SmK WK 1 - eeoda.de · Panzerbekämpfung mit SmK aus MGs im WK 1 Von Hans – Erwin Lindt...

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Panzerbekämpfung mit SmK aus MGs im WK 1 Von Hans – Erwin Lindt Vorbemerkung Dieser Beitrag beruft sich auf zeitgenössische Artikel und Berichte aus dem 1. Weltkrieg. Es muss bei derartigen Artikeln berücksichtigt werden, dass der Zeitgeist eine große Rolle spielte. Alle Angaben die in diesen veröffentlichen Artikeln gemacht wurden sind überprüft und z.T. durch Belege und Unterlagen bestätigt. Allgemeines Als gegen Ende des 1. Weltkrieges die ersten Panzerkampfwagen auftauchten versuchte man sie mit allen Mitteln zu bekämpfen. Zuerst nutzte man die vorhandenen Kampfmittel darunter auch die Infanteriepatrone mit Stahlkern. Nachdem man einige Kampfwagen erbeutet und untersucht hatte, eine „Panzerbeschußtafel“ erstellt. Auf dieser Tafel ist auch die SmK – Patrone als wirksame Munition gegen den „Tank“ aufgeführt und die Schwachstellen des Panzers für einen Beschuss mit dieser Munition gekennzeichnet. Ein Beschuss auf diese Stellen sollte den Kampfwagen außer Gefecht setzen. In diesem Artikel soll speziell auf die deutsche Panzerabwehr aus Maschinengewehren sowohl vom Erdboden als auch aus der Luft mit dieser Munition eingegangen werden. Erbeutete gegnerische Kampfwagen wurden untersucht um ihre Schwachstellen zu ermitteln. Durch die Heeresversuchsabteilungen wurden diese ausgewertet und der Infanterie so genannte „Panzerbeschußtafel“ in die Hand gegeben. Bei jedem feindlichen Panzermodell waren die Schwachstellen und die Art ihrer Bekämpfung angegeben. Diese Tafeln wurden laufend mit den neuesten Erfahrungen und Erkenntnissen ergänzt und an die Truppe ausgegeben. Spitzgeschoss mit Kern Bei der Patrone SmK handelt es sich um ein Geschoß mit einem gehärteten Stahlkern. Diese Spezialmunition wurde bereits Ende 1914 eingeführt und durften nur auf besonderen Befehl durch Scharfschützen eingesetzt werden, da ihre Fertigung aufwendig und sehr teuer war. Sie sollte zur Bekämpfung leicht gepanzerter oder hinter Deckung befindlichen Zielen eingesetzt werden. Sie trug die Bezeichnung K – Munition. Als Kennzeichen trug sie ein K im Bodenstempel, meist in Verbindung mit der Angabe des Messings z.B. K67. Ab 1915 setzte sich dann die Bezeichnung SmK durch( S pitzgeschoß m it K ern) Die Munition bekam jetzt als Kennzeichnung eine rote Ringfugenlackierung.

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Panzerbekämpfung mit SmK aus MGs im WK 1 Von Hans – Erwin Lindt Vorbemerkung Dieser Beitrag beruft sich auf zeitgenössische Artikel und Berichte aus dem 1. Weltkrieg. Es muss bei derartigen Artikeln berücksichtigt werden, dass der Zeitgeist eine große Rolle spielte. Alle Angaben die in diesen veröffentlichen Artikeln gemacht wurden sind überprüft und z.T. durch Belege und Unterlagen bestätigt. Allgemeines Als gegen Ende des 1. Weltkrieges die ersten Panzerkampfwagen auftauchten versuchte man sie mit allen Mitteln zu bekämpfen. Zuerst nutzte man die vorhandenen Kampfmittel darunter auch die Infanteriepatrone mit Stahlkern. Nachdem man einige Kampfwagen erbeutet und untersucht hatte, eine „Panzerbeschußtafel“ erstellt. Auf dieser Tafel ist auch die SmK – Patrone als wirksame Munition gegen den „Tank“ aufgeführt und die Schwachstellen des Panzers für einen Beschuss mit dieser Munition gekennzeichnet. Ein Beschuss auf diese Stellen sollte den Kampfwagen außer Gefecht setzen. In diesem Artikel soll speziell auf die deutsche Panzerabwehr aus Maschinengewehren sowohl vom Erdboden als auch aus der Luft mit dieser Munition eingegangen werden. Erbeutete gegnerische Kampfwagen wurden untersucht um ihre Schwachstellen zu ermitteln. Durch die Heeresversuchsabteilungen wurden diese ausgewertet und der Infanterie so genannte „Panzerbeschußtafel“ in die Hand gegeben. Bei jedem feindlichen Panzermodell waren die Schwachstellen und die Art ihrer Bekämpfung angegeben. Diese Tafeln wurden laufend mit den neuesten Erfahrungen und Erkenntnissen ergänzt und an die Truppe ausgegeben. Spitzgeschoss mit Kern Bei der Patrone SmK handelt es sich um ein Geschoß mit einem gehärteten Stahlkern. Diese Spezialmunition wurde bereits Ende 1914 eingeführt und durften nur auf besonderen Befehl durch Scharfschützen eingesetzt werden, da ihre Fertigung aufwendig und sehr teuer war. Sie sollte zur Bekämpfung leicht gepanzerter oder hinter Deckung befindlichen Zielen eingesetzt werden. Sie trug die Bezeichnung K – Munition. Als Kennzeichen trug sie ein K im Bodenstempel, meist in Verbindung mit der Angabe des Messings z.B. K67.

Ab 1915 setzte sich dann die Bezeichnung SmK durch( Spitzgeschoß mit Kern) Die Munition bekam jetzt als Kennzeichnung eine rote Ringfugenlackierung.

Neben dem gezielten Einzelschuss mit dieser Munition auf empfindliche Teile des Kampfwagens wie Sehschlitze, Waffen, Türschlitze und ähnlichen Schwachstellen versuchte man auch mittels Maschinengewehren durch gezieltes Punktfeuer die Panzerung zu durchschießen. Da die SmK Munition einen höheren Rückstoß hat, war sie für eine Verwendung in den normalen Maschinengewehren nicht geeignet. Es kam laufend zu Störungen der Zuführung und sogar zu Schäden wie Brüchen der Schließfeder und anderen Teilen der Zuführungseinrichtung die zu einem Ausfall der Waffe führte. In zeitgenössischen Berichten ist oft erwähnt, dass es spezielle oder speziell dafür abgestellte Maschinengewehre mit dieser Munition gab, die nur zur Tankbekämpfung eingesetzt werden durften. Es wurden MGs umgerüstet und mit einer stärkeren Feder ausgestattet und sollten nur zur Panzerabwehr verwendet werden. Als Kennzeichnung trugen diese Maschinengewehre einen breiten roten Ring um den Kühlmantel. Die MG - Gurte mit dieser Munition waren rot eingefärbt. Dieses ergibt durchaus Sinn. Erstens wird sichergestellt, dass die teure Munition sinngemäß verwendet wird und andererseits die Maschinengewehre keine Schäden erlitten. Vor einigen Jahren bekam ich einen Munitionskasten der oben auf dem Deckel rot gekennzeichnet war und einen vollen Gurt mit SmK Munition beinhaltete. Dieser Gurt war ebenfalls rot gefärbt.

Alle Bodenstempel trugen die rote Ringfuge für Kern – Munition und das „+“ welches Patronen kennzeichnet die zum Verschießen aus MG geeignet sind. Der Bodenstempel lautet:

P / S67 / 6 / 18 /. Hersteller: Polte Munitionsfabrik Magdeburg; Hülsenmaterial Messing mit 67% Kupferanteil; hergestellt im Juni 1918.

Nachfolgend ist die „Panzerbeschusstafel“ abgebildet:

Auf der Beschusstafel ist namentlich die SmK Munition und die Schwachstellen des Tanks bezeichnet.

Das nachfolgende Bild zeigt einen zerstörten britischen Tank der die charakteristische Beschädigung aufweist, die auf einer der in der Panzerbeschusstafel angegeben Stellen (hier Munitionsvorrat) ist.

Artikel Ulrich: Hinter dem zur Panzerbekämpfung bestimmten Maschinengewehr lag der Offizierstellvertreter Ulrich. Auf die rechte untere Ecke des ersten Tanks – Reihenfeuer-!! Ulrich schoss! Tack, tack, tack – tack, tack, tack, tack, tack. Er schoss seine Stahlkerngeschosse auf einen Fleck nicht größer als eine Handfläche. Aus der grauen Wand des Ungeheuers blitzten in schneller Reihenfolge die Schüsse seines Schnellfeuergeschützes. Aber an seiner rechten unteren Ecke spritzen die Funken, wenn Ulrichs Kugeln einschlugen.- Nur Sekunden währte dieser Kampf, nur 30 bis 40 Schüsse hämmerten in rasender Schnelligkeit auf seine verwundbare Stelle – da schoss aus dem Tank eine lange Stichflamme – ein Krach! Der Benzinbehälter war explodiert und aus allen Luken und Fugen schossen Funken und Flammen. Der Tank brannte mit einer gewaltigen Qualmwolke, und in seinem Inneren rasselten die Explosionen der brennenden Munition. Da teilweise auch die gegnerischen Flugzeuge gepanzert waren, wurden derartige Maschinengewehre auch in einigen Flugzeugen neben einem normalen MG eingebaut. Der Pilot konnte sie einzeln oder zusammen bedienen. Dem deutschen Jagdflieger Hauptmann Robert Ritter von Greim glückte mit einem derartigen Maschinengewehr der erste dokumentierte Panzerabschuss durch ein Flugzeug in einem Kriege. Sein Flügelmann schoss dabei den zweiten Tank ab.

In diesem Artikel ist genau die Stelle beschrieben die auf der Panzerbeschusstafel als „Schwachstelle“ der Betriebsstoff kennzeichnet ist. Hier ist auch zu lesen dass ein bestimmtes MG zur Panzerbekämpfung eingesetzt wurde und Stahlkerngeschosse verfeuerte. Nachfolgend eine Beschreibung dieser Patrone aus der Munitionsvorschrift der Polizei in der Weimarer Republik. Interessant ist das Fertigungsjahr auf dem Bodenstempel, der das Fertigungsjahr der Hülse mit 1927 angibt. Die Kennzeichnung der SmK Munition aus dem 1. Weltkrieg, die rote Ringfuge wurde beibehalten.

Panzerbekämpfung vom Flugzeug In den nachfolgenden Artikel wird der erste Panzerabschuß in der Kriegsgeschichte von einem Flugzeug aus beschrieben. In dem Artikel waren alle relevanten Daten angegeben um den Sachverhalt zu überprüfen. Datum: 23. August 1918 Ort: Das Gelände zwischen der Somme und der Römerstraße in Höhe von Foucaucourt. Die Römerstraße ist die Straße von Amiens nach Vermond (westlich von St Quentin). Hier fand vom 8. bis 20 08.1918 die Schlacht an der Römerstraße statt, in der die Engländer, verstärkt durch Franzosen, 14 km Gelände gewannen (Die schwerste Niederlage deutscher Truppen im 1.Weltkrieg.) Pilot: Robert Ritter von Greim; Hauptmann und Führer der Jagdstaffel 34. Jagdgruppenführer Militär Max Josef-Orden. Pour le Merite, 25 Luftsiege später Oberstleutnant der Luftwaffe. Rottenflieger: Vizefeldwebel Pütz

Originaltext: Es war am 23. August 1918 zwischen der Somme und der Römerstraße in Höhe von Foucaucourt. Das schwere feindliche Artilleriefeuer gegen unsere Front, das am Abend vorher eingesetzt und die ganze Nacht ununterbrochen angehalten, hatte sich gegen Morgen noch ganz erheblich gesteigert. Wir waren seit Tagesgrauen trotz des unsichtigen Wetters in Bereitschaft. Eben kam die telephonische Meldung, dass ein starker englischer Angriff bevorstehe und feindliche Infantriepanzerflugzeuge bereits hi und da aufgetaucht seien. Im Nu waren wir am Start. Ein kurzes Abbremsen – und in rascher Folge hoben sich die Maschinen vom Boden ab und verschwanden in den grauen Nebelfeldern über den feuchten Sommeniederungen. Nach wenigen Minuten waren wir über den Linien. Dicke Schwaden künstlichen Nebels krochen und wälzten sich über dem zerrissenen Trichterfeld, vermischten sich mit den dunkleren Rauchwolken der krepierenden Geschosse und wurden wieder jäh aufgewirbelt von mächtigen Erdfontänen neuer Einschläge.

Dicht unter uns lag unser alter Flughafen, den wir kurz vorher unfreiwillig vor der Übermacht hatten räumen müssen. Quer durch den mit Trichtern übersäten Platz ging, durch Magnesiumfeuer und die abgeschossenen Sternchenpatronen kenntlich, die Linie. Deutlich hob sich der große gelbe Laufgraben ab, den völlig zuzuschütten, wir nicht mehr die Zeit gehabt hatten. Von denen aber, die wir suchten, den feindlichen Infanteriefliegern, war nichts zu sehen. Wir flogen zur Somme, wir flogen nach Süden, wütend begrüßt von zahllosen englischen Maschinengewehren und Revolverkanonen. Aber nirgends tauchte ein Gegner auf.

Eben hielt ich mit Hilfe meines getreuen Kameraden, des Vizefeldwebel Pütz, wieder aus fünfhundert Metern Umschau nach lohnenden Zielen, - da, was ist das? Aus einer dichten Staubwolke da unten wälzt sich, einer riesigen Raupe gleich, über die Trichter hin ein eigentümliches Wesen, unbehindert durch die einschlagenden Granaten, alles zermalmend, was sich ihm in den Weg stellt; ein Tank! Und schon schiebt sich ein zweiter aus dem Rauch und Qualm. Blitzschnell jagen die Gedanken: Wie ihn angreifen? Von vorn, von hinten, von der Seite? Wo liegt die stärkste, wo die schwächste Seite der Panzerung? Ist nicht jeder Versuch zwecklos? Denn bisher ist aus der Luft noch keines dieser Ungetüme zur Strecke gebracht worden. Patronen habe ich ja noch reichlich im Gurt, Leuchtspur- und Panzermunition. Drum sei´s gewagt!

Zum ersten Angriff wähle ich mir die Breitseite. Pütz hat meine Absicht bemerkt und nimmt sich den zweiten Tank vor. Vorerst nur mit Panzermunition aus einem Gewehr schießend, rasen wir auf die Riesenwürmer herunter. Erst auf nahe Entfernung lasse ich beide Gewehre spielen. Doch fehlgeschossen! Die ungeschlachten Gesellen setzen ihren Weg unbeirrt fort. Wesentlich fühlbarer ist der Kampf schon für uns: Ein verheerendes Maschinengewehrfeuer aus den Tanks war die Antwort, Grund genug, um meinen Einsitzer mit flatternder Tragdeckfetzen in scharfer Kurve wieder hochzureißen. Diese Art der Bekämpfung führt also nicht zum Erfolg. Mit erstaunlicher Geschwindigkeit wälzen sich die Ungetüme vorwärts. Wie aber wenn ich den Tank senkrecht von oben zu fassen bekäme? In wenigen

Sekunden haben wirt die 500 Meter wieder erklettert. Also noch einmal drauf! Gas weg – Die Maschine auf den Kopf gestellt – in rasendem senkrechtem Sturz aus beiden Gewehren feuernd stoße ich hinunter. Knapp über dem Tank fange ich die Maschine ab; wohl ächzen die Streben und Holme, aber sie halten aus. Und siehe da, diesmal habe ich kein Maschinengewehrfeuer bekommen. Oder habe ich es in dem sausenden Flug überhört? Doch - nein – der Tank stand. Auch der zweite, den Pütz in gleicher Weise angenommen, lag regungslos. Misstrauisch beobachtete ich noch längere Zeit die beide. Aber keinerlei Bewegung verriet mehr Leben. Befriedigt flogen wir ab. Kaum waren wir gelandet, da traf auch schon die Meldung von der vorderen Linie ein, die unseren Erfolg bestätigte: Die beiden Tanks waren und blieben erledigt!

Auch in diesem Artikel ist wieder von einem Gewehr mit Panzermunition die Rede. Infanterieflieger ist der deutsche Begriff im ersten Weltkrieg für einen Flugzeugtyp welcher für den Bodenkampf eingesetzt wurde. Im Gegensatz zu den Jagdfliegern

oder Bombern war diese Maschine gegen Beschuss von der Erde bei den empfindlichen Teilen und in der Kabine gepanzert. Heute würde man ihn als Schlachtflieger bezeichnen. Die deutschen Jagdflieger verwendeten deshalb auch die Panzermunition.

Wird fortgesetzt