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LoKUS: Lenkung des Kot- und Urinabsatzes bei Schweinen
LoKUS -_Lenkung des Kot- und Urinabsatzes bei
Schweinen in Gruppenhaltung mittels operanterKonditionierung: Ein Ansatz für tiergerechte und
umweltschonende Haltungssysteme
Forschungsantrag
Tönnies Forschung
Antragsteller: Prof. Dr. Nicole KemperDr. Michaele FelsInstitut für Tierhygiene, Tierschutz undNutztierethologie (ITTN)Stiftung Tierärztliche Hochschule HannoverBischofsholer Damm 1530175 Hannover
in Kooperation mit
ISN-Projekt GmbHDr. Karl-Heinz Tolle
Educatieboerderij Walnoot & WilgDr. Kees Scheepens
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LoKUS: Lenkung des Kot- und Urinabsatzes bei Schweinen
Thematischer Hintergrund
Schweine sind natürlicherweise bestrebt, ihre Umgebung in sogenannte
Funktionsbereiche zu unterteilen. Insbesondere Elimination (Kot- und Urinabsatz)
und Liegeplätze werden hierbei strikt voneinander getrennt (Geers, 2007). Durch
bauliche Strukturierung der Bucht kann die Trennung derartiger Funktionsbereiche
unterstützt werden, insbesondere kann die Lokalisation von Bereichen für Kot- und
Urinabsatz beeinflusst werden (Vermeer et al., 2015). Schweine bevorzugen kühle
und geschützte Orte, um Eliminationsverhalten auszuführen. So kann der Ort des
Kot- und Urinabsatzes beispielsweise durch das Vorhandensein kühlerer Bereiche
(Olsen et al., 2001), wie eines Außenbereiches, gesteuert werden. Zudem werden
Ecken und Wände zum Kot- und Urinabsatz bevorzugt, ebenso wie feuchte Bereiche
in der Umgebung von Tränken (Olsen et al., 2001). Die Auswahl des Ortes, an dem
Eliminationsverhalten ausgeführt wird, kann auch von der Lokalisation anderer
Funktionsbereiche in der Bucht beeinflusst werden. Kot- und Urinabsatz schließen
sich meist zeitlich an die Futter- und Wasseraufnahme an, und insbesondere der
Urinabsatz folgt oft unmittelbar auf die Wasseraufnahme (Vermeer et al., 2015),
Somit kann gerade die räumliche Anordnung von Tränken den Ort für Harn- und/oder
Kotabsatz bestimmen. Zudem kann die Beleuchtungsstärke den von Schweinen
gewählten Ort zur Elimination beeinflussen. So wurde beobachtet, dass Schweine für
ihr Eliminationsverhalten Bereiche mit höherer Lichtintensität dunkleren Bereichen
vorzogen (Olsen et al., 2001; Taylor et al., 2006). Die Lokalisation eines Ortes für
Elimination kann demnach durch die Haltungsumgebung beeinflusst werden.
Die (bauliche) Unterstützung des Anlegens verschiedener Funktionsbereiche
ermöglicht hierbei nicht nur die Ausübung natürlicher Verhaltensweisen, wie die
Trennung von Kot- und Liegeplatz, sie bietet auch aus Sicht der Tierhygiene Vorteile
(McGIone & Pond, 1955). Das Vorhandensein eines eigenen Bereiches für
Elimination verhindert die Verschmutzung der übrigen Buchtenbereiche,
insbesondere der Futter- und Liegeplätze und senkt den Infektionsdruck. Weiterhin
kann der Ammoniakgehalt der Stallluft reduziert werden, wenn der flächenmäßige
Anteil der Kot- und Harnverschmutzung in der Bucht gesenkt wird. Dies spielt
insbesondere bei Teilspaltenböden eine Rolle (Franke, 2003). Ist die durch Kot
verschmutzte Fläche je Tier gering, ist auch die Ammoniakabgabe aufgrund einer
kleineren emittierenden Fläche vermindert (Hesse, 2002). Wäre es zudem möglich,
den Kot- vom Urinplatz zu trennen, könnten Ammoniakgehalte in der Stallluft weiter
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gesenkt werden, denn gerade das Zusammenwirken von Kot und Urin fördert die
Ammoniakbildung (Dai & Karring, 2014).
Hier setzt die im Rahmen dieses Projektes geplante Untersuchung an. Wie oben
ausgeführt, sind Schweine natürlicherweise bestrebt, feste Orte für Elimination
anzulegen. Es handelt sich hierbei um ein intrinsisch motiviertes Verhalten und
demnach nicht um eine erlernte Verhaltensreaktion, die konditioniert werden müsste.
Der Ort, an dem dieses Verhalten ausgeübt wird, kann jedoch vom Tierhalter
beeinflusst werden, sei es baulich oder unter Umständen auch durch
Konditionierung. Schweine verfügen über außerordentliche kognitive Fähigkeiten, so
dass sie in der Lage sind, schnell neues Verhalten zu erlernen bzw. sich an ihre
Umwelt anzupassen (Gieling et al., 2011). Das Ziel dieses Projektes ist es daher,
Schweine über operante Konditionierung an die Lokalisation und insbesondere an
die räumliche Trennung von Kot- und Urinplätzen heranzuführen. Der Kotabsatz soll
hierbei an einem anderen Ort als der Urinabsatz erfolgen. Dadurch soll unter
Nutzung des natürlichen Verhaltens der Schweine und ihrer kognitiven Fähigkeiten
die Hygiene der Haltungsumgebung sowie der Stallluft (Ammoniak) verbessert
werden. Weiterhin kann die kognitive Forderung und Beschäftigung der Schweine
positive Auswirkungen auf das Tierwohl haben (Manteuffel et al., 2009).
Hinsichtlich des Einsatzes operanter Konditionierung bei Nutztieren zur
Beeinflussung des Ortes, an dem Eliminationsverhalten ausgeführt wird, liegen
bisher kaum wissenschaftliche Untersuchungen vor. Gerl (2011) zeigte, dass es
möglich ist, Pferde in Einzelhaltung durch ein automatisiertes Belohnungssystem
darauf zu konditionieren, an einer bestimmten Stelle der Box Kot und Urin
abzusetzen. Der Absatz von Kot und Urin wurde in diesem Fall über Infrarotsensoren
am Boden oder über ein Kamerasystem erkannt. Erfolgte er an der vorgesehenen
Stelle, erhielt das Pferd eine Belohnung aus einem Futterautomaten. Eine ähnliche
Untersuchung startet in Kürze mit Kälbern (Dirksen, 2018). Für Schweine fehlen
solche Studien bisher.
Dass Schweine vom Ferkelalter an in der Lage sind, bestimmte Verhaltensweisen
über operante Konditionierung auch unter landwirtschaftlichen Praxisbedingungen zu
erlernen, wurde bereits in einigen Studien gezeigt. So trainierten Sonoda et al.
(2013) Saug- und Absetzferkel auf ein akustisches Signal, dem eine Futtergabe
folgte. Auch Läuferschweine und Sauen wurden bereits erfolgreich auf akustische
Signale oder gar einen individuellen dreisilbigen Namen trainiert, der mit der
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Fütterung verknüpft wurde. So konnten Einzeltiere einer Gruppe gezielt zur Fütterung
gerufen werden (Ernst et al., 2005; Manteuffel et al., 2010; Zebunke et al. 2011). Die
ausgeprägten kognitiven Fähigkeiten der Schweine sollen auch für das geplante
Projekt genutzt werden, bei dem in Gruppen gehaltene Schweine unter
Praxisbedingungen zunächst manuell, dann automatisiert auf das Anlegen getrennter
Kot- und Urinplätze konditioniert werden sollen.
Eine Realisierung der Lenkung des Kot- und Urinabsatzes bietet völlig neue,
innovative Möglichkeiten für Haltungssysteme für Schweine, beginnend bei der
Gestaltung des Bodens mit einer Reduzierung des Spaltenanteils bis hin zur
Verwertung des getrennten Urins und Kots und durch die Verringerung von
Ammoniakemissionen zum Verzicht auf End of pipe'-Luftwäscher. Die Einrichtung
einer Schweinetoilette mit getrenntem Kot- und Urinbereich eröffnet sowohl für
niederländische, aber insbesondere auch für deutsche schweinehaltende Betriebe
ganz neue Lösungsansätze sowohl in der Tierwohl- als auch in der Nährstoffrage.
Ein funktionierendes Toilettensystem ermöglicht völlig neue Planungshorizonte
hinsichtlich der Boden- und Buchtengestaltung. Auch in der Frage der Emissionen
ergeben sich hierdurch substanzielle Verbesserungsansätze, die sich neben den
Umweltaspekten nicht zuletzt bis auf die Frage der Tiergesundheit durch eine
verbesserte Luftqualität im Stall auswirken. Das wiederum lässt deutliche Fortschritte
auf dem Weg zum Verzicht auf das Kupieren der Schwänze beim Schwein erhoffen.
Ein weiterer Aspekt kommt hinzu: Durch die Kot-und Harntrennung können auch in
der ebenso brennenden Nährstofffrage in den Veredlungsregionen neue Wege
beschriften werden. Durch eine getrennte „Weiterverarbeitung der Exkremente
können die Nährstoffe besser transportiert und deutlich gezielter in der
Pflanzendüngung eingesetzt werden. Dieses Projekt wird somit sehr wichtige
Beiträge zur aktuellen Diskussion um eine zukünftige, tier- und umweltgerechte
Schweinehaltung leisten.
Versuchsaufbau und Methoden
Erste Vorversuche zur Konditionierung von Einzeltieren auf getrennte Kot- und
Urinplätze mittels manueller Gabe von süßen „Zitronenbonbons wurden bereits
erfolgreich auf dem Betrieb Scheepens in Holland durchgeführt (Educatieboerderij
Walnoot&Wilg, Oirschot, Niederlande). Dort wird eine Herde Berkshire-Schweine
gehalten. Für die Idee und angewandte Methode besteht seitens Herrn Dr. Kees
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Scheepens bereits ein Patent ( Method and animal housing for separating manure ,
International Publication Date 18th June 2015).
Aufgrund der erfolgreichen und vielversprechenden Ergebnisse der Vorversuche
sollen sich weitere Versuche zum Einsatz der Trainingsmethode auf dem
Praxisbetrieb von Kees Scheepens anschließen. Hierzu wird ein Versuchsdesign
entwickelt, mit dessen Hilfe die Konditionierung von Aufzucht- und Mastschweinen
zur Trennung von Kot- und Urinbereichen in der Bucht erfolgen soll. Finales Ziel ist
es hierbei, unter Einbeziehung eines Industrieunternehmens (Kamplan B.V., Boxtel,
Niederlande) ein System zur automatisierten Konditionierung zu entwickeln und zu
erproben, das unter Praxisbedingungen in Schweinegruppen einsetzbar ist.
Die in diesem Projekt erarbeiteten Erkenntnisse werden über die
Kommunikationswege der ISN entweder direkt an ihre Mitglieder weiter transferiert
oder fließen über das Berater- und Firmennetzwerk in die Praxis ein.
Das Projekt ist in fünf ineinandergreifende Arbeitspakete (AP) unterteilt:
AP 1: Auswahl der Buchten und Tiere auf dem Praxisbetrieb; Anpassung/Neubauten der
Buchtenstruktur an die für den Versuch nötigen Anforderungen und Installation der
Videotechnik; erste Versuche mit manueller Konditionierung an Gruppen mit 10-12
Aufzuchtferkeln. Für die manuelle Konditionierung sollen Hilfsmittel aus dem Hundetraining
eingesetzt werden, z. B. Manners Minder®-Futterautomaten (Dauer: 6 Monate)
AP 2: Entwicklung und Installation eines automatisierten Systems zur operanten
Konditionierung durch die Firma Kamplan (Dauer: 6 Monate)
AP 3: Fortführung der manuellen Konditionierung und erster Einsatz des Systems zur
automatisierten Konditionierung von Aufzuchtferkeln auf dem Praxisbetrieb,
wissenschaftliche Untersuchungen zum Verhalten der Tiere, insbesondere zum Lernerfolg,
zur Hygiene der Haltungsumgebung (Buchtenverschmutzung) und der Stallluft (Messung der
Schadgasemissionen) (Dauer: 12 Monate)
AP 4: Weiterverfolgung der trainierten Aufzuchtferkel in der Mast und Training zusätzlicher
zuvor untrainierter Mastschweine zu Mastbeginn
(wissenschaftliche Untersuchungen wie in AP 3) (Dauer: 18 Monate)
AP 5: Statistische Auswertung der Ergebnisse und Beurteilung der Praxistauglichkeit bzw.
Eignung des Systems in einem Abschlussbericht; wissenschaftliche Publikation (Dauer: 6
Monate)
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LoKUS: Lenkung des Kot- und Urinabsatzes bei Schweinen
Zeitplan
Die Gesamtlaufzeit des Projektes beträgt 28 Monate.
Die zeitliche Verteilung der Arbeitspakete ist im Folgenden dargestellt:
Jahr 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12AP 1AP 2 MS 1AP 3 MS 2AP 4 |AP 5Jahr 2 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24AP 1AP 2AP 3AP 4 MS 3AP 5Jahr 3 25 26 27 28AS 1AS 2AS 3AS 4ASS MS 4
Folgende Meilensteine (MS) werden festgelegt:
MS 1: Die baulichen und technischen Voraussetzungen zur Versuchsdurchführung
auf dem Praxisbetrieb sind geschaffen.
MS 2: Erste Zwischenergebnisse aus der Ferkelaufzucht liegen vor.
MS 3: Erste Zwischenergebnisse aus der Mast liegen vor.
MS 4: Die Endergebnisse liegen vor und der Abschlussbericht ist erstellt.
Erforderliche Finanzmittel
Es werden Finanzmittel in Flöhe von 165.400 € benötigt. Seitens der TiHo Hannover
ist die Einstellung eines veterinärmedizinischen Doktoranden geplant. Es wird ein
Eigenanteil durch Bereitstellung von Arbeitsraum, Arbeitsmitteln und Fahrzeugen
zum Besuch des Praxisbetriebs in Holland geleistet.
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LoKUS: Lenkung des Kot- und Urinabsatzes bei Schweinen
Personal TVL E 14 (50%) für 28 Monate 95.400 €
Reisekosten Fahrten nach Holland (Entfernung: 400 km, 2
Besuche pro Monat) => 11.600 €
Kosten für Übernachtungen (ca. 5 pro Monat
zu je 70 € über 24 Monate) => 8.400 €
20.000 €
Teilnahme an wissenschaftlichen
Konferenzen
2.000 €
Sachmittel Videotechnik und Software für
Verhaltensanalysen:
15.000 €
Verbrauchsmaterial 2.000 €
Technik zur Stallklimamessung 2.000 €
Hilfsmittel zur operanten Konditionierung
(T rainingsautomaten)
2.000 €
Aufwandsentschädigung Begleitung Bau von Buchten und
Unterstützung des Doktoranden
25.000 €
Publikationskosten 2.000 €
Gesamt 165.400 €
Dieser Projekt-Antrag ist bei keiner anderen Stelle eingereicht worden. Über einepositive Berücksichtigung würden wir uns sehr freuen.
Hannover, den 28.02.2018
LoKUS: Lenkung des Kot- und Urinabsatzes bei Schweinen
Literatur
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