Softwaregestützte Pävention in Apotheken

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Studiengang Consumer Health Care CHARITE – UNIVERSITÄTSMEDIZIN BERLIN Institut für Klinische Pharmakologie, Campus Charité Mitte Projektarbeit zur Erlangung des akademischen Grades „Master of Science“ (in Consumer Health Care) (MScCHC) Softwaregestützte Prävention in Apotheken vorgelegt der Charité – Universitätsmedizin Berlin am Montag, 26.07.2010 von Apotheker Rudolf Poß geboren am 31.07.1970 in Trier

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ProjektarbeitConsumer Healthcare MasterstudiumAutor: Rudolf Poß26.07.2010

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  • Studiengang Consumer Health Care CHARITE UNIVERSITTSMEDIZIN BERLIN Institut fr Klinische Pharmakologie, Campus Charit Mitte

    Projektarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Master of Science (in Consumer Health Care) (MScCHC)

    Softwaregesttzte Prvention in Apotheken

    vorgelegt der Charit Universittsmedizin Berlin am Montag, 26.07.2010 von Apotheker Rudolf Po geboren am 31.07.1970 in Trier

  • Inhaltsverzeichnis

    1 Zielsetzung der Arbeit....................................................................................................... 4

    2 Methodik: Literaturrecherche .......................................................................................... 5

    3 Einleitung und Hintergrund .............................................................................................. 6

    3.1 Begriffsdefinition Prvention ................................................................................ 6

    3.2 Marktsegment Apotheke ...................................................................................... 7

    4 Prventionsszenarien ..................................................................................................... 11

    4.1 Vorbemerkung ................................................................................................... 11

    4.2 Wichtige prventionsrelevante Vitalwerte .......................................................... 11

    4.3 Szenario 1: Untersttzung durch elektronisches Beratungsterminal ................. 12

    4.4 Szenario 2: Apothekenzentriertes Case Management ...................................... 14

    4.5 Vorteile apothekenzentrierten Case Managements .......................................... 16

    4.6 Grenzen der Prventionsarbeit in Apotheken .................................................... 16

    5 Literatur und Quellen ...................................................................................................... 18

  • Abbildungsverzeichnis

    Abbildung 1 - Klassifikation Prvention ............................................................................... 6

    Abbildung 2 - Entwicklung Apothekengesamtumsatz gegen Rohgewinn 1995-2006 ........ 8

    Abbildung 3 - Warengruppenstruktur bei Offizin- und Versandapotheken ......................... 9

    Abbildung 4 - Marktanteile der Softwareanbieter fr Apothekensysteme ........................... 9

    Abbildung 5 - Webbasierte Gesundheitsakte .................................................................... 10

    Abbildung 6 - Drehbarer Tischkiosk Phia DrehBar ........................................................... 12

    Abbildung 7 - Cholestech LDX Multimeter kardiorelevanter Parameter ........................... 13

    Abbildung 8 - MDS 800 Multimeter fr Hautfunktionsparameter ...................................... 13

    Abbildung 9 - Apothekenzentriertes Case Management .................................................. 14

  • 1 Zielsetzung der Arbeit Mit dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, inwieweit bereits verfgbare IT-gesttzte Beratungsfunktionen das Angebot von Prventionsleistungen in ffentlichen Apotheken* untersttzen knnen.

    Dazu wird zunchst ein flexibles, ganzheitliches Szenario skizziert, in dem ffentliche Apotheken als niedrigschwellige Anlaufstelle fr Patienten mit chronischen Erkrankungen im Rahmen eines Case-Management-Ansatzes prventiv ttig werden knnen. Basis fr die diskutierten Szenarien ist eine zweijhrige pharmazeutische Beratungsttigkeit fr ein Unternehmen der eHealth-Branche. Die Notwendigkeit fr die Entwicklung solcher Szenarien ergibt sich aus der kritischen Sicht der Leistungsfhigkeit der klassischen Apotheken in der Arzneimitteldistribution durch Kostentrger und Politik. Solide Etablierung von Prvention in der pharmazeutischen Ttigkeit schafft eine neue tragende Sule fr das Berufsbild und relativiert das Bild des berbezahlten Schubladenziehers.

    * Begriff (engl. community pharmacy) in Abgrenzung zu Versandapotheken gewhlt; im Folgenden wird aus Grnden der Lesbarkeit der Terminus Apotheken verwendet

  • 2 Methodik: Literaturrecherche Wie sich aus dem Titel der Arbeit ergibt, lassen sich ontologisch drei Begrifflichkeiten fr die Suche bilden: Prvention, Apotheken und Software. Fr die Suche wurden diese logisch und-verknpft. Die Suche fllt bei Suchmaschinen, die Trunkierung erlauben (z. B. DIMDI), einfacher aus. In den meisten Fllen musste jedoch mit komplexeren Suchbegriffen gearbeitet werden, von denen im Folgenden beispielhaft der fr PubMed verwendete genannt wird: (prevention or preventive) and (software or computer or computerized or automatic or automated) and (pharmacy or pharmacies) Folgende Datenbanken wurden fr die Suche herangezogen:

    - PubMed - Cochrane Library and Reviews - DIMDI

    - MEDPILOT - Google - Google Scholar - Pharmazeutische Zeitung - Deutsche Apothekerzeitung

    Es wurden keine Treffer gefunden, wenn die skizzierte Suchstrategie verfolgt wurde. Wenn nur zwei der drei begrifflichen Entitten in der Suche vorkamen, fhrte dies immer zu einem umfangreichen Suchergebnis. Bei der IT-bezogenen Suche ergaben sich thematisch am hufigsten Treffer zu Software, die die Arzneimittelsicherheit beschreiben, und hierbei am hufigsten zu Arzneimittelwechselwirkungen. Bei der prventionsfokussierten Suche ergaben sich am hufigsten Treffer, in denen der kurzfristige Outcome von Interventionsmanahmen, die bei prventionsrelevanten Zielgruppen durchgefhrt wurden, beschrieben wurde. Am hufigsten war der Bereich der Tertirprvention beschrieben. Das Ergebnis zeigt, dass das Gebiet der softwaregesttzten Prvention noch zu jung und zu wenig ausdifferenziert ist, um in der Forschung beachtet zu werden. Ursachen hierfr liegen sicherlich einmal in der niedrigen Akzeptanz der Prvention chronischer Erkrankungen bei der Zielgruppe, besonders in frhen Stadien (Primr- und Sekundrprvention). Andererseits bewirkt fehlende Erstattung durch Kostentrger und mangelndes Interesse der Politik, dass die notwendigen Investitionen in die Technologie nicht erfolgen. Dies zeigt das politische Sterben des Prventionsgesetzes deutlich [1]. Andererseits haben alle groen Hersteller von Apothekensoftware im Rahmen von Konzepten der Pharmazeutischen Betreuung die Erfassung und Speicherung von Vitalwerten umgesetzt, so dass technisch der Nutzung dieses Potentials nichts im Wege steht [2].

  • 3 Einleitung und Hintergrund

    3.1 Begriffsdefinition Prvention In der Lehre unterscheidet man drei Arten der Prvention, die primre, sekundre und tertire Prvention, wobei die bergnge zwischen den Bereichen flieend sind. Die Apotheken decken mit ihren Dienstleistungen alle drei Bereiche der Prvention ab. Chroniker im Speziellen sind in der Tertirprvention mit regelmigen Messungen, Medikation, regelmige Arztbesuche, Umstellung der Lebensweise, Fhrung Krankheitstagebuch, usw. zu sehen.

    Abbildung 1 - Klassifikation Prvention

    1. Primrprvention dient der Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes und der

    Verringerung der sozialbedingten Ungleichheit von Gesundheitschancen setzt ein, bevor eine Schdigung oder Krankheit eintritt sucht nach den Ursachen und Risikofaktoren, die dazu fhren knnen beinhaltet spezifische, also auf eine bestimmte Erkrankung/Symptom gerichtete

    (z.B. Prvention von Neuralrohrdefekten in der Graviditt durch Folsuretherapie) und unspezifische, allgemein gesundheitsfrdernde (z.B. ballaststoffreiche Ernhrung mit viel Obst) Manahmen

    Zielgruppe: gesunde Personen

    2. Sekundrprvention

  • Manahmen zur Frherkennung bzw. Frhfrderung (z.B. Vorsorgeuntersuchungen)

    soll nonkonformes Verhalten, Beeintrchtigungen oder Krankheiten frhzeitig erfassen, damit sich der Verlauf nicht verschlimmert oder chronifiziert

    Zielgruppe: gefhrdete Personen, Personen mit Krankheitsvorstufen

    3. Tertirprvention Prophylaxe weiterer Schden Rckfallvermeidung nach Behandlung oder Verminderung von Folgeproblemen

    und negativen Begleiterscheinungen umfasst Diagnostik, Beratung und Behandlung Disease Management Programme Zielgruppe: erkrankte Personen

    3.2 Marktsegment Apotheke

    Hintergrund Apotheker erzielen ihr Einkommen im Gegensatz zu rzten ausschlielich ber den Umsatz mit Produkten. Diese Abhngigkeit vom Warenverkauf hat zur Folge, dass Apotheken groe Anstrengungen darauf verwenden, dass die Patienten/Kunden mglichst oft und regelmig in der Apotheke erscheinen. Somit wird Kundenbindung zum vorrangigen Ziel. Apotheken sind daher in hchstem Mae an Manahmen interessiert, die die Kundenfrequenz erhhen.

    Marktpotenzial: Gesamtapothekenanzahl 2008 in Deutschland: 21.602 (darunter 2.851 Filialapotheken) Apothekerumsatz 2008 (ohne MwSt.): 37,9 Mrd. Euro 4 Mio. Kundenkontakte in allen Apotheken pro Tag [3] 13 Besuche pro Jahr pro Person [4] Durchschnittlicher Warenkorb: 35,- Euro pro Besuch [5]

  • Entwicklung des Gesamtumsatzes

    Umsatz vs. Ertrag in Apotheken

    15

    20

    25

    30

    35

    40

    1995

    1996

    1997

    1998

    1999

    2000

    2001

    2002

    2003

    2004

    2005

    2006

    Umsatz (Mrd )Rohgewinn (%)

    Abbildung 2 - Entwicklung Apothekengesamtumsatz gegen Rohgewinn 1995-2006

    Der Vergleich der zeitlichen Entwicklung von Gesamtumsatz und Rohertrag in % des Bruttoumsatzes [3] in Apotheken zeigt: Trotz kontinuierlich steigender Umstze sinkt die Marge stetig. Die Apotheken suchen hnderingend nach Geschftsfeldern, die die sinkende Marge verbessern knnen! Seit 2007 verffentlicht die ABDA leider keine Zahlen mehr zur Ertragssituation der Apotheken.

    Versandapotheken ernsthafter Wettbewerber bei OTC-Arzneimitteln Knapp 2.000 Versandapotheken in Deutschland registriert (Stand August 2009, www.dimdi.de). Die Anzahl der Apotheken, die dieses Geschft industriell betreiben, also den Verkaufsraum nur pro forma besitzen, beluft sich auf 30-40. Bei stagnierendem OTC-Umsatz im Gesamtmarkt geht der Umsatz in stationren Apotheken zurck, nur der Versandhandel wchst dieser Bereich stark. Markanteil Versandapotheken im Gesamtmarkt 2008: 2% des Gesamtumsatzes Marktanteil Versandapotheken im Bereich OTC 2008: 7% des Gesamtumsatzes [7]

  • Abbildung 3 - Warengruppenstruktur bei Offizin- und Versandapotheken

    Whrend der OTC-Markt im Ganzen rcklufig ist, sind OTC-Arzneimittel mit 42% der grte Teil der verkauften Waren im Apothekenversandhandel und dort der Wachstumstreiber.

    Apothekensoftwaremarkt berschaubar, doch mit Konsolidierungspotential

    Marktanteile in %

    ARZ Haan18,6%

    Phoenix17,2%

    VSA15,6%

    ARZ Darmstadt

    5,1%

    Sonstige12,2%

    Pro Medisoft7,5%

    Pharma-technik23,8%

    Quelle: Pharmatechnik/ F.A.Z. 30.08.07

    Abbildung 4 - Marktanteile der Softwareanbieter fr Apothekensysteme

    Die ADAS ist ein Zusammenschluss mehrerer bedeutsamer Apotheken-Softwarehuser. Die Mitglieder sind ASYS GmbH, Lauer-Fischer GmbH, Pharmatechnik GmbH, VSA Apothekensysteme und diese betreuen rund zwei Drittel der Apotheken mit WaWi-Systemen, Datenbanken, und verschiedenen Modulen fr die Patienten- und Heimbetreuung. Der Marktdruck hat mittlerweile zum Zusammenschluss der Unternehmen VSA und Pro Medisoft und der Bildung der Awinta GmbH gefhrt (August 2009).

    Elektronische Gesundheitsakten Datenspeicher des Patienten

    Definition:

    Offizinapotheke

    3%

    6%

    1%2%

    75%

    14%

    OTCRXPersonal Care Patient CareNutritionNicht-Arzneimittel

    Versandapotheke

    42%

    32%9%

    6%

    3%

    9%

  • Elektronischer Datenspeicher, der alle medizinisch relevanten Informationen (Kontakte, Anamnese, Befunde, Diagnosen, Medikamente, Vitalwerte, Prozeduren, Notfalldaten etc.) eines Patienten von allen im Gesundheitswesen ttigen Leistungserbringern (Kliniken, rzte, Labors, Apotheken etc.) sowie gesundheitsrelevante Informationen in beliebigem Umfang (Lebensgewohnheiten, Essen, Trinken, Sport) enthlt. Die Kontrolle ber die Daten liegt ausschlielich beim Patienten. Die Datenhaltung kann auf portablen lokalen Datenspeichern erfolgen oder auf sicheren Servern im Web. Im letzteren Fall ist die hchstmgliche Stufe der Zugnglichkeit der Gesundheitsdaten fr ihren Besitzer verwirklicht (vllige rumliche und zeitliche Unabhngigkeit).

    Abbildung 5 - Webbasierte Gesundheitsakte

    Marktbersicht in Deutschland zugnglicher webbasierter Gesundheitsakten (2009): LifeSensor InterComponentWare AG vita-X CompuGROUP Holding AG Careon careon GmbH Akteonline Gesakon GmbH Clinixx-WEGA AMC Medical Communications GmbH AvetanaFile Avetana GmbH PMP - Persnliches Medizinisches Portal CEPCO Deutschland AG GoogleHealth Google Inc. Microsoft Health Vault Microsoft Co.

  • 4 Prventionsszenarien

    4.1 Vorbemerkung Die Apotheke ist als niedrigschwellige Anlaufstelle mit hoher Besuchsfrequenz und Zugang zu allen Bevlkerungsgruppen optimal als Ort fr Prventionsmanahmen geeignet. Eine Umfrage des 2007 von der LAK Bayern gegrndeten Wissenschaftlichen Institutes fr Prvention im Gesundheitswesen (WIPIG) ergab, dass Screening-Manahmen bereits von 86% der befragten Apotheken durchgefhrt werden [8]. Vor allem die Volkskrankheiten Atherosklerose, Diabetes mellitus und Osteoporose bieten sich dafr an. Bei dem bekannten, auf der Mnster Heart Study basierenden PROCAM-Score zur Kalkulation des 10-Jahres-Risikos eines Myokardinfarktes sind allein 5 von 10 Risikofaktoren durch Screening erfassbare Vitalwerte [9]. Auch in der Sekundr- und Tertirprvention zeigt Vitalwertmessung in Apotheken Erfolge durch verbesserte Compliance der Arzneimitteltherapie, wie das Beispiel der Blutdruckmessung bei medikaments therapierten Hypertonikern zeigt [10]. Bei Osteoporose hat sich die Messung der Knochendichte mittels Ultraschall als praktikable Screeningmethode erwiesen [11]. Fr die im folgenden vorgestellten Szenarien spielen folgende technischen Komponenten zusammen:

    - Apotheken-Warenwirtschaftssystem mit pharmazeutischem Betreuungsmodul - Elektronische Gesundheitsakte - POC-geeignetes Multiparameter-Messgert

    4.2 Wichtige prventionsrelevante Vitalwerte Mittlerweile ist die Bedeutung des metabolischen Syndroms fr die Morbiditt an Diabetes mellitus Typ 2 und Herz-Kreislauf-Krankheiten unumstritten [12]. Daher werden im folgenden berwiegend Vitalwerte aufgelistet, die im Rahmen des metabolischen Syndroms eine Rolle spielen und fr die Messung im Apothekenbetrieb geeignet sind.

    Parameter Hersteller/Gert

    Blutdruck Gerte mit Prfsiegel der Deutschen Hochdruckliga (in Zusammenarbeit mit IPM, Uni Erlangen): http://www.ipm-aktuell.de/docs/gepruefteBlutdruckmessgeraete.pdf

    Blutzucker Herstellerunabhngige Gesamtbersicht: http://www.diabsite.de/geraete/bz-messgeraete/index.html

  • HbA1c *

    - Siemens Medical Solutions Diagnostics (DCA, ehemals Bayer)

    - Cholestech (Cholestech GDX) - Bayer Healthcare Diabetes (A1Cnow+, ehemals

    Metrika, z.Zt. nur in den USA vermarktet) Cholesterin/Triglyceride - Cholestech (Cholestech LDX)

    - Polymer Technology Systems (CardioChek PA) beides Multiparameter-POC-Gerte mit CLIA-Waiver der FDA, also besttigter Messgenauigkeit

    Aktivitt/Schritte - Polar - Omron

    Krperfett - Futrex (nur POC, Messprinzip NIR, kommt Goldstandard am nchsten)

    - Omron (Messprinzip Bioimpedanz) Hautfunktion Courage-Khazaka (MDS800) - Gert misst Feuchtigkeit,

    Fettgehalt, Pigmentierung (Melanin) und beinhaltet eine Kamera zur Dokumentation von Pigmentflecken; dadurch geeignet zum Einsatz im Rahmen der Prvention des malignen Melanoms

    * HbA1c ist ein Langzeitblutzuckerwert als Schnitt der letzten drei Monate; der Wert ist gleichermaen wie Nchternblutzucker zum Screening bei Diabetes Mellitus Typ II geeignet [13]

    4.3 Szenario 1: Untersttzung durch elektronisches Beratungsterminal Erhebung von Messwerten am Point of Care (POC) Hilfsmittel: Minikiosk (z.B. Phia Dreh-Bar), POC-Messgerte (z.B. Cholestech LDX, CardioChek PA, Courage-Khazaka MDS800)

    Abbildung 6 - Drehbarer Tischkiosk Phia DrehBar

  • Abbildung 7 - Cholestech LDX Multimeter kardiorelevanter Parameter

    Abbildung 8 - MDS 800 Multimeter fr Hautfunktionsparameter

    a) Strikt medizinisches Anwendungsszenario Minikiosk und Multimeter fr kardiorelevante Parameter (Blutglucose, Gesamtcholesterin, HDL- und LDL-Cholesterin, Triglyceride, hs-CRP)

    Ablauf - Diskrete Messung der kardiorelevanten Parameter (s. o.) im Beratungsraum - Automatische Verarbeitung der Messergebnisse durch die Kiosk-Software und

    Visualisierung am Bildschirm - Speicherung der Werte im Apothekensystem und der angeschlossenen

    Gesundheitsakte - Besprechung der Ergebnisse mit dem Patienten (keine Diagnose!), falls

    erforderlich Terminvereinbarung mit dem Arzt - Optional Aufruf von Beratungsmodulen zur Thematik

    Ziel: Schrfung des heilberuflichen Profils der Apotheke, Schaffung von Umsatzpotentialen mit Kostentrgern innerhalb von Versorgungsvertrgen

    b) Anwendungsszenario im Grenzbereich Medizin/Wellness Minikiosk und Multi-Messgert fr Hautfunktionsparameter (Feuchtigkeitsgehalt, Fettgehalt, Elastizitt, Melaningehalt).

    Ablauf

  • - Diskrete Messung der Hautparameter (s. o.) im Beratungsraum - Automatische Verarbeitung der Messergebnisse durch die Kiosk-Software und

    Visualisierung am Bildschirm - Speicherung der Werte im Apothekensystem und der angeschlossenen

    Gesundheitsakte - Optional Aufruf von Beratungsmodulen zur Thematik - Spezifische Produktvorschlge basierend auf dem Messergebnis (USP der

    Lsung!) Ziel: primr Umsatzgenerierung in der Apotheke, sekundr Imagegewinn

    4.4 Szenario 2: Apothekenzentriertes Case Management Im Bereich Sekundr- und Tertirprvention Stakeholder: TMZ, KK, Arztpraxis, Apotheke mit hoher Kundenfrequenz, Patient Voraussetzungen: - IV-Vertrag mit Betreuungspauschalen zwischen Kasse (Payer), dem TMZ, Arztpraxis und Apotheke (Leistungserbringer). - Die Leistungserbringer sind ber eine serverbasierte elektronische Gesundheitsakte vernetzt und kommunizieren ber gesicherte Protokolle (https, Software-VPN oder idealerweise Hardware-Konnektor).

    Abbildung 9 - Apothekenzentriertes Case Management

  • AVS: Apothekenverwaltungssystem SDK: Software Development Kit, Funktionsbibliothek zur Anbindung unterschiedlicher IT-Systeme an eine elektronische Gesundheitsakte

    Ablauf: 1. Patient misst Blutdruck oder andere medizinische Werte zu Hause 2. Die Messwerte laufen automatisch von den Messgerten in die Gesundheitsakte

    in den Bereich Messwerte. 3. Alle Leistungserbringer haben ber Expertenzugang Zugriff auf die jeweilige Akte

    des Patienten. 4. Monitoring der Messwerte ber das TMZ 5. TMZ stellt regelmige Berichte (kurze medizinische Bewertung ber einen

    bestimmten Zeitraum anhand der eingestellten Messwerte und der Information ber den medizinischen Gesamtzustand des Patienten) in die Akte.

    6. Bei Aufflligkeiten in den Messwerten stellt das TMZ zustzlich zu den regelmigen Berichten einen dedizierten Alarm in die Akte.

    7. Aus der Gesundheitsakte wird nach Einstellung des Alarmes automatisch per Mail eine Benachrichtigung an den behandelnden Arzt gesendet.

    8. Die Apotheke fhrt ein vollstndiges Medikamentenkonto, das in der Akte abgebildet wird. Das TMZ und der Arzt sollen einen vollstndigen berblick ber die vom Patienten eingenommen Medikamente haben und daher Zugriff auf das Medikamentenkonto besitzen.

    9. Auerdem monitort die Apotheke die Arzneimittel-Therapie und bespricht Probleme und Aufflligkeiten im Medikamentenkonto mit dem Patienten ( Stichwort Pharmazeutische Betreuung).

    10. Der Arzt monitort die Messwerte, die Berichte und Alarme in der Akte. Bei Bedarf adjustiert der Arzt die Therapie.

    Zahlungsstrme: Gem IV-Vertrag mit Betreuungspauschalen zwischen Kasse (Payer), dem TMZ, Arztpraxis und Apotheke (Leistungserbringer): Die Apotheke, der Arzt und das TMZ erhalten fr die Betreuung eine Pauschale von der Krankenkasse pro Patient. Die Hhe der Pauschale richtet sich nach dem errechneten Zeitbedarf pro Patient.

    Hinweise

    Das medizinische Anwendungsszenario bietet sich ideal zur Integration in Selektivvertrge oder Integrierte Versorgungsvertrge mit Krankenkassen an. Ein aktuelles Beispiel fr ein solches Konstrukt ist der Barmer/DAV-Vertrag Qualittscheck Blutzuckerselbstmessung. Messungen werden oft als Aktionen durchgefhrt wie z.B. Messung der Knochendichte und Venenfunktion. Die Dokumentation dieses Kontextes in Apothekensystemen oder Gesundheitsakten ist wegen des Momentaufnahmecharakters wenig sinnvoll.

  • 4.5 Vorteile apothekenzentrierten Case Managements a) Mehrwerte fr die Leistungserbringer - Therapietreue erhhen fr chronisch Kranke - Verbesserung der Kommunikation der Leistungserbringer untereinander - Verbesserung der Patienten-Compliance - Kosteneinsparungen der Apotheken beim Einsatz des eKiosk durch Integration eines zustzlichen Arbeitsplatzes des Warenwirtschaftssystems

    b) Mehrwerte fr die Krankenkassen - Kostensenkung durch verminderte Krankheitsfolgekosten (kostenintensivere Therapien) - differenziertes Leistungsangebot - Gewinnung der begehrten Zielgruppe der Chroniker

    c) Mehrwerte fr die Patienten - Durch Schulungen Verbesserung des Krankheitsverstndnisses - Erhhung der Lebensqualitt und erwartung - intensivere Betreuung durch lckenloses Monitoring - zustzliche angebotene Leistungen der Krankenkasse fr den Patienten

    4.6 Grenzen der Prventionsarbeit in Apotheken Problematik: Nur ein Teil der Apotheken in Deutschland erkennt den Stellenwert der Prvention und die Rolle, die Apotheken hier zu spielen vermgen (geschtzt: 30%). Der Rest zieht sich weitgehend auf die Arzneimitteldistribution zurck. Hindernisse fr die Weiterentwicklung prventiver Ttigkeit der Apotheken sind: - fehlende Bereitschaft der Kunden, fr Prvention zu zahlen; die Ursache hierfr liegt im Verhalten der sehr begrenzt denkenden Apothekenbetreiber: klassisch findet Kannibalisierung in extremer Ausprgung statt, werthaltige Dienstleistungen werden aus falschem Wettbewerbsverstndnis heraus grundstzlich verschenkt. - Fragmentierung des Marktes in 17.000 Einzelentscheider. Kooperationen/Dachmarken haben keine Entscheidungsbefugnis gegenber den Mitgliedern. Eine von Gesundheitskonomen und Wettbewerbsrechtlern vehement geforderte Marktliberalisierung ist durch das EUGH-Urteil zum Fremdbesitzverbot [14] in weite Ferne gerckt. - die klassische Trennung des apothekerlichen vom rztlichen Heilberufsbild und das damit einhergehende Kurierverbot lsst Apotheker vor den mit effektiver Prvention untrennbar verbundenen Vitalwertmessungen zurckschrecken; von rztlicher Seite wird jeder Vorsto in diese Richtung reflexartig mit Forderungen nach rztlichem Dispensierrecht quittiert [15]. - wie bei der Diskussion um die eGK, die in ihrer ursprnglichen, die Datenhaltung des Gesundheitswesens grundstzlich verndernden Form, stillschweigend zu Grabe

  • getragen wurde, bestehen bei allen Heilberuflern massive Bedenken, elektronische Gesundheitsakten mit Daten aus ihrer Ttigkeit zu befllen. Zu gro ist die Angst, dass die dadurch entstehende Transparenz von Kostentrgern oder Wettbewerbsinstanzen zu ihrem Nachteil genutzt wird. Bei Apotheken kommt der Aspekt hinzu, dass diese ihre Daten aufgrund ihres Charakters als Gewerbebetrieb prinzipiell als Geschftsgeheimnis ansehen.

  • 5 Literatur und Quellen

    [1] http://www.bundestag.de/presse/hib/2010_03/2010_075/02.html - abgerufen am 24.06.2010 [2] Lauer-Fischer GmbH, PrimoSpezial 1-2005 (Mrz) Integrierte Versorgung, S. 17 [3] ABDA Zahlen, Daten, Fakten 2008 [4] pychonomics AG, Health Care Monitoring 2008 [5] Aktueller Wirtschaftsdienst fr Apotheken 2-2008, 15.01.2008 [6] www.gbe-bund.de [7] IMS Marktbericht Entwicklung des Pharmamarktes im Juli 2009 [8] Pharm. Ztg. 153 (48); 2008: 4783-4784 [9] Kojda G, Apothekenmagazin 2006;24(06): 136-144 [10] Goebel R, Schaefer M. Dtsch Apoth Ztg 143 (12); 2003: 1314-1326 [11] Barris Blundell D, Rodriguez Zarzuelo C, Sabio Sanchez B, Gutierrez Alvarez JL, Navarro Visa E, Muoz Valdes O, Garrido Jimenez B, Sanchez Gomez R Screening for osteoporosis among post-menopausal women in a community pharmacy. Pharmacy Practice 2006; 4(2): 95-101. [12] Bcking W et al. Vernderungsmglichkeiten von ApothekenGesundhkon Qualmanag 2009;14:253257 [13] Bennett CM, Guo M, Dharmage SC. Diabetic Medicine, 2007, 24 (9), 1054-1054 [14] http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:C:2009:153:0005:0005: DE:PDF - abgerufen am 24.06.2010 [15] Pressemitteilung NAV Virchowbund, 29.05.2009

  • Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstndig und nur unter Benutzung der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe

    Berlin, 01.08.2010 _______________________ Ort, Datum Unterschrift