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Festspielhaus St. Pölten GRENZÜBERSCHREITUNG Tanz erobert neues Terrain Landestheater Niederösterreich MÖRDERISCHES WOCHENENDE Krimispaß auf höchstem Niveau Die Bühne im Hof KEIN KITSCH Fusion musikalischer Traditionen spielorte ST. PÖLTEN Dezember 2012 | Jänner 2013 www.spielorte.at

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Festspielhaus St. Pölten

GRENZÜBERSCHREITUNGTanz erobert neues Terrain

Landestheater Niederösterreich

MÖRDERISCHES WOCHENENDEKrimispaß auf höchstem Niveau

Die Bühne im Hof

KEIN KITSCH Fusion musikalischer Traditionensp

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GrafeneGGDie erste musikanlaGe,

Durch Die man stunDenlanG spazieren kann.

Lassen Sie sich von unserem neuen Auftritt überraschen & begleiten Sie uns

in die Sommersaison 2013!

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inhalt

Coverbild:„Sidi Larbi Cherkaoui: Puz/zle“.

Österreich-Premiere: 19.01.2013 im Festspielhaus.

FEST/SPIEL/HAUS/ST/POELTEN/

Es ist schon alles gesagt worden, und zwar von (fast) allen – konstatierte, leicht resigniert, kürzlich eine Tageszeitung im Zusammenhang mit den antiwestlichen Ausschreitungen von Seiten aufgebrachter Muslime. Doch das letzte Wort wird noch lange nicht gesprochen sein, aktuelle Anlässe wie dilettantische Videos oder satirische Karikaturen finden sich leicht und eignen sich hervorragend, aus machtpolitischem Kalkül die frustrierten Massen zu manipulieren.In der Diskussion, die Ereignisse wie diese auslösen, fallen regelmäßig Begriffe wie Respekt und Toleranz, Meinungsfreiheit und Demokratie, es geht um deren jeweilige Grenzen und das Konfliktpotenzial, das aus ihrem Aufein anderprallen entsteht. Diese Diskussion muss und wird uns weiter beschäftigen. Dialog, gegenseitiges Interesse und vor allem Bildung sind die einzigen Wege zur friedlichen Annäherung und die einzige Strategie, Demagogen jeglicher Ideologie den Boden zu entziehen.In der niederösterreichischen Landeshauptstadt zieht sich dieser „Dialog zwischen den Kulturen“ (so der Name eines von Reinhard Gosch 2000 initiierten, mittlerweile international anerkannten Kulturaustausch-Büros) durch die Spielpläne der drei großen Bühnen. Lassen Sie sich auf den folgenden Seiten inspirieren und einladen – zur Auseinandersetzung mit eigener und fremder Kultur, zur Entdeckung neuer Facetten im scheinbar Bekannten und vertrauter Aspekte im scheinbar Fernen!

Maria Rennhofer

editorial

spielortePER POST!

Gerne senden wir Ihnen spielorte auch gratis per Post zu. Schicken Sie Ihre Kontaktdaten bitte per Mail an [email protected] oder geben Sie diese telefonisch unter Tel. 02742/90 80 80-222 durch.

IMPRESSUM: Medieninhaber und Herausgeber: Förderverein Kulturbezirk St. Pölten. c/o NÖ Kulturszene Betriebs GmbH. Kulturbezirk 2, 3100 St. Pölten. Redaktionelle Gestaltung: CityLoftArt GmbH. Chefredakteurin: Dr. Maria Rennhofer. MitarbeiterInnen: Mag. Sandra Broeske, Thomas Fröhlich, Althea Müller B.A., Mag. Marion Pfeffer, Andreas Reichebner, Mag. Johannes Reichl. GastautorInnen: Christian Fillitz, Mag. Dr. Silvia Kargl, Nikolaus Scholz, Franz Zoglauer. Design & Layout: Living Office* – part of gugler GmbH, St. Pölten. Bildnachweis: Cover, S. 3: Koen Broos; S. 4–5: Koen Broos, Urban-Jörén; S. 6: Yasmina Haddad, Katharina Schnitzler/Agentur Carola Studlar; S. 7: Yasmina Haddad; S. 8: Christian Fillitz; S. 9: Laurent Ziegler, Mnozil Brass/T. Bozi; S. 10–11: Didier D. Daarwin/ Aka Design, zVg (2); S. 14: Armin Bardel; S. 15: Ellen Schmauss; S. 16: Annette Sonnewend unter Verwendung einer Illustration von Paul Maar/Verlag Friedrich Oetinger, Arno Declair, Toni Suter/T+T Fotografie; S. 17: Nancy Horowitz; S. 18: Hermann Rauschmayr, Yasmina Haddad, Franck Laguilliez, Martin Hesz; S. 19: Marco Borggreve; S. 20: zVg, Stephan von der Decken, M. Tammaro, Christoph Fuchs; S. 21: Bokeh Designstudio; S. 22: Dieter Nagel für den Musikverein, Fotowerk Aichner, Sabine Klimpt, Musikverein; S. 23: zVg. Hersteller: Niederösterreichisches Pressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H. Gedruckt auf: Amber Graphic. Herstellungs- und Verlagsort: St. Pölten. Verlagspostamt: 3100 St. Pölten. Kontakt: [email protected], www.spielorte.at

BÜHNE 4 Tanz sprengt Grenzen: Cullberg Ballet & Sidi Larbi Cherkaoui

6 Mörderisch gut: Acht Frauen; Künstlerinnenfragebogen: Ulrike Folkerts

7 Parbleu: Tardieu! Die Liebenden in der Untergrundbahn

8 Ost trifft West: Chekili’s Double Oud Quartett

9 Ein Winternachtstraum: Nox Illuminata; Herrn Wagner die Schwere nehmen: Mnozil Brass

10 Die Rückkehr der Bühnenmusik

12 Spielplan: Dezember 2012 & Jänner 2013

14 Vieldeutig, rätselhaft und subversiv: Viel Lärm um nichts

HINTERBÜHNE 15 Töne haben Silben: Murat Coskun

16 Ein Sams für jeden: Kindertheater; Unterschiedliche Wahrnehmungen: Gastspiel; Der Pakt mit dem Teufel: Gastspiel

17 Endlich Feierabend: Erwin Steinhauer im Gespräch

GARDEROBE 18 Ein Tag mit Angelika Schopper; Shortcuts

19 Schatten der Geliebten: Bejun Mehta im Gespräch

GALERIE 20 Shortcuts; Kupelwieser & Kupelwieser

21 Renaturierung eines Museums

PARKETT 22 Shortcuts; Evolutionstheorie: Förderverein

23 Pressestimmen, Publikumsstimmen, Gewinnspiele, Fiedlers Lokaltipp

GrafeneGGDie erste musikanlaGe,

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TANZ SPRENGT GRENZEN Multikulti, ein künstlerischer Aufschrei gegen Intole-

ranz und Gewalt sind charakteristisch für Stücke bei-der Compagnien auf höchstem tänzerischen, musikali-schen und darstellerischen Niveau. Die jeweils ca. 20 Tänzerinnen und Tänzer haben verschiedene Nationali-täten und Religionen: Die Pluralität von Kulturen ist im zeitgenössischen Tanz Ausgangspunkt für aufregen-de und brisante Auseinandersetzungen mit der Gegen-wart, wobei Traditionen und historische Bezüge in die Stücke einfließen.Das Cullberg Ballet schreibt seit 1967 in Stockholm Tanzgeschichte. Die Gründerin, Tänzerin und Choreo-grafin Birgit Cullberg (1908–1999) legte Kriterien fest, die bis heute gültig sind und Vorbildstellung für die zeitgenössische Tanzszene haben. Nach Cullberg wirk-te vor allem ihr Sohn Mats Ek stilprägend. Im Unter-schied zu klassischen Ballettensembles, aber auch zu „Modern Dance“-Compagnien gibt es keine Solisten – sieht man jedoch die ausgezeichneten Darsteller des

Cullberg Ballet und von Cherkaouis in Antwerpen wirkender Gruppe Eastman, wird klar, dass es

dort in Wirklichkeit nur Solisten gibt.Beide haben sich auch dafür entschieden, auf

eine gemeinsame Ausbildungs-ebene der Tänzer – wie die im

Sie zählen zu den TrendSeTTern im GeGenwarTSTanz: daS SchwediSche cullberG balleT und der belGiSche choreoGraf Sidi larbi cherkaoui miT Seiner compaGnie eaSTman. im dezember und Jänner GaSTieren Sie miT neuen STücken im feSTSpielhauS ST. pölTen. Von Silvia Kargl

„Wie werden Künstler zu Ikonen, und wie beeinflussen sie unsere Wahrnehmung ihrer Kunst? Das ist der Ausgangspunkt meines Stücks.“ Tilman O’Donnell, The Strindberg Project

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Ballett bekannten russischen, englischen oder französi-schen Schulen – zu verzichten. Im unterschiedlichen Zugang sowohl zur Körpersprache als auch zu Musik und Inhalten liegt somit eine besondere Qualität des Tanzes à la Cullberg und Cherkaoui. Zugleich werden Grenzen zum Theater und zu bildender Kunst zuneh-mend verwischt. Texte werden auf Englisch oder – ins-besondere bei Cherkaoui – in der jeweiligen Mutter-sprache der Tänzer gesprochen. Zwar kann der Zuschauer nicht jedes Wort verstehen, doch im Kon-text mit anderen Elementen der Aufführung spielt das Wort entweder keine entscheidende Rolle oder wird im Zusammenhang mit Bewegung und Bildern verstan-den. Somit haben es universell verständliche Produkti-onen aus dem Tanzbereich auch auf Tourneen leichter als Theaterstücke. Reisen und Gastspiele gehören heute zum Alltag bedeutender Tanzcompagnien, nicht zu-letzt dank der Vorreiterrolle des Cullberg Ballet.

CULLBERG BALLET In Koproduktion mit dem Festspielhaus St. Pölten ent-stand im Frühjahr 2012 in Stockholm „The Strindberg

Project“, das Tanz und Theater nahe aneinan-derrückt. Aus Anlass des 100. Todestages

August Strindbergs 2012 lud das Cullberg Ballet den Choreografen

Tilman O’Donnell und die Regisseu-rin Melanie Mederlind ein, sich an

einem Abend in zwei Teilen mit

Aspekten aus dem Leben und Schaffen des schwedi-schen Dichters auseinanderzusetzen. O’Donnell inter-essierte sich dafür, wie ein Künstler zur „Ikone“ wird und auf welche Weise sich diese Verklärung im Erfas-sen seiner Werke festsetzt. Auch Mederlind griff ein Detail aus dem Leben Strindbergs auf. Gegen Lebens-ende beschäftigte sich der Dichter intensiv mit dem Erlernen der chinesischen Sprache. In einer Art Lehr-stunde befassen sich die Tänzer des Cullberg Ballet mit der Durchdringung von Körpern durch sprachliche Strukturen.

BEZIEHUNGS-„PUZ/ZLE“ Sidi Larbi Cherkaoui stellt in „Puz/zle“ eine Frage vor philosophischem Hintergrund: Warum gelingen einige menschliche Handlungen wie von selbst, während an-dere genauso ohne erkennbare Gründe scheitern? Wie bei einem Puzzle werden aus einer Landschaft Steine zusammengefügt und ermöglichen menschliche Bezie-hungen. Am Beispiel der Musik von A Filetta, einem korsischen Vokalensemble, und der liba nesischen Sän-gerin Fadia Tomb El-Hage vermittelt Cherkaoui, dass eine Komposition gleichzeitig verschiedene Quellen enthüllt, sei sie religiös oder profan, christlich oder muslimisch, europäisch oder orientalisch. Cherkaoui rückt Grundfragen zur menschlichen Existenz in den Mittelpunkt und schafft Verbindungen zwischen ver-schiedenen Kulturen – als Humanist der zeitgenös-sischen Tanzszene.

Festspielhaus St. Pölten

01.12.2012, Österreich-Premiere: „Cullberg Ballet: The Strindberg Project“. Festspielhaus-Koproduktion. Konzept, Regie, Bühne und Kostüme 1. Teil: Tilman O’Donnell. Konzept, Regie, Dramaturgie und Bühne 2. Teil: Melanie Mederlind. Choreografie in Zusammenarbeit mit den TänzerInnen.19.01.2013, Österreich-Premiere: „Sidi Larbi Cherkaoui: Puz/zle”. Festspielhaus-Koproduktion. Eastman. Choreografie: Sidi Larbi Cherkaoui. Bühne: Filip Peeters, Sidi Larbi Cherkaoui. Live-Musik: A Filetta, Fadia Tomb El-Hage u. a.

Zur Autorin: Mag. Dr. Silvia Kargl arbeitet als Kulturjournalistin u. a. für die Tages-zeitung KURIER und für das Theatermagazin BÜHNE. Hauptberuflich Archivarin der Wiener Philharmoniker, Geschäftsführerin des Alexander-Zemlinsky-Fonds.

„Cullberg Ballet: The Strindberg Project“

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MÖRDERISCH GUT

STille nachT in einem romanTiSch abGeleGe­nen hauS im kreiSe der familie. wenn aller­dinGS STaTT herabfallendem Schnee bluT zu boden TropfT, iST’S raSch auS miT der idylle. dann GehT’S anS ein GemachTe – auf höchST verGnüG liche weiSe. Von Thomas Fröhlich

TheaTer bedeuTeT für mich … Zurück zu den Wurzeln meines Berufs, Lebendigkeit, ein intensives Miteinander mit den Kollegen und Kolleginnen auf und hinter der Bühne und natürlich mit dem Publikum, Lampenfieber, und jeder Abend ist neu.

krimiS, ob im Tv, im TheaTer oder in der liTeraTur, Sind für mich … Exzellente Unterhaltung, Span-nung und die Ergründung der wahren Abgründe der Menschen.

ein GuTer TaG beGinnT miT … Kaffee im Bett zu zweit. Die Alternative ist ein entspannter Waldlauf.

dieSeS buch lieGT bei mir auf dem nachTTiSch … Fred Vargas „Die Nacht des Zorns“ – super Krimi!

eine STarke frau iST für mich … Eine, die bei sich bleibt, ihre Eigenheiten hat, lieben kann und immer schöner wird.

eine von mir GeSpielTe perSon, miT der ich Gerne einmal

einen TaG TauSchen würde, iST … Ein Tag im Leben der Kommissarin Lena Odenthal würde mich schon sehr faszinieren …

eine JournaliSTen­fraGe, die ich überhaupT nichT maG, iST … Wann heiraten Sie?

künstlerinnenfragebogen

vom TaTorT im Tv zum TaTorT im landeSTheaTer niederöSTerreich: ulrike folkerTS, fernSeh­STar miT TheaTerwurzeln, iST in der bühnenadapTion der krimikomödie „achT frauen“ zu Sehen.

Kinogänger erinnern sich: Im Jahre 2002 lässt der Regisseur François Ozon eine Frauenriege (darunter Cathérine Deneuve und Isabelle Huppert) aufs begeisterte Publikum los, von denen jede Einzelne verdächtig ist, just zur Weihnachtszeit den Hausherrn umge-bracht zu haben. Alle verfügen über ein Motiv, von der Ehefrau über die jüngste Tochter bis zur Haushälterin. Nur: Wer ist die Täterin?2012 erleben wir nun die Bühnenfas-sung. Hier werden die Mordsfrauen von Ulrike Folkerts, Birgit Doll, Jessica

Schwarz, Babett Arens und Cornelia Köndgen angeführt. Folkerts kennt man ja als gesetzestreue Tatort-Kommissarin Lena Odenthal. Doch schon im Salz-burger „Jedermann“ durfte sie als Tod zeigen, dass sie es durchaus versteht, Menschen gekonnt um die Ecke zu bringen. Auch die weiteren Frauen geizen nicht mit krimineller Energie, von der Hausherrin Gaby (Birgit Doll) bis hin zum reichlich lasziven Dienstmädchen Louise (Jessica Schwarz). Ein Zickenkrieg, reich an bitterbösem Dialogwitz, hebt an, so, als hätte Agatha Christie gemeinsam mit Frédéric Beigbeder diese schwarzhumorige Screw-ball-Comedy geschrieben.

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Landestheater Niederösterreich, 07.12.2012, Premiere: Robert Thomas „Acht Frauen“.

Regie: Maria Happel. Bühne: Thomas Lorenz-Herting. Kostüme: Dagmar Bald. Musik: Bernhard Moshammer. Mit Babett Arens, Birgit Doll, Ulrike Folkerts, Swintha Gersthofer, Christine Jirku, Cornelia Köndgen, Jessica Schwarz, Lisa Weidenmüller.

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Die Tücken der Kommunikation, die Verwirrungen, die Sprache anrichten kann, die Austauschbarkeit leerer Floskeln, kurz: der tägliche Wahnsinn im zwi-schenmenschlichen Zusammenleben – das war der Fundus, aus dem der französische Lyriker und Dra-matiker Jean Tardieu zu schöpfen beliebte. In sei-nen Gedichten und „Kammerstücken“ für die Bühne blätterte er gesellschaftliche Konventionen auf und hinterfragte sinnentleerte Sprachklischees.Tardieu, 1903 geboren, versuchte sich nach einem Literaturstudium zunächst als Lyriker und arbeitete in einem Verlag. Nach dem Krieg engagierte er sich im neu erstehenden französischen Rundfunk beim Aufbau des Kulturprogramms und nahm als lang-jähriger Programmdirektor eine wichtige Mittler-position zwischen dem elektronischen Massenme-dium und den Künstlern und Intellektuellen des Landes ein. Ohne allerdings seine eigene literari-sche Tätigkeit zu vernachlässigen. Mit Leichtigkeit und Eleganz, einer Portion Frechheit und einem Ge-spür fürs Grotesk–Komische entdeckte „der letzte Revolutionär der französischen Literatur“, wie die „Zeit“ ihn in einem Nachruf 1991 nannte, das Theater als geeignete Spielwiese – vielleicht auch ermutigt von den Erfolgen seiner Zeitgenossen Samuel Beckett oder Eugène Ionesco.In den 1950er Jahren entstanden und bald auch ins Deutsche übersetzt, sind Tardieus „Kammerstücke“ mehr oder weniger in Vergessenheit geraten. Auch Babett Arens, die nun einige davon für das Landes-theater inszeniert, gesteht, nicht viel mehr als den Namen gekannt zu haben. Umso faszinierender die Entdeckung: „Wenn man die Stücke Jean Tardieus liest, kann man sich ein wenig von sich selbst mit seinen kleinen, (all)gemeinen Wichtigkeiten er-holen. Jeder wird etwas darin finden, was er kennt. Tardieu nimmt es, wirbelt es in der Luft herum, ver-wandelt es auf zauberhafte Weise in eine Sprache, die wir plötzlich wieder ganz neu verstehen kön-nen, weil er sie nach heftigem Schütteln neu und manchmal in ganz anderem Zusammenhang wie-der zusammensetzt.“Im Hinblick auf die Inszenierung versucht Babett Arens, die in mehreren Produktionen des Landes-theaters auch als Schauspielerin auf der Bühne steht, der spielerischen Fantasie Tardieus Raum zu geben. „Er hat sich ja auch intensiv mit Malerei und Musik beschäftigt. Diese Liebe zu anderen Kunst-formen ist in seinen Texten zu spüren, und die möchte ich unbedingt deutlich machen.“

Landestheater Niederösterreich, 19.01.2013, Premiere: Jean Tardieu „Die Liebenden in der Untergrundbahn“. Regie: Babett Arens. Ausstattung: Eva Gumpenberger. Musik: Matthias Schwetz. Mit Katharina von Harsdorf, Christine Jirku, Othmar Schratt, Jan Walter, Lisa Weidenmüller, Helmut Wiesinger.

„Die verspielte Anarchie, … das un-verschämte Vermischen von Diesseits und Jenseits faszinieren mich.“ Babett Arens

zwei Seelen Scheinen in Seiner bruST GewohnT zu haben: die deS medien­manaGerS und rundfunkpionierS – und Jene deS liTerariSchen chro­niSTen Surrealer allTaGS­abSurdiTäT. alS Solchen präSenTierT daS landeS­TheaTer niederöSTerreich Jean Tardieu miT einem bouqueT von vier einakTern in beSTer TradiTion deS abSurden TheaTerS. Von Maria Rennhofer

PARBLEU: TARDIEU!

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„Chekili’s Double Oud Quartett“ ist ein „Work in Progress“, betont der Musiker. „Ich liebe Experimente“, er-zählt er bei unserem Besuch in Tunis, und so bricht er gleich mit mehreren Traditionen: Erstmals spannt er zwei Ouds (arabische Lauten) zusammen. Und nimmt auch noch eine Sängerin (Raoudha Ben Abdallah) dazu. Das Resultat ist eine Mischung aus tradi-tioneller arabischer Musik und Jazz. „Allerdings kein Kitsch!“, betont er.Klingt einfach – ist es aber nicht. Denn die traditionelle arabische Musik arbeitet unter anderem mit Vierteltönen, im Gegensatz zum Jazz. „Die beiden Traditionen ergänzen einander“, sagt Fawzi Chekili, „wobei die Oud eine wunderbare Stimme für Emotionen ist. Harmonische Instru-mente wie die Gitarre und vor allem das Klavier können das ideal unterstützen!“ Die Oud ist „sein“ Instrument. Er gilt als einer der renommiertesten Ver treter seiner Kunst, dabei ist er Auto-didakt. Angefangen hat er als Rock musiker, seine Idole in den 1960er Jahren waren die französischen Rocker Johnny Hallyday und Eddy Mitchell. Ihre Songs kannte er aus dem Radio und spielte sie mit seiner Band nach: in den Touristenzentren Djerba, Hammamet oder Sousse, wo man damit Geld ver-dienen konnte. Zum Jazz kam er später, eine Musik, die „sowohl fesselnd als auch abweisend ist, eine gelehrte Musik, zu der man nicht tanzen kann“. Ent-deckt hat Fawzi Chekili den Jazz in England, wo er während seines Studiums der Anglistik zwei Jahre lang lebte. Dort traf er zahlreiche Musiker und lernte Jazzgitarre. Heute sieht er sich in erster Linie als Jazzmusiker und leitet auch eine Jazzklasse am Konservatorium von Tunis. „Das ist eine richtige Talente-schmiede“, freut sich Fawzi Chekili. „Es gibt da viele begabte Musiker, die auch sehr flexibel und offen für Neues sind!“ Oft lädt er sie dann auf Tour-neen ein, um ihn zu begleiten, so auch in diesem, seinem jüngsten Projekt.Konzerte spielt Fawzi Chekili in letzter Zeit weniger. Nach der ersten Euphorie der Revolution herrscht in Tunesien eine gespannte Ruhe, mit immer mög-lichen Gewaltausbrüchen. Wie viele seiner Landsleute wartet Fawzi Chekili,

dass die Dinge sich normalisieren und klären, doch das dauert schon „lang, zu lang!“, meint er. Und da habe Musik leider keine Priorität. „Es gibt einfach kein Geld“, be-dauert Fawzi Chekili. Schon gar nicht für das Kulturministerium, das früher einige künstlerische Projekte unter stützte, „auch man-che, die gegen den Strom schwam-men.“

OST TRIFFT WEST

„Jazz ist eine gelehrte Musik. Der Reichtum der arabischen Musik beruht auf anderen Parametern!“ Fawzi Chekili

Die Bühne im Hof, 23.01.2013

Chekili’s Double Oud Quartett Featuring: Raoudha Ben Abdallah. Fawzi Chekili, Oud. Nada Mahmoud, Oud. Mehdi Chekili, Drums & Percussion. Wassim Benrhouma, Bass. Raoudha Ben Abdallah, Vocals. Im Rahmen des Dialoges zwischen den Kulturen.

Zum Autor: Christian Fillitz ist Kulturredakteur bei Ö1. Besondere Interessensgebiete: „Populärmusik“ (von Chanson über World bis Jazz), Theater und Film. Gestaltet gelegentlich die Musiksendung „Spielräume“.

bereiTS im okTober 2011 GaSTierTe der TuneSiSche muSiker fawzi chekili miT Seinem berber orcheSTer an der bühne im hof. JeTzT kehrT er miT dem „double oud quar­TeTT“, einer arT fuSion auS TradiTio­neller arabiScher muSik und Jazz, zurück. Von Christian Fillitz

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daS Thema waGner lieGT für nächS­TeS Jahr auf der hand, SchlieSSlich haT der meiSTer Seinen 200. Ge­burTSTaG. auch mnozil braSS machen Sich anS werk. Von Andreas Reichebner

Festspielhaus St. Pölten, 13.–15.12.2012 (Work-shops 08./09.12.2012): Festival Nox Illuminata„Angel Voices“, „Folk Fever“, „Baroque Ball“.Mit: mediva, Il Bacio, ensemble uni-sono u. a.

„Richard Wagner hat das Blech sehr forciert. Wir können aus dem Vollen schöpfen“, so Wil-fried Brandstötter, der gerade mit Mnozil Brass, der begnade-ten, in einem Wiener Wirts-haus entstandenen Blechbläser-truppe, ein Auftragswerk für die Stadt Bayreuth erarbeitet. „Mnozil Brass goes Wagner“ heißt das neue Projekt. Dazu Brandstötter: „Wir wissen noch nicht ganz, wo es genau hin-geht. Aber es wird sicher keine todernste Sache, da könnten wir ja gleich eine Wagneroper spielen. Wir werden dem Herrn Wagner die Schwere nehmen, humorvoll aufgearbeitet – Humor kommt ja bei ihm sehr selten vor.“Mit Philippe Arlaud hat man für die szenischen Belange einen Regiestar zur Seite, der sich mit „Tannhäuser“ und dem „Ring an einem Abend“ bereits seine wagnerianischen Lor-beeren abgeholt hat. „Mit Arlaud stimmt die Chemie, viele Ideen-Skizzen sind schon entstanden. Zurzeit improvisieren wir viel, arbeiten die Charaktere heraus. Zwei Rollen sind sicher: Siegfried und der Meister selbst.“Die sieben Musiker stellen wagnersche Archetypen dar. „Auch die weiblichen Figuren“, so Brandstötter. „Wagner- Kenner werden eine helle Freude haben, man wird z. B. das Ritt- und das Schwertmotiv heraushören, und die Tristan- Akkorde werden ebenso nicht fehlen.“ Die Musik wird durch-komponiert sein, „alle Stilelemente kommen vor, aber nicht ganz streng. Da gibt es Mambo für die Wagner-Zeit, Jazzteile neben klassischen, und auch Polka – Mnozil Brass eben.“Premiere ist am 6. Jänner in Bayreuth, dann geht’s weiter nach St. Pölten.

HERRN WAGNERDIE SCHWERE NEHMEN

Festspielhaus St. Pölten, 26.01.2013, Österreich- Premiere: „Mnozil Brass goes Wagner“. Mnozil Brass: Thomas Gansch, Robert Rother, Roman Rindberger, Leonhard Paul, Gerhard Füßl, Zoltan Kiss, Wilfried Brandstötter. Regie: Philippe Arlaud. Musik: Richard Wagner/Mnozil Brass.

Einseitigkeit ist nicht ihr Ding. Vielfalt und Offen-heit heißen für die künst-lerische Leiterin von Nox Illuminata Ann Allen die maßgeblichen Zauber-worte. Sie wirkt bei die-sem Festival auch selbst in wechselnden Ensembles mit und beweist, dass es sich zwischen den Stühlen ausgezeichnet sitzen, oder besser: musizieren, tanzen und genießen lässt. „Das ist allerdings gar nicht so einfach“, meint Allen. „Es ist wie beim Kochen –

man muss schon wissen, welche Ingredienzien zusammen-passen.“ Ohne Scheuklappen, aber fern jeglicher Beliebigkeit bietet das Festival an drei aufeinanderfolgenden Tagen höchst Unterschiedliches: „Angel Voices“ mit weihnacht-lichen mittelalterlichen Gesängen, „Folk Fever“ mit euro pä-ischer Volksmusik von der Renaissance bis heute sowie einen opulenten „Baroque Ball“, der Vivaldi und Bach mit Funk und Breakbeats vermählt. Dazu gesellen sich traumhaft schöne Kostüme, eine betörende Ausstattung und eine stimmungs-volle Lichtregie, die das Festspielhaus gleichsam in den Palazzo eines winterlich-imaginären Venedig ver wandeln – eine Reise durch Zeiten und Genres, (be)sinnlich, elegant und prickelnd wie Champagner.

EIN WINTER- NACHTSTRAUM

die SchniTTmenGe auS barocker lebenSluST, miT­TelalTerlicher muSik, Globaler dJ­kulTur und vorweihnachTS­freude? nox illu­minaTa. miTTen­drin: ann allen. Von Thomas Fröhlich

„Eine große Party, bei der klassische Musik Schulter an Schulter mit anderen Stilen in einem aufregenden und inspirierenden Ambiente präsentiert wird.“ Ann Allen

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DIE RÜCKKEHR DER BÜHNENMUSIK

Seltsam, dass die Musik in unseren Theatern Jahr zehnte hindurch ein Aschenbrödeldasein fristen musste. Ge-schwätziges und kopfgesteuertes Theater hatte sich breitgemacht. Das Wort hatte alles Körperliche und Musikalische verdrängt. Dabei steht die Musik am An-beginn des europäischen Theaters. Entstanden aus dem Dionysoskult, aus ekstatischen Tänzen, Posen und Gesängen zu Ehren des Weingottes, begleitet von Lyren und Flöten, entwickelte sich daraus erst langsam das sogenannte Sprechtheater. Noch in der Zwischen-kriegszeit warfen die Intendanten der Provinztheater SchauspielerInnen und SängerInnen unbekümmert in einen Topf. Der wienerischste aller Opernsänger, Erich

Kunz, erzählte mir einmal von seinem ersten Engage-ment in Troppau. Er hatte als Osmin in Mozarts Sing-spiel „Die Entführung aus dem Serail“ mit einem mit Leintüchern ausgestopften Bauch debütiert, musste kurz danach als Wurm in Schillers Drama „Kabale und Liebe“ einspringen und spielte tags darauf den Conte Carnero in der Johann Strauß-Operette „Der Zigeuner-baron“. Auch die Karriere des berühmten, in Brünn geborenen österreichischen Opernsängers Alfred Jerger verlief ähnlich. Jerger war Dirigent, Regisseur, kurzzeitig Operndirektor, Schauspieler und Sänger mit einem Repertoire von 300 Partien. In seinen letzten Jahren wandte er sich wieder dem Schauspiel zu und

beeindruckte im Volkstheater in Dürren-matts „Frank der Fünfte“. Man war damals vielseitiger, achtete weniger auf perfekte Darbietungen, hatte gelernt zu improvisie-ren und handelte aus einer heute kaum noch vorstellbaren Mischung aus Enthusi-asmus und Theaterleidenschaft. Im Burgtheater beeindruckte mich als Kind das heute in einem Sprechtheater schon aus budgetären Gründen nicht mehr vor-stell bare große Orchester unter der Leitung von Paul Angerer, der heute köstliche Musik sendungen auf „Radio Stephansdom“

Schauspiel- und Tanzproduktionen mit Bühnenmusik

Landestheater Niederösterreich, ab 07.12.2012: Robert Thomas „Acht Frauen“ bis 10.01.2013: Ferdinand Raimund „Der Bauer als Millionär“ ab 19.01.2013: Jean Tardieu „Die Liebenden in der Untergrundbahn“ ab 26.01.2013: William Shakespeare „Viel Lärm um Nichts“Festspielhaus St. Pölten, 19.01.2013: „Sidi Larbi Cherkaoui: Puz/zle“ 16.02.2013: „Hofesh Shechter: Political Mother“ 09.03.2013: „Michael Keegan-Dolan: Rian“

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eS GibT dünne und dicke, lanGSame und Schnelle, ernSTe und komiSche, SchüchTerne und draufGänGe­riSche, verhalTene und polTernde SchauSpielerinnen und SchauSpieler – unmuSikaliSche Sind mir kaum JemalS unTerGekommen. und daSSelbe GilT naTürlich für Tänzerinnen und Tänzer. eine Ganze reihe bevor­STehender produkTionen in ST. pölTen rückT dieSeS poTenzial in den vorderGrund. Von Franz Zoglauer

moderiert. Goethes „Egmont“ oder Shakespeares „Ein Sommer nachtstraum“ wären damals ohne die Musik von Beethoven oder Mendelssohn Bartholdy kaum vorstellbar gewesen, ebenso wenig wie Raimunds Zauber märchen oder Nestroys Possen ohne die jewei-lige – wenn auch zeitgemäß bearbeitete – Original-musik. Wer weiß, ob das nicht eines Tages wieder in Mode kommt. Irina Brook hat ihre heurige Salzburger „Peer Gynt“-Version zwar einem Musical angenähert, auf die berühmten Musikzitate von Edvard Grieg je-doch keines wegs verzichtet. Die mangelnde Flexibilität zwischen den Gattungen entsteht bei uns nach Aussage vieler KünstlerInnen – ganz im Gegensatz zum anglo-amerikanischen Raum – schon an den Ausbildungs-stätten. Schuld daran sind aber auch das Missverhält-nis zwischen Schauspieler- und Sängergagen und vor allem die durch die langfristigen Vorlaufzeiten immer größer werdende Unbeweglichkeit der Planung im Musiktheater. An ihr zerschellt jedes Zusammenwach-sen von Theater und Musik an den großen Bühnen. So kann etwa Sven-Eric Bechtolfs hinreißende Salzburger Festspiel-Koproduktion der Urfassung der „Ariadne auf Naxos“ in der Wiener Staatsoper nur in der allseits bekannten und für das Repertoire tauglichen Version für SängerInnen gezeigt werden. Die großartigen SchauspielerInnen wird man in Wien nicht erleben.

Die Schauspieler Innen jedenfalls treibt es zur Musik. Den Bann gebrochen haben, zunächst in Deutschland und später auch an den Wiener Bühnen, die sogenann-ten Liederabende des deutschen Pianisten, Arrangeurs und Komponisten Franz Wittenbrink. Er ließ Schau-spielerInnen singen, tanzen und die verschiedensten Instrumente spielen. Viele von ihnen begeisterten das Publikum mit bisher verborgenen Talenten. Es folgten Inszenierungen von Operetten mit SchauspielerInnen und von Klassikern, die mit Musik bisweilen sogar zu-gedröhnt wurden. Die Musik hat das Theater jedenfalls zurückerobert. Im Landestheater Niederösterreich gehört diese Sym-biose zum Konzept der neuen künstlerischen Leiterin. Der Mu siker und Schriftsteller Bernhard Moshammer wird den Krimi „Acht Frauen“ mit seinem Sound prä-gen, der Trompeter Matthias Schwetz Jean Tardieus „Die Liebenden in der Untergrundbahn“, und der Jazz-trompeter und Bühnenmusiker Imre Lichtenberger Bozoki Shakespeares „Viel Lärm um nichts“. Im Fest-spielhaus St. Pölten wird etwa Sidi Larbi Cherkaouis „Puz/zle“ live vom korsischen Vokalensemble A Filetta begleitet. Die MusikerInnen nehmen schon bei der An-kündigung den gleichen Rang wie die Regisseure und Re gisseurinnen ein. Das hat es bisher nur selten gege-ben. Man darf also gespannt sein.

„Sogar ein Otto Schenk wäre lieber Tenor

geworden!“ Franz Zoglauer

Zum Autor: Franz Zoglauer moderiert und gestaltet das ATV-Kulturmagazin „Highlights“.

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12 spielorteBÜHNE

feSTSpielhauS ST. pölTenKulturbezirk 2, 3100 St. Pölten, Tel. +43 (0)2742 / 90 80 80-222E-Mail: [email protected], www.festspielhaus.at Kartenbüro: Die Bühne im Hof und Festspielhaus, Linzer Straße 18, 3100 St. Pölten, Tel. +43 (0)2742 / 211 30

landeSTheaTer niederöSTerreichRathausplatz 11, 3100 St. PöltenTheaterkassa Ecke Roßmarkt/Heitzlergasse, 3100 St. PöltenTel. +43 (0)2742 / 90 80 60-600E-Mail: [email protected], www.landestheater.net

FEST/SPIEL/HAUS/ST/POELTEN/

dezember 2012 01 WIR SIND NOCH EINMAL 16:00 DAVONGEKOMMEN, Thornton Wilder Landestheater, Großes Haus

01 CULLBERG BALLET: 19:30 THE STRINDBERG PROJECT Festspielhaus, Großer Saal Tanz/Performance Österreich-Premiere

04 EINE WOCHE VOLLER SAMSTAGE, 10:30 Paul Maar Landestheater, Großes Haus

05 FREIBURGER BAROCKORCHESTER/ 19:30 BEJUN MEHTA Festspielhaus, Großer Saal Musik/Barock/Vokal

05 JOESI PROKOPETZ 20:00 Die Bühne im Hof Kabarett

06 ALEx KRISTAN & DR. ROMAN FELIx 20:00 Die Bühne im Hof Kabarett

07 MURAT COSKUN: RHyTHMS OF LIFE 19:30 Festspielhaus, Box Musik/Welt/Perkussion Anschl. Künstlergespräch im Café Publik

07 ACHT FRAUEN, Robert Thomas 19:30 Landestheater, Großes Haus Premiere

07 ANDy LEE LANG & BAND 20:00 Die Bühne im Hof Konzert

08 17. GUINNESS 20:00 IRISH CHRISTMAS FESTIVAL Die Bühne im Hof Konzert

spielplan der st. pöltner bühnendezember 2012 & Jänner 2013

15 ANDy LEE LANG & THE SPIRIT 20:00 Die Bühne im Hof Konzert

16 DER GESTIEFELTE KATER 18:00 Festspielhaus, Box Musik/Literatur

17 AUFERSTEHUNG 19:30 Festspielhaus, Großer Saal Musik/Klassik

20 ACHT FRAUEN, Robert Thomas 10:30 Landestheater, Großes Haus

20 ACHT FRAUEN, Robert Thomas 19:30 Landestheater, Großes Haus Anschl. Ensemblegespräch

21 SCHNUPPERWORKSHOP ZU 14:00 ‚EINE WOCHE VOLLER SAMSTAGE‘ Landestheater ab 6 Jahren

21 ACHT FRAUEN, Robert Thomas 19:30 Landestheater, Großes Haus

21 BOx SPEZIAL: 21:00 FRANCIS INTERNATIONAL AIRPORT/NILS FRAHM/PANDA EyES/ CEEN* Festspielhaus, Box Konzert/Party/DJ Line

22 MINUS UND DIE VERRÜCKTE 14:00 HUTJAGD, Sven Nordqvist Landestheater, Theaterwerkstatt

22 EINE WOCHE VOLLER SAMSTAGE, 16:00 Paul Maar Landestheater, Großes Haus

28 MINUS UND DIE VERRÜCKTE 16:00 HUTJAGD, Sven Nordqvist Landestheater, Theaterwerkstatt

Einführungsgespräch vor der Vorstellung Familienvorstellung Vormittagsvorstellung/Schulvorstellung – etwaige weitere Vormittagstermine erfahren Sie direkt in den Häusern.

09 WEIHNACHTSKONZERT 18:00 Festspielhaus, Großer Saal Musik/Klassik/Vokal

12 MINUS UND DIE VERRÜCKTE 10:30 HUTJAGD, Sven Nordqvist Landestheater, Theaterwerkstatt

12 CORNELIUS OBONyA, 20:00 KATHARINA STRASSER, HELMUT JASBAR Die Bühne im Hof Konzert

13 NOx ILLUMINATA: ANGEL VOICES 19:30 Festspielhaus, Bühne Musik/Vokal/Mittelalter Anschl. Künstlerinnengespräch im Café Publik

13 SIGRID SPÖRK & SERGE FALCK 20:00 Die Bühne im Hof Kabarett

14 FAUST 1–3/FAUSTIN AND OUT, 19:30 Johann Wolfgang v. Goethe/Elfriede Jelinek Landestheater, Großes Haus & Theaterwerkstatt Gastspiel Schauspielhaus Zürich Österreich-Premiere

14 NOx ILLUMINATA: FOLK FEVER 19:30 Festspielhaus, Bühne Musik/Vokal/Folk

14 GERALD FLEISCHHACKER & FRIENDS 20:00 Die Bühne im Hof Satire/Jahresrückblick

15 FAUST 1–3/FAUSTIN AND OUT, 19:30 Johann Wolfgang v. Goethe/Elfriede Jelinek Landestheater, Großes Haus & Theaterwerkstatt Gastspiel Schauspielhaus Zürich

15 NOx ILLUMINATA: BAROQUE BALL 19:30 Festspielhaus, Bühne Musik/Tanz/Fest

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spielorte

die bühne im hofJulius-Raab-Promenade 37, 3100 St. Pölten Tel. +43 (0)2742 / 35 22 91Kartenbüro: Tel. +43 (0)2742 / 211 30E-Mail: [email protected], www.bih.at

landeSmuSeum niederöSTerreichKulturbezirk 5, 3100 St. PöltenTel. +43 (0)2742 / 90 80 90-999E-Mail: [email protected]

jetzt ausgestellt BIS 27.01.2013 | LANDESMUSEUM „Ein Land im Zeitraffer – Niederösterreich seit 1848“. Die Sonderausstellung zur Landes-kunde zeigt die wechselvolle Geschichte Niederösterreichs, beginnend mit der 1848er-Revolution. Exemplarisch und gerafft werden die Ereignisse dargestellt: vom Neoabsolutismus, über Gründerzeit und Weltkrieg, Umbruch und Zwischenkriegszeit, Nationalsozialismus und Krieg, Wiederaufbau und Konsolidierung bis hin zur Identitätsfindung und Perspektiven für die Zukunft als Streifzug durch mehr als 150 Jahre.

29 MINUS UND DIE VERRÜCKTE 16:00 HUTJAGD, Sven Nordqvist Landestheater, Theaterwerkstatt

31 ACHT FRAUEN, Robert Thomas 20:00 Landestheater, Großes Haus

jänner 2013 01 NEUJAHRSKONZERT 18:00 Festspielhaus, Großer Saal Musik/Klassik

02 FERIENWERKSTATT Landestheater für Kinder ab 6 Jahren, von 02.01. bis 05.01

06 NEUJAHRSKONZERT 11:00 Festspielhaus, Großer Saal Musik/Klassik

06 NEUJAHRSKONZERT 16:00 Festspielhaus, Großer Saal Musik/Klassik

09 ACHT FRAUEN, Robert Thomas 19:30 Landestheater, Großes Haus

10 DER BAUER ALS MILLIONäR, 19:30 Ferdinand Raimund Landestheater, Großes Haus

11 EINE WOCHE VOLLER SAMSTAGE, 16:00 Paul Maar Landestheater, Großes Haus

11 BÜRGERGESPRäCHE: 3×W, 19:30 Landestheater, Theatercafé

11 GERNOT KULIS 20:00 Die Bühne im Hof Comedy

12 ACHT FRAUEN, Robert Thomas 19:30 Landestheater, Großes Haus

12 GERNOT KULIS 20:00 Die Bühne im Hof Comedy

14 WIENER KLASSIKER 19:30 Festspielhaus, Großer Saal Musik/Klassik

15 ACHT FRAUEN, Robert Thomas 19:30 Landestheater, Großes Haus

17 KREUTZERSONATE 19:30 Festspielhaus, Box Musik/Literatur

17 ALF POIER 20:00 Die Bühne im Hof Kabarett

18 SAFER SIx 20:00 Die Bühne im Hof A Cappella

18 CLUB WEIRD KONG 20:30 Festspielhaus, Café Publik Konzert/Indie/Elektropop

19 DIE LIEBENDEN IN 19:30 DER UNTERGRUNDBAHN, Jean Tardieu Landestheater, Theaterwerkstatt Premiere

19 SIDI LARBI CHERKAOUI: PUZ/ZLE 19:30 Festspielhaus, Großer Saal Tanz/Live-Musik Österreich-Premiere

19 REGINA HOFER 20:00 Die Bühne im Hof Kabarett

23 FAWZI CHEKILI 19:30 Die Bühne im Hof Konzert im Rahmen des Dialoges zwischen den Kulturen

24 DIE LIEBENDEN IN 19:30 DER UNTERGRUNDBAHN, Jean Tardieu Landestheater, Theaterwerkstatt

25 DIE LIEBENDEN IN 19:30 DER UNTERGRUNDBAHN, Jean Tardieu Landestheater, Theaterwerkstatt

25 ERWIN STEINHAUER 20:00 Die Bühne im Hof Konzert

26 MNOZIL BRASS GOES WAGNER 19:30 Festspielhaus, Großer Saal Musik/Blech Österreich-Premiere

26 VIEL LäRM UM NICHTS, 19:30 William Shakespeare Landestheater, Großes Haus Premiere

26 REINHARD NOWAK 20:00 Die Bühne im Hof Kabarett

29 VIEL LäRM UM NICHTS, 10:30 William Shakespeare Landestheater, Großes Haus

30 DIE LIEBENDEN IN 19:30 DER UNTERGRUNDBAHN, Jean Tardieu Landestheater, Theaterwerkstatt Anschl. Ensemblegespräch

30 WOLFGANG „FIFI“ PISSECKER 20:00 Die Bühne im Hof Kabarett

31 TAPE, Stephen Belber 19:30 Landestheater, Großes Haus Gastspiel Deutsches Theater, Berlin Österreich-Premiere

31 ORCHESTRE PHILHARMONIQUE 19:30 DU LUxEMBOURG Festspielhaus, Großer Saal Musik/Klassik

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13BÜHNE

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14 spielorteBÜHNE

„1000 Ideen haben und über Bord werfen, jeden Tag immer neu anfangen, über Hürden stolpern und sie dann mit gestrecktem Spagat nehmen!“ So beschreibt Regis-seur und Schauspieler Roland Koch seine Herangehens-weise an William Shakespeares Komödie. Und er muss es wissen, ist Shakespeare doch ein alter Bekannter. Nach-dem er 2003 im Burgtheater kurzfristig die Regie bei „Was ihr wollt“ übernommen hatte, wurde er zum Serien-täter. Gemeint ist nicht seine Rolle als Tatort-Kommissar, sondern die Inszenierung von „Viel Lärm um nichts“ am Landes theater Niederösterreich (Premiere: Jänner 2013).

„Das Interessante an Shakespeares Komödien ist, dass er damit nicht weniger erreichen will, als die ganze Welt auf die Bühne zu hieven: Liebe, Tod, Scheintod, Krieg, Intrige, Fleischeslust, Tanz und Grazie. Hamlet sagt: ‚Es gibt mehr zwischen Himmel und Erde, als wir uns vorstellen können.‘ Shakespeare beschreibt dieses ‚Mehr‘“, so der Burgschauspieler. Dabei hat Shakespeares Unterhaltung auch immer etwas Hinterhältiges: „Seine im-posanten Figuren sind vieldeutig, rätselhaft, subversiv. Trotz massiv einge-schränkter Meinungsfreiheit in seiner Epoche lässt er nie einen Kommen-tar zu den politischen Verwerfungen der Zeit vermissen. Diese geglückte Gratwanderung bescherte seinem Theater großen wirtschaftlichen Erfolg.“In den Irrungen und Wirrungen des Stücks zahlen die Paare einen hohen Preis, um zueinander zu finden. Verdrehter Humor, Übermut, Jux und Tollerei sowie der Hang zum Selbstzerstörerischen bringen die Figuren in höchste Not. Sie suchen Nähe, Berührung, Verschmelzung, haben aber kein Maß. „Die Fähigkeit, Nähe zu finden und zuzulassen, ist nicht gleich-mäßig auf alle Menschen verteilt. Hier spielt Eros als Schicksalsträger seine Rolle“, beschreibt Roland Koch seinen Zugang zum Stück.Kochs ästhetischer Ansatz ist von seinem katholischen Hintergrund ge-prägt: „Aufgewachsen in einem Klosterdorf, bin ich mit den großen Festen der katholischen Kirche groß geworden. Ich fand deren stets pompöse, dramatische Inszenierungen beeindruckend … ein ungeheurer Aufwand – scheinbar viel Lärm um nichts.“ Sorge um Kritik? „Ich arbeite hier mit einem wundervollen Team, in einem schönen Theater mit einem tollen Stoff. Was soll da noch schief gehen!“

VIELDEUTIG, RäTSELHAFT UND SUBVERSIV

„ich will (...) eine von herkuleS’ arbeiTen voll­brinGen, und zwar die, den SiGnor benedikT und daS fräulein beaTrice STerblich ineinander verliebT zu machen.“ ob don pedro dieS GelinGT, zeiGT roland kochS inSzenierunG von ShakeSpeareS „viel lärm um nichTS“ im landeSTheaTer. Von Marion Pfeffer

Landestheater Niederösterreich, 26.01.2013 Premiere: William Shakespeare „Viel Lärm um nichts“. Regie: Roland Koch. Bühne: Hugo Gretler. Kostüme: Hannah Hamburger. Musik: Imre Lichtenberger Bozoki. Mit Anne Bennent, Swintha Gersthofer, Pascal Groß, Benno Ifland, Imre Lichtenberger Bozoki, Marion Reiser, Michael Scherff, Moritz Vierboom, Tobias Voigt.

„Shakespeare will nicht weniger erreichen, als die ganze Welt auf die Bühne zu hieven.“ Roland Koch

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spielorte

„dume di Take di dume di …“, GibT muraT coS kun vor, und fünfzehn laienTrommlerin­nen und ­Trommler verSuchen Seinen rhyThmuS zu halTen – im feSTSpielhauS iST wieder be Tei liGunGSTheaTer anGeSaGT. Von Andreas Reichebner

„Am Anfang muss man erspüren, was die Gruppe kann.“ Murat Co kun

„Jeder Ton hat seine Silbe“, so Co kun, weltweit einer der renommiertesten Rah-mentrommelspieler und aktueller Artist in Residence des Festspielhauses, „und mit Silben kann ich den Leuten aus dem österreichischen Kulturkreis orientalische Rhythmen, wie den Neunachteltakt, besser beibringen.“ Seine Art, rhythmisch spre-chend, Hände klatschend und Füße stamp-fend zwischen den Kulturen zu vermitteln, trägt schon beim ersten Zusammentreffen seiner Rhythmusgruppe Früchte. „Das ist na-türlich eine Frage für mich, mit der ich groß geworden bin“, sagt der Freiburger Musiker Co kun, der im Spannungsfeld zwischen tür-kischer und deutscher Kultur aufwuchs, „diese Dinge auch zusammenzubringen.“Anfängliche Versuche seiner Community mit geliehenen Rahmentrommeln fallen noch holp-rig aus, verzweifelt suchen die Laientrommler-Innen den fremden Rhythmus. Doch gegen Ende des ersten Workshops steigert sich die Gruppe unterschiedlichster TeilnehmerInnen aus allen Teilen Niederösterreichs, angeführt von Co kun und seinem Assistenten Massimo Rizzo, in einen wahren Spielrausch – ein martialisch an-mutender, mitreißender Takt entsteht. Ein halbes Jahr bleibt Zeit zu üben, „um ein Mini-mum an Technik zu erlangen. Am Anfang ist man auf der Suche, was die Gruppe kann, man muss das erspüren und dann versuchen, Struktur rein zu

bringen. Aber das Wichtigste dabei ist die Freude am Trommeln.“

Co kuns bunt gemischte Rhythmusgruppe wird im Mai das tragende musikalische Element

bei „alles bewegt“, dem Tanz- und Musikprojekt im Rahmen der Kulturvermittlung des Festspiel-

hauses, bilden. „Es wird nicht einfach sein, aber es ist sehr span-

nend, ein Projekt in dieser Größe mit Laien durchzu-führen. Man muss kontinuierlich arbeiten, manche rhyth-

mischen Ideen etwas vereinfachen“, erzählt Co kun, der sich im Festspielhaus schon seit zwei Jahren „beheimatet“ fühlt. „Ich kenne das ganze Team hier, da war der Artist in Residence eigentlich eine logische Konsequenz, ich arbeite gern in St. Pölten.“Neben seinem Soloabend „Rhythms of Life“, dem Rahmen-trommelfestival „Tamburi Mundi“, den Workshops, dem Projekt „alles bewegt“ (Musik gemeinsam mit dem Gitar-risten Maurizio Grandinetti) wird Murat Co kun auch bei der großen Abschlussshow des Künstlerischen Leiters des Festspielhauses Joachim Schloemer mit dabei sein. Mög-lichkeiten genug, seine schnellen und virtuosen Finger

auf der Rahmentrommel tanzen zu lassen.

TÖNE HABEN SILBEN

Murat Co kun im Festspielhaus St. Pölten

07.12.2012: Murat Co kun: Rhythms of Life 25./26.04.2013: Tamburi Mundi 27.04.2013: Workshops Tamburi Mundi 11.05.2013: „alles bewegt“, Uraufführung08.06.2013: Abschlussshow

HINTERBÜHNE 15

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16 spielorteHINTERBÜHNE

EIN SAMS FÜR JEDEN

„Eine Woche voller Samstage“ von Paul Maar er-zählt warmherzig gesellschaftskritisch vom un-terbutterten Herrn Taschenbier, der unter dem Chef genauso wie unter der reschen Hauswirtin zu leiden hat. Als er beim samstäglichen Spazier-gang das Fabelwesen Sams entdeckt, nennt ihn dieses gleich mal „Papa“ und ist fortan steter Be-gleiter von Herrn Taschenbier. Der lernt durch das direkte, unverschämte Sams, sich nach außen hin zu behaupten und mit ganz neuem Selbstbe-wusstsein durchs Leben zu gehen. Die entzückende Story, die zum Lachen bringt und Mut macht, für sich selbst einzustehen, wird für Kinder ab 6 Jahren aufgeführt.

daS SamS iST weder menSch noch affe, haT

feuerroTe haare und STändiG den mund offen. Von Althea Müller

Landestheater Niederösterreich, bis 27.04.2013: Paul Maar „Eine Woche voller Samstage“.

Regie: Bettina Hering. Bühne: Martin Warth. Kostüme: Linda Redlin. Mit Pascal Groß, Katharina von Harsdorf, Marion Reiser, Michael

Scherff, Othmar Schratt, Tobias Voigt, Jan Walter.

Vom deutschen Erfolgs-autor erschienen über

40 Kinderbücher, zum Teil ausge-zeichnet und verfilmt.

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31.01./01.02.2013 | Landestheater „Tape“ von Stephen Belber. Gastspiel Deutsches Theater, Berlin

unTerSchiedliche wahr nehmunGen. Es gibt nicht die eine Wahrheit, sondern nur die subjektive Erinnerung. So zumindest in Stephen Belbers Geschichte „Tape“, in der sich drei ehemalige Schulfreunde

über Er eignisse von anno dazumal nicht einig werden können. Ein Motelzimmer, zwei Männer, eine Frau. Zehn Jahre nach der Highschool kommen die drei Freunde von damals wieder zusammen. Die gemeinsame Vergangenheit verbindet. Der Plot: Jon will sich – auf Druck von Vincent, der seiner Jugendliebe Amy (Nina Hoss) immer noch nachtrauert – bei Amy für eine Vergewaltigung entschuldi-gen, die er ihrer Meinung nach gar nicht begangen hat. „Wir haben unterschiedliche Wahrnehmungen davon, was passiert ist“, meint sie lapidar. Stefan Puchers Inszenierung scheint den Figuren mit Musik- und Videoelementen über ihre Sprachlosigkeiten hinwegzuhelfen.

14./15.12.2012 | Landestheater„Faust 1–3“ von Johann Wolfgang von Goethe mit dem Sekundärdrama „FaustIn and Out“ von Elfriede Jelinek. Gastspiel Schauspielhaus Zürich

der pakT miT dem Teufel. Goethes „Faust“ als Spannungsfeld zwischen Mann und Frau paart sich mit Jelineks „FaustIn and Out“ in einer dualistisch-dynamischen Ins-zenierung von Dušan David Parízek. Der Stoff ist bekannt: Faust, der verunsicherte Wissenschaftler, will erkennen, was die Welt „im Innersten zusammenhält“. Sein Alter Ego

Mephisto eröffnet ihm neue, ungeahnte Möglichkeiten. Die Inszenierung des tschechischen Regisseurs Parízek taucht ab in den Kern der zwei teiligen Faustgeschichte von Abgrund und Lust, wobei Elfriede Jelineks Sekundärdrama „FaustIn and Out“ geschickt an den historischen Stoff andockt. Das Publikum muss sich vorab entscheiden, wo es beginnen möchte, bevor Goethes und Jelineks Stoff zuein-ander finden. Elfriede Jelinek: „Man könnte auch sagen, ich renne mit der Schaufel und dem Besen hinter ihm her und beseitige den Menschenmüll, den der Klassiker hinter-lassen hat.“

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17spielorte HINTERBÜHNE

ENDLICH FEIERABEND

Erwin Steinhauer, bekannt aus Film, Fernsehen und Theater, ist einer der wenigen österreichischen Schauspieler, die von allen Generationen gleichermaßen geliebt werden. Sein neues, dies-mal musikalisches Projekt hat zwischen eigenständigen Arran-gements vom Wienerlied bis zum Popsong, von Hans Moser bis Randy Newman noch Platz für Geschichten und Poesie. Nach zuhören sind die Lieblingslieder auf dem Album „Feier.Abend“ oder demnächst live in der Bühne im Hof.

wann kam ihnen die idee zum feier.abend?Peter Rosmanith hatte die Idee, ein Musikprogramm zusam-menzustellen, und gemeinsam haben wir dann Lieder gesucht, die in neuen musikalischen Arrangements und mit wieneri-schen Texten, größtenteils aus der Feder von Heli Deinboek, ein Publikum interessieren. Nach rund 50 Konzerten können wir nun sagen, dass uns das geglückt ist.

Sind Sie vor einem auftritt eigentlich noch nervös?Nervosität als besondere Form der Konzentration ist vor jeder Show gegeben.

haben Sie assoziationen zu St. pölten?St. Pölten ist seit vielen Jahren ein kultureller Mittelpunkt – ob Landestheater, Festspielhaus, Filmpremieren im Cinema Para-diso oder Lesungen und Kabarett in der Bühne im Hof. Ihr habt ein sehr warmherziges und interessiertes Publikum. Und das muss gehegt und gepflegt werden!

warum, denken Sie, sind Sie so bekannt und beliebt?Ich weiß es nicht. Das ist wohl eine sehr schwierige Frage! Es gibt ja kein Rezept, keine Karriere-Planung, wie das bei inter-nationalen Stars der Fall ist. Es gab für mich aber immer die Entscheidung, meinen eigenen Weg zu gehen, viel Risiko auf mich zu nehmen und mich auf Erfolg nicht auszuruhen. Was mich vielleicht ausmacht, ist mein Bestreben, trotz Vielseitigkeit im Tragischen wie im Komödiantischen überzeugend zu sein.

Gibt es ein großes ziel, das Sie bisher noch nicht erreicht haben?Es gibt immer große Ziele, aber die müssen leider geheim bleiben, weil’s dann nicht so weh tut, wenn nichts daraus ge-worden ist.

und was raten Sie jungen künstlern, die „es“ schaffen möchten?Auch wenn dir alle abraten – geh deinen Weg und glaub an dich!

publikumSlieblinG erwin STein­hauer wechSelT zur STimmiGen Jam­SeSSion. und SchickT unS in den muSikaliSchen feier.abend. Althea Müller sprach mit Erwin Steinhauer

„St. Pölten hat ein sehr warmherziges Publikum. Das muss gepflegt werden!“ Erwin Steinhauer

Die Bühne im Hof, 25.01.2013: FEIER.ABENDSteinhauer & seine Lieben – Lieblings Lieder. Konzert mit: Erwin Steinhauer, Gesang. Georg Graf, Saxophon, Klarinette, Gitarre. Joe Pinkl, Keyboard, Posaune, Tuba. Peter Rosmanith, Percussion, Hang.

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18 spielorte

Geboren in Krems, aufgewachsen in Tirol, Klavier- und Kam-mermusikstudium in Boston und Salzburg und seit 2006 im Festspielhaus: Das ist Angelika Schopper, die Frau, bei der im Festspielhaus alle Programmfäden zusammenlaufen. Und dass ihre Woche als Produktionsleiterin selten nur 40 Stunden hat,

stört sie nicht. Sie vernetzt alle Mitarbeiter der Abteilungen Produktion, Dramaturgie und Kulturvermittlung und startet täglich um 10 Uhr mit einem ausführlichen Update. „Danach stürzt sich jeder auf seine Agenda – und das kann auch mal länger dauern“, er-zählt sie. „Ich komme ja selbst von der Musik, das war mein ur-eigenstes Feld! Und meine Ar-beit heute im Festspielhaus ist immer noch die Bühne, wenn auch auf einer anderen Ebene“, erklärt sie ihre Motivation. „Es ist mir wichtig, dass unser Pro-gramm Aussage hat. Und die hat es.“ Ihr Tätigkeitsfeld ist so-mit breit gefächert: „Wir ma-chen das Programm“, fasst sie zusammen, „und das reicht von Planung, Budgetierung, Ver-tragswesen und Umsetzung bis hin zur Künstlerbetreuung und Abendspielleitung.“

GARDEROBE

EIN TAG MIT ANGELIKA SCHOPPERwer und waS STeckT eiGenTlich hinTer dem JobTiTel „leiTunG produkTion und dramaTurGie“? Von Althea Müller

„Unsere Arbeit reicht von der Planung bis zur Abend-spielleitung.“ Angelika Schopper

12.12.2012 | Die Bühne im Hof The End Is Near. Ein „Konzert am Ende der Welt“: Melancholie und Galgenhumor in einer prickelnden Mischung aus Weltun-tergangs-Songs, bearbeitet und arrangiert von Helmut Jasbar, begleitet von seinem Ensemble „Birds of Vienna“. Im Zentrum zwei Bühnenstars: Cornelius Obonya und Katharina Straßer, die den Abend

folgender maßen zu charakterisieren versucht: „ein bisschen wie Ö1 nach 22 Uhr, mit einem guten Glas Rotwein. Chillig, fetzig, intim und sehr persönlich!“ Willkommen Apokalypse!

01.02.2013 | FestspielhausJane Birkin. Der Termin musste zwar verschoben werden, die Vorfreude ist damit prolongiert: Die Schauspiele-rin, Sängerin und skandalumwitterte (Duett-)Partnerin von Serge Gains-bourg kommt ins Festspielhaus. Ihr gehauchtes „Je t’aime … moi non plus“ definierte die freizügigen 1970er Jahre. Sie selbst lässt nun die amour fou jener Tage in den zart-

bitteren Chansons des enfant terrible Gainsbourg in radikal persön lichen Versionen, von kleinem Ensemble begleitet, wieder aufleben.

bis 01.12.2012 | LandestheaterWir sind noch einmal davongekommen. Wie man Eiszeit, Sintflut und Krieg überlebt und damit fertig wird, zeigt Thornton Wilder am Beispiel einer Durch-schnittsfamilie. Der

amerikanische Autor führt vor Augen, dass das Böse und das Gute ewige Bestandteile des Lebens sind, und dessen Sinn liegt im Lebendigsein selbst. Um es mit den Worten des Autors zu halten: „Amüsiert euch! Und Kopf hoch!“

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NEUER TERMIN!

Angelika Schopper ver-netzt Produktion, Drama-turgie und Kulturvermitt-lung. „In den letzten Jahren ist es uns mit viel Herzblut und Arbeit gelun-gen, das Haus zu positio-nieren und zu öffnen. Was gesät wurde, fängt nun an zu blühen. Ich wünsche mir, dass es weiterblüht.“

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SCHATTEN DER GELIEBTEN

aus welcher idee ist das konzertpro -gramm „ombra cara“ entstanden?Wir wollten kein bestimmtes Thema oder Motto, wie es heute modern ist, sondern einfach ein mu-sikalisch gutes Programm mit allen Facetten, hoch und tief, traurig und glücklich, schnell und lang-sam. Ich denke, das ist uns gelungen.

Sie haben auch eine cd mit diesem pro-gramm herausgebracht, und es gab bereits mehrere konzerte in ganz europa – welche reaktionen bekommen Sie vom publikum?Es ist so erfolgreich, dass wir bereits die zweite Serie von Konzerten durchführen und sogar eine dritte planen. In der Vergangenheit gab es oft etwas langweilige Inszenierungen von Händel-Opern, aber die Musik fand noch nie jemand lang-weilig, die ist spannungsreich, voll Energie! Unsere Erfahrung ist, dass wir oft nicht genug Zugaben vorbereitet haben, so begeistert sind die Leute.

dass händel heute in den opern- und konzertrepertoires häufiger vertreten ist, ist unter anderem musikern wie ihnen zu ver-danken, aber auch ensembles wie dem frei-burger barockorchester, mit dem Sie ja auch dieses konzert gestalten.Mit dem FBO hatte ich schon zwei Opern gemacht, Glucks „Orfeo“ in Wien und Händels „Theodora“ bei den Salzburger Festspielen. Das waren insge-samt vier, fünf Monate Zusammenarbeit, da lernt man einander sehr gut kennen. Außerdem ist es derzeit eines der besten Kammerorchester für alte Musik weltweit. Wir verstehen uns sehr gut, es ist einfach eine Freude, auf der Bühne zusammen zu musizieren.

Sie zählen zur weltspitze der counter-tenöre, können Sie definieren, wie es ihnen gelingt, virtuosität und ausdruck so perfekt zu verbinden?

Ich habe Talent, das ist vom Himmel. Außerdem stamme ich aus einer sehr musikalischen Familie, daher habe ich sehr früh viel gehört und gelernt. Natürlich arbeite ich wahnsinnig viel, übe und stu-diere stundenlang, aber durch die Erfahrung be-kommt man eine Natürlichkeit auf der Bühne, und dann kann man ganz tief in die Musik, in das Schauspiel eindringen, weil das Singen an sich nicht mehr so schwierig ist. Das habe ich meiner Familie zu verdanken.

was machen Sie am liebsten außer zu singen?Kochen, sehr gute, teure Weine kaufen und trinken, Bücher lesen und spazieren gehen.

opernarien und orcheS­TerSTücke von GeorG friedrich händel ver­einT ein konzerTpro­Gramm deS freiburGer barockorcheSTerS unTer peTra mülleJanS. SoliST iST der amerikaniSche counTerTenor beJun mehTa, SproSS einer berühmTen muSiker­familie (auSSer onkel zubin mehTa Sind auch beide elTern muSiker). Maria Rennhofer sprach mit Bejun Mehta

Festspielhaus St. Pölten, 05.12.2012: „Freiburger Barockorchester/Bejun Mehta“. Leitung: Petra Müllejans.

„Auf der Bühne sein ist etwas ganz Natürliches für mich, wie ein Buch lesen, spazieren gehen oder Kaffee trinken.“ Bejun Mehta

spielorte 19GARDEROBE

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20 GALERIE

shortcuts

Festspielhaus | 17.01.2013 Kreutzersonate.

Eigentlich kann Rodolphe Kreutzer gar nichts dafür, dass sein

Name in die Musik- und Literaturgeschichte

eingegangen ist. Denn der Geiger hatte Ludwig van Beethovens ihm gewid-metes Virtuosenstück 1802 als unspielbar abgelehnt.

Der Name blieb – und nicht nur das: 1890 erschien unter demselben Titel eine Novelle von Leo Tolstoi, die,

wiederum fast 20 Jahre später, Leoš Janácek zur Komposition eines Klaviertrios veranlasste. Alle drei

Werke werden in einem literarisch-musikalischen Abend mit Hermann Beil und dem Merlin Ensemble

Wien zusammengeführt.

Festspielhaus | 31.01.2013 Orchestre Philharmonique

du Luxembourg. Melancholie und Sehnsucht halten strahlenden

Einzug ins Festspielhaus. Zusammen mit dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg unter Chefdirigent

Emmanuel Krivine taucht der mehrfach ausgezeichnete junge

französische Cellist Gautier Capuçon tief ins Konzert für Violoncello und Orchester h-moll op. 104 von

Antonín Dvorák ein. Pjotr Iljitsch Tschaikowskis erste Sinfonie „Winterträume“ vollendet den Konzertabend

voller Melodienreichtum und starker Emotionen.

Die Bühne im Hof | 14.12.2012 Gerald Fleischhacker &

Friends: „Das war 2012 – Ein Jahr im Rückspiegel.“ Nach

dem Riesenerfolg im vergan-genen Jahr, der unter ande-rem mit Eva Maria Marold

und Leo Lukas aufwarten konnte, nun der aktuelle Rückblick. Unter den „Friends“ diesmal neben dem bewährten Team Oliver Baier und Guido Tartarotti.

Man darf sich darauf verlassen, dass wieder – politisch nicht unbedingt korrekte – Satire vom

Feinsten gegeben wird.

Der Grenzen und Genres sprengende Hans Kupelwieser ist in keine Schub-lade zu stecken, wie die umfassende Personale in der Landesgalerie St. Pölten zeigt. Skulptur, Installation, Kunst im öffentlichen Raum und Fotografie ste-hen in seinem Œuvre gleichwertig nebeneinander. Zwei- und Dreidimen-sionalität werden als fixe Kategorien aufgehoben, die Vielfalt der Werkstoffe reicht von Edelstahl und PVC bis zur Immaterialität von Licht und Luft. Unter dem Titel „Reflections“ stellt Kupel wieser jüngste Arbeiten Beispie-len aus vergangenen Jahren gegenüber, was der Ausstellung den Überblickscharakter einer Retrospektive verleiht. Die unter dem Namen ZEIT KUNST NIEDERÖSTERREICH firmierende Landes-galerie für zeitgenössische Kunst eröffnet damit, neben der Kremser Dominikanerkirche, ihren zweiten Standort in der adap-tierten Shedhalle des Landesmuseums.Hans Kupelwieser ist somit praktisch unter einem Dach vereint mit seinem Ururgroßvater Leopold. Dieser hinterließ als Porträtist und Historienmaler nicht nur intime Bildnisse von Franz Schubert und dessen Freundeskreis, offizielle Repräsentationsbilder des Kaiserhauses oder zahlreiche Altarbilder, sondern auch zauber-hafte Landschaftsdarstellungen aus seiner niederösterreichischen

Heimat und von seinen Reisen ent-lang der Donau, durch die Alpen und nach Italien. Das Landesmuse-um, das Kupelwiesers zeichneri-schen Nachlass besitzt, zeigt zum 150. Todestag diesen weniger be-kannten Aspekt seines Schaffens.

derSelbe familienname, eine ferne ver­wandTSchafT und auSGepräGTeS künST­leriScheS TalenT – daS iST aber auch Schon alleS, waS hanS kupelwieSer, einen der renommierTeSTen öSTerrei­chiSchen GeGenwarTSkünSTler, miT dem biedermeier maler leopold kupel­wieSer verbindeT. Von Maria Rennhofer

spielorte

KUPELWIESER & KUPELWIESER

Landesgalerie St. Pölten, bis 27.01.2012: Hans Kupelwieser „Reflections“ Landesmuseum Niederösterreich, 17.11.2012 – 10.02.2013: Leopold Kupelwieser (1796–1862) „Aufbruch nach Italien – zum 150. Todestag des Künstlers“

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21spielorte GALERIE

Die Felle der Tierpräparate sind von der einfallenden Sonne stark ausgebleicht, der ausgestopfte Bär mit seinen unnatürlich erhobe-nen Vorderpfoten bringt selbst Kinder zum Schmunzeln, und auch die senkrechte Wand mit den ausgestopften Vögeln kritisiert so mancher Besucher des Landesmuseums.Altbewährtes bleibt, aber vieles soll anders werden, wenn es nach der Vorstellung von Museumsdirektor Erich Steiner geht. Deshalb wurde ein Wettbewerb zur Neugestaltung des Naturbereichs ausge-schrieben. Den Zuschlag bekam das Architektenduo Rihl.Steger aus Linz, das bereits die Technik- und Naturausstellung im Schloss-museum Linz erfolgreich neugestaltet hat.War der Naturbereich im Landesmuseum Niederösterreich bisher

eher themenorientiert, so stehen ab Frühjahr 2013 einzelne Lebensräume von Tieren und Pflan-zen im Mittelpunkt. Vier unterschiedliche Habitate sind konzipiert: Hoch- und Mittelgebirge, der pannonische Raum und schließlich der Auwald. In der ersten Bauphase – die während des laufenden Betriebs stattfindet – wird der Lebensraum im Hochgebirge gestaltet. Die kühlen Metallgeländer sollen unter einer aufwendigen Holzkonstruktion verschwinden, auf der später künstliche Felsen modelliert werden. Das Ganze, so Architekt Steger, soll wie ein herausge-schnittenes Stück Fels aussehen. Eine technische Herausforderung ist auch die Reduzierung der UV-Strahlung, die die Felle der (ausgestopften) Tierobjekte mit der Zeit ausbleicht.Der künftige Besucher wird Felsformationen durchwandern und jenen Tieren begegnen, die im Hochgebirge leben, wie etwa Steinadler oder Hermelin. Bereits in Angriff genommen worden sind die Aquarien, deren Unterwasserlandschaft komplett umgestaltet und auch beleuchtungs-technisch erneuert wird. Mit dem Einsatz von LED-Technologie werden dabei auch Strom-kosten reduziert.Einen zentralen Punkt des neu gestalteten Naturbereichs bildet ein maßstabgetreues Nieder-österreich-Relief (1:50.000) aus dem Jahr 1954 – mit einer eindrucksvollen Größe von 3,5 x 4,5 Meter, das aus dem Archiv des Museums wieder ins Rampenlicht gerückt wird. Gleichzeitig entstehen auch interaktive Plattformen, wie etwa Taststationen, bei denen die Besucher Felle von Tieren fühlen und Wissenswertes über kulturhistorische Hintergründe erfahren können.

RENATURIERUNG EINES MUSEUMS

vom hochGebirGe biS zum auwald: zum 10­JähriGen beSTandS­Jubiläum deS landeS­muSeumS in ST. pölTen werden unTerSchied­liche lebenSräume unTer berückSichTi­GunG ihrer SpezifiSchen Tier­ und pflanzenwelT opTiSch und inhalTlich neu GeSTalTeT. Von Nikolaus Scholz

Zum Autor: Nikolaus Scholz ist Ö1-Sendungsgestalter und freier Autor.

„Ein Stück Fels im Museum.“ Architekt Richard Steger

18.11.2012, Landesmuseum Niederösterreich:Geburtstagsfest zum zehn jährigen Bestand des von Hans Hollein konzipierten Museums. Die Umbauarbeiten im naturkundlichen Bereich, die bei laufendem Museumsbetrieb durchgeführt werden, sollen im März 2013 abgeschlossen sein.

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22 spielortePARKETT

Am 5. Dezember wird er im Rahmen der Förderverein Kulturbezirk-Reihe „Zu Gast“ im Foyer des ORF NÖ über die 200-jährige Geschichte der Musikfreunde referieren. „Es geht um die Geschichte der Gesell-schaft der Musikfreunde“, stellt Dr. Angyan vorab klar, „nicht um das Musikvereins-Gebäude. Dieses wurde erst 1866–1870 gebaut.“ Dabei war bereits die Gründung der Gesellschaft anlässlich eines Benefiz-konzertes für Witwen und Waisen der Gefallenen der Schlacht von Aspern bemerkenswert, „weil öffentliche Konzerte damals absolut unüblich waren. Für gewöhnlich lud der Adel einen erlauchten priva-ten Kreis ein.“Nicht minder beeindruckend waren die Protagonisten der Anfangs-zeit. „Salieri zählte zu den Gründungsmitgliedern, Franz Schubert war Mitglied im ersten Vorstand, Johannes Brahms Konzertdirektor.“ Im Musikvereins-Gebäude stand später Gustav Mahler am Podium, und es konnte schon einmal vorkommen, „dass Johannes Brahms im Zuschauerraum saß, während der junge Arnold Schönberg am Steh-platz stand!“ Dass der Musikverein ob dieses großen Erbes nicht zu einer musealen Traditions-Reproduktionsmaschinerie mutierte, ist nicht zuletzt Dr. Angyan selbst zu verdanken, der seit mittlerweile 25 Jahren als Intendant die Geschicke leitet. In dieser Zeit wurden nicht nur vier neue Säle geschaffen, sondern ebenso Vermittlungsprogramme ini-tiiert, die alljährlich über 47.000 Kinder und Jugendliche anlocken. Mit nachhaltigem Erfolg. „Vor 25 Jahren gab es noch Besucher, die aus dem Saal gingen, wenn Schostakowitsch oder Janácek am Programm standen. Heute können sich viele auch für Schönberg, Cerha oder Penderecki begeistern“, so Angyan. Wie ihm das gelungen ist? „Man darf die Gewohnheiten der Besucher nicht mit Gewalt verändern, sondern muss sie langsam an das Neue heranführen. Das muss ein evolutionärer Prozess sein!“

shortcuts

Infos: www.kulturbezirk.at

Die Bühne im Hof | 31.01.2013 Supernackt! Wolfgang „Fifi“

Pissecker, legendärer Hektiker-Mit-begründer, schlüpft in seinem neuen

Kabarett in die Rolle des abgehalf-terten Strippers Mike am Höhepunkt der Midlife-Crisis. Was tut ein Mann,

der ein Leben in der „Lady Killers“-Striptruppe inklusive Geld und sich nach ihm verzehrenden Frauen gewöhnt ist, wenn er aufwacht und merkt, dass er die Mitte Vierzig hinter

sich gelassen hat? Sich bis zur Seele ausziehen, vielleicht. Und entdecken, was unter der öligen

Luxushülle steckt.

Festspielhaus | 16.12.2012 Der gestiefelte Kater. „Gott-

lieb befindet sich in einer hoffnungslosen Situation. Statt

aber nur das Beste daraus zu machen, wird er am Ende gar

König, wohnt in einem Schloss und heiratet die Prinzessin. Was ihn auszeichnet, ist

sein grenzenloses Vertrauen in den Kater, den er aufgezogen hat und den er von Herzen liebt.“ So

beschreibt der Komponist Tristan Schulze die liebe-volle Inszenierung des beliebten Märchens in Zusam-menarbeit mit der Schauspielerin Chris Pichler. Nicht

nur der Kater lässt Kinderherzen höher schlagen.

Landestheater | 11.01./17.04.2013 3 x W – Wer kommt? Wer bleibt?

Wer geht? In den Bürgergesprächen sucht das Landestheater den un-

mittelbaren Kontakt zu den Bürger-Innen: als Gesprächspartner und

Zuhörer. „Als Frischling in St. Pölten freue ich mich riesig darauf, mit

vielen Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen und dadurch die Stadt zu

entdecken. Und natürlich bin ich extrem gespannt auf spannende Geschichten, Anekdoten, (Geheim)-Tipps – vor allem aber auf die Menschen, die diese Stadt beleben“, sagt Renate Aichinger, die dieses Format

gemeinsam mit Bettina Hering moderiert.

EVOLUTIONS-THEORIE

„ich brauche muSik einfach zum leben!“, bekennT dr. ThomaS anGyan, inTendanT der GeSellSchafT der muSikfreunde in wien. Von Johannes Reichl

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spielorte 23PARKETT

fiedlers lokaltippVon Dr. Lothar Fiedler, Präsident Förderverein Kulturbezirk St. Pölten

„Shaolin-Mönche, fernöstlicher Tanz-konzeptualismus und wie man sich auf das Fremde einlässt: Das Festspielhaus St. Pölten hat seine Saison mit einem über zeugenden Chinadoppel eröffnet.“ Helmut Ploebst, Der Standard, über „Sutra“ und das TAO Dance Theater im Festspielhaus.

„Tanztheater und die Kampfkunst von Shaolin-Mönchen. Dass das ein spektakulä-rer, faszinierender, denkwürdiger Abend werden kann, wurde zur Eröffnung der neuen Saison des Festspielhaus St. Pölten mit dem Stück ‚Sutra‘ mehr als eindrucks-voll bewiesen.“Martin Gebhart, NÖN, über „Sutra“ und das TAO Dance Theater im Festspielhaus.

„Wo Savary draufsteht, da ist auch Savary drinnen. Nachdem der argentinische Starregisseur bereits Raimunds ‚Alpen-könig und Menschfeind‘ sowie den ‚ Verschwender‘ am Landestheater insze-niert hatte, reichte Jérôme Savary nun mit ‚Der Bauer als Millionär‘ das dritte Zauber-märchen in St. Pölten nach. Erneut ist das Ergebnis bunt, schrill und mit zahl reichen amüsanten Querverweisen auf Film, Mode und Gesellschaft ausgefallen.“Mario Kern, NÖN, über „Der Bauer als Millionär“ im Landestheater.

pressestimmen

die nächste ausgabe von spielorte erscheint im Jänner 2013. leserbriefe & einsendungen an [email protected]

Im Hot Spot von St. Pölten finden alle Nachtschwärmer und Szenekenner in gemütlicher Atmosphäre ihren Lieblingsplatz. Das FLIEGER-BRäU ist der ideale Treffpunkt der Stadt, um mit Freunden den Abend in bester Stimmung gemeinsam zu verbringen. Die Küche verwöhnt mit kulinarischen Schman-kerln, erfrischend die Bierspezialitäten der Privatbrauerei Zwettl sowie weitere wohlschmeckende Durstlöscher. Die FLIEGER-BRäU Live-Events sind legendär in „St. Pöltens Szenelokal“! flieGer-bräu, ferstlergasse 9, 3100 St. pölten, Tel. 02742/25 28 52

„Großer Abend, große Freude, großen Dank.“ W. Pfeffer, Linz, zu „Sutra“ im Festspielhaus.

„Es war wunderbar zu erfahren, mit welcher Spielfreude Andrés Orozco- Estrada musiziert und so sein Orchester

und damit auch das Publikum infiziert. Ein herrliches Erlebnis, das so nur im Konzert zu erleben ist und weder das Fernsehen noch Tonträger wiedergeben können.“ Tobias Weigold-Wimmer nach dem Konzert „Auftakt“ im Festspielhaus.

publikumsstimmen

„... Geboten wurde eine leichte Commedia dell’Arte, die das Ensemble lustvoll mit bunten Bildern in Szene setzte. ... Kunst-voll, künstlich geben Scherff und Arens das Echte und das Falsche einer heilen und zerrütteten Familie, assistiert von Pascal Groß als Sohn und Psychopath Kain alias Henry, von Marion Reiser als unverblümt trotziger Tochter Gladys. Herausragend aber sind die Auftritte von Franziska Hackl. Hier reift eine große Schauspielerin und Komödiantin heran.“Norbert Mayer, Die Presse, über „Wir sind noch einmal davongekommen“ im Landestheater.

„Für eine Stunde Spannung und Spaß für die Kleinsten sorgen Katharina von Harsdorf in witzigen Mehrfachrollen, Helmut Wiesinger unter anderem als Opa und der Berliner Jungschauspieler Jan Walter als Minus. Das Stück zeigt in einer heiterpoetisch und wunderbar absurden Fassung von Dominic Oley die Welt, wie sie Kinderaugen sehen, mit all ihren herrlich absurden Geschichten voller Verrücktheiten und lustigen Charakteren und charmantem Unsinn. … Wärmstens zu empfehlen schon für die Kleinsten, vor allem für die mit einem wachen Verstand, viel Fantasie und einer guten Assoziationsgabe.“ Robert Voglhuber, Mostviertel Magazin, über „Minus und die verrückte Hutjagd“ im Landestheater.

GEWINN! spielorte verlost Eintritts-

karten und Kataloge. Mit-

machen ist ganz einfach:

E-Mail mit Wunschgewinn

bis 15.12.2012 senden an

[email protected]

DIE BÜHNE IM HOFspielorte verlost 1 × 2 Karten

für das Konzert von Erwin Steinhauer

am 25.01. (20:00 Uhr) in der Bühne im Hof.

FESTSPIELHAUSspielorte verlost 1 × 2 Karten

für das Konzert „Orchestre Philharmonique

du Luxembourg“am 31.01. (19:30 Uhr)

im Festspielhaus.

LANDESMUSEUMspielorte verlost 1 × 2 Eintritts-karten für das Landesmuseum

sowie einen Katalog Ihrer Wahl (einzulösen bis 31.12.2013).

LANDESTHEATERspielorte verlost 1 × 2 Karten

für „Viel Lärm um nichts“ am 16.02. (19:30 Uhr)

im Landestheater.

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