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Sozgg01/01/01 Sozgg01/01/01 Modul 01/01 Modul 01/01 Die Begründung der Sozial- Die Begründung der Sozial- geographie: Der Entwurf von geographie: Der Entwurf von Hans BOBEK Hans BOBEK Sozialgeographie: Sozialgeographie: Räumliche Strukturen der Räumliche Strukturen der Gesellschaft Gesellschaft © Peter Weichhart 290118 VO WS 2013/14 WS 2013/14 3 Std., 4 ECTS-Punkte 3 Std., 4 ECTS-Punkte Dienstag, 17:00 –18:00 HS 4C und Mittwoch, 12:00 – 14:00; Dienstag, 17:00 –18:00 HS 4C und Mittwoch, 12:00 – 14:00; Hs. 5A, Hs. 5A, Kapitel 29.01; 29.02; 29.05; (B11-3.2) (B07-3.2) (L2-b2, Kapitel 29.01; 29.02; 29.05; (B11-3.2) (B07-3.2) (L2-b2, L2-b3, L2-b-zLV) L2-b3, L2-b-zLV)

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Sozgg01/01/01Sozgg01/01/01

Modul 01/01Modul 01/01Die Begründung der Sozial-Die Begründung der Sozial-

geographie: Der Entwurf von geographie: Der Entwurf von Hans BOBEKHans BOBEK

Sozialgeographie: Räumliche Sozialgeographie: Räumliche Strukturen der GesellschaftStrukturen der Gesellschaft

© Peter Weichhart290118 VO

WS 2013/14WS 2013/14

3 Std., 4 ECTS-Punkte 3 Std., 4 ECTS-Punkte Dienstag, 17:00 –18:00 HS 4C und Mittwoch, 12:00 – 14:00; Hs. 5A, Dienstag, 17:00 –18:00 HS 4C und Mittwoch, 12:00 – 14:00; Hs. 5A,

Kapitel 29.01; 29.02; 29.05;  (B11-3.2) (B07-3.2) (L2-b2, L2-b3, L2-b-zLV)Kapitel 29.01; 29.02; 29.05;  (B11-3.2) (B07-3.2) (L2-b2, L2-b3, L2-b-zLV)

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Die Sozialgeographie im „logischen System der Geographie“

Sozgg01/01/02Sozgg01/01/02

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N a t u r K u l t u r

L a n d s c h a f t s k u n d e

L ä n d e r k u n d e

LandschaftsökologieLandschaftsökologie

Nach H. BOBEK, 1957

SozialgeographieSozialgeographie

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„„Organisationsplan“ der Organisationsplan“ der Geographie nach H. UHLIG, 1970Geographie nach H. UHLIG, 1970

SozGg01/01/03SozGg01/01/03NachbarwissenschaftenNachbarwissenschaften

Geofaktorenlehren derGeofaktorenlehren derPhysischen GeographiePhysischen Geographie AnthropogeographieAnthropogeographie

(= Allgemeine Geographie)(= Allgemeine Geographie)

Kräftelehre derKräftelehre derSozialgeographieSozialgeographie

Integrierte Landschaftsgeographie regionale Systeme

Geo-Ökologie (= Landschaftsökologie)

L Ä N D E R K U N D E

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Folgerung:Folgerung:

Sozgg01/01/04Sozgg01/01/04

Wenn die Sozialgeographie eine der-Wenn die Sozialgeographie eine der-art herausragende Stellung in der or-art herausragende Stellung in der or-ganisatorischen Struktur des Gesamt-ganisatorischen Struktur des Gesamt-faches aufweist, müsste doch eigent-faches aufweist, müsste doch eigent-lich ein umfassendes und inhaltlich lich ein umfassendes und inhaltlich ausdifferenziertes Lehrgebäude mit ausdifferenziertes Lehrgebäude mit gesicherten Forschungsergebnissen gesicherten Forschungsergebnissen

vorliegen, die auch in zahlreichen Lehr-vorliegen, die auch in zahlreichen Lehr-büchern dokumentiert sein sollten.büchern dokumentiert sein sollten.

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Disziplinäre Realität:Disziplinäre Realität:

Sozgg01/01/05Sozgg01/01/05

Das erste deutschsprachige Lehrbuch Das erste deutschsprachige Lehrbuch der Sozialgeographie erschien erst 1977der Sozialgeographie erschien erst 1977(J. MAIER et al.), das zweite 1993 (D.(J. MAIER et al.), das zweite 1993 (D.FLIEDNER), das dritte 2000 (B. WERLEN).FLIEDNER), das dritte 2000 (B. WERLEN).

Von einem theoretisch begründetenVon einem theoretisch begründeten„„Lehrgebäude“ kann bis Mitte der 1990erLehrgebäude“ kann bis Mitte der 1990erJahre keine Rede sein.Jahre keine Rede sein.

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Auffälligkeiten der deutschen Auffälligkeiten der deutschen Sozialgeographie bis Anfang 1980Sozialgeographie bis Anfang 1980

Sozgg01/01/06Sozgg01/01/06

• Beschränkung auf periphere und marginale Beschränkung auf periphere und marginale Sachbereiche; Konzentration auf Rand-Sachbereiche; Konzentration auf Rand- gruppen und agrarische Bevölkerungsseg-gruppen und agrarische Bevölkerungsseg- mente („Hüterbuben“);mente („Hüterbuben“);

• Trotz grundsätzlicher Anerkennung der Be-Trotz grundsätzlicher Anerkennung der Be- deutung permanente Kritik an der Sozial-deutung permanente Kritik an der Sozial- geographie.geographie.

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Extrempositionen der KritikExtrempositionen der Kritik

Sozgg01/01/07Sozgg01/01/07

• Grenzüberschreitung in Richtung Soziologie, Grenzüberschreitung in Richtung Soziologie, Gefahr der „Verpolitisierung“ der Geographie;Gefahr der „Verpolitisierung“ der Geographie;

• „ „Die gemütlichste Soziologie, die es je gab“ Die gemütlichste Soziologie, die es je gab“ (G. HARD); Vorwurf einer allzu oberflächli-(G. HARD); Vorwurf einer allzu oberflächli- chen Behandlung sozialer Fragen, Mangel chen Behandlung sozialer Fragen, Mangel an gesellschaftlichem Engagement.an gesellschaftlichem Engagement.

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Methodische KritikMethodische Kritik

SozggI01/01/08SozggI01/01/08

• Warnung vor einer Übernahme von Metho-Warnung vor einer Übernahme von Metho- den und Theorien der Soziologie; den und Theorien der Soziologie;

• die Rezeption sozialwissenschaftlicherdie Rezeption sozialwissenschaftlicher Methoden und Konzepte gehe nicht weit Methoden und Konzepte gehe nicht weit genug.genug.

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Die Begründung der Sozialgeo-graphie durch H. BOBEK

Sozgg01/01/09Sozgg01/01/09

„„Es ist eigentümlich, welch geringe Rolle der Es ist eigentümlich, welch geringe Rolle der Begriff der ,Gesellschaft‘ und alle die mit ihm Begriff der ,Gesellschaft‘ und alle die mit ihm verbundenen oder von ihm abgeleiteten Be-verbundenen oder von ihm abgeleiteten Be-griffe und Lehren in der deutschen Geogra-griffe und Lehren in der deutschen Geogra-phie bislang spielen.“phie bislang spielen.“

H. BOBEK, 1948, S. 118H. BOBEK, 1948, S. 118

Ignoranz der Gesellschaft durch dieGeographie

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Ausgangsthesen BOBEKs

Sozgg01/01/10Sozgg01/01/10

Abschottung gegenüber der SoziologieAbschottung gegenüber der Soziologie

„„Ernsthafte Versuche, eine Bresche und Ernsthafte Versuche, eine Bresche und Brücke hinüber zur Gesellschaftswissen-Brücke hinüber zur Gesellschaftswissen-schaft, zur Soziologie zu schlagen, sindschaft, zur Soziologie zu schlagen, sindbisher kaum gemacht worden, trotzdembisher kaum gemacht worden, trotzdemman sich hüben und drüben mit den man sich hüben und drüben mit den Menschen und ihren Betätigungen be-Menschen und ihren Betätigungen be-fasst.“fasst.“

H. BOBEK, 1948, S. 118H. BOBEK, 1948, S. 118

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Ausgangsthesen BOBEKs II

Sozgg01/01/11Sozgg01/01/11

„„Der Weg (zur Sozialgeographie) führt über Der Weg (zur Sozialgeographie) führt über die die landschaftskundliche Betrachtungsweiselandschaftskundliche Betrachtungsweise...“...“

H. BOBEK, 1969 (1948), S. 47H. BOBEK, 1969 (1948), S. 47

Entscheidender Ansatzpunkt: die funktio-Entscheidender Ansatzpunkt: die funktio-nelle Perspektive der Landschaftskunde:nelle Perspektive der Landschaftskunde:

„„Denn jede Funktion Denn jede Funktion bedarf eines Trägers“bedarf eines Trägers“

H. BOBEK, 1969 (1948), S. 47H. BOBEK, 1969 (1948), S. 47

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Sozgg01/01/12Sozgg01/01/12

Ausgangsthesen BOBEKs III

„„Man erkennt allmählich, dass dieser (der Man erkennt allmählich, dass dieser (der Träger von Funktionen) nicht ,der Mensch‘ Träger von Funktionen) nicht ,der Mensch‘ schlechthin ist, ... sondern dass es sich da-schlechthin ist, ... sondern dass es sich da-bei um bei um menschliche Gruppen menschliche Gruppen handelt, die handelt, die sich im Raum betätigen.“sich im Raum betätigen.“ H. BOBEK, 1969 (1948), S. 47H. BOBEK, 1969 (1948), S. 47

Gruppen: Aggregate gleichartig handeln-Gruppen: Aggregate gleichartig handeln-der Menschen, schließen sich zu Gesell-der Menschen, schließen sich zu Gesell-schaften zusammen.schaften zusammen.

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Sozgg01/01/13Sozgg01/01/13

Wie soll die Geographie mit dem sozialen Kräftefeld umgehen?

Die Geographie soll eine Die Geographie soll eine AuswahlAuswahl treffen,in- treffen,in-dem sie nur die landschaftsbildenden und dem sie nur die landschaftsbildenden und länderkundlich belangreichen Aspekte sozi-länderkundlich belangreichen Aspekte sozi-aler Erscheinungen herausgreift.aler Erscheinungen herausgreift.

Dies erfordert eine ernsthafte Auseinander-Dies erfordert eine ernsthafte Auseinander-setzung mit den Sozialwissenschaften.setzung mit den Sozialwissenschaften.

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Begründung:

Sozgg01/01/14Sozgg01/01/14

„„Um freilich die Untersuchung der Wirk- und Um freilich die Untersuchung der Wirk- und Seinszusammenhänge im geographischen Seinszusammenhänge im geographischen Raum mit einiger Aussicht auf Erfolg durch-Raum mit einiger Aussicht auf Erfolg durch-führen zu können, bedarf die Geographie ei-führen zu können, bedarf die Geographie ei-nes genügend vertieften Einblicks in das We-nes genügend vertieften Einblicks in das We-sen der betreffenden Erscheinungen. sen der betreffenden Erscheinungen. Diesen Diesen Einblick können ihr nur die zuständigen syste-Einblick können ihr nur die zuständigen syste-matischen Wissenschaften vermittelnmatischen Wissenschaften vermitteln ...“ ...“

H. BOBEK, 1969 (1948),H. BOBEK, 1969 (1948), S. 49S. 49

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Begründung:

Sozgg01/01/15Sozgg01/01/15

„„Ihre Wesenskenntnis von den sozialen Er-Ihre Wesenskenntnis von den sozialen Er-scheinungen muss die Geographie daher aus scheinungen muss die Geographie daher aus den systematischen Sozialwissenschaften ho-den systematischen Sozialwissenschaften ho-len, len, wenn anders sie auf diesem Gebiet nicht wenn anders sie auf diesem Gebiet nicht in einem unerfreulichen Dilettantismus steckenin einem unerfreulichen Dilettantismus steckenbleiben willbleiben will.“.“ H. BOBEK, 1969 (1948), S. 49 H. BOBEK, 1969 (1948), S. 49

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Ausgangsthesen BOBEKs IV

Sozgg01/01/16Sozgg01/01/16

Präzisierung des klassischen Erkenntnisob-Präzisierung des klassischen Erkenntnisob-jekts der Geographie:jekts der Geographie:

Erkenntnisobjekt ist dieErkenntnisobjekt ist dieFrage nach den BeziehungenFrage nach den Beziehungenzwischen zwischen Gesellschaften oderGesellschaften oder

sozialen Gruppensozialen Gruppen und „ und „RaumRaum“. “.

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Die Entscheidung zum Kollektivismus und die Folgen

Sozgg01/01/17Sozgg01/01/17

„„Damit soll selbstverständlich nicht abgeleug-Damit soll selbstverständlich nicht abgeleug-net werden, dass es auch eine Betätigung net werden, dass es auch eine Betätigung gibt, bei der die Gruppenbestimmtheit gegen-gibt, bei der die Gruppenbestimmtheit gegen-über der individuellen Bestimmtheit zurück-über der individuellen Bestimmtheit zurück-tritt. tritt. Von dieser kann jedoch in der Geogra-Von dieser kann jedoch in der Geogra-phie weitgehend abgesehen werdenphie weitgehend abgesehen werden...“...“

H. BOBEK, 1969 (1948), S. 48/49 (Hervorhebung P. W.)H. BOBEK, 1969 (1948), S. 48/49 (Hervorhebung P. W.)

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Das Konzept der „Sozialfunktionen“

Sozgg01/01/18Sozgg01/01/18

• biosoziale Funktionen (Fortpflanzung und biosoziale Funktionen (Fortpflanzung und Aufzucht zwecks „Erhaltung der Art“),Aufzucht zwecks „Erhaltung der Art“),

• oikosoziale Funktionen (Wirtschafts-Bedarfs-oikosoziale Funktionen (Wirtschafts-Bedarfs- deckung und Reichtumsbildung),deckung und Reichtumsbildung),

• politische Funktionen (Behauptung und Durch-politische Funktionen (Behauptung und Durch- setzung der eigenen Geltung),setzung der eigenen Geltung),

• toposoziale Funktionen (Siedlungs-Ordnung toposoziale Funktionen (Siedlungs-Ordnung des bewohnten und genutzten Landes,des bewohnten und genutzten Landes,

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Sozgg01/01/19Sozgg01/01/19

Das Konzept der „Sozialfunktionen“

• migrosoziale Funktionen (Wanderung,migrosoziale Funktionen (Wanderung, Standortsänderungen),Standortsänderungen),

• Kulturfunktionen (soweit landschafts- oder Kulturfunktionen (soweit landschafts- oder länderkundlich belangreich).länderkundlich belangreich).

„„Diese Funktionen bilden das „anthropo-Diese Funktionen bilden das „anthropo-gene“ oder „soziale“ Kräftefeld...“gene“ oder „soziale“ Kräftefeld...“

H. BOBEK, 1969 (1948), S. 50H. BOBEK, 1969 (1948), S. 50

!Notiz!

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Der Gruppenbegriff bei H. BOBEK

Sozgg01/01/20Sozgg01/01/20

Genuin „geographisches“ Gruppenkonzept:Genuin „geographisches“ Gruppenkonzept:

„„LebensformengruppeLebensformengruppe“ („genre de vie“,“ („genre de vie“,P. Vidal de la Blache, 1911)P. Vidal de la Blache, 1911)

Zur Analyse der „Funktionsweise“ konkreter Zur Analyse der „Funktionsweise“ konkreter Gruppen muss ergänzend eine soziologischeGruppen muss ergänzend eine soziologischeTypisierung eingesetzt werden.Typisierung eingesetzt werden.

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• Merkmalsgruppen: Merkmalsgruppen:

Typologie nach W. SOMBART (1931):Typologie nach W. SOMBART (1931):

Sozgg01/01/21Sozgg01/01/21

Der Gruppenbegriff bei H. BOBEK

Menschen, die durch gemeinsame Merkmale Menschen, die durch gemeinsame Merkmale verbunden erscheinen, ohne dass ein „bejahen-verbunden erscheinen, ohne dass ein „bejahen-des Bewusstsein“ davon besteht (Bergbauern, des Bewusstsein“ davon besteht (Bergbauern, Talbauern).Talbauern).

• Verbände:Verbände:

Mitglieder sind sich ihrer Zugehörigkeit „bejahendMitglieder sind sich ihrer Zugehörigkeit „bejahendbewusst“.bewusst“.

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Sozgg01/01/22Sozgg01/01/22

Der Gruppenbegriff bei H. BOBEKTypologie nach W. SOMBART (1931):Typologie nach W. SOMBART (1931):

Verbände:Verbände:

• Intentionale Verbände:Intentionale Verbände:

Vereinheitlichung des Individualhandelns Vereinheitlichung des Individualhandelns durch gemeinsame Interessen.durch gemeinsame Interessen.

• Finale Verbände (Zweckverbände):Finale Verbände (Zweckverbände):

Zweckbedingtes, rationales Kollektiv-Zweckbedingtes, rationales Kollektiv-handeln; „Gründungsakte“, definiertehandeln; „Gründungsakte“, definierteOrganisationsstruktur (Vereine etc.).Organisationsstruktur (Vereine etc.).

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Sozgg01/01/23Sozgg01/01/23

Der Gruppenbegriff bei H. BOBEKTypologie nach W. SOMBART (1931):Typologie nach W. SOMBART (1931):

• Idealverbände:Idealverbände:

Das Kollektivhandeln erstreckt sich überDas Kollektivhandeln erstreckt sich überalle Funktionsbereiche (Familie, Staat,alle Funktionsbereiche (Familie, Staat,Nation, Religionsverband). Nation, Religionsverband).

Bedeutsam für die sozialgeographischeBedeutsam für die sozialgeographischePerspektive ist die Verschneidung vonPerspektive ist die Verschneidung vonLebensformen und Gruppentyp.Lebensformen und Gruppentyp.

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Die Bedeutung der Lebensformen

Sozgg01/01/24Sozgg01/01/24

„„Auf der einen Seite erscheinen sie als handelnde Auf der einen Seite erscheinen sie als handelnde Glieder des Sozialkörpers, auf der anderen, soweit Glieder des Sozialkörpers, auf der anderen, soweit sie sich der Landnutzung im weitesten Sinne widmen,sie sich der Landnutzung im weitesten Sinne widmen,als Anpassungsform der Gesellschaft an die Gege-als Anpassungsform der Gesellschaft an die Gege-benheiten des Naturraumes und gleichzeitig als Agen-benheiten des Naturraumes und gleichzeitig als Agen-ten von dessen Umgestaltung. Indem sie so gleich-ten von dessen Umgestaltung. Indem sie so gleich-zeitig in der Natur verankert und in der Gesellschaftzeitig in der Natur verankert und in der Gesellschaftbeheimatet sind, bilden sie das wichtigste Bindegliedbeheimatet sind, bilden sie das wichtigste Bindegliedzwischen diesen beiden Bereichen, damit zwischen zwischen diesen beiden Bereichen, damit zwischen Natur und Geist.“ Natur und Geist.“

H. BOBEK, 1969 (1948),H. BOBEK, 1969 (1948), S. 53S. 53

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Vorteile einer sozialgeo-graphischen Perspektive

Sozgg01/01/25Sozgg01/01/25

• Systematische Einbindung und Ordnung derSystematische Einbindung und Ordnung der bisher unkoordinierten anthropogenen Kräftebisher unkoordinierten anthropogenen Kräfte (Pendant zur „Kräftelehre“ der Physischen (Pendant zur „Kräftelehre“ der Physischen Geographie).Geographie).

Dabei handelt es sich um eine Dabei handelt es sich um eine autonome, soziologischeautonome, soziologische Ordnung. Ordnung.

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„Erhebung zur Wissenschaftlichkeit“

Sozgg01/01/26Sozgg01/01/26

Die Ordnung der anthropogenen Kräfte „...wird vom Die Ordnung der anthropogenen Kräfte „...wird vom autonomen menschlichen Geist bestimmt und kenntautonomen menschlichen Geist bestimmt und kenntdementsprechend keine Kausalitäten sondern nur dementsprechend keine Kausalitäten sondern nur Motivationen. In ihr gelten jene Regeln, GrundsätzeMotivationen. In ihr gelten jene Regeln, Grundsätzeund Gesetzmäßigkeiten, die die Soziologie ... heraus-und Gesetzmäßigkeiten, die die Soziologie ... heraus-gearbeitet hat. Die Geographie des Menschen muss, gearbeitet hat. Die Geographie des Menschen muss, wenn sie sich zur Wissenschaftlichkeit erheben will,wenn sie sich zur Wissenschaftlichkeit erheben will,von diesen Grundprinzipien Kenntnis nehmen und von diesen Grundprinzipien Kenntnis nehmen und sie in das Kräftespiel der Landschaft einführen.“sie in das Kräftespiel der Landschaft einführen.“

H. BOBEK, 1969 (1948),H. BOBEK, 1969 (1948), S. 54S. 54

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Sozgg01/01/27Sozgg01/01/27

Vorteile einer sozialgeo-graphischen Perspektive

• Sozialökologische BetrachtungsweiseSozialökologische Betrachtungsweise

Analyse der Anpassung gesellschaftlicher Analyse der Anpassung gesellschaftlicher Strukturen an landschaftliche Gegebenheiten.Strukturen an landschaftliche Gegebenheiten.

(Stimmt nicht mit neueren Auffassungen(Stimmt nicht mit neueren Auffassungenvon Sozialökologie überein!)von Sozialökologie überein!)

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Vorteile einer sozialgeographischen Perspektive

Sozgg01/01/28Sozgg01/01/28

• Neue Aufgaben und Probleme für die Neue Aufgaben und Probleme für die Humangeographie:Humangeographie:

Analyse der regionalen Struktur von GesellschaftAnalyse der regionalen Struktur von Gesellschaft(„Regionalsoziologie“);(„Regionalsoziologie“);

Analyse der Auseinandersetzung von Gesell-Analyse der Auseinandersetzung von Gesell-schaften mit dem „verfügbaren Raum“ (Expan-schaften mit dem „verfügbaren Raum“ (Expan-sion, Kolonisation,Migration)sion, Kolonisation,Migration)

„„Sozial-Landschaften“Sozial-Landschaften“

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Das leidige Problem der „Abgrenzung“ Das leidige Problem der „Abgrenzung“ zu den Nachbarfächernzu den Nachbarfächern

Sozgg01/01/29Sozgg01/01/29

Wird das Programm der Sozialgeographie nichtWird das Programm der Sozialgeographie nichtschon von anderen Wissenschaften erfüllt?schon von anderen Wissenschaften erfüllt?

„„Zur Aufstellung einer eigenen Sozialgeo-Zur Aufstellung einer eigenen Sozialgeo-graphie bedarf es allerdings einer eigenen graphie bedarf es allerdings einer eigenen Fragestellung.“ (S. 60/61)Fragestellung.“ (S. 60/61)

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Das Erkenntnisobjekt der Sozialgeographie nach BOBEK

Sozgg01/01/30Sozgg01/01/30

Die neue Fragestellung „... ist ...keine andere Die neue Fragestellung „... ist ...keine andere als die alte ..., die abzielt auf die Erfassung als die alte ..., die abzielt auf die Erfassung von Landschaften und Ländern, auf ihre Glie-von Landschaften und Ländern, auf ihre Glie-derung, auf die Erkenntnis der funktionellen derung, auf die Erkenntnis der funktionellen oder historisch-genetischen Zusammenhängeoder historisch-genetischen Zusammenhängeihrer Einzelelemente. Zu diesen gehört die ihrer Einzelelemente. Zu diesen gehört die menschliche Gesellschaft. Sie muss in den menschliche Gesellschaft. Sie muss in den landschaftlichen Zusammenhang gestelltlandschaftlichen Zusammenhang gestelltwerden.“werden.“ S. 61S. 61

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Das Konzept von H. BOBEK:

Sozgg01/01/31Sozgg01/01/31

• Sozialgeographie als eigenständige Teildiszi-Sozialgeographie als eigenständige Teildiszi- plin mit Sonderstatus;plin mit Sonderstatus;

• Träger der Prozesse sind Gruppen, IndividuenTräger der Prozesse sind Gruppen, Individuen sind ohne Bedeutung;sind ohne Bedeutung;

• die Erkenntnisse der sozialwissenschaftlichendie Erkenntnisse der sozialwissenschaftlichen Nachbardisziplinen sind zu berücksichtigen; Nachbardisziplinen sind zu berücksichtigen;

• „ „Daseinsgrundfunktionen“ als Schlüsselkon-Daseinsgrundfunktionen“ als Schlüsselkon- zept der Sozialgeographie;zept der Sozialgeographie;

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Sozgg01/01/32Sozgg01/01/32

Das Konzept von H. BOBEK:

• soziologische Gruppenkonzepte beachten;soziologische Gruppenkonzepte beachten;

• Primat der Lebensformengruppen;Primat der Lebensformengruppen;

• Berücksichtigung sozialer Gesetzlichkeiten;Berücksichtigung sozialer Gesetzlichkeiten;

• Abgrenzungskriterium zu den anderen Sozi-Abgrenzungskriterium zu den anderen Sozi- alwissenschaften sei das Landschaftskon-alwissenschaften sei das Landschaftskon- zept.zept.