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Seevogel-Monitoring 2014 in der deutschen AWZ von Nord- und Ostsee Dr. Nele Markones, Dr. Nils Guse, Kai Borkenhagen, Henriette Schwemmer, Prof. Dr. Stefan Garthe Bild: Nils Guse

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Seevogel-Monitoring 2014 in der deutschen

AWZ von Nord- und Ostsee

Dr. Nele Markones, Dr. Nils Guse, Kai Borkenhagen, Henriette Schwemmer,

Prof. Dr. Stefan Garthe

Bild: Nils Guse

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Fachbetreuung im BfN: Mirko Hauswirth und Kathrin Heinicke Fachgebiet Meeres- und Küstennaturschutz, Insel Vilm Stand: Mai 2015 Impressum Die dieser Veröffentlichung zu Grunde liegenden wissenschaftlichen Arbeiten wurden im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) durchgeführt. Das BfN übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und Vollständigkeit der Angaben sowie für die Beachtung privater Rechte Dritter. Die in den Beiträgen geäußerten Ansichten und Meinun-gen müssen nicht mit denen des BfN übereinstimmen. Die Verantwortung für den Inhalt die-ser Veröffentlichung liegt beim Autor.

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Inhaltsverzeichnis 1 Zusammenfassung .................................................................................................... 15 2 Summary .................................................................................................................... 18 3 Ergebnisse mit besonderer Relevanz für das Management ................................... 21 4 Einleitung ................................................................................................................... 23 5 Material und Methoden ............................................................................................. 24 5.1 Erfassungen im Berichtszeitraum ................................................................................ 24 5.2 Durchführung der Seevogelerfassungen im Berichtszeitraum ..................................... 26 5.3 Methodik der angewandten flugzeuggestützten Seevogelerfassungen ....................... 26 5.4 Methodik der angewandten schiffsgestützten Seevogelerfassungen ........................... 27 5.5 Verteilungskarten ........................................................................................................ 27 5.6 Untersuchungen zur Populationsstruktur von Eisenten ............................................... 29 5.7 Analyse der Bestandstrends von Seevögeln auf See .................................................. 30 5.8 Zeitreihe Verteilungsmuster auf See ........................................................................... 33 6 Ergebnisse und Diskussion ..................................................................................... 35 6.1 Ergebnisse aktueller Monitoringerfassungen ............................................................... 35

6.1.1 Wintervorkommen von Seevögeln in der deutschen Ostsee westlich Rügen .... 35 6.1.2 Frühjahrsvorkommen von Seetauchern, Zwergmöwen, Sturmmöwen und anderen Seevogelarten in der inneren deutschen Nordsee ......................................... 45 6.1.3 Brutzeit-/Sommer-Vorkommen von Seevögeln in der deutschen Nordsee ....... 58 6.1.4 Nachbrutzeit-/Herbst-Vorkommen von Seevögeln in der deutschen Nordsee .. 68 6.1.5 Rastvorkommen von Zwergmöwen auf dem Herbstzug in der Pommerschen Bucht, deutsche Ostsee .............................................................................................. 78

6.2 Trends im Vorkommen von Seevögeln auf See ........................................................... 81 6.2.1 Analyse der Bestandstrends von Seevögeln auf See ....................................... 81 6.2.2 Zeitreihe Verteilungsmuster auf See .............................................................. 102

7 Bewertung der angewendeten Erfassungsmethodik ............................................ 115 8 Eignung der erhobenen Datendichte für die Erfüllung der Natura 2000 / MSRL-Berichtspflichten .............................................................................................................. 117 9 Ausblick ................................................................................................................... 120

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Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Identifizierung von Geschlecht und Alter von Eisenten Clangula hyemalis. Rot = adultes Männchen, gelb = vorjähriges Männchen, blau = Weibchen (Alter nicht anhand äußerer Merkmale zu identifizieren). Foto und Zuordnung: KJELL LARSSON, Kalmar Maritime Academy, Linnaeus Universität Kalmar, Schweden. .............................................................29

Abbildung 2: Lage der Trendboxen in der deutschen Nordsee nach GARTHE et al. (2011) ...31

Abbildung 3: Lage der Trendboxen in der deutschen Ostsee nach GARTHE et al. (2011) .....31

Abbildung 4: Lage der Trendboxen zur Berechnung des Bestandstrends der Trauerente Melanitta nigra in der deutschen Nordsee ............................................................................32

Abbildung 5. Transektverlauf der beiden schiffsgestützten Erfassungen im Januar / Februar 2014 in der deutschen Ostsee zwischen Kieler Bucht und Kap Arkona, Rügen. ...................36

Abbildung 6: Vorkommen von Sterntauchern Gavia stellata, Prachttauchern Gavia arctica und nicht auf Artniveau bestimmten Seetauchern Gavia spec. in der deutschen Ostsee während zwei schiffsgestützter Erfassungen vom 13.-16.01.2014 und 24.02.-01.03.2014 ...42

Abbildung 7: Vorkommen von Eiderenten Somateria mollissima in der deutschen Ostsee während zwei schiffsgestützter Erfassungen vom 13.-16.01.2014 und 24.02.-01.03.2014 ...42

Abbildung 8: Vorkommen von Eisenten Clangula hyemalis in der deutschen Ostsee während zwei schiffsgestützter Erfassungen vom 13.-16.01.2014 und 24.02.-01.03.2014 ..................43

Abbildung 9: Vorkommen von Trauerenten Melanitta nigra in der deutschen Ostsee während zwei schiffsgestützter Erfassungen vom 13.-16.01.2014 und 24.02.-01.03.2014 ..................43

Abbildung 10: Vorkommen von Samtenten Melanitta fusca in der deutschen Ostsee während zwei schiffsgestützter Erfassungen vom 13.-16.01.2014 und 24.02.-01.03.2014 ..................44

Abbildung 11: Vorkommen von Tordalken Alca torda in der deutschen Ostsee während zwei schiffsgestützter Erfassungen vom 13.-16.01.2014 und 24.02.-01.03.2014 ..........................44

Abbildung 12. Beobachtungen anthropogener Nutzungen in der deutschen Ostsee während zwei schiffsgestützter Erfassungen vom 13.-16.01.2014 und 24.02.-01.03.2014 ..................45

Abbildung 13: Transektverlauf der fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014 in der deutschen Nordsee. Die Erfassungslücke im Nordteil des SPA „Östliche Deutsche Bucht“ resultiert aus einer Gebietssperrung wegen Militärübungen. ................................................46

Abbildung 14: Vorkommen von Seetauchern Gavia spec. in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014 ...................................................51

Abbildung 15: Vorkommen von Sterntauchern Gavia stellata in der deutschen Nordsee während einer schiffsgestützten Erfassung vom 17.-23.04.2014 ..........................................51

Abbildung 16: Vorkommen von Zwergmöwen Hydrocoloeus minutus in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014 ......................52

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Abbildung 17: Vorkommen von Sturmmöwen Larus canus in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014 ....................................52

Abbildung 18: Vorkommen von Basstölpeln Sula bassana in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014 ....................................53

Abbildung 19: Vorkommen von Dreizehenmöwen Rissa tridactyla in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014 ....................................53

Abbildung 20: Vorkommen von Trottellummen / Tordalken Uria aalge / Alca torda in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014 .....54

Abbildung 21: Vorkommen von Trottellummen Uria aalge in der deutschen Nordsee während einer schiffsgestützten Erfassung vom 17.-23.04.2014 ........................................................54

Abbildung 22: Vorkommen von Eiderenten Somateria mollissima in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014 ....................................55

Abbildung 23: Vorkommen von Trauerenten Melanitta nigra in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014 ....................................55

Abbildung 24: Vorkommen von Seehunden Phoca vitulina in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014 ....................................56

Abbildung 25: Mittleres Vorkommen von Seehunden Phoca vitulina in der deutschen Nordsee im März (Datenbasis: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen 1990-2013) ...........................................................................................................................56

Abbildung 26. Beobachtungen anthropogener Nutzungen in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014 ...................................................57

Abbildung 27. Vorkommen von Seetauchern (siehe Abbildung 14) und Beobachtungen anthropogener Nutzungen während einer fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014 ...........................................................................................................................57

Abbildung 28: Vorkommen von Basstölpeln Sula bassana in der deutschen Nordsee um Helgoland während einer fluggestützten Erfassung vom 22.05.2014....................................62

Abbildung 29: Vorkommen von Basstölpeln Sula bassana in der deutschen Nordsee während einer schiffsgestützten Erfassung vom 04.-17.07.2014 ..........................................62

Abbildung 30: Vorkommen von Trottellummen Uria aalge in der deutschen Nordsee um Helgoland während einer fluggestützten Erfassung vom 22.05.2014....................................63

Abbildung 31: Vorkommen von Trottellummen Uria aalge in der deutschen Nordsee während einer schiffsgestützten Erfassung vom 04.-17.07.2014 ........................................................63

Abbildung 32. Vorkommen von Dreizehenmöwen Rissa tridactyla in der deutschen Nordsee um Helgoland während einer fluggestützten Erfassung vom 22.05.2014 ..............................64

Abbildung 33. Vorkommen von Zwergmöwen Hydrocoloeus minutus in der deutschen Nordsee um Helgoland während einer fluggestützten Erfassung vom 22.05.2014 ...............64

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Abbildung 34: Vorkommen von Heringsmöwen Larus fuscus in der deutschen Nordsee um Helgoland während einer fluggestützten Erfassung vom 22.05.2014....................................65

Abbildung 35: Vorkommen von Eissturmvögeln Fulmarus glacialis in der deutschen Nordsee während einer schiffsgestützten Erfassung vom 04.-17.07.2014 ..........................................65

Abbildung 36: Besondere Art-Beobachtungen in der deutschen Nordsee während einer schiffsgestützten Erfassung vom 04.-17.07.2014 .................................................................66

Abbildung 37. Beobachtungen anthropogener Nutzungen in der deutschen Nordsee um Helgoland während einer fluggestützten Erfassung vom 22.05.2014....................................66

Abbildung 38. Vorkommen von Heringsmöwen (siehe Abbildung 34) und Beobachtungen anthropogener Nutzungen in der deutschen Nordsee um Helgoland während einer fluggestützten Erfassung vom 22.05.2014 ............................................................................67

Abbildung 39. Beobachtungen anthropogener Nutzungen in der deutschen Nordsee während einer schiffsgestützten Erfassung vom 04.-17.07.2014 ........................................................67

Abbildung 40: Vorkommen von Basstölpeln Sula bassana in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 01. & 29.09.2014 ...........................................72

Abbildung 41: Vorkommen von Basstölpeln Sula bassana in der deutschen Nordsee während einer schiffsgestützten Erfassung vom 04.-09.10.2013 ..........................................72

Abbildung 42: Vorkommen von Trottellummen Uria aalge und unbestimmten Individuen der Artengruppe Trottellumme / Tordalk Uria aalge / Alca torda in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 01. & 29.09.2014 ...........................................73

Abbildung 43: Vorkommen von Trottellummen Uria aalge in der deutschen Nordsee während einer schiffsgestützten Erfassung vom 04.-09.10.2013 ........................................................73

Abbildung 44: Vorkommen von Eissturmvögeln Fulmarus glacialis in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 01. & 29.09.2014 ...........................................74

Abbildung 45: Vorkommen von Skuas Stercorarius skua in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 01. & 29.09.2014 ..........................................................74

Abbildung 46: Vorkommen von Heringsmöwen Larus fuscus und Beobachtungen anthropogener Nutzungen in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 01. & 29.09.2014 .........................................................................................75

Abbildung 47: Vorkommen von Sturmmöwen Larus canus in der deutschen Nordsee während einer schiffsgestützten Erfassung vom 04.-09.10.2013 ..........................................75

Abbildung 48: Besondere Art-Beobachtungen in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 01. & 29.09.2014...................................................................76

Abbildung 49: Mittleres Vorkommen von Papageitauchern Fratercula arctica in der deutschen Nordsee (Datenbasis: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen 1990-2014) ...........................................................................................................................76

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Abbildung 50: Bisherige Sichtungen von Zwergwalen Balaenoptera acutorostrata im Rahmen schiffs- und fluggestützter Seabirds at Sea – Erfassungen in der deutschen Nordsee (1990-2014) ....................................................................................................................................77

Abbildung 51: Beobachtungen anthropogener Nutzungen in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 01. & 29.09.2014 ..........................................................77

Abbildung 52: Vorkommen von Zwergmöwen Hydrocoloeus minutus in der Pommerschen Bucht, deutsche Ostsee, während einer fluggestützten Erfassung vom 26.08.2014 .............80

Abbildung 53: Beobachtungen anthropogener Nutzungen in der Pommerschen Bucht, deutsche Ostsee, während einer fluggestützten Erfassung vom 26.08.2014 ........................80

Abbildung 54: Gesamt-Bestandstrend der Trauerente Melanitta nigra im artspezifischen Winter (Dezember bis Februar) in Deutschland (Nord- und Ostsee), berechnet auf Grundlage von Doppeljahren flug- bzw. schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002-03 / 2003-04. ...............................................................................................................82

Abbildung 55: Bestandstrend der Seetaucher Gavia spec. im artspezifischen Frühling (März/April) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren fluggestützter Erfassungen. Basisjahr ist 2004/2005. Zu beachten ist die ungenügende/fehlende Datengrundlage für das Doppeljahr 2008/2009. ..............................85

Abbildung 56: Bestandstrend des Basstölpels Sula bassana im artspezifischen Sommer (Mai bis August) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basisjahr ist 1992/1993. .......................................................85

Abbildung 57: Bestandstrend der Trauerente Melanitta nigra im artspezifischen Sommer (Juni-September) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren fluggestützter Erfassungen. Basisjahr ist 2006/07. ...............................................................86

Abbildung 58: Bestandstrend der Trauerente Melanitta nigra im artspezifischen Winter (Dezember bis Februar) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren fluggestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2004-05 / 2005-06. .............................................................................................................................................86

Abbildung 59: Bestandstrend der Lachmöwe Larus ridibundus im artspezifischen Sommer (Mai/Juni) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basisjahr ist 1992/1993. .......................................................87

Abbildung 60: Bestandstrend der Sturmmöwe Larus canus im artspezifischen Sommer (Mitte Mai bis Mitte Juli) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basisjahr ist 1992/1993. .......................................................87

Abbildung 61: Bestandstrend der Heringsmöwe Larus fuscus im artspezifischen Sommer (Mitte Mai bis Mitte Juli) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basisjahr ist 1992/93. .....................................88

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Abbildung 62: Bestandstrend der Silbermöwe Larus argentatus im artspezifischen Sommer (Mitte Mai bis Mitte Juli) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basisjahr ist 1992/93. .....................................88

Abbildung 63: Bestandstrend der Mantelmöwe Larus marinus im artspezifischen Sommer (Mai bis Juli) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basisjahr ist 1992/93. ...........................................................89

Abbildung 64: Bestandstrend der Dreizehenmöwe Rissa tridactyla im artspezifischen Sommer (Mitte Mai bis Ende Juli) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basisjahr ist 1992/93. .....................................89

Abbildung 65: Bestandstrend der Brandseeschwalbe Sterna sandvicensis im artspezifischen Sommer (Mitte Mai bis Mitte Juli) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basisjahr ist 1992/93. .....................................90

Abbildung 66: Bestandstrend der Trottellumme Uria aalge im artspezifischen Sommer (Mitte April bis Mitte Juli) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basisjahr ist 1992/1993. .......................................................90

Abbildung 67: Bestandstrend der Seetaucher Gavia spec. im artspezifischen Winter (November bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04. ...............................................................................................................................93

Abbildung 68: Bestandstrend des Haubentauchers Podiceps cristatus im artspezifischen Winter (Mitte November bis Ende Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04. .................................................................................................................93

Abbildung 69: Bestandstrend des Rothalstauchers Podiceps grisegena im artspezifischen Winter (Mitte November bis Ende Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04. .................................................................................................................94

Abbildung 70: Bestandstrend des Ohrentauchers Podiceps auritus im artspezifischen Winter (Dezember bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04. ...............................................................................................................................94

Abbildung 71: Bestandstrend des Kormorans Phalacrocorax carbo im artspezifischen Winter (Dezember bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04. ...............................................................................................................................95

Abbildung 72: Bestandstrend der Eiderente Somateria mollissima im artspezifischen Winter (Dezember bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04. ...............................................................................................................................95

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Abbildung 73: Bestandstrend der Eisente Clangula hyemalis im artspezifischen Winter (Dezember bis Februar) auf der Oderbank in der Pommerschen Bucht, deutsche Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04.......................................................................................96

Abbildung 74: Bestandstrend der Eisente Clangula hyemalis im artspezifischen Winter (Dezember bis Februar) auf dem Adlergrund in der Pommerschen Bucht, deutsche Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04.......................................................................................96

Abbildung 75: Bestandstrend der Eisente Clangula hyemalis im artspezifischen Winter (Dezember bis Februar) in der deutschen Ostsee (mit Ausnahme von Oderbank und Adlergrund), berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04. .................................................................97

Abbildung 76: Bestandstrend der Trauerente Melanitta nigra im artspezifischen Winter (Dezember bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04. ...............................................................................................................................97

Abbildung 77: Bestandstrend der Samtente Melanitta fusca im artspezifischen Winter (Dezember bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04. ...............................................................................................................................98

Abbildung 78: Bestandstrend des Mittelsägers Mergus serrator im artspezifischen Winter (Dezember bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04. ...............................................................................................................................98

Abbildung 79: Bestandstrend der Sturmmöwe Larus canus im artspezifischen Winter (November bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04. ...............................................................................................................................99

Abbildung 80: Bestandstrend der Silbermöwe Larus argentatus im artspezifischen Winter (November bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04. ...............................................................................................................................99

Abbildung 81: Bestandstrend der Mantelmöwe Larus marinus im artspezifischen Winter (November bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04. ............................................................................................................................. 100

Abbildung 82: Bestandstrend der Trottellumme Uria aalge im artspezifischen Winter (Oktober bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04................ 100

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Abbildung 83: Bestandstrend des Tordalks Alca torda im artspezifischen Winter (Oktober bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04................ 101

Abbildung 84: Bestandstrend der Gryllteiste Cepphus grylle im artspezifischen Winter (Dezember bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04. ............................................................................................................................. 101

Abbildung 85: Mittleres Frühjahrsvorkommen von Dreizehenmöwen Rissa tridactyla in der deutschen Nordsee in den Jahren (a) 2001-2003, (b) 2004-2006, (c) 2007-2009 und (d) 2010-2012. Datenquelle: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen. ....... 104

Abbildung 86: Mittleres Frühjahrsvorkommen von Seetauchern Gavia spec. in der deutschen Nordsee in den Jahren (a) 2001-2003, (b) 2004-2006, (c) 2007-2009 und (d) 2010-2012. Zu beachten ist eine geringe Datengrundlage im 3-Jahresblock (c) 2007-2009. Datenquelle: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen. .............................................. 105

Abbildung 87: Mittleres Wintervorkommen von Trauerenten Melanitta nigra in der deutschen Nordsee in den Jahren (a) 2001-2003, (b) 2004-2006, (c) 2007-2009 und (d) 2010-2012. Datenquelle: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen. .......................... 106

Abbildung 88: Mittleres Wintervorkommen von Trauerenten Melanitta nigra in der deutschen Ostsee in den Jahren (a) 2001-2003, (b) 2004-2006, (c) 2007-2009 und (d) 2010-2012. Datenquelle: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen. .......................... 107

Abbildung 89: Mittleres Wintervorkommen von Eisenten Clangula hyemalis in der deutschen Ostsee in den Jahren (a) 2001-2003, (b) 2004-2006, (c) 2007-2009 und (d) 2010-2012. Datenquelle: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen. .......................... 108

Abbildung 90: Mittleres Wintervorkommen von Samtenten Melanitta fusca in der deutschen Ostsee in den Jahren (a) 2001-2003, (b) 2004-2006, (c) 2007-2009 und (d) 2010-2012. Datenquelle: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen. .......................... 109

Abbildung 91: Mittleres Wintervorkommen von Trottellummen Uria aalge und Tordalken Alca torda (zusammen: TATL) in der deutschen Ostsee in den Jahren (a) 2001-2003, (b) 2004-2006, (c) 2007-2009 und (d) 2010-2012. Datenquelle: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen................................................................................................ 110

Abbildung 92: Mittleres Frühjahrsvorkommen von Eisenten Clangula hyemalis in der Pommerschen Bucht, deutsche Ostsee, in den Jahren (a) 2001-2003, (b) 2004-2006, (c) 2007-2009 und (d) 2010-2012. Datenquelle: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen. ...................................................................................................................... 111

Abbildung 93: Mittleres Frühjahrsvorkommen von Seetauchern Gavia spec. in der Pommerschen Bucht, deutsche Ostsee, in den Jahren (a) 2001-2003, (b) 2004-2006, (c) 2007-2009 und (d) 2010-2012. Datenquelle: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen. ...................................................................................................................... 112

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Abbildung 94: Mittleres Frühjahrsvorkommen von Samtenten Melanitta fusca in der Pommerschen Bucht, deutsche Ostsee, in den Jahren (a) 2001-2003, (b) 2004-2006, (c) 2007-2009 und (d) 2010-2012. Datenquelle: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen. ...................................................................................................................... 113

Abbildung 95: Mittleres Frühjahrsvorkommen von Trauerenten Melanitta nigra in der Pommerschen Bucht, deutsche Ostsee, in den Jahren (a) 2001-2003, (b) 2004-2006, (c) 2007-2009 und (d) 2010-2012. Datenquelle: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen. ...................................................................................................................... 114

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Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Erfassungen, die im Rahmen des Berichtszeitraums für das Seevogelmeeresmonitoring durchgeführt wurden. Die zusätzlich ins Programm aufgenommenen Erfassungen sind farblich unterlegt (gelb = Ersatz für ausgefallene Erfassungstage, blau = zusätzliche Monitoringerfassungen für die Verbesserung der Datengrundlage für Trendanalysen). ....................................................................................25

Tabelle 2: Artspezifische Jahreszeiten-Zuordnung in deutschen Gewässern und artspezifische Seastate-Einschränkungen (letztere anhand der mittleren Dichten pro Seastate-Kategorie festgelegt). Verwendete Quellen: TOPAS-FTZobs-DB, Stand Okt. 2013, BAUER & GLUTZ VON BLOTZHEIM (1966, 1969), BERNDT & BUSCHE (1991, 1993), BERNDT & DRENCKHAHN (1974), CAMPHUYSEN & VAN DIJK (1983), CRAMP (1985), CRAMP & SIMMONS (1977, 1983), GARTHE (2003), GARTHE et al. (2003, 2004a, 2004b, 2007), GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER (1999), GRUNSKY-SCHÖNEBERG (1998), HENNIG (2001), KRÜGER (2001), MARKONES et al. (2010), MAUL 1994, MENDEL et al. (2008), PRÜTER 1989, SKOV et al. (1995), STONE et al. (1995). SHIP = schiffsgestützte ~, PLANE = fluggestützte Erfassungsdaten ....34

Tabelle 3: Gesamtzahl und mittlere Abundanz aller Arten, die während des schiffsgestützten Surveys im Januar 2014 in der westlichen deutschen Ostsee im Transekt erfasst wurden. Erfassungstage: 13.- 16.01.2014. Aufwand: 220 km Strecke, 66 km² Transektfläche ...........40

Tabelle 4: Gesamtzahl und mittlere Abundanz aller Arten, die während des schiffsgestützten Surveys im Februar 2014 in der deutschen Ostsee zwischen Kiel und Kap Arkona im Transekt erfasst wurden. Erfassungstage: 24.02.- 01.03.2014. Aufwand: 832 km Strecke, 248 km² Transektfläche ........................................................................................................41

Tabelle 5: Gesamtzahl und mittlere Abundanz aller Arten, die während des fluggestützten Surveys im März 2014 in der deutschen Nordsee im Transekt erfasst wurden. Erfassungstage: 04., 12.& 13.03.2014. Aufwand: 4.051 km Strecke, 1.571 km² Transektfläche ......................................................................................................................49

Tabelle 6: Gesamtzahl und mittlere Abundanz aller Arten, die während des schiffsgestützten Surveys im April 2014 in der deutschen Nordsee im Transekt erfasst wurden. Erfassungstage: 17.- 23.04.2014. Aufwand: 827 km Strecke, 248 km² Transektfläche .........50

Tabelle 7: Gesamtzahl und mittlere Abundanz aller Arten, die während des fluggestützten Surveys im Mai 2014 in der deutschen Nordsee um Helgoland im Transekt erfasst wurden. Erfassungstag: 22.05.2014. Aufwand: 1.439 km Strecke, 558 km² Transektfläche ...............60

Tabelle 8: Gesamtzahl und mittlere Abundanz aller Arten, die während des schiffsgestützten Surveys im Juli 2014 in der Nordsee im Transekt erfasst wurden. Erfassungstage: 04.- 17.07.2014. Aufwand: 1756 km Strecke, 527 km² Transektfläche ........................................61

Tabelle 9: Gesamtzahl und mittlere Abundanz aller Arten, die während des fluggestützten Surveys im September 2014 in der nördlichen deutschen Nordsee im Transekt erfasst wurden. Erfassungstage: 01. & 29.09.2014. Aufwand: 2.959 km Strecke, 1147 km² Transektfläche ......................................................................................................................70

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Tabelle 10: Gesamtzahl und mittlere Abundanz aller Arten, die während des schiffsgestützten Surveys im Oktober 2013 im SPA „Östliche Deutsche Bucht“ und anderen Bereichen der deutschen Nordsee im Transekt erfasst wurden. Erfassungstage: 04.- 09.10.2013. Aufwand: 376 km Strecke, 114 km² Transektfläche ..........................................71

Tabelle 11: Gesamtzahl und mittlere Abundanz aller Arten, die während des fluggestützten Surveys im August 2014 in der Pommerschen Bucht, Ostsee, im Transekt erfasst wurden. Erfassungstag: 26.08.2014. Aufwand: 1.034 km Strecke, 401 km² Transektfläche ...............79

Tabelle 12: Aktuelle Bestandstrends ausgewählter Seevogelarten in der deutschen Nordsee. Datengrundlage: FTZ-TOPASobs-DB, 1990-2014. Einteilung in artspezifische Jahreszeiten siehe Tabelle 2. ↑ = moderate Zunahme, ↑↑ = starke Zunahme, ↓ = moderate Abnahme, ↓↓ = starke Abnahme, Einteilung siehe Kapitel 5.7, kein sig. Trend = kein signifikanter Trend .............................................................................................................................................84

Tabelle 13: Aktuelle Bestandstrends ausgewählter Seevogelarten in der deutschen Ostsee. Datengrundlage: FTZ-TOPASobs-DB, 2000-2014. Einteilung in artspezifische Jahreszeiten siehe Tabelle 2. ↑↑ = starke Zunahme, ↓↓ = starke Abnahme, Einteilung siehe Kapitel 5.7, kein sig. Trend = kein signifikanter Trend .............................................................................92

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Abkürzungsverzeichnis AWZ Ausschließliche Wirtschaftszone

BfN Bundesamt für Naturschutz

BLMP Bund-Länder-Messprogramm

BMUB Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau & Reaktorsicherheit

BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz

DMM Deutsches Meeresmuseum Stralsund

EcoQO Ecological Quality Objective

EEZ Exclusive Economic Zone

ESAS European Seabirds at Sea (Programm / Datenbank)

ETRS Europäisches Terrestrisches Referenzsystem

EU-BD EU-Birds Directive

EU-VRL EU-Vogelschutzrichtlinie

FFH Fauna-Flora-Habitatrichtlinie

FTZ Forschungs- und Technologiezentrum Westküste, Universität Kiel

HELCOM Helsinki-Konvention

HZG Helmholtz-Zentrum Geesthacht

IHF Institut f. Hydrobiologie u. Fischereiwissenschaft, Universität Hamburg

ITAW Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

LLUR Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt u. ländliche Räume SH

MSFD EU-Marine Strategy Framework Directive

MSRL EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie

OSPAR Oslo-Paris-Konvention

SPA Special Protection Area

TOPAS-FTZobs-DB FTZ-Datenbank observerbasierter TOPpredators At Sea-Erfassungen

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1 Zusammenfassung Zur Erfüllung europäischer Berichtspflichten gemäß Natura 2000 (FFH- und Vogelschutz-richtlinie) sowie der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) und der regionalen Meeres-übereinkommen OSPAR- und Helsinki-Konvention wird in den deutschen Seegebieten von Nord- und Ostsee seit 2008 ein Monitoringprogramm zur Erfassung von Seevögeln umge-setzt. Mit Schwerpunkt in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) Deutschlands werden dazu mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicher-heit observerbasierte flug- und schiffsgestützte Seevogelerfassungen im Auftrag des Bun-desamtes für Naturschutz durchgeführt. Bei allen Erfassungen wurden Meeressäugetiere nach ESAS-Standard sowie Informationen zu anthropogenen Nutzungen wie z.B. dem Schiffsverkehr und der Fischereiaktivität mit erfasst.

Schwerpunkte des Monitoring-Programms im Jahr 2014 waren die Erfassung der Wintervor-kommen von Seevögeln in der deutschen Ostsee westlich Rügen, der Frühjahrsvorkommen von Seetauchern, Zwergmöwen, Sturmmöwen und anderen Seevogelarten in der inneren deutschen Nordsee, der Brutzeit-/Sommer-Vorkommen und der Nachbrutzeit- bzw. Herbst-Vorkommen von Seevögeln in der deutschen Nordsee sowie des Rastvorkommens von Zwergmöwen auf dem Herbstzug in der Pommerschen Bucht.

Unter Einbeziehung der neu gewonnenen Daten wurden zudem die Seevogelbestandstrends in der deutschen Nord- und Ostsee aktualisiert sowie räumliche Langzeit-Trends in den Ver-teilungsmustern ausgewählter Seevogelarten in Nord- und Ostsee visualisiert.

Bei schiffsgestützten Erfassungen der Wintervorkommen von Seevögeln in der Ostsee westlich Rügens im Januar und Februar 2014 wurden Seetaucher und etliche Tordalken in den tieferen küstenfernen Seebereichen angetroffen. Meeresenten, v.a. Eider-, Eis- und Trauerenten, hielten sich in großen Zahlen auf den Flachgründen, insbesondere dem „Han-nibal“ in der Wismarbucht auf. Hier wurde bei früheren Untersuchungen ein besonders hohes Konfliktpotential mit der räumlich stark überlappenden Stellnetzfischerei festgestellt. Mee-resenten ernähren sich tauchend und können sich bei der Nahrungssuche in den Stellnetzen verfangen und dadurch ertrinken. Auch Ölverschmutzungen, intensiver Schiffsverkehr und ein Windpark wurden in bzw. nahe bei den Schwerpunktgebieten von Seevögeln festgestellt. Diese Nutzungen stellen ein hohes Störpotenzial bzw. eine Mortalitätsquelle für verschiede-ne Seevögel dar.

Während der Erfassungen führte K. LARSSON von der Linnaeus Universität, Schweden, Un-tersuchungen zur Populationsstruktur der rastenden Eisenten durch. Auf Basis von digitalen Fotografien leitete er einen mittleren Weibchenanteil von 43% und einen Jungvogelanteil von 11% ab. Insgesamt beherbergen die deutschen Gewässer geringere Jungvogelanteile als andere, weiter nördlich gelegene Bereiche der Ostsee. Ein hoher Anteil adulter Tiere in der deutschen Ostsee impliziert eine besonders hohe Schutzverantwortlichkeit, da die Überle-bensrate der Altvögel den wichtigsten Faktor für den Bestandserhalt darstellt.

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Zur Frühjahrserfassung der Seevogelvorkommen in der deutschen Nordsee fielen deut-liche Lücken im Seetauchervorkommen in dem gewöhnlich genutzten Hauptkonzentrations-gebiet auf. Diese Lücken waren durch intensive anthropogene Nutzung wie Offshore-Windpark-Baustellen, Fischerei und jeweils damit zusammenhängenden Schiffsverkehr ge-kennzeichnet. Da Seetaucher besonders störungsempfindlich sind, entfallen diese Bereiche weitgehend als Rasthabitat.

Arten mit küstennahem Verbreitungsschwerpunkt wie Eiderente, Trauerente und Seehund wurden im Frühjahr 2014 in relativ hohen Zahlen in deutlich küstenfernen Bereichen beo-bachtet. In den Offshorebereichen hielten sich viele Zwergmöwen, Trottellummen, Dreize-henmöwen und Basstölpel auf. Der wichtigste Konzentrationsbereich der letzten beiden Ar-ten war der Bereich des Nordrands vom Elbeurstromtal, der sich westlich des SPA „Östliche Deutsche Bucht“ über den Westteil des FFH-Gebiets „Sylter Außenriff“ und das Gebiet nörd-lich davon erstreckt. Die starke Affinität dieser Arten für dieses Gebiet lässt sich höchstwahr-scheinlich auf die dort regelmäßig auftretenden Fronten und damit assoziierten Beutefische zurückführen. Die besondere Bedeutung dieses Bereichs wurde auch bei den Erfassungen im Sommer und Herbst bestätigt und wird in der Betrachtung der Langzeitdaten für verschie-dene fischfressende Arten deutlich.

Im Sommer und Herbst 2014 hielten sich sehr viele Basstölpel und Trottellummen in der deutschen Nordsee auf. Konzentrationen fanden sich am Nordrand des Elbe-Urstromtals, während des Sommers zudem um die Kolonie auf Helgoland und im Herbst bei den Trottel-lummen insbesondere im Entenschnabel. Das Vorkommen der Trottellummen fiel hier durch eine auffallend scharfe Grenze an den Ausläufern der Doggerbank auf. Im Entenschnabel und angrenzenden AWZ-Bereich warteten mit einigen Skuas und einzelnen Papageitau-chern, Delfinen und Zwergwalen in beiden Jahreszeiten weitere besondere Beobachtungen auf die Erfassungsteams. Heringsmöwen waren in küstenfernen Bereichen v.a. im Bereich von Fischkuttern und Windparks anzutreffen und hielten sich im Herbst ansonsten sehr küs-tennah auf.

Ende August 2014 wurde in der Pommerschen Bucht das Rastvorkommen von Zwergmö-wen auf dem Herbstzug erfasst. Die meisten der 280 beobachteten Zwergmöwen hielten sich im nördlichen Teil des Greifswalder Boddens in teilweise großen Gruppen auf. Weitere Schwerpunkte der Zwergmöwenverbreitung fanden sich am östlichen Ausgang des Greifs-walder Boddens und östlich der Insel Usedom. In Übereinstimmung mit früheren Ergebnis-sen wurde starker Verkehr von Freizeitbooten festgestellt.

Im vorliegenden Bericht wurden Trends im Vorkommen von Seevögeln in den deutschen Seegebieten analysiert. Betrachtet wurden sowohl Veränderungen in der Bestandsgröße als auch Veränderungen der räumlichen Verteilungsmuster.

Eindeutige Veränderungen im Seevogelvorkommen wurden dabei oftmals in beiden Betrach-tungsweisen offenbar. Ein deutlicher Rückgang der Dreizehenmöwe in der deutschen Nord-see ist sowohl auf Basis der Bestandsanalyse im Sommer als auch basierend auf den Vertei-

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lungskarten für das Frühjahr ersichtlich. Das Wintervorkommen von Alken in der deutschen Ostsee ist in beiden Analyseergebnissen jeweils durch eine positive Tendenz gekennzeich-net. Die Artengruppe der Seetaucher zeigt ein stabiles Vorkommen mit konstantem Vertei-lungsmuster und kaum veränderter Bestandsgröße zur Zeit ihres Schwerpunktvorkommens im Frühjahr in der deutschen Nordsee.

Insgesamt gibt es bei der Betrachtung der Bestandsentwicklung viele Verlierer mit stark ab-nehmenden Vorkommen und nur wenige Gewinner. In beiden Meeresgebieten nehmen die Bestände fast aller Larus-Möwenarten stark ab. Die größten Verluste muss die Mantelmöwe hinnehmen, deren Bestand sich in beiden Meeresgebieten um über 90% reduziert hat. Erst-mals wurde auch für die Heringsmöwe keine positive Bestandsentwicklung mehr registriert. Nach einer anfänglichen Verdreifachung des Bestands zeichnete sich zuletzt eine deutliche Abnahme auf das Niveau zu Beginn der Trendreihe ab. Diese starke Abnahme ist jedoch nicht etwa durch einen sinkenden Brutbestand zu erklären, da die Brutpaarzahlen an der deutschen Nordseeküste aktuell allenfalls eine Stagnation zeigen. Der negative Trend des Heringsmöwenvorkommens auf See ist vielmehr auf eine verringerte Nutzung des marinen Habitats durch diese Art zurückzuführen. Auch das Vorkommen von Brandseeschwalben und Dreizehenmöwen in der deutschen Nordsee ging um mehr als 3/4 zurück.

Großräumige Bestandsabnahmen werden damit ausschließlich für Arten verzeichnet, die ihre Nahrung an der Meeresoberfläche suchen. Zunehmende Bestände oder positive Ten-denzen finden sich dagegen vor allem bei Arten, die ihre Nahrung tauchend erbeuten. In der deutschen Nordsee sind das beispielsweise die Trottellumme mit einer signifikanten Zunah-me des Sommerbestands sowie der Basstölpel und die Seetaucher mit einer positiven Ten-denz. In der deutschen Ostsee ist die Trauerente die einzige Art mit einem zunehmenden Winterbestand. Auch auf Ebene der gesamten deutschen Meeresgebiete deutet sich in den letzten Jahren eine Zunahme des Trauerentenwinterbestands an. Über die gesamte Zeitrei-he betrachtet ist der Trend jedoch unsicher, bzw. nicht signifikant.

In einer detaillierteren Betrachtung wurden regionale Unterschiede im Trend für Trauerente und Eisente in der deutschen Ostsee offenbar. Die Zunahme des Trauerentenbestands spielt sich danach vor allem in den Gebieten westlich Rügens ab, während das Vorkommen in der Pommerschen Bucht eine negative Tendenz zeigt. Bei der Eisente nimmt der Bestand auf der Oderbank signifikant ab, während er auf dem Adlergrund signifikant zugenommen hat. Auch im Frühjahr nimmt die Bedeutung der Oderbank sowohl für diese Art als auch für die Gruppe der Seetaucher ab.

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2 Summary In the German North and Baltic Sea a seabird monitoring scheme is carried out to fulfill inter-national reporting commitments e.g. according to Natura 2000, MSFD and to the regional conventions of OSPAR and HELCOM. In the German sea areas, with particular focus on the Exclusive Economic Zones (EEZ), observer-based aerial and ship-based surveys funded by the Federal Environmental Ministry (BMUB) are conducted on behalf of the Federal Agency for Nature Conservation (BfN).

In 2014 the seabird monitoring programme focused on covering the winter occurrence of seabirds in the German Baltic Sea west of the island of Rügen, the occurrence of divers, Little Gulls, Common Gulls und other seabird species in the inner German North Sea during spring, the (post-)breeding, i.e. summer and autumn, occurrence of seabirds in the German North Sea and the resting occurrence of migrating Little Gulls in the Pommeranian Bight (Baltic Sea).

Furthermore we updated population trends and present spatial long-term trends in distribu-tion patterns of selected seabird species in the German North Sea and Baltic Sea.

Ship-based surveys of the winter occurrence of seabirds in the Baltic Sea west of the island of Rügen in January and February 2014 yielded quite a number of divers and Razor-bills in the deeper offshore waters. Seaducks, especially Common Eiders, Long-tailed Ducks and Common Scoters, were seen in large numbers at shallow banks, especially at the “Han-nibal” in the Bay of Wismar. According to earlier studies this bank represents an area of high potential for conflict between seaducks and overlapping set-net fishery. As seaducks dive frequently during foraging they may get entangled in set-nets and drown. Apart from a spatial overlap with fisheries we also recorded local oil spills, intense shipping and an offshore wind-farm in or near concentration areas of seabirds during the ship-based surveys. These an-thropogenic activities represent a high potential for disturbance or even a source of mortality for various seabirds.

K. LARSSON from the Linnaeus University, Sweden, analyzed the population structure of rest-ing Long-tailed Ducks during the ship-based survey in February. Based on digital photo-graphs he derived a mean proportion of 43% females and a share of 11% juvenile birds. Overall German sea areas host lower proportions of juveniles than other, more northern areas of the Baltic Sea. A high percentage of adults in the German Baltic Sea implies a par-ticularly high conservation responsibility as the survival rate of adults represents the main factor for a stable population.

During the spring survey of seabirds in the German North Sea distinct distribution gaps were found in the occurrence of divers within the usually frequented concentration area. The gaps were characterized by intense anthropogenic activities such as offshore windfarm con-struction sites, fishery and related ship traffic. These areas are temporarily or permanently lost as resting habitat for divers as these species are highly sensitive to disturbance.

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Species usually exhibiting nearshore core distribution areas were seen in rather high num-bers in offshore regions in spring 2014. The offshore zone also hosted high abundances of Little Gulls, Common Guillemots, Black-legged Kittiwakes and Northern Gannets. The latter two species mostly concentrated on the northern rim of the post-glacial river Elbe valley. This area lies west of the SPA “Eastern German Bight” and stretches from the western part of the SAC “Sylt Outer Reef” to the North of this area. The strong affinity of those species for this region is attributed to the regular occurrence of hydrographic fronts and related prey fish. Subsequent monitoring surveys in summer and autumn as well as long-term distribution maps also confirmed the high importance of the area for several piscivorous species.

Numerous Northern Gannets and Common Guillemots were present in the German North Sea during the surveys in summer and autumn of 2014. Concentrations were found along the northern rim of the post-glacial river Elbe valley and during summer also in the vicinity of the colony at Helgoland. In autumn high numbers of Guillemots were also found in the out-most northwestern part of the German EEZ, the so-called “Entenschnabel” (= duckbill). This occurrence was characterized by an extraordinarily distinct boundary at the slopes of the Dogger Bank. In both seasons the Entenschnabel and the adjacent sea areas hosted several Great Skuas and single Atlantic Puffins, dolphins and Minke Whales. In the offshore regions Lesser Black-backed Gulls were mostly seen associated with fishing boats or offshore wind-farms. Apart from these observations this species occurred rather close to shore in autumn.

The resting occurrence of migrating Little Gulls in the Pommeranian Bight was sur-veyed at the end of August 2014. Most of the 280 Little Gulls observed stayed in the northern part of the Greifswald Bodden and partly flocked in high numbers here. Other concentration sites were found at the eastern mouth of the Greifswald Bodden and East of the island of Usedom. The observers noted a high occurrence of pleasure crafts throughout.

For the present report we analyzed trends in the occurrence of seabirds in the German sea areas based on changes in numbers as well as on changes in distribution patterns. Dis-tinct changes were often depicted by both methods. A pronounced decrease of Black-legged Kittiwakes can be seen in trend analyses of summer numbers as well as in maps of mean spring distribution patterns. The winter occurrence of auks displays a positive tendency in results of both methods of analysis. Divers, i.e. mainly Red-throated divers, show a stable occurrence with both a constant distribution pattern and stable numbers during the period of peak abundance in spring in the German North Sea.

Overall, trend analyses revealed many losers that exhibit strong decreases and few winners only. Almost all Larus gulls declined strongly in both sea areas. Strongest decreases were found for the Great Black-backed gull that declined by over 90% in both sea areas. For the first time the analysis of Lesser Black-backed Gull abundance did not result in a significantly positive trend anymore. Numbers of this species at first exhibited a triplication but declined distinctly in recent years and now dropped down to the population level of the beginning of the data series. This strong decrease cannot be attributed to declining breeding numbers as

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breeding pair counts recently showed a stagnation at most. Instead the negative trend in the occurrence of Lesser Black-backed Gulls at sea can be explained by fewer numbers using the marine habitat as a foraging and resting site. Sandwich terns and Black-legged Kitti-wakes also showed declines in the German North Sea by more than two-thirds.

Large-scale declined were thus recorded for surface-feeding species only. Positive trends or tendencies on the other hand were mostly exhibited by diving species. In the German North Sea these include e.g. the Common Guillemot showing a significant increase in summer numbers and the Northern Gannet and Red-throated Divers that both exhibit positive tendencies. In the German Baltic Sea Common Scoters represent the only species showing a significantly positive population trend. A recent positive tendency of wintering numbers of this species was also found at the level of the whole German sea areas. This trend however is not significant over the entire time series.

Detailed analyses revealed regional differences in trends of Common Scoters and Long-tailed Ducks in the German Baltic Sea. The observed increase of Common Scoters took mainly place in the areas west of the island of Rügen while numbers in the Pommeranian Bight showed a negative tendency. Winter numbers of Long-tailed Ducks decreased signifi-cantly at the Odra Bank while significantly increasing at the Adler Ground. A declining im-portance of the Odra Bank was also revealed in spring time for this species and the species group of the divers.

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3 Ergebnisse mit besonderer Relevanz für das Management Bestandstrends: Bei der Betrachtung der Bestandsentwicklung von Seevögeln in den deut-schen Seegebieten gibt es viele Verlierer mit stark abnehmenden Vorkommen und nur weni-ge Gewinner. In beiden Meeresgebieten nehmen die Bestände fast aller Larus-Möwenarten auf See stark ab. Die größten Verluste muss die Mantelmöwe hinnehmen, deren Bestand sich in beiden Meeresgebieten um über 90% reduziert hat. Auch das Vorkommen von Brandseeschwalben und Dreizehenmöwen in der deutschen Nordsee ging um mehr als 3/4 deutlich zurück. Arten mit einer positiven Bestandsentwicklung in der deutschen Nordsee sind beispielsweise die Trottellumme mit einer signifikanten Bestandszunahme sowie der Basstölpel und die Seetaucher mit einer positiven Tendenz. Bemerkenswert sind auch die aktuell festgestellten größeren küstenfernen Vorkommen der tauchenden Arten Eiderente, Trauerente und Seehund, deren genereller Verbreitungsschwerpunkt küstennah liegt. In der deutschen Ostsee ist die Trauerente die einzige Art mit einem zunehmenden Winterbestand.

Großräumige Bestandsabnahmen werden damit ausschließlich für Arten verzeichnet, die ihre Nahrung an der Meeresoberfläche suchen. Zunehmende Bestände oder positive Ten-denzen finden sich dagegen vor allem bei Arten, die ihre Nahrung tauchend erbeuten. Es liegt also nahe, dass sich die Nahrungsverfügbarkeit an der Meeresoberfläche in den letzten Jahren deutlich verschlechtert hat, während sie sich in den etwas tieferen Wasserschichten möglicherweise verbessert hat. Diese Vermutungen können nur begrenzt durch Daten un-termauert werden. Gerade zur Nahrungsverfügbarkeit an der Wasseroberfläche gibt es keine geeignete Datenlage. Hier bietet es sich an, geeignete Indikatoren für die Nahrungssituation der verschiedenen Seevogelarten auszuwählen und im Rahmen von Untersuchungen zu überwachen. In diese Richtung geht z.B. der OSPAR Indikatoren-Kandidat „Bruterfolg der Dreizehenmöwe“, der idealerweise mit Studien zur Nahrungswahl kombiniert werden sollte. In der einzigen deutschen Kolonie auf Helgoland soll der Bruterfolg der Dreizehenmöwen ab 2015 im Rahmen des Seevogelmonitorings überwacht werden. Weitere Indikatorenpro-gramme sind dringend nötig.

Bei den Larus-Möwen könnten auch Veränderungen in der Fischerei eine Rolle für die beo-bachteten Bestandsabnahmen auf See spielen, die ggf. in einer Verringerung bzw. Verände-rung von rückgeworfenem Beifang und Fischereiabfällen resultierten. In Hinblick auf zukünf-tige Entwicklungen wäre deshalb auch eine detaillierte Untersuchung der ökologischen Aus-wirkungen des 2013 beschlossenen EU-Rückwurf-Verbots sehr wünschenswert.

Verteilungsmuster: In beiden Meeresgebieten finden sich Schwerpunktvorkommen von Seevögeln außerhalb der AWZ-Vogelschutzgebiete. In der Nordsee sind der westliche Nord-rand des Elbe-Urstromtals und der Entenschnabel besonders wichtige Gebiete für die Hoch-seearten Eissturmvogel, Basstölpel, Dreizehenmöwe, Trottellumme. Diese Gebiete überlap-pen teilweise mit FFH-Gebieten („Doggerbank“ und Westteil des „Sylter Außenriffs“), erstre-cken sich jedoch auch weit in die angrenzenden Bereiche. Der relevante Bereich des Elbe-urstromtals zieht sich in das Gebiet westlich des SPA „Östliche Deutsche Bucht“ und nördlich des FFH-Gebiets „Sylter Außenriff“. Auch für Seetaucher ist dieser Seebereich ein wichtiger Teil ihres Konzentrationsgebiets.

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Die bedeutenden Vorkommen von Seevögeln in den FFH-Gebieten sollten im Schutzge-bietsmanagement, bzw. in einem ersten Schritt zunächst in den Verordnungen der Gebiete, entsprechend berücksichtigt werden.

In der Ostsee ergaben Zeitreihenanalysen eine abnehmende Bedeutung von Teilen bzw. dem Gesamtgebiet des SPA „Pommersche Bucht“ für Seetaucher, Eisente und Trauerente. Trauerenten nutzten die deutschen Ostseegebiete westlich von Rügen stärker als zuvor. Seetaucher und Eisenten konzentrierten sich stärker als in früheren Jahren auf die küsten-nahen Schutzgebiete, das SPA „Westliche Pommersche Bucht“ und im Fall der Eisenten insbesondere das FFH-Gebiet „Greifswalder Bodden“. Für die Eisenten bedeutet diese Ent-wicklung eine noch stärkere Überlappung mit der intensiven Stellnetzfischerei im Greifswal-der Bodden und damit eine erhöhte Mortalitätsgefahr.

Neben der räumlichen Überlappung mit Stellnetzen wurden auch Ölverschmutzungen, Schiffsverkehr und Windparks in bzw. nahe bei den Schwerpunktgebieten von Seevögeln festgestellt. Diese Nutzungen stellen ein hohes Störpotenzial bzw. eine Mortalitätsquelle für verschiedene Seevögel dar. Bei der Frühjahrserfassung der Seevogelvorkommen in der deutschen Nordsee fielen beispielsweise deutliche Lücken im Seetauchervorkommen in dem gewöhnlich genutzten Hauptkonzentrationsgebiet auf. Diese Lücken waren durch intensive anthropogene Nutzung wie Offshore-Windpark-Baustellen, Fischerei und jeweils damit zu-sammenhängenden Schiffsverkehr gekennzeichnet. Da Seetaucher besonders störungs-empfindlich sind, entfallen diese Bereiche kurz- bis langfristig als Rasthabitat.

Die Rolle der Schutzgebiete muss für die verschiedenen Arten weiter überwacht werden. Einer verringerten Nutzung sollte mittels Datenerhebungen zur Habitatqualität, insbesondere zur Nahrungsverfügbarkeit und zu Konflikten mit anthropogener Nutzung, auf den Grund gegangen werden. Anthropogene Nutzungen mit erheblichem Störpotenzial bzw. Mortalitäts-gefahr für Seevögel müssen v.a. in den Schutzgebieten stark vermindert bzw. verhindert werden.

Monitoringplus: In den letzten Jahren wurde mit Untersuchungen zur Populationsstruktur der Eisenten-Rastbestände im Winter und Frühjahr in der deutschen Ostsee begonnen. Im Zusammenspiel mit weiteren Datensätzen aus anderen Ostseegebieten kann damit eine Langzeitdatenreihe aufgebaut werden, die Auskunft zur generellen Bestandsentwicklung und –stabilität gibt. Die deutschen Gewässer beherbergen nach bisherigen Ergebnissen geringe-re Jungvogelanteile als andere, weiter nördlich gelegene Bereiche der Ostsee. Ein hoher Anteil adulter Tiere in der deutschen Ostsee impliziert eine besonders hohe Schutzverant-wortung, da die Überlebensrate der Altvögel den wichtigsten Faktor für den Bestandserhalt darstellt.

Methodik: Eine Analyse von Veränderungen in Bestand und Verteilungsmuster für einzelne Teilgebiete bzw. Zeitperioden lässt zeitlich-räumliche Unterschiede in der Nutzung der deut-schen Seegebiete durch Seevögel erkennen, die bei einer gemittelten Betrachtung für das Gesamtgebiet bzw. die ganze Zeitreihe nicht deutlich werden.

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4 Einleitung Zur Erfüllung europäischer Berichtspflichten gemäß Natura 2000 (FFH- und Vogelschutz-richtlinie) sowie der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) und der regionalen Meeres-übereinkommen OSPAR- und Helsinki-Konvention wird in den deutschen Seegebieten von Nord- und Ostsee seit 2008 ein Monitoringprogramm zur Erfassung von Seevögeln umge-setzt. Mit Fokus auf die Vogelvorkommen der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) Deutschlands wurden dazu flug- und schiffsgestützte Seevogelerfassungen mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau & Reaktorsicherheit (BMUB) im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) durchgeführt. Das Programm berücksichtigt laufen-de Seevogelmonitoringvorhaben der Länder und deckt bei vielen Erfassungen neben der AWZ auch die Küstenmeere ab. Von Oktober 2011 bis November 2014 liefen diese Arbeiten im Rahmen des BfN-Forschungsclusters 3 „Monitoring und Bewertung von marinen Wirbel-tieren“, das vom Forschungs- und Technologiezentrum Westküste (FTZ) der Universität Kiel koordiniert und vom FTZ, dem Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, dem Deutschen Meeresmuseum Stralsund (DMM) und dem Institut für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft (IHF) der Universität Hamburg bearbeitet wurde.

Inhalt des Seevogelteilvorhabens war (a) die Fortsetzung des bestehenden flug- und schiffs-basierten Seevogel-Monitoringprogramms in der deutschen Nord- und Ostsee mit Schwer-punkt in der AWZ, (b) die Erarbeitung von Vorschlägen zur Optimierung des langfristigen Seevogelmonitoringprogramms in der deutschen Nord- und Ostsee, (c) der Entwurf von Be-wertungen der gem. Vogelschutzrichtlinie (VRL) und MSRL anstehenden Berichtspflichten zu den in der deutschen AWZ der Nord- und Ostsee relevanten Seevogelarten, (d) die Mitarbeit bei der Weiterentwicklung des OSPAR-EcoQO „Seabird population trends“, (e) die Ermitt-lung von räumlichen und zeitlichen Lücken bei den Bestandserhebungen von Seevögeln sowie ggf. die Durchführung ergänzender Bestandserhebungen für Trendanalysen und (f) die Entwicklung bzw. Fortschreibung von artspezifischen Korrekturfaktoren für die Berech-nung von Bestandsgrößen von Seevogelarten.

Schwerpunkte des Seevogel-Monitorings im Projektjahr 2014 waren die Erfassung

(1) der Wintervorkommen von Seevögeln in der deutschen Ostsee westlich Rügen

(2) der Frühjahrsvorkommen von Seetauchern, Zwergmöwen, Sturmmöwen und anderen Seevogelarten in der inneren deutschen Nordsee,

(3) der Brutzeit-/Sommer-Vorkommen und

(4) der Nachbrutzeit- bzw. Herbst-Vorkommen von Seevögeln in der deutschen Nordsee sowie

(5) des Rastvorkommens von Zwergmöwen auf dem Herbstzug in der Pommerschen Bucht.

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Der vorliegende Bericht gibt einen Überblick über die Ergebnisse des flug- und schiffsbasier-ten Seevogel-Monitoringprogramms in der deutschen Nord- und Ostsee aus dem Jahr 2014. Diese Datenerhebungen ermöglichen die Aktualisierung der Trendanalysen von Seevogel-beständen in deutschen Meeresgewässern. Die aktuellen Ergebnisse dieser Trendanalysen bilden einen weiteren Schwerpunkt des vorliegenden Berichts.

Die Aktualisierung des Datensatzes sowie der Datenanalysen sind verpflichtende Vorausset-zung für die Bewertungen im Rahmen eines langfristig angelegten Biodiversitätsmonitorings. Das BfN ist gemäß BNatSchG als Vollzugsbehörde für den Naturschutz in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) von Nord- und Ostsee in diesen Meeresgebieten für das Monitoring und die Bewertung der marinen Wirbeltiere zuständig.

5 Material und Methoden 5.1 Erfassungen im Berichtszeitraum Im Jahr 2014 wurden neben den im Rahmen des Standard-Monitoringprogramms vorgese-henen Seevogelerfassungen weitere ergänzende Erfassungen durchgeführt (Tabelle 1). Zum einen sollten für die Verbesserung der Datengrundlage für Trendanalysen sowie für die An-fangsbewertung im Rahmen der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie ergänzende Monitoringer-fassungen vorgenommen werden. Zum anderen wurden zusätzliche Erfassungen in Abspra-che mit dem Auftraggeber als Ersatz für ausgefallene Erfassungstage im Winter 2013/2014 durchgeführt. Diese hatten das Schließen von zeitlich-räumlichen Datenlücken in den deut-schen Seegebieten bzw. die Verbesserung der Datengrundlage für Trendanalysen zum Ziel. Im Zeitraum Dezember 2013 bis Februar 2014 fielen 3 Flugtage aus (siehe Tabelle 1). Als Ersatz dafür wurden eine 8-tägige schiffsgestützte Erfassungsfahrt in der deutschen Nordsee sowie ein Flugtag im Bereich von Helgoland angesetzt.

Zur Durchführung der ergänzenden bzw. der ersatzweisen Erfassungen wurde an For-schungsfahrten von Kooperationspartnern teilgenommen, die eine Abdeckung von Zeiträu-men und Gebieten gewährleisten, die im Rahmen des Standardmonitorings aus Kostengrün-den nicht möglich waren (für mehr Details siehe MARKONES et al. 2012a). In der deutschen Nordsee wurden Seevogelerfassungen während zwei Fahrten mit den Forschungsschiff „Heincke“ in Kooperation mit dem Institut für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft (IHF) der Universität Hamburg (Fahrtleitung: Dr. J. FLOETER bzw. D. GLOE) durchgeführt. Auf diese Weise wurden wichtige zusätzliche Daten, insbesondere zu den brutzeitlichen und nachbrut-zeitlichen Seevogelvorkommen sowie den Vorkommen während des Frühjahrs- und Herbst-zugs gewonnen.

In der Ostsee stand durch die enge Kooperation des FTZ mit dem Helmholzzentrum Geest-hacht (HZG) das Forschungsschiff „Ludwig Prandtl“ für eine 6-tägige Ausfahrt zur Verfügung. Auf dieser Fahrt konnten daher die Transekte optimal auf die Erfordernisse der Seevogeler-

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fassung abgestimmt werden. Eine weitere Ausfahrt in der Ostsee wurde als 4-tägige Mitfahrt auf dem Forschungsschiff „Haithabu“ des LLUR umgesetzt.

Der vorliegende Bericht enthält neben Ergebnissen aus den im Berichtszeitraum durchge-führten Erfassungen auch die einer 5-tägigen schiffsgestützten Erfassung aus dem Herbst 2013, deren Datenaufbereitung zum Zeitpunkt des vorangehenden Berichts noch nicht ab-geschlossen war (siehe Seevogelmonitoringbericht 2012/2013, MARKONES et al. 2014).

Bei allen Erfassungen wurden Meeressäugetiere nach ESAS-Standard sowie Informationen zu anthropogenen Nutzungen wie z.B. dem Schiffsverkehr und der Fischereiaktivität mit er-fasst.

Tabelle 1: Erfassungen, die im Rahmen des Berichtszeitraums für das Seevogelmeeresmonitoring durchgeführt wurden. Die zusätzlich ins Programm aufgenommenen Erfassungen sind farblich unterlegt (gelb = Ersatz für ausgefallene Erfassungstage, blau = zusätzliche Moni-toringerfassungen für die Verbesserung der Datengrundlage für Trendanalysen).

Gebiet Zeitraum (geplant)

Termine (durchgeführt)

Erfassungs-plattform

Aufwand (geplant)

Schwerpunkte / Fokus-arten

Westl. Ostsee Winter 2013/2014

13.01.2014 – 16.01.2014

Schiff 4 Tage Wintervorkommen, be-sonders Meerseenten, See- und Lappentaucher

Ostsee Winter 2013/2014

24.02.2014 – 01.03.2014

Schiff 8 Tage Wintervorkommen, be-sonders Meerseenten, See- und Lappentaucher

Nordsee Winter n/a Flugzeug 3 Tage

Nordsee Frühjahr 04.03.2014, 12.03.2014 und

Flugzeug 3 Tage

13.03.2014

Nordsee Frühjahr 2014 17.04.2014 – 23.04.2014

Schiff 8 Tage

Nordsee Brutzeit 22.05.2014 Flug 1 Tag

Nordsee Sommer 04.07.2014 – 17.07.2014

Schiff 7 Tage Sommerbestände / Nach-brutzeit

Östl. Ostsee Sommer 2014 26.08.2014 Flugzeug 1 Tag Rastbestand Zwergmöwe

Östl. Ostsee Sommer 2014 n/a Flugzeug 1 Tag Mauser Trauerente

Nordsee 01.09.2014, 29.09.2014

Flug 5 Tage Herbstbestände

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5.2 Durchführung der Seevogelerfassungen im Berichtszeitraum Aufgrund von anhaltend ungünstigen Wetterbedingungen konnte im Winter 2013/14 eine 3-tägige flugzeuggestützte Seevogelerfassung in der Nordsee nicht durchgeführt werden (Tabelle 1). Als Ersatz wurden eine schiffsgestützte Erfassung in der Deutschen Bucht im Frühjahr und eine fluggestützte Erfassung im Bereich von Helgoland zur Brutzeit durchge-führt.

Im Sommer musste ein Flugtag zur Erfassung mausernder Trauerenten in der östlichen Ost-see wetterbedingt entfallen. Eine 5-tägige flugzeuggestützte Gesamterfassung der Nordsee konnte nicht vollständig durchgeführt werden. Drei Flugtage mussten entfallen. Die hierfür vorgesehenen Gelder wurden in die Entwicklung von Routinen zur Datenaufbereitung für die BfN-Facharbeit sowie den webbasierten Dienst des BfN investiert (siehe Kapitel 5.8).

5.3 Methodik der angewandten flugzeuggestützten Seevogelerfassungen

Flugzeuggestützte Seevogelerfassungen erfolgen nach der von KAHLERT et al. (2000), DIE-DERICHS et al. (2002) und CAMPHUYSEN et al. (2004) beschriebenen standardisierten Metho-de. Dabei werden die Seevögel mittels Transektzählungen quantitativ erfasst. Basierend auf eigenen Erfahrungen wurde diese Methode um einige Details erweitert.

Die Zählungen werden mit einem zweimotorigen Flugzeug (Partenavia P-68) in einer Flug-höhe von 250 Fuß (76 m) und bei einer Geschwindigkeit von 90-100 Knoten (180 km/h) durchgeführt. In der Regel sitzen zwei Beobachter in der Sitzreihe hinter dem Piloten an den hier angebrachten, nach außen gewölbten Fensterscheiben (bubble windows).

Das Sichtfeld des Beobachters wird in drei Bereiche unterteilt, die mit prismatischen Winkel-messern eingemessen werden: Transektband A1 (60° bis 40°), Transektband A2 (40° bis 25°) und Transektband B (25° bis 11°). Bei einer Flughöhe von 76 m ist Band A1 47 m breit, Band A2 72 m und Band B 269 m, wobei Transektband A1 in einer Entfernung von 44 m von der mitten unter dem Flugzeug gelegenen Linie der Flugroute beginnt. Der Bereich unter dem Flugzeug bis zu dieser Linie kann bei Zählungen nicht zufriedenstellend eingesehen werden und wird deshalb nicht für die Abundanzberechnungen gewertet. Seevögel werden damit in einem insgesamt 388 m breiten Streifen erfasst. Unter guten Beobachtungsbedin-gungen können auf beiden Flugzeugseiten Erfassungen durchgeführt werden, so dass ins-gesamt ein 776 m breiter Transektstreifen erfasst wird. Bei ungünstigen Lichtbedingungen beschränkt sich die Erfassung nur auf eine Flugzeugseite, bzw. in einigen Fällen nur auf ein-zelne Transektbänder.

Alle Vogelbeobachtungen werden während des Fluges sekundengenau mit Angaben zu Art, Anzahl, Verhalten und ggf. Alter oder Geschlecht auf ein Diktiergerät gesprochen. Die Positi-on wird während des ganzen Fluges von einem GPS-Gerät aufgezeichnet. Dadurch kann später jede Vogelbeobachtung entlang des Transektstreifens auf 50 m genau lokalisiert wer-den.

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Zu Beginn eines jeden Transektes werden allgemeine Angaben zu den Zählbedingungen gemacht und somit die Qualität der Sichtungen bestimmt. Neben den Lichtbedingungen ist die Beschaffenheit der Wasseroberfläche („Seastate“, zu Deutsch Seegangsstärke) von be-sonderer Bedeutung. Sobald weiße Schaumkronen oder Gischt auftreten (ab Seastate 3 in der Skala von DIETRICH et al. 1975) ist die Erfassbarkeit von Vögeln stark herabgesetzt. Zählflüge werden deshalb nur bei höchstens schwachem Wind (bis Stärke 3 Beaufort) durchgeführt.

5.4 Methodik der angewandten schiffsgestützten Seevogelerfassungen

Die Erfassungen von Schiffen erfolgen in enger Anlehnung an eine für nordwesteuropäische Gewässer standardisierte Methode (TASKER et al. 1984, CAMPHUYSEN & GARTHE 2004). Vom Peildeck (= Dach) bzw. von der Nock (= "Balkon" seitlich der Brücke) aus werden von zwei bis drei Beobachtern auf einem 300 m breiten Transekt parallel zur Kiellinie an einer Seite des Schiffes alle fliegenden und schwimmenden Individuen erfasst. Die Entfernung von 300 m als seitliche Begrenzung des Transektes und die Unterteilung des Transektes in ein-zelne Bänder zur Berechnung von Korrekturfaktoren wird nach HEINEMANN (1981) mit Hilfe personenspezifischer Messlineale abgeschätzt.

Synchron zu den Zählungen werden für jedes Zählintervall (i.d.R. 1-Minuten-Abschnitte) An-gaben zur geographischen Position und zu den Beobachtungsbedingungen erhoben, so dass allen Beobachtungen Ortsangaben zuzuordnen sind. Die Suche nach den Vögeln er-folgt kontinuierlich mit dem bloßen Auge, in Seetaucher- und Meeresentengebieten zusätz-lich mit dem Fernglas. Da diese Arten oft hohe Fluchtdistanzen zeigen, muss nach ihnen systematisch mit dem Fernglas gesucht werden, um sie nicht zu übersehen (GARTHE et al. 2002, HÜPPOP et al. 2002). Art-, Alters-, Geschlechtsbestimmung usw. werden mit dem Fernglas durchgeführt bzw. überprüft. Für Abundanz-Berechnungen (z.B. Individuen pro km²) wird zwischen Vögeln im Transekt und außerhalb des Transektes unterschieden. Im Transekt befinden sich alle schwimmenden Vögel in 0-300 m Entfernung vom Schiff sowie alle fliegenden Vögel, die sich (per Konvention) während der ersten Zählsekunde jedes Zäh-lintervalls in dieser Entfernung befinden. Alle außerhalb der 300 m schwimmenden Vögel sowie die in der übrigen Zeit des Zählintervalls innerhalb der 300 m fliegenden Vögel werden als außerhalb des Transektes gewertet. Diese Korrektur bei fliegenden Vögeln, die soge-nannte Schnappschuss-Methode, verhindert, dass häufig und besonders schnell fliegende Arten bzw. Individuen mengenmäßig überschätzt oder mehrfach gezählt werden.

5.5 Verteilungskarten Die Beobachtungsdaten werden in Form von Rasterverteilungskarten dargestellt. Die Ras-tergröße entspricht dabei 5 x 5 km, also einer Fläche von 25 km². Für jede Rasterzelle wird

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ein Abundanzwert [Individuen/km²] für die jeweils betrachtete Art angegeben. Die Darstellung erfolgt in Anlehnung an das ETRS-Raster der EU.

Die Abundanzberechnungen erfolgen unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Wahr-scheinlichkeit der Sichtung und damit die Erfassbarkeit von Vögeln mit zunehmender Entfer-nung vom Beobachter abnehmen. Um den Anteil der in den äußeren Transektbereichen vermutlich übersehenen Vögel auszugleichen, werden Korrekturfaktoren berechnet, die im Rahmen von Bestandsberechnungen mit der Abundanz der festgestellten Individuen jeder Art multipliziert werden.

Für die Daten schiffsbasierter Erfassungen wurden die von GARTHE et al. (2007, 2009) be-rechneten Korrekturfaktoren für den vorliegenden Bericht übernommen. Auf die Daten flug-zeuggestützter Seevogelerfassungen wurden Korrekturfaktoren aus den Berechnungen von MARKONES & GARTHE (2012a) und MARKONES et al. (2012b) angewendet.

Bei schiffsgestützten Erfassungen wird davon ausgegangen, dass eine abnehmende Ent-deckbarkeit mit zunehmender Entfernung von der Transektbasislinie bzw. Erfassungsplatt-form nur auf schwimmende Tiere zutrifft. Da fliegende Vögel aufgrund verschiedener Fakto-ren (Blickwinkel, Hintergrund, keine Abschirmung durch Wellen wie bei schwimmenden Tie-ren etc.) deutlich besser zu sehen sind, wird hier davon ausgegangen, dass alle Individuen innerhalb des 300 m breiten Erfassungstransekts wahrgenommen werden. Bei fluggestütz-ten Erfassungen sind Blickwinkel und Hintergrund für schwimmende und fliegende Vögel dagegen größtenteils ähnlich. Darüber hinaus ist das Problem der abnehmenden Entdeck-barkeit bei fluggestützten Erfassungen aufgrund der hohen Geschwindigkeit generell größer als bei Schiffsurveys. Um diesen unterschiedlichen Beobachtungsbedingungen der beiden Methoden Rechnung zu tragen, werden bei der Abundanzberechnung auf Basis von Schiffs-daten nur die Abundanzen der schwimmenden Vögel mit den genannten Korrekturfaktoren korrigiert, während für die Abundanzberechnung auf Basis von Flugdaten die Abundanzen aller Individuen korrigiert werden.

Bei der Betrachtung der Rasterverteilungskarten ist zu beachten, dass unterschiedliche A-bundanzklassen zur Darstellung des Vorkommens der verschiedenen Seevogelarten ange-wandt wurden. Meeresenten treten in distinkten Trupps von z.T. beträchtlicher Individuenzahl auf. Deshalb wird die Verteilung in Klassen höherer Abundanzen angegeben, um Konzentra-tionsbereiche gegenüber vergleichsweise weniger stark genutzten Bereichen optisch abzu-grenzen.

Das Vorkommen der Seetaucher (Stern- und Prachttaucher) und der häufigsten beiden Al-kenarten (Trottellumme und Tordalk) wird in diesem Bericht jeweils auf Artgruppenniveau betrachtet, wenn ein hoher Anteil von Individuen dieser Artengruppen bei den Erfassungen nicht auf Artniveau bestimmt werden konnte.

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5.6 Untersuchungen zur Populationsstruktur von Eisenten Junge Eisentenmännchen lassen sich unter guten Beobachtungsbedingungen aufgrund der Gefieder- und Schnabelzeichnung von den ähnlich gefärbten Weibchen und den deutlicher verschieden gefärbten adulten Männchen unterscheiden (K. LARSSON, unveröff; Abbildung 1). Junge Weibchen können jedoch nicht auf die gleiche Weise von den adulten Weibchen unterschieden werden. Allerdings wurde bei Sektionen von in Stellnetzen in der Ostsee er-trunkenen Eisenten ein gleicher Anteil von Männchen und Weibchen unter den Jungvögeln festgestellt. Unter dieser Annahme ermöglicht die Bestimmung des Anteils junger Männchen eine Abschätzung des gesamten (doppelt so großen) Jungvogelanteils an lokalen Eisenten-vorkommen. Durch eine großräumige Bestimmung der Jungvogelanteile lassen sich Rück-schlüsse auf den aktuellen Bruterfolg der Eisente ziehen (K. LARSSON, unveröff.). Parallel lässt sich der Anteil adulter Weibchen unter den Eisenten-Rastbeständen abschätzen, der ebenfalls einen wertvollen Aspekt der Populationsstruktur darstellt und Hinweis auf mögliche Gefährdungen im Brutgebiet gibt.

Während der schiffsgestützten Erfassung im Februar 2014 in der Ostsee war KJELL LARSSON von der Kalmar Maritime Academy, Linnaeus Universität, Schweden, für zwei Tage mit an Bord, um die Geschlechterverhältnisse und Jungvogelanteile von Eisenten im Untersu-chungsgebiet durch digitale Fotografien der beobachteten Enten zu bestimmen.

Abbildung 1: Identifizierung von Geschlecht und Alter von Eisenten Clangula hyemalis. Rot = adultes Männchen, gelb = vorjähriges Männchen, blau = Weibchen (Alter nicht anhand äußerer Merkmale zu identifizieren). Foto und Zuordnung: KJELL LARSSON, Kalmar Maritime Academy, Linnaeus Universität Kalmar, Schweden.

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5.7 Analyse der Bestandstrends von Seevögeln auf See Bestandstrends von Seevögeln auf See sind ein wichtiger Aspekt bei der Bewertung ihres Erhaltungszustandes, da diese Tiere einen großen Teil ihres Lebenszyklus auf dem Wasser verbringen. Sie ergänzen somit die Analyse von Brutbestandstrends.

Die Trendberechnungen werden anhand der bestverfügbaren Daten durchgeführt. Daten-grundlage sind dabei nicht nur die Erfassungsdaten aus dem Monitoringprogramm sondern alle relevanten Daten aus der FTZ-TOPASobs-Datenbank. Für die aktuellen Trendanalysen wurde die Datenbankversion aus dem November 2014 verwendet. Diese umfasst Daten aus schiffsgestützten Erfassungen von Juli 1990 bis Oktober 2014 aus der Nordsee und von April 2000 bis Februar 2014 aus der Ostsee. Fluggestützte Erfassungen aus Nord- und Ostsee gingen von März 2002 bis September 2014 in die aktuelle Datenbankversion ein.

Bei der art- und meeresgebietsspezifischen Auswahl der Datengrundlage für die Trendana-lysen wurde – z.B. in Hinblick auf Jahreszeit und Erfassungsplattform – Wert auf eine be-sonders gute, d.h. ausreichend lange und kontinuierliche Datenreihe gelegt. Diese wird vor allem durch die Daten aus schiffsgestützten Erfassungen erfüllt. Für einzelne Arten wie die Seetaucher und Trauerente in der Nordsee eignet sich jedoch eine Analyse auf Basis von fluggestützten Daten besser, da diese eine bessere Datenbasis für die Schwerpunktjahres-zeiten und –gebiete in der deutschen Nordsee bieten. Seetaucher sind darüber hinaus bes-ser per Flugzeug zu erfassen, weil die störungsempfindlichen Tiere bei dieser Erfassungs-methode zu einem geringeren Maß Fluchtbewegungen vollführen, welche bei schiffsgestütz-ten Erfassungen zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Erfassbarkeit führen. Zur Be-rücksichtigung artspezifischer Unterschiede in der Phänologie basieren Trendanalysen wie die Verteilungsmusterzeitreihe auf artspezifischen Jahreszeiten (Tabelle 2). Um eine mög-lichst gute Datenbasis zu gewährleisten wurden darüber hinaus artspezifische Datenein-schränkungen verwendet. Dabei wurden getrennt für einzelne Arten(-gruppen) ggf. ungeeig-nete Zählabschnitte verworfen und artspezifische Seastate-Einschränkungen verwendet (Tabelle 2). Der Seastate ist von besonderer Bedeutung für die Erfassbarkeit von Vögeln, da Wellenhöhe und Auftreten von Schaumkronen das Entdecken von Vögeln auf / über der Wasseroberfläche stark erschweren können (siehe auch Kapitel 5.3).

Die Trendberechnung erfolgt anhand von Abundanzwerten (Individuen pro Quadratkilome-ter). Diese werden für sogenannte „Trendboxen“ (GARTHE et al. 2011), ökologisch möglichst homogene Gebiete, berechnet. Die Trendboxen für die deutsche Nordsee sind in Abbildung 2, die für die Ostsee in Abbildung 3 dargestellt. Aufgrund der starken Konzentration des Vor-kommens von Trauerenten auf die küstennäheren Bereiche der deutschen Nordsee wurden für diese Art eigene Trendboxen entworfen (GARTHE et al. 2011). Um dem aktuellen Verbrei-tungsgebiet dieser Art Rechnung zu tragen, haben wir die bisherigen Trendboxen 1-3 im Rahmen der aktuellen Analysen durch weitere Boxen im küstenfernen Bereich und vor der niedersächsischen Küste ergänzt (Boxen 4-7; Abbildung 4).

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Abbildung 2: Lage der Trendboxen in der deutschen Nordsee nach GARTHE et al. (2011)

Abbildung 3: Lage der Trendboxen in der deutschen Ostsee nach GARTHE et al. (2011)

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Abbildung 4: Lage der Trendboxen zur Berechnung des Bestandstrends der Trauerente Mela-nitta nigra in der deutschen Nordsee

Um belastbare Daten zu erhalten, gilt ein minimaler Erfassungsaufwand pro Box von 20 km2 in der Nordsee bzw. von 10 km² in der Ostsee als Voraussetzung für die Verwendung der Daten in den Trendanalysen. Dies entspricht bei 10 Knoten Geschwindigkeit einer Fahrtzeit von 36 bzw. 18 Stunden. Dieser Minimalaufwand stellt einen Kompromiss zwischen der Da-tenverfügbarkeit und der Belastbarkeit der Trendberechnungen dar.

Die Berechnung der Trends erfolgt mit dem Programm TRIM (Trends & Indices for Monito-ring data, PANNEKOEK & VAN STRIEN 2005, Version 3.53). Dabei wird geprüft, ob sich die Po-pulationsgröße mit der Zeit signifikant ändert. Das Programm ist besonders für Monitoringda-ten geeignet, da Datenlücken, wie sie in Erfassungsdaten typischerweise auftreten, mithilfe von Schätzungen auf Basis loglinearer Modelle (z.B. GLM = Generalised Linear Model) kompensiert werden können. Außerdem erfüllen Monitoringdaten normalerweise nicht die Annahmen einer unabhängigen Poisson-Verteilung, da sie nicht zufällig verteilt und die Da-ten aufeinanderfolgender Jahre nicht unabhängig voneinander sind. Zudem ist die Varianz von Erfassungsdaten normalerweise höher als bei einer Poisson-Verteilung. TRIM enthält spezielle Methoden, um mit diesen Eigenschaften von Monitoringdaten umzugehen (PANNE-KOEK & VAN STRIEN 2005). Alle Berechnungen erfolgen bezogen auf ein Basisjahr, dessen Standardfehler definitionsgemäß „Null“ ist. Es ist empfehlenswert, ein Basisjahr mit guter Datenverfügbarkeit zu wählen, da dies den Standardfehler der Berechnung reduziert. Um Zufallseffekte zu reduzieren und die Datenverfügbarkeit zu verbessern, ist es möglich, die

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Daten aufeinanderfolgender Jahre zusammenzufassen. Für den vorliegenden Bericht wur-den die Daten jeweils in Doppeljahre zusammengefasst.

Die Trends werden in die folgenden Kategorien unterteilt:

- starke Zunahme (↑↑): Signifikante Zunahme von mehr als 5 % pro Jahr (dies be-deutet eine Verdopplung der Abundanz innerhalb von 15 Jahren). Kriterium: unteres Limit des Konfidenzintervalls > 1,05.

- moderate Zunahme (↑):Signifikante Zunahme von weniger als 5 % pro Jahr. Kriteri-um: 1,00 < unteres Limit des Konfidenzintervalls < 1,05.

- stabil (-):Keine signifikante Zu- oder Abnahme. Eventuelle Trends betragen sicher weniger als 5 % pro Jahr. Kriterium: Konfidenzintervall schließt 1 ein, aber das untere Limit ist > 0,95 und das obere Limit ist < 1,05.

- kein signifikanter Trend: Keine signifikante Zu- oder Abnahme. Eventuelle Trends be-tragen aber nicht sicher weniger als 5 % pro Jahr. Kriterium: Konfidenzintervall schließt 1 ein, aber das untere Limit ist < 0,95 und das obere Limit ist > 1,05.

- moderate Abnahme (↓): Signifikante Abnahme von weniger als 5 % pro Jahr. Kriteri-um: 0,95 < oberes Limit des Konfidenzintervalls < 1.

- starke Abnahme (↓↓):Signifikante Abnahme von mehr als 5 % pro Jahr (dies bedeu-tet eine Halbierung der Abundanz innerhalb von 15 Jahren). Kriterium: Oberes Limit des Konfidenzintervalls < 0,95.

5.8 Zeitreihe Verteilungsmuster auf See Für die Facharbeit und den webbasierten Dienst des BfN wurde eine Zeitreihe von Vertei-lungsmustern ausgewählter Seevögel in den deutschen Seegebieten aufbereitet. Dazu wur-den die Daten der FTZ-TOPASobs-Datenbank (vormals Seabirds at Sea-Datenbank) aus schiffs- und fluggestützten Erfassungen in 3-Jahresblöcken zusammengefasst (beginnend mit der Periode 2001-2003, aktuell bis 2010-2012) und im 10 x10 km ETRS-Raster gemittelt. Die Daten von ähnlichen Arten, die bei den Erfassungen zu einem gewissen Anteil nicht auf Artniveau bestimmt werden können, wurden auf Artgruppenniveau zusammengefasst (z.B. Seetaucher, Trottellumme/Tordalk). Um artspezifischen Unterschieden in der Phänologie und Verteilung Rechnung zu tragen, wurden pro Jahresblock mittlere Verteilungsmuster für artspezifisch definierte Jahreszeiten unter Verwendung artspezifischer Dateneinschränkun-gen erstellt (siehe Kapitel 5.7, Tabelle 2).

Der vorliegende Bericht enthält einige Beispiele von Verteilungsmuster-Zeitreihen für ausge-wählte Arten. Alle weiteren Aufbereitungen sollen im Sommer 2015 im Web-Angebot des BfNs sowohl als Geo-Dienst, als auch zum download zur Verfügung gestellt werden.

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Tabelle 2: Artspezifische Jahreszeiten-Zuordnung in deutschen Gewässern und artspezifische Sea-state-Einschränkungen (letztere anhand der mittleren Dichten pro Seastate-Kategorie fest-gelegt). Verwendete Quellen: TOPAS-FTZobs-DB, Stand Okt. 2013, BAUER & GLUTZ VON BLOTZHEIM (1966, 1969), BERNDT & BUSCHE (1991, 1993), BERNDT & DRENCKHAHN (1974), CAMPHUYSEN & VAN DIJK (1983), CRAMP (1985), CRAMP & SIMMONS (1977, 1983), GARTHE (2003), GARTHE et al. (2003, 2004a, 2004b, 2007), GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER (1999), GRUNSKY-SCHÖNEBERG (1998), HENNIG (2001), KRÜGER (2001), MARKONES et al. (2010), MAUL 1994, MENDEL et al. (2008), PRÜTER 1989, SKOV et al. (1995), STONE et al. (1995). SHIP = schiffsgestützte ~, PLANE = fluggestützte Erfassungsdaten

Deutscher Name wissensch. Name Frühjahr Sommer Herbst Winter Seastate SHIP Seastate PLANE

Sterntaucher Gavia stellata 01.03. - 30.04. 01.05. - 15.09. 16.09. – 31.10. 01.11. - 29.02. <6 <3

Prachttaucher Gavia arctica 01.03. - 30.04. 01.05. - 15.09. 16.09. – 31.10. 01.11. - 29.02. <6 <3

Eistaucher Gavia immer 01.03. - 30.04. 01.05. - 15.09. 16.09. – 31.10. 01.11. - 29.02. <6 <3

Gelbschnabeltaucher Gavia adamsii 01.03. - 30.04. 01.05. - 15.09. 16.09. – 31.10. 01.11. - 29.02. <6 <3

Seetaucher Gavia spec. 01.03. - 30.04. 01.05. - 15.09. 16.09. – 31.10. 01.11. - 29.02. <6 <3

Haubentaucher Podiceps cristatus 01.03. - 15.04. 16.04. - 31.07. 01.08. - 15.11. 16.11. - 29.02. <5 <3

Rothalstaucher Podiceps grisegena 01.03. - 30.04. 01.05. - 31.07. 01.08. - 15.11. 16.11. - 29.02. <5 ungeeignet

Ohrentaucher Podiceps auritus 01.03. – 15.05. 16.05. - 31.08. 01.09. - 30.11. 01.12. - 29.02. <5 ungeeignet

Eissturmvogel Fulmarus glacialis 16.03. - 15.05. 16.05. - 31.08. 01.09. - 30.11. 01.12. - 15.03. <7 <5

Basstölpel Sula bassana 01.03. - 30.04. 01.05. - 31.08. 01.09. - 31.10. 01.11. - 29.02. <7 <4

Kormoran Phalacrocorax carbo 01.02. - 31.03. 01.04. - 31.07. 01.08. - 31.10. 01.11. - 31.01. <5 <3

Eiderente Somateria mollissima 01.03. - 30.04. 01.05. - 31.08. 01.09. - 30.11. 01.12. - 29.02. <6 <4

Eisente Clangula hyemalis 01.03. - 30.04. 01.05. - 30.09. 01.10. - 30.11. 01.12. - 29.02. <6 <3

Trauerente Melanitta nigra 01.03. - 31.05. 01.06. - 30.09. 01.10. - 30.11. 01.12. - 29.02. <6 <4

Samtente Melanitta fusca 01.03. - 31.05. 01.06. - 31.08. 01.09. - 30.11. 01.12. - 29.02. <6 <4

Mittelsäger Mergus serrator 01.03. - 30.04. 01.05. - 31.08. 01.09. - 30.11. 01.12. - 29.02. <5 <3

Zwergmöwe Hydrocoloeus minutus 01.04. - 31.05. 01.06. - 15.07. 16.07. - 31.10. 01.11. - 31.03. <6 <5

Lachmöwe Larus ridibundus 01.03. - 30.04. 01.05. - 30.06. 01.07. - 31.10. 01.11. - 29.02. <6 <3

Sturmmöwe Larus canus 01.03. - 15.05. 16.05. - 15.07. 16.07. - 31.10. 01.11. - 29.02. <6 <3

Heringsmöwe Larus fuscus 16.03. - 15.05. 16.05. - 15.07. 16.07. - 31.10. 01.11. - 15.03. <6 <3

Silbermöwe Larus argentatus 01.03. - 15.05. 16.05. - 15.07. 16.07. - 31.10. 01.11. - 29.02. <6 <3

Mantelmöwe Larus marinus 01.03. - 30.04. 01.05. - 31.07. 01.08. - 31.10. 01.11. - 29.02. <6 <5

Dreizehenmöwe Rissa tridactyla 01.03. - 15.05. 16.05. - 31.07. 01.08. - 31.10. 01.11. - 29.02. <7 <5

Brandseeschwalbe Sterna sandvicensis 16.03. - 15.05. 16.05. - 15.07. 16.07. - 15.10. 16.10. - 15.03. <6 <4

Fluss-/Küsten-seeschwalbe

Sterna hirundo /paradisaea 01.04. - 15.05. 16.05. - 15.07. 16.07. - 15.10. 16.10. - 31.03. <6 <4

Trottellumme Uria aalge 01.03. - 15.04. 16.04. - 15.07. 16.07. - 30.09. 01.10. - 29.02. <7 <5

Tordalk Alca torda 01.03. - 15.04. 16.04. - 30.06. 01.07. - 30.09. 01.10. - 29.02. <7 <5

Trottellumme/Tordalk 01.03. - 15.04. 16.04. - 15.07. 16.07. - 30.09. 01.10. - 29.02. <7 <5

Gryllteiste Cepphus grylle 01.03. - 30.04. 01.05. - 31.08. 01.09. - 30.11. 01.12. - 29.02. <5 ungeeignet

Standard 01.03.-31.05. 01.06.-31.08. 01.09.-30.11. 01.12. - 29.02. <7 <5

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Seevogel-Monitoring 2014

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6 Ergebnisse und Diskussion Im Berichtszeitraum wurden verschiedene flug- und schiffsgestützte Seevogelerfassungen als Voraussetzung für Bewertungen im Rahmen eines langfristig angelegten Biodiversitäts-monitorings durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Erfassungen werden nachfolgend im Ein-zelnen dargestellt (Kapitel 6.1). Unter Einbeziehung der neu gewonnenen Daten wurden zudem die Seevogelbestandstrends in der deutschen Nord- und Ostsee nach der in Kapitel 5.7 beschriebenen Vorgehensweise aktualisiert (Kapitel 6.2.1). Räumliche Langzeit-Trends in den Verteilungsmustern ausgewählter Seevogelarten in Nord- und Ostsee präsentieren wir in Kapitel 6.2.2.

6.1 Ergebnisse aktueller Monitoringerfassungen Schwerpunkte des Seevogel-Monitorings im Jahr 2014 waren die Erfassung der Wintervor-kommen von Seevögeln in der deutschen Ostsee westlich Rügen, der Frühjahrsvorkommen von Seetauchern, Zwergmöwen, Sturmmöwen und anderen Seevogelarten in der inneren deutschen Nordsee, der Brutzeit-/Sommer-Vorkommen und der Nachbrutzeit- bzw. Herbst-Vorkommen von Seevögeln in der deutschen Nordsee sowie des Rastvorkommens von Zwergmöwen auf dem Herbstzug in der Pommerschen Bucht.

Ein Teil der geplanten Erfassungen konnte aufgrund ungeeigneter Wetterbedingungen nicht bzw. nur verspätet durchgeführt werden. Als Ersatz für ausgefallene Flugtage wurden alter-native Erfassungen in Absprache mit dem Auftraggeber konzipiert und realisiert (Kapitel 5.1 und Tabelle 1).

Dieser Bericht enthält in Kapitel 6.1.4 zusätzlich zu den aktuellen Ergebnissen auch die einer Erfassung der Seevogel-Herbstvorkommen in der Nordsee aus der vorangehenden Be-richtsperiode.

6.1.1 Wintervorkommen von Seevögeln in der deutschen Ostsee westlich Rügen

Der Transektverlauf der schiffsgestützten Erfassung von 13. bis 16. Januar 2014 in der Kie-ler und Lübecker Bucht (Abbildung 5) entsprach zu großen Teilen denen der ebenfalls mit FS „Haithabu“ durchgeführten Monitoringerfassung im Januar 2012. Die schiffsgestützte Erfas-sung mit FS „Ludwig Prandtl“ von 24. bis 28. Februar 2014 hatte das Schließen von Erfas-sungslücken zwischen Rügen und der Lübecker Bucht zum Ziel. Am 01.03. schloss sich noch ein kürzeres Transekt in einem Bereich der Kieler Bucht an. Auf beiden Fahrten verhin-derte Nebel die Abdeckung einiger Teilbereiche, v.a. in der Lübecker Bucht. Die Beobach-tungsbedingungen wechselten insgesamt zwischen mäßig und gut.

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Seevogel-Monitoring 2014

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Abbildung 5. Transektverlauf der beiden schiffsgestützten Erfassungen im Januar / Februar 2014 in der deutschen Ostsee zwischen Kieler Bucht und Kap Arkona, Rügen.

Seetaucher kamen im gesamten untersuchten Gebiet als Einzelindividuen sowie in kleinen Gruppen vor (Abbildung 6). Dabei wurden tendenziell küstenfernere Gebiete mit tieferem Wasser bevorzugt. 74 % der Seetaucher wurden auf Artniveau bestimmt, 42 % waren Stern-taucher, 32 % Prachttaucher (Tabelle 3, Tabelle 4). Daraus ergibt sich ein Verhältnis von ~ 4 Sterntauchern zu 3 Prachttauchern, was in etwa dem langjährigen Mittel entspricht (siehe Kapitel 6.2.1). Der Verbreitungsschwerpunkt der Seetaucher in der Ostsee, die Pommersche Bucht (SONNTAG et al. 2006, schiffsgestützte Erfassung), war nicht Teil des Untersuchungs-gebietes, was die geringen beobachteten Dichten erklärt. Der von GARTHE et al. (2003, flug-zeuggestützte Erfassung) für Februar beschriebene Verbreitungsschwerpunkt bei Hiddensee wurde während der schiffsgestützen Erfassungen 2014 nicht bestätigt.

Eiderenten, Eisenten, Trauerenten und Samtenten sind Muschelfresser, die ihre Nahrung tauchend erbeuten (MENDEL et al. 2008). Um den energetischen Aufwand des Tauchens gering zu halten, findet die Nahrungssuche bevorzugt auf Flachgründen statt. Daher ähneln sich die Verbreitungsmuster von Eiderente, Eisente und Trauerente stark. Bei der Eiderente verlagert sich das Vorkommen im Laufe des Winters von den Flachgründen zunehmend in küstennahe Gewässer (GARTHE et al. 2003). Der Verbreitungsschwerpunkt der Samtente liegt östlich des Untersuchungsgebietes (GARTHE et al 2003, SONNTAG et al. 2006).

Das Vorkommen der Eiderente (Abbildung 7) konzentriert sich im Untersuchungsgebiet auf die Flachwasserbereiche und Flachgründe nordwestlich des Darß, vor Warnemünde, in der

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Wismarbucht (zehntausende auf dem steinigen Flachgrund „Hannibal“, der Großteil davon außerhalb des Transektes), um Fehmarn und in der äußeren Kieler Förde. Östlich der Halb-insel Zingst tritt diese Art nur in geringen Dichten auf. Dies deckt sich mit den Ergebnissen früherer Untersuchungen (GARTHE et al. 2003, SONNTAG et al. 2006, MARKONES & GARTHE 2009, 2011a, SONNTAG et al. 2010, MARKONES et al. 2012b).

Das Vorkommen der Eisente (Abbildung 8) konzentriert sich im Untersuchungsgebiet auf die Flachgründe und Flachwasserbereiche nördlich der Halbinsel Zingst und westlich der Insel Rügen (Plantagenetgrund). Auch im westlichen Teil des Untersuchungsgebietes kommen Eisenten zum Teil in großer Zahl vor. Nennenswerte Konzentrationen wurden in der Wis-marbucht (besonders große Gruppen im Bereich des steinigen Flachgrundes „Hannibal“ nordwestlich der Insel Poel), in den Gewässern südöstlich von Fehmarn und in der äußeren Kieler Förde festgestellt. Im Osten des hier untersuchten Gebietes schließt sich das Winter-vorkommen der Eisente in der Pommerschen Bucht an (MARKONES et al. 2014).

Das Vorkommen der Trauerente (Abbildung 9) reicht im Gegensatz zum Vorkommen der Eiderente weiter nach Osten. Im Untersuchungsgebiet wurden viele Trauerenten im Bereich des Plantagenetgrundes festgestellt. Auch auf dem „Hannibal“ und der Sagasbank wurden tausende Trauerenten beobachtet, allerdings außerhalb des Transektes. Aus anderen Erfas-sungen ist bekannt, dass auch in der Pommerschen Bucht Trauerenten überwintern (MAR-KONES & GARTHE 2009, 2011a, MARKONES et al. 2014), allerdings nimmt ihre Zahl hier in den letzten Jahren tendenziell ab. Aufgrund des insgesamt positiven Trends für Trauerenten in der deutschen Ostsee ist dies vermutlich auf eine Westverlagerung zurückzuführen (siehe Kapitel 6.2.1).

Samtenten wurden im Westen des Untersuchungsgebietes nur in sehr geringen Zahlen be-obachtet (Tabelle 3, Abbildung 10). Nördlich der Halbinsel Zingst kommt die Samtente an den küstenfernen Rändern der Flachgründe regelmäßig vor. Die Bestände sind hier jedoch deutlich geringer als auf den Flachgründen der östlich angrenzenden Pommerschen Bucht (vgl. GARTHE et al 2003, SONNTAG et al 2006, MARKONES & GARTHE 2009, 2011a, MARKONES et al. 2014).

Auf keinem der beiden Surveys wurden Gryllteisten im Transekt beobachtet, obwohl diese Art im Winter regelmäßig in geringer Dichte im Untersuchungsgebiet auftritt (GARTHE et al. 2003, SONNTAG et al. 2006). Ein Individuum wurde am 26.02. nördlich des Darß außerhalb des Transektes beobachtet. Von 67 Alken waren 6 % Trottellummen, 93 % Tordalken und 1 % blieb unbestimmt. Die mittleren Dichten von Tordalk und Trottellumme decken sich auf beiden Surveys und damit im Westen und im Osten des Untersuchungsgebietes sehr gut (Tabelle 3, Tabelle 4). Tordalken traten besonders in Bereichen mit größeren Wassertiefen auf (Abbildung 11). Schwerpunkte des Vorkommens fanden sich in der Lübecker Bucht, nordwestlich von Warnemünde und in der Hohwachter Bucht.

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Auf beiden Surveys zusammen wurden insgesamt 103 Lappentaucher beobachtet. Davon waren 15 % Zwergtaucher, 71 % Haubentaucher, 6 % Rothalstaucher und 9 % Ohrentau-cher (Tabelle 3, Tabelle 4).

Möwen kamen im gesamten Untersuchungsgebiet vor. Von 882 insgesamt beobachteten Möwen waren knapp 1 % Zwergmöwen, 35 % Lachmöwen, 2 % Sturmmöwen, 55 % Silber-möwen und 7 % Mantelmöwen (Tabelle 3, Tabelle 4).

Kormorane waren mit einer mittleren Dichte von 0,5 Individuen pro km2 im Westen des Ge-bietes etwas häufiger als im Osten (0,3 Ind. / km2, Tabelle 3, Tabelle 4)

Anthropogene Nutzungen konnten im gesamten Untersuchungsgebiet beobachtet werden (Abbildung 12). Besonderes Augenmerk in punkto Konfliktpotenzial mit Seevogelvorkommen kommt der Stellnetzfischerei zu. Meeresenten, Seetaucher, Lappentaucher und Alken ernäh-ren sich tauchend und können sich bei der Nahrungssuche in den Stellnetzen verfangen und dadurch ertrinken. Vor Warnemünde wurden die meisten Stellnetze beobachtet. In diesem Gebiet treten Eiderenten und Trauerenten in hohen Konzentrationen und auch Eisenten auf. Im Konzentrationsgebiet von Eiderente, Eisente und Trauerente in der Wismarbucht wurde während der aktuellen Erfassung lediglich ein Stellnetz beobachtet. In früheren Erfassungen stellte der Flachgrund „Hannibal“ allerdings einen konzentrierten Überlappungsbereich von Stellnetzfischerei und Meeresenten dar (ERDMANN et al. 2005, SONNTAG et al. 2012). Der Plantagenetgrund war im Untersuchungszeitraum frei von Stellnetzen. Dies ist in Anbetracht der Bedeutung dieses Gebietes positiv zu bewerten, allerdings befindet sich an dieser Stelle mit Baltic I ein Windpark sehr nah an einem Hauptkonzentrationsgebiet für Seevögel. Im Strelasund kommt es zu einer Konzentration von Schiffsverkehr und Stellnetzen. Dies stellt für die hier überwinternden Wasservögel (v.a. Schwimmenten, Gänse und Schwäne) eine potenzielle Gefährdung dar. Auch südlich der Sagasbank wurden Stellnetze in einem Gebiet beobachtet, das auch von Eisenten, Eiderenten und Trauerenten intensiv genutzt wird. In der Nähe der Schifffahrtsroute nach Warnemünde wurde Öl registriert. Die Schifffahrtsroute nach Travemünde überschneidet sich mit dem Vorkommen von Alken in diesem Gebiet.

Zur Untersuchung der Populationsstruktur von Eisenten analysierte KJELL LARSSON 300 digitale Fotografien mit insgesamt 1.264 Eisenten vom 24. & 25.02.2014. Anhand von Gefiedermerkmalen unterteilte er diese Tiere in 640 adulte Männchen, 553 Weibchen (ohne Alterszuordnung) und 71 vorjährige Männchen. Unter der Annahme eines gleichen Ge-schlechterverhältnisses bei den jungen Eisenten ergeben sich daraus folgende Populations-anteile: 640 adulte Männchen, 482 adulte Weibchen und 142 vorjährige Jungtiere. Daraus lässt sich ein Jungvogelanteil von 11 % (142/1264 Individuen) ableiten und unter den adulten Tieren ein Weibchenanteil von 43 % (482/1122 Individuen). Das festgestellte ungleiche Ge-schlechterverhältnis unter den adulten Eisenten mit einem geringeren Anteil von Weibchen findet sich in dieser Form im Winter in der gesamten Ostsee (K. LARSSON, pers. Mitt.). In den Vorjahren wurde sowohl bei den fluggestützten als auch den schiffsgestützten Erfassungen in der deutschen Ostsee ebenfalls ein höherer Anteil adulter Männchen festgestellt (K. LARS-

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SON in MARKONES et al. 2012b & MARKONES et al. 2014). Bei den Monitoringerfassungen im Januar 2013 in der Pommerschen Bucht hatte Kjell Larsson ebenfalls einen Weibchenanteil von 43 % der adulten Tiere und einen im Vergleich zu den aktuellen Ergebnissen nur etwas niedrigeren Jungvogelanteil von 7 % festgestellt. In der Region der Kieler und Lübecker Bucht lag der Weibchenanteil unter den adulten Tieren im Februar 2012 dagegen bei nur 35 % und der Anteil vorjähriger Tiere bei weniger als 1 %. Ob es sich bei diesen Unterschie-den um ein räumliches oder zeitliches Muster handelt, konnte mit den aktuellen Zahlen nicht überprüft werden. Die schiffsgestützte Erfassung im Januar 2014 fand zwar auf ganz ähnli-chen bzw. z.T. überlappenden Transekten in der Kieler und Lübecker Bucht wie 2012 statt, es wurden dabei jedoch keine Daten zur Populationsstruktur der Eisenten erhoben.

Vergleichende Untersuchungen im Norden Schwedens und in Finnland ergaben eine enge Korrelation der Jungvogelanteile zwischen diesen nördlicheren Bereichen der Ostsee und den deutschen Gewässern (K. LARSSON, unveröff.). In Jahren mit vergleichsweise hohen Jungvogelanteilen im Norden wurden ebenfalls höhere Jungvogelanteile in deutschen Ge-wässern angetroffen, in Jahren mit niedrigeren Jungvogelanteilen im Norden wurden auch geringere Anteile in Deutschland festgestellt. Insgesamt beherbergen die deutschen Gewäs-ser jeweils geringere Jungvogelanteile als die nördlicher gelegenen Bereiche der Ostsee (K. LARSSON, unveröff.). Immature Eisenten scheinen also eher in nördlicheren Gebieten zu überwintern. Die Ursachen dafür sind nicht bekannt.

Ein hoher Anteil adulter Tiere in der deutschen Ostsee impliziert eine besonders hohe Schutzverantwortlichkeit, da die Überlebensrate der Altvögel nach Populationsmodellen den wichtigsten Faktor für den Bestandserhalt darstellt (SCHAMBER et al. 2009).

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Tabelle 3: Gesamtzahl und mittlere Abundanz aller Arten, die während des schiffsgestützten Surveys im Januar 2014 in der westlichen deutschen Ostsee im Transekt erfasst wurden. Erfas-sungstage: 13.- 16.01.2014. Aufwand: 220 km Strecke, 66 km² Transektfläche

Deutscher Artname Wissenschaftlicher Artname Anzahl Mittlere Abundanz [Ind./km²]

Sterntaucher Gavia stellata 2 0,030

Prachttaucher Gavia arctica 1 0,015

unbestimmter Seetaucher Gavia spec. 5 0,076

Zwergtaucher Tachybaptus ruficollis 15 0,227

Haubentaucher Podiceps cristatus 11 0,167

Rothalstaucher Podiceps grisegena 3 0,045

unbestimmter Lappentaucher Podiceps spec. 1 0,015

Kormoran Phalacrocorax carbo 33 0,500

Höckerschwan Cygnus olor 16 0,243

Stockente Anas platyrhynchos 2 0,030

Eiderente Somateria mollissima 1.403 21,277

Eisente Clangula hyemalis 523 7,931

Trauerente Melanitta nigra 2.654 40,249

Samtente Melanitta fusca 2 0,030

Schellente Bucephala clangula 34 0,516

Mittelsäger Mergus serrator 35 0,531

Gänsesäger Mergus merganser 4 0,061

Zwergmöwe Hydrocoloeus minutus 2 0,030

Lachmöwe Larus ridibundus 8 0,121

Sturmmöwe Larus canus 1 0,015

Silbermöwe Larus argentatus 77 1,168

Mantelmöwe Larus marinus 24 0,364

Trottellumme Uria aalge 1 0,015

Trottellumme/Tordalk Uria aalge / Alca torda 1 0,015

Tordalk Alca torda 13 0,197

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Tabelle 4: Gesamtzahl und mittlere Abundanz aller Arten, die während des schiffsgestützten Surveys im Februar 2014 in der deutschen Ostsee zwischen Kiel und Kap Arkona im Transekt er-fasst wurden. Erfassungstage: 24.02.- 01.03.2014. Aufwand: 832 km Strecke, 248 km² Transektfläche

Deutscher Artname Wissenschaftlicher Artname Anzahl Mittlere Abundanz [Ind./km²]

Sterntaucher Gavia stellata 11 0,044 Prachttaucher Gavia arctica 9 0,036 unbestimmter Seetaucher Gavia spec. 3 0,012 Haubentaucher Podiceps cristatus 62 0,250 Rothalstaucher Podiceps grisegena 3 0,012 Ohrentaucher Podiceps auritus 9 0,036 Kormoran Phalacrocorax carbo 74 0,299 Höckerschwan Cygnus olor 123 0,497 Singschwan Cygnus cygnus 46 0,186 Saatgans Anser fabalis 12 0,048 Graugans Anser anser 1 0,004 Kanadagans Branta canadensis 107 0,432 Ringelgans Branta bernicla 5 0,020 Brandgans Tadorna tadorna 23 0,093 Pfeifente Anas penelope 178 0,719 Stockente Anas platyrhynchos 474 1,914 Spießente Anas acuta 4 0,016 Bergente Aythya marila 1 0,004 Eiderente Somateria mollissima 1.525 6,157 Eisente Clangula hyemalis 4.244 17,134 Trauerente Melanitta nigra 4.216 17,021 Samtente Melanitta fusca 141 0,569 Schellente Bucephala clangula 134 0,541 Mittelsäger Mergus serrator 22 0,089 Gänsesäger Mergus merganser 3 0,012 Seeadler Haliaeetus albicilla 8 0,032 Blässhuhn Fulica atra 6 0,024 Zwergmöwe Hydrocoloeus minutus 5 0,020 Lachmöwe Larus ridibundus 302 1,219 Sturmmöwe Larus canus 17 0,069 Silbermöwe Larus argentatus 409 1,651 Mantelmöwe Larus marinus 37 0,149 Trottellumme Uria aalge 3 0,012 Tordalk Alca torda 49 0,198 Feldlerche Alauda arvensis 4 0,016 Saatkrähe Corvus frugilegus 4 0,016 Rabenkrähe Corvus corone corone 1 0,004 Nebelkrähe Corvus corone cornix 13 0,052 unbestimmter Singvogel 2 0,008

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Abbildung 6: Vorkommen von Sterntauchern Gavia stellata, Prachttauchern Gavia arctica und nicht auf Artniveau bestimmten Seetauchern Gavia spec. in der deutschen Ostsee während zwei schiffsgestützter Erfassungen vom 13.-16.01.2014 und 24.02.-01.03.2014

Abbildung 7: Vorkommen von Eiderenten Somateria mollissima in der deutschen Ostsee wäh-rend zwei schiffsgestützter Erfassungen vom 13.-16.01.2014 und 24.02.-01.03.2014

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Abbildung 8: Vorkommen von Eisenten Clangula hyemalis in der deutschen Ostsee während zwei schiffsgestützter Erfassungen vom 13.-16.01.2014 und 24.02.-01.03.2014

Abbildung 9: Vorkommen von Trauerenten Melanitta nigra in der deutschen Ostsee während zwei schiffsgestützter Erfassungen vom 13.-16.01.2014 und 24.02.-01.03.2014

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Abbildung 10: Vorkommen von Samtenten Melanitta fusca in der deutschen Ostsee während zwei schiffsgestützter Erfassungen vom 13.-16.01.2014 und 24.02.-01.03.2014

Abbildung 11: Vorkommen von Tordalken Alca torda in der deutschen Ostsee während zwei schiffsgestützter Erfassungen vom 13.-16.01.2014 und 24.02.-01.03.2014

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Abbildung 12. Beobachtungen anthropogener Nutzungen in der deutschen Ostsee während zwei schiffsgestützter Erfassungen vom 13.-16.01.2014 und 24.02.-01.03.2014

6.1.2 Frühjahrsvorkommen von Seetauchern, Zwergmöwen, Sturmmöwen und ande-ren Seevogelarten in der inneren deutschen Nordsee

Im März 2014 waren die Wetterbedingungen in der deutschen Nordsee günstig, so dass die geplante dreitägige flugzeuggestützte Erfassung der inneren Deutschen Bucht bei sehr gu-ten bis guten Zählbedingungen stattfinden konnte. Die Surveys erfolgten am 4., 12. und 13.03.2014. Durch militärische Schießübungen am 12. und 13.03. mussten Teilstücke von drei Monitoringtransekten entfallen. Dies betraf auch einen Abschnitt im Nordteil des SPAs „Östliche Deutsche Bucht (Abbildung 13).

Bei den Erfassungen wurden zahlreiche anthropogene Nutzungen festgestellt (Abbildung 26). Neben dem typischen intensiven Schiffsverkehr im erweiterten Elbe-Weser-Mündungsbereich und im Verkehrstrennungsgebiet wurde erhöhtes Schiffsaufkommen im Bereich der im Bau befindlichen Offshore-Windparks beobachtet.

Das hohe Schiffsaufkommen in den Verkehrstrennungsgebieten wurde durch direkte Schiffsbeobachtungen sowie durch die auf dem Wasser sichtbaren Fahrspuren ersichtlich. Fischereifahrzeuge hielten sich vor allem im Norden und Osten des Untersuchungsgebietes auf, z.B. am Nordrand des SPA „Östliche Deutsche Bucht“.

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Während einer Seereise mit dem Forschungsschiff „Heincke“ vom 17.-23.4.2014 wurden weitere Seevogelerfassungen in der inneren Deutschen Bucht durchgeführt (vgl. 5.1, Abbil-dung 15). Durch mäßigen bis starken Wind und zeitweise Sturm waren die Erfassungsbedin-gungen häufig nur mäßig gut. Am 18.4. konnte sturmbedingt keine SAS-Zählung erfolgen.

Abbildung 13: Transektverlauf der fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014 in der deutschen Nordsee. Die Erfassungslücke im Nordteil des SPA „Östliche Deutsche Bucht“ re-sultiert aus einer Gebietssperrung wegen Militärübungen.

Während der fluggestützten Erfassung im März 2014 kamen Seetaucher nahezu flächig westlich der schleswig-holsteinischen Nordseeküste vor (Abbildung 14). Die höchsten Dich-ten fanden sich im bekannten Konzentrationsbereich westlich von Sylt und Amrum, im SPA „Östliche Deutsche Bucht“ und vor Eiderstedt. Insgesamt war das Vorkommen etwas niedri-gerer und deutlicher auf die küstennäheren Bereiche konzentriert als während vorangegan-gener Erfassungen zum Seetauchermaximum im April (vgl. MARKONES et al. 2012a, b). So wurden nur wenige Seetaucher westlich des SPA beobachtet. Auch vor der niedersächsi-schen Küste war das Vorkommen insgesamt deutlich geringer und lückiger als bei früheren Erfassungen im April (vgl. MARKONES et al. 2012a, b). Es wurden insgesamt 605 Seetaucher erfasst, von denen gut 58% auf Artniveau bestimmt werden konnten. Dabei handelte es sich zum überwiegenden Teil mit 348 Individuen um Sterntaucher (99 % der artbestimmten See-taucher), sowie 4 Prachttaucher. Das im Vergleich zu bisherigen Ergebnissen insbesondere im Nordteil des SPAs und nordwestlich deutlich geringere Seetauchervorkommen ist vermut-

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lich nicht nur auf die Militärübungen zurückzuführen, sondern auch auf die neu errichteten Windparks und den damit verbundenen intensiven Schiffsverkehr, sowie auf das hohe fi-schereibedingte Schiffsvorkommen (Abbildung 26). Zwischen diesen intensiv von Menschen genutzten Gebieten und den Seetauchern gab es kaum räumliche Überlappungen (Abbildung 27). Da Seetaucher besonders störungsempfindlich sind (MENDEL et al. 2008, SCHWEMMER et al. 2011), spricht vieles dafür, dass diese Bereiche ganz (im Fall von Offsho-re-Windparks nebst direktem Umfeld) oder zumindest zeitweise (im Fall von Schiffsverkehr) als Rasthabitat entfallen (siehe auch MENDEL & GARTHE 2010, DIERSCHKE et al. 2012). Bei der schiffsgestützten Erfassung im April 2014 wurden Seetaucher nur küstenfern jenseits der 20 m-Tiefenlinie festgestellt (Abbildung 15). Das bekannte Hauptkonzentrationsgebiet im Nordosten der AWZ wurde dabei räumlich nicht erfasst. Insgesamt wurden 14 Sterntaucher und ein unbestimmter Seetaucher festgestellt (Tabelle 6).

Zwergmöwen wurden während der Flugsurveys im März 2014 nahezu in der gesamten in-neren Deutschen Bucht angetroffen (Abbildung 16). Die höchsten Zwergmöwendichten wur-den küstenfern im Ostteil des SPAs sowie offshore nördlich der westlichen ostfriesischen Inseln beobachtet. Insgesamt wurden 366 Individuen festgestellt (Tabelle 5). Das Muster ähnelt damit grundsätzlich denjenigen aus früheren Erfassungen im April (MARKONES et al. 2012a). Es wurden jedoch insgesamt niedrigere Dichten beobachtet und insbesondere das erweiterte Elbeästuar wurde wesentlich weniger stark frequentiert als zuvor. Dies hängt ver-mutlich mit dem frühen Erfassungszeitpunkt im März vor dem Hauptdurchzug der Zwergmö-wen und dem Wettergeschehen zusammen. Gerade Zwergmöwen zeigen abhängig von den Windverhältnissen deutliche Unterschiede in ihrer räumlichen Verbreitung innerhalb der deutschen AWZ (MARKONES et al. 2012b).

Sturmmöwen zeigten im März 2014 eine lückige Verbreitung entlang der inneren Deutschen Bucht (Abbildung 17). Während der Zählflüge wurden insgesamt 260 Individuen gezählt (Tabelle 5). Das Vorkommen war geringer und weniger auf die küstennahen Bereiche be-schränkt als im April 2012 zu Beginn der Brutzeit (MARKONES et al. 2012b). Insbesondere am 13.3.2014 wurde noch deutlicher Zug festgestellt. Die größten Konzentrationen wurden nordwestlich vor Borkum, nördlich von Langeoog und Spiekeroog sowie westlich von Sylt bis in den Ostteil des SPAs festgestellt.

Basstölpel traten mit nur 21 Tieren in geringen Individuenzahlen und überwiegend küsten-fern auf (Abbildung 18, Tabelle 5). Die größte Konzentration lag nordwestlich von Helgoland am Nordrand des Elbeurstromtals.

Dreizehenmöwen waren dagegen mit knapp 500 gezählten Individuen außerordentlich zahl-reich vertreten, insbesondere im küstenfernen Bereich westlich des SPAs und nördlich des Elbeurstromtals (Abbildung 19, Tabelle 5). Oft wurden Vergesellschaftungen mit Alken beo-bachtet.

Die Artengruppe der Alken, zu denen Trottellummen und Tordalken zählen, wurde nahezu im gesamten erfassten Bereich mit einem deutlichen Schwerpunkt in der AWZ angetroffen (Abbildung 20). Auf Artniveau wurden 75 % der Alken bestimmt. Mit 93% der artbestimmten Individuen wurden deutlich mehr Trottellummen als Tordalken beobachtet (Tabelle 5). Die

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Tordalken zeigten einen deutlichen Verbreitungsschwerpunkt ganz im Westen vor der nie-dersächsischen Küste, während sie in den anderen Gebieten nahezu fehlten (ohne Abbil-dung). Die größten Konzentrationsbereiche der Trottellummen lagen nordwestlich von Helgo-land und im Westen des SPAs. Während die Trottellummen nahe Helgoland fast alle bereits im Brutkleid waren, handelte es sich bei den Individuen weiter im Norden überwiegend um Schlichtkleid-Vögel, also höchstwahrscheinlich immature Trottellummen. Während der schiffsgestützten Erfassung im April waren die Trottellummen noch stärker auf das Seege-biet um Helgoland konzentriert (Abbildung 21). Insbesondere westlich und nordwestlich der Insel fanden sich große Konzentrationen z.T. mit starker ost-westlicher Flugaktivität. Dabei handelte es sich vermutlich um Nahrungsflüge zwischen der Kolonie und einem nordwestlich von Helgoland gelegenen Nahrungsgebiet. In diesem Bereich wurde eine Fressgemeinschaft bestehend aus 30 Trottellummen, 15 Dreizehenmöwen, 2 Heringsmöwen und 3 Basstölpeln beobachtet. Bei der schiffsgestützten Erfassung wurden insgesamt 99 % der Trottellummen und Tordalken auf Artniveau bestimmt, wobei Trottellummen mit 169 Ind. zu 2 Tordalken 98 % aller Alken ausmachten (Tabelle 6).

Während Eiderenten in früheren Jahren typischerweise das ganze Jahr über auf die Watten und sehr küstennahen Bereiche beschränkt waren (MARKONES & GARTHE 2011a), ist seit dem Winter 2009/2010 entlang der schleswig-holsteinischen Küste eine seewärtige Expansi-on des Eiderentenvorkommens zu beobachten (MARKONES & GARTHE 2010, 2012b, GUSE et al. 2014). Dieses Muster gilt nicht nur für den Spätwinter, sondern wurde auch im Frühjahr 2014 beobachtet (Abbildung 22, Tabelle 5). Die Hauptvorkommen befanden sich im Bereich der Außeneider südwestlich von Eiderstedt und westlich von Amrum. Sie zogen sich teilwei-se bis in die AWZ und das SPA.

Auch Trauerenten zeigten in den letzten Jahren eine verstärkte Nutzung küstenfernerer Ge-biete bis in die AWZ und das SPA (MARKONES et al. 2012 a,b, SPALKE et al. 2013, GUSE et al. 2014). Während der fluggestützten Erfassungen im März 2014 wurden die größten Kon-zentrationen im Bereich der schleswig-holsteinischen 12-Seemeilenzone beobachtet, die v.a. im Norden weit westlich darüber hinausreichten (Abbildung 23). Vor der niedersächsischen Küste war das Vorkommen deutlich kleiner und viel stärker auf die inselnahen Bereiche vor Juist bis Spiekeroog begrenzt. Die Trauerente war mit über 9.000 Individuen die insgesamt häufigste Seevogelart (Tabelle 5).

Im März 2014 hielten sich relativ viele Seehunde im Offshorebereichen auf (Tabelle 5). Ne-ben küstennahen Vorkommen vor Sylt, Spiekeroog und Wangerooge wurde ein Schwerpunkt deutlich küstenfern nordwestlich des SPA „Östliche Deutsche Bucht“ festgestellt (Abbildung 24). Letzteres Gebiet war bei bisherigen Erfassungen aus dem März kaum von Seehunden genutzt worden (Abbildung 25).

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Tabelle 5: Gesamtzahl und mittlere Abundanz aller Arten, die während des fluggestützten Surveys im März 2014 in der deutschen Nordsee im Transekt erfasst wurden. Erfassungstage: 04., 12.& 13.03.2014. Aufwand: 4.051 km Strecke, 1.571 km² Transektfläche

Deutscher Artname Wissenschaftlicher Artname Anzahl Mittlere Abundanz [Ind./km²]

Eiderente Somateria mollissima 2.114 1,346 Eisente Clangula hyemalis 1 0,001 Trauerente Melanitta nigra 9.406 5,987 Samtente Melanitta fusca 5 0,003 Goldregenpfeifer Pluvialis apricaria 2 0,001 Kiebitz Vanellus vanellus 2 0,001 Alpenstrandläufer Calidris alpina 8 0,005 unbestimmte Limikole 6 0,004 Zwergmöwe Hydrocoloeus minutus 366 0,233 Lachmöwe Larus ridibundus 74 0,047 Sturmmöwe Larus canus 260 0,165 unbestimmte Kleinmöwe 26 0,017 Heringsmöwe Larus fuscus 336 0,214 Silbermöwe Larus argentatus 361 0,230 Mantelmöwe Larus marinus 35 0,022 unbestimmte Großmöwe 31 0,020 Mantel/Heringsmöwe 1 0,001 Dreizehenmöwe Rissa tridactyla 498 0,317 unbestimmte Möwe 86 0,055 Trottellumme Uria aalge 452 0,304 Trottellumme/Tordalk Uria aalge / Alca torda 164 0,110 Tordalk Alca torda 33 0,022 unbestimmter Alk 1 0,001 Türkentaube Streptopelia decaocto 2 0,001 Feldlerche Alauda arvensis 1 0,001 Amsel Turdus merula 1 0,001 unbestimmter Singvogel 27 0,017 unbestimmter Meeressäuger 2 0,001 Schweinswal Phocoena phocoena 185 0,118 Kegelrobbe/Seehund 5 0,003 Seehund Phoca vitulina 33 0,021

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Tabelle 6: Gesamtzahl und mittlere Abundanz aller Arten, die während des schiffsgestützten Surveys im April 2014 in der deutschen Nordsee im Transekt erfasst wurden. Erfassungstage: 17.- 23.04.2014. Aufwand: 827 km Strecke, 248 km² Transektfläche

Deutscher Artname Wissenschaftlicher Artname Anzahl Mittlere Abundanz [Ind./km²]

Sterntaucher Gavia stellata 14 0,057 unbestimmter Seetaucher Gavia spec. 1 0,004 Eissturmvogel Fulmarus glacialis 3 0,012 Basstölpel Sula bassana 21 0,085 Fischreiher Ardea cinerea 5 0,020 Blässgans Anser albifrons 4 0,016 Trauerente Melanitta nigra 8 0,032 Turmfalke Falco tinnunculus 1 0,004 Regenbrachvogel Numenius phaeopus 1 0,004 Waldwasserläufer Tringa ochropus 6 0,024 Zwergmöwe Hydrocoloeus minutus 34 0,137 Lachmöwe Larus ridibundus 7 0,028 Sturmmöwe Larus canus 91 0,367 Heringsmöwe Larus fuscus 263 1,061 Silbermöwe Larus argentatus 7 0,028 Mantelmöwe Larus marinus 1 0,004 Dreizehenmöwe Rissa tridactyla 86 0,347 Brandseeschwalbe Sterna sandvicensis 41 0,165 Flussseeschwalbe Sterna hirundo 2 0,008 Küstenseeschwalbe Sterna paradisaea 5 0,020 Trottellumme Uria aalge 169 0,682 Trottellumme/Tordalk Uria aalge / Alca torda 2 0,008 Tordalk Alca torda 2 0,008 Ringeltaube Columba palumbus 1 0,004 Rauchschwalbe Hirundo rustica 2 0,008 Wiesenpieper Anthus pratensis 80 0,323 Bachstelze Motacilla alba 1 0,004 Misteldrossel Turdus viscivorus 1 0,004 unbestimmter Singvogel 191 0,771 unbestimmter Meeressäuger 3 0,012 Schweinswal Phocoena phocoena 3 0,012 Kegelrobbe/Seehund 1 0,004 Kegelrobbe Halichoerus grypus 2 0,008 Seehund Phoca vitulina 5 0,020

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Abbildung 14: Vorkommen von Seetauchern Gavia spec. in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014

Abbildung 15: Vorkommen von Sterntauchern Gavia stellata in der deutschen Nordsee wäh-rend einer schiffsgestützten Erfassung vom 17.-23.04.2014

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Abbildung 16: Vorkommen von Zwergmöwen Hydrocoloeus minutus in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014

Abbildung 17: Vorkommen von Sturmmöwen Larus canus in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014

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Abbildung 18: Vorkommen von Basstölpeln Sula bassana in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014

Abbildung 19: Vorkommen von Dreizehenmöwen Rissa tridactyla in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014

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Abbildung 20: Vorkommen von Trottellummen / Tordalken Uria aalge / Alca torda in der deut-schen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014

Abbildung 21: Vorkommen von Trottellummen Uria aalge in der deutschen Nordsee während einer schiffsgestützten Erfassung vom 17.-23.04.2014

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Abbildung 22: Vorkommen von Eiderenten Somateria mollissima in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014

Abbildung 23: Vorkommen von Trauerenten Melanitta nigra in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014

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Abbildung 24: Vorkommen von Seehunden Phoca vitulina in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014

Abbildung 25: Mittleres Vorkommen von Seehunden Phoca vitulina in der deutschen Nordsee im März (Datenbasis: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen 1990-2013)

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Abbildung 26. Beobachtungen anthropogener Nutzungen in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014

Abbildung 27. Vorkommen von Seetauchern (siehe Abbildung 14) und Beobachtungen anthro-pogener Nutzungen während einer fluggestützten Erfassung vom 04., 12. & 13.03.2014

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6.1.3 Brutzeit-/Sommer-Vorkommen von Seevögeln in der deutschen Nordsee

Im Sommer 2014 fanden zwei Seevogelerfassungen statt. Die erste war ein Zählflug mit Nord-Süd-Transekten am 22.5.2014, der zur Brutzeit im Seegebiet um Helgoland stattfand. Dabei herrschten gute Erfassungsbedingungen bei Seastate 0 bis 2.

Die zweite Erfassung war eine Seereise mit dem Forschungsschiff „Heincke“ vom 4. bis 17.7.2014 in der Deutschen Bucht, die diagonal durch die deutsche AWZ Richtung schotti-sche Ostküste verlief. Die Erfassungsbedingungen waren hierbei ebenfalls überwiegend gut und sehr gut, an einzelnen Tagen wegen stärkeren Windes auch nur mäßig. An einem Tag musste das Forschungsprogramm aufgrund von Sturm zeitweise unterbrochen werden.

Während des Zählfluges im Mai wurden zahlreiche anthropogene Aktivitäten beobachtet (Abbildung 37). Im erweiterten Elbe-Weser-Mündungsbereich konnte der typisch intensive Schiffsverkehr beobachtet werden. Insbesondere im Bereich der Offshore-Windparks wurden zudem zahlreiche Arbeitsschiffe festgestellt. Außerdem wurden einige Fischereifahrzeuge, Freizeitboote (Segel- und Motorboote) und Behördenschiffen beobachtet. Auch während der Seereise im Juli wurde intensiver Schiffsverkehr festgestellt. Sowohl der Bereich der Elb-mündung wie auch das Seegebiet vor den ostfriesischen Inseln wurde stark durch die Frei-zeitschifffahrt (Segelboote etc.) und teilweise auch durch die Fischerei und Handelsschiff-fahrt genutzt (Abbildung 39).

Basstölpel waren während des Zählfluges zur Brutzeit v.a. auf die Gewässer direkt um die Helgoländer Kolonie konzentriert (Abbildung 28). Ein weiterer Schwerpunkt lag wie schon im Frühjahr nordwestlich der Insel am Nordrand des Elbeurstromtals. Während der Seereise im Juli wurden sehr viele Basstölpel beobachtet. Neben einem ausgeprägten küstenfernen Vor-kommen wurde eine größere Konzentration im erweiterten Jade-Weser-Mündungsbereich, dem Seegebiet zwischen Wangerooge und Helgoland, beobachtet (Abbildung 29). Die Ver-breitungsmuster ähneln damit grundsätzlich früheren Erfassungen im Sommer, das Vor-kommen war jedoch deutlich flächiger und größer als in der Vergangenheit (vgl. MARKONES & GARTHE 2011b, MARKONES et al. 2014).

Trottellummen waren zur Brutzeit auf das Seegebiet um die Helgoländer Kolonie kon-zentriert. Der Schwerpunkt lag westlich der Insel (Abbildung 30). Zur ausgehenden Brutzeit im Juli wurden Trottellummen mit Ausnahme der küstennahen Gebiete nahezu im gesamten erfassten Bereich festgestellt (Abbildung 31). Die größten Konzentrationen wurden um Hel-goland, im Westen und im äußersten Nordwesten der AWZ (Entenschnabel) beobachtet. Die Trottellumme war mit knapp 700 Individuen die zweithäufigste Art während der Seereise (Tabelle 8).

Während des Flugsurveys zur Brutzeit wurden Dreizehenmöwen insbesondere in der Nähe der Helgoländer Kolonie, sowie nordwestlich davon entlang des Elbeurstromtals beobachtet (Abbildung 32). Die Affinität zu diesem Seegebiet ist von früheren Erfassungen bekannt (MARKONES & GARTHE 2011b, MARKONES et al. 2014) und hängt höchstwahrscheinlich mit den dort regelmäßig auftretenden Fronten und assoziierten Beutefischen zusammen (MAR-KONES 2007).

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Zwergmöwen wurden im Mai ausschließlich im Bereich der Elbmündung nordwestlich von Neuwerk festgestellt (Abbildung 33). Dieser Bereich wird typischerweise auch während des Frühjahrszuges stark frequentiert (MARKONES et al. 2012b).

Heringsmöwen waren während des Flugsurveys dagegen deutlich weiter verbreitet. Sie zeigten die größten Konzentrationen vor den nordfriesischen Außensänden, im Seegebiet um Helgoland, sowie im erweiterten Elbe-Weser-Mündungsbereich (Abbildung 34). Die Ge-biete mit größeren Heringsmöwenkonzentrationen überlagerten sich häufig mit den Gebieten erhöhter Fischereiaktivität (Abbildung 38). Heringsmöwen nutzen Fischereiabfälle und Rückwurf intensiv als Nahrungsquelle (z.B. CAMPHUYSEN et al. 1995, GARTHE & HÜPPOP 1998, SCHWEMMER & GARTHE 2005). Die Heringsmöwe war die zweithäufigste Art während des Flugsurveys im Mai und die häufigste während der Seereise im Juli (Tabelle 7, Tabelle 8).

Eissturmvögel wurden wie in der Vergangenheit nur küstenfern angetroffen (vgl. MARKONES & GARTHE 2011b, MARKONES et al. 2014) und zeigten eine lückige Verbreitung (Abbildung 35). Die größten Konzentrationen befanden sich im Bereich der äußeren AWZ an den Aus-läufern der Doggerbank und in der zentralen Deutschen Bucht.

Während der Seereise im Juli gelangen Nachweise von seltener in der deutschen Nordsee gesichteten Vogel- und Meeressäugerarten. Im äußeren Jade-Wesermündungsbereich wur-den einige Trauerseeschwalben beobachtet (Abbildung 36, Tabelle 8). Außerdem wurden je ein Papageitaucher, Wellenläufer, unbestimmter Delfin und Zwergwal im Bereich des Entenschnabels bzw. der äußeren Deutschen Bucht gesichtet.

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Tabelle 7: Gesamtzahl und mittlere Abundanz aller Arten, die während des fluggestützten Surveys im Mai 2014 in der deutschen Nordsee um Helgoland im Transekt erfasst wurden. Erfas-sungstag: 22.05.2014. Aufwand: 1.439 km Strecke, 558 km² Transektfläche

Deutscher Artname Wissenschaftlicher Artname Anzahl Mittlere Abundanz [Ind./km²]

Sterntaucher Gavia stellata 1 0,002

unbestimmter Seetaucher Gavia spec. 2 0,004

Basstölpel Sula bassana 65 0,116

Kormoran Phalacrocorax carbo 2 0,004

Weisswangengans Branta leucopsis 40 0,072

Eiderente Somateria mollissima 3 0,005

Trauerente Melanitta nigra 350 0,627

Zwergmöwe Hydrocoloeus minutus 61 0,109

Lachmöwe Larus ridibundus 12 0,021

Sturmmöwe Larus canus 18 0,032

unbestimmte Kleinmöwe 2 0,004

Heringsmöwe Larus fuscus 299 0,535

Silbermöwe Larus argentatus 23 0,041

Mantelmöwe Larus marinus 1 0,002

unbestimmte Großmöwe 2 0,004

Dreizehenmöwe Rissa tridactyla 107 0,192

unbestimmte Möwe 13 0,023

Brandseeschwalbe Sterna sandvicensis 43 0,077

Flussseeschwalbe Sterna hirundo 1 0,002

Küstenseeschwalbe Sterna paradisaea 2 0,004

Fluss-/Küstenseeschwalbe 12 0,021

unbestimmte Seeschwalbe 3 0,005

Trottellumme Uria aalge 114 0,204

Trottellumme/Tordalk Uria aalge / Alca torda 2 0,004

unbestimmter Singvogel 1 0,002

Schweinswal Phocoena phocoena 35 0,063

Kegelrobbe/Seehund 4 0,007

Kegelrobbe Halichoerus grypus 4 0,007

Seehund Phoca vitulina 9 0,016

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Tabelle 8: Gesamtzahl und mittlere Abundanz aller Arten, die während des schiffsgestützten Surveys im Juli 2014 in der Nordsee im Transekt erfasst wurden. Erfassungstage: 04.- 17.07.2014. Aufwand: 1756 km Strecke, 527 km² Transektfläche

Deutscher Artname Wissenschaftlicher Artname Anzahl Mittlere Abundanz [Ind./km²] Eissturmvogel Fulmarus glacialis 235 0,446 Atlantiksturmtaucher Puffinus puffinus 2 0,004 Wellenläufer Oceanodroma leucorhoa 1 0,002 Basstölpel Sula bassana 206 0,391 Kormoran Phalacrocorax carbo 7 0,013 Löffler Platalea leucorodia 2 0,004 Graugans Anser anser 5 0,009 Brandgans Tadorna tadorna 3 0,006 Eiderente Somateria mollissima 1 0,002 Trauerente Melanitta nigra 85 0,161 Blässhuhn Fulica atra 1 0,002 Alpenstrandläufer Calidris alpina 9 0,017 Regenbrachvogel Numenius phaeopus 10 0,019 Großer Brachvogel Numenius arquata 23 0,044 unbestimmte Limikole 4 0,008 Schmarotzerraubmöwe Stercorarius parasiticus 1 0,002 Skua Stercorarius skua 5 0,009 Zwergmöwe Hydrocoloeus minutus 18 0,034 Lachmöwe Larus ridibundus 401 0,761 Sturmmöwe Larus canus 134 0,254 Heringsmöwe Larus fuscus 702 1,333 Silbermöwe Larus argentatus 32 0,061 Mantelmöwe Larus marinus 8 0,015 unbestimmte Großmöwe 1 0,002 Dreizehenmöwe Rissa tridactyla 109 0,207 Brandseeschwalbe Sterna sandvicensis 97 0,184 Flussseeschwalbe Sterna hirundo 46 0,087 Küstenseeschwalbe Sterna paradisaea 23 0,044 Fluss-/Küstenseeschwalbe 45 0,085 Trauerseeschwalbe Chlidonias niger 12 0,023 Trottellumme Uria aalge 691 1,312 Trottellumme/Tordalk 5 0,009 Tordalk Alca torda 144 0,273 Papageitaucher Fratercula arctica 4 0,008 Haus-/Stadttaube Columba 'domestica' 30 0,057 Mauersegler Apus apus 2 0,004 Zwergwal Balaenoptera acutorostrata 1 0,002 Weißschnauzendelphin Lagenorhynchus albirostris 1 0,002 Schweinswal Phocoena phocoena 11 0,021 Kegelrobbe/Seehund 1 0,002 Kegelrobbe Halichoerus grypus 1 0,002 Seehund Phoca vitulina 4 0,008

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Abbildung 28: Vorkommen von Basstölpeln Sula bassana in der deutschen Nordsee um Helgo-land während einer fluggestützten Erfassung vom 22.05.2014

Abbildung 29: Vorkommen von Basstölpeln Sula bassana in der deutschen Nordsee während einer schiffsgestützten Erfassung vom 04.-17.07.2014

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Abbildung 30: Vorkommen von Trottellummen Uria aalge in der deutschen Nordsee um Helgo-land während einer fluggestützten Erfassung vom 22.05.2014

Abbildung 31: Vorkommen von Trottellummen Uria aalge in der deutschen Nordsee während einer schiffsgestützten Erfassung vom 04.-17.07.2014

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Abbildung 32. Vorkommen von Dreizehenmöwen Rissa tridactyla in der deutschen Nordsee um Helgoland während einer fluggestützten Erfassung vom 22.05.2014

Abbildung 33. Vorkommen von Zwergmöwen Hydrocoloeus minutus in der deutschen Nordsee um Helgoland während einer fluggestützten Erfassung vom 22.05.2014

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Abbildung 34: Vorkommen von Heringsmöwen Larus fuscus in der deutschen Nordsee um Helgoland während einer fluggestützten Erfassung vom 22.05.2014

Abbildung 35: Vorkommen von Eissturmvögeln Fulmarus glacialis in der deutschen Nordsee während einer schiffsgestützten Erfassung vom 04.-17.07.2014

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Abbildung 36: Besondere Art-Beobachtungen in der deutschen Nordsee während einer schiffsgestützten Erfassung vom 04.-17.07.2014

Abbildung 37. Beobachtungen anthropogener Nutzungen in der deutschen Nordsee um Helgo-land während einer fluggestützten Erfassung vom 22.05.2014

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Abbildung 38. Vorkommen von Heringsmöwen (siehe Abbildung 34) und Beobachtungen anth-ropogener Nutzungen in der deutschen Nordsee um Helgoland während einer fluggestützten Erfassung vom 22.05.2014

Abbildung 39. Beobachtungen anthropogener Nutzungen in der deutschen Nordsee während einer schiffsgestützten Erfassung vom 04.-17.07.2014

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6.1.4 Nachbrutzeit-/Herbst-Vorkommen von Seevögeln in der deutschen Nordsee

Von der geplanten 5-tägigen Gesamterfassung der Nordsee per Flugzeug konnten im Herbst 2014 wetterbedingt nur die beiden Tage im Norden des Gebiets durchgeführt werden. Sie erfolgten am 01. und 29.09.2014 bei guten Zählbedingungen. Im Bereich der Offshore-Windparks im SPA und westlich davon wurden zahlreiche Arbeitsschiffe beobachtet (Abbildung 51). Intensive Fischereiaktivität fand im Nordwesten der AWZ und im Bereich des Entenschnabels statt. Nördlich der Doggerbank wurde eine Ölverschmutzung festgestellt.

Im Vorjahr wurden Seevögel während einer mehrtägigen Seereise mit dem Forschungsschiff „Heincke“ im Bereich der Wesermündung und des SPAs „Östliche Deutsche Bucht“ erfasst. Die Fahrt fand vom 04.-09.10.2013 bei guten bis mäßigen Erfassungsbedingungen statt.

Basstölpel zeigten während der Flugsurveys eine lückige Verbreitung und kamen nur küs-tenfern vor (Abbildung 40). Die größten Konzentrationen befanden sich an den Ausläufern der Doggerbank sowie in der äußeren Deutschen Bucht. Während der Seereise wurden nur wenige Basstölpel festgestellt. Die meisten wurden südwestlich des SPAs, einige wenige auch innerhalb des Schutzgebiets festgestellt (Abbildung 41). Das Vorkommen konzentrierte sich damit erneut auf den Nordrand des Elbeurstromtals.

Alken waren während des Flugsurveys nahezu flächig verbreitet (Abbildung 42). Das Vor-kommen war insgesamt außergewöhnlich groß und erstreckte sich von den küstennahen Bereichen bis in die äußerste AWZ hinein. Die Trottellumme war mit Abstand der häufigste Alkenvogel und machte fast 100% der artbestimmten Tiere aus. Trottellummen stellten ins-gesamt die zweithäufigste Seevogelart (Tabelle 9). Die größten Konzentrationen lagen im Nordwesten der AWZ und im Entenschnabel. Diese Ergebnisse untermauern die Bedeutung der küstenfernen Bereiche als Nahrungs-, Rast und Mausergebiet (siehe MARKONES et al. 2012b). Interessanterweise endete das Trottellummen-Vorkommen sehr abrupt an den Aus-läufern der Doggerbank. Während der Seereise konnten einige Trottellummen im SPA nach-gewiesen werden, das größte Vorkommen lag außerhalb des Schutzgebiets nordwestlich von Helgoland (Abbildung 43). Trottellummen gehörten erneut zu den häufigsten Arten und machten 97% der Artengruppe Trottellumme/Tordalk aus (Tabelle 10).

Eissturmvögel waren bei der flugzeuggestützten Erfassung nur küstenfern anzutreffen (Abbildung 44). Die größten und flächigsten Vorkommen fanden sich im Nordwesten der AWZ, im Entenschnabel und am Rand der Doggerbank.

Insgesamt nutzten 7 Skuas den Nordwesten der AWZ sowie den Entenschnabel auf ihrem Zug durch das deutsche Meeresgebiet (Abbildung 45).

Heringsmöwen zeigten im Vergleich zu früheren Jahren ein geringeres und sehr küstenna-hes Vorkommen (Abbildung 46). Die größten Konzentrationen lagen in der schleswig-holsteinischen 12-Seemeilenzone von Eiderstedt bis Amrum und überlagerten sich dort zu-mindest teilweise mit der Fischerei. Küstenferner kamen Heringsmöwen selten vor, i.d.R. nur in Gebieten mit hoher Fischereiaktivität oder Offshore-Windkraft.

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Sturmmöwen kamen im Herbst 2013 in großen Teilen des SPAs vor (Abbildung 47) und waren die zweithäufigste Seevogelart während der Seereise (Tabelle 10). Einige wurden auch südwestlich des SPAs sowie im Bereich der Wesermündung nachgewiesen.

Während des Flugsurveys waren Trauerenten mit Abstand am zahlreichsten (Tabelle 9). Das Vorkommen war flächig, konzentrierte sich aber ausschließlich auf den küstennahen Bereich von Eiderstedt bis Amrum (ohne Abb.) und ähnelte damit stark dem Hauptvorkom-men der Heringsmöwen.

Während des Zählfluges wurden 1 Papageitaucher, 1 Zwergwal und 3 unbestimmte Del-fine beobachtet (Abbildung 48). Alle drei Beobachtungen stammen aus dem sogenannten Entenschnabel, der schmalen Verlängerung der deutschen AWZ in nordwestliche Richtung, die die Flachgründe der Doggerbank schneidet.

Betrachtet man sämtliche bisherigen Papageitaucher- Nachweise, so lässt sich deutlich ein küstenferner Schwerpunkt erkennen (Abbildung 49). Innerhalb der deutschen AWZ wird der Bereich des Entenschnabels am intensivsten durch diese Art genutzt.

Zusammen mit der Beobachtung aus dem Juli (siehe Kapitel 6.1.3) gelangen im Jahr 2014 zwei Zwergwal-Feststellungen im Rahmen der Seevogelerfassungen. Seit 1990 gab es bei Seabirds at Sea-Erfassungen zwei weitere Zwergwal-Sichtungen. Neben Sichtungen im En-tenschnabel, der nach dem Nationalen FFH-Bericht (2013) als Verbreitungsgebiet der Art in deutschen Gewässern gilt, gelangen auch zwei Nachweise im zentraleren Bereich der Deut-schen Bucht (Abbildung 50).

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Tabelle 9: Gesamtzahl und mittlere Abundanz aller Arten, die während des fluggestützten Surveys im September 2014 in der nördlichen deutschen Nordsee im Transekt erfasst wurden. Erfas-sungstage: 01. & 29.09.2014. Aufwand: 2.959 km Strecke, 1147 km² Transektfläche

Deutscher Artname Wissenschaftlicher Artname Anzahl Mittlere Abundanz [Ind./km²]

Sterntaucher Gavia stellata 3 0,003 unbestimmter Seetaucher Gavia spec. 7 0,006 Eissturmvogel Fulmarus glacialis 222 0,194 Basstölpel Sula bassana 123 0,107 Eiderente Somateria mollissima 19 0,017 Trauerente Melanitta nigra 11.277 9,832 Rohrweihe Circus aeruginosus 1 0,001 Turmfalke Falco tinnunculus 1 0,001 unbestimmte Limikole 1 0,001 Skua Stercorarius skua 7 0,006 Schmarotzer/Spatel- 2 0,002 /Falkenraubmöwe Zwergmöwe Hydrocoloeus minutus 2 0,002 Lachmöwe Larus ridibundus 24 0,021 Sturmmöwe Larus canus 16 0,014 unbestimmte Kleinmöwe 2 0,002 Heringsmöwe Larus fuscus 503 0,439 Silbermöwe Larus argentatus 96 0,084 Mantelmöwe Larus marinus 2 0,002 unbestimmte Großmöwe 602 0,525 Dreizehenmöwe Rissa tridactyla 27 0,024 unbestimmte Möwe 1 0,001 Brandseeschwalbe Sterna sandvicensis 13 0,011 Flussseeschwalbe Sterna hirundo 6 0,005 Küstenseeschwalbe Sterna paradisaea 1 0,001 Fluss-/Küstenseeschwalbe 11 0,010 Trottellumme Uria aalge 1.192 1,039 Trottellumme/Tordalk Uria aalge / Alca torda 223 0,194 Tordalk Alca torda 2 0,002 Papageitaucher Fratercula arctica 1 0,001 Haus-/Stadttaube Columba 'domestica' 4 0,003 unbestimmter Singvogel 20 0,017 unbestimmter Meeressäuger 1 0,001 Schweinswal Phocoena phocoena 72 0,063 Kegelrobbe/Seehund 4 0,003 Kegelrobbe Halichoerus grypus 2 0,002 Seehund Phoca vitulina 1 0,001

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Tabelle 10: Gesamtzahl und mittlere Abundanz aller Arten, die während des schiffsgestützten Surveys im Oktober 2013 im SPA „Östliche Deutsche Bucht“ und anderen Bereichen der deutschen Nordsee im Transekt erfasst wurden. Erfassungstage: 04.- 09.10.2013. Aufwand: 376 km Strecke, 114 km² Transektfläche

Deutscher Artname Wissenschaftlicher Artname Anzahl Mittlere Abundanz [Ind./km²] Eissturmvogel Fulmarus glacialis 1 0,009

Basstölpel Sula bassana 16 0,141

Kormoran Phalacrocorax carbo 5 0,044

Brandgans Tadorna tadorna 2 0,018

Pfeifente Anas penelope 2 0,018

Eiderente Somateria mollissima 1 0,009

Trauerente Melanitta nigra 46 0,404

Samtente Melanitta fusca 2 0,018

Sperber Accipiter nisus 1 0,009

Skua Stercorarius skua 1 0,009

Zwergmöwe Hydrocoloeus minutus 1 0,009

Lachmöwe Larus ridibundus 39 0,343

Sturmmöwe Larus canus 45 0,395

Heringsmöwe Larus fuscus 27 0,237

Silbermöwe Larus argentatus 36 0,316

Mantelmöwe Larus marinus 3 0,026

unbestimmte Großmöwe 2 0,018

Dreizehenmöwe Rissa tridactyla 5 0,044

Trottellumme Uria aalge 37 0,325

Trottellumme/Tordalk Uria aalge / Alca torda 1 0,009

Wiesenpieper Anthus pratensis 10 0,088

Schafstelze Motacilla flava 1 0,009

unbestimmter Fink 1 0,009

Schweinswal Phocoena phocoena 1 0,009

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Abbildung 40: Vorkommen von Basstölpeln Sula bassana in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 01. & 29.09.2014

Abbildung 41: Vorkommen von Basstölpeln Sula bassana in der deutschen Nordsee während einer schiffsgestützten Erfassung vom 04.-09.10.2013

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Abbildung 42: Vorkommen von Trottellummen Uria aalge und unbestimmten Individuen der Artengruppe Trottellumme / Tordalk Uria aalge / Alca torda in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 01. & 29.09.2014

Abbildung 43: Vorkommen von Trottellummen Uria aalge in der deutschen Nordsee während einer schiffsgestützten Erfassung vom 04.-09.10.2013

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Abbildung 44: Vorkommen von Eissturmvögeln Fulmarus glacialis in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 01. & 29.09.2014

Abbildung 45: Vorkommen von Skuas Stercorarius skua in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 01. & 29.09.2014

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Abbildung 46: Vorkommen von Heringsmöwen Larus fuscus und Beobachtungen anthropoge-ner Nutzungen in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 01. & 29.09.2014

Abbildung 47: Vorkommen von Sturmmöwen Larus canus in der deutschen Nordsee während einer schiffsgestützten Erfassung vom 04.-09.10.2013

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Abbildung 48: Besondere Art-Beobachtungen in der deutschen Nordsee während einer flugge-stützten Erfassung vom 01. & 29.09.2014

Abbildung 49: Mittleres Vorkommen von Papageitauchern Fratercula arctica in der deutschen Nordsee (Datenbasis: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen 1990-2014)

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Abbildung 50: Bisherige Sichtungen von Zwergwalen Balaenoptera acutorostrata im Rahmen schiffs- und fluggestützter Seabirds at Sea – Erfassungen in der deutschen Nordsee (1990-2014)

Abbildung 51: Beobachtungen anthropogener Nutzungen in der deutschen Nordsee während einer fluggestützten Erfassung vom 01. & 29.09.2014

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6.1.5 Rastvorkommen von Zwergmöwen auf dem Herbstzug in der Pommerschen Bucht, deutsche Ostsee

Am 26.08.2014 wurde das Rastvorkommen von Zwergmöwen auf dem Herbstzug bei mit-telmäßigen Bedingungen erfasst. Obwohl das Wetter günstig war (Seastate 1-3, Wind 2-3 Bft aus Nord, Bewölkung 1-4/8, Sichtweite > 30 km), beeinträchtigten dichte, weiße Schaumli-nien die Erfassung.

Insgesamt wurden gut 280 Zwergmöwen beobachtet (Tabelle 11, Abbildung 52). Die meisten davon (mind. 150 Individuen) hielten sich im nördlichen Teil des Greifswalder Boddens auf. Hier wurden teilweise große Gruppen beobachtet, wohingegen im restlichen Teil des Unter-suchungsgebietes vorwiegend kleine Gruppen oder Einzelindividuen erfasst wurden. Wie bei der vorherigen Untersuchung dieses Gebietes aus dem Jahr 2012 (MARKONES et al. 2012b) fanden sich weitere Schwerpunkte der Zwergmöwenverbreitung am östlichen Ausgang des Greifswalder Boddens und östlich der Insel Usedom.

Von insgesamt 28 Seeschwalben waren 36 % Trauerseeschwalben, 18 % Zwergsee-schwalben, 21 % Fluss- oder Küstenseeschwalben und jeweils 7 % Raubseeschwalben, Brandseeschwalben und Flussseeschwalben. Eine Seeschwalbe blieb unbestimmt. Es wur-den acht Seetaucher erfasst, davon ein Sterntaucher und sieben Prachttaucher. Der Hö-ckerschwan war mit 2.165 Individuen die häufigste beobachtete Art. Auch Haubentaucher (106), Kormorane (475), Schwimmenten (254), Lachmöwen (204), Silbermöwen (169) und Mantelmöwen (54) wurden in nennenswerten Anzahlen nachgewiesen.

Während des Surveys wurde, übereinstimmend mit früheren Surveys (MARKONES et al. 2012b) starker Verkehr von Freizeitbooten festgestellt (16 Segelboote unter Motor, 71 Segelboote unter Segeln, 20 Motorboote und 35 Angelboote; Abbildung 53). Segelboote konzentrierten sich im nördlichen und östlichen Teil des Greifswalder Boddens, in Strelasund und im südöstlichen Teil der Tromper Wiek. Angelboote konzentrierten sich im Strelasund, im südlichen Teil des Greifswalder Boddens und am Arkonariff. Motorboote wurden vorwie-gend im Strelasund, im Greifswalder Bodden, entlang der Küste Usedoms und im Bereich Sassnitz beobachtet. Fahnen zur Markierung von Fischereigerät (insgesamt 49, davon 34 rot und 15 schwarz) wurden vorwiegend im Greifswalder Bodden, nordöstlich vom Ausgang des Greifswalder Boddens, entlang der Küste Usedoms und im Bereich Sassnitz registriert. Rote Fahnen werden laut Küstenfischereiverordnung zur Markierung von Netzen eingesetzt, schwarze Fahnen markieren Langleinen und Reusen. Fischereifahrzeuge (1 Stellnetzboot, 6 Stellnetzkutter, 1 Hecktrawler) traten entlang der Küste Usedoms, am nördlichen Ausgang der Tromper Wiek, im Bereich Sassnitz und in der Dänischen Wiek bei Greifswald auf.

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Tabelle 11: Gesamtzahl und mittlere Abundanz aller Arten, die während des fluggestützten Surveys im August 2014 in der Pommerschen Bucht, Ostsee, im Transekt erfasst wurden. Erfas-sungstag: 26.08.2014. Aufwand: 1.034 km Strecke, 401 km² Transektfläche

Deutscher Artname Wissenschaftlicher Artname Anzahl Mittlere Abundanz [Ind./km²]

Sterntaucher Gavia stellata 1 0,002

Prachttaucher Gavia arctica 7 0,017

Haubentaucher Podiceps cristatus 106 0,264

Kormoran Phalacrocorax carbo 475 1,184

Fischreiher Ardea cinerea 4 0,010

Höckerschwan Cygnus olor 2.165 5,396

Singschwan Cygnus cygnus 1 0,002

unbestimmte Schwimmente 254 0,633

Eiderente Somateria mollissima 10 0,025

Trauerente Melanitta nigra 1 0,002

Mittelsäger Mergus serrator 1 0,002

Mäusebussard Buteo buteo 1 0,002

unbestimmte Limikole 1 0,002

Zwergmöwe Hydrocoloeus minutus 282 0,703

Lachmöwe Larus ridibundus 204 0,508

Sturmmöwe Larus canus 4 0,010

unbestimmte Kleinmöwe 1 0,002

Silbermöwe Larus argentatus 169 0,421

Mantelmöwe Larus marinus 54 0,135

unbestimmte Großmöwe 35 0,087

Raubseeschwalbe Sterna caspia 2 0,005

Brandseeschwalbe Sterna sandvicensis 2 0,005

Flussseeschwalbe Sterna hirundo 2 0,005

Fluss-/Küstenseeschwalbe Sterna hirundo/paradisaea 6 0,015

Zwergseeschwalbe Sterna albifrons 5 0,012

Trauerseeschwalbe Chlidonias niger 10 0,025

unbestimmte Seeschwalbe 1 0,002

unbestimmter Singvogel 8 0,020

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Abbildung 52: Vorkommen von Zwergmöwen Hydrocoloeus minutus in der Pommerschen Bucht, deutsche Ostsee, während einer fluggestützten Erfassung vom 26.08.2014

Abbildung 53: Beobachtungen anthropogener Nutzungen in der Pommerschen Bucht, deut-sche Ostsee, während einer fluggestützten Erfassung vom 26.08.2014

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6.2 Trends im Vorkommen von Seevögeln auf See Im vorliegenden Bericht werden Trends im Vorkommen von Seevögeln in den deutschen Seegebieten über eine Zeitspanne von bis zu 25 Jahren analysiert. Betrachtet werden diese Trends sowohl auf Basis der Veränderungen in der Bestandsgröße (Kapitel 6.2.1) als auch auf Basis der Veränderungen in räumlichen Verteilungsmustern (Kapitel 6.2.2).

Eindeutige Veränderungen im Seevogelvorkommen werden für viele Vogelarten in beiden Betrachtungsweisen offenbar. Ein deutlicher Rückgang der Dreizehenmöwe in der deut-schen Nordsee ist sowohl auf Basis der Bestandsanalyse im Sommer als auch basierend auf den Verteilungskarten für das Frühjahr ersichtlich. Das Wintervorkommen von Alken in der deutschen Ostsee ist in beiden Analysevarianten jeweils durch eine positive Tendenz ge-kennzeichnet. Die Artengruppe der Seetaucher zeigt ein stabiles Vorkommen mit konstan-tem Verteilungsmuster und kaum veränderter Bestandsgröße zur Zeit ihres Schwerpunktvor-kommens im Frühjahr in der deutschen Nordsee. Regional unterschiedliche Trends im Win-tervorkommen der Trauerente lassen sich sowohl über die Bestandsanalyse als auch die Darstellung der Verteilungsmuster erschließen, sind bei der Eisente optisch jedoch nicht so deutlich zu erkennen.

6.2.1 Analyse der Bestandstrends von Seevögeln auf See

Im Folgenden werden die Ergebnisse der aktuellen Bestandstrend-Analysen getrennt für die deutsche Nordsee und Ostsee vorgestellt. In beiden Meeresgebieten nehmen die Bestände fast aller Larus-Möwenarten stark ab (Details siehe unten). Auch das Vorkommen von Brandseeschwalben und Dreizehenmöwen in der deutschen Nordsee geht deutlich zurück. Großräumige Bestandsabnahmen werden damit ausschließlich für Arten verzeichnet, die ihre Nahrung an der Meeresoberfläche suchen. Zunehmende Bestände oder positive Ten-denzen finden sich dagegen vor allem bei Arten, die ihre Nahrung tauchend erbeuten. Ein signifikanter Bestandszuwachs wurde allerdings nur für einzelne Arten verzeichnet. Dazu zählt die Trauerente in der deutschen Ostsee im Winter. Auch auf Ebene der gesamten deutschen Meeresgebiete (Nord- und Ostsee zusammengefasst) deutet sich in den letzten Jahren eine Zunahme des Trauerentenwinterbestands an (Abbildung 54). Der Gesamttrend ist jedoch unsicher, bzw. nicht signifikant.

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Abbildung 54: Gesamt-Bestandstrend der Trauerente Melanitta nigra im artspezifischen Winter (Dezember bis Februar) in Deutschland (Nord- und Ostsee), berechnet auf Grundlage von Dop-peljahren flug- bzw. schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002-03 / 2003-04.

Nordsee

Bei der Betrachtung der Bestandsentwicklung häufiger Seevogelarten im Sommer in der deutschen Nordsee gibt es viele Verlierer mit stark abnehmenden Vorkommen und nur we-nige Gewinner (Tabelle 12). Alleinige Art mit starken Bestandszunahmen ist die Lachmöwe, deren aktuelles Vorkommen viermal so zahlenstark ist wie im Basisdoppelsommer 1992/1993 (Abbildung 59). Nur die Trottellumme zeigt ebenfalls einen positiven Bestand-strend. Ihr Sommervorkommen hat sich von Mitte der 1990er Jahre bis heute ungefähr ver-dreifacht (Abbildung 66).

Starke Fluktuationen mit einem insgesamt moderaten Abwärtstrend zeigt der Sommerbe-stand der Silbermöwe, der sich vom Erfassungsbeginn bis heute um mehr als 2/3 verringert hat (Abbildung 62). Ganz massive Bestandsabnahmen werden für Brandseeschwalbe, Sturm-, Mantel- und Dreizehenmöwe verzeichnet. Der Sommerbestand der Brandsee-schwalbe bewegte sich zunächst mit starken Fluktuationen auf einem insgesamt höheren Niveau als heute, sank ab 2004 jedoch stark ab und erreicht zuletzt im Mittel nur noch ca. 1/5 der früheren Zahlen (Abbildung 65). Ein ähnliches Muster ergibt sich für die Dreizehen-möwe. Auch bei dieser Art wird seit 2004 ein deutlich niedrigerer Bestand erfasst, der nur ungefähr 1/4 der früheren Zahlen ausmacht (Abbildung 64). Der Sommer-Bestandstrend der Sturmmöwe ist ebenfalls durch hohe Fluktuationen zu Beginn der Trendreihe sowie eine

kein sig. Trend

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insgesamt deutliche Abnahme gekennzeichnet (Abbildung 60). Die stärksten Abnahmen zeigt das Sommervorkommen der Mantelmöwe (Abbildung 63). Bis 1997 bewegte es sich auf einem relativ hohen Niveau, sank dann jedoch um ca. 4/5 beträchtlich ab. Auf diesem niedrigeren Niveau blieb der Bestand bis 2009 relativ stabil und verringerte sich danach nochmals massiv. Der zuletzt berechnete Bestandsindex macht gerade noch 1% des In-dexwerts vom Beginn der Trendreihe aus. Stark abnehmende Mantelmöwenbestände, so-wohl während der Brutzeit als auch im Winterhalbjahr, werden auch auf Ebene der gesamten Nordsee beobachtet (Quelle: ESAS-Datenbank, GARTHE et al. in Vorb.). Die Ursachen für diese massiven Änderungen sind derzeit nicht hinreichend bekannt. Sie ergeben sich zumin-dest nicht aus Veränderungen in den Hauptbrutbeständen in Großbritannien und Skandina-vien. Die Brutvorkommen sind hier überwiegend stabil (JNCC 2014, FAUCHALD et al. 2015, Fageltaxering SE). Die Brutpopulation in Südnorwegen, die nach Ringfunden den überwie-genden Anteil der Rastvögel in der Deutschen Bucht stellt (DIERSCHKE & LORENTZEN 2006, DIERSCHKE et al. 2011), ist sogar durch eine leichte Zunahme gekennzeichnet. Auch der Bruterfolg zeigt – soweit bekannt – keine massiven Einbrüche (JNCC 2014). Der Anteil der Jungvögel am Mantelmöwenvorkommen in der deutschen Nordsee ist durch eine positive Tendenz gekennzeichnet (Quelle: Datengrundlage: FTZ-TOPASobs-DB, 1990-2014, FTZ un-veröff.). Die Abnahmen in den deutschen Seegebieten sind also nicht auf großräumige Be-standsabnahmen sondern wahrscheinlich auf eine Verlagerung der Rastvorkommen und eine abnehmende Bedeutung mariner Nahrungsquellen zurückzuführen. Ursachen dafür könnte eine schlechtere Nahrungsverfügbarkeit in den Gewässern der Nordsee bzw. eine durch biologische und klimatische Faktoren beeinflusste Verbesserung der Situation in ande-ren Gebieten sein.

Für die Heringsmöwe ergab sich erstmals kein signifikanter Bestandstrend mehr. Nach einer zunächst moderaten Zunahme bis zum Sommer 2008/2009, in dem sich der Bestand im Vergleich zum Erfassungsbeginn mehr als verdreifacht hatte (siehe auch SCHWEMMER et al. 2012), zeichnete sich zuletzt eine deutliche Abnahme auf das Niveau zu Beginn der Trend-reihe ab (Abbildung 61). Diese starke Abnahme ist jedoch nicht etwa durch einen sinkenden Brutbestand zu erklären. Die Brutpaarzahlen an der deutschen Nordseeküste zeigten zuletzt allenfalls eine Stagnation (GARTHE et al., unveröff.). Der negative Trend des Heringsmöwen-vorkommens auf See ist vielmehr auf eine verringerte Nutzung des marinen Habitats durch diese Art zurückzuführen. Eine aktuell starke bzw. zunehmende Nutzung terrestrischer Nah-rungshabitate lässt sich aus den Ergebnissen parallel laufender Telemetriestudien und Langzeitdatenreihen zur Nahrung brütender Heringsmöwen ableiten (GARTHE et al., in Vorb.).

Der Sommerbestand des Basstölpels in der deutschen Nordsee unterliegt starken Schwan-kungen (Abbildung 56). Zuletzt scheint sich ein positiver Trend anzudeuten, der seine Fort-setzung in dem zahlenstarken Vorkommen der aktuellen Monitoringerfassungen aus dem Sommer 2014 findet (siehe Kapitel 6.1.3).

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Stabil erscheint das Vorkommen der Sterntaucher in der Phase ihres Schwerpunktvorkom-mens während des Frühjahrs (Abbildung 55). Zu beachten ist die ungenügende Datengrund-lage für das Doppeljahr 2008/2009. Da in diesen beiden Jahren nur sehr wenige Erfassun-gen stattfanden, die dazu noch das Hauptkonzentrationsgebiet der Seetaucher nicht abdeck-ten, wurden diese Daten nicht in die Trendberechnungen einbezogen. Die Ergebnisse der übrigen Jahre deuten einen leichten Bestandsanstieg an. Dieser spielt sich nach getrennten Analysen für die nördlichen Boxen 6, 8, 9, 10, 12 (siehe Abbildung 2) und die übrigen südli-chen Boxen aber nur in der Nordhälfte der deutschen Nordsee ab (Trendanalysenergebnis ohne Abb.).

Eine tendenziell ebenfalls positive, jedoch aufgrund der hohen Standardfehler nicht signifi-kante Bestandsentwicklung ist für das Sommervorkommen der Trauerente in der deutschen Nordsee zu verzeichnen (Abbildung 57). Der Winterbestand dieser Art hat hier nach deutlich niedrigeren Werten in den Wintern von 2006/2007 bis 2011/2012 erstmals wieder das Ni-veau vom Beginn der fluggestützten Erfassungen erreicht (Abbildung 58).

Tabelle 12: Aktuelle Bestandstrends ausgewählter Seevogelarten in der deutschen Nordsee. Daten-grundlage: FTZ-TOPASobs-DB, 1990-2014. Einteilung in artspezifische Jahreszeiten siehe Tabelle 2. ↑ = moderate Zunahme, ↑↑ = starke Zunahme, ↓ = moderate Abnahme, ↓↓ = starke Abnahme, Einteilung siehe Kapitel 5.7, kein sig. Trend = kein signifikanter Trend

Art(gruppe) Wissenschaftlicher Name Bestandstrend Jahreszeit Erfassungsplattform

Seetaucher* Gavia spec.* kein sig. Trend Frühling Flugzeug Basstölpel Sula bassana kein sig. Trend Sommer Schiff Trauerente Melanitta nigra kein sig. Trend Winter Flugzeug Trauerente Melanitta nigra kein sig. Trend Sommer Flugzeug Lachmöwe Larus ridibundus ↑↑ Sommer Schiff Sturmmöwe Larus canus ↓↓ Sommer Schiff Heringsmöwe Larus fuscus kein sig. Trend Sommer Schiff Silbermöwe Larus argentatus ↓ Sommer Schiff Mantelmöwe Larus marinus ↓↓ Sommer Schiff Dreizehenmöwe Rissa tridactyla ↓↓ Sommer Schiff Brandseeschwalbe Sterna sandvicensis ↓↓ Sommer Schiff Trottellumme Uria aalge ↑ Sommer Schiff

* Der Frühjahrsbestand der Seetaucher in der deutschen Nordsee setzt sich nach aktueller Datenlage zu 92 % aus Sterntauchern Gavia stellata und zu 8 % aus Prachttauchern Gavia arctica zusammen (Datenbasis: FTZ-TOPASobs-DB, schiffsgestützte Erfassungen, 1990-2014).

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Abbildung 55: Bestandstrend der Seetaucher Gavia spec. im artspezifischen Frühling (März/April) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren fluggestütz-ter Erfassungen. Basisjahr ist 2004/2005. Zu beachten ist die ungenügende/fehlende Daten-grundlage für das Doppeljahr 2008/2009.

Abbildung 56: Bestandstrend des Basstölpels Sula bassana im artspezifischen Sommer (Mai bis August) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsge-stützter Erfassungen. Basisjahr ist 1992/1993.

kein sig. Trend

kein sig. Trend

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Abbildung 57: Bestandstrend der Trauerente Melanitta nigra im artspezifischen Sommer (Juni-September) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren fluggestütz-ter Erfassungen. Basisjahr ist 2006/07.

Abbildung 58: Bestandstrend der Trauerente Melanitta nigra im artspezifischen Winter (De-zember bis Februar) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren fluggestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2004-05 / 2005-06.

kein sig. Trend

kein sig. Trend

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Abbildung 59: Bestandstrend der Lachmöwe Larus ridibundus im artspezifischen Sommer (Mai/Juni) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsge-stützter Erfassungen. Basisjahr ist 1992/1993.

Abbildung 60: Bestandstrend der Sturmmöwe Larus canus im artspezifischen Sommer (Mitte Mai bis Mitte Juli) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basisjahr ist 1992/1993.

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Abbildung 61: Bestandstrend der Heringsmöwe Larus fuscus im artspezifischen Sommer (Mitte Mai bis Mitte Juli) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basisjahr ist 1992/93.

Abbildung 62: Bestandstrend der Silbermöwe Larus argentatus im artspezifischen Sommer (Mitte Mai bis Mitte Juli) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basisjahr ist 1992/93.

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Abbildung 63: Bestandstrend der Mantelmöwe Larus marinus im artspezifischen Sommer (Mai bis Juli) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestütz-ter Erfassungen. Basisjahr ist 1992/93.

Abbildung 64: Bestandstrend der Dreizehenmöwe Rissa tridactyla im artspezifischen Sommer (Mitte Mai bis Ende Juli) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basisjahr ist 1992/93.

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Abbildung 65: Bestandstrend der Brandseeschwalbe Sterna sandvicensis im artspezifischen Sommer (Mitte Mai bis Mitte Juli) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basisjahr ist 1992/93.

Abbildung 66: Bestandstrend der Trottellumme Uria aalge im artspezifischen Sommer (Mitte April bis Mitte Juli) in der deutschen Nordsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basisjahr ist 1992/1993.

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Ostsee

Die Datenreihe der schiffsgestützten Erfassungen aus dem Winter in der deutschen Ostsee ist bisher noch relativ kurz. Deshalb ergeben die Analysen des Winterbestandstrends nur für eindeutige Entwicklungen signifikante Ergebnisse. Für viele Arten wurde daher kein signifi-kanter Trend festgestellt (Tabelle 13).

Einzige Art mit einer starken Bestandszunahme auf Ebene der gesamten deutschen Ostsee ist die Trauerente (Tabelle 13, Abbildung 76). Der Winterbestand dieser Art hat sich seit Be-ginn der Erfassungen mehr als verdreifacht. Diese Zunahmen wurden in den letzten Jahren jedoch vor allem im Westen der deutschen Ostsee beobachtet. In der Pommerschen Bucht ganz im Osten der deutschen Ostsee zeichnet sich dagegen eine leicht abnehmende Ten-denz ab (ohne Abbildung).

Regionale Unterschiede gibt es auch in der Bestandsentwicklung der Eisente. Auf der Oderbank im Zentrum des SPA „Pommersche Bucht“ nimmt der Eisentenbestand signifikant ab (Abbildung 73), während der Bestand auf dem nördlich davon gelegenen Adlergrund stark zunimmt (Abbildung 74). In der übrigen deutschen Ostsee haben die Eisentenzahlen eine leicht negative, jedoch nicht signifikante Tendenz (Abbildung 75).

Wie in der Nordsee im Sommer nehmen auch die Bestände von Sturm-, Silber und Mantel-möwe im Winter in der Ostsee sehr stark ab (Tabelle 13, Abbildung 79, Abbildung 80, Abbil-dung 81). Seit dem Beginn der Trendreihe im Doppelwinter 2000/01-2001/02 hat der Be-stand aller drei Arten um 90 % und mehr abgenommen. Bei dieser Betrachtung ist allerdings zu berücksichtigen, dass das Anfangs-Doppeljahr bei diesen Arten durch einen großen Standardfehler gekennzeichnet ist. Auch im Vergleich zum Basis-Doppelwinter 2002/03-2003/04 hat sich der Bestand der drei Arten jedoch mindestens halbiert.

Erstmals keinen positiven Bestandstrend zeigt der Ohrentaucher (Abbildung 70, vgl. GARTHE et al. 2011, MARKONES et al. 2014). Nachdem sich der Bestand zwischen 2000/2001 und 2011/2012 mehr als verdreifacht hatte, sanken die Zahlen zuletzt auf das Niveau vom Erfas-sungsbeginn (Abbildung 70). Zu beachten sind die sehr großen Standardfehler in der Trend-reihe.

Auch der nach den ersten Analysen signifikant positive Bestandstrend der Samtente setzt sich nicht weiter fort (Abbildung 77, vgl. GARTHE et al. 2011).

Für viele weitere Arten wurde kein signifikanter Trend festgestellt. Bei einigen davon sind jedoch gewisse Tendenzen erkennbar. Nach anfänglichen Abnahmen hat der Offshore-Bestand des Haubentauchers in der deutschen Ostsee in den letzten Jahren wieder zuge-nommen und mittlerweile erneut das Niveau aus den Anfangswintern erreicht (Abbildung 68). Der Winterbestand der Seetaucher dagegen zeigte zunächst eine Zunahme bis 2007/2008 und sank dann auf das Niveau zu Beginn der Erfassungen ab (Abbildung 67). Eine insge-samt positive Tendenz zeichnet sich für den Tordalken-Winterbestand ab (Abbildung 83).

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Mehr oder weniger starke Fluktuationen, bzw. keinen Trend, zeigt der Bestand von Rothal-staucher (Abbildung 69), Kormoran (Abbildung 71), Eiderente (Abbildung 72), Mittelsäger (Abbildung 78), Trottellumme (Abbildung 82) und Gryllteiste (Abbildung 84).

Tabelle 13: Aktuelle Bestandstrends ausgewählter Seevogelarten in der deutschen Ostsee. Daten-grundlage: FTZ-TOPASobs-DB, 2000-2014. Einteilung in artspezifische Jahreszeiten siehe Tabelle 2. ↑↑ = starke Zunahme, ↓↓ = starke Abnahme, Einteilung siehe Kapitel 5.7, kein sig. Trend = kein signifikanter Trend

Art(gruppe) Wissenschaftlicher Name Bestandstrend Jahreszeit Erfassungsplattform

Seetaucher1 Gavia spec.1 kein sig. Trend Winter Schiff Haubentaucher Podiceps cristatus kein sig. Trend Winter Schiff Rothalstaucher Podiceps grisegena kein sig. Trend Winter Schiff Ohrentaucher Podiceps auritus kein sig. Trend Winter Schiff Kormoran Phalacrocorax carbo kein sig. Trend Winter Schiff Eiderente Somateria mollissima kein sig. Trend Winter Schiff Eisente Clangula hyemalis kein sig. Trend2 Winter Schiff Trauerente Melanitta nigra ↑↑ Winter Schiff Samtente Melanitta fusca kein sig. Trend Winter Schiff Mittelsäger Mergus serrator kein sig. Trend Winter Schiff Sturmmöwe Larus canus ↓↓ Winter Schiff Silbermöwe Larus argentatus ↓↓ Winter Schiff Mantelmöwe Larus marinus ↓↓ Winter Schiff Trottellumme Uria aalge kein sig. Trend Winter Schiff Tordalk Alca torda kein sig. Trend Winter Schiff Gryllteiste Cepphus grylle kein sig. Trend Winter Schiff

1Der Winterbestand der Seetaucher in der deutschen Ostsee setzt sich nach aktueller Datenlage zu 55 % aus Sterntauchern Gavia stellata und zu 45 % aus Prachttauchern Gavia arctica zusammen (Datenbasis: FTZ-TOPASobs-DB, schiffsgestützte Erfassungen, 2000-2014). 2Zu beachten sind regionale Unterschiede: Der Bestand der Eisente auf der Oderbank (Trendboxen 11 & 12) nimmt signifikant ab (Abbildung 73), auf dem Adlergrund jedoch zu (Trendbox 9, Abbildung 74); in der übrigen Ostsee ist eine leichte negative Tendenz ersichtlich (Abbildung 75).

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Abbildung 67: Bestandstrend der Seetaucher Gavia spec. im artspezifischen Winter (November bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsge-stützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04.

Abbildung 68: Bestandstrend des Haubentauchers Podiceps cristatus im artspezifischen Win-ter (Mitte November bis Ende Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04.

kein sig. Trend

kein sig. Trend

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Abbildung 69: Bestandstrend des Rothalstauchers Podiceps grisegena im artspezifischen Win-ter (Mitte November bis Ende Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04.

Abbildung 70: Bestandstrend des Ohrentauchers Podiceps auritus im artspezifischen Winter (Dezember bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04.

kein sig. Trend

kein sig. Trend

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Abbildung 71: Bestandstrend des Kormorans Phalacrocorax carbo im artspezifischen Winter (Dezember bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04.

Abbildung 72: Bestandstrend der Eiderente Somateria mollissima im artspezifischen Winter (Dezember bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04.

kein sig. Trend

kein sig. Trend

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Abbildung 73: Bestandstrend der Eisente Clangula hyemalis im artspezifischen Winter (De-zember bis Februar) auf der Oderbank in der Pommerschen Bucht, deutsche Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04.

Abbildung 74: Bestandstrend der Eisente Clangula hyemalis im artspezifischen Winter (De-zember bis Februar) auf dem Adlergrund in der Pommerschen Bucht, deutsche Ostsee, be-rechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winter-doppeljahr 2002/03-2003/04.

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Abbildung 75: Bestandstrend der Eisente Clangula hyemalis im artspezifischen Winter (De-zember bis Februar) in der deutschen Ostsee (mit Ausnahme von Oderbank und Adlergrund), berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Win-terdoppeljahr 2002/03-2003/04.

Abbildung 76: Bestandstrend der Trauerente Melanitta nigra im artspezifischen Winter (De-zember bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04.

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Abbildung 77: Bestandstrend der Samtente Melanitta fusca im artspezifischen Winter (Dezem-ber bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffs-gestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04.

Abbildung 78: Bestandstrend des Mittelsägers Mergus serrator im artspezifischen Winter (De-zember bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04.

kein sig. Trend

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Abbildung 79: Bestandstrend der Sturmmöwe Larus canus im artspezifischen Winter (Novem-ber bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffs-gestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04.

Abbildung 80: Bestandstrend der Silbermöwe Larus argentatus im artspezifischen Winter (No-vember bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04.

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Abbildung 81: Bestandstrend der Mantelmöwe Larus marinus im artspezifischen Winter (No-vember bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04.

Abbildung 82: Bestandstrend der Trottellumme Uria aalge im artspezifischen Winter (Oktober bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsge-stützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04.

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Abbildung 83: Bestandstrend des Tordalks Alca torda im artspezifischen Winter (Oktober bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffsgestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04.

Abbildung 84: Bestandstrend der Gryllteiste Cepphus grylle im artspezifischen Winter (Dezem-ber bis Februar) in der deutschen Ostsee, berechnet auf Grundlage von Doppeljahren schiffs-gestützter Erfassungen. Basis ist das Winterdoppeljahr 2002/03-2003/04.

kein sig. Trend

kein sig. Trend

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6.2.2 Zeitreihe Verteilungsmuster auf See

Räumliche Trends im Vorkommen von Seevögeln in den deutschen Seegebieten werden als Zeitreihe mittlerer Verteilungsmuster auf See betrachtet. Nachfolgend werden einige Beispie-le für ausgewählte Arten und Jahreszeiten vorgestellt. Weitere Aufbereitungen sind dem-nächst im Web-Angebot des BfNs verfügbar.

Im Zeitraum 2001 bis 2012 sind artspezifisch stark unterschiedliche Entwicklungen im See-vogelvorkommen in der deutschen Nord- und Ostsee zu beobachten. Das Vorkommen der Dreizehenmöwe im Frühjahr in der deutschen Nordsee hat im Laufe der Zeitreihe stark abgenommen (Abbildung 85). Im Zeitraum 2001-2003 wurde eine nahezu flächendeckende Verteilung in der deutschen Nordsee mit Konzentrationsbereichen um Helgoland, am Nor-drand des Elbe-Urstromtals und im Entenschnabel beobachtet. Ab 2004 ist das Vorkommen lückiger mit jedoch immer noch deutlichen Konzentrationsgebieten. Ein auffallend geringeres Vorkommen mit insgesamt sehr niedrigen Dichten wurde in der Periode 2010-2012 festge-stellt. Auch in dieser Phase fanden sich die höchsten Dichten am Nordrand des Elbe-Urstromtals. Konzentrierte Vorkommen von marinen Topprädatoren wie z.B. Dreizehenmö-wen, Basstölpeln und Schweinswalen in diesem Gebiet (MARKONES 2007, FTZ unveröff., siehe auch Kapitel 6.1.3) sind vermutlich auf Beutekonzentrationen z.B. durch hydrografi-sche Fronten zurückzuführen, die hier aufgrund der Interaktion von Strömungen mit den ausgeprägten bathymetrischen Gradienten häufig entstehen (KRAUSE et al. 1986).

Von Bedeutung ist dieses Gebiet auch für die Gruppe der Seetaucher im Frühjahr in der deutschen Nordsee. Das Vorkommen dieser Arten wird hier signifikant von hydrografischen Fronten bestimmt (SKOV & PRINS 2001) und ist durch ein stabiles Konzentrationsgebiet im Norden der deutschen Nordsee gekennzeichnet (GARTHE et al., in Vorb.). Die höchsten Dich-ten finden sich in allen 3 Jahresblöcken im Bereich des SPA „Östliche Deutsche Bucht“ und im westlich daran angrenzenden Seegebiet (Abbildung 86). Der küstenferne Bereich jenseits der ostfriesischen Inseln im Südteil der deutschen Nordsee scheint optisch an Bedeutung zu gewinnen, eine Bestandstrend-Analyse nur für diesen Bereich ergibt aber keine positive Tendenz (ohne Abb.).

Veränderungen in der Bedeutung verschiedener Teilgebiete lassen sich im Vorkommen der Trauerente im Winter in der deutschen Nordsee beobachten. Eine durchgehend hohe bzw. die höchste Bedeutung hat das schleswig-holsteinische Küstenmeer (Abbildung 87). In einzelnen Winterperioden halten sich aber auch hohe Konzentrationen von Trauerenten im niedersächsischen Küstenmeer auf, v.a. vor Borkum und Juist (2004-2006 und 2010-2012). Deutlich wird in der Zeitreihenbetrachtung eine Offshore-Verlagerung der Trauerenten vor Schleswig-Holstein. Seit 2009 werden immer wieder große Ansammlungen weit westlich des Küstenmeers bis zentral im Schutzgebiet „Östliche Deutsche Bucht“ beobachtet (siehe auch Kapitel 6.1.2).

Auch in der deutschen Ostsee ist das Vorkommen der Trauerente im Winter durch einen Trend nach Westen gekennzeichnet. Die insgesamt positive Entwicklung des Wintervor-kommens ist vor allem auf größere Ansammlungen in den Seebereichen westlich Rügens

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zurückzuführen (Abbildung 88). An Bedeutung verliert dagegen die ganz im Osten der deut-schen Ostsee gelegene Pommersche Bucht (siehe auch Kapitel 6.2.1).

Weniger deutlich tritt die nach den Bestandsanalysen abnehmende Tendenz des Winter-vorkommens der Eisente auf der Oderbank in der deutschen Ostsee sowie die Zunahme auf dem Adlergrund in den Verteilungskarten zutage (Abbildung 89, vgl. Kapitel 6.2.1). Op-tisch ersichtlich ist dagegen eine sich verringernde Bedeutung des Schutzgebiets „Vorpom-mersche Boddenlandschaft“ nördlich von Darß und Zingst.

Ein stabiles Verteilungsmuster mit einem ausgeprägten Konzentrationsbereich im SPA „Pommersche Bucht“ zeigt die Samtente im Winter in der deutschen Ostsee (Abbildung 90). Ein besonders zahlenstarkes Vorkommen dieser Art sowie auch der Trauerente wurde in der Periode 2004-2006 festgestellt (siehe auch Abbildung 76, Abbildung 77 und Abbildung 76, Abbildung 88). Diese Periode enthält den mäßigen Eiswinter 2005/2006 (SCHMELZER & HOLFORT 2009), der zu einer Einwanderung aus eisbedeckten Gebieten der nördlichen Ost-see geführt haben kann. In den nachfolgenden, deutlich stärker ausgeprägten Eiswintern 2009/2010 und 2010/2011 wurden allerdings keine erhöhten Meeresentenvorkommen in der deutschen Ostsee festgestellt. Möglicherweise haben die stärkeren Eisbedeckungen in die-sen Wintern, die auch zu einem erhöhten Eisvorkommen in deutschen Gewässern führten (SCHMELZER & HOLFORT 2012, 2014), noch stärkere Ausweichbewegungen unter den Mee-resenten und damit eine geringeren Nutzung der deutschen Meere hervorgerufen.

Im optischen Vergleich deutlich zugenommen hat das Vorkommen der Trottellum-men/Tordalken in der deutschen Ostsee im Winter (Abbildung 91). Zunehmend werden hohe Dichten dieser Artengruppe in allen Bereichen mit größeren Wassertiefen angetroffen.

Auch auf kleinerer räumlicher Ebene lassen sich Veränderungen in den Verteilungsmustern über die Zeit beobachten. In der Pommerschen Bucht, Ostsee, hat sich die Bedeutung des großen Flachgrunds Oderbank im Zentrum des SPA „Pommersche Bucht“ im Frühjahr für viele Arten geändert. Eisenten nutzten die Oderbank in späteren Perioden immer weniger, während die Bedeutung des Greifswalder Boddens und seines Mündungsbereichs stark zu-genommen hat (Abbildung 92). Hier ernähren die Enten sich im Frühjahr zu einem großen Teil vom Laich des Frühjahrsherings (LEIPE 1985, BARTHELMES 2012), sind dabei jedoch einer erhöhten Mortalitätsgefahr durch die intensive Stellnetzfischerei ausgesetzt (BARTHEL-MES 2012, SONNTAG et al. 2012).

Eine gleichermaßen abnehmende Nutzung des SPA „Pommersche Bucht“ und eine anhal-tend hohe Bedeutung des SPA „Westliche Pommersche Bucht“ zwischen Rügen und der AWZ ist für die Seetaucher zu verzeichnen (Abbildung 93, s. auch MARKONES et al. 2014).

Das Vorkommen von Samtenten hat im Frühjahr in der Pommerschen Bucht deutlich zuge-nommen. Gleichzeitig ist eine Verlagerung aus dem nördlichen Bereich in den Süden zu be-obachten (Abbildung 94). Auch die Trauerenten hielten sich in der zuletzt betrachteten Peri-ode verstärkt im Südteil des Gebiets auf und nutzten den Nordbereich sowie das Zentrum der Oderbank weniger intensiv (Abbildung 95). Im Frühjahr 2013 wurden Nordteil und Zent-rum der Oderbank jedoch von beiden Arten erneut stark frequentiert (MARKONES et al. 2014).

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Abbildung 85: Mittleres Frühjahrsvorkommen von Dreizehenmöwen Rissa tridactyla in der deutschen Nordsee in den Jahren (a) 2001-2003, (b) 2004-2006, (c) 2007-2009 und (d) 2010-2012. Datenquelle: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen.

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Abbildung 86: Mittleres Frühjahrsvorkommen von Seetauchern Gavia spec. in der deutschen Nordsee in den Jahren (a) 2001-2003, (b) 2004-2006, (c) 2007-2009 und (d) 2010-2012. Zu beachten ist eine geringe Datengrundlage im 3-Jahresblock (c) 2007-2009. Datenquelle: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen.

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Abbildung 87: Mittleres Wintervorkommen von Trauerenten Melanitta nigra in der deutschen Nordsee in den Jahren (a) 2001-2003, (b) 2004-2006, (c) 2007-2009 und (d) 2010-2012. Datenquelle: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen.

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Abbildung 88: Mittleres Wintervorkommen von Trauerenten Melanitta nigra in der deutschen Ostsee in den Jahren (a) 2001-2003, (b) 2004-2006, (c) 2007-2009 und (d) 2010-2012. Datenquelle: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen.

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Abbildung 89: Mittleres Wintervorkommen von Eisenten Clangula hyemalis in der deutschen Ostsee in den Jahren (a) 2001-2003, (b) 2004-2006, (c) 2007-2009 und (d) 2010-2012. Datenquelle: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen.

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Abbildung 90: Mittleres Wintervorkommen von Samtenten Melanitta fusca in der deutschen Ostsee in den Jahren (a) 2001-2003, (b) 2004-2006, (c) 2007-2009 und (d) 2010-2012. Datenquelle: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen.

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Abbildung 91: Mittleres Wintervorkommen von Trottellummen Uria aalge und Tordalken Alca torda (zusammen: TATL) in der deutschen Ost-see in den Jahren (a) 2001-2003, (b) 2004-2006, (c) 2007-2009 und (d) 2010-2012. Datenquelle: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen.

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Abbildung 92: Mittleres Frühjahrsvorkommen von Eisenten Clangula hyemalis in der Pommer-schen Bucht, deutsche Ostsee, in den Jahren (a) 2001-2003, (b) 2004-2006, (c) 2007-2009 und (d) 2010-2012. Datenquelle: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen.

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Abbildung 93: Mittleres Frühjahrsvorkommen von Seetauchern Gavia spec. in der Pommer-schen Bucht, deutsche Ostsee, in den Jahren (a) 2001-2003, (b) 2004-2006, (c) 2007-2009 und (d) 2010-2012. Datenquelle: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen.

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Abbildung 94: Mittleres Frühjahrsvorkommen von Samtenten Melanitta fusca in der Pommer-schen Bucht, deutsche Ostsee, in den Jahren (a) 2001-2003, (b) 2004-2006, (c) 2007-2009 und (d) 2010-2012. Datenquelle: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen.

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Abbildung 95: Mittleres Frühjahrsvorkommen von Trauerenten Melanitta nigra in der Pommer-schen Bucht, deutsche Ostsee, in den Jahren (a) 2001-2003, (b) 2004-2006, (c) 2007-2009 und (d) 2010-2012. Datenquelle: TOPAS-FTZobs-DB, flug- und schiffsbasierte Erfassungen.

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7 Bewertung der angewendeten Erfassungsmethodik Der Winter-Teilsurvey in der Nordsee konnte wegen ungünstiger Wetterbedingungen durch Wind bzw. Nebel nicht durchgeführt werden. Auch in allen Vorjahren konnten die geplanten fluggestützten Wintersurveys nicht bzw. nicht vollständig realisiert werden. Zum Schließen der generellen Erfassungslücken im Winter in der deutschen Nordsee wird dennoch empfoh-len, wiederholt möglichst fluggestützte Erfassungen durchzuführen, da mit Hilfe dieser Erfas-sungsplattform an einzelnen Tagen erheblich größere Flächen beprobt werden können als mit schiffsgestützten Erfassungen. Sollten diese Erhebungen aufgrund zu schlechter Be-obachtungsbedingungen immer wieder ausfallen, könnten zumindest wichtige Teilgebiete mit schiffsgestützten Erfassungen abgedeckt werden. Eine weitere Option könnte im Einsatz digitaler Erfassungsmethoden bestehen, die laut Anbieter auch bei höheren Windstärken zufriedenstellende Ergebnisse liefern. In diesen Fällen steigt jedoch der Aufwand für die au-tomatische Vorauswertung (z.B. BLOM UK / Uni Arhus) bzw. das Sichten der Videoaufnah-men (z.B. HiDef) stark an, da Wellen und Schaumkronen den Auswertealgorithmus behin-dern bzw. die bearbeitende Person ablenken. Daher ist bei ungünstigem Wetter mit einer zusätzlichen Kostensteigerung dieser generell kostenintensiven Surveyvariante zu rechnen.

Ausführliche generelle Bewertungen der Erfassungsmethoden mit besonderem Hinblick auf das Seevogelmonitoringvorhaben erfolgten darüber hinaus durch MARKONES & GARTHE (2009, 2012a) und MARKONES et al. (2012a).

Insbesondere wird die verstärkte Durchführung von Schiffsurveys in Ergänzung bzw. als Al-ternative zu fluggestützten Erfassungen in den folgenden Fällen empfohlen (MARKONES et al. 2012a):

• Zur Fortführung der Datengrundlage für Trendanalysen, v.a. in den Jahren eines po-tentiellen Methodenwechsels von observerbasierten auf digitale fluggestützte Erfas-sungen

• In Konzentrationsgebieten, bzw. bei häufigem Auftreten großer gemischter Trupps (betrifft z.B. die Pommersche Bucht, in der kleinere, unscheinbare Arten in Mitten der großen Meeresenten-Trupps nicht zufriedenstellend erfasst werden, aber auch die Erfassung von Schiffsfolgern an Fischereifahrzeugen)

• Zur Erfassung von Artengruppen, bei denen eine Unterscheidung auf Artniveau aus dem Flugzeug nur unzureichend gelingt (Seeschwalben, Trauerente/Samtente, Trot-tellumme/Tordalk, immature Großmöwen)

• Bei höheren Windstärken, um repräsentative mittlere Verteilungsmuster abzubilden; dies gilt insbesondere für die Erfassung von Arten, deren Vorkommen stark von me-teorologischen Faktoren beeinflusst wird (siehe MARKONES & GARTHE 2012a, MAR-KONES et al. 2012a)

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• In Perioden, in denen ungeeignete Wetterbedingungen Flugsurveys über einen lan-gen Zeitraum verhindern (z.B. im Winter in der Nordsee; gilt für Teilgebiete, eine großräumige Erfassung ist nicht praktikabel)

Zusätzlich wird vorgeschlagen, weitere Methoden in das Monitoring aufzunehmen, bzw. de-ren Eignung hinsichtlich der Ergänzung bzw. Erweiterung des Seevogelmonitoringpro-gramms zu prüfen. Dazu zählen telemetrische Untersuchungen, Seawatching und digitale Erfassungsmethoden.

Digitale Verfahren bieten u.a. folgende Vorteile gegenüber observerbasierten fluggestützten Erfassungen (MARKONES et al. 2012a):

• Minimierung verschiedener Fehlergrößen für eine möglichst genaue Abschätzung des tatsächlichen Gesamtbestands,

• Erfassung von Arten, die mit visuellen Flugsurveys nicht gut erfasst werden können,

• Erfassung ohne Scheuchwirkung bzw. Attraktion auf die untersuchten Arten,

• Erfassung von Seevogelvorkommen in Perioden höherer Windstärken (jedoch s.o.),

• Beibehaltung der ursprünglichen Monitoringtransekte nach dem Bau von Offshore-Windparks und anderen Bauwerken auf See,

• Bestimmung der Flughöhen der erfassten Seevögel (bei videobasierter Erfassung),

• Archivierung der Originaldaten (Qualitätssicherung),

• Minimierung des Sicherheitsrisikos für die Observer bei fluggestützten Erfassungen.

Zur Prüfung hinsichtlich der Aufnahme von digitalen Erfassungen in das Monitoringpro-gramm ist die Durchführung von zeitgleichen Vergleichsflügen von observerbasierter und digitaler Methode unerlässlich. Nur auf diesem Weg ist eine Bewertung von festgestellten Unterschieden in Artenspektrum und Abundanz möglich, um methodische Unterschiede si-cher von zeitlich-räumlicher Variation abzugrenzen. Im Rahmen von solchen Vergleichsflü-gen könnte dann beispielsweise überprüft werden, ob unscheinbare Arten inmitten artenrei-cher Vogelkonzentrationen durch digitale Erfassungen besser erfasst werden als durch Ob-server. Zu erwarten sind bei digitalen Erfassungen auch höhere Individuenzahlen für Arten, die in großen Trupps auftreten, da diese erfahrungsgemäß durch Observer oft stark unter-schätzt werden. Dies gilt vor allem für Arten, die sich optisch aufgrund ihrer Gefiederfärbung schwer vom Hintergrund abheben (z.B. Trauerenten bei schlechteren Lichtverhältnissen) und Arten, bei denen starke geschlechts- oder altersspezifische Unterschiede in der Gefiederfär-bung in Kombination mit dem Auftreten in gemischten Trupps zu einer Unterschätzung der unscheinbareren Individuen führen (z.B. Eiderenten; Bowman 2014).

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8 Eignung der erhobenen Datendichte für die Erfüllung der Natura 2000 / MSRL-Berichtspflichten

Das Seevogel-Monitoring im Rahmen der Berichtspflichten zu Natura 2000 und MSRL soll Daten zum Erhaltungszustand der Seevogelarten und -populationen liefern, zu deren A-bundanz, Verbreitung und Populationsstrukturmerkmalen, zu Trends und Gefährdungen, sowie zur Qualität, Größe, Verteilung und Beschaffenheit des Habitats und zu Ökosys-temstrukturen (http://www.habitatmare.de, KRAUSE et al. 2011).

Anhand der für das vorliegende Vorhaben erhobenen Daten können Aussagen zur Vertei-lung und zum Vorkommen von Seevogelarten getroffen werden. Um die Verteilung gut ab-zubilden, muss für jede Art die geeignetste Beobachtungsplattform gewählt werden und das räumliche und zeitliche Erfassungsdesign müssen auf die jeweilige Art und das Gebiet ihres (Schwerpunkt-)Vorkommens ausgerichtet werden.

Zu den wesentlichen Monitoringzielen gehört die Ermittlung von Bestandszahlen und Be-standstrends. Bestandstrends werden derzeit über die Analyse von Erfassungsdaten aus definierten Trendboxen gewonnen. Eine ausreichende Datenbasis liegt dabei nur für ausge-wählte Jahreszeiten und von ausgewählten Erfassungsplattformen vor. Allein auf Basis der im Rahmen des Monitorings erhobenen Daten lässt sich die Berechnung von Bestand-strends schwer realisieren. Exemplarische Powertests zeigten, dass erhebliche Steigerun-gen des Erfassungsaufwands vorgenommen werden müssten, um die für das Erkennen von Bestandsveränderungen erforderliche Kartierungsfläche zu erreichen (MARKONES & GARTHE 2009, siehe auch MACLEAN et al. 2013). Die Monitoringziele können also nur erfüllt werden, wenn zusätzliche Daten herangezogen werden, bzw. gezielte zusätzliche großräumige Er-fassungen durchgeführt werden. Das FTZ führt seit 2008 im Auftrag des BfN „Trendanalysen von Seevögeln in den deutschen Meeresgebieten von Nord- und Ostsee“ durch (DRIES & GARTHE 2009, GARTHE et al. 2011), die im Rahmen des BfN-AWZ-Forschungsprojektes 3 „Monitoring und Bewertung von marinen Wirbeltieren“ weitergeführt werden (SCHWEMMER et al. 2012, MARKONES et al. 2014). Um eine möglichst umfassende Datenbasis zu nutzen, wird dafür die gesamte langjährige Datenreihe der am FTZ geführten Deutschen Seabirds at Sea-Datenbank verwendet.

Voraussetzung für Bestandszahlen sind flächige Daten, die jeweils das gesamte Verbrei-tungsgebiet einer Art umfassen. Diese liegen nur für Schwerpunktjahreszeiten einiger Arten vor. Für die Berechnung von aktuellen Bestandszahlen für alle Arten und alle Jahreszeiten ist keine ausreichende Datengrundlage vorhanden!

Bestände und Bestandstrends werden derzeit aus den folgenden Gründen überwiegend auf Basis von Schiffsdaten berechnet:

• Längere Zeitreihe (Nordsee: schiffsgestützte Erfassungen seit 1990, Flüge seit 2002; Ostsee: schiffsgestützte Erfassungen seit 2000, Flüge seit 2002);

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• Schiffsdaten integrieren einen größeren Datensatz, geben also besser ein mittleres Bild wieder; bei Flugzeugdaten haben einzelne Tage sehr großen Einfluss auf das Ergebnis, bzw. stellen alleine das Ergebnis

• Die Erfassungsplattform Flugzeug ist nicht für alle Arten geeignet, bzw. als geeignet be-wertet

Aufgrund der Verlagerung des Monitoring-Aufwands von schiffsgestützten zu fluggestützten Erfassungen wurde die Datengrundlage für Bestandszahlen in den letzten Jahren zugunsten der Erhebung großflächiger Verteilungsmuster stark verringert. Während in den Anfangszei-ten der systematischen Erfassung von Seevögeln auf See in Deutschland nur die Erfas-sungsplattform Schiff eingesetzt wurde, liegt seit Einführung der fluggestützten Methode in Deutschland ein sehr starker Schwerpunkt auf Flugsurveys. Gründe dafür sind das bessere Kosten/„Nutzen“- bzw. Kosten/Erfassungsaufwands-Verhältnis der fluggestützten Erfassun-gen und logistische Vorteile. In früheren Jahren wurden zudem viele schiffsgestützte Erfas-sungen sehr kostengünstig durch Ehrenamtliche geleistet, während diese Erfassungen heute aufgrund der vielen Umweltverträglichkeitsstudien im Rahmen von Offshore-Windpark-Planungen einen hohen Marktwert haben.

Auf der anderen Seite werden durch diese Umweltverträglichkeitsuntersuchungen erhebliche zusätzliche Datensätze in der derzeit im Aufbau befindlichen Datenbank am Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) verfügbar, die das FTZ Westküste im Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMUB) und des BSH bearbeitet. Die gemeinsame Nutzung die-ser umfangreichen Datenbasis würde wesentliche Zugewinne insbesondere für die Abschät-zungen von Bestandszahlen und Bestandstrends von Seevögeln aber auch für die genaue Abbildung ihrer Verteilungsmuster und Raumnutzung in den Offshore-Bereichen von Nord- und Ostsee bedeuten. Darüber hinaus gibt es weitere Datensätze in der European Seabirds at Sea (ESAS) Database, die aus nicht-deutschen Quellen stammen. Auch wenn die zusätz-liche Datenmenge relativ gering ist, sollten diese Datensätze nach der Aktualisierung der ESAS-Datenbank in die Trendanalysen integriert werden.

Um die Fortführung der Ermittlung von Bestandszahlen und Bestandstrends zu ermöglichen, müssen die nachfolgenden Empfehlungen umgesetzt werden:

• Mehr Schiffsurveys zu allen Jahreszeiten in allen Teilgebieten!

• Nutzung verfügbarer externer Datensätze (BSH- & ESAS-Datenbanken) für Analysen von Verteilungsmustern, Bestandszahlen und -trends

• Fortführung der Evaluierung von Daten aus fluggestützten Erfassungen (um ggf. die Be-rechnung von Bestandszahlen und -trends auf Basis der Flugsurveydaten für weitere Ar-ten zu ermöglichen)

• Evaluierung und ggf. Einsatz von digitalen Erfassungsmethoden viele Nachteile der visuellen Flugsurveys entfallen (Qualität der Erfassung deutlich besser; Nachteil: teurer als visuelle fluggestützte Erfassung)

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Gefährdungen von Seevogelvorkommen können im Rahmen der laufenden Monitoringakti-vitäten zumindest teilweise betrachtet werden, müssen jedoch durch weitere Untersuchun-gen und Auswertungen bearbeitet werden. Während der laufenden Erfassungen wurden z.B. Daten zur Fischereiintensität und zum Schiffsverkehr erhoben, die eine Betrachtung der räumlichen Überlappung mit Seevogelvorkommen und damit eine Identifizierung von Kon-fliktgebieten und -zeiträumen ermöglichen.

Daten zur Phänologie von Seevögeln lassen sich im Rahmen der Monitoringerfassungen nur bedingt sammeln, können jedoch im Rahmen von Seawatching oder über die Auswer-tung von Telemetrie-Daten, die mittlerweile in immer größeren Datensätzen vorliegen, sehr gut gewonnen werden. Telemetrie-Daten geben darüber hinaus Auskunft über Austausch-bewegungen zwischen Teilgebieten.

Informationen zu Populationsstrukturmerkmalen können nur mit schiffsgestützten Erfas-sungen, Seawatching und ggf. digitalen Erfassungen in der erforderlichen Quantität erfasst werden. Bei visuellen flugzeuggestützten Erfassungen ist es aufgrund der besonderen Be-obachtungsbedingungen in den meisten Fällen nicht möglich, Alters- und Gefiedermerkmale der beobachteten Individuen zu erfassen.

Zu Qualität, Größe, Verteilung und Beschaffenheit des Habitats und der Ökosys-temstrukturen können anhand der erhobenen Daten nur indirekte Aussagen, z.B. über Ver-haltensbeobachtungen, getroffen werden. Im Rahmen von gezielten Schiffsurveys können jedoch Erfassungen zu verschiedenen physikalischen und biologischen Umweltvariablen zeitgleich mit den Seevogelerfassungen durchgeführt werden, wie das z.B. der Fall bei Moni-toringerfassungen war, die über Mitfahrten im Rahmen des VECTORS-Projektes des IHF und im Rahmen von COSYNA-Kampagnen des Instituts für Küstenforschung am HZG durchgeführt wurden. Aussagen lassen sich auch über die Verschneidung von Seevogela-bundanzdaten mit archivierten Daten von Umweltfaktoren treffen. Wesentliche Erkenntnis-gewinne bezüglich der Habitatwahl und der Raumnutzung (und somit indirekt zur Habitat-größe und -qualität) lassen sich über den Einsatz moderner Telemetrie-Methoden erzielen.

Grundsätzlich ist zu beachten, dass Monitoringvorhaben immer nur in der Lage sind, Verän-derungen aufzeigen. Um die Prozesse und Wirkungsmechanismen hinter den beobachteten Trends oder (Um-)Verteilungen zu identifizieren, müssen gesonderte gezielte Forschungs-vorhaben konzipiert und durchgeführt werden.

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9 Ausblick Im Rahmen der Fortführung des Monitoringprogramms sind folgende Erfassungen für die kommende Zeit geplant:

• fluggestützte Teilerfassungen in den Vogelschutzgebieten der deutschen Nordsee („Öst-liche Deutsche Bucht“) und küstenfernen Gebieten der Nationalparke Wattenmeer der Nordsee im Winter und Frühjahr 2015,

• fluggestützte Gesamterfassungen der deutschen Ostsee im Winter und Frühjahr 2015,

• eine schiffsgestützte Erfassung in der Pommerschen Bucht, deutsche Ostsee, im Januar 2015,

• ein schiffsgestützter Survey in der Ostsee im Frühjahr,

• eine fluggestützte Erfassung im Bereich Helgoland zur Brutzeit,

• schiffsgestützte Surveys in der Nordsee in Schwerpunktjahreszeiten (z.B. Sommer, Spätsommer).

Neu in das Monitoringprogramm aufgenommen wurde eine Überwachung des Bruterfolgs Helgoländer Hochseevögel. VOLKER DIERSCHKE wird ab 2015 den Bruterfolg von Eissturm-vogel, Basstölpel und Dreizehenmöwe in ausgewählten Probeflächen im Rahmen mehrmali-ger Kontrollen feststellen und darüber berichten.

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Dank Die Erfassungen wurden mit Unterstützung von Volker Dierschke organisiert und durchge-führt. Hendrik Lörper, Esther Rickert, Melanie Schulz, Nicole Sonntag, Henning Volmer und Stefan Weiel trugen als weitere Observer zum Gelingen der Erfassungen bei. Kjell Larsson analysierte Geschlechterverhältnis und Jungvogelanteil von Eisenten während der schiffsge-stützten Erfassung in der Ostsee im Februar 2014. Für diese Fahrt stellte uns das HZG das Forschungsschiff „Ludwig Prandtl“ zur Verfügung. Das AWI, das IHF und das LLUR ermög-lichten die Teilnahme an Forschungsfahrten mit FS „Heincke“ und FS „Haithabu“. Wir be-danken uns bei Volker Dzaak, Jens Floeter, Dominik Gloe, Marc Hufnagl und Joachim Voss für die Organisation und Leitung dieser Fahrten und bei Kapitän und Mannschaft, Fahrtlei-tung und Mitfahrern für die gute Zusammenarbeit und die angenehme Zeit an Bord. Eben-falls vielen Dank an alle Piloten für die angenehme Zusammenarbeit und den sicheren Transport während der Flugsurveys. Eugen Faber und Uwe Lange von Brockmann Consult unterstützten uns wesentlich bei den erforderlichen Datenbankarbeiten.

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AWZ

Forschung Natur-schutz

Seevogel-Monitoring 2014

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Seevogel-Monitoring 2014

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