Schulhund Lotte sorgt fr mehr Ruhe im Unterrichtgs-bebel-l/Daten/LVZ.28.03.2017.pdf · din Lotte...

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und der Vater ebenfalls Schulhund. Für den schwarzen Vierbeiner ist seitdem ständiges Lernen angesagt. Es begann mit der Eingewöhnung bei der Lehrerin zu Hause – ihre damals elfjährige Tochter war das erste Kind, mit dem Lotte in Kon- takt kam. In den Sommerferien besuchte der Hund schon hin und wieder die Schu- le, ohne dass viele Kinder herumtobten. Zum Ende der Ferien kam Lotte erstmals mit den Lehrern in Kontakt. Begleitend dazu besuchte die Hündin die Welpenschule. Die Schulleiterin sieht es als Glücksfall an, dass es in Leipzig eine Hundetrainerin gibt, die selbst auf Lehramt studiert und ein Konzept für Schulhunde entwi- ckelt hat. Alle vierzehn Tage bekommt Lotte eine Einzelstunde und hin und wieder Gruppen- stunden. Hinzu kommen zwei- bis dreimal jährlich Wochenendseminare. Den Unterhalt für die Hündin trägt die Schul- leiterin aus eigener Tasche, für die Weiterbil- dung gibt es finanzielle Unterstützung. Gemeinsam mit der jetzigen Klasse 3a begann die Eingewöhnung für Lotte mit kurzen Besuchen zum Kennenlernen ihrer „Klassenkameraden“. Etwa nach einem Dreivierteljahr begann ihr regel- mäßiger Schuldienst. Seitdem trägt das Tier im Klassenzimmer zu einer ent- spannten Lernatmosphäre bei. Im ersten „Dienstjahr“ wurde Lottes Einsatz durch Forscher der Universität begleitet, wobei es um Unterrichtsstörungen ging. Dabei wurden Unterrichtseinheiten mit und ohne Hund beobachtet und verglichen. Resultat: Die Anzahl der Störungen ist bei Anwesenheit des Hundes signifikant zurückgegangen. Allein die Tatsache, dass das Tier mit im Raum war, trug zur deutlichen Entspannung der Atmosphäre bei. „Dabei stellte sich auch heraus, dass Lotte schon von sich aus gespürt hat, wer ihre Zuwendung braucht“, berichtet Nancy Kallenbach. „Wir hatten damals zwei recht auffällige Kinder in der Klasse. Wenn ich mich dem einen Kind gewidmet habe, ist sie zu dem anderen gegangen, ohne dass ich ihr irgendwelche Signale gegeben hätte. Sie hat selbst gespürt, wo sie gerade gebraucht wurde.“ Die Mathematiklehrerin erklärt: „Meistens liegt Lotte direkt unter der Wandtafel, da wird sie von allen gesehen und hat alle im Blick, so dass sie spüren kann, wenn jemand nicht gut drauf ist und getröstet werden muss. Dann geht sie zu dem Schüler und legt sich zu seinen Füßen oder lässt sich manchmal den Kopf kraulen. Es ist noch nie vorgekommen, dass sich ein Kind unwohl fühlte, wenn Lot- te im Raum ist. Alle freu- en sich auf die zwei Tage in der Woche mit ihr.“ „Lotte hat sich in der Klassenarbeit neben mich gelegt. Dann wurde ich gleich viel ruhiger und war nicht mehr so aufgeregt“, berichtet Jessie (9 Jahre). „Als ich traurig war, bin ich zu Lotte gegangen und habe sie gestreichelt, und dann ging es mir besser“, erzählt Svenja (10 Jahre). „Ich kann ihr meine Gefühle sagen“, sagt Viktoria (9 Jahre). „Ich mag an Lotte am meisten, dass sie mir zuhört“, so Ariani (9 Jahre). „Lotte ist mein ein und alles“, gesteht Tim (9 Jahre). „Lotte ist wie meine Familie“, äußert Josefine (9 Jahre). Die Hündin braucht aber auch ihren Freiraum. Will sie in Ruhe gelassen werden, kann sie sich zurückziehen. Sie Wenn jemand getröstet werden muss, spürt Lotte das von sich aus und legt sich dem Schüler zu Füßen. Nancy Kallenbach, Schulleiterin do zeigte sich unbeeindruckt. Hier stellte sich wieder für ihn die eingangs erwähnte Frage: Soll ich oder soll ich nicht? Neugier paarte sich mit seinem Dickkopf und gab damit die Antwort. Es half daher kein Zug am Zügel, kein noch so verzweifelter Schenkeldruck, stocksteif stand das Pferdchen da und guckte mit großem Interesse hinunter auf die Menschen, auf deren Gemütsverfas- sung man lieber nicht ein- gehen sollte. Doch auch seine Besitzerin beweg- te nur der eine Wunsch, so schnell wie möglich zu verschwinden. Lei- der dauerte es eine geraume Weile, bis Frodo endlich bereit für den Rückzug war. Beflügelt von guter Laune, trabte er wieder den Waldweg entlang. Er konnte ja nicht ahnen, dass oberhalb seines Sattels jemand den festen Schwur tat, seine lückenhafte Erziehung gewaltig verbes- sern zu müssen. Mehr Tiergeschichten lesen Sie unter www.lvz.de/tiere Waldboden unter den Hufen, der den Hall der Schritte dämpfte, fast lautlos trabte er dahin, es war wirklich ein rundum schö- ner Tag. Plötzlich spitzte er die Ohren, stapfte eigenmächtig ein paar Meter in den Wald hinein, umrundete einen Busch, der ausladend seine Zweige bis zum Wegesrand wachsen ließ. Hatte er es doch gewusst! Zwei Menschen! Frodo zog die Bremse an und blieb in froher Erwartung stehen. Er war bereit für die Taschen-Kontrolle. Aber nun gab es ein Problem. Das Pärchen dort unten auf dem wei- chen Waldboden konn- te keine vorweisen. Denn wer keine Beklei- dung trägt, bei dem wird man schwerlich Taschen fin- den. Es gab rein gar nichts zu kontrollieren. Doch so schnell woll- te Frodo nicht kapitulieren. Es lässt sich nicht mehr ermitteln, wer erschrockener war, das Paar oder Frodos Reiterin, die verzweifelt versuchte, ihr Pferd auf dem schnellsten Wege zu wenden und wieder dem rechten Pfad zuzuführen. Allein Fro- Entsetzens und nachträgliches Erröten. Es war ein schöner Frühlingstag, die Sonne schien und verbreitete ungewohn- te Wärme. In den Bäumen sangen die Vögel ihre Liebeslieder, die Bienen und Hummeln umschwärmten die Frühlings- blüher, quittegelbe Zitronenfalter zeigten das Ende des Winters an. Es war der idea- le Tag für einen Ausritt in den Wald. Der Weg dorthin war Frodo sehr genehm, machte es ihm doch immer einen Heiden- spaß, arglose Spaziergänger zwecks Taschenkontrolle zu stellen. Die waren, wie man sich denken kann, nicht immer sehr erfreut darüber, und manch ein ängstlicher Mensch hatte schon sein Heil in der Flucht durch einen beherzten Sprung in die Büsche gesucht, was Frodo zu belustigen schien. Doch er hatte auch oft viel Zuwendung erfahren. Nicht zuletzt die Aussicht auf diese netten Erlebnisse lässt für ihn folglich jeden Aus- ritt zu einem frohen Ereignis werden. Sie nahmen die vertraute Route, die Frodo so gut kennt, erreichten das Wald- gebiet, bogen dort vom Hauptweg ab und in den schmaleren Nebenweg ein. Frodo lief am langen Zügel, die Sonne schien auf sein hellbraunes Fell, er erlebte den würdig und gewitzt. Wem gelingt es, den Riegel der Stalltür zu öffnen? Wer mogelt sich unaufgefordert in die Nachbar-Box und frisst dem großen Pferd das Futter unter den Nüstern weg, während der arme Braune hilflos danebensteht und verzweifelt schaut? Wer ist der Spezialist im Betteln um Leckerchen, durchforstet alle erreichbaren Taschen? Die Menschen verstecken ja nur zu gerne viele gute Sachen in ihren Jacken- und Manteltaschen. Äpfel, Möhren, Kekse – oft hat er reiche Beute gemacht. Will man ihn erzie- hen, ihm die Grenzen aufzeigen, verweist er auf seine Sturheit und schüttelt nur ungerührt die Mähne. Selbstredend übergeht er auch gerne die Hilfen, wenn er geritten wird. Er ist es, der bestimmen möchte, nicht immer lässt er sich leicht überzeugen. Und auch nur so konnte es zu dem denkwürdigen Erlebnis kommen. Allein die Erinnerung daran erzeugt bei seiner Besitzerin einen Schauder des Termine, Tipps, Themen – alles rund um Vierbeiner, gefiederte Freunde und Exoten erfahren Sie jede Woche in Ihrer LVZ EXPERTENTIPP Zugelaufene Tiere darf man nicht einfach behalten Seit Tagen sitzt diese unbekannte Katze im Garten und miaut jäm- merlich. Futter nimmt sie gerne an. Wer das Tier nun einfach bei sich aufnimmt, handelt falsch, sagt Uwe Tiede- mann, Präsident der Bundestierärztekam- mer. „Tiere fallen unter das Fundrecht. Der Finder hat eine Anzei- gepflicht gegenüber der Gemeinde. Fin- det er also eine Katze, muss er das beim Ordnungsamt melden.“ Wer ein Tier ein- fach so behält, verstößt gegen das Fund- recht. Er kann dadurch sogar eine strafba- re Fundunterschlagung begehen. Anders sei das bei eindeutig herrenlosen Tieren wie Streunerkatzen – diese kommen allerdings meist nicht auf Menschen zu. Entlaufene oder ausgesetzte Katzen sind meistens nicht nur relativ zahm, son- dern auch gepflegt: glänzendes Fell, gut genährt. Dass man die Tiere nicht einfach behalten darf, wissen aber viele Leute nicht, vor allem bei Katzen nicht. Wer eine Fundkatze entdeckt, kann erst mal von einem Tierarzt oder einem Tierheim mit einem Lesegerät prüfen las- sen, ob die Katze gekennzeichnet ist. Anhand des Mikrochips lässt sich, wenn dieser auch registriert ist, sofort der Besit- zer ermitteln. Die Registerstelle informiert dann das Herrchen, dass das Tier gefun- den wurde und wo es abzuholen ist. Wer sein eigenes Haustier vermisst, dem bleibt ein halbes Jahr, um es zu suchen: „Der eigentliche Besitzer hat sechs Monate Zeit, das Tier zurückzufor- dern“, erläutert Tiedemann. Tierschutz- vereine oder Tierheime vermitteln Fund- tiere zwar auch schon früher – aber dann immer nur unter Vorbehalt. dpa TIER-HILFE Rettungsleitstelle der Feuerwehr: Telefon 0341 550044000 bei Tiernotfällen. Tiernothilfe Leipzig: Telefon 0172 1362020, Leipziger Straße 216, 04178 Leipzig. Erster Freier Tierschutzverein, Träger des Tierheims Leipzig: Breitenfeld, Gustav-Adolf-Allee 35, Telefon 0341 9117154. Universität Leipzig, Klinik für Kleintie- re, An den Tierkliniken 23: 24-stündiger Notdienst für lebensbedrohliche Notfälle. Sprechstunden nur nach Terminvergabe, Telefon 0341 9738711. Klinik für Vögel und Reptilien, An den Tierkliniken 17: Telefon 0341 9738405. Tierärztliche Klinik für Kleintiere Dr. Kühn/Dr. Schmidt: Panitzsch, Carl-Benz- Straße 2, Telefon 034291 316000. Igelschutzzentrum: Hornstraße 9, Telefon 0341 4247662. Tierschutzverein Borna: 04539 Groitzsch, Oellschütz Nr. 10, Telefon 0163 4091013; Bereitschaft Fundtiere: Telefon 0175 1258019. Tierheim Oelzschau: Telefon 034347 81633. Tierschutzverein Rochlitz/Geithain: Telefon 034346 61639. Gnadenhof Lossa: 04808 Thallwitz OT Lossa, Telefon 0174 6066343 oder 03425 8561998. KONTAKT Haben Sie, liebe Leser, einen tierischen Gefährten, mit dem Sie ein unschlagbares Team bilden? Haben Sie etwas besonders Aufregendes oder Berührendes mit Ihrem oder einem anderen Tier erlebt? Berichten Sie uns davon. Sie können schreiben an die LVZ-Lokalredaktion, Stichwort: Tierleben, Peterssteinweg 19, 04107 Leipzig. E-Mail: [email protected], Telefon: 0341 21811321, Fax: 0341 9604631. Es ist Dienstagmorgen. Nancy Kallen- bach, Schulleiterin der August-Bebel- Grundschule im Leipziger Osten, kommt heute nicht allein. Jeden Dienstag und Donnerstag wird sie von Mischlingshün- din Lotte begleitet – einer der noch relativ wenigen Schulhunde, die es in Sachsen gibt. Nancy Kallenbach erzählt: „Ich stam- me aus einer dörflichen Gegend, und als ich in Leipzig in der Schule begann, merkte ich, dass den Stadtkindern der Kontakt zu Tieren fehlt. Mit Unterstüt- zung der Initiative Schule mit Zukunft Leipzig-Ost sowie Pro Bildung begannen wir bald mit Kindern, die Probleme im emotional-sozialen Bereich hatten, jeden Freitagnachmittag auf einen Pferdehof zu fahren. Dort waren sie wie ausgewech- selt. Sie gingen ganz vorsichtig mit den Tieren um und waren richtig ausgegli- chen. Aber am Montag ging es mit den Problemen wieder von vorn los. Solche Kinder, die zum einen zu Aggressivität und zum anderen zu extremer Zurückhal- tung tendieren, brauchten einen ständi- gen Ruhepol.“ Ein Pferd als Therapeut kam in der Stadt natürlich nicht in Frage. Die 40-jährige Pädagogin informierte sich und stieß auf Schulhunde, von denen bundesweit mehrere hundert im Einsatz sind. Sie überzeugte das Kollegium, Mit- arbeiter und Eltern von dieser Idee. Die Vorbereitung reichte weit über den Schulalltag hinaus. Nancy Kallenbach besuchte Fortbildungen, suchte erfahre- ne Züchter, las in Blogs und Büchern. Fra- gen von Allergie bis Tierschutz mussten vorab geklärt werden. Vor den Sommerferien 2014 kam Lotte als Welpe nach Leipzig. Die am 1. Juni – dem Kindertag – geborene Doodle- Mischlingshündin brachte beste Voraus- setzungen mit: Ihre Mutter ist Therapie- hündin in einer Behinderteneinrichtung kann sich frei im Schulzimmer bewegen, zu dem noch ein Nebenraum mit Sofa gehört. Eine Mutter hat ihr sogar ein gemütliches Kissen für ihre Ruhezone genäht. In der Klasse ist Lotte auch Kameradin, Mitschülerin und Assistenz-Lehrerin. Hin und wieder wird sie aktiv in den Unter- richt einbezogen und übernimmt kleine Aufgaben. Besonders motivierend für die Schüler ist es, wenn Lotte den Umschlag mit den Rechenaufgaben auswählt, die gelöst werden sollen. Oder sie würfelt mal eine Zahl mit einem großen Schaumstoff- würfel und entscheidet dadurch, welche Gruppe zuerst dran ist. Außerdem wer- den die Kinder ganz nebenbei mit Anato- mie und Verhaltensweisen von Hunden vertraut gemacht, lernen, korrekte Anweisungen zu geben, auf die der Hund reagiert, und verbessern damit ihre Kom- munikationsfähigkeit. Denn klare und eindeutige Ansagen verbessern auch den Umgang der Schüler untereinander. Nan- cy Kallenbach schildert ein Beispiel: „Ein Junge mit großen Konzentrationsproble- men sollte mit Lotte drei Aufgaben hinter- einander bewältigen. Er sollte mit ihr auf den Teppich gehen, sie sollte die Kom- mandos Platz und Sitz ausführen. Dazu gehört die verbale Ansprache und eine Geste. Das war für ihn schon eine Heraus- forderung, doch die Motivation, dass Lot- te alles macht, was er wollte, war enorm und hat ihn ein Stückchen in der Entwick- lung vorangebracht.“ Auf das Ende so mancher Schulstunde freuen sich die Kinder allerdings nur des- halb, weil sie ihr nun der Reihe nach ein Leckerli überreichen dürfen. Lohn für beide Seiten. Leider kann Lotte nicht für alle 230 Schülerinnen und Schüler der August-Bebel-Grundschule da sein. In sogenannten Förderstunden haben auch die anderen Schüler Gelegenheit, mit Lotte in Kontakt zu kommen und vieles über den vierbeinigen Partner zu lernen. Schulhund Lotte sorgt für mehr Ruhe im Unterricht August-Bebel-Grundschüler freuen sich auf ihre „Klassenkameradin“ mit vier Pfoten VON BERND GOERNE S oll ich oder soll ich nicht? Für die Klä- rung dieser Frage beansprucht Frodo stets eine geraume Weile. Jede Forderung an ihn muss er gut prüfen und durchden- ken, bevor er ihr nachkommt. Oder auch nicht. Er ist kein feuriger Araber, der übersensibel auf das kleinste Zei- chen reagiert, sondern ein nettes Fjordpferdchen mit bedächtigem Gemüt und ausgeprägtem Dickkopf. Obwohl sehr intelligent, oder vielleicht gerade deshalb, ist er bekannt für seine eher behäbige Art der Befehls-Durch- führung. Alles will hin- terfragt sein, warum sollte er plötzlich zum leicht diri- gierbaren Pony werden? Gera- dezu rufschädigend wäre das. Er verhält sich so, wie er es für richtig erach- tet. Seine Besitzerin weiß darum, trotzdem ist er für sie das netteste Pony der Welt. Denn Frodo verteidigt nicht nur seine Sturheit, er ist auch freundlich, liebens- KURZGESCHICHTE Soll ich oder soll ich nicht? VON KARIN TAMCKE Uwe Tiedemann Foto: Schraudner/dpa Lotte ist die liebste Klassenkameradin von Viktoria (links) und Svenja. Zweimal in der Woche kommt die Mischlingshündin mit in die August-Bebel-Grundschule. Foto: Bernd Görne „Die alte Eule ist doch nicht ganz verges- sen“, freute sich der frühere Leipziger Zootierarzt Klaus Eulenberger. Denn der Veranstaltungssaal im Zoo war bis auf den letzten Platz besetzt, als er dieser Tage einen Vortrag auf Einladung des Freundes- und Fördervereins Zoo Leipzig hielt. Vor acht Jahren ist der heute 73- Jährige in den Ruhestand verabschiedet worden. „Ich hatte mir mein Rentnerda- sein etwas anders vorgestellt, doch die Heimat rief“, berichtete Eulenberger augenzwinkernd. Sprich: Er hilft beim Ausbau des Amerika-Tierparks Limbach- Oberfrohna, als Vorsitzender des Förder- vereins. Schon 1958 hat er dort das Reh- Gehege mit gebaut. „Ich hätte mir manches nicht gewagt, wenn ich nicht in Leipzig gesehen hätte, dass es umsetzbar ist“, gesteht der emeri- tierte Professor, der im Altenburger Land wohnt. Er schlug vor, dass der Tierpark sich auf den Kontinent Amerika speziali- siert, und entwickelte mit dem Vereins- vorstand einen Masterplan für neun ver- schiedene Themen-Landschaften. Inzwi- schen sind Tierparkschule, Flamingoland und Pinguinland fertig und eröffnet. Die Tiere konnte Eulenberger aus Zoos und Tierparks wie Cottbus, Halle, Magde- burg, Bernburg, Jaderberg, Zürich oder auch aus dem Zoo Leipzig übernehmen, wo er mit ehemaligen Kollegen in Kon- takt steht. Mehrfach war Leipzigs Zoochef Jörg Junhold schon in Limbach-Oberfrohna zu Gast. Bei Veranstaltungen mit den Leipzi- ger Tierpflegern Jörg Gräser und Jens Hirmer wurden alle Besucherrekorde gebrochen. „Die Leipziger ziehen immer am meisten“, schmunzelt Eulenberger. Die Besucherzahlen sind von 37 000 im Jahr 2010 auf 85 000 im Jahr 2016 gestie- gen, und die Zahl der Fördervereins-Mit- glieder von 23 (im Jahr 2010) auf aktuell 151. Finanziert wird der Tierpark in erster Linie von der Stadt Limbach-Oberfrohna und von Sponsoren. Auch der Leipziger Freundes- und Förderverein war schon dort zu Besuch und will in diesem Jahr wieder bei „Eule“ reinschauen. Eulenberger baut Tierpark in Limbach auf Ex-Zootierarzt nutzt Erfahrungen aus Leipzig VON KERSTIN DECKER Klaus Eulenberger bei seinem Vortrag im Leipziger Zoo. Foto: Kerstin Decker Bewerbungen um Jugend-Tierschutzpreis Jugendliche und Schüler können sich mit ihren Tierschutz-Projekten noch bis zum 31. März beim Deutschen Tierschutzbund um den Adolf-Hempel-Jugendtierschutz- preis bewerben. In Frage kommen sowohl Gruppen als auch einzelne Kinder. Im Sinne des namensgebenden Tierschüt- zers soll der mit 2500 Euro dotierte Preis junge Menschen für den Tierschutz begeistern. Die Gewinner werden am 9. September in Potsdam ausgezeichnet. lvz www.jugendtierschutz.de/ jugendtierschutzpreis TIERLEBEN 16 | DIENSTAG, 28. MÄRZ 2017 | NR. 74

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und der Vater ebenfalls Schulhund. Fürden schwarzen Vierbeiner ist seitdemständiges Lernen angesagt. Es begannmit der Eingewöhnung bei der Lehrerinzu Hause – ihre damals elfjährige Tochterwar das erste Kind, mit dem Lotte in Kon-takt kam. In den Sommerferien besuchteder Hund schon hin und wieder die Schu-le, ohne dass viele Kinder herumtobten.Zum Ende der Ferien kam Lotte erstmalsmit den Lehrern in Kontakt.

Begleitend dazu besuchte die Hündindie Welpenschule. Die Schulleiterin siehtes als Glücksfall an, dass es in Leipzigeine Hundetrainerin gibt,die selbst auf Lehramtstudiert und ein Konzeptfür Schulhunde entwi-ckelt hat. Alle vierzehnTage bekommt Lotte eineEinzelstunde und hinund wieder Gruppen-stunden. Hinzu kommenzwei- bis dreimal jährlichWochenendseminare.Den Unterhalt für dieHündin trägt die Schul-leiterin aus eigenerTasche, für die Weiterbil-dung gibt es finanzielleUnterstützung.

Gemeinsam mit der jetzigen Klasse 3abegann die Eingewöhnung für Lotte mitkurzen Besuchen zum Kennenlernenihrer „Klassenkameraden“. Etwa nacheinem Dreivierteljahr begann ihr regel-mäßiger Schuldienst. Seitdem trägt dasTier im Klassenzimmer zu einer ent-spannten Lernatmosphäre bei. Im ersten„Dienstjahr“ wurde Lottes Einsatz durchForscher der Universität begleitet, wobeies um Unterrichtsstörungen ging. Dabeiwurden Unterrichtseinheiten mit undohne Hund beobachtet und verglichen.Resultat: Die Anzahl der Störungen ist beiAnwesenheit des Hundes signifikantzurückgegangen. Allein die Tatsache,

dass das Tier mit im Raum war, trug zurdeutlichen Entspannung der Atmosphärebei. „Dabei stellte sich auch heraus, dassLotte schon von sich aus gespürt hat, werihre Zuwendung braucht“, berichtetNancy Kallenbach. „Wir hatten damalszwei recht auffällige Kinder in der Klasse.Wenn ich mich dem einen Kind gewidmethabe, ist sie zu dem anderen gegangen,ohne dass ich ihr irgendwelche Signalegegeben hätte. Sie hat selbst gespürt, wosie gerade gebraucht wurde.“

Die Mathematiklehrerin erklärt:„Meistens liegt Lotte direkt unter der

Wandtafel, da wird sievon allen gesehen undhat alle im Blick, so dasssie spüren kann, wennjemand nicht gut draufist und getröstet werdenmuss. Dann geht sie zudem Schüler und legtsich zu seinen Füßenoder lässt sich manchmalden Kopf kraulen. Es istnoch nie vorgekommen,dass sich ein Kindunwohl fühlte, wenn Lot-te im Raum ist. Alle freu-en sich auf die zwei Tage

in der Woche mit ihr.“„Lotte hat sich in der Klassenarbeit

neben mich gelegt. Dann wurde ichgleich viel ruhiger und war nicht mehr soaufgeregt“, berichtet Jessie (9 Jahre).„Als ich traurig war, bin ich zu Lottegegangen und habe sie gestreichelt, unddann ging es mir besser“, erzählt Svenja(10 Jahre). „Ich kann ihr meine Gefühlesagen“, sagt Viktoria (9 Jahre). „Ich magan Lotte am meisten, dass sie mir zuhört“,so Ariani (9 Jahre). „Lotte ist mein ein undalles“, gesteht Tim (9 Jahre). „Lotte istwie meine Familie“, äußert Josefine (9Jahre). Die Hündin braucht aber auchihren Freiraum. Will sie in Ruhe gelassenwerden, kann sie sich zurückziehen. Sie

Wenn jemand getröstet werden muss,

spürt Lotte das von sich aus und legt sich

dem Schüler zu Füßen.

Nancy Kallenbach, Schulleiterin

do zeigte sich unbeeindruckt. Hier stelltesich wieder für ihn die eingangs erwähnteFrage: Soll ich oder soll ich nicht? Neugierpaarte sich mit seinem Dickkopf und gabdamit die Antwort.

Es half daher kein Zug am Zügel, keinnoch so verzweifelter Schenkeldruck,stocksteif stand das Pferdchen da und

guckte mit großem Interessehinunter auf die Menschen,

auf deren Gemütsverfas-sung man lieber nicht ein-gehen sollte. Doch auchseine Besitzerin beweg-te nur der eine Wunsch,so schnell wie möglichzu verschwinden. Lei-der dauerte es eine

geraume Weile, bis Frodoendlich bereit für den

Rückzug war. Beflügelt vonguter Laune, trabte er wieder

den Waldweg entlang. Er konnte janicht ahnen, dass oberhalb seines Sattelsjemand den festen Schwur tat, seinelückenhafte Erziehung gewaltig verbes-sern zu müssen. ➦ Mehr Tiergeschichten lesen Sie unter

www.lvz.de/tiere

Waldboden unter den Hufen, der den Hallder Schritte dämpfte, fast lautlos trabte erdahin, es war wirklich ein rundum schö-ner Tag. Plötzlich spitzte er die Ohren,stapfte eigenmächtig ein paar Meter inden Wald hinein, umrundete einen Busch,der ausladend seine Zweige bis zumWegesrand wachsen ließ. Hatte er esdoch gewusst! Zwei Menschen!Frodo zog die Bremse an undblieb in froher Erwartungstehen. Er war bereit fürdie Taschen-Kontrolle.

Aber nun gab es einProblem. Das Pärchendort unten auf dem wei-chen Waldboden konn-te keine vorweisen.Denn wer keine Beklei-dung trägt, bei dem wirdman schwerlich Taschen fin-den. Es gab rein gar nichts zukontrollieren. Doch so schnell woll-te Frodo nicht kapitulieren. Es lässt sichnicht mehr ermitteln, wer erschrockenerwar, das Paar oder Frodos Reiterin, dieverzweifelt versuchte, ihr Pferd auf demschnellsten Wege zu wenden und wiederdem rechten Pfad zuzuführen. Allein Fro-

Entsetzens und nachträgliches Erröten. Es war ein schöner Frühlingstag, die

Sonne schien und verbreitete ungewohn-te Wärme. In den Bäumen sangen dieVögel ihre Liebeslieder, die Bienen undHummeln umschwärmten die Frühlings-blüher, quittegelbe Zitronenfalter zeigtendas Ende des Winters an. Es war der idea-le Tag für einen Ausritt in den Wald. DerWeg dorthin war Frodo sehr genehm,machte es ihm doch immer einen Heiden-spaß, arglose Spaziergänger zwecksTaschenkontrolle zu stellen. Die waren,wie man sich denken kann, nicht immersehr erfreut darüber, und manch einängstlicher Mensch hatte schon sein Heilin der Flucht durch einen beherztenSprung in die Büsche gesucht, was Frodozu belustigen schien. Doch er hatte auchoft viel Zuwendung erfahren. Nichtzuletzt die Aussicht auf diese nettenErlebnisse lässt für ihn folglich jeden Aus-ritt zu einem frohen Ereignis werden.

Sie nahmen die vertraute Route, dieFrodo so gut kennt, erreichten das Wald-gebiet, bogen dort vom Hauptweg ab undin den schmaleren Nebenweg ein. Frodolief am langen Zügel, die Sonne schienauf sein hellbraunes Fell, er erlebte den

würdig und gewitzt. Wem gelingt es, denRiegel der Stalltür zu öffnen? Wer mogeltsich unaufgefordert in die Nachbar-Boxund frisst dem großen Pferd das Futterunter den Nüstern weg, während derarme Braune hilflos danebensteht undverzweifelt schaut? Wer ist der Spezialistim Betteln um Leckerchen, durchforstet

alle erreichbaren Taschen? DieMenschen verstecken ja nur

zu gerne viele gute Sachenin ihren Jacken- undManteltaschen. Äpfel,Möhren, Kekse – ofthat er reiche Beutegemacht.

Will man ihn erzie-hen, ihm die Grenzen

aufzeigen, verweist erauf seine Sturheit und

schüttelt nur ungerührt dieMähne. Selbstredend übergeht

er auch gerne die Hilfen, wenn ergeritten wird. Er ist es, der bestimmenmöchte, nicht immer lässt er sich leichtüberzeugen. Und auch nur so konnte eszu dem denkwürdigen Erlebnis kommen.Allein die Erinnerung daran erzeugt beiseiner Besitzerin einen Schauder des

Termine, Tipps, Themen –alles rund um Vierbeiner,gefiederte Freunde und

Exoten erfahren Sie jedeWoche in Ihrer LVZ

EXPERTENTIPP

Zugelaufene Tiere darf man nicht

einfach behaltenSeit Tagen sitzt dieseunbekannte Katze imGarten und miaut jäm-merlich. Futter nimmtsie gerne an. Wer dasTier nun einfach beisich aufnimmt, handeltfalsch, sagt Uwe Tiede-mann, Präsident derBundestierärztekam-mer.

„Tiere fallen unterdas Fundrecht. Der Finder hat eine Anzei-gepflicht gegenüber der Gemeinde. Fin-det er also eine Katze, muss er das beimOrdnungsamt melden.“ Wer ein Tier ein-fach so behält, verstößt gegen das Fund-recht. Er kann dadurch sogar eine strafba-re Fundunterschlagung begehen. Anderssei das bei eindeutig herrenlosen Tierenwie Streunerkatzen – diese kommenallerdings meist nicht auf Menschen zu.

Entlaufene oder ausgesetzte Katzensind meistens nicht nur relativ zahm, son-dern auch gepflegt: glänzendes Fell, gutgenährt. Dass man die Tiere nicht einfachbehalten darf, wissen aber viele Leutenicht, vor allem bei Katzen nicht.

Wer eine Fundkatze entdeckt, kannerst mal von einem Tierarzt oder einemTierheim mit einem Lesegerät prüfen las-sen, ob die Katze gekennzeichnet ist.Anhand des Mikrochips lässt sich, wenndieser auch registriert ist, sofort der Besit-zer ermitteln. Die Registerstelle informiertdann das Herrchen, dass das Tier gefun-den wurde und wo es abzuholen ist.

Wer sein eigenes Haustier vermisst,dem bleibt ein halbes Jahr, um es zusuchen: „Der eigentliche Besitzer hatsechs Monate Zeit, das Tier zurückzufor-dern“, erläutert Tiedemann. Tierschutz-vereine oder Tierheime vermitteln Fund-tiere zwar auch schon früher – aber dannimmer nur unter Vorbehalt. dpa

TIER-HILFE

■ Rettungsleitstelle der Feuerwehr: Telefon 0341 550044000 bei Tiernotfällen.

■ Tiernothilfe Leipzig: Telefon 0172 1362020, Leipziger Straße 216, 04178 Leipzig.

■ Erster Freier Tierschutzverein, Träger des Tierheims Leipzig: Breitenfeld, Gustav-Adolf-Allee 35, Telefon 0341 9117154.

■ Universität Leipzig, Klinik für Kleintie-re, An den Tierkliniken 23: 24-stündiger Notdienst für lebensbedrohliche Notfälle. Sprechstunden nur nach Terminvergabe, Telefon 0341 9738711.

■ Klinik für Vögel und Reptilien, An den Tierkliniken 17: Telefon 0341 9738405.

■ Tierärztliche Klinik für Kleintiere Dr. Kühn/Dr. Schmidt: Panitzsch, Carl-Benz-Straße 2, Telefon 034291 316000.

■ Igelschutzzentrum: Hornstraße 9, Telefon 0341 4247662.

■ Tierschutzverein Borna: 04539 Groitzsch, Oellschütz Nr. 10, Telefon 0163 4091013; Bereitschaft Fundtiere: Telefon 0175 1258019.

■ Tierheim Oelzschau: Telefon 034347 81633.

■ Tierschutzverein Rochlitz/Geithain: Telefon 034346 61639.

■ Gnadenhof Lossa: 04808 Thallwitz OT Lossa, Telefon 0174 6066343 oder 03425 8561998.

KONTAKT

Haben Sie, liebe Leser, einen tierischen Gefährten, mit dem Sie ein unschlagbares Team bilden? Haben Sie etwas besonders Aufregendes oder Berührendes mit Ihrem oder einem anderen Tier erlebt? Berichten Sie uns davon.

Sie können schreiben an die LVZ-Lokalredaktion, Stichwort: Tierleben, Peterssteinweg 19, 04107 Leipzig. E-Mail: [email protected], Telefon: 0341 21811321, Fax: 0341 9604631.

Es ist Dienstagmorgen. Nancy Kallen-bach, Schulleiterin der August-Bebel-Grundschule im Leipziger Osten, kommtheute nicht allein. Jeden Dienstag undDonnerstag wird sie von Mischlingshün-din Lotte begleitet – einer der noch relativwenigen Schulhunde, die es in Sachsengibt.

Nancy Kallenbach erzählt: „Ich stam-me aus einer dörflichen Gegend, und alsich in Leipzig in der Schule begann,merkte ich, dass den Stadtkindern derKontakt zu Tieren fehlt. Mit Unterstüt-zung der Initiative Schule mit ZukunftLeipzig-Ost sowie Pro Bildung begannenwir bald mit Kindern, die Probleme imemotional-sozialen Bereich hatten, jedenFreitagnachmittag auf einen Pferdehof zufahren. Dort waren sie wie ausgewech-selt. Sie gingen ganz vorsichtig mit denTieren um und waren richtig ausgegli-chen. Aber am Montag ging es mit denProblemen wieder von vorn los. SolcheKinder, die zum einen zu Aggressivitätund zum anderen zu extremer Zurückhal-tung tendieren, brauchten einen ständi-gen Ruhepol.“ Ein Pferd als Therapeutkam in der Stadt natürlich nicht in Frage.

Die 40-jährige Pädagogin informiertesich und stieß auf Schulhunde, von denenbundesweit mehrere hundert im Einsatzsind. Sie überzeugte das Kollegium, Mit-arbeiter und Eltern von dieser Idee. DieVorbereitung reichte weit über denSchulalltag hinaus. Nancy Kallenbachbesuchte Fortbildungen, suchte erfahre-ne Züchter, las in Blogs und Büchern. Fra-gen von Allergie bis Tierschutz musstenvorab geklärt werden.

Vor den Sommerferien 2014 kam Lotteals Welpe nach Leipzig. Die am 1. Juni –dem Kindertag – geborene Doodle-Mischlingshündin brachte beste Voraus-setzungen mit: Ihre Mutter ist Therapie-hündin in einer Behinderteneinrichtung

kann sich frei im Schulzimmer bewegen,zu dem noch ein Nebenraum mit Sofagehört. Eine Mutter hat ihr sogar eingemütliches Kissen für ihre Ruhezonegenäht.

In der Klasse ist Lotte auch Kameradin,Mitschülerin und Assistenz-Lehrerin. Hinund wieder wird sie aktiv in den Unter-richt einbezogen und übernimmt kleineAufgaben. Besonders motivierend für dieSchüler ist es, wenn Lotte den Umschlagmit den Rechenaufgaben auswählt, diegelöst werden sollen. Oder sie würfelt maleine Zahl mit einem großen Schaumstoff-würfel und entscheidet dadurch, welcheGruppe zuerst dran ist. Außerdem wer-den die Kinder ganz nebenbei mit Anato-mie und Verhaltensweisen von Hundenvertraut gemacht, lernen, korrekteAnweisungen zu geben, auf die der Hundreagiert, und verbessern damit ihre Kom-munikationsfähigkeit. Denn klare undeindeutige Ansagen verbessern auch denUmgang der Schüler untereinander. Nan-cy Kallenbach schildert ein Beispiel: „EinJunge mit großen Konzentrationsproble-men sollte mit Lotte drei Aufgaben hinter-einander bewältigen. Er sollte mit ihr aufden Teppich gehen, sie sollte die Kom-mandos Platz und Sitz ausführen. Dazugehört die verbale Ansprache und eineGeste. Das war für ihn schon eine Heraus-forderung, doch die Motivation, dass Lot-te alles macht, was er wollte, war enormund hat ihn ein Stückchen in der Entwick-lung vorangebracht.“

Auf das Ende so mancher Schulstundefreuen sich die Kinder allerdings nur des-halb, weil sie ihr nun der Reihe nach einLeckerli überreichen dürfen. Lohn fürbeide Seiten. Leider kann Lotte nicht füralle 230 Schülerinnen und Schüler derAugust-Bebel-Grundschule da sein. Insogenannten Förderstunden haben auchdie anderen Schüler Gelegenheit, mitLotte in Kontakt zu kommen und vielesüber den vierbeinigen Partner zu lernen.

Schulhund Lotte sorgtfür mehr Ruhe im Unterricht

August-Bebel-Grundschüler freuen sich auf ihre „Klassenkameradin“ mit vier Pfoten VON BERND GOERNE

S oll ich oder soll ich nicht? Für die Klä-rung dieser Frage beansprucht Frodo

stets eine geraume Weile. Jede Forderungan ihn muss er gut prüfen und durchden-ken, bevor er ihr nachkommt. Oder auchnicht. Er ist kein feuriger Araber, derübersensibel auf das kleinste Zei-chen reagiert, sondern einnettes Fjordpferdchen mitbedächtigem Gemüt undausgeprägtem Dickkopf.Obwohl sehr intelligent,oder vielleicht geradedeshalb, ist er bekanntfür seine eher behäbigeArt der Befehls-Durch-führung. Alles will hin-terfragt sein, warum sollteer plötzlich zum leicht diri-gierbaren Pony werden? Gera-dezu rufschädigend wäre das. Erverhält sich so, wie er es für richtig erach-tet.

Seine Besitzerin weiß darum, trotzdemist er für sie das netteste Pony der Welt.Denn Frodo verteidigt nicht nur seineSturheit, er ist auch freundlich, liebens-

KURZGESCHICHTE

Soll ich oder soll ich nicht?VON KARIN TAMCKE

Uwe Tiedemann

Foto

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ner/

dpa

Lotte ist die liebste Klassenkameradin von Viktoria (links) und Svenja. Zweimal in der Woche kommt die Mischlingshündin mit in die August-Bebel-Grundschule. Foto: Bernd Görne

„Die alte Eule ist doch nicht ganz verges-sen“, freute sich der frühere LeipzigerZootierarzt Klaus Eulenberger. Denn derVeranstaltungssaal im Zoo war bis aufden letzten Platz besetzt, als er dieserTage einen Vortrag auf Einladung desFreundes- und Fördervereins Zoo Leipzighielt. Vor acht Jahren ist der heute 73-Jährige in den Ruhestand verabschiedetworden. „Ich hatte mir mein Rentnerda-sein etwas anders vorgestellt, doch dieHeimat rief“, berichtete Eulenbergeraugenzwinkernd. Sprich: Er hilft beimAusbau des Amerika-Tierparks Limbach-Oberfrohna, als Vorsitzender des Förder-vereins. Schon 1958 hat er dort das Reh-Gehege mit gebaut.

„Ich hätte mir manches nicht gewagt,wenn ich nicht in Leipzig gesehen hätte,dass es umsetzbar ist“, gesteht der emeri-tierte Professor, der im Altenburger Landwohnt. Er schlug vor, dass der Tierparksich auf den Kontinent Amerika speziali-siert, und entwickelte mit dem Vereins-vorstand einen Masterplan für neun ver-schiedene Themen-Landschaften. Inzwi-schen sind Tierparkschule, Flamingolandund Pinguinland fertig und eröffnet. DieTiere konnte Eulenberger aus Zoos undTierparks wie Cottbus, Halle, Magde-burg, Bernburg, Jaderberg, Zürich oderauch aus dem Zoo Leipzig übernehmen,wo er mit ehemaligen Kollegen in Kon-takt steht.

Mehrfach war Leipzigs Zoochef JörgJunhold schon in Limbach-Oberfrohna zuGast. Bei Veranstaltungen mit den Leipzi-ger Tierpflegern Jörg Gräser und JensHirmer wurden alle Besucherrekordegebrochen. „Die Leipziger ziehen immeram meisten“, schmunzelt Eulenberger.Die Besucherzahlen sind von 37 000 imJahr 2010 auf 85 000 im Jahr 2016 gestie-gen, und die Zahl der Fördervereins-Mit-glieder von 23 (im Jahr 2010) auf aktuell151. Finanziert wird der Tierpark in ersterLinie von der Stadt Limbach-Oberfrohnaund von Sponsoren. Auch der LeipzigerFreundes- und Förderverein war schondort zu Besuch und will in diesem Jahrwieder bei „Eule“ reinschauen.

Eulenberger baut Tierpark in

Limbach aufEx-Zootierarzt nutzt

Erfahrungen aus Leipzig

VON KERSTIN DECKER

Klaus Eulenberger bei seinem Vortrag im Leipziger Zoo. Foto: Kerstin Decker

Bewerbungen um Jugend­TierschutzpreisJugendliche und Schüler können sich mitihren Tierschutz-Projekten noch bis zum31. März beim Deutschen Tierschutzbundum den Adolf-Hempel-Jugendtierschutz-preis bewerben. In Frage kommen sowohlGruppen als auch einzelne Kinder. ImSinne des namensgebenden Tierschüt-zers soll der mit 2500 Euro dotierte Preisjunge Menschen für den Tierschutzbegeistern. Die Gewinner werden am 9.September in Potsdam ausgezeichnet. lvz➦ www.jugendtierschutz.de/

jugendtierschutzpreis

TIERLEBEN16 | DIENSTAG, 28. MÄRZ 2017 | NR. 74