnen und Schüler liegt aufgrund ihres Förderbedarfs im Bereich geistige Entwicklung der Bildungsschwerpunkt für lange
Zeit im elementaren Bereich.
Die Kompetenzbeschreibungen für den elementaren und primaren Bereich sind gemeinsam dargestellt.
Folgenden Schwerpunkten (Zielen und Inhalten) wird dabei für unsere Schülerschaft daher im elementaren/primaren Bildungsbereich besondere
Bedeutung beigemessen:
soziales Miteinander erfahren und
o dabei grundlegende Regeln kennen lernen und einhalten
o dabei Heterogenität erfahren und akzeptieren lernen
Selbstständigkeit erlernen und selbstständig handeln
o Gegenstände und Umwelt erkunden und erforschen
o Erlebnis- und Handlungsbereiche erweitern und erfolgreich gestalten
o den eigenen Aktionsradius erweitern
ggf. Alltagshilfen und technische Hilfsmittel annehmen und anwenden, z.B. Walker, Toilettensitz, Rollstuhl
Wahrnehmung ausdifferenzieren
Kommunikationsformen kennen lernen und erweitern, ggf. Kommunikationshilfen kennen und gebrauchen lernen
In der primaren Bildung kommen folgende Schwerpunkte hinzu:
Kulturtechniken erwerben
Sach-/ Umweltwissen erwerben
Arbeitstechniken erlernen und anwenden
1 vgl. Pallasch, Waldemar; Petersen, Ralf, a.a.O., S.158
2 vgl. Leyendecker in Anlehnung an L’Ecuyer 1990 und Newman & Newman, Leyendecker, Ch., a.a.O., S. 18
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
26
3.2.2.1 Körper (elementar/primar) Kompetenzbeschreibung Beispiele Anwendung
lässt Körperkontakt zu lässt Körperkontakt zu
bei RS-Tranfer
bei Hilfsmitteleinsatz, z.B. Korsett,
Stehständer
im Toiletten- und Pflegebereich
zu Mitschülern in angeleiteten Spiel- und
Bewegungssituationen
im freien Spiel
lässt Handführung bei speziellen
Stifteinsätzen u.Ä. zu
zeigt bei zufälligem, unverhofftem
Körperkontakt kein Flucht- oder
Abwehrverhalten
Einsatz und Gebrauch von
Hilfsmitteln im gesamten Schulalltag
Pflegesituationen
Einführung und Üben von
motorischen Handlungsmustern
Fach Natur: Thema „Mein Körper“
alle Spiel- und
Bewegungssituationen im Schulalltag, z.B.
Sportspiele, Partner- und
Gruppenaufgaben im Sport
Massage- und Vertrauensspiele in
Religion
Sing- und Bewegungsspiele in Musik
wehrt unerwünschten Körperkontakt auf
angemessene Art und Weise ab
zeigt deutlich erkennbare Ablehnung
nonverbal
verbal
wenn nötig, auch mit Körpereinsatz
setzt erlernte Regeln der Klasse ein, benutzt
vereinbarte gestische und verbale
Reaktionen z.B. Hand heben und „Stopp“
sagen
im konkreten Fall zeitnahe Klärung
bei entsprechenden
Konfliktsituationen
Themenbearbeitung in Religion
Streitschlichtung, Prozedere einüben
Rollenspiele
Klassenrat
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
27
unterscheidet einzelne Körperteile lokalisiert Empfindungen an Körperteilen
zeigt Körperteile auf Aufforderung
kann Körperteile benennen
aktive Mithilfe in Pflegesituationen, bei
jeglichen Transfers sowie beim Aus- und
Anziehen
Fach Sachunterricht/Natur:
Thema „Mein Körper“
alle Fächer mit entsprechendem
Handlungsrahmen
wie z.B. Sport, Musik, Theater, aber auch
handlungsorientierte Unterrichtskonzepte
für die Fächer Deutsch, Mathe, Englisch
u.a.
Lernsituationen mit konkreten
Bewegungsaufgaben (im Morgenkreis, bei
Bewegungsliedern)
Sprachförderung: Lernfeld Körperteile
erkennt Körper im Abbild erkennt
Bewegung
Körperteile
im Spiegel
auf Abbildungen
ahmt
Bewegungen eines Gegenübers nach
Ich-Buch
Pflege vor dem Spiegel
Umgang mit Modellen des menschlichen
Körpers
Umgang mit Abbildungen,
z.B. Fotos einer Holzfigur mit Gelenken
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
28
zeigt Selbstwertgefühl in Hinblick auf den
eigenen Körper wehrt sich gegen unangenehmen Umgang
mit dem Körper
freut sich über motorische
Entwicklungsfortschritte
achtet die eigene körperliche
Unversehrtheit
nutzt Bewegungs- und
Entspannungsangebote
beteiligt sich an Bewegungssituationen mit
und ohne Darstellung vor der Gruppe
ist bereit, auch neue und unbekannte
Bewegungsangebote anzunehmen,
nachzuahmen
lebenspraktischer Bereich in Hinblick
auf Essen, Pflege, Aus- und Anziehen
Bewegungs- und
Entspannungsangebote
Bewegungssituationen und -angebote mit
und ohne Darstellung vor der Gruppe
Zeigen von Bewegungen oder
Handlungen vor der Gruppe (in allen
Lern- und Förderbereichen)
3.2.2.2 Gefühle (elementar/primar)
Kompetenzbeschreibung Beispiele Anwendung
teilt Gefühle eindeutig mit/drückt diese
eindeutig aus verbal: benennt Gefühlskategorien
non-verbal:
Gestik, Mimik
UK: Gebärden, Bilder, Symbole, Talker;
symbolische Darstellungen
(Gefühlskarten)
Streit-/Klärungssituationen:
konkrete, authentische Situation, dabei
Zusammenhang zwischen Ereignis und
Gefühlsreaktion herstellen
Morgen-/Abschluss-/Erzählkreis
Religion/Ethik
Bilderbücher mit Identifikationsfiguren
Gefühlskategorien benennen lernen
Rollenspiele
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
29
geht mit Gefühlen angemessen um und
kann sich zunehmend steuern
bei heftigen Gefühlen wie z.B. Wut, Angst
sucht sie/er Hilfe bei Vertrauenspersonen
nimmt sie/er alternative
Handlungsmöglichkeiten an oder entwickelt
sie selbst
zu positivem Verhalten ermutigen, z.B.
spiegeln
erinnern an früheres erfolgreiches
Steuern
Verhaltenstechniken und Regeln
erarbeiten
zeigt Ansätze von Empathie übernimmt Gefühlsregungen seines
Gegenübers
verbalisiert Gefühlsregungen seines
Gegenübers
versteht Gefühlsregungen seines Gegenübers
reale emotionale Situationen aufarbeiten
stimmungsvolle Situationen gestalten
3.2.2.3 Wünsche und Bedürfnisse (elementar/primar)
Kompetenzbeschreibung Beispiele Anwendung
drückt eigene Bedürfnisse und Wünsche aus
oder
trifft Auswahl entsprechend eigener Wünsche
und Bedürfnisse nach Angebot
1. bei Vorgabe der Auswahl durch andere
2. selbsttätig und eigenaktiv
verbal
non-verbal:
Gestik, Mimik
UK: Gebärden, Bilder, Symbole, Talker;
symbolische Darstellungen
zwischen zwei Alternativen bzw. Angeboten
auswählen lassen (in Essens-, Spiel-,
Pflegesituationen)
Auswahl betrifft: Räume, Personen, Essen,
Gegenstände, Pausengestaltung
setzt Wünsche angemessen durch wiederholt Wünsche
lässt sich nicht verunsichern
fordert Rücksichtnahme ein
im Unterricht: z.B. Morgenkreis, Sport,
Kunst, Stationsarbeit
außerdem: in Ess- und Spielsituationen
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
30
schätzt Folgen eigener Wünsche ab und verhält
sich entsprechend Bewusstsein für gesundes Essen und
ausreichendes Trinken
Bewusstsein für angemessene Kleidung
Akzeptanz von Ruhephasen
Einsicht anbahnen, z.B. im Unterricht:
Fach Sachunterricht/Natur, Themen:
„Ernährung“,
„Wetter“
Sport: Wechsel von Ruhe- und
Aktionsphasen
akzeptiert Unerfüllbarkeit oder Aufschub von
Bedürfnissen und Wünschen kann warten
versteht Signalworte wie „später“
kann sich in Tagesstruktur/Gruppe einfügen
und lernt, individuelle
Absprachen/Besonder-
heiten/Regeln/Materialien zu akzeptieren
akzeptiert individuelle Hilfestellung
während des gesamten Tagesablaufes
Unterrichtsgestaltung:
Arbeitsblätter
Zuwendung
Aufmerksamkeit
Freiräume
3.2.2.4 Selbstwertgefühl (elementar/primar)
Kompetenzbeschreibung Beispiele Anwendung
zeigt Freude über eigene Urheberschaft
Funktionsspielzeug
verbale und nonverbale Handlungen (z.B.
Mimik, Lächeln, Zugewandtheit,
Kopfdrehung, Handbewegung, Sprache)
Urheberschaft in Bezug auf Material,
Handlungen etc.
Morgenkreis
Situationen mit Einsatz von UK
(Unterstützte Kommunikation)
Pflegesituationen
nimmt die Wertschätzung durch andere
erkennbar wahr reagiert positiv
freut sich
fokussiert den Blick
bei Lob/Anerkennung durch andere (z.B.
Mitarbeiter, Mitschüler)
Präsentation von Arbeitsergebnissen,
eigenen Bildern, kleinen Texten etc.
Klassenrat, Feedback
zufällige Bestätigungen
arrangierte Situationen
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
31
freut sich über eigene Leistungen drückt dies durch Mimik/Gestik, Sprache
aus
präsentiert Urkunden
Feedback über (für den Schüler
erkennbare) Fortschritte
Lerntagebuch
Lesethron
Überreichung von Urkunden, z.B.
Schwimm- und Sporturkunden, Lesekönig
Fahrzeug-Führerschein
Prinzip „an den Stärken ansetzen“ beachten
übernimmt Tätigkeiten bewusst selbstständig geht alleine zum Hausmeister, zur
Schulsekretärin o.ä.
bewegt sich außerhalb des Klassenraums
holt etwas aus der Nachbarklasse bzw.
bringt es zurück
verrichtet Vorhaben des alltäglichen Lebens,
des Schulalltags etc. alleine
Arbeitsplatz einrichten
Ämter erledigen
aufräumen
zeigt Selbstsicherheit klärt Streitigkeiten selbst
löst Konfliktsituationen im Spiel
holt bei Streitigkeiten in der Pause die
Pausenaufsicht
artikuliert eigene Wünsche Mitschülern und
Erwachsenen gegenüber
Pausen, Klassenrat
Fächer: Religion, Ethik, Sachunterricht/
Gesellschaft
Streitschlichtung:
„Ich verwende Wörter“-Regel,
Stopp-Regel
Alternativen anbieten
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
32
schätzt eigene Fähigkeiten realistisch ein und
verhält sich entsprechend entscheidet sich bei Wahlmöglichkeiten
(z.B. „Welches Amt möchtest du
übernehmen?“) für die realistische
Möglichkeit und führt die Handlung aus
akzeptiert körperliche Grenzen
Fächer: Sachunterricht/Gesellschaft,
Religion:
Thema „Das bin ich“
in jeder alltäglichen Situation,
z.B. Bearbeitung von Arbeitsblättern,
Toilettengang
Situationen schaffen, bei denen die eigene
Leistung vorher eingeschätzt werden und
durch die Handlung überprüft werden
muss (z.B. Sponsorenlauf)
3.2.2.5 Persönliche Merkmale (elementar/primar)
Kompetenzbeschreibung Beispiele Anwendung
ersetzt den eigenen Namen beim Sprechen mit
„ich“
Satzmustervorgaben
gemeinsam mit dem Kind auf das Kind
zeigen (sprachbegleitend: Ich heiße …)
Reime, Lieder (Ich bin anders…)
gibt das eigene Aussehen wieder kennt seine Körpermerkmale (Augen- und
Haarfarbe, Größe)
verwendet beim Malen eigene Augen-,
Haarfarbe
Ich-Buch (Sachunterricht/Gesellschaft +
Natur, Mathe, Kunst, Religion)
Fotoalben
Selbstbildnis (Bildende Kunst)
Sportspiele (z.B.:„Alle Kinder mit braunen
Haaren machen...“)
kennt das eigene Geschlecht / kennt Merkmale
des eigenen Geschlechts Mädchen- oder Jungennamen,
unterschiedliches Aussehen, ordnet das
eigene Geschlecht einer Jungen- oder
Mädchengruppe zu
Fach Sachunterricht/Natur:
Thema „Mein Körper“, Sexualkunde
Ich-Buch
Spiele
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
33
kennt eigenes Alter kann ausdrücken, wie alt er ist Fach Mathematik
Ich-Buch
Spielsituationen im Morgenkreis, Sport
kennt eigene Adresse Unterscheidung Vorname, Nachname
kann Adresse nennen, aufschreiben
Sachunterricht/Gesellschaft, Themen:
„Post“,
„Wohnort“
(Adresse) der Schüler erkunden
Fach Deutsch: Briefe schreiben
kennt eigene Vorlieben, Interessen, Stärken kann ausdrücken, was er/sie gerne mag
kann ausdrücken, wen er/sie gerne mag
kann begründen, warum er/sie etwas oder
jemanden gerne mag
hat Vorlieben bei Sport und Spiel
hat Lieblingssendung
„Ich-Buch“
alltägliche Situationen zur
Bewusstmachung nutzen
setzt eigene persönliche Merkmale zu anderen
in Beziehung
vergleicht sich mit
Bezugsgruppe
Familienmitgliedern
Fach Gesellschaft: Themen zum
Schwerpunkt „So bin ich – so bist du“, z.B.
„Ich-Buch“
„Meine Herkunft“
Fach Mathematik, Lernsituationen:
„Ich kann meinen Körper messen“
„Meine Klasse: Was hast du so wie
ich?“
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
34
3.2.2.6 Lebensgeschichte (elementar/primar)
Kompetenzbeschreibung Beispiele Anwendung
erkennt Wachstum und Veränderung am
eigenen Körper
erkennt Veränderungen an
zu klein gewordenen Kleidern, Rollstühlen,
Fahrzeugen
Messlatte
Fächer: Natur, Mathematik:
messen und wiegen
Fach Natur: Pubertät, Sexualkunde
Fach Bildende Kunst:
Körperumriss zeichnen
erkennt, dass sich Interessen verändern,
Fähigkeiten sich entwickeln oder
hinzukommen
Arbeitsverhalten, Arbeitsleistungen
Selbstständigkeit
Themen, die ihr/ihm wichtig sind
Freizeitverhalten
gesamter Tagesablauf
Unterricht
Klassenrat: Reflexion unterstützen
erkennt Veränderung, Entwicklung sozialer
Beziehungen erkennt Veränderungen in Bezug auf
Eltern, Geschwister
Freundschaften
lernt, unabhängig zu werden
während des gesamten Tagesablaufes
Unterricht: Religion, Klassenrat
kennt wichtige Abschnitte der eigenen
Biografie
kennt
Geburtsdatum
Kindergartenzeit, Schule
lange Krankenhausaufenthalte, Operationen
Selbstfahrer
Vereine
besondere Ereignisse
Zeitabläufe erfahren
Ereignis der Woche / des Monats
Tagebuch
Klassenreisetagebuch
Mein Schuljahr
Ich-Buch
Fotos zeitlich ordnen („Lebenslauf“)
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
35
3.2.2.7 Lebenshaltung (elementar/primar)
Kompetenzbeschreibung Beispiele Anwendung
sorgt verantwortungsbewusst für sich selbst zieht sich warm an
trinkt ausreichend
fordert Pausen ein
während des gesamten Schulalltages
Fach Sachunterricht/Natur:
Thema „Wettergerechte Kleidung“
schützt sich vor gefährlichen Gegenständen und
Situationen
schützt sich beim
Umgang mit spitzen Gegenständen (z.B.
Schere, Messer)
Umgang mit einer heißen Herdplatte
geht nicht auf den Sportplatz, wenn die
anderen dort Fußball spielen
in allen Situationen des alltäglichen
Schullebens, in der Pause
Fach Sachunterricht/Natur:, Themen:
„Feuer“
„Wasser“
Fächer: Kochen/Hauswirtschaft, Werken,
Textiles Werken: Arbeitsregeln
geht mit Gegenständen achtsam um mit Spielzeug oder Arbeitsmaterialien o.ä.
von Mitschülern
zeigt Wertschätzung gegenüber den Dingen
in Spielsituationen oder Situationen mit
Arbeitsmaterialien
Fach Religion
Klassenrat
achtet die körperliche und psychische
Unversehrtheit anderer akzeptiert Grenzen (z.B. Stopp-Regel)
geht verantwortungsvoll und angemessen
mit „MF-Kindern“ um
klärt einen Streit mit Worten statt mit Taten
Fächer: Religion, Sachunterricht
Streitschlichtung
alltägliche Situationen
geht mit Tieren und Pflanzen achtsam um gießt Blumen
versorgt und pflegt Tiere
Projektwoche „Tiere“,
Fach Sachunterricht/ Natur, Themen:
„Tiere“
„Frühblüher“
„Wir pflanzen um“
Bauernhofprojekt
Klassentier
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
36
kennt einfache moralische Kategorien
akzeptiert Regeln
fordert Einhaltung der Regeln
im eigenen Lebenskreis
während des gesamten Schulalltags
Klassenrat
Spielsituationen
Pausenaufsicht
kennt seinen Wert als Person kann Personen nennen,
von denen sie/er sich geliebt fühlt
kann sagen, für welche
Menschen/Tiere/Aufgaben er/sie von
Bedeutung ist
Fach Sachkunde/Gesellschaft, Themen:
Familie, Gefühle
Fach Religion,
Thema: „Die große Frage:
Wozu bin ich auf der Welt ?“
genießt Erlebnisse und Situationen beobachtet
freudig Erscheinungen aus der Natur:
ein Tier, die Wolken etc.
lauscht freudig/andächtig Musik
schaut freudig/ andächtig ein Bild an
meditative Angebote
Schulkonzerte, z.B. Live-Music-Now
Fach Sachkunde/Natur,
Thema: „Wir beobachten ein Tier“
Fach Bildende Kunst:
Bild-/Kunstbetrachtungen
Fach Religion,
Thema: „Was ist Glück für mich?“
alltägliche Beobachtungen
aufgreifen
findet Wege, um mit Einschränkungen
konstruktiv/kreativ umzugehen
trägt Stühle oder andere Gegenstände auf
dem Rollstuhl
benutzt unterstützende
Kommunikationsformen
(Gebärden, Talker etc.)
Fach Sport
Hobbygruppe: „Abenteuer“
UK (Unterstützte Kommunikation)
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
37
3.2.3 Vorberufliche Bildung
Die Phase der ‚vorberuflichen Bildung’ folgt auf die Phase der ‚primaren Bildung’. Sie hat ihren Schwerpunkt im Jugendalter. Die
Heranwachsenden beginnen sich mehr und mehr mit ihrem zukünftigen Leben als Erwachsene zu beschäftigen: Fragen zu Sexualität und Liebe
sowie zur möglichen beruflichen Zukunft gewinnen an Bedeutung. Die jungen Menschen beginnen sich in praktischen beruflichen Feldern zu
erproben (Zeit der Betriebspraktika).1
Im Rahmen der Entwicklung der personalen Identität stehen zunehmend die Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion im Mittelpunkt. Sie finden
ihren Schwerpunkt im „psychologischen Selbst“2.
Das Selbst beginnt sich zu organisieren: Der Aufbau eines Selbstkonzeptes in Bezug auf das eigene Geschlecht, die eigene Familienherkunft,
moralische Werte, eigene Fähigkeiten und politische Haltungen beginnt.3 Die Jugendlichen fangen an zwischen ihrer Wahrnehmung und der
Wahrnehmung von außen zu unterscheiden. Es ist die Phase der intensiven Auseinandersetzung mit dem eigenen körperlichen Erscheinungsbild.4
Unterricht und Erziehung haben in dieser Bildungsphase die Aufgabe,
Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion anzuregen und zu begleiten
Sexualerziehung/Gesundheitserziehung/Suchtprävention als bedeutsame Themen anzubieten
erste Schritte zum Übergang in das Erwachsenenleben zu begleiten und Anstöße zur Lebensplanung zu geben
Entwicklung von Zukunftsvorstellungen anzuregen
Verantwortungsübernahme zu ermöglichen
Unsere Schülerinnen und Schüler benötigen dabei insbesondere Unterstützung und Begleitung bei folgenden Entwicklungsaufgaben:
Einfordern der Erwachsenenrolle
Erkennen von Fremdbestimmung
Auseinandersetzung mit der eigenen Behinderung
Schaffen eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Nähe und Distanz
1 An unserer Schule ist die vorberufliche Bildung ein Schwerpunkt. Dieser drückt sich durch ein spezielles Fächerangebot („Arbeitslehre“ mit
seinem schuleigenen Curriculum) von Klasse 6 – 10 aus. Außerdem gibt es ab Klasse 6 ein ergänzendes Wahlangebot „Hobby“. 2 Leyendecker, Ch., a.a.O., S. 18. Er stellt hier die Entwicklung in den verschieden Lebensphasen dar in Anlehnung an L’Ecuyer 1990 und Newman & Newman1975.
3 vgl. Pallasch, W.; Petersen, R., S. 158
4 vgl. Leyendecker, Ch, a.a.O., S. 18
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
38
3.2.3.1 Körper (vorberuflich) Kompetenzbeschreibung Beispiele Anwendung
zeigt Selbstwertgefühl im Hinblick auf den
eigenen Körper wehrt sich gegen unangenehmen Umgang
mit dem eigenen Körper
nimmt Stellung zu therapeutischen
Maßnahmen
freut sich über motorische
Entwicklungsfortschritte
respektvolle körperliche Distanz
sicherstellen, ob Berührung erwünscht ist
Thema „Nein-Sagen“
Fach Natur: „Sexualerziehung“
Fach Religion
Schüler in therapeutische Entscheidungen
einbeziehen
Rückmeldung geben über motorische
Entwicklungsfortschritte
Therapie (Therapeuten)
Sport (Therapeuten/Sportlehrer)
Fach Arbeitslehre
Fach Bildende Kunst
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
39
geht verantwortungsbewusst mit dem eigenen
Körper um ernährt sich bewusst
hält sich fit
kennt Grenzen der körperlichen Belastbarkeit
kennt Möglichkeiten, sich körperlich zu
entspannen
kennt grundlegende hygienische Prinzipien
Thema „Gesunde Ernährung“
Fach Hauswirtschaft
Fach Natur/Biologie
Beratung der Jugendlichen/Eltern zu
Sportangeboten in Wohnortnähe
Fach Sport, Fach Schwimmen
bewegte Pause
Rückmeldung geben
sicherstellen, wo Grenzen liegen
Grenzen respektieren
Entspannungstechniken:
Progressive Muskelentspannung
Atemtechniken
Yoga
Snoezelen
Fach Natur/Biologie:
Aufgabengebiet „Sexualerziehung“
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
40
3.2.3.2 Gefühle (vorberuflich) Kompetenzbeschreibung Beispiele Anwendung
kann unterschiedliche Gefühlskategorien
wahrnehmen und eindeutig ausdrücken drückt Gefühle wie z.B. Freude, Kummer,
Schmerz, Interesse etc. über Mimik, Gestik,
Körpersprache, Symbole etc. aus
Spiele und Übungen zu Gefühlskategorien
(Bewegungsspiele, Musik,
Gefühle auf Fotos erraten)
Situationen schaffen, in denen der Ausdruck
und das Erinnern von Gefühlen geübt und
Akzeptanz erfahren wird:
z.B. Klassenrat, schulische Alltags-
situationen
Übungen zur Schulung der
Körperwahrnehmung
Feedback und Übungen zur Stimmigkeit von
Gefühl und Ausdruck: schul. Alltag
Fach: Gesellschaft
„Mein soziales Umfeld“ (z.B. „Meine
Familie“)
„Meine Beziehung zu anderen“
Fach Religion, Themen:
„Verlust“
„Vertrauen“
Künste/Wahlpflicht „Theater“
pädagogische Haltung im Schulalltag:
Gefühle spiegeln
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
41
geht mit Gefühlen angemessen um kontrolliert Wut und andere starke Erregung
kann starke Erregung abbauen
handelt bei Angstgefühlen situationsgerecht:
läuft/fährt/schreit bei realer Gefahr
überwindet - sie/ihn selbst blockierende -
Ängste jemanden anzusprechen
zeigt angemessenen Umgang mit typischen
Empfindungen aus dem Liebes- und
Sexualbereich
Sexualerziehung
pädagogische Haltung im Schulalltag
kann die Auswirkungen eigener Gefühle auf
andere einschätzen hat Wissen über die Gefühlsausdrücke und
ihre Wirkungen
kann die Gefühlsreaktionen anderer
einschätzen und sich hineinfühlen
„Einfühlen“, soziale Kompetenz
Übungen zum eigenen Auftreten und dessen
Reflexion:
z.B. Rollenspiele:
Fach Leben & Arbeit:
Vorbereitung für das Praktikum
Fach Religion
Hobbygruppe „Freundschaft“
Konfliktbearbeitung und Reflexion:
Klassenrat
schulische Alltagssituationen
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
42
3.2.3.3 Wünsche und Bedürfnisse (vorberuflich) Kompetenzbeschreibung Beispiele Anwendung
drückt eigene Bedürfnisse und Wünsche Zukunftswünsche in Bezug auf
Freundschaft
Partnerschaft
Ausbildung/Beruf
Wohnen
Fach Leben & Arbeit,
schuleigenes Curriculum:
7.2.1: Individuelle Orientierung
7.2.2: Berufliche Orientierung
7.2.1.4.1: Wohnformen
Fach Natur/ Biologie:
„Sexualerziehung“
Fach Religion
Projekte zu Zukunftswünschen:
z.B. „Wohnen“, „Freundschaft“
unterscheidet realisierbare von nicht
realisierbaren Wünschen
siehe oben siehe oben
kann sich innerhalb realisierbarer Wünsche (für
einen) entscheiden
Entscheidungshilfen geben:
+ Punkte, - Punkte
Hierarchisieren üben
setzt realisierbare Wünsche angemessen durch telefoniert für einen Praktikumsplatz
verabredet sich mit Freunden
macht Vorschläge
Fach Leben & Arbeit
Schulalltag
Feste etc. mitorganisieren
übernimmt Verantwortung für die Folgen der
„Wunsch“- Entscheidung
auf die
Bezugsgruppe
Familie
Gesellschaft
Fach Gesellschaft, Themen:
„Familie“
„Freundschaft“
Fach Leben & Arbeit
Schulalltag
Feste etc. mitorganisieren lassen
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
43
3.2.3.4 Selbstwertgefühl (vorberuflich)
Kompetenzbeschreibung Beispiele Anwendung
akzeptiert die durch Unerfüllbarkeit
entstehenden eigenen Grenzen Schmerz
Trauer
in Bezug auf Zukunftswünsche
Fach Religion
Thema: „Meine Behinderung“
Fach Leben & Arbeit,
schuleigenes Curriculum:
7.2.1: Individuelle Orientierung
freut sich über Urheberschaft identifiziert sich mit eigenen Werken
wiederholt das Schaffen erlernter Werke
probiert Neues aus
präsentiert eigene Werke
eigene Werke herstellen, ausstellen,
verkaufen:
Fach Arbeitslehre:
Holz Werken, Textiles Werken
Fach Hauswirtschaft: Dienstleistungen
Fach Bildende Kunst: Kunstwerke
Fach Deutsch/Wahlpflicht:
„Schulzeitung“
freut sich über eigene Leistungen zeigt eigene Arbeitsergebnisse
spricht über eigene Arbeitsergebnisse
erinnert sich an eigene Erfolge
erkennt Lernzuwachs
erkennt eigenen Beitrag am Lernzuwachs
nimmt Erfüllung von Ämtern wahr
alle Unterrichtsfächer
Portfolio über besondere Leitungsnachweise
Lernvereinbarungsgespräche
Lerndokumentation
Ämterplan
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
44
übernimmt Tätigkeiten bewusst selbstständig erfüllt (bewusst)
Ämter
Wochenpläne
Schulaufgaben
geht einkaufen
kümmert sich um einen Praktikumsplatz
Ämterplan
Wochenplan
Schulaufgaben
Fach Hauswirtschaft
Fach Schülerfirma
Fach Leben & Arbeit
in allen Bereichen
zeigt Selbstsicherheit tritt sicher vor der Gruppe auf
besteht auf selbstständiger Erledigung von
Aufgaben, lehnt unerwünschte Hilfen ab
Klassensprecher
Fächerverbund Gesellschaft:
Klassenrat
Schülerrat
Referate, Präsentationen
Feriensingen
Theaterspiel
in allen Bereichen
schätzt Fähigkeiten realistisch ein und
verhält sich entsprechend kennt eigene Stärken und Grenzen
kennt notwendigen Bedarf an Hilfe
Fach Leben & Arbeit,
schuleigenes Curriculum:
7.2.1.2.2: Auseinandersetzung mit
den eigenen Fähigkeiten und
Fertigkeiten
7.2.1.3: Einschätzung von Stärken und
Schwächen durch andere Menschen
7.2.2.7: Betriebspraktikum
Fach Sport
verschiedene Hobbygruppen:
z.B. Abenteuer, Wassersport
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
45
3.2.3.5 Persönliche Merkmale (vorberuflich) Kompetenzbeschreibung Beispiele Anwendung
gibt das eigene Aussehen wieder gibt beim Malen das eigene Aussehen
wieder
kann das eigene Aussehen mit Worten
beschreiben
Fach Bildende Kunst:
Thema „Ich male mich in meiner
Lieblingskleidung“
Fach Deutsch: Personenbeschreibung
kennt Daten zur eigenen Person kennt
Größe, Gewicht
Geburtsdatum, Geburtsort
Adresse, Telefonnummer, E-Mail-Adresse
Schullaufbahn
Fach Mathematik,
schuleigener Curriculumentwurf:
Lebensbedeutung „ Ich lerne mich selbst
kennen“,
Lernsituation „Ich kann meinen Körper
messen“
Fach Leben & Arbeit,
schuleigenes Curriculum:
7.2.2.6: Bewerbung: Lebenslauf
kennt seine Behinderung kennt
Namen
Ursache der Behinderung
Einschränkungen die mit der Behinderung
verbunden sind
Fach: Leben & Arbeit,
schuleigenes Curriculum:
2.1.2.2: reflexive Auseinandersetzung mit
der eigenen Persönlichkeit
kennt Rollenmerkmale des eigenen Geschlechts kennt
Rolle als Junge/Mädchen, Mann/Frau,
z.B. durch Medien vermittelt
Rolle als Partner
Fach Leben & Arbeit,
schuleigenes Curriculum:
7.2.1.2.3: Rolle Junge/Mädchen etc.
Fach Biologie: „Sexualerziehung“
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
46
kennt seine Behinderung kennt
Namen
Ursache der Behinderung
Einschränkungen die mit der Behinderung
verbunden sind
Fach: Leben & Arbeit,
schuleigenes Curriculum:
2.1.2.2: reflexive Auseinandersetzung mit
der eigenen Persönlichkeit
kennt Rollenmerkmale des eigenen Geschlechts kennt
Rolle als Junge/Mädchen, Mann/Frau,
z.B. durch Medien vermittelt
Rolle als Partner
Fach Leben & Arbeit,
schuleigenes Curriculum:
Rolle Junge/Mädchen etc.
Fach Biologie: „Sexualerziehung“
kennt eigene Interessen und Fähigkeiten Fach: Leben & Arbeit,
schuleigenes Curriculum:
7.2.1.2: eigenes Potential erkennen und
realistisches Selbstkonzept
entwickeln
kann eigene persönliche Merkmale realistisch
einordnen
adäquater Berufswunsch Fach: Leben & Arbeit,
schuleigenes Curriculum:
7.2.1.2: eigenes Potential erkennen und
realistisches Selbstkonzept
entwickeln
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
47
3.2.3.6 Lebensgeschichte (vorberuflich)
Kompetenzbeschreibung Beispiele Anwendung
Nimmt bewusst Wachstum und Veränderung am
eigenen Körper wahr Größenwachstum
Kleidergröße, Schuhgröße
Veränderungen des Körpers während der
Geschlechtsreife
Fach Mathematik,
schuleigener Curriculumentwurf
Lebensbedeutung „ Ich lerne mich selbst
kennen“,
Mathematisches Ich-Buch
(„jährliches Messen der Größen“)
Fach Natur/Biologie:
„Sexualerziehung“
erkennt, dass sich Interessen verändern,
Fähigkeiten sich entwickeln oder hinzukommen
und kann diese benennen
kann ausdrücken,
welche Fähigkeiten er/sie früher hatte
und welche neu hinzugekommen sind
welche Fähigkeiten weiterhin
unverändert bestehen
welche Hobbys sich verändert haben
Fach Gesellschaft
Lerndokumentation/Portfolio
Fach Leben & Arbeit
schuleigenes Curriculum
7.2.1.2.2: reflexive Auseinandersetzung mit
der eigenen Persönlichkeit
Vergleich von Ich-Büchern
Grundstufe/Mittelstufe
erkennt die Veränderungen im sozialen Gefüge nimmt wahr und reflektiert
Veränderungen in der Familie
Veränderungen des Freundeskreises
Veränderungen in der Schule
Fach Gesellschaft:
Thema „Meine Familie“
Fach Religion:
Thema „Abschied nehmen“
Klassenrat
weiß über wichtige Abschnitte seiner
Lebensgeschichte Bescheid Geburt
Kindheit, Jugendalter
Fach Gesellschaft/ Bildende Kunst
Thema „Meine Lebenslinie“
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
48
weiß, dass er/sie die eigene Lebensgeschichte
mitgestalten kann Freundschaft
Gesundheit
Konsum
Weiterbildung
Fach Religion
Fach Gesellschaft
3.2.3.7 Lebenshaltungen (vorberuflich)
Kompetenzbeschreibung Beispiele Anwendung
sorgt verantwortungsvoll für sich selbst Ernährung
Körperpflege
Gesundheit
Kleidung
Fach Natur/Biologie
Fach Hauswirtschaft
Klassenreise
schützt sich vor gefährlichen Gegenständen und
Situationen kennt Prinzipien eines
sicheren Arbeitsplatzes und Haushaltes
(Brandverhütung, Sicherheits- und
Gesundheitsschutzzeichen)
beachtet diese im praktischen Tun
Arbeitslehre:
Hauswirtschaft, Holzwerken, Textiles
Werken, Technik
Leben & Arbeit,
schuleigenes Curriculum:
7.2.3.2: wichtige Aspekte eines sicheren
Arbeitsplatzes und Haushaltes
kennen lernen
geht mit Gegenständen achtsam um Umgang mit Schulinventar und -mobiliar
Umgang mit Werkzeug und Arbeitsmaterial
Schulordnung
Klassenregeln
Fachraumregeln
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
49
achtet die körperliche und psychische
Unversehrtheit anderer regelt Konflikte mit Worten
macht Ich-Aussagen
greift den anderen
nicht körperlich an
erpresst nicht
bedroht nicht
Schulordnung
Fahrradführerschein
Klassenrat: Methoden der Konfliktregelung
Fach Religion:
ethisches Handeln in Konfliktsituationen
geht mit Tieren und Pflanzen achtsam um zeigt den sorgsamen Umgang in der
Realbegegnung mit Pflanzen und Tieren
Zoobesuche
Klassentier
Pflanzen in der Klasse
Pflanzen im Schulgarten
schützt bewusst die Umwelt spart Wasser und Energie
entsorgt Abfall sachgerecht
Fach Gesellschaft
Vorbild der Mitarbeiter/innen
Fach Hauswirtschaft: Restwärme nutzen
Leben & Arbeit,
schuleigenes Curriculum:
7.2.3.4:6: Lebenshaltungskosten
kennt moralische Kategorien und handelt
danach zeigt Empathie
erkennt Ungerechtigkeiten
erkennt die Notwendigkeit von Regeln und
deren Einhaltung
Religion
Gesellschaft
Klassenrat
Schulordnung
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
50
kennt und achtet wichtige Elemente der
Gesetzgebung
kennt
Jugendschutzgesetz
Jugendarbeitsschutzgesetz
Strafrecht
Grundgesetz
Menschenrechte
Leben & Arbeit,
schuleigenes Curriculum:
7.2.3.3: Wichtige Gesetze
Fach Gesellschaft:
Thema „Grund- und Menschenrechte“
weiß um seinen Wert als Person weiß
von welchen Personen sie/er geliebt ist
welche Menschen/Tiere/Aufgaben dem
eigenen Leben besondere Bedeutung/Sinn
geben
um die Einzigartigkeit eines jeden
Menschen
Religion
Thema: „Wozu bin ich auf der Welt?“
Weitere Themen zum „Sinn des Lebens“
sucht bewusst Erlebnisse und Situationen, die
einen Erlebniswert haben kennt und benennt Situationen und
Erlebnisse, die sie/ihn besonders positiv
berühren
plant Situationen und Erlebnisse, welche
sie/ihn besonders positiv berühren in sein
Leben ein
freut sich im Voraus auf freudvolle
Situationen und Ereignisse
meditative Angebote
Schulkonzerte z.B. „Live-Music-Now“
Hobby
Fach Sachkunde/Natur:
Thema „Wir beobachten ein Tier“
Fach Bildende Kunst:
Bild-/Kunstbetrachtungen
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
51
kann die eigenen Einschränkungen als
Herausforderung verstehen berichtet stolz von neuen Lösungen, die
ihr/ihm in Hinblick auf seine Einschränkung
eingefallen sind
tauscht sich mit Betroffenen über Ideen und
Lösungen aus
berät andere
Reflexionsgespräche
Therapie
Schulalltag
Fächer
Gesellschaft:
Thema „Behinderte und Gesellschaft“
Leben & Arbeit,
schuleigenes Curriculum:
7.2.1.2.3: reflexive Auseinandersetzung
mit der Behinderung
Religion
Natur:
Thema „Meine Behinderung“
Aufgabengebiet: Stärkung der personalen Identität Schule Tegelweg 2010
52
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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München, gültig seit dem 08.07.2003
Richtlinie der Bildung und Erziehung in Vorschulklassen, zur Zeit gültig, hrsg. von der damaligen Behörde für Bildung und Sport, Hamburg
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Vorläufiger Lehrplan für die Förderschule für Geistigbehinderte. Gesamtunterricht in der Werkstufe, hrsg. vom Thüringer
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Vorläufiger Lehrplan für die Förderschule für Geistigbehinderte. Gesamtunterricht in Grund-, Mittel- und Oberstufe, hrsg. vom Thüringer
Kultusministerium, Juli 1998
Wikipedia: „Identität“, 18.02.2010