Sieben offene Fragen an die Personalkommission

2
5. Juli 2011 Sieben offene - auch für die Öffentlichkeit bestimmte - Fragen an die Personalkommission der Diözese Eisenstadt Die durch den hochwst. Herr Diözesanbischof am 29.06.2011 erfolgten personellen Verfügungen sind in Zusammenarbeit mit der Personalkommission der Diözese Eisenstadt entstanden. Auf Grund des Missbehagens und Missmutes, der durch diese Verfügung beim Kirchenvolk und auch zum Teil beim Klerus entstanden ist, ist es nur recht und billig zu fragen, ob sich der hochwst. Herr Diözesanbischof und seine Personalkommission bei diesen für die Kirche so lebens- und überlebensnotwendigen Personalentscheidungen auch die folgenden sieben Fragen gestellt haben: „Gehorsam bedeute nicht, mit jeder praktischen Entscheidung der Kirchenleitung einverstanden zu sein. Weder der Bischof sei in jeder seiner Entscheidungen "unfehlbar" noch der Papst“, so Kardinal Schönborn anlässlich einer Priesterweihe: 1. Wie weit muss der Gehorsam eines Priesters gehen - bis zur Selbstaufgabe - bis er, jenseits einer überholten klerikalen Hierarchie, schließlich seine motivierte, priesterliche Lebenskultur verliert? Es werde "Situationen der Enttäuschung und Frustration" geben, in denen die Versuchung groß sei, "auf die da oben zu schimpfen, auf Rom oder auf den Bischof". so der Kardinal weiter! 2. Was erwartet sich die Hierarchie von einem Priester, der in seinem neuen Umfeld seine Arbeit mit Frustration, Enttäuschung und Kränkung verrichtet und letztendlich seinen Dienst nach Vorschrift nur soweit verrichtet, dass ihm die klerikale Hierarchie keine Pflichtverletzung vorwerfen kann? Und Kardinal Schönborn weiter: Dennoch gelte "ubi petrus ibi ecclesia" - wo Petrus ist, da ist auch die Kirche. Den Weg als Priester in Treue zum Nachfolger Petri und gemeinsam mit der Weltkirche zu gehen, sei "der sichere Weg, auch im Gehorsam zu Christus treu zu sein. 3. Darf sich die örtliche Hierarchie einer Diözese anmaßen Nachfolger Petri zu sein – das steht nur dem Papst zu - und so die Treue zum Nachfolger Petri von einem Priester einzufordern, der gegen seinen Willen abberufen werden soll, obwohl er im Laufe seines Priesterlebens auch im Gehorsam zu Christus immer treu ist und war? Schon Xenophon sah in der Fähigkeit, so zu befehlen, dass der Untergebene gern und willig gehorcht, die wesentlichste Eigenschaft eines guten Vorgesetzten. Nicht alle Priester, die der im Mai 2011 zusammengestellte Personalkommission der Diözese Eisenstadt als verantwortliches Gremium für die Pfarrbesetzung untergeben sind, gehorchen gerne und willig. 4. Ist der Personalkommission der Diözese Eisenstadt bewusst, dass ihnen diese wesentliche Eigenschaft von guten Vorgesetzten fehlt? Dechant Schinner, Vorsitzender des Priesterrates der Erzdiözese Wien um 1980, berichtet über Kardinal König: „Es liegt auch auf dieser Linie, dass der Herr Kardinal all seine Mitarbeitern im Priester und im Laienstand großes Vertrauen schenkt und ihnen soweit wie möglich freie Hand lässt. Man mag Nachteile darin erblicken …… wenn er das Nein-Sagen auf ein unabdingbares Mindestmaß beschränkt, jedenfalls ist der unschätzbare Vorteil ein Geist von Freiheit und Weite, der in der Erzdiözese viel Gutes gedeihen ließ.“ 5. Wofür hat sich die Personalkommission der Diözese Eisenstadt für Ihre Priester und Laien entschieden: für einen Geist von Freiheit und Weite, der Gutes gedeihen lässt

description

Die am 29.06.2011 erfolgten personellen Verfügungen sind in Zusammenarbeit mit der Personalkommission der Diözese Eisenstadt entstanden. Folgende Fragen müssen gestellt werden:

Transcript of Sieben offene Fragen an die Personalkommission

Page 1: Sieben offene Fragen an die Personalkommission

5. Juli 2011

Sieben offene - auch für die Öffentlichkeit bestimmte - Fragen an die Personalkommission der Diözese Eisenstadt Die durch den hochwst. Herr Diözesanbischof am 29.06.2011 erfolgten personellen Verfügungen sind in Zusammenarbeit mit der Personalkommission der Diözese Eisenstadt entstanden. Auf Grund des Missbehagens und Missmutes, der durch diese Verfügung beim Kirchenvolk und auch zum Teil beim Klerus entstanden ist, ist es nur recht und billig zu fragen, ob sich der hochwst. Herr Diözesanbischof und seine Personalkommission bei diesen für die Kirche so lebens- und überlebensnotwendigen Personalentscheidungen auch die folgenden sieben Fragen gestellt haben:

„Gehorsam bedeute nicht, mit jeder praktischen Entscheidung der Kirchenleitung einverstanden zu sein. Weder der Bischof sei in jeder seiner Entscheidungen "unfehlbar" noch der Papst“, so Kardinal Schönborn anlässlich einer Priesterweihe:

1. Wie weit muss der Gehorsam eines Priesters gehen - bis zur Selbstaufgabe - bis er, jenseits einer überholten klerikalen Hierarchie, schließlich seine motivierte, priesterliche Lebenskultur verliert?

Es werde "Situationen der Enttäuschung und Frustration" geben, in denen die Versuchung groß sei, "auf die da oben zu schimpfen, auf Rom oder auf den Bischof". so der Kardinal weiter!

2. Was erwartet sich die Hierarchie von einem Priester, der in seinem neuen Umfeld seine Arbeit mit Frustration, Enttäuschung und Kränkung verrichtet und letztendlich seinen Dienst nach Vorschrift nur soweit verrichtet, dass ihm die klerikale Hierarchie keine Pflichtverletzung vorwerfen kann?

Und Kardinal Schönborn weiter: Dennoch gelte "ubi petrus ibi ecclesia" - wo Petrus ist, da ist auch die Kirche. Den Weg als Priester in Treue zum Nachfolger Petri und gemeinsam mit der Weltkirche zu gehen, sei "der sichere Weg, auch im Gehorsam zu Christus treu zu sein.

3. Darf sich die örtliche Hierarchie einer Diözese anmaßen Nachfolger Petri zu sein – das steht nur dem Papst zu - und so die Treue zum Nachfolger Petri von einem Priester einzufordern, der gegen seinen Willen abberufen werden soll, obwohl er im Laufe seines Priesterlebens auch im Gehorsam zu Christus immer treu ist und war?

Schon Xenophon sah in der Fähigkeit, so zu befehlen, dass der Untergebene gern und willig gehorcht, die wesentlichste Eigenschaft eines guten Vorgesetzten. Nicht alle Priester, die der im Mai 2011 zusammengestellte Personalkommission der Diözese Eisenstadt als verantwortliches Gremium für die Pfarrbesetzung untergeben sind, gehorchen gerne und willig.

4. Ist der Personalkommission der Diözese Eisenstadt bewusst, dass ihnen diese wesentliche Eigenschaft von guten Vorgesetzten fehlt?

Dechant Schinner, Vorsitzender des Priesterrates der Erzdiözese Wien um 1980, berichtet über Kardinal König: „Es liegt auch auf dieser Linie, dass der Herr Kardinal all seine Mitarbeitern im Priester und im Laienstand großes Vertrauen schenkt und ihnen soweit wie möglich freie Hand lässt. Man mag Nachteile darin erblicken …… wenn er das Nein-Sagen auf ein unabdingbares Mindestmaß beschränkt, jedenfalls ist der unschätzbare Vorteil ein Geist von Freiheit und Weite, der in der Erzdiözese viel Gutes gedeihen ließ.“

5. Wofür hat sich die Personalkommission der Diözese Eisenstadt für Ihre Priester und Laien entschieden: für einen Geist von Freiheit und Weite, der Gutes gedeihen lässt

Page 2: Sieben offene Fragen an die Personalkommission

oder für einen Geist der Unselbständigkeit und Begrenztheit, der Gutes verkümmern und zu Grunde gehen lässt?

Die Kirche muss, wenn es das Seelenheil erfordert, ihrem Verkündigungsauftrag gerecht werden (c.747 § 2 CIC) Zitat: „Can. 1752 — „Bei Versetzungssachen sind die Vorschriften des can. 1747 anzuwenden, unter Wahrung der kanonischen Billigkeit und das Heil der Seelen vor Augen, das in der Kirche immer das oberste Gesetz sein muss“ („Salus animarum suprema lex.“)

6. Schließt nicht das „Heil der Seelen als oberstes Gesetz in der Kirche und damit als Richtschnur allen kirchlichen Handelns wie auch Prüfstein allen kirchlichen Rechtes“ auch das Heil des/der Einzelnen (des zu versetzenden Seelsorgers) und das Heil der unmittelbar betroffenen Gemeinschaft wie auch des Gottesvolkes insgesamt ein?

Kardinal König: „ die Kirche wird also eine andere Weise von Autorität entfalten müssen: nicht mehr die Stärke der eisernen Hand und der eiserenen Autorität, sondern die der Einsicht, die Stärke des Glaubens, die Stärke der Liebe, die Macht des mitreißenden Beispiels, die überzeugende Kraft des gelebten Glaubens. In dieser innerlich kraftvoll gewordenen Kirche wird dann auch eine echte Autorität anerkannt werden.“

7. Welcher Autorität und Stärke bedient sich die Personalkommission der Diözese Eisenstadt, wenn der Schaden am Heil der Seelen und der Frust der Gemeinschaft der Gläubigen immer offensichtlicher werden? Ist diesem Gremium bewusst, dass sie einst nicht nur über ihre Sünden sondern auch über den Schaden Rechenschaft ablegen müssen, den sie an der ihr anvertrauten Gemeinschaft angerichtet haben?

DI RUDOLF BERGHOFER E-mail: [email protected]