Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche...

35
Allgemeine Psychologie: Sinnesphysiologie Sommersemester 2008 Thomas Schmidt Folien: http://www.allpsych.uni-giessen.de/thomas

Transcript of Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche...

Page 1: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Allgemeine Psychologie:SinnesphysiologieSommersemester 2008

Thomas Schmidt

Folien: http://www.allpsych.uni-giessen.de/thomas

Page 2: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Literatur

• Rosenzweig et al. (2005), Ch. 8 - 10

Page 3: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Sinnesphysiologie

• Prinzipien der Informationsverarbeitung in Sinnessystemen

• Somatosensorik• Chemische Sinne (Geruch und

Geschmack)

Page 4: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Grundprinzipien

• Transduktion: Physikalische Reize werden in elektrische Potentiale verwandelt

• Transformation: Reizstärke werden durch Aktionspotential-Frequenzen codiert

• Labeled Lines (“spezifische Sinnesenergien”): Für jede Sinnesmodalität gibt es spezialisierte Rezeptoren, Übertragungspfade und Gehirngebiete

• Psychophysiologie: Vorgänge im Nervensystem (Physiologie) führen zu subjektiven Empfindungen (Psychologie)

Page 5: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Qualitäten der Sinnesempfindungen innerhalb einer Modalität sind durch die Sensororgane und durch die kortikale Verarbeitung bedingt

Wenn alles andere gleich bleibt, gilt: Je stärker die Stimulation, destogrößer die Anzahl der Aktions-potentiale und die Empfindungsstärke

Page 6: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Transduktion eines mechanischen Reizes in ein elektrisches Potential

Page 7: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Transduktion und Transformation

Page 8: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Transformation: aus Reizstärken werden Feuerfrequenzen

Page 9: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

PopulationskodierungDer Arbeitsbereich eines Sensors kann dadurch vergrößert werden, dass unterschiedlich empfindliche Sensoren parallel geschaltet werden. Diese Art der Kodierung wird auch in der Netzhaut durch Zapfen und Stäbchen benutzt.

Page 10: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

AdaptationAbweichungen vom momentanen Zustand sind besonders wichtig!

Adaptationverschiebt den Arbeitsbereich des sensorischen Systems hin zu den aktuell gegebenenReizen.

Page 11: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Rezeptive Felder: Erregung und Hemmung

Page 12: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Rezeptive Felder

Page 13: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Reizverstärkung

Page 14: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Kontrastverstärkung durch hemmende Interneuronen

Page 15: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Repräsentation: neuronale Karten

Die Umwelt ist in der Regel systematisch innerhalb des Gehirns repräsentiert. Reize, die einander nahe sind, werden auch von benachbarten Neuronen im Kortex verarbeitet.

Page 16: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Die Repräsentation ist dynamisch und passt sich veränderten Umgebungsreizen an. Nach Amputation eines Fingers geht auch dessen Repräsentation im somatosensorischen Kortex verloren. Die benachbarten Finger nehmen den zusätzlichen Raum ein.

Reorganisation und Plastizität

Page 17: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)
Page 18: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Somatosensorik

• Vier verschiedene Arten von Hautrezeptoren

• Organisation in Dermatome• Zwei aufsteigende Bahnen• Somatosensorischer Homunculus• Schmerzempfinden

Page 19: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Labeled Lines für verschiedene taktile Wahrnehmungsmodalitäten

Page 20: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Arten von Hautrezeptoren

Page 21: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Eigenschaften der Tastrezeptoren

Page 22: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Beispiel: Lesen von Blindenschrift

Page 23: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Somatosensorische Verarbeitung

Page 24: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Hinterstrangsystem

Page 25: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Dermatome

Hals

Brust

Lenden

Kreuzbein

Page 26: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Somatosensorischer Kortex

Somatosensorischer Homunculus

Page 27: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Kolumnare Organisation

Page 28: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Schmerzwahrnehmung• Schmerz hat einen enorm hohen Anpassungswert:

Leben ohne Schmerz ist auf Dauer nicht möglich• Patienten ohne Schmerzwahrnehmung fügen sich

unbemerkt schwere Verletzungen zu, bemerken Krankheiten innerer Organe nicht

• Schmerz kann nicht nur chemische, sondern auch durch kognitive und emotionale Faktoren unterdrückt werden (z.B. traumatischen Stress, Aufmerksamkeit, Meditation, Hypnose)

Page 29: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Vorteile von Schmerz• Kurzer Schmerz veranlasst uns, uns schnell von der

Schmerzquelle zu entfernen• Lang anhaltender Schmerz veranlasst Verhaltensweisen

wie Schlaf oder Nahrungsaufnahme (s. „Zooökotrophologie“), die Regeneration fördern (Ausnahme: chronischer Schmerz)

• Der Ausdruck von Schmerz dient als soziales Signal für Hilfeleistung (oder Schadenfreude)

Page 30: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Schmerzbahn: Vorderseitenstrangsystem

(PAG)

Page 31: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Schmerzhemmung durch Opiate

PAG = peri-aquäduktales Grau

Page 32: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Geschmacksrezeptoren

Page 33: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

(K)ein Rezeptor für jede Geschmacksqualität: Verschiedene Chemikalien führen zu leicht unterschiedlichen Antwortprofilen

Page 34: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Gustatorisches Sytem

Page 35: Sommersemester 2008 Thomas Schmidt - FB06 · Verschiedene Modalitäten haben unterschiedliche Sensoren und werden in unterschiedlichen kortikalen Arealen verarbeitet („labeled lines“)

Olfaktorisches SystemSchlüssel-Schloss-Prinzip: ca. 350 verschiedene Rezeptoren reagieren auf spezifische Chemikalien

Erlauben die Diskrimination von ca. 5000 chemischen Mischungen