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12 Wiener Spracblätter September 2016 1. Spanisch Die spanische Sprache entwickelte sich aus dem romanischen Dialekt Kastiliens und verbreitete sich im Zuge der Reconquista, der mehrere Jahrhunderte dauernden christlichen Wiedererobe- rung der Iberischen Halbinsel von den muslimischen Mauren (einem Mischvolk aus Arabern und Berbern), vom Norden bis an die Südküste. Die Sprache (Eigenbezeichnung español) wird daher auch „Kastilisch“ (spanisch castellano) genannt, und zwar vor allem dann, wenn es um die Unterscheidung zu den anderen Sprachen der Halbinsel geht, zuweilen aber auch in Hispanoame- rika, um sich gegenüber der einstigen Kolonialmacht Spanien abzugrenzen. Nach der Vollendung der Reconquista mit der Er- oberung des maurischen Emirats von Granada 1492 dehnte sich die Sprache weiter nach Osten und Westen aus und umfaßt heute den größten Teil der Halbinsel. Während der jahrhundertelangen Herrschaſt der Mauren drangen viele arabische Wörter ins Spanische ein und bilden einen wichtigen Teil des Wortschatzes: vor allem Wörter, die mit al- beginnen, dem arabischen Artikel, wie z.B. almacén = Lagerhaus, (in Hispanoamerika) Lebensmittelgeschäſt, alcázar = Burg, Festung, álgebra = Algebra, alfombra = Teppich, aber auch aceite = Öl, aceituna = Olive, azafata = Stewardess oder Wörter wie ¡olé! = bravo, gut gemacht! und ¡ojalá! = hoffentlich! wenn nur …! (In beiden Wörtern steckt „Allah“, die genaue Etymologie ist nicht ganz geklärt, ¡ojalá! kommt wahrscheinlich nicht von in sha’a Allah = wenn Gott will, sondern von law sha‘a Allah = wenn Gott wollte.) Durch die Eroberung Amerikas (bis zur Unabhängigkeit der hispanoamerikanischen Staaten Privatbesitz der spanischen Krone) dehnte sich die spanische Sprache über den halben Kon- tinent aus, von Kalifornien bis Feuerland, und ist heute die Mut- tersprache von 330 Mio. Menschen. Damit kommt Spanisch zah- lenmäßig nach Mandarin-Chinesisch, Hindi-Urdu und Englisch weltweit an vierter Stelle. Wenn man die Fremdsprachler mit ein- rechnet, kommt Spanisch mit 420 Mio. Sprechern nach Englisch, Mandarin-Chinesisch und Hindi-Urdu ebenfalls an vierter (und Deutsch mit 185 Mio. Mutter- und Fremdsprachlern an zehnter) Stelle. In den USA allein gibt es 45 Mio. Sprecher, damit liegen die USA nach Mexiko und vor Kolumbien und Spanien an zweiter Stelle. Spanisch ist u. a. Amtssprache in den Vereinten Nationen, in der Organisation Amerikanischer Staaten und in der Europä- ischen Union. In den verschiedenen spanischsprachigen Ländern gibt es zahlreiche Varietäten, Unterschiede gibt es vor allem im Voka- bular, aber auch geringfügig in Grammatik und Aussprache. Ein Hauptunterschied zwischen Spanien und ganz Hispanoamerika ist die Aussprache des c vor e und i und des z: in Spanien wie th in englisch thief, in Hispanoamerika wie ß. In Spanien ist der Unter- schied zwischen cena = Abendessen und Sena = Seine (Fluß, der Paris durchquert) hörbar, in Hispanoamerika nicht. 2. Katalanisch Katalanisch (Eigenbezeichnung català, spanisch catalán) ist eine eigenständige romanische Sprache, die im Osten der Iberi- schen Halbinsel von etwa 12 Mio. Menschen gesprochen wird, nicht nur in der Autonomen Region Katalonien, wo es neben Spanisch Amtssprache ist, sondern auch in der südlich angren- zenden Autonomen Gemeinschaſt Valencia, wo die valenciani- sche Varietät des Katalanischen neben Spanisch Amtssprache ist, auf den Balearen, im südfranzösischen Département Pyrénées- Orientales (Region Languedoc-Roussillon) mit der Hauptstadt Perpignan sowie in der italienischen Stadt Alghero auf Sardinien. Im Zwergstaat Andorra ist Katalanisch alleinige Amtssprache. Die Sprecheranzahl macht deutlich, daß Katalanisch nicht unbedeutend ist, denn 14 europäische Sprachen haben weniger Sprecher, wie beispielsweise Dänisch, Finnisch oder Norwegisch. Katalanisch befindet sich zwischen Spanisch und Französisch, nächster Verwandter ist Provenzalisch/Okzitanisch. In vielen Fällen steht Katalanisch dem Französischen näher als dem Spa- nischen, z. B.: katalanisch französisch spanisch Ausgang sortida sortie salida Käse formatge fromage queso Apfel (Äpfel) poma (pomes) pomme(s) manzana(s) Bett llit lit cama blau blau bleu azul Manchmal geht das Katalanische unabhängig vom Spanischen und Französischen eigene Wege, z. B.: katalanisch französisch spanisch schließen tancar fermer cerrar Hund gos chien perro Bub noi garçon chico Trinkglas got verre vaso Vom 13. bis zum 15. Jahrhundert gab es eine Blütezeit des Ka- talanischen. Durch die Heirat der „Katholischen Könige“ Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón 1469 vereinigten sich die Kronen von Kastilien und Aragón (zu letzterer gehörte Sprachen in Spanien Oswald Soukop

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1 . S p a n i s c hDie spanische Sprache entwickelte sich aus dem romanischen

Dialekt Kastiliens und verbreitete sich im Zuge der Reconquista, der mehrere Jahrhunderte dauernden christlichen Wiedererobe-rung der Iberischen Halbinsel von den muslimischen Mauren (einem Mischvolk aus Arabern und Berbern), vom Norden bis an die Südküste. Die Sprache (Eigenbezeichnung español) wird daher auch „Kastilisch“ (spanisch castellano) genannt, und zwar vor allem dann, wenn es um die Unterscheidung zu den anderen Sprachen der Halbinsel geht, zuweilen aber auch in Hispanoame-rika, um sich gegenüber der einstigen Kolonialmacht Spanien abzugrenzen. Nach der Vollendung der Reconquista mit der Er-oberung des maurischen Emirats von Granada 1492 dehnte sich die Sprache weiter nach Osten und Westen aus und umfaßt heute den größten Teil der Halbinsel.

Während der jahrhundertelangen Herrscha� der Mauren drangen viele arabische Wörter ins Spanische ein und bilden einen wichtigen Teil des Wortschatzes: vor allem Wörter, die mit al- beginnen, dem arabischen Artikel, wie z.B. almacén = Lagerhaus, (in Hispanoamerika) Lebensmittelgeschä� , alcázar = Burg, Festung, álgebra = Algebra, alfombra = Teppich, aber auch aceite = Öl, aceituna = Olive, azafata = Stewardess oder Wörter wie ¡olé! = bravo, gut gemacht! und ¡ojalá! = ho� entlich! wenn nur …! (In beiden Wörtern steckt „Allah“, die genaue Etymologie ist nicht ganz geklärt, ¡ojalá! kommt wahrscheinlich nicht von in sha’a Allah = wenn Gott will, sondern von law sha‘a Allah = wenn Gott wollte.)

Durch die Eroberung Amerikas (bis zur Unabhängigkeit der hispanoamerikanischen Staaten Privatbesitz der spanischen Krone) dehnte sich die spanische Sprache über den halben Kon-tinent aus, von Kalifornien bis Feuerland, und ist heute die Mut-tersprache von 330 Mio. Menschen. Damit kommt Spanisch zah-lenmäßig nach Mandarin-Chinesisch, Hindi-Urdu und Englisch weltweit an vierter Stelle. Wenn man die Fremdsprachler mit ein-rechnet, kommt Spanisch mit 420 Mio. Sprechern nach Englisch, Mandarin-Chinesisch und Hindi-Urdu ebenfalls an vierter (und Deutsch mit 185 Mio. Mutter- und Fremdsprachlern an zehnter) Stelle. In den USA allein gibt es 45 Mio. Sprecher, damit liegen

die USA nach Mexiko und vor Kolumbien und Spanien an zweiter Stelle. Spanisch ist u. a. Amtssprache in den Vereinten Nationen, in der Organisation Amerikanischer Staaten und in der Europä-ischen Union.

In den verschiedenen spanischsprachigen Ländern gibt es zahlreiche Varietäten, Unterschiede gibt es vor allem im Voka-bular, aber auch geringfügig in Grammatik und Aussprache. Ein Hauptunterschied zwischen Spanien und ganz Hispanoamerika ist die Aussprache des c vor e und i und des z: in Spanien wie th in englisch thief, in Hispanoamerika wie ß. In Spanien ist der Unter-schied zwischen cena = Abendessen und Sena = Seine (Fluß, der Paris durchquert) hörbar, in Hispanoamerika nicht.

2 . K a t a l a n i s c h

Katalanisch (Eigenbezeichnung català, spanisch catalán) ist eine eigenständige romanische Sprache, die im Osten der Iberi-schen Halbinsel von etwa 12 Mio. Menschen gesprochen wird, nicht nur in der Autonomen Region Katalonien, wo es neben Spanisch Amtssprache ist, sondern auch in der südlich angren-zenden Autonomen Gemeinscha� Valencia, wo die valenciani-sche Varietät des Katalanischen neben Spanisch Amtssprache ist, auf den Balearen, im südfranzösischen Département Pyrénées-Orientales (Region Languedoc-Roussillon) mit der Hauptstadt Perpignan sowie in der italienischen Stadt Alghero auf Sardinien. Im Zwergstaat Andorra ist Katalanisch alleinige Amtssprache.

Die Sprecheranzahl macht deutlich, daß Katalanisch nicht unbedeutend ist, denn 14 europäische Sprachen haben weniger Sprecher, wie beispielsweise Dänisch, Finnisch oder Norwegisch.

Katalanisch be� ndet sich zwischen Spanisch und Französisch, nächster Verwandter ist Provenzalisch/Okzitanisch. In vielen Fällen steht Katalanisch dem Französischen näher als dem Spa-nischen, z. B.:

katalanisch französisch spanisch

Ausgang sortida sortie salidaKäse formatge fromage quesoApfel (Äpfel) poma (pomes) pomme(s) manzana(s)Bett llit lit camablau blau bleu azul

Manchmal geht das Katalanische unabhängig vom Spanischen und Französischen eigene Wege, z. B.:

katalanisch französisch spanischschließen tancar fermer cerrarHund gos chien perroBub noi garçon chicoTrinkglas got verre vaso

Vom 13. bis zum 15. Jahrhundert gab es eine Blütezeit des Ka-talanischen. Durch die Heirat der „Katholischen Könige“ Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón 1469 vereinigten sich die Kronen von Kastilien und Aragón (zu letzterer gehörte

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Katalonien), wobei Kastilien von Anfang an dominierte. Da-durch wurde das Katalanische als Literatursprache durch das Ka-stilische (Spanische) verdrängt, blieb aber als Rechts-, Amts- und Umgangssprache weiterhin lebendig. Nach Ende des Spanischen Erbfolgekriegs (1701 – 1714) betrieben die Bourbonenkönige die Entwicklung eines zentralistischen Staates, Spanisch wurde als Amts- und Unterrichtssprache festgelegt und � eaterstücke auf Katalanisch wurden verboten. Das 18. Jahrhundert gilt deshalb als Tiefpunkt der katalanischen Sprache, als Zeit der Decadèn-cia. Erst mit der Romantik im 19. Jahrhundert gab es einen Auf-schwung, Renaixença („Wiedergeburt“) genannt. In den 1930er Jahren erlebte das Katalanische eine Blüte, die durch den Spani-schen Bürgerkrieg und den Sieg der nationalistischen und zen-tralistischen Franco-Diktatur jäh zerstört wurde. Katalanisch wurde unterdrückt und verboten. Orts- und Personennamen wurden hispanisiert. In den 1960er Jahren erhielt Katalanisch in der Kirche (vor allem im Kloster Monserrat) wieder mehr Raum. Seit dem Tod Francos 1975 wird das Katalanische, das durch die Unterdrückung viel an Boden verloren hatte, intensiv gefördert, die Hispanisierungen wurden zurückgenommen. Katalonien er-hielt 1979 ein Autonomiestatut, in dem Katalanisch und Spanisch als gleichberechtigte Amtssprachen festgelegt sind. 2006 wurde ein neues Autonomiestatut verabschiedet, in dem Katalonien (mit 7,5 Mio. Einwohnern nur wenig kleiner als Österreich) als „Nation“ bezeichnet wird. 2012 gab es eine Massendemonstra-tion für die Unabhängigkeit, bei einer ino� ziellen Volksbefra-gung 2014 sprachen sich 80 % für die Unabhängigkeit aus. Bisher ist es aber nicht zu einer Abtrennung Kataloniens (32.091 km²) von Spanien (46,4 Mio Ew., 505.970 km²) gekommen.

3 . G a l i c i s c h

Galicisch (Eigenbezeichnung galego, spanisch gallego) wird im Nordwesten Spaniens gesprochen, und zwar in der Autonomen Region Galicien (2,7 Mio. Einwohner, 29.574 km²) und einigen angrenzenden Gebieten.

Ursprünglich bildete Galicisch mit Portugiesisch eine Einheit, die Sprache wurde Galicisch-Portugiesisch (galego-portugués) genannt und erlebte im Hochmittelalter eine Blütezeit: Die galicisch-portugiesische Troubadourlyrik gilt als eine der be-deutendsten europäischen Literaturen der damaligen Zeit. Nach der Abspaltung Portugals im Jahr 1143 entfernte sich das Portu-giesische von der Sprache des Nordens, und mit der Herausbil-dung eines spanischen zentralistischen Staates unter kastilischer Herrscha� wurde Kastilisch (Spanisch) einzige o� zielle Spra-

che. Galicisch erlebte einen Niedergang und war vom 16. bis 18. Jahrhundert (os séculos escuros = „die dunklen Jahrhunderte“) fast verschwunden. Ab dem 19. Jahrhundert (rexurdimento = „Wiedergeburt“) wurde es wieder entdeckt und gep� egt, jedoch während der Franco-Diktatur (so wie Katalanisch) verboten, obwohl Franco in Galicien geboren war. Nach dem Tod Francos wurde mit der Verfassung von 1978, dem Autonomiestatut von 1981 und dem „Gesetz zur sprachlichen Normalisierung“ von 1983 Galicisch in der Autonomen Region Galicien als Amts-sprache mit Spanisch gleichgestellt.

Lange Zeit gab es Meinungsverschiedenheiten, ob Galicisch eine eigenständige Sprache oder ein portugiesischer Dialekt sei. Heute betrachtet man es ziemlich einhellig als eigenständige Sprache, nicht nur wegen des Abstands zu Portugiesisch, son-dern auch im Hinblick auf seinen autonomen Sprachausbau und das Autonomiestatut der Region. (Das Verhältnis zwischen Gali-cisch und Portugiesisch kann man vielleicht mit dem Verhältnis zwischen Mazedonisch und Bulgarisch vergleichen.) Auf mich wirkt Galicisch wie ein spanisch ausgesprochenes Portugiesisch, vor allem fehlen die für das Portugiesische typischen Nasalvoka-le. Meist deckt sich das Vokabular mehr oder minder mit Por-tugiesisch, wie z. B. Fenster = spanisch ventana = portugiesisch janela = galicisch xanela, Gasse, Straße = spanisch calle = portu-giesisch und galicisch rua (vgl. französisch rue). Manchmal gibt es größere Unterschiede, wie z. B. Bäuerin = spanisch campesina = portugiesisch camponesa = galicisch labrega.

4 . L a d i n o

Die Nachkommen der 1492 aus Spanien vertriebenen Juden sprechen eine Sprache mit mehreren Namen: Ladino (nicht zu verwechseln mit dem Ladinischen in Südtirol), Judenspanisch, Spaniolisch oder Sephardisch (Sfarad ist seit dem Mittelalter die hebräische Bezeichnung für die Iberische Halbinsel). Die Eigen-bezeichnungen lauten djudeo-espanyol (spanisch judeo-español) oder djudezmo (von spanisch judaísmo = Judentum), und eine vom Aussterben bedrohte Varietät in Nordmarokko und den spa-nischen Exklaven Ceuta und Melilla heißt Hakitía. Diese Sprache wird heutzutage vor allem in Israel sowie in Istanbul, Saloniki

(� essaloniki) und in den USA gesprochen. Früher gab es auch Gemeinden in verschiedenen Städten des Balkans, in Kairo und Alexandrien, sowie in Am-sterdam, Hamburg und London. Judenspanisch war die Mutter-sprache des Literaturnobelpreis-trägers Elias Canetti (geb. 1905 in Russe, Bulgarien, gest. 1994 in Zürich), erst mit sieben Jah-ren lernte er in Wien Deutsch.

Man kann das Verhältnis von Judenspanisch zu Spanisch mit dem von Jiddisch zu Deutsch vergleichen. (Das heutzutage fast ausgestorbene Westjiddisch hieß früher „Judendeutsch“, darüber schrieb Johann Wolfgang von Goethe in „Dichtung und Wahr-heit“.) Jedoch haben sich Jiddisch (in der ostjiddischen Weiter-entwicklung) und Deutsch in der Grammatik und im Wortschatz verhältnismäßig weit voneinander entfernt, während Judenspa-nisch und Spanisch sich weniger gravierend unterscheiden.

Elias Canetti

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Judenspanisch hat im Wortschatz, in der Phonetik und in der Grammatik einen älteren Stand des Spanischen bewahrt, z. B. wahr = jsp. vero = span. verdadero. Im Judenspanischen gibt es den typisch spanischen ach-Laut in Juan oder jota nicht, es gibt nur das ältere stimmha� e sch und dsch (j und dj geschrieben). Außerdem gibt es das im Spanischen nicht vorhandene sch. Letz-teres (in der Türkei ş, in Israel sh geschrieben) steht manchmal an Stelle des spanischen j: lassen = jsp. deşar = span. dejar. Das ursprüngliche anlautende f-, das im Spanischen zu h- wurde, hat Judenspanisch behalten und steht in dieser Hinsicht dem Portu-giesischen näher: Sohn = jsp. � jo = port. � lho = span. hijo, tun, machen = jsp. fazer = port. fazer = span. hacer. Die Diphthongie-rung von o zu ue ist teilweise anders als im Spanischen: einer-seits Hafen = jsp. porto = port. porto = span. puerto, andererseits können = jsp. pueder = port. poder = span. poder. Ähnliches gilt bei der Diphthongierung von e zu ie. Au� allend beim Anhören ist auch die Umstellung von -rd- zu -dr-: spät = jsp. tadre = span. tarde, grün = jsp. vedre = span. verde.

Judenspanisch wurde ursprünglich mit einer adaptierten he-bräischen Schri� geschrieben, seit Ende des 19. Jahrhunderts ist man aber zu einer phonetischen lateinischen Schri� übergegan-gen (ich besitze Zeitungen aus Istanbul und aus Israel sowie ein Wörterbuch Ladino-Spanisch). Dagegen verwendet Jiddisch seit jeher eine adaptierte hebräische Schri� (ich besitze Bücher sowie Zeitungen aus verschiedenen Ländern).

Ladino (Judenspanisch) hat heutzutage etwa 150.000 Sprecher, weitaus weniger als Jiddisch (vor der Schoah 12 Mio., heute 2 – 3 Mio.).

Der israelische Rundfunk sendet täglich 15 Minuten auf Ladi-no, im Netz abru� ar unter: http://www.iba.org.il/world/#

Neben anderen Youtube-Videos kann ich „Von Toledo nach Jerusalem“ (Ladino gesprochen und gesungen, mit englischen Untertiteln) empfehlen: https://www.youtube.com/watch?v=CaBP2IzgdkE

5 . B a s k i s c hDas Baskenland in Nordspanien und Südwestfrankreich

(Eigenbezeichnung Euskal Herria, spanisch País Vasco, franzö-sisch Pays basque) besteht nach Ansicht der baskischen Nationa-listen aus sieben Provinzen: vier in Spanien und drei in Frank-reich. In Spanien bilden die drei Provinzen Álava, Vizkaya und Guipúzcoa die Autonome Region País Vasco, die Zugehörigkeit der vierten Provinz Navarra zum Baskenland ist umstritten, da vor allem im Süden der Provinz so wie auch im Süden der Provinz Álava der Anteil der Baskischsprachigen gering ist. In Frankreich gehören zum Pays basque die drei Provinzen Labourd, Basse-Navarre und Soule. Diese Provinzen gibt es seit der Französi-schen Revolution nicht mehr: sie wurden mit der Provinz Béarn zum Département Basses-Pyrénées zusammengelegt, das 1969 in Pyrénées-Atlantiques umbenannt wurde.

Es gibt etwa 800.000 Muttersprachler, 500.000 in Spanien, 200.000 in Frankreich und 100.000 außerhalb des Baskenlandes in Europa und Amerika. In Spanien tragen etwa 4,5 Mio. Men-schen baskische Familien- oder Vornamen.

Das Baskische (Eigenbezeichnung euskara, spanisch vasco, französisch basque) ist in Europa einzigartig. Es ist die einzige lebende nicht-indogermanische (nicht-indoeuropäische) Spra-che Westeuropas und die einzige isolierte Sprache des gesamten

europäischen Kontinents, denn alle Versuche, sie mit anderen Sprachen (z. B. mit kaukasischen Sprachen, mit dem Berberi-schen oder mit dem Etruskischen) in Verbindung zu bringen, sind fehlgeschlagen. Sogar eine Verwandtscha� mit den ehemals auf der Iberischen Halbinsel verbreiteten vorindogermanischen Sprachen Iberisch und Tartessisch (Südlusitanisch) ist vermutlich nicht gegeben. Die Sprache konnte sich über Jahrtausende gegen verschiedene indogermanische Sprachen behaupten, darunter das Keltische, das Lateinische und die romanischen Sprachen.

Die Bezeichnung „Basken“ geht auf das lateinische vasco-nes zurück, ein Name, der ursprünglich auch für keltiberische Gruppen benutzt wurde, obwohl er etymologisch mit der Wur-zel eusk- in Zusammenhang steht. Die Basken nennen sich selbst euskaldunak (vom Sprachnamen euskara abgeleitet, d. h. „Baskischsprecher“).

Vorübergehend erlangte das Baskische vor dem Spanischen Bürgerkrieg in den Jahren 1935/36 den Status einer Amtsspra-che für das spanische Baskenland. Während der Franco-Diktatur (1939 – 1975) war Baskisch verboten, wodurch die Sprecherzahl abnahm. Seit 1965 wurden die Einschränkungen etwas gelockert, Schulen mit Baskisch als Unterrichtssprache und Baskischkurse für Erwachsene zugelassen. Durch die Verfassung von 1978 wur-de Baskisch in der Autonomen Region País Vasco und in den bas-kischsprachigen „Zonen“ der Provinz Navarra als Amtssprache mit Spanisch gleichgestellt.

Das Baskische unterscheidet sich in der Struktur völlig von allen indogermanischen Sprachen, es ist im Typus agglutinie-rend (d.h. Su� xe werden an die Wurzel oder an andere Su� xe „angeleimt“, ähnlich wie z. B. in den Turksprachen) und hat kein grammatisches Geschlecht. Es hat ein äußerst formenreiches und kompliziertes Verbalsystem, meist konjugiert man nur ein Hilfsverb und muß dieses nicht nur mit dem Subjekt akkordieren (wie z. B. im Deutschen mit der 1., 2. oder 3. Person Einzahl oder Mehrzahl), sondern auch mit dem Akkusativ- und dem Dativ-objekt. Damit rechnet man das Baskische zum polysynthetischen Sprachtypus. (Dieser Sprachtypus ist u. a. auch bei den Indianer-sprachen Nord- und Südamerikas verbreitet. Es gibt verschiedene Grade dieses Typus, in extremen Fällen kann man einen ganzen Satz in das Verb hineinpacken, es entsteht ein „Einwortsatz“.)

Weiters gibt es eine Unmenge von Kasus durch die Anfügung von Su� xen, die nicht unmittelbar auf das Nomen folgen müs-sen, sondern an das letzte Element einer Nominalgruppe an-gefügt werden. Für das Subjekt eines transitiven Verbs gibt es einen speziellen Kasus, den „Ergativ“, während für das Subjekt

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Anlässlich Cervantes’ 400. Todestags erinnerte ich mich an die in der Überschri� geäußerte Ansicht. Ist das denn wirklich so?

Zunächst weiß man: Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Windmühlen sind harmlose Bauwerke, nicht gefährliche Riesen, Der Kampf gegen sie ist nicht mehr als eine Spiegelfechterei.

Was aber Sprachp� eger bedrückt, sind echte Riesen: die riesige Abgehobenheit des Manager-Denglisch, die Pseudo-Anglizismen der Werbeindustrie, der willfährige Verzicht auf die eigene Spra-che im Konferenz- und Wissenscha� sbereich und gesetzwidrige Vorschri� en zur „genderösen“ Sprachverformung.

Eher könnte man von Sisyphusarbeit spre-chen. Aber das hat man vor 100 Jahren auch gesagt, als Trottoir, Lavoir und Portemon-naie in aller Munde waren. Wer spricht jetzt noch davon?

Sprache soll ein taugliches Verständigungs-mittel über Generationen, über Regionen und auch über Zeiten hinweg sein. Jede Beein-trächtigung hat eine asoziale Wirkung. Doch die tonangebenden Schichten, die Main-stream-Proponenten, die Vordenker der Nomenklatura haben den Drang, sich durch immer neuere Regeln wichtig zu machen. Da wimmelt es von Castings und Hangouts, von Primetime und Features, damit jeder den Eindruck bekommt, das sei etwas Neues und somit Besseres. Doch keines der Kids (das sind bekanntlich „Kinder und Kinderinnen“) steht auf und sagt wie bei Hans Christian Andersen „Der Kaiser ist nackt“. Des Kaisers neue Kleider – des Managers neue Wörter.

Dostojewskij schrieb: „Die Sprache ist die Form, die Gestalt, das Gewand des Geistes“. Und Goethe über den Zeitgeist: „Was ihr den Geist der Zeiten nennt, ist nur der Herren eigner Geist.“ Sprache, Geist und Bildung – es bröckelt an allen Enden und Ecken. Der Bil-dungsnotstand folgt der Spaßpädagogik wie der Donner dem Blitz.

Sprachp� ege ist kein Honiglecken. Zu viele sind da, die ihre Fehler, ihre Verstöße zur Regel erheben wollen und auf Zeit setzen.

Wenn man etwas gegen Widerstände erreichen will, bedarf es taktischer Wendigkeit und einer Strategie. Die kann richtig oder falsch sein, aber keine Strategie zu haben, ist auf jeden Fall falsch. Hat man ein sprachp� egerisches Anliegen, so muss man es zum günstigsten Zeitpunkt und vor aufnahmebereiten Zuhö-rern vorbringen, sonst wird man leicht überhört oder niederge-redet. Man muss wissen, wann man angreifen, wann man sich

verteidigen und wann man sein Pulver nicht verschießen sollte. Erfolgreicher Angri� setzt örtliche Überlegenheit vor-aus, also mehr Argumente oder mehr Unterstützer. Allein gegen vier denglisch-versessene Manager – da kann man sich jede Belehrung sparen, höchstens kann man mit satirischen Übertreibungen ver-unsichern.

Wichtig ist es, mit Humor Überlegen-heit zu zeigen, nie langweilig zu werden, immer noch ein Argument als Trumpf in der Hand zu behalten, Überraschungen zu bieten, Bundesgenossen zu � nden und dem Gegner goldene Brücken für einen ehrenha� en Rückzug zu bauen. Auf Un-sachlichkeiten nicht mit gleicher Münze zurückzuzahlen, sondern die Unsachlich-

keit selbst zum � ema zu machen. Eigene Fehler sofort zugeben, sonst bleibt man für den Rest des Abends ins Eck gedrängt. Und mit vereinfachenden Regeln wie „Angri� ist die beste Verteidi-gung“ sehr bedachtsam umgehen, will man nicht in der Falle landen.

Also: „Auf in den Kampf!“ und: „Bereit sein ist alles“. Aber dieses letzte Zitat gehört erst ins nächste He� … •

eines intransitiven Verbs der „Absolutiv“ benutzt wird. Dieser „Absolutiv“ dient auch als Akkusativobjekt transitiver Verben. Beispiel: gizonak mutila ikusi du = der Mann hat den Buben ge-sehen (transitives Verb), gizona etorri da = der Mann ist gekom-men (intransitives Verb): gizon = Mann, gizonak = Mann-Ergativ, gizona = Mann-Absolutiv, mutil = Bub, mutila = Bub-Absolutiv. (Das Baskische dreht das Aktiv und Passiv der indogermanischen Sprachen praktisch um: „Vom Mann wurde der Bub gesehen“ – der Ergativ entspricht der Wendung „vom Mann“.) Außer der Einzahl (Singular) und der Mehrzahl (Plural) gibt es noch eine „unbestimmte Zahl“.

Die Wortfolge ist normalerweise Subjekt-Objekt-Prädikat, manchmal aber auch Objekt-Prädikat-Subjekt.

Das Baskische hat von 1 bis 99 eine vigesimale Zählweise (d. h. auf der Basis 20), so wie die inselkeltischen Sprachen Walisisch, Bretonisch (dieses von 40 bis 99) und Schottisch-Gälisch und so wie das Französische von 61 bis 99 und das Dänische bei den Wörtern für 50, 60, 70, 80 und 90.

Die berühmte „Baskenmütze“ (französisch béret basque) stammt ursprünglich aus der an das Baskenland angrenzenden (oben erwähnten) Provinz Béarn und wird von der Mehrheit der baskischen Männer vor allem im französischen Baskenland getra-gen. Im spanischen Baskenland ist sie darüber hinaus Ausdruck des Bekenntnisses zur Tradition bei Wettbewerben und Kultur-ereignissen. Sie hat sich in ganz Frankreich verbreitet und gilt im Ausland (auch in der Fernsehwerbung des ORF) als Kennzeichen des typi-schen Franzosen. Sie wurde schließ-lich in Europa und Südamerika beliebt und ist außerdem in verschiedenen Farben Teil der Militäruniformen vie-ler Staaten und der Vereinten Natio-nen. Ñ

Der Verfasser Oswald Soukop mit Baskenmütze im Baskenland

Sprachp� ege – ein Kampf gegen Windmühlen?Dieter Schöfnagel

verteidigen und wann man sein Pulver

versessene Manager – da kann man sich jede Belehrung sparen, höchstens kann

Sancho Panza y Don Quijote; Gustave Doré (1863)

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Dieser Leitfaden zum richtigen Umgang mit weiblichen und männlichen Wortformen in unserer Sprache hält sich an drei wichtige Regeln:

Erstens: die Anstandsregeln, also die Spielregeln des guten Tons.

Zweitens: die Sprachrichtigkeit.Drittens: die einschlägigen Gesetze.Die Broschüre zeigt die Grenzen zwischen vermeintlicher

Staatsbürgerp� icht und sprachlichem Unfug auf.„Gendergerechte Formulierungen dürfen weder den Gesetzen

der Sprache noch den Gesetzen der Vernun� widersprechen!“ lautet der erste Grundsatz.

Zur Ausgangslage: Die mäßig erfolgreichen Bemühungen um gesellscha� liche und beru� iche Gleichstellung der Frauen wur-den in den letzten Jahren um das sprachliche Gendern erweitert. Dieses „entpuppt sich immer wieder als nervenzehrender Zank-apfel, als Unbehaglichkeitsfaktor, sobald es geschrieben oder gelesen werden muss, als Gegenstand fruchtloser bis ärgerlicher Debatten.“

Fröhler zeigt, dass das österr. Gleichbehandlungsgesetz inkon-sequent gendert und grammatisch fehlerha� ist. Auch müssten staatsbürgerliche P� ichten „staatsbürgerInnenliche“ heißen. So läu� die Sache aus dem Ruder. Völlig undenkbar wird es bei „Be-zirkshauptmannscha� “.

Zum Kriterium 1 werden allgemeine Regeln für Anredeformen festgehalten. Hier kommt die grundlegende Unterscheidung zwi-schen biologischem und grammatikalischem Geschlecht (Sexus/Genus) zur Geltung: „geschlechtsneutrale Formulierungen gibt es nicht“.

Zum Kriterium 2 werden Beispiele angeführt und dabei be-gründet, warum sie sprachlichen Regeln widersprechen:

FreundInnen, Freunde und -innen, Sekretär/-innen, Sekretärinnen/-re.

Richtig ist nur die Au� ösung in Einzelteile. Als Vorsatz gilt: „So viel Zeit muss sein, dass man auf verstümmelte und ver-mantschte Schreibweisen verzichtet!“

Jeder Text, fordert Fröhler, muss so lesbar sein, wie er geschrie-ben wurde. Im folgenden Beispiel ist das kaum der Fall:

„Jede/r Spieler/in, die/der mit ihrem/seinem Ball eine/n Geg-ner/in ‚abschießt‘, wechselt als ‚Geist‘ ihrer/seiner Mannscha� /Frauscha� in das Feld hinter den Gegner/inne/n.“

Die Schlussfolgerung: „Wie man sieht, zerstört hemmungslos-undi� erenziertes Gendern den Zweck unseres Schri� systems.“

Nicht nur reine Lesbarkeit, sondern auch Verständlichkeit ist gefordert, die wiederum von Faktoren wie Satzlänge und Kom-plexität abhängt. Also: „Nur unmittelbar verständliche Texte er-füllen ihren Zweck und sind somit sprachlich korrekt.“

Ausführlich geht Fröhler darauf ein, in welchen Fällen Dop-pelnennungen („Liebe Kolleginnen und Kollegen“) angebracht sind und wann sie der Kürze zuliebe als über� üssig weggelassen werden sollten.

Deutlich herausgearbeitet wird in dem Bändchen die Unter-scheidung zwischen Allgemein-/Kategoriebegri� (genus com-mune) und konkretem, auf Einzelpersonen bezogenem Be-gri� (genus concretum). So meint er, dass Wortbildungen wie Bezirksbäuerinnen/-bauernkammer „für immer ins Reich der Alpträume verbannt werden“ können.

Diese Unterscheidung tri� auch auf Titel, Funktions- und Be-rufsbezeichnungen zu. Am Beispiel „Frau Professor Stutz ist un-sere Deutschprofessorin“ zeigt er den „regelha� en Sachverhalt“ auf:

„in unmittelbarer Verbindung mit dem Wort ‹Frau› wird der Kategoriebegri� verwendet (hier ,Professor‘), um Redundanz (= doppelte Nennung desselben Merkmals) zu vermeiden. In jedem anderen Fall kommt der geschlechtsbezogene Begri� zum Ein-satz (hier: ‚Professorin‘).“

Bei Berufsbezeichnungen gilt die gleiche Sprachlogik wie bei Titeln und Funktionsbezeichnungen, allerdings werden sie nie als Anredeformen eingesetzt, als Sammelbezeichnungen schlie-ßen sie somit beide Geschlechter ein.

Eingehend werden die Bezeichnungen Doktor/Doktorin und Magister/Magistra behandelt. Hier hat sich manches eingebür-gert, das streng gesehen sprachlich nicht korrekt wäre. Entschei-dend ist dann die Gesetzeslage, besonders bei den Schreibweisen der Abkürzungen.

Die Frage, ob bei Abkürzungen die Schreibweisen Mag.a oder Dr.in zulässig sind, wird im Universitätsgesetz 2002 geregelt: „Die Abkürzung Mag. gilt für jeden, der den akademischen Grad einer Magistra oder eines Magisters erlangt hat.“

Insgesamt ist das Büchlein ein gründlicher und dabei übersicht-licher Beitrag zur Auseinandersetzung mit einer Sprachpolitik, die sich ohne Rücksicht auf Regeln, Konsequenzen und „Kollateralschäden“ breit-macht.

DS

Dr. Horst Fröhler, Wien, PH-Dozent im Bereich der Lehreraus- und -fortbildung, Fachdidaktiker für Deutsch sowie langjähriger Mitarbeiter und Referent im Öster-reichischen Normungsinstitut. Au-tor einer fachdidaktischen Reihe zum Deutschunterricht, mehrerer Schulbücher sowie einiger Publika-tionen zur neuen Rechtschreibung.

Ausführlich geht Fröhler darauf ein, in welchen Fällen Dop-

Horst Fröhler: Sprachliches „Gendern“? Ja, aber richtig!Die Kunst des geschlechtergerechten Formulierens

HF Verlag, Wien 2009, 64 Seiten, ISBN 978-3-9502730-8-3; € 10,50www.froehler.at