Sozialwissenschaftliche Grund- lagen der Humangeographie SWG/05/01/01 Modul 0501 Soziale und...

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Sozialwissenschaftliche Grund- lagen der Humangeographie SWG/05/01/01 Modul 0501 Modul 0501 Soziale und personale Soziale und personale Systeme Systeme © Peter Weichhart WS 2013/14 290085 VO StEOP 2 Std., 2,5 ECTS-Punkte Dienstag, 12:15 -14:45; Hs. II, NIG Kapitel 29.01; 29.02; (B11-STEOP) (B07-1.2) (B11-1.2)

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Sozialwissenschaftliche Grund-lagen der Humangeographie

SWG/05/01/01

Modul 0501Modul 0501Soziale und personale Soziale und personale

SystemeSysteme

© Peter Weichhart

WS 2013/14

290085 VO StEOP2 Std., 2,5 ECTS-Punkte

Dienstag, 12:15 -14:45; Hs. II, NIG Kapitel 29.01; 29.02; (B11-STEOP) (B07-1.2) (B11-1.2)

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SystemtheorienDie Systemtheorie ist ein interdisziplinäres Erkenntnis-modell, das in verschiedenen wissenschaftlichen Dis-ziplinen eingesetzt wird.

„Die Systemtheorie ist somit bisher keine eigenstän-dige Disziplin, sondern ein weitverzweigter und he-terogener Rahmen für einen interdisziplinären Dis-

kurs, der den Begriff System als Grundkonzept führt. Es gibt folglich auch nicht eine "Systemtheorie", son-

dern eher eine Vielzahl unterschiedlicher, zum Teil widersprüchlicher und konkurrierender Systemdefini-

tionen und -begriffe.“http://de.wikipedia.org/wiki/Systemtheorie

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Systemtheorien erster und zweiter Ordnung

Bei den (älteren) Systemtheorien erster Ordnung wird System als „ontologisch neutrales Konzept“ verwendet. Die Abgren-zung des Systems gegenüber seiner Umwelt erfolgt hier durch den externen Beobachter (allopoietische Systeme)

Bei der (neueren) Systemtheorie zweiter Ordnung geht man davon aus, dass Systeme sich durch eine spezifische Ope-rationsweise selbst konstituieren, indem sie durch das Prinzip der Selbstreferenz die Grenze zu ihrer Umwelt selbst fest-Legen (autopoietische Systeme).

Beide Modelle liefern brauchbare/nützliche Beschrei-bungsansätze für bestimmte Phänomene der Realität.

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Die Systemperspektive

SWG/05/01/02

Unter einem „System“ versteht man eine MengeUnter einem „System“ versteht man eine Mengevon Elementen, die durch eine Menge von Re-von Elementen, die durch eine Menge von Re-lationen miteinander verbunden sind.lationen miteinander verbunden sind.

Systeme können durch Außengrenzen von ihrerSysteme können durch Außengrenzen von ihrerUmwelt unterschieden werden. Umwelt unterschieden werden.

Bei Bei kybernetischenkybernetischen Systemen gibt es Regelungs- Systemen gibt es Regelungs-mechanismen. Das Systemverhalten (die inner-mechanismen. Das Systemverhalten (die inner-halb des Systems ablaufenden Prozesse und derhalb des Systems ablaufenden Prozesse und der„„Output“ des Systems) wird durch Rückkoppelungs-Output“ des Systems) wird durch Rückkoppelungs-mechanismen so beeinflusst, dass bestimmte vor-mechanismen so beeinflusst, dass bestimmte vor-gegebene Sollwerte erreicht werden.gegebene Sollwerte erreicht werden.

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Steuerungsmechanismen I

SWG/05/01/03SWG/05/01/03

Positive Rückkoppelung:

Element AElement A

Input

Element BElement B

Output

++

++

„Phasenraum“

t

WertOut-put

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SWG/05/01/04SWG/05/01/04

Steuerungsmechanismen II:Negative Rückkoppelung

Element AInput

Element BOutput

-

---

„Phasenraum“

t

WertOut-put

+

Element AInput

Element BOutput

+

+++

-

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Autopoietische Systeme

SWG/05/01/05

Viele Systeme der sozialen Welt sind autopoi-Viele Systeme der sozialen Welt sind autopoi-etische Systeme. Sie haben die Fähigkeit deretische Systeme. Sie haben die Fähigkeit derSelbstorganisationSelbstorganisation. .

„Selbstorganisation“ bedeutet, dass diese Systemein der Lage sind, die wirksamen Sollwerte zu gene-rieren, an Änderungen der Umweltbedingungen an-zupassen und sich selbst zu reproduzieren.

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Soziale Systeme

SWG/05/01/06

Unter einem sozialen System versteht man „...ein Unter einem sozialen System versteht man „...ein gegenüber der jeweiligen Umwelt abgegrenztes, ge-gegenüber der jeweiligen Umwelt abgegrenztes, ge-dachtes oder tatsächliches, organisiertes Ganzes, dachtes oder tatsächliches, organisiertes Ganzes, das aus Elementen zusammengesetzt ist, die unter-das aus Elementen zusammengesetzt ist, die unter-einander in einer wechselseitigen durch Informatio-einander in einer wechselseitigen durch Informatio-nen gesteuerten Beziehung stehen und den Zu-nen gesteuerten Beziehung stehen und den Zu-stand des Ganzen gegen stand des Ganzen gegen Abweichungen und Störun-Abweichungen und Störun-gen von außen aufrecht erhaltengen von außen aufrecht erhalten.“.“

A. BURGHARDT, 1974, S. 165 (Hervorhebung P. W.) A. BURGHARDT, 1974, S. 165 (Hervorhebung P. W.)

Abweichungen und Störungen werden durch nega-tive Rückkoppelungen abgepuffert.

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System und Subsysteme

SWG/05/01/07

„Das soziale System Gesellschaft ist als eine Ganz-heit zu verstehen, die wiederum aus arbeitsteiligenTeilen, den sozialen Systemen besteht. Diese sozi-alen Teilsysteme übernehmen gesellschaftlich not-wendige Funktionen, um das Überleben der Gesell-schaft zu garantieren. ... Stabilität und Erhaltung so-wie Bestand des Gesellschaftssystems in Form sei-ner Grundsstrukturen und Grundprozesse hängt imWesentlichen von der Funktionstüchtigkeit seinernachgeordneten sozialen Systeme ab.“

L. BÖTTCHER, 1979, S. 80

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Soziale Systeme sind offene Systeme

SWG/05/01/08

Offene Systeme stehen mit ihrer Umwelt in Bezie-Offene Systeme stehen mit ihrer Umwelt in Bezie-hung und sind mit anderen Systemen durch ver-hung und sind mit anderen Systemen durch ver-schiedene Austauschprozesse verknüpft.schiedene Austauschprozesse verknüpft.

Durch solche Umwelteinflüsse können Struktur und Funktionsweise offener Systeme beeinflusst und ver-ändert werden.

Offene Systeme müssen Strategien und Funktions-Offene Systeme müssen Strategien und Funktions-mechanismen entwickeln, mit deren Hilfe einerseitsmechanismen entwickeln, mit deren Hilfe einerseitsAnpassungen an Veränderungen der Umweltgege-Anpassungen an Veränderungen der Umweltgege-benheiten möglich sind und andererseits eine Be-benheiten möglich sind und andererseits eine Be-standserhaltung des Systems gesichert ist.standserhaltung des Systems gesichert ist.

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Systemerhaltung

SWG/05/01/09

Innere Stabilität und Selbstreproduktion:

• Stabilität des Beziehungsnetzwerkes, der Ele- mente und der funktionalen Relationen;

Hauptproblem: Erhalt der Struktur, obwohl die ei-gentlichen Akteure ständig wechseln.

• Regeln und Ressourcen, welche sicher stellen, dass ausscheidende Akteure und „schadhafte“ Strukturen ersetzt werden;

• Kontrolle und Aufrechterhaltung der Leistungs- fähigkeit.

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Resilienz

Resilienz ist ein sehr prominentes Konzept, das inverschiedenen Arbeitsbereichen der Geographie (z. B. in der Katastrophenforschung) Verwendung findet. Man versteht darunter die „Fehler- oder Stö-rungstoleranz“ von Systemen.

In der Psychiatrie (Medizin, Psychotherapie, Fami-lientherapie etc.) versteht man unter Resilienz die Fähigkeit(en) von Individuen oder Systemen (z.B. Familie), erfolgreich mit belastenden Situationen (z.B. Misserfolgen, Unglücken, Notsituationen, trau-matischen Erfahrungen, Risikosituationen u.ä.) um-zugehen.

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Resilienz

SWG/05/01/10b

Ein hohes Maß an Resilienz wird in der Regel posi-tiv bewertet und zeigt an, dass ein System auch schwerwiegende Störungen absorbieren kann.

Resilienz bezieht sich auf einen älteren Stand der Systemtheorie und ist am Konzept des Gleichge-wichts (Homöostase) orientiert.

Die Verwendung des Begriffes impliziert, dass die Möglichkeit einer Systemevolution nicht berücksich-tigt oder vorgesehen werden kann. Resilienz bezeich-net nicht nur die Kapazität einer Absorbierung von Störungen, sondern vor allem die Fähigkeit zur Er-haltung der Identität des Systems.

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Resilienz

„Resilience is the capacity of a system to experi-ence shocks while retaining essentially the same function, structure, feedbacks, and therefore identity“ (B. WALKER et al, 2006, S. 13).

Resilienz führt zu einer „konservativen“ System-entwicklung, welche die Möglichkeiten einer Evo-lution des Systems (Anpassung der eigenen Struk-tur an veränderte Umweltbedingungen) ausschließt.

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Adaptation

SWG/05/01/10

Darunter versteht man die Anpassung von Syste-Darunter versteht man die Anpassung von Syste-men an veränderte Umweltbedingungen durch Ver-men an veränderte Umweltbedingungen durch Ver-änderung der eigenen Struktur und Funktionsweise.änderung der eigenen Struktur und Funktionsweise.

Hauptproblem: Das System muss Möglichkeiteneiner Anpassung finden, ohne dabei die eigeneIdentität allzu abrupt aufgeben zu müssen.

Adaptationsprozesse führen zu EvolutionAdaptationsprozesse führen zu Evolutionsozialer Systeme und ermöglichen den so-sozialer Systeme und ermöglichen den so-

zialen Wandel. zialen Wandel.

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Systemstabilisierung und Systemevolution

SWG/05/01/11

Der Prozess der Sozialisation ist ein zentralesDer Prozess der Sozialisation ist ein zentralesMedium der Stabilisierung und ReproduktionMedium der Stabilisierung und Reproduktionsozialer Systeme. sozialer Systeme.

Die adaptiven Elemente sozialer Systeme ge-Die adaptiven Elemente sozialer Systeme ge-währleisten, dass Gesellschaften ein Potentialwährleisten, dass Gesellschaften ein Potentialfür Entwicklung und Evolution besitzen.für Entwicklung und Evolution besitzen.

Hauptproblem: Ausgleich zwischen Hauptproblem: Ausgleich zwischen Stabilität und VeränderungStabilität und Veränderung

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Die Perspektive des Individuums

SWG/05/01/12

Menschen sind einzigartige Einzelne, Menschen sind einzigartige Einzelne, IndividuenIndividuen,,die sich von allen anderen Individuen nicht nurdie sich von allen anderen Individuen nicht nurin ihren körperlichen Merkmalen, sondern auch in ihren körperlichen Merkmalen, sondern auch in ihrem Empfinden, Denken und Handeln unter-in ihrem Empfinden, Denken und Handeln unter-scheiden.scheiden.

Individuum (lat. „das Unteilbare“): der Mensch alsEinzelwesen in seiner jeweiligen Besonderheit.

„In der modernen Gesellschaft sind ... alle (Menschen)gesellschaftlich aufgefordert, sich als besondere Ein-zelne zu begreifen und darzustellen.“

A. SCHERR, 2002, S. 51 (Hervorhebung P. W.)

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Drei Dimensionen des „Ich“

SWG/05/01/13

PERSONPERSON

SUBJEKTSUBJEKT INDIVIDUUMINDIVIDUUM

Personalität: gesellschaftliche Bestimmtheit des Einzelnen durch über-nommene Rollen, Werte, Normen, Erwartungen, Gewohnheiten etc.;„persona“= (lat.) „Maske“.

EGOEGO

Individualität: Besonderheitund Einzigartigkeit; Attribute,durch die Einzelne sich von anderen unterscheiden.

Subjektivität: Sprach-, Hand-lungs- und Selbstbestimmungs-fähigkeit; EGO als „Quelle vonKontingenz“.

In Anlehnung an A. SCHERR, 2002, S. 53

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EGO als psychisches System

SWG/05/01/14

Menschliche Individuen sind autopoietische Systeme,Menschliche Individuen sind autopoietische Systeme,welche ein welche ein BewusstseinBewusstsein und damit die Fähigkeit der und damit die Fähigkeit der Selbstreflexion besitzen.Selbstreflexion besitzen.

„Cogito, ergo sum.“

„Die Individualität psychischer Systeme liegt in der zirkulären Geschlossenheit selbstreferentieller Re-produktion begründet, welche die Selbsterhaltungdes Systems bedeutet.“ P. WEICHHART, 1990, S. 33

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SWG/05/01/15

Selbst-Identität oder Ich-Identität ...

... ist eine reflexive Bewusstseinsleis-... ist eine reflexive Bewusstseinsleis-tung menschlicher Individuen, bei der tung menschlicher Individuen, bei der Erfahrungen über die eigene Existenz Erfahrungen über die eigene Existenz

verarbeitet werden. Im Mittelpunkt verarbeitet werden. Im Mittelpunkt steht dabei die Wahrnehmung der steht dabei die Wahrnehmung der

zeitlichen Konstanz und der Entwick-zeitlichen Konstanz und der Entwick-lung des Selbst. lung des Selbst.

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SWG/05/01/16

Dimensionen von „Ich-Identität“

• Alter

• Geschlecht

• Lebensgeschichte

• Kulturkreis

• soziale Bezugsgruppe

• Weltanschauung

• enthnische Zugehörigkeit

• Gebürtigkeit, Wohnstandort, räumliche Schwerpunkte der sozialen Interaktion und räumlich-soziale Milieus

• ......

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SWG/05/01/17

Ich-Identität als „episodische Struktur“

Ich-Identität stellt sich dem Individuum Ich-Identität stellt sich dem Individuum gleichsam als „erlebter Roman“ dar.gleichsam als „erlebter Roman“ dar.

• HauptdarstellerIn („Ich“);

• wichtige soziale Bezugspersonen (die „anderen“ Hauptrollen, „Du“);

• „Nebenrollen“; • „Handlungsstränge“;

• Schauplätze („signifikante Orte“).

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SWG/05/01/18

Ich-Identität und Gruppen-Identität

Die Zugehörigkeit zu bestimmten Die Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen ist ein wichtiger Aspekt derGruppen ist ein wichtiger Aspekt derIch-Identität. Gruppenidentität äußertIch-Identität. Gruppenidentität äußertsich in einem „Wir-Bewusstsein“, dassich in einem „Wir-Bewusstsein“, dasim Selbst-Konzept der betreffendenim Selbst-Konzept der betreffenden

Person verankert ist.Person verankert ist.

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“Embodied cognitive neuroscience”

Das Gehirn – ein Beziehungsorgan Eine phänomenologisch-ökologische KonzeptionKohlhammer, Stuttgart, 2008.324 Seiten. Fester Einband.€ 28,–

ISBN 978-3-17-019291-1

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Zwischenresümee

SWG/05/01/19

EGO und dessen selbstreferenzielle Bewusst-EGO und dessen selbstreferenzielle Bewusst-seinsleistungen sind der Motor und das Mediumseinsleistungen sind der Motor und das Mediumder Ausdifferenzierung, Aufrechterhaltung undder Ausdifferenzierung, Aufrechterhaltung undWeiterentwicklung gesellschaftlicher Systeme.Weiterentwicklung gesellschaftlicher Systeme.

Durch die Internalisierung gesellschaftlicher Werteund das Streben nach ihrer Verwirklichung tragendie EGOs den Prozess der Produktion und Repro-duktion von Gesellschaft. EGO und Gesellschaftbedingen einander wechselseitig.

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Systemfunktionale Wirkungen der Sozialisation und sozialer Prozesse I

SWG/05/01/20

• Soziale Systeme und der Prozess der Soziali- sation sichern die Konstanz und Stabilität des Gesellschaftssystems.

• Gleichzeitig stellen diese Systeme und Prozesse die Voraussetzungen für die Evolution der Gesell- schaft dar; sie ermöglichen den sozialen Wandel.

• Zusätzlich bewirken sie einen Ausgleich zwischen den Kräften der Beharrung und jenen der Verände- rung.

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SWG/05/01/21

Systemfunktionale Wirkungen der Sozialisation und sozialer Prozesse II

• Für EGO stellen sich soziale Prozesse einer- seits als „Disziplinierungsinstrumente“ dar; sie besitzen eine Art Zwangscharakter, dem sich EGO nicht entziehen kann.

• Andererseits bieten soziale Prozesse und Struk- turen EGO ein hohes Maß an Sicherheit, Gebor- genheit und Vertauen. Die Sozialisation vermittelt EGO verlässliche Kriterien zur Beurteilung und Bewältigung aller Herausforderungen der Lebens- welt.

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Soziale Stereotype

SWG/05/01/22

... sind generalisierte Urteile über eine Klasse vonMenschen. Allen Vertretern dieser Klasse werden bestimmte Attribute zugeschrieben. Die Zuord-nungsroutine ist ein Sozialisationsprodukt.

„Blondinen sind dumm, Wiener sind charmant,Schwaben sind fleißig, Tiroler sind stur.“

Der „Nutzen“ von Urteilsstereotypen liegt in derraschen und pauschalen Einschätzung sozialerInteraktionspartner.

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Schlussfolgerungen

SWG/05/01/23

• Soziale und psychische Systeme (EGO) werden durch den Prozess der Sozialisation miteinander verkoppelt;

• Sozialisation dient sowohl der Aufrechterhaltung und Reproduktion der Gesellschaft und ihrer Sub- systeme, als auch der Stabilisierung von Ich-Identi- tät;

• Für die Systemstabilisierung werden negative Rück- koppelungsmechanismen eingesetzt, mit deren Hil- fe Schwankungen der Systemdynamik abgepuffert werden können.

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Schlussfolgerungen

SWG/05/01/24

Andererseits bietet die Dynamik adaptiver Verän-derungen die Möglichkeit einer Anpassung vonSystemen an veränderte Umweltbedingungen. Da-bei kommt es zu einem Umbau des Systems, dasseine Strukturen, Funktionen und Feedbacks neustrukturiert und oft erheblich verändert.

Die Identität des Systems bleibt nicht erhalten, es kommt zu einem Systemwandel.

Koevolution von System und Umwelt, Koevolutiongekoppelter Systeme. Umstrukturierung der Wirtschaft – neue Ausbildungsprogramme und Lehrpläne – neue Schultypen.