Sportliche Eltern, sportliche Kinder; Athletic parents, athletic children;

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Fragestellung Die Debatten zur Sportbeteiligung von Kindern werden momentan durch zwei konträre Positionen bestimmt: In sport- und jugendsoziologischen Beiträgen wird angenommen, dass Sport zu den wichtigsten und populärsten Freizeit- aktivitäten im Kindes- und Jugendalter gehöre, eine überwältigende Mehrheit der Heranwachsenden regelmäßig Sport treibe und Sportlichkeit geradezu als ju- gendspezifische Altersnorm anzusehen sei. Dem stehen allerdings Beschreibun- gen einer zunehmend durch Mediennut- zung und Passivität geprägten kind- und jugendlichen Lebenswelt gegenüber, in der Heranwachsende nur noch als „Me- dienfreaks“ agierten und dabei mehr und mehr zu „Stubenhockern“ und „Körper- wracks“ regredieren würden. Überge- wicht, chronische Krankheiten und psy- chosomatische Störungen werden in die- ser Lesart mit einem zivilisationsbeding- ten Bewegungsmangel in Beziehung ge- setzt, dem sich selbst Kinder nicht ent- ziehen könnten (vgl. zur Debatte Baur, Burrmann & Maaz, 2004). Einiges spricht dafür, dass beide Be- schreibungen auf ein reales Phänomen hinweisen: Einige Kinder und Jugendli- che treiben viel Sport und ernähren sich sehr gesund. Bei anderen Jugendlichen ist die Freizeit hingegen durch Sport- und Bewegungsarmut gekennzeichnet. Diese Unterschiede sind über die Bevölkerungs- gruppen nicht zufällig verteilt, sondern sie folgen einem sozialstrukturellen Muster. Bereits bei 3- bis 6-Jährigen in Deutsch- land gelten ein niedriger Sozialstatus und ein Migrationshintergrund der Familie als wesentliche Risikofaktoren für Über- gewicht (vgl. Kurth & Schaffrath Rosario, 2007). Sportlich-aktive sowie durch Me- dienkonsum geprägte, passive Lebenssti- le lassen sich bereits bei Grundschülern identifizieren (vgl. Brandl-Bredenbeck & Brettschneider, 2010, S. 127 ff). Bereits im frühen Kindesalter werden sportbezoge- ne Verhaltens- und Einstellungsmuster in wesentlichen Zügen ausgebildet, die sich dann mit großer Wahrscheinlichkeit über weitere Lebensphasen fortschreiben. Aus sportlich inaktiven Kindern werden oft sportlich inaktive Jugendliche und nicht selten auch sportlich inaktive Erwachse- ne (vgl. Telama, 2009). 1 Die bisherigen Forschungen zu sport- lichen Aktivitäten von Heranwachsenden konzentrieren sich vor allem auf schul- pflichtige Kinder und Jugendliche. Hier- zu liegen zahlreiche instruktive Befunde aus bundesweiten und bundeslandspezi- fischen Kinder- und Jugend(sport)sur- veys vor (z. B. Brandl-Bredenbeck & Brett- schneider, 2010; Brettschneider & Klei- ne, 2002; Brinkhoff, 1998; Emrich et al., 1 Neben den gesundheitsbezogenen Entwick- lungsimpulsen des Sports wird nicht selten auch auf positive Effekte für die kognitive Entwick- lung verwiesen: Sport soll demnach die Sprach- entwicklung, die Konzentrations- und Intelli- genzleistung von Kindern fördern (vgl. Rethorst, Fleig & Willimczik, 2008; Zimmer, 2008). 2004; Kurz & Tietjens, 2000; Mutz & Burrmann, 2011). Im Vergleich dazu sind Analysen zum Sporttreiben von jünge- ren Kindern im Vorschulalter rar. Diese Gruppe steht deshalb im Fokus des Bei- trags: Uns geht es erstens um die Frage, in welchem Umfang Vorschulkinder An- gebote zur Sport- und Bewegungsförde- rung wahrnehmen. Zweitens fragen wir danach, welcher sozialen Strukturierung die Nutzung dieser Angebote unterliegt: Inwieweit bestimmen sozioökonomische Bedingungen im Elternhaus sowie Le- bensstilmerkmale der Eltern, ob Kinder diese Sportangebote nutzen? Zunächst wird ein theoretischer Rah- men vorgestellt, in dem wir die Rele- vanz aktueller Schicht- und Lebensstil- konzepte begründen und darüber hinaus an neueren Forschungsbefunden aufzei- gen, in welchem Ausmaß Sportaktivitä- ten sozialstrukturell variieren und sozial vererbt werden. Aus diesem Theorierah- men werden dann Hypothesen abgeleitet und mit Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) geprüft. Nachdem wir die Methodik der Analyse vorgestellt haben, präsentieren wir Befunde zur Teilnahme am Kindersport und analysieren soziale Unterschiede. Im Fazit weisen wir u. a. auf sozialpolitische Implikationen hin. Soziale Ungleichheit in der Sportbeteiligung Wir gehen davon aus, dass die Plat- zierung innerhalb eines gesellschaft- Sportwiss 2012 · 42:115–125 DOI 10.1007/s12662-012-0239-7 Online publiziert: 30. März 2012 © Springer-Verlag 2012 Nicole Schmiade 1  · Michael Mutz 2 1 Deutsches Zentrum für Altersfragen, Forschungsdatenzentrum Deutscher Alterssurvey (FDZ-DEAS), Berlin 2 Institut für Soziologie, Freie Universität Berlin Sportliche Eltern,  sportliche Kinder Die Sportbeteiligung von Vorschulkindern  im Kontext sozialer Ungleichheit Hauptbeiträge Hauptbeiträge 115 Sportwissenschaft 2 · 2012|

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Fragestellung

Die Debatten zur Sportbeteiligung von Kindern werden momentan durch zwei konträre Positionen bestimmt: In sport- und jugendsoziologischen Beiträgen wird angenommen, dass Sport zu den wichtigsten und populärsten Freizeit-aktivitäten im Kindes- und Jugendalter gehöre, eine überwältigende Mehrheit der Heranwachsenden regelmäßig Sport treibe und Sportlichkeit geradezu als ju-gendspezifische Altersnorm anzusehen sei. Dem stehen allerdings Beschreibun-gen einer zunehmend durch Mediennut-zung und Passivität geprägten kind- und jugendlichen Lebenswelt gegenüber, in der Heranwachsende nur noch als „Me-dienfreaks“ agierten und dabei mehr und mehr zu „Stubenhockern“ und „Körper-wracks“ regredieren würden. Überge-wicht, chronische Krankheiten und psy-chosomatische Störungen werden in die-ser Lesart mit einem zivilisationsbeding-ten Bewegungsmangel in Beziehung ge-setzt, dem sich selbst Kinder nicht ent-ziehen könnten (vgl. zur Debatte Baur, Burrmann & Maaz, 2004).

Einiges spricht dafür, dass beide Be-schreibungen auf ein reales Phänomen hinweisen: Einige Kinder und Jugendli-che treiben viel Sport und ernähren sich sehr gesund. Bei anderen Jugendlichen ist die Freizeit hingegen durch Sport- und Bewegungsarmut gekennzeichnet. Diese Unterschiede sind über die Bevölkerungs-gruppen nicht zufällig verteilt, sondern sie

folgen einem sozialstrukturellen Muster. Bereits bei 3- bis 6-Jährigen in Deutsch-land gelten ein niedriger Sozialstatus und ein Migrationshintergrund der Familie als wesentliche Risikofaktoren für Über-gewicht (vgl. Kurth & Schaffrath Rosario, 2007). Sportlich-aktive sowie durch Me-dienkonsum geprägte, passive Lebenssti-le lassen sich bereits bei Grundschülern identifizieren (vgl. Brandl-Bredenbeck & Brettschneider, 2010, S. 127 ff). Bereits im frühen Kindesalter werden sportbezoge-ne Verhaltens- und Einstellungsmuster in wesentlichen Zügen ausgebildet, die sich dann mit großer Wahrscheinlichkeit über weitere Lebensphasen fortschreiben. Aus sportlich inaktiven Kindern werden oft sportlich inaktive Jugendliche und nicht selten auch sportlich inaktive Erwachse-ne (vgl. Telama, 2009).1

Die bisherigen Forschungen zu sport-lichen Aktivitäten von Heranwachsenden konzentrieren sich vor allem auf schul-pflichtige Kinder und Jugendliche. Hier-zu liegen zahlreiche instruktive Befunde aus bundesweiten und bundeslandspezi-fischen Kinder- und Jugend(sport)sur- veys vor (z. B. Brandl-Bredenbeck & Brett-schneider, 2010; Brettschneider & Klei-ne, 2002; Brinkhoff, 1998; Emrich et al.,

1 NebendengesundheitsbezogenenEntwick-lungsimpulsendesSportswirdnichtseltenauchaufpositiveEffektefürdiekognitiveEntwick-lungverwiesen:SportsolldemnachdieSprach-entwicklung,dieKonzentrations-undIntelli-genzleistungvonKindernfördern(vgl.Rethorst,Fleig&Willimczik,2008;Zimmer,2008).

2004; Kurz & Tietjens, 2000; Mutz & Burrmann, 2011). Im Vergleich dazu sind Analysen zum Sporttreiben von jünge-ren Kindern im Vorschulalter rar. Diese Gruppe steht deshalb im Fokus des Bei-trags: Uns geht es erstens um die Frage, in welchem Umfang Vorschulkinder An-gebote zur Sport- und Bewegungsförde-rung wahrnehmen. Zweitens fragen wir danach, welcher sozialen Strukturierung die Nutzung dieser Angebote unterliegt: Inwieweit bestimmen sozioökonomische Bedingungen im Elternhaus sowie Le-bensstilmerkmale der Eltern, ob Kinder diese Sportangebote nutzen?

Zunächst wird ein theoretischer Rah-men vorgestellt, in dem wir die Rele-vanz aktueller Schicht- und Lebensstil-konzepte begründen und darüber hinaus an neueren Forschungsbefunden aufzei-gen, in welchem Ausmaß Sportaktivitä-ten sozialstrukturell variieren und sozial vererbt werden. Aus diesem Theorierah-men werden dann Hypothesen abgeleitet und mit Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) geprüft. Nachdem wir die Methodik der Analyse vorgestellt haben, präsentieren wir Befunde zur Teilnahme am Kindersport und analysieren soziale Unterschiede. Im Fazit weisen wir u. a. auf sozialpolitische Implikationen hin.

Soziale Ungleichheit in der Sportbeteiligung

Wir gehen davon aus, dass die Plat-zierung innerhalb eines gesellschaft-

Sportwiss2012·42:115–125DOI10.1007/s12662-012-0239-7Onlinepubliziert: 30.März2012©Springer-Verlag2012

Nicole Schmiade1 · Michael Mutz2

1DeutschesZentrumfürAltersfragen,ForschungsdatenzentrumDeutscherAlterssurvey(FDZ-DEAS),Berlin2InstitutfürSoziologie,FreieUniversitätBerlin

Sportliche Eltern, sportliche KinderDie Sportbeteiligung von Vorschulkindern im Kontext sozialer Ungleichheit

HauptbeiträgeHauptbeiträge

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lichen Ungleichheitsgefüges einer-seits mit einem spezifischen Zugriff auf ökonomische und kulturelle Res-sourcen verbunden ist und anderer-seits mit typischen Lebensstilen und Ge-schmackspräferenzen einhergeht. Bei-de Dimensionen sozialer Ungleichheit – Ressourcen und Präferenzen – können zum einen mitbestimmen, ob sich Perso-nen selbst am Sport in unterschiedlichen Engagementformen beteiligen und zum anderen, ob sie ihre Kinder zum Kinder-sport anregen.

(1) Die soziale Ungleichheit in der Sportbeteiligung wird in neueren und älteren Arbeiten in der Regel mit Hilfe von Schicht- und Klassenmodellen ana-lysiert (vgl. Nagel, 2003; Schlagenhauf, 1977; Voigt, 1978; Winkler, 1998). Dabei wird angenommen, dass sich hinter dem Schicht- bzw. Klassenbegriff eine unter-schiedliche Ressourcenausstattung ver-birgt, durch die die Nutzung von Sport-angeboten mehr oder weniger stark ein-geschränkt sein kann. Dazu gehören bei-spielsweise die finanziellen Mittel, die den Angehörigen unterschiedlicher So-zialschichten zur Verfügung stehen und die in Sportgeräte, Sportkurse, Mitglieds-beiträge, Freizeitexkursionen, den Besuch von Sportveranstaltungen usw. investiert werden können. Weiterhin wird vermu-tet, dass über diese ungleiche Ressour-cenausstattung auch bestimmte Motive, Einstellungen und Überzeugungen ver-mittelt werden, die man – je nach Lesart – als Schichtmentalität oder klassenspezi-fische habitualisierte Geschmackspräfe-renzen interpretieren kann. Übertragen auf den Sport bedeutet das: Menschen aus verschiedenen Sozialschichten unter-scheiden sich nicht nur darin, welche Res-sourcen sie in das Sporttreiben investieren können, sondern auch darin, welche Mo-tivlagen ihr Sportengagement motivieren, welche Sportarten sie präferieren, an wel-chen Orten sie gerne Sport treiben oder welchen Sinn sie mit dem Sporttreiben verbinden. Die objektiven Lebensbedin-gungen und die subjektiven Wertvorstel-lungen und Geschmackspräferenzen wer-den dabei als relativ eng verkoppelt vorge-stellt. Pierre Bourdieu hat dieses Zusam-menspiel in den Begriffen Struktur, Habi-tus und Praxis im Detail beschrieben (vgl. Bourdieu, 1982, 1992).

(2) Die Relevanz der erwähnten Klas-sen- und Schichtkonzepte für die Analy-se sozialer Ungleichheiten wurde in ei-nigen individualisierungstheoretisch ge-rahmten Beiträgen bezweifelt: Der seit den 1950er Jahren gestiegene Einkom-mens-, Bildungs- und Zeitwohlstand in Verbindung mit den umfangreichen so-zialstaatlichen Sicherungssystemen ha-be, wie z. B. Ulrich Beck (1986) argumen-tiert, zu Gewinnen an persönlicher Auto-nomie geführt, die Menschen aus tradi-tionellen Klassenbindungen freigesetzt und aus engen familiären Versorgungs-bezügen herausgelöst. Durch diesen In-dividualisierungsschub könne nun die weit überwiegende Mehrheit der Bevöl-kerung an (Massen-)Konsum und (Mas-sen-)Kultur in vollem Umfang teilha-ben, so dass Unterschiede im Lebensstil lediglich Ausdruck individueller Inter-essen und Geschmäcker seien. Die Fol-ge sei eine Entstrukturierung des sozia-len Handelns und eine zunehmende Ent-kopplung von objektiven Lebenslagen und subjektiven Mentalitäten. Mit Blick auf den Sport wäre diesen Gesellschafts-diagnosen zufolge zu vermuten, dass al-len Personen, unabhängig von ihrer Bil-dung, ihrem Beruf oder ihrem Einkom-men, Sport- und Bewegungsangebote in reichhaltiger Vielfalt zugänglich sind, aus denen sie sich als „Sportnomaden“ (Bet-te, 1993, S. 44) nach aktuellen Trends, in-dividuellen Präferenzen oder momenta-nen Bedürfnissen z. B. nach Distinktion, Ästhetik, Körperformung, Spaß oder Spannung die für sie passenden Ange-bote frei auswählen würden.

Ob bzw. inwieweit sich eine Entkopp-lung von sozioökonomischen Bedingun-gen und Lebensstilen vollzogen hat, ist eine empirisch zu beantwortende Frage. Zahlreiche neuere Analysen belegen al-lerdings, dass die individuelle Lebensfüh-rung durch die sozioökonomischen Le-bensverhältnisse nach wie vor erheblich mitstrukturiert wird. Das Freizeitverhal-ten insgesamt, die Mitgliedschaft in Ver-einen, Theater- und Konzertbesuche, aber auch Ernährungsgewohnheiten, politi-sche Aktivitäten und vieles mehr unter-liegen einer solchen Strukturierung (vgl. Isengard, 2005; Nagel, 2003, S. 137; Rös-sel, 2005, S. 42 ff). Der Sport ist hiervon nicht ausgenommen:

a) Gut belegt ist beispielsweise der Be-fund, dass Angehörige der einkom-mensstarken und höher gebilde-ten Oberschicht mehr Zeit für sport-liche Aktivitäten aufwenden und mit erheblich größerer Wahrscheinlich-keit sportlich aktiv sind als Angehöri-ge unterer Sozialschichten (vgl. Nagel, 2003, S. 144; Scheerder, Vanreusel & Taks, 2005, S. 148; Stempel, 2005).

b) Auch einzelne Sportarten lassen sich nach dem sozialen Status der Aktiven ordnen. Eine solche Rangfolge zeigt, dass z. B. Outdoor-Sportarten wie Skifahren, Windsurfen oder Kanufah-ren, Rückschlagspiele (z. B. Tennis), Kursangebote in Fitnessstudios sowie Golf oder Volleyball typische Sport-aktivitäten sind, die überproportional häufig von Akteuren mit einem ho-hen sozioökonomischen Status aus-geübt werden (vgl. Elling & Claring-bould, 2005, S. 505; Farrell & Shields, 2002; Scheerder et al., 2005, S. 150 ff; Stempel, 2005).2

c) Der Zugang zu bestimmten Sport-arten wird auch von klassentypi-schen Geschmackspräferenzen be-stimmt. Wie Bourdieu (1992) in sei-nem „Programm für eine Soziolo-gie des Sports“ ausführt, bevorzugen Angehörige der oberen Sozialschich-ten insbesondere solche Sportengage-ments, bei denen der Körper kontrol-liert eingesetzt wird und der langfris-tige Erhalt von Fitness und Gesund-heit im Vordergrund steht. Im Gegen-satz dazu ist der Sport der unteren Klassen härter, körperbetonter und stärker am Erfolg orientiert (vgl. auch Boltanski, 1976, S. 161 ff; Stempel, 2005).

(3) Sport ist diesen Befunden zufolge auch heute nicht abgekoppelt von so-zioökonomischen Ressourcen. Stattdes-

2 DiemitdiesenSportartenverbundenenKos-tenfürMitgliedschaften,SportkleidungoderSportgerätesinderheblich:Diedurchschnittli-chenjährlichenKosten,dieimGolfsportentste-hen,liegenbeiumgerechnetetwa4000Euro,währendFußballer–eineSportart,inderuntereSozialschichtennichtunterrepräsentiertsind–nurrund470Eurobenötigen,umeinJahrlangihrenSportauszuüben(Taks,Renson&Vanreu-sel,1998).

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Hauptbeiträge

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sen drücken sich in sportiven Lebenssti-len und Praktiken die dahinter liegen-den (schichtspezifischen) sozioökono-mischen Ungleichheiten aus. Diese so-zialen Ungleichheiten der Sportbeteili-gung werden innerhalb familiärer So-zialisationsprozesse an die nächsten Ge-nerationen zu einem großen Teil sozial vererbt, weil die Eltern für die Kinder als Verhaltensmodelle fungieren und ih-nen ihren eigenen, wiederum schicht- und klassentypischen Zugang zu Sport und Bewegung im Sozialisationsprozess vermitteln und vorleben. Kinder finden in ihren Elternhäusern unterschiedliche Ausgangssituationen für eine erfolgrei-che „Körper- und Bewegungskarriere“ vor (vgl. Baur, 1989). Sie können in ihrer Familie zum Sporttreiben angeregt wer-den, indem ihnen viele oder wenige Ge-legenheiten zur körperlichen Bewegung zur Verfügung stehen, bestimmte Sport- und Spielgeräte vorhanden oder nicht vorhanden sind, Techniken der Pfle-ge und der Gesunderhaltung des Kör-pers vermittelt werden oder nicht. Die-se Anregungen unterliegen einer Struk-turierung, die nicht zuletzt von den so-zioökonomischen Ressourcen der Eltern mitdefiniert wird.

Diskutiert werden in diesem Zusam-menhang vornehmlicha) die Sportpraxen der Eltern, weil an-

genommen wird, dass die Eltern von den Kindern als Verhaltensmodelle wahrgenommen werden,

b) die Ausstattung der familiären Wohn-umwelt und der näheren Wohnum-gebung mit Spiel- und Sportgeräten, Sportplätzen, Parks oder Rasenflä-chen, die das Sporttreiben der Kinder anregen können und schließlich

c) die Vorstellungen der Eltern über die Wichtigkeit von Sport und Bewegung im Rahmen der Erziehung und die damit verbundenen sportbezogenen Unterstützungsleistungen, die sie für die Sportengagements ihrer Kinder aufzubringen bereit sind (Baur, 1989, S. 124 ff; Burrmann, 2005; Cachay & Thiel, 2000, S. 217 ff).

Kinder aus oberen Sozialschichten sind im Hinblick auf alle diese Rahmenbe-dingungen der Bewegungssozialisation typischerweise besser gestellt als Kinder

Zusammenfassung · Abstract

unterer Sozialschichten. Ihre Eltern sind häufiger selbst in den Sport involviert und sie legen mehr Wert auf Sport und Bewe-gung als Aspekt einer ganzheitlichen Er-ziehung. Tatsächlich sind Korrelationen zwischen der Häufigkeit des Sporttrei-bens der Kinder und der sportlichen Ak-tivität der Eltern oder den sportbezoge-nen Unterstützungsleistungen der Eltern gut belegt (Burrmann, 2005, S. 236 ff; Würth, 2001). Weiterhin dürften Kindern

aus privilegierten Soziallagen im Wohn-raum und in der Wohnumgebung viel-fältigere Bewegungsräume (z. B. Gärten, Parks, Spielplätze) zur Verfügung stehen (vgl. Baur, 1989, S. 133 ff). Neben diesen Anregungen und Unterstützungen sind es nicht zuletzt auch die finanziellen Res-sourcen der Eltern, die für die Sozialisa-tion zum Sport mit entscheidend sind. Die Kosten, die mit Sportengagements einhergehen, belasten ärmere Familien

Sportwiss2012·42:115–125 DOI10.1007/s12662-012-0239-7©Springer-Verlag2012

Nicole Schmiade · Michael MutzSportliche Eltern, sportliche Kinder. Die Sportbeteiligung von Vorschulkindern im Kontext sozialer Ungleichheit

ZusammenfassungVonderfrühenKindheitanwerdeneini-geKindervonihrenElternzueinemsport-lich-aktivenLebensstilangeregt,anderehin-gegennicht.DieseUnterschiedeergebensichnichtzufällig,sondernfolgeneinemso-zialstrukturellenMuster:Kinderaussozialpri-vilegiertenElternhäusernerhaltensportbe-zogeneAnregungenundUnterstützungmitgrößererWahrscheinlichkeitalsKinderausbildungs-undeinkommensschwachenFami-lien.DerBeitragnimmtVorschulkinder(bis6Jahre)indenBlickundanalysiertmitHilfedesSozio-oekonomischen Panels(SOEP)dieTeilnahmedieserKinderanKindersportan-geboten.EinbeachtlicherAnteilvon41%derKindernutztsolcheSportangebote,wobeisichaberenormesozialeUnterschiedeoffen-

baren.DiesozioökonomischenUngleichhei-tenwirkenvorallemvermitteltüberdenLe-bensstilderEltern:InsozialprivilegiertenFa-miliensinddieElternselbsthäufigersportlichaktiv;unddasSporttreibenderElternerweistsichwiederumalsderwichtigsteFaktor,umdieTeilnahmederKinderamKindersportzuerklären.DarüberhinaussindältereKinder,KinderohneMigrationshintergrundundKin-der,dieeineKindertagesstättebesuchen,be-sondershäufiginKindersportgruppenaktiv.

SchlüsselwörterKindersport·MotorischeEntwicklung·SozialeUngleichheit·SozialeVererbung·Lebensstil

Athletic parents, athletic children. Social stratification of preschool children’s participation in sports

AbstractSomeparentsfosteranathleticandactivelifestylefortheirchildrenfromearlychild-hoodon,whileothersdonot.Thesediffer-encesdonotariserandomly,butrathergohand-in-handwithpatternsofsocialstratifi-cation:Childrenfromsociallyprivilegedfam-iliesarestimulatedandsupportedtopursuesports-relatedactivitieswithahigherproba-bilitythanchildrenfromfamilieswhoareed-ucationallyorfinanciallydeprived.Thispaperfocusesonpreschoolchildren(uptoage6)andanalysestheirparticipationinorganisedsportscourses.WeusedatafromtheGerman Socio-Economic Panel Study(SOEP).Resultsshowthataremarkableproportionof41%ofthechildrenareinvolvedinsportscourses,al-thoughconsiderablesocialdisparitiescanbeidentified.Asourfindingsdemonstrate,so-

cio-economicinequalitydoesnotnecessar-ilydirectlyaffectchildren’sparticipationinsports.Instead,theeffectismediatedbytheirparents’lifestyles.Sociallyprivilegedfami-liesshowahigherpercentageofbothpar-entsbeingactivelyengagedinsports.This,inturn,isthemostsignificantfactorinexplain-ingchildren’sinvolvementinsportscours-es.Furthermore,findingsindicatethatolderchildren,nativeGermanchildrenandthosewhoattendkindergartenfeaturesignificantlyhigherparticipationrates.

KeywordsChildren’ssports·Developmentofmotorskills·Socialinequality·Intergenerationaltransmission·Lifestyle

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stärker, weshalb Kinder aus ärmeren Fa-milien gegenüber Kindern aus einkom-mensstarken Elternhäusern benachteiligt sein können.

(4) Sind diese Überlegungen zutref-fend, sollte das Sporttreiben von Kin-dern und Jugendlichen von den sozio-ökonomischen Ressourcen als auch den damit verknüpften Lebensstilen ihrer Eltern mit definiert werden. Wie der Forschungsstand nahelegt, ist das fak-tisch auch der Fall: Kinder und Jugend-liche aus Mittel- und Oberschichtfami-lien sind häufiger als Kinder aus unte-ren Sozialschichten sportlich aktiv bzw. in Sportvereinen organisiert (vgl. Brink-hoff, 1998, S. 153 ff; Emrich et al., 2004; Kurz & Tietjens, 2000). Der soziale Sta-tus der Eltern ist ein wichtiger Einfluss-faktor auf die Häufigkeit, mit der Ju-gendliche Sport treiben oder sich einem Sportverein anschließen, wobei die-se Effekte, wie Ulrike Burrmann (2005, S. 246 ff) mit Hilfe von Pfadanalysen ge-zeigt hat, über das Sporttreiben der El-tern und die sportbezogenen Einstellun-gen, Anregungen und Unterstützungs-leistungen der Eltern vermittelt werden. Bislang liegen entsprechend differenzier-te Analysen allerdings vornehmlich für Jugendliche vor. Das Sporttreiben jünge-rer Kinder wurde vergleichsweise selten untersucht.

Als Ausnahmen sind neuere Analy-sen aus dem Kinder- und Jugendgesund-heitssurvey (KiGGS) zu erwähnen, die sich auf Kinder im Alter von 3 bis 10 Jah-ren beziehen (vgl. Lampert et al., 2007, S. 638): In dieser Altersgruppe ist die weit überwiegende Mehrheit der Kin-der mehr als einmal pro Woche sport-lich aktiv. Nimmt man aber die kleine-re Gruppe der sportlich weniger aktiven Kinder in den Blick, zeigen sich große so-ziale Unterschiede: Von den Kindern aus statushohen Familien sind etwas mehr als 10% seltener als einmal wöchent-lich sportlich aktiv, während dieser An-teil bei den Mädchen und Jungen aus Fa-milien mit einem niedrigen Sozialstatus auf fast 40% ansteigt. Ähnliche Zusam-menhänge werden in der World Vision Kinderstudie (vgl. Leven & Schneekloth, 2007, S. 175) für 8- bis 11-jährige Kinder berichtet: Während fast 80% der Kinder aus Oberschichtfamilien an 3 oder mehr

Wochentagen Sport treiben, sind es bei Altersgleichen aus Familien der unteren Sozialschicht nur 50%. Diese Schicht-unterschiede zeigen sich bei der Mit-gliedschaft im Sportverein, beim Erwerb von Schwimmabzeichen oder der Teil-nahme an anderen organisierten Aktivi-täten wie Malen, Musizieren oder Tan-zen.3 Schließlich werden im Kinderpa-nel des Deutschen Jugendinstituts (vgl. Zerle, 2008, S. 352) ebenfalls bedeutsa-me Schichtunterschiede in der Sportbe-teiligung dokumentiert: 5- bis 13-jährige Kinder aus der oberen Sozialschicht sind hier mit 83% erheblich öfter in einem Sportverein organisiert als Kinder aus der unteren Mittelschicht (59%) oder Unterschicht (37%). Lebensstilanalysen zeigen darüber hinaus, dass eine sportli-che Freizeitgestaltung und eine gesunde Ernährung ein Verhaltenssyndrom bil-den, das sich bereits bei Kindern identifi-zieren lässt. Ein solchermaßen sportlich-aktiver, gesunder Lebensstil lässt sich be-reits bei 10-jährigen Kindern abgrenzen: Brandl-Bredenbeck und Brettschneider (2010, S. 137 ff) sprechen diesbezüglich von den „Sportaktiven“, die sich durch ein weit überdurchschnittliches Sport-pensum, eine ausgewogene und gesunde Ernährung und vergleichsweise geringe Zeitanteile vor dem Fernseher oder der Spielkonsole von Altersgleichen abhe-ben. Kinder aus sozial privilegierten Fa-milien und aus statushohen Wohngebie-ten sind in dieser Gruppe deutlich über-repräsentiert. Der Lebensstil und das Sporttreiben von Kindern werden, wie diese Befunde zeigen, von den Ressour-cen und den Wertorientierungen der El-tern deutlich geprägt (vgl. dazu auch Gerhards & Rössel, 2003, S. 88 ff).

Um diese soziale Vererbung von Sport- und Bewegungsroutinen besser zu ver-stehen, fokussieren wir in diesem Bei-trag eine Altersgruppe, die bislang in der sportsoziologischen Forschung ver-gleichsweise wenig Beachtung fand, näm-lich Kinder im Vorschulalter. Diese Le-bensphase ist gekennzeichnet durch eine

3SchmiadeundSpieß(2010)zeigenmitDatendesSozio-oekonomischen Panels,dassdieTeil-nahmeanorganisierten,außerhäusigenAkti-vitätenvonkleinenKindernvomsozialenHin-tergrundihrerEltern(z.B.Einkommen,Bildung,Migrationshintergrund)mitbestimmtwird.

kontinuierliche Weiterentwicklung mo-torischer Fähigkeiten: Laufen, Springen, Werfen, Fangen usw. sind Bewegungsfer-tigkeiten, die mit zunehmender Sicher-heit ausgeführt werden können; Mus-keln werden entwickelt und die Kondi-tion nimmt kontinuierlich zu. Eine früh-kindliche Sport- und Bewegungsförde-rung, sei es in Mutter-Kind-Sportkursen, beim Kinderturnen oder in organisierten Sportgruppen, zielt darauf ab, eben die-se motorischen Entwicklungsprozesse in besonderer Weise anzuregen und die Kin-der schon früh an ein Leben mit Sport zu gewöhnen. Im Folgenden geht es um die Nutzung dieser Angebote und um die so-zialen Unterschiede, die dabei zu erken-nen sind.

Daten, Indikatoren, unter-suchungsleitende Annahmen

Unsere Analyse gründet sich auf Daten, die im Rahmen des Sozio-oekonomi-schen Panels (SOEP) vom DIW Berlin in Zusammenarbeit mit TNS Infratest So-zialforschung erhoben wurden. Für das SOEP wird eine bundesweite, repräsen-tative Stichprobe von aktuell ca. 10.000 Haushalten mit etwa 20.000 Personen jährlich befragt. Diese Quer- und Längs-schnittdaten geben u. a. Auskunft über objektive Lebensbedingungen, Wert-vorstellungen und Persönlichkeitseigen-schaften der Befragten. Spezifische Infor-mationen zum Sportverhalten von Kin-dern wurden erstmals 2006 und 2008 erfasst. In diesen beiden Jahren wurden vom Haushaltsvorstand zu allen Kin-dern, die im Haushalt leben und jünger als 16 Jahre sind, allgemeine Informatio-nen erhoben. Neben der Betreuungssitu-ation wird in diesem Frageblock auch das organisierte Freizeitverhalten der Kinder mit folgender Frage erfasst: „Nimmt das Kind derzeit an einer der folgenden Ak-tivitäten teil?“ Für jene Kinder, die noch nicht zur Schule gehen, steht u. a. das Item „Kinderturnen, Kindersport, Kin-derschwimmen“ mit den Antwortmög-lichkeiten „ja“ und „nein“ zur Auswahl. Diese Variable ist das Explanandum in den folgenden Analysen. Um eine höhe-re Fallzahl als Auswertungsbasis zu er-reichen, wurden die Angaben aus beiden

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Hauptbeiträge

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Erhebungsjahren gepoolt4 – insgesamt liegen damit vollständige Angaben über 1484 Kinder bzw. ihre Eltern vor. Die Zu-sammensetzung der Stichprobe nach Al-ter, Geschlecht und Wohnregion ist in . Tab. 1 dokumentiert.

Zugleich wurden im SOEP sozioöko-nomische Angaben sowie Informatio-nen zu bestimmten Aspekten der Le-bensführung erhoben, die sich auf die Eltern beziehen und mit deren Hilfe sich die soziale Ungleichheit bei der Nutzung (früh-)kindlicher Sportangebote analy-sieren lässt. Theoretisch gehen wir da-von aus, dass sozioökonomische Un-gleichheiten den Lebensstil der Eltern prägen und diese ihre (schichttypischen) Lebensstilmuster an ihre Kinder sozial vererben. Um diese kausale Lagerung testen zu können, werden die Merkmale der Eltern zwei Gruppen zugeordnet: Die „harten“ Ungleichheitsmerkmale wirken unserer Ansicht nach im Hintergrund und bilden ein erstes Merkmalsbündel. Ein zweiter Block von Elternangaben umfasst sport- und gesundheitsrelevan-te Lebensstilmerkmale, die vordergrün-dig das Sporttreiben der Kinder beein-flussen sollten. Darüber hinaus berück-sichtigen wir soziodemografische Anga-ben zum Kind (Alter, Geschlecht usw.), und wir kontrollieren für einige mögli-che Drittvariablen, z. B. für den Besuch eines Kindergartens.

4 DiefürdieseAnalyseverwendetenDatensindunterderDOI10.5684/soep.v26dokumen-tiert.DieHauptreferenzfürsämtlicheFragenzumSOEPistderDesktop Companion,heraus-gegebenvonHaisken-DeNewundFrick(2005).WeitereInformationenzumSOEP,inklusiveallerFragebögenundausführlicherDokumentation,findensichimInternet(http://www.diw.de/de/diw_02.c.222858.de/dokumente.html).

FinanzielleundkulturelleRessourcenderEltern

Einige Angaben der Eltern verweisen auf „harte“ sozioökonomische Ungleichhei-ten. Vier Merkmale werden hier heran-gezogen: (a) das Haushaltseinkommen (hier als Netto-Äquivalenzeinkommen), (b) der Bildungsabschluss der Mutter und (c) die Anzahl der im Haushalt vorhande-nen Bücher als Indikator für das kulturelle Kapital der Familie. Darüber hinaus iden-tifizieren wir (d) Haushalte, die staatliche Transferleistungen erhalten (z. B. Arbeits-losengeld II oder eine andere Form staat-licher Unterstützung). Die Angaben ver-weisen also entweder auf finanzielle Res-sourcen (Haushaltseinkommen, Trans-ferleistungen), kulturelle Ressourcen (Bü-cher) oder auf beide Dimensionen zu-gleich (Bildung). Nach den theoretischen Überlegungen nehmen wir an, dass Kin-der häufiger an frühkindlichen Sport- und Bewegungsangeboten teilnehmen, wenn die Eltern über mehr Einkommen verfü-gen, keine staatlichen Transferleistungen empfangen, höher gebildet sind und über mehr kulturelles Kapital in Form von Bü-chern verfügen.

Als weiteres Merkmal betrachten wir den Umfang der Erwerbstätigkeit der Mutter, wobei wir hier einen anderen Effekt vermuten: In der Bundesrepub-lik sind nach wie vor Mütter die Haupt-betreuungspersonen von kleinen Kin-dern. Ist die Mutter in Vollzeit berufstä-tig, dürfte das zwar mit ökonomischen Vorteilen verbunden sein, zugleich dürf-te aber weniger Zeit zur Verfügung ste-hen, um die Kinder zum Sport zu beglei-ten. Deshalb nehmen wir an, dass sich mit der Vollzeitberufstätigkeit der Mut-ter die Wahrscheinlichkeit eher redu-ziert, dass die Kinder an Sportangeboten teilnehmen.

LebensstilmerkmalederEltern

Als Lebensstilmerkmale werden zwei Angaben berücksichtigt, die sich auf das Sporttreiben und auf die gesunde Ernäh-rung beziehen. Diese Angaben stehen so-wohl für die Mutter als auch für den Va-ter5 zur Verfügung.a) Beide Eltern wurden gefragt, wie

häufig sie selbst sportlich aktiv sind. Unterschieden werden Eltern, die nie, sehr selten, mindestens einmal mo-natlich oder mindestens einmal wö-chentlich Sport treiben. Wir gehen davon aus, dass mit zunehmenden sportlichen Aktivitäten der Mutter wie auch des Vaters die Wahrschein-lichkeit steigt, dass ein Kind an orga-nisierten Sport- und Bewegungsange-boten teilnimmt.

b) Darüber hinaus dürfte eine Teilnah-me dann wahrscheinlicher sein, wenn die Eltern generell auf die Gesundheit ihrer Familie achten und beispielswei-se auf gesunde Ernährung größeren Wert legen. Für beide Eltern stehen entsprechende Angaben zur Verfü-gung („Inwieweit achten Sie auf eine gesundheitsbewusste Ernährung?“). Unsere Annahme lautet daher, dass ein Kind eher organisierte Sportan-gebote nutzt, wenn Mutter und Vater stärker auf eine gesunde Ernährung achten.6

Kontrollvariablen

Wir kontrollieren in der Analyse zu-nächst für einige soziodemographische Merkmale des Kindes: Alter, Geschlecht,

5 DerVateristdabeinichtzwingendderbiolo-gischeVater,sonderndiejenigemännlichePer-son,mitderdieMuttereineHaushaltsgemein-schaftbildet.Wirgehendavonaus,dassdie-seBezugspersoneinenhöherenEinflussaufdiekindlicheSportnutzunghatalseingetrenntvonMutterundKindlebenderbiologischerVater.6 DerTabak-undAlkoholkonsumbeiderEltern-teilewurdeineinerfrüherenVersionderAnaly-seebenfallseinbezogen.HierstelltensichaberkeineZusammenhängezumSporttreibendesKindesheraus,sodassdieseInformationenausGründenderÜbersichtlichkeitnichtindieend-gültigeAnalyseaufgenommenwurden

Tab. 1 ZusammensetzungderStichprobenachAlter,GeschlechtundWohnregion

Alter   Geschlecht   Wohnregion  

≤24Monate25–48Monate49–72Monate

23,5%28,0%

48,6%

JungeMädchen

49,4%50,6%

Westdeutsch-landOstdeutsch-land

76,8%

23,2%

Quelle: SOEP 2006 und 2008, eigene Berechnungen.

119Sportwissenschaft 2 · 2012  | 

Page 6: Sportliche Eltern, sportliche Kinder; Athletic parents, athletic children;

Migrationshintergrund7, Wohnort (Ost-/Westdeutschland) und die Anzahl der Geschwister im Haushalt. Die Berück-sichtigung dieser Merkmale ist wichtig, um den Einfluss der uns interessieren-den sozioökonomischen und Lebensstil-merkmale unverzerrt schätzen zu kön-nen. Wir verzichten allerdings auf eine detaillierte Diskussion ihrer Wirkungen. Weiterhin kann die Teilnahme an den Sportangeboten auch von sonstigen Frei-zeitaktivitäten des Kindes und von einem Kindergartenbesuch beeinflusst werden. Eltern steht nicht beliebig viel disponible Zeit zur Verfügung, in der sie ihr Kind zu organisierten Freizeitangeboten beglei-ten können. Zudem sind Sport- und Be-wegungsaktivitäten in zahlreichen Kin-dergärten ein integraler Bestandteil. El-tern könnten also davon ausgehen, dass

7 DerMigrationshintergrunddesKindesdürfterechtengsowohlmitdensozioökonomischenMerkmalenalsauchmitbestimmtenLebensstil-merkmalenderElternkorreliertsein.FamilienmitMigrationshintergrundgehöreninDeutsch-landimDurchschnittbesondershäufigzudenbildungs-undeinkommensarmenSchichten.DarüberhinausunterscheidensichdieseFami-lienaberoftauchkulturellvonderdeutschenBevölkerung–mandenkeanWerthaltungen,ReligionoderGeschlechterrollen.DieBerück-sichtigungdesMigrationshintergrundsdürfteinsofernunabhängigvonsozioökonomischenMerkmalenundLebensstilmerkmaleneinenzusätzlichenBeitragzurErklärungderUnter-schiedeimSporttreibenliefern.

ihre Kinder im Rahmen des Kindergar-tenbesuchs bereits ausreichende Anre-gungen für ihre motorische Entwicklung erhalten. Die Nutzung weiterer organi-sierter Freizeitaktivitäten und der Besuch einer Kindertagesstätte werden deshalb ebenfalls berücksichtigt.

Befunde

In einem ersten Schritt wird kurz berich-tet, wie viele Kinder organisierte Sport- und Bewegungsangebote nutzen und in-wieweit sich die Teilnahmequoten nach sozialen Gruppen unterscheiden. An-schließend werden die eben vorgestellten Annahmen zur sozialen Strukturierung der Teilnahme in einem multivariaten logistischen Regressionsmodell getestet.

Nutzungvon(früh-)kindlichenSport-undBewegungsangeboten

Insgesamt nehmen 41% der Vorschulkin-der an einem organisierten Sportangebot teil. Dabei hängt die Nutzung dieser An-gebote stark mit dem Alter der Kinder zu-sammen: Kleinkinder unter 2 Jahren neh-men nur sehr sporadisch am Kindersport teil, weil sie in ihrem Bewegungsrepertoire noch eingeschränkt und Sportangebote für sehr kleine Kinder selten sind. Ihre Betei-ligungsquote liegt bei 15%. Kinder, die äl-ter als 2 Jahre sind, nutzen die Sportange-bote deutlich häufiger: Bereits ein Drittel

der Kinder zwischen 24 und 36 Monaten nimmt an einem Angebot zur Sport- und Bewegungsförderung teil (32%); bis zum Alter von 6 Jahren steigt die Nutzung kon-tinuierlich auf etwa 60% an. Etwas mehr Mädchen als Jungen sind in die Kinder-sportangebote involviert (. Abb. 1).

Die Teilnahme an Sportangeboten va-riiert sowohl mit sozioökonomischen als auch mit Lebensstilmerkmalen der Eltern, wie bivariate Analysen zeigen (. Tab. 2). Die Zusammenhänge, die sich dabei zei-gen, entsprechen weitestgehend den ein-gangs vorgestellten Hypothesen. Mit steigendem Bildungsstand der Mutter, einem höheren Haushaltseinkommen und einer größeren Anzahl an Büchern im Haushalt erhöht sich signifikant der Anteil der Kinder, die Sport treiben. Gleiches gilt für Kinder von Eltern, die gesundheitsbewusst leben: Kinder, de-ren Eltern selbst regelmäßig aktiv Sport treiben, sind ebenfalls zu einem deutlich höheren Prozentsatz in den Kindersport-gruppen vertreten. Der Zusammenhang zwischen der Teilnahme am Kindersport und dem Ernährungsbewusstsein der El-tern ist bivariat allerdings eher schwach ausgeprägt, deutet aber zumindest in die erwartete Richtung.

Blickt man auf die soziodemographi-schen Merkmale, zeigen sich neben dem starken Alterseffekt zwei weitere beach-tenswerte Zusammenhänge: Es wird eine deutliche Prozentsatzdifferenz für Kinder mit bzw. ohne Migrationshin-tergrund sowie für Kinder aus Ost- bzw. Westdeutschland ausgewiesen. Für den Besuch einer Tagesbetreuungseinrich-tung bzw. die Teilnahme an anderen außerhäusigen Aktivitäten zeigen sich positive Zusammenhänge mit der Nut-zung von Kindersportangeboten. Kin-der, die einen Kindergarten besuchen oder einer anderen organisierten Frei-zeitaktivität nachgehen, treiben beson-ders oft Sport.

ErklärungvonUnterschiedeninderNutzungvonKindersportangeboten

In drei logistischen Regressionsanaly-sen wird nun geprüft, inwieweit die Teil-nahme an Sport- und Bewegungsaktivi-täten einer sozialen Strukturierung folgt

75

60

45

30

15

0

64

16

20 21

18

31

32 39

46

46

51

65

56

bis 6 Monate 6-12 Mo. 13-24 Mo. 25-36 Mo. 37-48 Mo. 49-60 Mo. 61-72 Mo.

Jungen

Mädchen

Abb. 18AnteilderJungenundMädchen,dieaneinem(früh-)kindlichenSport-undBewegungsan-gebotteilnehmen,differenziertnachdemAlterdesKindesinMonaten.(Quelle:SOEP2006und2008,eigeneBerechnungen)

120 |  Sportwissenschaft 2 · 2012

Hauptbeiträge

Page 7: Sportliche Eltern, sportliche Kinder; Athletic parents, athletic children;

(. Tab. 3). Modell 1 enthält neben den soziodemographischen Merkmalen der Kinder die sozioökonomischen Hinter-grundmerkmale der Eltern. Das erste Modell prüft insofern, inwieweit „har-te“ soziale Ungleichheiten die Teilnah-me der Kinder am Sport beeinflussen. In Modell 2 werden dann zusätzlich ge-sundheitsrelevante Lebensstilmerkmale der Eltern berücksichtigt. Diese Merk-male sind, wie wir argumentiert haben, den sozioökonomischen Merkmalen kausal nachgeordnet. Schließlich wird ein drittes Modell berechnet, in dem zu-

sätzlich der Kindergartenbesuch als un-abhängige Variable aufgenommen wird und nicht sportliche organisierte Aktivi-täten der Kinder (Musik, Malen, Eltern-Kind-Gruppen) berücksichtigt werden.8

8 IndenModellenweisenwirLogit-Koeffizien-tenaus,welchedieVeränderungdes(loga-rithmierten)Wahrscheinlichkeitsverhältnissesangeben,dasseinKindaneinemorganisiertenSportangebotteilnimmt.InunserenKommen-tierungengebenwiranStellederabstraktenLogit-KoeffizientenpunktuellWahrscheinlich-keitsveränderungenan,mitdenensichdieStär-kederEffekteleichterillustrierenlässt.

Soziodemographische Merkmale des KindesStarke Effekte werden in allen Modell-spezifikationen für das Alter und den Migrationshintergrund ausgewiesen: Äl-tere Kinder nehmen signifikant häufi-ger als jüngere Kinder am Kindersport teil und Kinder mit einem Migrations-hintergrund seltener als deutsche Kin-der. Die Unterrepräsentation von Mig-ranten im organisierten Sport ist also be-reits bei Kindern im Vorschulalter zu er-kennen. Darüber hinaus zeigt sich, dass die Sportangebote öfter von Kindern aus den alten Bundesländern genutzt werden als von Kindern aus den neuen Ländern. Zumindest der Tendenz nach nehmen Kinder mit weniger Geschwistern sowie Mädchen im Vergleich zu Jungen eher an den Sportangeboten teil. Beide Effek-te sind allerdings recht schwach und wer-den im Modell 3 nicht mehr als signifi-kant ausgewiesen.

Sozioökonomische Merkmale der ElternIm ersten Modell, das von den Eigen-schaften der Eltern nur die sozioöko-nomischen Merkmale enthält, bestäti-gen sich nahezu alle Annahmen, die wir vorab formuliert haben: Die Teilnahme der Kinder am Sport steigt signifikant, wenn die Eltern über größere ökono-mische und kulturelle Ressourcen ver-fügen: Mit höherer Bildung der Mutter, einem höheren Haushaltseinkommen und einer größeren Menge an Büchern im Haushalt steigt die Wahrscheinlich-keit, dass die Kinder (früh-)kindliche Sportangebote nutzen. Es wird deutlich, dass die Teilnahme von Vorschulkin-dern am Kindersport hypothesenkon-form wesentlich von der sozioökonomi-schen Stellung ihrer Eltern beeinflusst wird.9 Wie die weiteren Modellierungs-

9 Nimmtmanbeispielsweisean,dass25%allerKinderamKindersportteilnehmen,wennsiezumeinkommensschwächstenFünftelderBevölkerunggehören,imElternhauswenigerals50BücherzurVerfügungstehenunddieMutterformalniedriggebildetist,dannergibtsichlautModell1fürjeneKinder,dieineinemHaushaltaufwachsen,derzumeinkommens-stärkstenFünftelgehört,indemesvieleBüchergibtunddieMuttereinenakademischenAbschlusserworbenhat–ceterisparibus–eineentsprechendeWahrscheinlichkeitvon65%.

Tab. 2 ÜberblicküberdieNutzung(früh-)kindlicherSport-undBewegungsangebote

  Teilnah-me am Sport

  Teilnahme am Sport

Eigenschaften des Kindes Weitere Aktivitäten des Kindes

JungeMädchenCramers VOhneMigrationshintergrundMitMigrationshintergrundCramers VAlteBundesländerNeueBundesländerCramers V

38,4%42,7%0,04*

47,6%27,0%0,20***

44,1%28,7%0,13***

BesuchKindertagesstätte–keinBesuch–halbtags–ganztagsTau-bAndereaußerhäuslicheAktivitätKeineandereAktivitätCramers V

20,9%54,2%45,6%0,20***

61,0%

34,1%0,23***

Sozioökonomischer Hintergrund der Eltern

Lebensstilmerkmale der Eltern

AusbildungderMutter–keineBerufsausbildung–beruflicherAbschluss–HochschulabschlussTau-bErwerbstätigkeitderMutter–nichterwerbstätig–geringfügig,teilzeiterwerbstätig–vollzeiterwerbstätigTau-bHaushaltseinkommen–1.Fünftel(<11.658€)–2.Fünftel(11.658–14.795€)–3.Fünftel(14.796–18.454€)–4.Fünftel(18.455–24.237€)–5.Fünftel(>24.238€)Tau-bBezugstaatl.TransferleistungenKeinBezugvonTransferleistungenCramers VAnzahlderBücherimHaushalt–wenigerals50Bücher–50bis500Bücher–mehrals500BücherTau-b

21,1%43,6%51,6%0,18***

30,7%51,6%43,9%0,17***

23,0%31,6%43,8%48,2%56,4%0,22***

22,0%44,6%0,18***

31,1%52,2%58,1%0,19***

Mutter:sportlicheAktivität–treibtnieSport–seltenerals1-mal/MonatSport–mind.1-mal/MonatSport–mind.1-mal/WocheSportTau-bVater:sportlicheAktivität–treibtnieSport–seltenerals1-mal/MonatSport–mind.1-mal/MonatSport–mind.1-mal/WocheSportTau-bMutter:gesundeErnährung–achtetnichtaufErnährung–achtetz.T.aufErnährung–achtetsehraufErnährungTau-bVater:gesundeErnährung–achtetnichtaufErnährung–achtetz.T.aufErnährung–achtetsehraufErnährungTau-b

28,2%36,7%

44,7%56,8%0,22***

32,3%37,8%

43,9%52,0%0,15***

19,0%41,1%44,0%0,06**

30,3%43,5%40,7%0,06*

Quelle: SOEP 2006 und 2008, eigene Berechnungen. Assoziationsmaße (Cramers V, Kendalls Tau-b) sowie deren Signifikanz mit +p<0,10; *p<0,05; **p<0,01; ***p<0,001.

121Sportwissenschaft 2 · 2012  | 

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schritte aber zeigen, werden diese Effekte über den Lebensstil der Eltern vermittelt: Die Effekte des Haushaltseinkommens und der Bücheranzahl werden erheblich gedämpft und erweisen sich auch nicht

mehr als statistisch signifikant, wenn im Modell 2 gesundheitsbezogene Lebens-stilmerkmale der Eltern berücksich-tigt werden. Einzig das Bildungsniveau der Mutter behält auch unter Kontrol-

le des Lebensstils einen starken, signifi-kanten Effekt auf die Teilnahme der Kin-der an den Sportangeboten. Weiterhin ist festzuhalten, dass der Bezug staatli-cher Transfers keinen signifikanten ne-gativen Effekt auf die sportlichen Aktivi-täten des Kindes hat. Die damit einher-gehenden Nachteile sind offenbar – fast vollständig – in den Einkommensunter-schieden mit abgebildet.

Eine Vollzeiterwerbstätigkeit der Mutter hat – entgegen unserer Vermu-tung – keinen negativen Effekt auf die Sportchancen des Kindes. Die Teilnahme der Kinder am Kindersport wird vom Er-werbsstatus der Mutter nicht signifikant beeinflusst. Zumindest der Tendenz nach scheint sich eine Vollzeiterwerbstätigkeit leicht negativ, eine geringfügige oder Teilzeiterwerbstätigkeit hingegen leicht positiv auf die Teilnahmechance auszu-wirken. Beide Effekte passen zu unserer Argumentation, lassen sich aber nicht gegen den Zufall absichern.

Lebensstilmerkmale der ElternIm zweiten Modell werden zusätzlich zwei gesundheitsrelevante Lebensstil-merkmale aufgenommen: das Sport-treiben und das Ernährungsbewusstsein beider Eltern. Für die sportlichen Akti-vitäten ergeben sich die postulierten Zu-sammenhänge: Treiben Mutter und Va-ter regelmäßig (mindestens 1-mal pro Woche) Sport, steigt die Chance erheb-lich, dass auch die Kinder am Kinder-sport teilnehmen. Geht man davon aus, dass 30% aller Kinder an (früh-)kindli-chen Sportangeboten teilnehmen, deren Eltern beide keinen Sport treiben, dann ergibt sich – unter sonst gleichen Bedin-gungen – auf Basis des zweiten Modells eine Wahrscheinlichkeit von 59% für je-ne Kinder, deren Eltern beide regelmä-ßig selbst Sport treiben.10 Damit gehört

10WirhabenfürdieseBerechnungeineWahr-scheinlichkeitfürdieTeilnahmeamKinder-sportfürdieReferenzgruppe(hier:Kinder,derenElternbeidekeinenSporttreiben)festgelegt,diemit30%inetwarealistischangesetztist(vgl.dazuauch. Tab. 2).NachdieservonunsgetroffenenFestlegunglässtsichaufBasisderLogit-KoeffizientenimModell2dieWahrschein-lichkeitschätzen,mitdereinKindamKinder-sportteilnimmt,wennbeideElternteileselbstmindestenseinmalinderWocheSporttreiben.DieseWahrscheinlichkeitliegtdannbei59%.

Tab. 3 ErklärungsmodellzurNutzung(früh-)kindlicherSport-undBewegungsangebote

  Teilnahme am Kindersport (n=1484)

  Modell 1 Modell 2 Modell 3

Eigenschaften des Kindes

Mädchen 0,24* 0,21+ 0,19

AlterdesKindes(Monate) 0,04*** 0,04*** 0,03***

KindmitMigrationshintergrund −0,65*** −0,56*** −0,49**

WohnortalteBundesländer 0,74*** 0,65*** 0,75***

AndereKinderimHaushalt −0,18* −0,17* −0,11

Sozioökonomische Hintergrundmerkmale

AusbildungMutter(Ref.:keineAusbildung)–MutterhatberuflichenAbschluss–MutterhatHochschulabschluss

0,41**

0,80***0,39*

0,70***0,38*

0,67***

ErwerbstätigkeitMutter(Ref.:nichterwerbstätig)–Mutteristvollzeiterwerbstätig–Mutteristteilzeit-/geringfügigerwerbstätig

−0,170,21

−0,200,17

−0,180,15

Haushaltsnettoeinkommen(Ref.:1.Fünftel)–2.Fünftel(11.658–14.795€)–3.Fünftel(14.796–18.454€)–4.Fünftel(18.455–24.237€)–5.Fünftel(>24.238€)

0,050,250,400,53*

0,030,180,280,36

−0,060,070,190,15

BezugstaatlicherTransferleistungen −0,22 −0,14 −0,10

BücherimHaushalt(Ref.:bis50Bücher)–50bis500BücherimHH–Mehrals500BücherimHH

0,37*

0,140,29+

0,110,23−0,01

Lebensstilmerkmale der Eltern

SportlicheAktivität(Ref.:machtnieSport)–Mutterseltenerals1-mal/MonatSport–Muttermind.1-mal/MonatSport–Muttermind.1-mal/WocheSport–Vaterseltenerals1-mal/MonatSport–Vatermind.1-mal/MonatSport–Vatermind.1-mal/WocheSport

0,210,44+

0,81***

0,040,080,39*

0,190,45+

0,76***

0,010,090,39*

Ernährungsbewusstsein(Ref.:gibtnichtAcht)–MutterachtetsehraufgesundeErnährung–MutterachtetzumTeilaufgesundeErnährung–VaterachtetsehraufgesundeErnährung–VaterachtetzumTeilaufgesundeErnährung

−0,26−0,200,040,13

−0,23−0,150,150,05

Weitere Aktivitäten des Kindes

BesuchKindertagesstätte(Ref.:keinKita-Besuch)–HalbtagsinKita–GanztagsinKita

0,57*

0,57*

AndereaußerhäusigeAktivität(außerSport) 0,95***

Pseudo-R2 (nach McFadden) 0,17 0,20 0,23

Quelle: SOEP 2006 und 2008, eigene Berechnungen. Angegeben sind Logit-Koeffzienten. Signifikanzangaben: +p<0,10; *p<0,05; **p<0,01; ***p<0,001.

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Hauptbeiträge

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die sportliche Aktivität der Eltern zu den stärksten Einflussfaktoren, durch die sich eine Teilnahme von Kindern am Kinder-sport erklären lässt. Die sportlichen Ak-tivitäten der Mutter sind offenbar wichti-ger als das Sporttreiben des Vaters: Müt-ter sind für kleine Kinder die wichtige-re Bezugsperson und haben damit größe-re Vorbildfunktion, weil sie in den meis-ten Familien mehr Zeit als die Väter mit den Kindern verbringen. Insofern ist der stärkere mütterliche Einfluss plausibel.

Das Bewusstsein für eine gesunde Er-nährung als Indikator für einen gesund-heitsbewussten Lebensstil scheint – ent-gegen der Hypothese – für das Sporttrei-ben der Kinder nicht relevant zu sein, denn es ergeben sich keine konsistenten, signifikanten Zusammenhänge.

Weitere Aktivitäten des KindesFür den Besuch einer Kindertagesstät-te und die Teilnahme an anderen, nicht-sportlichen Aktivitäten ergeben sich star-ke, positive Zusammenhänge. Der halb- oder ganztägige Besuch einer Kinderta-gesstätte führt nicht dazu, dass die Kin-der weniger oft an außerhäusigen Sport-angeboten teilnehmen. Im Gegenteil: Die Wahrscheinlichkeit einer Teilnah-me steigt signifikant. Dies gilt ebenso für andere organisierte Aktivitäten in Mu-sik-, Mal- oder Eltern-Kind-Gruppen, was darauf schließen lässt, dass es be-sonders aktive Kinder (bzw. aktive El-tern) gibt, die an mehreren organisierten Aktivitäten teilnehmen. Statt davon aus-zugehen, dass unterschiedliche Angebo-te um die (knappe) Zeit der Kinder (bzw. ihrer Eltern) konkurrieren, ist vielmehr von einer Koexistenz von Freizeitorten und organisierten Freizeitaktivitäten aus-zugehen. Legt man die Teilnahmewahr-scheinlichkeit am Kindersport für ein Kind, das keine weiteren außerhäusigen Angebote nutzt, auf 30% fest, würde sich unter Konstanz aller weiteren Merkmale eine Wahrscheinlichkeit von 53% für je-ne Kinder ergeben, die mindestens einer nichtsportlichen organisierten Aktivität nachgehen.

Modell 3 erreicht eine sehr gute Mo-dellgüte (Pseudo-R2=0,23), was darauf schließen lässt, dass wir substanzielle Einflussfaktoren auf die Teilnahme am

Kindersport abbilden konnten.11 Das Al-ter des Kindes und die sportlichen Ak-tivitäten der Eltern sind die erklärungs-stärksten Merkmale. Die sozioökonomi-schen Lebensbedingungen wirken da-gegen vornehmlich im Hintergrund: Ihr Einfluss wird, wie der Vergleich der Mo-delle 1 und 2 nahelegt, weitestgehend über das Sporttreiben der Eltern vermit-telt.

Resümee

In unserem Beitrag haben wir die Teilnah-me von Vorschulkindern an organisierten Sport- und Bewegungsangeboten unter-sucht und dabei insbesondere soziale Un-gleichheiten in den Blick genommen. Was für andere Altersgruppen, insbesondere für Schulkinder und Jugendliche, bereits belegt ist, gilt demnach auch für Vorschul-kinder: Kinder aus bildungs- und einkom-mensarmen Familien nehmen seltener an organisierten Sportangeboten teil als al-tersgleiche Kinder aus sozial privilegier-ten Familien. Sportengagements werden also über familiäre Sozialisationsprozes-se vererbt. Die Eltern sind dabei die ent-scheidenden Impulsgeber: Wenn 2- und 3-Jährige, aber auch 6-Jährige am organi-sierten Sport teilnehmen, erklärt sich das nicht nur aus den eigenen Wünschen und Bedürfnissen der Kinder, sondern viel-mehr aus den Einstellungen und Wert-haltungen der Eltern zum Sport und zur Bewegung sowie aus den Ressourcen, die sie in die Bewegungsförderung ihrer Kin-der investieren. In unserer Analyse haben wir diesen Erklärungszusammenhang ge-prüft und konnten dabei wesentliche Aus-sagen empirisch untermauern. Sozioöko-nomische Hintergrundbedingungen sind direkt und indirekt mit der Nutzung von Kindersportangeboten verkoppelt: Sozial privilegierte, bildungs- und einkommens-starke Eltern sind häufiger selbst sport-lich aktiv und sportlich aktive Eltern re-gen ihre Kinder häufiger dazu an, Sport zu treiben bzw. melden sie öfter in orga-

11WirddasPseudo-R2inderVersionvonMcFad-denberechnet,sozeigenbereitsWerteüber0,2einesehrguteAnpassungdesModellsan.DasPseudo-R2nimmt–beigleicherModellgüte–wesentlichniedrigereWerteanalsderDetermi-nationskoeffizientimlinearenRegressionsmo-dell(vgl.Urban,1993,S.62).

nisierten Kindersportgruppen an. Kin-der, die in diesen Gruppen früh in ihrer motorischen Entwicklung gefördert wer-den, dürften auch nach dem Eintritt in die Schule öfter Sport treiben und auch am Schulsport größeren Gefallen finden.

Die Ergebnisse besitzen auch sozial-politische Relevanz. Im organisierten Kindersport sind jene Kindergruppen unterrepräsentiert, die allgemein als be-nachteiligt gelten: Kinder aus bildungs-fernen und ärmeren Sozialschichten so-wie Kinder aus Migrantenfamilien. Der Kindersport ist damit kein Handlungs-feld, das besonders offen ist und insofern prädestiniert dafür wäre, bestehende so-ziale Ungleichheiten zumindest stückwei-se abzubauen. Stattdessen ist die Teilnah-me am Kindersport sozial selektiv: Die be-kannten und zu erwartenden Muster zei-gen sich bereits bei Kindern unter 6 Jah-ren. Weil diese Kinder aus sozial benach-teiligten Familien in ihren Sport- und Be-wegungsgelegenheiten weniger stark ge-fördert werden, dürften ihnen wichti-ge Impulse für ihre motorische Entwick-lung und möglicherweise auch, wie ange-nommen wird, für ihre Persönlichkeits-entwicklung vorenthalten bleiben. In die-sem Zusammenhang ist allerdings be-merkenswert, dass Kinder aus Haushal-ten, die Transferleistungen wie Arbeits-losengeld II erhalten, nicht allein deswe-gen weniger häufig sportlich aktiv sind. Es scheint also keine „Hartz-IV-Kultur“ zu geben, die die Kinder vom Sport abhält.

Damit die Angebote zur kindlichen Sport- und Bewegungsförderung in einem etwa gleichen Umfang von allen Bevölke-rungsgruppen genutzt werden können, scheinen sozialpolitische Interventionen in mehrerer Hinsicht angeraten: Die di-rekten und indirekten Kosten, die durch eine Teilnahme entstehen, treffen ärme-re Familien besonders stark. Amerikani-sche Interventionsstudien konnten nach-weisen, dass bei armen Familien eine Er-höhung des Haushaltseinkommens zu einer stärkeren Beteiligung der Kinder an organisierten Sport- und Freizeitaktivi-täten führte (vgl. Bos et al., 1999, S. 202). Auf der anderen Seite existieren auch kul-turelle Zugangsschwellen für Kinder aus sozial benachteiligten Familien, durch die eine Teilnahme am Kindersport be- oder verhindert werden kann. Es ist zu vermu-

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ten, dass Sport in diesen Familien als we-niger relevant für kindliche Entwicklungs-prozesse erachtet wird; die regelmäßige, strukturierte und angeleitete Ausübung von Bewegung und Sport in organisierten Kontexten als weniger wichtig angesehen wird; oder auch die Begleitung der Kinder zum Sport und die Unterstützung beim Sport als mühevoll und unbequem erlebt werden. Eltern dürften auf Bewegung und Sport eher achten und Unterstützung eher aufbringen, wenn sie selbst sportlich ak-tiv sind, sportlicher Betätigung einen ho-hen subjektiven Wert beimessen und dies regelmäßig am eigenen Leib spüren und erleben. Darüber hinaus hat der Besuch einer Kindertagesstätte positive Auswir-kungen auf die sportlichen Aktivitäten der Kinder (vgl. Schmiade & Spieß, 2010). Mit dem Ausbau von Kindertageseinrichtun-gen dürften sich nachteilige familiäre Ein-flüsse insofern ein Stück weit kompensie-ren lassen.

Zum Schluss sei auf die weiteren Ana-lysemöglichkeiten hingewiesen, die eine Längsschnittstudie wie das SOEP bie-tet: Für die hier untersuchten Kinder lie-gen die Informationen über außerhäusi-ge sportliche Aktivität auch für 2010 wie-der vor.12 Zudem werden in zweijähri-gem Rhythmus in spezifischen, altersan-gepassten Kinderfragebögen Informatio-nen über Entwicklungsstand und Akti-vitäten der Kinder erhoben. Die Kinder aus SOEP-Haushalten werden als Jugend-liche selbst zu Befragungspersonen und geben dann Auskunft über Art und Um-fang ihrer sportlichen Aktivitäten – da-mit können die heutigen Vorschulkinder in ihrem Entwicklungsprozess beobach-tet werden. Es lassen sich also nicht nur die soziale Vererbung von Sportengage-ments, sondern auch das Sporttreiben im Lebenslauf analysieren.

12Prinzipiellwäreauchfürdiehieruntersuch-tenVorschulkindereinelängsschnittlicheAnaly-sedenkbar,diebeispielsweisePrävalenzenundUrsachenvonTransitionenzwischenSportundNicht-Sportuntersucht.ImhierverwendetenDatensatzistdieFallzahlderjenigenKinder,fürdieinbeidenErhebungsjahrendieInformatio-nenzumorganisiertenSporttreibenvorliegen,fürentsprechendemultivariateAnalysenaberdeutlichzuniedrig.

Fazit

Der Beitrag hat gezeigt, dass die Teilnah-me von Vorschulkindern am Kindersport sozial selektiv ist. Kinder aus privilegier-ten Elternhäusern, deren Eltern selbst häufiger Sport treiben, sind mit größe-rer Wahrscheinlichkeit in Kindersport-gruppen vertreten. Es ist sicherlich wün-schenswert, Angebote zur Sport- und Be-wegungsförderung stärker für Kinder aus weniger privilegierten Familien zu öff-nen. Hierfür wären zum einen die finan-ziellen Zugangsschwellen zu senken, und zwar nicht nur für die Kinder, sondern auch für deren Eltern: Könnten letztere stärker in den Sport eingebunden wer-den, würden sie damit zugleich auch als sportliche Vorbilder für ihre Kinder fun-gieren. Zum anderen dürften statt finan-zieller Transferleistungen insbesonde-re solche sozialstaatlichen Leistungspa-kete wirksam sein, die direkt auf die Kin-der abzielen, wie z. B. Gutscheine. Die-se Realtransfers sollten nach Möglichkeit aber nicht strikt an den Bezug von Sozial-leistungen gekoppelt sein, da schon ein niedriges Einkommen per se (vermittelt über die geringere Sportaktivität der El-tern) zu einer geringeren Sportteilnahme der Kinder führen kann.

Korrespondenzadressen

Nicole SchmiadeDeutschesZentrumfürAltersfragen,ForschungsdatenzentrumDeutscherAlterssurvey(FDZ-DEAS)Manfred-von-Richthofen-Str.2,[email protected]

Dr. Michael MutzInstitutfürSoziologie,FreieUniversitätBerlinGarystr.55,[email protected]

Interessenkonflikt. DiekorrespondierendenAuto-rengebenan,dasskeinInteressenkonfliktbesteht.

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124 |  Sportwissenschaft 2 · 2012

Hauptbeiträge

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Die wirtschaftliche Bedeutung von Sport

DasBundesministeriumfürWirtschaftund

TechnologiehatinKooperationmitder

JohannesGutenberg-UniversitätMainz

eineStudiezumUmfangvonWerbung,

SponsoringundMedienrechtenimSport

inDeutschlanderstellenlassen.DieStudie

zeigt,dassderSpitzen-undBreitensportim

BereichWerbung,SponsoringundMedien-

rechteinderdeutschenVolkswirtschaft

einebedeutendeRollespielt,unterande-

rembelegtdurcheinAusgaben-Gesamt-

volumenfürdieseBereichevonrund5,5

MilliardenEuroimJahr2010.

IneinerweiterenStudiezum„Wirtschafts-

faktorSportinDeutschland“wurdedie

NachfragenachSportgüternund–dienst-

leistungenanalysiert.Dashierzugrunde

gelegteKonsummusteraktiverSportler

beinhaltetnebenAusgabenfürSportklei-

dung,Vereinsbeiträgen,Versicherungen,

Sportnahrungsmittelnundeigenfinan-

zierteTrainingsauchAusgabenfürdie

individuelleOrganisationdesSportsoder

Fahrtkosten.AußerdemwurdederKonsum

vonSportinteressiertenermittelt,deru.a.

Spenden,Eintrittsgelder,denErwerbvon

Fanartikeln,Sportwettenoderauchdie

BuchungvonPayTV-Sportprogrammen

beinhaltet.DieStudiezeigt,dassderaktive

SportkonsumimJahr2010beirund78

MilliardenEurolagundderSportkonsum

Passiverbeiknapp10MilliardenEuro.

EinemomentanlaufendedritteStudieer-

hebtdieInvestitionenindenSportstätten-

bauundderenUnterhaltung.DieStudien

sollenzueinemvonderEUerwarteten

ExtrakontensystemderVolkswirtschaft-

lichenGesamtrechnungführen,demsoge-

nannten„SatellitenkontoSport“.Diesessoll

dieBestimmungdervolkswirtschaftlichen

EffektedesSportsfürDeutschlandunddie

EUermöglichen.

Quelle:

Johannes Gutenberg-Universität Mainz,

www.uni-mainz.de

Fachnachrichten

125Sportwissenschaft 2 · 2012  |