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W as? Nicht abwechslungsreich genug, zu bekannt, zu überlaufen, zu wenig Benzin- und Ölgeruch? Okay, da haben wir das ultima- tive Oldtimer-Alternativprogramm: einen Ausflug in die Weinregion von Stellenbosch/Franschhoek. Aber keine Angst, wir sind nicht auf der Suche nach Cabernet Sauvignon, Shiraz oder Chenin Blanc, auch wenn der südafrikanische Wein sehr viel Gaumenfreude bietet. Nein, wir tauchen ab in die automobile Vergangenheit des südlichen Afrika. Unsere Tagestour startet in der City von Kapstadt. Durch den morgend- lichen Verkehr rollen wir auf der N1 Richtung Nordosten. Auf der Gegenfahr- bahn stauen sich die Wagen Richtung Downtown. Alltag in Kapstadt. Einige Kilometer hinter der Stadt verlassen wir die N1 bei der Ausfahrt zur M167. SÜDAFRIKA | AUTOMUSEEN WIE SCHWARZ UND WEISS Automuseen in Südafrika So unterschiedlich wie Schwarz und Weiss Südafrika ist nicht erst seit der Fussball-WM 2010 ein beliebtes und angesagtes Reiseziel. Neben dem Krüger-Nationalpark steht besonders Kapstadt hoch im Kurs der Besucher. Zu Recht, hat doch diese Region für Touristen enorm viel zu bieten. Vom Tafelberg aus kann man die atemberaubende Sicht auf Kapstadt geniessen, durch das bunte Bo-Kaap-Viertel bummeln, über den spektakulären Chapman‘s Peak Drive hinunter ans Kap der guten Hoffnung cruisen, an der trendigen Waterfront einen Sundowner geniessen… 120 SwissClassics Nr. 58-06 | 2016/2017 Text und Bilder: Stephan Traber Südafrika, das Land der Gegensätze: patinierte Klassiker im Wijnland Auto Museum (grosses Bild) und hochglanzpolierte Sammlerstücke im Franschhoek Motor Museum (kleines Bild). Nichts für zartbesaitete Oldtimerliebhaber Unser erstes Ziel: das Wijnland Auto Museum. Wobei der Ausdruck Museum (zumindest für unsere mitteleuropäischen Vorstellungen) doch etwas hoch gegriffen erscheint. Die Anfahrt über die staubige Strasse lässt erahnen, was den Alteisenliebhaber erwartet. Wer Freude an toprestaurierten Fahrzeugen hat, für den heisst es spätestens jetzt Stopp und umkehren. Das grosse Gelände ist vor unerwünschten Besuchern mit einem hohen Elek- trozaun gesichert. Ein massives Rolltor versperrt die Zufahrt, alles ist video- überwacht. Auch das ist Alltag in Südafrika. Mit einer Klingel kann man sich bemerkbar machen. Der Besitzer stapft aus seiner Werkstatt, begrüsst einen, kassiert das Eintrittsgeld, macht eine einladende Bewegung Richtung Gelände und verschwindet wieder in sein Reich, sprich Richtung Werkstatt. In einer Halle gleich neben der Werkstatt lagern einige der besser erhaltenen Fahrzeuge: Jaguar XK, Ford Capri, Porsche Speedster, Dodge Barracuda, Citroën DS Cabriolet und einiges mehr fristet hier ein vor Sonne und Regen geschütztes Dasein. Alle Wagen sind eng ineinandergeschachtelt. Zu einigen Fahrzeugen gelangt man nur mit eingezogenem Bauch und akrobatischen Verrenkungen. 121 www.swissclassics.com SwissClassics Automuseen in Südafrika – Adressen Wijnland Auto Museum 60 Tarentaal Street, Joostenbergvlakte (an der N1, Ausfahrt Kraaifontein) Franschhoek Motor Museum R45, Franschhoek, 7690, South Africa (an der R45 zwischen Pniel und Wemmershoek)

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Was? Nicht abwechslungsreich genug, zu bekannt, zu überlaufen, zu wenig Benzin- und Ölgeruch? Okay, da haben wir das ultima-tive Oldtimer-Alternativprogramm:

einen Ausfl ug in die Weinregion von Stellenbosch/Franschhoek. Aber keine Angst, wir sind nicht auf der Suche nach Cabernet Sauvignon, Shiraz oder Chenin Blanc, auch wenn der südafrikanische Wein sehr viel Gaumenfreude bietet. Nein, wir tauchen ab in die automobile Vergangenheit des südlichen Afrika. Unsere Tagestour startet in der City von Kapstadt. Durch den morgend-lichen Verkehr rollen wir auf der N1 Richtung Nordosten. Auf der Gegenfahr-bahn stauen sich die Wagen Richtung Downtown. Alltag in Kapstadt. Einige Kilometer hinter der Stadt verlassen wir die N1 bei der Ausfahrt zur M167.

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Automuseen in Südafrika So unterschiedlich wie Schwarz und Weiss

Südafrika ist nicht erst seit der Fussball-WM 2010 ein beliebtes und angesagtes Reiseziel. Neben dem Krüger-Nationalpark steht besonders Kapstadt hoch im Kurs der Besucher. Zu Recht, hat doch diese Region für Touristen enorm viel zu bieten.

Vom Tafelberg aus kann man die atemberaubende Sicht auf Kapstadt geniessen, durch das bunte Bo-Kaap-Viertel bummeln, über den spektakulären Chapman‘s Peak Drive hinunter ans Kap der guten Hoffnung cruisen,

an der trendigen Waterfront einen Sundowner geniessen…

120 SwissClassics Nr. 58-06 | 2016/2017

Text und Bilder: Stephan Traber

Südafrika, das Land der Gegensätze: patinierte Klassiker im Wijnland Auto Museum (grosses Bild) und hochglanzpolierte

Sammlerstücke im Franschhoek Motor Museum (kleines Bild).

Nichts für zartbesaitete OldtimerliebhaberUnser erstes Ziel: das Wijnland Auto Museum. Wobei der Ausdruck Museum (zumindest für unsere mitteleuropäischen Vorstellungen) doch etwas hoch gegriffen erscheint. Die Anfahrt über die staubige Strasse lässt erahnen, was den Alteisenliebhaber erwartet. Wer Freude an toprestaurierten Fahrzeugen hat, für den heisst es spätestens jetzt Stopp und umkehren.Das grosse Gelände ist vor unerwünschten Besuchern mit einem hohen Elek-trozaun gesichert. Ein massives Rolltor versperrt die Zufahrt, alles ist video-überwacht. Auch das ist Alltag in Südafrika. Mit einer Klingel kann man sich bemerkbar machen. Der Besitzer stapft aus seiner Werkstatt, begrüsst einen, kassiert das Eintrittsgeld, macht eine einladende Bewegung Richtung Gelände und verschwindet wieder in sein Reich, sprich Richtung Werkstatt.In einer Halle gleich neben der Werkstatt lagern einige der besser erhaltenen Fahrzeuge: Jaguar XK, Ford Capri, Porsche Speedster, Dodge Barracuda, Citroën DS Cabriolet und einiges mehr fristet hier ein vor Sonne und Regen geschütztes Dasein. Alle Wagen sind eng ineinandergeschachtelt. Zu einigen Fahrzeugen gelangt man nur mit eingezogenem Bauch und akrobatischen Verrenkungen.

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Automuseen in Südafrika – Adressen

Wijnland Auto Museum60 Tarentaal Street,Joostenbergvlakte (an der N1, Ausfahrt Kraaifontein)

Franschhoek Motor MuseumR45, Franschhoek, 7690, South Africa(an der R45 zwischen Pniel und Wemmershoek)

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Zum Fotografieren fehlen Licht und Platz. Bei gefühlten 50 Grad unter dem Wellblechdach flüchtet man bald wieder ins Freie, denn dort wartet ein Eldorado für Fans von verflossenen unrestaurierten Autoträumen.Wohl gegen 400 Autos parken auf dem mehreren tausend Quadratmeter grossen Grundstück. Der Zustand der Fahrzeuge bewegt sich zwischen schlecht und hoffnungslos. Bei einigen Wagen fehlen Carrosserieteile oder Motor, bei andern das Interieur, und wieder andere sind nur noch als Frag-mente vorhanden. Bei den meisten Fahrzeugleichen hat der ehemalige Lack seine Farbe zu Rostrot gewechselt.

Seit drei Jahrzehnten wird gesammeltWährend unseres Besuchs demontiert Les Boshoff, der Besitzer des Wijnland Automuseums, die Inneneinrichtung eines amerikanischen Strassenkreuzers. Alle Schrauben werden sauber geordnet aufgereiht. «Nein, es ist nichts zu verkaufen», blockt er allfällige Fragen schon im Keim ab. Seit drei Jahrzehn-ten sei er hier tätig, erklärt er. Ein Schild weist darauf hin, dass Wagen für ver-schiedene Gelegenheiten zu mieten seien. Für Foto- und Filmproduktionen sind Fahrzeuge und Gelände immer mal wieder gefragt. Schön, dass es Leute wie Les Boshoff gibt, die ihren eigenen Traum vom Oldtimer leben – abseits vom Renditestreben.

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1. Fahrzeuge aus verschiedenen Jahrzehnten. | 2. Emailtafeln, Werbeschilder, Öldosen und viele andere Accessoires vermitteln eine Retro-Atmosphäre. | 3. Futuristisches Turbinenfahr-zeug. | 4. Einheitsfarbe und Einheitszustand. | 5. Sauber aufgereiht. Trotzdem weiss wohl nur der Besitzer des Museums was zu welchem Fahrzeug gehört. | 6. Jaguar XK mit Hardtop. | 7. Der BMW trägt nur noch ein Hauch von Farbe. | 8. Viele Fahrzeuge sind amerikanischen Ursprungs. | 9. Der Rost nagt weiter, das Sonnendach schützt vor UV Licht. | 10. Blick in die französische Ecke mit Peugeot und Renault. | 11. Elegante Linien zeichnen diesen Plymouth Fury aus. | 12. Kaum anzunehmen dass diese Karosserie je wieder Instand gesetzt wird. | 13. Das Gelände ist mehrere tausend Quadratmeter gross. | 14. Les Boshoff, der Besitzer arbeitet regelmässig an den Fahrzeugen. Bei unserem Besuch wurde gerade eine Innenausstattung demontiert. Alle Schrauben werden sauber sortiert. | 15. Ein Buick Riviera wird hergerichtet.

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Von Schwarz zu Weiss – oder von Rost zu GlanzSzenenwechsel. Wir verlassen das Wijnland Auto Museum und fahren auf gut ausgebauten Stassen Richtung Franschhoek, das zusammen mit Stellenbosch das wichtigste Weinanbaugebiet in Südafrika bildet. Ein Wegweiser führt uns zum Franschhoek Motor Museum, dem wohl grössten Oldtimermuseum im südlichen Afrika. Bevor man auf das Gelände fahren kann, wird man an einem Tor gestoppt. Nachdem man ein umfangreiches Formular ausgefüllt hat, kann man über die lange Auffahrt Richtung Hauptgebäude rollen, wo die Eintrittstickets erhältlich sind. Neben dem Empfangsgebäude mit Rezeption, Restaurant und Office besteht das Museum aus vier grossen Hallen. Die Ar-chitektur der Gebäude orientiert sich an den Weingütern der Gegend. Alles wirkt herrschaftlich und sehr nobel. Das Franschhoek Motor Museum ist im Besitz von Johann Rupert, einem südafrikanischen Milliardär, der sein Geld un-ter anderem mit dem Luxusgüterkonzern Richemont (IWC, Baume & Mercier, Cartier und einige mehr) verdient.

Vier Hallen voll mit automobilen SchätzenDie Fahrzeuge sind nach Herkunft oder Baujahr auf die klimatisierten Hallen verteilt. Eine Halle widmet sich den Vorkriegsfahrzeugen, eine weitere den deutschen Fabrikaten, in einer weiteren Halle befinden sich amerikanische und französische Autos, und die vierte Halle ist den Sport- und Rennwagen vorbehalten. Insgesamt werden etwa 80 Autos und ein paar Motorräder prä-sentiert. Die Sammlung von Johann Rupert ist jedoch bedeutend umfangrei-cher und umfasst etwa 220 Raritäten. Ein Teil der Fahrzeuge im Museum wird regelmässig ausgetauscht, sodass sich ein Besuch immer mal wieder lohnt. Die Webseite des Museums gibt Auskunft darüber, was gegenwärtig gerade gezeigt wird: www.fmm.co.za. Das älteste Vehikel der eindrücklichen Samm-lung ist ein 1898er-Beeston Tricycles. Die Spanne reicht bis in die Neuzeit zu einem 2003er-Ferrari Enzo Supercar. Alle Wagen sind in sehr gutem Zustand, einige erscheinen sogar etwas überrestauriert. Aber das ist wohl Geschmacks-sache, und wenn man gerade kurz vorher das Wijnland Automuseum besucht

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hat, wird man vom Glanz hier schnell geblendet. Leider kann man die meis-ten Wagen nur von vorn betrachten, sie sind mit Bändern vor den Besuchern geschützt. Verständlich, wenn man den Wert der eindrücklichen Sammlung in Betracht zieht: Bei unserem Besuch wurden unter anderem ein Isotta Fra-schini Tipo 8, Bugattis der Typen T23/35B/41/46 und ein Ford GT40 gezeigt. Die Liste von seltenen und schönen Fahrzeugen liesse sich beliebig fortsetzen. Interessant auch der Moretti 750S Bialbero Spyder. Ein Wagen, der auch schon Schweizer Luft durch seine Vergaser gesaugt hat: 2001 ging er unter anderem in Ollon-Villars an den Start.Von Kapstadt aus lassen sich beide Museen bequem an einem Tag besuchen. Eigentlich ein Must für jeden Oldtimerfreund, der die südafrikanische Me-tropole besucht.

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1. Ein Wagen der auch schon in der Schweiz am Start war (Ollon-Villars 2001). Moretti 750S Bialbero Spyder Grand Sport 1955. 4-Zylinder DOHC 16 Ventile, 748 ccm und nur 545 kg schwer. | 2. Alle Wagen im Museum sind in einem sehr guten Zustand. Eine mehrköpfige Equipe kümmert sich um den Unterhalt der Fahrzeuge. | 3. Ein elegantes Cabriolet aus dem Hause Alfa Romeo. C6, 2500 SS, 2443ccm. | 4. Verschiedene MG’s. Im Vordergrund ein TF mit 1466 ccm, Baujahr 1954. | 5. Nur drei dieser Isotta Franschini Tipo 8 wurden nach Süd-afrika importiert. | 6. Jaguar SS100 (Swallow Sidecars) 1938. | 7. Ein Chevrolet Stylemaster Sedan Delivery aus dem Jahre 1948 mit auffällig rot-grüner Lackierung. | 8. In vier Hallen werden die Wagen präsentiert. | 9. AC Royal (Model12) 1922. | 10. Dieser Jaguar D-Typ be-legte 1956 den 4. Platz in Le Mans. | 11. Bugatti T35, Isotta Franschini, und Bugatti Brescia. | 12. Maserati, 150S, Baujahr 1956, 4-Zyinder, DOHC, 1484 ccm. | 13. Eine Halle ist den Sport- und Rennwagen vorbehalten. | 14. Maserati 6 CM von 1937. | 15. Die Sammlung umfasst auch wenige Motorräder, wie zum Beispiel diese 1000er Ariel Square Four. Der Name leitet sich aus den quadratisch angeordneten Zylindern ab. Der Motor verfügt über zwei Kurbel-wellen. | 16. Hupmobile wurden von 1909-1941 in Detroit gebaut. Hier ein 8-Zylinder, 4405 ccm, mit Baujahr 1929. | 17. Ein ästhetisches Design mit Klappscheinwerfer zeichnet diesen Cord 810 Convertible aus. Cord baute als erste Firma serienmässig Wagen mit Frontantrieb.

Lesen und erfahren Sie online mehr über den Automuseen im In- und Ausland: zwischengas.com/sc52016

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