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So haben wir geholfen Dokumentation zur Flutkatastrophe im August 2002

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So haben wir geholfenDokumentation zur Flutkatastrophe im August 2002

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Fotos: Falko Siewert

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„Jahrhundertflut“ – dieser Begriff war schnell gefun-den, als im August 2002 die beschauliche Elbe nachschweren Regenfällen innerhalb weniger Tage zueinem reißenden Strom anschwoll. Und in der Tat:eine solche Naturkatastrophe hatte Deutschlandnoch nicht erlebt. Die weltberühmte Dresdner Altstadtstand tagelang unter Wasser, ganze Ortschaftenwurden überspült, Häuser, Autos, Straßen fortgerissen,das Hab und Gut, die Existenzgrundlage vieler Tau-send Menschen mit einem Schlag vernichtet. Nichtskonnte den Wassermassen Einhalt gebieten.

Viele Tausend Helfer aus ganz Deutschland waren imEinsatz, die Folgen der Flutkatastrophe für die betrof-fenen Menschen erträglicher zu machen, ihnen ein-fach beizustehen. Auch rund 1700 Johanniter warendabei, ehrenamtlich, unermüdlich, bis zur Erschöpfung.Solidarität, Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe – dassdies auch heute keine leeren Worte sind, hat unsdiese schwere Zeit eindrücklich vor Augen geführt.

Dieses bürgerschaftliche Engagement ist, dies hatsich wieder gezeigt, eine tragende Säule unserer Ge-sellschaft. Und doch hätte dieses Engagement alleinnur wenig ausrichten können ohne die finanzielleUnterstützung zahlloser Spenderinnen und Spenderin ganz Deutschland. Mehr als 11 Millionen EuroSpendengelder zugunsten der Flutopfer konnten dieJohanniter sammeln – in der Geschichte der Organisa-tion ist dies ohne Beispiel. Hier wird ein Vertrauenoffenbar, das uns Auftrag und Verpflichtung zugleich ist.

Der vorliegende Spendenbericht will daher beides: erdokumentiert die Soforthilfe der Johanniter in denverwüsteten Gebieten. Und er gibt in größtmöglicherTransparenz Aufschluss über die nachhaltig wirksamenHilfsprojekte der Johanniter und die Verwendung derSpendengelder. Denn die Menschen in den betroffenenGebieten, die auch heute noch mit den Folgen derJahrhundertflut kämpfen, benötigen vor allem eines:Hilfe, die ankommt.

Ihr

Hans-Peter v. KirchbachPräsident der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.

Warten auf die Flut: General a.D. Hans-Peter v. Kirchbach(links) mit Johanniter-Helfer.

Liebe Freunde der Johanniter,

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Fünf Jahre nach dem Oderhochwasser versinken großeTeile von Deutschland erneut in den Fluten. Fast1800 Johanniter sind im Einsatz. „Land unter“ ent-lang der Elbe und ihren Zuflüssen, Katastrophenalarmauch an der Donau. Zahlreiche Städte und Dörfer in Bayern an der Donausind überflutet wie die Drei-Flüsse-Stadt Passau.Hochwasser auch in der Region Regensburg, eineRettungswache steht kurz vor der Überflutung. Dannfängt es an der Elbe an zu regnen.

Sachsen – 12.08.02: Der Katastrophenschutzbeauf-tragte des Landesverbandes Sachsen in Leipzig, RalfMachtenberg, rückt am Montag, 12. August, mit ehren-amtlichen Johannitern Richtung Döbeln aus. Zu denersten Gebäuden, die die Mulde einnimmt, gehört dasArbeitsamt. Dann folgt ein Supermarkt. Deospray undShampooflaschen treiben in der Flut. Das Wasserdringt in die alte Kirche ein. Einen Meter vor dem Altarbleibt es stehen. Machtenberg hat den Auftrag, gemein-sam mit den Döbelner und Hoyerswerdaer Johanniternsowie den Helfern aus Aue-Schwarzenberg 4000Bewohner und Einsatzkräfte mit Essen zu versorgen.90 Prozent der Lebensmittel sind Spenden. Mach-tenberg: „Wir spüren die Dankbarkeit der Menschen.Als wir den Opfern der Katastrophe unser warmes Essenausteilten, hat mancher geweint. Einfach, weil dajemand war, der sich um ihn kümmerte.“ Die Koope-ration mit anderen Organisationen klappe gut, da jederseine Aufgabe kenne. Aber im Notfall helfe man einan-der, dann werde auch von den Johannitern verpflegt,evakuiert, Keller leer gepumpt, Sanitätsdienst gemacht,Schutt weggeräumt. „Wenn das Wasser bis zum Halssteht, hilft das Gelernte zwar, aber nicht alles läuft ganzschulmäßig ab.“ Sachsen-Anhalt – 13.08.02: Am Dienstag, 13. Augustum 17 Uhr, tritt in Dessau der Krisenstab zusammen,eine Stunde später wird Katastrophenalarm ausgelöst.Ein ganzer Stadtteil ist überschwemmt, 5000 Menschenmüssen ihre Wohnungen verlassen. Über 50 000 LiterÖl laufen aus, die Flut reißt Pestizide mit. Die JUH-Geschäftsstelle, nur 500 Meter von der Elbe entfernt,ist bedroht. Im Nachbarkreis Bitterfeld steht eine Kin-dertagesstätte der Johanniter unter Wasser. Über 450Helfer verschiedener Organisationen und 100 Johanni-ter aus mehreren Landesverbänden müssen Evakuie-rungen vornehmen, Sandsäcke füllen, Sanitätsdienst

leisten und Flutopfer sowie Einsatzkräfte verpflegen.Insgesamt werden in Dessau rund 19 Millionen Sand-säcke gefüllt und verbaut. 4,2 Millionen davon liefertendie Hamburger Johanniter in einer Nacht. Konrad Ledwavom Dessauer Kreisverband: „Es ist Wahnsinn. DieLeute haben die Säcke gefüllt bis zur Erschöpfung.Und ohne unsere Jugend hätten wir das alles nichtgeschafft – Dessau wäre abgesoffen!“

Bayern: Am schlimmsten ist die Situation in und umRegensburg am 13. und 14. August. Die Mitarbeiter derambulanten Krankenpflege und die Fahrer für denMenüdienst lassen ihre Autos stehen. Mit Booten vomTHW besuchen sie Patienten und versorgen sie mitEssen. Einige müssen in die Kurzzeitpflege überge-ben werden. Der Strom ist ausgefallen: Menschenmit Magensonden drohen zu verhungern, Wechsel-druckmatratzen und andere Pflegehilfsmittel sindnicht mehr einsatzfähig.

Soforthilfe während der Flut

Große Teile von Deutschlandversinken im August 2002 inden Fluten von Elbe, Muldeund Donau. Helfer aus allenTeilen Deutschlands versu-chen unermüdlich, die Was-sermassen aufzuhalten.

Foto: LV Sachsen

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Foto: LV Hessen/Rheinland-Pfalz/Saar

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Sachsen: Am Donnerstagmorgen, sieben Uhr, treffendie Nürnberger Johanniter in Dresden ein, ihnen folgenJohanniter aus Würzburg, Schwabach und anderenStandorten. Insgesamt folgen dem Hilferuf aus Sachsenüber 1000 Helfer verschiedener Organisationen ausBayern. Sie werden von der Nürnberger Feuerwehr ko-ordiniert und bringen rund 500 Fahrzeuge mit. ZentraleAnlaufstelle ist der Dresdner Flughafen. Thomas Bumil-ler, Beauftragter für den Katastrophenschutz aus Nürn-berg: „Es ist einfach furchtbar. Sie fahren eine Straßeentlang. Rechts und links ein riesiger See. Ein paarHäuser ragen heraus. Ein Kirchturm.“ Zuerst wird dieUniversitätsklinik evakuiert, Patienten nach Senften-berg in der Niederlausitz und nach Berlin gebracht. DieBayern richten gemeinsam mit Johannitern aus Han-nover und Mitarbeitern der Uniklinik ein Behelfs-krankenhaus ein.

Brandenburg – 20.08.02: Am Dienstag, den 20. Augustwird die JUH-Sondereinsatzgruppe im brandenbur-gischen Fürstenwalde alarmiert. Einsatzort ist das be-reits evakuierte Cumlosen bei Wittenberge. Das sieben-köpfige Team versorgt nun 350 Helfer täglich mit zweiwarmen und zwei kalten Mahlzeiten. Niedersachsen: Am gleichen Tag wird auch Katastro-phenalarm im Landkreis Harburg ausgelöst. 200 Johan-niter aus Hamburg, Harburg, dem Raum Hannoverund aus Schleswig-Holstein halten sich für den Ein-satz bereit. In der Johanniter-Rettungswache in Elstorfwird die Logistik- und Kommunikationszentrale einge-richtet. Mobilküchen für die Versorgung von bis zu8000 Menschen und mehrere LKW-Ladungen mitBetten stehen zur Verfügung. Neun polnische Kata-strophenschützer melden sich zum Einsatz, wollen hel-fen. Harm Bastian Harms, zuvor Koordinator für aus-wärtige JUH-Kräfte in Dessau, jetzt Einsatzleiter vorOrt: „Ein rund 1800 Meter langer Deichabschnitt beiNeuhaus droht – wie schon einmal vor 140 Jahren – zubrechen.“ Die Johanniter füllen gemeinsam mit anderenin Windeseile Sandsäcke und – kleiner Sieg über dieNaturkatastrophe - der Deich hält.

REGINA VILLAVICENCIO

SchadensbilanzDas Leben in den sächsischen Hochwassergebietennormalisiert sich langsam. Die Hochwasserkatastropherichtete an Elbe und Donau nach Angaben der Bundes-regierung einen Schaden von etwa 9,2 Milliarden Euroan. Sachsen war mit Schäden in Höhe von sechsMilliarden Euro am stärksten betroffen, 900 MillionenEuro werden für Sachsen-Anhalt aufgelistet, je 200Millionen für Brandenburg und Bayern. Jetzt, wo dieFolgen der Flut nicht mehr täglich via Fernsehen indie Wohnstuben flimmern, helfen die Johanniter allerLandesverbände auch weiterhin.

Foto: Falko Siewert

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Als die Flut nach Sachsen kamMenschen auf einer Hausmauer inmitten der tobendenMüglitz. Der Zwinger in Dresden als Insel in einerriesigen Seenlandschaft. Die zerbrochene Eisenbahn-brücke bei Riesa. Bilder, die als Symbole stehen füreine schreckliche Katastrophe, wie man sie in Sachsenbis dahin nicht erlebt und nicht für möglich gehaltenhatte.Nachdem das Wasser sich wieder zurückgezogenhatte und die Schäden begutachtet wurden, begannder Wiederaufbau, verlegten Handwerker neue Fuß-böden in Kindertagesstätten und Wohnhäusern. DieSanierung von Gebäuden wurde in Angriff genommen.Das Seniorenehepaar Guth aus Heidenau wollte esnicht wahrhaben. Bei jeder Stufe, die das Wasser er-reicht hatte, dachten sie: „Jetzt steigt es nicht mehrweiter.“ 48 Stunden haben sie kaum geschlafen undfast nichts gegessen. Und dennoch konnte niemandverhindern, dass die betreute Wohnanlage Opfer derHochwasserkatastrophe wurde. Aber wenigstenssteht sie noch, sagen beide. Wo die Elbe sich einneues – ihr ursprüngliches – Flussbett suchte, sindHäuser von den Fluten beschädigt oder gänzlich ver-nichtet worden. Rettungssanitäter der Johanniter undHilfskräfte waren im August 14 Tage ununterbro-chen im Einsatz. Es galt zu retten, was zu retten war. Als in Dresden und den 11 sächsischen LandkreisenKatastrophenalarm ausgelöst wurde, waren die Jo-hanniter mit über 400 Helfern in den betroffenenÜberschwemmungsgebieten aktiv. Mehr als 10 000Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Der Ret-tungsdienst der Johanniter beteiligte sich an den lan-desweiten Evakuierungen. Kinder und hilfsbedürftigeMenschen wurden kurzfristig in Sicherheit gebracht.

Nicht nur das Müglitztal gleicht einer Mondland-schaft. In den entlegensten Orten Sachsens undSachsen-Anhalts wurden Gebäude ruiniert, ganze Kin-dertagesstätten weggespült. Menschen verloren vonheute auf morgen ihr Hab und Gut. Geschäfts- undPrivatleute haben Millionenschäden zu verbuchen.„Mit einer solchen Jahrhundertflut hatte ja niemandgerechnet“, sagt der Landesvorstand der Johanniter inSachsen, Tilo von Ameln, rückblickend. Die Geschäfts-stelle der Hilfsorganisation in Heidenau blieb vomHochwasser verschont. Die Auswirkungen bekamendie dortigen Mitarbeiter dennoch voll und ganz zu

spüren. Trotz ihrer Erfahrungen konnte sich keinervon ihnen vorstellen, dass sie bis an die Grenzenihrer Belastbarkeit stoßen würden. Erst als der Alltag wieder einkehrte, zeigte sich dasganze Ausmaß der Katastrophe. Die Johanniter inSachsen wurden Anfang September von zwei Mitar-beitern der Bundesgeschäftsstelle unterstützt, umHilfe für die Opfer der Überschwemmungskatastro-phe schnell und unbürokratisch zu organisieren.

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Spenden verantwortungsvolleingesetzt

1./2./3. und 8. Ohne Unterschied wurden Kulturdenkmälerwie der Dresdner Zwinger, Straßen und Schienen, privateHäuser und Wohnungen von den Fluten überschwemmt.4. Ehepaar Guth freut sich über 5000 Euro von den Johan-nitern.

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Foto: Heidrun Lange

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Foto: Heidrun Lange3 4 Foto: Heidrun Lange

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Eine zweite Flut ist auf dem Weg – die Solidarität„Es wurde immer wieder angefragt, wo und wie manspenden kann“, freut sich Tilo von Ameln. „Dadurchkamen 11 Millionen Euro zusammen.“Die Erfahrungen mit der Oderflut von 1997 lehren:Spendenvergabe ist ein sensibles Thema. „Wir stehennicht am Straßenrand und verteilen das Geld will-kürlich“, erklärt der Johanniter. „Unsere Leute sinddurch betroffene Orte gefahren und haben sich dieSituation genau angesehen. Bei Gebäudeschädenbeispielsweise müssen mehrere Gutachten eingeholtwerden.“ Der Schwerpunkt der Johanniter-Spenden-

projekte liegt beim Wiederaufbau. Dafür gibt es beiden Johannitern einen Baufachmann, der die Bau-substanz gründlich untersucht. Mit Nachkontrollenwird festgestellt, ob die Gelder tatsächlich ent-sprechend der Gutachten verwendet wurden. „Schließlich sind wir unseren Spendern gegenüberverpflichtet mitzuteilen, wo ihre Gelder hingeflossensind“, betont Tilo von Ameln.Die Hilfsorganisation erarbeitete in Zusammenarbeitmit Wohlfahrtsverbänden und staatlichen Stellen Re-geln, wie die Spenden gerecht verteilt werden können.Soforthilfen wurden bereits geleistet. So auch an 16Senioren des Heidenauer Pflegeheims für betreutesWohnen. Nur die Sachen auf dem Leib sind ihnengeblieben. 5000 Euro erhielt jeder Haushalt. Ein Trop-fen auf den heißen Stein. Denn die zumeist 80-jährigenpflegebedürftigen Menschen stehen vor einem Neu-anfang.

Kinder werden wieder optimal betreut Den Schwerpunkt ihrer Wiederaufbauprojekte inSachsen legen die Johanniter auf den Bereich derKindertagesstätten. „Mit 1,1 Millionen Euro wollenwir schnell und unbürokratisch handeln, damit dieKinder wieder optimal betreut werden können“, sagtder Landesvorstand. Sie werden sich hauptsächlichim Müglitztal und Dresden engagieren. Aber auchAltenheime und Jugendclubs müssen schnellstmög-lich wieder instand gesetzt werden.

Werkunterricht vorübergehend im ContainerFür Bürgermeister Peter Kripp in Großbothen sind dieJohanniter die „rettenden Engel“. Seinen Kindergarten„Muldezwerge“ in Sermuth, zugehörig zur GemeindeGroßbothen, haben die Fluten derart zerstört, dassdie Kinder ins nahegelegene Jagdschloss Kössernumziehen mussten. Darin waren bisher die Werkräu-me der dortigen Grundschule untergebracht. DasUnternehmen General Electric baute drei Schulcon-tainer für den Werkunterricht auf. Die Miete für ein-einhalb Jahre bezahlen die Johanniter aus Spenden-geldern. Nun können die Muldezwerge im Schlossungestört spielen und toben.

Foto: Falko Siewert

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5. Millionen von Sandsäcken helfen oftnicht, die Katastrophe zu vermeiden.6. Geldspende und neue Roller für denKindergarten in Heidenau.7. Werkunterricht im Container: DieJohanniter bezahlen die Miete.

8Foto: Falko Siewert

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Fußballer können wieder spielenChris Waschke, Manager der Fußballjugend desDresdner SC Fußball 98 e.V., kann wieder lachen.Ihm und seinen Mannschaften wurde geholfen.Dreieinhalb Meter hoch stand das Wasser im Ostra-gehege und hinterließ einen Schaden in Millionen-höhe. Auf acht Sportplätzen konnte nicht mehrgespielt werden. Es fehlte alles, vom Bleistift bis zumFußballtor. „Das Vereinsleben drohte zu zerbrechen,da den Kindern und Jugendlichen die sportliche Hei-mat fehlt,“ schätzt Chris Waschke ein. Doch dieTruppe ließ sich nicht unterkriegen. Die Vereinsmit-glieder krempelten die Ärmel hoch und beseitigenSchutt und Unrat. Es fehlte bisher an Geld. Und daskam im Oktober von den Johannitern, ein Zuschuss inHöhe von 100 000 Euro. Davon wurden Anzüge, Sport-geräte und Fußbälle gekauft. Im Oktober kamenContainer für Büros, Sanitär- und Aufenthaltsräume.

Solidarität in ganz DeutschlandWochen nach der Flut gibt es länderübergreifendHilfsangebote. Fernsehsender starten Aktionen, sounter anderem das ZDF mit „Die goldene Stimmgabel“.Der Erlös von fast 40 000 Euro ging an „AktionDeutschland hilft“ (ADH), ein Zusammenschluß vonneun renommierten Hilfsorganisationen, dem auchdie Johanniter angehören. Das Geld stellte ADH denJohannitern für den von den Fluten zerstörten Jugend-club in Prettin in Sachsen-Anhalt zur Verfügung. DerBausachverständige ermittelte einen vorläufigenReparaturschaden am Gebäude von 70 000 Euro.Weitere 25 000 Euro werden für die Wiederbeschaf-fung von Möbeln benötigt. Da ein Teil der Geldsummegenehmigt wurde, konnte Baumaterial angeschafftund Aufträge an Baufirmen erteilt werden. „DieJugendlichen schlagen den Putz ab, verlegen die Lei-tungen und malern selbst“, sagt Kreisvorstand KonradLedwa. Dem Kindergarten „Regenbogen“, in der Fröbelstraße 2in Heidenau, dem die Müglitz das Spielzeug zerstörte,überbrachte Ende Oktober Julia Wolf, die Leiterindes Johanniter-Kindergartens in Vettweiß/Jakob-wüllesheim, 2800 Euro. Im Vorfeld wurden mehrereHilfsaktionen, der sich weitere Kindergärten derRegion Aachen-Heinsberg anschlossen, gestartet. Esgab Elterncafes und verschiedene Feste, bei denenEltern derzeitiger und ehemaliger Kindergartenkinder

spendeten. Gewerbetreibende schlossen sich spon-tan der Hilfsaktion an. „Wir wollten nicht nur imFernsehen sehen, was die Jahrhunderflut in Sachsenangerichtet hat, sondern selbst helfen“, sagt Wolf.

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Foto: LV Sachsen

Foto: Männel/www.baydas-bilderdienst.de

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Kommt die Flut zurück?100 Tage später: Die Angst der Bewohner in Prettinsteigt. Die knapp 2300 Einwohner im südöstlichenTeil des Landes Sachsen-Anhalt befürchten, dass dieFlut zurückkommt. Das Wasser der Elbe ist bereitsüber die Ufer getreten. Bürgermeisterin Helga Welzsagt: „Die Nerven der Einwohner liegen blank. Wennjetzt der Frost kommt, dann sind die Gebäude rest-los hinüber. Die Grundsanierungen sind noch nichtbei jedem Haus erfolgt. Die öffentlichen Einrichtun-gen sind seit August geschlossen. Es fehlt an Geld.“ Der Grundwasserspiegel ist seit der Überflutungdurch die Elbe nicht gesunken. Was die Stadtbraucht, ist finanzielle Hilfe vom Land. Doch da tutsich wenig. „Ich habe bis jetzt nur eine Flut vonAnträgen ausgefüllt“, erzählt Inge Dannenberg. DasEigenheim ihrer Familie ist eines der 650 Häuser derStadt, das die Fluten der Elbe zerstört haben. Allein

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das Trocknen des Gebäudes hat Hunderte von Eurogekostet. Sie weiß nicht, wovon sie die Rechnungbezahlen soll. Fest steht bisher nur die Schadenshöhe:80 bis 90 000 Euro „Bloß gut, dass es die Johanniter gibt“, sagt sie. „Alsich eines Tages gefragt wurde, ob bosnische Hand-werker kostenlos einen Teil meines zerstörtes Hausesin Ordnung bringen sollen, hatte ich so meine Zweifel“,erinnert sich die 42jährige. Und jetzt ist sie froh.Innerhalb kurzer Zeit haben die Handwerker dieWände der zwei Kinderzimmer neu verputzt, dieElektroinstallationen erneuert und Estrich aufge-bracht. Einige Straßen weiter kocht Anita NeumannKaffee für die bosnischen „Heinzelmännchen“. Seitmorgens um 8 Uhr stehen die jungen Männer amMischer und bringen Estrich auf den Fußboden dervon den Fluten zerstörten Küche auf. „Sie müssen dochmal einen Kaffee trinken“, sagt die 62jährige, der diejungen Leute mittlerweile ans Herz gewachsen sind. Seit Ende August unterstützen Mitglieder und Mit-arbeiter des Vereins HELP-Hilfe zur Selbsthilfe e.V.aus Sarajevo die Prettiner bei den beschwerlichenAufräum- und Aufbauarbeiten nach der Hochwasser-katastrophe. Die Johanniter unterstützten HELP undfinanzierten mit 150 000 Euro aus SpendengeldernHandwerker und Material. Zum Ende des Jahres läuftder Vertrag der bosnischen „Heinzelmännchen“ aus.Wenn die notwendigen finanziellen Mittel zur Ver-fügung stehen, könnte er eventuell ab Frühjahr fort-gesetzt werden. Bürgermeisterin Welz hofft, dass dieLeute wiederkommen.

1. Viele haben alles verloren. Gutscheine bieten eineerste Hilfe.2. Trainingsmaterial und 12 Container sichern die Jugend-arbeit vom Dresdner SC Fußball 98 e.V.3. Christian Delfs und Maike Lühr kamen mit IhremSchulleiter Hans-Joachim Weiß (2.v. rechts) und einemScheck für Senioren von Lübeck nach Heidenau. 4. Die Kinder der Tagesstätte aus Glashütte wurden vonden Johannitern nach Karpacz gebracht. Das ortsansäs-sige Autohaus sponserte die Fahrzeuge.5. Die Bilder der Flut werden noch lange in Erinnerungbleiben.6. Bosnische „Heinzelmännchen“ helfen in Prettin beimWiederaufbau.7. Döbeln räumt auf: 162 000 t Schlamm und Sperrmüllmüssen im Landkreis entsorgt werden.

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Traumhochzeit „fiel ins Wasser“Sie hatten sich so auf diesen Tag gefreut. Die beidenJohanniter Carsten und Kerstin wollten sich am 17.August im Weesensteiner Schloss im Müglitztal dasJa-Wort geben. Eine Traumhochzeit sollte es werden.Aber dann kam die große Flut, überschwemmte dieStadt, sorgte für Chaos und Zerstörung. Beide warenwährend der Hochwasserkatastrophe in Sachsen imEvakuierungszentrum in Pirna-Sonnenstein im Ein-satz. Die Ehe wurde trotzdem geschlossen, mitten inden Fluten, im Beisein zahlreicher Helfer. Den Segengab Pfarrer Günzel. Eine Hochzeit, die sie nie verges-sen werden. Genauso, wie die Hochwasserkatastrophein ihrem Heimatland. „Als ich zum Einsatz gerufen wurde, dachte ich, na,das bisschen Wasser, so schlimm kann es nicht wer-den“, erinnert sich Carsten.Der Einsatz in der Evakuierungszentrale war für ihnneu, denn sonst versorgt der 30jährige Verletzte. 80Kinder mussten vom Sportplatz in Pirna-Neundorfmit dem Bus in eine Turnhalle gebracht werden. Amnächsten Morgen waren es bereits 5000 Leute, dieihre Wohnungen verlassen mussten. „Ich habe nichtmehr gezählt“, erzählt Carsten. Die Betroffenen wurdenberuhigt. Die Helfer organisierten genügend Decken,Betten und Verpflegung. 150 Rollstuhlfahrer aus demPflegeheim in der Einsteinstraße in Pirna wurden mitdem Linienbus in Notunterkünfte gebracht. Unent-wegt kamen neue Meldungen. Mal ein paar Minutenausruhen, daran war nicht zu denken und an dieHochzeit schon gar nicht. Trotzdem fanden sie einenkurzen Moment der Ruhe, um den für ihr Leben sowichtigen Tag zu erleben. Alle Helfer waren unermüdlich im Einsatz, manchevon ihnen gerade mal 13 Jahre alt. Carsten berichtet:„Wir haben schon viel trainiert: Wie versorgt mandie Leute nach einem Zugunglück, Flugzeugabsturzoder bei einem Sanitätsdienst. Sogar der Einsatznach einem Erdbeben wurde geprobt“. Aber miteinem Hochwassereinsatz dieser Dimension hattendie Johanniter in Sachsen keine Erfahrung. Als das Wasser wieder zurückging, waren Carstenund Kerstin in den Krisengebieten an Elbe und imMüglitztal unterwegs. In Gegenden, wo der Schlammmeterhoch stand oder die Kanalisation gebrochenwar, mussten die Leute gegen Tetanus und Hepatitis Ageimpft werden. Nach dem 14-tägigen Dauereinsatz

wurden die evakuierten Leute wieder in die ihreHäuser gebracht, in Krankenhäuser oder Pflegeheimezurückverlegt. Erschöpft kehrte die Mannschaft inden Stützpunkt nach Pirna zurück, die Fahrzeugemussten komplett zur Durchsicht. „In den dreiWochen haben die mehr Kilometer zurückgelegt, alsin einem Jahr“, resümiert Carsten.

Reden hilft Die Bilder der Jahrhundertkatastrophe im August sindnoch lange nicht vergessen. „So schnell kann mandas nicht verarbeiten“, sagt Christian Gaudig. Oftspricht er noch mit Stefanie über das Erlebte. DieFreundin steht wieder im Krankenhaus in Friedrich-stadt im OP-Saal. Fast zwei Wochen war Christian inden Hochwassergebieten in Sachsen im Einsatz. „Am 14. August wurden wir vom Katastrophenschutz-amt informiert, dass Laubegast evakuiert werdensoll“, erinnert sich der 30jährige Rettungsassistent.Innerhalb von 30 Minuten waren die Fahrzeuge zurEinsatzstelle angerückt. Patienten aus Krankenhäusernund Pflegeeinrichtungen wurden verlegt. Am Tagdarauf blieb ihm nur kurze Zeit, um wichtige Unter-lagen aus dem eigenen Keller in die Wohnung zu

Schicksale, die das Hochwasser schrieb

Foto: Heidrun Lange

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räumen, die musste er ebenfalls verlassen. Laubegastwar von der Elbe überschwemmt. Christian übernahmdie Einsatzleitung für die Evakuierung in das Pesta-lozzi-Gymnasium Heidenau. Für die Helfer und Opferim Krisengebiet musste die Verpflegung organisiertwerden. Bis zu 1300 Essen pro Tag aus der Gulasch-kanone wurden verteilt. Bewohner aus den umliegen-den Häusern kamen in Notunterkünfte. „Das Leid derBetroffenen geht unter die Haut“, sagt der Rettungs-assistent. „Ich kenne dort viele Leute - einige habe ichmit dem Rettungswagen abgeholt.“ Jetzt ist es dortmenschenleer. Reden hilft ihm, mit allem fertig zuwerden. „Es ist gut, dass es ein Kriseninterventions-team gibt“, sagt Christian, „mit einer Pschologin zusprechen hat mir geholfen.“

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1. Frischgebackenes Ehepaar: Carsten Reuer und seineKerstin waren als Johanniter im Evakuierungszentrum in Pirna-Sonnenstein im Einsatz. 2. Die Betreuung der Evakuierten ist den Johannitern wichtig.3. Christian Gaudig, Rettungsassistent bei den Johanniternim Kreisverband Dresden/Sächsische Schweiz.4. Ganze Stadtteile wurden überflutet.5. Notarzt Harald Genzwürker während des Einsatzes inDessau.

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Stadtteil Waldersee in den Fluten versunkenAm Freitagnachmittag kam der Anruf. Spontan ent-schied sich Johanniter Dr. Harald Genzwürker ausMannheim, dass er zum Einsatz nach Dessau fahrenwird. „Unterwegs habe ich mir überlegt, wie mag esdort aussehen. Ob es so schlimm ist, wie die Nach-richten es zeigen?“, erzählt der Notarzt der Schnell-einsatzgruppe.Die steigenden Fluten, die beschädigten Gebäude,der Schlamm, das war schon so, wie die Fernsehbil-der es darstellten. Doch die verzweifelten Gesichterder Menschen versteht man erst mitten im Gesche-hen. Am Sonntag passierte es. Waldersee, ein langumkämpfter Stadtteil Dessaus, versank in den Fluten.Dennoch schufteten Tausende Tag und Nacht bis zurErschöpfung, füllten Sandsäcke und errichtetenBehelfsdeiche. Die Johanniter und andere Hilfsorga-nisationen evakuierten, betreuten und versorgten.Eine Notarztstation, die in der Schule eingerichtetwurde, ist rund um die Uhr im Einsatz. Harald Genz-würker sieht wie alte Männer mit puterroten Gesich-tern Sandsäcke in einer Kette weiterreichen, sie wollensich nicht von ihrer Arbeit trennen. Andere merktennicht einmal, dass sie sich verletzt hatten. Am Dienstag dann strahlender Sonnenschein, derPegel sinkt. Der Präsident der Johanniter, Hans-Peterv. Kirchbach, besuchte die Region und sagte uns, dasser stolz auf uns sei, erinnert sich der Notarzt.Die Dessauer haben die Hilfe dankbar angenommen.„So einen Zusammenhalt erlebt man nicht häufig“,so der 32jährige. Besonders, wenn dann nach 30Stunden Arbeit jemand vorbeischaut und fragt, obman etwas zu Essen haben möchte. Denn selbst hatman nicht mehr die Kraft, sich darum zu kümmern. Wochen später, während des Benefizkonzertes„Menschen am Fluß“ in Mannheim, als zahlreichenHelfern gedankt wurde, war Dr. Harald Genzwürkerwieder im Einsatz. Die Flutbilder zogen noch einmalan ihm vorüber, sie haben sich in sein Gedächtniseingebrannt.

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Erst waren alle fassungslos, dann leisteten alle Wider-stand gegen das Wasser. Nicht selten war der persönliche Einsatz bis an dieeigenen Grenzen gefordert. „Dafür sind wir da“, sagendie Katastrophenschützer bescheiden.

Baden-WürttembergNur wenige Stunden nach der Hilfsanfrage durch dieKoordinierungsstelle in Berlin waren über 50 Helfe-rinnen und Helfer aus Mannheim, Karlsruhe, Ravens-burg und Stuttgart bereit, um zum Einsatzort Dessauaufzubrechen. Einige Johanniter haben kurzfristig Ur-laub genommen oder fanden mit ihren Arbeitgebernunbürokratische Lösungen, um mit an die Elbe fahrenzu können. Sie arbeiteten in Sanitätsstationen undhalfen bei Evakuierungsmaßnahmen. Täglich wurden11000 Portionen Essen bereitgestellt und verteilt.

BayernDie Einheiten (190 Helfer) der Johanniter aus Bayernfuhren teils selbstständig, teils im Konvoi zum Sam-melpunkt in Hof, von dort zum Flughafen nach Dres-den. Die Aufgaben waren Hilfe bei Evakuierungen,Krankentransporten, Sanitätsdiensten in Dresden undspäter in Pirna. Ein weiterer Einsatz wurde durch dieStadt Dresden initiiert, die mit einem Hilfeersuchenan die Bundesgeschäftsstelle der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. herangetreten war. In einem DresdnerGymnasium wurde ein Behelfskrankenhaus, das dieJohanniter aus Niedersachsen aufgebaut hatten, vonbayrischen Johannitern übernommen und fortgeführt.Dort waren bis zu 40 Patienten und 30 Bewohnereines Altenheimes untergebracht.

Berlin/BrandenburgAus dem LV Berlin-Brandenburg waren über mehrereTage ca. 116 Einsatzkräfte in den Hochwassergebie-ten Perleberg, Wittenberge, Ludwigslust, Torgau undGenthin tätig. In der Hauptsache waren die Helferin-nen und Helfer für die Sicherstellung der Versorgungder Einsatzkräfte und der Bevölkerung zuständig. Intagelangem Einsatz wurden Mahlzeiten zusammen-gestellt und verteilt. Darüber hinaus übernahmen die Einsatzkräfte auchTransportaufträge zur Evakuierung von älterenBewohnern aus einem bedrohten Altenheim in einesichere Notunterkunft.

Hessen/Rheinland-Pfalz/SaarInsgesamt 83 Helfer kamen aus dem Landesverbandnach Dessau, der Partnerstadt von Ludwigshafen amRhein. Die Verbände brachten komplett ausgestatteteFeldküchen mit. Es wurde ein Sanitätsstützpunkt fürerschöpfte und leicht verletzte Helfer errichtet. InSporthallen wurden drei Betreuungsstützpunkte ein-gericht, die für die Vermittlung obdachlos geworde-ner Menschen zuständig waren. 3000 Schirmmützen gegen die blendende Sonneorganisierte der Regionalverband Vorderpfalz fürEinsatzkräfte auf dem Sandverladeplatz.

Niedersachsen/BremenAus dem Landesverband waren 367 Helfer aus 23 Orts-verbänden im Einsatz, die in Dresden evakuierte Per-sonen und Bewohner eines Altenheimes betreuten.Ein Notlazarett mit 150 Behandlungsplätzen, ein-schließlich OP- Station, wurde eingerichtet. In Oldenburg wurde für einen Hilfstransport ein Sam-mellager errichtet und drei LKW´s brachten Möbel,Küchengeräte und Kleidung nach Riesa.In Artlenburg wurden 60 000 Sandsäcke gefüllt und dieDeichbauarbeiten an der Elbe unterstützt. 1000 Betten für eine Notunterkunft, 18 000 PortionenSuppe, sowie Decken und Hygieneartikel wurden vomLandesverband bereitgestellt.

Hilfe aus allen Bundesländern

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Foto: LV Hessen/Rheinland-Pfalz/Saar

Foto: Falko Siewert

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Nord171 Helfer aus dem Landesverband beteiligten sich ander Hilfsaktion für das überschwemmte Gebiet in Des-sau. Bewohner eines Altenheimes wurden in Sicherheitgebracht. 12 000 Menschen mußten täglich mit Essenversorgt werden. Nach der Flut sammelten in Kiel die Johanniter gemein-sam mit der Nord-Ostsee-Bahn Hilfsgüter. WeitereSpenden gingen an Kinder- und Senioreneinrichtungen.

Nordrhein-WestfalenInsgesamt 163 Helferinnen und Helfer aus dem Landes-verband Nordrhein-Westfalen waren im August imEinsatzgebiet Sachsen-Anhalt und Brandenburg. DieJohanniter versorgten die Helfer von THW und Feuer-wehr sowie die Bevölkerung und übernahmen dieWasserversorgung, da durch Stromausfall die Pumpender Wasserwerke zeitweise nicht in Betrieb waren. In Sanitätseinsätzen kümmerten sie sich um leichtVerletzte. In allen Verbänden herrschte hohe Einsatz-bereitschaft.Die Freistellung durch die Arbeitgeber war fast überallkein Problem, in den meisten Fällen wurde auf eineKostenerstattung verzichtet.

SachsenSachsen war eines der am schwersten vom Hoch-wasser betroffenen Bundesländer. Insgesamt 404sächsische Johanniter waren im Kampf gegen dieElbeflut dabei, organisiert in sieben Betreuungszü-gen und sieben Sanitätszügen. Eingesetzt wurden sie,im Wechsel, an insgesamt elf Einsatzschwerpunkten,die meisten in Dresden, in Torgau und im LandkreisSächsische Schweiz.

Auch Einrichtungen der Johanniter wurden vomHochwasser betroffen: So die Seniorenbegegnungs-stätte Heidenau und die deutsch-tschechische Kin-dertagesstätte in Oberwiesenthal.

Sachsen-Anhalt /ThüringenInsgesamt waren 250 Mitarbeiter und ehrenamtlicheHelfer der beiden Bundesländer in den RegionenSachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen im Einsatz.In Dessau kochten 70 Köche und Helfer 150 000Essensportionen. 112 ehrenamtliche Helfer bereitetenTag und Nacht Brötchen zu, die anschließend anunzählige unermüdliche Helfer in 45 Einsatzorten derRegion ausgeliefert wurden.Über 500 Johanniter aus ganz Deutschland warenmit 75 Einsatzwagen 24 Stunden am Tag im RaumDessau unterwegs, um Krankenhäuser, Altenheimeund Privathäuser zu evakuieren. In den RegionenStendal und Magdeburg war die Lage kritisch.Johanniter halfen bei Evakuierungen von Kranken-häusern und mehreren Altenheimen nahe den OrtenSchönebeck und Barby. In Stendal wurden 3500Menschen von 50 Johannitern mit Essen versorgt. In der bundesweiten telefonischen Servicezentraleder Johanniter in Altenburg standen die Telefone nichtmehr still: Tausende Anfragen aus der Bevölkerungmußten beantwortet werden: Wo kann ich spendenoder direkt helfen? Wo gebe ich Sachspenden ab?Doch bekanntlich war die akute Bedrohung durchdie Flut nur eine Aufgabe, die von der JUH bewältigtwerden wollte, der Neuaufbau in der Zeit danach,die andere. In Dessau und Magdeburg wurden drei neue JUH-Mitarbeiter eingestellt, die sich ausschließlich mitden Auswirkungen der Flut beschäftigen und denMenschen direkt vor Ort helfen. Weiterhin kümmertsich die JUH in Sachsen-Anhalt /Thüringen natürlichum die Organisation und Verteilung von Spendenund um die umfassende und schnelle Sanierung ver-schiedener sozialer Einrichtungen.

1. Säckescheppen bis zum Umfallen. Helfer ausFrankfurt am Main in Dessau.2. Krankenhäuser und Seniorenheime musstenevakuiert werden. 3. Viele freiwillige Helfer sicherten die Versorgungvon Helfern und Flutopfern.

3Foto: LV Sachsen

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Statistik

Sanierung der städtischen Kindertagesstätten, Kindergarten- und Krippengruppe Beseitigung von Hochwasserschäden, Kindertagesstätte CrimmitschauKindertagesstätte: Beseitigung Hochwasserschäden, NeuausstattungWiederaufbau Sportstätte/-halle SV DippoldiswaldeInstandsetzung Jugendbegegnungsstätte "Körnerplatzschule", Kindertagesstätte "Bussi-Bär" / Wiederherstellung der Nutzungsmöglichkeit: Sporthalle Burgstraße, Sportverein Vorwärts Döbeln e.V.,Stadtsporthalle, Lessing-Gymnasium, Stadt DöbelnÜbergangsbetrieb der Kindertagesstätte in Containern, Neubau einer KindertagesstätteKrisenintervention und Beratung der Bevölkerung / Übergangsbetrieb der Kindertagesstätte Laubegast inContainern, Neubau / Kindertagesstätte Ulmenstraße: Beseitigung von Hochwasserschäden / Ev. Diako-nissenkrankenhaus: Sanierung Haustechnik, Instandsetzung Kellergebäude / Sanierung Abenteuerspielplatz/ Dresdner SC: Sanierung einer Sportstätte und Bereitstellung eines Ersatzbetriebs-ContainersBeseitigung Hochwasserschäden JugendbegegnungsstätteNeubau Vereinssporthaus, Hainsberger SV e.V. / Stadtkulturhaus: Beseitigung von Hochwasserschäden,Neuausstattung / BSK Behindertenverband Freital e.V.: Weiterbetrieb der Begegnungsstätte in Ersatz-räumen, Neuausstattung v. ErsatzräumenKindertagesstätte: Unterstützung sozialer Betreuungskosten von Kindern betroffener ElternInstandsetzung Kreativkindergarten "Minimax" / Johanniter-Seniorenheim, Beseitigung von Hochwasserschäden, NeuausstattungJugendclub: Beseitigung von HochwasserschädenBeseitigung von Hochwasserschäden einer KindertagesstätteBeratung von Hochwasseropfern / Begleitung von BaumaßnahmenBeratung von Hochwasseropfern, Einbeziehung ehrenamtlicher Strukturen (Schulsanitätsdienst)Beseitigung von Hochwasserschäden in einem deutsch-tschechischen Kindergarten,Beseitigung von Hochwasserschäden einer KindertagesstätteSanierung des Freizeitheimes HochwasserschädenBeseitigung von Hochwasserschäden, Kindergarten SchneebergNeubau einer Kindertagesstätte / Durchführung Ersatzbetrieb / Aufstellung von ContainernFreizeit- und Bildungsstätte TrebenBeseitigung von Hochwasserschäden, JugendclubNeubau bzw. Sanierung einer KindertagesstätteSanierungsmaßnahme, privater Jugendclub im Ortsteil GohlisBeseitigung von Hochwasserschäden, Kindertagesstätte Zschorlau

Auszüge aus der Projektliste Landesverband Sachsen

Ort Kurzbeschreibung

Bad SchandauCrimmitschauDautschenDippoldiswaldeDöbeln

Dohna, MüglitztalDresden

EilenburgFreital

GlashütteHeidenau

KreinitzLangenhennersdorfMüglitztalMeißenOberwiesentalSchlottwitz, MüglitztalSchneckenmühleSchneebergSermuthTrebenWiederauZehren, Kr. MeißenZeithainZschorlau

Einzelfallhilfen1.495.500 €

Katastrophenhilfe insgesamt1.081.706 €

Jugendeinrichtungen976.010 €

Kindereinrichtungen (Kindergärten)4.388.808 €

Behinderteneinrichtungen107.500 € Verfügbarer Restbetrag 2.377,57 Euro

Stand: 29.01.2003

Senioreneinrichtungen247.468 €

Kultur-/Sporteinrichtungen788.000 €

JUH Bürgerbüros/Beratung766.180 €

Krankenhäuser349.971 €

Arten der ZuwendungGesamt: 10.231.142 Euro

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Sanierung: Kindertagesstätte „Bussi-Bär“, Kindertagesstätte Schierau, Jugendclub „Fünf“Wiederbeschaffung von Einrichtungsmobiliar für 10 Wohneinheiten

Anschaffung von Hochdruckreinigern, Bautrocknern und Ölradiatoren für die Bevölkerung

Nachsorge und Betreuung von alkoholkranken Bewohnern / Instandsetzungshilfe für Räumlichkeitenzur Betreuung psychisch Kranker / Sanierung Sporthalle Einrichtung einer Beratungsstelle, Koordinationsstelle für ältere Bürger, Familien etc. / Hilfe beiAntragsstellungen, Behördengänge

Einrichtungen der Provinzial-Sächsischen Genossenschaft des Johanniterordens, InstandsetzungWiederbeschaffung von Spiel- und Sportgeräten und Einrichtungsgegenständen im KindergartenSanierung und Neuausstattung Gemeinschaftssporthalle / Sanierung Kommunale BegegnungsstätteBeratung und Koordination von Hilfsmaßnahmen / Anschaffung von Hochdruckreinigern / Instand-setzung Ruderverein, Stadt BarbySanierungsmaßnahme, Kindertagesstätte in DemkerInstandsetzung eines Spielplatzes im Ortsteil GallinWiederaufbau eines Spielplatzes und eines Jugendclubs, Maßnahme wird durch Einbringung ehrenamtlicher Unterstützung der betroffenen Jugendlichen durchgeführtSanierung am Kindergarten RaguhnWiederaufbau eines KindergartenSanierung einer Altenbegegnungsstätte Krankenhaus Stendal, Beseitigung von Hochwasserschäden

Auszüge aus der Projektliste Landesverband Sachsen-Anhalt

Auszüge aus der Projektliste Landesverband Berlin/Brandenburg

BitterfeldBitterfeld, Dessau,WittenbergBitterfeld, Dessau,Waldersee, WittenbergDessau

Dessau, Anhalt-Zerbst,Klitzschena, Sebnitz,Wittenberg, WörlitzGardelegenGößnitzJeßnitzMagdeburg

Magdeburg/SchönebeckMühlangerPrettin

RaguhnSebnitzSeegrehnsStendal

Beratungsbüros, Bürgerbüros, NachsorgeMühlberg

Auszüge aus der Projektliste Landesverband Bayern

Unterstützung von Einzelfällen in Zusammenarbeit mit den KommunenRegensburg

Ort Kurzbeschreibung

Ort Kurzbeschreibung

Ort Kurzbeschreibung

Verteilung nach Bundesländern

Bayern 286.000 € 2,8%Brandenburg 54.000 € 0,5%

Übergreifende Katastrophenhilfe 506.312 € 4,9%

Niedersachsen 21.000 € 0,2%Sachsen 7.099.132 € 69,4%

Sachsen-Anhalt 2.264.698 € 22,2%Gesamt 10.231.142 € 100,0%

Einnahmen*

Spenden und Mailings 11.748.711 €

Diakonisches Werk 800.000 €Aktion

Deutschland Hilft 40.000 €Johanniter

Orde in Nederland 20.000 €Gesamt 12.608.711€

* Die Abweichung zwischen Einnahmen undverteilten Geldern begründet sich in noch nichtbewilligten Projektanträgen, die sich noch imPrüfungsverfahren befinden.

Eingesetzte Helfer

Baden-Württemberg 50Bayern 191

Berlin/Brandenburg 116Hessen/Rheinland-Pfalz/Saar 83

Niedersachsen/Bremen 367Nord 186

Nordrhein-Westfalen 173Sachsen 410

Sachsen-Anhalt/Thüringen 250Polen 9

Gesamt 1.836Stand: 29.01.2003 Stand: 29.01.2003 Stand: 29.01.2003

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Gegründet wurde die JUH im Jahre 1952. Mit über200 Regional-, Kreis- und Ortsverbänden ist sie imgesamten Bundesgebiet vertreten.

Die Johanniter-Unfall-Hilfe ist ein Werk des evan-gelischen Johanniterordens und als gemeinnützigerVerein anerkannt. Sie ist eine freiwillige Hilfsgesell-schaft im Sinne des Art. 26 des 1. Genfer Abkommensvom 12.08.1949. Zudem ist sie ein Verband der FreienWohlfahrtspflege und dem Diakonischen Werk derevangelischen Kirche Deutschland als Fachverbandunmittelbar angeschlossen.

Ihre satzungsgemäßen Aufgaben sind:• Erste Hilfe und Sanitätsdienst• Rettungsdienst und Krankentransport

sowie Unfallfolgedienst• Ambulanzflug- und Auslandrückholdienst• Bevölkerungsschutz• Aus- und Fortbildung von

Schwesternhelferinnen und Pflegehelfern• Jugendarbeit, Arbeit mit Kindern• Soziale Dienste• Betrieb von und Mitwirkung an

Sozialstationen/Diakoniestationen• Teilstationäre und stationäre Altenpflege• sonstige Hilfeleistungen im

karitativen Bereich• Die JUH erfüllt ihre Aufgaben

auch im Ausland

Die Johanniter

ImpressumHerausgeberJohanniter-Unfall-Hilfe e.V.Lützowstraße 94, 10785 BerlinTelefon: 0 30 - 2 69 97-0Telefax: 0 30 - 2 69 [email protected]

Verantwortlich für den InhaltBundesvorstand:Thomas DoerrDr. Hans-Joachim Vits

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