Schummelstrategien von Schüler/innen in Laptop-Klassen
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Schummel-Strategien in Laptop-Klassen
Maria Ganglmair/Franz-Karl Skala 10. Österreichischer Wirtschaftspädagogik-Kongress, JKU Linz
Was versteht man unter Schummeln?
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Schummeln
Eher österreichischer Begriff
In deutscher Literatur spricht man oftmals von „Mogeln“
Zunächst intuitive Begriffsbestimmungen
Pegels (1997:51): „kleiner Betrug, bei dem es darum geht, sich selbst oder anderen heimlich, mit unerlaubten Mitteln einen Vorteil zu verschaffen“
Einflussfaktoren
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Technologie Soziale Faktoren
Demografische Faktoren Situationsbezogene Faktoren
Interne/
persönliche
Faktoren
Fragestellung
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Wie werden Schummel-Techniken in Laptop-Klassen im Vergleich zu
traditionellen Klassen eingesetzt und eingeschätzt.
Grundüberlegungen zum Forschungsdesign
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Stufe Erhebung Zentrale Ziele
I Dokumentenanalyse
Systematische Festhaltung von möglichen
Schummelmethoden
Grundlagenschaffung für standardisierten
Fragebogen
Entscheidung für Erhebungsinstrument
Schummeltest, Wahrscheinlichkeitstheorie, Beobachtung, Befragung
II Fragebogen
Tauglichkeit und Anwendungshäufigkeit
unterschiedlicher Schummelmethoden
Allgemeine Einstellung zum Schummeln
Schummelbegriff klären
Klassische Schummel-Methoden Der Schummelzettel
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Schummel-Methoden Next Generation
Smartphone
Smartwatch
Mikro-Kopfhörer mit Funk-Übertragung
Laptop oder Tastatur als Schummelzettelversteck
Datenaustausch mittels Cloud
Virtuelle Maschine
Screen Sharing (z.B.: Teamviewer)
Virtueller Desktopswitcher
…
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Auswahl der Stichprobe und Ablauf der empirischen Erhebung
Rahmenbedingungen
Empirische Erhebung im September/Oktober 2015
An HAKs & HLWs in Nieder- und Oberösterreich
Schülerinnen und Schüler waren alle volljährig
Ablauf
Dauer der Befragung (inkl. Instruktion): 25-30 Minuten
Teilnahme auf freiwilliger Basis
Zusicherung der Anonymität!
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Deskriptive Darstellung der Stichprobe
N = 178
Geschlecht Laptopklasse Schultyp
Geschlecht Laptopklasse Schultyp
121
57
0 50 100 150
WEIBLICH
MÄNNLICH
125
53
0 50 100 150
JA
NEIN
143
35
0 50 100 150
HAK
HLW/HBLA
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Was ist für Dich schummeln?
FUSSZEILE SEITE 11
2,39
2,82
2,91
3,75
3,83
4,52
4,72
4,73
1 2 3 4 5
Hausübung abschreiben
Referat aus Netz herunterladen
Andere Person bereitet Referat vor
Etwas eingesagt bekommen
Mit Mitschüler während Prüfung sprechen
Von Mitschüler während Prüfung abschreiben
Prüfungsbogen während Prüfung austauschen
Schummelzettel während Prüfung verwenden
Eindeutig kein Schummeln
Eindeutig Schummeln
N=178
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Angegebenes Schummelverhalten
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nie 3%
selten 32%
gelegentlich
36%
oft 19%
sehr oft 10%
2,03
2,02
weiblich
männlich
2,02
2,04
Ja
Nein
1,57
2,14
0 1 2 3 4
HLW/HBLA
HAK
Geschlecht
Laptopklasse
Schultyp
nie sehr häufig
p = ,001
N=180
Angegebenes Schummelverhalten
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Ich finde es in Ordnung…
2,65
3,03
2,59
3,25
3,26
3,26
2,32
1,00 2,00 3,00 4,00 5,00
… bei Stunden-
Wiederholungen zu …
... bei Tests zuschummeln
… bei Schularbeiten zu
schummeln
... bei der Matura zuschummeln
HAK HLW/HBLA
3,02
3,13
2,98
3,39
3,40
3,44
2,75
1,00 2,00 3,00 4,00 5,00
männlich weiblich
N=178 N=177
Eingesetzte Schummel-Methoden
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Beliebtesten Schummel-Methoden
1,83
2,27
2,34
2,50
2,64
2,69
2,92
3,03
3,07
3,29
1,83
2,30
2,55
2,35
2,42
2,68
3,08
2,92
2,98
3,38
1 2 3 4 5
Speichermedium (USB, SD-Karte)
mit Smartphone kommunizieren (Whatsapp,…
vorab gespeicherte Texte verwenden
Lösung im Internet recherchieren
Laptop als Schummelzettelversteck
Ergebnisse Mitschüler zur Kontrolle übermitteln
Nachbarbildschirm abschreiben
Mitschülern abschreiben
Schummelzettel
mit Mitschülern sprechen
Taditionelle KlasseLaptopklasse
Nie eingesetzt Sehr häufig eingesetzt N=178
2,27
2,64
1 2 3 4 5
Mikro-Kopfhörer
Ultraviolett-Schummelstif verwendet
Smartwatch
selbst erstelltes Netzwerk
Screen Sharing (z.B. Remote Desktop,…
virtuelle Maschine
Datenaustausch mittels Cloud (Dropbox,…
Desktop-Switcher
während Prüfung über Chat (Skype,…
mit Smartphone kommunizieren (Whatsapp,…
Laptop als Schummelzettelversteck
Eingesetzte Schummel-Methoden
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Einsatz von „IT-Schummel-Methoden“ in Laptopklassen
Nie eingesetzt Sehr häufig eingesetzt N=125
Wie Risikoreich werden Schummel-Methoden eingeschätzt?
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3,30
3,34
3,41
3,47
3,84
3,89
3,90
3,99
4,03
4,03
3,06
3,91
3,73
3,28
3,98
3,84
3,75
3,82
3,80
3,75
1 2 3 4 5
Mitschülern abschreiben
Schummelzettel
Skype, Facebook,…
Gebrauchsgegenstand umfunktionieren
Smartphone (Whatsapp, SMS,...)
Schummel-App
mit Mitschülern sprechen
Computer der Lehrperson zugreifen
Audioaufnahmen
Prüfungsangaben tauschen
Traditionelle Klasse Laptopklasse
N=178
Kein Risiko Hohes Risiko
Eingesetzte Schummel-Methoden
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Generell zeigt sich bei Schummel-Methoden folgendes Bild:
Je höher das Risiko (r1) mit einer Schummel-Methode erwischt zu werden, desto geringer ist die Einsatzhäufigkeit. Aber: Mit steigendem Einsatz steigt Risiko (r2) erwischt zu werden.
Je höher die eingeschätzt Erfolgschance einer Schummel-Methode, desto höher ist auch die angegebene Einsatzhäufigkeit (zB: Laptop als Schummelversteck: r=0,456**).
Je höher das Risiko erwischt zu werden, desto geringer wird die Erfolgschance beurteilt.
3,1
3,9
3,3
2,3
3,5
2,7
4,0
SCHUMMELZETTEL SMARTWATCH AUDIO
Häu
fig
keit
Ein
sch
ätz
un
g
Einsatzhäufigkeit Erfolgschancen Risiko
Drei ausgewählte Schummelmethoden
FUSSZEILE SEITE 18
Ho
ch
H
äu
fig
Nie
drig
N
ie
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Technisch-Kommunikativ: Schummel-App Whatsapp, SMS, Skype Chat etc
Technisch-Retentiv: Ultraviolett-Stift Smartphone Taschenrechner Desktop-Switcher
Klassisch-Opportun Abschreiben Austauschen Versteck Internet-Browser
Moral
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Ich schummle nicht weil:
2,33
2,56
2,99
1,97
3,25
1 2 3 4 5
Durch schule verboten
Bei Peers nicht akzeptiert
Persönlich nicht vertretbar
HLW/HBLA HAKN=177
Ablehnung Zustimmung
Beantwortung der Forschungsfrage
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Schülerinnen und Schüler unterscheiden zwischen Schummel-Situationen. Bei Tests wird das Schummeln als weniger bedenklich eingeschätzt als bei der Matura.
Fast alle Schülerinnen und Schüler geben an, in ihrer Schullaufbahn bereits geschummelt zu haben. Ein Drittel gibt an, regelmäßig bis oft zu unerlaubten Hilfsmitteln zu greifen.
Schummeln ist für die Schülerinnen und Schüler vorwiegend das „Erschleichen einer Prüfungsleistung im Setting Klassenraum“. Plagiate fallen nicht unter „Schummeln“.
Bei der Einsatzhäufigkeit unterschiedlicher Schummel-Methoden haben traditionelle Schummel-Methoden sowohl in traditionellen Klassen als auch in Laptop-Klassen die Nase vorne, da sie „elaborierter“ sein dürften.
Werden Smartphones und Gadgets verwendet, dann vorwiegend in „analoger“ Form als Versteck für traditionelle Hilfsmittel.
Limitationen
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Gefahr einer direkten Befragung sind immer Falschangaben (vor allem bei der Thematik Schummeln)
Es wurden nur SchülerInnen von wirtschaftsberuflichen Schulen befragt! Bei Laptopklassen in HTL ist die IT-Affinität vermutlich höher und es werden evtl. Schummel-Techniken evtl. in unterschiedlicher Intensität eingesetzt.
In zukünftigen Befragungen sollte stärker auf die Intensität der Nutzung des Laptops in Prüfungssituationen (Schularbeiten, Tests) abgestellt werden, um die Ergebnisse differenzierter auswerten zu können.
Ausblick Schummelmethoden der Zukunft
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DEPARTMENT MANAGEMENT DEPARTMENT MANAGEMENT Welthandelsplatz 1, 1020 Vienna, Austria Dr. Franz-Karl Skala T +43-1-313 36-4854 F +43-1-313 36-904854 [email protected] www.wu.ac.at/wipaed
Kontakt
DEPARTMENT MANAGEMENT DEPARTMENT MANAGEMENT Welthandelsplatz 1, 1020 Vienna, Austria Maria Ganglmair, MSc (WU) [email protected]
Literatur
Der Spiegel 2016. Spickzettel 4.0: Britische Lehrer klagen über Schummel-Uhren. http://www.spiegel.de/schulspiegel/smartwatches-lehrer-klagen-ueber-uhren-zum-schummeln-a-1080639.html bzw. http://www.bbc.com/news/education-35716523 [Zugriff am 04.04.2016].
Dick, Martin et al. 2003. Addressing student cheating: definitions and solutions. ACM SIGCSE Bulletin 35, 2, 172–184.
Pegels, Eva-Maria 1997. Mogeln und Moral: Empirische und theoretische Studien über den Wert des Mogelns in der Schule. Münster: Lit Verlag.
Rost, Detlef H. & Wild, Klaus Peter 1990. Schulisches Mogeln und Leistungsvermeidung : Komponenten und Erfassung. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie 1, 13–27.
Sparfeldt, Jörn R. 2006. Mogeln. In Handwörterbuch Pädagogische Psychologie. Weinheim: Psychologie Verlags Union, 495–502.
FUSSZEILE SEITE 24