Spaziergang Todenmann Dankersen

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    Kirschendorf Todenmann

    Todenmann (1.208 E.) ist, vergleichbar mit Strcken auf dem gegenber liegenden Weserufer, eine Streusied-lung auf einer Hangrodungsche. Wie Strcken gehrtes zu den jngsten Drfern im Wesertal. Als upm do-den manne werden 1549 erstmals fnf Bauernstellenin der unmittelbaren Waldrandlage am Wesergebirgs-hang oberhalb Dankersens genannt. An der Deutungdes rtselhaften Namens haben sich schon vieleHeimatforscher versucht - bislang ohne berzeugendesErgebnis, er ist bis heute ungeklrt. Sicher ist dagegen,dass es sich bei den Gehften um Grndungen auf demursprnglichen Besitz des Gutes Dankersen handelt,das im 16. Jahrhundert dem Nonnenkloster in Rintelngehrte.In frherer Zeit war das Dorf geprgt durch seine weitverstreute Lage auf ackerbaulich schwierigen Bdenund durch die Durchgangssituation zum Wesergebirgs-pass nach Kleinenbremen. Erst mit der 1966 errichtetenKirche erhielt es so etwas wie einen Ortsmittelpunkt.Heute macht das aufgelockerte, hgelige, von Bchendurchzogene Ortsbild den besonderen Reiz Todenmannsaus, das seit 1980 das Prdikat Staatlich anerkannterErholungsort fhren darf. Die Zahl der jhrlichen ber-nachtungen liegt zwischen 10.000 - 15.000. Die kalkrei-chen Bden und die sonnige Sdhanglage begnstigenden Obstbau, insbesondere den von Skirschen. ImApril ist Todenmann mit Hunderten blhender Kirsch-bume ein besonderer Anziehungspunkt fr Ferien- undTagesgste. Seit vielen Jahrzehnten werden die Kirschenin der Erntezeit im Straenverkauf angeboten.

    Todenmannund DankersenHistorischer Ortsspaziergang

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    1892 durch den damaligen Gutsbesitzer Hans-Dietrichvon Ditfurth. Hans-Dietrich von Ditfurth war es auch,der als Landrat beim Besuch Kaiser Wilhelms II. in Fisch-beck 1904 um die Umbenennung des Kreises Rinteln inKreis Grafschaft Schaumburg erwirkte.1954 war Gut Dankersen Drehort des bekannten Hei-matlms Und ewig bleibt die Liebe mit Magda Schnei-der, Karlheinz Bhm, Ulla Jacobsson und Paul Dahlke inden Hauptrollen. Die Regie fhrte Wolfgang Liebeneiner.

    Dankerser MhleSeit dem 17. Jahrhundert ist eine Getreidemhle imTaleinschnitt oberhalb Dankersens nachweisbar. BisMitte der 1960er Jahre befand sich hier ein kleines Fach-werkgebude aus dem 19. Jahrhundert, um das sichverschiedene Erzhlungen ranken. Unter anderem hatman das Grimm-Mrchen Die Studenten in der Mhlebei Rinteln hier verortet. Von diesem romantisch imWald gelegenen Haus sind nur noch die Grundmauernerhalten geblieben, aus denen die hlzerne Achse desMhlrades noch in das ausgetrocknete Bachbett ragt.Darber steht heute eine kleine Fischzuchtanlage.Die Stauteiche am Wegverlauf oberhalb der Mhlewurden als Hochwasserschutz angelegt, aber nach derbersplung bei den Sturzregenfllen vom 11. Juni1937 aufgegeben.

    TonkuhleNrdlich des Gutes Dankersen treten schieferige Ton-ablagerungen hervor, die im Tagebau abgetragen wer-den. Es handelt sich um Sedimente aus dem Lias, einemZeitalter des lteren Jura (vor ca. 190 Mio. Jahren), alsNorddeutschland von einem achen Ozean bedeckt war.

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    Gut DankersenDas erstmals 1275 erwhnte Gut Dankersen war imMittelalter ein Meierhof des Rintelner NonnenklostersSt. Jakobi, dass ber umfangreichen Landbesitz nrdlichder Weser verfgte. Nach der Einziehung des Klosterbe-sitzes in der Reformation belehnte Graf Adolf XIV. vonHolstein-Schaumburg 1591 seinen Gefolgsmann Hansvon Ditfurth mit Dankersen, das nun mit den Vorrech-ten eines Adelsgutes ausgestattet war. Aus der Zeit um1600 stammt auch das alte Herrenhaus, dessen Fach-

    werk auf der Gartenseite noch das damals verbreiteteZiermauerwerk zeigt.Anfang des 18. Jahrhundertskam Gutsherr Franz Dietrichvon Dankersen in den Dienstender damaligen hessischenLandesherrschaft zu hohenEhren. Bei einer Brenjagdsoll er Landgraf Friedrich,der spter Knig von Schweden wurde, das Lebengerettet haben. Dieser bedankte sich unter anderemmit einer mit Silber beschlagenen Jagdinte und demJagdrecht am Wesergebirgskamm von Todenmann biszur Schaumburg. Mehrfach nchtigte der Knig beiseiner Durchreise in den spter sogenannten Knigs-zimmern, im barocken Nordgel, der in dieser Zeitangebaut wurde. 1801 wurde auf Dankersen der Literatund Liedersammler Franz Wilhelm von Ditfurth (+ 1880)geboren. Dem nach Sddeutschland bersiedelten Phi-lologen verdankt insbesondere Franken einen Groteilseiner berlieferten Volkslieder. Sehenswert sind auf Dankersen auch das barocke Verwalterhaus an der Sd-seite des Hofes und der groe Taubenschlag, errichtet

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    Das Abbaugelnde ist auch ein Fundplatz bedeutenderFossilien. Hier nden sich schwrzliche Versteinerungenvon Belemniten, Ammoniten und anderen urzeitlichenMeeresbewohnern. Das Betreten des Gelndes setzt dieGenehmigung des Betreibers voraus.Die quellfhigen Tonmineralien aus Todenmann ndenin der keramischen Industrie und der ZiegelherstellungVerwendung.

    Altes Zollhaus

    Das heutige Gasthaus Altes Zollhaus wurde 1804nach dem Ausbau der Todenmanner Strae zur Chaus-see als Gastwirtschaft und Zollsttte neu errichtet. Derin Werkstein sorgfltig ausgefhrte, herrschaftliche Baudiente der Erhebung von Zllen an der Grenze in dasbenachbarte preuische Frstentum Minden und alsStraenmautstelle. In den Jahren des von Napoleon inNorddeutschland errichteten Knigreichs Westphalen(1807-1813) war das Todenmanner Zollhaus Verwal-tungssitz (Mairie) fr den Kanton Todenmann, zu demdas nrdliche Wesertal zwischen Eisbergen und Deck-bergen gehrte.Am Alten Zollhaus dichtete1835 der Literat und sptereIntendant der Wiener Operund des Burgtheaters Franz(Freiherr von) Dingelstedtdas berhmte Weserlied.In Erinnerung daran lie derHeimatbund der Grafschaft Schaumburg zum 50. Todes-tag des Dichters 1931 ein Denkmal errichten. Die Ent-hllung am 17. Mai 1931 wurde live im Westdeutschenund im Norddeutschen Rundfunk bertragen.

    In unmittelbarer Nhe zum Zollhaus befand sich im 19.Jahrhundert ein Turnplatz, der erste im SchaumburgerLand. Hier trafen sich schon 1816 Liberale und Freigeis-tige aus Bckeburg und Rinteln zur Krperertchtigungund zum Gedankenaustausch ber ihre Forderungennach Verfassung und brgerlicher Gleichberechtigung.Der Turnplatz war nach den Kriterien des nationallibe-ralen Turnvaters Friedrich Ludwig Jahn gestaltet undverfgte ber Kletterwnde, Reck, Barren und Ringe- damals hochmoderne Trainingsgertschaften.

    Ruine Hnenburg Die Hnenburg war eine typische hochmittelalter-liche Herrenburg. Auf einem Vorberg des Weserge-birgskamms gelegen, bestand sie aus einer kleinenHauptburg mit kaum 35 Metern im Durchmesser undeiner Vorburg, ber deren Erscheinungsbild auch eineInformationstafel vor Ort Auskunft gibt. Die Hnenburgist relativ gut erforscht. In mehreren Grabungen seit1897 konnten zahlreiche Funde aus dem 11. und 12.Jahrhundert gemacht werden. Auffallend ist das stellen-weise im Fischgrtmuster errichtete Mauerwerk.

    Professor Txen Weg Dieser beliebte Wanderweg zwischen Forsthaus undBleekebrink erhielt 1995 seinen Namen nach demweltbekannten Panzensoziologen Prof. Dr. Dr. Rein-hold Txen (1899-1981). Txen gilt als Begrnderder wissenschaftlichen kologie in Deutschland undverbrachte seinen Lebensabend in Todenmann. In dervon Txen begrndeten Tradition ndet noch heute imAbstand von zwei Jahren ein internationales Symposiumzur Panzensoziologie in Rinteln statt.

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    Haus Hfemeier, Hauptstrae 20Unter den erhalten gebliebenen Todenmanner Fach-werkhusern wurde das 1851 erbaute Haus Hfemeierbesonders liebevoll restauriert. Es handelt sich um eintypisch niederdeutsches Hallenhaus mit groer Einfahrtan der Giebelseite in den Wirtschaftsteil. Der Wohntraktist als sogenanntes Kammerfach an der rckwrtigenSeite angefgt. Das Haus ist ein Vierstnderbau, beidem sich vier tragende Sttzenreihen durch das gan-ze Gebude hindurchziehen. Eine groe alte Kastanie

    schtzt und beschattet den Vorplatz.

    Pension & Caf Haus WaltrautDas 1927 erbaute Haus Waltraut trgt seinen Namenvon der im selben Jahr geborenen Hausherrin WaltrautBrockmann. Der Gastronomiebetrieb ging aus der Auf-nahme von Ausgebombten und Flchtlingen whrenddes 2. Weltkrieges hervor. In den 50er Jahren begannein lebhafter Pensionsbetrieb insbesondere fr Kurgs-te aus dem Norddeutschen Tieand. Bemerkenswertist die Einrichtung des Cafs im Stil der frhen 1960erJahre.

    Alte PoststraeDie Straenbezeichnung Alte Poststrae bewahrtdie Erinnerung an den Verlauf der frheren Poststraevon Rinteln nach Minden. Bis 1847 mussten die Fuhr-werke mit zustzlichem Pferdevorspann Steigungenvon mehr als 10% bewltigen. Mit dem Neubau derMindener Strae 1847 ber den Straendamm und denTaleinschnitt in der Rintelner Nordstadt sowie einenTaleinschnitt am heutigen Kleinenbremer Pass konntendie Steigungen erheblich reduziert werden. Hintergrund

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    dieses Bauprojekts war die bessere Anbindung Rintelnsan die neue Bahnlinie Minden-Hannover.

    Gasthaus Zur LindeDas Gasthaus zur Linde ist eine der traditionsreichstenDorfgaststtten im Stadtgebiet Rintelns. Es bestand alsKrug wohl schon im 16. Jahrhundert und wurde 1619erstmals erwhnt. Nach einem Grofeuer 1975 erfolgteein Wiederaufbau als moderner Hotel- und Restaurant-betrieb in der heutigen Form.

    SchnatbachDer Schnatbach (= Grenzbach) ist seit rund 800Jahren eine Landesgrenze. Hier berhrten sich im Mit-telalter die Territorien der Grafen von Schaumburg undder Herren vom Berge (Hausberge), die spter durchdie Frstbischfe von Minden abgelst wurden. Im 18.Jahrhundert grenzten hier die hessische GrafschaftSchaumburg und das preuische Frstentum Mindenaneinander, im 19. Jahrhundert die preuischen Provin-zen Hessen-Nassau und Westfalen und schlielich, seit1947, die Bundeslnder Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.Der Schnatbach bildet nach Westen auch eine geolo-gische Grenze zum eiszeitlichen Schwemmfcher derEmme. Die Emme ist eine erdgeschichtliche Besonder-heit von berregionaler Bedeutung. In der vorletztenEiszeit (Saale-Eiszeit) verharrte der Eisrand Jahrhun-derte lang am Nordrand des Wesergebirges. Schmelz-wasserbche strmten durch den Kleinenbremer Passins Wesertal und bildeten mit ihren Ablagerungen einenachen Kegel aus Sand und feinem Kies.

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    12 Friedhof des Gutes DankersenBis in das Jahr 1919 gehrten Todenmann und Dan-kersen zur Pfarre Eisbergen, wo sich fr die Familie v.Ditfurth ein Erbbegrbnis befand. In der Epoche derRomantik, als Begrbnispltze an entlegenen oderbesonders schnen Orten in Mode kamen, entstand einFriedhof der Familie von Ditfurth in malerischer Lageoberhalb der heute verwilderten Terrassengrten. DerGrabstein des Hagenburger Drosten (adeliger Amtmann)Franz von Ditfurth (1590 1654) wurde vor mehr als

    100 Jahren beim Abbruch der dortigen Kirche gesichertund hierher gebracht.

    Im Bereich des heutigen Friedhofes befand sich im Mit-telalter ein steinerner Wartturm der Stadt Rinteln.Er gehrte zu einem von mehreren befestigten Durch-lssen des Rintelner Landwehrsystems. An der Danker-ser Warte konnten Angriffe ruberischer Banden auf dasStadtgebiet abgewehrt werden. An derselben Stelle, ander der Wartturm vermutet wird, wurden auch Spureneiner eisenzeitlichen Besiedlung vor mehr als 2000Jahren gefunden.

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    TodenmannTodenmann

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    Graphisches Institut Eckmann GmbH - Bielefeld

    Tourist-Info Stadt RintelnMarktplatz 7, 31737 RintelnTelefon: 05751/[email protected]

    ffnungszeiten:Nebensaison (November bis April)Mo. - Do. 09.00 Uhr - 15.00 UhrFr. 09.00 Uhr - 13.00 UhrHauptsaison (Mai bis Oktober)Mo. - Fr. 09.00 Uhr - 18.00 UhrSa. - So. 10.00 Uhr - 18.00 Uhr

    Streckenlnge: 7,8 Kilometer

    Gastronomie:Hotel-Restaurant Altes ZollhausHauptstrae 5Tel.: 05751/7 40 57

    Hotel Gasthaus Zur LindeHauptstrae 30

    Tel.: 0 5751/57 39Pension & CafHaus WaltrautZum Waldwinkel 7Tel.: 05751/7 68 70

    Herausgeber: Stadt RintelnRecherche:Friedrich KnneckeKlaus HelmentagUwe DrinkuthDr. Stefan Meyer

    Text & Fotos:

    Dr. Stefan MeyerDesign & Druck:K-Design GmbH Tel. 05751 891960

    Die Eulenburg.Museum RintelnKlosterstrae 21, 31737 RintelnTelefon: 05751/[email protected]

    ffnungszeiten:Tglich auer montags14.00 - 17.00 Uhrfr Gruppen nach Anmeldungauch vormittags oder abends

    Gefrdert durch die EuropischeUnion im Rahmen der Gemein-schaftsinitiative LEADER+