Solidarität 1/2013

20
Ausgabe Februar 1/2013 Das Magazin von THEMA Humanitäre Hilfe heute MOÇAMBIQUE Feindin Malaria

description

Magazine of Solidar Suisse

Transcript of Solidarität 1/2013

Page 1: Solidarität 1/2013

Ausgabe Februar 1/2013

Das Magazin von

themaHumanitäreHilfe heutemOçamBIQUeFeindin Malaria

Page 2: Solidarität 1/2013

Esther MaurerGeschäftsleiterin Solidar Suisse

2 EDITORIAL

MEDIEnschAu

13.11.2012humanitäre Antwort auf zuneh­mende Flucht aus syrienDer Bürgerkrieg in Syrien treibt täglich Menschen auf die Flucht aus ihren Le-bensräumen und aus dem Land hinaus. Nach Angabe von Tony Burgener, Direk-tor der Glückskette, benötigen in Syriens Nachbarländern mehr als 400 000 Per-sonen Unterstützung. (…) Das Hauptge-wicht der Nothilfe liegt bei Flüchtlingen in Libanon und Jordanien. Die Begüns-tigten – oft von Gastfamilien aufgenom-men – erhalten vor allem Güter des Grund- bedarfs. (…) Zu einem Projekt von Solidar Suisse gehört die Schulung von Freiwilli-gen, die in Flüchtlingslagern arbeiten.

24.10.2012 Granit: hilfswerk äussert skepsisBei dem für die neue S-Bahn-Haltestelle Allmend verbauten Granit aus China sei keine Ausbeutung von Arbeitskräften im Spiel, betonte Kantonsingenieur Rolf Bät-tig kürzlich. Er berief sich dabei auf Aus-sagen der China Stone Marketing GmbH mit Sitz in Deutschland, die den besagten Granit vertreibt. Dass man diesen Infor-mationen uneingeschränkt vertrauen kann, bezweifelt nun das Hilfswerk Solidar Suisse. «Generell kann man sagen, dass eine Selbstdeklaration einer Firma ohne Belege wenig vertrauenswürdig ist», sagt Solidar-Suisse-Sprecher Christian Engeli auf Anfrage. (…)

16.11.2012 «seid mutig und lebt digitale caritas!» (…) Über das Web-Potenzial bei Kampag- nen berichtete Christian Engeli von Soli-dar Suisse. Den «geheimen Clooney-Spot» für fairen Kaffee auf Youtube hätten Hunderttausende gesehen. Wochenlang sei auf der Facebook-Site von Nespresso über Fairtrade-Kaffee diskutiert worden, und 800 Unternehmen verwendeten nur noch solchen Kaffee. Engeli: «Wir hatten ein kleines Budget, aber eine Idee und Glück. Die Liker haben den Spot in die Welt gestreut, das Thema wurde disku-tiert, und wir haben Spendengelder gene-riert.»

Liebe Leserin, lieber Leser, Humanitäre Hilfe muss unabhängig von Alter, Geschlecht, Hautfarbe, Religion, Herkunft oder was auch immer erfolgen – «unparteiisch» also. So lautet die Vorschrift der Uno.

Und doch: Ich erinnere mich gut an ein Treffen im Oktober mit unserer Partner-organisation Norwegian People’s Aid aus dem europäischen Netzwerk Solidar. Als wir die anstehenden Massnahmen in den Flüchtlingslagern rund um Syrien disku-tierten, meinte unsere norwegische Kol-legin dezidiert: «Hilfe ist immer auch Par-teinahme. Die Begünstigten unter- scheiden sich von jenen, die keine Hilfe erhalten. Und wenn wir im Falle eines be-waffneten Konflikts die Flüchtlinge un-terstützen, halten wir jener Konfliktpartei, die sich diesen Flüchtlingen verbunden fühlt, den Rücken frei. Im schlechtesten Fall führt dies dazu, dass Gelder für Waffen verwendet werden, die dank unserer Hilfe nicht für Medikamente oder Nahrungs-mittel eingesetzt werden müssen.»

Stimmt. Aber heisst das nun, dass wir leidenden Menschen dringend notwendige Unterstützung verweigern sollten?

Auch die schweizerische Unterstützung für humanitäre Hilfe ist nicht «unparteiisch»: Ein Spendenaufruf nach einer Unwetter-katastrophe bringt in kurzer Zeit viel mehr Geld ein, als wenn die humanitäre Katastrophe durch menschliches Versagen ver-

ursacht wird, so wie aktuell in Syrien durch einen Diktator, der Menschenrech-te mit Füssen tritt. Und wenn dies im ara-bischen Raum passiert, hält sich die Spendenfreudigkeit zusätzlich in Gren-zen – auch wenn Zehntausende von Flüchtlingen in Zeltlagern genauso frie-ren und erfrieren im Winter, genauso Schutz und Nahrung brauchen wie im Fall einer Überschwemmung.

Auch das stimmt. Und trotzdem haben unsere SpenderInnen Partei ergriffen für die Not leidende Bevölkerung. Auch im Falle von Syrien. Und die Spendenein-

gänge haben unsere Erwartungen sogar übertroffen, wofür wir sehr dankbar sind.

Wir hoffen, liebe Leserinnen und Leser, dass wir auch 2013 darauf zählen können, dass Sie gemeinsam mit uns in diesem Sinne «parteiisch» sind! Esther Maurer

Page 3: Solidarität 1/2013

herausgeber: Solidar Suisse, Quellenstrasse 31, Postfach 2228, 8031 Zürich, Tel. 044 444 19 19, E-Mail: [email protected], www.solidar.ch, Postkonto 80-188-1 Mitglied des europäischen Netzwerks SolidarRedaktion: Katja Schurter (verantwortliche Redaktorin), Rosanna Clarelli, Christian Engeli, Alexandre Mariéthoz, Cyrill Rogger

Layout: Binkert Partner, www.binkertpartner.ch / Spinas Civil VoicesÜbersetzungen: Irene Bisang, Ursula Gaillard, Milena Hrdina, Daniel Süri, Jean-François ZurbriggenKorrektorat: Jeannine Horni, Carol Le CourtoisDruck und Versand: Unionsdruckerei/subito AG, Platz 8, 8201 SchaffhausenErscheint vierteljährlich, Auflage: 37 000

Der Abonnementspreis ist im Mitgliederbeitrag inbegriffen (Einzelmitglieder mindestens Fr. 50.–,Organisationen mindestens Fr. 250.– pro Jahr).Gedruckt auf umweltfreundlichem Recycling-Papier.

Titelbild: Solidar verteilt Hilfsgüter in Mentawai, nachdem ein Tsunami die Inselgruppe in Sumatra überschwemmt hatte. Foto: Stephan Titze. Rückseite: Herzlichen Dank für Ihre Solidarität! Foto: Henriette Eppenberger.

sTAnDPunKT Die Abhängigkeit der Nah-rungsmittelversorgung vom Handel muss reduziert werden, damit arme Länder nicht den Schwankungen der Weltmarkt-preise ausgeliefert sind. 11

AKTuELL Die Deregulierungen der Finanzmärkte haben die Roh-warenbörsen zu gigantischen Kasinos werden lassen. 12

EInBLIcKMalaria ist in Moçambique eine der häufigsten Todesursachen bei Kindern. Filomena João engagiert sich mit Herzblut gegen die Ausbreitung der Krankheit.

18

ThEMAWas ist eigentlich humanitäre Hilfe? Wie unterscheidet sie sich von Entwicklungs- zusammenarbeit? Und was hat das alles mit dem Klimawandel zu tun? 4

IMPREssuM

3

ThEMA Humanitäre Hilfe 4 Soforthilfe, Wiederaufbau, Katastro-phenprävention: eine Tour d’horizon 6 Die syrischen Flüchtlinge im Libanon brauchen Unterstützung, um den Winter zu überstehen 8 Die Auswirkungen der immer häufiger auftretenden Naturkatastrophen in El Salvador lindern 9 Pakistan: Zwei Jahre nach der Jahr- hundertflut sind viele Häuser flut-sicher wieder aufgebaut 10 sTAnDPunKT Olivier de Schutter: Regionale Produktion verhindert Nahrungs- mittelknappheit bei Katastrophen 11 AKTuELL Nahrungsmittelspekulation: Arme können sich das Essen nicht leisten, SpekulantInnen machen Profit 12 Wie wird die Wirkung des Solidar- Programms in Bolivien gemessen? 15 KOLuMnE 13 PInGPOnG 16 nETZWERK News aus den SAH-Vereinen 17 EInBLIcK Filomena João informiert die Men-schen in Moçambique, wie sie sich gegen Malaria schützen können 18

Page 4: Solidarität 1/2013

4

hIlfeWas ist humanitäre Hilfe eigentlich? Wie unterscheidet sie sich von Entwicklungszusammenarbeit? Welchen Einfluss hat der Klimawandel auf die humanitäre Hilfe? Antworten auf diese Fragen erhalten Sie auf den nächsten Seiten anhand der konkreten Projekte von Solidar Suisse, mit denen wir Menschen nach Katastrophen unterstützen und dazu beitragen, dass sie dank besserer Vorbereitung von einer nächsten Flut oder Dürre weniger hart getroffen werden – zum Beispiel in Pakistan, im Libanon oder in El Salvador. Foto: Debora Neumann

hUmanItäre

Page 5: Solidarität 1/2013

ThEMA

5

Nachdem der Indus sich wieder insein Bett zurückgezogen hatte, kehrten die Menschen in Pakistan in ihre zerstörten Häuser zurück.

Page 6: Solidarität 1/2013

werden. Schutz vor Gewalt, vor allem für Frauen, ist in jeder Phase ein Thema. Als kleine Organisation kann Solidar nicht grossflächig intervenieren. Wir konzent-rieren uns auf die Unterstützung der Menschen, die durch die Maschen fallen. Dabei achten wir darauf, keine Konflikte auszulösen, zum Beispiel indem immer nachvollziehbar ist, wer warum Unterstüt-zung erhält. Es braucht Sensibilität für die lokalen Verhältnisse und mögliche Empfindlichkeiten.

Zurück in die normalität In der Phase der Rehabilitation – etwa nach drei Monaten – geht es darum, dass die Betroffenen sich wieder eine

Von der humanitären Hilfe bis zur Ent-wicklungszusammenarbeit spannt sich ein weiter Bogen an Unterstützung für Menschen in Notsituationen. Nach einer Katastrophe gibt es verschiedene Unter-stützungsphasen. Zuerst muss erste Hil-fe geleistet werden: Leben retten, Ver-letzte in Sicherheit bringen und ihre Wunden versorgen. In den Tagen und Wochen danach wird Solidar Suisse aktiv mit Soforthilfe zur Befriedigung der Grundbedürfnisse: Essen, Trinkwasser, Hygiene und sanitäre Anlagen. Ist dies sichergestellt, müssen temporäre Unter-künfte und Kochmöglichkeiten, psycho-soziale Unterstützung, Zugang zu Schu-len und Freizeitaktivitäten organisiert

Existenz aufbauen: Saatgut und Werk-zeuge werden verteilt, damit die Men-schen ihre Felder wieder bestellen kön-nen. Oder sie erhalten Starthilfen und Umschulungsmöglichkeiten, wenn sie nicht mehr in ihrem angestammten Beruf arbeiten können. Solidar arbeitet mit so genannten «Geld-für-Arbeit»-Model-len. Die EinwohnerInnen bauen die Infra-struktur ihrer Gemeinde wieder auf – etwa Schulen oder Bewässerungsanla-gen – und erhalten dafür ein Einkommen. Dies hat ausserdem den positiven Effekt, dass sich die Menschen wieder nützlich fühlen. Sie brauchen eine Beschäftigung, um nicht in Trauer und Lethargie zu versinken, sondern ihr Leben wieder in

6

nach der Kata- strOphe Ist vOr der KatastrOpheWas ist humanitäre Hilfe, was macht Entwicklungs- zusammenarbeit aus? Eine Tour d’horizon der Arbeit von Solidar Suisse.Text: Rolf Stocker, Solidar Suisse, Fotos: Alexandre Ventura, Debora Neumann, Mónica Vásquez

Page 7: Solidarität 1/2013

Ob Menschen vor bewaffneten Ausei-nandersetzungen (Sri Lanka, hinten) oder Überschwemmungen (El Salvador, vorne) fliehen müssen, sie brauchen Unterstützung, um sich wieder eine Existenz aufbauen zu können (Pakistan, Mitte).

7ThEMA 7

die eigenen Hände zu nehmen. Denn der Schock nach einer Katastrophe ist nicht zu unterschätzen.Nach ein bis zwei Jahren führt Solidar Suisse seine Rehabilitationsprojekte wenn möglich in Programme der Entwicklungs-zusammenarbeit über, damit die Unter-stützung nicht verpufft, sondern eine län-gerfristige Wirkung entfaltet – sei es in Sri Lanka oder Pakistan (siehe S. 10).Eine besondere Herausforderung ist die humanitäre Hilfe bei bewaffneten Ausei-nandersetzungen. Die prekäre Sicher-heitssituation und die Gefahr der Instru-mentalisierung reduzieren die Handlungs- möglichkeiten. Wir unterstützen deshalb syrische Flüchtlinge nicht im eigenen Land, sondern konzentrieren uns auf die in den Libanon Geflohenen (siehe S. 8).

Die nächste Katastrophe kommt bestimmt …Bei allen Aktivitäten wird versucht, die Auswirkungen zukünftiger Katastrophen zu verringern. Häuser werden so aufge-

baut, dass sie bei der nächsten Über-schwemmung nicht wieder mitgerissen werden, beim nächsten Sturm nicht wie-der davonfliegen, beim nächsten Erdbe-ben nicht wieder einstürzen. Die Vertei-lung von dürreresistentem Saatgut, die Diversifizierung der Produktion oder die Weiterbildung in nachhaltigen Anbaume-

thoden sind weitere Massnahmen. Aus-serdem werden Frühwarnsysteme etab-liert. In El Salvador organisieren sich Dorfbe-wohnerInnen, um für eine nächste Kata-strophe gewappnet zu sein (siehe S. 9). Mit der Zunahme von Naturkatastrophen wegen des Klimawandels erhält die Ka-tastrophenprävention zusätzliche Dring-lichkeit.

Effektive hilfe dank Vernetzung Solidar Suisse wird in der humanitären Hilfe aktiv, wenn sich im betroffenen Ge-biet Partner aus der Entwicklungszusam-menarbeit oder dem Solidarnetzwerk be-finden. Sie kennen die Situation und sorgen dafür, dass die Unterstützung den Bedürfnissen der Menschen entspricht. So konnte Solidar dank der langjährigen Präsenz in Sri Lanka nach dem Ende des Bürgerkriegs im Jahr 2009 gezielt intern Vertriebene unterstützen, wieder eine Existenz aufzubauen. Da die Regierung viele NGOs des Landes verwiesen hatte und andere wegen der schwierigen Si-cherheitslage gegangen waren, hätten diese Menschen sonst vermutlich keine Unterstützung erhalten. Dieses Vorge-hen bedeutet aber auch, dass wir nicht bei jeder Katastrophe aktiv werden.

nachhaltige VeränderungenMit dem Übergang zur Entwicklungszu-sammenarbeit verschiebt sich unsere Ar-

beit von der Einzel-hilfe zum Einsatz für strukturelle Ver-änderungen. Wir arbeiten meist mit Genossenschaften, Basis- und ge-

werkschaftlich orientierten Organisatio-nen zusammen. Einerseits ist dies unse-rem Fokus auf faire Arbeit geschuldet, andererseits ist es wichtig, dass sich die Menschen für ihre Bedürfnisse organisie-ren. Nur wenn das Projekt zu ihrem eige-nen wird, entfaltet die Unterstützung nachhaltige Wirkung. Denn aus einem Brunnen, den niemand wartet, fliesst schon bald kein Wasser mehr.

nur wenn die Betroffenen sich für ihre Bedürfnisse engagieren, ist die unterstützung nachhaltig.

Page 8: Solidarität 1/2013

gestellt worden ist. Im Gegensatz zu vie-len anderen Flüchtlingen hatte er bisher das Glück, keine Miete bezahlen zu müs-

sen. Anders als die umliegenden Länder erlaubt die libanesische Regierung näm-lich keine Flüchtlingslager. Die meisten Flüchtlinge im Bekaa-Tal wohnen daher in privaten Unterkünften und Garagen und müssen bis zu 250 Franken für ein einziges Zimmer bezahlen. Der Besitzer seiner Unterkunft hat Khalil Qabbanis angekündigt, dass er ab nächsten Monat ebenfalls Miete zahlen muss. Der Versuch, als Tagelöhner Arbeit zu fin-den, war bisher erfolglos, obwohl Khalil

Qabbanis jede Arbeit annehmen würde. Seine mageren Ersparnisse sind mittler-weile aufgebraucht, da die Lebenshal-tungskosten im Libanon um ein Vielfa-ches höher sind als in Syrien. Auf die Frage nach seiner grössten Sorge meint er: «Wir haben nichts zu essen. Aber auch der Winter bereitet mir Sorge, wir sind nicht darauf vorbereitet.»

nur Registrierte werden unterstütztViele Flüchtlinge sind nicht registriert – aus Angst, ihre Daten könnten an den syrischen Geheimdienst weitergegeben werden, weil sie nicht wissen, dass sie sich registrieren müssten, oder weil das UNHCR angesichts der grossen Zahl der Flüchtlinge schlicht an die Grenzen seiner Kapazitäten stösst. «Viele versu-chen seit Wochen vergeblich, die Hotline anzurufen», erzählt Christian Gemperli. Wer nicht registriert ist, erhält keine Un-terstützung vom UNHCR. Solidar Suisse verteilt im Bekaa-Tal De-cken, Öfen und Heizmaterial. «Wir kön-nen auch nicht registrierte Flüchtlinge unterstützen. Dafür klären wir mit der lokalen Bevölkerung sorgfältig ab, ob die Betreffenden tatsächlich Flüchtlinge sind.» Die etwa 50 000 Flüchtlinge leben verstreut, eine logistische Herausforde-rung für die Verteilung von Hilfsgütern.

Am schlimmsten ist die ungewissheit Neben der direkten Über-lebenshilfe unterstützt So-lidar Suisse auch Freizeit-aktivitäten für Kinder. Ein Puppentheater soll die

triste Situation ertragen helfen und gleichzeitig Hygienebotschaften vermit-teln. Auch für die Erwachsenen ist die Si-tuation schwierig. «Am schlimmsten ist die Ungewissheit», meint Christian Gem-perli. «Die Flüchtlinge haben keine Ah-nung, wann sie zurückkehren können, wer dann an der Macht sein wird und ob heimkehrende Flüchtlinge Repressionen befürchten müssen.»www.solidar.ch/syrien*Name geändert

Solidar Suisse unterstützt syrische Flüchtlinge im Libanon, damit sie den Winter überstehen. Text: Katja Schurter, Foto: Solidar

Im November waren die syrischen Flücht-linge im Libanon akut vom Winterein-bruch bedroht. Solidar-Mitarbeiter Chris-tian Gemperli reiste durch das Bekaa-Tal, um ihre Bedürfnisse abzuklären, und stellte dabei fest, dass die Flüchtlinge keineswegs winterfest untergebracht sind. «Der Winter ist ähnlich wie im Schweizer Mittelland – es gibt Tempera-turen unter Null und Schneefall», erklärt er. «Und die Leute leben in Zelten oder schäbigen Unterkünften – ohne Decken und Öfen.»

Überteuerte unterkünfteSo zum Beispiel Khalil Qabbanis*, der im September unter Granatenhagel aus ei-nem Dorf in der Nähe von Damaskus ins Bekaa-Tal geflüchtet ist. Seither lebt er mit seinen drei Töchtern und drei Söhnen in einer kleinen Einzimmer-Hütte, die ihm von einem Dorfbewohner zur Verfügung

«Die Leute leben in Zelten oder schäbigen unterkünften – ohne Decken und Öfen.»

UngewIsseZUKUnft

8 Der ungeheizte Raum im Bekaa-Tal, in dem Khalil Qabbanis nach der Flucht

aus Syrien mit seinen sechs Kindern untergekommen ist.

Page 9: Solidarität 1/2013

Suisse für das Projekt im Katastrophen-schutz zuständig. Sie betont, wie sehr El Salvador unter den Auswirkungen der Klimaerwärmung leidet: «Extremereig-nisse werden immer häufiger. Es gibt mehr Dürren, aber auch mehr Wirbelstür-me mit Überschwemmungen.»Das Solidar-Projekt, das von der Huma-nitären Hilfe der Europäischen Kommis-sion (ECHO) mitfinanziert wird, unter-stützt die am meisten bedrohten Dörfer, sich vor Überschwemmungen zu schüt-zen. Zudem wird die Koordination zwi-schen den lokalen und nationalen Zivil-schutzorganisationen verbessert. «Die Leute in den Dörfern wissen unterdes-sen, wie sie reagieren müssen», meint die Koordinatorin. «Aber da die Katastrophen immer verheerender werden, braucht es auch mehr Mittel für den Zivilschutz.»

neue schutzunterkünfteRosa Lilian Molina bestätigt, dass vor Ort Verbesserungen erzielt wurden: «Wir wis-

sen nun, wie wir unsere Ernten besser schützen können. Zudem haben wir Ma-terial erhalten: Funkgeräte, Decken, Werkzeuge. Vor allem aber wurden neue Schutzunterkünfte gebaut.» Trotzdem gibt es noch viel zu tun. So muss laut Rosa Lilian Molina der Betrieb der Schutzunterkünfte verbessert werden. «Bei den Überschwemmungen 2011 hat die Gemeinde einigen Familien mehr Le-bensmittel zukommen lassen als ande-ren. Solche Willkür führt zu Spannungen. Dank dem Projekt von Solidar kann die Hilfe professioneller und auf der Grund-lage klarer Kriterien geleistet werden.» Das Projekt hat auch erreicht, dass die Betreiberfirma des Staudamms am obe-ren Lempa-Fluss ein Frühwarnsystem und den Ausbau der Flussuferbefesti-gung mitfinanziert. Dies hat wesentlich dazu beigetragen, die fatalen Auswirkun-gen von Überschwemmungen einzudäm-men.Hat Rosa Lilian Molina eigentlich je dar-an gedacht, die Region zu verlassen? «Nein, nie! Ich hänge an diesem Stück Erde, und ich werde alles tun, damit ich weiterhin hier leben kann.»

In El Salvador führt die Klimaerwärmung zu immer verheerenderen Naturkatastrophen. Vorbeugende Massnahmen vermindern ihre Auswirkungen. Text und Fotos: Alexandre Mariéthoz

«Seit ich hier wohne, habe ich sieben Überschwemmungen erlebt. Das Wasser steigt um bis zu zwei Meter und oft ertrin-ken die Kühe», erzählt Rosa Lilian Molina. Die vierfache Mutter ist 1991 nach San-ta Marta gezogen. Das 600-Seelen-Dorf liegt am Rio Lempa, dem grössten Fluss El Salvadors, und lebt hauptsächlich von Landwirtschaft und Viehzucht.Rosa Lilian Molina ist Mitglied der kom-munalen Zivilschutzkommission. Diese ist für die Alarmierung der Bevölkerung, Evakuierungsmassnahmen und den Un-terhalt der Schutzunterkünfte zuständig. Mit Erfolg: «In den letzten zwanzig Jahren hatten wir keine Todesopfer zu bekla-gen», erklärt sie. «Aber die Überschwem-mungen dezimieren den Viehbestand und vernichten die Ernten. Und die Mala-riafälle nehmen zu.»

Bedrohte Dörfer sichernRocío García de Las Heras ist im ört- lichen Koordinationsbüro von Solidar

ThEMA 9Wenn der Rio Lempa über die

Ufer tritt, würde das Wasser Rosa Lilian Molina auf der

Brücke bis zur Brust reichen.

Mit Ihrer Spende von 50 Franken kann eine Familie, die vor Über-schwemmungen fliehen musste, in der Notunterkunft mit Matratzen und Decken ausgestattet werden. www.solidar.ch/elsalvador

Ihre spende wirkt

Jedes drItte Jahr eIne ÜBer-schwemmUng

Page 10: Solidarität 1/2013

Bereits vor den Überschwemmungen lebte sie unter prekären hygienischen Bedingungen, ohne Toilette und Wasch-gelegenheit. Mit der Flut wurde es noch schlimmer: «Das Wasser war grün und roch schrecklich. Fast alle litten unter Fieber und Durchfall», berichtet sie. «Doch es war uns nicht klar, dass die Krankheiten mit dem verschmutzten Wasser zusammenhingen.» Nach einer Weiterbildung vermittelt Shazad Bibi die-se Zusammenhänge nun den Menschen in ihrem Umfeld. Sie meint stolz: «Heute habe ich wieder ein Haus und sogar eine Toilette.»

10 Bashiran Mai und ihre Familie wohnen zwei Jahre nach den Überschwemmungen endlich wieder in einem Haus.

10

«wIr schöpf-ten wIeder hOffnUng»Zwei Jahre nach der Jahrhundertflut in Pakis-tan haben Betroffene mit Unterstützung von Solidar ihre Häuser wieder aufgebaut. Text und Fotos: Stephan Titze, Solidar Suisse

900 Familien in Basti Bahar Shah Maoua Shenh Wala wurden von Soli-dar beim flutsicheren Wiederaufbau ih-rer mit Toilette und Dusche versehenen Häuser unterstützt. Bis anhin hatten 80 Prozent der Bevölkerung keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen. Über 1 700 Hilfsarbeiter und 600 Hand werker erhielten eine Ausbildung in flutsicheren Konstruktionstechniken, um auch in Zukunft Häuser zu bauen, die Überschwemmungen standhalten. Ausserdem werden Trainings zu Hygi-ene und Krankheiten durchgeführt. www.solidar.ch/pakistan

Flutsichere häuser

Haus wieder aufzubauen. «Alle waren mit sich selbst beschäftigt», berichtet Bashiran Mai. «Wir erhielten kaum Hilfe.» Solidar Suisse unterstützte die Armen im Dorf beim Wiederaufbau ihrer Häuser. In Tür-zu-Tür-Befragungen wurden Grösse, Einkommen und Vermögen der Familien ermittelt. Die Liste der Familien, die un-terstützt werden sollten, wurde zwei Wo-chen lang öffentlich ausgehängt, damit sich äussern konnte, wer mit der Aus-wahl nicht einverstanden war. Die Familie von Bashira Mai war unter den Bedürf-tigsten. Sie bekam Material, und gelernte Arbeitskräfte halfen beim Wiederaufbau ihres Hauses. «Da schöpften wir wieder Hoffnung», erzählt Bashiran Mai.

schmutziges Wasser macht krankAuch Shazad Bibi erhielt Unterstützung von Solidar. Die geschiedene Mutter von drei Kindern zählte zu den Ärmsten im Dorf, da ihr niemand Arbeit geben wollte.

Bashiran Mai lebt mit ihrem Mann und ih-ren sechs Kindern an den Ufern des In-dus im Dorf Basti Bahar Shah Maoua Shenh Wala. Wie viele andere verlor sie 2010 ihr gesamtes Hab und Gut, als der Indus über die Ufer trat und mehr als 1,7 Millionen Häuser zerstörte oder beschä-digte. 14 Millionen Menschen waren be-troffen. Die meisten davon lebten bereits vor der Flut unter der Armutsgrenze. So auch Bashiran Mai, deren Familie von den zwei Franken pro Tag lebt, die ihr Mann als Fahrradmechaniker verdient.

Ein Jahr im Flüchtlingslager«Als die Flut kam, begann für uns eine harte Zeit», erzählt sie. «Wir mussten das Dorf verlassen, um uns in Sicherheit zu bringen. Unsere behinderte Tochter tru-gen wir stundenlang auf den Armen durch brusthohes Wasser.» Die Familie lebte ein Jahr lang in einem Flüchtlings-camp, weil ihr das Geld fehlte, um ihr

Page 11: Solidarität 1/2013

ernährUngs- sOUveränItät als präventIOnRegionale Produktion schützt vor Nahrungsmittelknappheit infolge zunehmen-der Naturkatastrophen. Text: Olivier de Schutter,

Uno-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung

Katastrophenprävention und Nahrungs-sicherheit sind eng miteinander verbun-den. Doch um Hungersnöte und Nah-rungsmittelknappheit zu verhindern, reicht es nicht, Vorräte anzulegen. Die globale Aufteilung der landwirtschaftlichen Pro-duktion und die Abhängigkeit vom Han-del für die Nahrungsmittelversorgung muss hinterfragt werden.

handel als Garant für nahrungs­sicherheit?Die Mitglieder der WTO sind zutiefst gespalten in der Frage, in welche Rich-tung die landwirtschaftliche Handelspoli-tik gehen soll.

Die eine Seite argumentiert, dass der Abbau von Handelsschranken bei land-wirtschaftlichen Produkten zur Nah-rungssicherheit beitrage, da alle Länder gewännen, wenn Nahrung dort produ-ziert werde, wo es einen komparativen Vorteil dafür gibt. Dieses Argument über-zeugte vielleicht in den 1980er und 1990er Jahren, als Überproduktion und sinkende Preise vorherrschten und es für

arme Länder günstiger schien, Nah-rungsmittel zu importieren als selbst zu produzieren. Sie wurden ermuntert, ihre Landwirtschaft zu restrukturieren: von der Produktion für den lokalen Konsum zur Exportproduktion.Doch nun bedroht der Klimawandel – bzw. die zunehmenden Dürren und Über-schwemmungen – die Fähigkeit ganzer Regionen, genug Nahrung zu produzie-ren. Bis 2080 könnten deswegen 600 Millionen Menschen zusätzlich von Hun-ger betroffen sein. Dies führt zu einem neuen Argument: Wenn Regionen nicht mehr genügend produzieren können, um ihre Bevölkerung zu ernähren, soll der

Handel die Nahrungssicherheit gewährleisten. Es wird erwartet, dass sich der Handel mit Nah-rungsmitteln zwischen 2000 und 2030 mehr als verdoppelt, wenn nicht massiv in den Aus-

bau der Landwirtschaft in Afrika inves-tiert wird und die betroffenen Länder mit dem Klimawandel umzugehen lernen.

Regionale ErnährungssouveränitätDie andere Seite weist daraufhin, dass eine Zunahme des internationalen Han-dels den gleichberechtigten Zugang aller zu Nahrung nicht verbessere. Einerseits ist die Ära der tiefen Nahrungsmittelprei-

sTAnDPunKT

se vorbei. Das Bevölkerungswachstum, die Umstellung auf proteinreichere Nah-rung in Entwicklungs- und Schwellenlän-dern und die zunehmende Konkurrenz zwischen Nahrungsmittel- und Treib-stoffproduktion führen zu einer wach-senden Nachfrage. Die Preise für Nah-rungsmittel auf den internationalen Märkten steigen und schwanken zuneh-mend. Die armen Länder befinden sich also in einer prekären Situation, wenn sie von Importen abhängig bleiben. Die Herausforderungen des Klimawan-dels verlangen nach einer Dezentralisie-rung der Nahrungsmittelproduktion, da-mit jede Region ihre existenziellen Bedürfnisse möglichst selbst abdecken kann. Denn die Konzentration der Pro-duktion auf gewisse Regionen führt bei Ernteausfällen infolge extremer Wetter-bedingungen zu Preisschocks auf den Märkten. Schutz davor kann die regionale Produktion von Nahrungsmitteln bieten. Die Stärkung der regionalen Ernährungs-souveränität macht den Handel nicht überflüssig. Doch er ist kein Ersatz für die nötigen Investitionen in die landwirt-schaftliche Produktion, um die gegenwär-tigen Ungleichheiten zu verringern. Denn sonst müssen ganze Regionen um ihre soziale Stabilität fürchten, wenn die inter-nationalen Märkte nervös werden.

Die regionale Produktion von nahrungsmitteln schützt vor Preisschocks.

11

Page 12: Solidarität 1/2013

12 AKTuELL

Es ist kurz vor 12 Uhr. Ich sitze im Büro, meine Konzentration sinkt, und ich über-lege mir, was ich heute Mittag essen könnte. Zurück am Arbeitsplatz bin ich wieder voller Energie und um 25 Fran-ken für das Mittagessen im Restaurant leichter. In der Schweiz machen die Aus-gaben für Nahrungsmittel etwa 20 Pro-zent unseres Budgets aus. Wenn wir über den Tellerrand hinaus schauen, auf

Entwicklungsländer wie Moçambique oder Nicaragua, stellen wir fest, dass die Menschen dort ein Mehrfaches, nämlich 60 bis 80 Prozent ihres Einkommens, für Nahrungsmittel aufwenden müssen.

Wegen Preisexplosionen hungern mehr MenschenErinnern Sie sich an die Preisexplosion von 2007/2008, als die Preise für Reis

mIt essen spIelt man nIchtMillionen von Menschen hungern, während ein paar wenige von der Spekulation mit Nahrungsmitteln profitieren. Stoppen wir den Wahnsinn.Text: Andrea Arezina, Solidar Suisse, Cartoon: Corinne Bromundt

und Getreide um 126 Prozent anstie-gen? Wahrscheinlich nicht. Denn in der Schweiz schlug sich dies kaum im Haus-haltsbudget nieder. Doch in Entwick-lungsländern stieg die Zahl der Unterer-nährten um 40 Millionen. Heute hungern eine Milliarde Menschen auf der Welt oder sind unterernährt. Das ist nicht zu-fällig, selbst verschuldet oder wetterbe-dingt. Es fehlt auch nicht an Nahrungs-

Page 13: Solidarität 1/2013

mitteln, davon gäbe es genug, um die gesamte Erdbevölkerung zu ernähren. In den letzten zehn Jahren wuchs die Pro-duktion der wichtigsten Grundnahrungs-mittel wie Reis, Mais und Weizen um ei-nen Viertel.

spekulation als VolkssportDas Problem ist, dass viele Menschen sich die Nahrungsmittel nicht leisten

können. Weil lokal nicht genügend Grundnahrungsmittel angebaut werden, sind sie dem Weltmarktpreis ausgeliefert, der heute zweieinhalb Mal so hoch ist wie vor zehn Jahren. Einer der Gründe für diesen Preisanstieg ist die Rohwa-renspekulation an der Börse. Die Dere-gulierungen der Finanzmärkte seit den 1990er Jahren haben die Rohwarenbör-sen zu gigantischen Kasinos werden las-sen. Die Banken konstruieren heute ständig neue Anlagemöglichkeiten, die wahlweise mehr Sicherheit und tiefere Renditen oder mehr Risiko und höhere Erträge versprechen. Heute kann jede und jeder mit etwas Erspartem in einen der unzähligen Fonds investieren und auf steigende Preise wetten.

Banken und Pensionskassen profitieren Die Banken spekulieren auch mit ihrem eigenen Geld. Dies ist für sie besonders lukrativ, weil sie einfach an günstige Kre-dite herankommen. Ausserdem verfügen die Banken meist über einen enormen Informationsvorsprung: Ihre HändlerIn-nen sitzen direkt an den Börsen und er-halten dank vieler Kundenaufträge An-haltspunkte darüber, wie sich der Markt entwickelt. So hat die Credit Suisse im Jahr 2011 mit der Spekulation auf Roh-waren einen Gewinn von 321 Millionen US-Dollar erzielt. Bei der UBS waren es 152 Millionen US-Dollar. Damit ist die

CS die drittgrösste europäische Bank im Rohstoffhandel, die UBS liegt auf Rang fünf.Bedeutende Kapitalgeberinnen der Ban-ken für die Spekulation an den Rohwa-renmärkten sind die Pensionskassen. Al-lein die Schweizer Pensionskassen verwalten rund 700 Milliarden US-Dollar. Gemäss einer Studie der KPMG haben Schweizer Pensionskassen 2009 etwa

1,75 Prozent ihres Vermögens in Roh-stoffe investiert. Bei einem Gesamtver-mögen von 700 Mil-liarden sind das über 12 Milliarden

Franken. In Europa verwalten die Pensi-onskassen nur gerade in Grossbritanni-en und den Niederlanden mehr Geld.

stoppen wir das spiel mit dem hungertodDass die Finanzspekulation Auswirkun-gen auf die Rohwarenpreise hat, zeigen verschiedenste Studien. Ein Gutachten der renommierten Ökonomen John Baf-fes und Tassos Haniotis kommt zum Schluss, dass «die Aktivität der Index-fonds die Schlüsselrolle bei der Preis-spitze im Jahr 2008 gespielt hat». Baffes ist leitender Analyst für die Rohstoff-märkte bei der Weltbank. Die Zahl der spekulationskritischen Studien wächst, im Gegensatz zu jenen, die einen Zusam-menhang zwischen Preiserhöhungen und Nahrungsmittelspekulation negie-ren. Die zweitgrösste deutsche Bank, die Commerzbank, ist in der Folge aus dem Spekulationsgeschäft mit Nahrungsmit-teln ausgestiegen. Dieser Schritt erfolgte nicht zuletzt auf Druck einer breiten Kampagne von NGOs. Für Solidar Suisse ist klar: Mit Essen spielt man nicht. Deshalb unterstützen wir die Initiative «Keine Spekulation mit Nahrungsmitteln». Bis Ende 2013 müs-sen die Unterschriften gesammelt sein. Wenn Sie noch nicht unterschrieben ha-ben, tun Sie es jetzt: www.solidar.ch/nahrungsmittelspekulation

Alle mit etwas Erspartem können in einen Fonds investieren und auf steigende Preise wetten.

Hans-Jürg FehrPräsident Solidar Suisse und SP-Nationalrat

Die Frauen von Chibabava in Moçam-bique müssen nicht mehr jeden Tag sechs Stunden lang Wasser schleppen, hinunter zum Fluss und zurück ins Dorf. Schlechtes Wasser, das oft krank machte. Es gibt nun einen Brunnen im Dorf. Er liefert sauberes, gesundes Wasser. Die Frauen haben jetzt viel mehr Zeit für die Arbeit auf den Fel-dern. Das verbessert das Familienein-kommen und reduziert die Armut. Wichtig daran ist aber nicht nur das Resultat, wichtig ist auch der Weg, der dazu geführt hat. Die Frauen und Män-ner von Chibabava haben nämlich erst-mals in einem basisdemokratischen Prozess selbst bestimmt, wofür sie die spärlichen Mittel ausgeben wollen, die ihnen der Staat zur Verfügung stellt. An Budgetversammlungen unter frei-em Himmel legten sie fest, welche ihrer elementaren Bedürfnisse zuerst befriedigt werden müssen: Wasser, Schule, Gesundheitsversorgung. In den vorangegangenen Zeiten wurde an ih-nen vorbei politisiert, zuerst von den portugiesischen Kolonialherren, dann von der eigenen Oberschicht. Die da oben sorgten für sich und ihre Klientel, die da unten gingen leer aus. Demo-kratisierung ist darum eine der wich-tigsten Methoden im Kampf gegen die Armut. Demokratie aber will gelernt und durchgesetzt sein. Von denen da unten gegen die da oben. Solidar steht mittendrin in diesem Prozess. Unser Team in Moçambique berät und beglei-tet die Menschen auf ihrem schwieri-gen Weg in die demokratische Selbst-bestimmung und Selbstverantwortung.

KOLUMNE

Wasser dank

Demokratie

Page 14: Solidarität 1/2013

14

Bolivien: Jugendtreffen für DemokratieIm Oktober 2012 trafen sich im boliviani-schen Cochabamba 150 Jugendliche zu einem dreitägigen Austausch. Sie zeig-ten einander Theaterstücke, Kurzfilme und Tanzdarbietungen zu den Themen Leben ohne Gewalt, Recht auf Informati-on und würdige Arbeit. Diese hatten sie im Rahmen von LanzArte entwickelt, das Jugendlichen in verschiedenen Re-gionen des Landes die Möglichkeit bie-tet, ihre Fragen und Träume mittels kre-ativer Mittel auszudrücken. So födert das Solidar-Programm die Auseinander-setzung der Jugendlichen mit aktuellen gesellschaftlichen Themen und trägt zum Aufbau einer demokratischen und gleichberechtigten Gesellschaft bei.www.solidar.ch/bolivien_projekte

Entwicklungspolitik multimedialUm den Zugang zu entwicklungspoliti-schen Web-Ressourcen zu erleichtern, hat Alliance Sud ein Multimedia-Portal entwi-ckelt. Es enthält über 100 Filme, die nach Themenkreisen – von Energie über Kultur bis zu Migration und Rohstoffe – geordnet

nOTIZEn

südafrika: Angriff auf strei­kende MüllarbeiterInnenAm 15. Oktober 2012 wurde eine De-monstration von MüllarbeiterInnen in Johannesburg attackiert. Mit Peitschen

bewaffnete Schläger verfolgten die Ar-beiterInnen und schlugen auf sie ein. Drei Personen wurden verletzt. An-schliessend gingen die Schläger zur Beratungsstelle für Gelegenheitsarbei-terInnen (CWAO) und drohten, diese zu zerstören.Die MüllarbeiterInnen waren seit zwei Wochen im Streik, um dagegen zu pro-testieren, dass sie von Subunterneh-men statt direkt von der Gemeindever-waltung angestellt werden. Die Folge dieser um sich greifenden Politik sind mangelnde Sozialleistungen und tiefere Löhne, die ausserdem häufig nicht aus-bezahlt werden unter dem Vorwand, die Strassen seien nicht sauber.Solidar Suisse unterstützt die CWAO bei ihrem Engagement für die Rechte der MüllarbeiterInnen.

Filmtage nord/süd Vom 20. Februar bis 20. März finden die 18. Filmtage Nord/Süd in verschiede-nen Städten statt. Schwerpunkt ist das

Thema «Müll und Recycling als globale Herausforderung». Weitere Filme wid-men sich der globalisierten Wirtschaft, der Fussballproduktion in Pakistan und dem fairen Handel. Das Programm ist zu finden unter:www.filmeeinewelt.ch/deutsch/pagesnav/HO.htm

sind und laufend ergänzt werden. Die durchschnittlich fünf bis zehn Minuten langen Videos gibt es mehrheitlich auf Deutsch oder Französisch. Ausserdem bietet das Portal Hinweise auf Podcasts und Video-/Audiostreams, Infografiken und Karikaturen, Fotos und Blogs. www.alliancesud.ch/multimedia/de

san salvador: Brutale Räumung von MarktständenEnde Oktober 2012 hat die Polizei im Zentrum von San Salvador 1700 Markt-stände, die fast 5000 Familien die Exis-tenz gesichert hatten, brutal geräumt. Der Schaden durch die Polizeiaktion be-trägt 1,9 Millionen US-Dollar. Die Räu-mung wurde mit der Sicherheit im Stadtzentrum begründet. Dies ist ab-surd, denn einerseits stellen die Händ-lerInnen kein Sicherheitsrisiko dar, und andererseits ist die Sicherheit vor allem in den von Banden beherrschten Aus-senquartieren ein Problem. Die vertriebenen Menschen kehrten ins Stadtzentrum zurück und verkaufen ihre Produkte nun vom Boden. Viele schla-fen auch an diesen Orten, weil sie Angst

haben, die Polizei könnte ihre Waren konfiszieren. Der Bürgermeister von San Salvador, Kandidat der Rechten für die Präsidentschaftswahlen 2014, wei-gert sich, über einen neuen Standort zu verhandeln. www.solidar.ch/news

Page 15: Solidarität 1/2013

Kannst du die Wirkung der Arbeit von Solidar in Bolivien belegen? Letztes Jahr wurde das Programm «Pro-moción cultura ciudadana» (siehe Kas-ten) extern evaluiert. Dabei wurde die Wirkung eines Fonds untersucht, bei dem Gemeinden Weiterbildung und tech-nische Beratung beantragen können. Die Evaluation ergab, dass die Hälfte aller bolivianischen Gemeinden diese Dienst-leistung in Anspruch nahm. Im Vergleich zu nicht beteiligten Gemeinden schöpf-ten sie ihr Budget viel besser aus und ihre Verwendung der Gelder wurde kaum je beanstandet. Der Fonds hat also zur Effizienz der Verwaltung beigetragen.

Trägt dies zum erklärten Ziel bei, die Partizipation von Frauen und Jugendli-chen zu verbessern?

Natürlich ist das nicht zweifelsfrei mess-bar, aber nur wenn die Strukturen der Gemeinde funktionieren, können die Ideen umgesetzt werden, welche die Be-völkerung einbringt. Um ihre Beteiligung zu fördern, wird öffentlich dazu aufgeru-fen, Projektvorschläge und Initiativen ein-zureichen, die den Zugang zu Bildung und Gesundheit verbessern oder die Mit-sprache erhöhen. In den letzten drei Jah-ren wurden 15 Frauen- und 70 Jugend-initiativen prämiert. Die ausgewählten Eingaben erhielten einen Geldbeitrag und wurden bei der Umsetzung begleitet – darüber wurde dann breit berichtet, um zur Nachahmung anzuregen.

Welche Wirkung haben diese Initiativen? Die erwähnte Evaluation zeigte einen un-geheuer mobilisierenden Effekt. Aus

dem ganzen Land wurden Vorschläge eingereicht, denn die Leute merken, dass sie mit ihrem Engagement etwas verän-dern können. Ausserdem führt es zu ei-ner Hebelwirkung: In Quillacollo zum Beispiel hat ein Frauennetzwerk eine Rechtsberatungsstelle eingerichtet. Wir unterstützten dies mit etwa 1 000 Fran-ken. Daraufhin hat die Gemeinde weitere 40 000 Franken in deren Aufbau inves-tiert und das Signal ausgesendet: «Wer Gewalt anwendet, muss damit rechnen, zur Rechenschaft gezogen zu werden.»

Das tönt gut. Doch kann dies wirklich dem Projekt angerechnet werden? Gibt es nicht auch andere Faktoren, die zum Erfolg beitragen bzw. diesen wieder zunichte machen können? Natürlich spielen auch andere Faktoren eine Rolle. Gerade wenn langfristige, nachhaltige Veränderungen erreicht wer-den sollen, ist es schwierig zu sagen, was genau was bewirkt hat. Das entbindet uns aber nicht von der Pflicht, unsere Ar-beit intern und extern zu evaluieren und Rechenschaft abzulegen. Diese regel-mässigen Evaluationen tragen auch dazu bei, unsere Projekte zu verbessern.

Das Programm «Promoción cultura ciudadana» hat zum Ziel, die Gemein-den demokratischer und den Service public effektiver zu gestalten. So för-dert Solidar die Chancengleichheit und verbessert die Lebensbedingun-gen benachteiligter Menschen. www.solidar.ch/demokratie

Promoción cultura

ciudadana in Bolivien

AKTuELL 15

Die Wirkung von Entwicklungszusammenar-beit soll messbar sein. Was bedeutet dies für die Arbeit von Solidar? Fragen an Joachim Merz, Programmverantwortlicher für Bolivien.Interview: Katja Schurter, Foto: Joachim Merz

UngeheUermOBIlIsIerend

Weil ihr Engagement etwas bewirkt, beteiligt sich die bolivianische Bevölkerung zunehmend an der Entwicklung ihrer Gemeinden.

Page 16: Solidarität 1/2013

16 PInGPOnG

Generalversammlung 2013solidar suisseAm Montag, 6. Mai, um 16.30 Uhr im Volkshaus, Weisser Saal, Stauffacher-str. 60, Zürich

Programm16.30 uhr: statutarische Geschäfte Eingeladen sind die Mitglieder von Solidar Suisse. Bitte melden Sie sich per E-Mail ([email protected]) oder Telefon (044 444 19 19) bis zum 15. April 2013 an.Anschliessend Apéro

18 uhr: Öffentliche Veranstaltung mit Peter Maurer, Präsident des IKRK, zu Grenzen und Möglichkeiten der Humanitären Hilfe in Konfliktge-bieten. Weitere Informationen unter: www.solidar.ch/agenda

Einladung

Lösungswort

3

8

1

65

1

5

7 4

2

2

1 8

9 2 3

7 5

6

7

8

4

3

9

sOLIDAR­suDOKu

spielregelnDas Lösungswort ergibt sich aus den schraffierten Feldern waagrecht fortlaufend nach folgendem Schlüssel:1=K, 2=H, 3=S, 4=O, 5=R, 6=P, 7=T, 8=E, 9=A

Schicken Sie das Lösungswort an Solidar Suisse – mit einer Postkarte oder per E-Mail an: [email protected], Betreff «Rät-sel». Jede richtige Lösung nimmt an der Verlosung teil.

Preise Drei Fair-Trade-Einkaufsgutscheine von Gebana im Wert von 40 Franken mit je einem Degustationsset mit zwölf Sorten exo-tischer Trockenfrüchte. www.gebanashop.ch

Einsendeschluss ist der 18. März 2013. Die Namen der GewinnerIn-nen werden in der Solidarität 2/2013 veröffentlicht. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Von der Teilnahme ausgeschlossen sind Mitarbeitende von Solidar Suisse.

Das Lösungswort des Rätsels in Solidarität 4/2012 lautete «Fairer Lohn für Frauen überall». Silvia Bertschinger aus Winterthur hat eine E-Pad-Hülle, Monique Tschalèr aus Chêne-Bourg und Suzanne Bonzon aus Bière haben je einen USB-Stick gewonnen. Wir danken den Mitspielenden für ihre Teil-nahme und den SAH Waadt und Zentralschweiz für die gestifteten Preise.

WEnn Ich nIchT MEhR BIn ...

Wenn ich nicht mehr bin, ermögliche ich den Kindern in Burkina Faso eine gute schulbildung, damit sie später bessere chancen haben.Möchten Sie wissen, warum es sinnvoll ist, ein Testament zu machen, und worauf Sie dabei achten müssen? Bestellen Sie unsere Merkblätter oder rufen Sie uns an!

Weitergehende Informationen rund um das Testament finden Sie auf unseren Merkblättern unter www.solidar.ch/testament oder direkt bei Christof Hotz: Telefon 044 444 19 45 oder [email protected]

Page 17: Solidarität 1/2013

sAh Waadt: InIZIO im Dienst der KunstZum hundertjährigen Jubiläum der Ur-aufführung von «Sacre du printemps» am Theater der Champs-Elysées in Pa-ris kehrt der Choreograph Cisco Aznar nach Lausanne zurück für eine lyrische

neuer Geschäftsleiter des sAh Zentralschweiz Am 1. Februar 2013 hat Ruedi Fahrni sein Amt als neuer Geschäftsleiter des SAH Zentralschweiz angetreten. Er ist der Nachfolger von Felix Föhn, der nach 14 Jahren als Geschäftsleiter das SAH Zentralschweiz verlässt und die Direkti-on der Strafanstalt Wauwilermoos über-nimmt. Felix Föhn hat das SAH Zentralschweiz mit viel Dynamik und Geschick geführt. Allein in den letzten sechs Jahren hat sich die Zahl der Mitarbeitenden und der Angebote verdoppelt. Auch in der Regionalkonferenz, in der alle Geschäfts-leiterInnen der SAH-Vereine vertreten

sind, hat Felix Föhn einen erheblichen Beitrag geleistet. Ruedi Fahrni war Leiter des Asyl- und Flüchtlingswesens beim Amt für Migra-tion Kanton Schwyz und hatte zuvor die Geschäftsleitung der Non-Profit-Orga-nisation Pro Arbeit in Zug inne. In ver-schiedenen leitenden Funktionen in der Privatwirtschaft und bei Hilfswerken war Ruedi Fahrni für zahlreiche Projek-te in rechtlicher und organisatorischer Hinsicht verantwortlich und setzte die-se erfolgreich um.www.sah-zs.ch

In dieser Rubrik bieten wir Organisationen aus unseren netzwerken eine Plattform. In dieser nummer sind es neuigkeiten aus den sAh­Regionalvereinen, die in der schweiz Programme für Erwerbslose und MigrantInnen durchführen. Mit ihnen verbindet solidar suisse eine gemeinsame Geschichte und Trägerschaft.

nETZWERK 17

Kreation zu Ehren des Meisterwerks von Igor Stravinsky. Die frisch renovier-te Lausanner Oper wird vom 3. bis 5. Mai 2013 die Inszenierung des katala-nischen Choreographen mit den Tänze-rInnen der Lausanner Schule Rudra Béjart unter der Leitung von Michel Gascard präsentieren. Die Aufführung wird von der multidisziplinären Ouver-ture Mulambo begleitet. Das Arbeitsin-tegrationsprogramm INIZIO des SAH Waadt hat die Masken der TänzerInnen produziert, die den Originalmasken nachempfunden sind. Die von den Teil-nehmenden von INIZIO hergestellten Objekte sollen fruchtbare Verbindun-gen zwischen zwei Welten spinnen.www.oseo-vd.chwww.opera-lausanne.ch

Page 18: Solidarität 1/2013

Unsere feIn-dIn malarIaIn Moçambique sterben viele Kinder an Malaria. Filomena João engagiert sich mit Herzblut gegen die Ausbreitung der Krankheit.Text und Foto: Christian Engeli

18

Page 19: Solidarität 1/2013

Im Kampf gegen Malaria verteilt Solidar Suisse in Moçambique nicht nur Moskito-netze, sondern bildet auch Anti-Malaria-Komitees aus. Filomena João ist Teil ei-nes solchen Komitees. Sie vermittelt mir und allen, die ihr zuhören, die Botschaft: Wir können der Malaria die Stirn bieten, wir sind der Krankheit nicht einfach aus-geliefert.

«Die Krankheit tötet uns und vor allem unsere Kinder. Ich habe so viele Men-schen gesehen, die an Malaria erkrankt sind. Ich fühlte mich immer ohnmächtig, hilflos, verzweifelt. Jetzt aber kann ich handeln. Ich habe fünf Kinder. Zum Glück sind alle gesund. Mein genaues Alter weiss ich nicht. Ich kann auch nicht lesen oder

schreiben. Aber als ich gehört habe, dass Solidar ein Training zur Malaria-Bekäm-pfung durchführt, bin ich sofort hingegan-gen.

Anti­Brumm­Pflanzen15 Leute aus unserem Dorf konnten teil-nehmen, ich war zum Glück auch dabei. Das Training war gut, sehr lehrreich. Während drei Tagen lernten wir alles über Malaria. Wie die Krankheit übertra-gen wird. Wie man die Brutstätten der Mücken austrocknen kann. Welche Pflan-zen man einreiben kann, um die Mücken fernzuhalten. Welches die Symptome der Krankheit sind. Das meiste war neu für mich. Als Kind sah ich oft, wie mei-ne Eltern das Haus ausräu-cherten. Sie erklärten mir, dass dies gegen Malaria hel-fe. Als ich erwachsen wurde, übernahm ich diesen Brauch. Doch ich kannte den eigentlichen Sinn dieses Rituals nicht. Heute ist mir klar, dass der Rauch die Mücken vertreiben soll. Die Mücken, die Fieber oder gar Tod für deine Kinder be-deuten können. Erst heute kenne ich die-se Zusammenhänge.

Malariagespräche am BrunnenAlle, die am Training teilgenommen ha-ben, gehören jetzt zum Malaria-Präven-tions-Team in unserem Bezirk. Wir gehen hinaus in die kleineren Dörfer und geben unser Wissen weiter. Ich warte aber nicht darauf, dass es eine Versammlung gibt, an der ich davon erzählen kann. Ich gehe auf die Leute zu und spreche sie darauf an. Zum Beispiel am Morgen, wenn ich zum Brunnen gehe, um Wasser zu holen. Oder wenn ich sehe, dass es vor der Kli-nik eine Warteschlange gibt. Dann gehe ich zu den Menschen hin und spreche mit ihnen über Malaria. Erkläre ihnen, was sie tun können, um die Ausbreitung der Ma-laria zu verhindern. Ich mache das, weil die Malaria unsere Feindin ist. Von Solidar habe ich dieses grosse Buch mit den Malaria-Bildern erhalten. Hier zum Beispiel wird gezeigt, was du ma-chen kannst, damit die Mücke nicht in

Unsere feIn-dIn malarIa

der Nähe deines Hauses brütet. Schütte alle Pfützen rund ums Haus zu. Schneide das Gras kurz. Dies hier ist die wichtigste Seite. Sie zeigt, wie man das Moskitonetz richtig benützt. Und mit diesem Bild erkläre ich die Symptome der Malaria: Fieberschü-be, Schüttelfrost, heftigstes Kopfweh. Wenn dein Kind diese Symptome zeigt, musst du sofort zum Arzt.»

Zwei Millionen Kinder mit MalariaDies – und noch viel mehr – erzählt mir Filomena João mit einer Begeisterung, die ansteckt. Sie hat schon mit Hunder-

ten, wenn nicht Tausenden von Leuten gesprochen. Ich bin sicher, dass diese Menschen sofort zuhause alle Wasser-pfützen zugeschüttet und das Gras kurz geschnitten haben.

Malaria ist in Moçambique noch immer eine der häufigsten Todesursachen bei Kindern. Letztes Jahr wurden fast vier Millionen Malariafälle gezählt, die Hälfte davon waren Kinder unter fünf Jahren. Doch vor wenigen Jahren waren es noch sechs Millionen. Dieser Fortschritt ist auch Filomena João und ihrem grossen Engagement zu verdanken.

Filomena João ist überzeugt, dass die Ansteckung vieler

Kinder mit Malaria verhindert werden könnte. Deshalb erklärt

sie den Menschen, was sie dafür tun können.

EInBLIcK 19

«schütte alle Pfützen rund ums haus zu. schneide das Gras kurz.»

Solidar Suisse will in Moçambique die Ansteckung mit Malaria reduzieren und die Sterblichkeitsrate von Malaria-Er-krankten senken. Dafür bilden wir Anti-Malaria-Komitees aus, die die Bevölke-rung informieren, wie sie sich vor Malaria schützen kann. Ausserdem wurden Moskitonetze verteilt und die Gesundheitsversorgung verbessert.www.solidar.ch/moçambique_projekte

Malariaprävention

Page 20: Solidarität 1/2013

mercI!Die grosse solidarität unserer spenderInnen mit den syrischen Flüchtlingen

im Libanon hat uns sehr gefreut.

Dank Ihrem Beitrag konnte Solidar Suisse an 1300 Familien Nahrungsmittel

und Hygieneartikel abgeben und freiwillige HelferInnen ausbilden. Zurzeit verteilen wir den

Flüchtlingen Decken, Öfen und Heizöl, damit sie den Winter überstehen.

Wir danken Ihnen ganz herzlich für Ihre unterstützung!