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3,4 Millionen Euro für Lottogewinner MÜNCHEN. Mit den sechs Richti- gen ist ein Lottospieler aus Oberbayern zum Multimillio- när geworden. Bei der Ziehung am Mittwoch hatte er nach An- gaben der Staatlichen Lotterie- verwaltung in Bayern als einzi- ger Tipper bundesweit auf die gezogenen Gewinnzahlen 1, 5, 6, 17, 28 und 41 gesetzt. Ledig- lich die Superzahl 1, um den Jackpot zu knacken, hatte der Glücksspieler nicht. Allerdings bekommt er mehr als 3,4 Milli- onen Euro – was wohl Trost ge- nug sein dürfte. Wer der Ge- winner ist, war zunächst un- klar. (dpa) Kein Home Office für Webcam-Girl MÜNCHEN. Ein Webcam-Girl darf sich nicht mehr gegen Be- zahlung in ihrem Wohnhaus vor der Kamera ausziehen. Das Verwaltungsgericht München teilte gestern mit, dass die 24- Jährige ihre Arbeit im oberbay- erischen Ampfing aufgeben muss, weil „die Tätigkeit in nicht unerheblichem zeitlichen Umfang stattfindet und dem am Wohnort angemeldeten Ge- werbe der Klägerin, also der dauerhaften und regelmäßigen Erwerbstätigkeit, dient“. Dies aber kollidiere mit dem Bau- recht, das für das Gebiet nur Wohnnutzung vorsieht. (dpa) Wollte Mutter ihr Kind verbrennen? WALDMÜNCHEN. Eine 36-jährige fünffache Mutter aus dem Alt- landkreis Waldmünchen soll ihren fünfjährigen Sohn mit Benzin übergossen und ange- zündet haben. Die Frau wurde am Mittwochabend in unmit- telbarer Nähe ihres Wohnorts festgenommen, gegen sie liegt ein Unterbringungsbefehl we- gen versuchten Mordes vor, den der Staatsanwalt beantragt hat- te. Einer Tankstellenbetreiberin waren am Dienstag bei dem Fünfjährigen „schwerste Brand- verletzungen“ aufgefallen. Sie hatte daraufhin das Jugendamt informiert. (ps/bv) Maßkrug-Attacke: Angreifer stellt sich MÜNCHEN. Knapp zwei Wochen nach einem brutalen Maßkrug- Angriff auf einen 19 Jahre alten Wiesn-Besucher sitzt der Tat- verdächtige in Untersuchungs- haft. Ein Ermittlungsrichter ha- be gegen den 21-Jährigen Haft- befehl wegen schwerer Körper- verletzung erlassen, teilte die Polizei gestern mit. Nachdem die Polizei mit Fotos nach dem Täter gefahndet hatte, meldete sich der Mann über seinen An- walt. Nach einem Streit hatte der Täter dem 19-Jährigen mit einem Maßkrug ins Gesicht ge- schlagen. Das Opfer ist seitdem auf einem Auge fast blind. (dpa) Sex mit Schülerin: Lehrer vor Gericht SCHWEINFURT. Wegen Sex mit einer Siebtklässlerin steht ein Lehrer in Unterfranken vor Ge- richt. Die Anklage wirft dem 40-Jährigen vor, zwischen 2000 und 2001 zwei Mal mit dem Mädchen geschlafen zu haben, das zur Tatzeit 13 und 14 Jahre alt war. Dem Vernehmen nach soll der Sex einvernehmlich ge- wesen sein, strafbar ist er den- noch. Der Lehrer hat die Vor- würfe eingeräumt und sich ent- schuldigt. Für den Prozess vor dem Landgericht Schweinfurt sind zwei Verhandlungstage angesetzt, das Urteil dürfte am Montag fallen. (dpa) BAYERN IN KÜRZE Natalie Hot darf in ihrer Woh- nung nicht mehr vor der Web- cam posieren. Foto: dpa REGENSBURG/KOBLENZ. Es ist ein ver- schneiter Tag, die Straßen sind glatt. Eine Mutter ist mit ihren dreijährigen Zwillingen und dem achtjährigen Ge- schwisterkind auf der Landstraße in Richtung Essing (Lkr. Kelheim) unter- wegs, als ein folgenschwerer Unfall passiert. Die Frau rutscht in ein entge- genkommendes Fahrzeug, das sofort zu rauchen und schließlich zu bren- nen beginnt. Carina Tischler aus Ihr- lerstein und Sebastian Geber aus Rie- denburg, die als Erste zur Unfallstelle kommen, leisten in den dramatischen Minuten vorbildliche Hilfe und retten so Leben. Gestern erhielten sie dafür in Koblenz die Auszeichnung „Kavalier der Straße“. Die beiden jungen Niederbayern reihen sich damit in eine inzwischen über 2300 Namen umfassende Liste von Lebensrettern im Straßenverkehr ein, die die Mittelbayerische Zeitung seit 57 Jahren führt. Bei der diesjährigen Jahrestagung der Aktionsgemeinschaft „Kavalier der Straße“ zeigte sich wieder einmal, dass Kavalier sein keine Frage des Al- ters ist. Unter den Geehrten ist bei- spielsweise ein 16-jähriger Schüler, der ohne zu zögern zu einem Unfallauto auf der A 3 eilte und vorbildliche Hilfe leistete. Eine junge Frau aus Sulze- moos wiederum zog einen verun- glückten Motorradfahrer auf der A 8 vom Überholstreifen an den sicheren Fahrbahnrand – unter Einsatz ihres ei- genen Lebens. Mit vereinten Kräften befreit Auch Carina Tischler (22) und Sebasti- an Geber (26), der die Auszeichnung am Donnerstag nicht persönlich ent- gegennehmen konnte, dachten nicht lange nach, was zu tun sei. Sie rannten zunächst zu dem brennenden Fahr- zeug und versuchten, den sichtlich verwirrten und orientierungslosen Fahrer mit vereinten Kräften aus dem Auto zu befreien – was glücklicher- weise gelang. Während sich Carina Tischler au- ßerhalb der Gefahrenzone weiter um den Schwerverletzten kümmerte, eilte Se- bastian Geber der Familie zu Hilfe. Er befreite auf Bitten der Mut- ter zunächst die schreienden und geschock- ten Kinder aus dem Wagen und achte- te dabei darauf, dass sie keinen Rauch- gasen ausgesetzt wurden. Die eintref- fenden Rettungskräfte konnten schließlich auch die schwer verletzte Mutter befreien und ebenso wie ihre Kinder und den zweiten verletzten Fahrer ins Krankenhaus bringen. Das Polizeipräsidium Niederbayern nann- te das Verhalten von Carina Tischler und Sebastian Geber couragiert und le- bensrettend und schlug den Fall zur Auszeichnung vor. Dass Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft im Straßenverkehr heute keine Selbstverständ- lichkeit mehr sind, das machte der Koblenzer Polizeipräsident Wolfgang Fromm deutlich. „Das Kli- ma auf den Stra- ßen ist rauer ge- worden.“ Gaffer, die statt zu hel- fen ihr Handy zückten, foto- grafierten, Videos machten und mit ih- rem Verhalten auch noch die Ret- tungskräfte behinderten, seien ein in- zwischen bekanntes Phänomen. Umso wichtiger sei es, Öffentlichkeit für jene zu schaffen, die im entscheidenden Moment nicht an „Likes“ in den Sozia- len Netzwerken denken, sondern dar- an, wie sie Menschen in Not helfen könnten, betonte Hermann Fetsch, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft „Ka- valier der Straße“. Besonders bewegt zeigten sich die Gäste von einem Fall aus dem Wester- wald. Dort eilte die türkischstämmige Familie Karaagacli einem offensicht- lich betrunkenen Mann zu Hilfe, der mitten auf der Straße gestürzt war. Doch statt sich für die Hilfsbereit- schaft zu bedanken, musste die Fami- lie sich rassistisch beschimpfen und anpöbeln lassen. Nachbarn riefen schließlich die Polizei, die die Familie für ihr couragiertes Verhalten inzwi- schen mit der Bürgermedaille ehrte, jetzt kam die Auszeichnung als „Kava- liere“ dazu. „Es ist uns ein Anliegen, uns bei der Familie, die von dem Vor- fall selbst zutiefst erschüttert war, per- sönlich zu bedanken“, sagte Laudator Gerd Brunner von der Arbeitsgemein- schaft. „Das kann keine Maschine leisten“ Werden wir denn in 15 Jahren über- haupt noch Kavaliere der Straße brau- chen? Diese provokante Frage stellte angesichts der technischen Entwick- lungen hin zum autonomen Fahren Professor Dr. Peter König, Experte auf dem Gebiet der Fahrzeug- und Sicher- heitstechnik. Es werde weiterhin Un- fälle geben, sagte König. Und deshalb seien auch die Menschen weiter auf Helfer angewiesen. „Was Sie als Kava- liere geleistet haben, das ist sozusagen unberechenbar. Das kann auch in Zu- kunft keine Maschine leisten.“ Technik kann echte Kavaliere nicht ersetzen VON ISOLDE STÖCKER-GIETL, MZ SOZIALES Carina Tischler aus Ihrlerstein und Sebastian Geber aus Riedenburg wur- den für eine lebensrettende Hilfeleistung als „Kavaliere der Straße“ ausgezeichnet. Bei diesem Unfall nahe Kelheim wurden eine Frau und ihre drei Kinder sowie ein weiterer Autofahrer zum Teil schwer verletzt. Foto: Archiv Pieknik Carina Tischler gehört jetzt zu den „Kavalieren der Straße“. Foto: Heiner Stöcker ZWEI WEITERE AUSZEICHNUNGEN MZ zeichnet aus: In diesem Jahr wur- den im Rahmen der Jahrestagung 28 Kavaliere der Straße ausgezeichnet. In den vergangenen 57 Jahren erfuhren so bei allen Mitgliedszeitungen mehr als 70 000 herausragende Hilfeleistungen im Straßenverkehr eine besondere An- erkennung. Auch auf regionaler Ebene zeichnete die MZ mehr als 2300 Men- schen mit der Kavaliers-Plakette aus. Auf regionaler Ebene wird in diesem Jahr Leopold Karer aus Lambrechtshau- sen in Österreich ausgezeichnet, der bei einem Unfall auf der A 3 bei Wiesent ei- ner verunglückten Autofahrerin Erste Hilfe leistete, die Unfallstelle absicherte und bis zum Eintreffen der Rettungs- kräfte seelischen Beistand gab. Eine weitere regionale Auszeichnung erhält Benjamin Moser aus Maxhütte- Haidhof. Er half einem verunglückten Radfahrer. Während der Mann mit einer Kopfverletzung in Begleitung seiner Frau ins Krankenhaus gebracht wurde, küm- merte er sich um die Räder, lud sie auf einen Anhänger und brachte sie die 20 Kilometer zurück zum Ausgangspunkt der Radtour – und das alles unentgelt- lich. Die Arbeitsgemeinschaft Kavalier der Straße wurde im Jahr 1959 in Mün- chen gegründet. Zu den Gründungsmit- gliedern gehörte auch die Mittelbayeri- sche Zeitung. Derzeit gehören 37 Ver- lagshäuser der Arbeitsgemeinschaft an. (ig) SEITE 8 FREITAG, 7. OKTOBER 2016 B2 BAYERN/OBERPFALZ MITTELBAYERISCHE ZEITUNG ip-pflege

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3,4 Millionen Eurofür LottogewinnerMÜNCHEN.Mit den sechs Richti-gen ist ein Lottospieler ausOberbayern zumMultimillio-när geworden. Bei der ZiehungamMittwoch hatte er nachAn-gaben der Staatlichen Lotterie-verwaltung in Bayern als einzi-ger Tipper bundesweit auf diegezogenenGewinnzahlen 1, 5,6, 17, 28 und 41 gesetzt. Ledig-lich die Superzahl 1, um denJackpot zu knacken, hatte derGlücksspieler nicht. Allerdingsbekommt ermehr als 3,4Milli-onen Euro –waswohl Trost ge-nug sein dürfte.Wer der Ge-winner ist, war zunächst un-klar. (dpa)

Kein Home Officefür Webcam-GirlMÜNCHEN. EinWebcam-Girldarf sich nichtmehr gegen Be-zahlung in ihremWohnhausvor der Kamera ausziehen. DasVerwaltungsgerichtMünchenteilte gesternmit, dass die 24-Jährige ihre Arbeit im oberbay-erischen Ampfing aufgebenmuss, weil „die Tätigkeit innicht unerheblichem zeitlichenUmfang stattfindet und demamWohnort angemeldeten Ge-werbe der Klägerin, also derdauerhaften und regelmäßigenErwerbstätigkeit, dient“. Diesaber kollidieremit demBau-recht, das für das Gebiet nurWohnnutzung vorsieht. (dpa)

Wollte Mutter ihrKind verbrennen?WALDMÜNCHEN.Eine 36-jährigefünffacheMutter aus demAlt-landkreisWaldmünchen sollihren fünfjährigen SohnmitBenzin übergossen und ange-zündet haben. Die FrauwurdeamMittwochabend in unmit-telbarer Nähe ihresWohnortsfestgenommen, gegen sie liegteinUnterbringungsbefehlwe-gen versuchtenMordes vor, dender Staatsanwalt beantragt hat-te. Einer Tankstellenbetreiberinwaren amDienstag bei demFünfjährigen „schwerste Brand-verletzungen“ aufgefallen. Siehatte daraufhin das Jugendamtinformiert. (ps/bv)

Maßkrug-Attacke:Angreifer stellt sichMÜNCHEN.Knapp zweiWochennach einem brutalenMaßkrug-Angriff auf einen 19 Jahre altenWiesn-Besucher sitzt der Tat-verdächtige inUntersuchungs-haft. Ein Ermittlungsrichter ha-be gegen den 21-JährigenHaft-befehl wegen schwerer Körper-verletzung erlassen, teilte diePolizei gesternmit. Nachdemdie Polizeimit Fotos nach demTäter gefahndet hatte, meldetesich derMann über seinenAn-walt. Nach einem Streit hatteder Täter dem 19-JährigenmiteinemMaßkrug ins Gesicht ge-schlagen. Das Opfer ist seitdemauf einemAuge fast blind. (dpa)

Sex mit Schülerin:Lehrer vor GerichtSCHWEINFURT.Wegen Sexmiteiner Siebtklässlerin steht einLehrer in Unterfranken vor Ge-richt. Die Anklagewirft dem40-Jährigen vor, zwischen 2000und 2001 zweiMalmit demMädchen geschlafen zu haben,das zur Tatzeit 13 und 14 Jahrealt war. DemVernehmen nachsoll der Sex einvernehmlich ge-wesen sein, strafbar ist er den-noch. Der Lehrer hat die Vor-würfe eingeräumt und sich ent-schuldigt. Für den Prozess vordem Landgericht Schweinfurtsind zwei Verhandlungstageangesetzt, das Urteil dürfte amMontag fallen. (dpa)

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BAYERN IN KÜRZE

Natalie Hot darf in ihrer Woh-nung nicht mehr vor der Web-cam posieren. Foto: dpa

REGENSBURG/KOBLENZ. Es ist ein ver-schneiter Tag, die Straßen sind glatt.Eine Mutter ist mit ihren dreijährigenZwillingen und dem achtjährigen Ge-schwisterkind auf der Landstraße inRichtung Essing (Lkr. Kelheim) unter-wegs, als ein folgenschwerer Unfallpassiert. Die Frau rutscht in ein entge-genkommendes Fahrzeug, das sofortzu rauchen und schließlich zu bren-nen beginnt. Carina Tischler aus Ihr-lerstein und Sebastian Geber aus Rie-denburg, die als Erste zur Unfallstellekommen, leisten in den dramatischenMinuten vorbildliche Hilfe und rettenso Leben. Gestern erhielten sie dafür inKoblenz die Auszeichnung „Kavalierder Straße“.

Die beiden jungen Niederbayernreihen sich damit in eine inzwischenüber 2300 Namen umfassende Listevon Lebensrettern im Straßenverkehrein, die die Mittelbayerische Zeitungseit 57 Jahren führt.

Bei der diesjährigen Jahrestagungder Aktionsgemeinschaft „Kavalierder Straße“ zeigte sich wieder einmal,dass Kavalier sein keine Frage des Al-ters ist. Unter den Geehrten ist bei-spielsweise ein 16-jähriger Schüler, derohne zu zögern zu einem Unfallautoauf der A 3 eilte und vorbildliche Hilfeleistete. Eine junge Frau aus Sulze-moos wiederum zog einen verun-glückten Motorradfahrer auf der A 8vom Überholstreifen an den sicherenFahrbahnrand – unter Einsatz ihres ei-genen Lebens.

Mit vereinten Kräften befreit

Auch Carina Tischler (22) und Sebasti-an Geber (26), der die Auszeichnungam Donnerstag nicht persönlich ent-gegennehmen konnte, dachten nichtlange nach, was zu tun sei. Sie ranntenzunächst zu dem brennenden Fahr-zeug und versuchten, den sichtlichverwirrten und orientierungslosenFahrer mit vereinten Kräften aus demAuto zu befreien – was glücklicher-weise gelang.

Während sich Carina Tischler au-ßerhalb der Gefahrenzoneweiter um denSchwerverletztenkümmerte, eilte Se-bastian Geber derFamilie zu Hilfe.Er befreite aufBitten der Mut-ter zunächst dieschreiendenund geschock-

ten Kinder aus demWagen und achte-te dabei darauf, dass sie keinen Rauch-gasen ausgesetzt wurden. Die eintref-fenden Rettungskräfte konntenschließlich auch die schwer verletzteMutter befreien und ebenso wie ihreKinder und den zweiten verletztenFahrer ins Krankenhaus bringen. DasPolizeipräsidium Niederbayern nann-te das Verhalten von Carina Tischlerund Sebastian Geber couragiert und le-bensrettend und schlug den Fall zur

Auszeichnung vor.Dass Rücksichtnahmeund Hilfsbereitschaft

im Straßenverkehrheute keineSelbstverständ-lichkeit mehrsind, das machteder KoblenzerPolizeipräsident

Wolfgang Frommdeutlich. „Das Kli-ma auf den Stra-ßen ist rauer ge-worden.“ Gaffer,die statt zu hel-fen ihr Handyzückten, foto-

grafierten, Videosmachten undmit ih-rem Verhalten auch noch die Ret-tungskräfte behinderten, seien ein in-zwischen bekanntes Phänomen. Umsowichtiger sei es, Öffentlichkeit für jenezu schaffen, die im entscheidendenMoment nicht an „Likes“ in den Sozia-len Netzwerken denken, sondern dar-an, wie sie Menschen in Not helfen

könnten, betonte Hermann Fetsch,Sprecher der Arbeitsgemeinschaft „Ka-valier der Straße“.

Besonders bewegt zeigten sich dieGäste von einem Fall aus demWester-wald. Dort eilte die türkischstämmigeFamilie Karaagacli einem offensicht-lich betrunkenen Mann zu Hilfe, dermitten auf der Straße gestürzt war.

Doch statt sich für die Hilfsbereit-schaft zu bedanken, musste die Fami-lie sich rassistisch beschimpfen undanpöbeln lassen. Nachbarn riefenschließlich die Polizei, die die Familiefür ihr couragiertes Verhalten inzwi-schen mit der Bürgermedaille ehrte,jetzt kam die Auszeichnung als „Kava-liere“ dazu. „Es ist uns ein Anliegen,uns bei der Familie, die von dem Vor-fall selbst zutiefst erschüttert war, per-sönlich zu bedanken“, sagte LaudatorGerd Brunner von der Arbeitsgemein-schaft.

„Das kann keine Maschine leisten“

Werden wir denn in 15 Jahren über-haupt noch Kavaliere der Straße brau-chen? Diese provokante Frage stellteangesichts der technischen Entwick-lungen hin zum autonomen FahrenProfessor Dr. Peter König, Experte aufdem Gebiet der Fahrzeug- und Sicher-heitstechnik. Es werde weiterhin Un-fälle geben, sagte König. Und deshalbseien auch die Menschen weiter aufHelfer angewiesen. „Was Sie als Kava-liere geleistet haben, das ist sozusagenunberechenbar. Das kann auch in Zu-kunft keineMaschine leisten.“

Technikkann echteKavaliere nicht ersetzen

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VON ISOLDE STÖCKER-GIETL, MZ

SOZIALESCarina Tischler ausIhrlerstein und SebastianGeber aus Riedenburgwur-den für eine lebensrettendeHilfeleistung als „Kavaliereder Straße“ ausgezeichnet.

Bei diesem Unfall nahe Kelheim wurden eine Frau und ihre drei Kinder sowie ein weiterer Autofahrer zum Teil schwer verletzt. Foto: Archiv Pieknik

Carina Tischlergehört jetzt zuden „Kavalierender Straße“.

Foto: Heiner Stöcker

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ZWEI WEITERE AUSZEICHNUNGEN

➤ MZ zeichnet aus: In diesem Jahr wur-den im Rahmen der Jahrestagung 28Kavaliere der Straße ausgezeichnet. Inden vergangenen 57 Jahren erfuhren sobei allen Mitgliedszeitungenmehr als70 000 herausragende Hilfeleistungenim Straßenverkehr eine besondere An-erkennung. Auch auf regionaler Ebenezeichnete die MZmehr als 2300Men-schenmit der Kavaliers-Plakette aus.➤ Auf regionaler Ebenewird in diesemJahr Leopold Karer aus Lambrechtshau-sen in Österreich ausgezeichnet, der beieinemUnfall auf der A 3 bei Wiesent ei-ner verunglückten Autofahrerin ErsteHilfe leistete, die Unfallstelle absicherteund bis zum Eintreffen der Rettungs-kräfte seelischen Beistand gab.

➤ Eine weitere regionaleAuszeichnungerhält BenjaminMoser aus Maxhütte-Haidhof. Er half einem verunglücktenRadfahrer.Während der Mannmit einerKopfverletzung in Begleitung seiner Frauins Krankenhaus gebracht wurde, küm-merte er sich um die Räder, lud sie aufeinen Anhänger und brachte sie die 20Kilometer zurück zumAusgangspunktder Radtour – und das alles unentgelt-lich.➤ Die Arbeitsgemeinschaft Kavalierder Straßewurde im Jahr 1959 inMün-chen gegründet. Zu den Gründungsmit-gliedern gehörte auch dieMittelbayeri-sche Zeitung. Derzeit gehören 37 Ver-lagshäuser der Arbeitsgemeinschaftan. (ig)

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