Siewerth Zur Gottesfrage Bei Hegel Und Heidegger

download Siewerth Zur Gottesfrage Bei Hegel Und Heidegger

of 165

Transcript of Siewerth Zur Gottesfrage Bei Hegel Und Heidegger

GUSTAVSIEWERTH www.gustav-siewerth.de GOTT IN DER GESCHICHTE Gesammelte Werke BAND III TRIALOGO Verlag D-78421 Konstanz Print-On-Demand-Version Auflage : 2003/06 Alle Rechte vorbehalten! Copyright 2003by TRIALOGO VORWORT7 EINLEITUNG9 I. Vollendung der Geschichte als Rckschritt10 II. Die Irre im Raum der Offenbarung16 III. Eschatologie der Irre22 IV. Verwindung der Irre durch Heidegger27 WESEN UND BEDEUTUNG DER LOGIK FONSECAS30 FRANZ SUAREZ UND DIE NEUZEITLICHE METAPHYSIK31 WESEN UND GESCHICHTE DER MENSCHLICHEN VERNUNFT NACH IMMANUEL KANT37 DER GOTTESGEDANKE IM WERK DES JUNGEN HEGEL45 DER WIDERSPRUCH IM WERK DES JNGEREN HEGEL56 DIE DIFFERENZ VON SEIN UND SEIEND65 I. DAS WESEN DER SEINSDIFFERENZ65 1. Die Weisen der Seinsdifferenz65 2. Die Differenz als Weise der Seinsermglichung67 3. Der Austrag der Differenz in der Seinsermglichung68 II. DIE DIFFERENZ DES SEINS IN DER CHRISTLICHEN PHILOSOPHIE UND THEOLOGIE70 1. Das Entspringen der ideellen Differenz aus der realen der gttlichen Subsistenzen70 2. Das gttliche Denken als Ort des Nichtseins die ars divina71 3. Die Unmglichkeit eines ordo idearum ad esse oder die Freiheit Gottes71 4. Der Entschlu Gottes aus und zu sich selbst72 5. Das Wesen der Ideen72 III. DIE ZWEI WEGE DER DIFFERENZ-ENTHLLUNG72 A. Die Weisen der Seinsdifferenz, ihre Aufhebung und ihr Bestehen73 B. Die Seinsdifferenz in der Philosophie79 IV. DIE BERSPRINGUNG DER SEINSDIFFERENZ IN DER PHILOSOPHIE82 A. Die theologische Essenzenmetaphysik des Duns Scotus82 B. Die Essenzenmetaphysik bei Franz Suarez91 C. Die Differenz im Denken Hegels99 DER TRIUMPH DER VERZWEIFLUNG114 I. DAS WESEN DER VERZWEIFLUNG114 1. Kierkegaards Krankheit zum Tode114 2. Die Verzweiflung der sittlich verpflichteten Natur115 3. Der Proze der Verzweiflung116 II. DIE VERSIEGELUNG DES ABENDLANDES IN GLAUBE UND OFFENBARUNG119 1. Die verborgene abendlndische Universalitt119 2. Die Skularisation des Christentums120 3. Heidnische und neuzeitliche Existenz122 III. DIE VERZWEIFLUNG IM DENKEN123 1. Pelagianischer Humanismus123 2. Hegels Dialektik der Verzweiflung125 3. Der dialektische Materialismus als Idealismus132 IV. DER VERZWEIFLUNGSPROZESS DES KOMMUNISMUS134 1. Die Radikalisierung der Widersprche134 2. Die Verzweiflung der verflschten Transzendenz137 V. DAS INDIVIDUALISTISCHE TRIEBSUBJEKT ALS TRAGENDER GRUND DES WESTLICHEN DENKENS138 5 V. DER VERZWEIFLUNGSPROZESS IN DEUTSCHLAND141 1. Der Nationalsozialismus im Gesellschaftsproze141 2. Die politisch objektivierte Verzweiflung143 3. Die Flucht in den Lebensstandard144 VII. DIE MANIFESTATION DER VERZWEIFLUNG IM GEISTESLEBEN DER GEGENWART UND IHRE VERBORGENE NICHTIGKEIT145 MARTIN HEIDEGGER UND DIE GOTTESERKENNTNIS150 MARTIN HEIDEGGER UND DIE FRAGE NACH GOTT160 6 VORWORT In den Bnden III und IV sind Siewerths Arbeiten zur Geschichtsphilosophie zusammengestellt. Band IVwirdDasSchicksalder Metaphysik von Thomas zu Heidegger enthalten; der vorliegende dritte BandfhrtdurchergnzendeAufstzeundVortrgeindieseThematikein.DaszentraleStckdes dritten Bandes ist der Aufsatz Die Differenz von Sein und Seiend. Dieser Aufsatz ist entstanden aus einemVortragmitdemgleichenTitelbeiderGrresGesellschaftinTrier1961.Erstellteine zusammenfassende Reflexion auf das 1959 erschienene Schicksal der Metaphysik dar und wird von SiewerthselbstalsderGipfelpunktseinertranszendentalenSeinsdeutungangesehen.1Siewerth mchtedemAuftragHeideggers,dieDifferenzvonSeinundSeiendzudenken,damit entsprechen. DiefrhenHegelaufstzeSiewerths:DerGottesgedankeimWerkdesjungenHegelundDer Widerspruch im Werk des jngeren Hegel, verfat in den Jahren zwischen 1932 und 1935, erlutern diesptereHegelkritikimSchicksalderMetaphysikundinDieDifferenzvonSeinundSeiend. DerGottesgedankeimWerkdesjungenHegelstellteinenEntwurfzueinergeplanten,abernicht ausgefhrten greren Hegelarbeit dar, die als Forschungsauftrag der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft gegeben wurde. DerTriumphderVerzweiflungstelltSiewerthsletzteHegelkritikdar.Siezeichnetsichim GegensatzzudenbrigenHegelaufstzendadurchaus,dasieHegelwenigerunterdem GesichtspunkteinerlogischenStimmigkeitoderhistorischenErmglichung,sondernunterdemder geschichtlichenWirklichkeitbetrachtet:diekommunistischeRevolutionalsFolgederHegelschen Dialektik. DiebeidenHeideggeraufstze:MartinHeideggerunddieFragenachGottundMartinHeidegger und die Gotteserkenntnis zeigen den Horizont, von dem her und auf den hin die Auseinandersetzung mitHegelalsdemHhepunktderMetaphysikgefhrtwird.MartinHeideggerunddie GotteserkenntniswurdealsVortraginBrssel(1957)gehaltenundwurdewieDerGottesgedanke imWerkdesjungenHegeldemunverffentlichtenNachlaentnommen.Siewerthsgrundlegende FragestellungnachderEinheitderGeschichteistgefhrtdurchdieHeideggerscheSeinsdeutung. Von Thomas zu Heidegger fhrt der Weg. Diese Etappen, die die Geschichte als Geschick der Irre kennzeichnen,habeichinderfolgendenEinleitungineinermglichstknappenundwrtlichen WiedergabedesHauptgedankengangesnachzuzeichnengesucht.IneinemzweitenSchritthabeich kurzeinekritischeAuseinandersetzungmitderSiewerthschenPosition(jeweilsimzweitenTeilder vier Hauptabschnitte) versucht. Gustav Siewerth war mein Lehrer von 1953 bis 1963. Ich habe ihm viel zu danken. Auch dort, wo ich vonseinerInterpretationabweiche,habeichdochdieentscheidendenAnregungenvonihmerhalten. Sein frher Tod hat seine neu ansetzende kritische Auseinandersetzung mit Heidegger nicht mehr zur vollenEntfaltungkommenlassen.DerersteAusdruckdieserverndertenStellungnahmeistder Aufsatz: Martin Heidegger und die Frage nach Gott (1961). Mndlich wurde diese Kritik weiterge-fhrtimAnschluandenletztengroenVortragM.HeideggersZeitundSein2inden Arbeitskreisen der katholischen Studentengemeinde Freiburg. Siewerth hat die Auseinandersetzung eines Christen mit seiner Zeit leidenschaftlich gefhrt. Sein Weg fhrtebereineanfnglicheIdentifikationmitHeideggerzueinerkritischenAuflichtungdieses Denkens im Sinne der Aufhebung der ontologischen Differenz in den transzendenten christlichen Gott und schlielich zur vlligen Absetzung von Heidegger. SiewerthsDenkenmgealsderBeitrageinesChristeninderAuseinandersetzungmitHeidegger verstanden werden. FrauSiewerthgiltmeinbesondererDank,nichtnurfrdiegrozgigeBereitstellungdes NachlawerkesihresGattenimSiewerth-ArchivderPdagogischenHochschuleFreiburgi.Br., sondern auch fr manche mhevolle maschinenschriftliche bertragungsarbeit der handgeschriebenen Manuskripte, wie fr wertvolle persnliche Hinweise. In der Zusammenstellung und Durcharbeitung der Texte verdanke ich Herrn Prof. Dr. W. Warnach aus Kln entscheidende Anregungen.

1 Vgl. G. Siewerth, Grundfragen der Philosophie im Horizont der Seinsdifferenz, Dsseldorf 1963, 7.

2 Der Vortrag wurde am 31. Januar 1962 an der Universitt Freiburg i. Br. gehalten. 7 Nicht zuletzt habe ich Herrn Franz-Anton Schwarz zu danken. Unermdlich hat er mit Frau Siewerth schwer zugngliche Texte erarbeitet, mir in der bersetzungsarbeit von scotistischen Texten wie auch inderKorrekturderManuskriptewertvolleHilfegeleistet.Allen,diemitfinanziellerUntersttzung zur Herausgabe des vorliegenden Bandes beigetragen haben, sei ebenfalls herzlich gedankt. Freiburg, Juli 1971Alma von Stockhausen 8 EINLEITUNG von Alma von Stockhausen Erfahrung und Denken des Gttlichen, der Gtter, des Gottes und Gottes als Ereignis des Seins steht im Geschick des Seins.3 Die Frage nach Gott lt sich nur stellen im Vernehmen des Schicksals der Metaphysik.WiekommtderGottindiePhilosophie,fragtSiewerth,indemerdieHeideggersche Fragestellung nach dem Geschick der Metaphysik bernimmt. WiekommtderGottundihmentsprechenddieTheologieundmitihrderonto-theologische Grundzug in die Metaphysik?4 Das Sein des Seienden entbirgt sich seit der Frhe seiner Entbergung alsdersichselbstergrndendeundbegrndendeGrund.DieOntologieundTheologiesind'Logien', insofern sie das Seiende als solches ergrnden und begrnden. Sie geben vom Sein als dem Grund der SeiendenRechenschaft.DieMetaphysikistsachgemerunddeutlichergedacht:Onto-Theo-Logik.5 DieGeschichtedesSeinsbeginntmitderSeinsvergessenheit.6JedeEpochedessichzeitigenden Seins stellt eine Gestalt der Irre dar solange die im Grndungsproze der Metaphysik verspannten, GottundMensch,GrundundGegrndetes,nichtfreigelassenwerdenindiegemeinsameHerkunft. Heidegger nennt sie oder die Identitt, um anzudeuten, da beide, das Sein und das Seiende, ausihrzusammengehren.DieFundamentalontologielegtimRckschritthinterdieOntologiediese Identittfrei.AusdemZusammengehrenindasSelbeberltsichdasSeindemSeienden, verschenktsichdasSeindemSeienden,wiedasSeinvomSeiendenzurckgegebenwird.Seinund Seiendes gehren einander im freien Spiel der Geschichte des Vorgangs des Seins zum Seienden und derantwortendenRckgabederSeienden.HeideggernenntdieseGeschichtegeschickliche GeschichteimGegensatzzumnotwendigverlaufendenGeschichtsprozeHegelsundMarxens. Geschickliche Geschichte meint eine geschickte und gewhrte Geschichte. Sein und Seiendes gehren inderHulddessichzeitigendenSeinszusammen. IndiesergeschenktenGeschichtealleinkannsich dieAnkunftderGtterbereiten,kannichdengttlichenGotterfahren,wennersichzeigtundnicht entzieht.DasSeinderSeiendenaufeineihmgemeUrsache,aufGottalsdiecausasui zurckzufhren,fhrtzunichts.IchgeratedamitnurwiederindenGrndungsproze,derGottund Mensch aneinander verklammert, der Gott als Ursache festhlt, anstatt den Raum freizugeben, vor ihm zutanzenundzubeten.AlsobleibtnurderEinstiegindasAllernchste:dieontologischeDifferenz von Sein und Seiendem, um in ihr den Wink der Gtter zu vernehmen. Siewerth stimmt Heidegger zu: DerGottalscausasuimupreisgegebenwerden,umfrdengttlichenGottfreizuwerden.7Stellt sichnichtauch,sofragter,derThomismusalsIdentittssystemdieselbeAufgabe:dasSeindes SeiendenzudenkenunddasSeinselbstsoaufGottzurckzufhren,ohnedaGottindieWelt verspanntwird.8WoherstammtaberderGlaubeandengttlichenGottangesichtsderfurchtbaren Verweigerung, Gott zu denken, angesichts des Geschicks der onto-theologischen Irre? Ist also dieses ahnendeDenkenetwasanderesalsdiefortwaltendeGnadedesGlaubens?...Lt sich aber das 'Sein' geschichtlichals'Ereignis'wiealsVerweigerung'denken,ohneeszugleichalsdenRaumeiner gttlichenOffenbarungzuerffnen?...DennwennHeideggermitHlderlinundJacobBhmeden 'gttlichenGott'alsden'Freudigen'undden'Erfreuten'denkt,....als'denVater',der'zuffnenund aufzuhellen'liebt,....dannverweistauchsolchesSagenineine'Innigkeit'derliebendenEinheitvon GottundMensch,dieohnediegeoffenbarteVaterschaftderschpferischenLiebeangesichtsder wirklichen Welt nicht mit Ernst zu denken ist.9

3 Vgl. G. Siewerth, Das Schicksal der Metaphysik von Thomas zu Heidegger, Einsiedeln 1959, XV. 4 Vgl. M. Heidegger, Identitt und Differenz, Pfullingen 1957, 53. 5 Ebd. 56. 6 M. Heidegger, Holzwege, Frankfurt/M. 41963, 336. 7 Vgl. G. Siewerth, Martin Heidegger und die Frage nach Gott. In diesem Band S. 289. 8 Ebd. 291. 9 Ebd. 292. 9 I. Vollendung der Geschichte als Rckschritt IrrealsIrrewirdalleinvonderEinfaltdesUrsprungsherfabar.NurinAbsetzungvonder Eigentlichkeit,derInnigkeitdes'Ursprungs'kanndasSchicksal,dieNotderIrreerfahrenwerden. OhnediesenunterscheidendenBezugwrde'Irre'notwendigzumGeschichtekonstituierenden Prinzip.10AngesichtsdesbestehendenSchicksalskanndiesesHeileundAnfnglichenurinder Gnade des christlichen Glaubens sichtbar werden. Das Geschick der abendlndischen Philosophie mu alsein'christlichesEreignis'begriffenwerden.DennallePhilosophieverbleibt,auchinihrer ErmchtigungausdemWortGottes,imUmfnglichenundUrsprnglichendesSeinsunddamitbei einemUnbersteigbaren,ausdemsiesichinNotwendigkeitundStrengedenkendbewegt.11Damit wirddasSeiendenichtdurchdenAnrufderGnadeaufetwasbernatrliches,demMenschen Transzendentes bezogen, vielmehr ins Eigene wesenhafter Mglichkeiten befreit, aus der Verfallenheit indieUneigentlichkeitdesManinfolgederepochalenIrre.12Irrewirdjetztverstandenals urstndigeVerweigerung,alsgttlicherEntzug,derdiemenschlicheKehrinsSeiendezurFolge hat.13DieserSeinsvergessenheitdesDenkensistnurEinhaltgebotendurchThomasvonAquin.14 DieursprnglicheDifferenzvonSeinundSeiend,dasSeiendealsWeisedesSeins,istimGangder abendlndischen Philosophie nur in dem von der Theologie gefhrten Denken des Aquinaten wirklich indenBlickgekommen!DiesesDenkenstehtdeshalbinunmittelbarerNhezuHeidegger,soda beide Denker in die Wende einer Zuwendung gefordert sind.15 WasunternimmtSiewerth?DieEpochenderabendlndischenGeschichteundihrejeweiligen FragestellungenwerdenimHeideggerschenSinnealsGestaltenderIrrebetrachtet.Siewerthsteigt indieHeideggerscheGeschichtskonzeptionein,abernicht,umsieeinfachhinzubernehmen, vielmehrsiealssolcheverstndlichzumachen.DasdieEpochendurchhaltendeGeschick,der onto-theologischeProzederMetaphysikwirdalschristlichesEreignisverstanden.Durch Offenbarung wissen wir von der gnadenhaft geschenkten Ursprungseinheit von Gott und Mensch, die durchdieInnigkeitderVaterliebebestimmtist.VerweigerungdieserZugehrigkeithatdieKehrins SeiendezurFolge.Thomasalleinbedenkt,gefhrtdurchOffenbarung,dieSeinshaftigkeitdes Seienden. Im Rckschritt hinter den Vorstellungsproze der absoluten Subjektivitt gewinnt Siewerth, seinerchristlichenInterpretationderIrreentsprechend,nichtbeidenDichternoderden Vorsokratikern,sondernbeiThomasdieBasis,vonderhererinderBesinnungaufdie ontologische Differenz das Schicksal der Metaphysik zu wenden sucht.Siewerths Besinnung auf den vergessenen Ursprung gipfelt in der Errterung der Differenz von Sein undSeiend.16IndiesemzentralenAufsatzentwickeltSiewerthdasGeschickderabendlndischen Philosophie,dieseinsvergesseneOnto-Theo-LogikalstheologischesGeschickimWeiterdenkender spekulativenPrinzipiendesAquinaten.17DiegroenEntscheidungendesDenkensfallenindem philosophisch-theologischenSeinsentwurfdeshohenMittelalters.18DiespekulativeVollendungdes thomasischenGedankengangesltdiebeiThomasaufgesprungenenDifferenzenzwischenWesen undSeinsodenken,davonhierausallegeschichtlichenEpochenderSeinsdifferenzenevident werden.19InderSeinsmetaphysikdesAquinatenkommtdasWesenderDifferenzursprnglichzum Austrag: der Differenz zwischen Sein und Wesen lge eine ursprnglichere zugrunde, die nicht in der ,Verendlichung'desSeins,sonderninihmselbstwalteteunddemzufolgeauchdie Sein-Wesens-Dif-ferenz positiver bestimmte, sofern sie als 'Nachbild' der absoluten Seinsdifferenz begriffen wird. Diese Differenz aber ist jene von Akt und Subsistenz, die als solche das ,Sein' nicht verendlicht und trotz des Unterschiedesnichtineineab-fallendeNichtigkeitundMannigfaltigkeithineinreit.20Umdiefreie Zusammengehrigkeit von Sein und Seiendem bedenken zu knnen, mu diese ontologische Differenz zurckgefhrt werden auf ihr Urbild: das Eines- bzw. Unterschieden-Sein Gottes selbst.

10 Vgl. G. Siewerth, Das Schicksal der Metaphysik 74. 11 G. Siewerth, Das Schicksal der Metaphysik 28 f. 12 Vgl. ebd. 28 f. 13 Vgl. ebd. 7374. 14 Vgl. ebd. 27. 15 Vgl. ebd. 21 f. und 32. 16 Vgl. G. Siewerth, Grundfragen der Philosophie im Horizont der Seinsdifferenz, Dsseldorf 1963, 7. 17 Ebd. 9. 18 Ebd. 7. 19 Vgl. G. Siewerth, Die Differenz von Sein und Seiend. In diesem Band S. 143. 20 G. Siewerth, Das Schicksal der Metaphysik 390. 10 Gott ist 'das einfache Sein selbst' in seiner sich durchdringenden dreifachen Subsistenz (trinitarische Differenz).DurchdringterseineunendlicheWesenstiefe,sowirddarinauchdieDifferenz 'unendlich'.InderDurchdringungdieserUnendlichkeitltdergttlicheGeist,aufGrundseiner seinshaften Differenz, auch seine 'Andersheit' denkend entspringen. Ist Gott 'das einfache Sein selbst' inseinersichdurchdringendendreifachenSubsistenz,sokannseine'Andersheit'nurals'Nichtsein' und als 'Nicht-Einheit' gedacht werden. Solchermaen ist das Nichtsein wie das Nichts ein Produkt des gttlichenGeistesselbst,ohnewelchesdiegttlicheSelbstdurchdringungineinzeugendesund liebendes Leben gebannt bliebe, das den Kreisschlu seiner absoluten Differenz und Einfachheit nicht berschreitenknnte.Dieses'Nicht-Gottsein'enthltnotwendigdenganzenAbgrundan Mglichkeiten,diesichzwischendemreinen,dreifachsubsistentenSeinGottesunddemabsoluten Nichts ausbreiten.21 Sein (Gottes) ursprngliches Einig- und Differentsein kommt daher nur zu sich selbst,indemeszugleichsichgegendieabsoluteAndersheitundNichtigkeitinseinemSelbstsein durchmit.22AufGrundderrealenDifferenzzwischendemeinfachenWesenderGottheitunddem dreifachenBesitzdurchVater,SohnundGeistentspringendieideellenDifferenzen,dieAndersheit Gottes,dasNichtseinalsBedingungderMglichkeitderSchpfung.WiekanndasreineSein,Gott, eineBeziehungzumNichtsein,zurSchpfungeingehen,ohnedadasSeinmitdemNichtsein identifiziertwirdunddurcheseingeschrnktwird?Wieistjenseitsallermetaphysischen Entgegensetzung von Endlichkeit und Unendlichkeit die Innigkeit des Ursprungs von Schpfer und Geschpf zu denken? Nach dem Aquinaten ist das Sein und jedes Wirkliche als solches etwas 'Positives', d. h. etwas, was 'keinVerhltniszumNichtseinhat'.23HegelmachtdieIdentittderNichtidentittzumPrinzip dessen, was ist. Sein und Nichtsein durchdringen einander anfnglich und ermglichen so den Proze derSelbstdarstellungdesabsolutenGeistes.SiewerthentgegnetHegel:NurweilHegeldie behauptete Identitt von Sein und Nichts schon in den ersten Kapiteln der Logik preisgibt und mit dem SeindieIdentittgegendasNichtsabsolutermchtigt,kannerberhauptseinenEntwurf durchhalten.24BleibtderProzeinderSchwebevonaufhebenderEinigungundbermchtigem Auseinandergehen, so ist in der Identitt von Einheit und Nicht-Einheit, von Sein und Nichtsein jede Aussage'gegen-undwidersinnig'.EsistkeineFeststellungmehrtreffbarohneihrGegenteil,soda dieaufhebendeAbsolvenzzugleichauchdiesichfortwlzendeSelbstentfremdungalsabsolutes Werdenimpliziert,einverborgenerWahnsinndesAbsoluten,derdasganzeHegelscheDenken durchherrscht und zerrttet.25 Esmuaberein'Mittleres'geben,dasSeinundNichtsursprnglicheinigt,ohnedemSeinseine Positivitt,dem Nichts aber seine Nichtigkeit zu nehmen. .. Dieses Wesen aber ist die Vernunft oder derGeist.26DasNichtseinwirdvomSeingesetzt,esentspringtimAktderSeinserkenntnisselbst, alseinfrjedesErkennenalssolcheskonstitutivesMaderSeinserkenntnisselbst...Nichtanders kann auch von Positivitt nur gesprochen werden, wenn zuvor jedes 'Verhltnis zum Nichtsein' ausge-schlossen wurde.27 Das Nichtsein entspringt nicht einfachhin der Endlichkeit der Vernunft, es gehrt vielmehr zum Wesen der Vernunft als solcher, sofern durch das Nichtsein das Sein in seinem Seinsein oderin seiner Positivitt sichtbar wird.28 Das Nichtsein kommt also nicht von den Dingen selbst her, sondern aus der Ttigkeit der Vernunft. Also nicht das Sein ist unmittelbar auf das Nichts bezogen wie bei Hegel; sondern das Sein an sich soll positiv verstanden werden, nur seine Erkennbarkeit geschieht durch den von der Vernunft entworfenen Magrund des Nichtseins.29 EinesinnvolleLoslsungvonSeinundVernunftistabernichtvollziehbar.DieVernnftigkeitdes SeinsmudeshalbalsjeneAndersheitdesSeins begriffen werden, in welcher sich das Sein als Sein erfat,abernichtimModusdesSeins.30SofernnundieVernunftdasSeinermit,wirdeine BeziehungdesNichtsaufdasSein,soferneserkanntist,gesetzt.DasNichtseinwirdvomSein ausgeschlossen;dasSeinistlautere,vonNichtseinunberhrtePositivitt.DasSeinerkenntsich,

21 G. Siewerth, Die Differenz von Sein und Seiend 123. 22 Ebd. 123. 23 G. Siewerth, Der Thomismus als Identittssystem, Frankfurt/M. 21961, 35. 24 Ebd. 34. 25 Ebd. 34 26 Ebd. 35. 27 Ebd. 38. 28 Vgl. ebd. 3839. 29 Vgl. ebd. 3839 30 Vgl. ebd. 3940 11 sofern es sich von Nichtsein unterscheidend absetzt. In dieser Ausschlieung des Nichts aber hat sich das Sein auf das Nichts bezogen. Was ist nun dieses Nichts? Es kann kein reines Nichts sein, insofern es vom Sein ausgeschlossen ist. Es kann aber auch nicht Sein sein, insofern es ja nur ist, in der Weise desAusschlieens.EsistalsoNicht-sein,Mglichkeit,istMittevonSeinundNichts.Dieses Mglichsein entspringt, sofern sich das Sein als Sein ermit, Gott sich in seinem Wirklichsein erkennt. Gottwird nicht wirklich durch diese Mglichkeit, vielmehr umgekehrt, diese Mglichkeit entspringt, sofern sich Gott in seinem Wirklichsein durchmit. DasNichtsein,dasNicht-Gott-sein,bildetalsodennotwendigenGrundderMglichkeitfrdie Nachahmbarkeit Gottes. Das Material der Schpfung-creatio ex nihilo-ist bereitgestellt durch das von Gott in der Erfassung seiner selbst von ihm ausgeschlossene Nichtsein. DiebloeMglichkeitderSchpfung,dasNichtseinaffiziertGottnicht,nochbeschrnktesihnin seinerPositivitt!DieNichtigkeitderSchpfung,dasNichtidentische,dasGottinursprnglicher Selbstzeugung gebiert,31 hat von sich aus keine Tendenz zur Wirklichkeit. Die Verwirklichung bedarf eines eigenen Willensaktes Gottes. WozusollGottdas,wasernichtist,wollen?-Umsichnichtnurideal,sondernauchrealzu unterscheiden? Die absolute Differenz zwischen Gott und den nichtigen Mglichkeiten und Dingen verbietet, von der Schpfung her den Willensentschlu Gottes abzuleiten. Gottes Schaffen kann nur spekulativ als ein Entschlu zu sich selbst, als Erffnung des Geistes fr den Geist, begriffen werden.32 Der erste schpferische, gottimmanente Ausflu seines Lebens mu Gottentsprechen,eristdasSeinschlichthin,dieursprnglichsteEmanationGottes,Ideealler Ideen.DiesesSeinistdashchsteGleichnisGottes,alsemaniertesistdasSeinunterschiedslos eines mit Gott.33 Das Sein bildet Gott ab, stellt die Nachahmbarkeit Gottes, die Idee der Ideen dar. Aber Gott erfhrt sich als Grund von Andersheit, sofern er sich im Horizont des Nichtseins in seinem Seinbzw.Nichtseinerkennt.DasSeinalsGleichnisGottesstelltdasNichtseinGottesdar.Es unterscheidetsichvonihm,istnichtactuspurus,Seinaussich,sondernemaniertes,esistauf ueres und Anderes hin.34 Das Sein als Gleichnis Gottes besitzt sich nicht unmittelbar, subsistiert nicht in sich, sondern im anderen seiner selbst, den Essenzen. Die Essenzen sind die Formen, in denen sich der Akt selbst verendlicht. Die schrittweise Entfaltung des Seinsaktes lt die ihn seinlassenden, Subsistenz verleihenden Essenzen entspringen.35 Der emanierte Akt wird actus essendi. In den Wesenheiten wird das Sein in seinem Aktsein reflektiert; die Essenzen sind wirklich, sofern sie teilhaben an dem sie entspringenlassenden Akt als solchem. In der Entsprechung des nicht unmittelbar insichselbstwirklichenAktesunddereinzelnenWesenheitenverwirklichensieeinander:Die WesenheitwirdinderTeilhabeamAktzumeinzel-seiendenDing,derAktverwirklichtdurchdie Wesenheit. DereigentlicheSchpfungsaktistalsozeugerischeSelbstaktuierungdesSeinsimempfnglichen SchoderWesenspotenzen,durchdie...dasemanierende'Seinselbst'zuStandundSubsistenz kommt.36 Eigentlich zu sich selbst kommt das Sein aber nur durch die vernnftigen Seienden: Nur im 'Schoe der Vernunft' kann das Sein seine Reflexion zu sich selbst gewinnen und als subsistierende 'Person' ins Dasein treten.37 DasSeinltaberberdasWesenhinauseineDimensiondesreinenApeiron,reinewesenlose GeteiltheitundAusgegossenheit,denAbgrundderMaterialittentspringen.Diese'Materie'istdas 'Herz'allerirdischenDinge...InihrerununterscheidbarenSelbigkeitwieinderUniversalittihrer Potentialitt grndet die Einheit der materiellen Welt.38 MateriewirdalsderAbgrunddesdesNicht-seinsmchtigenSeinsverstanden,alsdie Verwandlungs- und Ersterbesttte des Seienden, als unbeschrnkte Flssigkeit des Nicht-seins als Muttergrund der materiellen Erde, aus der das Leben in immer neuer Ermglichung zu sich selbst heraufgeht. So begabt der entuerte Seinsgrund in immer neuen Formen.39

31 Vgl. ebd. 44. 32 G. Siewerth, Die Differenz von Sein und Seiend 128. 33 Ebd. 128 f. 34 G. Siewerth, Das Schicksal der Metaphysik 386. 35 Vgl. G. Siewerth, Die Differenz von Sein und Seiend 129, Das Schicksal der Metaphysik 386. 36 G. Siewerth, Die Differenz von Sein und Seiend 130. 37 Ebd. 131. 38 Ebd. 131 f. 39 Ebd. 133. 12 DieSeinserfahrungsagt(beiHeidegger),dadasSeindieGeschichteseinerSelbstverwirklichung ist...AlsnichtinsichaktuelleunddochallesumfassendeRealittistesnurvergleichbarmitdem ,actusessendi',deraussichdieessentiaehervorgehenltalsdiemodiseinerihnselbst beschrnkendenRezeptionundVerendlichungundletztlichwiederumhervorgehenltauchdie Materiealsdas,wasdanndieverendlichendenWesensformenendgltigvereinzelt,individualisiert. OntologischistderactusessendidasallesaussichEntlassendeundGrndendeundimGrnden selbstAufgehende,sichAktualisierende.IndiesemSinneistdann...dasSein,imagoDei'undes erhlt alles, was ist, durch seine Teilnahme am Sein, als der imago Dei nun die similitudo Dei.40 GottselbstwirdausdersubsistentenTiefedesgttlichenSeinsaktes'Fleisch'undkehrtalle Differenzen ins Einige gttlichen Lebens und bereitet die Verschiedenen und Fr-sich-Bestehenden zur Selbigkeit seiner Seins- und Wesensbereignung.41 DiesezentraleLehredes'Identittssystems'istindieserFormfreilichinterminisbeiThomas nirgendsausgesprochen,dabeiihmdieEssenzen'ausGotthervortreten'undihrUrsprungausdem Sein unerrtet bleibt ... Es ist deshalb bedeutungsvoll, da sich Stephan Gilson in 'Ltre et lessence' unzweideutig zu der speculativen Thomasdeutung des 'Identittssystems' bekennt.42 WieistderVersuchSiewerths,dasSeinimWeiterdenkenderthomasischenPrinzipienals vermittelnde Mitte, als Gleichnis Gottes zu interpretieren, zu verstehen? SiewerthschreibtalsHeideggerschler1933-36dasIdentittssystem,das1936derFreiburger philosophischenFakulttalsHabilitationsschriftvorlagund1939gedrucktwurde.Das IdentittssystemhatSiewerthfrdiewesentlichesystematischeEntfaltungderSeinsbestimmungen gehalten. Es ist ohne wesentliche Vernderung, abgesehen von der neuen Einleitung, 1961 in zweiter Auflage erschienen. DieThematikdesIdentittssystemsaberentzndetsichanderFragenachderMglichkeitder Gotteserkenntnis.SiestehtinschrfsterundbewuterAuseinandersetzungmitderHegelschen Identitts- und Differenzthese.''43 Wie wre es mglich, von der defizienten Andersheit und Vielheit des Seienden auf die transzendente Einfachheit des actus purus zu schlieen, wenn die Differenz, die innerhalbdesSeiendenzwischenSeinundseiendoderzwischenAktundSubsistenzwaltet,nicht selbstseinshaftenCharakterhtte?WieistfolgerichtigdieDifferenzzubestimmen?...Wasaber bedeutet die entscheidende Erkenntnis der Metaphysik, da das Sein als solches in seiner Universalitt allesSeiendebegrndendumschlietundnichtsauersichhatalsdasNichtsein?Istesdannnicht folgerichtigundzwingend,nachdemWesendiesesNichtseinszufragen,dasursprnglichvomSein negiertwird,ohnedazugleichdasSeinerkanntwerdenkannauerhalbdieserNegation?Bedeutet diesnichtzugleich,dadasvomSeinnegierteNichtseinzurWahrheitundOffenbarkeitdesSeins gehrt? Ist aber das Nichtsein dann vom Sein und der in ihm waltenden Differenz zu lsen?... Ist das NichtsoderNichtseinabereinideellesProduktdergttlichenVernunft,istesdannnichtineinsein innerer Grund fr die Selbstdurchdringung Gottes wie fr die Mglichkeit der gttlichen 'rationes'?44 Wennesgilt,dasWesenderDifferenzzubestimmen,dannistnachdemVerhltnisvonSeinund Nichtseinzufragen.HegelgegenbermudieIdentittvonSeinundNichtseinvermiedenwerden, ohnedabeidebeziehungslosauseinandergerissenwerdenunddasSeingeradenichtmehrausder Differenzzubestimmenist.DasNichtseinwirdalsoalsSetzungdesSeinsverstanden.Seinistnicht durch das Nichtsein, es ist positiv aus sich, aber es erkennt sich als das, was es ist, erst, sofern es sich vomNichtseinunterscheidendabsetzt.GotterkenntsichundseineNachahmbarkeitdurchdas Nichtsein. WasheitPositivittdesSeins?IstdasSeinvonseinemErkanntseininderWeisezuunterscheiden, da es erst einmal vorliegt, um sich dann in einem zweiten Akt zu ermessen, sich zusammenzunehmen und zu ergreifen in seinem Sein? Was ist das fr ein Sein, das sich nicht unmittelbar besitzt, sondern seinen Selbstbesitz abgrenzen mu gegen das, was es nicht ist? Der actus purus im thomasischen Sinn sicher nicht. Thomas kennt nur einen Gott, der sich unmittelbar durch sich selbst erkennt. Gott ermit sich nicht erst im Medium des Nichtseins als dem Produkt seiner Vernunft. Gott ist unmittelbar reiner Geistaussichundbeisich.Wieistesberhauptdenkbar,dasichdasSeindurchdasNichtsein erfassenknnensoll?NurwennichdasNichtseindochwiedereineWeisevonSeinnenne:die

40 M. Mller, Existenzphilosophie im geistigen Leben der Gegenwart, Heidelberg 31964m, 67-68, zitiert in: Das Schicksal der Metaphysik 41 39 G. Siewerth, Die Differenz von Sein und Seiend 137 und 138 42 G. Siewerth, Das Schicksal der Metaphysik 23 f. 43 G. Siewerth, Der Thomismus als Identittssystem XXV, Frankfurt 21961. 44 Ebd. XIX und XX. 13 AndersheitdesSeins.45AuchAristotelesundPlatonlassendengttlichen,Nous'unmittelbarals erkannten mit sich eines sein. Wie knnten sie sonst das Auseinandertreten von Denken und Sein im endlichenErkenntnisakterklren?DiebereinstimmungbeideralsWahrheitsetztdieursprnglich unmittelbareIdentittvoraus.OderichmuWahrheitimSinneHegelsundHeideggersals dialektischenProzedesZu-sich-selbst-kommensdesBewutseinsbzw.desSeinsverstehenund angesichtsdersichherstellendenKreisbewegungvonSeinundSeiendemdentranszendentenGott preisgeben. Das, was ist, lt sich dann sinnvollerweise nur als physis, als Anfang der Naturgeschichte begreifen.Das,Selbstverstndliche'muinseiner,Selbstverstndlichkeit'offenbargemachtwerden! Aber es geht nicht mehr darum, das Mysterium der Schpfung zu entdecken bzw. als Entuerung des absoluten Selbstbesitzes zu verstehen, sondern nur noch als Medium der Selbstdurchdringung Gottes! SiewerthwillnichtdieWirklichkeitderSchpfungmitGottnotwendigverknpfen.Esgehtgerade darum,diedialektischeVerspannungvonUnendlichemundEndlichemzuvermeiden.Siewerthwill nurdieMglichkeitderSchpfungableiten.GottsolldurchdiebloeMglichkeitderSchpfung nicht eingeschrnkt, in Freiheit Herr der Wirklichkeit bleiben. Die Mglichkeit der Schpfung, der Horizont des Nichtseins, durch das Gott zwar nicht ist, sich aber doch erkennt - die Vernunft verknpft Sein und Nichtsein, die an sich geschieden sind -, soll von sich herkeineTendenzzurWirklichkeithaben.WennGottschondesNichtseinsbedarf,umsichzu erkennen, liegt es nahe, diese Mglichkeit zu realisieren, auf da Gott sich auch realiter unterscheiden kann. WasistdasaberfreinGott,deresntighat,sichdurchUnterscheideninseinerGttlichkeitzu bezeugen?DerbiblischeGottsichernicht,vondemgesagtwird,daerKnechtsgestaltannahmund nicht ber sein Gott-sein wie ber einen Raub wachen mute.46 Hegel ist konsequenter, wenn er diesen Geist nicht als einen fr-sich-seienden, vielmehr sein An-sich-sein als In-der-Welt-sein beschreibt und ihnentsprechenddenGeistderWeltnennt.AbernichtnurvonGottherergibtsichdie Widersinnigkeit,MglichkeitundWirklichkeitzutrennen,sodakeinbergangeinsichtigwird, zumal wenn man mit Thomas sagen mu, da Wirklichkeit immer der vorausgegangene Grund fr die Mglichkeitist.WiesollmaneineSchpfungverstehen,diegeradeausdemwird,wasGottals nichtseiendvonsichausgeschlossenhat?WirdGottMenschineinerSchpfung,diegeradedasist, was er von sich ausschliet? Das Nichtsein Gottes als Mglichkeit der Schpfung kann nur verstanden werden, wenn das Nichtsein im Sinne Hegels die Andersheit des Seins bedeutet, aber gerade nicht Nichtsein schlechthin, durch das Gottnichtshinzugefgtwird.AlsobleibtbeideranfnglichenVerknpfungvonSeinundNichtsein nurbrig,dieSchpfungdochkonstitutivseinzulassenfrGottalsGeist.Damitbekenntmansich dannfolgerichtigzudemsichabsolvierendenWeltgeistHegels.InderTathatnunderausGott emanierteSeinsaktdiegrtehnlichkeitmitdemabsolutenGeistaktHegelsoderdemSeindes SeiendenHeideggers.Dasipsumessenoninsesubsistens,derersteSchpfungsakt,unterscheidet sichzwarvonbeiden,sofernesalsausGottemaniertesbeschriebenwird.Abermansiehtnicht,wie eigentlich das Sein Gleichnis Gottes sein soll. Gottes Schpfung bedeutet Entschlu zu sich selbst, ErffnungdesGeistesfrdenGeist.47EntschlietsichGottzusichselbstinderSchpfung?Ist SchpfungalsodocheinMediumderSelbstdurchdringungGottes?OderbildetsichGottabimSein der Schpfung? Ist das Sein erstes ihm selbst gleiches Bild, warum wird dann nur geschildert, da das Sein aus ihm ausfliet, von ihm weg auf anderes hin? Wozu die Abbildlichkeit des Seins, wenn sie nichtdieMglichkeiteinerfreienVereinigungmitdemUrbildermglicht?AberdasSeinder Schpfungbesitztsichnichtunmittelbarselbst.Es wre dann ein zweiter Gott. Es unterscheidet sich gerade von Gott als nicht bei sich seiend. Es ist seiend im Anderen seiner selbst, in den Essenzen. Erst durch die Reflexion der vernnftigen Seienden gelangt das Sein zu sich selbst, wird es Person. DiemenschlichePersonistalsojetztdasMedium,durchdasderWeltgeist,dasSeinalserster Schpfungsakt zu sich selbst kommt. Nicht um den Menschen geht es in der Schpfung, sondern um dieSchpfungalsSchpfung.DerMenschistnureineWeise,wennauchdiedurchGeist ausgezeichnete Weise des Ganzen von Welt. Der Mensch ist nicht in seiner Welt, die ihm gehrt, die aufihnhinist,vielmehrBestandteildieserWelt,diesichdurchdenMenschenzusichselbst abschliet.DereigentlicheSchpfungsaktistSelbstaktuierungdesSeinsinunddurchdie Essenzen, durch die es zu Stand und Subsistenz kommt.48

45 Vgl. ebd. 3540, und: Das Schicksal der Metaphysik 387. 46 Vgl. Phil 2, 6. 47 G. Siewerth, Die Differenz von Sein und Seiend 128. 48 Vgl. ebd. 130. 14 PersonseindesMenschenerflltsichnichtinderGottesbegegnung.DerMenschkannnichtalsaus GottSeienderGottempfangeninseinerWeltundsichinihmderPersondesanderenMenschen zuwenden.DerMensch,hervorgegangenausdemactusessendi,alseineWeiseseiner Selbstdarstellung,bleibtgebanntindemKreislaufderSelbstermchtigungdesSeins.DasSein erschliet sich selbst im Seienden. Es hat nicht die Freiheit Gottes, sich vom Menschen aufnehmen zu lassenoderdenMenschenfreizugebenfrdenMenschen.DasSeiendegehrtdemSein,istWeise seinerSelbstherstellung!PersonistnurdasSeinselbst,aberauchdasSeinistnichtPersonim ursprnglichen Sinne. Denn auch das Sein besitzt sich ja nicht unmittelbar selbst, um frei zu sein fr eineVerschenkungseinerselbst.EsmudenEntwicklungsgangseinerselbstdurchallesSeiende hindurchantreten!DerKreislauf,dendasSeindesSeiendenunternimmt,istendlos.Imkreisenden KreissindAnfangundEndeverschlungen.InimmerneuenWeisenstelltsichdasSein,sichselbst differenzierend,her.DieDimensionderVerwandlungs-undErsterbesttteistdiereineFlssigkeit der Materie, der Herzgrund aller irdischen Dinge.49 Die Materie als reines, bestimmungsloses Apeiron istderQuellgrund,ausdemdasLebeninimmerneuenFormenzusichheraufgeht.DasSeinistdes NichtseinsderMateriemchtig.IndenAbgrundderwesenlosenMaterieltdasSeinseineForm ersterben,umausihrgewandeltinneuerGestaltemporzusteigen.Endlichkeitbedeutetnicht:andie Grenze des Nichts kommen, zu Ende gehen, sterben mssen. Endlichkeit ist positiv zu verstehen. Das Nichtsein stellt die reine Flssigkeit des Seins dar. Das Sein ist seiner mchtig, es lst seine Gestalten auf, taucht sie ein oder unter in den Strom des Lebens, um immer neue Formen hervorgehen zu lassen. DerProzedarfnichtgefrieren,erstarrenzubestimmten,immerseiendenGestalten.DieGestalt,das Wesen mu eingebettet bleiben in den kreisenden Strom. Siewerth hat seine anfngliche Unterscheidung von Hegel und Heidegger vllig aufgehoben. Das Sein ist nicht positiv aus sich, es gewinnt seine Flssigkeit, die Gestaltungskraft durch das Nichtsein! SeinAnsatz,SeinundNichtseindurchdieVernunftzuvermitteln,kannnichtandersauslaufen. Nichtsein als Prinzip der Vernunft mu zwangslufig das Sein erst zu sich selbst bringen. Siewerth weist nun darauf hin, da der Versuch, den actus essendi als Schpfungsgrund zu denken, bei Thomasformaliternichtvorliegt.DieEssenzentretenbeiThomas aus Gott hervor. Ihr Ursprung aus demSeinbleibtunerrtert.AberSiewerthglaubtdoch,inspekulativerWeiterentwicklungder thomasischenPrinzipien,demGrundgedankenzuentsprechen.SiewerthwilldieZusammensetzung des Geschaffenen aus zwei real unterschiedenen Prinzipien, aus Wesen und Sein, zurckfhren auf das Sein, den actus essendi, als den ersten und vollkommensten Akt, dem completum omnis formae. Der actus essendi soll nicht nur die von ihm real unterschiedenen Formen aktualisieren, soll nicht nur von auenhinzutreten,vielmehrsieselbstalsModiseinerVerendlichungentspringenlassen.Aberdamit tritt der actus essendi zwischen Gott und die endlichen, durch Teilhabe an ihm existierenden Seienden. ThomassetztsichinseinemKommentarzumliberdecausisausdrcklichgegendenneupla-tonischen Emanationsgedanken ab, der das Sein als Ganzes aus Gott als hchstes Bild ausflieen lt. ThomashltanderUnmittelbarkeitdesGeschaffenenzuGottfest.DierealeUnterscheidungvon Form und Akt soll gerade das Geschaffensein als Aus-Gott-sein und Durch-Gott-sein festhalten. ThomaskenntnureinenGottselbstwesensgleichenMittler,denewigenSohnalsUrbildder Schpfung.DerSohnsprichtinersterLiniedenVaterausundinabgeleiteterWeisedie Schpfung.50 Alles ist durch das 'Wort' gemacht wie durch ein Mittleres . . . Das Vermittelnde aber ist die Form.51 Forma, per quam aliquid est actu, est principium operationis. Das Verbum ist die Form Gottes,desVaters.DasVerbumsprichtabernichtnurdenVateraus,sondernauchdieSchpfung: essentiasuaestidearerumetexemplaradconstituendamcreaturam.52DiegeschpflicheFormhat durch ihren Existenzakt teil am Sein des Sohnes, der forma formarum. Jetzt kann das Verhltnis von Sein und Nichtsein aus seiner dialektischen Verspannung gelst werden: DerSohnalsUrbildderSchpfung,alsder,durchdenundindemdieGeschpfeleben,macht deutlich, was Schpfung ist: verschenkte Natur Gottes. Das Nichtsein der creatio ex nihilo ist Weise, wieGottseinGottseinzurcknimmt,seinenunmittelbarenSelbstbesitzverschenkendausspricht. AnalogdeminnertrinitarischenLiebesaktbehltGottseineNaturnichtfrsich,sondernltsiedas MaterialfrneuesLebensein.Gottmachtsichzum(Element)derSchpfung.53DasNichtseinist nichtProduktdesSeins,MittelseinerSelbstdurchdringung.NichtseindrcktdieWeiseder

49 Ebd. 133. 50 Vgl. Thomas, De ver. 4.4. 51 De ver. 4.1. 52 Vgl. De ver. 4.4 und 4.5. 53 Vgl. Teilhard de Chardin, Der Mensch im Kosmos, Mnchen 1959, 290. 15 Entuerung Gottes aus, stellt die Zurcknahme seiner selbst dar. Sein und Nichtsein sind nicht durch Notwendigkeitverknpft,ihreEinheitzeigtdieFreiheitder Liebe Gottes, die nicht sich selbst sucht, sondern den Anderen um des Anderen willen. In der Hingabe seines eigenen Seins ermglicht Gott die Welt. So sehr hat Gott die Welt geliebt, da er seinen eingeborenen Sohn dahingab.54 II. Die Irre im Raum der Offenbarung Die Offenbarung ermchtigt das Denken zum Vorrcken in den gttlichen Grund DerStrengederontologischenDifferenzzuentsprechenistnichteinfach.Ursprnglichlebteder Mensch in kindhafter Geborgenheit in der Natur, sinnenhaft ausgekehrt im Ganzen des Universums, aufgelichtetdurcheinausgezeichnetesSeinsverhltnis.55DerdurchurstndigeVerweigerung entstandenekosmischeStreitkannnurdurchTeilhabeangttlichenMchtenbestandenwerden. Philosophiewirdtranszendierender'Analogos',istnichtverkostendesapientia.ZwischenGottund derWeltklaffteinAbgrund,dererstimEreignisderOffenbarungberbrcktwird.Erstdurch christliche Offenbarung kann das Sein selbst wie die absolute Differenz gedacht werden.56 DieGefahrderPhilosophie,andasUnmittelbarederEssenzzuverfallen,wirdgebanntdurchdas theologische Vorrcken gegen den Gottesgrund.57 Aber was geschieht im Einrcken in den gttlichen Grund? Welches Schicksal wird heraufgefhrt, wenn sich das Seiende seinsvergessen von sich aus des Gottes als des zureichenden Grundes zu bemchtigen sucht? Duns Scotus neben Meister Eckhart und Nicolaus Cusanus vollziehen den entscheidenden Schritt. Die theologische Essenzenmetaphysik von Scotus fhrt in das eigentliche Geschick der abendlndischen Geschichte der Irre: Das Sein des Seienden ist Gott selbst und allein. Er konstituiert alles Seiende bis zur Perfektion einer formellen Individualitt... in seinem ewigen Denken.58 Das Seiende wird also nichtdurchVermittlungdesSeinsermglicht.DieEssenzexistiertnichtinDifferenzzuihrem Konstitutionsgrund,wirdvielmehrselbstseinshaft.SieistfolglichauerdurchewigeGedachtheit undindividuelleDeterminationbestimmtdurcheinfacheVollkommenheit,diesiemitGottin univokerGemeinsamkeitbesitzt.AlsuniocontinenshltdasWesenseineBestimmungen zusammen,hatalsoAktcharakter.AlsvonGottgedachteistdieEssenzaberbereitsvorihrerpositio ad extra ideell wirklich. Das Sein des Seienden ist sein ewiges ,Mglichsein' wie bei Platon. .. Damit bekommtdas,Mgliche'einengewissenVorrangvordemWirklichen,SeinundNichtseinwerden verspannt.59DieTendenz,...GottesDenkenalsnotwendigeKonstituierungseinerihmzugehrigen Mannigfaltigkeitzubegreifen,trittauf.60DaderSeinsaktausfllt,werdenUnendlichkeitund EndlichkeitzuBestimmungenderFormen,modaleExistenzweisen.DieFormist aus sich wirklich undbezeichneteinenbestimmtenGradanIntensitt.DiebestimmteExistenzweisederForm schrnkt die allgemeine Vollkommenheit aber nicht ein, so da sie unmittelbar partizipativ zu Gott ist. DieFormalsPrinzipderAktualittmuaberzugleichauchalseinmateriales,potentialesPrinzip gedachtwerden,insofernsiejadurchhaecceitasinformiertwird.EinabsoluterWiderspruch!Die Form ist bestimmend und material bestimmbar dem gleichen Prinzip gegenber.61 DieindividualisierteFormfindetihreletzteAusprgunginderformaldeterminiertenMaterie.Wie solldasLeib-Seele-Verhltnisgedachtwerden,wennMaterienichtalsEinigungsgrundaller Differenzen verstanden werden kann? Das 'Materielle' tritt als positive Gegebenheit notwendig neben dieimmerschondinglichindividualisierteundsubstantiierteForm.62DasVerhltnisvonGeistund MateriewirdnotwendigdialektischundalsFolgederErbsndebegriffen.63DerVollendungder individuellen Form entspricht eine intuitive Erkenntnis der anwesenden Sache.64

54 Joh. 3.16. 55 Vgl. G. Siewerth, Die Differenz von Sein und Seiend 138 56 Vgl. ebd. 140. 57 Vgl. ebd. 144. 58 Ebd. 144. 59 Ebd. 147. 60 Ebd. 147. 61 Vgl. ebd. 152. 62 Ebd. 153, Anm. 12. 63 Vgl. ebd. 153. 64 Vgl. ebd. 153. 16 DasunmittelbareAufnehmendervollkommenenFormenwreadquat,wennwirunsnichtim erbsndlich gefallenen Zustand befnden und auf Vermittlung der Sinne beschrnkt wren. VernunftalsreineVollkommenheit,alsEigenschaftderForm,istdurchsichselbstvollendet.Auch der mgliche Verstand ist durch sich selbst im Akt, hingerichtet auf die Form, analog dem Engelgeist, von dem der Mensch nur graduell unterschieden ist. Der intellectus agens hat sein Licht nicht aus der Aktualitt des actus essendi. Er bringt die sinnlichen Gegebenheiten nur in eine gewisse Helle, so da sievomschauendenIntellekterfatundsichaktivzugeeignetwerdenknnen.Abstraktwirddie Vernunfterstens,sofernsienichtdieindividuellenWesenheitenalssolcheerfat,sondernnurihre Bilderbzw.species;zweitenssoferndieVernunftalsonichtaufdieindividuellenWesengerichtet ist, sondern auf ihre allgemeinen Zusammenfassungen. In diesem Fall wird die Erkenntnis 'analog' und'unbestimmt',weilsiekeinerealenWesenheiten,sondernnurihreconfusenAbbilderundihre hnlichkeiten fassen kann.65 Die Vernunft wird dialektisch, wenn sie auf das 'allgemeine Wesen', auf Arten und Gattungen stt. Entwedersinddiesevageundirreale'Bilder'jenseitsdereinzelnenDinge,oderessindderenideale Kompositionsprinzipien.66 Da die Vernunft eine vollendete Form ist, ist das, was sie als einfache Ratio oder Bedeutung erfat auch'real'undbetriffteinformalesKompositionselement.DadieFormselbstbestimmendundim gleichen Zuge passiv bestimmbar ist, so ist das Denken freigesetzt zu einem nicht mehr begrenzbaren rationalenVerweben.67BeiScotuskanndaher...dieWesensformebensoalssichausfaltender Aktgrundwiealspassiv(durchhaecceitas)bestimmbaresSubstratgefatwerden.Damitistdie metaphysischeSeinskonstruktionunddielogischeBegriffssynthesisaufeineStufegehoben,wobei Akt und Potenz, Formalitt und Materialitt beliebig umschlagen... Die Identitt von Mglichkeit und Wirklichkeit, die formale distinctio und compositio sichert ihm eine unendliche Objektivierbarkeit.68 Wie ist das Sein bei Scotus zu verstehen, das als univok bezeichnet wird? Was ist das fr ein ,Wesen', daseinsinniggleichbleibt,wenneszuunendlicheroderendlicherSeinsweisedeterminiertwird?69 Wie kann es noch von einer endlichen Bestimmung getroffen werden? IstdasSeineineuniversale,allesSeiende'durchwaltendeQuidditt',die'eindeutig'vonEndlichem undUnendlichemaussagbarist,sowirdeszurbestimmbarenPotenz,dievondenSeinsweisendes EndlichenoderUnendlichenerstdeterminiertwird.WirdesalsbestimmenderAktkonzipiert,so mssendieModiderUnendlichkeitundEndlichkeitals'Nichtsein'begriffenwerden,wasein absoluterWiderspruchist.70IstdasSeineineschlichthinbestimmendeQuidditas,soerhebt es sich berallesSeiendeundwirdzueinemGottunddieWesenbersteigendengeistigen Ermglichungsgrund im Sinne des Hegelschen Geistbegriffes.71 Wird das Sein kraft seiner absoluten MglichkeitundVollkommenheitzurunendlichenRealittselbst,soenthltesGottesWesenund wirdmitGottidentisch.AufdieseWeisewirdGottnichtnur'dererste,eigentlicheGegenstanddes Denkens',wasderscotistischenTheologiegemist,erwirdauchinseinerunivokenErfatheitzu dessen eigentlichem Medium.72 Wieimmermanden'quidditativen'Seinsbegriffauchwendenmag,immerstehenwirim Widerspruch... oder aber in der Konsequenz des absoluten Idealismus.73 SiewerthfatseineScotuskritikzusammen:DasDenkenwirdoffenbarungstheologischvermittelt.In derunivokenPartizipationanallenformellenVollkommenheitenwirddasDenkenuniversalund zugleichderGrundderMglichkeitallerindividualisierendenDifferenzen.DasDenkenwird dialektisch.DasNichtseinwirdzueinempositivenElement.AktundPotenzwerdenineine Ratio zusammengefat. Die sinnliche Verfassung des Menschen wird wesenlos und als Folge der Erbsnde bestimmt.74 InderTatsuchtScotusderOffenbarungdenkendzuentsprechen.ErwillaufirgendeineWeisemit derVernunfterhellen('aliqualiterdeclarare'),wasderGlaubelehrt,nichtabereinenbndigen selbstndigenVernunftbeweisdarlegen.75DiePrinzipienderTheologiesindpraktische,im

65 Vgl. ebd. 155. 66 Ebd 155 f. 67 Ebd. 156. 68 Ebd. 156. 69 Ebd. 158. 70 Ebd. 158. 71 Ebd. 158. 72 Ebd. 159. 73 Ebd. 159. 74 Vgl. ebd. 160. 75 F. Wetter, Die Trinittslehre des Johannes Duns Scotus, Mnster 1967, 58; vgl. dazu Scotus, Lect.246; Ord. n. 377. 17 UnterschiedzudenenderLogik.76Inactibusintellectusnullaestpraxis,quianullaextensio intellectus,quianonextraseextendit...Praxis...nonestnisiactusvoluntatiselicitus...praxisest actus,quiestinpotestatecognoscentis.77Etideoponimuscognitionempracticamcircafinem nobilioremesseomnispeculativa.78Dietheologiapracticagehtberdas,wasdieVernunfterkennt, hinaus.ContraAverroemnimmtderWilleauf,wasihmzumBesitzangebotenwirddurch Offenbarung.DerGlaubesollhinnehmen,wasdiebegrndendeLogiknichterweisenkann,den Abgrund der Liebe, das Geheimnis des dreieinigen Gottes. Die Praxis der Theologie suspendiert nicht dieVernunft,abergehtbersiehinaus,istalsonichtVerwirklichungderVernunft,vielmehrerzhlt sie die Geschichte der Hingabe der Vernunft bzw. der Selbstmitteilung der gttlichen Natur. Credo, ut intelligam. Gott ist nicht Gegenstand der Vernunft. Er offenbart sich durch praktische Tat, denen, die auf ihn hren. Gott offenbart sich als trinitarischer Gott, als Gott, der sich ber seine Natur erhebt und sie sich zum selbstndigen, persnlichen Besitz macht. Gott ist nicht einfach mit seiner Natur identisch, er verfgt in Freiheit ber sie und teilt sie dem Sohne und dem Heiligen Geist mit. WieistdieserGottzuverstehen?WiekannichdemWiderspruchzwischenWesensidentittund Dreipersonalittbegegnen?DieFormaldistinctionzwischenWesenundProprietthebtdie RealidentittunddamitdieEinfachheitnichtauf,sondernermglichtnurdieMitteilbarkeitdes Wesens,whrenddasSuppositumnicht-mitteilbarbleibt.79MitdieserUnterscheidungwillScotus dieVereinbarkeitdereinengttlichenNaturmitderDreiheitderPersonenretten.80Nonenim videtur intelligibile, quod essentia non plurificetur et supposita sint plura, nisi quia distinctio ponatur interrationemessentiaeetrationemsuppositi.Etideoadsalvandamistamcompossibilitatem praedictam opportet videre de ista distinctione.81 ScotusgewinnteineneueDimensiondessen,wasist.NebendieNaturdesSeins,dieEssenz,neben dasSeininunmittelbarnotwendigerIdentittmitsichselbst,SeinalsGeist,trittdieDimensionder Freiheit,dieExistenz.ExistenzflltnichtmitdemSeinalsEssenzinsofernzusammen,alsetwa Wirklichkeit im Unterschied zu blo Mglichem gemeint wre und dann Existenz als forma formarum bezeichnetwrde,Gottalsactuspurus,derunterschiedslosmitsicheinesist,indemFreiheitund Notwendigkeit zusammenfallen. Scotus leitet die Essenz nicht aus der Existenz ab. Essenz stellt nicht einReflexionsmomentderExistenzdar.ImGegenteil;dietheologiapracticanimmthin,wasdie Offenbarung sagt: Gott ist jene Person, die in Freiheit ihr Wesen besitzt, so da sie es mitteilen kann. Propriett und Wesen sind in Gott nicht nur gedanklich unterschieden, wie bei Thomas, sondern real, d. h. formal. Trotz realer Unterschiedenheit von Wesen und Propriett, besteht die absolute Realidenti-tt, Einfachheit! Ein absoluter Widerspruch im Sinne der Siewerthschen Kritik! Scotus wird nicht angefochten durch diese Kritik. Er denkt nicht das, was sich im logischen Sinne, im Sinne der Identitt des Seins mit sich selbst ens und unum sind konvertibel , als Voraussetzung der aristotelischenFormulierungdesSatzesvomWiderspruch,entgegensetzt.Scotusentwickeltausder gegebenenOffenbarungeinezweiteDimensiondessen,wasist,dieinunableitbarerFreiheitzuder erstentritt.WesenundPropriett,NaturundpersnlicherBesitzderNaturverhaltensichzueinander wie zwei selbstndige Akte. In Auseinandersetzung mit Heinrich von Gent macht Scotus deutlich, da die Realidentitt nicht im Sinne einer Einheit von Potenz und Akt gedacht werden darf. In Gott gibt es keinePotenz,wohleineaktivepotentiarealis.82GottesWesenwirddurchdiepersnlichen Eigentmlichkeitenwederdeterminiertnochkontrahiertnochaktuiert,weildiesalles Unvollkommenheiteinschlsse.DasgttlicheWesenistvielmehraussichselbst'dieses',esbesitzt nmlichseineletzteEinheitundAktualittaussichselbst.DiepersnlicheEigentmlichkeitist folglich kein actus naturae, sondern ein actus personae. Das Wesen ist also nicht Potenz, sondern Akt. ..WiewirkenalsodiebeidenAkte,vondenenkeinerderAktdesanderenist,zurKonstituierung einereinfachengttlichenPersonzusammen?83DieEinfachheitdergttlichenPersonwirdnicht zerstrt,weilessichnichtumeinCompositumhandelt,sondernumRealidentitt.DasEineistim Anderen als etwas mit ihm Identisches unter Wahrung seiner formalen Verschiedenheit.84

76 Vgl. Scotus, Oxon. Prolog. q. 4. nn. 31 et 32. 77 Vgl. Scotus, Oxon. Prolog. q 4. n. 5. 78 Vgl. Scotus, Oxon. Prolog. q. 4. nn. 1 et 42. 79 F. Wetter, Die Trinittslehre des Johannes Duns Scotus 63; Scotus, Lect. N. 270-277; Ord. N. 396-408. 80 F. Wetter, a. a. O. 63. 81 Scotus, Ord. n. 388 82 Vgl. F. Wetter, Die Trinittslehre des Johannes Duns Scotus 143. 83 Ebd. 111; Scotus, Lect. n. 100-102; Ord. N. 107-115. 84 Vgl. F. Wetter, a. a. O. 111. 18 Dasselbe Problem tritt bei der circumincessio auf. Weder das Wesen allein, noch die Relation allein begrndet die Inexistenz der Personen, sondern Wesen und Relation zusammen.85 Realdistinktion ist dieVoraussetzungfrdasIneinander-seinderPersonen.DiecircumincessioistInexistenzder subsistierendenPersonalssolcherineineranderensubsistierendenPerson;deshalbkommtihrdas InseinnichtzudurcheinenTeil(peraliquidsui),sonderninihrerTotalitt(primosetota).Sie geschieht in der Weise der mutua praesentia, in der sich rein geistige Wesen gegenseitig durchdringen knnen.86 Das vllige Einessein und zugleich absolute Verschiedensein der Personen kann nicht mit den klassischen eindimensionalen Formen der aristotelischen 'Modi essendi in' begriffen werden. Hier handeltessichumeinEnthaltensein(continentia)derart,dadasEnthalteneoderwenigstenseiner seinerTeileetwasvomEnthaltendenist.DadurchaberwirddasgleichfrmigeIneinanderseinder circumincessio ausgeschlossen.87 Mit der gleichrangigen Gegenberstellung von Wesen und Existenz versucht Scotus, dem Wesen der Person gerecht zu werden, die als 'diese', ohne ihre unvertauschbare Selbigkeit zu verlieren, sich einer anderen Person ganz mitteilen kann. Die Definition der Person durch Boethius: persona est naturae rationalis individua substantia, ist nicht zureichendfrScotus.ErstimmtRichardvonSt.Victorzuunderlutertdenvonihmkorrigierten Personbegriff:personaestintellectualisnaturaeincommunicabilisexistentia.Rationalisbeziehtsich nur auf den Menschen, intellectualis kommt auch Gott und den Engeln zu. An die Stelle von individua wirdincommunicabilisgesetzt.Incommunicabilitasistperseratioconstitutivapersonae.Substanz wirdersetztdurchSubsistenzbzw.Existentia.88DiePersonistkeineindividuelleSubstanz,keine unteilbare,insichabgeschlosseneEinheit,vielmehreineeinmaligeExistenz.DiePersonbesitztihr WeseninunmittelbarerPropriett.AbergeradediesersichberdieNaturerhebendeBesitz,'modus habendi naturam', ermglicht die Mitteilbarkeit des Wesens.89 Existenz oder Subsistenz besagt in Gott dieunableitbarepersnlicheWeise,sichdieunendliche,insichschonbestimmteundalsdiese daseiendeNaturdesSeinszueigenzumachen.NebendieNaturdesGeistestrittdieFreiheitdes Willens, der nicht in sich ruht, dessen Wesen vielmehr Hinspannung, extensio zum anderen bedeutet. DerWillewillnicht,veranlatdurchdenIntellekt.EristnichtNaturtendenz.DerWilleistinsich selbstvernnftig.ErwillauseigenerSpontaneitt,bestimmtsichselbstzumAktundkannsoin Freiheit dem Intellekt entsprechen.90 Gott erkennt und will sich nicht einfachhin selbst. Sein erkannter und gewollter Selbstbesitz wird zum Grund des dicere und spirare. Gott liebt seine Natur als die Natur des Anderen. GottwillsichinunableitbarerWeiseauchalsGrundderSchpfung.Schpfungwirdgedachtvom inkarniertenChristusheralsdem'summumopus',derVerschenkungdergttlichenNaturals Einigungsgrund mit der menschlichen Natur. Das, was Gott und dem Menschen gemeinsam zukommt, istdiegttlicheNatur,dasSeinunddieeinfachenVollkommenheitenalsdieModijenesSeins,das sich als Grund des Anderen will, des drei-persnlichen. Dieses Sein als reine Vollkommenheit kommt allenbegrenztenFormengeschpflichenSeinszuineinembestimmtenGradderIntensitt.Der IntensittsgradoderModusbleibtderreinenVollkommenheitaberuerlich,derGradbezeichnet nicht eine hinzukommende Realitt, sondern mehr an Realitt.91 Auf diese Weise bleibt das Sein, bei allerKontraktionzudiesemGradanIntensitt,dochunverndertesselbstundkannfolglich, unterschiedenvonseinemIntensittsgrad,univokvonallenFormenausgesagtwerdenalsGrundder Mglichkeit der Einigung von allem. Dieser univoke Seinsbegriff lscht die Differenz nicht, sondern ermglichtgeradedieEinigungvonabsolutVerschiedenem.UnivokationstelltdenGrundder Analogiedar.hnlichkeitzwischenGottunddemGeschpfimSinnederAttributions-oder Proportionalittsanalogieistnurmglich,soferndasAnalogon,dasunterschiedlichdaist,mitsich selbstinunmittelbarerIdentittdasselbeist.WeilGottseineeigeneNatur,seineigenesSeinzum Grund der Schpfung macht, kann dieses Sein, unterschieden von seiner Daseinsweise, die nur analog ausgesagt werden kann, der univoke Einigungsgrund mit ihm sein.92 DieGeschpfestellennichtnureinenbestimmtenIntensittsgradgttlichenSeinsdar,sondern besitzen dieses Sein analog den gttlichen Personen auf bestimmte Weise, als diese. Zur Wesenheit

85 Ebd. 443. 86 Ebd. 441. 87 Ebd. 445. 88 Vgl. ebd. 272273. 89 Vgl. ebd. 279. 90 W. Hoeres, Der Wille als reine Vollkommenheit nach Duns Scotus, Mnchen 1962, 82, 87 und 90. 91 Vgl. ebd. 43. 92 Vgl. ebd. 55. 19 tritteinesiezudieserunverwechselbarenSingularittbestimmendeEntitthinzu,die,obwohlvom Wesenrealunterschieden,mitihmineinfacherIdentittdasselbeist.93ZweiunableitbarePrinzipien konstituieren die geschaffenen Dinge: Sein und die Weise, wie dieses Sein subsistiert. IndividualitthatnichtsmehrmitdermglichenTeilungeinermateriasignatazutun.Personalitt bedeutet nicht numerische Vielheit desselben, im Gegenteil, absolut verschiedene Weise, wie dasselbe ist. Prinzip der Individualitt ist nicht Materie, sondern Form. Zur Form der Essenz tritt die Form der singularitashinzu.ZweiAktekonstituiereneineinfachesDing,einabsoluterWiderspruchfrdie Logik. Aber ist das Paradox der Person anders zu verstehen? WarumgibtesnichtnureineGeistseele,diealssolchedashchsteAbbilddesGottesist?-fragt Aristoteles.WarumgibtesnichtnureinenMenschen,deralssolcherdasSelbstbewutseinder Evolution darstellt? - fragt Teilhard de Chardin bzw. Huxley. Die Vielheit derselben wird nur sinnvoll, wennichsienichtnuralsExemplaredesselbenbetrachtenkann,sondernalsWeisen,wiedasEine seinSeininfreiemSelbstbesitzjeganzandersmitteilt.DasempfangendeIn-Besitz-nehmen entspricht als geschpflicher Modus dem trinitarischen Verschenken der Natur. Die Wesensform wird nicht einfachhin berformt durch die hinzukommende Form, wird nicht zur Passivitt degradiert. Die Form besitzt sich so, da sie sich zurcknehmen kann, da sie sich empfnglich macht fr eine andere Form.DieWesensformmachtsichdieempfangeneFormzueigen.ReceptioistderneueBegriff, unterschiedenvonactioundpassio.DieWesensformist,sofernsiediehaecceitasempfngt,eine geistigePotenz,diewird,sofernsiesichdenaufgenommenenAktzueigenmacht;sieistpotentia virtualis.94 Erkenntnisistgarnichtandersvorstellbar,alsdasichderVerstanddasempfangeneErkenntnisbild selbst zu eigen macht; weshalb fr Scotus der actus possibilis den Vorrang vor dem intellectus agens innehat.DeractuspossibilisistalsonichtwiebeiThomasalsmateriaprimarealunterschiedenvon immerttigseiendenintellectusagens,sondernimGegenteil,alsIdentittvonAktundPotenzzu verstehen. Der Intellekt mu die Mglichkeit der Stellungnahme haben, zu dem, was er erkennt, sonst gbe es in uns so viele Intellekte als Erkenntisse.95 Aufgabe des intellectus agens ist es, das Sinnbild zu erleuchten und damit das aktuell Einsehbare herbeizuschaffen. Unser Erkennen, das auf Sinnbilder hingeordnet bleibt in unserem jetzigen on, ist nicht in der Lage, diesingularitasalsIndividuationsprinzipzufassen.Singularitasalssolchezuerfassen,nichtnur allgemeindiesensichdarstellendenExistenzakt,erforderteineUmgestaltungunseresIntellekts,setzt voraus,daichumGottalsdendreifaltigennichtnurimGlaubenwei,sondernihnschaue. Singularitas als Weise, wie der trinitarische Gott seinen Selbstbesitz auf bestimmte Weise verschenkt, kannindieserEinzigartigkeitnurerfatwerdeninderunmittelbarenGegenwartGottes.Das vergleichendeDenkenkannkeineEinzigartigkeitfassen.Aberauchdieintentioprimakannnurden Einzelexistenzakt ergreifen, aber nicht als einen solchen. Wenn ich aber das, was die Person ausmacht, ihreEinzigartigkeit,dievollkommensteDaseinsformdesGeschaffenennichtaufnehmenkann,dann liegt der scotistische Gedankengang in der Tat nicht fern, diese Inadquatheit gegenber unserem Sein als eine Folge des sndhaften ons anzunehmen. Artikulierung der Existenz bzw. der subsistenten Einzelheit gegenber der Allgemeinheit des Wesens setztschondiePraxisdesGlaubensvoraus.DasDenkenmudamitnichtdialektischwerden,im logischenSinnewidersprchlichzurVernunft.ImGegenteil,eskannsichinderHinnahmedes GlaubensselbstvomGlaubensobestimmenlassen,daesderparadoxenWirklichkeit,dem personalenStoffdesUniversumsentsprechenkann.96DasDenkenkannPhnomenologiewerdenin demdoppeltenSinne,daesdieWirklichkeithinnimmtinderHinnahmedesGlaubens.Diese Mglichkeithat,wiemirscheint,ScotusergriffenunddamitdieunlsbarenWidersprchederalten Metaphysikberbrckt.MateriemunichtlngeralsTeilungsprinzipverstandenwerden, Individualitt als Einschrnkung des Allgemeinen. Vielmehr kann jetzt ein zweites Prinzip zum ersten hinzutreten,ohnedadadurchdasSeinseineEinheiteinbenmu,sofernderdreieinigeGott offenbarmacht,daEinheitderVielheitzwarlogischwiderspricht,abernichtfaktisch.Materieist nichtlngerprincipium,sondernindicium individuationis. Einzelheit als Einzigartigkeit prgt sich in letzter Einzelheit aus. Selbst der Massepunkt hat formellen Charakter, ist gerade als dieser bestimmte

93 Vgl. H. Meyer, Thomas von Aquin. Sein System und seine geistesgeschichtliche Stellung, Bonn 1938, 92; dazu Scotus, Oxon. II d. 3. q. 4. nn. 12, 107, 94 Vgl. W. Hoeres, a. a. 0. 271 und 276. 95 Vgl. ebd. 285; dazu Scotus, Oxon. II. d. 16. q. unica nn. 6 et 7. 96 Vgl. Teilhard de Chardin, Die menschliche Energie, Olten 1966, 90 und 62. 20 aufallebrigenhingeordnet,diewieerdasGanzealsEinzelneaufbestimmteWeisedarstellen, jeweilig Stoff des Universums sind. FrSiewerthistScotusderWegbereiterdesdeutschenIdealismus.InderTatistdieganzemoderne Fragestellung hier aufgebrochen: Wie ist der Geist als Geist der Natur zu verstehen? IstVielheitEntwicklungderEinheitoderistsieWeise,wiedasEineseinenSelbstbesitzin unableitbarer Weise immer neu verschenkt? Wird die artikulierte Einzelheit aufgehoben in die Einheit, konstituiertsiedieEinheit,dannsindwirbeiHegel.DieAufhebungdesGlaubensindieVernunft setztvoraus,daderGlaubealszweitesPrinzipnebendieVernunfttritt.ErstdieparadoxeEinheit zweierunableitbarerVerschiedenerkannichpervertierenindiePhnomenologiedesGeistes,indie Einheit, die, sich analysierend anstatt verschenkend, die Vielheit zeitigt. Erst wenn die volle Wahrheit, dieverschenkendeLiebedesdreieinigenGottesalsGrundderSchpfungoffenbargeworden,erst wenndieDimensionderpersnlichenExistenznebenderallgemeinenderEssenzhervorgetretenist, istesmglich,DenkenundSein,NaturundGeist,EinheitundVielheitineinanderaufzuhebenund auszulschen.ScotusfhrtnichtnotwendigzuHegel.EinAbgrundtrenntihn,derfreieEntschlu, Wahrheit nicht herzustellen, sondern hinzunehmen. Suarezfhrtweiter,wasScotuseingeleitethat.DiezweiteDimensiondesSeins,dieExistenz,die persnliche Freiheit gegenber der eigenen Wesensnatur, wird nicht mehr durch die distinctio formalis artikuliert.Nachdemdiereale,einfacheEinheitderbeidenPrinzipiengengendbetontist,kanndie Formselbstdurchsichselbstindividualisiertwerden,wiejedesMaterieteilchenalsindividueller Massenpunktverstandenwird.AufdieseWeisewirddieEinheitderPersonvielleichtunmittelbarer deutlich, ohne damit die Zweidimensionalitt anzutasten. DieindividuelleWesensformalsAusdruckdessen,daGottseinWeseninunableitbarerWeise verschieden ausspricht, kann nicht durch die Allgemeinheit eines vom Verstand produzierten Begriffs eingeholt werden. Das individuelle Ding ist unbekanntes Ding an sich. Damit stehen wir vor dem Problem Kants: Wie sind synthetische Urteile a priori mglich, Urteile, die sichnichtnuraufdieEssenz,sonderndarberhinausaufdiejeweiligeExistenzbeziehen? ExistenzaussagensindnurmglichinRaumundZeit.DerabsoluteRaum,unabhngigvomDasein aller Materie und selbst als der erste Grund der Mglichkeit ihrer Zusammensetzung,97 der Raum der gttlichen Gegenwart98 ist durch Vernunftideen nicht zu fassen, obgleich seine Realitt dem inne-renSinnanschauendgenugist.99IchhabenureineapriorischeVorstellungvonRaumundZeitals FormenmeinerAnschauung.DieserblosubjektivenVorstellungsweiseentsprichtdasDingals Erscheinung,derGegenstandfrmich.DasDingansich,dieindividuelleExistenz,kannichnur erfassenimRaumdergttlichenGegenwart,imzuknftigenReichGottesaufErden.100Siewerth interpretiertKantvonHeideggerkommend.KantwirdverstandenalsderPhilosophderEndlichkeit. DieVernunftbescheidetsichendgltigbeidemsicherenBesitzder'Erfahrung',101sieerwehrtsich nichtdesdialektischenScheins,riskiertnichtdieberfahrt.FrHeideggerdagegenwirddie ErfahrungderGrenzekonstitutivfrdasSelbstverstndnisdesDaseins.Philosophierenheit:sich erhaltengegendiebermachtdesSeienden.GegendiebermachtdesScheinsmudieWahrheit entborgen werden. WennWahrheitprinzipiellumfassendindiesemonaussagbarist,wennichmichfrei,inder unmittelbarenSchauindieuniversalenStrukturenderseinserflltenDenkttigkeit,bewegenkann, wennich,Existentialitt'immodernenSinnealsSelbst-versicherung,Selbstbehauptung,verstehen will,102muichEndlichkeitnichtimUnterschiedzurUnendlichkeitGottesaussagen,vielmehrdie Transzendenz als Weise der Endlichkeit selbst verstehen, Endlichkeit als Endlichkeit vollziehen. Hegel und Heidegger haben Kant so ausgelegt. Ob Kant selbst die Existenz nur als Weise oder sogar andieStellederEssenztretenlassenwollte,obesKantnichtnurumdieIdee,GottalsIdealder Vernunft, sondern auch um die Gegenwart Gottes als Grund der Mglichkeit des Geistes in der Natur, derfreienPerson,ging,istdamitnichtentschieden.WennichdieGegenwartGottesernstnehme, Gott,dersichinderVerschenkungseinesWesenszumGrundderindividuellenWesensnaturder Schpfungmacht,dannistdieBescheidunginnerhalb derGrenzenderVernunft nur als Verweis auf daszuknftigeReichGottesaufErdenzuverstehen.DieseBescheidungistAusdruckder

97 Kant-Studienausgabe (Weischedel), Wiesbaden 1960, Bd.1, 994. 98 Kant, Bd. I, 326, 333, 335. 99 Vgl. Kant, Bd. I, 1000. 100 Kant. Bd. I, 333. 101 G. Siewerth, Wesen und Geschichte der menschlichen Vernunft nach Immanuel Kant. In diesem Band S. 75. 102 Vgl. ebd. 61 f. 21 HochachtungvorderSchpfung,diesichohnedieGegenwartGottesnichtinihrerindividuellen Konkretionerfassenlt.SeinalsSelbstverstndlichkeitkannichdagegenunmittelbar selbstverstndlich machen.

III. Eschatologie der Irre DerGottesgedankeimWerkedesjungenHegelunterdiesemTitelhatSiewerthseineerste Auseinandersetzung mit Hegel gefhrt.103 Die Gottesfrage ist keine spezielle. Sie ist nur ansetzbar von einembestimmtenSeinsverstndnisher,demgott-menschlichenDasein.Dieeigentliche Weise des SeinsundderBegegnungderGottheitistdiepraktischeSubjektivitt,diejedochniealsvllig isolierte Vernunftaktualitt begriffen wird, sondern primr als Lebens- oder Naturganzheit begegnet. Dasautonome,praktischeIchexistiertinnaturhaftgttlicherEinheitmitdemVolk,seinWollenist mitdemHandelndesVolkesabsolutidentisch,dasreine,unschuldige,froheLeben.Diese unmittelbare Lebenseinheit ist Ausdruck des gttlichen Lebens, ist Pleroma der Liebe. DerursprnglichenEinheitdesLebenstrittderchristlicheGott,dertranszendenteGesetzgeber,als objektiveMacht,alsabsoluterGegensatz,alsUnnatur,gegenber.WieistdiesesSchicksalzu verstehen, das das gottgeeinte Leben auseinanderbrechen lt in unendliche Entgegensetzung? LiegtderGrundfrdas Auftreten der zerstrenden und in den Widerspruch treibenden Macht in der Lebenseinheitselbst,oderistdasSchicksalalsvonauenkommendeszuverstehen?Aberwaskann dem gottgeeinten Leben uerlich sein? Der Widerspruch zum Leben, Entzweiung, Entfremdung kann nicht ohne weiteres im Lebensgrund selbst seine Ursache haben. Der Widerspruch mu als Negation, als Einschrnkung, Knechtschaft, Tod begriffen werden. Geschichtlichkeit der an sich vollendeten Menschennatur ist die Folge. Das Schicksal, der Fall in die Zeit,dieEntgegensetzungvonUnendlichkeitundEndlichkeitmugeschichtlichberwunden werden.ZeitmuberwundenwerdenindiereineUnmittelbarkeitdesanfnglichenLebens.Wie kanndieVershnunggeschehen?AlsErhabenheitberdasSchicksal?AlsMchtigkeitderLiebe? VermagdasgttlicheinigeLebenderNatur,BesonderungundTodzuberwinden,aufzuhebenin seinen eigenen Lebensquell? Siewerth fat die Problematik zusammen: Das Problem ist also, wie die absolute Identitt des Geistes gleich ursprnglich die Macht der Negativitt umspanne.104 DerWiderspruchzumLebenbleibtdiebewegendeFrage.DieGott-Menschennatur,diereine Volksseele,enthltinihrerLebensmittedenSpielraumdesVerfallsindenWiderspruch.Der WiderspruchhateinedoppelteWurzel:inderfreienSelbstentscheidungdesfreienGeistes,inder BesonderungdesLebensalsWiderspruchzumGanzen,wieinderunbestimmtenBreitedesLebens, auswelcherindenKatastrophenderNaturderTodentsteht,dermrderischeGegensatzgegendas Leben''.105 Die Zerspaltung der lebendigen Vernunft des Volksgeistes bedeutet Widerspruch und Widerstreit des Lebensmitsichselbst,Selbstauflsung,SelbstbewhrungundwiederherstellendeEinigung,sofern alleZerreiunginderLebensmitteselbstaufbricht.LsungdesWiderspruchsgeschiehtdurchdie alles vershnende Liebe, des reinen Lebens. Religion bt diese verwandelnde Kraft aus. WiekannderAbgrundderObjektivittvomreinenLebenberwundenwerden,wenndiesesnicht selbstLebenundSeindesWiderspruchsist?SchonderjungeHegelinderFrankfurterZeitversteht das Leben (als) die Verbindung der Verbindung und Nichtverbindung.106 WiekannHegeldazukommen,dasLebenselbst,diegottgeeinteNaturalsWiderspruchzu betrachten?HegeldenktdenprotestantischenGott,deralleinfrallesverantwortlichist.Gottsetzt UrstandundAbfall.Gotthrtdamitauf,Gottzusein,undmujetztalsmythischerProzeder Selbstzerreiung begriffen werden.107 In der Logik wird der Widerspruch nicht mehr nur als faktische Gegebenheit, sondern als bewegendes Prinzip gedacht. Das Denken denkt sich selbst. Subjekt des Denkens ist der absolute Geist in Identitt miteinerempirischenIndividualitt.DasDenken,dassichselbstdenkt,verdoppeltsich:A=A.Die einfacheIdentittgehtauseinanderinSubjektundObjekt,wirdNichtidentitt.SieistSelbigkeitund

103In diesem Bande S. 77. 104 G. Siewerth, Der Gottesgedanke im Werk des jungen Hegel 92 (in diesem Band). 105 G. Siewerth, Der Widerspruch im Werk des jngeren Hegel 105 (in diesem Band). 106 Ebd. 110. 107 Vgl. Siewerths Vortrag ,HegelThomas' (Siewerth-Archiv, Ind. 115). 22 Andersheitzugleich,EinheitundVielheit,SeinundNichtsein.DerWiderspruch,dieabsolute Differenz bricht im Unendlichen selbst auf. Die Differenz ist unendlich, so da der Unterschied selbst nichtmehrfabarist.DasAbsolute,dasindieDifferenzfllt,bewegtsichalsunendliche Leidenschaft,alsbornierterVerstandgegensichselbst.DiesemaloseDifferenzierungistjedoch immerzugleichabsoluteEinheitundSelbigkeit,weil die absolute Differenz einmal Entgegensetzung und Identitt und dann Aufhebung dieses Gegensatzes bedeutet. Die absolute Differenz ist immer ein gedoppelter Widerspruch: Differenz, die in sich selbst widersprchlich ist, kommt nicht zum Zuge, sie istnurrationelloderideell.OderDifferenzbedeutetendlicheEntgegensetzungundtrgtnur durchabsoluteBewegung.SolldieDifferenzaberwahrhaftunendlichsein,danngehtsieins Unaufhebbare auseinander. Welche Differenz denkt Hegel? Gott ist absolutes Subjekt, Identitt der Identitt und Nichtidentitt. Die Differenz, die die Identitt als die Identitt kennzeichnet, ist aufgehoben im Sein des Subjektes selbst. Das ursprngliche Einig- undDifferentseinkommtdahernurzusichselbst,indemessichzugleichgegendieabsolute AndersheitundNichtigkeitinseinemSelbstseindurchmit.108DiemglicheAndersheitGottes,der GrundderMglichkeitderSchpfungschlietGottalsihmnichtzugehrigaus.Hegelidentifiziert beideFormendesNichtseins,sodadieSchpfungsdimension,dievonGottausgeschlossene Weise des Nichtseins zum Akt der Selbstauszeugung Gottes wird. Gott- und Menschsein werden notwendig ineinander verklammert. Philosophie und Theologie werden ununterscheidbar. Die berspringung dieser Differenz, die Aufhebung beider Formen des Nichtseins in einen gttlichen Unterschied lt den Widerspruch in der Differenz wie in der Identitt um so deutlicher hervortreten. DerUnterschiedzwischenRealittundkonstituierenderIdealittfllt.DannerfolgtdasDenken derLogik,alsreineIdealitt,alsdieDarstellungGottes,wieerinseinemewigenWesenvorder Erschaffung der Natur und eines endlichen Geistes ist.109 In Wirklichkeit wird Gottes Wesen als geschichtlicher Hervorgang gedacht, Logik geht kontinuierlich inskonstituierendeundkonstituierteDaseinber.InWahrheitkannjedochausdernivellierten IdentittvonSeinundNichtsundderabsolutenDifferenznichtsmehrlogischerfolgen.110Nur dadurch,daHegel,gegenseineeigeneVoraussetzung,derIdentittdenVorrangvorder Nichtidentitt einrumt, kann berhaupt etwas erfolgen: das Werden als Einheit von Sein und Nichts. Damit verlt Hegel den Raum der Logik und tritt in den Bereich der Metaphysik ein. Jetzt wird das Sein zum aktuierenden Grund, der das Nichtsein der endlichen Wesen und Bestimmungen als Potenz seinerVerwirklichungzueigenhat.DieHegelscheLogikhltdenScheineinerabsolutenLogik aufrecht, dadurch, da sie sich auf die unabhngig von ihr erfolgte Realitt bezieht. Die Logik Hegels bewegtsichdaherineinemwhrenden,unaufhebbarenWiderspruch;siemusichzuetwas entscheiden,wasimmerschongesetztist,allesvollziehtsichnurinderIdee,abernichtsim Wirklichen,nirgendwowirddiefreieGeschichteeingeholt.DierealeDifferenzistimmerschon berholt oder uneinholbar.111 DieselbeauflsendeWidersprchlichkeitderDifferenzwaltetimWesendesVerstandes.1.Dem 'konstituierendenVerstand'istimmerschondieSetzunginsAn-sich-seindurchdasAbsolute vorausgegangen; also geschieht sie entweder auerhalb des Absoluten, oder seine Setzung ist mit der absolutenidentisch.2.DeshalbistdieSetzungdesVerstandesnichtmehrgrndende Konstituierung, sondern durchschauende Rckfhrung des schon Gesetzten in seinen Grund, und also erffnetderVerstandnurdieWahrheitderDinge.AberweilfrHegeldieDifferenzvonWahrheit undSeinimabsolutenUnterschiedaufgehobenist,trittderVerstandindenWiderspruchzuder gttlichenSetzung.DerabsoluteVerstandHegelsistalsEntgegensetzungdesAbsoluteneinerseits bornierteObjektivitt,Tod,andererseitsabsolvierendeAufhebung.Einsichselbstaufhebender Widerspruch!112 DieAntinomiederdenkendenReflexion:DasDenkendenktsich:A=A.DasSubjekthatsich objektiviert,esistsichalsBgegenbergetreten.A=B.DieseAntinomiegehrtzumWesendes Denkens. In der Identitt dieser Verschiedenen tritt das Substantialittsverhltnis hervor. HatHegelrecht,mueineAntinomieauftreten,wenndasreineSeinsichselbstdenkt?Istdie DifferenznichtnurideellundimmerschonaufgehobenimsichselbstdenkendenSein?Erst,wenn man annimmt, das sich denkende Subjekt msse vorgestellt werden von einem anderen, kann man von

108 G. Siewerth, Die Differenz von Sein und Seiend 123 109 Hegel, Wissenschaft der Logik (Las und Seiend 123. son), Leipzig 1951, Einleitung 31. 110 G. Siewerth, a. a. O. 185. 111 vgl. ebd. 188. 112 Vgl. ebd. 188192. 23 einer antinomischen Differenz reden. Wenn das Subjekt aber nicht sich selber denkt, sondern gedacht wird, ist es vorher nur ein Ding und nicht das absolute Subjekt. Die Selbstdurchdringung des absoluten Subjekts kann nicht als ein antinomischer Akt verstanden werden. Nehmen wir die Hegelsche Antinomie aber an, so ist nicht einzusehen, warum die Identifizierung von A und B nicht C ergibt. Wenn Differente sich aufeinander beziehen, entsteht etwas, was weder A noch B ist. Daraus ergibt sich, da die formelle Antinomik einen unendlichen Charakter hat. Die Differenz wirddahernichtig,weilsiemaloswird.SieflltineineschlechteUnendlichkeit.113Hegel identifiziertdasendlicheSubjektmitdersichentuerndenGottheit;sowirdihmdieendliche Differenz zur absoluten.114 In den Grundlinien der Philosophie des Rechts wird der Widerspruch radikalisiert zur Dialektik der Verzweiflung. Wasvernnftigist,dasistwirklich.115DiesittlicheSubstanz,alsdasfrsichseiende Selbstbewutsein mit seinem Begriff geeint enthaltend, ist der wirkliche Geist einer Familie und eines Volkes.116InderFamilieherrschtdieabsoluteBesonderungderIndividualitt,kraftdereneinjeder sich Zweck ist.117 Aber ohne Beziehung auf Andere kann er (der Einzelne? den Umfang seiner Zwecke nichterreichen:dieseAndernsinddaherMittelzumZweckdesBesonderen.118Dasbesondere Individuum wird an die Bedingung der Allgemeinheit gebunden,119 So da der ganze Zusammenhang sichzubesonderenSystemenderBedrfnisse...ausbildet.120DiebrgerlicheGesellschaftreitdas IndividuumausdemBodenderFamilie,istdieungeheureMacht,diedenMenschenansichreit, von ihm fordert, da er fr sie arbeite und da er Alles durch sie sei und vermittels ihrer tue.121 DiebrgerlicheGesellschaft,inderderEinzelnePersonwerdensoll,kannkeineallseitige Befriedigung der Bedrfnisse vermitteln. Die neue gttliche absolute und substantielle Macht erweist sichalsgrausameOhnmacht.122DieBildungdurchdenWirtschaftsprozereichtnichtaus,umdie EinzelheitdesmalosenEgoismuswegzuarbeiten.UnvershntklaffendieGegenstzeauseinander: AnhufungderReichtmer,123inwenigenHndenkonzentriertundaufderanderenSeitedas HerabsinkeneinergroenMasseunterdasMaeinergewissenSubsistenzweise.124Esbleibtdiein SchottlanderprobteMglichkeit,dieArmenihremSchicksalzuberlassenundsieaufden ffentlichenBettelanzuweisen.125DerStaat,dasanundfrsichVernnftige,126diewirkliche Idee127,derGangGottesinderWelt,128derOrganismusderGesellschaftistkrank.Der substantielleGrundderGesellschaftistderabsolutgesetzteunendlicheTriebderwirtschaftenden Person.WirtschaftzeigtsichalsderanundfrsichseiendeGeist,dersichalsdiewirkende Gattung in der Weltgeschichte darstellt.129 DieAbsolutsetzung(der)ExtremewirdfortandieverletztenHerzenundradikalisiertenGeisterzur revolutionrenVernderungdersubstantiellverstrtenWirklichkeitantreiben.130Esbleibtdie revolutionreHoffnungaufdieEschatologieeinesAbsoluten,verborgenimSchodermateriellen Allnatur.131 SiewerthsHegelkritikkreistumdasVerstehendesWiderspruchs.DerjungeHegeldenktden radikalenWiderspruch,dasSchicksal,dasdasgotteinigeLebenauseinanderreit.Siewerthstelltdie VershnungmitdemSchicksalsodar,alswennsieAuflsungdesSchicksalsineinensichselbst widersprechendenLebensprozewre.AufdieseWeisesollderjungeHegelmitdemHegelder Logik zusammengebracht werden. Trifft Siewerth Hegels Ansicht?

113 Ebd. 196. 114 Vgl. ebd. 198. 115 Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts (Jubilumsausgabe, Bd. 7), Stuttgart 1927, Vorrede 33. 116 Ebd. 156. 117 Vgl. ebd. 182. 118 Vgl. ebd. 182. 119 Vgl. ebd. 182. 120 Ebd. 201. 121 Vgl. ebd. 238. 122 G. Siewerth, Der Triumph der Verzweiflung. In diesem Band S. 230. 123 Hegel, a. a. O. 243. 124 Ebd. 244. 125 Ebd. 245. 126 Ebd. 258. 127Ebd. 262. 128 Vgl. ebd. 258. 129 Vgl. ebd. 259 ff. 130 G. Siewerth, Der Triumph der Verzweiflung 231 131 Vgl. ebd. 235. 24 Bedeutet fr den jungen Hegel Geschichte nicht die Weise der berwindung der schicksalhaften Zeit indenreinenAnfangderunmittelbarenGegenwart?DasLebenderLiebehatdieKraft,den Widerspruch in sich aufzuheben. Es vershnt nicht, weil es selbst widersprchlich ist; dann wrde es denWiderspruchverewigen.DasreineLebenvermagdenWiderspruch.IdentittundNichtidentitt sind nicht gleichursprnglich. berwindung in den Urstand wird gedacht. WieistderUrstandzudenken,alsDarstellungGottes,wieerinseinemewigenWesenvorder Erschaffung der Natur und eines endlichen Wesens ist?132 SiewerthstelltHegelsodar,alswennereinentrinitarischen,differentenGottvorderSchpfung dchte,derdieSchpfungalsWeiseseinerSelbstauszeugunghervorgehenlt.Hegelhltzwei Weisen der Differenz nicht auseinander, was dazu fhrt, da die Identitt nicht als wirkliche Identitt, alsIdentitt,dieunmittelbarmitsicheinigist,gedachtwird,sondernalsIdentittderNichtidentitt auseinanderfllt. Hegelhttebeachtenmssen,dadieDifferenz,dieinGottspielt,sofernersichinseinem ursprnglichen Einig-Differentsein denkend erfat, reine Mglichkeit, ens rationis bedeutet, Nichtsein, dasalsabsoluteAndersheitimmerschonabgewiesenist.Hegelkenntnureinenabsoluten,realen Unterschied:dieAndersheit,NichtidentittgegenberderIdentitt.SchpfungalsDimensionder NichtidentittwirddamitkonstitutivfrGott,istWeise,wieGottzusichselbstgebrachtwird,mit sichselbsteinigwerdensoll.AberdieabsoluteNichtidentittltsichnichteinholen.DerGeist erreicht die Wirklichkeit nicht, bleibt als logisches Gemchte vor ihr stehen! DenktHegeleinentrinitarischen,inderSchpfungsichauszeugendenGott?EinenGottansich,vor derSchpfung,gibtesfrHegelnicht.SolltedasAbsolutedurchdasWerkzeugunsnurberhaupt nher gebracht werden, ohne etwas an ihm zu verndern, wie etwa durch die Leimrute der Vogel, so wrdeeswohl,wennesnichtanundfrsichschonbeiunswreundseinwollte,dieserList spotten.133HegelhebtnichtdieSchpfung,christlichgesprochen,indenLebensaktdesdreieinigen Gottesauf;umgekehrt,HegelsetztSchpfungabsolut.DieLogikstelltdasSein,sofernes vernnftigist,dieVernunft,sofernsiewirklichist,dar.Sie(diereineWissenschaft)enthltden Gedanken, insofern er ebensosehr die Sache an sich selbst ist, oder die Sache an sich selbst, insofern sieebensosehrderreineGedankeist.AlsWissenschaftistdie Wahrheit das reine, sich entwickelnde SelbstbewutseinundhatdieGestaltdesSelbsts,dadasanundfrsichSeiendegewuterBegriff, der Begriff als solcher aber das an und fr sich Seiende ist... Die Logik ist sonach als das System der reinen Vernunft, als das Reich des reinen Gedankens zu fassen. Dieses Reich ist die Wahrheit, wie sie ohneHlleanundfrsichselbstist.Mankannsichdeswegenausdrcken,dadieserInhaltdie DarstellungGottesist,wieerinseinemewigenWesenvorderErschaffungderNaturundeines endlichenGeistesist.134DieLogikschildertdenGangderSacheselbst,135dieBildungdes Bewutseins,136dasdenReichtumdesBesondereninsichfassendeAllgemeine,137dasAbsolut-Wahre.138 Die Wahrheit des Wahren das ist die erschaffene Welt.139 Gott ist wahrhaft Geist und zugleichMensch,WirklichkeitdieserWelt.DasistderAngelpunkt,umdensichdieWeltgeschichte dreht.MitChristusalsdieserIdentittistdieZeiterflltundGeschichteimPrinzipvollendet.Die Erde ist fr den Geist geworden.140 Hegel nimmt das gott-menschliche Geheimnis in Anspruch.141 In Christus wird historisch gesehen zum erstenmaloffenbar,wasGeschichteausmacht:dieMenschwerdungGottes,dieNaturgeschichtedes Geistes oder die Gottwerdung des Menschen, die Geistwerdung der Natur. Als Bewutsein gehren sie einander, der Geist der Welt, die Welt dem Geist. Was das Denken sucht, ist vollbracht, die realisierte geistige Welt, das Reich Gottes auf Erden.142 Den Einbruch des transzendenten Gottes in das reine Leben, das rgernis der objektiven Macht, kann ichbeseitigen,indemichdieInkarnationderzweitenPersonderGottheitalsReflexionsmoment,als logischeGrundgestalt,alsPrinzipderIdentittundderNichtidentittinterpretiere.ImMenschen sprichtsichdieWirklichkeitalsGeistwirklichkeitaus.DasmenschlicheIchistprinzipiellals

132 Hegel, Wissenschaft der Logik (Lasson), Leipzig 1951, Einleitung 31. 133 Hegel, Phnomenologie des Geistes (Hoffmeister), Hamburg 61952, Einleitung 64. 134 Hege/, Wissenschaft der Logik (Lasson), Leipzig 1951, Einleitung 30 f. 135 Ebd. 36. 136 Ebd. 41. 137 Ebd. 40. 138 Ebd. 41. 139 Hegel, Die Vernunft in der Geschichte (Hoffmeister), Hamburg 51955, 78. 140 vgl. ebd. 126 f., 157, 60. vgl. Hegel, Philosophie der Geschichte, Stuttgart 1928, 410. 141 Vgl. G. Siewerth, Die Differenz von Sein und Seiend 178. 142 Vgl. Hegel, Die Vernunft in der Geschichte, Hamburg 1955, 167, 182, 257. 25 praktischeSubjektivitt,dieinnaturhaftgttlicherEinheitmitdemVolkexistiert,zuverstehen.143 DasgnadenhafteGeschenkderInkarnationkannpervertiertwerdendurchAbsolutsetzungder Schpfung. Erstwennoffenbarist,daSchpfunggttlicherNaturistundalsomitGottinFreiheitzusein vermag,istesmglich,SchpfungalsSchpfungabsolutzusetzen,dasGott-seindesMenschenals Mit-Mensch-sein,alsDaseinimVolkzuinterpretieren.DieDifferenzbzw.dieIdentitt,diejetztzu denkenist,istkeineabsoluteimklassischenSinne.NachklassischerAuffassunggibteskeinereale Beziehung Gottes zum Menschen, sofern real eine Beziehung heit, die zum Sein Gottes gehrt. Gott wurdeverstandenalsjenesSein,das,unmittelbaraussichseiend,unmittelbarmitsicheinigist.Fr Hegel aber ist die Differenz, der Unterschied, gerade eine Weise, wie das, was ist, sich unterscheidend einigt, d. h. zu sich selbst bringt. DerVolksorganismusorganisiertsichinseinenGliedern.DasreineLebenartikuliertsichinden GestaltenderWeltgeschichte.DasBewutseinbringtsichselbstzurDarstellungindenFormender Logik. Das Ganze ist eine Einheit der Vielheit. Das Absolute absolviert sich als unterscheidend einige IdentittderNichtidentitt.DifferenzbesagtdeshalbfrHegelnichteinfachhinNichtsein,negiert nicht einfachhin das Andere als Weise meiner selbst, im Gegenteil, setzt in Beziehung zum Anderen, heitpositiv,sichmitdemAndereneinigen.NichtseinnegiertalleBestimmtheit.DieDifferenzhebt unterscheidend alle Bestimmungen im Ganzen auf. Das Einzige um den wissenschaftlichen Fortgang zugewinnen...istdieErkenntnisdeslogischenSatzes,dadasNegativeebensosehrpositivist,oder dadassichWidersprechendesichnichtinNull,indasabstrakteNichtsauflst,sondernwesentlich nurindieNegationseinesbesonderenInhalts.144DasNicht-Identischeistnureinebesondere ErscheinungsweisederIdentittunddeshalbinihraufhebbar.DasGanzesetztsichnotwendigauf seine Bestimmungen, bringt sie, sich selbst absolvierend, unter sich. Das Absolute besitzt nicht die Freiheit des aus sich seienden Gottes, das Einzelne selbst sein zu lassen. DieabsolutgesetztegttlicheNaturmu,allesinsichaufhebend,sichselbstabsolvieren.Die Siewerthsche Frage, ob die Identifikation von A und B als zwei absolut Differente nicht C und damit einen unendlichen Proze ergbe, kommt zu spt. B ist schon immer als eine Weise von A verstanden, als ein notwendiges Moment der Selbstidentifikation. DasselbegiltfrdievonSiewerthbeschriebeneAntinomikvonVernunftundVerstand.Der menschlicheVerstandstehtnichtdemgttlichengegenber.EsgibtnureineSetzungderVernunft, die sich selbst im Anderen ihrer selbst als Verstand zur Wahrheit bringt. Die Hegelsche Logik ist nicht einabstraktesBegriffs-Organon,WahrheitberdenDingen,sieistauftretendeWissenschaft, vernnftige Wirklichkeit, die sich selbst ausdrckt. Mein subjektives Vermgen, die Dinge auf Gott hin aussagen zu knnen, durch die Dinge mit Gott zu sein, kann so pervertiert werden, da ich mich in den Dingen aussagend selbst absolviere bzw. die Dinge durch mich zur Wahrheit kommen. DieWahrheitderIdentittderNichtidentittistderTriumphderVerzweiflung.DerGeist organisiertsichnichtinfreierHarmonie.DieeinzelnenIndividuensindnichtnurWeisender Vereinzelung des Allgemeinen, ihr Wille der Wille des Gesamt. Nur mit Gewalt gelingt dem Staat als ZuchtmeisterdiebermchtigungdesEinzelnen.DasEinzelne,ansichgttlicherNatur,hebtsich nichtfreiwilligineinenGeschichtsprozeauf.DiepersnlicheDifferenzzwischenmirunddem AnderenalsGrundeinerunableitbarenfreienBeziehungltsichnichtohneSchmerzinein Funktionsgefge, in dem das Eine nur noch Material fr die Existenz des Anderen ist, aufheben. Das absolut gesetzte Menschsein hebt das Menschsein als Miteinandersein in ein Durch-den-Anderen-sein auf. Die Parusie macht die negierte Wahrheit offenbar: menschliches Miteinandersein ist ermglicht in GottalsdemtragendenGrund.DiekonsequenteUmkehrunglautet:MenschlichesDaseinals Miteinandersein stellt das, was ist, Gott her. DervonSiewerthbeschriebenekapitalistischeWirtschaftsprozeistdieFolge:Wirtschaft,dieden selbstschtigenZweckdesEinzelnenzubefriedigenvorgibt,145indemsiedasAllgemeine,das VolkalsStaat,(den)GeistinseinersubstantiellenVernnftigkeitundunmittelbarenWirklichkeit, daher die absolute Macht auf Erden herstellt.146 HiersetztdieMarxscheKritikein:VonTagzuTagwirdessomitklarer,dadie Produktionsverhltnisse,indenensichdieBourgeoisiebewegt,nichteineneinheitlichen,einfachen Charakterhaben,sonderneinenzwieschlchtigen;daindenselbenVerhltnissen,indenender

143Vgl. Siewerth, Der Gottesgedanke im Werk des jungen Hegel. In diesem Band S.80. 144 Hegel, Wissenschaft der Logik (Lasson), Leipzig 1951, Einleitung 35 f. 145 Vgl. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, 183. 146 Ebd. 331. 26 Reichtumproduziertwird,auchdasElendproduziertwird.147DerReichtumderBourgeoisieklasse wirdnurerzeugtunterfortgesetzterVernichtungdesReichtumseinzelnerGliederdieserKlasse.148 Armut,ElendundPbelsindnichtnurakzidentelleRanderscheinungendesabsolutenProzesses.Sie werdenproduziertdurchdenEgoismusdesEinzelnen,dersichdamitalskeineswegsaufgehobenin denallgemeinenArbeitsaktdessichselbstentwickelndenWeltgeisteserweist.DerSozialismusals Sozialismus bedarf einer solchen Vermittlung (des Einzelnen in den absoluten Weltgeist) nicht mehr: Er beginnt von dem theoretisch und praktisch sinnlichen Bewutsein des Menschen und der Natur als desWesens.Eristpositives,nichtmehrdurchdieAufhebungderReligionvermitteltes SelbstbewutseindesMenschen,wiedaswirklicheLebenpositive,nichtmehrdurchdieAufhebung des Privateigentums, den Kommunismus vermittelte Wirklichkeit des Menschen ist.149 MaterielleSchpfungbedeutetnichtmehrVerschenkungdesgttlichenGeistes.Materieistnicht MediumderentuerndenLiebe,imGegenteil,frHegelWeisederSelbstbefriedigungbzw. Realisation des Weltgeistes, der den unendlichen Trieb der wirtschaftstreibenden Person als reelles Dasein fr Andere in Anspruch nimmt.150 Aber auch der Marxsche Sozialismus, der den Menschen nicht entfremdet wissen will durch absolute Mchte, deren Reprsentant der Einzelne sein soll, kann den Menschen als Menschen nur befriedigen, indemerihnrestlosaufhebtindenabsolutenIndustrieaktdergroindustriellenGesellschaft,die ProduktionundKonsumtiondereigenenNaturalsdieVerwirklichungbzw.Wirklichkeitdes Menschen begreift.151 Der Tod scheint als ein harter Sieg der Gattung ber das Individuum und ihrer Einheitzuwidersprechen;aberdasbestimmteIndividuumistnureinbestimmtesGattungswesen,als solches sterblich.152 Die Perversion ist perfekt! Die Selbstherstellung des Menschen durch die Natur geschieht auf Kosten der vlligen Aufhebung des Einzelnen! Der Einzelne ist nur bestimmtes Gattungswesen der Natur, als solchessterblich.DerToddesEinzelnenwidersprichtnichtseinem Gattungscharakter, im Gegenteil, diesermachtdenTodsekundr!DerTodistschrecklichfrdenEinzelnen,alsfrsichseiende Substanz, in seiner Beziehung zum anderen Einzelnen. Wenn der Einzelne schon aufgehoben ist in die Gattung - das menschliche Wesen ist kein dem einzelnen Individuum innewohnendes Abstraktum. In seinerWirklichkeitistesdasEnsembledergesellschaftlichenVerhltnisse,153dientderToddem Fortschritt.DerTodistselektiveMomentderEvolution!DieeuropischeGeschichteerfhrtim MaterialismusdieVollziehungderGedankenderVergangenheit.154NurderNaturalismus(ist) fhig,denAktderWeltgeschichtezubegreifen.155WirverwandelnnichtdieweltlichenFragenin theologische. Wir verwandeln die theologischen Fragen in weltliche.156 DieEntscheidung,vor die Europa gestellt war, war, wie mir scheint, die Stellungnahme zur Materie. SollteMaterie,durchantikeMetaphysikabsolutvonderPerfektiondesGeistesunterschieden,im SinnederchristlichenBotschaftalsWeisederVerschenkungdesGottes,alsWeisederHingabedes Geistesergriffenwerden-menschlichesMiteinanderseinalsAusdruckdieserEmpfnglichkeitdes GeistesfrdenAnderenverstandenwerden-,odersollteMaterie,derAusdruckderverschenkten Freiheit des Geistes, benutzt werden zur Absolutsetzung des Menschen? Bedeutet die Materialstruktur des Menschen: Verschenkung des Geistes an den Anderen, Freiheit des Ich zum Du - oder heit Materialstruktur: Bedrfnisnatur, Befriedigung des Geistes durch Andere. IstWeltgeschichtealsderAktderInkarnationdesGotteszuverstehenoderalsEntwicklungsproze der Natur durch den Menschen? Versteht sich der Mensch in Einheit mit Gott, Materie als Weise der liebenden Einigung? Oder will der Mensch fr sich sein - Materie als Weise der Selbstentfaltung? IV. Verwindung der Irre durch Heidegger

147 K. Marx, Die Frhschriften (Landshut), Stuttgart 1968, 511. 148 Ebd. 511. 149 Ebd. 248. 150 Vgl. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, 190 208. 151 Vgl. K. Marx, Die Frhschriften (Landshut), Stuttgart 1968, 236. 152 Ebd. 239. 153 Ebd. 340. 154 Ebd. 171. 155 Ebd. 273. 156 Ebd. 178. 27 Mit Hegel hat die Geschichte der Seinsvergessenheit ihren Hhepunkt erreicht. Die onto-theologische IrreistindasuersteeinesAbschiedsversammelt.157DieabsoluteLogikkannnurnochim Rckstieg hinter die Metaphysik verwunden werden: Eschatologie des Umschlags in der Besinnung auf das Einstige der Frhe.158 ImBedenkenderontologischenDifferen