Skitourenkarten 1: 50 000 Immer den Worten nach · dem roten G und der Krone und der Inschrift...

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outdoor guide|winter|09|10| 145 touren Skitourenkarten Skitourenkarten gehören ins Gepäck aller Wintersportler! Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra Bundesamt für Landestopografie swisstopo www.swisstopo.ch Schweizer Alpen-Club SAC Club Alpin Suisse Club Alpino Svizzero Club Alpin Svizzer 297 Como 296 Chiasso 294 Gressoney 293 Valpelline 292 Courmayeur 287 Menaggio 286 Malcantone 285 Domodossola 284 S Mischabel 283 S Arolla 282 S Martigny 278 Monte Disgrazia 277 Roveredo 276 Val Verzasca 275 Valle Antigorio 274 S Visp 273 S Montana 272 S St-Maurice 271 Chablais 270 Genève 268 S Julierpass 469 S Val Poschiavo 267 S San Bernardino 266 S Valle Leventina 265 S Nufenenpass 264 S Jungfrau 263 S Wildstrubel 262 S Rochers de Naye 261 Lausanne 260 St-Cergue 259 bis Glorenza/Glurns 259 S Ofenpass 258 S Bergün/Bravuogn 257 S Safiental 256 S Disentis/Mustér 255 S Sustenpass 254 S Interlaken 253 S Gantrisch 252 Bulle 251 La Sarraz 250 Vallée de Joux 249 bis Nauders 249 S Tarasp 248 S Prättigau 247 S Sardona 246 S Klausenpass 245 S Stans 244 Escholzmatt 243 Bern 242 Avenches 241 Val de Travers 239 Arlberg 238 S Montafon 237 S Walenstadt 236 S Lachen 235 Rotkreuz 234 Willisau 233 Solothurn 232 S Vallon de St-Imier 231 Le Locle 228 Hoher Freschen 227 Appenzell 226 Rapperswil 225 Zürich 224 Olten 223 Delémont 222 Clos du Doubs 218 Bregenz 217 Arbon 216 Frauenfeld 215 Baden 214 Liestal 213 Basel 212 Boncourt 207 Konstanz 206 Stein am Rhein 205 Schaffhausen aktuell Skitourenkarten 1 : 50 000 neu aktualisiert neu neu Immer den Worten nach Zum Beispiel so: Man schnallt die Schuhe zu, steigt in die Bindungen, klappt das Buch auf, startet auf Seite 7 und steigt über den ersten Absatz bis zum Punkt empor. Dort dreht man in einem weiten Bogen zu einem Dialog ab, bricht diesen nach einigen anstrengenden Zickzacks ab, folgt dann einer stark gegliederten Beschreibung der Geländebeschaffen- heit, quert einen tückischen Einschub und erreicht bei einer undeutlichen Ab- zweigung das Ende des Einstiegskapitels, wo sich eine gute Verschnaufmöglichkeit bietet. Nicht alle Literatur lässt sich nachwan- dern, gewiss nicht. Aber es gibt sie, die Schriftsteller, die ihre Geschichten Touren in die verschneiten Berge lassen sich auf verschiedenste Art und Weise planen. Mit «Immer den Worten nach» wählte der outdoor guide zwar eine nicht ganz alltägliche Variante der Planung, jedoch eine, die ungewöhnliche Wege eröffnet. und Handlungen an realen Naturland- schaften festmachen. Zugegeben, früher waren sie häufiger; dann kamen Realis- mus, Naturalismus und die Bergwelt ganz allgemein ein wenig aus der Mode. Doch der Wind hat in letzter Zeit gedreht, und viele zeitgenössische Autoren ver- orten ihre Geschichten gerne wieder in tatsächlich vorhandene Landschaften, nicht selten ausserhalb des Siedlungs- gebiets und oberhalb der Baumgrenze. Solche Texte lassen sich wandern – und im Winter befahren. Meist mit Gewinn, dann nämlich, wenn die Ortsbesichtigung hilft, der literarischen Handlung besser auf die Spur zu kommen. Auch macht es Spass, eine Erzähllandschaft zu betreten und sich dort ein bisschen umzuschauen. Der outdoor guide hat bei der Auswahl der Touren für diese Ausgabe aber auch darauf geachtet, Autoren und Texte zu berücksichtigen, die uns auf Abwege führen und dabei nicht nur Lesegenuss versprechen, sondern auch schnee- schuhtechnisch, skitouristisch, abfah- rerisch zu überzeugen wissen. «Lesen statt klettern», titelte mit ironischer Feder Hugo Loetscher. Einwand. «Lesen und skifahren» lautet unser ernst gemeinter Gegenentwurf. PS: Manche der erwähnten Titel sind vergriffen und nur noch antiquarisch zu finden, manche der beschriebenen Gegenden einsam und meist unverspurt. Dagegen helfen bookfinder.com, skitouren.ch und hikr.org. PPS: Wer es dennoch mit «Lesen statt klettern» hält, dem sei «Dichter am Berg» von Emil Zopfi (AS-Verlag, 2009) empfohlen – eine prächtige Lektüre für kalte Winterabende. Statt Skiausrüstung benötigt man dazu mit Vorteil Cheminee, Ohrensessel, warme Filzpantoffeln und eine Tasse dampfenden Tee. Foto: Marco Volken

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t o u r e nSkitourenkartenSkitourenkarten gehören ins Gepäck aller Wintersportler!

Schweizerische EidgenossenschaftConfédération suisseConfederazione SvizzeraConfederaziun svizra

Bundesamt für Landestopografie swisstopowww.swisstopo.ch

Schweizer Alpen-Club SACClub Alpin Suisse

Club Alpino SvizzeroClub Alpin Svizzer

297Como

296Chiasso

294Gressoney

293Valpelline

292Courmayeur

287Menaggio

286Malcantone

285Domodossola

284 SMischabel

283 SArolla

282 SMartigny

278Monte Disgrazia

277Roveredo

276Val Verzasca

275Valle Antigorio

274 SVisp

273 SMontana

272 SSt-Maurice

271Chablais

270Genève

268 SJulierpass 469 S

ValPoschiavo

267 SSan Bernardino

266 SValle Leventina

265 SNufenenpass

264 SJungfrau

263 SWildstrubel

262 SRochers de Naye

261Lausanne

260St-Cergue

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Glorenza / Glurns259 S

Ofenpass258 S

Bergün / Bravuogn257 S

Safiental256 S

Disentis / Mustér255 S

Sustenpass254 S

Interlaken253 S

Gantrisch252Bulle

251La Sarraz

250Vallée de Joux

249 bis

Nauders249 STarasp

248 SPrättigau

247 SSardona

246 SKlausenpass

245 SStans

244Escholzmatt

243Bern

242Avenches

241Val de Travers

239Arlberg

238 SMontafon

237 SWalenstadt

236 SLachen

235Rotkreuz

234Willisau

233Solothurn

232 SVallon de St-Imier

231Le Locle

228Hoher Freschen

227Appenzell

226Rapperswil

225Zürich

224Olten

223Delémont

222Clos du Doubs

218Bregenz

217Arbon

216Frauenfeld

215Baden

214Liestal

213Basel

212Boncourt

207Konstanz

206Stein am Rhein

205Schaffhausen

aktuell

Skitourenkarten 1 : 50 000

neu aktualisiert

neu neu

Immer den Worten nach

Zum Beispiel so: Man schnallt die Schuhe

zu, steigt in die Bindungen, klappt das

Buch auf, startet auf Seite 7 und steigt

über den ersten Absatz bis zum Punkt

empor. Dort dreht man in einem weiten

Bogen zu einem Dialog ab, bricht diesen

nach einigen anstrengenden Zickzacks

ab, folgt dann einer stark gegliederten

Beschreibung der Geländebeschaffen­

heit, quert einen tückischen Einschub

und erreicht bei einer undeutlichen Ab­

zweigung das Ende des Einstiegskapitels,

wo sich eine gute Verschnaufmöglichkeit

bietet.

Nicht alle Literatur lässt sich nachwan­

dern, gewiss nicht. Aber es gibt sie,

die Schriftsteller, die ihre Geschichten

Touren in die verschnei ten Berge lassen s ich auf

verschiedenste Art und Weise planen. Mit «Immer

den Worten nach» wähl te der outdoor guide zwar

e ine nicht ganz a l l täg l iche Var iante der Planung,

jedoch eine, d ie ungewöhnl iche Wege eröf fnet .

und Handlungen an realen Naturland­

schaften festmachen. Zugegeben, früher

waren sie häufiger; dann kamen Realis­

mus, Naturalismus und die Bergwelt ganz

allgemein ein wenig aus der Mode.

Doch der Wind hat in letzter Zeit gedreht,

und viele zeitgenössische Autoren ver­

orten ihre Geschichten gerne wieder in

tatsächlich vorhandene Landschaften,

nicht selten ausserhalb des Siedlungs­

gebiets und oberhalb der Baumgrenze.

Solche Texte lassen sich wandern – und

im Winter befahren. Meist mit Gewinn,

dann nämlich, wenn die Ortsbesichtigung

hilft, der literarischen Handlung besser

auf die Spur zu kommen. Auch macht es

Spass, eine Erzähllandschaft zu betreten

und sich dort ein bisschen umzuschauen.

Der outdoor guide hat bei der Auswahl

der Touren für diese Ausgabe aber auch

darauf geachtet, Autoren und Texte

zu berücksichtigen, die uns auf Abwege

führen und dabei nicht nur Lesegenuss

versprechen, sondern auch schnee­

schuhtechnisch, skitouristisch, abfah­

rerisch zu überzeugen wissen. «Lesen

statt klettern», titelte mit ironischer Feder

Hugo Loetscher. Einwand. «Lesen und

skifahren» lautet unser ernst gemeinter

Gegenentwurf.

PS: Manche der erwähnten Titel sind

vergriffen und nur noch antiquarisch

zu finden, manche der beschriebenen

Gegenden einsam und meist unverspurt.

Dagegen helfen bookfinder.com,

skitouren.ch und hikr.org.

PPS: Wer es dennoch mit «Lesen statt

klettern» hält, dem sei «Dichter am

Berg» von Emil Zopfi (AS­Verlag, 2009)

empfohlen – eine prächtige Lektüre für

kalte Winterabende. Statt Skiausrüstung

benötigt man dazu mit Vorteil Cheminee,

Ohrensessel, warme Filzpantoffeln und

eine Tasse dampfenden Tee.

Foto

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Grad Gelände

1leicht

Einfaches, offenes und sanftes Gelände, unter 30° steil. Auch für wenig erfahrene Snowboarder geeignet. Bei viel Neuschnee können die flacheren Stellen unter Umständen nicht durchfahren werden, und es muss abgeschnallt werden. Touren können auch unter ungünstigeren Verhältnissen durchgeführt werden, erfordern in diesem Fall aber eine überlegte Routenwahl.

2wenig schwierig

In der Regel offene Hänge, ca. 30° steil. Kurze Steilstufen kommen vor, laufen aber flach aus. Gräben und Bu­ckel können umfahren werden und formen ein abwechslungsreiches Gelände. Zügiges Fahren ist möglich. Bei schlechten Verhältnissen stellt die Tour technisch weniger starke Snowboarder vor Schwierigkeiten.

3ziemlich schwierig

Anspruchsvolle Hänge, ca. 35° steil. Die Linie ist nicht immer frei wählbar. Engpässe und Steilstufen können nicht umgangen oder umfahren werden. Aktives Abbremsen und dem Gelände angepasste Routenwahl sind nötig. Stürze können bei Hartschnee unangenehme Folgen haben (Absturzgefahr) und sind zu vermeiden. Im Aufstieg auch mit alpintauglichen Schneeschuhen Abrutschgefahr, bei Hartschnee können einzelne Passagen unter Umständen nur mit Steigeisen begangen werden.

4schwierig

Steilhänge, ca. 40° steil. Diese Routen eignen sich nur für technisch starke Snowboarder. Das Routengelände ist sehr steil und eventuell von Felsbändern durchsetzt. Couloirs sind lang, steil und nicht zu umgehen. In der Abfahrt kann nur unter erschwerten Bedingungen wieder aufgestiegen werden. Stürze sind bei Hartschnee fatal. Es besteht verbreitete Absturzgefahr, Passagen brechen in Steilstufen und Felsbänder ab (Lebensgefahr). Für den Aufstieg sind Steigeisen und eventuell Pickel nötig.

5sehr schwierig

Extreme Steilhänge, ca 45° steil. Die Route führt oft durch Felsstufen, Hindernisse tauchen in kurzer Abfolge auf. Wände und Couloirs sind sehr lang und steil. Verbreitete Absturzgefahr, Passagen brechen in Steilstufen und Felsbänder ab (Lebensgefahr). Technisch einwandfreies und kontrolliertes Fahren ist nötig, geschliffene Kanten sind Voraussetzung. Bei Hartschnee ist die Tour kaum fahrbar. In der Abfahrt kann nur unter sehr schwierigen Bedingungen wieder aufgestiegen werden. Aufstieg ist nur mit Steigeisen und Pickel möglich, zusätzliche alpine Ausrüstung nötig.

S k i t o u r e n - S k a l a ( S A C )

S A C - S c h w i e r i g k e i t s b e w e r t u n g v o n S c h n e e s c h u h t o u r e n

S c h w i e r i g k e i t s g r a d e f ü r S n o w b o a r d t o u r e n ( S T - S K A L A )Grad Steilheit Ausgesetztheit Geländeform

Aufstieg und Abfahrt

Engpässe

in der Abfahrt

Hau

ptkr

iteri

en

L (+) bis 30° keine Ausrutsch­

gefahr

weich, hüglig, glatter Untergrund keine Engpässe

WS (– +) ab 30° kürzere Rutsch­

wege, sanft aus­

laufend

überwiegend offene Hänge mit kurzen

Steilstufen. Hindernisse mit Ausweichmöglich­

keiten (Spitzkehren nötig).

Engpässe kurz

und wenig steil

ZS (– +) ab 35° längere Rutsch­

wege mit Brems­

möglichkeiten

(Verletzungsgefahr)

kurze Steilstufen ohne Ausweichmöglich­

keiten, Hindernisse in mässig steilem Gelände

erfordern gute Reaktion (sichere Spitzkehren

nötig).

Engpässe kurz,

aber steil

S (– +) ab 40° lange Rutschwege,

teilweise in Steil­

stufen abbrechend

(Lebensgefahr)

Steilhänge ohne Ausweichmöglichkeiten.

Viele Hindernissen erfordern eine ausgereifte

und sichere Fahrtechnik.

Engpässe lang

und steil.

Kurzschwingen

für Könner

noch möglich

SS (– +) ab 45° Rutschwege in

Steilstufen ab­

brechend (Lebens­

gefahr)

allgemein sehr anhaltend steiles Gelände. Oft

mit Felsstufen durchsetzt. Viele Hindernisse

in kurzer Folge.

Engpässe lang

und sehr steil.

Abrutschen

und Quer­

sprünge nötig

AS (– +) ab 50° äusserst ausgesetzt äusserst steile Flanken oder Couloirs. Keine

Erholungsmöglichkeit in der Abfahrt.

Engpässe lang

und sehr steil,

mit Stufen

durchsetzt, nur

Quersprünge

und Abrut­

schen möglich

EX ab 55° extrem ausgesetzt extreme Steilwände und Couloirs evtl. Abseilen

über Felsstufen

nötig

Hilf

skri

teri

en

Erschwerte Orientierung in Aufstieg und Abfahrt; Routenverlauf nicht einsehbar;

Routenfehler sind kaum oder gar nicht mehr korrigierbar.

Grad Gelände Gefahren Anforderungen

WT1Leicht

< 25°. Insgesamt flach oder wenig steil. In der näheren Umgebung sind keine Steilhänge vorhanden.

Keine Lawinengefahr. Keine Abrutsch­ oder Absturzgefahr.

Lawinenkenntnisse nicht notwendig.

WT2Schneeschuh­wanderung

< 25°. Insgesamt flach oder wenig steil. In der näheren Umgebung sind Steilhänge vorhanden.

Lawinengefahr. Keine Abrut­sch­ oder Absturz gefahr.

Grundkenntnisse im Beurteilen der Lawinensituation.

WT3Anspruchsvoll

< 30°. Insgesamt wenig bis mässig steil. Kurze steilere Passagen1.

Lawinengefahr. Geringe Abrut­schgefahr, kurze, auslaufende Rutschwege.

Grundkenntnisse im Beurteilen der Lawinensituation.

WT4Schnee­schuhtour

< 30°. Mässig steil. Kurze steilere Passagen1 und/oder Hangtra­versen. Teilweise felsdurchsetzt. Spaltenarme Gletscher.

Lawinengefahr. Abrutschgefahr mit Verletzungs risiko. Geringe Absturzgefahr.

Gute Kenntnisse im Beurteilen der Lawinensituation. Gute Lauftechnik. Elementare alpinistische Kenntnisse.

WT5Alpin

< 35°. Steil. Kurze steilere Passa­gen1 und/oder Hangtraversen und/oder Felsstufen. Gletscher.

Lawinengefahr. Absturzgefahr. Spaltensturzgefahr. Alpine Gefahren.

Gute Kenntnisse im Beurteilen der Lawinensituation. Gute alpinistische Kenntnisse. Sicheres Gehen.

WT6Anspruchsvolle alpine Schnee­schuhtour

> 35°. Sehr steil. Anspruchsvolle Passagen und/oder Hangtraversen und/oder Felsstufen. Spaltenreiche Gletscher.

Lawinengefahr. Absturzgefahr. Spaltensturzgefahr. Alpine Gefahren.

Gute Kenntnisse im Beurteilen der Lawinensituation. Sehr gute alpini­stische Kenntnisse. Sicheres Gehen in Fels, Firn und Eis.

Legende zur Tabelle

L = leicht

WS = wenig schwierig

ZS = ziemlich schwierig

S = schwierig

SS = sehr schwierig

AS = ausserordentlich schwierig

EX = extrem schwierig

SAC Schwierigkeitsskala für Skitouren

1. Die Gesamtbewertung (Grad) der Skitouren entspricht dem Spitzenwert der Haupt kriterien.

2. Bei Einbezug von Hilfskriterien wurde der Schwierigkeitsgrad um eine Drittelstufe

angehoben (z.B. von WS+ auf ZS–).

3. Ein minus (–) weist auf geringere Schwierigkeiten als der angegebene Schwierigkeitsgrad

hin. Ein plus (+) auf höhere.

4. Bei den Schwierigkeitsangaben handelt es sich um Richtwerte bei guten Schnee­,

Witterungs­ und Sichtverhältnissen.

5. Die Bewertung bezieht sich ausschliesslich auf den skifahrerischen Teil der Touren.1 steiler als die allgemein angegebene Steilheit

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Piz Languard GR. «Wenige Meter trennten Bond

noch von dem Haus. Die Frau hielt ihm die Tür auf. In dem

herausfallenden Lichtschimmer konnte er ein grosses Schild mit

dem roten G und der Krone und der Inschrift GLORIA KLUB.

3605 METER. PRIVAT! NUR FÜR MITLGIEDER erkennen.»

Die erste Erwähnung des Piz Gloria, 1963 im Krimi «On Her

Majesty’s Secret Service». Allerdings: Ian Fleming (1908–1964)

bezeichnete so nicht das Schilthorn, sondern die Bergstation

einer Seilbahn «in der Nähe des Piz Languard, oberhalb von

Pontresina». Muottas Muragl also. Ein sehr schöner Platz, James

wird es dort gefallen haben. Solange jedenfalls, als er unbemerkt

die Nacht mit Ruby verbringen konnte. Doch dann wurde er als

Spion entlarvt, er musste vom Berg oben fliehen – eine wilde

Skiabfahrt sowohl im Buch als auch im Film: «He pointed his

skis down and felt real rapture as, like a black bullet on the giant

slope, he zoomed down the 45­degree­drop.» Fast so steil ist

auch der Gipfelhang des Piz Languard (3262 m) – ein Lecker­

bissen für die Skitouren­Bonds.

Schwierigkeit: S– (schwierig minus auf der SAC­Skala); durch­

schnittlich 36° auf 280 Höhenmeter, stellenweise 40°, ziemlich

ausgesetzt. Exponierter Gipfelaufstieg zu Fuss. Bei besten

Verhältnissen kann vom Gipfel gefahren werden; 45°.

Zeit: 5 Stunden Aufstieg.

Höhendifferenz: 1500 m Aufstieg und Abstieg/Abfahrt.

Ausgangs- und Endpunkt: Pontresina (1774 m).

Einkehren/Unterkunft: In Pontresina.

Strecke: Bahnhof Pontresina – Brücke über den Flaz – Fussweg

ins Dorfzentrum – Talstation von Ski­ und Sessellift – ostwärts

durch Waldschneise hoch – Alp Languard (2205 m) – Ovel de

Languard – diesem Bach entlang zu Steg (2357 m) – Schräg­

anstieg ber den SW­Hang des Val Languard, mit Steilstufe

auf 2600m, zum Plaun da l’Esen – S­Fuss Gipfelaufbau

(ca. 2900 m) – mehr oder weniger entlang dem Sommerweg

durch die S­Rinne und den SW­Hang aufsteigen – Chamanna

Georgy (3175 m; geschlossen); Skidepot – S­Grat (je nach

Verhältnissen mehr im Firn oder Fels, die Versicherungen vom

Sommer liegen mehrheitlich unterm Schnee) – Piz Languard

(3262 m) mit Triangulations signal. Abstieg und Abfahrt wie

Aufstieg.

Variante: Piz Albris (3165 m) oben im Val Languard; WS+.

Karten: Landeskarte 1:25000, 1257 St. Moritz. 1:50000,

268 S Julierpass.

Literatur: Vital Eggenberger: Skitouren Südbünden. SAC­Verlag

2009. Michael Marti/Peter Wälty: James Bond und die Schweiz,

Echtzeit Verlag, 2008.

Ausrüstung: Normale Skitourenausrüstung plus Steigeisen.

Info: www.pontresina.ch

Daniel Anker

«He zoomed down the 45-degree-drop»

Foto

: Dan

iel A

nker

Furggahorn – Schwarzhorn GR. Am 23. März

1883 überschritten die Davoser Tobias und Johann Branger

mit E. Burkhardt die Maienfelder Furgga von Davos Frauenkirch

nach Arosa in nur sechseinhalb Stunden, auf 2,30 m langen

Holzskis; anderntags kehrten die Brüder über den Pass nach

Davos zurück. Im Jahr darauf wiederholten die Brangers die Tour

mit einem berühmten Gast: mit dem Schriftsteller Arthur Conan

Doyle, der darauf im «Strand Magazine» einen vielbeachteten

Bericht publizierte. «Die Skis sind die bockbeinigsten Dinger

der Welt!», meinte der Schöpfer des Sherlock Holmes zuerst,

um dann fortzufahren: «Tatsache ist, dass es leichter ist, einen

gewöhnlichen Gipfel zu ersteigen oder eine Reise über einen der

höheren Pässe im Winter als im Sommer zu machen, wenn nur

das Wetter beständig bleibt. Im Sommer muss man sowohl hin­

unter­ als hinaufsteigen, und eins ist so mühsam wie das andre.

Im Winter ist die Arbeit um die Hälfte geringer, weil der grösste

Teil des Rückwegs ein blosses Gleiten ist.»

Schwierigkeit: ZS– (ziemlich schwierig minus auf der SAC­

Skala); Furggahorn S­Grat 34° auf 120 Hm.

Zeit: 5 Stunden Aufstieg.

Höhendifferenz: 1450 m Aufstieg, 1680 m Abfahrt.

Ausgangspunkt: Arosa (1739 m), Zug von Chur.

Endpunkt: Davos Frauenkirch (1505 m) an der Linie Chur –

Filisur – Davos – Landquart.

«Die Skis sind die bockbeinigsten Dinger der Welt!»

Foto

: Dan

iel A

nker

s k i - t o u r e n s k i - t o u r e n

Wie ein Buch: Maienfelder Furgga vom Schwarzhorn. Geheimer Skiberg mit majestätischer Kulisse: Languard.

Einkehren/Unterkunft: In Arosa und Davos Frauenkirch. Restau­

rant Berghaus Stafelalp, 17 Plätze (darunter die Kirchner­Suite),

Tel. 081 413 66 31.

Strecke: Bahnhof Arosa – Untersee – entlang der Bahnlinie

zum Nordende des Stausee (1607 m) – P. 1718 m – Wander­

weg durch Furggawald – Furggabödeli – P. 2153 m – west­

liche Maienfelder Furgga (ca. 2420 m) – im SE­Hang links an

Kuppe P. 2475 m vorbei – links auf die Südgrat­Schulter (etwa

2560 m) – Furggahorn (2727 m); Ski zuoberst eventuell tragen

– zurück in die Mulde (ca. 2440 m) nördlich der Maienfelder

Furgga – Tiejer Fürggli (2663 m) – NW­Grat – höchster Punkt

des Schwarzhorns (etwa 2765 m; ohne Kote auf der LK) – Tiejer

Fürggli – P. 2531 m – Bodmen – P. 2259 m – In den Pos­

sen – Sutzibach­Brücke – Stafelalp (1894 m) – Station Davos

Frauenkirch.

Variante: Ohne Furggahorn und Schwarzhorn; Schwierigkeit WS.

Karten: Landeskarte 1:25000, 1196 Arosa, 1197 Davos.

1:50000, 248 S Prättigau.

Literatur: Vital Eggenberger: Skitouren Nordbünden. SAC­Verlag

2008. Ueli Haldimann: Arosa. AS Verlag 2001 (mit Doyle­Text)!

Ausrüstung: Normale Skitourenausrüstung.

Info: www.berghaus­stafelalp.ch; www.slf.ch

Daniel Anker

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s k i - t o u r e n

Tierberg – Schat thorn Ostgipfel BE. «Und ein herrliches Saxophonsolo legte sich wie eine liebko­

sende Hand um ihren Hals und machte ihr eng. Seltsam, wie

Musik einen erregen konnte, dachte sie – aber nicht lange. Bald

schlief sie unter der doppelten Wirkung von Sonnenstrahlen

und zärtlicher Musik ein und wurde fast durchgebraten von

der sengenden Wintersonne.» Frühlingserwachen vor und in

der Alphütte – darum gehts in Susy Mayncs Werk «Frühling im

Schnee. Ein Roman von jungem Skivolk» von 1934. Xandi, die

Heldin, lernt skifahren und küssen. Im ersten Teil des Buchs

überwiegen die Skiszenen, im zweiten – nein, eben nicht die

Liebesszenen. Sondern Diskussionen darüber, wie weit man und

frau gehen dürfen, vor der Ehe. To go or not to go – nicht in den

lawinenschwangeren Hang, sondern ins Bett. Ungewohnt offen

diskutiert von Xandi und ihren Männern. «Das Buch hat bei vie­

len Leuten Aufsehen erregt», sagte mir Erica Feitknecht Maync,

die Schwester von Susy, in einem Gespräch im Frühling 2005.

«Susy ist Xandi, aber sie hat sich nicht eingelassen.»

Schwierigkeit: WS (wenig schwierig auf der SAC­Skala). Der

steilste Abschnitt ist der S­Grat zum Tierberg (34°); die auf

80 Hm 35° steile NE­Flanke des Schatthorn­Ostgipfel nur bei

sicheren Bedingungen befahren. Dezember bis März, wenn die

Lifte laufen.

Zeit: 35 Minuten Aufstieg für den Tierberg (vom Laveygrat),

10 Minuten fürs Schatthorn.

Höhendifferenz: 220 m Aufstieg (vom Laveygrat),

1390 m Abfahrt.

Ausgangs- und Endpunkt: Von Lenk (1068 m) mit Bus auf

den Büelberg (1959 m) und mit Skilift zum Hahnenmoospass;

Bergstation auf ca. 1980 m. Nun über die Piste hochlaufen.

Oder hinab nach Geilsbüel (1707 m) und mit Sessellift auf den

Laveygrat (2194 m). Von Adelboden (1350 m) mit Gondelbahn

aufs Sillerenbühl (1972 m) und Abfahrt nach Geilsbüel; man

kann manchmal von Adelboden auch mit dem Bus direkt nach

Geilsbüel fahren, Tel. 033 673 35 00, www.adelboden­baag.ch.

Der Endpunkt Matten (1023 m) liegt an der Bahnlinie Zweisim­

men – Lenk.

Einkehren/Unterkunft: Hotels in Lenk und Adelboden. Berghotel

Hahnenmoospass, Tel. 033 673 21 41, www.hahnenmoos.ch

Strecke: Bergstationen des Hahnenmoospass­Skilifts bzw. des

Laveygrat­Sessellifts – über den Grat, den höchsten Punkt des

Laveygrats (2248 m) querend oder traversierend, zum Tierberg

(2371 m) – W­Flanke (oder zuerst noch über W­Grat und auf

2240 m rechts) – Obere Seewle (2114 m) – Sattel (ca. 2050 m)

– Schatthorn­Ostgipfel (2085 m) – Hindere Wysseberg – Alp­

strasse an den NW­Rücken des Schatthorns. – Brandweidleni

– Alpstrasse – Matten. – Bahnstation.

Variante: Tierberg – Bachgraben (P. 1878 m) – Laubbärgli­Hütte

– Inners Guggernäll – Ufem Port –in südwestlicher Richtung

über Weiden, Zäune und Strässchen durch Guetebrünne auf die

Strasse zum Bahnhof Lenk.

Karten: Landeskarte 1:25000, 1246 Zweisimmen,

1247 Adel boden, 1267 Gemmi. 1:50000, 263 S Wildstrubel.

Literatur: Anker: Berner Oberland, Rother Skitourenführer 2008.

Schnegg/Anker: Skitouren Berner Alpen West, SAC­Verlag 2006.

Ausrüstung: Normale Skitourenausrüstung.

Info: www.adelboden­lenk.ch

Daniel Anker

«Durchgebraten von der sengenden Wintersonne»

Foto

: Dan

iel A

nker

Jungfräuliche Hänge? Blick vom Schatthorn auf Tierberg.

A C T I V E G A R M E N T F O R A C T I V E P E O P L ER U K K A A C T I V E W E A R S I N C E 1 9 6 6

r u k k a A G - W i e s e n s t r a s s e 1 - C H - 9 3 2 7 T ü b a c h - P h o n e + 4 1 ( 0 ) 7 1 8 4 1 2 8 2 8 - F a x + 4 1 ( 0 ) 7 1 8 4 1 2 8 1 6

S h o w r o o m T M C 3 7 0 - i n f o @ r u k k a . c h - w w w . r u k k a . c h

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Pizzo Stella /Mar tschenspit z TI. «Ist vielleicht

doch was dran an der Skifahrerei». Das stellte die Bergbäuerin

Ursula Mattli in den ersten Szene des Roman «Arosa gibt –

Arosa nimmt» fest. Der Schweizer Schriftsteller Gustav Renker

(1889–1967) thematisiert darin die Auseinandersetzung zwi­

schen althergebrachtem Bergbauerntum und aufkommendem

(Ski)tourismus, zeigt offen die Schatten­ und Sonnenseiten auf

beiden Seiten. Das passt gut auf die Situation in Bosco/Gurin im

Tessin, wo vielleicht bald keine Lifte mehr laufen, was die Ski­

tourengeher nur teilweise stört. «Du hast aber auch eine Vorlage,

dass einer Sau grausen könnte. Und breit fährst du, dass man

glaubt, das seien Schlittenspuren», bemekt der Grenzwächter

und Skirennläufer Peider Capun mit Kennerblick gegenüber sei­

nem Vorgesetzten Korporal Oswald Jenzer auf einer beruflichen

Skitour in die sonnige Höhe oberhalb Bosco/Gurin. Die beiden

Skifahrer sind die Hauptfiguren in Renkers Roman «Schicksal

am Piz Orsalia» von 1946; ein Kriegs­, Liebes­, Berg­, Krimi­

nal­, Partisanen­ und Skiroman in einem. Der Pizzo d’Orsalia

(2664 m) kann mit Skis erreicht werden; die Strecke im Wald

jedoch stellt an Verhältnisse und Fahrstil höchste Anforderungen.

Zugänglicher ist der Pizzo Stella (2688 m); wir fuhren einmal in

25 Minuten die 1200 Höhenmeter ins Walserdorf hinab.

Schwierigkeit: ZS­ (ziemlich schwierig minus auf der SAC­Ska­

la). NE­Flanke: 35° auf 200 Hm. Zuoberst kurzer Fussaufstieg.

Zeit: 3½ Stunden Aufstieg.

Höhendifferenz: 1200 m Aufstieg und Abstieg/Abfahrt.

Ausgangs- und Endpunkt: Bosco/Gurin (1477 m); Bus von

Locarno bis Cevio (umsteigen).

Einkehren/Unterkunft: Capanna Grossalp; Albergo Walser

(Tel. je 091 759 02 02).

Strecke: Bosco/Gurin – durchs Dorf hindurch zu den hinterein­

andergebauten Ställen – westlich eines Bachs ansteigen – Eggu

– Carmunascht – Teil (1870 m) – nordwärts über Bort nach

Bann (nicht ganz leicht wegen der vielen Gräben) – in südwest­

licher Richtung in die steile NE­Flanke hinein – zuletzt an ihrem

linken, südlichen Rand aufsteigend in eine Lücke; Skidepot –

über einige leichte Felsen und am Schluss über einen kurzen

Grat zum Gipfel. Abfahrt wie Aufstieg.

Variante: Wenn in Betrieb: Sessellift bis Grossalp, Skilift gegen

Guriner Furgge (ca. 2230 m), dann Schrägfahrt um Pizzo Stella

herum bis Bort (ca. 2000 m). Weitere Skitouren: Ritzberg

(2592 m); Sasso di Magnello (ca. 2660 m) oberhalb Passo

Quadrella.

Karten: Landeskarte 1:25000, Bosco Gurin 1291. 1:50000,

265 S Nufenenpass.

Literatur: Beat Hächler: Das Klappern der Zoccoli. Literarische

Wanderungen im Tessin, Rotpunktverlag, Zürich 2007. Dominik

Siegrist: Winterspuren, Rotpunktverlag 1999.

Ausrüstung: Normale Skitourenausrüstung.

Info: www.vallemaggia.ch; www.bosco­gurin.ch

Daniel Anker

«Du hast aber auch eine Vorlage»

Foto

: Dan

iel A

nker

Weiss wie Papier: Pizzo Stella (links).

Strahlhorn VS. Maurice Chappaz (1916–2009): dieser

wortgewaltige Walliser Dichter, bekannt dafür, kein Blatt vor

den Mund genommen und die Ausbeutung der Natur schon

früh angeprangert zu haben. Doch in den meisten seiner Texte

spürte er vor allem der archaischen und biblischen Seele seiner

heimatlichen Erde nach, und wurde darin vom anderen Walliser

Sprachvirtuosen, Pierre Imhasly, ins Deutsche übersetzt. Nicht

alles, was Chappaz schrieb, ist einfach zugänglich (dasselbe gilt

für Imhasly). Doch jene Werke, in denen er seine Hoch­ und

Skitouren schildert – vor allem «Haute Route» (1974) und «Jour­

nal des 4000» (1985) –, sind leichtfüssig, schwanken zwischen

einfachen Beobachtungen, poetischen Umschreibungen und

persönlichen Gedanken, und lassen doch zwischen den Zeilen

aufblitzen, wie jede Bergtour eine Tür zu tieferen Erkenntnissen

sein kann, sofern man dazu bereit ist. «Was jedoch bei den

Leuten zählt, sind die Augen. Wie klar sie doch nach den Berg­

touren sind! So durchsichtig wie heisses Wasser oder Eis; die Iris

verblasst: Das Unendliche der Erde oder des Himmels tritt in sie

ein. Man liest in ihnen die Entfernungen.»

Schwierigkeit: ZS (ziemlich schwierig auf der SAC­Skala). Ober­

halb des Adlerpasses eine Steilstufe um 38°. Hochalpine Tour,

Spaltengefahr nicht unterschätzen.

Zeit: 5–6 Stunden Aufstieg.

Höhendifferenz: 1300 m Aufstieg und Abfahrt.

Ausgangs- und Endpunkt: Saas Fee (1803 m), von dort je nach

Jahreszeit zur Talstation des Alpin­Express (5 Min.) oder der

«Une limpidité d’eau brûlante et de glace»

Foto

: Mar

co V

olke

n

Felskinnbahn (25 Min.) und zum Felskinn (2989 m). Weiter in

45 Min. auf einer breiten Spur zur Britanniahütte.

Einkehren/Unterkunft: Britanniahütte (3030 m), 134 Plätze

(Winterraum 12), von März bis Mai bewartet, Tel. 027 957 22

88, www.britannia.ch.

Strecke: Britanniahütte – südwestwärts zum Hohlaubgletscher

abfahren (Vorsicht, frühmorgens meist pickelhart) – anseilen

– rechts von P. 2941 über die Moränen hinweg zum Allalinglet­

scher queren – eher rechts haltend hinauf zum weiten Plateau

auf ca. 3250 m, dann in der Mitte des Gletschers weiter, später

wieder eher rechts bis gegen den Adlerpass. Noch davor links

abzweigen – über eine Steilstufe (falls nicht möglich, weil vereist

oder zu heikel: via Adlerpass und auf dem Grat – Wechten! – zu

Fuss zu P. 3954) auf den sanften Gipfelhang und über diesen

zum Strahlhorn (4190 m). Abfahrt wie Aufstieg.

Varianten: Bei guter Schneelage sind folgende Abfahrten

interessanter: a) zurück bis P. 2941, sich den Aufstieg zur Hütte

schenken und via P. 2678 – Allalinweid zur Mattmarkstrasse und

nach Saas Almagell (ZS+); b) vom Adlerpass über Adler­ und

Findelgletscher zur Fluhalp (2618 m) und nach Zermatt (S–).

Karten: Landeskarte 1:50000, 284S Mischabel; 1:25000,

1329 Saas, 1328 Randa, 1348 Zermatt.

Literatur: Feller/Mathieu: Skitouren Oberwallis, SAC­Verlag.

Info: Tourismusbüro Saas­Fee, Tel. 027 958 18 58,

www.saas­fee.ch

Marco Volken

Leuchtend wie Chappaz’ Sprache: das Strahlhorn.

s k i - t o u r e n s k i - t o u r e n

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s k i - t o u r e ns k i - t o u r e n

Chläbdächer/ Ybrig SZ. An Derbem und Zotigem

wird nicht gespart, in Thomas Hürlimanns 1996er Komödie «Der

Franzos im Ybrig». Oben auf dem winterlichen Druesberg sitzen

die wehrhaften Mannen, um allfällige Angreifer mit Lawinen zu

bewerfen, während unten im Ybrig die Frauenzimmer ihre Hem­

mungen gegenüber dem gegnerischen Soldaten rasch ablegen:

Aus einem «Und wenn der Franzos tüchtig am Schänden ist,

wenn er uns die Locken verzupft und die Schenkel hoch­ und

niederfährt, dann kommt die Lawine herabgedonnert» wird

rasch ein «Ruhe, ihr Mütter, jetzt rede ich, und zwar in meiner

Eigenschaft als Ehefrau, die die heissen Liebesnächte mit dem

Schulmeister an einer Hand abzählen kann. Die Lage ist günstig.

Unsere Männer hocken im Gebirg.» Das Stück spielt 1798, als

die Schweizer Armee von den Franzosen vorgeführt wurde, und

gerät so auch zur deftigen Posse auf Morgartenschlacht und

Réduit: «Aber warum müsst ihr himmelsverreckten Schnee­

seicher ausgerechnet den Dümmsten zum General machen?».

Deswegen lassen wir den Druesberg rechts liegen und zielen auf

die alternativen Chläbdächer.

Schwierigkeit: ZS– (ziemlich schwierig minus auf der SAC­

Skala). Am Gipfelhang kurze Passagen bis 37°.

Zeit: 3 Stunden Aufstieg.

Höhendifferenz: 1120 m Aufstieg und Abfahrt.

Ausgangs- und Endpunkt: Hoch­Ybrig, Talstation Weglosen

(1035 m), Endstation der Postautolinie ab Einsiedeln.

«Tief im Schnee/Und friert so sehr/An Arsch und Zeh/Im Flockenmeer»

Foto

: Mar

co V

olke

n

Einkehren/Unterkunft: Druesberghütte (1582 m), 50 Plätze,

Dezember bis März bewartet, Tel. 055 414 11 63, www.drues­

berghuette.ch, ca. 2 km nördlich der beschriebenen Route.

Strecke: Weglosen – am Rand der Piste hinauf – Brücke P. 1057

– auf dem Sommerweg via Laueli zur Strasse bei P. 1212 – auf

der Strasse, bei P. 1290 und P. 1349 je rechts abzweigend, zu

einer Lichtung und über diese hinauf zum Steinhüttli 1566 (oder,

direkter und steiler, ab P. 1212 via Wanghütte hierher) – Chalbe­

ralpeli – Sattel P. 2029 – auf der Westseite des Hauptkamms, zu­

letzt kurz steil, zum Gipfel (2138 m, Obacht Wechten!). Abfahrt

wie Aufstieg.

Varianten: Leichter und bevölkerter ist der Rütistein (2025 m):

auf der Strasse durch den Chäserenwald bis Ober Gruebi –

Druesberghütte – Pfannenhütten – von Norden her auf den Gip­

fel (Vorsicht, meist mächtig nach Osten ausladende Wechten),

WS–, 3 Std. Schwieriger und knorriger dagegen der Forstberg

(2215 m): vom Steinhüttli in die Mulde zwischen Druesberg und

Forstberg und etwa wie der östliche Sommerweg sehr steil zum

Gipfel hinauf, ZS+, 3¼ Std.

Karten: Landeskarte 1:25000, 1152 Ibergeregg.

Literatur: Auf der Maur: Alpine Skitouren Zentralschweiz–Tessin,

SAC­Verlag; Volken: Skitouren Zentralschweiz, Rother Verlag.

Info: Tourismus Hoch­Ybrig, Tel. 055 414 60 60,

www.hoch­ybrig.ch

Marco Volken

Schräg wie Hürlimanns Komödie: der Druesberg.

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Pic Chaussy VD. Das bitterböse Gedicht «Wintersport»

von Erich Kästner, in freier Interpretation:

«Das Gebirge machte böse Miene.

Das Gebirge wollte seine Ruh.

Und mit einer mittleren Lawine

Deckte es die blöde Bande zu.»

Im ehemaligen Skigebiet am Col des Mosses ist Ruhe einge­

kehrt. Nur die zerfallende Bergstation ist noch Zeuge des ehe­

maligen Rummels. Solange also das Zischen des Snowboards

oder bei hoher Geschwindigkeit gar das Flattern der Jacke nicht

allzu störend wirken, sollte der Pic Chaussy einem gut gesonnen

bleiben. Provozieren sollte man ihn trotzdem nicht.

«Dieser Vorgang ist ganz leicht erklärlich.

Der Natur riss einfach die Geduld.

Andre Gründe gibt es hierfür schwerlich.

Den Verkehrsverein trifft keine Schuld.»

Viele andere Gründe gibt es jedoch, um diesem Berg einen

Besuch abzustatten: den leichten Aufstieg, das vielfältige An­

gebot an Abfahrten auf allen Seiten, sowie die Aussicht über

die Prealpes Vaudoises und das mächtige Massiv der Diablerets.

«Man begrub die kalten Herrn und Damen.

Und auch etwas Gutes war dabei:

Für die Gäste, die am Mittwoch kamen,

wurden endlich ein paar Zimmer frei.»

Schwierigkeit: Schwierigkeit 2 (Snowboardtourenskala). Die

Abfahrten über die Nordwest­, West­ und Südflanke sind an­

spruchsvoller (Schwierigkeit 3–4).

Aufstiegszeit: 3 bis 3½ Stunden.

Höhendifferenz/Exposition: 910 m, NE/N Aufstieg und

940 m, NW/W oder 1270 m, S/SE Abstieg.

«Zimmer frei am Col des Mosses»

Foto

: Nic

olas

Foj

tu

s n o w b o a r d - t o u r e n

Nordflanke des Pic Chaussy im Abendlicht.

Unterkunft: Informationen beim Tourismusbüro Les Mosses,

Tel. 024 49 114 66, www.lesmosses.ch

Ausgangs- und Endpunkt: Col des Mosses. Bei Abfahrt über die

Südflanke Endpunkt in Le Rosex.

Strecke: Vom Col des Mosses zunächst flach über Les Plans

nach Lioson d’en Bas – durch die Waldschneise der ehemaligen

Piste in das Tal östlich der La Rionde – über die künstlich an­

gelegte Traverse der alten Piste zu P. 2079 – weiter in südlicher

Richtung zur Bergstation der alten Seilbahn – Gipfel. Abfahrt

über die Nordwestflanke: Vom Gipfel kurzer Abstieg entlang des

Westgrats (hier je nach Verhältnissen Steigeisen von Vorteil) – ins

Couloir und in der Falllinie bis in den Talgrund.

Varianten: Abfahrt durch die Combe des Prés: Nach der Einfahrt

in die Nordwestflanke sofort hart links und unter den Felsen auf

dem Grat, der die Combe des Prés nördlich begrenzt – seitlich

ins Couloir einfahren – hinunter bis zur Forststrasse, die rechts in

den Wald abbiegt, um zurück zur Route über die Nordwestflanke

zu gelangen. Abfahrt über die Südflanke: Von der Bergstation

der alten Seilbahn etwas linksausholend hinunter – rechts an La

Première vorbei, danach etwas rechts haltend durch den Wald

zur Strasse nach Les Diablerets.

Karten: Landeskarte 1:25000, Blatt 1265 Les Mosses/1285

Les Diablerets. 1:50000, Blatt 262 S Rochers de Naye/272 S

St­Maurice.

Literatur: von Glasenapp/Fojtu/Stark: Helvetic Backcountry.

Schnegg/Anker: Skitouren Berner Alpen West, SAC­Verlag.

Erich Kästner: «Gedichte», Sammelausgabe von Reclam.

Ausrüstung: Tourenausrüstung, Steigeisen.

Markus von Glasenapp

Piz Blaisun GR. «Ich hörte die Schneescherben, die

über die Felsen kollerten, sonst nichts […]. Wind, sonst nichts,

Wind über den Grat. Als ich später den Gipfel erreichte, fand ich

mich allein mit dem Gipfelkreuz, glücklich.» Diese Gefühle des

seine Identität suchenden Erzählers aus «Mein Name sei Gan­

tenbein» von Max Frisch am Gipfelaufbau des Piz Kesch können

sich auch am benachbarten, einsameren Piz Blaisun einstellen.

«Der Schnee hier war so weich, dass man bis zum Knie einsank;

ich schwitzte. Man hätte Skier haben müssen.» Die Abfahrt

über die steile Südflanke verlangt sichere Verhältnisse, die meist

erst im Frühjahr herrschen, was einem auf dem Flachstück zur

Albula passhöhe ganz schön zu schaffen machen kann, wenn

man durch die feuchte Schneedecke bricht. In solchen Situa­

tionen beneidet man vielleicht den Skifahrer, ein Blick jedoch

zurück zu den eigenen Spuren sollten einem wiederum helfen

bei der Suche nach der eigenen Identität als Snowboarder.

Schwierigkeit: Schwierigkeit 4 (Snowboardtourenskala). Teil­

weise sehr steile Hänge. Erfordert sichere Lawinenverhältnisse.

Beste Bedingungen herrschen meist erst im Frühjahr. Für den

Aufstieg sind je nach Verhältnissen Steigeisen und Pickel nötig.

Unterkunft: Chamanna d’Es­cha, auf 2594 m, zu erreichen von

Madulain, Unterkunft inkl. HP CHF 67.–,

Hüttentel.: 081 854 17 55, Tel. 081 416 33 74/079 582 39 01.

Zustiegsroute zur Chamanna d’Es-cha:

Aufstiegszeit: 2½ bis 3 Stunden.

Höhendifferenz/Exposition: 900 m Aufstieg, SW/SE.

Ausgangs- und Endpunkt: Madulain – Chamanna d’Es­cha.

Strecke: Vom Bahnhof Madulain in Nordöstlicher Richtung in

das Tal des Flusses Ova d’Es­cha – rechtshaltend am Fusse des

grossen Südwesthanges unter dem Piz Belvair in das Val Müra –

durch dieses hinauf zur Camanna d’Es­cha, die auf dem Rücken

liegt, der das Tal westlich begrenzt.

Route auf den Piz Blaisun:

Aufstiegszeit: 3 bis 3½ Stunden.

Höhendifferenz/Exposition: Aufstieg: 600 m, NE/SE,

Abfahrt: 1400 m, SE/S.

Ausgangs- und Endpunkt: Chamana d’Es­cha – Preda.

Strecke: Von der Hütte wenig Höhe verlierend in südwestlicher

Richtung nach Cumün da Zuoz – weiter am Fusse der Hänge

nördlich des Westgrats des Piz Blaisun nach Pischa – auf den

Gipfel je nach Verhältnissen entweder durch die sehr steilen

Nordwestflanke oder über den Nordgrat. Abfahrt: Vom Gipfel

durch den grossen Südwesthang (im obersten Teil etwa 42 Grad

steil) von Fuora da l’Üertsch – nun etwas in Fahrtrichtung nach

rechts halten, um die Albulapassstrasse möglichst weit westlich

zu erreichen – flach zur Passhöhe – abschliessend der Pass­

strasse folgend zum Bahnhof von Preda.

Karten: Landeskarte 1:25000, Blatt 1237 Albulapass.

1:50000, Blatt 258 S Bergün.

Literatur: Eggenberger: Skitouren Graubünden, SAC­Verlag.

Max Frisch: «Mein Name sei Gantenbein» (1964).

Ausrüstung: Tourenausrüstung, Steigeisen und Pickel.

Info: Informationen zu militärischen Sperrzeiten unter

Tel. 081 851 32 78.

Markus von Glasenapp

«Mein Name sei Steilhangfahrer»

Foto

: Nic

olas

Foj

tu

s n o w b o a r d - t o u r e n

Die Pyramide von Blaisun.

Die Tour deckt ein sehr grosses Gebiet ab, weshalb in

der topographischen Karte keine Details mehr ersichtlich

sind. Unter [email protected] können deshalb

die XOL-Daten für die Verwendung mit der Swisstopo-DVD

bestellt werden.

Page 8: Skitourenkarten 1: 50 000 Immer den Worten nach · dem roten G und der Krone und der Inschrift GLORIA KLUB. 3605 METER. PRIVAT! NUR FÜR MITLGIEDER erkennen.» Die erste Erwähnung

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Wildstrubel BE. Vor dem Aufbruch zu dieser Tour sollte

man kurz innehalten und sich am Gemmipass nach Süden um­

drehen, um mit den Worten Maupassants im Kopf «das riesige

Rund der Walliser Alpen, von dem das tiefe, breite Rhonetal

sie schied» zu bestaunen. «Sie bildeten in der Ferne ein Volk

weisser, ungleichartiger, zerborstener oder spitziger, in der Sonne

leuchtender Gipfel: Der Mischabel mit seinen beiden Hörnern,

das mächtige Massiv des Weisshorns, das schwerfällig dahinge­

lagerte Brunegghorn, die hohe furchteinflösende Pyramide des

Matterhorns, des menschenmordenden, und die Dent Blanche,

die ungeheuerliche Kokette.»

Los geht es in Richtung Wildstrubel auf den Spuren des armen

Ulrich Kunzi (Hauptfigur in der fantastischen Geschichte «Her­

berge»), der verzweifelt den bei der Gemsjagd verschwundenen

Hari Caspar sucht. Während Ulrich nach erfolgloser Suche im

Berghaus Schwarenbach dem Wahnsinn verfällt, können wir

unterwegs die Lämmerenhütte als Rastpunkt oder Unterkunft

nutzen. Am Ende der Tour holt es einen möglicherweise wieder

ein: «Wahnsinn, diese Abfahrt!»

Schwierigkeit: Schwierigkeit 3 (Snowboardtourenskala).

Teilweise führt die Route über Gletscher, Steigeisen und Pickel

notwendig.

Aufstiegszeit: 3 bis 3½ Stunden.

Höhendifferenz/Exposition: 970 m, SE Aufstieg und E, 1310

m, N/W Abfahrt zur Engstligenalp oder 2140 m, W/NW Abfahrt

durchs Ämmertentäli.

Ausgangs- und Endpunkt: Gemmipass – Wildstrubel mittlerer

Gipfel, Endpunkt Engstligenalp oder Oberried bei Lenk.

Unterkunft: Berghotel Wildstrubel, auf dem Gemmipass , Un­

terkunft inkl. HP CHF 60.–, Tel. 027 470 12 01, www.gemmi.ch,

«Wahnsinn am Wildstrubel»

Foto

: Man

uel S

tark

s n o w b o a r d - t o u r e n

Der Wildstrubel von Norden.

oder Lämmerenhütte, Unterkunft inkl. HP CHF 64.–,

Tel. 027 470 25 15, www.laemmerenhuette.ch

Strecke: Von der Bergstation der Luftseilbahn Leukerbad­

Gemmipass über Langlaufloipen zum Lämmereboden und über

diesen zu P. 2315 an dessen nordwestlichem Rand – über eine

Steilstufe zur Lämmerenhütte – in westlicher Richtung zum Fuss

des Wildstrubelgletschers – über den Gletscher in nordwestlicher

Richtung zum mittleren Gipfel. Abfahrt zur Engstligenalp: Vom

Mittleren Gipfel zum kleinen Plateau bei P. 3195 – über einen

schmalen Firngrat zum Joch bei P. 3098 – über den Gletscher

bis vor eine Spaltenzone und dann nach rechts zum Frühstücks­

platz querend – durch die Nordflanke des Grossstrubels hinunter

zum Boden der Engstligenalp (mehrere Linien sind möglich) –

flach zur Seilbahnstation.

Variante: Abfahrt durchs Ämmertentäli: Wie zur Engstligenalp

zum Früstücksplatz – mit Schwung in westlicher Richtung auf

die grosse Gletscherterrasse und links um die Spaltenzone in die

Verflachung südlich von P. 2486 – die nächste Steilstufe hinab

(bis 38º) zum Ammerten Schafberg – weiter bis der Bach in

einen steilen Graben abfällt, diesen links oder rechts umfahren

– durch den Graben bis auf ca. 1570 m, wo man auf die rechte

Seite des Baches wechselt – nach Staldeweid und dort auf die

Forststrasse – auf dieser nach Oberried bei Lenk.

Karten: Landeskarte 1:25000, Blatt 1267 Gemmi. 1:50000,

Blatt 263 S Wildstrubel.

Literatur: von Glasenapp/Fojtu/Stark: Helvetic Backcountry.

Schnegg/Anker: Skitouren Berner Alpen West, SAC­Verlag.

Henry René Albert Guy de Maupassant: «Herberge» (1886).

Ausrüstung: Tourenausrüstung, Steigeisen, Pickel.

Markus von Glasenapp

Die Tour deckt ein sehr grosses Gebiet ab, weshalb in

der topographischen Karte keine Details mehr ersichtlich

sind. Unter [email protected] können deshalb

die XOL-Daten für die Verwendung mit der Swisstopo-DVD

bestellt werden.

Grand Chavalard VS. Die steile Gipfelflanke des

Grand Chavalards zieht schon während der Anfahrt im Rhonetal

den Blick immer wieder unweigerlich nach oben. Hoch über den

braunen Weinbergen der tieferen Lagen strahlt im reinsten Weiss

eine Projektionsfläche für Snowboarderträume. Oft bleibt es ein

Traum, denn nur an wenigen Tagen im Jahr reichen die Schnee­

bedingungen für eine Befahrung. Wenn es soweit kommt, ist es

jedoch ein besonderes Erlebnis, mit einem sagenhaften Tiefblick

von 2000 Metern dem Talgrund des Rhonetals entgegenzu­

gleiten. Dabei ist man gut beraten, von der Kante rechterhand

gebührend Abstand zu halten, denn hier herrscht Absturzgefahr.

Die Abfahrt verlangt eine gute Orientierung, damit man sich in

den steil abfallenden Rinnen nicht in einer Sackgasse verirrt.

Da die Tour meist erst im Frühjahr machbar ist, die Ostausrich­

tung der Abfahrt einen frühzeitigen Aufbruch verlangt und man

spätestens gegen Mittag wieder am Ausgangspunkt zurück sein

sollte, übernachtet man am besten in der Hütte in Lui d’Août.

Diese ist auf einer gewalzten Piste aus dem Skigebiet von

Ovronnaz zu erreichen.

Als Lektüre für die Region empfiehlt sich der Roman «Der­

borance» von Ferdinand Ramuz über den Bergsturz im geich­

namigen, nicht weit entfernten Tal.

Schwierigkeit: Schwierigkeit 5 (Snowboardtourenskala). Sehr

anspruchsvolle Tour, teilweise bis 45º steil. Für den Aufstieg sind

Steigeisen und Pickel nötig. Meist erst im Frühjahr und nur bei

absolut sicheren Verhältnissen machbar.

Aufstiegszeit: 3 bis 4 Stunden.

Höhendifferenz/Exposition: 950 m, NE/E Aufstieg und 1250 m,

E/SE Abfahrt.

Ausgangs- und Endpunkt: Lui d’Août.

Unterkunft: Herberge Lui d’Août (Vom Skigebiet Ovronnaz

aus einfach zu erreichen), Unterkunft inkl. HP CHF 41.–,

Tel. 027 744 14 20, www.luidaout.ch

Strecke: Von der Hütte über die Hänge von Par di Modzons in

das flachere Gelände bei La Tête – nun querend zum Fuss des

grossen Steilhangs der Nordostflanke des Grand Chavalard –

über diesen hinauf und etwa auf Höhe 2600 Meter nach links

durch ein sehr steiles Couloir auf den Ostgrat – zu Fuss durch

die Ostflanke auf den Gipfelgrat. Abfahrt: Vom Gipfel in der Ost­

flanke immer wieder rechts haltend zu P. 2440 am Südostgrat

– durch steile Rinnen in die Mitte der Flanke bei Lui Chardonne

und in deren Verlauf weiter bis zur Strasse, auf die man in der

Nähe von P. 1739 trifft – auf der Strasse nordwärts bis zum Ein­

schnitt bei P. 1662 – ab hier kurzer Wiederaufstieg (300 Höhen­

meter) durch das Tal von l’Etra zurück zur Hütte.

Karten: Landeskarte 1:25000, Blatt 1305 Dent de Morcles.

1:50000, Blatt 272 S St­Maurice.

Literatur: Schnegg/Anker: Skitouren Berner Alpen West,

SAC­Verlag. Charles Ferdinand Ramuz: «Derborance» (1934).

Ausrüstung: Tourenausrüstung, Steigeisen, Pickel.

Markus von Glasenapp

«Freier Fall ins Rhonetal»

Foto

: Mar

kus

von

Gla

sena

pp

s n o w b o a r d - t o u r e n

Hoch über dem Rhonetal.

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Mut tler GR. «Nun schwindet bald die tiefe Nacht, und

hinterm Berg die Sonn’ erwacht. Den Ursli weckt ihr erster Strahl.

Kaum wach, merkt er mit einemmal…» …los gehts auf den

Muttler! Im Unterschied zum Schellenursli stehen wir allerdings

erst am Fuss des Berges und müssen uns unsere Glocken erst

verdienen. Eine lange, aber einsame und landschaftlich sehr

reizvolle Überschreitung des Muttler ist von Vnà möglich. Hinauf

durch das wunderschöne Val Sinestra, dann über die steile

Nordflanke, die Gelände für eine perfekte Abfahrt bietet, und

abschliessend das Val Maisas nach Samnaun hinab. Als Bonus

gibt es am Gipfel noch eine der weitesten Aussichten Graubün­

dens zu geniessen.

«Er nimmt die Glocke, schnell ade, bergab geht’s auf dem harten

Schnee; denn über Nacht ward’s wieder kalt, auf Berg und

Triften und im Wald.»

Glocken wird man wahrscheinlich keine finden am Muttler

und der Schnee ist hoffentlich nicht hart, sondern weich und

pulverig. Schnell geht es jedoch meistens hinunter und bevor

es wieder Nacht und kalt wird bietet es sich an, in Samnaun

die Unterkunft aufzusuchen. Der Schellenursli kehrt vom Berg

wieder in sein Dorf im Unterengadin zurück. Es ist fraglich, ob

dem Ursli der lärmige und verbaute Zollfreiort Samnaun gefallen

hätte. Man kann jedoch spekulieren, dass er es für die Nord­

abfahrt in Kauf genommen hätte, wenn er mit dem Snowboard

unterwegs gewesen wäre.

Schwierigkeit: Schwierigkeit 4 (Snowboardtourenskala). 35º–40º

steile Hänge je nach Routenwahl. Lawinengefahr im Vals Maisas

beachten. Am windexponierten Gipfel sind je nach Verhältnissen

Steigeisen nötig.

Aufstiegszeit: 5 bis 6 Stunden.

Höhendifferenz/Exposition: 1693 m, W/SW Aufstieg und

1470 m, W/NW/N Abfahrt.

Ausgangs- und Endpunkt: Vnà – Samnaun.

Unterkunft: Tourismusbüro Samnaun, Tel. 081 868 58 58,

www.samnaun.ch, Tourismusbüro Scuol, Tel. 081 861 22 22,

www.scuol.ch

Strecke: Von Vnà der Forststrasse folgend ins Val Sinestra bis

Pra San Peder – nach rechts zur Alp Pradgiant – weiter das Tal

hinauf in den grossen Kessel von Il Cul – hinauf zur Fuorcla

Maisas und über den Westgrat auf den Gipfel. Abfahrt: Über die

Nordflanke zum Rossboden im Talschluss des Val Maisas – im

Talgrund oder je nach Verhältnissen auf der Forststrasse nach

Samnaun.

Karten: Landeskarte 1:25000, Blatt 1179 Samnaun/

Blatt 1199 Scuol. 1:50000, Blatt 249 S Tarasp.

Literatur: von Glasenapp/Fojtu/Stark: Helvetic Backcountry.

Eggenberger: Skitouren Graubünden, SAC­Verlag.

Selina Chönz: «Schellenursli» (1945).

Ausrüstung: Tourenausrüstung, Steigeisen.

Markus von Glasenapp

«Glockensuchen am Muttler»

Foto

: Man

uel S

tark

s n o w b o a r d - t o u r e n

In der Mulde unterhalb der Fuorcal Maisas.

Die Tour deckt ein sehr grosses Gebiet ab, weshalb in

der topographischen Karte keine Details mehr ersichtlich

sind. Unter [email protected] können deshalb

die XOL-Daten für die Verwendung mit der Swisstopo-DVD

bestellt werden.

Blüemberg UR/SZ. «Der Aufwand, den das Schicksal

da getrieben hat, um aus zwei einfachen Menschen ein Paar zu

machen, scheint mir dann doch etwas reichlich.» Der militärisch­

emotionslose Kommentar des Hauptmanns in der Geschichte

«Die Lawine» des Innerschweizer Schriftstellers Meinrad Inglin

mag auf das Schicksal der beiden Protagonisten zutreffen.

Reichlich Aufwand muss indes nicht betrieben werden, um am

Blüemberg das Abfahrtsvergnügen zu finden. Nachdem man

gerade mal 680 m überwinden musste, liegt einem mit 1800 m

eine der längsten Abfahrten der Zentralschweiz zu Füssen. Von

zu Beginn offenen Hänge, später Weiden bis zu Waldschneisen

bietet sie für alle Arten von Manövern das passende Gelände.

Die Tour ist recht viel begangen, was den Vorteil hat, dass

man oft eine Spur vorfindet, an schönen Wochenenden an der

Seilbahn aber Wartezeiten in Kauf nehmen muss. Für diesen

Fall empfiehlt sich der Aufstieg aus dem Tal über Alt Stafel, was

dessen Länge allerdings verdoppelt. Die Tour hat Überschrei­

tungscharakter, weshalb sich für die Anreise der öffentliche

Verkehr empfiehlt.

Schwierigkeit: Schwierigkeit 4 (Snowboardtourenskala). Recht

viel begangen, meist gespurt. Einige Stellen, insbesondere die

Querung unter dem Chaiserstock, sollten nicht unterschätzt

werden.

Aufstiegszeit: 2½ bis 3 Stunden.

Höhendifferenz/Exposition: 680 m, NW Aufstieg und 1800 m,

N Abfahrt.

Ausgangs- und Endpunkt: Lidernenhütte – Muotathal.

Unterkunft: Lidernenhütte SAC , Unterkunft inkl. HP CHF 66.–,

Tel. 041 820 29 70, www.lidernenhuette.ch, mit Seilbahn

von Riemenstalden zu erreichen, Tel. 041 820 44 48,

www.spilau.ch.vu

Strecke: Von der Hütte in östlicher Richtung nur leicht anstei­

gend zu einem gut sichtbaren Signal – durch eine enge Mulde zu

P. 1831, wo man nach links quert – auf einem breiten Gelände­

rücken in Richtung Chaiserstock – Querung unter dem Chaiser­

stock (bis 43º) – durch die Mulde zwischen Chronenstock und

Blüemberg zum Fuss des Gipfelaufbaus – an Drahtseilen auf den

Gipfel. Abfahrt: Vom Gipfel je nach Schneeverhältnissen entwe­

der zu Fuss einige Meter den Grat hinab oder abfahrend zuerst

links haltend etwa 10 Höhenmeter hinab und dann scharf nach

rechts abbiegend in den Gipfelhang – Abfahrt in die Nähe von

P. 2054, wo ein kurzes Flachstück zum Abschnallen zwingt – in

die Mulde zwischen Achselnstock und Hüendersädel – rechts­

haltend zur Alps Höreli hinunter – durch Waldschneisen und

über Alpweiden bis in den Talgrund bei Muotathal.

Karten: Landeskarte 1:25000, Blatt 1172 Muotathal.

1:50000, Blatt 246 S Klausenpass.

Literatur: von Glasenapp/Fojtu/Stark: Helvetic Backcountry.

Auf der Maur: Skitouren Zentralschweiz­Tessin, SAC­Verlag.

Meinrad Inglin: «Die Lawine» (1947).

Ausrüstung: Tourenausrüstung.

Markus von Glasenapp

«Wenig Aufwand, grosser Ertrag»

Foto

: Nic

olas

Foj

tu

s n o w b o a r d - t o u r e n

Blick ins Muotathal.

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outdoor guide|winter |09|10|163

s c h n e e s c h u h - t o u r e n

Bockshorn – Turner LU/BE. «In Trubschachen»

hiess der erste Roman des Berners E.Y. Meyer. Er erschien 1973

und brachte einen neuen Ton in die damalige deutsche Literatur:

Kleist’sche Sätze und Kant’sche Erörterungen im Gotthelf’schen

Emmental, gewürzt mit den üppigen Fleischplatten des «Hir­

schen» in Trubschachen. Dort verbrachte der bärtige Schrift­

steller den Jahreswechsel 1969/70 und machte immer wieder

Verdauungspaziergänge. Einer führte ihn auf die Risisegg, in

die Nacht, den Tiefschnee und fast in den Tod: «…beginnt

man dann den Hang, so gut es geht, auf allen vieren durch den

Schnee wieder hinauf zu kriechen, rutscht dabei auf der keinen

Halt bietenden Schneeunterlage jedoch immer wieder aus und

bleibt noch verschiedene Male im Schnee, der nun auch bereits

schon in die Kleider hineingedrungen ist, liegen, immer wieder

der Versuchung ausgesetzt, in der weichen, sich dem Körper

anpassenden weissen Masse – die einem die mit der letzten

Kraft erworbene Wärme nicht zu nehmen, sondern im Gegenteil

zu erhalten scheint – liegen zu bleiben…» Hätte Meyer Schnee­

schuhe dabei gehabt, hätte er sich nicht so ins Bockshorn jagen

lassen.

Schwierigkeit: Wenig schwierig beim Schlussaufstieg aufs

Bockshorn und beim Abstieg vom Risiseggchnubel, sonst leicht;

WT2+ bzw. WT1 nach der SAC­Schwierigkeitsskala für Schnee­

schuhtouren. Teilweise als Wanderweg markiert.

Zeit: 3 Stunden.

Höhendifferenz: 450 m Aufstieg, 490 m Abstieg.

Ausgangs- und Endpunkt: Escholzmatt (851 m) an der Bahn­

linie Bern – Langnau – Luzern. Trub (812 m); Bus nach Trub­

schachen und Langnau – je nach Verbindung in einem der Orte

in den Zug umsteigen.

Einkehren/Unterkunft: Hotels Löwen in Escholzmatt und Trub.

Landgasthof Hirschen in Trubschachen, Tel. 034 495 51 15.

Selbstbedienungs­Kasten mit Getränken und Gebäck beim Hof

Ober Altgfääl.

Strecke: Bahnhof Escholzmatt – neugotische Pfarrkirche St. Ja­

kob – Schmiedgasse – Lumbechtal – Lochbach – Hof Lochweidli

– abseits des Wanderwegs zur Bärgli­Hütte – direkt über den

Südostgrat, im Wald (P. 1172 m) und über eine steile Wiese auf

den Gipfelkamm – nach links zum Bockshorn (1252 m); auf den

neuen Blättern der Landeskarte heisst es nur noch Bock – Bock­

Hof – Strasse – Vierwegkreuzung (1193 m) – Turner (1215 m)

auf der Grenze Entlebuch/Emmental – Hof Nageldach – Strasse

– Hof Ober Altgfääl – west­, später nordwärts über Felder zum

Risiseggchnubel (1095 m) – entlang des Wanderweges ziemlich

steil über Weiden und durch Wald zum Bach Trub ab; bachab­

wärts zu einer Brücke (ca. 805 m) – Mülihof – Trub.

Variante: Bockshorn auf dem Wanderweg halb umgehen und

von Norden gewinnen.

Karten: Landeskarte 1:25000, 2522 Napf. 1:50000, 244 T

Escholzmatt.

Literatur: E.Y. Meyer: «In Trubschachen»; neu erhältlich als

Lenos Pocket.

Ausrüstung: Normale Schneeschuhausrüstung.

Info: www.escholzmatt.ch; www.trub.ch

Daniel Anker

«Auf allen vieren durch den Schnee wieder hinaufkriechen»

Foto

: Dan

iel A

nker

Auf dem Risiseggchnubel: Schriftsteller Peter Krebs.

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164 |outdoor guide|winter |09|10 outdoor guide|winter |09|10|165

s c h n e e s c h u h - t o u r e n

Lötschental – Gletscher f lue VS. Wenn sich

die Nacht über das tief verschneite Lötschental senkte und der

letzte kalte Sonnenstrahl das Bietschhorn erröten liess, dann

sassen die Einheimischen zum sogannten Abendsitz zusam­

men, um Sagen zu erzählen. So pflegte man Gemeinschaft und

Überlieferung, so sparte man Licht und Heizung. Johann Siegen

(1886–1974), Prior von Lötschen sammelte die Sagen. Das tat

auch der Berner Schriftsteller Johannes Jegerlehner (1871–

1937). In der Sage über die Entstehung des Lötschengletschers

lesen wir: «Aus dem Gletschertor floss ein milchig weisses

Bächlein, das sie zur Erinnerung an den fahrenden Schüler

Lonza hiessen und das später zum schäumenden Talfluss

anwuchs. Die Nächte wurden frisch und im Winter empfindlich

kalt. Der Brunnen hatte jeden Morgen Eiszapfen und eine dünne

Eisdecke.» Aber am Nachmittag kommt die Sonne hinter dem

Bietschhorn hervor, und dann steigen wir in die Schneeschuhe

und stapfen zum Kreuz der Gletscherflue hoch.

Schwierigkeit: WT1–2 nach der SAC­Schwierigkeitsskala für

Schneeschuhtouren, je nach gewählter Route entlang der Lonza.

WT2 für Gletscherflue. Oft unmarkiert und ungespurt.

Zeit: 4 Stunden.

Höhendifferenz: 450 m Auf­ und Abstieg.

Ausgangs- und Endpunkt: Blatten im Lötschental (1526 m);

Postauto von Goppenstein.

Einkehren/Unterkunft: In Blatten: Hotel Edelweiss,

Tel. 027 939 13 63, Hotel Breithorn, Tel. 027 939 14 66.

Strecke: Blatten – über die Lonza aufs rechte, nördliche Ufer –

wie der Winterwanderweg über Brücke (1563 m) zurück aufs

linke Ufer – so nah wie möglich der Lonza entlang (oder leichter

auf der Fafleralpstrasse) – Lonza­Brücke (1607 m) – hinauf

zum Wanderweg nach Kühmad – Wanderweg via Talbach­Steg

(1741 m) zu den Hütten der Fafleralp (1795 m) – hinab auf die

Faflermatte – Holzsteg nach Gletscherstafel (1766 m) – mehr

oder weniger entlang dem Wanderweg nach Guggistafel – über

bewaldeten Rücken zum Gipfelkreuz (1919 m) der Gletscher­

flue – zurück nach Gletscherstafel – Holzsteg – westwärts hinauf

zur Kapelle Fafleralp (ca. 1790 m) – Hotel Fafleralp – hinab

zur Strasse – auf ihr, die Schlaufen wenn möglich abkürzend,

nach Kühmad – über die Lonza – über Chiemadmatta, Bleike,

Bletschpyschen zum Stampbach (nur, wenn keine Lawinenge­

fahr droht!) – Strasse – hinab an die Lonza und ihr entlang nach

Blatten.

Karten: Landeskarte 1:25000, 1268 Lötschental. 1:50000,

264 S Jungfrau.

Literatur: Johann Siegen: «Gletschermärchen für Gross und

Klein aus dem Lötschental», 1920; «Sagen aus dem Lötschen­

tal», 1959. «Sagen der Schweiz: Wallis», Limmat Verlag, 1999.

Ganz/Strebel: «Dies Land ist masslos und ist sanft». Literarische

Wanderungen im Wallis, Rotpunktverlag 2006. Wilhelm Ebener:

«Illustrierte Walliser Sagen», Rotten Verlag 2008. Johannes

Jegerlehner: «Walliser Sagen». Kesselring, 2009.

Ausrüstung: Normale Schneeschuhausrüstung; kann im Sport­

geschäft Handlebar (Tel. 027 939 13 20) bei der Postautoend­

station gemietet werden.

Info: www.loetschental.ch

Daniel Anker

«Der Brunnen hatte jeden Morgen Eiszapfen»

Foto

: Dan

iel A

nker

Sagenhaft schön: Kühmad und Lötschental im Winterkleid.

s c h n e e s c h u h - t o u r e n

Monte Bar TI. Blauer Himmel. Schnee bis auf den Ce­

neri. Sicht bis zum Apennin. Und all die Leute an diesem Sonn­

tag, 11. Januar 2009. Halb Lugano, halb Mailand schier. Die

meisten mit den Schneeschuhen, viele auch mit den Tourenskis,

ein paar nur zu Fuss, weil die Hauptspur so gut ausgetreten ist.

Ein Sonnenschneefest. Ein Stelldichein mit Blick auf Vino und

Salame, la Città e il Monte Rosa. Einer hätte gejauchzt, besser:

Gott gedankt für diesen Tag: Don Augusto Giugni (1898–1967),

Pfarrer von Locarno, Hohepriester des Bergsteigens sommers

wie winters. Hütten und Gipfelkreuze hat er eingeweiht, Erstbe­

gehungen gemacht (so am Pizzo del Prévat), Artikel geschrie­

ben. Und ein Skibuch: «Con gli sci per la Svizzera italiana: Agli

amici della montagna» (1939). Eines meiner liebsten Ski­ und

Tessinbücher zugleich; leider habe ich es nur als Fotokopie

des Exemplars aus der Nationalbibliothek. Ein Kapitel ist den

Skibergen im Val Colla im Hinterland von Lugano gewidmet: dem

Gazzirola (2116 m) und dem Monte Bar (1816). Allein besuchte

Don Augusto beide an einem sonnigen Neuschneetag – es wird

kein Sonntag gewesen sein… Wie er abends im Bähnli (heute ist

es der Bus) von Tesserete nach Lugano zurückfährt, schliesst er

die Augen und erlebt noch einmal all dieses Licht dort oben im

Schnee: «Sono contento.» Wie wahr!

Schwierigkeit: WT1 nach der SAC­Schwierigkeitsskala für

Schneeschuhtouren.

Zeit: 4½ Stunden.

Höhendifferenz: 810 m Auf­ und Abstieg.

Ausgangs- und Endpunkt: Corticiasca (1003 m); Albumo auf

der LK. Postauto von Lugano, Stazione Nord, über Tesserete.

Einkehren/Unterkunft: Capanna Monte Bar (1600 m), CAS

Ticino, 40 Plätze, immer offen, an Wochenenden und in der

Sommersaison durchgehend bewartet, Tel. 091 966 33 22.

Strecke: W­Eingang Corticiasca – Casa communale – hin­

auf nach Piazza und weiter nach Cozzo – westwärts durch

Wald gürtel auf den Südrücken – auf ihm, an ein paar Felsen

vorbei, zur Alpe Musgatina – Capanna Monte Bar – Monte Bar

(1816 m). Abstieg wie Aufstieg.

Variante: O­Eingang Corticiasca – Cureia – Pianca del Bosco –

Piazza Grande – Capanna Monte Bar (im unteren Teil teilweise

auf Strässchen).

Karten: Landeskarte 1:25000, 1333 Tesserete. 1:50000,

286 Malcantone.

Literatur: Maurice Brandt/Giuseppe Brenna: Clubführer Tessiner

Voralpen, SAC­Verlag 2000.

Ausrüstung: Normale Schneeschuhausrüstung.

Info: www.capannamontebar.ch

Daniel Anker

«Salire da solo … è più duro … ma è più bello!»

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: Dan

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nker

Ein Kapitel für sich: Monte Bar; hinten Gazzirola.

Page 12: Skitourenkarten 1: 50 000 Immer den Worten nach · dem roten G und der Krone und der Inschrift GLORIA KLUB. 3605 METER. PRIVAT! NUR FÜR MITLGIEDER erkennen.» Die erste Erwähnung

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s c h n e e s c h u h - t o u r e n

Greina TI /GR. Eine weite Wüste, eine weisse Wüste,

aber keine wüste. Ganz im Gegenteil: Im Winter entfaltet sich

die Hochebene der Greina auf besonders eindrückliche Art. Der

Schnee deckt die farbigen Vegetationsteppiche zu, lässt kleine

Bäche verschwinden, schluckt Steine, packt Wanderwege und

Markierungen ein. Und lässt damit das wichtigste Merkmal

dieser Landschaft umso deutlicher hervortreten: die Fläche, die

ebene Ausdehnung. Links und rechts von Bergflanken einge­

fasst, wirkt die Greina im Winter wie ein grosser zugefrorener und

überschneiter Bergsee, halt einfach ohne See darunter, aber das

merkt man ja nicht. Wie sehr das Gebiet dem Wetter ausgesetzt

ist – egal, ob es von Norden, Westen oder Süden kommt –, hat

Leo Tuor am schönsten beschrieben. Der Bündner Oberländer,

der die Greina wie seine Hosentasche kennt, als Hirt, als Jäger,

als Schriftsteller, erzählt es uns in «Giacumbert Nau» (1994),

einem 144 Seiten dicken und 190 g leichten Buch, das in jeden

Greina­Rucksack passt und gehört. Zum Beispiel so:

Hier ist der Wind mit dir

S c h s c h u u

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Allgemein: Alle Zugänge zur Greina sind lawinengefährdet. Am

sichersten ist der Zustieg von Süden her, also vom Bleniotal,

durch das Camadra und über die Capanna Scaletta.

Schwierigkeit: WT4. Beim Zugang zur Capanna Scaletta knapp

über 30°, ansonsten viel flacher. Lawinengefahr im Val Camadra

(grosse Nassschneelawinen!) und beim Schlusshang vor der

Hütte, auf der Greina selbst recht unproblematisches Gelände.

Sichere Bedingungen und Erfahrung in der Beurteilung der

Lawinensituation sind unabdingbar. Bei schlechter Sicht auf der

Greina sehr heikel.

Ausgangs- und Endpunkt: Aquilesco bei Campo Blenio

(1217 m), Endstation der Postautolinie ab Olivone.

Einkehren/Unterkunft: Capanna Scaletta (2205 m), unbewar­

tete Winterhütte mit 16 Plätzen, www.satlucomagno.ch. Capanna

Motterascio (2172 m), im Frühling (Ostern) manchmal bewartet,

sonst Winterraum mit 16 Plätzen, Tel. 091 872 16 22,

www.capanneti.ch. Terrihütte (2170 m), im Frühling (Ostern)

manchmal bewartet, sonst Winterraum mit 26 Plätzen,

Tel. 081 943 32 93, www.terrihuette.ch

Zugang: Aquilesco – auf der Strasse via Cozzera und Daigra (bis

hier oft befahrbar) ins Val Camadra hinein bis Pian Geirètt – in

einem Bogen nach Norden ausholen und etwa auf dem Wan­

derweg zur Capanna Scaletta. Abstieg auf gleicher Route. WT4,

3 bis 4 Stunden, 1000 m Aufstieg.

Touren: Capanna Scaletta – Passo della Greina – Crap la Crusch

– Capanna Motterascio WT3, 2½ Std., 200 m Aufstieg. Capanna

Scaletta – Passo della Greina – Sattel P. 2265 – Terrihütte WT3,

2½ Std., 300 m Aufstieg. Capanna Motterascio – Sattel P. 2265

– Crap la Crusch – Capanna Motterascio oder umgekehrt WT3,

2 Std., 200 m Aufstieg.

Karten: Landeskarte 1:50000, 256S Disentis; 1:25000,

1233 Greina.

Info: Blenio Turismo, Tel. 091 872 14 87, www.blenio.com

Marco Volken

«Die weite Ebene ein Stampfen und Stieben gen Süden»

Foto

: Mar

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Literarische Fährte: Auf Leo Tuors Spuren über die Greina.

s c h n e e s c h u h - t o u r e n

Mont Girod BE. «Der Mensch lässt sich von Schnee,

Kälte und Rauhreif nicht mehr in die Stube bannen», frohlockte

Alfred Flückiger (1898­1983) in «Du jauchzende Winterlust!

Skizzen von Winter, Frost und Sonne». Und 1934 doppelte der

unermüdlicher Schweizer Sänger der Schönheiten der kalten

Jahreszeit mit «Schneevolk» nach: «Wunder des Schnees! Man

möchte selbst zu einer Schneeflocke werden, die tanzt und

strahlt und über die Welt hüpft.» Wenn heute die Schneeschuh­

läufer durch den Schnee hüpfen und stapfen, so ergeht es ihnen

vielleicht so: Auf einmal kann man sich ganz anders durch den

Winter bewegen, an der Sonne, zwischen den Baumstämmen,

hoch über dem Alltag. Natürlich gibt das Hunger. Man stillt

ihn bestens in der Bergerie etwas unterhalb des Mont Girod

(1045 m), eines Gipfels zwischen Moutier und Court. Mon Dieu,

was da an einem Sonntag nach der Metzgete aufgetischt wird.

«Mit Pfannendeckel und Kelle bewaffnet, hemdärmlig, mit einem

grellbunten Tuch um den Hals, in Zipfelmütze über Ohren und

Mähne – so empfange ich Gäste.» Ob der Flückiger Alfred auch

bei Pierre Schüpbach eingekehrt ist?

Schwierigkeit: WT2 nach der SAC­Schwierigkeitsskala für

Schneeschuhtouren.

Zeit: 3½ Stunden.

Höhendifferenz: 520 m Aufstieg, 380 m Abstieg.

Ausgangspunkt: Moutier (529 m) an der Linie Biel – Basel.

Evtl. noch mit dem Bus nach Perrefitte (Haltestelle Blocs).

Endpunkt: Court (666 m) an der Bahnlinie Biel – Sonceboz –

Moutier.

Einkehren/Unterkunft: In Moutier und Court. Bergerie La Joux

(032 492 15 70 – Öffnungszeiten telefonisch erfragen).

Strecke: Bahnhof Moutier – Wanderroute bis östlich Perrefitte

(566 m) – Combe Fabet – nach der Schlucht gleich hoch, über

die Felder von Petit Champoz deutlich linkshaltend zum Wander­

weg im Staatswald – den Weg im oberen Teil abkürzen – entlang

der Hangkante zu P. 1036,5 m, einer Kanzel hoch oberhalb der

Gorges de Court – dem Schluchtrand entlang zum höchsten

Punkt (1045 m) des Mont Girod – südwestwärts durch Wald und

Feld zur Bergerie La Joux (1010 m) – auf dem Fahrweg über den

S­Hang durch Feld und Wald hinab nach Court – ostwärts zum

Bahnhof.

Variante: Von der Bergerie La Joux westwärts nach Champoz

(sehenswertes Dorf) und südwärts hinab nach Sorvilier.

Karten: Landeskarte 1:25000, 1106 Moutier.

1:50000, 223 T Delémont.

Literatur: Pascal Burnand: Ski­ und Schneeschuhtouren im

Jura. L’Arc jurassien en raquettes et à skis. SAC Verlag 2009.

Ausrüstung: Normale Schneeschuhtourenausrüstung.

Info: www.court.ch

Daniel Anker

«Wunder des Schnees!»

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nker

Zurücklehnen statt vortreten: auf dem Mont Girod.

Page 13: Skitourenkarten 1: 50 000 Immer den Worten nach · dem roten G und der Krone und der Inschrift GLORIA KLUB. 3605 METER. PRIVAT! NUR FÜR MITLGIEDER erkennen.» Die erste Erwähnung

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ad_frm_A4.indd 1 26.10.2009 9:53:19 Uhr

s c h n e e s c h u h - t o u r e n

Mässersee /Binntal VS. Es ist Winter im Berg­

dorf, die Sonne bleibt monatelang weg, versteckt hinter dem

Berg. Inmitten dieser dunklen Jahreszeit platzt der Dorfgreis

Anzevui mit einer Verheissung, die er aus einem alten Pro­

phezeihenbuch herauslesen will: «Il est dit aussi, dans le livre,

que le ciel s’obscurcira de plus en plus et, un jour, le soleil ne

sera plus revu par nous, non plus seulement pour six mois,

mais pour toujours.» Nichts Geringeres als die ewige Finsternis

sagt Anzevui seinem Dorf voraus. Viele Bewohner lassen sich

davon einschüchtern und malen sich schon den Weltuntergang

aus, andere schlagen Profit aus der allgemeinen Angst, oder

hamstern Lebensmittel. Nur wenige halten dagegen, allen voran

die heitere Isabelle, die – im Gegensatz zu ihrem ängstlichen

Ehemann – unverdrossen an die Sonne glaubt, und dass sie

am 13. April wie jedes Jahr wieder auftauchen wird. 1937

erschienen, am Vorabend eines Weltkriegs, ist Charles Ferdinand

Ramuz’ «Si le soleil ne revenait plus» ein eindrückliches Stück

über (mangelnde) Zivilcourage. Es spielt im fiktiven Hundertsee­

lendorf Saint­Martin d’En Haut im Unterwallis. Claude Goretta

verfilmte das Werk 1987 hingegen im Oberwallis, in Fäld im

hinteren Binntal, wo es noch heute aussieht wie 1937. Und wo

die Sonne im Winter tatsächlich lange Zeit wegbleibt. Und von

wo man sich mit Schneeschuhen auf die Suche nach der Sonne

begeben kann.

Schwierigkeit: WT3 auf der SAC­Skala. Im Aufstieg zur Mässer­

alp und im Abstieg vom Mässersee knapp 30°.

Zeit: 5 Stunden.

Höhendifferenz: 750 m Auf­ und Abstieg.

Ausgangs- und Endpunkt: Binn (1400 m). Bus ab Bahnhof

Fiesch.

Strecke: Binn Schmidigehischere – auf der im Winter offenen,

aber nicht schwarzgeräumten Strasse nach Fäld – auf der nun

nicht geräumten Strasse weiter zur Mineraliengrube Lengbach –

P. 1653 – etwas links vom Mässerbach über einen offenen,

steilen Hang hinauf – auf ca. 1795 zu einer Stallruine – nun ca.

auf dem Sommerweg durch mal lichte, mal dichte Wälder via

Mässeralp zu P. 1979 (interessanter Abstecher zum Manibode) –

auf dem Wanderweg über eine Geländerippe zum Mässersee.

Abstieg über die offenen Schattenhänge nördlich des Mässersee

(Vorsicht vor Lawinen) zu P. 1653 und auf bekannter Route nach

Binn zurück.

Varianten: Bei Start in Fäld (ab Binn: Taxi Schmidt,

Tel. 027 971 45 37) spart man ca. ½ Stunde pro Richtung.

Von Fäld aus mehrere teils markierte Schneeschuhrouten auf der

Sonnenseite des Tals, www.binn.ch

Karten: Landeskarte 1:50000, 265S Nufenenpass;

1:25000, 1270 Binntal.

Literatur: Feller/Mathieu: Skitouren Oberwallis, SAC­Verlag.

Info: Binntal Tourismus, Tel. 027 971 45 47.

Marco Volken

«Und irgendwann wird man die Sonne bei uns nicht mehr sehen»

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Isabelle hat recht: Die Sonne geht über der Mässeralp auf.