Joural r eurologie eurochirurgie und schiatrie - kup.at · Es wird vermutet, dass das Cerebel-lum...

12
Indexed in EMBASE/Excerpta Medica/BIOBASE/SCOPUS P.b.b. 02Z031117M, Verlagsort: 3003 Gablitz, Linzerstraße 177A/21 Preis: EUR 10,– Krause & Pachernegg GmbH • Verlag für Medizin und Wirtschaft • A-3003 Gablitz Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie Zeitschrift für Erkrankungen des Nervensystems Journal für www.kup.at/ JNeurolNeurochirPsychiatr Homepage: www.kup.at/ JNeurolNeurochirPsychiatr Online-Datenbank mit Autoren- und Stichwortsuche Neuronale Mechanismen der posturalen Kontrolle und der Einfluss von Gleichgewichtstraining Taube W Journal für Neurologie Neurochirurgie und Psychiatrie 2013; 14 (2), 55-63

Transcript of Joural r eurologie eurochirurgie und schiatrie - kup.at · Es wird vermutet, dass das Cerebel-lum...

Page 1: Joural r eurologie eurochirurgie und schiatrie - kup.at · Es wird vermutet, dass das Cerebel-lum eine Kopie des motorischen Kommandos, eine so ge-nannte Efferenzkopie, von kortikalen

Indexed in EMBASE/Excerpta Medica/BIOBASE/SCOPUS

P.b.b. 02Z031117M, Verlagsort : 3003 Gablitz, Linzerstraße 177A/21 Preis: EUR 10,–

Krause & Pachernegg GmbH • Verlag für Medizin und Wirtschaft • A-3003 Gablitz

Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie

Zeitschrift für Erkrankungen des Nervensystems

Journal für

www.kup.at/ JNeurolNeurochirPsychiatr

Homepage:

www.kup.at/ JNeurolNeurochirPsychiatr

Online-Datenbank mit Autoren-

und Stichwortsuche

Neuronale Mechanismen der

posturalen Kontrolle und der

Einfluss von Gleichgewichtstraining

Taube W

Journal für Neurologie

Neurochirurgie und Psychiatrie

2013; 14 (2), 55-63

Page 2: Joural r eurologie eurochirurgie und schiatrie - kup.at · Es wird vermutet, dass das Cerebel-lum eine Kopie des motorischen Kommandos, eine so ge-nannte Efferenzkopie, von kortikalen

Das e-Journal Journal für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie

✔ steht als PDF-Datei (ca. 5–10 MB) stets internet unabhängig zur Verfügung

✔ kann bei geringem Platzaufwand gespeichert werden

✔ ist jederzeit abrufbar

✔ bietet einen direkten, ortsunabhängigen Zugriff

✔ ist funktionsfähig auf Tablets, iPads und den meisten marktüblichen e-Book-Readern

✔ ist leicht im Volltext durchsuchbar

✔ umfasst neben Texten und Bildern ggf. auch einge bettete Videosequenzen.

e-Abo kostenlosDatenschutz:Ihre Daten unterliegen dem Datenschutzgesetz und werden nicht an Dritte weitergegeben. Die Daten werden vom Verlag ausschließlich für den Versand der PDF-Files des Journals für Neurologie, Neuro-chirurgie und Psychiatrie und eventueller weiterer Informationen das Journal betreffend genutzt.

Lieferung:Die Lieferung umfasst die jeweils aktuelle Ausgabe des Journals für Neurologie, Neuro chirurgie und Psychiatrie. Sie werden per E-Mail informiert, durch Klick auf den gesendeten Link er halten Sie die komplette Ausgabe als PDF (Umfang ca. 5–10 MB). Außerhalb dieses Angebots ist keine Lieferung möglich.

Abbestellen:Das Gratis-Online-Abonnement kann jederzeit per Mausklick wieder abbestellt werden. In jeder Benach-richtigung finden Sie die Information, wie das Abo abbestellt werden kann.

www.kup.at/JNeurolNeurochirPsychiatr

Page 3: Joural r eurologie eurochirurgie und schiatrie - kup.at · Es wird vermutet, dass das Cerebel-lum eine Kopie des motorischen Kommandos, eine so ge-nannte Efferenzkopie, von kortikalen

J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2013; 14 (2)

Gleichgewicht und Gleichgewichtstraining

55

Neuronale Mechanismen der posturalen Kontrolleund der Einfluss von Gleichgewichtstraining

W. Taube

Einleitung

Der Mensch ist das einzige Säugetier, welches sich einenbipedalen Stand und Gang als seine normale Haltungs- undFortbewegungsart angeeignet hat. Dies hat zur Folge, dass einhoher Körperschwerpunkt über einer kleinen Unterstützungs-fläche balanciert werden muss. Die Schwierigkeit dieser Auf-gabe wird schon daraus ersichtlich, dass Kinder 7 Jahre undlänger für die Aneignung einer erwachsenenähnlichen Hal-tungsregulation benötigen [1, 2]. Die neuronalen Anpas-sungsreaktionen, die im direkten Zusammenhang mit der An-eignung der bipedalen Haltung und Fortbewegung stehen,sind bisher ungenügend erforscht. Allerdings zeigen Studienan Erwachsenen, dass Balancieren auf instabilem Unter-grund, wie beispielsweise auf Wackelbrettern, Airex-Mattenoder Kipp-Kreiseln (Abb. 1), zu neuronalen Anpassungs-reaktionen führt, die mittel- und langfristig gesehen neurona-le Plastizität von spinalen und supraspinalen Strukturen deszentralen Nervensystems (ZNS) bewirken [4–6]. Interes-santerweise beeinflussen die durch Gleichgewichtstraininginduzierten neuronalen Adaptationen nicht nur die Gleich-gewichtsfähigkeit an sich, sondern üben auch einen (positi-ven) Einfluss auf andere Bewegungsaufgaben aus. In diesemKontext wurde gezeigt, dass Gleichgewichtstraining die Leis-tungsfähigkeit der Muskulatur verbessern kann, was in einergesteigerten Explosivkraft [3] und einer erhöhten Sprung-leistungsfähigkeit [7] zum Ausdruck gebracht wurde. Da-rüber hinaus wurde der Nachweis erbracht, dass Gleich-gewichtsübungen einen präventiven Charakter aufweisen,weshalb sie heutzutage einen integrativen Bestandteil im Trai-

Eingelangt am 14. Juni 2011; angenommen nach Revision am 6. Januar 2012; Pre-Publishing Online am 1. Februar 2012Aus dem Medizinischen Department, Bewegungs- und Sportwissenschaften,Universität Fribourg, SchweizKorrespondenzadresse: Prof. Dr. med. Wolfgang Taube, Medizinisches Depart-ment, Bewegungs- und Sportwissenschaften, Universität Fribourg, CH-1700 Fribourg,Boulevard de Pérolles 90; E-Mail: [email protected]

Kurzfassung: Für die Aufrechterhaltung desGleichgewichts findet auf mehreren Stufen deszentralen Nervensystems (ZNS) die Integrationsensorischer Informationen statt, auf deren Ba-sis motorische Areale adäquate (Kompensati-ons-) Reaktionen initiieren. Der vorliegendeÜberblicksartikel stellt in einem ersten Schrittwichtige Bereiche des ZNS vor, die für die senso-motorische Verarbeitung gleichgewichtsrele-vanter Informationen bedeutsam sind. Im An-schluss daran wird ein Überblick über die heut-zutage bekannten neuronalen Anpassungsvor-gänge an Gleichgewichtstraining gegeben. Da-bei wird der Fokus auf Adaptationen auf kortika-ler (Motorkortex und Hippokampus) und spinalerEbene gelegt. Zum Schluss werden funktionelle

Anpassungen des Gleichgewichtstrainings auf-gezeigt, die nicht unmittelbar im Zusammenhangmit der Gleichgewichtsfähigkeit stehen. Dieseumfassen die Sensomotorik der Halswirbel-säule, Kraft, Sprungvermögen und Verletzungs-prophylaxe.

Schlüsselwörter: Gleichgewicht, sensomotori-sches Training, Motorkortex, Reflex

Abstract: Neural Control of Posture and theInfluence of Balance Training. To ensurepostural control, the central nervous system inte-grates sensory information arising from multiplesources in order to initiate appropriate motor ac-tions. This review provides in a first step insights

into the neural structures involved in this senso-rimotor processing. In a second step, currentknowledge about the neural adaptations goingalong with balance training is discussed. There-by, the focus is laid on cortical (motor cortex andhippocampus) and spinal plasticity. In a last step,functional adaptations in response to balancetraining are briefly outlined incorporating the im-pact of balance exercises on sensorimotor func-tion of the cervical spine, force, and jump per-formance, as well as their influence on preven-tion and rehabilitation. J Neurol NeurochirPsychiatr 2013; 14 (2): 55–63.

Key words: balance, sensorimotor training, mo-tor cortex, reflex

Abbildung 1: Exemplarisches Protokoll eines Gleichgewichtstrainings. Die Ge-samtdauer der Trainingseinheit beträgt 60 Minuten, einschließlich einer 10-minü-tigen Aufwärmphase und eines 10-minütigen Cool-downs. Mod. nach [3].

For personal use only. Not to be reproduced without permission of Krause & Pachernegg GmbH.

Page 4: Joural r eurologie eurochirurgie und schiatrie - kup.at · Es wird vermutet, dass das Cerebel-lum eine Kopie des motorischen Kommandos, eine so ge-nannte Efferenzkopie, von kortikalen

56 J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2013; 14 (2)

Gleichgewicht und Gleichgewichtstraining

ning vieler (Weltklasse-) Athleten darstellen. Prospektive Stu-dien konnten in diesem Zusammenhang zeigen, dass dieVerletzungsinzidenz in den Ballsportarten um etwa die Hälftereduziert werden kann, wenn Gleichgewichtsübungen in dasnormale Training implementiert werden [8–10]. Darüber hi-naus fördert Gleichgewichtstraining den Rehabilitations-prozess [11, 12]. Im Unterschied zu vielen anderen Trainings-interventionen kann Gleichgewichtstraining von (Spitzen-)Athleten, Kindern und älteren Personen gleichermaßendurchgeführt werden. Dadurch können auch Personen, die ei-nem erhöhten Sturzrisiko ausgesetzt sind, von diesem Trai-ning profitieren [13, 14].

Der vorliegende Übersichtsartikel führt zuerst in die Thema-tik ein, indem Begrifflichkeiten abgeklärt und die für dieposturale Kontrolle relevanten Strukturen vorgestellt werden.Im Anschluss daran werden die neurophysiologischen Aus-wirkungen von Gleichgewichtstraining diskutiert und ab-schließend unterschiedliche Anwendungsfelder aufgezeigt.

Was ist Gleichgewichtstraining?

Es gibt keine einheitliche Nomenklatur für Übungen mit demZiel der Verbesserung der posturalen Kontrolle. In einer Stu-die von 1965 verwendeten Freeman et al. den Begriff„coordination exercise“ (Koordinationsübung), um das Ba-lancieren auf einem Schaukelbrett zu charakterisieren [12].Dieser Begriff konnte sich jedoch nicht durchsetzen, heutzu-tage sprechen einige Autoren von „Gleichgewichtstraining“(„balance training“) [15–17], wohingegen andere die Begriffe„sensomotorisches Training“ („sensorimotor training“) [18,19], „neuromuskuläres Training“ („neuromuscular training“)[20] oder „propriozeptives Training“ („proprioceptive trai-ning“) [21, 22] bevorzugen. In diesem Beitrag wird der Be-griff Gleichgewichtstraining verwendet, da (1) propriozep-tives Training fälschlicherweise nur die Aufnahme sensori-scher Information adressiert (siehe [23]) und (2) die Begriffeneuromuskuläres und sensomotorisches Training so weit ge-fasst sind, dass darunter jegliche Form menschlicher Bewe-gung (im Sinne von „neuromuskulärer“ Aktivierung bzw. In-teraktion von afferenten und efferenten Signalen) verstandenwerden kann. Aus diesen Gründen scheint der BegriffGleichgewichtstraining am besten das Phänomen zu charak-terisieren, da er nicht die körperinternen Vorgänge zu be-schreiben versucht, sondern auf die Bewegungsaufgabe ansich abzielt, die darin besteht, das Gleichgewicht aufrechtzu-erhalten beziehungsweise diese Fähigkeit durch Übung zuverbessern.

In den meisten Gleichgewichtsinterventionen wird das Trai-ning auf einer Auswahl von unterschiedlichen Trainings-geräten durchgeführt, wie beispielsweise Wackelbrettern,Kipp-Kreiseln, 2-dimensional frei schwingenden Plattfor-men, Matten, Kissen etc. Im Moment liegen noch keine Richt-werte über die optimale Dauer und Intensität der Übungenvor, die auf diesen Geräten durchgeführt werden. Aus diesemGrund gibt es für diese Parameter große Abweichungen vonStudie zu Studie. Abbildung 1 illustriert aus diesem Grundeine mögliche Form des Gleichgewichtstrainings, die ineiner Vielzahl von Studien Verwendung fand [3–7, 13, 18, 24–26].

Posturale Kontrolle

Die posturale Kontrolle unterscheidet generell zwischen 2unterschiedlichen Modi, dem „Feedback-Modus“ und dem„antizipativen Modus“. Im „Feedback-Modus“ reagiert dasposturale System auf den Verlust des Gleichgewichts und ver-sucht, das Gleichgewicht durch geeignete Kompensations-reaktionen wiederzuerlangen. Im „antizipativen Modus“ wer-den Störeinflüsse gedanklich vorweggenommen, die postu-rale Kontrolle wird im Sinne einer Feedforward-Regelungdarauf eingestellt. Dies spielt z. B. bei selbst initiiertenWillkürbewegungen eine große Rolle, bei welchen destabili-sierende Auswirkungen exakt vorhergesehen werden können.Mittlerweile gibt es eine Reihe von Studien, die zeigen, wieverschiedene Strukturen an dieser antizipativen Kontrollepartizipieren. Dem Cerebellum wird dabei eine zentrale Rollezugeschrieben [27, 28]. Es wird vermutet, dass das Cerebel-lum eine Kopie des motorischen Kommandos, eine so ge-nannte Efferenzkopie, von kortikalen Strukturen erhält [28].Darüber hinaus wurde gezeigt, dass das Feuerungsverhaltender cerebellären Purkinje-Zellen den kinematischen Ände-rungen vorausgeht, was mit der Vorstellung kompatibel ist,dass das Kleinhirn den kommenden motorischen Zustandvorwegnimmt [29]. Neueste Beobachtungen legen darüberhinaus den Schluss nahe, dass Ia-Afferenzen den kinemati-schen Zustand der extrafusalen Muskulatur antizipieren unddamit die Muskelspindel ebenfalls als sensorisches Vorwärts-modell fungieren kann [30]. Der Vorteil prädiktiver Signaleist, dass Korrekturen zeitnah greifen können. Prädiktionenmachen jedoch nur dann Sinn, wenn sie miteinander vergli-chen werden können. Im Falle propriozeptiver Signale wurdedie Vermutung geäußert, dass Gebiete im Hirnstamm (infe-riores Olivensystem) diese Komperatorfunktion übernehmenkönnten, da sie eng mit dem Cerebellum (Efferenzkopie) unddem Rückenmark (propriozeptive Informationen) verbundensind [28].

Das Problem mit der Unterteilung in Feedback- und Feed-forward-kontrollierte Gleichgewichtsbewegungen ist, dass beimanchen Bewegungen nicht klar differenziert werden kann,welche Form der Bewegungskontrolle vorliegt, beziehungs-weise können auch Mischformen vorliegen. Aus diesem Grundwird im weiteren Text zwischen der „ungestörten“ und der„von extern beeinflussten“ posturalen Kontrolle unterschie-den. Dabei werden in einem ersten Schritt die für die postura-le Kontrolle relevanten sensorischen Systeme vorgestellt. Ineinem zweiten Schritt wird sodann aufgeführt, welche Zen-tren des zentralen Nervensystems an der Verarbeitung der sen-sorischen Informationen beteiligt sind.

Organisation des ungestörten Standes

Da im aufrechten Stand der Körperschwerpunkt hoch, dieUnterstützungsfläche klein und die „Stiffness“ (Steifigkeit)des Fußgelenks niedrig ist [31, 32], stellt der Zweibeinstanddes Menschen eine ungleich größere Herausforderung dar alsder Vierbeinstand bei Tieren. Normalerweise sind wir uns die-ser anspruchsvollen sensomotorischen Leistung nicht be-wusst. Die Komplexität der posturalen Kontrolle wird häufigerst durch die Erfahrung eines instabilen Standes, zum Bei-spiel aufgrund von schwieriger Untergrundbeschaffenheitoder Funktionseinbußen infolge pathologischer Prozesse er-

Page 5: Joural r eurologie eurochirurgie und schiatrie - kup.at · Es wird vermutet, dass das Cerebel-lum eine Kopie des motorischen Kommandos, eine so ge-nannte Efferenzkopie, von kortikalen

J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2013; 14 (2)

Gleichgewicht und Gleichgewichtstraining

57

sichtlich. Die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts stellt –mechanisch gesehen – das zentrale Nervensystem vor dieAufgabe, den Körperschwerpunkt über der Unterstützungs-fläche zu halten. Um durch adäquate Muskelaktivierungenentsprechende Ausgleichsbewegungen zur Wiedererlangungdes Gleichgewichts durchführen zu können, ist die Wahrneh-mung des „Ungleichgewichts“ durch optische [33], proprio-zeptive [34], taktile [35] und vestibuläre Analysatoren [36]essenziell. Die Informationen der unterschiedlichen Analysa-toren werden dabei nicht getrennt voneinander verarbeitet,sondern integriert und situationsspezifisch unterschiedlichstark gewichtet.

Posturale Kompensation von StandstörungenDas ZNS muss die Muskeln je nach Störreiz und denzugrunde liegenden biomechanischen Gegebenheiten ange-messen aktivieren, um Störungen des Gleichgewichts entge-genzuwirken. Die höheren Zentren des ZNS sind dafür ver-antwortlich, die posturalen Reaktionen kontextspezifisch an-zupassen [37]. Die enge Interaktion der sensorischen Eindrü-cke macht es bisher zwar unmöglich, den relativen Beitragjedes einzelnen Systems (visuelles, vestibuläres und somato-sensorisches System) zu bestimmen; es konnten aber störreiz-spezifische Präferenzen aufgezeigt werden. So nimmt dassomatosensorische System (d. h. vor allem propriozeptiveund taktile Informationen) bei der Kompensation von schnel-len Richtungsänderungen der Unterstützungsfläche eine do-minierende Funktion ein [38]. Gleichwohl besitzt nicht nurdas somatosensorische [39], sondern auch das vestibuläreSystem das Potenzial, sensorische Informationen zur Trig-gerung und Modulation von motorischen Gleichgewichts-reaktionen zu nutzen [40, 41]. Dem vestibulären System wirddaher hauptsächlich die Kontrolle von langsamen Schwan-kungen (unter etwa 1 Hz) zugeschrieben [42].

Einer Differenzierung der Störreize in schnelle und langsameAuslenkungen der Unterstützungsfläche kann eine weitereUnterscheidung folgen, die die Richtung der Auslenkung be-rücksichtigt. Hieraus resultiert eine Gegenüberstellung vonrotatorischen und translatorischen Beschleunigungen derUnterstützungsfläche. Diese Unterscheidung ist nicht nur un-ter biomechanischen Gesichtspunkten sinnvoll, sondern be-sitzt auch bei neurophysiologischer Betrachtung Gültigkeit.Bei rotatorischen Auslenkungen der Unterstützungsflächespielen vestibulo-spinale Mechanismen aller Wahrscheinlich-keit nach eine dominierende Rolle [43]. Bei translatorischenStörungen wird hingegen verstärkt auf das somatosensorischeSystem zurückgegriffen [38]. Des Weiteren wird die Relevanzdes somatosensorischen Systems für die posturale Kontrolletranslatorischer Störreize durch den Vergleich von Patientenmit unterschiedlichen Pathologien unterstrichen: Personenmit einem Ausfall des Vestibularapparates weisen keine Ver-zögerungen ihrer posturalen Reaktionen auf [39]. Patientenmit sensorischer Neuropathie zeigen hingegen verlängerteLatenzzeiten [44].

Die Organisation der posturalen Kompensationsreaktion istjedoch nicht nur abhängig von der Geschwindigkeit und derArt der Auslenkung, sondern auch von der Beschaffenheit derUnterstützungsfläche [45]. Auf einem ebenen und solidenUntergrund findet verstärkt die „ankle strategy“ (Fußgelenks-

strategie) ihre Anwendung. Hierbei gleicht der Körper eineminvertierten Pendel, das aus einem Segment besteht. Wird nundie Unterstützungsfläche verkleinert oder gibt sie nach,kommt vermehrt die „hip strategy“ (Hüftgelenksstrategie)zum Einsatz. Der Körper ähnelt dabei einem invertierten Pen-del mit 2 Segmenten, die an der Hüfte miteinander verbundensind.

Horak et al. [39] vermuten, dass für die Ausführung der„ankle strategy“ primär somatosensorische Einflüsse nötigsind, da bei Ischämie der Füße und des Sprunggelenks einÜbergang zur „hip strategy“ festgestellt wurde. Auf der ande-ren Seite scheint die „hip strategy“ auf vestibuläre Strukturenangewiesen zu sein, da Patienten mit Ausfall des Vestibularap-parates in allen Gleichgewichtssituationen präferiert die„ankle strategy“ anwenden [39].

Motorische Zentren der posturalen Kon-

trolle

Die vorliegenden Abschnitte legen ihren Fokus primär auf dieReizaufnahme sowie die Beschreibung der Funktion der visu-ellen, vestibulären, taktilen und somatosensorischen Systeme.Der folgende Teil geht nunmehr darauf ein, in welchen Zen-tren des ZNS diese Informationen weiterverarbeitet werden,um schlussendlich in motorischen Befehlen zu münden.

Rückenmark

Die schnellste, aber zugleich auch einfachste Verarbeitungafferenter Information findet im Rückenmark statt. So führteine schnelle Dehnung der Wadenmuskulatur, wie sie bei-spielsweise beim Ausrutschen auf glattem Untergrund vor-kommen kann, dazu, dass die von Muskelspindeln wahrge-nommene Information über die Längenänderung der Musku-latur über Ia-Afferenzen zum Rückenmark geleitet wird. Hierfindet eine Verschaltung auf das α-Motoneuron des homo-nymen Muskels statt. Folge ist, dass nach kurzer Zeit (etwa40–50 ms) eine Reflexantwort im Muskel zu sehen ist [46].Obwohl es sich beim Dehnreflex um einen monosynaptischenReflex handelt, kann das zentrale Nervensystem Einfluss aufdie Reflexantwort nehmen. In postural anspruchsvollen Situa-tionen ist also beispielsweise eine Reduktion der Reflex-amplitude zu beobachten [47–49], die aller Wahrscheinlich-keit nach auf eine erhöhte präsynaptische Inhibition zurück-zuführen ist [50]. Bei der präsynaptischen Inhibition wird dieTransmitterausschüttung in den synaptischen Spalt gehemmt.Die Erregung der Iα-Afferenzen wird im Falle der Inhibitionspinaler Reflexe bei anspruchsvollen Gleichgewichtsauf-gaben demnach nicht im gleichen Maße auf das post-synaptische Neuron (also in diesem Fall auf das α-Moto-neuron) weitergeleitet, sondern abgeschwächt. Diese Art derHemmung der afferenten Beiträge besitzt den Vorteil, dassdas postsynaptische Neuron (α-Motoneuron) in seiner Er-regungsbereitschaft unbeeinflusst bleibt und „offen ist“ fürandere Zuströme, beispielsweise von supraspinalen Struktu-ren. Dies führt dazu, dass die Bewegung weniger stark vonreflektorischen Beiträgen kontrolliert wird und folglich höhe-re Zentren verstärkt den muskulären Output bestimmen kön-nen. Diese höheren Zentren sind auch dafür verantwortlich,das Ausmaß der präsynaptischen Inhibition situationsspezi-fisch festzulegen. Es wird davon ausgegangen, dass mehrere

Page 6: Joural r eurologie eurochirurgie und schiatrie - kup.at · Es wird vermutet, dass das Cerebel-lum eine Kopie des motorischen Kommandos, eine so ge-nannte Efferenzkopie, von kortikalen

58 J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2013; 14 (2)

Gleichgewicht und Gleichgewichtstraining

Strukturen des Gehirns, wie der Motorkortex [51], die Basal-ganglien [52] oder das Cerebellum [53], in der Lage sind, spi-nale Reflexe kontextspezifisch zu modulieren.

Hirnstamm

Anfang des 20. Jahrhunderts konnte gezeigt werden, dassSäugetiere über reflektorische Mechanismen des Rücken-marks und des Hirnstamms ohne Mitwirkung höherer Zentrenin der Lage waren, eine stehende Position einzunehmen undposturale Störungen zu kompensieren [54, 55]. Besonders derFormatio reticularis, welche die Medulla oblongata, die Ponsund das Mesencephalon mittig durchläuft, wird eine wichtigeFunktion bei der Gleichgewichtskontrolle zugesprochen. Indiesem Bereich laufen sensorische Informationen aus demVestibularapparat, dem propriozeptiven und dem visuellenSystem zusammen und können in motorische Kommandosintegriert werden, die kortikalen Ursprungs sind. Luccarini etal. [56] konnten beispielsweise zeigen, dass durch Hemmungder Hirnstammaktivität posturale Ausgleichsbewegungen un-terdrückt werden. Wird die Ausbildung von Projektionen vomHirnstamm zum Rückenmark unterbunden, führt dies daherkonsequenterweise zu einer Beeinträchtigung der motori-schen bzw. posturalen Entwicklung [57].

Kleinhirn

Studien an Patienten mit cerebellären Ausfallerscheinungenhaben die Bedeutung des Kleinhirns (Cerebellum) für dieposturale Kontrolle schon früh nachgewiesen. Bereits im Jahr1891 beschrieb Luciani folgende Konsequenzen von Klein-hirnläsionen: Atonie (Erschlaffung der Muskulatur), Asthenie(Ermüdung der Muskulatur), Astasie (Unfähigkeit zu stehen)sowie Dysmetrie (Bewegungsstörung, bei der es entweder zuüberschießenden [Hypermetrie] oder zu kurz dimensionierten[Hypometrie] Zielbewegungen kommt). Später wurde die Be-schreibung der Symptome noch erweitert. Dabei ist die Rolledes Kleinhirns für die Abstimmung von Agonist- und Anta-gonistaktivität und die Koordination aneinandergereihter Be-wegungen hervorzuheben [58]. Den engen Verbindungen vonNodulus und Flocculus zum Vestibularapparat verdankt dasVestibulocerebellum seinen Namen. Dieser Bereich desKleinhirns nimmt wichtige Funktionen für die Kontrolle vonAugenbewegungen sowie axialen Muskeln wahr. Beeinträch-tigungen des Vestibulocerebellums ziehen daher Gleichge-wichtsstörungen und pathologische Nystagmen nach sich[59].

Im Zusammenhang mit dem Gleichgewicht wird dem Klein-hirn darüber hinaus die wichtige Eigenschaft zugeschrieben,die posturale Kontrolle kontextspezifisch an die Störsituationanzupassen und sich die richtige Zuordnung von Situationund Antwortreaktion zu „merken“. Patienten mit cerebellärenLäsionen zeigen sich oft nicht in der Lage, diese Form desmotorischen Lernens durchzuführen [60]. Im Gegensatz zugesunden Personen sind sie beispielsweise außer Stande, dieAmplitude ihrer späten Reflexantworten („long-latencyresponses“ mit einer Latenz von etwa 120 ms) situations-spezifisch anzupassen. Morton und Bastian [61] schlossendes Weiteren aus Beobachtungen, dass bei gesunden Men-schen das Cerebellum aus früheren Bewegungsfehlern „lernt“und sich dadurch eine differenzierte Feedforward-Kontrolleposturaler Reaktionen entwickelt.

BasalganglienAuch nach Läsionen der Basalganglien sind posturale Beein-trächtigungen zu beobachten. Bei Störungen der Substantianigra, beispielsweise bei Parkinson-Patienten, äußern sichFunktionseinbußen des Gleichgewichts in einem unsicherenStand, einer gesteigerten Zahl von Stürzen und Gangataxien[62, 63]. Visser und Bloem [64] gehen aufgrund ihrer Beob-achtungen davon aus, dass 2 essenzielle Bereiche der postu-ralen Kontrolle durch die Basalganglien (mit) ermöglichtwerden: zum einen die posturale Flexibilität und zum anderendie Kontrolle der sensomotorischen Integration. Unterposturaler Flexibilität wird die Fähigkeit verstanden, sich anständig wechselnde Umweltbedingungen anzupassen. Ähn-lich den Effekten nach Läsionen des Kleinhirns [60] könnenPatienten mit Basalganglienstörungen ihre muskulärenAntwortreaktionen nicht mehr störreizspezifisch anpassen[65]. Darüber hinaus zeigen sie Beeinträchtigungen beiGleichgewichtsaufgaben, wenn kognitive und motorischeAufgaben parallel dazu durchgeführt werden. Anstatt der Er-haltung des Gleichgewichts höchste Priorität einzuräumen,versuchen sie alle Aufgaben gleichermaßen gut zu bewälti-gen. Dies führt zu einem schlechteren Abschneiden bei derGleichgewichtsaufgabe und kann damit die Sturzgefahr erhö-hen [66].

Neben dem Verlust der posturalen Flexibilität bzw. der Fähig-keit, Ressourcen flexibel zu gewichten, ist bei Störung derBasalganglientätigkeit auch eine Beeinträchtigung dersensomotorischen Integration zu beobachten. So warenbeispielsweise Parkinson-Patienten mit geschlossenen Augennicht in der Lage, die Stellung ihres passiv bzw. auch aktivbewegten Armes mit dem anderen Arm nachzustellen [67,68]. Es ist naheliegend, dass eine Störung der sensomoto-rischen Integration auch die Gleichgewichtsfähigkeit betrifft.Dies könnte eine Erklärung dafür sein, warum Parkinson-Pa-tienten ihre Körperschwankungen selbst als gar nicht so gra-vierend wahrnehmen und überrascht reagieren, wenn sie dastatsächliche Ausmaß der Körperschwankungen, z. B. vor ei-nem Spiegel, beobachten [64].

Motorkortex

Der motorische Kortex und seine Rolle im Zusammenhangmit posturalen Kompensationsreaktionen sind erst spät in denBlickwinkel gerückt. In 2 kürzlich erschienen Reviews [16,69] werden Beobachtungen wiedergegeben, welche die rele-vante Beteiligung des Motorkortex an posturalen Reaktionenunterstreichen. Ursprünglich wurde aus Experimenten derposturalen Kontrolle an Tieren geschlossen, dass der Motor-kortex im Vergleich zu subkortikalen und spinalen Struktureneine untergeordnete Rolle bei Gleichgewichtsaufgaben spiele[70]. Ergebnisse neuerer Studien zeigen jedoch, dass dies so-wohl bei Tieren als auch beim Menschen nicht der Fall seinmuss. Durch direkte elektrophysiologische Ableitungen vonkortikalen Neuronen bei Kaninchen und Katzen währendGleichgewichtsreaktionen konnte der Zusammenhang zwi-schen der Aktivität kortikaler Neurone und muskulärer Aktio-nen demonstriert werden [71, 72]. Beim Menschen konntedurch den Einsatz nicht-invasiver elektrophysiologischerTechniken, wie der transkraniellen Magnetstimulation(TMS), Positronen-Emissionstomographie (PET) oder Elek-troenzephalographie (EEG), der Nachweis einer kortikalen

Page 7: Joural r eurologie eurochirurgie und schiatrie - kup.at · Es wird vermutet, dass das Cerebel-lum eine Kopie des motorischen Kommandos, eine so ge-nannte Efferenzkopie, von kortikalen

J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2013; 14 (2)

Gleichgewicht und Gleichgewichtstraining

59

Mitwirkung bei Gleichgewichtsreaktionen erbracht werden[69, 73]. So ist z. B. beim Gehen das ZNS dafür verantwort-lich, zahlreiche Körpersegmente mit einem hohen Körper-schwerpunkt dynamisch über einer kleinen Unterstützungs-fläche zu balancieren. Der Einsatz von TMS konnte demons-trieren, dass diese motorische Aufgabe trotz ihrer hohenAutomatisation auf den Beitrag kortikaler Zentren zurück-greift [74].

Die kortikale Kontrolle ist jedoch nicht auf das Gehen be-schränkt. Bei Kompensationsreaktionen nach Perturbationdes aufrechten bipedalen Standes ist die kortikale Kontrolleebenfalls gefordert [75]. Es treten dabei so genanntetranskortikale „Long-loop“-Reflexe auf, die mit einer Latenzvon ungefähr 85–100 ms die Unterschenkelmuskulatur inner-vieren. Wird der Boden unter einem Menschen nach hinten„weggezogen“, wie dies z. B. beim ruckartigen Anfahren imBus oder der Straßenbahn der Fall ist, nehmen Muskel-spindeln der Wadenmuskulatur dieses Ereignis wahr. Bei ge-nügend schneller Dehnung führt dies zum einen zum Aus-lösen von kurzlatenzigen Dehnreflexen (Auftreten nach40–50 ms), zum anderen leiten afferente Bahnen die In-formation zu höheren Zentren, wo diese nach etwa 50 ms imsensorischen Kortex eintrifft. Nach einer kurzen zentralenVerarbeitung (~10 ms) wird eine motorische Erregung vomMotorkortex zur Muskulatur gesendet und kommt dortnach weiteren 30–35 ms an [75, 76]. Die kortikale Kom-pensationsantwort bei Störung des Gleichgewichts trittdemnach später auf als diejenige auf Ebene des Rückenmarks.Die kortikalen Antworten sind aber differenzierter auf diejeweilige Situation zugeschnitten als die der spinalen Re-flexe.

Auswirkungen von Gleichgewichts-

training

Im Laufe des Lebens unterliegt die Gleichgewichtsfähigkeiterheblichen Schwankungen. Das aufrechte Stehen bzw. selb-ständige Gehen erlernen Kleinkinder beispielsweise in etwaeinem Jahr. Bis erwachsenenähnliche Gleichgewichtsstra-tegien ausgebildet sind, bedarf es mindestens weiterer 6 Jah-re. Findet damit anfangs im Verlauf der Reifung eine stetigeVerbesserung der posturalen Kontrolle statt, nimmt diese mitzunehmendem Alter wieder ab. Die mit dem Alter einherge-hende Modulation der Gleichgewichtsfähigkeit ist jedochsehr stark aktivitätsbedingt. Das Gleichgewicht ist in jedemLebensabschnitt trainierbar, wie Studien zeigen [13].

Neuronale Adaptationen an Gleichgewichts-

trainingBislang publizierte Trainingsstudien zeigen, dass neuronaleAnpassungen nach Gleichgewichtstraining stark abhängigvon ihrem Kontext sind: So sind Reflexantworten nach einemGleichgewichtstraining nicht stets nur gebahnt bzw. nichtstets nur unterdrückt. Dies hängt vielmehr stark von der je-weiligen Situation ab, in der die Reflexe evoziert werden. DerOrganismus scheint zu lernen, wann eine Reflexantwort funk-tionell relevant ist – in diesem Fall bahnt er sie (z. B. [13]) –und wann sie kontraproduktiv ist – in diesem Fall wird sie un-terdrückt (z. B. [7]). Entsprechend verhält es sich mit der kor-tikalen Einflussnahme: Auch sie wird durch Gleichgewichts-

training unterschiedlich in Schnellkraft- und Gleichgewichts-aufgaben beeinflusst [5].

Spinale Anpassungen an GleichgewichtstrainingDer Körper kann die spinale Reflexaktivität situationsspezi-fisch regulieren. Die Unterdrückung spinaler Reflexe ist meistumso stärker ausgeprägt, je anspruchsvoller die posturale Be-dingung ist. Llewellyn et al. [48] zeigten dies erstmals, als sieReflexmessungen bei Probanden durchführten, die zum einenüber einen Schwebebalken balancierten und zum anderen aufeinem Laufband liefen. Die elektrisch evozierten Reflexe (H-Reflexe) waren auf dem Schwebebalken stark gehemmt.

Die Reflextätigkeit wird gleichermaßen gehemmt, wenn Pro-banden dazu aufgefordert werden, ihre Augen im aufrechtenStand zu schließen [49, 77]. Interessant ist jedoch, dass nichtnur eine Reflexhemmung mit Zunahme der posturalen Kom-plexität stattfindet, sondern – sobald die posturalen Anforde-rungen weniger anspruchsvoll werden – auch eine Bahnungspinaler Reflexe beobachtet werden kann. Dieses Ergebniskonnte beispielsweise durch eine zusätzliche mechanischeUnterstützung [50, 78] oder ein zusätzliches visuelles Feed-back [47] erreicht werden.

Einige Studien konnten nach mehrwöchigem Gleichgewichts-training ebenfalls eine Reduktion der spinalen Reflextätigkeitbeobachten [6, 7, 26, 79]. Eine mögliche funktionelle Erklä-rung für die Hemmung spinaler Reflexe nach Gleich-gewichtstraining bzw. in postural anspruchsvollen Situatio-nen ist, dass reflektorisch induzierten Gelenksoszillationenentgegengewirkt werden kann [48, 80]. Indem spinale Refle-xe unterdrückt werden, verlagert sich zudem der Ursprungder muskulären Aktivierung von primär spinalen zu vermehrtsupraspinalen Zentren, was sehr wahrscheinlich zu einer ver-besserten Bewegungskontrolle beitragen kann [81].

Wie anfangs bereits dargestellt, sind nicht alle Reflexbeiträgenach Gleichgewichtstraining generell reduziert. Spielt derReflex eine funktionell relevante Rolle, scheint sich dessenBeitrag nach Training vielmehr zu steigern. Im Rahmen eines13-wöchigen Gleichgewichtstrainings mit Senioren unter-suchten Granacher et al. [13] die Gleichgewichtsreaktionender Teilnehmer infolge von Gangperturbationen. Nach demTraining wiesen die Senioren erhöhte kompensatorischeReflexbeiträge auf bei gleichzeitig verbesserter posturalerKontrolle.

Supraspinale Anpassungen an GleichgewichtstrainingVorherige Erfahrung und Wissen über das Ausmaß einerposturalen Störung beeinflussen die kompensatorische Reak-tion [37]. Erwarten Probanden eine größere Perturbation alstatsächlich stattfindet, ist die Antwortreaktion überdimensio-niert. Stellen sie sich hingegen auf eine kleinere Perturbationein als dann tatsächlich auftritt, geschieht genau das Gegen-teil. Hieraus konnte man schließen, dass sowohl periphere alsauch zentrale Mechanismen an der Kompensationsreaktionposturaler Aufgaben beteiligt sind und Erfahrung sowie Vor-wissen ihren Beitrag modulieren können.

Elektrophysiologische Methoden erbrachten knapp 2 Deka-den später den Nachweis, dass eine verbesserte Gleichge-

Page 8: Joural r eurologie eurochirurgie und schiatrie - kup.at · Es wird vermutet, dass das Cerebel-lum eine Kopie des motorischen Kommandos, eine so ge-nannte Efferenzkopie, von kortikalen

60 J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2013; 14 (2)

Gleichgewicht und Gleichgewichtstraining

wichtskontrolle mit kortikaler Plastizität in Zusammenhangsteht [4–6]. Allen 3 Studien ist gemein, dass die Teilnehmernach Gleichgewichtstraining eine reduzierte kortikale Aktivi-tät aufwiesen. Ergänzend konnte in einer Studie aufgezeigtwerden, dass diejenigen Probanden, die ihren kortikalen Bei-trag am meisten reduziert hatten, auch die größten Verbesse-rungen der Gleichgewichtsfähigkeit aufwiesen [6].

Eine reduzierte kortikale Erregbarkeit wurde in allen Studienbeobachtet, die supraspinale Anpassungen nach Gleichge-wichtstraining untersuchten. Gleichzeitig waren die spinalenBeiträge entweder ebenfalls reduziert [6] oder blieben unver-ändert [4, 5]. Die muskuläre Aktivität war hingegen nachTraining nicht signifikant reduziert. Taube et al. [16] folgertenhieraus, dass subkortikale Zentren ihren Beitrag zur Be-wegungskontrolle nach einem 4-wöchigen Gleichgewichts-training erhöhten (Abb. 2). Zu vermuten ist, dass Cerebellumund Basalganglien mit zunehmender Automatisation derGleichgewichtsreaktion eine immer wichtigere Funktion inder Kontrolle der Bewegung spielen, wie dies bereits für dasErlernen feinmotorischer Aufgaben mithilfe bildgebenderVerfahren gezeigt wurde [28, 82].

Es kann davon ausgegangen werden, dass Training über län-gere Zeit (mehrere Jahre) zu fundamentalen strukturellenÄnderungen führt. So wurde kürzlich demonstriert, dass derHippokampus von professionellen Tänzern und Slacklinern,die alle über eine exzellente Gleichgewichtsfähigkeit ver-fügten, Unterschiede zum Hippokampus von Freizeitsport-lern aufweist [83]. Der Hippokampus stellt eine der evolutivältesten Strukturen des Gehirns dar und gilt als ein Kortex-bereich, der für das (explizite) Lernen eine hohe Relevanzbesitzt. Darüber hinaus ist er für die Navigation und das

Aneignen räumlicher Koordinaten wichtig. ProfessionelleTänzer und Slackliner wiesen eine kleinere anterioreHippokampusformation auf als die Kontrollprobanden, wasvon den Autoren in der Hinsicht interpretiert wurde, dassdiese Athleten über die Jahre gelernt hätten, destabilisieren-de Einflüsse des Vestibularapparates zu hemmen [83]. DieVergrößerung in der posterioren Hippokampusformationwurde hingegen auf die vermehrte Integration visueller In-formationen zurückgeführt.

So spannend diese Beobachtungen sind, so sehr müssen siedoch mit Vorsicht genossen werden. Querschnittsstudien kön-nen leider keinen Aufschluss über die Entwicklung bzw. diePlastizitätsvorgänge an sich geben und daher nicht differen-zieren, ob bei Athleten eine bestimmte (kortikale) Prädisposi-tion für gewisse Sportarten vorgelegen oder ob sich die spezi-elle Gehirnstruktur erst durch das lange Training ausgebildethat. Des Weiteren stellen die zum Teil sehr großen inter-individuellen Unterschiede ein Problem für den Vergleich un-terschiedlicher Populationen (z. B. Spitzenathlet versusFreizeitsportler) dar.

Gleichgewichtstraining und zervikale Senso-

motorikEs ist bekannt, dass Nackenschmerzen koordinierte Kopf-bewegungen, die intersegmentale Koordination der Nacken-wirbel sowie die posturale Kontrolle beeinträchtigen [84]. Diesensomotorischen Beeinträchtigungen machen sich beispiels-weise in verstärkten Körperschwankungen im aufrechtenStand [85], einer verminderten Fähigkeit, den Kopf in be-stimmte Zielpositionen zurückzuführen [86, 87], sowie einerverminderten okulomotorischen Kontrolle bemerkbar [88].Aufgrund dieser Beobachtungen kann geschlossen werden,

Abbildung 2: Vereinfacht dargestellte neuronaleAnpassungsreaktionen nach Gleichgewichtstraining.(a) bildet Strukturen ab, die für die Aufrechterhal-tung des Gleichgewichts von Bedeutung sind. Senso-rische Informationen von visuellen, vestibulären, ku-tanen und propriorezeptiven Rezeptoren werden indie posturale Kontrolle integriert. Über Ia- und II-Afferenzen signalisieren Muskelspindeln Änderun-gen der Muskellänge zu spinalen und supraspinalen(nicht dargestellt) Zentren. Die frühen Anteile kom-pensatorischer Gleichgewichtsreaktionen werdenauf spinaler Ebene verarbeitet. Spätere Muskel-antworten („Long-loop“-Reflexe, die nach etwa 90–100 ms auftreten) stammen von kortikalen Zentrenund werden über den Kortikospinaltrakt (KST) zumα-Motoneuron vermittelt. (b) Weder das Rücken-mark noch die supraspinalen Zentren generierenstereotype kompensatorische Reaktionen infolgevon Störungen des Gleichgewichts. Erfahrung (z. B.durch Gleichgewichtstraining gewonnen), Antizipa-tion bzw. der jeweilige Kontext nehmen Einfluss aufdie posturale Antwort. Gleichgewichtstraining re-duziert die spinale Erregbarkeit, wahrscheinlich übereine erhöhte präsynaptische Inhibition (PSI). DieseHemmung ist in der untersten Zeile der Abbildungdurch einen Pfeil ( ) symbolisiert. Die kortikaleErregbarkeit nimmt ebenfalls nach Gleichgewichts-training ab (erste Zeile der Abbildung). Die Verbes-serung der Gleichgewichtsfähigkeit nach Gleichge-wichtstraining wird daher vermutlich durch eine ver-besserte Bewegungskontrolle subkortikaler Struk-turen gewährleistet (mittlere Zeile, durch sym-bolisiert). Übersetzt aus [16].

Page 9: Joural r eurologie eurochirurgie und schiatrie - kup.at · Es wird vermutet, dass das Cerebel-lum eine Kopie des motorischen Kommandos, eine so ge-nannte Efferenzkopie, von kortikalen

J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2013; 14 (2)

Gleichgewicht und Gleichgewichtstraining

61

dass die propriozeptive Information der Halsmuskulatur be-nötigt wird, um eine einwandfreie Haltungs- und Blickkon-trolle zu gewährleisten. Diese Vermutung wird durch dieBeobachtung gestärkt, dass ein Training zur Verbesserung derNackenkoordination in der Lage ist, nicht nur die sensomoto-rische Leistungsfähigkeit der Nackenwirbelsäule zu verbes-sern, sondern darüber hinaus Körperschwankungen und Na-ckenschmerzen zu reduzieren [89–92]. In einer kürzlich vonunsdurchgeführten Studie gingen wir der Frage nach, ob esnicht auch möglich ist, durch Gleichgewichtstraining Einflussauf die Sensomotorik der Halswirbelsäule zu nehmen [93].Nach 5 Wochen Gleichgewichtstraining hatte sich in der Trai-ningsgruppe sowohl die Fähigkeit verbessert, den Kopf in be-stimmte vorgegebene Positionen zu bewegen, als auch dieSchmerzempfindlichkeit der Nackenwirbelsäule reduziert.Diesen Ergebnissen ist eine große funktionelle Relevanz zu-zuschreiben, da Gleichgewichtsübungen ohne aufwendigeSpezialapparaturen nahezu überall durchgeführt werden kön-nen.

Gleichgewichtstraining und Kraft

Im Jahr 2004 haben Gruber und Gollhofer erstmals gezeigt,dass Gleichgewichtstraining die Reaktivkraft steigern kann[18]. Andere Studien bestätigten diese Beobachtung [3, 13,94] und erweiterten sie dahingehend, dass Gleichgewichts-training auch einen positiven Einfluss auf die Sprungfähigkeitnehmen kann [7].

Gleichgewichtstrainierte Personen weisen interessanterweiseeine erhöhte kortikale Erregbarkeit in willkürlichen Schnell-kraftübungen auf und zeigen damit eine gegensätzliche Adap-tation, als wenn sie in einer posturalen Bedingung getestetwerden [5]. Ursache für die gesteigerte Explosivkraft nachGleichgewichtstraining könnte eine verbesserte kortikale An-steuerung der Muskulatur sein. Es wurde spekuliert, dass diewährend des Gleichgewichtstrainings angesprochenen synap-tischen Nervenbahnen zur fußgelenksumgreifenden Musku-latur im Training gestärkt werden und diese Trainingsan-passung anschließend auch in willkürlichen Kontraktionenausgenutzt werden kann [16].

Gleichgewichtstraining und Verletzungs-

prophylaxeEs gibt eine Vielzahl von prospektiven Studien, die die prä-ventive Wirkung von Gleichgewichtstraining belegen (eineAuswahl von Artikeln erscheint in [95]). Somit kann es alsgesichert gelten, dass die Prävalenz von Knie- und Sprung-gelenksverletzungen signifikant (um etwa 50 %) reduziertwerden kann. Für die Mechanismen, die diese Verletzungs-reduktion bewirken, gibt es noch wenige Anhaltspunkte.Einige Autoren vermuteten, dass ein optimierter Ablaufspinaler Reflexmechanismen dafür verantwortlich sei (z. B.[96]). Allerdings zeigen Studien, dass bei schnell ablaufen-den Traumata die Latenz spinaler Reflexantworten zu langeist, um protektiv wirksam werden zu können [97]. Diese Be-obachtung lässt auch eine weitere Vermutung fraglich er-scheinen, die die Verletzungsreduktion einer verbessertenSensorik zuschreibt [98]. Somit stellt sich die Frage, wieGleichgewichtstraining verletzungsprophylaktisch wirksamsein kann. In diesem Artikel wird die Meinung vertreten,dass ein Feedforward-Mechanismus die wahrscheinlichste

Erklärung darstellt. Es wird angenommen, dass sich posturaltrainierte Personen durch eine generell optimierte Bewe-gungsausführung auszeichnen, die von vornherein verhin-dert, dass kritische, d. h. risikoreiche Gelenkpositionen ein-genommen werden.

Abgesehen von der präventiven Wirkung beeinflusst SMT dieRegeneration neuromuskulärer Verletzungen positiv [12, 99]und ist ein geeignetes Instrument, um das Wiederauftretenvon Verletzungen zu verhindern [100–102].

Interessenkonflikt

Der Autor verneint einen Interessenkonflikt.

Relevanz für die Praxis

Abschließend kann festgestellt werden, dass Gleich-gewichtstraining eine große Relevanz nicht nur für die Ver-besserung der Gleichgewichtsfähigkeit an sich, sondernauch für Prävention und Rehabilitation hat. Darüber hinaussind positive Auswirkungen auf das Sprungvermögen unddie Explosivkraft gezeigt worden. Von Vorteil ist des Wei-teren, dass Gleichgewichtsübungen für jedes Alter und Ni-veau angeboten werden und somit unterschiedlichste Per-sonen davon profitieren können. Die Aufdeckung derzugrunde liegenden neuronalen Anpassungsvorgänge istwichtig, um Synergieeffekte besser beurteilen und damitTrainingsinhalte in Therapie und Leistungssport optimalaufeinander abstimmen zu können.

Literatur:

1. Riach CL, Hayes KC. Maturation of postu-ral sway in young children. Dev Med ChildNeurol 1987; 29: 650–8.

2. Peterson ML, Christou E, Rosengren KS.Children achieve adult-like sensory integra-tion during stance at 12-years-old. Gait Pos-ture 2006; 23: 455–63.

3. Gruber M, Gruber SB, Taube W, et al. Dif-ferential effects of ballistic versus sensori-motor training on rate of force developmentand neural activation in humans. J StrengthCond Res 2007; 21: 274–82.

4. Beck S, Taube W, Gruber M, et al. Task-specific changes in motor evoked potentialsof lower limb muscles after different traininginterventions. Brain Res 2007; 1179: 51–60.

5. Schubert M, Beck S, Taube W, et al. Bal-ance training and ballistic strength trainingare associated with task-specific corticospi-nal adaptations. Eur J Neurosci 2008; 27:2007–18.

6. Taube W, Gruber M, Beck S, et al. Corticaland spinal adaptations induced by balancetraining: correlation between stance stabilityand corticospinal activation. Acta Physiol(Oxf) 2007; 189: 347–58.

7. Taube W, Kullmann N, Leukel C, et al. Dif-ferential reflex adaptations following senso-rimotor and strength training in young eliteathletes. Int J Sports Med 2007; 28: 999–1005.

8. Wedderkopp N, Kaltoft M, Holm R, et al.Comparison of two intervention programmesin young female players in European handball

– with and without ankle disc. ScandJ Med Sci Sports 2003; 13: 371–5.

9. Hubscher M, Zech A, Pfeifer K, et al.Neuromuscular training for sports injury pre-vention: a systematic review. Med SciSports Exerc 2010; 42: 413–21.

10.Myklebust G, Engebretsen L, BraekkenIH, et al. Prevention of noncontact anteriorcruciate ligament injuries in elite and ado-lescent female team handball athletes. InstrCourse Lect 2007; 56: 407–18.

11.Henriksson M, Ledin T, Good L. Posturalcontrol after anterior cruciate ligament re-construction and functional rehabilitation.Am J Sports Med 2001; 29: 359–66.

12.Freeman MA, Dean MR, Hanham IW. Theetiology and prevention of functional insta-bility of the foot. J Bone Joint Surg Br 1965;47: 678–85.

13.Granacher U, Gollhofer A, Strass D.Training induced adaptations in characteris-tics of postural reflexes in elderly men. GaitPosture 2006; 24: 459–66.

14.Gauchard GC, Jeandel C, Tessier A, et al.Beneficial effect of proprioceptive physicalactivities on balance control in elderly hu-man subjects. Neurosci Lett 1999; 273: 81–4.

15.Bernier JN, Perrin DH. Effect of coordina-tion training on proprioception of the func-tionally unstable ankle. J Orthop SportsPhys Ther 1998; 27: 264–75.

16.Taube W, Gruber M, Gollhofer A. Spinaland supraspinal adaptations associatedwith balance training and their functional

Page 10: Joural r eurologie eurochirurgie und schiatrie - kup.at · Es wird vermutet, dass das Cerebel-lum eine Kopie des motorischen Kommandos, eine so ge-nannte Efferenzkopie, von kortikalen

62 J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2013; 14 (2)

Gleichgewicht und Gleichgewichtstraining

relevance. Acta Physiol (Oxf) 2008; 193:101–16.

17.Heitkamp HC, Horstmann T, Mayer F, etal. Gain in strength and muscular balanceafter balance training. Int J Sports Med2001; 22: 285–90.

18.Gruber M, Gollhofer A. Impact of sensori-motor training on the rate of force develop-ment and neural activation. Eur J Appl Phy-siol 2004; 92: 98–105.

19.Banaschewski T, Besmens F, Zieger H, etal. Evaluation of sensorimotor training inchildren with ADHD. Percept Mot Skills2001; 92: 137–49.

20.Paterno MV, Myer GD, Ford KR, et al.Neuromuscular training improves single-limb stability in young female athletes. JOrthop Sports Phys Ther 2004; 34: 305–16.

21.Wulker N, Rudert M. [Lateral ankle liga-ment rupture. When is surgical managementindicated and when conservative therapypreferred?]. Orthopade 1999; 28: 476–82.

22.Chong RK, Ambrose A, Carzoli J, et al.Source of improvement in balance controlafter a training program for ankle proprio-ception. Percept Mot Skills 2001; 92: 265–72.

23.Ashton-Miller JA, Wojtys EM, Huston LJ,et al. Can proprioception really be improvedby exercises? Knee Surg Sports TraumatolArthrosc 2001; 9: 128–36.

24.Bruhn S, Kullmann N, Gollhofer A. Com-binatory effects of high-intensity-strengthtraining and sensorimotor training on mus-cle strength. Int J Sports Med 2006; 27:401–6.

25.Bruhn S, Kullmann N, Gollhofer A. Theeffects of a sensorimotor training and astrength training on postural stabilisation,maximum isometric contraction and jumpperformance. Int J Sports Med 2004; 25:56–60.

26.Gruber M, Taube W, Gollhofer A, et al.Training-specific adaptations of H- andstretch reflexes in human soleus muscle. JMot Behav 2007; 39: 68–78.

27.Bastian AJ. Learning to predict the fu-ture: the cerebellum adapts feedforwardmovement control. Curr Opin Neurobiol2006; 16: 645–9.

28.Ramnani N. The primate cortico-cerebel-lar system: anatomy and function. Nat RevNeurosci 2006; 7: 511–22.

29.Roitman AV, Pasalar S, Johnson MTV, etal. Position, direction of movement, andspeed tuning of cerebellar Purkinje cells dur-ing circular manual tracking in monkey. JNeurosci 2005; 25: 9244–57.

30.Dimitriou M, Edin BB. Human musclespindles act as forward sensory models.Curr Biol 2010; 20: 1763–7.

31.Loram ID, Lakie M. Direct measurementof human ankle stiffness during quiet stand-ing: the intrinsic mechanical stiffness is in-sufficient for stability. J Physiol 2002; 545:1041–53.

32.Casadio M, Morasso PG, Sanguineti V.Direct measurement of ankle stiffness dur-ing quiet standing: implications for controlmodelling and clinical application. Gait Pos-ture 2005; 21: 410–24.

33.Buchanan JJ, Horak FB. Emergence ofpostural patterns as a function of vision andtranslation frequency. J Neurophysiol 1999;81: 2325–39.

34.Fitzpatrick R, McCloskey DI. Propriocep-tive, visual and vestibular thresholds for theperception of sway during standing in hu-mans. J Physiol 1994; 478: 173–86.

35.Holden M, Ventura J, Lackner JR. Stabi-lization of posture by precision contact ofthe index finger. J Vestib Res 1994; 4: 285–301.

36.Nashner LM, Shupert CL, Horak FB, et al.Organization of posture controls: an analysisof sensory and mechanical constraints. ProgBrain Res 1989; 80: 411–8.

37.Horak FB, Diener HC, Nashner LM. Influ-ence of central set on human postural re-sponses. J Neurophysiol 1989; 62: 841–53.

38.Dietz V, Horstmann G, Berger W. Involve-ment of different receptors in the regulationof human posture. Neurosci Lett 1988; 94:82–7.

39.Horak FB, Nashner LM, Diener HC. Postu-ral strategies associated with somatosen-sory and vestibular loss. Exp Brain Res1990; 82: 167–77.

40.Boyle R, Goldberg JM, Highstein SM.Inputs from regularly and irregularly dis-charging vestibular nerve afferents to sec-ondary neurons in squirrel monkey vestibu-lar nuclei. III. Correlation with vestibulospi-nal and vestibuloocular output pathways. JNeurophysiol 1992; 68: 471–84.

41.Allum JH, Bloem BR, Carpenter MG, etal. Proprioceptive control of posture: a re-view of new concepts. Gait Posture 1998; 8:214–42.

42.Mauritz KH, Dietz V. Characteristics ofpostural instability induced by ischemicblocking of leg afferents. Exp Brain Res1980; 38: 117–9.

43.Allum JH, Pfaltz CR. Visual and vestibu-lar contributions to pitch sway stabilizationin the ankle muscles of normals and pa-tients with bilateral peripheral vestibulardeficits. Exp Brain Res 1985; 58: 82–94.

44.Inglis JT, Horak FB, Shupert CL, et al. Theimportance of somatosensory information intriggering and scaling automatic posturalresponses in humans. Exp Brain Res 1994;101: 159–64.

45.Runge CF, Shupert CL, Horak FB, et al.Ankle and hip postural strategies defined byjoint torques. Gait Posture 1999; 10: 161–70.

46.Gollhofer A, Rapp W. Recovery of stretchreflex responses following mechanical sti-mulation. Eur J Appl Physiol Occup Physiol1993; 66: 415–20.

47.Taube W, Leukel C, Gollhofer A. Influ-ence of enhanced visual feedback on postu-ral control and spinal reflex modulation dur-ing stance. Exp Brain Res 2008; 188: 353–61.

48.Llewellyn M, Yang JF, Prochazka A. Hu-man H-reflexes are smaller in difficult beamwalking than in normal treadmill walking.Exp Brain Res 1990; 83: 22–8.

49.Hoffman MA, Koceja DM. The effects ofvision and task complexity on Hoffmann re-flex gain. Brain Res 1995; 700: 303–7.

50.Katz R, Meunier S, Pierrot-Deseilligny E.Changes in presynaptic inhibition of Ia fi-bres in man while standing. Brain 1988;111: 417–37.

51.Meunier S, Pierrot-Deseilligny E. Corticalcontrol of presynaptic inhibition of Ia affe-rents in humans. Exp Brain Res 1998; 119:415–26.

52.Filloux FM. Neuropathophysiology of mo-vement disorders in cerebral palsy. J ChildNeurol 1996; 11 (Suppl 1): S5–S12.

53.Dontsova ZS, Shkvirskaia LA. [Character-istics of presynaptic inhibition of monosyn-aptic spinal cord reflexes after removal ofthe anterior lobe of the cerebellum]. Neiro-fiziologiia 1980; 12: 429–31.

54.Magnus R. Körperstellung. Springer, Ber-lin, 1924.

55.Sherrington C. Integrative action of thenervous system. 1st ed. Constable, London,1906.

56.Luccarini P, Gahery Y, Pompeiano O. In-jection of a cholinergic agonist in the dorso-lateral pontine tegmentum of cats affects

the posturokinetic responses to corticalstimulation. Neurosci Lett 1990; 114: 75–81.

57.Vinay L, Ben Mabrouk F, Brocard F, et al.Perinatal development of the motor systemsinvolved in postural control. Neural Plast2005; 12: 131–9.

58.Diener HC, Dichgans J. Pathophysiologyof cerebellar ataxia. Mov Disord 1992; 7:95–109.

59.Dietrichs E. Clinical manifestation of fo-cal cerebellar disease as related to the or-ganization of neural pathways. Acta NeurolScand 2008; 117: 6–11.

60.Nashner LM. Adapting reflexes control-ling the human posture. Exp Brain Res 1976;26: 59–72.

61.Morton SM, Bastian AJ. Mechanisms ofcerebellar gait ataxia. Cerebellum 2007; 6:79–86.

62.Bloem BR, Roos RA. Neurotoxicity of de-signer drugs and related compounds. In: DeWollf FA (ed). Handbook of Clinical Neurol-ogy. Vol 21: Intoxications of the nervous sys-tem, Part II. Elsevier, Amsterdam, 1995;363–414.

63.Bloem BR, Hausdorff JM, Visser JE, etal. Falls and freezing of gait in Parkinson’sdisease: a review of two interconnected,episodic phenomena. Mov Disord 2004; 19:871–84.

64.Visser JE, Bloem BR. Role of the basalganglia in balance control. Neural Plast2005; 12: 161–74.

65.Bloem BR, Bhatia KP. Gait and balance inbasal ganglia disorders. In: Bronstein A,Brandt T, Woollacott MH, et al (eds). ClinicalDisorders of Balance, Posture and Gait.Arnold, London, 2004: 173–206.

66.Bloem BR, Valkenburg VV, SlabbekoornM, et al. The multiple tasks test. Strategiesin Parkinson’s disease. Exp Brain Res 2001;137: 478–86.

67.Klockgether T, Borutta M, Rapp H, et al.A defect of kinesthesia in Parkinson’s dis-ease. Mov Disord 1995; 10: 460–5.

68.Zia S, Cody F, O’Boyle D. Joint positionsense is impaired by Parkinson’s disease.Ann Neurol 2000; 47: 218–28.

69.Jacobs JV, Horak FB. Cortical control ofpostural responses. J Neural Transm 2007;114: 1339–48.

70.Sherrington CS. Flexion-reflex of thelimb, crossed extension-reflex, and reflexstepping and standing. J Physiol 1910; 40:28–121.

71.Beloozerova IN, Sirota MG, Orlovsky GN,et al. Activity of pyramidal tract neurons inthe cat during postural corrections. J Neuro-physiol 2005; 93: 1831–44.

72.Beloozerova IN, Sirota MG, SwadlowHA, et al. Activity of different classes ofneurons of the motor cortex during posturalcorrections. J Neurosci 2003; 23: 7844–53.

73.Ouchi Y, Okada H, Yoshikawa E, et al.Brain activation during maintenance ofstanding postures in humans. Brain 1999;122: 329–38.

74.Nielsen JB. How we walk: central con-trol of muscle activity during human walk-ing. Neuroscientist 2003; 9: 195–204.

75.Taube W, Schubert M, Gruber M, et al.Direct corticospinal pathways contribute toneuromuscular control of perturbed stance.J Appl Physiol 2006; 101: 420–9.

76.Petersen N, Christensen LO, Morita H, etal. Evidence that a transcortical pathwaycontributes to stretch reflexes in the tibialisanterior muscle in man. J Physiol 1998; 512:267–76.

77.Earles DR, Koceja DM, Shively CW. Envi-ronmental changes in soleus H-reflex excit-ability in young and elderly subjects. Int JNeurosci 2000; 105: 1–13.

78.Tokuno CD, Taube W, Cresswell AG. Anenhanced level of motor cortical excitabilityduring the control of human standing. ActaPhysiol (Oxf) 2009; 195: 385–95.

79. Keller M, Pfusterschmied J, BucheckerM, et al. Improved postural control afterslackline training is accompanied by re-duced H-reflexes. Scand J Med Sci Sports2012; 22: 471–7.

80. Aagaard P, Simonsen EB, Andersen JL,et al. Neural adaptation to resistance train-ing: changes in evoked V-wave and H-reflexresponses. J Appl Physiol 2002; 92: 2309–18.

81. Solopova IA, Kazennikov OV, DeniskinaNB, et al. Postural instability enhances mo-tor responses to transcranial magneticstimulation in humans. Neurosci Lett 2003;337: 25–8.

82.Puttemans V, Wenderoth N, Swinnen SP.Changes in brain activation during the ac-quisition of a multifrequency bimanual coor-dination task: from the cognitive stage toadvanced levels of automaticity. J Neurosci2005; 25: 4270–8.

83.Hüfner K, Binetti C, Hamilton DA, et al.Structural and functional plasticity of thehippocampal formation in professional danc-ers and slackliners. Hippocampus 2011; 21:855–65.

84.Childs JD, Cleland JA, Elliott JM, et al.Neck pain: Clinical practice guidelines lin-ked to the International Classification ofFunctioning, Disability, and Health from theOrthopedic Section of the American PhysicalTherapy Association. J Orthop Sports PhysTher 2008; 38: A1–A34.

85.Field S, Treleaven J, Jull G. Standing bal-ance: a comparison between idiopathic andwhiplash-induced neck pain. Man Ther2008; 13: 183–91.

86.Treleaven J, Jull G, Lowchoy N. Standingbalance in persistent whiplash: a compari-son between subjects with and without diz-ziness. J Rehabil Med 2005; 37: 224–9.

87.Revel M, Andre-Deshays C, Minguet M.Cervicocephalic kinesthetic sensibility inpatients with cervical pain. Arch Phys MedRehabil 1991; 72: 288–91.

88.Tjell C, Rosenhall U. Smooth pursuit necktorsion test: a specific test for cervical dizzi-ness. Am J Otol 1998; 19: 76–81.

89.Jull G, Falla D, Treleaven J, et al. Re-training cervical joint position sense: theeffect of two exercise regimes. J Orthop Res2007; 25: 404–12.

90.Taimela S, Takala EP, Asklof T, et al. Ac-tive treatment of chronic neck pain: a pro-spective randomized intervention. Spine(Phila Pa 1976) 2000; 25: 1021–7.

91.Röijezon U, Björklund M, Bergenheim M,et al. A novel method for neck coordinationexercise – a pilot study on persons withchronic non-specific neck pain. J NeuroengRehabil 2008; 5: 36.

92.Revel M, Minguet M, Gregoy P, et al.Changes in cervicocephalic kinesthesia aftera proprioceptive rehabilitation program inpatients with neck pain: a randomized con-trolled study. Arch Phys Med Rehabil 1994;75: 895–9.

93.Beinert K, Taube W. The effect of bal-ance training on cervical sensorimotor func-tion and neck pain. J Mot Behav 2013; 45:271–8.

94.Bruhn S, Kullmann N, Gollhofer A. Com-binatory effects of high-intensity-strengthtraining and sensorimotor training on mus-cle strength. Int J Sports Med 2006; 27:401–6.

95.Hübscher M, Zech A, Pfeifer K, et al.Neuromuscular training for sports injury pre-vention: a systematic review. Med SciSports Exerc 2010; 42: 413–21.

Page 11: Joural r eurologie eurochirurgie und schiatrie - kup.at · Es wird vermutet, dass das Cerebel-lum eine Kopie des motorischen Kommandos, eine so ge-nannte Efferenzkopie, von kortikalen

J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2013; 14 (2)

Gleichgewicht und Gleichgewichtstraining

63

96.Gruber M, Bruhn S, Gollhofer A. Specificadaptations of neuromuscular control andknee joint stiffness following sensorimotortraining. Int J Sports Med 2006; 27: 636–41.97.Thacker SB, Stroup DF, Branche CM, etal. The prevention of ankle sprains in sports– A systematic review of the literature. AmJ Sports Med 1999; 27: 753–60.98.Panics G, Tallay A, Pavlik A, et al. Effectof proprioception training on knee joint posi-tion sense in female team handball players.Br J Sports Med 2008; 42: 472–6.99.Gauffin H, Tropp H, Odenrick P. Effect ofankle disk training on postural control in pa-tients with functional instability of the anklejoint. Int J Sports Med 1988; 9: 141–4.

Prof. Dr. Wolfgang Taube1997–2002 Studium an der Universität Frei-burg (Deutschland), 1999 Studienjahr an derUniversity of Sydney (Australien); 2003–2006 Promotion (Universität Freiburg);2007–2009 Post-Doc am Universitätskran-kenhaus Balgrist in Zürich (Schweiz), an derUniversity of Queensland (Brisbane, Austra-lien) und an der Universität Freiburg(Deutschland). Seit 2009 Leiter der Bewe-gungs- und Sportwissenschaft an der Uni-versität Fribourg (Schweiz)Schwerpunkte: Gleichgewicht und Gleichgewichtstraining, neuronaleKontrolle von Sprüngen und Sprungtraining, Einfluss von Feedback aufdie motorische Kontrolle und das motorische Lernen, neuronale An-passungen an Krafttraining, spinale Plastizität (z. B. nach Training oderRückenmarksverletzungen).

100. McGuine TA, Keene JS. The effect of abalance training program on the risk of an-kle sprains in high school athletes. Am JSports Med 2006; 34: 1103–11.

101. Holme E, Magnusson SP, Becher K, etal. The effect of supervised rehabilitation onstrength, postural sway, position sense andre-injury risk after acute ankle ligamentsprain. Scand J Med Sci Sports 1999; 9:104–9.

102. Verhagen E, van der Beek A, Twisk J,et al. The effect of a proprioceptive balanceboard training program for the prevention ofankle sprains: a prospective controlled trial.Am J Sports Med 2004; 32: 1385–93.

Page 12: Joural r eurologie eurochirurgie und schiatrie - kup.at · Es wird vermutet, dass das Cerebel-lum eine Kopie des motorischen Kommandos, eine so ge-nannte Efferenzkopie, von kortikalen

Mitteilungen aus der Redaktion

Haftungsausschluss

Die in unseren Webseiten publizierten Informationen richten sich ausschließlich an geprüfte und autorisierte medizinische Berufsgruppen und entbinden nicht von der ärztlichen Sorg-faltspflicht sowie von einer ausführlichen Patientenaufklärung über therapeutische Optionen und deren Wirkungen bzw. Nebenwirkungen. Die entsprechenden Angaben werden von den Autoren mit der größten Sorgfalt recherchiert und zusammengestellt. Die angegebenen Do-sierungen sind im Einzelfall anhand der Fachinformationen zu überprüfen. Weder die Autoren, noch die tragenden Gesellschaften noch der Verlag übernehmen irgendwelche Haftungsan-sprüche.

Bitte beachten Sie auch diese Seiten:

Impressum Disclaimers & Copyright Datenschutzerklärung

e-Journal-AboBeziehen Sie die elektronischen Ausgaben dieser Zeitschrift hier.

Die Lieferung umfasst 4–5 Ausgaben pro Jahr zzgl. allfälliger Sonderhefte.

Unsere e-Journale stehen als PDF-Datei zur Verfügung und sind auf den meisten der markt-üblichen e-Book-Readern, Tablets sowie auf iPad funktionsfähig.

 Bestellung e-Journal-Abo

Besuchen Sie unserezeitschriftenübergreifende Datenbank

Bilddatenbank Artikeldatenbank Fallberichte