SR26 d - Hegau-Jugendwerk Gailingen GmbH · Title: Microsoft Word - SR26 d.doc Author: rinni...

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1 Die Autorin Isabel Schlögl studierte Sozialpädagogik in der Fachrichtung Arbeit mit behinderten Men- schen an der Berufsakademie Villingen-Schwenningen (BA-VS). Die Praxisphasen des Studiums ab- solvierte sie im Hegau-Jugendwerk. Ihre Diplomarbeit ist Grundlage dieses Beitrags der Schriftenreihe. 2005 schloss sie ihr Studium als Diplom-Sozialpädagogin ab und wurde als Mitarbeiterin des Sozialpä- dagogischen Dienstes im Hegau-Jugendwerk tätig. Das Hegau-Jugendwerk in Gailingen ist ein überregionales Rehabilitationszentrum für die neurologi- sche Rehabilitation von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Mit zur Zeit 200 Betten bietet es die ganze Rehabilitationskette von der noch intensivmedizinischen Frührehabilitation über alle For- men medizinischer, sozialer und schulischer Rehabilitation bis hin zur beruflichen Rehabilitation zum Beispiel in Form von Förderlehrgängen. Die Schriftenreihe Jugendwerk ist ein in erster Linie internes Forum für die fachliche Auseinanderset- zung mit den Fragen neurologischer Rehabilitation von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachse- nen. Die einzelnen Hefte der Schriftenreihe stehen aber auch jederzeit allen externen Interessierten zur Verfügung und können als pdf-Datei von der Homepage des Hegau-Jugendwerks kostenfrei herunter geladen werden. Neurologisches Fachkrankenhaus und Rehabilitationszentrum Hegau-Jugendwerk Kapellenstr. 31, 78262 Gailingen am Hochrhein Telefon 07734 / 939 - 0 Telefax Verwaltung 07734 / 939 - 206 Telefax ärztlicher Dienst 07734 / 939 - 277 Telefax Krankenhausschule 07734 / 939 - 366 schriftenreihe@hegau-jugendwerk.de www.hegau-jugendwerk.de Redaktion der Schriftenreihe: Jörg Rinninsland, Wilhelm-Bläsig-Schule Schriftenreihe Jugendwerk, Heft 26 Download Schlögl, Isabel: Professionelles sozialpädagogisches Handeln am Beispiel eines Kreativprojekts, Gailingen, 2007

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Die Autorin Isabel Schloumlgl studierte Sozialpaumldagogik in der Fachrichtung Arbeit mit behinderten Men-schen an der Berufsakademie Villingen-Schwenningen (BA-VS) Die Praxisphasen des Studiums ab-solvierte sie im Hegau-Jugendwerk Ihre Diplomarbeit ist Grundlage dieses Beitrags der Schriftenreihe 2005 schloss sie ihr Studium als Diplom-Sozialpaumldagogin ab und wurde als Mitarbeiterin des Sozialpauml-dagogischen Dienstes im Hegau-Jugendwerk taumltig

Das Hegau-Jugendwerk in Gailingen ist ein uumlberregionales Rehabilitationszentrum fuumlr die neurologi-sche Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Mit zur Zeit 200 Betten bietet es die ganze Rehabilitationskette von der noch intensivmedizinischen Fruumlhrehabilitation uumlber alle For-men medizinischer sozialer und schulischer Rehabilitation bis hin zur beruflichen Rehabilitation zum Beispiel in Form von Foumlrderlehrgaumlngen Die Schriftenreihe Jugendwerk ist ein in erster Linie internes Forum fuumlr die fachliche Auseinanderset-zung mit den Fragen neurologischer Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachse-nen Die einzelnen Hefte der Schriftenreihe stehen aber auch jederzeit allen externen Interessierten zur Verfuumlgung und koumlnnen als pdf-Datei von der Homepage des Hegau-Jugendwerks kostenfrei herunter geladen werden

Neurologisches Fachkrankenhaus und Rehabilitationszentrum Hegau-Jugendwerk

Kapellenstr 31 78262 Gailingen am Hochrhein

Telefon 07734 939 - 0 Telefax Verwaltung 07734 939 - 206

Telefax aumlrztlicher Dienst 07734 939 - 277 Telefax Krankenhausschule 07734 939 - 366

schriftenreihehegau-jugendwerkde wwwhegau-jugendwerkde

Redaktion der Schriftenreihe Joumlrg Rinninsland Wilhelm-Blaumlsig-Schule

Schriftenreihe Jugendwerk Heft 26 Download Schloumlgl Isabel Professionelles sozialpaumldagogisches Handeln am Beispiel eines Kreativprojekts Gailingen 2007

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1 Einleitung 3 2 Grundlagen professionellen sozialpaumldagogischen Handelns 4

21 Sozialpaumldagogik und Didaktik 4 22 Ansaumltze einer Didaktik in der Sozialpaumldagogik 7 221 Lernen als zentraler Begriff der sozialpaumldagogischen Didaktik 8 222 Das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN 10 23 Zusammenfassung 13

3 Die Umsetzung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots innerh des sozialpaumldagog Handlungsfeldes im Hegau-Jugendwerk 15

31 Beschreibung des Arbeitsfeldes 15 311 Das Hegau-Jugendwerk 15 312 Das Klientel 16 313 Der Sozialpaumldagogische Dienst im Hegau-Jugendwerk 17 32 Didaktisch-methodische Uumlberlegungen zum Kreativangebot 18 321 Die aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots 18 322 Zur Auswahl der Teilnehmer 19 323 Uumlber Lernziele und Lerninhalte 20 324 Uumlber den Einsatz von Methoden 22 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden 25 331 Vorstellung des Rehabilitanden 25 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots 28 34 Reflexion des Kreativangebots 29 341 Fallbezogene Reflexion 29 342 Angebotsbezogene Reflexion 31 343 Professionsbezogene Reflexion 33 35 Zusammenfassung 36

4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse 39

41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung 39 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation 45 43 Ausblick 48

Literaturverzeichnis 50

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1 Einleitung Befasst man sich naumlher mit der Frage was professionelles (sozial-) paumldagogisches Handeln eigentlich ausmacht so wird man in der einschlaumlgigen Literatur sehr wohl im Bereich der schulischen Paumldagogik mit Grundlagen und Ansaumltzen uumlberhaumluft Schaut man speziell in den Bereich der Sozialpaumldagogik hinein so schmaumllert sich die Auswahl auffallend und widmet man sich schlieszliglich dem Arbeits- und For-schungsbereich der auszligerschulischen Paumldagogik in der Neurologischen Rehabili-tation so sind lediglich die Nachfragen nach der besonderen Bedeutung paumldago-gischer Fragestellungen und Grundlagen paumldagogischen Handelns in diesem Be-reich weniger die Antworten darauf zu verzeichnen Lediglich die wissenschaftlichen Veroumlffentlichungen und Forschungsberichte von SOMMER befassen sich mit der Thematik bdquoPaumldagogik und Neurologische Rehabili-tation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsenerldquo im engeren Sinne In der einschlaumlgigen Literatur sind bezuumlglich dieses Themenbereichs zwar Beitraumlge vorzufinden sie stellen jedoch wie SOMMER betont vorwiegend bdquoBe-schreibungen von Taumltigkeitsbereichen und Aufgabenfeldern von Paumldagogen in der Neurologischen Rehabilitationldquo und keineswegs Ansaumltze von wissenschaftlichen Grundlegungen paumldagogischer Arbeit in diesem Arbeitsfeld dar Als Gruumlnde hierfuumlr nennt SOMMER ua die Position die Mitarbeiter paumldagogischer Berufsgruppen in der Neurologischen Rehabilitation einnehmen wonach traditionell Mediziner und (Neuro-)Psychologen die entscheidenden Positionen inne haumltten und es Paumldago-gen schwer falle ihre Position im interdisziplinaumlren Team deutlich zu machen und berufsbezogene Grundlagen in den wissenschaftlichen Dialog mit einzubringen wobei gleichzeitig paumldagogischer Arbeit im Rahmen psychosozialer Rehabilitation eine besondere Bedeutung zugeschrieben werden Auszligerdem seien bdquodie (erzie-hungs-)wissenschaftlichen Grundlagen paumldagogischen Handelns in der Neurologi-schen Rehabilitation bisher nicht ausreichend erforscht wordenldquo Die Notwendigkeit der Erarbeitung systematischer Grundlagen im Hinblick auf konzeptionelle inhaltliche und didaktisch-methodische Uumlberlegungen in diesen Bereichen ist daher nicht zu uumlbersehen Die vorliegende Arbeit versucht genau diesen Weg zu gehen und widmet sich ba-sierend auf dem Problemhintergrund der Grundlagen professionellen sozialpaumlda-gogischen Handelns im weiteren Sinne und der Sozialpaumldagogik in der Neurologi-schen Rehabilitation im engeren Sinne dieser Thematik

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Die Beleuchtung der Thematik fuszligt in einem ersten Schritt auf einer Dokumenten- und Sekundaumlranalyse im Bereich inhaltlicher Dimensionen der Grundlagen (sozial) paumldagogischen Denkens und Handelns In einem weiteren Schritt fuszligt sie auf der Darstellung eigenen paumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitati-on dem Hegau-Jugendwerk und steht damit auch fuumlr die Beleuchtung praktischer Aspekte sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation

2 Grundlagen professionellen sozialpaumldagogischen Handelns Befasst man sich mit den Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns so stellt sich Didaktik als zentrale Begrifflichkeit in den Mittelpunkt Es wird sich daher unweiger-lich die Frage der Zusammenhaumlnge von Sozialpaumldagogik und Didaktik stellen bevor auch nur eine Annaumlherung an eine Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit erfolgen kann 21 Sozialpaumldagogik und Didaktik Stuumltzt man sich auf Grund der mangelnden Forschungsergebnisse im Bereich sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation auf den erweiter-ten Bereich Sozialer Arbeit sucht nach den Grundlagen professionellen sozialpauml-dagogischen Handelns und wagt einen Blick in die wissenschaftliche Literatur so wird der Mangel jener deutlich denn die vorzufindenden Veroumlffentlichungen lassen sich an einer Hand abzaumlhlen Als wissenschaftliche Werke die sich im engeren Sinne mit den Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns im Allge-meinen befassen lassen sich WEINSCHENK mit seiner Publikation bdquoDidaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogenldquo MARTIN mit seiner Ausarbeitung bdquoDidaktik der sozialpaumldagogischen Arbeitldquo SCHILLING mit bdquoDidaktikMethodik der Sozialpaumlda-gogikldquo GORGES mit seiner Veroumlffentlichung bdquoDidaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufeldquo und schlieszliglich BADRYBUCHKAKNAPP mit ihrer Herausgabe bdquoPAumlDA-GOGIK Grundlagen und Arbeitsfelderldquo nennen Wie die Titel der Veroumlffentlichungen mit der Innschrift bdquoDidaktikldquo deutlich zeigen wird Didaktik als Grundlage qualifizierter paumldagogischer und sozialpaumldagogischer Arbeit hervorgehoben Waumlhrend in der Schule ein Lehren und Lernen nicht ohne eine Didaktik moumlglich erscheint und die Schul-Didaktik auch im Sinne der wissen-schaftlichen Grundlagenschaffung mit Sicherheit die bedeutendste Einflussvariable darstellt scheint im auszligerschulischen Bereich kein Raum fuumlr Uumlberlegungen zu einer Didaktik zu sein denn es ist bis heute keine allgemeine anerkannte Didaktik der Sozialpaumldagogik in der einschlaumlgigen wissenschaftlichen Literatur zu verzeich-

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nen Ein Grundlagenwerk uumlber professionelles sozialpaumldagogisches Denken und Handeln scheint es nicht zu geben Deutlich wird daher dass auf Grund des Fehlens eines Standardwerkes der Didak-tik in der Sozialen Arbeit bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogi-schen Denkens und Handelns und damit den Inhalten einer Didaktik der Sozialpauml-dagogik Ruumlckgriffe auf die bestehende wissenschaftliche Fundierung im Bereich der Allgemeinen Paumldagogik notwendig sind Wie die Recherche in der wissenschaftlichen Fachliteratur zeigt wird als die Grundlage sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns der Begriff Didaktik her-vorgehoben Es herrscht wie SOMMER belegt in allen Fachkreisen und Teil-disziplinen die uumlbereinstimmende Ansicht dass Didaktik der wissenschaftlichen Disziplin der Paumldagogik zuzuordnen sei Die ungenaue inhaltliche Bestimmung des Begriffes Didaktik als Herzstuumlck der Paumldagogik laumlsst sich jedoch anhand der un-zaumlhligen Definitionsversuche feststellen Eine engere Definition versteht Didaktik als bdquoTheorie der Bildungsinhalteldquo eine weitere versteht sie als bdquoWissenschaft vom Lehren und Lernen allgemeinldquo Als fuumlr die Soziale Arbeit bedeutend erweisen sich ua die Ansaumltze von GORGES der Didaktik als bdquoTeilbereich der Paumldagogik der sich mit der Analyse Planung und Unterstuumltzung von angeleiteten Lernprozessen befasstldquo versteht und der Ansatz MARTINS bei dem Didaktik praktische Probleme loumlsen hilft indem sie ein durch-dachtes planvolles Vorgehen und ein anschlieszligendes Auswerten von angeleiteten Lernprozesses vorsieht Die Didaktik dient damit einerseits der Unterstuumltzung von Lernprozessen und an-dererseits der Kritik und Reflexion damit der Bewusstmachung sozialpaumldagogi-schen Handelns Sie ermoumlglicht dadurch eine Erweiterung der Handlungs- und Reflexionskompetenz in dem sie sowohl Entscheidungs- als auch Argumentati-onshilfen bietet Didaktik scheint sich daher zwischen Theorie und Praxis zu bewe-gen Zwei didaktische Grundmodelle haben sich in der paumldagogischen Arbeit als be-deutsam herauskristallisiert die bildungstheoretische und die lerntheoretische Di-daktik Erstere versteht sich als Hilfsinstrument bei der Auswahl und Begruumlndung von Lerninhalten und ist durch das Primat der Didaktik gekennzeichnet Als fuumlr die Soziale Arbeit zutreffender erwies sich Zweitere die das Lernen und die damit zusammenhaumlngenden Faktoren wie soziokulturelle und anthropologische Bedin-gungen und schlieszliglich Ziele Inhalte Methoden und Medien die sich wechselsei-tig bedingen und beeinflussen in den Mittelpunkt stellt Die Interdependenz zwi-schen den unterschiedlichen Faktoren fuumlhrt dazu dass Ziele und Inhalte erst ge-

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setzt werden koumlnnen wenn der umzusetzende Weg mitbedacht wird und umge-kehrt Als untrennbarer Begriff zur Didaktik gilt die Methodik als die Theorie von Metho-den Waumlhrend sich Didaktik mit dem Lehren und Lernen und damit mit dem Was und Warum beschaumlftigt geht es bei der Frage nach Methodik um das zielgerichte-te praktische Handeln und damit um die Frage des Wie und Womit In der wissen-schaftliche Diskussion herrscht Einigkeit daruumlber dass bezuumlglich der Sozialen Arbeit nicht die klassischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemein-wesenarbeitldquo gemeint sind sondern ein planvolles Vorgehen auf ein Ziel hin wel-ches Uumlberlegungen zu Methoden Medien Mitteln Materialien und einem Zeitkon-tingent beinhaltet Dem Verhaumlltnis von Didaktik und Methodik wird ein wechselsei-tiges sich gegenseitig bedingendes Verhaumlltnis zugeschrieben wobei jedoch Di-daktik den Rahmen bildet in dem Methodik stattfindet Dass Didaktik als praxisorientierte Wissenschaft in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht wegzudenken ist ist unbestritten Dass nicht beliebige didaktische Modelle beispielsweise aus der Schul-Didaktik unveraumlndert in den Arbeitsbereich der Sozi-alpaumldagogik uumlbernommen werden koumlnnen ist ebenso unbestritten Denn auch wenn die Didaktik und die Wissenschaft der Sozialen Arbeit in einem interdis-ziplinaumlren Dialog stehen gilt es zu klaumlren welche besonderen Merkmale eine Di-daktik im Kontext Sozialer Arbeit im Gegensatz zur Allgemeinen Didaktik aufwei-sen muss um auch in der Praxis sozialpaumldagogischen Arbeit dienlich sein zu koumln-nen Die Anspruumlche die schlieszliglich an eine Didaktik der Sozialpaumldagogik herange-tragen werden ergeben sich wiederum aus der Praxis Sozialer Arbeit Nach MARTIN muumlssen bei der Entwicklung einer Didaktik der Sozialpaumldagogik einige Gesichtspunkte Sozialer Arbeit beachtet werden Sozialpaumldagogische Arbeit beschaumlftigt sich stark mit den organisatorischen und raumlumlichen Bedingungen dh mit den Rahmenbedingungen der sozialpaumldagogischer Arbeit da diese den Erfah-rungsraum fuumlr den Lernprozess der Zielgruppe mitbestimmen Die individuelle Situation die individuellen Beduumlrfnisse Lernhemmungen Konflikte im Prozess der Sozialisation und Biographie gehen sehr stark in die didaktischen Uumlberlegungen des Sozialpaumldagogen ein Die Erfahrungen der Lehrenden und Lernenden sind dem Sozialpaumldagogen sehr wichtig so dass Situationen geschaffen werden die zum Lernen einladen reizen oder provozieren wie zB Spiele oder Projekte Das Foumlrdern und Lernen findet ganz im Gegensatz zur schulischen Didaktik in indirek-ter Form statt Dies impliziert auch dass das sozialpaumldagogische Handeln haumlufig im Umgang miteinander geschieht Der Umgang ist mehr durch das miteinander leben sich im Alltag auseinandersetzen und gemeinsame Erfahrungen sammeln und weniger durch konkrete Vorgaben oder Forderungen seitens des Sozialpaumlda-

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gogen gepraumlgt Vorgaben und Maszlignahmen des Sozialpaumldagogen gestalten sich weitgehend in den Bereichen Beratung Stabilisierung Unterstuumltzung und Beglei-tung von alltagsbezogenen Lernprozessen Diesen Merkmalen sozialpaumldagogi-scher Arbeit muss eine Didaktik der Sozialpaumldagogik gerecht werden Wenn auch eine Didaktik der Sozialen Arbeit als eigenstaumlndiges geschlossenes Konzept nicht zu existieren scheint so sollte sie doch nach GORGES fuumlr moumlglichst alle Arbeitsfelder und deren Zielgruppen relevant sein und den differenzierten Rol-len der Sozialpaumldagogen als Helfer Berater oder Unterstuumltzer entsprechen koumln-nen Sie sollte weiterhin die Analyse von konkreten Situationen der Klienten be-ruumlcksichtigen Auch die Zielorientierung dh das uumlbergeordnete Ziel der Verbesse-rung der sozialen Situation der Betroffenen duumlrfe nicht auszliger Acht gelassen wer-den Die Didaktik in der Sozialen Arbeit muumlsse auszligerdem eine Alltags- und Erfah-rungsorientierung ermoumlglichen da die Befaumlhigung der Klienten zu einer verbesser-ten Lebensbewaumlltigung und damit das Lernen immer im Bezug zur Lebenssituation im Mittelpunkt stehe Kommunikation und Interaktion seien weitere Aspekte auf die die Aufmerksamkeit gerichtet werden muumlsse da Kommunikationsstoumlrungen haumlufig zu den Ursachen von bestehenden Problemlagen hinzukommen oder gar zu diesen fuumlhren Die Beteiligung der Betroffenen indem sie Ziele Inhalte und Me-thoden durch eigene Vorstellungen mitbestimmen koumlnnen muss ermoumlglicht wer-den und schlieszliglich muumlsse die Didaktik einer komplexen Planung mit unterschiedli-chen Interventionen des sozialen Umfeldes gerecht werden koumlnnen Die sozialpaumldagogische Arbeit weist demnach besondere Merkmale in ihren Ziel-setzungen Organisationsstrukturen und Arbeitsweisen auf so dass sich besonde-re Anforderungen an eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ergeben Sie muss auf Grund der Vielfalt der Aufgabenfelder und Adressatengruppen uumlbergreifende Grundsaumltze und Planungskonzepte bereitstellen die auf besondere Situationen uumlbertragbar sind Wie sich nun die Ansatzpunkte einer Didaktik der Sozialpaumldagogik gestalten und wie konkrete Planungskonzepte aussehen koumlnnen soll im Weiteren betrachtet werden 22 Ansaumltze einer Didaktik in der Sozialpaumldagogik Bei der Entwicklung von Ansaumltzen einer Didaktik der Sozialpaumldagogik wird sich im Folgenden der Begriff Lernen insbesondere in Alltagssituationen herauskristallisie-ren Das anschlieszligend vorgestellte bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN wird beispielhaft die Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung geplanter

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Handlungsprozesse in der Sozialen Arbeit in die didaktische Uumlberlegungen einge-hen skizzieren 221 Lernen als zentraler Begriff der sozialpaumldagogischen Didaktik Didaktik ist wie aus der bisherigen Ausarbeitung ersichtlich wurde auch im Bereich der Sozialen Arbeit nicht wegzudenken da es auch hier um Lernprozesse geht Sie kann auf Erkenntnisse der schulorientierten Didaktik zuruumlckgreifen muss aber ihr Augenmerk auf bestimmte fuumlr die Soziale Arbeit relevante Aspekte richten Im Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik geht es vorwiegend um den Begriff Lernen weni-ger um den Begriff Bildung Dies laumlsst den Schluss zu dass sich die Didaktik in der sozialpaumldagogischen Arbeit mehr auf eine lerntheoretisch orientierte Didaktik stuumltzt Diese erweise sich nach GORGES als sinnvoll da sie implizit alle organi-sierten Lehr- und Lernprozesse zum Gegenstand mache und damit fuumlr die Didaktik Sozialer Berufe dienlich sei Um Ansaumltze einer Didaktik in der Sozialpaumldagogik zu entwickeln in deren Mittel-punkt Lernprozesse stehen muss unweigerlich der Begriff Lernen im sozialpaumlda-gogischen Feld naumlher betrachtet werden Wie bisher aufzeigt bilden sich als Inhalte sozialpaumldagogischer Arbeit Probleme unterschiedlicher Art aus den jeweiligen Lebenswirklichkeiten der Betroffenen her-aus Sie gestalten sich in alltaumlglichen Lebenssituationen und sind vielfaumlltig und komplex Das heiszligt umgekehrt fuumlr den Sozialpaumldagogen dass dieser mit alltaumlglichen Situa-tionen konfrontiert wird und daher alltaumlglichen Aufgaben gegenuumlbersteht Dies stellt in vielerlei Augen keine wirkliche Herausforderung dar doch gerade in solch zunaumlchst banal erscheinenden lebenspraktischen Aufgaben stecken sehr komple-xe vielfaumlltige und weit reichende Problemfelder Diese koumlnnen sich etwa in Schwierigkeiten im Umgang mit sich selbst dh im eigenen Umgang mit Enttaumlu-schung mit Trauer Aggression Frustration Freude oder Hoffnung und auch im Umgang mit Anderen dh die Moumlglichkeit stabile Beziehungen einzugehen sich abgrenzen zu koumlnnen Konflikte auszutragen Partnerschaften einzugehen oder auch seine Interessen vertreten zu koumlnnen aumluszligern Das Lernen im sozialpaumldagogischen Arbeitsfeld zeichnet sich demnach dadurch aus dass es sich vorwiegend in Alltagssituationen konstituiert dass es sich sowohl in den organisatorischen als auch in den institutionellen Rahmenbedingungen of-fen gestaltet und dadurch den Einsatz einer Vielzahl von methodischen Moumlglichkei-ten erlaubt Problemfelder koumlnnen deshalb auch im gewissen Rahmen bdquoganzheit-

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lichldquo angegangen werden und das Vorgehen kann sich weitgehend auf aneignen-de und erfahrungsbezogene Lernprozesse stuumltzen Das Lernen im sozialpaumldago-gischen Feld bezieht sich hauptsaumlchlich auf reale Situationen im aktuellen Lebens-vollzug der Betroffenen und besteht daher aus der aktiven Aneignung von eigenen Erfahrungen Dieses Lernen umfasst daher emotionale kognitive wie auch soziale Erfahrungen in gleichem Maszlige Sozialpaumldagogisches Handeln laumlsst sich daraus folgend durch einige Momente charakterisieren Anlass sozialpaumldagogischer Maszlignahmen sind Konflikte im Alltag der Betroffenen Inhalte sind weitgehend individuelle Problemlagen unterschied-lichster Art Der diesbezuumlgliche bdquoLernprozessldquo kann differenzierte Formen anneh-men der durch eine Vielfalt an sozialpaumldagogischen Handlungsformen mit unter-schiedlichen eingesetzten Methoden gekennzeichnet ist Sozialpaumldagogisches Handeln ist dabei mehr oder weniger durch das Moment der Planung gekenn-zeichnet als dass die Ausgangslage erfasst ein angemessenes Vorgehen geplant und notwendige Hilfen erschlossen werden Als Basis dessen liegt dem paumldago-gisch Taumltigen ein individuell spezifisches Berufsethos mit Wertmaszligstaumlben berufli-chen Handelns zugrunde Die Aufgabe des Sozialpaumldagogen besteht daher vorwiegend aus differenzierten Interventionen die sich innerhalb eines alltagsorientierten Lernen der Betroffenen finden lassen Genau in diesem Feld verortet sich schlieszliglich auch die Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit Es gilt alltaumlgliche Aktivitaumlten und Erfahrungsprozesse nicht einfach unreflektiert ablaufen zu lassen wie sie unbewusst ablaufen denn ohne Einflussnahme gestalten sich weniger Lern- und Veraumlnderungsprozesse in denen Erfahrungen im Sinne der Lernenden angeeignet werden koumlnnen Es gilt daher diese Prozesse im Anbetracht der bisher genannten Gesichtspunkte und Anforderungen an eine Didaktik die die Arbeit im sozialen Bereich mit sich bringt didaktisch zu hinterfragen zu strukturieren zu planen und zu reflektieren Dh dass auch bei alltaumlglichen Lernprozessen die Fragen nach dem Was und Warum und dem Wie und Womit in den Vordergrund ruumlcken muumlssen denn Lern-prozesse gelingen nur wenn uumlberlegte gezielte Herausforderungen und Hilfen beim Lernen seitens des Sozialpaumldagogen gegeben werden Das bedeutet auch dass sich in Alltagssituationen ergebende Aufgaben verstanden und als Chance zum Lernen erkannt werden muumlssen Diese koumlnnen schlieszliglich in einem Lernpro-zess zu einer Aneignung von Erfahrungen und damit der Moumlglichkeit zu Veraumlnde-rungen bis hin zu einer nuumltzlichen und emanzipierten Verhaltens- und Lebensstra-tegie fuumlhren Werden diese nicht gegeben bleiben Erfahrungen ungenutzt und Aufgaben koumlnnen unzulaumlnglich oder gar gefaumlhrlich und schaumldlich fuumlr den Lernen-den geloumlst werden

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Auch GORGES zieht Lernen als zentrale Begrifflichkeit hinsichtlich der Entwick-lung einer Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit heran indem er den Begriff lernen in Abgrenzung zu den Merkmalen von Lernsituationen innerhalb der Schule betrach-tet Die Soziale Arbeit sei diesbezuumlglich durch unterschiedliche Institutionen mit eher offenem Charakter Lernende aller Altersgruppen Lernen vorwiegend fuumlr die aktuelle Situation mit kurzfristigen Lernprozessen und den in der Regel freiwilligen Charakter gekennzeichnet Weitere Kennzeichen seien die Alltags- und Erfah-rungsorientierung die vermehrte Erarbeitung von Zielen und Inhalten der groumlszligere Spielraum fuumlr Rolleninterpretationen der Beteiligten und die haumlufig gemeinsam vorgenommene Bewertung von Ergebnissen Zusammenfassend bildet somit der Begriff Lernen insbesondere innerhalb von Alltagssituationen eine zentrale Begrifflichkeit einer Didaktik der Sozialpaumldagogik Es gilt die sich in besonderer Art und Weise gestaltenden Lernprozesse im Kontext Sozialer Arbeit didaktisch-methodisch zu planen umzusetzen und zu hinterfragen Nur so ist professionelles sozialpaumldagogisches Handeln gewaumlhrleistet Nur durch den Einbezug didaktischer Uumlberlegungen koumlnnen sowohl im Sinne des Lernenden innerhalb seines Lernprozesses aber auch im Sinne der Professionalisierung so-zialpaumldagogischer Arbeit effektive Ziele erreicht erhalten und weiterentwickelt werden Konkrete Ansaumltze wie didaktische Arbeit in der Praxis aussehen kann bzw wie didaktische Uumlberlegungen in der Praxis Sozialer Arbeit Eingang finden koumlnnen bietet MARTIN mit der Entwicklung des bdquoVerlaufsmodells der didaktischen Arbeitldquo auf welches im Folgenden eingegangen wird 222 Das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN Als eine fuumlr die sozialpaumldagogische Praxis brauchbare Vorgehensweise Im Sinne didaktischer Arbeit wurde von MARTIN das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Ar-beitldquo auch als bdquodidaktische Reflexionldquo bezeichnet erarbeitet Diese erweist sich seiner Ansicht nach in der praktischen Arbeit als notwendig wenn sozialpaumldagogi-sche Arbeit begruumlndet vorbereitet kritisch gepruumlft und verbessert werden soll Die didaktische Reflexion steht dabei bdquoin der Mitte zwischen bloszligem unreflektiertem Vorwissen (Vor-Urteil) und dem wissenschaftlich begruumlndeten Theoriewissenldquo Der Gesamtprozess der didaktischen Reflexion laumlsst sich in vier Schritte gliedern Die Teilschritte haben fuumlr die praktische Umsetzung in der sozialpaumldagogischen Arbeit folgende Inhalte

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(1) Das Analysieren mit den Teilschritten Beschreiben und Erklaumlren Der erste Teilschritt des Analysierens beginnt mit dem Beschreiben Das Beschrei-ben umfasst dabei die Analyse der Ausgangssituation durch vergangene tagtaumlgli-che oder auch geplante Beobachtungen durch Protokollieren oder auch Beschrei-ben von Verhalten einzelner Teilnehmer oder Gruppen sowie Situationen Sie wird auch als Situationsanalyse bezeichnet Sie beinhaltet auszligerdem das Sammeln von Daten und Informationen uumlber die Zielgruppe und einzelne Mitglieder Die Be-schreibung der Rahmenbedingungen und Handlungsspielraumlume sozialpaumldagogi-scher Arbeit sind hierbei ebenfalls von Bedeutung Moumlgliche Fragen der Situationsanalyse sind beispielsweise Fragen nach den Posi-tionen der Teilnehmer dh wo steht der Sozialpaumldagoge wo der Einzelne und wo die Gruppe Diese und viele differenziertere Fragen mehr bieten sich zur erleichterten Durch-fuumlhrung anhand eines gegliederten Fragebogens an Bei der Durchfuumlhrung einer Situationsanalyse sollten primaumlr diejenigen Probleme aufgegriffen werden die fuumlr die Planung von Relevanz sind Die Auswertung dieser Informationen liefert gleichsam die Antworten auf die Fra-gen der Situationsanalyse Das Erklaumlren als zweiter Teilschritt umfasst schlieszliglich die Erklaumlrung der Informa-tionen und beobachteten Daten indem sie verglichen gedeutet interpretiert und eingeordnet werden Dadurch wird auch die Einschaumltzung der realisierbaren Ver-aumlnderungen und der moumlglichen Entwicklungen ermoumlglicht (2) Das Planen mit den Teilschritten Entscheiden und Vorbereiten Im Teilschritt des Entscheidens sollen auf der Grundlage der Situationsanalyse folgerichtige Entscheidungen uumlber Lern- und Handlungsziele sowie uumlber Erzie-hungsziele getroffen werden Auszligerdem werden in dieser Phase Themen- bzw Fragestellungen bearbeitet inhaltliche Schwerpunkte gesetzt die Gestaltung or-ganisatorischer zeitlicher und inhaltlicher Rahmenbedingungen bedacht und Ent-scheidungen bezuumlglich einzusetzender Methoden Medien und Materialien getrof-fen Mit welchen Schwerpunktsetzungen die didaktischen Uumlberlegungen beginnen dh ob Uumlberlegungen zu Zielen und Inhalten oder aber zu Methoden und Medien zuerst getaumltigt werden sei nach MARTIN von zweitrangiger Bedeutung vielmehr stehe das Verhaumlltnis dieser Elemente zueinander im Vordergrund Die praktische Vorbereitung als zweite Teilphase der Planung beinhaltet je nach Vorhaben dass die Raumlumlichkeiten organisiert vorbereitet oder gar umgestaltet werden dass Termine vereinbart werden oder auch Oumlffentlichkeitsarbeit mitbe-ruumlcksichtigt wird Auch Besorgungen von Materialien und Medien sind vorzuneh-

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men und falls erforderlich interdisziplinaumlre Kontakte herzustellen oder Helfer anzu-sprechen Je nach Vorerfahrungen des Sozialpaumldagogen wird hier auch das Aus-probieren des Vorhabens oder die Vorbereitung zB mittels Fort- oder Weiterbil-dung vorgesehen Der Teilschritt der Planung und damit das weitere Vorgehen haumlngt schlieszliglich da-von ab wer die Planung vornimmt oder daran beteiligt ist und wie die Planung gestaltet wird (3) Das Handeln welches die didaktische Planung mit Inhalt fuumlllt Es geht dabei um sozialpaumldagogisch ausgerichtetes Handeln mit einzelnen Perso-nen Gruppen oder auch Institutionen Das konkrete Handeln ist durch einen expe-rimentellen Charakter gekennzeichnet und bringt zwei wichtige Effekte mit sich Einerseits bringt sie als umgesetzte Planung die Realisierbarkeit und Ergebnisse der Planung hervor birgt gleichzeitig aber die Moumlglichkeit innerhalb des konkreten Verlaufs neue Beobachtungen und Erfahrungen zu machen so dass darauf basie-rend wiederum die Situationsanalyse fortgefuumlhrt und reflektiert werden kann Im engeren Sinne endet die didaktische Arbeit mit dem Beginn der praktischen Umsetzung vorlaumlufig und setzt bei der Reflexion wieder ein (4) Die Auswertung die als letzter Teilschritt der didaktischen Reflexion gilt Sie beinhaltet die Reflexion der Ausgangssituation und der Rahmenbedingungen der getroffenen Entscheidungen sowie der getaumltigten Vorbereitungen Auch der praktische Verlauf wird reflektiert und moumlgliche Konsequenzen werden festgehal-ten Die Auswertung des sozialpaumldagogischen Handelns sollte moumlglichst gemeinsam mit den Gruppenmitgliedern geleistet werden Die Auswertung kann unterschied-lich gestaltet werden und viele Formen der Dokumentation umfassen so koumlnnen auch Bilder oder Filme als Medium der Auswertung dienen Auch Gruppendiskus-sionen Frageboumlgen und schlichte Aumluszligerungen bei gemuumltlichem Beisammensein koumlnnen zur Auswertung beitragen Die Auswertung kann damit auf unterschiedliche Art und Weise und in unterschied-lichen Phasen des Vorhabens stattfinden Situationsanalyse Planung Durchfuumlhrung und Auswertung bilden einen Kreislauf bei dem die Auswertung in eine neue Situationsanalyse mit einflieszligt und den Kreis-lauf von Neuem beginnen laumlsst Durch die didaktische Reflexion wird das Altgewohnte kritisch betrachtet und bietet dadurch die Moumlglichkeit Alternativen zu entdeckt Sie sorgt damit fuumlr Erneuerungen

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in der praktischen Arbeit und eine fortlaufende Neuausrichtung des sozialpaumldago-gischen Handelns im Hinblick auf die sich veraumlndernde Ausgangssituation Die bewusste Vollziehung und Reflexion dieses Kreislaufes ermoumlglicht eine Ver-besserung und Weiterentwicklung der sozialpaumldagogischen Arbeit indem sie theo-retische Uumlberlegungen und praktisches Handeln verbindet 23 Zusammenfassung Bei einem Blick in die einschlaumlgige Literatur wird der Mangel an wissenschaftlichen Ausarbeitungen uumlber die Grundlagen professionellen sozialpaumldagogischen Han-delns deutlich Der wissenschaftliche Literatur-Fundus wird vom Bereich Grundla-gen paumldagogischen Denkens und Handelns allgemein uumlber Grundlagen sozialpauml-dagogischen Denkens und Handelns bis hin zu Grundlagen einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation immer schmaumller Als Grundlage jedoch sowohl paumldagogischen als auch sozialpaumldagogischen Han-delns so zeigt die wissenschaftliche Recherche bildet sich der Begriff Didaktik heraus Auffallend diesbezuumlglich ist die Vielzahl an Veroumlffentlichungen hinsichtlich der Schul-Didaktik einerseits und dem geringen Fundus im Bereich Didaktik und Sozialpaumldagogik andererseits Unumstritten sehen die sich mit den Grundlagen der Sozialpaumldagogik beschaumlftig-ten Autoren WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BA-DERBAUKUSKNAPP Didaktik als einen elementaren Bestandteil professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und die Notwendigkeit diese Thema-tik aufzuarbeiten Auf Grund des Fehlens eines Grundlagenwerks muss auf Allge-mein-didaktische Grundlagen zuruumlckgegriffen werden um schlieszliglich durch die notwendigen Um- und Ausarbeitungen auf den Fachbereich Sozialer Arbeit einer Didaktik der Sozialpaumldagogik als Grundlage professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns naumlher zu kommen Betrachtet man sich den Begriff Didaktik naumlher so wird er eindeutig als Teilbereich der Paumldagogik identifiziert eine inhaltliche Darstellung des Begriffes zeigt jedoch eine breite Palette an Verstaumlndnismoumlglichkeiten von Didaktik Aufgrund der vielfaumlltigen Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche sozialpaumldagogischer Arbeit zu deren Merkmalen auch die Planung und Unterstuumltzung von Bildungs- und Lernprozessen zaumlhlen laumlsst sich die Erkenntnis ableiten dass Didaktik eine unverzichtbare Bezugswissenschaft fuumlr die Soziale Arbeit darstellt Jedoch erge-ben sich besondere Anspruumlche an eine solche Didaktik die eine unveraumlnderte Uumlbernahme Allgemeiner Didaktik nicht erlaubt

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Sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich unter anderem dadurch aus dass sie sich an eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgabenfelder und Adressatengruppen richtet dass sie vorwiegend alltagsbezogene Arbeit beinhaltet dass die Beruumlcksichtigung sowohl von gesellschaftlichen und kulturellen als auch von individuellen Situatio-nen eine zentrale Stellung einnimmt und dass das Lernen meist in indirekter Form stattfindet Schon allein aus diesen Bedingungen heraus wird deutlich dass eine Didaktik der Sozialpaumldagogik nicht gleich eine Didaktik einer jeglichen anderen paumldagogischen Disziplin sein kann Bei der naumlheren Betrachtung von Ansaumltzen einer Didaktik in der sozialpaumldagogi-schen Arbeit kristallisiert sich der Begriff Lernen als zentral heraus woran sich die Bedeutsamkeit der lerntheoretischen Didaktik anschlieszligt Lernen im sozialpaumldago-gischen Feld bedeutet jedoch immer Lernen in Alltagssituationen und damit in den realen Situationen des momentanen Lebensvollzuges der jeweiligen Betroffenen es heiszligt umgekehrt auch Lernen im Sinne von aktiver Aneignung von Erfahrungen in sozialen emotionalen und auch kognitiven Bereichen Das heiszligt fuumlr die Didaktik in der sozialpaumldagogischen Arbeit genau diese alltaumlglichen Erfahrungsprozesse nicht planlos ablaufen zu lassen Lern- und Veraumlnderungsprozesse geschehen auch hier nur wenn sie beeinflusst werden wenn diese Gesichtspunkte didaktisch hinterfragt strukturiert geplant und reflektiert werden Die Frage nach dem Was Warum Wie und Womit muss daher auch bei der Didaktik der sozialpaumldagogi-schen Arbeit im Vordergrund stehen Konkrete Vorschlaumlge in der praktischen Umsetzung liefert MARTIN mit seinem bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo Er bietet mit den Teilschritten Analysie-ren Planen Handeln und schlieszliglich der Auswertung und Kontrolle die gleichzei-tig die Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse und damit einen Wiedereinstieg in den Kreislauf darstellt eine Leitlinie fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Vor-gehen Wie die praktische Umsetzung didaktischer Uumlberlegungen sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation aussehen kann wird in der vorliegen-den Ausarbeitung am Beispiel eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativange-bots dargestellt

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3 Die Umsetzung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots innerh des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes im Hegau-Jugendwerk Die konkrete Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots er-folgt nach dem didaktischen Handlungsmodell nach MARTIN Der Prozess verlaumluft in vier Schritten wobei der erste Schritt durch die Beschreibung des Arbeitsfeldes die Situationsanalyse darstellt In einem zweiten Schritt werden die didaktisch-methodischen Uumlberlegungen im Sinne der Planung des Vorhabens getaumltigt Der dritte Schritt stellt schlieszliglich das praktische Handeln am Beispiel eines ausge-waumlhlten Rehabilitanden dar Der vierte und letzte vorgesehene Schritt im Modell beinhaltet die Reflexion des Kreativangebots auf drei Ebenen und schlieszligt damit gleichermaszligen den Kreis der didaktischen Reflexion 31 Beschreibung des Arbeitsfeldes Die Beschreibung des Arbeitsfeldes als erster Schritt des didaktischen Hand-lungsmodelles dient mit der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks in Gailingen als Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum der Beschreibung des Klientels und mit der Verdeutlichung des sozialpaumldagogischen Aufgabenbereichs der Analyse der Ausgangssituation 311 Das Hegau-Jugendwerk Das Hegau-Jugendwerk in Gailingen bietet als Fachkrankenhaus und Rehabilitati-onszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene nicht nur eine medizi-nische stationaumlre Behandlung von Verletzungen oder Erkrankungen des Nerven-systems sondern uumlberdies eine umfassende schulische berufliche und soziale Rehabilitation Mit insgesamt 200 Betten in den Abteilungen Fruumlhrehabilitation Schwerrehabilita-tion und den Abteilungen der weiterfuumlhrenden Rehabilitation beschaumlftigt das He-gau- Jugendwerk rund 300 Mitarbeiter in unterschiedlichen Fachbereichen Die nahtlose und kontinuierliche Rehabilitationsbehandlung von der Uumlbernahme aus der Akutklinik bis zur schulischen-beruflichen und sozialen Wiedereingliede-rung wird durch ein individuelles Rehabilitationskonzept ermoumlglicht Dieses wird gemeinsam mit dem Rehabilitanden und einem multiprofessionellen interdiszipli-naumlr zusammenarbeitenden Team aus Aumlrzten Pflegekraumlften (Neuro-)Psychologen

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Sozialarbeitern Sozialpaumldagogen und Fachtherapeuten der Ergotherapie Physio-therapie Logopaumldie Schwimm- und Sporttherapie der Massage und medizini-schen BaumlderabteilungPhysikalische Therapie sowie der Musiktherapie erstellt und in Form des Case-Managements fortwaumlhrend angepasst kritisch uumlberpruumlft und wenn erforderlich veraumlndert Im Sinne der schulischen und beruflichen Rehabilitati-on sind die staatlich anerkannte Krankenhausschule und die berufstherapeuti-schen Abteilungen wesentliche Bestandteile Ziel der Rehabilitation ist es dem Behinderten oder von Behinderung bedrohten Menschen zur Ruumlckkehr in Familie Schule oder Beruf und soziales Umfeld zu verhelfen und dies entsprechend seinen Wuumlnschen Vorstellungen und Faumlhigkei-ten 312 Das Klientel Die Rehabilitanden im Alter zwischen 2 und 21 Jahren werden aus dem gesamten Bundesgebiet und zT daruumlber hinaus sowohl stationaumlr als auch teilstationaumlr auf-genommen Die Aufnahmeindikationen der Rehabilitanden koumlnnen sich dabei sehr unterschiedlich gestalten Erworbene Hirnschaumldigungen durch Unfaumllle und deren Folgen Hirntumore Cerebrale Gefaumlszligprozesse Cerebrale Hypoxien oder entzuumlnd-liche Erkrankungen des zentralen Nervensystems bilden dabei die groumlszligten Indika-tionsgruppen Wie jedoch SOMMER in seiner Publikation bestaumltigt so hat sich neben den klassisch neurologisch Beeintraumlchtigten eine breite Streuung der Auf-nahmeindikationen auf Grund von weiter reichenden Krankheitsbildern und Behin-derungsformen entwickelt so dass vermehrt auch Jugendliche auf Grund von Dro-gen- Medikamenten oder Alkoholabusus nach Suizidversuchen oder auch Ge-walterfahrungen aufgenommen werden Die Auswirkungen der Krankheit bzw des Unfalls sind sehr weitreichend Es kann zu motorischen Behinderungen wie Koumlrper- und Bewegungsstoumlrungen zu vegeta-tiven Stoumlrungen wie Kopfschmerzen oder Uumlberempfindlichkeit gegenuumlber Laumlrm kommen Nicht selten kommt es zu einer posttraumatischen Epilepsie Auch Wahrnehmungsstoumlrungen wie Stoumlrungen der Koumlrperwahrnehmung der visuellen oder raumlumlichen Wahrnehmung oder gar die Vernachlaumlssigung von einer Koumlrper-seite oder Koumlrperteilen koumlnnen Folgen sein Stoumlrungen der Kommunikation durch Sprech- und Sprachprobleme sind ebenfalls haumlufig zu beobachtende Folgen Wei-tere Beeintraumlchtigungen fallen in den Bereich der Neuropsychologie wie Aufmerk-samkeits- und Konzentrationsstoumlrungen Merk- und Gedaumlchtnisstoumlrungen oder verminderte Belastbarkeit Mit einher gehen schlieszliglich immer auch Veraumlnderun-

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gen des Verhaltens und Erlebens wie eine mangelnde Selbstwahrnehmung die Beeintraumlchtigung des problemloumlsenden Denkens und des Kritik- und Urteilvermouml-gens welche insbesondere dem Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes zugerechnet werden koumlnnen Die Aufenthaltsdauer kann deshalb je nach Schwere der Schaumldigung und individu-ellen Faktoren von einigen wenigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten und in Einzelfaumlllen auch Jahren variieren 313 Der Sozialpaumldagogische Dienst im Hegau-Jugendwerk Die Mitarbeiter des Sozialpaumldagogischen Dienstes im Hegau-Jugendwerk arbeiten gemeinsam mit den Mitarbeitern des Pflegedienstes sozusagen im sozialen Nah-raum der Rehabilitanden Sie arbeiten im Schichtdienst und sind deshalb vorwie-gend auch jene Berufsgruppe des interdisziplinaumlren Teams welche die Rehabili-tanden in ihrer therapiefreien Zeit begleiten Allein aus dieser Tatsache heraus ergibt sich der Schwerpunkt sozialpaumldagogischer Arbeit und gleichsam auch der Stellenwert der Sozialpaumldagogik innerhalb des gesamten Rehabilitationskonzep-tes Im Sinne des allgemeinen Zieles sozialpaumldagogischen Handelns gilt es bdquoeinen Beitrag zur Verbesserung von Lebenschancen und Lebensbedingungen von hilfs-beduumlrftigen Einzelpersonen und Gruppen zu leistenldquo Das Augenmerk des Sozial-paumldagogen ist damit auf die sog psychosoziale Rehabilitation gerichtet Durch gezielte Unterstuumltzung von Lernprozessen soll eine soziale Integration des Rehabi-litanden in die Gesamtheit seines sozialen Umfeldes ermoumlglicht werden Ziel ist es dem Rehabilitanden durch sozialpaumldagogische Angebote zu Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln sowie auch zu sozialer Kompetenz zu verhelfen welche ihnen ein eigenverantwortliches selbstbestimmtes Leben ermoumlglicht Paumldagogische Aufgaben verorten sich deshalb in den Bereichen Hilfestellung bei der Krankheitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der Entwick-lung von emotionaler Stabilitaumlt Selbstvertrauen und Eigenverantwortlichkeit das gezielte Eroumlffnen von Moumlglichkeiten zum (Wieder-)Erlernen vormals beherrschter Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Foumlrderung der Selbstbestimmung und Selbst-staumlndigkeit in lebenspraktischen Bereichen die Foumlrderung der Kommunikations- und Konfliktfaumlhigkeit die Bearbeitung von Verhaltensauffaumllligkeiten und das ge-meinsame Erarbeiten von Verhaltensalternativen die Unterstuumltzung der Rehabili-tanden bei der Wiedererlangung von Gruppenfaumlhigkeit und die Bearbeitung von Fragen im Rahmen der Entwicklung neuer Lebensperspektiven

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Dies alles geschieht in gezielt eingerichteten Einzel- und Gruppensituationen sowie im freieren Rahmen auszligerhalb der Therapien unter Anwendung unterschiedlicher bdquomethodischer Vorgehensweisenldquo Die Sozialpaumldagogen bearbeiten demnach gemeinsam mit dem Patienten und im interdisziplinaumlren Team Fragen im Rahmen neuer Lebensperspektiven der Selbst-verwirklichung und sozialer Kompetenz des Rehabilitanden Hierbei spielen die Beziehungsarbeit und auch die Zuwendung aufbauend auf einer verstaumlndnis- und vertrauensvollen Basis eine zentrale Rolle Nach der erfolgten Analyse der Ausgangssituation folgen nun im zweiten Teil-schritt die fuumlr die Planung notwendigen didaktisch-methodischen Uumlberlegungen 32 Didaktisch-methodische Uumlberlegungen zum Kreativangebot Im Sinne des zweiten Schrittes im Prozess der didaktischen Reflexion der Pla-nung stehen im Folgenden didaktisch-methodische Uumlberlegungen die sowohl Entscheidungen wie auch Vorbereitungen zur Umsetzung des Kreativangebots beinhalten im Mittelpunkt Dabei gehen sowohl Uumlberlegungen zu den aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots als auch zu der Auswahl der Teilnehmer und Uumlberlegungen zu Lernzielen und Lerninhalten ein Auch die sich hieraus ergeben-de Auswahl und der Einsatz von Methoden und Materialien stehen im Mittelpunkt 321 Die aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots Die Durchfuumlhrung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots hatte sich aus mehreren Gruumlnden angeboten Erstens waren durch die bestehenden sozial-paumldagogischen Gruppenangebote die meisten Bereiche abgedeckt Eine Luumlcke bestand aus meiner Sicht nur noch in einem kuumlnstlerischen Angebot welches ich aus mehreren Gruumlnden als sehr sinnvoll und notwendig erachtete Es bestanden fuumlr jene die Interesse an kuumlnstlerischen Betaumltigungen zeigten nur wenige Moumlg-lichkeiten ihre Kreativitaumlt im Rahmen der Freizeit zu entfalten Ein weiterer und nicht unwichtiger Aspekt solch ein Angebot aufzunehmen fuumlhrte auf die Spezifika des Klientel bezuumlglich ihrer Beeintraumlchtigungen zuruumlck Das Selbstbewusstsein und die Selbststaumlndigkeit vieler Patienten sind durch einen Unfall oder eine Krank-heit stark beeintraumlchtigt Erschwerend kommen haumlufig koumlrperliche undoder schwe-re Sinnesbeeintraumlchtigungen hinzu die die Kommunikationsfaumlhigkeit beeintraumlchti-gen Auf diesem Hintergrund ist der kuumlnstlerische Ausdruck bei dem es kein richtig

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oder falsch gibt mE eine einerseits nicht unbeachtliche Moumlglichkeit des Aus-drucks andererseits aber auch der Raum in dem die Rehabilitanden selbst ent-scheiden und Verantwortung fuumlr ihr Tun uumlbernehmen und sich auf Neues einlassen koumlnnen Ein weiterer Grund ergab sich aus der Zielsetzung den Rehabilitanden die Moumlg-lichkeit zu geben den vorhandenen Wohnraum mitzugestalten All diese Gruumlnde fuumlhrten schlieszliglich dazu das kunsttherapeutisch orientierte Krea-tivangebot einmal woumlchentlich zu einem festen Termin durchzufuumlhren Das Ange-bot fand in acht Sitzungen statt und wurde auf Grund der kurzen Aufenthaltsdauer der Rehabilitanden und der begrenzten Zeit vorerst nach der achten Sitzung been-det Auch sollte es eine geschlossene gleich bleibende Gruppe sein um den Re-habilitanden das Gefuumlhl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben Die Teilneh-merzahl wurde auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt um die Bildung von Untergrup-pen zu vermeiden um dem Vertrauensaufbau innerhalb der Kleingruppe genuumlgend Raum zu geben auch aber um die notwendige Verantwortung tragen zu koumlnnen Die Teilnahme an diesem Angebot war freiwillig wenn auch eine regelmaumlszligige Teilnahme erwuumlnscht war Aufgrund bestehender Merkfaumlhigkeitsdefizite wurde der Termin als Erinnerungshilfe in die Therapieplaumlne eingetragen Die Dauer des An-gebots wurde auf eineinhalb Stunden festgelegt wobei eine zeitliche Ausweitung auf Grund der therapiefreien Zeit durchaus moumlglich war Das Mindestmaszlig an Zeit wurde jedoch benoumltigt um einerseits dem Beduumlrfnis nach gegenseitigem Aus-tausch gerecht zu werden andererseits aber auch um eine intensive Arbeit an den Bildern zu ermoumlglichen 322 Zur Auswahl der Teilnehmer Die Auswahl der Teilnehmer wurde in Absprache mit den Teamkollegen und in Einzelfaumlllen mit einzelnen Fachtherapeuten des interdisziplinaumlren Teams getroffen Die Auswahlkriterien gestalteten sich weitgehend aus der Zielsetzung zuruumlckgezo-genen passiven stillen unauffaumllligen einen geschuumltzten Raum zu bieten in wel-chem sie ungestoumlrt und frei von aumluszligeren Einfluumlssen an etwas arbeiten konnten was ihnen Spaszlig machte Alle ausgewaumlhlten Teilnehmer hatten auf Grund ihrer erworbenen Einschraumlnkungen Probleme unterschiedlicher Art im Bereich der Kom-munikation welche sie groumlszligtenteils vor ihrem Aufenthalt gar nicht oder nicht in dieser Weise oder diesem Maszlige erlebt hatten So stuumltzte sich die Auswahl schlussendlich auf Rehabilitanden welche in unterschiedlichem Ausmaszlig in ihrer Kommunikation beeintraumlchtigt waren Hauptauffaumllligkeiten waren dabei Sprachstouml-

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rungen und Sprechstoumlrungen unterschiedlichen Grades Weitere Beeintraumlchtigun-gen zeigten sich in unterschiedlichen koumlrperlichen Bereichen wobei die sog arm-betonte Ataxie bei den meisten der Teilnehmern weniger bis maumlszligig stark ausge-praumlgt war so dass sie ihre Faumlhigkeiten mehr in undifferenzierten Handlungsschrit-ten als in feinmotorischen Kleinarbeiten ausuumlben konnten Neben Koordinations-problemen insbesondere der Arme waren es vermehrt auch Laumlhmungen welche alltaumlgliche Verrichtungen erschwerten Als besonders einschraumlnkend erwiesen sich daruumlber hinaus die schweren Seheinschraumlnkungen einer Rehabilitandin die weit-gehend an der Stimme erkannte mit wem sie kommunizierte Mit der Uumlberzeugung dass jeder Teilnehmer auch mit seinen Einschraumlnkungen kreativ taumltig sein kann und insbesondere das Malen in seiner offenen freien Sicht-weise eine Moumlglichkeit zur Kommunikation darstellt wurden die Teilnehmer in ei-nem persoumlnlichen Gespraumlch auf das Angebot angesprochen und dazu eingeladen Die Teilnehmer im Alter zwischen 17 und 23 Jahren befanden sich alle im Haus der weiterfuumlhrenden Rehabilitation Von Vorteil erschien mir eine gemischtge-schlechtliche Gruppe wie auch das Zusammenleben in der Rehabilitationseinrich-tung gestaltet wird Schlieszliglich galt es bei der Auswahl sowohl das Interesse der Teilnehmer am krea-tiv kuumlnstlerischen Tun zu wecken sowie einzelne Rehabilitanden dazu zu ermuti-gen zu bestaumlrken und zu motivieren sich auf etwas voumlllig Neues aber fuumlr sie nicht Abwegiges einzulassen und dieses auszuprobieren All diese Kriterien fuumlhrten schlieszliglich zur Zusammensetzung der Kreativgruppe mit sechs Teilnehmern 323 Uumlber Lernziele und Lerninhalte Im Hinblick auf die Lernziele lieszligen sich zahlreiche Differenzierungen vornehmen je nachdem aus welchem Blickwinkel diese betrachtet wurden Sowohl die Teil-nehmer der Kreativgruppe als auch die Leiterin brachten eigene Zielsetzungen in die Gruppe ein Die Ziele der Rehabilitanden richteten sich nach Angaben dieser vermehrt nach Freizeitausgleich Freizeitbeschaumlftigung gemuumltlichen Beisammensein in ange-nehmer Atmosphaumlre gemeinsamen Gestalten und vorwiegend dem Entspannen waumlhrend des Malens vom anstrengenden Klinikalltag Im scheinbaren Gegensatz dazu standen die Ziele der Paumldagogin welche sich weniger im Bereich der Ent-spannung durch das Malen oder schlicht der Freude am kreativen Tun der Rehabi-litanden bewegten Die Ziele ihrerseits waren unbestritten Lernziele auf unter-schiedlichen Ebenen

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Als Richtziele kristallisierten sich die Staumlrkung des Selbstwertgefuumlhls und des Selbstbewusstseins der Rehabilitanden und der Aufbau der eigenen Ressourcen die gezielt durch das Malen angesprochen werden sollten heraus Dies sollte so-wohl durch das gemeinsame Tun in der Gruppe als auch der jeweiligen einzelnen Arbeit am Bild erreicht werden So bot den Teilnehmern die Teilnahme an der Gruppe die Moumlglichkeit sich in der kleinen gleich bleibenden Gruppe ohne Drang zu entfalten Schon allein durch die gleiche Taumltigkeit aller war die Basis fuumlr ein Kommunikationsthema gegeben Der Einstieg sich kundzutun wurde damit er-leichtert Das regelmaumlszligige intensive Zusammentreffen und das erworbene Ver-trauen erlaubte es den Teilnehmern sich mehr und mehr zu oumlffnen und ihre Wuumln-sche zu aumluszligern Bezuumlglich der jeweiligen eigenen Arbeit am Bild und dem Ver-staumlndnis des erweiterten Kunstbegriffs als Basis erfuhr der Einzelne dass jeder wenn auch auf andere Art und Weise etwas darstellen kann Die Rehabilitanden lernten sich auf neue Dinge einzulassen sie lernten unterschiedliche Materialien kennen und konnten neue Erfahrungen sammeln Sie erfuhren beim kreativen Tun dass es nicht darauf ankommt alles zu koumlnnen sondern dass es darauf ankommt was der Einzelne aus dem was er mitbringt gestaltet Die Richtziele konnten somit in mehrere Grobziele untergliedert werden So konnte ein erhoumlhtes Selbstvertrauen daran festgemacht werden ob die ansonsten eher verschlossenen Rehabilitanden eine rege Diskussion fuumlhrten und so eine vermehr-te Interaktion und Kommunikation stattfand oder Rehabilitanden die sich zu Be-ginn sehr unsicher waren und sich nicht fuumlr ein Material entscheiden konnten sich zum Ende hin gezielt mit eigener Vorstellung an ein Bild setzten Das Vertrauen auf und der Glaube an die eigenen Ressourcen konnte daran festgemacht werden dass sich die Rehabilitanden an mehrere neue Materialien herantrauten sich in ungewisse Situationen leichter hineinbegeben konnten und mit ihren Arbeiten zu-frieden sein konnten Diese Ziele die innerhalb der Kreativgruppe fokussiert wur-den beschraumlnkten sich aber nicht auf diesen Rahmen denn ein selbstsicheres Auftreten und der verstaumlrkte Glaube an sich selbst waren wenn sie auch sehr abs-trakte Ziele darstellten auch auszligerhalb der Gruppe spuumlrbar So konnte der jeweili-ge Rehabilitand beispielsweise nun auch bei Tisch mit einem lauten bdquoNeinldquo aumluszligern dass er dieses Essen nicht moumlchte Schlieszliglich ergaben sich fuumlr jeden einzelnen Rehabilitanden wenn man so moumlchte noch individuelle Feinziele Diese individuellen Ziele wurden durch den Rehabili-tanden nicht bewusst verfolgt sie stellten unbewusst und moumlglicherweise auch ohne das Wissen des Rehabilitanden allein durch die Auswahl der Methoden Ziele meinerseits dar So trainierte ein Rehabilitand mit schwerer Sehbeeintraumlchtigung

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oder einer schweren Bewegungsstoumlrung ganz automatisch seine Faumlhigkeiten in diesem Bereich auch wenn er dies vielleicht gar nicht gezielt mochte Das Malen dh das kreative Taumltigwerden am Bild bot damit unbestritten eine Viel-zahl an Moumlglichkeiten um unterschiedlichen Zielen gerecht zu werden Es bot die Moumlglichkeit der nonverbalen Ausdrucksmoumlglichkeit des Trainings neuropsycholo-gischer Teilleistungsstoumlrungen eine Moumlglichkeit zum Motivationsaufbau es bot schlicht Freude und Entspannung indem es nicht an Leistung orientiert war und konnte dem Aggressionsabbau dienen indem ein impulsives Malen in diesem Rahmen moumlglich war Das Training sozialer Kompetenzen innerhalb der Gruppe wurde ermoumlglicht aber auch die Selbststaumlndigkeit wurde durch die Auferlegung der eigenen Verantwortung fuumlr das Gemalte unterstuumltzt Motorische Faumlhigkeiten wurden bei jeglicher Art des Malens gefoumlrdert und auch die Foumlrderung von gege-benen Talenten konnte in diesem Rahmen aufgegriffen werden Es gab somit unbestritten Zielsetzungen auf Seiten der Rehabilitanden und auf Seiten der Sozialpaumldagogin die sich gleich different oder fuumlr den jeweils anderen nicht sichtbar und evt gar nicht gewollt darstellen So koumlnnen durch die richtige Auswahl der Methoden unterschiedliche Ziele auf unterschiedlichen Ebenen er-reicht werden 324 Uumlber den Einsatz von Methoden Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen die Auswahl der Teilnehmer sowie die Dimensionen der Zielsetzungen wurden innerhalb der Sozialen Gruppenarbeit Elemente des Begleiteten Malens nach EGGER als methodische Gestaltung der Kreativgruppe umgesetzt wobei Soziale Gruppenarbeit in diesem Fall als bdquoeine Methode der Sozialarbeit die den Einzelnen durch sinnvolle Gruppenerlebnisse hilft ihre soziale Funktionsfaumlhigkeit zu steigern und ihren persoumlnlichen Problemen ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des oumlffentlichen Lebens besser gewachsen zu seinldquo verstanden wird Der Ansatz des Begleiteten Malens lieszlig sich in das Handlungsfeld der Neurologi-schen Rehabilitation angemessen eingliedern da er durch den flexibel zu gestal-tenden Einsatz keine kostenintensiven und ausgefallenen Materialien erforderte Daruumlber hinaus bietet der Ansatz hervorragende Moumlglichkeiten auch ohne erhebli-che Vorkenntnisse im kunsttherapeutischen Bereich das Begleitete Malen in ab-gewandelter Form umzusetzen Die einzelnen Aspekte dieses Ansatzes wurden daher hier nicht in ausdifferenzierter Weise uumlbernommen sondern nur in sofern als dass es die Rahmenbedingungen des Angebots zulieszligen in die methodische

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Umsetzung integriert und fuumlr die Leiterin als Handlungsleitlinien zu den maszliggebli-chen Richtlinien Bei den konkreten Aktivitaumlten handelte es sich um Malaktivitaumlten mit unterschiedli-chen Materialien Den Techniken und Thematiken die jeder einzelne Rehabilitand mitbrachte waren keine Grenzen gesetzt Es duumlrfte experimentiert werden dh es fand keine Themenvorgabe statt Innerhalb der zur Verfuumlgung stehenden Utensi-lien der individuellen Motivation und dem gegebenen Zeitrahmen konnte dem kreativen Prozess freien Lauf gewaumlhrt werden Auch konnte der Rehabilitand selbst entscheiden ob er stehend oder sitzend arbeiten moumlchte je nach Moumlglich-keiten und Einschraumlnkungen konnte hier auch mit Hilfestellungen die richtige Posi-tion gefunden werden Begleitet wurden diese Aktivitaumlten stets von der unterstuumlt-zenden Begleitperson dh der Sozialpaumldagogin welche jedoch mehr und mehr in den Hintergrund ruumlckten sollte und schlieszliglich mehr als bdquoDienerldquo im Sinne der Ma-terialbereitstellung fungierte Bei der Umsetzung des Begleiteten Malens nach EGGER waren jedoch nicht nur Freiraumlume gegeben sondern auch wichtige Krite-rien zu beachten die sowohl den kuumlnstlerischen Prozess den Einzelnen in der Gruppe als auch die Gruppe als Gesamtes betrafen Es galt gewisse bdquoGruppenregelnldquo im Sinne des Zusammenseins aufzugreifen diese umzusetzen und ggf auch in Erinnerung zu rufen sollten sie in Vergessen-heit geraten Allgemeine Richtlinien im Hinblick auf die Arbeit in der Gruppe waren das Sauberhalten des jeweils eigenen Malplatzes und die gemeinsame Benutzung der Materialien Dies implizierte dass die Materialien jedem gleichsam zu Verfuuml-gung standen und diese auch nach der individuellen Nutzung den anderen Teil-nehmern wieder auf dem Angebotstisch zu Verfuumlgung gestellt wurden Ebenso galt das gemeinsame Aufraumlumen am Ende der Sitzung als allgemeine Uumlbereinkunft Auf Grund der vielfaumlltigen individuellen Einschraumlnkungen der Rehabilitanden ver-langte der gegenseitige Umgang ein hohes Potential an Ruumlcksichtnahme eines Einzelnen ab Das gegenseitige Kennen lernen war dabei von groszliger Bedeutung Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig einschaumltzen und respektieren lernen Die gegenseitige Begruumlszligung und die ersten Gespraumlchsminuten zu Beginn jeder Sit-zung trugen dazu bei die Stimmungen der Einzelnen wahrzunehmen und wurden daher gezielt eingeraumlumt Weitere Richtlinien die mit den Teilnehmern gemeinsam oder allein von Seiten der Teilnehmer gesetzt wurden waren ua dass die Informationen innerhalb der Gruppe auch in der Gruppe bleiben sollten so dass persoumlnliche Inhalte nicht nach auszligen getragen werden sollten Dies oumlffnete fuumlr alle die Moumlglichkeit persoumlnliche Stimmungslagen und Probleme zB auch in Bezug auf die Behinderungsverarbei-tung kundzutun wenn diese fuumlr den Einzelnen von Bedeutung waren

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

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PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

RINNINSLAND J 1998 Kunst und Rehabilitation Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd2 Gailingen

RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

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52

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DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

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SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

53

Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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1 Einleitung 3 2 Grundlagen professionellen sozialpaumldagogischen Handelns 4

21 Sozialpaumldagogik und Didaktik 4 22 Ansaumltze einer Didaktik in der Sozialpaumldagogik 7 221 Lernen als zentraler Begriff der sozialpaumldagogischen Didaktik 8 222 Das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN 10 23 Zusammenfassung 13

3 Die Umsetzung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots innerh des sozialpaumldagog Handlungsfeldes im Hegau-Jugendwerk 15

31 Beschreibung des Arbeitsfeldes 15 311 Das Hegau-Jugendwerk 15 312 Das Klientel 16 313 Der Sozialpaumldagogische Dienst im Hegau-Jugendwerk 17 32 Didaktisch-methodische Uumlberlegungen zum Kreativangebot 18 321 Die aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots 18 322 Zur Auswahl der Teilnehmer 19 323 Uumlber Lernziele und Lerninhalte 20 324 Uumlber den Einsatz von Methoden 22 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden 25 331 Vorstellung des Rehabilitanden 25 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots 28 34 Reflexion des Kreativangebots 29 341 Fallbezogene Reflexion 29 342 Angebotsbezogene Reflexion 31 343 Professionsbezogene Reflexion 33 35 Zusammenfassung 36

4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse 39

41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung 39 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation 45 43 Ausblick 48

Literaturverzeichnis 50

3

1 Einleitung Befasst man sich naumlher mit der Frage was professionelles (sozial-) paumldagogisches Handeln eigentlich ausmacht so wird man in der einschlaumlgigen Literatur sehr wohl im Bereich der schulischen Paumldagogik mit Grundlagen und Ansaumltzen uumlberhaumluft Schaut man speziell in den Bereich der Sozialpaumldagogik hinein so schmaumllert sich die Auswahl auffallend und widmet man sich schlieszliglich dem Arbeits- und For-schungsbereich der auszligerschulischen Paumldagogik in der Neurologischen Rehabili-tation so sind lediglich die Nachfragen nach der besonderen Bedeutung paumldago-gischer Fragestellungen und Grundlagen paumldagogischen Handelns in diesem Be-reich weniger die Antworten darauf zu verzeichnen Lediglich die wissenschaftlichen Veroumlffentlichungen und Forschungsberichte von SOMMER befassen sich mit der Thematik bdquoPaumldagogik und Neurologische Rehabili-tation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsenerldquo im engeren Sinne In der einschlaumlgigen Literatur sind bezuumlglich dieses Themenbereichs zwar Beitraumlge vorzufinden sie stellen jedoch wie SOMMER betont vorwiegend bdquoBe-schreibungen von Taumltigkeitsbereichen und Aufgabenfeldern von Paumldagogen in der Neurologischen Rehabilitationldquo und keineswegs Ansaumltze von wissenschaftlichen Grundlegungen paumldagogischer Arbeit in diesem Arbeitsfeld dar Als Gruumlnde hierfuumlr nennt SOMMER ua die Position die Mitarbeiter paumldagogischer Berufsgruppen in der Neurologischen Rehabilitation einnehmen wonach traditionell Mediziner und (Neuro-)Psychologen die entscheidenden Positionen inne haumltten und es Paumldago-gen schwer falle ihre Position im interdisziplinaumlren Team deutlich zu machen und berufsbezogene Grundlagen in den wissenschaftlichen Dialog mit einzubringen wobei gleichzeitig paumldagogischer Arbeit im Rahmen psychosozialer Rehabilitation eine besondere Bedeutung zugeschrieben werden Auszligerdem seien bdquodie (erzie-hungs-)wissenschaftlichen Grundlagen paumldagogischen Handelns in der Neurologi-schen Rehabilitation bisher nicht ausreichend erforscht wordenldquo Die Notwendigkeit der Erarbeitung systematischer Grundlagen im Hinblick auf konzeptionelle inhaltliche und didaktisch-methodische Uumlberlegungen in diesen Bereichen ist daher nicht zu uumlbersehen Die vorliegende Arbeit versucht genau diesen Weg zu gehen und widmet sich ba-sierend auf dem Problemhintergrund der Grundlagen professionellen sozialpaumlda-gogischen Handelns im weiteren Sinne und der Sozialpaumldagogik in der Neurologi-schen Rehabilitation im engeren Sinne dieser Thematik

4

Die Beleuchtung der Thematik fuszligt in einem ersten Schritt auf einer Dokumenten- und Sekundaumlranalyse im Bereich inhaltlicher Dimensionen der Grundlagen (sozial) paumldagogischen Denkens und Handelns In einem weiteren Schritt fuszligt sie auf der Darstellung eigenen paumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitati-on dem Hegau-Jugendwerk und steht damit auch fuumlr die Beleuchtung praktischer Aspekte sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation

2 Grundlagen professionellen sozialpaumldagogischen Handelns Befasst man sich mit den Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns so stellt sich Didaktik als zentrale Begrifflichkeit in den Mittelpunkt Es wird sich daher unweiger-lich die Frage der Zusammenhaumlnge von Sozialpaumldagogik und Didaktik stellen bevor auch nur eine Annaumlherung an eine Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit erfolgen kann 21 Sozialpaumldagogik und Didaktik Stuumltzt man sich auf Grund der mangelnden Forschungsergebnisse im Bereich sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation auf den erweiter-ten Bereich Sozialer Arbeit sucht nach den Grundlagen professionellen sozialpauml-dagogischen Handelns und wagt einen Blick in die wissenschaftliche Literatur so wird der Mangel jener deutlich denn die vorzufindenden Veroumlffentlichungen lassen sich an einer Hand abzaumlhlen Als wissenschaftliche Werke die sich im engeren Sinne mit den Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns im Allge-meinen befassen lassen sich WEINSCHENK mit seiner Publikation bdquoDidaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogenldquo MARTIN mit seiner Ausarbeitung bdquoDidaktik der sozialpaumldagogischen Arbeitldquo SCHILLING mit bdquoDidaktikMethodik der Sozialpaumlda-gogikldquo GORGES mit seiner Veroumlffentlichung bdquoDidaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufeldquo und schlieszliglich BADRYBUCHKAKNAPP mit ihrer Herausgabe bdquoPAumlDA-GOGIK Grundlagen und Arbeitsfelderldquo nennen Wie die Titel der Veroumlffentlichungen mit der Innschrift bdquoDidaktikldquo deutlich zeigen wird Didaktik als Grundlage qualifizierter paumldagogischer und sozialpaumldagogischer Arbeit hervorgehoben Waumlhrend in der Schule ein Lehren und Lernen nicht ohne eine Didaktik moumlglich erscheint und die Schul-Didaktik auch im Sinne der wissen-schaftlichen Grundlagenschaffung mit Sicherheit die bedeutendste Einflussvariable darstellt scheint im auszligerschulischen Bereich kein Raum fuumlr Uumlberlegungen zu einer Didaktik zu sein denn es ist bis heute keine allgemeine anerkannte Didaktik der Sozialpaumldagogik in der einschlaumlgigen wissenschaftlichen Literatur zu verzeich-

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nen Ein Grundlagenwerk uumlber professionelles sozialpaumldagogisches Denken und Handeln scheint es nicht zu geben Deutlich wird daher dass auf Grund des Fehlens eines Standardwerkes der Didak-tik in der Sozialen Arbeit bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogi-schen Denkens und Handelns und damit den Inhalten einer Didaktik der Sozialpauml-dagogik Ruumlckgriffe auf die bestehende wissenschaftliche Fundierung im Bereich der Allgemeinen Paumldagogik notwendig sind Wie die Recherche in der wissenschaftlichen Fachliteratur zeigt wird als die Grundlage sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns der Begriff Didaktik her-vorgehoben Es herrscht wie SOMMER belegt in allen Fachkreisen und Teil-disziplinen die uumlbereinstimmende Ansicht dass Didaktik der wissenschaftlichen Disziplin der Paumldagogik zuzuordnen sei Die ungenaue inhaltliche Bestimmung des Begriffes Didaktik als Herzstuumlck der Paumldagogik laumlsst sich jedoch anhand der un-zaumlhligen Definitionsversuche feststellen Eine engere Definition versteht Didaktik als bdquoTheorie der Bildungsinhalteldquo eine weitere versteht sie als bdquoWissenschaft vom Lehren und Lernen allgemeinldquo Als fuumlr die Soziale Arbeit bedeutend erweisen sich ua die Ansaumltze von GORGES der Didaktik als bdquoTeilbereich der Paumldagogik der sich mit der Analyse Planung und Unterstuumltzung von angeleiteten Lernprozessen befasstldquo versteht und der Ansatz MARTINS bei dem Didaktik praktische Probleme loumlsen hilft indem sie ein durch-dachtes planvolles Vorgehen und ein anschlieszligendes Auswerten von angeleiteten Lernprozesses vorsieht Die Didaktik dient damit einerseits der Unterstuumltzung von Lernprozessen und an-dererseits der Kritik und Reflexion damit der Bewusstmachung sozialpaumldagogi-schen Handelns Sie ermoumlglicht dadurch eine Erweiterung der Handlungs- und Reflexionskompetenz in dem sie sowohl Entscheidungs- als auch Argumentati-onshilfen bietet Didaktik scheint sich daher zwischen Theorie und Praxis zu bewe-gen Zwei didaktische Grundmodelle haben sich in der paumldagogischen Arbeit als be-deutsam herauskristallisiert die bildungstheoretische und die lerntheoretische Di-daktik Erstere versteht sich als Hilfsinstrument bei der Auswahl und Begruumlndung von Lerninhalten und ist durch das Primat der Didaktik gekennzeichnet Als fuumlr die Soziale Arbeit zutreffender erwies sich Zweitere die das Lernen und die damit zusammenhaumlngenden Faktoren wie soziokulturelle und anthropologische Bedin-gungen und schlieszliglich Ziele Inhalte Methoden und Medien die sich wechselsei-tig bedingen und beeinflussen in den Mittelpunkt stellt Die Interdependenz zwi-schen den unterschiedlichen Faktoren fuumlhrt dazu dass Ziele und Inhalte erst ge-

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setzt werden koumlnnen wenn der umzusetzende Weg mitbedacht wird und umge-kehrt Als untrennbarer Begriff zur Didaktik gilt die Methodik als die Theorie von Metho-den Waumlhrend sich Didaktik mit dem Lehren und Lernen und damit mit dem Was und Warum beschaumlftigt geht es bei der Frage nach Methodik um das zielgerichte-te praktische Handeln und damit um die Frage des Wie und Womit In der wissen-schaftliche Diskussion herrscht Einigkeit daruumlber dass bezuumlglich der Sozialen Arbeit nicht die klassischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemein-wesenarbeitldquo gemeint sind sondern ein planvolles Vorgehen auf ein Ziel hin wel-ches Uumlberlegungen zu Methoden Medien Mitteln Materialien und einem Zeitkon-tingent beinhaltet Dem Verhaumlltnis von Didaktik und Methodik wird ein wechselsei-tiges sich gegenseitig bedingendes Verhaumlltnis zugeschrieben wobei jedoch Di-daktik den Rahmen bildet in dem Methodik stattfindet Dass Didaktik als praxisorientierte Wissenschaft in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht wegzudenken ist ist unbestritten Dass nicht beliebige didaktische Modelle beispielsweise aus der Schul-Didaktik unveraumlndert in den Arbeitsbereich der Sozi-alpaumldagogik uumlbernommen werden koumlnnen ist ebenso unbestritten Denn auch wenn die Didaktik und die Wissenschaft der Sozialen Arbeit in einem interdis-ziplinaumlren Dialog stehen gilt es zu klaumlren welche besonderen Merkmale eine Di-daktik im Kontext Sozialer Arbeit im Gegensatz zur Allgemeinen Didaktik aufwei-sen muss um auch in der Praxis sozialpaumldagogischen Arbeit dienlich sein zu koumln-nen Die Anspruumlche die schlieszliglich an eine Didaktik der Sozialpaumldagogik herange-tragen werden ergeben sich wiederum aus der Praxis Sozialer Arbeit Nach MARTIN muumlssen bei der Entwicklung einer Didaktik der Sozialpaumldagogik einige Gesichtspunkte Sozialer Arbeit beachtet werden Sozialpaumldagogische Arbeit beschaumlftigt sich stark mit den organisatorischen und raumlumlichen Bedingungen dh mit den Rahmenbedingungen der sozialpaumldagogischer Arbeit da diese den Erfah-rungsraum fuumlr den Lernprozess der Zielgruppe mitbestimmen Die individuelle Situation die individuellen Beduumlrfnisse Lernhemmungen Konflikte im Prozess der Sozialisation und Biographie gehen sehr stark in die didaktischen Uumlberlegungen des Sozialpaumldagogen ein Die Erfahrungen der Lehrenden und Lernenden sind dem Sozialpaumldagogen sehr wichtig so dass Situationen geschaffen werden die zum Lernen einladen reizen oder provozieren wie zB Spiele oder Projekte Das Foumlrdern und Lernen findet ganz im Gegensatz zur schulischen Didaktik in indirek-ter Form statt Dies impliziert auch dass das sozialpaumldagogische Handeln haumlufig im Umgang miteinander geschieht Der Umgang ist mehr durch das miteinander leben sich im Alltag auseinandersetzen und gemeinsame Erfahrungen sammeln und weniger durch konkrete Vorgaben oder Forderungen seitens des Sozialpaumlda-

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gogen gepraumlgt Vorgaben und Maszlignahmen des Sozialpaumldagogen gestalten sich weitgehend in den Bereichen Beratung Stabilisierung Unterstuumltzung und Beglei-tung von alltagsbezogenen Lernprozessen Diesen Merkmalen sozialpaumldagogi-scher Arbeit muss eine Didaktik der Sozialpaumldagogik gerecht werden Wenn auch eine Didaktik der Sozialen Arbeit als eigenstaumlndiges geschlossenes Konzept nicht zu existieren scheint so sollte sie doch nach GORGES fuumlr moumlglichst alle Arbeitsfelder und deren Zielgruppen relevant sein und den differenzierten Rol-len der Sozialpaumldagogen als Helfer Berater oder Unterstuumltzer entsprechen koumln-nen Sie sollte weiterhin die Analyse von konkreten Situationen der Klienten be-ruumlcksichtigen Auch die Zielorientierung dh das uumlbergeordnete Ziel der Verbesse-rung der sozialen Situation der Betroffenen duumlrfe nicht auszliger Acht gelassen wer-den Die Didaktik in der Sozialen Arbeit muumlsse auszligerdem eine Alltags- und Erfah-rungsorientierung ermoumlglichen da die Befaumlhigung der Klienten zu einer verbesser-ten Lebensbewaumlltigung und damit das Lernen immer im Bezug zur Lebenssituation im Mittelpunkt stehe Kommunikation und Interaktion seien weitere Aspekte auf die die Aufmerksamkeit gerichtet werden muumlsse da Kommunikationsstoumlrungen haumlufig zu den Ursachen von bestehenden Problemlagen hinzukommen oder gar zu diesen fuumlhren Die Beteiligung der Betroffenen indem sie Ziele Inhalte und Me-thoden durch eigene Vorstellungen mitbestimmen koumlnnen muss ermoumlglicht wer-den und schlieszliglich muumlsse die Didaktik einer komplexen Planung mit unterschiedli-chen Interventionen des sozialen Umfeldes gerecht werden koumlnnen Die sozialpaumldagogische Arbeit weist demnach besondere Merkmale in ihren Ziel-setzungen Organisationsstrukturen und Arbeitsweisen auf so dass sich besonde-re Anforderungen an eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ergeben Sie muss auf Grund der Vielfalt der Aufgabenfelder und Adressatengruppen uumlbergreifende Grundsaumltze und Planungskonzepte bereitstellen die auf besondere Situationen uumlbertragbar sind Wie sich nun die Ansatzpunkte einer Didaktik der Sozialpaumldagogik gestalten und wie konkrete Planungskonzepte aussehen koumlnnen soll im Weiteren betrachtet werden 22 Ansaumltze einer Didaktik in der Sozialpaumldagogik Bei der Entwicklung von Ansaumltzen einer Didaktik der Sozialpaumldagogik wird sich im Folgenden der Begriff Lernen insbesondere in Alltagssituationen herauskristallisie-ren Das anschlieszligend vorgestellte bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN wird beispielhaft die Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung geplanter

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Handlungsprozesse in der Sozialen Arbeit in die didaktische Uumlberlegungen einge-hen skizzieren 221 Lernen als zentraler Begriff der sozialpaumldagogischen Didaktik Didaktik ist wie aus der bisherigen Ausarbeitung ersichtlich wurde auch im Bereich der Sozialen Arbeit nicht wegzudenken da es auch hier um Lernprozesse geht Sie kann auf Erkenntnisse der schulorientierten Didaktik zuruumlckgreifen muss aber ihr Augenmerk auf bestimmte fuumlr die Soziale Arbeit relevante Aspekte richten Im Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik geht es vorwiegend um den Begriff Lernen weni-ger um den Begriff Bildung Dies laumlsst den Schluss zu dass sich die Didaktik in der sozialpaumldagogischen Arbeit mehr auf eine lerntheoretisch orientierte Didaktik stuumltzt Diese erweise sich nach GORGES als sinnvoll da sie implizit alle organi-sierten Lehr- und Lernprozesse zum Gegenstand mache und damit fuumlr die Didaktik Sozialer Berufe dienlich sei Um Ansaumltze einer Didaktik in der Sozialpaumldagogik zu entwickeln in deren Mittel-punkt Lernprozesse stehen muss unweigerlich der Begriff Lernen im sozialpaumlda-gogischen Feld naumlher betrachtet werden Wie bisher aufzeigt bilden sich als Inhalte sozialpaumldagogischer Arbeit Probleme unterschiedlicher Art aus den jeweiligen Lebenswirklichkeiten der Betroffenen her-aus Sie gestalten sich in alltaumlglichen Lebenssituationen und sind vielfaumlltig und komplex Das heiszligt umgekehrt fuumlr den Sozialpaumldagogen dass dieser mit alltaumlglichen Situa-tionen konfrontiert wird und daher alltaumlglichen Aufgaben gegenuumlbersteht Dies stellt in vielerlei Augen keine wirkliche Herausforderung dar doch gerade in solch zunaumlchst banal erscheinenden lebenspraktischen Aufgaben stecken sehr komple-xe vielfaumlltige und weit reichende Problemfelder Diese koumlnnen sich etwa in Schwierigkeiten im Umgang mit sich selbst dh im eigenen Umgang mit Enttaumlu-schung mit Trauer Aggression Frustration Freude oder Hoffnung und auch im Umgang mit Anderen dh die Moumlglichkeit stabile Beziehungen einzugehen sich abgrenzen zu koumlnnen Konflikte auszutragen Partnerschaften einzugehen oder auch seine Interessen vertreten zu koumlnnen aumluszligern Das Lernen im sozialpaumldagogischen Arbeitsfeld zeichnet sich demnach dadurch aus dass es sich vorwiegend in Alltagssituationen konstituiert dass es sich sowohl in den organisatorischen als auch in den institutionellen Rahmenbedingungen of-fen gestaltet und dadurch den Einsatz einer Vielzahl von methodischen Moumlglichkei-ten erlaubt Problemfelder koumlnnen deshalb auch im gewissen Rahmen bdquoganzheit-

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lichldquo angegangen werden und das Vorgehen kann sich weitgehend auf aneignen-de und erfahrungsbezogene Lernprozesse stuumltzen Das Lernen im sozialpaumldago-gischen Feld bezieht sich hauptsaumlchlich auf reale Situationen im aktuellen Lebens-vollzug der Betroffenen und besteht daher aus der aktiven Aneignung von eigenen Erfahrungen Dieses Lernen umfasst daher emotionale kognitive wie auch soziale Erfahrungen in gleichem Maszlige Sozialpaumldagogisches Handeln laumlsst sich daraus folgend durch einige Momente charakterisieren Anlass sozialpaumldagogischer Maszlignahmen sind Konflikte im Alltag der Betroffenen Inhalte sind weitgehend individuelle Problemlagen unterschied-lichster Art Der diesbezuumlgliche bdquoLernprozessldquo kann differenzierte Formen anneh-men der durch eine Vielfalt an sozialpaumldagogischen Handlungsformen mit unter-schiedlichen eingesetzten Methoden gekennzeichnet ist Sozialpaumldagogisches Handeln ist dabei mehr oder weniger durch das Moment der Planung gekenn-zeichnet als dass die Ausgangslage erfasst ein angemessenes Vorgehen geplant und notwendige Hilfen erschlossen werden Als Basis dessen liegt dem paumldago-gisch Taumltigen ein individuell spezifisches Berufsethos mit Wertmaszligstaumlben berufli-chen Handelns zugrunde Die Aufgabe des Sozialpaumldagogen besteht daher vorwiegend aus differenzierten Interventionen die sich innerhalb eines alltagsorientierten Lernen der Betroffenen finden lassen Genau in diesem Feld verortet sich schlieszliglich auch die Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit Es gilt alltaumlgliche Aktivitaumlten und Erfahrungsprozesse nicht einfach unreflektiert ablaufen zu lassen wie sie unbewusst ablaufen denn ohne Einflussnahme gestalten sich weniger Lern- und Veraumlnderungsprozesse in denen Erfahrungen im Sinne der Lernenden angeeignet werden koumlnnen Es gilt daher diese Prozesse im Anbetracht der bisher genannten Gesichtspunkte und Anforderungen an eine Didaktik die die Arbeit im sozialen Bereich mit sich bringt didaktisch zu hinterfragen zu strukturieren zu planen und zu reflektieren Dh dass auch bei alltaumlglichen Lernprozessen die Fragen nach dem Was und Warum und dem Wie und Womit in den Vordergrund ruumlcken muumlssen denn Lern-prozesse gelingen nur wenn uumlberlegte gezielte Herausforderungen und Hilfen beim Lernen seitens des Sozialpaumldagogen gegeben werden Das bedeutet auch dass sich in Alltagssituationen ergebende Aufgaben verstanden und als Chance zum Lernen erkannt werden muumlssen Diese koumlnnen schlieszliglich in einem Lernpro-zess zu einer Aneignung von Erfahrungen und damit der Moumlglichkeit zu Veraumlnde-rungen bis hin zu einer nuumltzlichen und emanzipierten Verhaltens- und Lebensstra-tegie fuumlhren Werden diese nicht gegeben bleiben Erfahrungen ungenutzt und Aufgaben koumlnnen unzulaumlnglich oder gar gefaumlhrlich und schaumldlich fuumlr den Lernen-den geloumlst werden

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Auch GORGES zieht Lernen als zentrale Begrifflichkeit hinsichtlich der Entwick-lung einer Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit heran indem er den Begriff lernen in Abgrenzung zu den Merkmalen von Lernsituationen innerhalb der Schule betrach-tet Die Soziale Arbeit sei diesbezuumlglich durch unterschiedliche Institutionen mit eher offenem Charakter Lernende aller Altersgruppen Lernen vorwiegend fuumlr die aktuelle Situation mit kurzfristigen Lernprozessen und den in der Regel freiwilligen Charakter gekennzeichnet Weitere Kennzeichen seien die Alltags- und Erfah-rungsorientierung die vermehrte Erarbeitung von Zielen und Inhalten der groumlszligere Spielraum fuumlr Rolleninterpretationen der Beteiligten und die haumlufig gemeinsam vorgenommene Bewertung von Ergebnissen Zusammenfassend bildet somit der Begriff Lernen insbesondere innerhalb von Alltagssituationen eine zentrale Begrifflichkeit einer Didaktik der Sozialpaumldagogik Es gilt die sich in besonderer Art und Weise gestaltenden Lernprozesse im Kontext Sozialer Arbeit didaktisch-methodisch zu planen umzusetzen und zu hinterfragen Nur so ist professionelles sozialpaumldagogisches Handeln gewaumlhrleistet Nur durch den Einbezug didaktischer Uumlberlegungen koumlnnen sowohl im Sinne des Lernenden innerhalb seines Lernprozesses aber auch im Sinne der Professionalisierung so-zialpaumldagogischer Arbeit effektive Ziele erreicht erhalten und weiterentwickelt werden Konkrete Ansaumltze wie didaktische Arbeit in der Praxis aussehen kann bzw wie didaktische Uumlberlegungen in der Praxis Sozialer Arbeit Eingang finden koumlnnen bietet MARTIN mit der Entwicklung des bdquoVerlaufsmodells der didaktischen Arbeitldquo auf welches im Folgenden eingegangen wird 222 Das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN Als eine fuumlr die sozialpaumldagogische Praxis brauchbare Vorgehensweise Im Sinne didaktischer Arbeit wurde von MARTIN das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Ar-beitldquo auch als bdquodidaktische Reflexionldquo bezeichnet erarbeitet Diese erweist sich seiner Ansicht nach in der praktischen Arbeit als notwendig wenn sozialpaumldagogi-sche Arbeit begruumlndet vorbereitet kritisch gepruumlft und verbessert werden soll Die didaktische Reflexion steht dabei bdquoin der Mitte zwischen bloszligem unreflektiertem Vorwissen (Vor-Urteil) und dem wissenschaftlich begruumlndeten Theoriewissenldquo Der Gesamtprozess der didaktischen Reflexion laumlsst sich in vier Schritte gliedern Die Teilschritte haben fuumlr die praktische Umsetzung in der sozialpaumldagogischen Arbeit folgende Inhalte

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(1) Das Analysieren mit den Teilschritten Beschreiben und Erklaumlren Der erste Teilschritt des Analysierens beginnt mit dem Beschreiben Das Beschrei-ben umfasst dabei die Analyse der Ausgangssituation durch vergangene tagtaumlgli-che oder auch geplante Beobachtungen durch Protokollieren oder auch Beschrei-ben von Verhalten einzelner Teilnehmer oder Gruppen sowie Situationen Sie wird auch als Situationsanalyse bezeichnet Sie beinhaltet auszligerdem das Sammeln von Daten und Informationen uumlber die Zielgruppe und einzelne Mitglieder Die Be-schreibung der Rahmenbedingungen und Handlungsspielraumlume sozialpaumldagogi-scher Arbeit sind hierbei ebenfalls von Bedeutung Moumlgliche Fragen der Situationsanalyse sind beispielsweise Fragen nach den Posi-tionen der Teilnehmer dh wo steht der Sozialpaumldagoge wo der Einzelne und wo die Gruppe Diese und viele differenziertere Fragen mehr bieten sich zur erleichterten Durch-fuumlhrung anhand eines gegliederten Fragebogens an Bei der Durchfuumlhrung einer Situationsanalyse sollten primaumlr diejenigen Probleme aufgegriffen werden die fuumlr die Planung von Relevanz sind Die Auswertung dieser Informationen liefert gleichsam die Antworten auf die Fra-gen der Situationsanalyse Das Erklaumlren als zweiter Teilschritt umfasst schlieszliglich die Erklaumlrung der Informa-tionen und beobachteten Daten indem sie verglichen gedeutet interpretiert und eingeordnet werden Dadurch wird auch die Einschaumltzung der realisierbaren Ver-aumlnderungen und der moumlglichen Entwicklungen ermoumlglicht (2) Das Planen mit den Teilschritten Entscheiden und Vorbereiten Im Teilschritt des Entscheidens sollen auf der Grundlage der Situationsanalyse folgerichtige Entscheidungen uumlber Lern- und Handlungsziele sowie uumlber Erzie-hungsziele getroffen werden Auszligerdem werden in dieser Phase Themen- bzw Fragestellungen bearbeitet inhaltliche Schwerpunkte gesetzt die Gestaltung or-ganisatorischer zeitlicher und inhaltlicher Rahmenbedingungen bedacht und Ent-scheidungen bezuumlglich einzusetzender Methoden Medien und Materialien getrof-fen Mit welchen Schwerpunktsetzungen die didaktischen Uumlberlegungen beginnen dh ob Uumlberlegungen zu Zielen und Inhalten oder aber zu Methoden und Medien zuerst getaumltigt werden sei nach MARTIN von zweitrangiger Bedeutung vielmehr stehe das Verhaumlltnis dieser Elemente zueinander im Vordergrund Die praktische Vorbereitung als zweite Teilphase der Planung beinhaltet je nach Vorhaben dass die Raumlumlichkeiten organisiert vorbereitet oder gar umgestaltet werden dass Termine vereinbart werden oder auch Oumlffentlichkeitsarbeit mitbe-ruumlcksichtigt wird Auch Besorgungen von Materialien und Medien sind vorzuneh-

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men und falls erforderlich interdisziplinaumlre Kontakte herzustellen oder Helfer anzu-sprechen Je nach Vorerfahrungen des Sozialpaumldagogen wird hier auch das Aus-probieren des Vorhabens oder die Vorbereitung zB mittels Fort- oder Weiterbil-dung vorgesehen Der Teilschritt der Planung und damit das weitere Vorgehen haumlngt schlieszliglich da-von ab wer die Planung vornimmt oder daran beteiligt ist und wie die Planung gestaltet wird (3) Das Handeln welches die didaktische Planung mit Inhalt fuumlllt Es geht dabei um sozialpaumldagogisch ausgerichtetes Handeln mit einzelnen Perso-nen Gruppen oder auch Institutionen Das konkrete Handeln ist durch einen expe-rimentellen Charakter gekennzeichnet und bringt zwei wichtige Effekte mit sich Einerseits bringt sie als umgesetzte Planung die Realisierbarkeit und Ergebnisse der Planung hervor birgt gleichzeitig aber die Moumlglichkeit innerhalb des konkreten Verlaufs neue Beobachtungen und Erfahrungen zu machen so dass darauf basie-rend wiederum die Situationsanalyse fortgefuumlhrt und reflektiert werden kann Im engeren Sinne endet die didaktische Arbeit mit dem Beginn der praktischen Umsetzung vorlaumlufig und setzt bei der Reflexion wieder ein (4) Die Auswertung die als letzter Teilschritt der didaktischen Reflexion gilt Sie beinhaltet die Reflexion der Ausgangssituation und der Rahmenbedingungen der getroffenen Entscheidungen sowie der getaumltigten Vorbereitungen Auch der praktische Verlauf wird reflektiert und moumlgliche Konsequenzen werden festgehal-ten Die Auswertung des sozialpaumldagogischen Handelns sollte moumlglichst gemeinsam mit den Gruppenmitgliedern geleistet werden Die Auswertung kann unterschied-lich gestaltet werden und viele Formen der Dokumentation umfassen so koumlnnen auch Bilder oder Filme als Medium der Auswertung dienen Auch Gruppendiskus-sionen Frageboumlgen und schlichte Aumluszligerungen bei gemuumltlichem Beisammensein koumlnnen zur Auswertung beitragen Die Auswertung kann damit auf unterschiedliche Art und Weise und in unterschied-lichen Phasen des Vorhabens stattfinden Situationsanalyse Planung Durchfuumlhrung und Auswertung bilden einen Kreislauf bei dem die Auswertung in eine neue Situationsanalyse mit einflieszligt und den Kreis-lauf von Neuem beginnen laumlsst Durch die didaktische Reflexion wird das Altgewohnte kritisch betrachtet und bietet dadurch die Moumlglichkeit Alternativen zu entdeckt Sie sorgt damit fuumlr Erneuerungen

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in der praktischen Arbeit und eine fortlaufende Neuausrichtung des sozialpaumldago-gischen Handelns im Hinblick auf die sich veraumlndernde Ausgangssituation Die bewusste Vollziehung und Reflexion dieses Kreislaufes ermoumlglicht eine Ver-besserung und Weiterentwicklung der sozialpaumldagogischen Arbeit indem sie theo-retische Uumlberlegungen und praktisches Handeln verbindet 23 Zusammenfassung Bei einem Blick in die einschlaumlgige Literatur wird der Mangel an wissenschaftlichen Ausarbeitungen uumlber die Grundlagen professionellen sozialpaumldagogischen Han-delns deutlich Der wissenschaftliche Literatur-Fundus wird vom Bereich Grundla-gen paumldagogischen Denkens und Handelns allgemein uumlber Grundlagen sozialpauml-dagogischen Denkens und Handelns bis hin zu Grundlagen einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation immer schmaumller Als Grundlage jedoch sowohl paumldagogischen als auch sozialpaumldagogischen Han-delns so zeigt die wissenschaftliche Recherche bildet sich der Begriff Didaktik heraus Auffallend diesbezuumlglich ist die Vielzahl an Veroumlffentlichungen hinsichtlich der Schul-Didaktik einerseits und dem geringen Fundus im Bereich Didaktik und Sozialpaumldagogik andererseits Unumstritten sehen die sich mit den Grundlagen der Sozialpaumldagogik beschaumlftig-ten Autoren WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BA-DERBAUKUSKNAPP Didaktik als einen elementaren Bestandteil professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und die Notwendigkeit diese Thema-tik aufzuarbeiten Auf Grund des Fehlens eines Grundlagenwerks muss auf Allge-mein-didaktische Grundlagen zuruumlckgegriffen werden um schlieszliglich durch die notwendigen Um- und Ausarbeitungen auf den Fachbereich Sozialer Arbeit einer Didaktik der Sozialpaumldagogik als Grundlage professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns naumlher zu kommen Betrachtet man sich den Begriff Didaktik naumlher so wird er eindeutig als Teilbereich der Paumldagogik identifiziert eine inhaltliche Darstellung des Begriffes zeigt jedoch eine breite Palette an Verstaumlndnismoumlglichkeiten von Didaktik Aufgrund der vielfaumlltigen Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche sozialpaumldagogischer Arbeit zu deren Merkmalen auch die Planung und Unterstuumltzung von Bildungs- und Lernprozessen zaumlhlen laumlsst sich die Erkenntnis ableiten dass Didaktik eine unverzichtbare Bezugswissenschaft fuumlr die Soziale Arbeit darstellt Jedoch erge-ben sich besondere Anspruumlche an eine solche Didaktik die eine unveraumlnderte Uumlbernahme Allgemeiner Didaktik nicht erlaubt

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Sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich unter anderem dadurch aus dass sie sich an eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgabenfelder und Adressatengruppen richtet dass sie vorwiegend alltagsbezogene Arbeit beinhaltet dass die Beruumlcksichtigung sowohl von gesellschaftlichen und kulturellen als auch von individuellen Situatio-nen eine zentrale Stellung einnimmt und dass das Lernen meist in indirekter Form stattfindet Schon allein aus diesen Bedingungen heraus wird deutlich dass eine Didaktik der Sozialpaumldagogik nicht gleich eine Didaktik einer jeglichen anderen paumldagogischen Disziplin sein kann Bei der naumlheren Betrachtung von Ansaumltzen einer Didaktik in der sozialpaumldagogi-schen Arbeit kristallisiert sich der Begriff Lernen als zentral heraus woran sich die Bedeutsamkeit der lerntheoretischen Didaktik anschlieszligt Lernen im sozialpaumldago-gischen Feld bedeutet jedoch immer Lernen in Alltagssituationen und damit in den realen Situationen des momentanen Lebensvollzuges der jeweiligen Betroffenen es heiszligt umgekehrt auch Lernen im Sinne von aktiver Aneignung von Erfahrungen in sozialen emotionalen und auch kognitiven Bereichen Das heiszligt fuumlr die Didaktik in der sozialpaumldagogischen Arbeit genau diese alltaumlglichen Erfahrungsprozesse nicht planlos ablaufen zu lassen Lern- und Veraumlnderungsprozesse geschehen auch hier nur wenn sie beeinflusst werden wenn diese Gesichtspunkte didaktisch hinterfragt strukturiert geplant und reflektiert werden Die Frage nach dem Was Warum Wie und Womit muss daher auch bei der Didaktik der sozialpaumldagogi-schen Arbeit im Vordergrund stehen Konkrete Vorschlaumlge in der praktischen Umsetzung liefert MARTIN mit seinem bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo Er bietet mit den Teilschritten Analysie-ren Planen Handeln und schlieszliglich der Auswertung und Kontrolle die gleichzei-tig die Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse und damit einen Wiedereinstieg in den Kreislauf darstellt eine Leitlinie fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Vor-gehen Wie die praktische Umsetzung didaktischer Uumlberlegungen sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation aussehen kann wird in der vorliegen-den Ausarbeitung am Beispiel eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativange-bots dargestellt

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3 Die Umsetzung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots innerh des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes im Hegau-Jugendwerk Die konkrete Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots er-folgt nach dem didaktischen Handlungsmodell nach MARTIN Der Prozess verlaumluft in vier Schritten wobei der erste Schritt durch die Beschreibung des Arbeitsfeldes die Situationsanalyse darstellt In einem zweiten Schritt werden die didaktisch-methodischen Uumlberlegungen im Sinne der Planung des Vorhabens getaumltigt Der dritte Schritt stellt schlieszliglich das praktische Handeln am Beispiel eines ausge-waumlhlten Rehabilitanden dar Der vierte und letzte vorgesehene Schritt im Modell beinhaltet die Reflexion des Kreativangebots auf drei Ebenen und schlieszligt damit gleichermaszligen den Kreis der didaktischen Reflexion 31 Beschreibung des Arbeitsfeldes Die Beschreibung des Arbeitsfeldes als erster Schritt des didaktischen Hand-lungsmodelles dient mit der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks in Gailingen als Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum der Beschreibung des Klientels und mit der Verdeutlichung des sozialpaumldagogischen Aufgabenbereichs der Analyse der Ausgangssituation 311 Das Hegau-Jugendwerk Das Hegau-Jugendwerk in Gailingen bietet als Fachkrankenhaus und Rehabilitati-onszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene nicht nur eine medizi-nische stationaumlre Behandlung von Verletzungen oder Erkrankungen des Nerven-systems sondern uumlberdies eine umfassende schulische berufliche und soziale Rehabilitation Mit insgesamt 200 Betten in den Abteilungen Fruumlhrehabilitation Schwerrehabilita-tion und den Abteilungen der weiterfuumlhrenden Rehabilitation beschaumlftigt das He-gau- Jugendwerk rund 300 Mitarbeiter in unterschiedlichen Fachbereichen Die nahtlose und kontinuierliche Rehabilitationsbehandlung von der Uumlbernahme aus der Akutklinik bis zur schulischen-beruflichen und sozialen Wiedereingliede-rung wird durch ein individuelles Rehabilitationskonzept ermoumlglicht Dieses wird gemeinsam mit dem Rehabilitanden und einem multiprofessionellen interdiszipli-naumlr zusammenarbeitenden Team aus Aumlrzten Pflegekraumlften (Neuro-)Psychologen

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Sozialarbeitern Sozialpaumldagogen und Fachtherapeuten der Ergotherapie Physio-therapie Logopaumldie Schwimm- und Sporttherapie der Massage und medizini-schen BaumlderabteilungPhysikalische Therapie sowie der Musiktherapie erstellt und in Form des Case-Managements fortwaumlhrend angepasst kritisch uumlberpruumlft und wenn erforderlich veraumlndert Im Sinne der schulischen und beruflichen Rehabilitati-on sind die staatlich anerkannte Krankenhausschule und die berufstherapeuti-schen Abteilungen wesentliche Bestandteile Ziel der Rehabilitation ist es dem Behinderten oder von Behinderung bedrohten Menschen zur Ruumlckkehr in Familie Schule oder Beruf und soziales Umfeld zu verhelfen und dies entsprechend seinen Wuumlnschen Vorstellungen und Faumlhigkei-ten 312 Das Klientel Die Rehabilitanden im Alter zwischen 2 und 21 Jahren werden aus dem gesamten Bundesgebiet und zT daruumlber hinaus sowohl stationaumlr als auch teilstationaumlr auf-genommen Die Aufnahmeindikationen der Rehabilitanden koumlnnen sich dabei sehr unterschiedlich gestalten Erworbene Hirnschaumldigungen durch Unfaumllle und deren Folgen Hirntumore Cerebrale Gefaumlszligprozesse Cerebrale Hypoxien oder entzuumlnd-liche Erkrankungen des zentralen Nervensystems bilden dabei die groumlszligten Indika-tionsgruppen Wie jedoch SOMMER in seiner Publikation bestaumltigt so hat sich neben den klassisch neurologisch Beeintraumlchtigten eine breite Streuung der Auf-nahmeindikationen auf Grund von weiter reichenden Krankheitsbildern und Behin-derungsformen entwickelt so dass vermehrt auch Jugendliche auf Grund von Dro-gen- Medikamenten oder Alkoholabusus nach Suizidversuchen oder auch Ge-walterfahrungen aufgenommen werden Die Auswirkungen der Krankheit bzw des Unfalls sind sehr weitreichend Es kann zu motorischen Behinderungen wie Koumlrper- und Bewegungsstoumlrungen zu vegeta-tiven Stoumlrungen wie Kopfschmerzen oder Uumlberempfindlichkeit gegenuumlber Laumlrm kommen Nicht selten kommt es zu einer posttraumatischen Epilepsie Auch Wahrnehmungsstoumlrungen wie Stoumlrungen der Koumlrperwahrnehmung der visuellen oder raumlumlichen Wahrnehmung oder gar die Vernachlaumlssigung von einer Koumlrper-seite oder Koumlrperteilen koumlnnen Folgen sein Stoumlrungen der Kommunikation durch Sprech- und Sprachprobleme sind ebenfalls haumlufig zu beobachtende Folgen Wei-tere Beeintraumlchtigungen fallen in den Bereich der Neuropsychologie wie Aufmerk-samkeits- und Konzentrationsstoumlrungen Merk- und Gedaumlchtnisstoumlrungen oder verminderte Belastbarkeit Mit einher gehen schlieszliglich immer auch Veraumlnderun-

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gen des Verhaltens und Erlebens wie eine mangelnde Selbstwahrnehmung die Beeintraumlchtigung des problemloumlsenden Denkens und des Kritik- und Urteilvermouml-gens welche insbesondere dem Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes zugerechnet werden koumlnnen Die Aufenthaltsdauer kann deshalb je nach Schwere der Schaumldigung und individu-ellen Faktoren von einigen wenigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten und in Einzelfaumlllen auch Jahren variieren 313 Der Sozialpaumldagogische Dienst im Hegau-Jugendwerk Die Mitarbeiter des Sozialpaumldagogischen Dienstes im Hegau-Jugendwerk arbeiten gemeinsam mit den Mitarbeitern des Pflegedienstes sozusagen im sozialen Nah-raum der Rehabilitanden Sie arbeiten im Schichtdienst und sind deshalb vorwie-gend auch jene Berufsgruppe des interdisziplinaumlren Teams welche die Rehabili-tanden in ihrer therapiefreien Zeit begleiten Allein aus dieser Tatsache heraus ergibt sich der Schwerpunkt sozialpaumldagogischer Arbeit und gleichsam auch der Stellenwert der Sozialpaumldagogik innerhalb des gesamten Rehabilitationskonzep-tes Im Sinne des allgemeinen Zieles sozialpaumldagogischen Handelns gilt es bdquoeinen Beitrag zur Verbesserung von Lebenschancen und Lebensbedingungen von hilfs-beduumlrftigen Einzelpersonen und Gruppen zu leistenldquo Das Augenmerk des Sozial-paumldagogen ist damit auf die sog psychosoziale Rehabilitation gerichtet Durch gezielte Unterstuumltzung von Lernprozessen soll eine soziale Integration des Rehabi-litanden in die Gesamtheit seines sozialen Umfeldes ermoumlglicht werden Ziel ist es dem Rehabilitanden durch sozialpaumldagogische Angebote zu Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln sowie auch zu sozialer Kompetenz zu verhelfen welche ihnen ein eigenverantwortliches selbstbestimmtes Leben ermoumlglicht Paumldagogische Aufgaben verorten sich deshalb in den Bereichen Hilfestellung bei der Krankheitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der Entwick-lung von emotionaler Stabilitaumlt Selbstvertrauen und Eigenverantwortlichkeit das gezielte Eroumlffnen von Moumlglichkeiten zum (Wieder-)Erlernen vormals beherrschter Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Foumlrderung der Selbstbestimmung und Selbst-staumlndigkeit in lebenspraktischen Bereichen die Foumlrderung der Kommunikations- und Konfliktfaumlhigkeit die Bearbeitung von Verhaltensauffaumllligkeiten und das ge-meinsame Erarbeiten von Verhaltensalternativen die Unterstuumltzung der Rehabili-tanden bei der Wiedererlangung von Gruppenfaumlhigkeit und die Bearbeitung von Fragen im Rahmen der Entwicklung neuer Lebensperspektiven

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Dies alles geschieht in gezielt eingerichteten Einzel- und Gruppensituationen sowie im freieren Rahmen auszligerhalb der Therapien unter Anwendung unterschiedlicher bdquomethodischer Vorgehensweisenldquo Die Sozialpaumldagogen bearbeiten demnach gemeinsam mit dem Patienten und im interdisziplinaumlren Team Fragen im Rahmen neuer Lebensperspektiven der Selbst-verwirklichung und sozialer Kompetenz des Rehabilitanden Hierbei spielen die Beziehungsarbeit und auch die Zuwendung aufbauend auf einer verstaumlndnis- und vertrauensvollen Basis eine zentrale Rolle Nach der erfolgten Analyse der Ausgangssituation folgen nun im zweiten Teil-schritt die fuumlr die Planung notwendigen didaktisch-methodischen Uumlberlegungen 32 Didaktisch-methodische Uumlberlegungen zum Kreativangebot Im Sinne des zweiten Schrittes im Prozess der didaktischen Reflexion der Pla-nung stehen im Folgenden didaktisch-methodische Uumlberlegungen die sowohl Entscheidungen wie auch Vorbereitungen zur Umsetzung des Kreativangebots beinhalten im Mittelpunkt Dabei gehen sowohl Uumlberlegungen zu den aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots als auch zu der Auswahl der Teilnehmer und Uumlberlegungen zu Lernzielen und Lerninhalten ein Auch die sich hieraus ergeben-de Auswahl und der Einsatz von Methoden und Materialien stehen im Mittelpunkt 321 Die aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots Die Durchfuumlhrung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots hatte sich aus mehreren Gruumlnden angeboten Erstens waren durch die bestehenden sozial-paumldagogischen Gruppenangebote die meisten Bereiche abgedeckt Eine Luumlcke bestand aus meiner Sicht nur noch in einem kuumlnstlerischen Angebot welches ich aus mehreren Gruumlnden als sehr sinnvoll und notwendig erachtete Es bestanden fuumlr jene die Interesse an kuumlnstlerischen Betaumltigungen zeigten nur wenige Moumlg-lichkeiten ihre Kreativitaumlt im Rahmen der Freizeit zu entfalten Ein weiterer und nicht unwichtiger Aspekt solch ein Angebot aufzunehmen fuumlhrte auf die Spezifika des Klientel bezuumlglich ihrer Beeintraumlchtigungen zuruumlck Das Selbstbewusstsein und die Selbststaumlndigkeit vieler Patienten sind durch einen Unfall oder eine Krank-heit stark beeintraumlchtigt Erschwerend kommen haumlufig koumlrperliche undoder schwe-re Sinnesbeeintraumlchtigungen hinzu die die Kommunikationsfaumlhigkeit beeintraumlchti-gen Auf diesem Hintergrund ist der kuumlnstlerische Ausdruck bei dem es kein richtig

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oder falsch gibt mE eine einerseits nicht unbeachtliche Moumlglichkeit des Aus-drucks andererseits aber auch der Raum in dem die Rehabilitanden selbst ent-scheiden und Verantwortung fuumlr ihr Tun uumlbernehmen und sich auf Neues einlassen koumlnnen Ein weiterer Grund ergab sich aus der Zielsetzung den Rehabilitanden die Moumlg-lichkeit zu geben den vorhandenen Wohnraum mitzugestalten All diese Gruumlnde fuumlhrten schlieszliglich dazu das kunsttherapeutisch orientierte Krea-tivangebot einmal woumlchentlich zu einem festen Termin durchzufuumlhren Das Ange-bot fand in acht Sitzungen statt und wurde auf Grund der kurzen Aufenthaltsdauer der Rehabilitanden und der begrenzten Zeit vorerst nach der achten Sitzung been-det Auch sollte es eine geschlossene gleich bleibende Gruppe sein um den Re-habilitanden das Gefuumlhl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben Die Teilneh-merzahl wurde auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt um die Bildung von Untergrup-pen zu vermeiden um dem Vertrauensaufbau innerhalb der Kleingruppe genuumlgend Raum zu geben auch aber um die notwendige Verantwortung tragen zu koumlnnen Die Teilnahme an diesem Angebot war freiwillig wenn auch eine regelmaumlszligige Teilnahme erwuumlnscht war Aufgrund bestehender Merkfaumlhigkeitsdefizite wurde der Termin als Erinnerungshilfe in die Therapieplaumlne eingetragen Die Dauer des An-gebots wurde auf eineinhalb Stunden festgelegt wobei eine zeitliche Ausweitung auf Grund der therapiefreien Zeit durchaus moumlglich war Das Mindestmaszlig an Zeit wurde jedoch benoumltigt um einerseits dem Beduumlrfnis nach gegenseitigem Aus-tausch gerecht zu werden andererseits aber auch um eine intensive Arbeit an den Bildern zu ermoumlglichen 322 Zur Auswahl der Teilnehmer Die Auswahl der Teilnehmer wurde in Absprache mit den Teamkollegen und in Einzelfaumlllen mit einzelnen Fachtherapeuten des interdisziplinaumlren Teams getroffen Die Auswahlkriterien gestalteten sich weitgehend aus der Zielsetzung zuruumlckgezo-genen passiven stillen unauffaumllligen einen geschuumltzten Raum zu bieten in wel-chem sie ungestoumlrt und frei von aumluszligeren Einfluumlssen an etwas arbeiten konnten was ihnen Spaszlig machte Alle ausgewaumlhlten Teilnehmer hatten auf Grund ihrer erworbenen Einschraumlnkungen Probleme unterschiedlicher Art im Bereich der Kom-munikation welche sie groumlszligtenteils vor ihrem Aufenthalt gar nicht oder nicht in dieser Weise oder diesem Maszlige erlebt hatten So stuumltzte sich die Auswahl schlussendlich auf Rehabilitanden welche in unterschiedlichem Ausmaszlig in ihrer Kommunikation beeintraumlchtigt waren Hauptauffaumllligkeiten waren dabei Sprachstouml-

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rungen und Sprechstoumlrungen unterschiedlichen Grades Weitere Beeintraumlchtigun-gen zeigten sich in unterschiedlichen koumlrperlichen Bereichen wobei die sog arm-betonte Ataxie bei den meisten der Teilnehmern weniger bis maumlszligig stark ausge-praumlgt war so dass sie ihre Faumlhigkeiten mehr in undifferenzierten Handlungsschrit-ten als in feinmotorischen Kleinarbeiten ausuumlben konnten Neben Koordinations-problemen insbesondere der Arme waren es vermehrt auch Laumlhmungen welche alltaumlgliche Verrichtungen erschwerten Als besonders einschraumlnkend erwiesen sich daruumlber hinaus die schweren Seheinschraumlnkungen einer Rehabilitandin die weit-gehend an der Stimme erkannte mit wem sie kommunizierte Mit der Uumlberzeugung dass jeder Teilnehmer auch mit seinen Einschraumlnkungen kreativ taumltig sein kann und insbesondere das Malen in seiner offenen freien Sicht-weise eine Moumlglichkeit zur Kommunikation darstellt wurden die Teilnehmer in ei-nem persoumlnlichen Gespraumlch auf das Angebot angesprochen und dazu eingeladen Die Teilnehmer im Alter zwischen 17 und 23 Jahren befanden sich alle im Haus der weiterfuumlhrenden Rehabilitation Von Vorteil erschien mir eine gemischtge-schlechtliche Gruppe wie auch das Zusammenleben in der Rehabilitationseinrich-tung gestaltet wird Schlieszliglich galt es bei der Auswahl sowohl das Interesse der Teilnehmer am krea-tiv kuumlnstlerischen Tun zu wecken sowie einzelne Rehabilitanden dazu zu ermuti-gen zu bestaumlrken und zu motivieren sich auf etwas voumlllig Neues aber fuumlr sie nicht Abwegiges einzulassen und dieses auszuprobieren All diese Kriterien fuumlhrten schlieszliglich zur Zusammensetzung der Kreativgruppe mit sechs Teilnehmern 323 Uumlber Lernziele und Lerninhalte Im Hinblick auf die Lernziele lieszligen sich zahlreiche Differenzierungen vornehmen je nachdem aus welchem Blickwinkel diese betrachtet wurden Sowohl die Teil-nehmer der Kreativgruppe als auch die Leiterin brachten eigene Zielsetzungen in die Gruppe ein Die Ziele der Rehabilitanden richteten sich nach Angaben dieser vermehrt nach Freizeitausgleich Freizeitbeschaumlftigung gemuumltlichen Beisammensein in ange-nehmer Atmosphaumlre gemeinsamen Gestalten und vorwiegend dem Entspannen waumlhrend des Malens vom anstrengenden Klinikalltag Im scheinbaren Gegensatz dazu standen die Ziele der Paumldagogin welche sich weniger im Bereich der Ent-spannung durch das Malen oder schlicht der Freude am kreativen Tun der Rehabi-litanden bewegten Die Ziele ihrerseits waren unbestritten Lernziele auf unter-schiedlichen Ebenen

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Als Richtziele kristallisierten sich die Staumlrkung des Selbstwertgefuumlhls und des Selbstbewusstseins der Rehabilitanden und der Aufbau der eigenen Ressourcen die gezielt durch das Malen angesprochen werden sollten heraus Dies sollte so-wohl durch das gemeinsame Tun in der Gruppe als auch der jeweiligen einzelnen Arbeit am Bild erreicht werden So bot den Teilnehmern die Teilnahme an der Gruppe die Moumlglichkeit sich in der kleinen gleich bleibenden Gruppe ohne Drang zu entfalten Schon allein durch die gleiche Taumltigkeit aller war die Basis fuumlr ein Kommunikationsthema gegeben Der Einstieg sich kundzutun wurde damit er-leichtert Das regelmaumlszligige intensive Zusammentreffen und das erworbene Ver-trauen erlaubte es den Teilnehmern sich mehr und mehr zu oumlffnen und ihre Wuumln-sche zu aumluszligern Bezuumlglich der jeweiligen eigenen Arbeit am Bild und dem Ver-staumlndnis des erweiterten Kunstbegriffs als Basis erfuhr der Einzelne dass jeder wenn auch auf andere Art und Weise etwas darstellen kann Die Rehabilitanden lernten sich auf neue Dinge einzulassen sie lernten unterschiedliche Materialien kennen und konnten neue Erfahrungen sammeln Sie erfuhren beim kreativen Tun dass es nicht darauf ankommt alles zu koumlnnen sondern dass es darauf ankommt was der Einzelne aus dem was er mitbringt gestaltet Die Richtziele konnten somit in mehrere Grobziele untergliedert werden So konnte ein erhoumlhtes Selbstvertrauen daran festgemacht werden ob die ansonsten eher verschlossenen Rehabilitanden eine rege Diskussion fuumlhrten und so eine vermehr-te Interaktion und Kommunikation stattfand oder Rehabilitanden die sich zu Be-ginn sehr unsicher waren und sich nicht fuumlr ein Material entscheiden konnten sich zum Ende hin gezielt mit eigener Vorstellung an ein Bild setzten Das Vertrauen auf und der Glaube an die eigenen Ressourcen konnte daran festgemacht werden dass sich die Rehabilitanden an mehrere neue Materialien herantrauten sich in ungewisse Situationen leichter hineinbegeben konnten und mit ihren Arbeiten zu-frieden sein konnten Diese Ziele die innerhalb der Kreativgruppe fokussiert wur-den beschraumlnkten sich aber nicht auf diesen Rahmen denn ein selbstsicheres Auftreten und der verstaumlrkte Glaube an sich selbst waren wenn sie auch sehr abs-trakte Ziele darstellten auch auszligerhalb der Gruppe spuumlrbar So konnte der jeweili-ge Rehabilitand beispielsweise nun auch bei Tisch mit einem lauten bdquoNeinldquo aumluszligern dass er dieses Essen nicht moumlchte Schlieszliglich ergaben sich fuumlr jeden einzelnen Rehabilitanden wenn man so moumlchte noch individuelle Feinziele Diese individuellen Ziele wurden durch den Rehabili-tanden nicht bewusst verfolgt sie stellten unbewusst und moumlglicherweise auch ohne das Wissen des Rehabilitanden allein durch die Auswahl der Methoden Ziele meinerseits dar So trainierte ein Rehabilitand mit schwerer Sehbeeintraumlchtigung

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oder einer schweren Bewegungsstoumlrung ganz automatisch seine Faumlhigkeiten in diesem Bereich auch wenn er dies vielleicht gar nicht gezielt mochte Das Malen dh das kreative Taumltigwerden am Bild bot damit unbestritten eine Viel-zahl an Moumlglichkeiten um unterschiedlichen Zielen gerecht zu werden Es bot die Moumlglichkeit der nonverbalen Ausdrucksmoumlglichkeit des Trainings neuropsycholo-gischer Teilleistungsstoumlrungen eine Moumlglichkeit zum Motivationsaufbau es bot schlicht Freude und Entspannung indem es nicht an Leistung orientiert war und konnte dem Aggressionsabbau dienen indem ein impulsives Malen in diesem Rahmen moumlglich war Das Training sozialer Kompetenzen innerhalb der Gruppe wurde ermoumlglicht aber auch die Selbststaumlndigkeit wurde durch die Auferlegung der eigenen Verantwortung fuumlr das Gemalte unterstuumltzt Motorische Faumlhigkeiten wurden bei jeglicher Art des Malens gefoumlrdert und auch die Foumlrderung von gege-benen Talenten konnte in diesem Rahmen aufgegriffen werden Es gab somit unbestritten Zielsetzungen auf Seiten der Rehabilitanden und auf Seiten der Sozialpaumldagogin die sich gleich different oder fuumlr den jeweils anderen nicht sichtbar und evt gar nicht gewollt darstellen So koumlnnen durch die richtige Auswahl der Methoden unterschiedliche Ziele auf unterschiedlichen Ebenen er-reicht werden 324 Uumlber den Einsatz von Methoden Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen die Auswahl der Teilnehmer sowie die Dimensionen der Zielsetzungen wurden innerhalb der Sozialen Gruppenarbeit Elemente des Begleiteten Malens nach EGGER als methodische Gestaltung der Kreativgruppe umgesetzt wobei Soziale Gruppenarbeit in diesem Fall als bdquoeine Methode der Sozialarbeit die den Einzelnen durch sinnvolle Gruppenerlebnisse hilft ihre soziale Funktionsfaumlhigkeit zu steigern und ihren persoumlnlichen Problemen ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des oumlffentlichen Lebens besser gewachsen zu seinldquo verstanden wird Der Ansatz des Begleiteten Malens lieszlig sich in das Handlungsfeld der Neurologi-schen Rehabilitation angemessen eingliedern da er durch den flexibel zu gestal-tenden Einsatz keine kostenintensiven und ausgefallenen Materialien erforderte Daruumlber hinaus bietet der Ansatz hervorragende Moumlglichkeiten auch ohne erhebli-che Vorkenntnisse im kunsttherapeutischen Bereich das Begleitete Malen in ab-gewandelter Form umzusetzen Die einzelnen Aspekte dieses Ansatzes wurden daher hier nicht in ausdifferenzierter Weise uumlbernommen sondern nur in sofern als dass es die Rahmenbedingungen des Angebots zulieszligen in die methodische

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Umsetzung integriert und fuumlr die Leiterin als Handlungsleitlinien zu den maszliggebli-chen Richtlinien Bei den konkreten Aktivitaumlten handelte es sich um Malaktivitaumlten mit unterschiedli-chen Materialien Den Techniken und Thematiken die jeder einzelne Rehabilitand mitbrachte waren keine Grenzen gesetzt Es duumlrfte experimentiert werden dh es fand keine Themenvorgabe statt Innerhalb der zur Verfuumlgung stehenden Utensi-lien der individuellen Motivation und dem gegebenen Zeitrahmen konnte dem kreativen Prozess freien Lauf gewaumlhrt werden Auch konnte der Rehabilitand selbst entscheiden ob er stehend oder sitzend arbeiten moumlchte je nach Moumlglich-keiten und Einschraumlnkungen konnte hier auch mit Hilfestellungen die richtige Posi-tion gefunden werden Begleitet wurden diese Aktivitaumlten stets von der unterstuumlt-zenden Begleitperson dh der Sozialpaumldagogin welche jedoch mehr und mehr in den Hintergrund ruumlckten sollte und schlieszliglich mehr als bdquoDienerldquo im Sinne der Ma-terialbereitstellung fungierte Bei der Umsetzung des Begleiteten Malens nach EGGER waren jedoch nicht nur Freiraumlume gegeben sondern auch wichtige Krite-rien zu beachten die sowohl den kuumlnstlerischen Prozess den Einzelnen in der Gruppe als auch die Gruppe als Gesamtes betrafen Es galt gewisse bdquoGruppenregelnldquo im Sinne des Zusammenseins aufzugreifen diese umzusetzen und ggf auch in Erinnerung zu rufen sollten sie in Vergessen-heit geraten Allgemeine Richtlinien im Hinblick auf die Arbeit in der Gruppe waren das Sauberhalten des jeweils eigenen Malplatzes und die gemeinsame Benutzung der Materialien Dies implizierte dass die Materialien jedem gleichsam zu Verfuuml-gung standen und diese auch nach der individuellen Nutzung den anderen Teil-nehmern wieder auf dem Angebotstisch zu Verfuumlgung gestellt wurden Ebenso galt das gemeinsame Aufraumlumen am Ende der Sitzung als allgemeine Uumlbereinkunft Auf Grund der vielfaumlltigen individuellen Einschraumlnkungen der Rehabilitanden ver-langte der gegenseitige Umgang ein hohes Potential an Ruumlcksichtnahme eines Einzelnen ab Das gegenseitige Kennen lernen war dabei von groszliger Bedeutung Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig einschaumltzen und respektieren lernen Die gegenseitige Begruumlszligung und die ersten Gespraumlchsminuten zu Beginn jeder Sit-zung trugen dazu bei die Stimmungen der Einzelnen wahrzunehmen und wurden daher gezielt eingeraumlumt Weitere Richtlinien die mit den Teilnehmern gemeinsam oder allein von Seiten der Teilnehmer gesetzt wurden waren ua dass die Informationen innerhalb der Gruppe auch in der Gruppe bleiben sollten so dass persoumlnliche Inhalte nicht nach auszligen getragen werden sollten Dies oumlffnete fuumlr alle die Moumlglichkeit persoumlnliche Stimmungslagen und Probleme zB auch in Bezug auf die Behinderungsverarbei-tung kundzutun wenn diese fuumlr den Einzelnen von Bedeutung waren

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

Page 3: SR26 d - Hegau-Jugendwerk Gailingen GmbH · Title: Microsoft Word - SR26 d.doc Author: rinni Created Date: 11/30/2011 3:31:13 PM

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1 Einleitung Befasst man sich naumlher mit der Frage was professionelles (sozial-) paumldagogisches Handeln eigentlich ausmacht so wird man in der einschlaumlgigen Literatur sehr wohl im Bereich der schulischen Paumldagogik mit Grundlagen und Ansaumltzen uumlberhaumluft Schaut man speziell in den Bereich der Sozialpaumldagogik hinein so schmaumllert sich die Auswahl auffallend und widmet man sich schlieszliglich dem Arbeits- und For-schungsbereich der auszligerschulischen Paumldagogik in der Neurologischen Rehabili-tation so sind lediglich die Nachfragen nach der besonderen Bedeutung paumldago-gischer Fragestellungen und Grundlagen paumldagogischen Handelns in diesem Be-reich weniger die Antworten darauf zu verzeichnen Lediglich die wissenschaftlichen Veroumlffentlichungen und Forschungsberichte von SOMMER befassen sich mit der Thematik bdquoPaumldagogik und Neurologische Rehabili-tation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsenerldquo im engeren Sinne In der einschlaumlgigen Literatur sind bezuumlglich dieses Themenbereichs zwar Beitraumlge vorzufinden sie stellen jedoch wie SOMMER betont vorwiegend bdquoBe-schreibungen von Taumltigkeitsbereichen und Aufgabenfeldern von Paumldagogen in der Neurologischen Rehabilitationldquo und keineswegs Ansaumltze von wissenschaftlichen Grundlegungen paumldagogischer Arbeit in diesem Arbeitsfeld dar Als Gruumlnde hierfuumlr nennt SOMMER ua die Position die Mitarbeiter paumldagogischer Berufsgruppen in der Neurologischen Rehabilitation einnehmen wonach traditionell Mediziner und (Neuro-)Psychologen die entscheidenden Positionen inne haumltten und es Paumldago-gen schwer falle ihre Position im interdisziplinaumlren Team deutlich zu machen und berufsbezogene Grundlagen in den wissenschaftlichen Dialog mit einzubringen wobei gleichzeitig paumldagogischer Arbeit im Rahmen psychosozialer Rehabilitation eine besondere Bedeutung zugeschrieben werden Auszligerdem seien bdquodie (erzie-hungs-)wissenschaftlichen Grundlagen paumldagogischen Handelns in der Neurologi-schen Rehabilitation bisher nicht ausreichend erforscht wordenldquo Die Notwendigkeit der Erarbeitung systematischer Grundlagen im Hinblick auf konzeptionelle inhaltliche und didaktisch-methodische Uumlberlegungen in diesen Bereichen ist daher nicht zu uumlbersehen Die vorliegende Arbeit versucht genau diesen Weg zu gehen und widmet sich ba-sierend auf dem Problemhintergrund der Grundlagen professionellen sozialpaumlda-gogischen Handelns im weiteren Sinne und der Sozialpaumldagogik in der Neurologi-schen Rehabilitation im engeren Sinne dieser Thematik

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Die Beleuchtung der Thematik fuszligt in einem ersten Schritt auf einer Dokumenten- und Sekundaumlranalyse im Bereich inhaltlicher Dimensionen der Grundlagen (sozial) paumldagogischen Denkens und Handelns In einem weiteren Schritt fuszligt sie auf der Darstellung eigenen paumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitati-on dem Hegau-Jugendwerk und steht damit auch fuumlr die Beleuchtung praktischer Aspekte sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation

2 Grundlagen professionellen sozialpaumldagogischen Handelns Befasst man sich mit den Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns so stellt sich Didaktik als zentrale Begrifflichkeit in den Mittelpunkt Es wird sich daher unweiger-lich die Frage der Zusammenhaumlnge von Sozialpaumldagogik und Didaktik stellen bevor auch nur eine Annaumlherung an eine Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit erfolgen kann 21 Sozialpaumldagogik und Didaktik Stuumltzt man sich auf Grund der mangelnden Forschungsergebnisse im Bereich sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation auf den erweiter-ten Bereich Sozialer Arbeit sucht nach den Grundlagen professionellen sozialpauml-dagogischen Handelns und wagt einen Blick in die wissenschaftliche Literatur so wird der Mangel jener deutlich denn die vorzufindenden Veroumlffentlichungen lassen sich an einer Hand abzaumlhlen Als wissenschaftliche Werke die sich im engeren Sinne mit den Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns im Allge-meinen befassen lassen sich WEINSCHENK mit seiner Publikation bdquoDidaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogenldquo MARTIN mit seiner Ausarbeitung bdquoDidaktik der sozialpaumldagogischen Arbeitldquo SCHILLING mit bdquoDidaktikMethodik der Sozialpaumlda-gogikldquo GORGES mit seiner Veroumlffentlichung bdquoDidaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufeldquo und schlieszliglich BADRYBUCHKAKNAPP mit ihrer Herausgabe bdquoPAumlDA-GOGIK Grundlagen und Arbeitsfelderldquo nennen Wie die Titel der Veroumlffentlichungen mit der Innschrift bdquoDidaktikldquo deutlich zeigen wird Didaktik als Grundlage qualifizierter paumldagogischer und sozialpaumldagogischer Arbeit hervorgehoben Waumlhrend in der Schule ein Lehren und Lernen nicht ohne eine Didaktik moumlglich erscheint und die Schul-Didaktik auch im Sinne der wissen-schaftlichen Grundlagenschaffung mit Sicherheit die bedeutendste Einflussvariable darstellt scheint im auszligerschulischen Bereich kein Raum fuumlr Uumlberlegungen zu einer Didaktik zu sein denn es ist bis heute keine allgemeine anerkannte Didaktik der Sozialpaumldagogik in der einschlaumlgigen wissenschaftlichen Literatur zu verzeich-

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nen Ein Grundlagenwerk uumlber professionelles sozialpaumldagogisches Denken und Handeln scheint es nicht zu geben Deutlich wird daher dass auf Grund des Fehlens eines Standardwerkes der Didak-tik in der Sozialen Arbeit bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogi-schen Denkens und Handelns und damit den Inhalten einer Didaktik der Sozialpauml-dagogik Ruumlckgriffe auf die bestehende wissenschaftliche Fundierung im Bereich der Allgemeinen Paumldagogik notwendig sind Wie die Recherche in der wissenschaftlichen Fachliteratur zeigt wird als die Grundlage sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns der Begriff Didaktik her-vorgehoben Es herrscht wie SOMMER belegt in allen Fachkreisen und Teil-disziplinen die uumlbereinstimmende Ansicht dass Didaktik der wissenschaftlichen Disziplin der Paumldagogik zuzuordnen sei Die ungenaue inhaltliche Bestimmung des Begriffes Didaktik als Herzstuumlck der Paumldagogik laumlsst sich jedoch anhand der un-zaumlhligen Definitionsversuche feststellen Eine engere Definition versteht Didaktik als bdquoTheorie der Bildungsinhalteldquo eine weitere versteht sie als bdquoWissenschaft vom Lehren und Lernen allgemeinldquo Als fuumlr die Soziale Arbeit bedeutend erweisen sich ua die Ansaumltze von GORGES der Didaktik als bdquoTeilbereich der Paumldagogik der sich mit der Analyse Planung und Unterstuumltzung von angeleiteten Lernprozessen befasstldquo versteht und der Ansatz MARTINS bei dem Didaktik praktische Probleme loumlsen hilft indem sie ein durch-dachtes planvolles Vorgehen und ein anschlieszligendes Auswerten von angeleiteten Lernprozesses vorsieht Die Didaktik dient damit einerseits der Unterstuumltzung von Lernprozessen und an-dererseits der Kritik und Reflexion damit der Bewusstmachung sozialpaumldagogi-schen Handelns Sie ermoumlglicht dadurch eine Erweiterung der Handlungs- und Reflexionskompetenz in dem sie sowohl Entscheidungs- als auch Argumentati-onshilfen bietet Didaktik scheint sich daher zwischen Theorie und Praxis zu bewe-gen Zwei didaktische Grundmodelle haben sich in der paumldagogischen Arbeit als be-deutsam herauskristallisiert die bildungstheoretische und die lerntheoretische Di-daktik Erstere versteht sich als Hilfsinstrument bei der Auswahl und Begruumlndung von Lerninhalten und ist durch das Primat der Didaktik gekennzeichnet Als fuumlr die Soziale Arbeit zutreffender erwies sich Zweitere die das Lernen und die damit zusammenhaumlngenden Faktoren wie soziokulturelle und anthropologische Bedin-gungen und schlieszliglich Ziele Inhalte Methoden und Medien die sich wechselsei-tig bedingen und beeinflussen in den Mittelpunkt stellt Die Interdependenz zwi-schen den unterschiedlichen Faktoren fuumlhrt dazu dass Ziele und Inhalte erst ge-

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setzt werden koumlnnen wenn der umzusetzende Weg mitbedacht wird und umge-kehrt Als untrennbarer Begriff zur Didaktik gilt die Methodik als die Theorie von Metho-den Waumlhrend sich Didaktik mit dem Lehren und Lernen und damit mit dem Was und Warum beschaumlftigt geht es bei der Frage nach Methodik um das zielgerichte-te praktische Handeln und damit um die Frage des Wie und Womit In der wissen-schaftliche Diskussion herrscht Einigkeit daruumlber dass bezuumlglich der Sozialen Arbeit nicht die klassischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemein-wesenarbeitldquo gemeint sind sondern ein planvolles Vorgehen auf ein Ziel hin wel-ches Uumlberlegungen zu Methoden Medien Mitteln Materialien und einem Zeitkon-tingent beinhaltet Dem Verhaumlltnis von Didaktik und Methodik wird ein wechselsei-tiges sich gegenseitig bedingendes Verhaumlltnis zugeschrieben wobei jedoch Di-daktik den Rahmen bildet in dem Methodik stattfindet Dass Didaktik als praxisorientierte Wissenschaft in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht wegzudenken ist ist unbestritten Dass nicht beliebige didaktische Modelle beispielsweise aus der Schul-Didaktik unveraumlndert in den Arbeitsbereich der Sozi-alpaumldagogik uumlbernommen werden koumlnnen ist ebenso unbestritten Denn auch wenn die Didaktik und die Wissenschaft der Sozialen Arbeit in einem interdis-ziplinaumlren Dialog stehen gilt es zu klaumlren welche besonderen Merkmale eine Di-daktik im Kontext Sozialer Arbeit im Gegensatz zur Allgemeinen Didaktik aufwei-sen muss um auch in der Praxis sozialpaumldagogischen Arbeit dienlich sein zu koumln-nen Die Anspruumlche die schlieszliglich an eine Didaktik der Sozialpaumldagogik herange-tragen werden ergeben sich wiederum aus der Praxis Sozialer Arbeit Nach MARTIN muumlssen bei der Entwicklung einer Didaktik der Sozialpaumldagogik einige Gesichtspunkte Sozialer Arbeit beachtet werden Sozialpaumldagogische Arbeit beschaumlftigt sich stark mit den organisatorischen und raumlumlichen Bedingungen dh mit den Rahmenbedingungen der sozialpaumldagogischer Arbeit da diese den Erfah-rungsraum fuumlr den Lernprozess der Zielgruppe mitbestimmen Die individuelle Situation die individuellen Beduumlrfnisse Lernhemmungen Konflikte im Prozess der Sozialisation und Biographie gehen sehr stark in die didaktischen Uumlberlegungen des Sozialpaumldagogen ein Die Erfahrungen der Lehrenden und Lernenden sind dem Sozialpaumldagogen sehr wichtig so dass Situationen geschaffen werden die zum Lernen einladen reizen oder provozieren wie zB Spiele oder Projekte Das Foumlrdern und Lernen findet ganz im Gegensatz zur schulischen Didaktik in indirek-ter Form statt Dies impliziert auch dass das sozialpaumldagogische Handeln haumlufig im Umgang miteinander geschieht Der Umgang ist mehr durch das miteinander leben sich im Alltag auseinandersetzen und gemeinsame Erfahrungen sammeln und weniger durch konkrete Vorgaben oder Forderungen seitens des Sozialpaumlda-

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gogen gepraumlgt Vorgaben und Maszlignahmen des Sozialpaumldagogen gestalten sich weitgehend in den Bereichen Beratung Stabilisierung Unterstuumltzung und Beglei-tung von alltagsbezogenen Lernprozessen Diesen Merkmalen sozialpaumldagogi-scher Arbeit muss eine Didaktik der Sozialpaumldagogik gerecht werden Wenn auch eine Didaktik der Sozialen Arbeit als eigenstaumlndiges geschlossenes Konzept nicht zu existieren scheint so sollte sie doch nach GORGES fuumlr moumlglichst alle Arbeitsfelder und deren Zielgruppen relevant sein und den differenzierten Rol-len der Sozialpaumldagogen als Helfer Berater oder Unterstuumltzer entsprechen koumln-nen Sie sollte weiterhin die Analyse von konkreten Situationen der Klienten be-ruumlcksichtigen Auch die Zielorientierung dh das uumlbergeordnete Ziel der Verbesse-rung der sozialen Situation der Betroffenen duumlrfe nicht auszliger Acht gelassen wer-den Die Didaktik in der Sozialen Arbeit muumlsse auszligerdem eine Alltags- und Erfah-rungsorientierung ermoumlglichen da die Befaumlhigung der Klienten zu einer verbesser-ten Lebensbewaumlltigung und damit das Lernen immer im Bezug zur Lebenssituation im Mittelpunkt stehe Kommunikation und Interaktion seien weitere Aspekte auf die die Aufmerksamkeit gerichtet werden muumlsse da Kommunikationsstoumlrungen haumlufig zu den Ursachen von bestehenden Problemlagen hinzukommen oder gar zu diesen fuumlhren Die Beteiligung der Betroffenen indem sie Ziele Inhalte und Me-thoden durch eigene Vorstellungen mitbestimmen koumlnnen muss ermoumlglicht wer-den und schlieszliglich muumlsse die Didaktik einer komplexen Planung mit unterschiedli-chen Interventionen des sozialen Umfeldes gerecht werden koumlnnen Die sozialpaumldagogische Arbeit weist demnach besondere Merkmale in ihren Ziel-setzungen Organisationsstrukturen und Arbeitsweisen auf so dass sich besonde-re Anforderungen an eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ergeben Sie muss auf Grund der Vielfalt der Aufgabenfelder und Adressatengruppen uumlbergreifende Grundsaumltze und Planungskonzepte bereitstellen die auf besondere Situationen uumlbertragbar sind Wie sich nun die Ansatzpunkte einer Didaktik der Sozialpaumldagogik gestalten und wie konkrete Planungskonzepte aussehen koumlnnen soll im Weiteren betrachtet werden 22 Ansaumltze einer Didaktik in der Sozialpaumldagogik Bei der Entwicklung von Ansaumltzen einer Didaktik der Sozialpaumldagogik wird sich im Folgenden der Begriff Lernen insbesondere in Alltagssituationen herauskristallisie-ren Das anschlieszligend vorgestellte bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN wird beispielhaft die Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung geplanter

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Handlungsprozesse in der Sozialen Arbeit in die didaktische Uumlberlegungen einge-hen skizzieren 221 Lernen als zentraler Begriff der sozialpaumldagogischen Didaktik Didaktik ist wie aus der bisherigen Ausarbeitung ersichtlich wurde auch im Bereich der Sozialen Arbeit nicht wegzudenken da es auch hier um Lernprozesse geht Sie kann auf Erkenntnisse der schulorientierten Didaktik zuruumlckgreifen muss aber ihr Augenmerk auf bestimmte fuumlr die Soziale Arbeit relevante Aspekte richten Im Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik geht es vorwiegend um den Begriff Lernen weni-ger um den Begriff Bildung Dies laumlsst den Schluss zu dass sich die Didaktik in der sozialpaumldagogischen Arbeit mehr auf eine lerntheoretisch orientierte Didaktik stuumltzt Diese erweise sich nach GORGES als sinnvoll da sie implizit alle organi-sierten Lehr- und Lernprozesse zum Gegenstand mache und damit fuumlr die Didaktik Sozialer Berufe dienlich sei Um Ansaumltze einer Didaktik in der Sozialpaumldagogik zu entwickeln in deren Mittel-punkt Lernprozesse stehen muss unweigerlich der Begriff Lernen im sozialpaumlda-gogischen Feld naumlher betrachtet werden Wie bisher aufzeigt bilden sich als Inhalte sozialpaumldagogischer Arbeit Probleme unterschiedlicher Art aus den jeweiligen Lebenswirklichkeiten der Betroffenen her-aus Sie gestalten sich in alltaumlglichen Lebenssituationen und sind vielfaumlltig und komplex Das heiszligt umgekehrt fuumlr den Sozialpaumldagogen dass dieser mit alltaumlglichen Situa-tionen konfrontiert wird und daher alltaumlglichen Aufgaben gegenuumlbersteht Dies stellt in vielerlei Augen keine wirkliche Herausforderung dar doch gerade in solch zunaumlchst banal erscheinenden lebenspraktischen Aufgaben stecken sehr komple-xe vielfaumlltige und weit reichende Problemfelder Diese koumlnnen sich etwa in Schwierigkeiten im Umgang mit sich selbst dh im eigenen Umgang mit Enttaumlu-schung mit Trauer Aggression Frustration Freude oder Hoffnung und auch im Umgang mit Anderen dh die Moumlglichkeit stabile Beziehungen einzugehen sich abgrenzen zu koumlnnen Konflikte auszutragen Partnerschaften einzugehen oder auch seine Interessen vertreten zu koumlnnen aumluszligern Das Lernen im sozialpaumldagogischen Arbeitsfeld zeichnet sich demnach dadurch aus dass es sich vorwiegend in Alltagssituationen konstituiert dass es sich sowohl in den organisatorischen als auch in den institutionellen Rahmenbedingungen of-fen gestaltet und dadurch den Einsatz einer Vielzahl von methodischen Moumlglichkei-ten erlaubt Problemfelder koumlnnen deshalb auch im gewissen Rahmen bdquoganzheit-

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lichldquo angegangen werden und das Vorgehen kann sich weitgehend auf aneignen-de und erfahrungsbezogene Lernprozesse stuumltzen Das Lernen im sozialpaumldago-gischen Feld bezieht sich hauptsaumlchlich auf reale Situationen im aktuellen Lebens-vollzug der Betroffenen und besteht daher aus der aktiven Aneignung von eigenen Erfahrungen Dieses Lernen umfasst daher emotionale kognitive wie auch soziale Erfahrungen in gleichem Maszlige Sozialpaumldagogisches Handeln laumlsst sich daraus folgend durch einige Momente charakterisieren Anlass sozialpaumldagogischer Maszlignahmen sind Konflikte im Alltag der Betroffenen Inhalte sind weitgehend individuelle Problemlagen unterschied-lichster Art Der diesbezuumlgliche bdquoLernprozessldquo kann differenzierte Formen anneh-men der durch eine Vielfalt an sozialpaumldagogischen Handlungsformen mit unter-schiedlichen eingesetzten Methoden gekennzeichnet ist Sozialpaumldagogisches Handeln ist dabei mehr oder weniger durch das Moment der Planung gekenn-zeichnet als dass die Ausgangslage erfasst ein angemessenes Vorgehen geplant und notwendige Hilfen erschlossen werden Als Basis dessen liegt dem paumldago-gisch Taumltigen ein individuell spezifisches Berufsethos mit Wertmaszligstaumlben berufli-chen Handelns zugrunde Die Aufgabe des Sozialpaumldagogen besteht daher vorwiegend aus differenzierten Interventionen die sich innerhalb eines alltagsorientierten Lernen der Betroffenen finden lassen Genau in diesem Feld verortet sich schlieszliglich auch die Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit Es gilt alltaumlgliche Aktivitaumlten und Erfahrungsprozesse nicht einfach unreflektiert ablaufen zu lassen wie sie unbewusst ablaufen denn ohne Einflussnahme gestalten sich weniger Lern- und Veraumlnderungsprozesse in denen Erfahrungen im Sinne der Lernenden angeeignet werden koumlnnen Es gilt daher diese Prozesse im Anbetracht der bisher genannten Gesichtspunkte und Anforderungen an eine Didaktik die die Arbeit im sozialen Bereich mit sich bringt didaktisch zu hinterfragen zu strukturieren zu planen und zu reflektieren Dh dass auch bei alltaumlglichen Lernprozessen die Fragen nach dem Was und Warum und dem Wie und Womit in den Vordergrund ruumlcken muumlssen denn Lern-prozesse gelingen nur wenn uumlberlegte gezielte Herausforderungen und Hilfen beim Lernen seitens des Sozialpaumldagogen gegeben werden Das bedeutet auch dass sich in Alltagssituationen ergebende Aufgaben verstanden und als Chance zum Lernen erkannt werden muumlssen Diese koumlnnen schlieszliglich in einem Lernpro-zess zu einer Aneignung von Erfahrungen und damit der Moumlglichkeit zu Veraumlnde-rungen bis hin zu einer nuumltzlichen und emanzipierten Verhaltens- und Lebensstra-tegie fuumlhren Werden diese nicht gegeben bleiben Erfahrungen ungenutzt und Aufgaben koumlnnen unzulaumlnglich oder gar gefaumlhrlich und schaumldlich fuumlr den Lernen-den geloumlst werden

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Auch GORGES zieht Lernen als zentrale Begrifflichkeit hinsichtlich der Entwick-lung einer Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit heran indem er den Begriff lernen in Abgrenzung zu den Merkmalen von Lernsituationen innerhalb der Schule betrach-tet Die Soziale Arbeit sei diesbezuumlglich durch unterschiedliche Institutionen mit eher offenem Charakter Lernende aller Altersgruppen Lernen vorwiegend fuumlr die aktuelle Situation mit kurzfristigen Lernprozessen und den in der Regel freiwilligen Charakter gekennzeichnet Weitere Kennzeichen seien die Alltags- und Erfah-rungsorientierung die vermehrte Erarbeitung von Zielen und Inhalten der groumlszligere Spielraum fuumlr Rolleninterpretationen der Beteiligten und die haumlufig gemeinsam vorgenommene Bewertung von Ergebnissen Zusammenfassend bildet somit der Begriff Lernen insbesondere innerhalb von Alltagssituationen eine zentrale Begrifflichkeit einer Didaktik der Sozialpaumldagogik Es gilt die sich in besonderer Art und Weise gestaltenden Lernprozesse im Kontext Sozialer Arbeit didaktisch-methodisch zu planen umzusetzen und zu hinterfragen Nur so ist professionelles sozialpaumldagogisches Handeln gewaumlhrleistet Nur durch den Einbezug didaktischer Uumlberlegungen koumlnnen sowohl im Sinne des Lernenden innerhalb seines Lernprozesses aber auch im Sinne der Professionalisierung so-zialpaumldagogischer Arbeit effektive Ziele erreicht erhalten und weiterentwickelt werden Konkrete Ansaumltze wie didaktische Arbeit in der Praxis aussehen kann bzw wie didaktische Uumlberlegungen in der Praxis Sozialer Arbeit Eingang finden koumlnnen bietet MARTIN mit der Entwicklung des bdquoVerlaufsmodells der didaktischen Arbeitldquo auf welches im Folgenden eingegangen wird 222 Das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN Als eine fuumlr die sozialpaumldagogische Praxis brauchbare Vorgehensweise Im Sinne didaktischer Arbeit wurde von MARTIN das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Ar-beitldquo auch als bdquodidaktische Reflexionldquo bezeichnet erarbeitet Diese erweist sich seiner Ansicht nach in der praktischen Arbeit als notwendig wenn sozialpaumldagogi-sche Arbeit begruumlndet vorbereitet kritisch gepruumlft und verbessert werden soll Die didaktische Reflexion steht dabei bdquoin der Mitte zwischen bloszligem unreflektiertem Vorwissen (Vor-Urteil) und dem wissenschaftlich begruumlndeten Theoriewissenldquo Der Gesamtprozess der didaktischen Reflexion laumlsst sich in vier Schritte gliedern Die Teilschritte haben fuumlr die praktische Umsetzung in der sozialpaumldagogischen Arbeit folgende Inhalte

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(1) Das Analysieren mit den Teilschritten Beschreiben und Erklaumlren Der erste Teilschritt des Analysierens beginnt mit dem Beschreiben Das Beschrei-ben umfasst dabei die Analyse der Ausgangssituation durch vergangene tagtaumlgli-che oder auch geplante Beobachtungen durch Protokollieren oder auch Beschrei-ben von Verhalten einzelner Teilnehmer oder Gruppen sowie Situationen Sie wird auch als Situationsanalyse bezeichnet Sie beinhaltet auszligerdem das Sammeln von Daten und Informationen uumlber die Zielgruppe und einzelne Mitglieder Die Be-schreibung der Rahmenbedingungen und Handlungsspielraumlume sozialpaumldagogi-scher Arbeit sind hierbei ebenfalls von Bedeutung Moumlgliche Fragen der Situationsanalyse sind beispielsweise Fragen nach den Posi-tionen der Teilnehmer dh wo steht der Sozialpaumldagoge wo der Einzelne und wo die Gruppe Diese und viele differenziertere Fragen mehr bieten sich zur erleichterten Durch-fuumlhrung anhand eines gegliederten Fragebogens an Bei der Durchfuumlhrung einer Situationsanalyse sollten primaumlr diejenigen Probleme aufgegriffen werden die fuumlr die Planung von Relevanz sind Die Auswertung dieser Informationen liefert gleichsam die Antworten auf die Fra-gen der Situationsanalyse Das Erklaumlren als zweiter Teilschritt umfasst schlieszliglich die Erklaumlrung der Informa-tionen und beobachteten Daten indem sie verglichen gedeutet interpretiert und eingeordnet werden Dadurch wird auch die Einschaumltzung der realisierbaren Ver-aumlnderungen und der moumlglichen Entwicklungen ermoumlglicht (2) Das Planen mit den Teilschritten Entscheiden und Vorbereiten Im Teilschritt des Entscheidens sollen auf der Grundlage der Situationsanalyse folgerichtige Entscheidungen uumlber Lern- und Handlungsziele sowie uumlber Erzie-hungsziele getroffen werden Auszligerdem werden in dieser Phase Themen- bzw Fragestellungen bearbeitet inhaltliche Schwerpunkte gesetzt die Gestaltung or-ganisatorischer zeitlicher und inhaltlicher Rahmenbedingungen bedacht und Ent-scheidungen bezuumlglich einzusetzender Methoden Medien und Materialien getrof-fen Mit welchen Schwerpunktsetzungen die didaktischen Uumlberlegungen beginnen dh ob Uumlberlegungen zu Zielen und Inhalten oder aber zu Methoden und Medien zuerst getaumltigt werden sei nach MARTIN von zweitrangiger Bedeutung vielmehr stehe das Verhaumlltnis dieser Elemente zueinander im Vordergrund Die praktische Vorbereitung als zweite Teilphase der Planung beinhaltet je nach Vorhaben dass die Raumlumlichkeiten organisiert vorbereitet oder gar umgestaltet werden dass Termine vereinbart werden oder auch Oumlffentlichkeitsarbeit mitbe-ruumlcksichtigt wird Auch Besorgungen von Materialien und Medien sind vorzuneh-

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men und falls erforderlich interdisziplinaumlre Kontakte herzustellen oder Helfer anzu-sprechen Je nach Vorerfahrungen des Sozialpaumldagogen wird hier auch das Aus-probieren des Vorhabens oder die Vorbereitung zB mittels Fort- oder Weiterbil-dung vorgesehen Der Teilschritt der Planung und damit das weitere Vorgehen haumlngt schlieszliglich da-von ab wer die Planung vornimmt oder daran beteiligt ist und wie die Planung gestaltet wird (3) Das Handeln welches die didaktische Planung mit Inhalt fuumlllt Es geht dabei um sozialpaumldagogisch ausgerichtetes Handeln mit einzelnen Perso-nen Gruppen oder auch Institutionen Das konkrete Handeln ist durch einen expe-rimentellen Charakter gekennzeichnet und bringt zwei wichtige Effekte mit sich Einerseits bringt sie als umgesetzte Planung die Realisierbarkeit und Ergebnisse der Planung hervor birgt gleichzeitig aber die Moumlglichkeit innerhalb des konkreten Verlaufs neue Beobachtungen und Erfahrungen zu machen so dass darauf basie-rend wiederum die Situationsanalyse fortgefuumlhrt und reflektiert werden kann Im engeren Sinne endet die didaktische Arbeit mit dem Beginn der praktischen Umsetzung vorlaumlufig und setzt bei der Reflexion wieder ein (4) Die Auswertung die als letzter Teilschritt der didaktischen Reflexion gilt Sie beinhaltet die Reflexion der Ausgangssituation und der Rahmenbedingungen der getroffenen Entscheidungen sowie der getaumltigten Vorbereitungen Auch der praktische Verlauf wird reflektiert und moumlgliche Konsequenzen werden festgehal-ten Die Auswertung des sozialpaumldagogischen Handelns sollte moumlglichst gemeinsam mit den Gruppenmitgliedern geleistet werden Die Auswertung kann unterschied-lich gestaltet werden und viele Formen der Dokumentation umfassen so koumlnnen auch Bilder oder Filme als Medium der Auswertung dienen Auch Gruppendiskus-sionen Frageboumlgen und schlichte Aumluszligerungen bei gemuumltlichem Beisammensein koumlnnen zur Auswertung beitragen Die Auswertung kann damit auf unterschiedliche Art und Weise und in unterschied-lichen Phasen des Vorhabens stattfinden Situationsanalyse Planung Durchfuumlhrung und Auswertung bilden einen Kreislauf bei dem die Auswertung in eine neue Situationsanalyse mit einflieszligt und den Kreis-lauf von Neuem beginnen laumlsst Durch die didaktische Reflexion wird das Altgewohnte kritisch betrachtet und bietet dadurch die Moumlglichkeit Alternativen zu entdeckt Sie sorgt damit fuumlr Erneuerungen

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in der praktischen Arbeit und eine fortlaufende Neuausrichtung des sozialpaumldago-gischen Handelns im Hinblick auf die sich veraumlndernde Ausgangssituation Die bewusste Vollziehung und Reflexion dieses Kreislaufes ermoumlglicht eine Ver-besserung und Weiterentwicklung der sozialpaumldagogischen Arbeit indem sie theo-retische Uumlberlegungen und praktisches Handeln verbindet 23 Zusammenfassung Bei einem Blick in die einschlaumlgige Literatur wird der Mangel an wissenschaftlichen Ausarbeitungen uumlber die Grundlagen professionellen sozialpaumldagogischen Han-delns deutlich Der wissenschaftliche Literatur-Fundus wird vom Bereich Grundla-gen paumldagogischen Denkens und Handelns allgemein uumlber Grundlagen sozialpauml-dagogischen Denkens und Handelns bis hin zu Grundlagen einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation immer schmaumller Als Grundlage jedoch sowohl paumldagogischen als auch sozialpaumldagogischen Han-delns so zeigt die wissenschaftliche Recherche bildet sich der Begriff Didaktik heraus Auffallend diesbezuumlglich ist die Vielzahl an Veroumlffentlichungen hinsichtlich der Schul-Didaktik einerseits und dem geringen Fundus im Bereich Didaktik und Sozialpaumldagogik andererseits Unumstritten sehen die sich mit den Grundlagen der Sozialpaumldagogik beschaumlftig-ten Autoren WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BA-DERBAUKUSKNAPP Didaktik als einen elementaren Bestandteil professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und die Notwendigkeit diese Thema-tik aufzuarbeiten Auf Grund des Fehlens eines Grundlagenwerks muss auf Allge-mein-didaktische Grundlagen zuruumlckgegriffen werden um schlieszliglich durch die notwendigen Um- und Ausarbeitungen auf den Fachbereich Sozialer Arbeit einer Didaktik der Sozialpaumldagogik als Grundlage professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns naumlher zu kommen Betrachtet man sich den Begriff Didaktik naumlher so wird er eindeutig als Teilbereich der Paumldagogik identifiziert eine inhaltliche Darstellung des Begriffes zeigt jedoch eine breite Palette an Verstaumlndnismoumlglichkeiten von Didaktik Aufgrund der vielfaumlltigen Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche sozialpaumldagogischer Arbeit zu deren Merkmalen auch die Planung und Unterstuumltzung von Bildungs- und Lernprozessen zaumlhlen laumlsst sich die Erkenntnis ableiten dass Didaktik eine unverzichtbare Bezugswissenschaft fuumlr die Soziale Arbeit darstellt Jedoch erge-ben sich besondere Anspruumlche an eine solche Didaktik die eine unveraumlnderte Uumlbernahme Allgemeiner Didaktik nicht erlaubt

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Sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich unter anderem dadurch aus dass sie sich an eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgabenfelder und Adressatengruppen richtet dass sie vorwiegend alltagsbezogene Arbeit beinhaltet dass die Beruumlcksichtigung sowohl von gesellschaftlichen und kulturellen als auch von individuellen Situatio-nen eine zentrale Stellung einnimmt und dass das Lernen meist in indirekter Form stattfindet Schon allein aus diesen Bedingungen heraus wird deutlich dass eine Didaktik der Sozialpaumldagogik nicht gleich eine Didaktik einer jeglichen anderen paumldagogischen Disziplin sein kann Bei der naumlheren Betrachtung von Ansaumltzen einer Didaktik in der sozialpaumldagogi-schen Arbeit kristallisiert sich der Begriff Lernen als zentral heraus woran sich die Bedeutsamkeit der lerntheoretischen Didaktik anschlieszligt Lernen im sozialpaumldago-gischen Feld bedeutet jedoch immer Lernen in Alltagssituationen und damit in den realen Situationen des momentanen Lebensvollzuges der jeweiligen Betroffenen es heiszligt umgekehrt auch Lernen im Sinne von aktiver Aneignung von Erfahrungen in sozialen emotionalen und auch kognitiven Bereichen Das heiszligt fuumlr die Didaktik in der sozialpaumldagogischen Arbeit genau diese alltaumlglichen Erfahrungsprozesse nicht planlos ablaufen zu lassen Lern- und Veraumlnderungsprozesse geschehen auch hier nur wenn sie beeinflusst werden wenn diese Gesichtspunkte didaktisch hinterfragt strukturiert geplant und reflektiert werden Die Frage nach dem Was Warum Wie und Womit muss daher auch bei der Didaktik der sozialpaumldagogi-schen Arbeit im Vordergrund stehen Konkrete Vorschlaumlge in der praktischen Umsetzung liefert MARTIN mit seinem bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo Er bietet mit den Teilschritten Analysie-ren Planen Handeln und schlieszliglich der Auswertung und Kontrolle die gleichzei-tig die Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse und damit einen Wiedereinstieg in den Kreislauf darstellt eine Leitlinie fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Vor-gehen Wie die praktische Umsetzung didaktischer Uumlberlegungen sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation aussehen kann wird in der vorliegen-den Ausarbeitung am Beispiel eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativange-bots dargestellt

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3 Die Umsetzung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots innerh des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes im Hegau-Jugendwerk Die konkrete Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots er-folgt nach dem didaktischen Handlungsmodell nach MARTIN Der Prozess verlaumluft in vier Schritten wobei der erste Schritt durch die Beschreibung des Arbeitsfeldes die Situationsanalyse darstellt In einem zweiten Schritt werden die didaktisch-methodischen Uumlberlegungen im Sinne der Planung des Vorhabens getaumltigt Der dritte Schritt stellt schlieszliglich das praktische Handeln am Beispiel eines ausge-waumlhlten Rehabilitanden dar Der vierte und letzte vorgesehene Schritt im Modell beinhaltet die Reflexion des Kreativangebots auf drei Ebenen und schlieszligt damit gleichermaszligen den Kreis der didaktischen Reflexion 31 Beschreibung des Arbeitsfeldes Die Beschreibung des Arbeitsfeldes als erster Schritt des didaktischen Hand-lungsmodelles dient mit der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks in Gailingen als Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum der Beschreibung des Klientels und mit der Verdeutlichung des sozialpaumldagogischen Aufgabenbereichs der Analyse der Ausgangssituation 311 Das Hegau-Jugendwerk Das Hegau-Jugendwerk in Gailingen bietet als Fachkrankenhaus und Rehabilitati-onszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene nicht nur eine medizi-nische stationaumlre Behandlung von Verletzungen oder Erkrankungen des Nerven-systems sondern uumlberdies eine umfassende schulische berufliche und soziale Rehabilitation Mit insgesamt 200 Betten in den Abteilungen Fruumlhrehabilitation Schwerrehabilita-tion und den Abteilungen der weiterfuumlhrenden Rehabilitation beschaumlftigt das He-gau- Jugendwerk rund 300 Mitarbeiter in unterschiedlichen Fachbereichen Die nahtlose und kontinuierliche Rehabilitationsbehandlung von der Uumlbernahme aus der Akutklinik bis zur schulischen-beruflichen und sozialen Wiedereingliede-rung wird durch ein individuelles Rehabilitationskonzept ermoumlglicht Dieses wird gemeinsam mit dem Rehabilitanden und einem multiprofessionellen interdiszipli-naumlr zusammenarbeitenden Team aus Aumlrzten Pflegekraumlften (Neuro-)Psychologen

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Sozialarbeitern Sozialpaumldagogen und Fachtherapeuten der Ergotherapie Physio-therapie Logopaumldie Schwimm- und Sporttherapie der Massage und medizini-schen BaumlderabteilungPhysikalische Therapie sowie der Musiktherapie erstellt und in Form des Case-Managements fortwaumlhrend angepasst kritisch uumlberpruumlft und wenn erforderlich veraumlndert Im Sinne der schulischen und beruflichen Rehabilitati-on sind die staatlich anerkannte Krankenhausschule und die berufstherapeuti-schen Abteilungen wesentliche Bestandteile Ziel der Rehabilitation ist es dem Behinderten oder von Behinderung bedrohten Menschen zur Ruumlckkehr in Familie Schule oder Beruf und soziales Umfeld zu verhelfen und dies entsprechend seinen Wuumlnschen Vorstellungen und Faumlhigkei-ten 312 Das Klientel Die Rehabilitanden im Alter zwischen 2 und 21 Jahren werden aus dem gesamten Bundesgebiet und zT daruumlber hinaus sowohl stationaumlr als auch teilstationaumlr auf-genommen Die Aufnahmeindikationen der Rehabilitanden koumlnnen sich dabei sehr unterschiedlich gestalten Erworbene Hirnschaumldigungen durch Unfaumllle und deren Folgen Hirntumore Cerebrale Gefaumlszligprozesse Cerebrale Hypoxien oder entzuumlnd-liche Erkrankungen des zentralen Nervensystems bilden dabei die groumlszligten Indika-tionsgruppen Wie jedoch SOMMER in seiner Publikation bestaumltigt so hat sich neben den klassisch neurologisch Beeintraumlchtigten eine breite Streuung der Auf-nahmeindikationen auf Grund von weiter reichenden Krankheitsbildern und Behin-derungsformen entwickelt so dass vermehrt auch Jugendliche auf Grund von Dro-gen- Medikamenten oder Alkoholabusus nach Suizidversuchen oder auch Ge-walterfahrungen aufgenommen werden Die Auswirkungen der Krankheit bzw des Unfalls sind sehr weitreichend Es kann zu motorischen Behinderungen wie Koumlrper- und Bewegungsstoumlrungen zu vegeta-tiven Stoumlrungen wie Kopfschmerzen oder Uumlberempfindlichkeit gegenuumlber Laumlrm kommen Nicht selten kommt es zu einer posttraumatischen Epilepsie Auch Wahrnehmungsstoumlrungen wie Stoumlrungen der Koumlrperwahrnehmung der visuellen oder raumlumlichen Wahrnehmung oder gar die Vernachlaumlssigung von einer Koumlrper-seite oder Koumlrperteilen koumlnnen Folgen sein Stoumlrungen der Kommunikation durch Sprech- und Sprachprobleme sind ebenfalls haumlufig zu beobachtende Folgen Wei-tere Beeintraumlchtigungen fallen in den Bereich der Neuropsychologie wie Aufmerk-samkeits- und Konzentrationsstoumlrungen Merk- und Gedaumlchtnisstoumlrungen oder verminderte Belastbarkeit Mit einher gehen schlieszliglich immer auch Veraumlnderun-

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gen des Verhaltens und Erlebens wie eine mangelnde Selbstwahrnehmung die Beeintraumlchtigung des problemloumlsenden Denkens und des Kritik- und Urteilvermouml-gens welche insbesondere dem Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes zugerechnet werden koumlnnen Die Aufenthaltsdauer kann deshalb je nach Schwere der Schaumldigung und individu-ellen Faktoren von einigen wenigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten und in Einzelfaumlllen auch Jahren variieren 313 Der Sozialpaumldagogische Dienst im Hegau-Jugendwerk Die Mitarbeiter des Sozialpaumldagogischen Dienstes im Hegau-Jugendwerk arbeiten gemeinsam mit den Mitarbeitern des Pflegedienstes sozusagen im sozialen Nah-raum der Rehabilitanden Sie arbeiten im Schichtdienst und sind deshalb vorwie-gend auch jene Berufsgruppe des interdisziplinaumlren Teams welche die Rehabili-tanden in ihrer therapiefreien Zeit begleiten Allein aus dieser Tatsache heraus ergibt sich der Schwerpunkt sozialpaumldagogischer Arbeit und gleichsam auch der Stellenwert der Sozialpaumldagogik innerhalb des gesamten Rehabilitationskonzep-tes Im Sinne des allgemeinen Zieles sozialpaumldagogischen Handelns gilt es bdquoeinen Beitrag zur Verbesserung von Lebenschancen und Lebensbedingungen von hilfs-beduumlrftigen Einzelpersonen und Gruppen zu leistenldquo Das Augenmerk des Sozial-paumldagogen ist damit auf die sog psychosoziale Rehabilitation gerichtet Durch gezielte Unterstuumltzung von Lernprozessen soll eine soziale Integration des Rehabi-litanden in die Gesamtheit seines sozialen Umfeldes ermoumlglicht werden Ziel ist es dem Rehabilitanden durch sozialpaumldagogische Angebote zu Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln sowie auch zu sozialer Kompetenz zu verhelfen welche ihnen ein eigenverantwortliches selbstbestimmtes Leben ermoumlglicht Paumldagogische Aufgaben verorten sich deshalb in den Bereichen Hilfestellung bei der Krankheitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der Entwick-lung von emotionaler Stabilitaumlt Selbstvertrauen und Eigenverantwortlichkeit das gezielte Eroumlffnen von Moumlglichkeiten zum (Wieder-)Erlernen vormals beherrschter Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Foumlrderung der Selbstbestimmung und Selbst-staumlndigkeit in lebenspraktischen Bereichen die Foumlrderung der Kommunikations- und Konfliktfaumlhigkeit die Bearbeitung von Verhaltensauffaumllligkeiten und das ge-meinsame Erarbeiten von Verhaltensalternativen die Unterstuumltzung der Rehabili-tanden bei der Wiedererlangung von Gruppenfaumlhigkeit und die Bearbeitung von Fragen im Rahmen der Entwicklung neuer Lebensperspektiven

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Dies alles geschieht in gezielt eingerichteten Einzel- und Gruppensituationen sowie im freieren Rahmen auszligerhalb der Therapien unter Anwendung unterschiedlicher bdquomethodischer Vorgehensweisenldquo Die Sozialpaumldagogen bearbeiten demnach gemeinsam mit dem Patienten und im interdisziplinaumlren Team Fragen im Rahmen neuer Lebensperspektiven der Selbst-verwirklichung und sozialer Kompetenz des Rehabilitanden Hierbei spielen die Beziehungsarbeit und auch die Zuwendung aufbauend auf einer verstaumlndnis- und vertrauensvollen Basis eine zentrale Rolle Nach der erfolgten Analyse der Ausgangssituation folgen nun im zweiten Teil-schritt die fuumlr die Planung notwendigen didaktisch-methodischen Uumlberlegungen 32 Didaktisch-methodische Uumlberlegungen zum Kreativangebot Im Sinne des zweiten Schrittes im Prozess der didaktischen Reflexion der Pla-nung stehen im Folgenden didaktisch-methodische Uumlberlegungen die sowohl Entscheidungen wie auch Vorbereitungen zur Umsetzung des Kreativangebots beinhalten im Mittelpunkt Dabei gehen sowohl Uumlberlegungen zu den aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots als auch zu der Auswahl der Teilnehmer und Uumlberlegungen zu Lernzielen und Lerninhalten ein Auch die sich hieraus ergeben-de Auswahl und der Einsatz von Methoden und Materialien stehen im Mittelpunkt 321 Die aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots Die Durchfuumlhrung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots hatte sich aus mehreren Gruumlnden angeboten Erstens waren durch die bestehenden sozial-paumldagogischen Gruppenangebote die meisten Bereiche abgedeckt Eine Luumlcke bestand aus meiner Sicht nur noch in einem kuumlnstlerischen Angebot welches ich aus mehreren Gruumlnden als sehr sinnvoll und notwendig erachtete Es bestanden fuumlr jene die Interesse an kuumlnstlerischen Betaumltigungen zeigten nur wenige Moumlg-lichkeiten ihre Kreativitaumlt im Rahmen der Freizeit zu entfalten Ein weiterer und nicht unwichtiger Aspekt solch ein Angebot aufzunehmen fuumlhrte auf die Spezifika des Klientel bezuumlglich ihrer Beeintraumlchtigungen zuruumlck Das Selbstbewusstsein und die Selbststaumlndigkeit vieler Patienten sind durch einen Unfall oder eine Krank-heit stark beeintraumlchtigt Erschwerend kommen haumlufig koumlrperliche undoder schwe-re Sinnesbeeintraumlchtigungen hinzu die die Kommunikationsfaumlhigkeit beeintraumlchti-gen Auf diesem Hintergrund ist der kuumlnstlerische Ausdruck bei dem es kein richtig

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oder falsch gibt mE eine einerseits nicht unbeachtliche Moumlglichkeit des Aus-drucks andererseits aber auch der Raum in dem die Rehabilitanden selbst ent-scheiden und Verantwortung fuumlr ihr Tun uumlbernehmen und sich auf Neues einlassen koumlnnen Ein weiterer Grund ergab sich aus der Zielsetzung den Rehabilitanden die Moumlg-lichkeit zu geben den vorhandenen Wohnraum mitzugestalten All diese Gruumlnde fuumlhrten schlieszliglich dazu das kunsttherapeutisch orientierte Krea-tivangebot einmal woumlchentlich zu einem festen Termin durchzufuumlhren Das Ange-bot fand in acht Sitzungen statt und wurde auf Grund der kurzen Aufenthaltsdauer der Rehabilitanden und der begrenzten Zeit vorerst nach der achten Sitzung been-det Auch sollte es eine geschlossene gleich bleibende Gruppe sein um den Re-habilitanden das Gefuumlhl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben Die Teilneh-merzahl wurde auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt um die Bildung von Untergrup-pen zu vermeiden um dem Vertrauensaufbau innerhalb der Kleingruppe genuumlgend Raum zu geben auch aber um die notwendige Verantwortung tragen zu koumlnnen Die Teilnahme an diesem Angebot war freiwillig wenn auch eine regelmaumlszligige Teilnahme erwuumlnscht war Aufgrund bestehender Merkfaumlhigkeitsdefizite wurde der Termin als Erinnerungshilfe in die Therapieplaumlne eingetragen Die Dauer des An-gebots wurde auf eineinhalb Stunden festgelegt wobei eine zeitliche Ausweitung auf Grund der therapiefreien Zeit durchaus moumlglich war Das Mindestmaszlig an Zeit wurde jedoch benoumltigt um einerseits dem Beduumlrfnis nach gegenseitigem Aus-tausch gerecht zu werden andererseits aber auch um eine intensive Arbeit an den Bildern zu ermoumlglichen 322 Zur Auswahl der Teilnehmer Die Auswahl der Teilnehmer wurde in Absprache mit den Teamkollegen und in Einzelfaumlllen mit einzelnen Fachtherapeuten des interdisziplinaumlren Teams getroffen Die Auswahlkriterien gestalteten sich weitgehend aus der Zielsetzung zuruumlckgezo-genen passiven stillen unauffaumllligen einen geschuumltzten Raum zu bieten in wel-chem sie ungestoumlrt und frei von aumluszligeren Einfluumlssen an etwas arbeiten konnten was ihnen Spaszlig machte Alle ausgewaumlhlten Teilnehmer hatten auf Grund ihrer erworbenen Einschraumlnkungen Probleme unterschiedlicher Art im Bereich der Kom-munikation welche sie groumlszligtenteils vor ihrem Aufenthalt gar nicht oder nicht in dieser Weise oder diesem Maszlige erlebt hatten So stuumltzte sich die Auswahl schlussendlich auf Rehabilitanden welche in unterschiedlichem Ausmaszlig in ihrer Kommunikation beeintraumlchtigt waren Hauptauffaumllligkeiten waren dabei Sprachstouml-

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rungen und Sprechstoumlrungen unterschiedlichen Grades Weitere Beeintraumlchtigun-gen zeigten sich in unterschiedlichen koumlrperlichen Bereichen wobei die sog arm-betonte Ataxie bei den meisten der Teilnehmern weniger bis maumlszligig stark ausge-praumlgt war so dass sie ihre Faumlhigkeiten mehr in undifferenzierten Handlungsschrit-ten als in feinmotorischen Kleinarbeiten ausuumlben konnten Neben Koordinations-problemen insbesondere der Arme waren es vermehrt auch Laumlhmungen welche alltaumlgliche Verrichtungen erschwerten Als besonders einschraumlnkend erwiesen sich daruumlber hinaus die schweren Seheinschraumlnkungen einer Rehabilitandin die weit-gehend an der Stimme erkannte mit wem sie kommunizierte Mit der Uumlberzeugung dass jeder Teilnehmer auch mit seinen Einschraumlnkungen kreativ taumltig sein kann und insbesondere das Malen in seiner offenen freien Sicht-weise eine Moumlglichkeit zur Kommunikation darstellt wurden die Teilnehmer in ei-nem persoumlnlichen Gespraumlch auf das Angebot angesprochen und dazu eingeladen Die Teilnehmer im Alter zwischen 17 und 23 Jahren befanden sich alle im Haus der weiterfuumlhrenden Rehabilitation Von Vorteil erschien mir eine gemischtge-schlechtliche Gruppe wie auch das Zusammenleben in der Rehabilitationseinrich-tung gestaltet wird Schlieszliglich galt es bei der Auswahl sowohl das Interesse der Teilnehmer am krea-tiv kuumlnstlerischen Tun zu wecken sowie einzelne Rehabilitanden dazu zu ermuti-gen zu bestaumlrken und zu motivieren sich auf etwas voumlllig Neues aber fuumlr sie nicht Abwegiges einzulassen und dieses auszuprobieren All diese Kriterien fuumlhrten schlieszliglich zur Zusammensetzung der Kreativgruppe mit sechs Teilnehmern 323 Uumlber Lernziele und Lerninhalte Im Hinblick auf die Lernziele lieszligen sich zahlreiche Differenzierungen vornehmen je nachdem aus welchem Blickwinkel diese betrachtet wurden Sowohl die Teil-nehmer der Kreativgruppe als auch die Leiterin brachten eigene Zielsetzungen in die Gruppe ein Die Ziele der Rehabilitanden richteten sich nach Angaben dieser vermehrt nach Freizeitausgleich Freizeitbeschaumlftigung gemuumltlichen Beisammensein in ange-nehmer Atmosphaumlre gemeinsamen Gestalten und vorwiegend dem Entspannen waumlhrend des Malens vom anstrengenden Klinikalltag Im scheinbaren Gegensatz dazu standen die Ziele der Paumldagogin welche sich weniger im Bereich der Ent-spannung durch das Malen oder schlicht der Freude am kreativen Tun der Rehabi-litanden bewegten Die Ziele ihrerseits waren unbestritten Lernziele auf unter-schiedlichen Ebenen

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Als Richtziele kristallisierten sich die Staumlrkung des Selbstwertgefuumlhls und des Selbstbewusstseins der Rehabilitanden und der Aufbau der eigenen Ressourcen die gezielt durch das Malen angesprochen werden sollten heraus Dies sollte so-wohl durch das gemeinsame Tun in der Gruppe als auch der jeweiligen einzelnen Arbeit am Bild erreicht werden So bot den Teilnehmern die Teilnahme an der Gruppe die Moumlglichkeit sich in der kleinen gleich bleibenden Gruppe ohne Drang zu entfalten Schon allein durch die gleiche Taumltigkeit aller war die Basis fuumlr ein Kommunikationsthema gegeben Der Einstieg sich kundzutun wurde damit er-leichtert Das regelmaumlszligige intensive Zusammentreffen und das erworbene Ver-trauen erlaubte es den Teilnehmern sich mehr und mehr zu oumlffnen und ihre Wuumln-sche zu aumluszligern Bezuumlglich der jeweiligen eigenen Arbeit am Bild und dem Ver-staumlndnis des erweiterten Kunstbegriffs als Basis erfuhr der Einzelne dass jeder wenn auch auf andere Art und Weise etwas darstellen kann Die Rehabilitanden lernten sich auf neue Dinge einzulassen sie lernten unterschiedliche Materialien kennen und konnten neue Erfahrungen sammeln Sie erfuhren beim kreativen Tun dass es nicht darauf ankommt alles zu koumlnnen sondern dass es darauf ankommt was der Einzelne aus dem was er mitbringt gestaltet Die Richtziele konnten somit in mehrere Grobziele untergliedert werden So konnte ein erhoumlhtes Selbstvertrauen daran festgemacht werden ob die ansonsten eher verschlossenen Rehabilitanden eine rege Diskussion fuumlhrten und so eine vermehr-te Interaktion und Kommunikation stattfand oder Rehabilitanden die sich zu Be-ginn sehr unsicher waren und sich nicht fuumlr ein Material entscheiden konnten sich zum Ende hin gezielt mit eigener Vorstellung an ein Bild setzten Das Vertrauen auf und der Glaube an die eigenen Ressourcen konnte daran festgemacht werden dass sich die Rehabilitanden an mehrere neue Materialien herantrauten sich in ungewisse Situationen leichter hineinbegeben konnten und mit ihren Arbeiten zu-frieden sein konnten Diese Ziele die innerhalb der Kreativgruppe fokussiert wur-den beschraumlnkten sich aber nicht auf diesen Rahmen denn ein selbstsicheres Auftreten und der verstaumlrkte Glaube an sich selbst waren wenn sie auch sehr abs-trakte Ziele darstellten auch auszligerhalb der Gruppe spuumlrbar So konnte der jeweili-ge Rehabilitand beispielsweise nun auch bei Tisch mit einem lauten bdquoNeinldquo aumluszligern dass er dieses Essen nicht moumlchte Schlieszliglich ergaben sich fuumlr jeden einzelnen Rehabilitanden wenn man so moumlchte noch individuelle Feinziele Diese individuellen Ziele wurden durch den Rehabili-tanden nicht bewusst verfolgt sie stellten unbewusst und moumlglicherweise auch ohne das Wissen des Rehabilitanden allein durch die Auswahl der Methoden Ziele meinerseits dar So trainierte ein Rehabilitand mit schwerer Sehbeeintraumlchtigung

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oder einer schweren Bewegungsstoumlrung ganz automatisch seine Faumlhigkeiten in diesem Bereich auch wenn er dies vielleicht gar nicht gezielt mochte Das Malen dh das kreative Taumltigwerden am Bild bot damit unbestritten eine Viel-zahl an Moumlglichkeiten um unterschiedlichen Zielen gerecht zu werden Es bot die Moumlglichkeit der nonverbalen Ausdrucksmoumlglichkeit des Trainings neuropsycholo-gischer Teilleistungsstoumlrungen eine Moumlglichkeit zum Motivationsaufbau es bot schlicht Freude und Entspannung indem es nicht an Leistung orientiert war und konnte dem Aggressionsabbau dienen indem ein impulsives Malen in diesem Rahmen moumlglich war Das Training sozialer Kompetenzen innerhalb der Gruppe wurde ermoumlglicht aber auch die Selbststaumlndigkeit wurde durch die Auferlegung der eigenen Verantwortung fuumlr das Gemalte unterstuumltzt Motorische Faumlhigkeiten wurden bei jeglicher Art des Malens gefoumlrdert und auch die Foumlrderung von gege-benen Talenten konnte in diesem Rahmen aufgegriffen werden Es gab somit unbestritten Zielsetzungen auf Seiten der Rehabilitanden und auf Seiten der Sozialpaumldagogin die sich gleich different oder fuumlr den jeweils anderen nicht sichtbar und evt gar nicht gewollt darstellen So koumlnnen durch die richtige Auswahl der Methoden unterschiedliche Ziele auf unterschiedlichen Ebenen er-reicht werden 324 Uumlber den Einsatz von Methoden Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen die Auswahl der Teilnehmer sowie die Dimensionen der Zielsetzungen wurden innerhalb der Sozialen Gruppenarbeit Elemente des Begleiteten Malens nach EGGER als methodische Gestaltung der Kreativgruppe umgesetzt wobei Soziale Gruppenarbeit in diesem Fall als bdquoeine Methode der Sozialarbeit die den Einzelnen durch sinnvolle Gruppenerlebnisse hilft ihre soziale Funktionsfaumlhigkeit zu steigern und ihren persoumlnlichen Problemen ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des oumlffentlichen Lebens besser gewachsen zu seinldquo verstanden wird Der Ansatz des Begleiteten Malens lieszlig sich in das Handlungsfeld der Neurologi-schen Rehabilitation angemessen eingliedern da er durch den flexibel zu gestal-tenden Einsatz keine kostenintensiven und ausgefallenen Materialien erforderte Daruumlber hinaus bietet der Ansatz hervorragende Moumlglichkeiten auch ohne erhebli-che Vorkenntnisse im kunsttherapeutischen Bereich das Begleitete Malen in ab-gewandelter Form umzusetzen Die einzelnen Aspekte dieses Ansatzes wurden daher hier nicht in ausdifferenzierter Weise uumlbernommen sondern nur in sofern als dass es die Rahmenbedingungen des Angebots zulieszligen in die methodische

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Umsetzung integriert und fuumlr die Leiterin als Handlungsleitlinien zu den maszliggebli-chen Richtlinien Bei den konkreten Aktivitaumlten handelte es sich um Malaktivitaumlten mit unterschiedli-chen Materialien Den Techniken und Thematiken die jeder einzelne Rehabilitand mitbrachte waren keine Grenzen gesetzt Es duumlrfte experimentiert werden dh es fand keine Themenvorgabe statt Innerhalb der zur Verfuumlgung stehenden Utensi-lien der individuellen Motivation und dem gegebenen Zeitrahmen konnte dem kreativen Prozess freien Lauf gewaumlhrt werden Auch konnte der Rehabilitand selbst entscheiden ob er stehend oder sitzend arbeiten moumlchte je nach Moumlglich-keiten und Einschraumlnkungen konnte hier auch mit Hilfestellungen die richtige Posi-tion gefunden werden Begleitet wurden diese Aktivitaumlten stets von der unterstuumlt-zenden Begleitperson dh der Sozialpaumldagogin welche jedoch mehr und mehr in den Hintergrund ruumlckten sollte und schlieszliglich mehr als bdquoDienerldquo im Sinne der Ma-terialbereitstellung fungierte Bei der Umsetzung des Begleiteten Malens nach EGGER waren jedoch nicht nur Freiraumlume gegeben sondern auch wichtige Krite-rien zu beachten die sowohl den kuumlnstlerischen Prozess den Einzelnen in der Gruppe als auch die Gruppe als Gesamtes betrafen Es galt gewisse bdquoGruppenregelnldquo im Sinne des Zusammenseins aufzugreifen diese umzusetzen und ggf auch in Erinnerung zu rufen sollten sie in Vergessen-heit geraten Allgemeine Richtlinien im Hinblick auf die Arbeit in der Gruppe waren das Sauberhalten des jeweils eigenen Malplatzes und die gemeinsame Benutzung der Materialien Dies implizierte dass die Materialien jedem gleichsam zu Verfuuml-gung standen und diese auch nach der individuellen Nutzung den anderen Teil-nehmern wieder auf dem Angebotstisch zu Verfuumlgung gestellt wurden Ebenso galt das gemeinsame Aufraumlumen am Ende der Sitzung als allgemeine Uumlbereinkunft Auf Grund der vielfaumlltigen individuellen Einschraumlnkungen der Rehabilitanden ver-langte der gegenseitige Umgang ein hohes Potential an Ruumlcksichtnahme eines Einzelnen ab Das gegenseitige Kennen lernen war dabei von groszliger Bedeutung Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig einschaumltzen und respektieren lernen Die gegenseitige Begruumlszligung und die ersten Gespraumlchsminuten zu Beginn jeder Sit-zung trugen dazu bei die Stimmungen der Einzelnen wahrzunehmen und wurden daher gezielt eingeraumlumt Weitere Richtlinien die mit den Teilnehmern gemeinsam oder allein von Seiten der Teilnehmer gesetzt wurden waren ua dass die Informationen innerhalb der Gruppe auch in der Gruppe bleiben sollten so dass persoumlnliche Inhalte nicht nach auszligen getragen werden sollten Dies oumlffnete fuumlr alle die Moumlglichkeit persoumlnliche Stimmungslagen und Probleme zB auch in Bezug auf die Behinderungsverarbei-tung kundzutun wenn diese fuumlr den Einzelnen von Bedeutung waren

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

Therapie Eine Einfuumlhrung in Geschichte Methode und Praxis der Kunstthe-rapie Nuumlrtingen Verlag der Stiftung fuumlr Kunst und Kunsttherapie

BADRY EBUCHKA MKNAPP R (Hrsg) 1999 PAumlDAGOGIK Grundlagen und Arbeitsfelder 3 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftel Luchterhand Verlag

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EGGER B 1981 Faszination Malen Praktisches Erzieherisches Anregendes 2 Aufl Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1982 Malen als Lernhilfe Malen und bildnerisches Gestalten mit ver-schiedenen Materialien Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1984 Bilder verstehen Wahrnehmung und Entwicklung der bildneri-schen Sprache Bern Zytglogge Verlag

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

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GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

LIPPERT-GRUumlNER MQUESTER R (Hrsg) 1996 SCHAumlDEL-HIRN-TRAUMA Kunsttherapie Rehabilitation Muumlnster Paroli Verlag

MAumlCKLER A 2000 1460 Antworten auf die Frage was ist Kunst Koumlln DuMont Verlag

MARTIN E 1999 Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit Eine Einfuumlhrung in die Probleme und Moumlglichkeiten 5 Aufl WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag

MENZEN K-H 2004 Grundlagen der Kunsttherapie 2 Aufl Muumlnchen Ernst Reinhardt Verlag

PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

RINNINSLAND J 1998 Kunst und Rehabilitation Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd2 Gailingen

RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

und Praxis Karlsruhe Verlag fuumlr Kunsttherapie SCHILLING J 1995 DidaktikMethodik der Sozialpaumldagogik Grundlagen und

Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

pro mente Verlag SCHOTTENLOHER G 2000 Kunst- und Gestaltungstherapie Eine praktische

Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

Page 4: SR26 d - Hegau-Jugendwerk Gailingen GmbH · Title: Microsoft Word - SR26 d.doc Author: rinni Created Date: 11/30/2011 3:31:13 PM

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Die Beleuchtung der Thematik fuszligt in einem ersten Schritt auf einer Dokumenten- und Sekundaumlranalyse im Bereich inhaltlicher Dimensionen der Grundlagen (sozial) paumldagogischen Denkens und Handelns In einem weiteren Schritt fuszligt sie auf der Darstellung eigenen paumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitati-on dem Hegau-Jugendwerk und steht damit auch fuumlr die Beleuchtung praktischer Aspekte sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation

2 Grundlagen professionellen sozialpaumldagogischen Handelns Befasst man sich mit den Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns so stellt sich Didaktik als zentrale Begrifflichkeit in den Mittelpunkt Es wird sich daher unweiger-lich die Frage der Zusammenhaumlnge von Sozialpaumldagogik und Didaktik stellen bevor auch nur eine Annaumlherung an eine Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit erfolgen kann 21 Sozialpaumldagogik und Didaktik Stuumltzt man sich auf Grund der mangelnden Forschungsergebnisse im Bereich sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation auf den erweiter-ten Bereich Sozialer Arbeit sucht nach den Grundlagen professionellen sozialpauml-dagogischen Handelns und wagt einen Blick in die wissenschaftliche Literatur so wird der Mangel jener deutlich denn die vorzufindenden Veroumlffentlichungen lassen sich an einer Hand abzaumlhlen Als wissenschaftliche Werke die sich im engeren Sinne mit den Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns im Allge-meinen befassen lassen sich WEINSCHENK mit seiner Publikation bdquoDidaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogenldquo MARTIN mit seiner Ausarbeitung bdquoDidaktik der sozialpaumldagogischen Arbeitldquo SCHILLING mit bdquoDidaktikMethodik der Sozialpaumlda-gogikldquo GORGES mit seiner Veroumlffentlichung bdquoDidaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufeldquo und schlieszliglich BADRYBUCHKAKNAPP mit ihrer Herausgabe bdquoPAumlDA-GOGIK Grundlagen und Arbeitsfelderldquo nennen Wie die Titel der Veroumlffentlichungen mit der Innschrift bdquoDidaktikldquo deutlich zeigen wird Didaktik als Grundlage qualifizierter paumldagogischer und sozialpaumldagogischer Arbeit hervorgehoben Waumlhrend in der Schule ein Lehren und Lernen nicht ohne eine Didaktik moumlglich erscheint und die Schul-Didaktik auch im Sinne der wissen-schaftlichen Grundlagenschaffung mit Sicherheit die bedeutendste Einflussvariable darstellt scheint im auszligerschulischen Bereich kein Raum fuumlr Uumlberlegungen zu einer Didaktik zu sein denn es ist bis heute keine allgemeine anerkannte Didaktik der Sozialpaumldagogik in der einschlaumlgigen wissenschaftlichen Literatur zu verzeich-

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nen Ein Grundlagenwerk uumlber professionelles sozialpaumldagogisches Denken und Handeln scheint es nicht zu geben Deutlich wird daher dass auf Grund des Fehlens eines Standardwerkes der Didak-tik in der Sozialen Arbeit bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogi-schen Denkens und Handelns und damit den Inhalten einer Didaktik der Sozialpauml-dagogik Ruumlckgriffe auf die bestehende wissenschaftliche Fundierung im Bereich der Allgemeinen Paumldagogik notwendig sind Wie die Recherche in der wissenschaftlichen Fachliteratur zeigt wird als die Grundlage sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns der Begriff Didaktik her-vorgehoben Es herrscht wie SOMMER belegt in allen Fachkreisen und Teil-disziplinen die uumlbereinstimmende Ansicht dass Didaktik der wissenschaftlichen Disziplin der Paumldagogik zuzuordnen sei Die ungenaue inhaltliche Bestimmung des Begriffes Didaktik als Herzstuumlck der Paumldagogik laumlsst sich jedoch anhand der un-zaumlhligen Definitionsversuche feststellen Eine engere Definition versteht Didaktik als bdquoTheorie der Bildungsinhalteldquo eine weitere versteht sie als bdquoWissenschaft vom Lehren und Lernen allgemeinldquo Als fuumlr die Soziale Arbeit bedeutend erweisen sich ua die Ansaumltze von GORGES der Didaktik als bdquoTeilbereich der Paumldagogik der sich mit der Analyse Planung und Unterstuumltzung von angeleiteten Lernprozessen befasstldquo versteht und der Ansatz MARTINS bei dem Didaktik praktische Probleme loumlsen hilft indem sie ein durch-dachtes planvolles Vorgehen und ein anschlieszligendes Auswerten von angeleiteten Lernprozesses vorsieht Die Didaktik dient damit einerseits der Unterstuumltzung von Lernprozessen und an-dererseits der Kritik und Reflexion damit der Bewusstmachung sozialpaumldagogi-schen Handelns Sie ermoumlglicht dadurch eine Erweiterung der Handlungs- und Reflexionskompetenz in dem sie sowohl Entscheidungs- als auch Argumentati-onshilfen bietet Didaktik scheint sich daher zwischen Theorie und Praxis zu bewe-gen Zwei didaktische Grundmodelle haben sich in der paumldagogischen Arbeit als be-deutsam herauskristallisiert die bildungstheoretische und die lerntheoretische Di-daktik Erstere versteht sich als Hilfsinstrument bei der Auswahl und Begruumlndung von Lerninhalten und ist durch das Primat der Didaktik gekennzeichnet Als fuumlr die Soziale Arbeit zutreffender erwies sich Zweitere die das Lernen und die damit zusammenhaumlngenden Faktoren wie soziokulturelle und anthropologische Bedin-gungen und schlieszliglich Ziele Inhalte Methoden und Medien die sich wechselsei-tig bedingen und beeinflussen in den Mittelpunkt stellt Die Interdependenz zwi-schen den unterschiedlichen Faktoren fuumlhrt dazu dass Ziele und Inhalte erst ge-

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setzt werden koumlnnen wenn der umzusetzende Weg mitbedacht wird und umge-kehrt Als untrennbarer Begriff zur Didaktik gilt die Methodik als die Theorie von Metho-den Waumlhrend sich Didaktik mit dem Lehren und Lernen und damit mit dem Was und Warum beschaumlftigt geht es bei der Frage nach Methodik um das zielgerichte-te praktische Handeln und damit um die Frage des Wie und Womit In der wissen-schaftliche Diskussion herrscht Einigkeit daruumlber dass bezuumlglich der Sozialen Arbeit nicht die klassischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemein-wesenarbeitldquo gemeint sind sondern ein planvolles Vorgehen auf ein Ziel hin wel-ches Uumlberlegungen zu Methoden Medien Mitteln Materialien und einem Zeitkon-tingent beinhaltet Dem Verhaumlltnis von Didaktik und Methodik wird ein wechselsei-tiges sich gegenseitig bedingendes Verhaumlltnis zugeschrieben wobei jedoch Di-daktik den Rahmen bildet in dem Methodik stattfindet Dass Didaktik als praxisorientierte Wissenschaft in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht wegzudenken ist ist unbestritten Dass nicht beliebige didaktische Modelle beispielsweise aus der Schul-Didaktik unveraumlndert in den Arbeitsbereich der Sozi-alpaumldagogik uumlbernommen werden koumlnnen ist ebenso unbestritten Denn auch wenn die Didaktik und die Wissenschaft der Sozialen Arbeit in einem interdis-ziplinaumlren Dialog stehen gilt es zu klaumlren welche besonderen Merkmale eine Di-daktik im Kontext Sozialer Arbeit im Gegensatz zur Allgemeinen Didaktik aufwei-sen muss um auch in der Praxis sozialpaumldagogischen Arbeit dienlich sein zu koumln-nen Die Anspruumlche die schlieszliglich an eine Didaktik der Sozialpaumldagogik herange-tragen werden ergeben sich wiederum aus der Praxis Sozialer Arbeit Nach MARTIN muumlssen bei der Entwicklung einer Didaktik der Sozialpaumldagogik einige Gesichtspunkte Sozialer Arbeit beachtet werden Sozialpaumldagogische Arbeit beschaumlftigt sich stark mit den organisatorischen und raumlumlichen Bedingungen dh mit den Rahmenbedingungen der sozialpaumldagogischer Arbeit da diese den Erfah-rungsraum fuumlr den Lernprozess der Zielgruppe mitbestimmen Die individuelle Situation die individuellen Beduumlrfnisse Lernhemmungen Konflikte im Prozess der Sozialisation und Biographie gehen sehr stark in die didaktischen Uumlberlegungen des Sozialpaumldagogen ein Die Erfahrungen der Lehrenden und Lernenden sind dem Sozialpaumldagogen sehr wichtig so dass Situationen geschaffen werden die zum Lernen einladen reizen oder provozieren wie zB Spiele oder Projekte Das Foumlrdern und Lernen findet ganz im Gegensatz zur schulischen Didaktik in indirek-ter Form statt Dies impliziert auch dass das sozialpaumldagogische Handeln haumlufig im Umgang miteinander geschieht Der Umgang ist mehr durch das miteinander leben sich im Alltag auseinandersetzen und gemeinsame Erfahrungen sammeln und weniger durch konkrete Vorgaben oder Forderungen seitens des Sozialpaumlda-

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gogen gepraumlgt Vorgaben und Maszlignahmen des Sozialpaumldagogen gestalten sich weitgehend in den Bereichen Beratung Stabilisierung Unterstuumltzung und Beglei-tung von alltagsbezogenen Lernprozessen Diesen Merkmalen sozialpaumldagogi-scher Arbeit muss eine Didaktik der Sozialpaumldagogik gerecht werden Wenn auch eine Didaktik der Sozialen Arbeit als eigenstaumlndiges geschlossenes Konzept nicht zu existieren scheint so sollte sie doch nach GORGES fuumlr moumlglichst alle Arbeitsfelder und deren Zielgruppen relevant sein und den differenzierten Rol-len der Sozialpaumldagogen als Helfer Berater oder Unterstuumltzer entsprechen koumln-nen Sie sollte weiterhin die Analyse von konkreten Situationen der Klienten be-ruumlcksichtigen Auch die Zielorientierung dh das uumlbergeordnete Ziel der Verbesse-rung der sozialen Situation der Betroffenen duumlrfe nicht auszliger Acht gelassen wer-den Die Didaktik in der Sozialen Arbeit muumlsse auszligerdem eine Alltags- und Erfah-rungsorientierung ermoumlglichen da die Befaumlhigung der Klienten zu einer verbesser-ten Lebensbewaumlltigung und damit das Lernen immer im Bezug zur Lebenssituation im Mittelpunkt stehe Kommunikation und Interaktion seien weitere Aspekte auf die die Aufmerksamkeit gerichtet werden muumlsse da Kommunikationsstoumlrungen haumlufig zu den Ursachen von bestehenden Problemlagen hinzukommen oder gar zu diesen fuumlhren Die Beteiligung der Betroffenen indem sie Ziele Inhalte und Me-thoden durch eigene Vorstellungen mitbestimmen koumlnnen muss ermoumlglicht wer-den und schlieszliglich muumlsse die Didaktik einer komplexen Planung mit unterschiedli-chen Interventionen des sozialen Umfeldes gerecht werden koumlnnen Die sozialpaumldagogische Arbeit weist demnach besondere Merkmale in ihren Ziel-setzungen Organisationsstrukturen und Arbeitsweisen auf so dass sich besonde-re Anforderungen an eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ergeben Sie muss auf Grund der Vielfalt der Aufgabenfelder und Adressatengruppen uumlbergreifende Grundsaumltze und Planungskonzepte bereitstellen die auf besondere Situationen uumlbertragbar sind Wie sich nun die Ansatzpunkte einer Didaktik der Sozialpaumldagogik gestalten und wie konkrete Planungskonzepte aussehen koumlnnen soll im Weiteren betrachtet werden 22 Ansaumltze einer Didaktik in der Sozialpaumldagogik Bei der Entwicklung von Ansaumltzen einer Didaktik der Sozialpaumldagogik wird sich im Folgenden der Begriff Lernen insbesondere in Alltagssituationen herauskristallisie-ren Das anschlieszligend vorgestellte bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN wird beispielhaft die Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung geplanter

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Handlungsprozesse in der Sozialen Arbeit in die didaktische Uumlberlegungen einge-hen skizzieren 221 Lernen als zentraler Begriff der sozialpaumldagogischen Didaktik Didaktik ist wie aus der bisherigen Ausarbeitung ersichtlich wurde auch im Bereich der Sozialen Arbeit nicht wegzudenken da es auch hier um Lernprozesse geht Sie kann auf Erkenntnisse der schulorientierten Didaktik zuruumlckgreifen muss aber ihr Augenmerk auf bestimmte fuumlr die Soziale Arbeit relevante Aspekte richten Im Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik geht es vorwiegend um den Begriff Lernen weni-ger um den Begriff Bildung Dies laumlsst den Schluss zu dass sich die Didaktik in der sozialpaumldagogischen Arbeit mehr auf eine lerntheoretisch orientierte Didaktik stuumltzt Diese erweise sich nach GORGES als sinnvoll da sie implizit alle organi-sierten Lehr- und Lernprozesse zum Gegenstand mache und damit fuumlr die Didaktik Sozialer Berufe dienlich sei Um Ansaumltze einer Didaktik in der Sozialpaumldagogik zu entwickeln in deren Mittel-punkt Lernprozesse stehen muss unweigerlich der Begriff Lernen im sozialpaumlda-gogischen Feld naumlher betrachtet werden Wie bisher aufzeigt bilden sich als Inhalte sozialpaumldagogischer Arbeit Probleme unterschiedlicher Art aus den jeweiligen Lebenswirklichkeiten der Betroffenen her-aus Sie gestalten sich in alltaumlglichen Lebenssituationen und sind vielfaumlltig und komplex Das heiszligt umgekehrt fuumlr den Sozialpaumldagogen dass dieser mit alltaumlglichen Situa-tionen konfrontiert wird und daher alltaumlglichen Aufgaben gegenuumlbersteht Dies stellt in vielerlei Augen keine wirkliche Herausforderung dar doch gerade in solch zunaumlchst banal erscheinenden lebenspraktischen Aufgaben stecken sehr komple-xe vielfaumlltige und weit reichende Problemfelder Diese koumlnnen sich etwa in Schwierigkeiten im Umgang mit sich selbst dh im eigenen Umgang mit Enttaumlu-schung mit Trauer Aggression Frustration Freude oder Hoffnung und auch im Umgang mit Anderen dh die Moumlglichkeit stabile Beziehungen einzugehen sich abgrenzen zu koumlnnen Konflikte auszutragen Partnerschaften einzugehen oder auch seine Interessen vertreten zu koumlnnen aumluszligern Das Lernen im sozialpaumldagogischen Arbeitsfeld zeichnet sich demnach dadurch aus dass es sich vorwiegend in Alltagssituationen konstituiert dass es sich sowohl in den organisatorischen als auch in den institutionellen Rahmenbedingungen of-fen gestaltet und dadurch den Einsatz einer Vielzahl von methodischen Moumlglichkei-ten erlaubt Problemfelder koumlnnen deshalb auch im gewissen Rahmen bdquoganzheit-

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lichldquo angegangen werden und das Vorgehen kann sich weitgehend auf aneignen-de und erfahrungsbezogene Lernprozesse stuumltzen Das Lernen im sozialpaumldago-gischen Feld bezieht sich hauptsaumlchlich auf reale Situationen im aktuellen Lebens-vollzug der Betroffenen und besteht daher aus der aktiven Aneignung von eigenen Erfahrungen Dieses Lernen umfasst daher emotionale kognitive wie auch soziale Erfahrungen in gleichem Maszlige Sozialpaumldagogisches Handeln laumlsst sich daraus folgend durch einige Momente charakterisieren Anlass sozialpaumldagogischer Maszlignahmen sind Konflikte im Alltag der Betroffenen Inhalte sind weitgehend individuelle Problemlagen unterschied-lichster Art Der diesbezuumlgliche bdquoLernprozessldquo kann differenzierte Formen anneh-men der durch eine Vielfalt an sozialpaumldagogischen Handlungsformen mit unter-schiedlichen eingesetzten Methoden gekennzeichnet ist Sozialpaumldagogisches Handeln ist dabei mehr oder weniger durch das Moment der Planung gekenn-zeichnet als dass die Ausgangslage erfasst ein angemessenes Vorgehen geplant und notwendige Hilfen erschlossen werden Als Basis dessen liegt dem paumldago-gisch Taumltigen ein individuell spezifisches Berufsethos mit Wertmaszligstaumlben berufli-chen Handelns zugrunde Die Aufgabe des Sozialpaumldagogen besteht daher vorwiegend aus differenzierten Interventionen die sich innerhalb eines alltagsorientierten Lernen der Betroffenen finden lassen Genau in diesem Feld verortet sich schlieszliglich auch die Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit Es gilt alltaumlgliche Aktivitaumlten und Erfahrungsprozesse nicht einfach unreflektiert ablaufen zu lassen wie sie unbewusst ablaufen denn ohne Einflussnahme gestalten sich weniger Lern- und Veraumlnderungsprozesse in denen Erfahrungen im Sinne der Lernenden angeeignet werden koumlnnen Es gilt daher diese Prozesse im Anbetracht der bisher genannten Gesichtspunkte und Anforderungen an eine Didaktik die die Arbeit im sozialen Bereich mit sich bringt didaktisch zu hinterfragen zu strukturieren zu planen und zu reflektieren Dh dass auch bei alltaumlglichen Lernprozessen die Fragen nach dem Was und Warum und dem Wie und Womit in den Vordergrund ruumlcken muumlssen denn Lern-prozesse gelingen nur wenn uumlberlegte gezielte Herausforderungen und Hilfen beim Lernen seitens des Sozialpaumldagogen gegeben werden Das bedeutet auch dass sich in Alltagssituationen ergebende Aufgaben verstanden und als Chance zum Lernen erkannt werden muumlssen Diese koumlnnen schlieszliglich in einem Lernpro-zess zu einer Aneignung von Erfahrungen und damit der Moumlglichkeit zu Veraumlnde-rungen bis hin zu einer nuumltzlichen und emanzipierten Verhaltens- und Lebensstra-tegie fuumlhren Werden diese nicht gegeben bleiben Erfahrungen ungenutzt und Aufgaben koumlnnen unzulaumlnglich oder gar gefaumlhrlich und schaumldlich fuumlr den Lernen-den geloumlst werden

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Auch GORGES zieht Lernen als zentrale Begrifflichkeit hinsichtlich der Entwick-lung einer Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit heran indem er den Begriff lernen in Abgrenzung zu den Merkmalen von Lernsituationen innerhalb der Schule betrach-tet Die Soziale Arbeit sei diesbezuumlglich durch unterschiedliche Institutionen mit eher offenem Charakter Lernende aller Altersgruppen Lernen vorwiegend fuumlr die aktuelle Situation mit kurzfristigen Lernprozessen und den in der Regel freiwilligen Charakter gekennzeichnet Weitere Kennzeichen seien die Alltags- und Erfah-rungsorientierung die vermehrte Erarbeitung von Zielen und Inhalten der groumlszligere Spielraum fuumlr Rolleninterpretationen der Beteiligten und die haumlufig gemeinsam vorgenommene Bewertung von Ergebnissen Zusammenfassend bildet somit der Begriff Lernen insbesondere innerhalb von Alltagssituationen eine zentrale Begrifflichkeit einer Didaktik der Sozialpaumldagogik Es gilt die sich in besonderer Art und Weise gestaltenden Lernprozesse im Kontext Sozialer Arbeit didaktisch-methodisch zu planen umzusetzen und zu hinterfragen Nur so ist professionelles sozialpaumldagogisches Handeln gewaumlhrleistet Nur durch den Einbezug didaktischer Uumlberlegungen koumlnnen sowohl im Sinne des Lernenden innerhalb seines Lernprozesses aber auch im Sinne der Professionalisierung so-zialpaumldagogischer Arbeit effektive Ziele erreicht erhalten und weiterentwickelt werden Konkrete Ansaumltze wie didaktische Arbeit in der Praxis aussehen kann bzw wie didaktische Uumlberlegungen in der Praxis Sozialer Arbeit Eingang finden koumlnnen bietet MARTIN mit der Entwicklung des bdquoVerlaufsmodells der didaktischen Arbeitldquo auf welches im Folgenden eingegangen wird 222 Das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN Als eine fuumlr die sozialpaumldagogische Praxis brauchbare Vorgehensweise Im Sinne didaktischer Arbeit wurde von MARTIN das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Ar-beitldquo auch als bdquodidaktische Reflexionldquo bezeichnet erarbeitet Diese erweist sich seiner Ansicht nach in der praktischen Arbeit als notwendig wenn sozialpaumldagogi-sche Arbeit begruumlndet vorbereitet kritisch gepruumlft und verbessert werden soll Die didaktische Reflexion steht dabei bdquoin der Mitte zwischen bloszligem unreflektiertem Vorwissen (Vor-Urteil) und dem wissenschaftlich begruumlndeten Theoriewissenldquo Der Gesamtprozess der didaktischen Reflexion laumlsst sich in vier Schritte gliedern Die Teilschritte haben fuumlr die praktische Umsetzung in der sozialpaumldagogischen Arbeit folgende Inhalte

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(1) Das Analysieren mit den Teilschritten Beschreiben und Erklaumlren Der erste Teilschritt des Analysierens beginnt mit dem Beschreiben Das Beschrei-ben umfasst dabei die Analyse der Ausgangssituation durch vergangene tagtaumlgli-che oder auch geplante Beobachtungen durch Protokollieren oder auch Beschrei-ben von Verhalten einzelner Teilnehmer oder Gruppen sowie Situationen Sie wird auch als Situationsanalyse bezeichnet Sie beinhaltet auszligerdem das Sammeln von Daten und Informationen uumlber die Zielgruppe und einzelne Mitglieder Die Be-schreibung der Rahmenbedingungen und Handlungsspielraumlume sozialpaumldagogi-scher Arbeit sind hierbei ebenfalls von Bedeutung Moumlgliche Fragen der Situationsanalyse sind beispielsweise Fragen nach den Posi-tionen der Teilnehmer dh wo steht der Sozialpaumldagoge wo der Einzelne und wo die Gruppe Diese und viele differenziertere Fragen mehr bieten sich zur erleichterten Durch-fuumlhrung anhand eines gegliederten Fragebogens an Bei der Durchfuumlhrung einer Situationsanalyse sollten primaumlr diejenigen Probleme aufgegriffen werden die fuumlr die Planung von Relevanz sind Die Auswertung dieser Informationen liefert gleichsam die Antworten auf die Fra-gen der Situationsanalyse Das Erklaumlren als zweiter Teilschritt umfasst schlieszliglich die Erklaumlrung der Informa-tionen und beobachteten Daten indem sie verglichen gedeutet interpretiert und eingeordnet werden Dadurch wird auch die Einschaumltzung der realisierbaren Ver-aumlnderungen und der moumlglichen Entwicklungen ermoumlglicht (2) Das Planen mit den Teilschritten Entscheiden und Vorbereiten Im Teilschritt des Entscheidens sollen auf der Grundlage der Situationsanalyse folgerichtige Entscheidungen uumlber Lern- und Handlungsziele sowie uumlber Erzie-hungsziele getroffen werden Auszligerdem werden in dieser Phase Themen- bzw Fragestellungen bearbeitet inhaltliche Schwerpunkte gesetzt die Gestaltung or-ganisatorischer zeitlicher und inhaltlicher Rahmenbedingungen bedacht und Ent-scheidungen bezuumlglich einzusetzender Methoden Medien und Materialien getrof-fen Mit welchen Schwerpunktsetzungen die didaktischen Uumlberlegungen beginnen dh ob Uumlberlegungen zu Zielen und Inhalten oder aber zu Methoden und Medien zuerst getaumltigt werden sei nach MARTIN von zweitrangiger Bedeutung vielmehr stehe das Verhaumlltnis dieser Elemente zueinander im Vordergrund Die praktische Vorbereitung als zweite Teilphase der Planung beinhaltet je nach Vorhaben dass die Raumlumlichkeiten organisiert vorbereitet oder gar umgestaltet werden dass Termine vereinbart werden oder auch Oumlffentlichkeitsarbeit mitbe-ruumlcksichtigt wird Auch Besorgungen von Materialien und Medien sind vorzuneh-

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men und falls erforderlich interdisziplinaumlre Kontakte herzustellen oder Helfer anzu-sprechen Je nach Vorerfahrungen des Sozialpaumldagogen wird hier auch das Aus-probieren des Vorhabens oder die Vorbereitung zB mittels Fort- oder Weiterbil-dung vorgesehen Der Teilschritt der Planung und damit das weitere Vorgehen haumlngt schlieszliglich da-von ab wer die Planung vornimmt oder daran beteiligt ist und wie die Planung gestaltet wird (3) Das Handeln welches die didaktische Planung mit Inhalt fuumlllt Es geht dabei um sozialpaumldagogisch ausgerichtetes Handeln mit einzelnen Perso-nen Gruppen oder auch Institutionen Das konkrete Handeln ist durch einen expe-rimentellen Charakter gekennzeichnet und bringt zwei wichtige Effekte mit sich Einerseits bringt sie als umgesetzte Planung die Realisierbarkeit und Ergebnisse der Planung hervor birgt gleichzeitig aber die Moumlglichkeit innerhalb des konkreten Verlaufs neue Beobachtungen und Erfahrungen zu machen so dass darauf basie-rend wiederum die Situationsanalyse fortgefuumlhrt und reflektiert werden kann Im engeren Sinne endet die didaktische Arbeit mit dem Beginn der praktischen Umsetzung vorlaumlufig und setzt bei der Reflexion wieder ein (4) Die Auswertung die als letzter Teilschritt der didaktischen Reflexion gilt Sie beinhaltet die Reflexion der Ausgangssituation und der Rahmenbedingungen der getroffenen Entscheidungen sowie der getaumltigten Vorbereitungen Auch der praktische Verlauf wird reflektiert und moumlgliche Konsequenzen werden festgehal-ten Die Auswertung des sozialpaumldagogischen Handelns sollte moumlglichst gemeinsam mit den Gruppenmitgliedern geleistet werden Die Auswertung kann unterschied-lich gestaltet werden und viele Formen der Dokumentation umfassen so koumlnnen auch Bilder oder Filme als Medium der Auswertung dienen Auch Gruppendiskus-sionen Frageboumlgen und schlichte Aumluszligerungen bei gemuumltlichem Beisammensein koumlnnen zur Auswertung beitragen Die Auswertung kann damit auf unterschiedliche Art und Weise und in unterschied-lichen Phasen des Vorhabens stattfinden Situationsanalyse Planung Durchfuumlhrung und Auswertung bilden einen Kreislauf bei dem die Auswertung in eine neue Situationsanalyse mit einflieszligt und den Kreis-lauf von Neuem beginnen laumlsst Durch die didaktische Reflexion wird das Altgewohnte kritisch betrachtet und bietet dadurch die Moumlglichkeit Alternativen zu entdeckt Sie sorgt damit fuumlr Erneuerungen

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in der praktischen Arbeit und eine fortlaufende Neuausrichtung des sozialpaumldago-gischen Handelns im Hinblick auf die sich veraumlndernde Ausgangssituation Die bewusste Vollziehung und Reflexion dieses Kreislaufes ermoumlglicht eine Ver-besserung und Weiterentwicklung der sozialpaumldagogischen Arbeit indem sie theo-retische Uumlberlegungen und praktisches Handeln verbindet 23 Zusammenfassung Bei einem Blick in die einschlaumlgige Literatur wird der Mangel an wissenschaftlichen Ausarbeitungen uumlber die Grundlagen professionellen sozialpaumldagogischen Han-delns deutlich Der wissenschaftliche Literatur-Fundus wird vom Bereich Grundla-gen paumldagogischen Denkens und Handelns allgemein uumlber Grundlagen sozialpauml-dagogischen Denkens und Handelns bis hin zu Grundlagen einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation immer schmaumller Als Grundlage jedoch sowohl paumldagogischen als auch sozialpaumldagogischen Han-delns so zeigt die wissenschaftliche Recherche bildet sich der Begriff Didaktik heraus Auffallend diesbezuumlglich ist die Vielzahl an Veroumlffentlichungen hinsichtlich der Schul-Didaktik einerseits und dem geringen Fundus im Bereich Didaktik und Sozialpaumldagogik andererseits Unumstritten sehen die sich mit den Grundlagen der Sozialpaumldagogik beschaumlftig-ten Autoren WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BA-DERBAUKUSKNAPP Didaktik als einen elementaren Bestandteil professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und die Notwendigkeit diese Thema-tik aufzuarbeiten Auf Grund des Fehlens eines Grundlagenwerks muss auf Allge-mein-didaktische Grundlagen zuruumlckgegriffen werden um schlieszliglich durch die notwendigen Um- und Ausarbeitungen auf den Fachbereich Sozialer Arbeit einer Didaktik der Sozialpaumldagogik als Grundlage professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns naumlher zu kommen Betrachtet man sich den Begriff Didaktik naumlher so wird er eindeutig als Teilbereich der Paumldagogik identifiziert eine inhaltliche Darstellung des Begriffes zeigt jedoch eine breite Palette an Verstaumlndnismoumlglichkeiten von Didaktik Aufgrund der vielfaumlltigen Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche sozialpaumldagogischer Arbeit zu deren Merkmalen auch die Planung und Unterstuumltzung von Bildungs- und Lernprozessen zaumlhlen laumlsst sich die Erkenntnis ableiten dass Didaktik eine unverzichtbare Bezugswissenschaft fuumlr die Soziale Arbeit darstellt Jedoch erge-ben sich besondere Anspruumlche an eine solche Didaktik die eine unveraumlnderte Uumlbernahme Allgemeiner Didaktik nicht erlaubt

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Sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich unter anderem dadurch aus dass sie sich an eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgabenfelder und Adressatengruppen richtet dass sie vorwiegend alltagsbezogene Arbeit beinhaltet dass die Beruumlcksichtigung sowohl von gesellschaftlichen und kulturellen als auch von individuellen Situatio-nen eine zentrale Stellung einnimmt und dass das Lernen meist in indirekter Form stattfindet Schon allein aus diesen Bedingungen heraus wird deutlich dass eine Didaktik der Sozialpaumldagogik nicht gleich eine Didaktik einer jeglichen anderen paumldagogischen Disziplin sein kann Bei der naumlheren Betrachtung von Ansaumltzen einer Didaktik in der sozialpaumldagogi-schen Arbeit kristallisiert sich der Begriff Lernen als zentral heraus woran sich die Bedeutsamkeit der lerntheoretischen Didaktik anschlieszligt Lernen im sozialpaumldago-gischen Feld bedeutet jedoch immer Lernen in Alltagssituationen und damit in den realen Situationen des momentanen Lebensvollzuges der jeweiligen Betroffenen es heiszligt umgekehrt auch Lernen im Sinne von aktiver Aneignung von Erfahrungen in sozialen emotionalen und auch kognitiven Bereichen Das heiszligt fuumlr die Didaktik in der sozialpaumldagogischen Arbeit genau diese alltaumlglichen Erfahrungsprozesse nicht planlos ablaufen zu lassen Lern- und Veraumlnderungsprozesse geschehen auch hier nur wenn sie beeinflusst werden wenn diese Gesichtspunkte didaktisch hinterfragt strukturiert geplant und reflektiert werden Die Frage nach dem Was Warum Wie und Womit muss daher auch bei der Didaktik der sozialpaumldagogi-schen Arbeit im Vordergrund stehen Konkrete Vorschlaumlge in der praktischen Umsetzung liefert MARTIN mit seinem bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo Er bietet mit den Teilschritten Analysie-ren Planen Handeln und schlieszliglich der Auswertung und Kontrolle die gleichzei-tig die Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse und damit einen Wiedereinstieg in den Kreislauf darstellt eine Leitlinie fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Vor-gehen Wie die praktische Umsetzung didaktischer Uumlberlegungen sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation aussehen kann wird in der vorliegen-den Ausarbeitung am Beispiel eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativange-bots dargestellt

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3 Die Umsetzung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots innerh des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes im Hegau-Jugendwerk Die konkrete Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots er-folgt nach dem didaktischen Handlungsmodell nach MARTIN Der Prozess verlaumluft in vier Schritten wobei der erste Schritt durch die Beschreibung des Arbeitsfeldes die Situationsanalyse darstellt In einem zweiten Schritt werden die didaktisch-methodischen Uumlberlegungen im Sinne der Planung des Vorhabens getaumltigt Der dritte Schritt stellt schlieszliglich das praktische Handeln am Beispiel eines ausge-waumlhlten Rehabilitanden dar Der vierte und letzte vorgesehene Schritt im Modell beinhaltet die Reflexion des Kreativangebots auf drei Ebenen und schlieszligt damit gleichermaszligen den Kreis der didaktischen Reflexion 31 Beschreibung des Arbeitsfeldes Die Beschreibung des Arbeitsfeldes als erster Schritt des didaktischen Hand-lungsmodelles dient mit der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks in Gailingen als Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum der Beschreibung des Klientels und mit der Verdeutlichung des sozialpaumldagogischen Aufgabenbereichs der Analyse der Ausgangssituation 311 Das Hegau-Jugendwerk Das Hegau-Jugendwerk in Gailingen bietet als Fachkrankenhaus und Rehabilitati-onszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene nicht nur eine medizi-nische stationaumlre Behandlung von Verletzungen oder Erkrankungen des Nerven-systems sondern uumlberdies eine umfassende schulische berufliche und soziale Rehabilitation Mit insgesamt 200 Betten in den Abteilungen Fruumlhrehabilitation Schwerrehabilita-tion und den Abteilungen der weiterfuumlhrenden Rehabilitation beschaumlftigt das He-gau- Jugendwerk rund 300 Mitarbeiter in unterschiedlichen Fachbereichen Die nahtlose und kontinuierliche Rehabilitationsbehandlung von der Uumlbernahme aus der Akutklinik bis zur schulischen-beruflichen und sozialen Wiedereingliede-rung wird durch ein individuelles Rehabilitationskonzept ermoumlglicht Dieses wird gemeinsam mit dem Rehabilitanden und einem multiprofessionellen interdiszipli-naumlr zusammenarbeitenden Team aus Aumlrzten Pflegekraumlften (Neuro-)Psychologen

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Sozialarbeitern Sozialpaumldagogen und Fachtherapeuten der Ergotherapie Physio-therapie Logopaumldie Schwimm- und Sporttherapie der Massage und medizini-schen BaumlderabteilungPhysikalische Therapie sowie der Musiktherapie erstellt und in Form des Case-Managements fortwaumlhrend angepasst kritisch uumlberpruumlft und wenn erforderlich veraumlndert Im Sinne der schulischen und beruflichen Rehabilitati-on sind die staatlich anerkannte Krankenhausschule und die berufstherapeuti-schen Abteilungen wesentliche Bestandteile Ziel der Rehabilitation ist es dem Behinderten oder von Behinderung bedrohten Menschen zur Ruumlckkehr in Familie Schule oder Beruf und soziales Umfeld zu verhelfen und dies entsprechend seinen Wuumlnschen Vorstellungen und Faumlhigkei-ten 312 Das Klientel Die Rehabilitanden im Alter zwischen 2 und 21 Jahren werden aus dem gesamten Bundesgebiet und zT daruumlber hinaus sowohl stationaumlr als auch teilstationaumlr auf-genommen Die Aufnahmeindikationen der Rehabilitanden koumlnnen sich dabei sehr unterschiedlich gestalten Erworbene Hirnschaumldigungen durch Unfaumllle und deren Folgen Hirntumore Cerebrale Gefaumlszligprozesse Cerebrale Hypoxien oder entzuumlnd-liche Erkrankungen des zentralen Nervensystems bilden dabei die groumlszligten Indika-tionsgruppen Wie jedoch SOMMER in seiner Publikation bestaumltigt so hat sich neben den klassisch neurologisch Beeintraumlchtigten eine breite Streuung der Auf-nahmeindikationen auf Grund von weiter reichenden Krankheitsbildern und Behin-derungsformen entwickelt so dass vermehrt auch Jugendliche auf Grund von Dro-gen- Medikamenten oder Alkoholabusus nach Suizidversuchen oder auch Ge-walterfahrungen aufgenommen werden Die Auswirkungen der Krankheit bzw des Unfalls sind sehr weitreichend Es kann zu motorischen Behinderungen wie Koumlrper- und Bewegungsstoumlrungen zu vegeta-tiven Stoumlrungen wie Kopfschmerzen oder Uumlberempfindlichkeit gegenuumlber Laumlrm kommen Nicht selten kommt es zu einer posttraumatischen Epilepsie Auch Wahrnehmungsstoumlrungen wie Stoumlrungen der Koumlrperwahrnehmung der visuellen oder raumlumlichen Wahrnehmung oder gar die Vernachlaumlssigung von einer Koumlrper-seite oder Koumlrperteilen koumlnnen Folgen sein Stoumlrungen der Kommunikation durch Sprech- und Sprachprobleme sind ebenfalls haumlufig zu beobachtende Folgen Wei-tere Beeintraumlchtigungen fallen in den Bereich der Neuropsychologie wie Aufmerk-samkeits- und Konzentrationsstoumlrungen Merk- und Gedaumlchtnisstoumlrungen oder verminderte Belastbarkeit Mit einher gehen schlieszliglich immer auch Veraumlnderun-

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gen des Verhaltens und Erlebens wie eine mangelnde Selbstwahrnehmung die Beeintraumlchtigung des problemloumlsenden Denkens und des Kritik- und Urteilvermouml-gens welche insbesondere dem Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes zugerechnet werden koumlnnen Die Aufenthaltsdauer kann deshalb je nach Schwere der Schaumldigung und individu-ellen Faktoren von einigen wenigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten und in Einzelfaumlllen auch Jahren variieren 313 Der Sozialpaumldagogische Dienst im Hegau-Jugendwerk Die Mitarbeiter des Sozialpaumldagogischen Dienstes im Hegau-Jugendwerk arbeiten gemeinsam mit den Mitarbeitern des Pflegedienstes sozusagen im sozialen Nah-raum der Rehabilitanden Sie arbeiten im Schichtdienst und sind deshalb vorwie-gend auch jene Berufsgruppe des interdisziplinaumlren Teams welche die Rehabili-tanden in ihrer therapiefreien Zeit begleiten Allein aus dieser Tatsache heraus ergibt sich der Schwerpunkt sozialpaumldagogischer Arbeit und gleichsam auch der Stellenwert der Sozialpaumldagogik innerhalb des gesamten Rehabilitationskonzep-tes Im Sinne des allgemeinen Zieles sozialpaumldagogischen Handelns gilt es bdquoeinen Beitrag zur Verbesserung von Lebenschancen und Lebensbedingungen von hilfs-beduumlrftigen Einzelpersonen und Gruppen zu leistenldquo Das Augenmerk des Sozial-paumldagogen ist damit auf die sog psychosoziale Rehabilitation gerichtet Durch gezielte Unterstuumltzung von Lernprozessen soll eine soziale Integration des Rehabi-litanden in die Gesamtheit seines sozialen Umfeldes ermoumlglicht werden Ziel ist es dem Rehabilitanden durch sozialpaumldagogische Angebote zu Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln sowie auch zu sozialer Kompetenz zu verhelfen welche ihnen ein eigenverantwortliches selbstbestimmtes Leben ermoumlglicht Paumldagogische Aufgaben verorten sich deshalb in den Bereichen Hilfestellung bei der Krankheitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der Entwick-lung von emotionaler Stabilitaumlt Selbstvertrauen und Eigenverantwortlichkeit das gezielte Eroumlffnen von Moumlglichkeiten zum (Wieder-)Erlernen vormals beherrschter Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Foumlrderung der Selbstbestimmung und Selbst-staumlndigkeit in lebenspraktischen Bereichen die Foumlrderung der Kommunikations- und Konfliktfaumlhigkeit die Bearbeitung von Verhaltensauffaumllligkeiten und das ge-meinsame Erarbeiten von Verhaltensalternativen die Unterstuumltzung der Rehabili-tanden bei der Wiedererlangung von Gruppenfaumlhigkeit und die Bearbeitung von Fragen im Rahmen der Entwicklung neuer Lebensperspektiven

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Dies alles geschieht in gezielt eingerichteten Einzel- und Gruppensituationen sowie im freieren Rahmen auszligerhalb der Therapien unter Anwendung unterschiedlicher bdquomethodischer Vorgehensweisenldquo Die Sozialpaumldagogen bearbeiten demnach gemeinsam mit dem Patienten und im interdisziplinaumlren Team Fragen im Rahmen neuer Lebensperspektiven der Selbst-verwirklichung und sozialer Kompetenz des Rehabilitanden Hierbei spielen die Beziehungsarbeit und auch die Zuwendung aufbauend auf einer verstaumlndnis- und vertrauensvollen Basis eine zentrale Rolle Nach der erfolgten Analyse der Ausgangssituation folgen nun im zweiten Teil-schritt die fuumlr die Planung notwendigen didaktisch-methodischen Uumlberlegungen 32 Didaktisch-methodische Uumlberlegungen zum Kreativangebot Im Sinne des zweiten Schrittes im Prozess der didaktischen Reflexion der Pla-nung stehen im Folgenden didaktisch-methodische Uumlberlegungen die sowohl Entscheidungen wie auch Vorbereitungen zur Umsetzung des Kreativangebots beinhalten im Mittelpunkt Dabei gehen sowohl Uumlberlegungen zu den aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots als auch zu der Auswahl der Teilnehmer und Uumlberlegungen zu Lernzielen und Lerninhalten ein Auch die sich hieraus ergeben-de Auswahl und der Einsatz von Methoden und Materialien stehen im Mittelpunkt 321 Die aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots Die Durchfuumlhrung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots hatte sich aus mehreren Gruumlnden angeboten Erstens waren durch die bestehenden sozial-paumldagogischen Gruppenangebote die meisten Bereiche abgedeckt Eine Luumlcke bestand aus meiner Sicht nur noch in einem kuumlnstlerischen Angebot welches ich aus mehreren Gruumlnden als sehr sinnvoll und notwendig erachtete Es bestanden fuumlr jene die Interesse an kuumlnstlerischen Betaumltigungen zeigten nur wenige Moumlg-lichkeiten ihre Kreativitaumlt im Rahmen der Freizeit zu entfalten Ein weiterer und nicht unwichtiger Aspekt solch ein Angebot aufzunehmen fuumlhrte auf die Spezifika des Klientel bezuumlglich ihrer Beeintraumlchtigungen zuruumlck Das Selbstbewusstsein und die Selbststaumlndigkeit vieler Patienten sind durch einen Unfall oder eine Krank-heit stark beeintraumlchtigt Erschwerend kommen haumlufig koumlrperliche undoder schwe-re Sinnesbeeintraumlchtigungen hinzu die die Kommunikationsfaumlhigkeit beeintraumlchti-gen Auf diesem Hintergrund ist der kuumlnstlerische Ausdruck bei dem es kein richtig

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oder falsch gibt mE eine einerseits nicht unbeachtliche Moumlglichkeit des Aus-drucks andererseits aber auch der Raum in dem die Rehabilitanden selbst ent-scheiden und Verantwortung fuumlr ihr Tun uumlbernehmen und sich auf Neues einlassen koumlnnen Ein weiterer Grund ergab sich aus der Zielsetzung den Rehabilitanden die Moumlg-lichkeit zu geben den vorhandenen Wohnraum mitzugestalten All diese Gruumlnde fuumlhrten schlieszliglich dazu das kunsttherapeutisch orientierte Krea-tivangebot einmal woumlchentlich zu einem festen Termin durchzufuumlhren Das Ange-bot fand in acht Sitzungen statt und wurde auf Grund der kurzen Aufenthaltsdauer der Rehabilitanden und der begrenzten Zeit vorerst nach der achten Sitzung been-det Auch sollte es eine geschlossene gleich bleibende Gruppe sein um den Re-habilitanden das Gefuumlhl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben Die Teilneh-merzahl wurde auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt um die Bildung von Untergrup-pen zu vermeiden um dem Vertrauensaufbau innerhalb der Kleingruppe genuumlgend Raum zu geben auch aber um die notwendige Verantwortung tragen zu koumlnnen Die Teilnahme an diesem Angebot war freiwillig wenn auch eine regelmaumlszligige Teilnahme erwuumlnscht war Aufgrund bestehender Merkfaumlhigkeitsdefizite wurde der Termin als Erinnerungshilfe in die Therapieplaumlne eingetragen Die Dauer des An-gebots wurde auf eineinhalb Stunden festgelegt wobei eine zeitliche Ausweitung auf Grund der therapiefreien Zeit durchaus moumlglich war Das Mindestmaszlig an Zeit wurde jedoch benoumltigt um einerseits dem Beduumlrfnis nach gegenseitigem Aus-tausch gerecht zu werden andererseits aber auch um eine intensive Arbeit an den Bildern zu ermoumlglichen 322 Zur Auswahl der Teilnehmer Die Auswahl der Teilnehmer wurde in Absprache mit den Teamkollegen und in Einzelfaumlllen mit einzelnen Fachtherapeuten des interdisziplinaumlren Teams getroffen Die Auswahlkriterien gestalteten sich weitgehend aus der Zielsetzung zuruumlckgezo-genen passiven stillen unauffaumllligen einen geschuumltzten Raum zu bieten in wel-chem sie ungestoumlrt und frei von aumluszligeren Einfluumlssen an etwas arbeiten konnten was ihnen Spaszlig machte Alle ausgewaumlhlten Teilnehmer hatten auf Grund ihrer erworbenen Einschraumlnkungen Probleme unterschiedlicher Art im Bereich der Kom-munikation welche sie groumlszligtenteils vor ihrem Aufenthalt gar nicht oder nicht in dieser Weise oder diesem Maszlige erlebt hatten So stuumltzte sich die Auswahl schlussendlich auf Rehabilitanden welche in unterschiedlichem Ausmaszlig in ihrer Kommunikation beeintraumlchtigt waren Hauptauffaumllligkeiten waren dabei Sprachstouml-

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rungen und Sprechstoumlrungen unterschiedlichen Grades Weitere Beeintraumlchtigun-gen zeigten sich in unterschiedlichen koumlrperlichen Bereichen wobei die sog arm-betonte Ataxie bei den meisten der Teilnehmern weniger bis maumlszligig stark ausge-praumlgt war so dass sie ihre Faumlhigkeiten mehr in undifferenzierten Handlungsschrit-ten als in feinmotorischen Kleinarbeiten ausuumlben konnten Neben Koordinations-problemen insbesondere der Arme waren es vermehrt auch Laumlhmungen welche alltaumlgliche Verrichtungen erschwerten Als besonders einschraumlnkend erwiesen sich daruumlber hinaus die schweren Seheinschraumlnkungen einer Rehabilitandin die weit-gehend an der Stimme erkannte mit wem sie kommunizierte Mit der Uumlberzeugung dass jeder Teilnehmer auch mit seinen Einschraumlnkungen kreativ taumltig sein kann und insbesondere das Malen in seiner offenen freien Sicht-weise eine Moumlglichkeit zur Kommunikation darstellt wurden die Teilnehmer in ei-nem persoumlnlichen Gespraumlch auf das Angebot angesprochen und dazu eingeladen Die Teilnehmer im Alter zwischen 17 und 23 Jahren befanden sich alle im Haus der weiterfuumlhrenden Rehabilitation Von Vorteil erschien mir eine gemischtge-schlechtliche Gruppe wie auch das Zusammenleben in der Rehabilitationseinrich-tung gestaltet wird Schlieszliglich galt es bei der Auswahl sowohl das Interesse der Teilnehmer am krea-tiv kuumlnstlerischen Tun zu wecken sowie einzelne Rehabilitanden dazu zu ermuti-gen zu bestaumlrken und zu motivieren sich auf etwas voumlllig Neues aber fuumlr sie nicht Abwegiges einzulassen und dieses auszuprobieren All diese Kriterien fuumlhrten schlieszliglich zur Zusammensetzung der Kreativgruppe mit sechs Teilnehmern 323 Uumlber Lernziele und Lerninhalte Im Hinblick auf die Lernziele lieszligen sich zahlreiche Differenzierungen vornehmen je nachdem aus welchem Blickwinkel diese betrachtet wurden Sowohl die Teil-nehmer der Kreativgruppe als auch die Leiterin brachten eigene Zielsetzungen in die Gruppe ein Die Ziele der Rehabilitanden richteten sich nach Angaben dieser vermehrt nach Freizeitausgleich Freizeitbeschaumlftigung gemuumltlichen Beisammensein in ange-nehmer Atmosphaumlre gemeinsamen Gestalten und vorwiegend dem Entspannen waumlhrend des Malens vom anstrengenden Klinikalltag Im scheinbaren Gegensatz dazu standen die Ziele der Paumldagogin welche sich weniger im Bereich der Ent-spannung durch das Malen oder schlicht der Freude am kreativen Tun der Rehabi-litanden bewegten Die Ziele ihrerseits waren unbestritten Lernziele auf unter-schiedlichen Ebenen

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Als Richtziele kristallisierten sich die Staumlrkung des Selbstwertgefuumlhls und des Selbstbewusstseins der Rehabilitanden und der Aufbau der eigenen Ressourcen die gezielt durch das Malen angesprochen werden sollten heraus Dies sollte so-wohl durch das gemeinsame Tun in der Gruppe als auch der jeweiligen einzelnen Arbeit am Bild erreicht werden So bot den Teilnehmern die Teilnahme an der Gruppe die Moumlglichkeit sich in der kleinen gleich bleibenden Gruppe ohne Drang zu entfalten Schon allein durch die gleiche Taumltigkeit aller war die Basis fuumlr ein Kommunikationsthema gegeben Der Einstieg sich kundzutun wurde damit er-leichtert Das regelmaumlszligige intensive Zusammentreffen und das erworbene Ver-trauen erlaubte es den Teilnehmern sich mehr und mehr zu oumlffnen und ihre Wuumln-sche zu aumluszligern Bezuumlglich der jeweiligen eigenen Arbeit am Bild und dem Ver-staumlndnis des erweiterten Kunstbegriffs als Basis erfuhr der Einzelne dass jeder wenn auch auf andere Art und Weise etwas darstellen kann Die Rehabilitanden lernten sich auf neue Dinge einzulassen sie lernten unterschiedliche Materialien kennen und konnten neue Erfahrungen sammeln Sie erfuhren beim kreativen Tun dass es nicht darauf ankommt alles zu koumlnnen sondern dass es darauf ankommt was der Einzelne aus dem was er mitbringt gestaltet Die Richtziele konnten somit in mehrere Grobziele untergliedert werden So konnte ein erhoumlhtes Selbstvertrauen daran festgemacht werden ob die ansonsten eher verschlossenen Rehabilitanden eine rege Diskussion fuumlhrten und so eine vermehr-te Interaktion und Kommunikation stattfand oder Rehabilitanden die sich zu Be-ginn sehr unsicher waren und sich nicht fuumlr ein Material entscheiden konnten sich zum Ende hin gezielt mit eigener Vorstellung an ein Bild setzten Das Vertrauen auf und der Glaube an die eigenen Ressourcen konnte daran festgemacht werden dass sich die Rehabilitanden an mehrere neue Materialien herantrauten sich in ungewisse Situationen leichter hineinbegeben konnten und mit ihren Arbeiten zu-frieden sein konnten Diese Ziele die innerhalb der Kreativgruppe fokussiert wur-den beschraumlnkten sich aber nicht auf diesen Rahmen denn ein selbstsicheres Auftreten und der verstaumlrkte Glaube an sich selbst waren wenn sie auch sehr abs-trakte Ziele darstellten auch auszligerhalb der Gruppe spuumlrbar So konnte der jeweili-ge Rehabilitand beispielsweise nun auch bei Tisch mit einem lauten bdquoNeinldquo aumluszligern dass er dieses Essen nicht moumlchte Schlieszliglich ergaben sich fuumlr jeden einzelnen Rehabilitanden wenn man so moumlchte noch individuelle Feinziele Diese individuellen Ziele wurden durch den Rehabili-tanden nicht bewusst verfolgt sie stellten unbewusst und moumlglicherweise auch ohne das Wissen des Rehabilitanden allein durch die Auswahl der Methoden Ziele meinerseits dar So trainierte ein Rehabilitand mit schwerer Sehbeeintraumlchtigung

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oder einer schweren Bewegungsstoumlrung ganz automatisch seine Faumlhigkeiten in diesem Bereich auch wenn er dies vielleicht gar nicht gezielt mochte Das Malen dh das kreative Taumltigwerden am Bild bot damit unbestritten eine Viel-zahl an Moumlglichkeiten um unterschiedlichen Zielen gerecht zu werden Es bot die Moumlglichkeit der nonverbalen Ausdrucksmoumlglichkeit des Trainings neuropsycholo-gischer Teilleistungsstoumlrungen eine Moumlglichkeit zum Motivationsaufbau es bot schlicht Freude und Entspannung indem es nicht an Leistung orientiert war und konnte dem Aggressionsabbau dienen indem ein impulsives Malen in diesem Rahmen moumlglich war Das Training sozialer Kompetenzen innerhalb der Gruppe wurde ermoumlglicht aber auch die Selbststaumlndigkeit wurde durch die Auferlegung der eigenen Verantwortung fuumlr das Gemalte unterstuumltzt Motorische Faumlhigkeiten wurden bei jeglicher Art des Malens gefoumlrdert und auch die Foumlrderung von gege-benen Talenten konnte in diesem Rahmen aufgegriffen werden Es gab somit unbestritten Zielsetzungen auf Seiten der Rehabilitanden und auf Seiten der Sozialpaumldagogin die sich gleich different oder fuumlr den jeweils anderen nicht sichtbar und evt gar nicht gewollt darstellen So koumlnnen durch die richtige Auswahl der Methoden unterschiedliche Ziele auf unterschiedlichen Ebenen er-reicht werden 324 Uumlber den Einsatz von Methoden Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen die Auswahl der Teilnehmer sowie die Dimensionen der Zielsetzungen wurden innerhalb der Sozialen Gruppenarbeit Elemente des Begleiteten Malens nach EGGER als methodische Gestaltung der Kreativgruppe umgesetzt wobei Soziale Gruppenarbeit in diesem Fall als bdquoeine Methode der Sozialarbeit die den Einzelnen durch sinnvolle Gruppenerlebnisse hilft ihre soziale Funktionsfaumlhigkeit zu steigern und ihren persoumlnlichen Problemen ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des oumlffentlichen Lebens besser gewachsen zu seinldquo verstanden wird Der Ansatz des Begleiteten Malens lieszlig sich in das Handlungsfeld der Neurologi-schen Rehabilitation angemessen eingliedern da er durch den flexibel zu gestal-tenden Einsatz keine kostenintensiven und ausgefallenen Materialien erforderte Daruumlber hinaus bietet der Ansatz hervorragende Moumlglichkeiten auch ohne erhebli-che Vorkenntnisse im kunsttherapeutischen Bereich das Begleitete Malen in ab-gewandelter Form umzusetzen Die einzelnen Aspekte dieses Ansatzes wurden daher hier nicht in ausdifferenzierter Weise uumlbernommen sondern nur in sofern als dass es die Rahmenbedingungen des Angebots zulieszligen in die methodische

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Umsetzung integriert und fuumlr die Leiterin als Handlungsleitlinien zu den maszliggebli-chen Richtlinien Bei den konkreten Aktivitaumlten handelte es sich um Malaktivitaumlten mit unterschiedli-chen Materialien Den Techniken und Thematiken die jeder einzelne Rehabilitand mitbrachte waren keine Grenzen gesetzt Es duumlrfte experimentiert werden dh es fand keine Themenvorgabe statt Innerhalb der zur Verfuumlgung stehenden Utensi-lien der individuellen Motivation und dem gegebenen Zeitrahmen konnte dem kreativen Prozess freien Lauf gewaumlhrt werden Auch konnte der Rehabilitand selbst entscheiden ob er stehend oder sitzend arbeiten moumlchte je nach Moumlglich-keiten und Einschraumlnkungen konnte hier auch mit Hilfestellungen die richtige Posi-tion gefunden werden Begleitet wurden diese Aktivitaumlten stets von der unterstuumlt-zenden Begleitperson dh der Sozialpaumldagogin welche jedoch mehr und mehr in den Hintergrund ruumlckten sollte und schlieszliglich mehr als bdquoDienerldquo im Sinne der Ma-terialbereitstellung fungierte Bei der Umsetzung des Begleiteten Malens nach EGGER waren jedoch nicht nur Freiraumlume gegeben sondern auch wichtige Krite-rien zu beachten die sowohl den kuumlnstlerischen Prozess den Einzelnen in der Gruppe als auch die Gruppe als Gesamtes betrafen Es galt gewisse bdquoGruppenregelnldquo im Sinne des Zusammenseins aufzugreifen diese umzusetzen und ggf auch in Erinnerung zu rufen sollten sie in Vergessen-heit geraten Allgemeine Richtlinien im Hinblick auf die Arbeit in der Gruppe waren das Sauberhalten des jeweils eigenen Malplatzes und die gemeinsame Benutzung der Materialien Dies implizierte dass die Materialien jedem gleichsam zu Verfuuml-gung standen und diese auch nach der individuellen Nutzung den anderen Teil-nehmern wieder auf dem Angebotstisch zu Verfuumlgung gestellt wurden Ebenso galt das gemeinsame Aufraumlumen am Ende der Sitzung als allgemeine Uumlbereinkunft Auf Grund der vielfaumlltigen individuellen Einschraumlnkungen der Rehabilitanden ver-langte der gegenseitige Umgang ein hohes Potential an Ruumlcksichtnahme eines Einzelnen ab Das gegenseitige Kennen lernen war dabei von groszliger Bedeutung Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig einschaumltzen und respektieren lernen Die gegenseitige Begruumlszligung und die ersten Gespraumlchsminuten zu Beginn jeder Sit-zung trugen dazu bei die Stimmungen der Einzelnen wahrzunehmen und wurden daher gezielt eingeraumlumt Weitere Richtlinien die mit den Teilnehmern gemeinsam oder allein von Seiten der Teilnehmer gesetzt wurden waren ua dass die Informationen innerhalb der Gruppe auch in der Gruppe bleiben sollten so dass persoumlnliche Inhalte nicht nach auszligen getragen werden sollten Dies oumlffnete fuumlr alle die Moumlglichkeit persoumlnliche Stimmungslagen und Probleme zB auch in Bezug auf die Behinderungsverarbei-tung kundzutun wenn diese fuumlr den Einzelnen von Bedeutung waren

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

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MAumlCKLER A 2000 1460 Antworten auf die Frage was ist Kunst Koumlln DuMont Verlag

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MENZEN K-H 2004 Grundlagen der Kunsttherapie 2 Aufl Muumlnchen Ernst Reinhardt Verlag

PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

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RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

Page 5: SR26 d - Hegau-Jugendwerk Gailingen GmbH · Title: Microsoft Word - SR26 d.doc Author: rinni Created Date: 11/30/2011 3:31:13 PM

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nen Ein Grundlagenwerk uumlber professionelles sozialpaumldagogisches Denken und Handeln scheint es nicht zu geben Deutlich wird daher dass auf Grund des Fehlens eines Standardwerkes der Didak-tik in der Sozialen Arbeit bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogi-schen Denkens und Handelns und damit den Inhalten einer Didaktik der Sozialpauml-dagogik Ruumlckgriffe auf die bestehende wissenschaftliche Fundierung im Bereich der Allgemeinen Paumldagogik notwendig sind Wie die Recherche in der wissenschaftlichen Fachliteratur zeigt wird als die Grundlage sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns der Begriff Didaktik her-vorgehoben Es herrscht wie SOMMER belegt in allen Fachkreisen und Teil-disziplinen die uumlbereinstimmende Ansicht dass Didaktik der wissenschaftlichen Disziplin der Paumldagogik zuzuordnen sei Die ungenaue inhaltliche Bestimmung des Begriffes Didaktik als Herzstuumlck der Paumldagogik laumlsst sich jedoch anhand der un-zaumlhligen Definitionsversuche feststellen Eine engere Definition versteht Didaktik als bdquoTheorie der Bildungsinhalteldquo eine weitere versteht sie als bdquoWissenschaft vom Lehren und Lernen allgemeinldquo Als fuumlr die Soziale Arbeit bedeutend erweisen sich ua die Ansaumltze von GORGES der Didaktik als bdquoTeilbereich der Paumldagogik der sich mit der Analyse Planung und Unterstuumltzung von angeleiteten Lernprozessen befasstldquo versteht und der Ansatz MARTINS bei dem Didaktik praktische Probleme loumlsen hilft indem sie ein durch-dachtes planvolles Vorgehen und ein anschlieszligendes Auswerten von angeleiteten Lernprozesses vorsieht Die Didaktik dient damit einerseits der Unterstuumltzung von Lernprozessen und an-dererseits der Kritik und Reflexion damit der Bewusstmachung sozialpaumldagogi-schen Handelns Sie ermoumlglicht dadurch eine Erweiterung der Handlungs- und Reflexionskompetenz in dem sie sowohl Entscheidungs- als auch Argumentati-onshilfen bietet Didaktik scheint sich daher zwischen Theorie und Praxis zu bewe-gen Zwei didaktische Grundmodelle haben sich in der paumldagogischen Arbeit als be-deutsam herauskristallisiert die bildungstheoretische und die lerntheoretische Di-daktik Erstere versteht sich als Hilfsinstrument bei der Auswahl und Begruumlndung von Lerninhalten und ist durch das Primat der Didaktik gekennzeichnet Als fuumlr die Soziale Arbeit zutreffender erwies sich Zweitere die das Lernen und die damit zusammenhaumlngenden Faktoren wie soziokulturelle und anthropologische Bedin-gungen und schlieszliglich Ziele Inhalte Methoden und Medien die sich wechselsei-tig bedingen und beeinflussen in den Mittelpunkt stellt Die Interdependenz zwi-schen den unterschiedlichen Faktoren fuumlhrt dazu dass Ziele und Inhalte erst ge-

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setzt werden koumlnnen wenn der umzusetzende Weg mitbedacht wird und umge-kehrt Als untrennbarer Begriff zur Didaktik gilt die Methodik als die Theorie von Metho-den Waumlhrend sich Didaktik mit dem Lehren und Lernen und damit mit dem Was und Warum beschaumlftigt geht es bei der Frage nach Methodik um das zielgerichte-te praktische Handeln und damit um die Frage des Wie und Womit In der wissen-schaftliche Diskussion herrscht Einigkeit daruumlber dass bezuumlglich der Sozialen Arbeit nicht die klassischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemein-wesenarbeitldquo gemeint sind sondern ein planvolles Vorgehen auf ein Ziel hin wel-ches Uumlberlegungen zu Methoden Medien Mitteln Materialien und einem Zeitkon-tingent beinhaltet Dem Verhaumlltnis von Didaktik und Methodik wird ein wechselsei-tiges sich gegenseitig bedingendes Verhaumlltnis zugeschrieben wobei jedoch Di-daktik den Rahmen bildet in dem Methodik stattfindet Dass Didaktik als praxisorientierte Wissenschaft in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht wegzudenken ist ist unbestritten Dass nicht beliebige didaktische Modelle beispielsweise aus der Schul-Didaktik unveraumlndert in den Arbeitsbereich der Sozi-alpaumldagogik uumlbernommen werden koumlnnen ist ebenso unbestritten Denn auch wenn die Didaktik und die Wissenschaft der Sozialen Arbeit in einem interdis-ziplinaumlren Dialog stehen gilt es zu klaumlren welche besonderen Merkmale eine Di-daktik im Kontext Sozialer Arbeit im Gegensatz zur Allgemeinen Didaktik aufwei-sen muss um auch in der Praxis sozialpaumldagogischen Arbeit dienlich sein zu koumln-nen Die Anspruumlche die schlieszliglich an eine Didaktik der Sozialpaumldagogik herange-tragen werden ergeben sich wiederum aus der Praxis Sozialer Arbeit Nach MARTIN muumlssen bei der Entwicklung einer Didaktik der Sozialpaumldagogik einige Gesichtspunkte Sozialer Arbeit beachtet werden Sozialpaumldagogische Arbeit beschaumlftigt sich stark mit den organisatorischen und raumlumlichen Bedingungen dh mit den Rahmenbedingungen der sozialpaumldagogischer Arbeit da diese den Erfah-rungsraum fuumlr den Lernprozess der Zielgruppe mitbestimmen Die individuelle Situation die individuellen Beduumlrfnisse Lernhemmungen Konflikte im Prozess der Sozialisation und Biographie gehen sehr stark in die didaktischen Uumlberlegungen des Sozialpaumldagogen ein Die Erfahrungen der Lehrenden und Lernenden sind dem Sozialpaumldagogen sehr wichtig so dass Situationen geschaffen werden die zum Lernen einladen reizen oder provozieren wie zB Spiele oder Projekte Das Foumlrdern und Lernen findet ganz im Gegensatz zur schulischen Didaktik in indirek-ter Form statt Dies impliziert auch dass das sozialpaumldagogische Handeln haumlufig im Umgang miteinander geschieht Der Umgang ist mehr durch das miteinander leben sich im Alltag auseinandersetzen und gemeinsame Erfahrungen sammeln und weniger durch konkrete Vorgaben oder Forderungen seitens des Sozialpaumlda-

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gogen gepraumlgt Vorgaben und Maszlignahmen des Sozialpaumldagogen gestalten sich weitgehend in den Bereichen Beratung Stabilisierung Unterstuumltzung und Beglei-tung von alltagsbezogenen Lernprozessen Diesen Merkmalen sozialpaumldagogi-scher Arbeit muss eine Didaktik der Sozialpaumldagogik gerecht werden Wenn auch eine Didaktik der Sozialen Arbeit als eigenstaumlndiges geschlossenes Konzept nicht zu existieren scheint so sollte sie doch nach GORGES fuumlr moumlglichst alle Arbeitsfelder und deren Zielgruppen relevant sein und den differenzierten Rol-len der Sozialpaumldagogen als Helfer Berater oder Unterstuumltzer entsprechen koumln-nen Sie sollte weiterhin die Analyse von konkreten Situationen der Klienten be-ruumlcksichtigen Auch die Zielorientierung dh das uumlbergeordnete Ziel der Verbesse-rung der sozialen Situation der Betroffenen duumlrfe nicht auszliger Acht gelassen wer-den Die Didaktik in der Sozialen Arbeit muumlsse auszligerdem eine Alltags- und Erfah-rungsorientierung ermoumlglichen da die Befaumlhigung der Klienten zu einer verbesser-ten Lebensbewaumlltigung und damit das Lernen immer im Bezug zur Lebenssituation im Mittelpunkt stehe Kommunikation und Interaktion seien weitere Aspekte auf die die Aufmerksamkeit gerichtet werden muumlsse da Kommunikationsstoumlrungen haumlufig zu den Ursachen von bestehenden Problemlagen hinzukommen oder gar zu diesen fuumlhren Die Beteiligung der Betroffenen indem sie Ziele Inhalte und Me-thoden durch eigene Vorstellungen mitbestimmen koumlnnen muss ermoumlglicht wer-den und schlieszliglich muumlsse die Didaktik einer komplexen Planung mit unterschiedli-chen Interventionen des sozialen Umfeldes gerecht werden koumlnnen Die sozialpaumldagogische Arbeit weist demnach besondere Merkmale in ihren Ziel-setzungen Organisationsstrukturen und Arbeitsweisen auf so dass sich besonde-re Anforderungen an eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ergeben Sie muss auf Grund der Vielfalt der Aufgabenfelder und Adressatengruppen uumlbergreifende Grundsaumltze und Planungskonzepte bereitstellen die auf besondere Situationen uumlbertragbar sind Wie sich nun die Ansatzpunkte einer Didaktik der Sozialpaumldagogik gestalten und wie konkrete Planungskonzepte aussehen koumlnnen soll im Weiteren betrachtet werden 22 Ansaumltze einer Didaktik in der Sozialpaumldagogik Bei der Entwicklung von Ansaumltzen einer Didaktik der Sozialpaumldagogik wird sich im Folgenden der Begriff Lernen insbesondere in Alltagssituationen herauskristallisie-ren Das anschlieszligend vorgestellte bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN wird beispielhaft die Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung geplanter

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Handlungsprozesse in der Sozialen Arbeit in die didaktische Uumlberlegungen einge-hen skizzieren 221 Lernen als zentraler Begriff der sozialpaumldagogischen Didaktik Didaktik ist wie aus der bisherigen Ausarbeitung ersichtlich wurde auch im Bereich der Sozialen Arbeit nicht wegzudenken da es auch hier um Lernprozesse geht Sie kann auf Erkenntnisse der schulorientierten Didaktik zuruumlckgreifen muss aber ihr Augenmerk auf bestimmte fuumlr die Soziale Arbeit relevante Aspekte richten Im Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik geht es vorwiegend um den Begriff Lernen weni-ger um den Begriff Bildung Dies laumlsst den Schluss zu dass sich die Didaktik in der sozialpaumldagogischen Arbeit mehr auf eine lerntheoretisch orientierte Didaktik stuumltzt Diese erweise sich nach GORGES als sinnvoll da sie implizit alle organi-sierten Lehr- und Lernprozesse zum Gegenstand mache und damit fuumlr die Didaktik Sozialer Berufe dienlich sei Um Ansaumltze einer Didaktik in der Sozialpaumldagogik zu entwickeln in deren Mittel-punkt Lernprozesse stehen muss unweigerlich der Begriff Lernen im sozialpaumlda-gogischen Feld naumlher betrachtet werden Wie bisher aufzeigt bilden sich als Inhalte sozialpaumldagogischer Arbeit Probleme unterschiedlicher Art aus den jeweiligen Lebenswirklichkeiten der Betroffenen her-aus Sie gestalten sich in alltaumlglichen Lebenssituationen und sind vielfaumlltig und komplex Das heiszligt umgekehrt fuumlr den Sozialpaumldagogen dass dieser mit alltaumlglichen Situa-tionen konfrontiert wird und daher alltaumlglichen Aufgaben gegenuumlbersteht Dies stellt in vielerlei Augen keine wirkliche Herausforderung dar doch gerade in solch zunaumlchst banal erscheinenden lebenspraktischen Aufgaben stecken sehr komple-xe vielfaumlltige und weit reichende Problemfelder Diese koumlnnen sich etwa in Schwierigkeiten im Umgang mit sich selbst dh im eigenen Umgang mit Enttaumlu-schung mit Trauer Aggression Frustration Freude oder Hoffnung und auch im Umgang mit Anderen dh die Moumlglichkeit stabile Beziehungen einzugehen sich abgrenzen zu koumlnnen Konflikte auszutragen Partnerschaften einzugehen oder auch seine Interessen vertreten zu koumlnnen aumluszligern Das Lernen im sozialpaumldagogischen Arbeitsfeld zeichnet sich demnach dadurch aus dass es sich vorwiegend in Alltagssituationen konstituiert dass es sich sowohl in den organisatorischen als auch in den institutionellen Rahmenbedingungen of-fen gestaltet und dadurch den Einsatz einer Vielzahl von methodischen Moumlglichkei-ten erlaubt Problemfelder koumlnnen deshalb auch im gewissen Rahmen bdquoganzheit-

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lichldquo angegangen werden und das Vorgehen kann sich weitgehend auf aneignen-de und erfahrungsbezogene Lernprozesse stuumltzen Das Lernen im sozialpaumldago-gischen Feld bezieht sich hauptsaumlchlich auf reale Situationen im aktuellen Lebens-vollzug der Betroffenen und besteht daher aus der aktiven Aneignung von eigenen Erfahrungen Dieses Lernen umfasst daher emotionale kognitive wie auch soziale Erfahrungen in gleichem Maszlige Sozialpaumldagogisches Handeln laumlsst sich daraus folgend durch einige Momente charakterisieren Anlass sozialpaumldagogischer Maszlignahmen sind Konflikte im Alltag der Betroffenen Inhalte sind weitgehend individuelle Problemlagen unterschied-lichster Art Der diesbezuumlgliche bdquoLernprozessldquo kann differenzierte Formen anneh-men der durch eine Vielfalt an sozialpaumldagogischen Handlungsformen mit unter-schiedlichen eingesetzten Methoden gekennzeichnet ist Sozialpaumldagogisches Handeln ist dabei mehr oder weniger durch das Moment der Planung gekenn-zeichnet als dass die Ausgangslage erfasst ein angemessenes Vorgehen geplant und notwendige Hilfen erschlossen werden Als Basis dessen liegt dem paumldago-gisch Taumltigen ein individuell spezifisches Berufsethos mit Wertmaszligstaumlben berufli-chen Handelns zugrunde Die Aufgabe des Sozialpaumldagogen besteht daher vorwiegend aus differenzierten Interventionen die sich innerhalb eines alltagsorientierten Lernen der Betroffenen finden lassen Genau in diesem Feld verortet sich schlieszliglich auch die Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit Es gilt alltaumlgliche Aktivitaumlten und Erfahrungsprozesse nicht einfach unreflektiert ablaufen zu lassen wie sie unbewusst ablaufen denn ohne Einflussnahme gestalten sich weniger Lern- und Veraumlnderungsprozesse in denen Erfahrungen im Sinne der Lernenden angeeignet werden koumlnnen Es gilt daher diese Prozesse im Anbetracht der bisher genannten Gesichtspunkte und Anforderungen an eine Didaktik die die Arbeit im sozialen Bereich mit sich bringt didaktisch zu hinterfragen zu strukturieren zu planen und zu reflektieren Dh dass auch bei alltaumlglichen Lernprozessen die Fragen nach dem Was und Warum und dem Wie und Womit in den Vordergrund ruumlcken muumlssen denn Lern-prozesse gelingen nur wenn uumlberlegte gezielte Herausforderungen und Hilfen beim Lernen seitens des Sozialpaumldagogen gegeben werden Das bedeutet auch dass sich in Alltagssituationen ergebende Aufgaben verstanden und als Chance zum Lernen erkannt werden muumlssen Diese koumlnnen schlieszliglich in einem Lernpro-zess zu einer Aneignung von Erfahrungen und damit der Moumlglichkeit zu Veraumlnde-rungen bis hin zu einer nuumltzlichen und emanzipierten Verhaltens- und Lebensstra-tegie fuumlhren Werden diese nicht gegeben bleiben Erfahrungen ungenutzt und Aufgaben koumlnnen unzulaumlnglich oder gar gefaumlhrlich und schaumldlich fuumlr den Lernen-den geloumlst werden

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Auch GORGES zieht Lernen als zentrale Begrifflichkeit hinsichtlich der Entwick-lung einer Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit heran indem er den Begriff lernen in Abgrenzung zu den Merkmalen von Lernsituationen innerhalb der Schule betrach-tet Die Soziale Arbeit sei diesbezuumlglich durch unterschiedliche Institutionen mit eher offenem Charakter Lernende aller Altersgruppen Lernen vorwiegend fuumlr die aktuelle Situation mit kurzfristigen Lernprozessen und den in der Regel freiwilligen Charakter gekennzeichnet Weitere Kennzeichen seien die Alltags- und Erfah-rungsorientierung die vermehrte Erarbeitung von Zielen und Inhalten der groumlszligere Spielraum fuumlr Rolleninterpretationen der Beteiligten und die haumlufig gemeinsam vorgenommene Bewertung von Ergebnissen Zusammenfassend bildet somit der Begriff Lernen insbesondere innerhalb von Alltagssituationen eine zentrale Begrifflichkeit einer Didaktik der Sozialpaumldagogik Es gilt die sich in besonderer Art und Weise gestaltenden Lernprozesse im Kontext Sozialer Arbeit didaktisch-methodisch zu planen umzusetzen und zu hinterfragen Nur so ist professionelles sozialpaumldagogisches Handeln gewaumlhrleistet Nur durch den Einbezug didaktischer Uumlberlegungen koumlnnen sowohl im Sinne des Lernenden innerhalb seines Lernprozesses aber auch im Sinne der Professionalisierung so-zialpaumldagogischer Arbeit effektive Ziele erreicht erhalten und weiterentwickelt werden Konkrete Ansaumltze wie didaktische Arbeit in der Praxis aussehen kann bzw wie didaktische Uumlberlegungen in der Praxis Sozialer Arbeit Eingang finden koumlnnen bietet MARTIN mit der Entwicklung des bdquoVerlaufsmodells der didaktischen Arbeitldquo auf welches im Folgenden eingegangen wird 222 Das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN Als eine fuumlr die sozialpaumldagogische Praxis brauchbare Vorgehensweise Im Sinne didaktischer Arbeit wurde von MARTIN das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Ar-beitldquo auch als bdquodidaktische Reflexionldquo bezeichnet erarbeitet Diese erweist sich seiner Ansicht nach in der praktischen Arbeit als notwendig wenn sozialpaumldagogi-sche Arbeit begruumlndet vorbereitet kritisch gepruumlft und verbessert werden soll Die didaktische Reflexion steht dabei bdquoin der Mitte zwischen bloszligem unreflektiertem Vorwissen (Vor-Urteil) und dem wissenschaftlich begruumlndeten Theoriewissenldquo Der Gesamtprozess der didaktischen Reflexion laumlsst sich in vier Schritte gliedern Die Teilschritte haben fuumlr die praktische Umsetzung in der sozialpaumldagogischen Arbeit folgende Inhalte

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(1) Das Analysieren mit den Teilschritten Beschreiben und Erklaumlren Der erste Teilschritt des Analysierens beginnt mit dem Beschreiben Das Beschrei-ben umfasst dabei die Analyse der Ausgangssituation durch vergangene tagtaumlgli-che oder auch geplante Beobachtungen durch Protokollieren oder auch Beschrei-ben von Verhalten einzelner Teilnehmer oder Gruppen sowie Situationen Sie wird auch als Situationsanalyse bezeichnet Sie beinhaltet auszligerdem das Sammeln von Daten und Informationen uumlber die Zielgruppe und einzelne Mitglieder Die Be-schreibung der Rahmenbedingungen und Handlungsspielraumlume sozialpaumldagogi-scher Arbeit sind hierbei ebenfalls von Bedeutung Moumlgliche Fragen der Situationsanalyse sind beispielsweise Fragen nach den Posi-tionen der Teilnehmer dh wo steht der Sozialpaumldagoge wo der Einzelne und wo die Gruppe Diese und viele differenziertere Fragen mehr bieten sich zur erleichterten Durch-fuumlhrung anhand eines gegliederten Fragebogens an Bei der Durchfuumlhrung einer Situationsanalyse sollten primaumlr diejenigen Probleme aufgegriffen werden die fuumlr die Planung von Relevanz sind Die Auswertung dieser Informationen liefert gleichsam die Antworten auf die Fra-gen der Situationsanalyse Das Erklaumlren als zweiter Teilschritt umfasst schlieszliglich die Erklaumlrung der Informa-tionen und beobachteten Daten indem sie verglichen gedeutet interpretiert und eingeordnet werden Dadurch wird auch die Einschaumltzung der realisierbaren Ver-aumlnderungen und der moumlglichen Entwicklungen ermoumlglicht (2) Das Planen mit den Teilschritten Entscheiden und Vorbereiten Im Teilschritt des Entscheidens sollen auf der Grundlage der Situationsanalyse folgerichtige Entscheidungen uumlber Lern- und Handlungsziele sowie uumlber Erzie-hungsziele getroffen werden Auszligerdem werden in dieser Phase Themen- bzw Fragestellungen bearbeitet inhaltliche Schwerpunkte gesetzt die Gestaltung or-ganisatorischer zeitlicher und inhaltlicher Rahmenbedingungen bedacht und Ent-scheidungen bezuumlglich einzusetzender Methoden Medien und Materialien getrof-fen Mit welchen Schwerpunktsetzungen die didaktischen Uumlberlegungen beginnen dh ob Uumlberlegungen zu Zielen und Inhalten oder aber zu Methoden und Medien zuerst getaumltigt werden sei nach MARTIN von zweitrangiger Bedeutung vielmehr stehe das Verhaumlltnis dieser Elemente zueinander im Vordergrund Die praktische Vorbereitung als zweite Teilphase der Planung beinhaltet je nach Vorhaben dass die Raumlumlichkeiten organisiert vorbereitet oder gar umgestaltet werden dass Termine vereinbart werden oder auch Oumlffentlichkeitsarbeit mitbe-ruumlcksichtigt wird Auch Besorgungen von Materialien und Medien sind vorzuneh-

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men und falls erforderlich interdisziplinaumlre Kontakte herzustellen oder Helfer anzu-sprechen Je nach Vorerfahrungen des Sozialpaumldagogen wird hier auch das Aus-probieren des Vorhabens oder die Vorbereitung zB mittels Fort- oder Weiterbil-dung vorgesehen Der Teilschritt der Planung und damit das weitere Vorgehen haumlngt schlieszliglich da-von ab wer die Planung vornimmt oder daran beteiligt ist und wie die Planung gestaltet wird (3) Das Handeln welches die didaktische Planung mit Inhalt fuumlllt Es geht dabei um sozialpaumldagogisch ausgerichtetes Handeln mit einzelnen Perso-nen Gruppen oder auch Institutionen Das konkrete Handeln ist durch einen expe-rimentellen Charakter gekennzeichnet und bringt zwei wichtige Effekte mit sich Einerseits bringt sie als umgesetzte Planung die Realisierbarkeit und Ergebnisse der Planung hervor birgt gleichzeitig aber die Moumlglichkeit innerhalb des konkreten Verlaufs neue Beobachtungen und Erfahrungen zu machen so dass darauf basie-rend wiederum die Situationsanalyse fortgefuumlhrt und reflektiert werden kann Im engeren Sinne endet die didaktische Arbeit mit dem Beginn der praktischen Umsetzung vorlaumlufig und setzt bei der Reflexion wieder ein (4) Die Auswertung die als letzter Teilschritt der didaktischen Reflexion gilt Sie beinhaltet die Reflexion der Ausgangssituation und der Rahmenbedingungen der getroffenen Entscheidungen sowie der getaumltigten Vorbereitungen Auch der praktische Verlauf wird reflektiert und moumlgliche Konsequenzen werden festgehal-ten Die Auswertung des sozialpaumldagogischen Handelns sollte moumlglichst gemeinsam mit den Gruppenmitgliedern geleistet werden Die Auswertung kann unterschied-lich gestaltet werden und viele Formen der Dokumentation umfassen so koumlnnen auch Bilder oder Filme als Medium der Auswertung dienen Auch Gruppendiskus-sionen Frageboumlgen und schlichte Aumluszligerungen bei gemuumltlichem Beisammensein koumlnnen zur Auswertung beitragen Die Auswertung kann damit auf unterschiedliche Art und Weise und in unterschied-lichen Phasen des Vorhabens stattfinden Situationsanalyse Planung Durchfuumlhrung und Auswertung bilden einen Kreislauf bei dem die Auswertung in eine neue Situationsanalyse mit einflieszligt und den Kreis-lauf von Neuem beginnen laumlsst Durch die didaktische Reflexion wird das Altgewohnte kritisch betrachtet und bietet dadurch die Moumlglichkeit Alternativen zu entdeckt Sie sorgt damit fuumlr Erneuerungen

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in der praktischen Arbeit und eine fortlaufende Neuausrichtung des sozialpaumldago-gischen Handelns im Hinblick auf die sich veraumlndernde Ausgangssituation Die bewusste Vollziehung und Reflexion dieses Kreislaufes ermoumlglicht eine Ver-besserung und Weiterentwicklung der sozialpaumldagogischen Arbeit indem sie theo-retische Uumlberlegungen und praktisches Handeln verbindet 23 Zusammenfassung Bei einem Blick in die einschlaumlgige Literatur wird der Mangel an wissenschaftlichen Ausarbeitungen uumlber die Grundlagen professionellen sozialpaumldagogischen Han-delns deutlich Der wissenschaftliche Literatur-Fundus wird vom Bereich Grundla-gen paumldagogischen Denkens und Handelns allgemein uumlber Grundlagen sozialpauml-dagogischen Denkens und Handelns bis hin zu Grundlagen einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation immer schmaumller Als Grundlage jedoch sowohl paumldagogischen als auch sozialpaumldagogischen Han-delns so zeigt die wissenschaftliche Recherche bildet sich der Begriff Didaktik heraus Auffallend diesbezuumlglich ist die Vielzahl an Veroumlffentlichungen hinsichtlich der Schul-Didaktik einerseits und dem geringen Fundus im Bereich Didaktik und Sozialpaumldagogik andererseits Unumstritten sehen die sich mit den Grundlagen der Sozialpaumldagogik beschaumlftig-ten Autoren WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BA-DERBAUKUSKNAPP Didaktik als einen elementaren Bestandteil professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und die Notwendigkeit diese Thema-tik aufzuarbeiten Auf Grund des Fehlens eines Grundlagenwerks muss auf Allge-mein-didaktische Grundlagen zuruumlckgegriffen werden um schlieszliglich durch die notwendigen Um- und Ausarbeitungen auf den Fachbereich Sozialer Arbeit einer Didaktik der Sozialpaumldagogik als Grundlage professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns naumlher zu kommen Betrachtet man sich den Begriff Didaktik naumlher so wird er eindeutig als Teilbereich der Paumldagogik identifiziert eine inhaltliche Darstellung des Begriffes zeigt jedoch eine breite Palette an Verstaumlndnismoumlglichkeiten von Didaktik Aufgrund der vielfaumlltigen Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche sozialpaumldagogischer Arbeit zu deren Merkmalen auch die Planung und Unterstuumltzung von Bildungs- und Lernprozessen zaumlhlen laumlsst sich die Erkenntnis ableiten dass Didaktik eine unverzichtbare Bezugswissenschaft fuumlr die Soziale Arbeit darstellt Jedoch erge-ben sich besondere Anspruumlche an eine solche Didaktik die eine unveraumlnderte Uumlbernahme Allgemeiner Didaktik nicht erlaubt

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Sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich unter anderem dadurch aus dass sie sich an eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgabenfelder und Adressatengruppen richtet dass sie vorwiegend alltagsbezogene Arbeit beinhaltet dass die Beruumlcksichtigung sowohl von gesellschaftlichen und kulturellen als auch von individuellen Situatio-nen eine zentrale Stellung einnimmt und dass das Lernen meist in indirekter Form stattfindet Schon allein aus diesen Bedingungen heraus wird deutlich dass eine Didaktik der Sozialpaumldagogik nicht gleich eine Didaktik einer jeglichen anderen paumldagogischen Disziplin sein kann Bei der naumlheren Betrachtung von Ansaumltzen einer Didaktik in der sozialpaumldagogi-schen Arbeit kristallisiert sich der Begriff Lernen als zentral heraus woran sich die Bedeutsamkeit der lerntheoretischen Didaktik anschlieszligt Lernen im sozialpaumldago-gischen Feld bedeutet jedoch immer Lernen in Alltagssituationen und damit in den realen Situationen des momentanen Lebensvollzuges der jeweiligen Betroffenen es heiszligt umgekehrt auch Lernen im Sinne von aktiver Aneignung von Erfahrungen in sozialen emotionalen und auch kognitiven Bereichen Das heiszligt fuumlr die Didaktik in der sozialpaumldagogischen Arbeit genau diese alltaumlglichen Erfahrungsprozesse nicht planlos ablaufen zu lassen Lern- und Veraumlnderungsprozesse geschehen auch hier nur wenn sie beeinflusst werden wenn diese Gesichtspunkte didaktisch hinterfragt strukturiert geplant und reflektiert werden Die Frage nach dem Was Warum Wie und Womit muss daher auch bei der Didaktik der sozialpaumldagogi-schen Arbeit im Vordergrund stehen Konkrete Vorschlaumlge in der praktischen Umsetzung liefert MARTIN mit seinem bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo Er bietet mit den Teilschritten Analysie-ren Planen Handeln und schlieszliglich der Auswertung und Kontrolle die gleichzei-tig die Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse und damit einen Wiedereinstieg in den Kreislauf darstellt eine Leitlinie fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Vor-gehen Wie die praktische Umsetzung didaktischer Uumlberlegungen sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation aussehen kann wird in der vorliegen-den Ausarbeitung am Beispiel eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativange-bots dargestellt

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3 Die Umsetzung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots innerh des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes im Hegau-Jugendwerk Die konkrete Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots er-folgt nach dem didaktischen Handlungsmodell nach MARTIN Der Prozess verlaumluft in vier Schritten wobei der erste Schritt durch die Beschreibung des Arbeitsfeldes die Situationsanalyse darstellt In einem zweiten Schritt werden die didaktisch-methodischen Uumlberlegungen im Sinne der Planung des Vorhabens getaumltigt Der dritte Schritt stellt schlieszliglich das praktische Handeln am Beispiel eines ausge-waumlhlten Rehabilitanden dar Der vierte und letzte vorgesehene Schritt im Modell beinhaltet die Reflexion des Kreativangebots auf drei Ebenen und schlieszligt damit gleichermaszligen den Kreis der didaktischen Reflexion 31 Beschreibung des Arbeitsfeldes Die Beschreibung des Arbeitsfeldes als erster Schritt des didaktischen Hand-lungsmodelles dient mit der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks in Gailingen als Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum der Beschreibung des Klientels und mit der Verdeutlichung des sozialpaumldagogischen Aufgabenbereichs der Analyse der Ausgangssituation 311 Das Hegau-Jugendwerk Das Hegau-Jugendwerk in Gailingen bietet als Fachkrankenhaus und Rehabilitati-onszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene nicht nur eine medizi-nische stationaumlre Behandlung von Verletzungen oder Erkrankungen des Nerven-systems sondern uumlberdies eine umfassende schulische berufliche und soziale Rehabilitation Mit insgesamt 200 Betten in den Abteilungen Fruumlhrehabilitation Schwerrehabilita-tion und den Abteilungen der weiterfuumlhrenden Rehabilitation beschaumlftigt das He-gau- Jugendwerk rund 300 Mitarbeiter in unterschiedlichen Fachbereichen Die nahtlose und kontinuierliche Rehabilitationsbehandlung von der Uumlbernahme aus der Akutklinik bis zur schulischen-beruflichen und sozialen Wiedereingliede-rung wird durch ein individuelles Rehabilitationskonzept ermoumlglicht Dieses wird gemeinsam mit dem Rehabilitanden und einem multiprofessionellen interdiszipli-naumlr zusammenarbeitenden Team aus Aumlrzten Pflegekraumlften (Neuro-)Psychologen

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Sozialarbeitern Sozialpaumldagogen und Fachtherapeuten der Ergotherapie Physio-therapie Logopaumldie Schwimm- und Sporttherapie der Massage und medizini-schen BaumlderabteilungPhysikalische Therapie sowie der Musiktherapie erstellt und in Form des Case-Managements fortwaumlhrend angepasst kritisch uumlberpruumlft und wenn erforderlich veraumlndert Im Sinne der schulischen und beruflichen Rehabilitati-on sind die staatlich anerkannte Krankenhausschule und die berufstherapeuti-schen Abteilungen wesentliche Bestandteile Ziel der Rehabilitation ist es dem Behinderten oder von Behinderung bedrohten Menschen zur Ruumlckkehr in Familie Schule oder Beruf und soziales Umfeld zu verhelfen und dies entsprechend seinen Wuumlnschen Vorstellungen und Faumlhigkei-ten 312 Das Klientel Die Rehabilitanden im Alter zwischen 2 und 21 Jahren werden aus dem gesamten Bundesgebiet und zT daruumlber hinaus sowohl stationaumlr als auch teilstationaumlr auf-genommen Die Aufnahmeindikationen der Rehabilitanden koumlnnen sich dabei sehr unterschiedlich gestalten Erworbene Hirnschaumldigungen durch Unfaumllle und deren Folgen Hirntumore Cerebrale Gefaumlszligprozesse Cerebrale Hypoxien oder entzuumlnd-liche Erkrankungen des zentralen Nervensystems bilden dabei die groumlszligten Indika-tionsgruppen Wie jedoch SOMMER in seiner Publikation bestaumltigt so hat sich neben den klassisch neurologisch Beeintraumlchtigten eine breite Streuung der Auf-nahmeindikationen auf Grund von weiter reichenden Krankheitsbildern und Behin-derungsformen entwickelt so dass vermehrt auch Jugendliche auf Grund von Dro-gen- Medikamenten oder Alkoholabusus nach Suizidversuchen oder auch Ge-walterfahrungen aufgenommen werden Die Auswirkungen der Krankheit bzw des Unfalls sind sehr weitreichend Es kann zu motorischen Behinderungen wie Koumlrper- und Bewegungsstoumlrungen zu vegeta-tiven Stoumlrungen wie Kopfschmerzen oder Uumlberempfindlichkeit gegenuumlber Laumlrm kommen Nicht selten kommt es zu einer posttraumatischen Epilepsie Auch Wahrnehmungsstoumlrungen wie Stoumlrungen der Koumlrperwahrnehmung der visuellen oder raumlumlichen Wahrnehmung oder gar die Vernachlaumlssigung von einer Koumlrper-seite oder Koumlrperteilen koumlnnen Folgen sein Stoumlrungen der Kommunikation durch Sprech- und Sprachprobleme sind ebenfalls haumlufig zu beobachtende Folgen Wei-tere Beeintraumlchtigungen fallen in den Bereich der Neuropsychologie wie Aufmerk-samkeits- und Konzentrationsstoumlrungen Merk- und Gedaumlchtnisstoumlrungen oder verminderte Belastbarkeit Mit einher gehen schlieszliglich immer auch Veraumlnderun-

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gen des Verhaltens und Erlebens wie eine mangelnde Selbstwahrnehmung die Beeintraumlchtigung des problemloumlsenden Denkens und des Kritik- und Urteilvermouml-gens welche insbesondere dem Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes zugerechnet werden koumlnnen Die Aufenthaltsdauer kann deshalb je nach Schwere der Schaumldigung und individu-ellen Faktoren von einigen wenigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten und in Einzelfaumlllen auch Jahren variieren 313 Der Sozialpaumldagogische Dienst im Hegau-Jugendwerk Die Mitarbeiter des Sozialpaumldagogischen Dienstes im Hegau-Jugendwerk arbeiten gemeinsam mit den Mitarbeitern des Pflegedienstes sozusagen im sozialen Nah-raum der Rehabilitanden Sie arbeiten im Schichtdienst und sind deshalb vorwie-gend auch jene Berufsgruppe des interdisziplinaumlren Teams welche die Rehabili-tanden in ihrer therapiefreien Zeit begleiten Allein aus dieser Tatsache heraus ergibt sich der Schwerpunkt sozialpaumldagogischer Arbeit und gleichsam auch der Stellenwert der Sozialpaumldagogik innerhalb des gesamten Rehabilitationskonzep-tes Im Sinne des allgemeinen Zieles sozialpaumldagogischen Handelns gilt es bdquoeinen Beitrag zur Verbesserung von Lebenschancen und Lebensbedingungen von hilfs-beduumlrftigen Einzelpersonen und Gruppen zu leistenldquo Das Augenmerk des Sozial-paumldagogen ist damit auf die sog psychosoziale Rehabilitation gerichtet Durch gezielte Unterstuumltzung von Lernprozessen soll eine soziale Integration des Rehabi-litanden in die Gesamtheit seines sozialen Umfeldes ermoumlglicht werden Ziel ist es dem Rehabilitanden durch sozialpaumldagogische Angebote zu Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln sowie auch zu sozialer Kompetenz zu verhelfen welche ihnen ein eigenverantwortliches selbstbestimmtes Leben ermoumlglicht Paumldagogische Aufgaben verorten sich deshalb in den Bereichen Hilfestellung bei der Krankheitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der Entwick-lung von emotionaler Stabilitaumlt Selbstvertrauen und Eigenverantwortlichkeit das gezielte Eroumlffnen von Moumlglichkeiten zum (Wieder-)Erlernen vormals beherrschter Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Foumlrderung der Selbstbestimmung und Selbst-staumlndigkeit in lebenspraktischen Bereichen die Foumlrderung der Kommunikations- und Konfliktfaumlhigkeit die Bearbeitung von Verhaltensauffaumllligkeiten und das ge-meinsame Erarbeiten von Verhaltensalternativen die Unterstuumltzung der Rehabili-tanden bei der Wiedererlangung von Gruppenfaumlhigkeit und die Bearbeitung von Fragen im Rahmen der Entwicklung neuer Lebensperspektiven

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Dies alles geschieht in gezielt eingerichteten Einzel- und Gruppensituationen sowie im freieren Rahmen auszligerhalb der Therapien unter Anwendung unterschiedlicher bdquomethodischer Vorgehensweisenldquo Die Sozialpaumldagogen bearbeiten demnach gemeinsam mit dem Patienten und im interdisziplinaumlren Team Fragen im Rahmen neuer Lebensperspektiven der Selbst-verwirklichung und sozialer Kompetenz des Rehabilitanden Hierbei spielen die Beziehungsarbeit und auch die Zuwendung aufbauend auf einer verstaumlndnis- und vertrauensvollen Basis eine zentrale Rolle Nach der erfolgten Analyse der Ausgangssituation folgen nun im zweiten Teil-schritt die fuumlr die Planung notwendigen didaktisch-methodischen Uumlberlegungen 32 Didaktisch-methodische Uumlberlegungen zum Kreativangebot Im Sinne des zweiten Schrittes im Prozess der didaktischen Reflexion der Pla-nung stehen im Folgenden didaktisch-methodische Uumlberlegungen die sowohl Entscheidungen wie auch Vorbereitungen zur Umsetzung des Kreativangebots beinhalten im Mittelpunkt Dabei gehen sowohl Uumlberlegungen zu den aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots als auch zu der Auswahl der Teilnehmer und Uumlberlegungen zu Lernzielen und Lerninhalten ein Auch die sich hieraus ergeben-de Auswahl und der Einsatz von Methoden und Materialien stehen im Mittelpunkt 321 Die aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots Die Durchfuumlhrung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots hatte sich aus mehreren Gruumlnden angeboten Erstens waren durch die bestehenden sozial-paumldagogischen Gruppenangebote die meisten Bereiche abgedeckt Eine Luumlcke bestand aus meiner Sicht nur noch in einem kuumlnstlerischen Angebot welches ich aus mehreren Gruumlnden als sehr sinnvoll und notwendig erachtete Es bestanden fuumlr jene die Interesse an kuumlnstlerischen Betaumltigungen zeigten nur wenige Moumlg-lichkeiten ihre Kreativitaumlt im Rahmen der Freizeit zu entfalten Ein weiterer und nicht unwichtiger Aspekt solch ein Angebot aufzunehmen fuumlhrte auf die Spezifika des Klientel bezuumlglich ihrer Beeintraumlchtigungen zuruumlck Das Selbstbewusstsein und die Selbststaumlndigkeit vieler Patienten sind durch einen Unfall oder eine Krank-heit stark beeintraumlchtigt Erschwerend kommen haumlufig koumlrperliche undoder schwe-re Sinnesbeeintraumlchtigungen hinzu die die Kommunikationsfaumlhigkeit beeintraumlchti-gen Auf diesem Hintergrund ist der kuumlnstlerische Ausdruck bei dem es kein richtig

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oder falsch gibt mE eine einerseits nicht unbeachtliche Moumlglichkeit des Aus-drucks andererseits aber auch der Raum in dem die Rehabilitanden selbst ent-scheiden und Verantwortung fuumlr ihr Tun uumlbernehmen und sich auf Neues einlassen koumlnnen Ein weiterer Grund ergab sich aus der Zielsetzung den Rehabilitanden die Moumlg-lichkeit zu geben den vorhandenen Wohnraum mitzugestalten All diese Gruumlnde fuumlhrten schlieszliglich dazu das kunsttherapeutisch orientierte Krea-tivangebot einmal woumlchentlich zu einem festen Termin durchzufuumlhren Das Ange-bot fand in acht Sitzungen statt und wurde auf Grund der kurzen Aufenthaltsdauer der Rehabilitanden und der begrenzten Zeit vorerst nach der achten Sitzung been-det Auch sollte es eine geschlossene gleich bleibende Gruppe sein um den Re-habilitanden das Gefuumlhl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben Die Teilneh-merzahl wurde auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt um die Bildung von Untergrup-pen zu vermeiden um dem Vertrauensaufbau innerhalb der Kleingruppe genuumlgend Raum zu geben auch aber um die notwendige Verantwortung tragen zu koumlnnen Die Teilnahme an diesem Angebot war freiwillig wenn auch eine regelmaumlszligige Teilnahme erwuumlnscht war Aufgrund bestehender Merkfaumlhigkeitsdefizite wurde der Termin als Erinnerungshilfe in die Therapieplaumlne eingetragen Die Dauer des An-gebots wurde auf eineinhalb Stunden festgelegt wobei eine zeitliche Ausweitung auf Grund der therapiefreien Zeit durchaus moumlglich war Das Mindestmaszlig an Zeit wurde jedoch benoumltigt um einerseits dem Beduumlrfnis nach gegenseitigem Aus-tausch gerecht zu werden andererseits aber auch um eine intensive Arbeit an den Bildern zu ermoumlglichen 322 Zur Auswahl der Teilnehmer Die Auswahl der Teilnehmer wurde in Absprache mit den Teamkollegen und in Einzelfaumlllen mit einzelnen Fachtherapeuten des interdisziplinaumlren Teams getroffen Die Auswahlkriterien gestalteten sich weitgehend aus der Zielsetzung zuruumlckgezo-genen passiven stillen unauffaumllligen einen geschuumltzten Raum zu bieten in wel-chem sie ungestoumlrt und frei von aumluszligeren Einfluumlssen an etwas arbeiten konnten was ihnen Spaszlig machte Alle ausgewaumlhlten Teilnehmer hatten auf Grund ihrer erworbenen Einschraumlnkungen Probleme unterschiedlicher Art im Bereich der Kom-munikation welche sie groumlszligtenteils vor ihrem Aufenthalt gar nicht oder nicht in dieser Weise oder diesem Maszlige erlebt hatten So stuumltzte sich die Auswahl schlussendlich auf Rehabilitanden welche in unterschiedlichem Ausmaszlig in ihrer Kommunikation beeintraumlchtigt waren Hauptauffaumllligkeiten waren dabei Sprachstouml-

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rungen und Sprechstoumlrungen unterschiedlichen Grades Weitere Beeintraumlchtigun-gen zeigten sich in unterschiedlichen koumlrperlichen Bereichen wobei die sog arm-betonte Ataxie bei den meisten der Teilnehmern weniger bis maumlszligig stark ausge-praumlgt war so dass sie ihre Faumlhigkeiten mehr in undifferenzierten Handlungsschrit-ten als in feinmotorischen Kleinarbeiten ausuumlben konnten Neben Koordinations-problemen insbesondere der Arme waren es vermehrt auch Laumlhmungen welche alltaumlgliche Verrichtungen erschwerten Als besonders einschraumlnkend erwiesen sich daruumlber hinaus die schweren Seheinschraumlnkungen einer Rehabilitandin die weit-gehend an der Stimme erkannte mit wem sie kommunizierte Mit der Uumlberzeugung dass jeder Teilnehmer auch mit seinen Einschraumlnkungen kreativ taumltig sein kann und insbesondere das Malen in seiner offenen freien Sicht-weise eine Moumlglichkeit zur Kommunikation darstellt wurden die Teilnehmer in ei-nem persoumlnlichen Gespraumlch auf das Angebot angesprochen und dazu eingeladen Die Teilnehmer im Alter zwischen 17 und 23 Jahren befanden sich alle im Haus der weiterfuumlhrenden Rehabilitation Von Vorteil erschien mir eine gemischtge-schlechtliche Gruppe wie auch das Zusammenleben in der Rehabilitationseinrich-tung gestaltet wird Schlieszliglich galt es bei der Auswahl sowohl das Interesse der Teilnehmer am krea-tiv kuumlnstlerischen Tun zu wecken sowie einzelne Rehabilitanden dazu zu ermuti-gen zu bestaumlrken und zu motivieren sich auf etwas voumlllig Neues aber fuumlr sie nicht Abwegiges einzulassen und dieses auszuprobieren All diese Kriterien fuumlhrten schlieszliglich zur Zusammensetzung der Kreativgruppe mit sechs Teilnehmern 323 Uumlber Lernziele und Lerninhalte Im Hinblick auf die Lernziele lieszligen sich zahlreiche Differenzierungen vornehmen je nachdem aus welchem Blickwinkel diese betrachtet wurden Sowohl die Teil-nehmer der Kreativgruppe als auch die Leiterin brachten eigene Zielsetzungen in die Gruppe ein Die Ziele der Rehabilitanden richteten sich nach Angaben dieser vermehrt nach Freizeitausgleich Freizeitbeschaumlftigung gemuumltlichen Beisammensein in ange-nehmer Atmosphaumlre gemeinsamen Gestalten und vorwiegend dem Entspannen waumlhrend des Malens vom anstrengenden Klinikalltag Im scheinbaren Gegensatz dazu standen die Ziele der Paumldagogin welche sich weniger im Bereich der Ent-spannung durch das Malen oder schlicht der Freude am kreativen Tun der Rehabi-litanden bewegten Die Ziele ihrerseits waren unbestritten Lernziele auf unter-schiedlichen Ebenen

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Als Richtziele kristallisierten sich die Staumlrkung des Selbstwertgefuumlhls und des Selbstbewusstseins der Rehabilitanden und der Aufbau der eigenen Ressourcen die gezielt durch das Malen angesprochen werden sollten heraus Dies sollte so-wohl durch das gemeinsame Tun in der Gruppe als auch der jeweiligen einzelnen Arbeit am Bild erreicht werden So bot den Teilnehmern die Teilnahme an der Gruppe die Moumlglichkeit sich in der kleinen gleich bleibenden Gruppe ohne Drang zu entfalten Schon allein durch die gleiche Taumltigkeit aller war die Basis fuumlr ein Kommunikationsthema gegeben Der Einstieg sich kundzutun wurde damit er-leichtert Das regelmaumlszligige intensive Zusammentreffen und das erworbene Ver-trauen erlaubte es den Teilnehmern sich mehr und mehr zu oumlffnen und ihre Wuumln-sche zu aumluszligern Bezuumlglich der jeweiligen eigenen Arbeit am Bild und dem Ver-staumlndnis des erweiterten Kunstbegriffs als Basis erfuhr der Einzelne dass jeder wenn auch auf andere Art und Weise etwas darstellen kann Die Rehabilitanden lernten sich auf neue Dinge einzulassen sie lernten unterschiedliche Materialien kennen und konnten neue Erfahrungen sammeln Sie erfuhren beim kreativen Tun dass es nicht darauf ankommt alles zu koumlnnen sondern dass es darauf ankommt was der Einzelne aus dem was er mitbringt gestaltet Die Richtziele konnten somit in mehrere Grobziele untergliedert werden So konnte ein erhoumlhtes Selbstvertrauen daran festgemacht werden ob die ansonsten eher verschlossenen Rehabilitanden eine rege Diskussion fuumlhrten und so eine vermehr-te Interaktion und Kommunikation stattfand oder Rehabilitanden die sich zu Be-ginn sehr unsicher waren und sich nicht fuumlr ein Material entscheiden konnten sich zum Ende hin gezielt mit eigener Vorstellung an ein Bild setzten Das Vertrauen auf und der Glaube an die eigenen Ressourcen konnte daran festgemacht werden dass sich die Rehabilitanden an mehrere neue Materialien herantrauten sich in ungewisse Situationen leichter hineinbegeben konnten und mit ihren Arbeiten zu-frieden sein konnten Diese Ziele die innerhalb der Kreativgruppe fokussiert wur-den beschraumlnkten sich aber nicht auf diesen Rahmen denn ein selbstsicheres Auftreten und der verstaumlrkte Glaube an sich selbst waren wenn sie auch sehr abs-trakte Ziele darstellten auch auszligerhalb der Gruppe spuumlrbar So konnte der jeweili-ge Rehabilitand beispielsweise nun auch bei Tisch mit einem lauten bdquoNeinldquo aumluszligern dass er dieses Essen nicht moumlchte Schlieszliglich ergaben sich fuumlr jeden einzelnen Rehabilitanden wenn man so moumlchte noch individuelle Feinziele Diese individuellen Ziele wurden durch den Rehabili-tanden nicht bewusst verfolgt sie stellten unbewusst und moumlglicherweise auch ohne das Wissen des Rehabilitanden allein durch die Auswahl der Methoden Ziele meinerseits dar So trainierte ein Rehabilitand mit schwerer Sehbeeintraumlchtigung

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oder einer schweren Bewegungsstoumlrung ganz automatisch seine Faumlhigkeiten in diesem Bereich auch wenn er dies vielleicht gar nicht gezielt mochte Das Malen dh das kreative Taumltigwerden am Bild bot damit unbestritten eine Viel-zahl an Moumlglichkeiten um unterschiedlichen Zielen gerecht zu werden Es bot die Moumlglichkeit der nonverbalen Ausdrucksmoumlglichkeit des Trainings neuropsycholo-gischer Teilleistungsstoumlrungen eine Moumlglichkeit zum Motivationsaufbau es bot schlicht Freude und Entspannung indem es nicht an Leistung orientiert war und konnte dem Aggressionsabbau dienen indem ein impulsives Malen in diesem Rahmen moumlglich war Das Training sozialer Kompetenzen innerhalb der Gruppe wurde ermoumlglicht aber auch die Selbststaumlndigkeit wurde durch die Auferlegung der eigenen Verantwortung fuumlr das Gemalte unterstuumltzt Motorische Faumlhigkeiten wurden bei jeglicher Art des Malens gefoumlrdert und auch die Foumlrderung von gege-benen Talenten konnte in diesem Rahmen aufgegriffen werden Es gab somit unbestritten Zielsetzungen auf Seiten der Rehabilitanden und auf Seiten der Sozialpaumldagogin die sich gleich different oder fuumlr den jeweils anderen nicht sichtbar und evt gar nicht gewollt darstellen So koumlnnen durch die richtige Auswahl der Methoden unterschiedliche Ziele auf unterschiedlichen Ebenen er-reicht werden 324 Uumlber den Einsatz von Methoden Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen die Auswahl der Teilnehmer sowie die Dimensionen der Zielsetzungen wurden innerhalb der Sozialen Gruppenarbeit Elemente des Begleiteten Malens nach EGGER als methodische Gestaltung der Kreativgruppe umgesetzt wobei Soziale Gruppenarbeit in diesem Fall als bdquoeine Methode der Sozialarbeit die den Einzelnen durch sinnvolle Gruppenerlebnisse hilft ihre soziale Funktionsfaumlhigkeit zu steigern und ihren persoumlnlichen Problemen ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des oumlffentlichen Lebens besser gewachsen zu seinldquo verstanden wird Der Ansatz des Begleiteten Malens lieszlig sich in das Handlungsfeld der Neurologi-schen Rehabilitation angemessen eingliedern da er durch den flexibel zu gestal-tenden Einsatz keine kostenintensiven und ausgefallenen Materialien erforderte Daruumlber hinaus bietet der Ansatz hervorragende Moumlglichkeiten auch ohne erhebli-che Vorkenntnisse im kunsttherapeutischen Bereich das Begleitete Malen in ab-gewandelter Form umzusetzen Die einzelnen Aspekte dieses Ansatzes wurden daher hier nicht in ausdifferenzierter Weise uumlbernommen sondern nur in sofern als dass es die Rahmenbedingungen des Angebots zulieszligen in die methodische

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Umsetzung integriert und fuumlr die Leiterin als Handlungsleitlinien zu den maszliggebli-chen Richtlinien Bei den konkreten Aktivitaumlten handelte es sich um Malaktivitaumlten mit unterschiedli-chen Materialien Den Techniken und Thematiken die jeder einzelne Rehabilitand mitbrachte waren keine Grenzen gesetzt Es duumlrfte experimentiert werden dh es fand keine Themenvorgabe statt Innerhalb der zur Verfuumlgung stehenden Utensi-lien der individuellen Motivation und dem gegebenen Zeitrahmen konnte dem kreativen Prozess freien Lauf gewaumlhrt werden Auch konnte der Rehabilitand selbst entscheiden ob er stehend oder sitzend arbeiten moumlchte je nach Moumlglich-keiten und Einschraumlnkungen konnte hier auch mit Hilfestellungen die richtige Posi-tion gefunden werden Begleitet wurden diese Aktivitaumlten stets von der unterstuumlt-zenden Begleitperson dh der Sozialpaumldagogin welche jedoch mehr und mehr in den Hintergrund ruumlckten sollte und schlieszliglich mehr als bdquoDienerldquo im Sinne der Ma-terialbereitstellung fungierte Bei der Umsetzung des Begleiteten Malens nach EGGER waren jedoch nicht nur Freiraumlume gegeben sondern auch wichtige Krite-rien zu beachten die sowohl den kuumlnstlerischen Prozess den Einzelnen in der Gruppe als auch die Gruppe als Gesamtes betrafen Es galt gewisse bdquoGruppenregelnldquo im Sinne des Zusammenseins aufzugreifen diese umzusetzen und ggf auch in Erinnerung zu rufen sollten sie in Vergessen-heit geraten Allgemeine Richtlinien im Hinblick auf die Arbeit in der Gruppe waren das Sauberhalten des jeweils eigenen Malplatzes und die gemeinsame Benutzung der Materialien Dies implizierte dass die Materialien jedem gleichsam zu Verfuuml-gung standen und diese auch nach der individuellen Nutzung den anderen Teil-nehmern wieder auf dem Angebotstisch zu Verfuumlgung gestellt wurden Ebenso galt das gemeinsame Aufraumlumen am Ende der Sitzung als allgemeine Uumlbereinkunft Auf Grund der vielfaumlltigen individuellen Einschraumlnkungen der Rehabilitanden ver-langte der gegenseitige Umgang ein hohes Potential an Ruumlcksichtnahme eines Einzelnen ab Das gegenseitige Kennen lernen war dabei von groszliger Bedeutung Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig einschaumltzen und respektieren lernen Die gegenseitige Begruumlszligung und die ersten Gespraumlchsminuten zu Beginn jeder Sit-zung trugen dazu bei die Stimmungen der Einzelnen wahrzunehmen und wurden daher gezielt eingeraumlumt Weitere Richtlinien die mit den Teilnehmern gemeinsam oder allein von Seiten der Teilnehmer gesetzt wurden waren ua dass die Informationen innerhalb der Gruppe auch in der Gruppe bleiben sollten so dass persoumlnliche Inhalte nicht nach auszligen getragen werden sollten Dies oumlffnete fuumlr alle die Moumlglichkeit persoumlnliche Stimmungslagen und Probleme zB auch in Bezug auf die Behinderungsverarbei-tung kundzutun wenn diese fuumlr den Einzelnen von Bedeutung waren

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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setzt werden koumlnnen wenn der umzusetzende Weg mitbedacht wird und umge-kehrt Als untrennbarer Begriff zur Didaktik gilt die Methodik als die Theorie von Metho-den Waumlhrend sich Didaktik mit dem Lehren und Lernen und damit mit dem Was und Warum beschaumlftigt geht es bei der Frage nach Methodik um das zielgerichte-te praktische Handeln und damit um die Frage des Wie und Womit In der wissen-schaftliche Diskussion herrscht Einigkeit daruumlber dass bezuumlglich der Sozialen Arbeit nicht die klassischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemein-wesenarbeitldquo gemeint sind sondern ein planvolles Vorgehen auf ein Ziel hin wel-ches Uumlberlegungen zu Methoden Medien Mitteln Materialien und einem Zeitkon-tingent beinhaltet Dem Verhaumlltnis von Didaktik und Methodik wird ein wechselsei-tiges sich gegenseitig bedingendes Verhaumlltnis zugeschrieben wobei jedoch Di-daktik den Rahmen bildet in dem Methodik stattfindet Dass Didaktik als praxisorientierte Wissenschaft in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht wegzudenken ist ist unbestritten Dass nicht beliebige didaktische Modelle beispielsweise aus der Schul-Didaktik unveraumlndert in den Arbeitsbereich der Sozi-alpaumldagogik uumlbernommen werden koumlnnen ist ebenso unbestritten Denn auch wenn die Didaktik und die Wissenschaft der Sozialen Arbeit in einem interdis-ziplinaumlren Dialog stehen gilt es zu klaumlren welche besonderen Merkmale eine Di-daktik im Kontext Sozialer Arbeit im Gegensatz zur Allgemeinen Didaktik aufwei-sen muss um auch in der Praxis sozialpaumldagogischen Arbeit dienlich sein zu koumln-nen Die Anspruumlche die schlieszliglich an eine Didaktik der Sozialpaumldagogik herange-tragen werden ergeben sich wiederum aus der Praxis Sozialer Arbeit Nach MARTIN muumlssen bei der Entwicklung einer Didaktik der Sozialpaumldagogik einige Gesichtspunkte Sozialer Arbeit beachtet werden Sozialpaumldagogische Arbeit beschaumlftigt sich stark mit den organisatorischen und raumlumlichen Bedingungen dh mit den Rahmenbedingungen der sozialpaumldagogischer Arbeit da diese den Erfah-rungsraum fuumlr den Lernprozess der Zielgruppe mitbestimmen Die individuelle Situation die individuellen Beduumlrfnisse Lernhemmungen Konflikte im Prozess der Sozialisation und Biographie gehen sehr stark in die didaktischen Uumlberlegungen des Sozialpaumldagogen ein Die Erfahrungen der Lehrenden und Lernenden sind dem Sozialpaumldagogen sehr wichtig so dass Situationen geschaffen werden die zum Lernen einladen reizen oder provozieren wie zB Spiele oder Projekte Das Foumlrdern und Lernen findet ganz im Gegensatz zur schulischen Didaktik in indirek-ter Form statt Dies impliziert auch dass das sozialpaumldagogische Handeln haumlufig im Umgang miteinander geschieht Der Umgang ist mehr durch das miteinander leben sich im Alltag auseinandersetzen und gemeinsame Erfahrungen sammeln und weniger durch konkrete Vorgaben oder Forderungen seitens des Sozialpaumlda-

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gogen gepraumlgt Vorgaben und Maszlignahmen des Sozialpaumldagogen gestalten sich weitgehend in den Bereichen Beratung Stabilisierung Unterstuumltzung und Beglei-tung von alltagsbezogenen Lernprozessen Diesen Merkmalen sozialpaumldagogi-scher Arbeit muss eine Didaktik der Sozialpaumldagogik gerecht werden Wenn auch eine Didaktik der Sozialen Arbeit als eigenstaumlndiges geschlossenes Konzept nicht zu existieren scheint so sollte sie doch nach GORGES fuumlr moumlglichst alle Arbeitsfelder und deren Zielgruppen relevant sein und den differenzierten Rol-len der Sozialpaumldagogen als Helfer Berater oder Unterstuumltzer entsprechen koumln-nen Sie sollte weiterhin die Analyse von konkreten Situationen der Klienten be-ruumlcksichtigen Auch die Zielorientierung dh das uumlbergeordnete Ziel der Verbesse-rung der sozialen Situation der Betroffenen duumlrfe nicht auszliger Acht gelassen wer-den Die Didaktik in der Sozialen Arbeit muumlsse auszligerdem eine Alltags- und Erfah-rungsorientierung ermoumlglichen da die Befaumlhigung der Klienten zu einer verbesser-ten Lebensbewaumlltigung und damit das Lernen immer im Bezug zur Lebenssituation im Mittelpunkt stehe Kommunikation und Interaktion seien weitere Aspekte auf die die Aufmerksamkeit gerichtet werden muumlsse da Kommunikationsstoumlrungen haumlufig zu den Ursachen von bestehenden Problemlagen hinzukommen oder gar zu diesen fuumlhren Die Beteiligung der Betroffenen indem sie Ziele Inhalte und Me-thoden durch eigene Vorstellungen mitbestimmen koumlnnen muss ermoumlglicht wer-den und schlieszliglich muumlsse die Didaktik einer komplexen Planung mit unterschiedli-chen Interventionen des sozialen Umfeldes gerecht werden koumlnnen Die sozialpaumldagogische Arbeit weist demnach besondere Merkmale in ihren Ziel-setzungen Organisationsstrukturen und Arbeitsweisen auf so dass sich besonde-re Anforderungen an eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ergeben Sie muss auf Grund der Vielfalt der Aufgabenfelder und Adressatengruppen uumlbergreifende Grundsaumltze und Planungskonzepte bereitstellen die auf besondere Situationen uumlbertragbar sind Wie sich nun die Ansatzpunkte einer Didaktik der Sozialpaumldagogik gestalten und wie konkrete Planungskonzepte aussehen koumlnnen soll im Weiteren betrachtet werden 22 Ansaumltze einer Didaktik in der Sozialpaumldagogik Bei der Entwicklung von Ansaumltzen einer Didaktik der Sozialpaumldagogik wird sich im Folgenden der Begriff Lernen insbesondere in Alltagssituationen herauskristallisie-ren Das anschlieszligend vorgestellte bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN wird beispielhaft die Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung geplanter

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Handlungsprozesse in der Sozialen Arbeit in die didaktische Uumlberlegungen einge-hen skizzieren 221 Lernen als zentraler Begriff der sozialpaumldagogischen Didaktik Didaktik ist wie aus der bisherigen Ausarbeitung ersichtlich wurde auch im Bereich der Sozialen Arbeit nicht wegzudenken da es auch hier um Lernprozesse geht Sie kann auf Erkenntnisse der schulorientierten Didaktik zuruumlckgreifen muss aber ihr Augenmerk auf bestimmte fuumlr die Soziale Arbeit relevante Aspekte richten Im Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik geht es vorwiegend um den Begriff Lernen weni-ger um den Begriff Bildung Dies laumlsst den Schluss zu dass sich die Didaktik in der sozialpaumldagogischen Arbeit mehr auf eine lerntheoretisch orientierte Didaktik stuumltzt Diese erweise sich nach GORGES als sinnvoll da sie implizit alle organi-sierten Lehr- und Lernprozesse zum Gegenstand mache und damit fuumlr die Didaktik Sozialer Berufe dienlich sei Um Ansaumltze einer Didaktik in der Sozialpaumldagogik zu entwickeln in deren Mittel-punkt Lernprozesse stehen muss unweigerlich der Begriff Lernen im sozialpaumlda-gogischen Feld naumlher betrachtet werden Wie bisher aufzeigt bilden sich als Inhalte sozialpaumldagogischer Arbeit Probleme unterschiedlicher Art aus den jeweiligen Lebenswirklichkeiten der Betroffenen her-aus Sie gestalten sich in alltaumlglichen Lebenssituationen und sind vielfaumlltig und komplex Das heiszligt umgekehrt fuumlr den Sozialpaumldagogen dass dieser mit alltaumlglichen Situa-tionen konfrontiert wird und daher alltaumlglichen Aufgaben gegenuumlbersteht Dies stellt in vielerlei Augen keine wirkliche Herausforderung dar doch gerade in solch zunaumlchst banal erscheinenden lebenspraktischen Aufgaben stecken sehr komple-xe vielfaumlltige und weit reichende Problemfelder Diese koumlnnen sich etwa in Schwierigkeiten im Umgang mit sich selbst dh im eigenen Umgang mit Enttaumlu-schung mit Trauer Aggression Frustration Freude oder Hoffnung und auch im Umgang mit Anderen dh die Moumlglichkeit stabile Beziehungen einzugehen sich abgrenzen zu koumlnnen Konflikte auszutragen Partnerschaften einzugehen oder auch seine Interessen vertreten zu koumlnnen aumluszligern Das Lernen im sozialpaumldagogischen Arbeitsfeld zeichnet sich demnach dadurch aus dass es sich vorwiegend in Alltagssituationen konstituiert dass es sich sowohl in den organisatorischen als auch in den institutionellen Rahmenbedingungen of-fen gestaltet und dadurch den Einsatz einer Vielzahl von methodischen Moumlglichkei-ten erlaubt Problemfelder koumlnnen deshalb auch im gewissen Rahmen bdquoganzheit-

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lichldquo angegangen werden und das Vorgehen kann sich weitgehend auf aneignen-de und erfahrungsbezogene Lernprozesse stuumltzen Das Lernen im sozialpaumldago-gischen Feld bezieht sich hauptsaumlchlich auf reale Situationen im aktuellen Lebens-vollzug der Betroffenen und besteht daher aus der aktiven Aneignung von eigenen Erfahrungen Dieses Lernen umfasst daher emotionale kognitive wie auch soziale Erfahrungen in gleichem Maszlige Sozialpaumldagogisches Handeln laumlsst sich daraus folgend durch einige Momente charakterisieren Anlass sozialpaumldagogischer Maszlignahmen sind Konflikte im Alltag der Betroffenen Inhalte sind weitgehend individuelle Problemlagen unterschied-lichster Art Der diesbezuumlgliche bdquoLernprozessldquo kann differenzierte Formen anneh-men der durch eine Vielfalt an sozialpaumldagogischen Handlungsformen mit unter-schiedlichen eingesetzten Methoden gekennzeichnet ist Sozialpaumldagogisches Handeln ist dabei mehr oder weniger durch das Moment der Planung gekenn-zeichnet als dass die Ausgangslage erfasst ein angemessenes Vorgehen geplant und notwendige Hilfen erschlossen werden Als Basis dessen liegt dem paumldago-gisch Taumltigen ein individuell spezifisches Berufsethos mit Wertmaszligstaumlben berufli-chen Handelns zugrunde Die Aufgabe des Sozialpaumldagogen besteht daher vorwiegend aus differenzierten Interventionen die sich innerhalb eines alltagsorientierten Lernen der Betroffenen finden lassen Genau in diesem Feld verortet sich schlieszliglich auch die Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit Es gilt alltaumlgliche Aktivitaumlten und Erfahrungsprozesse nicht einfach unreflektiert ablaufen zu lassen wie sie unbewusst ablaufen denn ohne Einflussnahme gestalten sich weniger Lern- und Veraumlnderungsprozesse in denen Erfahrungen im Sinne der Lernenden angeeignet werden koumlnnen Es gilt daher diese Prozesse im Anbetracht der bisher genannten Gesichtspunkte und Anforderungen an eine Didaktik die die Arbeit im sozialen Bereich mit sich bringt didaktisch zu hinterfragen zu strukturieren zu planen und zu reflektieren Dh dass auch bei alltaumlglichen Lernprozessen die Fragen nach dem Was und Warum und dem Wie und Womit in den Vordergrund ruumlcken muumlssen denn Lern-prozesse gelingen nur wenn uumlberlegte gezielte Herausforderungen und Hilfen beim Lernen seitens des Sozialpaumldagogen gegeben werden Das bedeutet auch dass sich in Alltagssituationen ergebende Aufgaben verstanden und als Chance zum Lernen erkannt werden muumlssen Diese koumlnnen schlieszliglich in einem Lernpro-zess zu einer Aneignung von Erfahrungen und damit der Moumlglichkeit zu Veraumlnde-rungen bis hin zu einer nuumltzlichen und emanzipierten Verhaltens- und Lebensstra-tegie fuumlhren Werden diese nicht gegeben bleiben Erfahrungen ungenutzt und Aufgaben koumlnnen unzulaumlnglich oder gar gefaumlhrlich und schaumldlich fuumlr den Lernen-den geloumlst werden

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Auch GORGES zieht Lernen als zentrale Begrifflichkeit hinsichtlich der Entwick-lung einer Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit heran indem er den Begriff lernen in Abgrenzung zu den Merkmalen von Lernsituationen innerhalb der Schule betrach-tet Die Soziale Arbeit sei diesbezuumlglich durch unterschiedliche Institutionen mit eher offenem Charakter Lernende aller Altersgruppen Lernen vorwiegend fuumlr die aktuelle Situation mit kurzfristigen Lernprozessen und den in der Regel freiwilligen Charakter gekennzeichnet Weitere Kennzeichen seien die Alltags- und Erfah-rungsorientierung die vermehrte Erarbeitung von Zielen und Inhalten der groumlszligere Spielraum fuumlr Rolleninterpretationen der Beteiligten und die haumlufig gemeinsam vorgenommene Bewertung von Ergebnissen Zusammenfassend bildet somit der Begriff Lernen insbesondere innerhalb von Alltagssituationen eine zentrale Begrifflichkeit einer Didaktik der Sozialpaumldagogik Es gilt die sich in besonderer Art und Weise gestaltenden Lernprozesse im Kontext Sozialer Arbeit didaktisch-methodisch zu planen umzusetzen und zu hinterfragen Nur so ist professionelles sozialpaumldagogisches Handeln gewaumlhrleistet Nur durch den Einbezug didaktischer Uumlberlegungen koumlnnen sowohl im Sinne des Lernenden innerhalb seines Lernprozesses aber auch im Sinne der Professionalisierung so-zialpaumldagogischer Arbeit effektive Ziele erreicht erhalten und weiterentwickelt werden Konkrete Ansaumltze wie didaktische Arbeit in der Praxis aussehen kann bzw wie didaktische Uumlberlegungen in der Praxis Sozialer Arbeit Eingang finden koumlnnen bietet MARTIN mit der Entwicklung des bdquoVerlaufsmodells der didaktischen Arbeitldquo auf welches im Folgenden eingegangen wird 222 Das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN Als eine fuumlr die sozialpaumldagogische Praxis brauchbare Vorgehensweise Im Sinne didaktischer Arbeit wurde von MARTIN das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Ar-beitldquo auch als bdquodidaktische Reflexionldquo bezeichnet erarbeitet Diese erweist sich seiner Ansicht nach in der praktischen Arbeit als notwendig wenn sozialpaumldagogi-sche Arbeit begruumlndet vorbereitet kritisch gepruumlft und verbessert werden soll Die didaktische Reflexion steht dabei bdquoin der Mitte zwischen bloszligem unreflektiertem Vorwissen (Vor-Urteil) und dem wissenschaftlich begruumlndeten Theoriewissenldquo Der Gesamtprozess der didaktischen Reflexion laumlsst sich in vier Schritte gliedern Die Teilschritte haben fuumlr die praktische Umsetzung in der sozialpaumldagogischen Arbeit folgende Inhalte

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(1) Das Analysieren mit den Teilschritten Beschreiben und Erklaumlren Der erste Teilschritt des Analysierens beginnt mit dem Beschreiben Das Beschrei-ben umfasst dabei die Analyse der Ausgangssituation durch vergangene tagtaumlgli-che oder auch geplante Beobachtungen durch Protokollieren oder auch Beschrei-ben von Verhalten einzelner Teilnehmer oder Gruppen sowie Situationen Sie wird auch als Situationsanalyse bezeichnet Sie beinhaltet auszligerdem das Sammeln von Daten und Informationen uumlber die Zielgruppe und einzelne Mitglieder Die Be-schreibung der Rahmenbedingungen und Handlungsspielraumlume sozialpaumldagogi-scher Arbeit sind hierbei ebenfalls von Bedeutung Moumlgliche Fragen der Situationsanalyse sind beispielsweise Fragen nach den Posi-tionen der Teilnehmer dh wo steht der Sozialpaumldagoge wo der Einzelne und wo die Gruppe Diese und viele differenziertere Fragen mehr bieten sich zur erleichterten Durch-fuumlhrung anhand eines gegliederten Fragebogens an Bei der Durchfuumlhrung einer Situationsanalyse sollten primaumlr diejenigen Probleme aufgegriffen werden die fuumlr die Planung von Relevanz sind Die Auswertung dieser Informationen liefert gleichsam die Antworten auf die Fra-gen der Situationsanalyse Das Erklaumlren als zweiter Teilschritt umfasst schlieszliglich die Erklaumlrung der Informa-tionen und beobachteten Daten indem sie verglichen gedeutet interpretiert und eingeordnet werden Dadurch wird auch die Einschaumltzung der realisierbaren Ver-aumlnderungen und der moumlglichen Entwicklungen ermoumlglicht (2) Das Planen mit den Teilschritten Entscheiden und Vorbereiten Im Teilschritt des Entscheidens sollen auf der Grundlage der Situationsanalyse folgerichtige Entscheidungen uumlber Lern- und Handlungsziele sowie uumlber Erzie-hungsziele getroffen werden Auszligerdem werden in dieser Phase Themen- bzw Fragestellungen bearbeitet inhaltliche Schwerpunkte gesetzt die Gestaltung or-ganisatorischer zeitlicher und inhaltlicher Rahmenbedingungen bedacht und Ent-scheidungen bezuumlglich einzusetzender Methoden Medien und Materialien getrof-fen Mit welchen Schwerpunktsetzungen die didaktischen Uumlberlegungen beginnen dh ob Uumlberlegungen zu Zielen und Inhalten oder aber zu Methoden und Medien zuerst getaumltigt werden sei nach MARTIN von zweitrangiger Bedeutung vielmehr stehe das Verhaumlltnis dieser Elemente zueinander im Vordergrund Die praktische Vorbereitung als zweite Teilphase der Planung beinhaltet je nach Vorhaben dass die Raumlumlichkeiten organisiert vorbereitet oder gar umgestaltet werden dass Termine vereinbart werden oder auch Oumlffentlichkeitsarbeit mitbe-ruumlcksichtigt wird Auch Besorgungen von Materialien und Medien sind vorzuneh-

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men und falls erforderlich interdisziplinaumlre Kontakte herzustellen oder Helfer anzu-sprechen Je nach Vorerfahrungen des Sozialpaumldagogen wird hier auch das Aus-probieren des Vorhabens oder die Vorbereitung zB mittels Fort- oder Weiterbil-dung vorgesehen Der Teilschritt der Planung und damit das weitere Vorgehen haumlngt schlieszliglich da-von ab wer die Planung vornimmt oder daran beteiligt ist und wie die Planung gestaltet wird (3) Das Handeln welches die didaktische Planung mit Inhalt fuumlllt Es geht dabei um sozialpaumldagogisch ausgerichtetes Handeln mit einzelnen Perso-nen Gruppen oder auch Institutionen Das konkrete Handeln ist durch einen expe-rimentellen Charakter gekennzeichnet und bringt zwei wichtige Effekte mit sich Einerseits bringt sie als umgesetzte Planung die Realisierbarkeit und Ergebnisse der Planung hervor birgt gleichzeitig aber die Moumlglichkeit innerhalb des konkreten Verlaufs neue Beobachtungen und Erfahrungen zu machen so dass darauf basie-rend wiederum die Situationsanalyse fortgefuumlhrt und reflektiert werden kann Im engeren Sinne endet die didaktische Arbeit mit dem Beginn der praktischen Umsetzung vorlaumlufig und setzt bei der Reflexion wieder ein (4) Die Auswertung die als letzter Teilschritt der didaktischen Reflexion gilt Sie beinhaltet die Reflexion der Ausgangssituation und der Rahmenbedingungen der getroffenen Entscheidungen sowie der getaumltigten Vorbereitungen Auch der praktische Verlauf wird reflektiert und moumlgliche Konsequenzen werden festgehal-ten Die Auswertung des sozialpaumldagogischen Handelns sollte moumlglichst gemeinsam mit den Gruppenmitgliedern geleistet werden Die Auswertung kann unterschied-lich gestaltet werden und viele Formen der Dokumentation umfassen so koumlnnen auch Bilder oder Filme als Medium der Auswertung dienen Auch Gruppendiskus-sionen Frageboumlgen und schlichte Aumluszligerungen bei gemuumltlichem Beisammensein koumlnnen zur Auswertung beitragen Die Auswertung kann damit auf unterschiedliche Art und Weise und in unterschied-lichen Phasen des Vorhabens stattfinden Situationsanalyse Planung Durchfuumlhrung und Auswertung bilden einen Kreislauf bei dem die Auswertung in eine neue Situationsanalyse mit einflieszligt und den Kreis-lauf von Neuem beginnen laumlsst Durch die didaktische Reflexion wird das Altgewohnte kritisch betrachtet und bietet dadurch die Moumlglichkeit Alternativen zu entdeckt Sie sorgt damit fuumlr Erneuerungen

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in der praktischen Arbeit und eine fortlaufende Neuausrichtung des sozialpaumldago-gischen Handelns im Hinblick auf die sich veraumlndernde Ausgangssituation Die bewusste Vollziehung und Reflexion dieses Kreislaufes ermoumlglicht eine Ver-besserung und Weiterentwicklung der sozialpaumldagogischen Arbeit indem sie theo-retische Uumlberlegungen und praktisches Handeln verbindet 23 Zusammenfassung Bei einem Blick in die einschlaumlgige Literatur wird der Mangel an wissenschaftlichen Ausarbeitungen uumlber die Grundlagen professionellen sozialpaumldagogischen Han-delns deutlich Der wissenschaftliche Literatur-Fundus wird vom Bereich Grundla-gen paumldagogischen Denkens und Handelns allgemein uumlber Grundlagen sozialpauml-dagogischen Denkens und Handelns bis hin zu Grundlagen einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation immer schmaumller Als Grundlage jedoch sowohl paumldagogischen als auch sozialpaumldagogischen Han-delns so zeigt die wissenschaftliche Recherche bildet sich der Begriff Didaktik heraus Auffallend diesbezuumlglich ist die Vielzahl an Veroumlffentlichungen hinsichtlich der Schul-Didaktik einerseits und dem geringen Fundus im Bereich Didaktik und Sozialpaumldagogik andererseits Unumstritten sehen die sich mit den Grundlagen der Sozialpaumldagogik beschaumlftig-ten Autoren WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BA-DERBAUKUSKNAPP Didaktik als einen elementaren Bestandteil professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und die Notwendigkeit diese Thema-tik aufzuarbeiten Auf Grund des Fehlens eines Grundlagenwerks muss auf Allge-mein-didaktische Grundlagen zuruumlckgegriffen werden um schlieszliglich durch die notwendigen Um- und Ausarbeitungen auf den Fachbereich Sozialer Arbeit einer Didaktik der Sozialpaumldagogik als Grundlage professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns naumlher zu kommen Betrachtet man sich den Begriff Didaktik naumlher so wird er eindeutig als Teilbereich der Paumldagogik identifiziert eine inhaltliche Darstellung des Begriffes zeigt jedoch eine breite Palette an Verstaumlndnismoumlglichkeiten von Didaktik Aufgrund der vielfaumlltigen Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche sozialpaumldagogischer Arbeit zu deren Merkmalen auch die Planung und Unterstuumltzung von Bildungs- und Lernprozessen zaumlhlen laumlsst sich die Erkenntnis ableiten dass Didaktik eine unverzichtbare Bezugswissenschaft fuumlr die Soziale Arbeit darstellt Jedoch erge-ben sich besondere Anspruumlche an eine solche Didaktik die eine unveraumlnderte Uumlbernahme Allgemeiner Didaktik nicht erlaubt

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Sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich unter anderem dadurch aus dass sie sich an eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgabenfelder und Adressatengruppen richtet dass sie vorwiegend alltagsbezogene Arbeit beinhaltet dass die Beruumlcksichtigung sowohl von gesellschaftlichen und kulturellen als auch von individuellen Situatio-nen eine zentrale Stellung einnimmt und dass das Lernen meist in indirekter Form stattfindet Schon allein aus diesen Bedingungen heraus wird deutlich dass eine Didaktik der Sozialpaumldagogik nicht gleich eine Didaktik einer jeglichen anderen paumldagogischen Disziplin sein kann Bei der naumlheren Betrachtung von Ansaumltzen einer Didaktik in der sozialpaumldagogi-schen Arbeit kristallisiert sich der Begriff Lernen als zentral heraus woran sich die Bedeutsamkeit der lerntheoretischen Didaktik anschlieszligt Lernen im sozialpaumldago-gischen Feld bedeutet jedoch immer Lernen in Alltagssituationen und damit in den realen Situationen des momentanen Lebensvollzuges der jeweiligen Betroffenen es heiszligt umgekehrt auch Lernen im Sinne von aktiver Aneignung von Erfahrungen in sozialen emotionalen und auch kognitiven Bereichen Das heiszligt fuumlr die Didaktik in der sozialpaumldagogischen Arbeit genau diese alltaumlglichen Erfahrungsprozesse nicht planlos ablaufen zu lassen Lern- und Veraumlnderungsprozesse geschehen auch hier nur wenn sie beeinflusst werden wenn diese Gesichtspunkte didaktisch hinterfragt strukturiert geplant und reflektiert werden Die Frage nach dem Was Warum Wie und Womit muss daher auch bei der Didaktik der sozialpaumldagogi-schen Arbeit im Vordergrund stehen Konkrete Vorschlaumlge in der praktischen Umsetzung liefert MARTIN mit seinem bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo Er bietet mit den Teilschritten Analysie-ren Planen Handeln und schlieszliglich der Auswertung und Kontrolle die gleichzei-tig die Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse und damit einen Wiedereinstieg in den Kreislauf darstellt eine Leitlinie fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Vor-gehen Wie die praktische Umsetzung didaktischer Uumlberlegungen sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation aussehen kann wird in der vorliegen-den Ausarbeitung am Beispiel eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativange-bots dargestellt

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3 Die Umsetzung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots innerh des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes im Hegau-Jugendwerk Die konkrete Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots er-folgt nach dem didaktischen Handlungsmodell nach MARTIN Der Prozess verlaumluft in vier Schritten wobei der erste Schritt durch die Beschreibung des Arbeitsfeldes die Situationsanalyse darstellt In einem zweiten Schritt werden die didaktisch-methodischen Uumlberlegungen im Sinne der Planung des Vorhabens getaumltigt Der dritte Schritt stellt schlieszliglich das praktische Handeln am Beispiel eines ausge-waumlhlten Rehabilitanden dar Der vierte und letzte vorgesehene Schritt im Modell beinhaltet die Reflexion des Kreativangebots auf drei Ebenen und schlieszligt damit gleichermaszligen den Kreis der didaktischen Reflexion 31 Beschreibung des Arbeitsfeldes Die Beschreibung des Arbeitsfeldes als erster Schritt des didaktischen Hand-lungsmodelles dient mit der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks in Gailingen als Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum der Beschreibung des Klientels und mit der Verdeutlichung des sozialpaumldagogischen Aufgabenbereichs der Analyse der Ausgangssituation 311 Das Hegau-Jugendwerk Das Hegau-Jugendwerk in Gailingen bietet als Fachkrankenhaus und Rehabilitati-onszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene nicht nur eine medizi-nische stationaumlre Behandlung von Verletzungen oder Erkrankungen des Nerven-systems sondern uumlberdies eine umfassende schulische berufliche und soziale Rehabilitation Mit insgesamt 200 Betten in den Abteilungen Fruumlhrehabilitation Schwerrehabilita-tion und den Abteilungen der weiterfuumlhrenden Rehabilitation beschaumlftigt das He-gau- Jugendwerk rund 300 Mitarbeiter in unterschiedlichen Fachbereichen Die nahtlose und kontinuierliche Rehabilitationsbehandlung von der Uumlbernahme aus der Akutklinik bis zur schulischen-beruflichen und sozialen Wiedereingliede-rung wird durch ein individuelles Rehabilitationskonzept ermoumlglicht Dieses wird gemeinsam mit dem Rehabilitanden und einem multiprofessionellen interdiszipli-naumlr zusammenarbeitenden Team aus Aumlrzten Pflegekraumlften (Neuro-)Psychologen

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Sozialarbeitern Sozialpaumldagogen und Fachtherapeuten der Ergotherapie Physio-therapie Logopaumldie Schwimm- und Sporttherapie der Massage und medizini-schen BaumlderabteilungPhysikalische Therapie sowie der Musiktherapie erstellt und in Form des Case-Managements fortwaumlhrend angepasst kritisch uumlberpruumlft und wenn erforderlich veraumlndert Im Sinne der schulischen und beruflichen Rehabilitati-on sind die staatlich anerkannte Krankenhausschule und die berufstherapeuti-schen Abteilungen wesentliche Bestandteile Ziel der Rehabilitation ist es dem Behinderten oder von Behinderung bedrohten Menschen zur Ruumlckkehr in Familie Schule oder Beruf und soziales Umfeld zu verhelfen und dies entsprechend seinen Wuumlnschen Vorstellungen und Faumlhigkei-ten 312 Das Klientel Die Rehabilitanden im Alter zwischen 2 und 21 Jahren werden aus dem gesamten Bundesgebiet und zT daruumlber hinaus sowohl stationaumlr als auch teilstationaumlr auf-genommen Die Aufnahmeindikationen der Rehabilitanden koumlnnen sich dabei sehr unterschiedlich gestalten Erworbene Hirnschaumldigungen durch Unfaumllle und deren Folgen Hirntumore Cerebrale Gefaumlszligprozesse Cerebrale Hypoxien oder entzuumlnd-liche Erkrankungen des zentralen Nervensystems bilden dabei die groumlszligten Indika-tionsgruppen Wie jedoch SOMMER in seiner Publikation bestaumltigt so hat sich neben den klassisch neurologisch Beeintraumlchtigten eine breite Streuung der Auf-nahmeindikationen auf Grund von weiter reichenden Krankheitsbildern und Behin-derungsformen entwickelt so dass vermehrt auch Jugendliche auf Grund von Dro-gen- Medikamenten oder Alkoholabusus nach Suizidversuchen oder auch Ge-walterfahrungen aufgenommen werden Die Auswirkungen der Krankheit bzw des Unfalls sind sehr weitreichend Es kann zu motorischen Behinderungen wie Koumlrper- und Bewegungsstoumlrungen zu vegeta-tiven Stoumlrungen wie Kopfschmerzen oder Uumlberempfindlichkeit gegenuumlber Laumlrm kommen Nicht selten kommt es zu einer posttraumatischen Epilepsie Auch Wahrnehmungsstoumlrungen wie Stoumlrungen der Koumlrperwahrnehmung der visuellen oder raumlumlichen Wahrnehmung oder gar die Vernachlaumlssigung von einer Koumlrper-seite oder Koumlrperteilen koumlnnen Folgen sein Stoumlrungen der Kommunikation durch Sprech- und Sprachprobleme sind ebenfalls haumlufig zu beobachtende Folgen Wei-tere Beeintraumlchtigungen fallen in den Bereich der Neuropsychologie wie Aufmerk-samkeits- und Konzentrationsstoumlrungen Merk- und Gedaumlchtnisstoumlrungen oder verminderte Belastbarkeit Mit einher gehen schlieszliglich immer auch Veraumlnderun-

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gen des Verhaltens und Erlebens wie eine mangelnde Selbstwahrnehmung die Beeintraumlchtigung des problemloumlsenden Denkens und des Kritik- und Urteilvermouml-gens welche insbesondere dem Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes zugerechnet werden koumlnnen Die Aufenthaltsdauer kann deshalb je nach Schwere der Schaumldigung und individu-ellen Faktoren von einigen wenigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten und in Einzelfaumlllen auch Jahren variieren 313 Der Sozialpaumldagogische Dienst im Hegau-Jugendwerk Die Mitarbeiter des Sozialpaumldagogischen Dienstes im Hegau-Jugendwerk arbeiten gemeinsam mit den Mitarbeitern des Pflegedienstes sozusagen im sozialen Nah-raum der Rehabilitanden Sie arbeiten im Schichtdienst und sind deshalb vorwie-gend auch jene Berufsgruppe des interdisziplinaumlren Teams welche die Rehabili-tanden in ihrer therapiefreien Zeit begleiten Allein aus dieser Tatsache heraus ergibt sich der Schwerpunkt sozialpaumldagogischer Arbeit und gleichsam auch der Stellenwert der Sozialpaumldagogik innerhalb des gesamten Rehabilitationskonzep-tes Im Sinne des allgemeinen Zieles sozialpaumldagogischen Handelns gilt es bdquoeinen Beitrag zur Verbesserung von Lebenschancen und Lebensbedingungen von hilfs-beduumlrftigen Einzelpersonen und Gruppen zu leistenldquo Das Augenmerk des Sozial-paumldagogen ist damit auf die sog psychosoziale Rehabilitation gerichtet Durch gezielte Unterstuumltzung von Lernprozessen soll eine soziale Integration des Rehabi-litanden in die Gesamtheit seines sozialen Umfeldes ermoumlglicht werden Ziel ist es dem Rehabilitanden durch sozialpaumldagogische Angebote zu Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln sowie auch zu sozialer Kompetenz zu verhelfen welche ihnen ein eigenverantwortliches selbstbestimmtes Leben ermoumlglicht Paumldagogische Aufgaben verorten sich deshalb in den Bereichen Hilfestellung bei der Krankheitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der Entwick-lung von emotionaler Stabilitaumlt Selbstvertrauen und Eigenverantwortlichkeit das gezielte Eroumlffnen von Moumlglichkeiten zum (Wieder-)Erlernen vormals beherrschter Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Foumlrderung der Selbstbestimmung und Selbst-staumlndigkeit in lebenspraktischen Bereichen die Foumlrderung der Kommunikations- und Konfliktfaumlhigkeit die Bearbeitung von Verhaltensauffaumllligkeiten und das ge-meinsame Erarbeiten von Verhaltensalternativen die Unterstuumltzung der Rehabili-tanden bei der Wiedererlangung von Gruppenfaumlhigkeit und die Bearbeitung von Fragen im Rahmen der Entwicklung neuer Lebensperspektiven

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Dies alles geschieht in gezielt eingerichteten Einzel- und Gruppensituationen sowie im freieren Rahmen auszligerhalb der Therapien unter Anwendung unterschiedlicher bdquomethodischer Vorgehensweisenldquo Die Sozialpaumldagogen bearbeiten demnach gemeinsam mit dem Patienten und im interdisziplinaumlren Team Fragen im Rahmen neuer Lebensperspektiven der Selbst-verwirklichung und sozialer Kompetenz des Rehabilitanden Hierbei spielen die Beziehungsarbeit und auch die Zuwendung aufbauend auf einer verstaumlndnis- und vertrauensvollen Basis eine zentrale Rolle Nach der erfolgten Analyse der Ausgangssituation folgen nun im zweiten Teil-schritt die fuumlr die Planung notwendigen didaktisch-methodischen Uumlberlegungen 32 Didaktisch-methodische Uumlberlegungen zum Kreativangebot Im Sinne des zweiten Schrittes im Prozess der didaktischen Reflexion der Pla-nung stehen im Folgenden didaktisch-methodische Uumlberlegungen die sowohl Entscheidungen wie auch Vorbereitungen zur Umsetzung des Kreativangebots beinhalten im Mittelpunkt Dabei gehen sowohl Uumlberlegungen zu den aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots als auch zu der Auswahl der Teilnehmer und Uumlberlegungen zu Lernzielen und Lerninhalten ein Auch die sich hieraus ergeben-de Auswahl und der Einsatz von Methoden und Materialien stehen im Mittelpunkt 321 Die aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots Die Durchfuumlhrung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots hatte sich aus mehreren Gruumlnden angeboten Erstens waren durch die bestehenden sozial-paumldagogischen Gruppenangebote die meisten Bereiche abgedeckt Eine Luumlcke bestand aus meiner Sicht nur noch in einem kuumlnstlerischen Angebot welches ich aus mehreren Gruumlnden als sehr sinnvoll und notwendig erachtete Es bestanden fuumlr jene die Interesse an kuumlnstlerischen Betaumltigungen zeigten nur wenige Moumlg-lichkeiten ihre Kreativitaumlt im Rahmen der Freizeit zu entfalten Ein weiterer und nicht unwichtiger Aspekt solch ein Angebot aufzunehmen fuumlhrte auf die Spezifika des Klientel bezuumlglich ihrer Beeintraumlchtigungen zuruumlck Das Selbstbewusstsein und die Selbststaumlndigkeit vieler Patienten sind durch einen Unfall oder eine Krank-heit stark beeintraumlchtigt Erschwerend kommen haumlufig koumlrperliche undoder schwe-re Sinnesbeeintraumlchtigungen hinzu die die Kommunikationsfaumlhigkeit beeintraumlchti-gen Auf diesem Hintergrund ist der kuumlnstlerische Ausdruck bei dem es kein richtig

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oder falsch gibt mE eine einerseits nicht unbeachtliche Moumlglichkeit des Aus-drucks andererseits aber auch der Raum in dem die Rehabilitanden selbst ent-scheiden und Verantwortung fuumlr ihr Tun uumlbernehmen und sich auf Neues einlassen koumlnnen Ein weiterer Grund ergab sich aus der Zielsetzung den Rehabilitanden die Moumlg-lichkeit zu geben den vorhandenen Wohnraum mitzugestalten All diese Gruumlnde fuumlhrten schlieszliglich dazu das kunsttherapeutisch orientierte Krea-tivangebot einmal woumlchentlich zu einem festen Termin durchzufuumlhren Das Ange-bot fand in acht Sitzungen statt und wurde auf Grund der kurzen Aufenthaltsdauer der Rehabilitanden und der begrenzten Zeit vorerst nach der achten Sitzung been-det Auch sollte es eine geschlossene gleich bleibende Gruppe sein um den Re-habilitanden das Gefuumlhl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben Die Teilneh-merzahl wurde auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt um die Bildung von Untergrup-pen zu vermeiden um dem Vertrauensaufbau innerhalb der Kleingruppe genuumlgend Raum zu geben auch aber um die notwendige Verantwortung tragen zu koumlnnen Die Teilnahme an diesem Angebot war freiwillig wenn auch eine regelmaumlszligige Teilnahme erwuumlnscht war Aufgrund bestehender Merkfaumlhigkeitsdefizite wurde der Termin als Erinnerungshilfe in die Therapieplaumlne eingetragen Die Dauer des An-gebots wurde auf eineinhalb Stunden festgelegt wobei eine zeitliche Ausweitung auf Grund der therapiefreien Zeit durchaus moumlglich war Das Mindestmaszlig an Zeit wurde jedoch benoumltigt um einerseits dem Beduumlrfnis nach gegenseitigem Aus-tausch gerecht zu werden andererseits aber auch um eine intensive Arbeit an den Bildern zu ermoumlglichen 322 Zur Auswahl der Teilnehmer Die Auswahl der Teilnehmer wurde in Absprache mit den Teamkollegen und in Einzelfaumlllen mit einzelnen Fachtherapeuten des interdisziplinaumlren Teams getroffen Die Auswahlkriterien gestalteten sich weitgehend aus der Zielsetzung zuruumlckgezo-genen passiven stillen unauffaumllligen einen geschuumltzten Raum zu bieten in wel-chem sie ungestoumlrt und frei von aumluszligeren Einfluumlssen an etwas arbeiten konnten was ihnen Spaszlig machte Alle ausgewaumlhlten Teilnehmer hatten auf Grund ihrer erworbenen Einschraumlnkungen Probleme unterschiedlicher Art im Bereich der Kom-munikation welche sie groumlszligtenteils vor ihrem Aufenthalt gar nicht oder nicht in dieser Weise oder diesem Maszlige erlebt hatten So stuumltzte sich die Auswahl schlussendlich auf Rehabilitanden welche in unterschiedlichem Ausmaszlig in ihrer Kommunikation beeintraumlchtigt waren Hauptauffaumllligkeiten waren dabei Sprachstouml-

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rungen und Sprechstoumlrungen unterschiedlichen Grades Weitere Beeintraumlchtigun-gen zeigten sich in unterschiedlichen koumlrperlichen Bereichen wobei die sog arm-betonte Ataxie bei den meisten der Teilnehmern weniger bis maumlszligig stark ausge-praumlgt war so dass sie ihre Faumlhigkeiten mehr in undifferenzierten Handlungsschrit-ten als in feinmotorischen Kleinarbeiten ausuumlben konnten Neben Koordinations-problemen insbesondere der Arme waren es vermehrt auch Laumlhmungen welche alltaumlgliche Verrichtungen erschwerten Als besonders einschraumlnkend erwiesen sich daruumlber hinaus die schweren Seheinschraumlnkungen einer Rehabilitandin die weit-gehend an der Stimme erkannte mit wem sie kommunizierte Mit der Uumlberzeugung dass jeder Teilnehmer auch mit seinen Einschraumlnkungen kreativ taumltig sein kann und insbesondere das Malen in seiner offenen freien Sicht-weise eine Moumlglichkeit zur Kommunikation darstellt wurden die Teilnehmer in ei-nem persoumlnlichen Gespraumlch auf das Angebot angesprochen und dazu eingeladen Die Teilnehmer im Alter zwischen 17 und 23 Jahren befanden sich alle im Haus der weiterfuumlhrenden Rehabilitation Von Vorteil erschien mir eine gemischtge-schlechtliche Gruppe wie auch das Zusammenleben in der Rehabilitationseinrich-tung gestaltet wird Schlieszliglich galt es bei der Auswahl sowohl das Interesse der Teilnehmer am krea-tiv kuumlnstlerischen Tun zu wecken sowie einzelne Rehabilitanden dazu zu ermuti-gen zu bestaumlrken und zu motivieren sich auf etwas voumlllig Neues aber fuumlr sie nicht Abwegiges einzulassen und dieses auszuprobieren All diese Kriterien fuumlhrten schlieszliglich zur Zusammensetzung der Kreativgruppe mit sechs Teilnehmern 323 Uumlber Lernziele und Lerninhalte Im Hinblick auf die Lernziele lieszligen sich zahlreiche Differenzierungen vornehmen je nachdem aus welchem Blickwinkel diese betrachtet wurden Sowohl die Teil-nehmer der Kreativgruppe als auch die Leiterin brachten eigene Zielsetzungen in die Gruppe ein Die Ziele der Rehabilitanden richteten sich nach Angaben dieser vermehrt nach Freizeitausgleich Freizeitbeschaumlftigung gemuumltlichen Beisammensein in ange-nehmer Atmosphaumlre gemeinsamen Gestalten und vorwiegend dem Entspannen waumlhrend des Malens vom anstrengenden Klinikalltag Im scheinbaren Gegensatz dazu standen die Ziele der Paumldagogin welche sich weniger im Bereich der Ent-spannung durch das Malen oder schlicht der Freude am kreativen Tun der Rehabi-litanden bewegten Die Ziele ihrerseits waren unbestritten Lernziele auf unter-schiedlichen Ebenen

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Als Richtziele kristallisierten sich die Staumlrkung des Selbstwertgefuumlhls und des Selbstbewusstseins der Rehabilitanden und der Aufbau der eigenen Ressourcen die gezielt durch das Malen angesprochen werden sollten heraus Dies sollte so-wohl durch das gemeinsame Tun in der Gruppe als auch der jeweiligen einzelnen Arbeit am Bild erreicht werden So bot den Teilnehmern die Teilnahme an der Gruppe die Moumlglichkeit sich in der kleinen gleich bleibenden Gruppe ohne Drang zu entfalten Schon allein durch die gleiche Taumltigkeit aller war die Basis fuumlr ein Kommunikationsthema gegeben Der Einstieg sich kundzutun wurde damit er-leichtert Das regelmaumlszligige intensive Zusammentreffen und das erworbene Ver-trauen erlaubte es den Teilnehmern sich mehr und mehr zu oumlffnen und ihre Wuumln-sche zu aumluszligern Bezuumlglich der jeweiligen eigenen Arbeit am Bild und dem Ver-staumlndnis des erweiterten Kunstbegriffs als Basis erfuhr der Einzelne dass jeder wenn auch auf andere Art und Weise etwas darstellen kann Die Rehabilitanden lernten sich auf neue Dinge einzulassen sie lernten unterschiedliche Materialien kennen und konnten neue Erfahrungen sammeln Sie erfuhren beim kreativen Tun dass es nicht darauf ankommt alles zu koumlnnen sondern dass es darauf ankommt was der Einzelne aus dem was er mitbringt gestaltet Die Richtziele konnten somit in mehrere Grobziele untergliedert werden So konnte ein erhoumlhtes Selbstvertrauen daran festgemacht werden ob die ansonsten eher verschlossenen Rehabilitanden eine rege Diskussion fuumlhrten und so eine vermehr-te Interaktion und Kommunikation stattfand oder Rehabilitanden die sich zu Be-ginn sehr unsicher waren und sich nicht fuumlr ein Material entscheiden konnten sich zum Ende hin gezielt mit eigener Vorstellung an ein Bild setzten Das Vertrauen auf und der Glaube an die eigenen Ressourcen konnte daran festgemacht werden dass sich die Rehabilitanden an mehrere neue Materialien herantrauten sich in ungewisse Situationen leichter hineinbegeben konnten und mit ihren Arbeiten zu-frieden sein konnten Diese Ziele die innerhalb der Kreativgruppe fokussiert wur-den beschraumlnkten sich aber nicht auf diesen Rahmen denn ein selbstsicheres Auftreten und der verstaumlrkte Glaube an sich selbst waren wenn sie auch sehr abs-trakte Ziele darstellten auch auszligerhalb der Gruppe spuumlrbar So konnte der jeweili-ge Rehabilitand beispielsweise nun auch bei Tisch mit einem lauten bdquoNeinldquo aumluszligern dass er dieses Essen nicht moumlchte Schlieszliglich ergaben sich fuumlr jeden einzelnen Rehabilitanden wenn man so moumlchte noch individuelle Feinziele Diese individuellen Ziele wurden durch den Rehabili-tanden nicht bewusst verfolgt sie stellten unbewusst und moumlglicherweise auch ohne das Wissen des Rehabilitanden allein durch die Auswahl der Methoden Ziele meinerseits dar So trainierte ein Rehabilitand mit schwerer Sehbeeintraumlchtigung

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oder einer schweren Bewegungsstoumlrung ganz automatisch seine Faumlhigkeiten in diesem Bereich auch wenn er dies vielleicht gar nicht gezielt mochte Das Malen dh das kreative Taumltigwerden am Bild bot damit unbestritten eine Viel-zahl an Moumlglichkeiten um unterschiedlichen Zielen gerecht zu werden Es bot die Moumlglichkeit der nonverbalen Ausdrucksmoumlglichkeit des Trainings neuropsycholo-gischer Teilleistungsstoumlrungen eine Moumlglichkeit zum Motivationsaufbau es bot schlicht Freude und Entspannung indem es nicht an Leistung orientiert war und konnte dem Aggressionsabbau dienen indem ein impulsives Malen in diesem Rahmen moumlglich war Das Training sozialer Kompetenzen innerhalb der Gruppe wurde ermoumlglicht aber auch die Selbststaumlndigkeit wurde durch die Auferlegung der eigenen Verantwortung fuumlr das Gemalte unterstuumltzt Motorische Faumlhigkeiten wurden bei jeglicher Art des Malens gefoumlrdert und auch die Foumlrderung von gege-benen Talenten konnte in diesem Rahmen aufgegriffen werden Es gab somit unbestritten Zielsetzungen auf Seiten der Rehabilitanden und auf Seiten der Sozialpaumldagogin die sich gleich different oder fuumlr den jeweils anderen nicht sichtbar und evt gar nicht gewollt darstellen So koumlnnen durch die richtige Auswahl der Methoden unterschiedliche Ziele auf unterschiedlichen Ebenen er-reicht werden 324 Uumlber den Einsatz von Methoden Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen die Auswahl der Teilnehmer sowie die Dimensionen der Zielsetzungen wurden innerhalb der Sozialen Gruppenarbeit Elemente des Begleiteten Malens nach EGGER als methodische Gestaltung der Kreativgruppe umgesetzt wobei Soziale Gruppenarbeit in diesem Fall als bdquoeine Methode der Sozialarbeit die den Einzelnen durch sinnvolle Gruppenerlebnisse hilft ihre soziale Funktionsfaumlhigkeit zu steigern und ihren persoumlnlichen Problemen ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des oumlffentlichen Lebens besser gewachsen zu seinldquo verstanden wird Der Ansatz des Begleiteten Malens lieszlig sich in das Handlungsfeld der Neurologi-schen Rehabilitation angemessen eingliedern da er durch den flexibel zu gestal-tenden Einsatz keine kostenintensiven und ausgefallenen Materialien erforderte Daruumlber hinaus bietet der Ansatz hervorragende Moumlglichkeiten auch ohne erhebli-che Vorkenntnisse im kunsttherapeutischen Bereich das Begleitete Malen in ab-gewandelter Form umzusetzen Die einzelnen Aspekte dieses Ansatzes wurden daher hier nicht in ausdifferenzierter Weise uumlbernommen sondern nur in sofern als dass es die Rahmenbedingungen des Angebots zulieszligen in die methodische

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Umsetzung integriert und fuumlr die Leiterin als Handlungsleitlinien zu den maszliggebli-chen Richtlinien Bei den konkreten Aktivitaumlten handelte es sich um Malaktivitaumlten mit unterschiedli-chen Materialien Den Techniken und Thematiken die jeder einzelne Rehabilitand mitbrachte waren keine Grenzen gesetzt Es duumlrfte experimentiert werden dh es fand keine Themenvorgabe statt Innerhalb der zur Verfuumlgung stehenden Utensi-lien der individuellen Motivation und dem gegebenen Zeitrahmen konnte dem kreativen Prozess freien Lauf gewaumlhrt werden Auch konnte der Rehabilitand selbst entscheiden ob er stehend oder sitzend arbeiten moumlchte je nach Moumlglich-keiten und Einschraumlnkungen konnte hier auch mit Hilfestellungen die richtige Posi-tion gefunden werden Begleitet wurden diese Aktivitaumlten stets von der unterstuumlt-zenden Begleitperson dh der Sozialpaumldagogin welche jedoch mehr und mehr in den Hintergrund ruumlckten sollte und schlieszliglich mehr als bdquoDienerldquo im Sinne der Ma-terialbereitstellung fungierte Bei der Umsetzung des Begleiteten Malens nach EGGER waren jedoch nicht nur Freiraumlume gegeben sondern auch wichtige Krite-rien zu beachten die sowohl den kuumlnstlerischen Prozess den Einzelnen in der Gruppe als auch die Gruppe als Gesamtes betrafen Es galt gewisse bdquoGruppenregelnldquo im Sinne des Zusammenseins aufzugreifen diese umzusetzen und ggf auch in Erinnerung zu rufen sollten sie in Vergessen-heit geraten Allgemeine Richtlinien im Hinblick auf die Arbeit in der Gruppe waren das Sauberhalten des jeweils eigenen Malplatzes und die gemeinsame Benutzung der Materialien Dies implizierte dass die Materialien jedem gleichsam zu Verfuuml-gung standen und diese auch nach der individuellen Nutzung den anderen Teil-nehmern wieder auf dem Angebotstisch zu Verfuumlgung gestellt wurden Ebenso galt das gemeinsame Aufraumlumen am Ende der Sitzung als allgemeine Uumlbereinkunft Auf Grund der vielfaumlltigen individuellen Einschraumlnkungen der Rehabilitanden ver-langte der gegenseitige Umgang ein hohes Potential an Ruumlcksichtnahme eines Einzelnen ab Das gegenseitige Kennen lernen war dabei von groszliger Bedeutung Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig einschaumltzen und respektieren lernen Die gegenseitige Begruumlszligung und die ersten Gespraumlchsminuten zu Beginn jeder Sit-zung trugen dazu bei die Stimmungen der Einzelnen wahrzunehmen und wurden daher gezielt eingeraumlumt Weitere Richtlinien die mit den Teilnehmern gemeinsam oder allein von Seiten der Teilnehmer gesetzt wurden waren ua dass die Informationen innerhalb der Gruppe auch in der Gruppe bleiben sollten so dass persoumlnliche Inhalte nicht nach auszligen getragen werden sollten Dies oumlffnete fuumlr alle die Moumlglichkeit persoumlnliche Stimmungslagen und Probleme zB auch in Bezug auf die Behinderungsverarbei-tung kundzutun wenn diese fuumlr den Einzelnen von Bedeutung waren

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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gogen gepraumlgt Vorgaben und Maszlignahmen des Sozialpaumldagogen gestalten sich weitgehend in den Bereichen Beratung Stabilisierung Unterstuumltzung und Beglei-tung von alltagsbezogenen Lernprozessen Diesen Merkmalen sozialpaumldagogi-scher Arbeit muss eine Didaktik der Sozialpaumldagogik gerecht werden Wenn auch eine Didaktik der Sozialen Arbeit als eigenstaumlndiges geschlossenes Konzept nicht zu existieren scheint so sollte sie doch nach GORGES fuumlr moumlglichst alle Arbeitsfelder und deren Zielgruppen relevant sein und den differenzierten Rol-len der Sozialpaumldagogen als Helfer Berater oder Unterstuumltzer entsprechen koumln-nen Sie sollte weiterhin die Analyse von konkreten Situationen der Klienten be-ruumlcksichtigen Auch die Zielorientierung dh das uumlbergeordnete Ziel der Verbesse-rung der sozialen Situation der Betroffenen duumlrfe nicht auszliger Acht gelassen wer-den Die Didaktik in der Sozialen Arbeit muumlsse auszligerdem eine Alltags- und Erfah-rungsorientierung ermoumlglichen da die Befaumlhigung der Klienten zu einer verbesser-ten Lebensbewaumlltigung und damit das Lernen immer im Bezug zur Lebenssituation im Mittelpunkt stehe Kommunikation und Interaktion seien weitere Aspekte auf die die Aufmerksamkeit gerichtet werden muumlsse da Kommunikationsstoumlrungen haumlufig zu den Ursachen von bestehenden Problemlagen hinzukommen oder gar zu diesen fuumlhren Die Beteiligung der Betroffenen indem sie Ziele Inhalte und Me-thoden durch eigene Vorstellungen mitbestimmen koumlnnen muss ermoumlglicht wer-den und schlieszliglich muumlsse die Didaktik einer komplexen Planung mit unterschiedli-chen Interventionen des sozialen Umfeldes gerecht werden koumlnnen Die sozialpaumldagogische Arbeit weist demnach besondere Merkmale in ihren Ziel-setzungen Organisationsstrukturen und Arbeitsweisen auf so dass sich besonde-re Anforderungen an eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ergeben Sie muss auf Grund der Vielfalt der Aufgabenfelder und Adressatengruppen uumlbergreifende Grundsaumltze und Planungskonzepte bereitstellen die auf besondere Situationen uumlbertragbar sind Wie sich nun die Ansatzpunkte einer Didaktik der Sozialpaumldagogik gestalten und wie konkrete Planungskonzepte aussehen koumlnnen soll im Weiteren betrachtet werden 22 Ansaumltze einer Didaktik in der Sozialpaumldagogik Bei der Entwicklung von Ansaumltzen einer Didaktik der Sozialpaumldagogik wird sich im Folgenden der Begriff Lernen insbesondere in Alltagssituationen herauskristallisie-ren Das anschlieszligend vorgestellte bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN wird beispielhaft die Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung geplanter

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Handlungsprozesse in der Sozialen Arbeit in die didaktische Uumlberlegungen einge-hen skizzieren 221 Lernen als zentraler Begriff der sozialpaumldagogischen Didaktik Didaktik ist wie aus der bisherigen Ausarbeitung ersichtlich wurde auch im Bereich der Sozialen Arbeit nicht wegzudenken da es auch hier um Lernprozesse geht Sie kann auf Erkenntnisse der schulorientierten Didaktik zuruumlckgreifen muss aber ihr Augenmerk auf bestimmte fuumlr die Soziale Arbeit relevante Aspekte richten Im Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik geht es vorwiegend um den Begriff Lernen weni-ger um den Begriff Bildung Dies laumlsst den Schluss zu dass sich die Didaktik in der sozialpaumldagogischen Arbeit mehr auf eine lerntheoretisch orientierte Didaktik stuumltzt Diese erweise sich nach GORGES als sinnvoll da sie implizit alle organi-sierten Lehr- und Lernprozesse zum Gegenstand mache und damit fuumlr die Didaktik Sozialer Berufe dienlich sei Um Ansaumltze einer Didaktik in der Sozialpaumldagogik zu entwickeln in deren Mittel-punkt Lernprozesse stehen muss unweigerlich der Begriff Lernen im sozialpaumlda-gogischen Feld naumlher betrachtet werden Wie bisher aufzeigt bilden sich als Inhalte sozialpaumldagogischer Arbeit Probleme unterschiedlicher Art aus den jeweiligen Lebenswirklichkeiten der Betroffenen her-aus Sie gestalten sich in alltaumlglichen Lebenssituationen und sind vielfaumlltig und komplex Das heiszligt umgekehrt fuumlr den Sozialpaumldagogen dass dieser mit alltaumlglichen Situa-tionen konfrontiert wird und daher alltaumlglichen Aufgaben gegenuumlbersteht Dies stellt in vielerlei Augen keine wirkliche Herausforderung dar doch gerade in solch zunaumlchst banal erscheinenden lebenspraktischen Aufgaben stecken sehr komple-xe vielfaumlltige und weit reichende Problemfelder Diese koumlnnen sich etwa in Schwierigkeiten im Umgang mit sich selbst dh im eigenen Umgang mit Enttaumlu-schung mit Trauer Aggression Frustration Freude oder Hoffnung und auch im Umgang mit Anderen dh die Moumlglichkeit stabile Beziehungen einzugehen sich abgrenzen zu koumlnnen Konflikte auszutragen Partnerschaften einzugehen oder auch seine Interessen vertreten zu koumlnnen aumluszligern Das Lernen im sozialpaumldagogischen Arbeitsfeld zeichnet sich demnach dadurch aus dass es sich vorwiegend in Alltagssituationen konstituiert dass es sich sowohl in den organisatorischen als auch in den institutionellen Rahmenbedingungen of-fen gestaltet und dadurch den Einsatz einer Vielzahl von methodischen Moumlglichkei-ten erlaubt Problemfelder koumlnnen deshalb auch im gewissen Rahmen bdquoganzheit-

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lichldquo angegangen werden und das Vorgehen kann sich weitgehend auf aneignen-de und erfahrungsbezogene Lernprozesse stuumltzen Das Lernen im sozialpaumldago-gischen Feld bezieht sich hauptsaumlchlich auf reale Situationen im aktuellen Lebens-vollzug der Betroffenen und besteht daher aus der aktiven Aneignung von eigenen Erfahrungen Dieses Lernen umfasst daher emotionale kognitive wie auch soziale Erfahrungen in gleichem Maszlige Sozialpaumldagogisches Handeln laumlsst sich daraus folgend durch einige Momente charakterisieren Anlass sozialpaumldagogischer Maszlignahmen sind Konflikte im Alltag der Betroffenen Inhalte sind weitgehend individuelle Problemlagen unterschied-lichster Art Der diesbezuumlgliche bdquoLernprozessldquo kann differenzierte Formen anneh-men der durch eine Vielfalt an sozialpaumldagogischen Handlungsformen mit unter-schiedlichen eingesetzten Methoden gekennzeichnet ist Sozialpaumldagogisches Handeln ist dabei mehr oder weniger durch das Moment der Planung gekenn-zeichnet als dass die Ausgangslage erfasst ein angemessenes Vorgehen geplant und notwendige Hilfen erschlossen werden Als Basis dessen liegt dem paumldago-gisch Taumltigen ein individuell spezifisches Berufsethos mit Wertmaszligstaumlben berufli-chen Handelns zugrunde Die Aufgabe des Sozialpaumldagogen besteht daher vorwiegend aus differenzierten Interventionen die sich innerhalb eines alltagsorientierten Lernen der Betroffenen finden lassen Genau in diesem Feld verortet sich schlieszliglich auch die Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit Es gilt alltaumlgliche Aktivitaumlten und Erfahrungsprozesse nicht einfach unreflektiert ablaufen zu lassen wie sie unbewusst ablaufen denn ohne Einflussnahme gestalten sich weniger Lern- und Veraumlnderungsprozesse in denen Erfahrungen im Sinne der Lernenden angeeignet werden koumlnnen Es gilt daher diese Prozesse im Anbetracht der bisher genannten Gesichtspunkte und Anforderungen an eine Didaktik die die Arbeit im sozialen Bereich mit sich bringt didaktisch zu hinterfragen zu strukturieren zu planen und zu reflektieren Dh dass auch bei alltaumlglichen Lernprozessen die Fragen nach dem Was und Warum und dem Wie und Womit in den Vordergrund ruumlcken muumlssen denn Lern-prozesse gelingen nur wenn uumlberlegte gezielte Herausforderungen und Hilfen beim Lernen seitens des Sozialpaumldagogen gegeben werden Das bedeutet auch dass sich in Alltagssituationen ergebende Aufgaben verstanden und als Chance zum Lernen erkannt werden muumlssen Diese koumlnnen schlieszliglich in einem Lernpro-zess zu einer Aneignung von Erfahrungen und damit der Moumlglichkeit zu Veraumlnde-rungen bis hin zu einer nuumltzlichen und emanzipierten Verhaltens- und Lebensstra-tegie fuumlhren Werden diese nicht gegeben bleiben Erfahrungen ungenutzt und Aufgaben koumlnnen unzulaumlnglich oder gar gefaumlhrlich und schaumldlich fuumlr den Lernen-den geloumlst werden

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Auch GORGES zieht Lernen als zentrale Begrifflichkeit hinsichtlich der Entwick-lung einer Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit heran indem er den Begriff lernen in Abgrenzung zu den Merkmalen von Lernsituationen innerhalb der Schule betrach-tet Die Soziale Arbeit sei diesbezuumlglich durch unterschiedliche Institutionen mit eher offenem Charakter Lernende aller Altersgruppen Lernen vorwiegend fuumlr die aktuelle Situation mit kurzfristigen Lernprozessen und den in der Regel freiwilligen Charakter gekennzeichnet Weitere Kennzeichen seien die Alltags- und Erfah-rungsorientierung die vermehrte Erarbeitung von Zielen und Inhalten der groumlszligere Spielraum fuumlr Rolleninterpretationen der Beteiligten und die haumlufig gemeinsam vorgenommene Bewertung von Ergebnissen Zusammenfassend bildet somit der Begriff Lernen insbesondere innerhalb von Alltagssituationen eine zentrale Begrifflichkeit einer Didaktik der Sozialpaumldagogik Es gilt die sich in besonderer Art und Weise gestaltenden Lernprozesse im Kontext Sozialer Arbeit didaktisch-methodisch zu planen umzusetzen und zu hinterfragen Nur so ist professionelles sozialpaumldagogisches Handeln gewaumlhrleistet Nur durch den Einbezug didaktischer Uumlberlegungen koumlnnen sowohl im Sinne des Lernenden innerhalb seines Lernprozesses aber auch im Sinne der Professionalisierung so-zialpaumldagogischer Arbeit effektive Ziele erreicht erhalten und weiterentwickelt werden Konkrete Ansaumltze wie didaktische Arbeit in der Praxis aussehen kann bzw wie didaktische Uumlberlegungen in der Praxis Sozialer Arbeit Eingang finden koumlnnen bietet MARTIN mit der Entwicklung des bdquoVerlaufsmodells der didaktischen Arbeitldquo auf welches im Folgenden eingegangen wird 222 Das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN Als eine fuumlr die sozialpaumldagogische Praxis brauchbare Vorgehensweise Im Sinne didaktischer Arbeit wurde von MARTIN das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Ar-beitldquo auch als bdquodidaktische Reflexionldquo bezeichnet erarbeitet Diese erweist sich seiner Ansicht nach in der praktischen Arbeit als notwendig wenn sozialpaumldagogi-sche Arbeit begruumlndet vorbereitet kritisch gepruumlft und verbessert werden soll Die didaktische Reflexion steht dabei bdquoin der Mitte zwischen bloszligem unreflektiertem Vorwissen (Vor-Urteil) und dem wissenschaftlich begruumlndeten Theoriewissenldquo Der Gesamtprozess der didaktischen Reflexion laumlsst sich in vier Schritte gliedern Die Teilschritte haben fuumlr die praktische Umsetzung in der sozialpaumldagogischen Arbeit folgende Inhalte

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(1) Das Analysieren mit den Teilschritten Beschreiben und Erklaumlren Der erste Teilschritt des Analysierens beginnt mit dem Beschreiben Das Beschrei-ben umfasst dabei die Analyse der Ausgangssituation durch vergangene tagtaumlgli-che oder auch geplante Beobachtungen durch Protokollieren oder auch Beschrei-ben von Verhalten einzelner Teilnehmer oder Gruppen sowie Situationen Sie wird auch als Situationsanalyse bezeichnet Sie beinhaltet auszligerdem das Sammeln von Daten und Informationen uumlber die Zielgruppe und einzelne Mitglieder Die Be-schreibung der Rahmenbedingungen und Handlungsspielraumlume sozialpaumldagogi-scher Arbeit sind hierbei ebenfalls von Bedeutung Moumlgliche Fragen der Situationsanalyse sind beispielsweise Fragen nach den Posi-tionen der Teilnehmer dh wo steht der Sozialpaumldagoge wo der Einzelne und wo die Gruppe Diese und viele differenziertere Fragen mehr bieten sich zur erleichterten Durch-fuumlhrung anhand eines gegliederten Fragebogens an Bei der Durchfuumlhrung einer Situationsanalyse sollten primaumlr diejenigen Probleme aufgegriffen werden die fuumlr die Planung von Relevanz sind Die Auswertung dieser Informationen liefert gleichsam die Antworten auf die Fra-gen der Situationsanalyse Das Erklaumlren als zweiter Teilschritt umfasst schlieszliglich die Erklaumlrung der Informa-tionen und beobachteten Daten indem sie verglichen gedeutet interpretiert und eingeordnet werden Dadurch wird auch die Einschaumltzung der realisierbaren Ver-aumlnderungen und der moumlglichen Entwicklungen ermoumlglicht (2) Das Planen mit den Teilschritten Entscheiden und Vorbereiten Im Teilschritt des Entscheidens sollen auf der Grundlage der Situationsanalyse folgerichtige Entscheidungen uumlber Lern- und Handlungsziele sowie uumlber Erzie-hungsziele getroffen werden Auszligerdem werden in dieser Phase Themen- bzw Fragestellungen bearbeitet inhaltliche Schwerpunkte gesetzt die Gestaltung or-ganisatorischer zeitlicher und inhaltlicher Rahmenbedingungen bedacht und Ent-scheidungen bezuumlglich einzusetzender Methoden Medien und Materialien getrof-fen Mit welchen Schwerpunktsetzungen die didaktischen Uumlberlegungen beginnen dh ob Uumlberlegungen zu Zielen und Inhalten oder aber zu Methoden und Medien zuerst getaumltigt werden sei nach MARTIN von zweitrangiger Bedeutung vielmehr stehe das Verhaumlltnis dieser Elemente zueinander im Vordergrund Die praktische Vorbereitung als zweite Teilphase der Planung beinhaltet je nach Vorhaben dass die Raumlumlichkeiten organisiert vorbereitet oder gar umgestaltet werden dass Termine vereinbart werden oder auch Oumlffentlichkeitsarbeit mitbe-ruumlcksichtigt wird Auch Besorgungen von Materialien und Medien sind vorzuneh-

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men und falls erforderlich interdisziplinaumlre Kontakte herzustellen oder Helfer anzu-sprechen Je nach Vorerfahrungen des Sozialpaumldagogen wird hier auch das Aus-probieren des Vorhabens oder die Vorbereitung zB mittels Fort- oder Weiterbil-dung vorgesehen Der Teilschritt der Planung und damit das weitere Vorgehen haumlngt schlieszliglich da-von ab wer die Planung vornimmt oder daran beteiligt ist und wie die Planung gestaltet wird (3) Das Handeln welches die didaktische Planung mit Inhalt fuumlllt Es geht dabei um sozialpaumldagogisch ausgerichtetes Handeln mit einzelnen Perso-nen Gruppen oder auch Institutionen Das konkrete Handeln ist durch einen expe-rimentellen Charakter gekennzeichnet und bringt zwei wichtige Effekte mit sich Einerseits bringt sie als umgesetzte Planung die Realisierbarkeit und Ergebnisse der Planung hervor birgt gleichzeitig aber die Moumlglichkeit innerhalb des konkreten Verlaufs neue Beobachtungen und Erfahrungen zu machen so dass darauf basie-rend wiederum die Situationsanalyse fortgefuumlhrt und reflektiert werden kann Im engeren Sinne endet die didaktische Arbeit mit dem Beginn der praktischen Umsetzung vorlaumlufig und setzt bei der Reflexion wieder ein (4) Die Auswertung die als letzter Teilschritt der didaktischen Reflexion gilt Sie beinhaltet die Reflexion der Ausgangssituation und der Rahmenbedingungen der getroffenen Entscheidungen sowie der getaumltigten Vorbereitungen Auch der praktische Verlauf wird reflektiert und moumlgliche Konsequenzen werden festgehal-ten Die Auswertung des sozialpaumldagogischen Handelns sollte moumlglichst gemeinsam mit den Gruppenmitgliedern geleistet werden Die Auswertung kann unterschied-lich gestaltet werden und viele Formen der Dokumentation umfassen so koumlnnen auch Bilder oder Filme als Medium der Auswertung dienen Auch Gruppendiskus-sionen Frageboumlgen und schlichte Aumluszligerungen bei gemuumltlichem Beisammensein koumlnnen zur Auswertung beitragen Die Auswertung kann damit auf unterschiedliche Art und Weise und in unterschied-lichen Phasen des Vorhabens stattfinden Situationsanalyse Planung Durchfuumlhrung und Auswertung bilden einen Kreislauf bei dem die Auswertung in eine neue Situationsanalyse mit einflieszligt und den Kreis-lauf von Neuem beginnen laumlsst Durch die didaktische Reflexion wird das Altgewohnte kritisch betrachtet und bietet dadurch die Moumlglichkeit Alternativen zu entdeckt Sie sorgt damit fuumlr Erneuerungen

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in der praktischen Arbeit und eine fortlaufende Neuausrichtung des sozialpaumldago-gischen Handelns im Hinblick auf die sich veraumlndernde Ausgangssituation Die bewusste Vollziehung und Reflexion dieses Kreislaufes ermoumlglicht eine Ver-besserung und Weiterentwicklung der sozialpaumldagogischen Arbeit indem sie theo-retische Uumlberlegungen und praktisches Handeln verbindet 23 Zusammenfassung Bei einem Blick in die einschlaumlgige Literatur wird der Mangel an wissenschaftlichen Ausarbeitungen uumlber die Grundlagen professionellen sozialpaumldagogischen Han-delns deutlich Der wissenschaftliche Literatur-Fundus wird vom Bereich Grundla-gen paumldagogischen Denkens und Handelns allgemein uumlber Grundlagen sozialpauml-dagogischen Denkens und Handelns bis hin zu Grundlagen einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation immer schmaumller Als Grundlage jedoch sowohl paumldagogischen als auch sozialpaumldagogischen Han-delns so zeigt die wissenschaftliche Recherche bildet sich der Begriff Didaktik heraus Auffallend diesbezuumlglich ist die Vielzahl an Veroumlffentlichungen hinsichtlich der Schul-Didaktik einerseits und dem geringen Fundus im Bereich Didaktik und Sozialpaumldagogik andererseits Unumstritten sehen die sich mit den Grundlagen der Sozialpaumldagogik beschaumlftig-ten Autoren WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BA-DERBAUKUSKNAPP Didaktik als einen elementaren Bestandteil professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und die Notwendigkeit diese Thema-tik aufzuarbeiten Auf Grund des Fehlens eines Grundlagenwerks muss auf Allge-mein-didaktische Grundlagen zuruumlckgegriffen werden um schlieszliglich durch die notwendigen Um- und Ausarbeitungen auf den Fachbereich Sozialer Arbeit einer Didaktik der Sozialpaumldagogik als Grundlage professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns naumlher zu kommen Betrachtet man sich den Begriff Didaktik naumlher so wird er eindeutig als Teilbereich der Paumldagogik identifiziert eine inhaltliche Darstellung des Begriffes zeigt jedoch eine breite Palette an Verstaumlndnismoumlglichkeiten von Didaktik Aufgrund der vielfaumlltigen Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche sozialpaumldagogischer Arbeit zu deren Merkmalen auch die Planung und Unterstuumltzung von Bildungs- und Lernprozessen zaumlhlen laumlsst sich die Erkenntnis ableiten dass Didaktik eine unverzichtbare Bezugswissenschaft fuumlr die Soziale Arbeit darstellt Jedoch erge-ben sich besondere Anspruumlche an eine solche Didaktik die eine unveraumlnderte Uumlbernahme Allgemeiner Didaktik nicht erlaubt

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Sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich unter anderem dadurch aus dass sie sich an eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgabenfelder und Adressatengruppen richtet dass sie vorwiegend alltagsbezogene Arbeit beinhaltet dass die Beruumlcksichtigung sowohl von gesellschaftlichen und kulturellen als auch von individuellen Situatio-nen eine zentrale Stellung einnimmt und dass das Lernen meist in indirekter Form stattfindet Schon allein aus diesen Bedingungen heraus wird deutlich dass eine Didaktik der Sozialpaumldagogik nicht gleich eine Didaktik einer jeglichen anderen paumldagogischen Disziplin sein kann Bei der naumlheren Betrachtung von Ansaumltzen einer Didaktik in der sozialpaumldagogi-schen Arbeit kristallisiert sich der Begriff Lernen als zentral heraus woran sich die Bedeutsamkeit der lerntheoretischen Didaktik anschlieszligt Lernen im sozialpaumldago-gischen Feld bedeutet jedoch immer Lernen in Alltagssituationen und damit in den realen Situationen des momentanen Lebensvollzuges der jeweiligen Betroffenen es heiszligt umgekehrt auch Lernen im Sinne von aktiver Aneignung von Erfahrungen in sozialen emotionalen und auch kognitiven Bereichen Das heiszligt fuumlr die Didaktik in der sozialpaumldagogischen Arbeit genau diese alltaumlglichen Erfahrungsprozesse nicht planlos ablaufen zu lassen Lern- und Veraumlnderungsprozesse geschehen auch hier nur wenn sie beeinflusst werden wenn diese Gesichtspunkte didaktisch hinterfragt strukturiert geplant und reflektiert werden Die Frage nach dem Was Warum Wie und Womit muss daher auch bei der Didaktik der sozialpaumldagogi-schen Arbeit im Vordergrund stehen Konkrete Vorschlaumlge in der praktischen Umsetzung liefert MARTIN mit seinem bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo Er bietet mit den Teilschritten Analysie-ren Planen Handeln und schlieszliglich der Auswertung und Kontrolle die gleichzei-tig die Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse und damit einen Wiedereinstieg in den Kreislauf darstellt eine Leitlinie fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Vor-gehen Wie die praktische Umsetzung didaktischer Uumlberlegungen sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation aussehen kann wird in der vorliegen-den Ausarbeitung am Beispiel eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativange-bots dargestellt

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3 Die Umsetzung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots innerh des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes im Hegau-Jugendwerk Die konkrete Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots er-folgt nach dem didaktischen Handlungsmodell nach MARTIN Der Prozess verlaumluft in vier Schritten wobei der erste Schritt durch die Beschreibung des Arbeitsfeldes die Situationsanalyse darstellt In einem zweiten Schritt werden die didaktisch-methodischen Uumlberlegungen im Sinne der Planung des Vorhabens getaumltigt Der dritte Schritt stellt schlieszliglich das praktische Handeln am Beispiel eines ausge-waumlhlten Rehabilitanden dar Der vierte und letzte vorgesehene Schritt im Modell beinhaltet die Reflexion des Kreativangebots auf drei Ebenen und schlieszligt damit gleichermaszligen den Kreis der didaktischen Reflexion 31 Beschreibung des Arbeitsfeldes Die Beschreibung des Arbeitsfeldes als erster Schritt des didaktischen Hand-lungsmodelles dient mit der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks in Gailingen als Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum der Beschreibung des Klientels und mit der Verdeutlichung des sozialpaumldagogischen Aufgabenbereichs der Analyse der Ausgangssituation 311 Das Hegau-Jugendwerk Das Hegau-Jugendwerk in Gailingen bietet als Fachkrankenhaus und Rehabilitati-onszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene nicht nur eine medizi-nische stationaumlre Behandlung von Verletzungen oder Erkrankungen des Nerven-systems sondern uumlberdies eine umfassende schulische berufliche und soziale Rehabilitation Mit insgesamt 200 Betten in den Abteilungen Fruumlhrehabilitation Schwerrehabilita-tion und den Abteilungen der weiterfuumlhrenden Rehabilitation beschaumlftigt das He-gau- Jugendwerk rund 300 Mitarbeiter in unterschiedlichen Fachbereichen Die nahtlose und kontinuierliche Rehabilitationsbehandlung von der Uumlbernahme aus der Akutklinik bis zur schulischen-beruflichen und sozialen Wiedereingliede-rung wird durch ein individuelles Rehabilitationskonzept ermoumlglicht Dieses wird gemeinsam mit dem Rehabilitanden und einem multiprofessionellen interdiszipli-naumlr zusammenarbeitenden Team aus Aumlrzten Pflegekraumlften (Neuro-)Psychologen

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Sozialarbeitern Sozialpaumldagogen und Fachtherapeuten der Ergotherapie Physio-therapie Logopaumldie Schwimm- und Sporttherapie der Massage und medizini-schen BaumlderabteilungPhysikalische Therapie sowie der Musiktherapie erstellt und in Form des Case-Managements fortwaumlhrend angepasst kritisch uumlberpruumlft und wenn erforderlich veraumlndert Im Sinne der schulischen und beruflichen Rehabilitati-on sind die staatlich anerkannte Krankenhausschule und die berufstherapeuti-schen Abteilungen wesentliche Bestandteile Ziel der Rehabilitation ist es dem Behinderten oder von Behinderung bedrohten Menschen zur Ruumlckkehr in Familie Schule oder Beruf und soziales Umfeld zu verhelfen und dies entsprechend seinen Wuumlnschen Vorstellungen und Faumlhigkei-ten 312 Das Klientel Die Rehabilitanden im Alter zwischen 2 und 21 Jahren werden aus dem gesamten Bundesgebiet und zT daruumlber hinaus sowohl stationaumlr als auch teilstationaumlr auf-genommen Die Aufnahmeindikationen der Rehabilitanden koumlnnen sich dabei sehr unterschiedlich gestalten Erworbene Hirnschaumldigungen durch Unfaumllle und deren Folgen Hirntumore Cerebrale Gefaumlszligprozesse Cerebrale Hypoxien oder entzuumlnd-liche Erkrankungen des zentralen Nervensystems bilden dabei die groumlszligten Indika-tionsgruppen Wie jedoch SOMMER in seiner Publikation bestaumltigt so hat sich neben den klassisch neurologisch Beeintraumlchtigten eine breite Streuung der Auf-nahmeindikationen auf Grund von weiter reichenden Krankheitsbildern und Behin-derungsformen entwickelt so dass vermehrt auch Jugendliche auf Grund von Dro-gen- Medikamenten oder Alkoholabusus nach Suizidversuchen oder auch Ge-walterfahrungen aufgenommen werden Die Auswirkungen der Krankheit bzw des Unfalls sind sehr weitreichend Es kann zu motorischen Behinderungen wie Koumlrper- und Bewegungsstoumlrungen zu vegeta-tiven Stoumlrungen wie Kopfschmerzen oder Uumlberempfindlichkeit gegenuumlber Laumlrm kommen Nicht selten kommt es zu einer posttraumatischen Epilepsie Auch Wahrnehmungsstoumlrungen wie Stoumlrungen der Koumlrperwahrnehmung der visuellen oder raumlumlichen Wahrnehmung oder gar die Vernachlaumlssigung von einer Koumlrper-seite oder Koumlrperteilen koumlnnen Folgen sein Stoumlrungen der Kommunikation durch Sprech- und Sprachprobleme sind ebenfalls haumlufig zu beobachtende Folgen Wei-tere Beeintraumlchtigungen fallen in den Bereich der Neuropsychologie wie Aufmerk-samkeits- und Konzentrationsstoumlrungen Merk- und Gedaumlchtnisstoumlrungen oder verminderte Belastbarkeit Mit einher gehen schlieszliglich immer auch Veraumlnderun-

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gen des Verhaltens und Erlebens wie eine mangelnde Selbstwahrnehmung die Beeintraumlchtigung des problemloumlsenden Denkens und des Kritik- und Urteilvermouml-gens welche insbesondere dem Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes zugerechnet werden koumlnnen Die Aufenthaltsdauer kann deshalb je nach Schwere der Schaumldigung und individu-ellen Faktoren von einigen wenigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten und in Einzelfaumlllen auch Jahren variieren 313 Der Sozialpaumldagogische Dienst im Hegau-Jugendwerk Die Mitarbeiter des Sozialpaumldagogischen Dienstes im Hegau-Jugendwerk arbeiten gemeinsam mit den Mitarbeitern des Pflegedienstes sozusagen im sozialen Nah-raum der Rehabilitanden Sie arbeiten im Schichtdienst und sind deshalb vorwie-gend auch jene Berufsgruppe des interdisziplinaumlren Teams welche die Rehabili-tanden in ihrer therapiefreien Zeit begleiten Allein aus dieser Tatsache heraus ergibt sich der Schwerpunkt sozialpaumldagogischer Arbeit und gleichsam auch der Stellenwert der Sozialpaumldagogik innerhalb des gesamten Rehabilitationskonzep-tes Im Sinne des allgemeinen Zieles sozialpaumldagogischen Handelns gilt es bdquoeinen Beitrag zur Verbesserung von Lebenschancen und Lebensbedingungen von hilfs-beduumlrftigen Einzelpersonen und Gruppen zu leistenldquo Das Augenmerk des Sozial-paumldagogen ist damit auf die sog psychosoziale Rehabilitation gerichtet Durch gezielte Unterstuumltzung von Lernprozessen soll eine soziale Integration des Rehabi-litanden in die Gesamtheit seines sozialen Umfeldes ermoumlglicht werden Ziel ist es dem Rehabilitanden durch sozialpaumldagogische Angebote zu Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln sowie auch zu sozialer Kompetenz zu verhelfen welche ihnen ein eigenverantwortliches selbstbestimmtes Leben ermoumlglicht Paumldagogische Aufgaben verorten sich deshalb in den Bereichen Hilfestellung bei der Krankheitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der Entwick-lung von emotionaler Stabilitaumlt Selbstvertrauen und Eigenverantwortlichkeit das gezielte Eroumlffnen von Moumlglichkeiten zum (Wieder-)Erlernen vormals beherrschter Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Foumlrderung der Selbstbestimmung und Selbst-staumlndigkeit in lebenspraktischen Bereichen die Foumlrderung der Kommunikations- und Konfliktfaumlhigkeit die Bearbeitung von Verhaltensauffaumllligkeiten und das ge-meinsame Erarbeiten von Verhaltensalternativen die Unterstuumltzung der Rehabili-tanden bei der Wiedererlangung von Gruppenfaumlhigkeit und die Bearbeitung von Fragen im Rahmen der Entwicklung neuer Lebensperspektiven

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Dies alles geschieht in gezielt eingerichteten Einzel- und Gruppensituationen sowie im freieren Rahmen auszligerhalb der Therapien unter Anwendung unterschiedlicher bdquomethodischer Vorgehensweisenldquo Die Sozialpaumldagogen bearbeiten demnach gemeinsam mit dem Patienten und im interdisziplinaumlren Team Fragen im Rahmen neuer Lebensperspektiven der Selbst-verwirklichung und sozialer Kompetenz des Rehabilitanden Hierbei spielen die Beziehungsarbeit und auch die Zuwendung aufbauend auf einer verstaumlndnis- und vertrauensvollen Basis eine zentrale Rolle Nach der erfolgten Analyse der Ausgangssituation folgen nun im zweiten Teil-schritt die fuumlr die Planung notwendigen didaktisch-methodischen Uumlberlegungen 32 Didaktisch-methodische Uumlberlegungen zum Kreativangebot Im Sinne des zweiten Schrittes im Prozess der didaktischen Reflexion der Pla-nung stehen im Folgenden didaktisch-methodische Uumlberlegungen die sowohl Entscheidungen wie auch Vorbereitungen zur Umsetzung des Kreativangebots beinhalten im Mittelpunkt Dabei gehen sowohl Uumlberlegungen zu den aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots als auch zu der Auswahl der Teilnehmer und Uumlberlegungen zu Lernzielen und Lerninhalten ein Auch die sich hieraus ergeben-de Auswahl und der Einsatz von Methoden und Materialien stehen im Mittelpunkt 321 Die aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots Die Durchfuumlhrung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots hatte sich aus mehreren Gruumlnden angeboten Erstens waren durch die bestehenden sozial-paumldagogischen Gruppenangebote die meisten Bereiche abgedeckt Eine Luumlcke bestand aus meiner Sicht nur noch in einem kuumlnstlerischen Angebot welches ich aus mehreren Gruumlnden als sehr sinnvoll und notwendig erachtete Es bestanden fuumlr jene die Interesse an kuumlnstlerischen Betaumltigungen zeigten nur wenige Moumlg-lichkeiten ihre Kreativitaumlt im Rahmen der Freizeit zu entfalten Ein weiterer und nicht unwichtiger Aspekt solch ein Angebot aufzunehmen fuumlhrte auf die Spezifika des Klientel bezuumlglich ihrer Beeintraumlchtigungen zuruumlck Das Selbstbewusstsein und die Selbststaumlndigkeit vieler Patienten sind durch einen Unfall oder eine Krank-heit stark beeintraumlchtigt Erschwerend kommen haumlufig koumlrperliche undoder schwe-re Sinnesbeeintraumlchtigungen hinzu die die Kommunikationsfaumlhigkeit beeintraumlchti-gen Auf diesem Hintergrund ist der kuumlnstlerische Ausdruck bei dem es kein richtig

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oder falsch gibt mE eine einerseits nicht unbeachtliche Moumlglichkeit des Aus-drucks andererseits aber auch der Raum in dem die Rehabilitanden selbst ent-scheiden und Verantwortung fuumlr ihr Tun uumlbernehmen und sich auf Neues einlassen koumlnnen Ein weiterer Grund ergab sich aus der Zielsetzung den Rehabilitanden die Moumlg-lichkeit zu geben den vorhandenen Wohnraum mitzugestalten All diese Gruumlnde fuumlhrten schlieszliglich dazu das kunsttherapeutisch orientierte Krea-tivangebot einmal woumlchentlich zu einem festen Termin durchzufuumlhren Das Ange-bot fand in acht Sitzungen statt und wurde auf Grund der kurzen Aufenthaltsdauer der Rehabilitanden und der begrenzten Zeit vorerst nach der achten Sitzung been-det Auch sollte es eine geschlossene gleich bleibende Gruppe sein um den Re-habilitanden das Gefuumlhl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben Die Teilneh-merzahl wurde auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt um die Bildung von Untergrup-pen zu vermeiden um dem Vertrauensaufbau innerhalb der Kleingruppe genuumlgend Raum zu geben auch aber um die notwendige Verantwortung tragen zu koumlnnen Die Teilnahme an diesem Angebot war freiwillig wenn auch eine regelmaumlszligige Teilnahme erwuumlnscht war Aufgrund bestehender Merkfaumlhigkeitsdefizite wurde der Termin als Erinnerungshilfe in die Therapieplaumlne eingetragen Die Dauer des An-gebots wurde auf eineinhalb Stunden festgelegt wobei eine zeitliche Ausweitung auf Grund der therapiefreien Zeit durchaus moumlglich war Das Mindestmaszlig an Zeit wurde jedoch benoumltigt um einerseits dem Beduumlrfnis nach gegenseitigem Aus-tausch gerecht zu werden andererseits aber auch um eine intensive Arbeit an den Bildern zu ermoumlglichen 322 Zur Auswahl der Teilnehmer Die Auswahl der Teilnehmer wurde in Absprache mit den Teamkollegen und in Einzelfaumlllen mit einzelnen Fachtherapeuten des interdisziplinaumlren Teams getroffen Die Auswahlkriterien gestalteten sich weitgehend aus der Zielsetzung zuruumlckgezo-genen passiven stillen unauffaumllligen einen geschuumltzten Raum zu bieten in wel-chem sie ungestoumlrt und frei von aumluszligeren Einfluumlssen an etwas arbeiten konnten was ihnen Spaszlig machte Alle ausgewaumlhlten Teilnehmer hatten auf Grund ihrer erworbenen Einschraumlnkungen Probleme unterschiedlicher Art im Bereich der Kom-munikation welche sie groumlszligtenteils vor ihrem Aufenthalt gar nicht oder nicht in dieser Weise oder diesem Maszlige erlebt hatten So stuumltzte sich die Auswahl schlussendlich auf Rehabilitanden welche in unterschiedlichem Ausmaszlig in ihrer Kommunikation beeintraumlchtigt waren Hauptauffaumllligkeiten waren dabei Sprachstouml-

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rungen und Sprechstoumlrungen unterschiedlichen Grades Weitere Beeintraumlchtigun-gen zeigten sich in unterschiedlichen koumlrperlichen Bereichen wobei die sog arm-betonte Ataxie bei den meisten der Teilnehmern weniger bis maumlszligig stark ausge-praumlgt war so dass sie ihre Faumlhigkeiten mehr in undifferenzierten Handlungsschrit-ten als in feinmotorischen Kleinarbeiten ausuumlben konnten Neben Koordinations-problemen insbesondere der Arme waren es vermehrt auch Laumlhmungen welche alltaumlgliche Verrichtungen erschwerten Als besonders einschraumlnkend erwiesen sich daruumlber hinaus die schweren Seheinschraumlnkungen einer Rehabilitandin die weit-gehend an der Stimme erkannte mit wem sie kommunizierte Mit der Uumlberzeugung dass jeder Teilnehmer auch mit seinen Einschraumlnkungen kreativ taumltig sein kann und insbesondere das Malen in seiner offenen freien Sicht-weise eine Moumlglichkeit zur Kommunikation darstellt wurden die Teilnehmer in ei-nem persoumlnlichen Gespraumlch auf das Angebot angesprochen und dazu eingeladen Die Teilnehmer im Alter zwischen 17 und 23 Jahren befanden sich alle im Haus der weiterfuumlhrenden Rehabilitation Von Vorteil erschien mir eine gemischtge-schlechtliche Gruppe wie auch das Zusammenleben in der Rehabilitationseinrich-tung gestaltet wird Schlieszliglich galt es bei der Auswahl sowohl das Interesse der Teilnehmer am krea-tiv kuumlnstlerischen Tun zu wecken sowie einzelne Rehabilitanden dazu zu ermuti-gen zu bestaumlrken und zu motivieren sich auf etwas voumlllig Neues aber fuumlr sie nicht Abwegiges einzulassen und dieses auszuprobieren All diese Kriterien fuumlhrten schlieszliglich zur Zusammensetzung der Kreativgruppe mit sechs Teilnehmern 323 Uumlber Lernziele und Lerninhalte Im Hinblick auf die Lernziele lieszligen sich zahlreiche Differenzierungen vornehmen je nachdem aus welchem Blickwinkel diese betrachtet wurden Sowohl die Teil-nehmer der Kreativgruppe als auch die Leiterin brachten eigene Zielsetzungen in die Gruppe ein Die Ziele der Rehabilitanden richteten sich nach Angaben dieser vermehrt nach Freizeitausgleich Freizeitbeschaumlftigung gemuumltlichen Beisammensein in ange-nehmer Atmosphaumlre gemeinsamen Gestalten und vorwiegend dem Entspannen waumlhrend des Malens vom anstrengenden Klinikalltag Im scheinbaren Gegensatz dazu standen die Ziele der Paumldagogin welche sich weniger im Bereich der Ent-spannung durch das Malen oder schlicht der Freude am kreativen Tun der Rehabi-litanden bewegten Die Ziele ihrerseits waren unbestritten Lernziele auf unter-schiedlichen Ebenen

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Als Richtziele kristallisierten sich die Staumlrkung des Selbstwertgefuumlhls und des Selbstbewusstseins der Rehabilitanden und der Aufbau der eigenen Ressourcen die gezielt durch das Malen angesprochen werden sollten heraus Dies sollte so-wohl durch das gemeinsame Tun in der Gruppe als auch der jeweiligen einzelnen Arbeit am Bild erreicht werden So bot den Teilnehmern die Teilnahme an der Gruppe die Moumlglichkeit sich in der kleinen gleich bleibenden Gruppe ohne Drang zu entfalten Schon allein durch die gleiche Taumltigkeit aller war die Basis fuumlr ein Kommunikationsthema gegeben Der Einstieg sich kundzutun wurde damit er-leichtert Das regelmaumlszligige intensive Zusammentreffen und das erworbene Ver-trauen erlaubte es den Teilnehmern sich mehr und mehr zu oumlffnen und ihre Wuumln-sche zu aumluszligern Bezuumlglich der jeweiligen eigenen Arbeit am Bild und dem Ver-staumlndnis des erweiterten Kunstbegriffs als Basis erfuhr der Einzelne dass jeder wenn auch auf andere Art und Weise etwas darstellen kann Die Rehabilitanden lernten sich auf neue Dinge einzulassen sie lernten unterschiedliche Materialien kennen und konnten neue Erfahrungen sammeln Sie erfuhren beim kreativen Tun dass es nicht darauf ankommt alles zu koumlnnen sondern dass es darauf ankommt was der Einzelne aus dem was er mitbringt gestaltet Die Richtziele konnten somit in mehrere Grobziele untergliedert werden So konnte ein erhoumlhtes Selbstvertrauen daran festgemacht werden ob die ansonsten eher verschlossenen Rehabilitanden eine rege Diskussion fuumlhrten und so eine vermehr-te Interaktion und Kommunikation stattfand oder Rehabilitanden die sich zu Be-ginn sehr unsicher waren und sich nicht fuumlr ein Material entscheiden konnten sich zum Ende hin gezielt mit eigener Vorstellung an ein Bild setzten Das Vertrauen auf und der Glaube an die eigenen Ressourcen konnte daran festgemacht werden dass sich die Rehabilitanden an mehrere neue Materialien herantrauten sich in ungewisse Situationen leichter hineinbegeben konnten und mit ihren Arbeiten zu-frieden sein konnten Diese Ziele die innerhalb der Kreativgruppe fokussiert wur-den beschraumlnkten sich aber nicht auf diesen Rahmen denn ein selbstsicheres Auftreten und der verstaumlrkte Glaube an sich selbst waren wenn sie auch sehr abs-trakte Ziele darstellten auch auszligerhalb der Gruppe spuumlrbar So konnte der jeweili-ge Rehabilitand beispielsweise nun auch bei Tisch mit einem lauten bdquoNeinldquo aumluszligern dass er dieses Essen nicht moumlchte Schlieszliglich ergaben sich fuumlr jeden einzelnen Rehabilitanden wenn man so moumlchte noch individuelle Feinziele Diese individuellen Ziele wurden durch den Rehabili-tanden nicht bewusst verfolgt sie stellten unbewusst und moumlglicherweise auch ohne das Wissen des Rehabilitanden allein durch die Auswahl der Methoden Ziele meinerseits dar So trainierte ein Rehabilitand mit schwerer Sehbeeintraumlchtigung

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oder einer schweren Bewegungsstoumlrung ganz automatisch seine Faumlhigkeiten in diesem Bereich auch wenn er dies vielleicht gar nicht gezielt mochte Das Malen dh das kreative Taumltigwerden am Bild bot damit unbestritten eine Viel-zahl an Moumlglichkeiten um unterschiedlichen Zielen gerecht zu werden Es bot die Moumlglichkeit der nonverbalen Ausdrucksmoumlglichkeit des Trainings neuropsycholo-gischer Teilleistungsstoumlrungen eine Moumlglichkeit zum Motivationsaufbau es bot schlicht Freude und Entspannung indem es nicht an Leistung orientiert war und konnte dem Aggressionsabbau dienen indem ein impulsives Malen in diesem Rahmen moumlglich war Das Training sozialer Kompetenzen innerhalb der Gruppe wurde ermoumlglicht aber auch die Selbststaumlndigkeit wurde durch die Auferlegung der eigenen Verantwortung fuumlr das Gemalte unterstuumltzt Motorische Faumlhigkeiten wurden bei jeglicher Art des Malens gefoumlrdert und auch die Foumlrderung von gege-benen Talenten konnte in diesem Rahmen aufgegriffen werden Es gab somit unbestritten Zielsetzungen auf Seiten der Rehabilitanden und auf Seiten der Sozialpaumldagogin die sich gleich different oder fuumlr den jeweils anderen nicht sichtbar und evt gar nicht gewollt darstellen So koumlnnen durch die richtige Auswahl der Methoden unterschiedliche Ziele auf unterschiedlichen Ebenen er-reicht werden 324 Uumlber den Einsatz von Methoden Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen die Auswahl der Teilnehmer sowie die Dimensionen der Zielsetzungen wurden innerhalb der Sozialen Gruppenarbeit Elemente des Begleiteten Malens nach EGGER als methodische Gestaltung der Kreativgruppe umgesetzt wobei Soziale Gruppenarbeit in diesem Fall als bdquoeine Methode der Sozialarbeit die den Einzelnen durch sinnvolle Gruppenerlebnisse hilft ihre soziale Funktionsfaumlhigkeit zu steigern und ihren persoumlnlichen Problemen ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des oumlffentlichen Lebens besser gewachsen zu seinldquo verstanden wird Der Ansatz des Begleiteten Malens lieszlig sich in das Handlungsfeld der Neurologi-schen Rehabilitation angemessen eingliedern da er durch den flexibel zu gestal-tenden Einsatz keine kostenintensiven und ausgefallenen Materialien erforderte Daruumlber hinaus bietet der Ansatz hervorragende Moumlglichkeiten auch ohne erhebli-che Vorkenntnisse im kunsttherapeutischen Bereich das Begleitete Malen in ab-gewandelter Form umzusetzen Die einzelnen Aspekte dieses Ansatzes wurden daher hier nicht in ausdifferenzierter Weise uumlbernommen sondern nur in sofern als dass es die Rahmenbedingungen des Angebots zulieszligen in die methodische

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Umsetzung integriert und fuumlr die Leiterin als Handlungsleitlinien zu den maszliggebli-chen Richtlinien Bei den konkreten Aktivitaumlten handelte es sich um Malaktivitaumlten mit unterschiedli-chen Materialien Den Techniken und Thematiken die jeder einzelne Rehabilitand mitbrachte waren keine Grenzen gesetzt Es duumlrfte experimentiert werden dh es fand keine Themenvorgabe statt Innerhalb der zur Verfuumlgung stehenden Utensi-lien der individuellen Motivation und dem gegebenen Zeitrahmen konnte dem kreativen Prozess freien Lauf gewaumlhrt werden Auch konnte der Rehabilitand selbst entscheiden ob er stehend oder sitzend arbeiten moumlchte je nach Moumlglich-keiten und Einschraumlnkungen konnte hier auch mit Hilfestellungen die richtige Posi-tion gefunden werden Begleitet wurden diese Aktivitaumlten stets von der unterstuumlt-zenden Begleitperson dh der Sozialpaumldagogin welche jedoch mehr und mehr in den Hintergrund ruumlckten sollte und schlieszliglich mehr als bdquoDienerldquo im Sinne der Ma-terialbereitstellung fungierte Bei der Umsetzung des Begleiteten Malens nach EGGER waren jedoch nicht nur Freiraumlume gegeben sondern auch wichtige Krite-rien zu beachten die sowohl den kuumlnstlerischen Prozess den Einzelnen in der Gruppe als auch die Gruppe als Gesamtes betrafen Es galt gewisse bdquoGruppenregelnldquo im Sinne des Zusammenseins aufzugreifen diese umzusetzen und ggf auch in Erinnerung zu rufen sollten sie in Vergessen-heit geraten Allgemeine Richtlinien im Hinblick auf die Arbeit in der Gruppe waren das Sauberhalten des jeweils eigenen Malplatzes und die gemeinsame Benutzung der Materialien Dies implizierte dass die Materialien jedem gleichsam zu Verfuuml-gung standen und diese auch nach der individuellen Nutzung den anderen Teil-nehmern wieder auf dem Angebotstisch zu Verfuumlgung gestellt wurden Ebenso galt das gemeinsame Aufraumlumen am Ende der Sitzung als allgemeine Uumlbereinkunft Auf Grund der vielfaumlltigen individuellen Einschraumlnkungen der Rehabilitanden ver-langte der gegenseitige Umgang ein hohes Potential an Ruumlcksichtnahme eines Einzelnen ab Das gegenseitige Kennen lernen war dabei von groszliger Bedeutung Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig einschaumltzen und respektieren lernen Die gegenseitige Begruumlszligung und die ersten Gespraumlchsminuten zu Beginn jeder Sit-zung trugen dazu bei die Stimmungen der Einzelnen wahrzunehmen und wurden daher gezielt eingeraumlumt Weitere Richtlinien die mit den Teilnehmern gemeinsam oder allein von Seiten der Teilnehmer gesetzt wurden waren ua dass die Informationen innerhalb der Gruppe auch in der Gruppe bleiben sollten so dass persoumlnliche Inhalte nicht nach auszligen getragen werden sollten Dies oumlffnete fuumlr alle die Moumlglichkeit persoumlnliche Stimmungslagen und Probleme zB auch in Bezug auf die Behinderungsverarbei-tung kundzutun wenn diese fuumlr den Einzelnen von Bedeutung waren

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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EGGER B 1982 Malen als Lernhilfe Malen und bildnerisches Gestalten mit ver-schiedenen Materialien Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1984 Bilder verstehen Wahrnehmung und Entwicklung der bildneri-schen Sprache Bern Zytglogge Verlag

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

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HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

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RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

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Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

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Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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Handlungsprozesse in der Sozialen Arbeit in die didaktische Uumlberlegungen einge-hen skizzieren 221 Lernen als zentraler Begriff der sozialpaumldagogischen Didaktik Didaktik ist wie aus der bisherigen Ausarbeitung ersichtlich wurde auch im Bereich der Sozialen Arbeit nicht wegzudenken da es auch hier um Lernprozesse geht Sie kann auf Erkenntnisse der schulorientierten Didaktik zuruumlckgreifen muss aber ihr Augenmerk auf bestimmte fuumlr die Soziale Arbeit relevante Aspekte richten Im Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik geht es vorwiegend um den Begriff Lernen weni-ger um den Begriff Bildung Dies laumlsst den Schluss zu dass sich die Didaktik in der sozialpaumldagogischen Arbeit mehr auf eine lerntheoretisch orientierte Didaktik stuumltzt Diese erweise sich nach GORGES als sinnvoll da sie implizit alle organi-sierten Lehr- und Lernprozesse zum Gegenstand mache und damit fuumlr die Didaktik Sozialer Berufe dienlich sei Um Ansaumltze einer Didaktik in der Sozialpaumldagogik zu entwickeln in deren Mittel-punkt Lernprozesse stehen muss unweigerlich der Begriff Lernen im sozialpaumlda-gogischen Feld naumlher betrachtet werden Wie bisher aufzeigt bilden sich als Inhalte sozialpaumldagogischer Arbeit Probleme unterschiedlicher Art aus den jeweiligen Lebenswirklichkeiten der Betroffenen her-aus Sie gestalten sich in alltaumlglichen Lebenssituationen und sind vielfaumlltig und komplex Das heiszligt umgekehrt fuumlr den Sozialpaumldagogen dass dieser mit alltaumlglichen Situa-tionen konfrontiert wird und daher alltaumlglichen Aufgaben gegenuumlbersteht Dies stellt in vielerlei Augen keine wirkliche Herausforderung dar doch gerade in solch zunaumlchst banal erscheinenden lebenspraktischen Aufgaben stecken sehr komple-xe vielfaumlltige und weit reichende Problemfelder Diese koumlnnen sich etwa in Schwierigkeiten im Umgang mit sich selbst dh im eigenen Umgang mit Enttaumlu-schung mit Trauer Aggression Frustration Freude oder Hoffnung und auch im Umgang mit Anderen dh die Moumlglichkeit stabile Beziehungen einzugehen sich abgrenzen zu koumlnnen Konflikte auszutragen Partnerschaften einzugehen oder auch seine Interessen vertreten zu koumlnnen aumluszligern Das Lernen im sozialpaumldagogischen Arbeitsfeld zeichnet sich demnach dadurch aus dass es sich vorwiegend in Alltagssituationen konstituiert dass es sich sowohl in den organisatorischen als auch in den institutionellen Rahmenbedingungen of-fen gestaltet und dadurch den Einsatz einer Vielzahl von methodischen Moumlglichkei-ten erlaubt Problemfelder koumlnnen deshalb auch im gewissen Rahmen bdquoganzheit-

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lichldquo angegangen werden und das Vorgehen kann sich weitgehend auf aneignen-de und erfahrungsbezogene Lernprozesse stuumltzen Das Lernen im sozialpaumldago-gischen Feld bezieht sich hauptsaumlchlich auf reale Situationen im aktuellen Lebens-vollzug der Betroffenen und besteht daher aus der aktiven Aneignung von eigenen Erfahrungen Dieses Lernen umfasst daher emotionale kognitive wie auch soziale Erfahrungen in gleichem Maszlige Sozialpaumldagogisches Handeln laumlsst sich daraus folgend durch einige Momente charakterisieren Anlass sozialpaumldagogischer Maszlignahmen sind Konflikte im Alltag der Betroffenen Inhalte sind weitgehend individuelle Problemlagen unterschied-lichster Art Der diesbezuumlgliche bdquoLernprozessldquo kann differenzierte Formen anneh-men der durch eine Vielfalt an sozialpaumldagogischen Handlungsformen mit unter-schiedlichen eingesetzten Methoden gekennzeichnet ist Sozialpaumldagogisches Handeln ist dabei mehr oder weniger durch das Moment der Planung gekenn-zeichnet als dass die Ausgangslage erfasst ein angemessenes Vorgehen geplant und notwendige Hilfen erschlossen werden Als Basis dessen liegt dem paumldago-gisch Taumltigen ein individuell spezifisches Berufsethos mit Wertmaszligstaumlben berufli-chen Handelns zugrunde Die Aufgabe des Sozialpaumldagogen besteht daher vorwiegend aus differenzierten Interventionen die sich innerhalb eines alltagsorientierten Lernen der Betroffenen finden lassen Genau in diesem Feld verortet sich schlieszliglich auch die Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit Es gilt alltaumlgliche Aktivitaumlten und Erfahrungsprozesse nicht einfach unreflektiert ablaufen zu lassen wie sie unbewusst ablaufen denn ohne Einflussnahme gestalten sich weniger Lern- und Veraumlnderungsprozesse in denen Erfahrungen im Sinne der Lernenden angeeignet werden koumlnnen Es gilt daher diese Prozesse im Anbetracht der bisher genannten Gesichtspunkte und Anforderungen an eine Didaktik die die Arbeit im sozialen Bereich mit sich bringt didaktisch zu hinterfragen zu strukturieren zu planen und zu reflektieren Dh dass auch bei alltaumlglichen Lernprozessen die Fragen nach dem Was und Warum und dem Wie und Womit in den Vordergrund ruumlcken muumlssen denn Lern-prozesse gelingen nur wenn uumlberlegte gezielte Herausforderungen und Hilfen beim Lernen seitens des Sozialpaumldagogen gegeben werden Das bedeutet auch dass sich in Alltagssituationen ergebende Aufgaben verstanden und als Chance zum Lernen erkannt werden muumlssen Diese koumlnnen schlieszliglich in einem Lernpro-zess zu einer Aneignung von Erfahrungen und damit der Moumlglichkeit zu Veraumlnde-rungen bis hin zu einer nuumltzlichen und emanzipierten Verhaltens- und Lebensstra-tegie fuumlhren Werden diese nicht gegeben bleiben Erfahrungen ungenutzt und Aufgaben koumlnnen unzulaumlnglich oder gar gefaumlhrlich und schaumldlich fuumlr den Lernen-den geloumlst werden

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Auch GORGES zieht Lernen als zentrale Begrifflichkeit hinsichtlich der Entwick-lung einer Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit heran indem er den Begriff lernen in Abgrenzung zu den Merkmalen von Lernsituationen innerhalb der Schule betrach-tet Die Soziale Arbeit sei diesbezuumlglich durch unterschiedliche Institutionen mit eher offenem Charakter Lernende aller Altersgruppen Lernen vorwiegend fuumlr die aktuelle Situation mit kurzfristigen Lernprozessen und den in der Regel freiwilligen Charakter gekennzeichnet Weitere Kennzeichen seien die Alltags- und Erfah-rungsorientierung die vermehrte Erarbeitung von Zielen und Inhalten der groumlszligere Spielraum fuumlr Rolleninterpretationen der Beteiligten und die haumlufig gemeinsam vorgenommene Bewertung von Ergebnissen Zusammenfassend bildet somit der Begriff Lernen insbesondere innerhalb von Alltagssituationen eine zentrale Begrifflichkeit einer Didaktik der Sozialpaumldagogik Es gilt die sich in besonderer Art und Weise gestaltenden Lernprozesse im Kontext Sozialer Arbeit didaktisch-methodisch zu planen umzusetzen und zu hinterfragen Nur so ist professionelles sozialpaumldagogisches Handeln gewaumlhrleistet Nur durch den Einbezug didaktischer Uumlberlegungen koumlnnen sowohl im Sinne des Lernenden innerhalb seines Lernprozesses aber auch im Sinne der Professionalisierung so-zialpaumldagogischer Arbeit effektive Ziele erreicht erhalten und weiterentwickelt werden Konkrete Ansaumltze wie didaktische Arbeit in der Praxis aussehen kann bzw wie didaktische Uumlberlegungen in der Praxis Sozialer Arbeit Eingang finden koumlnnen bietet MARTIN mit der Entwicklung des bdquoVerlaufsmodells der didaktischen Arbeitldquo auf welches im Folgenden eingegangen wird 222 Das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN Als eine fuumlr die sozialpaumldagogische Praxis brauchbare Vorgehensweise Im Sinne didaktischer Arbeit wurde von MARTIN das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Ar-beitldquo auch als bdquodidaktische Reflexionldquo bezeichnet erarbeitet Diese erweist sich seiner Ansicht nach in der praktischen Arbeit als notwendig wenn sozialpaumldagogi-sche Arbeit begruumlndet vorbereitet kritisch gepruumlft und verbessert werden soll Die didaktische Reflexion steht dabei bdquoin der Mitte zwischen bloszligem unreflektiertem Vorwissen (Vor-Urteil) und dem wissenschaftlich begruumlndeten Theoriewissenldquo Der Gesamtprozess der didaktischen Reflexion laumlsst sich in vier Schritte gliedern Die Teilschritte haben fuumlr die praktische Umsetzung in der sozialpaumldagogischen Arbeit folgende Inhalte

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(1) Das Analysieren mit den Teilschritten Beschreiben und Erklaumlren Der erste Teilschritt des Analysierens beginnt mit dem Beschreiben Das Beschrei-ben umfasst dabei die Analyse der Ausgangssituation durch vergangene tagtaumlgli-che oder auch geplante Beobachtungen durch Protokollieren oder auch Beschrei-ben von Verhalten einzelner Teilnehmer oder Gruppen sowie Situationen Sie wird auch als Situationsanalyse bezeichnet Sie beinhaltet auszligerdem das Sammeln von Daten und Informationen uumlber die Zielgruppe und einzelne Mitglieder Die Be-schreibung der Rahmenbedingungen und Handlungsspielraumlume sozialpaumldagogi-scher Arbeit sind hierbei ebenfalls von Bedeutung Moumlgliche Fragen der Situationsanalyse sind beispielsweise Fragen nach den Posi-tionen der Teilnehmer dh wo steht der Sozialpaumldagoge wo der Einzelne und wo die Gruppe Diese und viele differenziertere Fragen mehr bieten sich zur erleichterten Durch-fuumlhrung anhand eines gegliederten Fragebogens an Bei der Durchfuumlhrung einer Situationsanalyse sollten primaumlr diejenigen Probleme aufgegriffen werden die fuumlr die Planung von Relevanz sind Die Auswertung dieser Informationen liefert gleichsam die Antworten auf die Fra-gen der Situationsanalyse Das Erklaumlren als zweiter Teilschritt umfasst schlieszliglich die Erklaumlrung der Informa-tionen und beobachteten Daten indem sie verglichen gedeutet interpretiert und eingeordnet werden Dadurch wird auch die Einschaumltzung der realisierbaren Ver-aumlnderungen und der moumlglichen Entwicklungen ermoumlglicht (2) Das Planen mit den Teilschritten Entscheiden und Vorbereiten Im Teilschritt des Entscheidens sollen auf der Grundlage der Situationsanalyse folgerichtige Entscheidungen uumlber Lern- und Handlungsziele sowie uumlber Erzie-hungsziele getroffen werden Auszligerdem werden in dieser Phase Themen- bzw Fragestellungen bearbeitet inhaltliche Schwerpunkte gesetzt die Gestaltung or-ganisatorischer zeitlicher und inhaltlicher Rahmenbedingungen bedacht und Ent-scheidungen bezuumlglich einzusetzender Methoden Medien und Materialien getrof-fen Mit welchen Schwerpunktsetzungen die didaktischen Uumlberlegungen beginnen dh ob Uumlberlegungen zu Zielen und Inhalten oder aber zu Methoden und Medien zuerst getaumltigt werden sei nach MARTIN von zweitrangiger Bedeutung vielmehr stehe das Verhaumlltnis dieser Elemente zueinander im Vordergrund Die praktische Vorbereitung als zweite Teilphase der Planung beinhaltet je nach Vorhaben dass die Raumlumlichkeiten organisiert vorbereitet oder gar umgestaltet werden dass Termine vereinbart werden oder auch Oumlffentlichkeitsarbeit mitbe-ruumlcksichtigt wird Auch Besorgungen von Materialien und Medien sind vorzuneh-

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men und falls erforderlich interdisziplinaumlre Kontakte herzustellen oder Helfer anzu-sprechen Je nach Vorerfahrungen des Sozialpaumldagogen wird hier auch das Aus-probieren des Vorhabens oder die Vorbereitung zB mittels Fort- oder Weiterbil-dung vorgesehen Der Teilschritt der Planung und damit das weitere Vorgehen haumlngt schlieszliglich da-von ab wer die Planung vornimmt oder daran beteiligt ist und wie die Planung gestaltet wird (3) Das Handeln welches die didaktische Planung mit Inhalt fuumlllt Es geht dabei um sozialpaumldagogisch ausgerichtetes Handeln mit einzelnen Perso-nen Gruppen oder auch Institutionen Das konkrete Handeln ist durch einen expe-rimentellen Charakter gekennzeichnet und bringt zwei wichtige Effekte mit sich Einerseits bringt sie als umgesetzte Planung die Realisierbarkeit und Ergebnisse der Planung hervor birgt gleichzeitig aber die Moumlglichkeit innerhalb des konkreten Verlaufs neue Beobachtungen und Erfahrungen zu machen so dass darauf basie-rend wiederum die Situationsanalyse fortgefuumlhrt und reflektiert werden kann Im engeren Sinne endet die didaktische Arbeit mit dem Beginn der praktischen Umsetzung vorlaumlufig und setzt bei der Reflexion wieder ein (4) Die Auswertung die als letzter Teilschritt der didaktischen Reflexion gilt Sie beinhaltet die Reflexion der Ausgangssituation und der Rahmenbedingungen der getroffenen Entscheidungen sowie der getaumltigten Vorbereitungen Auch der praktische Verlauf wird reflektiert und moumlgliche Konsequenzen werden festgehal-ten Die Auswertung des sozialpaumldagogischen Handelns sollte moumlglichst gemeinsam mit den Gruppenmitgliedern geleistet werden Die Auswertung kann unterschied-lich gestaltet werden und viele Formen der Dokumentation umfassen so koumlnnen auch Bilder oder Filme als Medium der Auswertung dienen Auch Gruppendiskus-sionen Frageboumlgen und schlichte Aumluszligerungen bei gemuumltlichem Beisammensein koumlnnen zur Auswertung beitragen Die Auswertung kann damit auf unterschiedliche Art und Weise und in unterschied-lichen Phasen des Vorhabens stattfinden Situationsanalyse Planung Durchfuumlhrung und Auswertung bilden einen Kreislauf bei dem die Auswertung in eine neue Situationsanalyse mit einflieszligt und den Kreis-lauf von Neuem beginnen laumlsst Durch die didaktische Reflexion wird das Altgewohnte kritisch betrachtet und bietet dadurch die Moumlglichkeit Alternativen zu entdeckt Sie sorgt damit fuumlr Erneuerungen

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in der praktischen Arbeit und eine fortlaufende Neuausrichtung des sozialpaumldago-gischen Handelns im Hinblick auf die sich veraumlndernde Ausgangssituation Die bewusste Vollziehung und Reflexion dieses Kreislaufes ermoumlglicht eine Ver-besserung und Weiterentwicklung der sozialpaumldagogischen Arbeit indem sie theo-retische Uumlberlegungen und praktisches Handeln verbindet 23 Zusammenfassung Bei einem Blick in die einschlaumlgige Literatur wird der Mangel an wissenschaftlichen Ausarbeitungen uumlber die Grundlagen professionellen sozialpaumldagogischen Han-delns deutlich Der wissenschaftliche Literatur-Fundus wird vom Bereich Grundla-gen paumldagogischen Denkens und Handelns allgemein uumlber Grundlagen sozialpauml-dagogischen Denkens und Handelns bis hin zu Grundlagen einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation immer schmaumller Als Grundlage jedoch sowohl paumldagogischen als auch sozialpaumldagogischen Han-delns so zeigt die wissenschaftliche Recherche bildet sich der Begriff Didaktik heraus Auffallend diesbezuumlglich ist die Vielzahl an Veroumlffentlichungen hinsichtlich der Schul-Didaktik einerseits und dem geringen Fundus im Bereich Didaktik und Sozialpaumldagogik andererseits Unumstritten sehen die sich mit den Grundlagen der Sozialpaumldagogik beschaumlftig-ten Autoren WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BA-DERBAUKUSKNAPP Didaktik als einen elementaren Bestandteil professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und die Notwendigkeit diese Thema-tik aufzuarbeiten Auf Grund des Fehlens eines Grundlagenwerks muss auf Allge-mein-didaktische Grundlagen zuruumlckgegriffen werden um schlieszliglich durch die notwendigen Um- und Ausarbeitungen auf den Fachbereich Sozialer Arbeit einer Didaktik der Sozialpaumldagogik als Grundlage professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns naumlher zu kommen Betrachtet man sich den Begriff Didaktik naumlher so wird er eindeutig als Teilbereich der Paumldagogik identifiziert eine inhaltliche Darstellung des Begriffes zeigt jedoch eine breite Palette an Verstaumlndnismoumlglichkeiten von Didaktik Aufgrund der vielfaumlltigen Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche sozialpaumldagogischer Arbeit zu deren Merkmalen auch die Planung und Unterstuumltzung von Bildungs- und Lernprozessen zaumlhlen laumlsst sich die Erkenntnis ableiten dass Didaktik eine unverzichtbare Bezugswissenschaft fuumlr die Soziale Arbeit darstellt Jedoch erge-ben sich besondere Anspruumlche an eine solche Didaktik die eine unveraumlnderte Uumlbernahme Allgemeiner Didaktik nicht erlaubt

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Sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich unter anderem dadurch aus dass sie sich an eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgabenfelder und Adressatengruppen richtet dass sie vorwiegend alltagsbezogene Arbeit beinhaltet dass die Beruumlcksichtigung sowohl von gesellschaftlichen und kulturellen als auch von individuellen Situatio-nen eine zentrale Stellung einnimmt und dass das Lernen meist in indirekter Form stattfindet Schon allein aus diesen Bedingungen heraus wird deutlich dass eine Didaktik der Sozialpaumldagogik nicht gleich eine Didaktik einer jeglichen anderen paumldagogischen Disziplin sein kann Bei der naumlheren Betrachtung von Ansaumltzen einer Didaktik in der sozialpaumldagogi-schen Arbeit kristallisiert sich der Begriff Lernen als zentral heraus woran sich die Bedeutsamkeit der lerntheoretischen Didaktik anschlieszligt Lernen im sozialpaumldago-gischen Feld bedeutet jedoch immer Lernen in Alltagssituationen und damit in den realen Situationen des momentanen Lebensvollzuges der jeweiligen Betroffenen es heiszligt umgekehrt auch Lernen im Sinne von aktiver Aneignung von Erfahrungen in sozialen emotionalen und auch kognitiven Bereichen Das heiszligt fuumlr die Didaktik in der sozialpaumldagogischen Arbeit genau diese alltaumlglichen Erfahrungsprozesse nicht planlos ablaufen zu lassen Lern- und Veraumlnderungsprozesse geschehen auch hier nur wenn sie beeinflusst werden wenn diese Gesichtspunkte didaktisch hinterfragt strukturiert geplant und reflektiert werden Die Frage nach dem Was Warum Wie und Womit muss daher auch bei der Didaktik der sozialpaumldagogi-schen Arbeit im Vordergrund stehen Konkrete Vorschlaumlge in der praktischen Umsetzung liefert MARTIN mit seinem bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo Er bietet mit den Teilschritten Analysie-ren Planen Handeln und schlieszliglich der Auswertung und Kontrolle die gleichzei-tig die Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse und damit einen Wiedereinstieg in den Kreislauf darstellt eine Leitlinie fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Vor-gehen Wie die praktische Umsetzung didaktischer Uumlberlegungen sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation aussehen kann wird in der vorliegen-den Ausarbeitung am Beispiel eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativange-bots dargestellt

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3 Die Umsetzung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots innerh des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes im Hegau-Jugendwerk Die konkrete Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots er-folgt nach dem didaktischen Handlungsmodell nach MARTIN Der Prozess verlaumluft in vier Schritten wobei der erste Schritt durch die Beschreibung des Arbeitsfeldes die Situationsanalyse darstellt In einem zweiten Schritt werden die didaktisch-methodischen Uumlberlegungen im Sinne der Planung des Vorhabens getaumltigt Der dritte Schritt stellt schlieszliglich das praktische Handeln am Beispiel eines ausge-waumlhlten Rehabilitanden dar Der vierte und letzte vorgesehene Schritt im Modell beinhaltet die Reflexion des Kreativangebots auf drei Ebenen und schlieszligt damit gleichermaszligen den Kreis der didaktischen Reflexion 31 Beschreibung des Arbeitsfeldes Die Beschreibung des Arbeitsfeldes als erster Schritt des didaktischen Hand-lungsmodelles dient mit der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks in Gailingen als Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum der Beschreibung des Klientels und mit der Verdeutlichung des sozialpaumldagogischen Aufgabenbereichs der Analyse der Ausgangssituation 311 Das Hegau-Jugendwerk Das Hegau-Jugendwerk in Gailingen bietet als Fachkrankenhaus und Rehabilitati-onszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene nicht nur eine medizi-nische stationaumlre Behandlung von Verletzungen oder Erkrankungen des Nerven-systems sondern uumlberdies eine umfassende schulische berufliche und soziale Rehabilitation Mit insgesamt 200 Betten in den Abteilungen Fruumlhrehabilitation Schwerrehabilita-tion und den Abteilungen der weiterfuumlhrenden Rehabilitation beschaumlftigt das He-gau- Jugendwerk rund 300 Mitarbeiter in unterschiedlichen Fachbereichen Die nahtlose und kontinuierliche Rehabilitationsbehandlung von der Uumlbernahme aus der Akutklinik bis zur schulischen-beruflichen und sozialen Wiedereingliede-rung wird durch ein individuelles Rehabilitationskonzept ermoumlglicht Dieses wird gemeinsam mit dem Rehabilitanden und einem multiprofessionellen interdiszipli-naumlr zusammenarbeitenden Team aus Aumlrzten Pflegekraumlften (Neuro-)Psychologen

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Sozialarbeitern Sozialpaumldagogen und Fachtherapeuten der Ergotherapie Physio-therapie Logopaumldie Schwimm- und Sporttherapie der Massage und medizini-schen BaumlderabteilungPhysikalische Therapie sowie der Musiktherapie erstellt und in Form des Case-Managements fortwaumlhrend angepasst kritisch uumlberpruumlft und wenn erforderlich veraumlndert Im Sinne der schulischen und beruflichen Rehabilitati-on sind die staatlich anerkannte Krankenhausschule und die berufstherapeuti-schen Abteilungen wesentliche Bestandteile Ziel der Rehabilitation ist es dem Behinderten oder von Behinderung bedrohten Menschen zur Ruumlckkehr in Familie Schule oder Beruf und soziales Umfeld zu verhelfen und dies entsprechend seinen Wuumlnschen Vorstellungen und Faumlhigkei-ten 312 Das Klientel Die Rehabilitanden im Alter zwischen 2 und 21 Jahren werden aus dem gesamten Bundesgebiet und zT daruumlber hinaus sowohl stationaumlr als auch teilstationaumlr auf-genommen Die Aufnahmeindikationen der Rehabilitanden koumlnnen sich dabei sehr unterschiedlich gestalten Erworbene Hirnschaumldigungen durch Unfaumllle und deren Folgen Hirntumore Cerebrale Gefaumlszligprozesse Cerebrale Hypoxien oder entzuumlnd-liche Erkrankungen des zentralen Nervensystems bilden dabei die groumlszligten Indika-tionsgruppen Wie jedoch SOMMER in seiner Publikation bestaumltigt so hat sich neben den klassisch neurologisch Beeintraumlchtigten eine breite Streuung der Auf-nahmeindikationen auf Grund von weiter reichenden Krankheitsbildern und Behin-derungsformen entwickelt so dass vermehrt auch Jugendliche auf Grund von Dro-gen- Medikamenten oder Alkoholabusus nach Suizidversuchen oder auch Ge-walterfahrungen aufgenommen werden Die Auswirkungen der Krankheit bzw des Unfalls sind sehr weitreichend Es kann zu motorischen Behinderungen wie Koumlrper- und Bewegungsstoumlrungen zu vegeta-tiven Stoumlrungen wie Kopfschmerzen oder Uumlberempfindlichkeit gegenuumlber Laumlrm kommen Nicht selten kommt es zu einer posttraumatischen Epilepsie Auch Wahrnehmungsstoumlrungen wie Stoumlrungen der Koumlrperwahrnehmung der visuellen oder raumlumlichen Wahrnehmung oder gar die Vernachlaumlssigung von einer Koumlrper-seite oder Koumlrperteilen koumlnnen Folgen sein Stoumlrungen der Kommunikation durch Sprech- und Sprachprobleme sind ebenfalls haumlufig zu beobachtende Folgen Wei-tere Beeintraumlchtigungen fallen in den Bereich der Neuropsychologie wie Aufmerk-samkeits- und Konzentrationsstoumlrungen Merk- und Gedaumlchtnisstoumlrungen oder verminderte Belastbarkeit Mit einher gehen schlieszliglich immer auch Veraumlnderun-

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gen des Verhaltens und Erlebens wie eine mangelnde Selbstwahrnehmung die Beeintraumlchtigung des problemloumlsenden Denkens und des Kritik- und Urteilvermouml-gens welche insbesondere dem Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes zugerechnet werden koumlnnen Die Aufenthaltsdauer kann deshalb je nach Schwere der Schaumldigung und individu-ellen Faktoren von einigen wenigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten und in Einzelfaumlllen auch Jahren variieren 313 Der Sozialpaumldagogische Dienst im Hegau-Jugendwerk Die Mitarbeiter des Sozialpaumldagogischen Dienstes im Hegau-Jugendwerk arbeiten gemeinsam mit den Mitarbeitern des Pflegedienstes sozusagen im sozialen Nah-raum der Rehabilitanden Sie arbeiten im Schichtdienst und sind deshalb vorwie-gend auch jene Berufsgruppe des interdisziplinaumlren Teams welche die Rehabili-tanden in ihrer therapiefreien Zeit begleiten Allein aus dieser Tatsache heraus ergibt sich der Schwerpunkt sozialpaumldagogischer Arbeit und gleichsam auch der Stellenwert der Sozialpaumldagogik innerhalb des gesamten Rehabilitationskonzep-tes Im Sinne des allgemeinen Zieles sozialpaumldagogischen Handelns gilt es bdquoeinen Beitrag zur Verbesserung von Lebenschancen und Lebensbedingungen von hilfs-beduumlrftigen Einzelpersonen und Gruppen zu leistenldquo Das Augenmerk des Sozial-paumldagogen ist damit auf die sog psychosoziale Rehabilitation gerichtet Durch gezielte Unterstuumltzung von Lernprozessen soll eine soziale Integration des Rehabi-litanden in die Gesamtheit seines sozialen Umfeldes ermoumlglicht werden Ziel ist es dem Rehabilitanden durch sozialpaumldagogische Angebote zu Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln sowie auch zu sozialer Kompetenz zu verhelfen welche ihnen ein eigenverantwortliches selbstbestimmtes Leben ermoumlglicht Paumldagogische Aufgaben verorten sich deshalb in den Bereichen Hilfestellung bei der Krankheitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der Entwick-lung von emotionaler Stabilitaumlt Selbstvertrauen und Eigenverantwortlichkeit das gezielte Eroumlffnen von Moumlglichkeiten zum (Wieder-)Erlernen vormals beherrschter Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Foumlrderung der Selbstbestimmung und Selbst-staumlndigkeit in lebenspraktischen Bereichen die Foumlrderung der Kommunikations- und Konfliktfaumlhigkeit die Bearbeitung von Verhaltensauffaumllligkeiten und das ge-meinsame Erarbeiten von Verhaltensalternativen die Unterstuumltzung der Rehabili-tanden bei der Wiedererlangung von Gruppenfaumlhigkeit und die Bearbeitung von Fragen im Rahmen der Entwicklung neuer Lebensperspektiven

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Dies alles geschieht in gezielt eingerichteten Einzel- und Gruppensituationen sowie im freieren Rahmen auszligerhalb der Therapien unter Anwendung unterschiedlicher bdquomethodischer Vorgehensweisenldquo Die Sozialpaumldagogen bearbeiten demnach gemeinsam mit dem Patienten und im interdisziplinaumlren Team Fragen im Rahmen neuer Lebensperspektiven der Selbst-verwirklichung und sozialer Kompetenz des Rehabilitanden Hierbei spielen die Beziehungsarbeit und auch die Zuwendung aufbauend auf einer verstaumlndnis- und vertrauensvollen Basis eine zentrale Rolle Nach der erfolgten Analyse der Ausgangssituation folgen nun im zweiten Teil-schritt die fuumlr die Planung notwendigen didaktisch-methodischen Uumlberlegungen 32 Didaktisch-methodische Uumlberlegungen zum Kreativangebot Im Sinne des zweiten Schrittes im Prozess der didaktischen Reflexion der Pla-nung stehen im Folgenden didaktisch-methodische Uumlberlegungen die sowohl Entscheidungen wie auch Vorbereitungen zur Umsetzung des Kreativangebots beinhalten im Mittelpunkt Dabei gehen sowohl Uumlberlegungen zu den aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots als auch zu der Auswahl der Teilnehmer und Uumlberlegungen zu Lernzielen und Lerninhalten ein Auch die sich hieraus ergeben-de Auswahl und der Einsatz von Methoden und Materialien stehen im Mittelpunkt 321 Die aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots Die Durchfuumlhrung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots hatte sich aus mehreren Gruumlnden angeboten Erstens waren durch die bestehenden sozial-paumldagogischen Gruppenangebote die meisten Bereiche abgedeckt Eine Luumlcke bestand aus meiner Sicht nur noch in einem kuumlnstlerischen Angebot welches ich aus mehreren Gruumlnden als sehr sinnvoll und notwendig erachtete Es bestanden fuumlr jene die Interesse an kuumlnstlerischen Betaumltigungen zeigten nur wenige Moumlg-lichkeiten ihre Kreativitaumlt im Rahmen der Freizeit zu entfalten Ein weiterer und nicht unwichtiger Aspekt solch ein Angebot aufzunehmen fuumlhrte auf die Spezifika des Klientel bezuumlglich ihrer Beeintraumlchtigungen zuruumlck Das Selbstbewusstsein und die Selbststaumlndigkeit vieler Patienten sind durch einen Unfall oder eine Krank-heit stark beeintraumlchtigt Erschwerend kommen haumlufig koumlrperliche undoder schwe-re Sinnesbeeintraumlchtigungen hinzu die die Kommunikationsfaumlhigkeit beeintraumlchti-gen Auf diesem Hintergrund ist der kuumlnstlerische Ausdruck bei dem es kein richtig

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oder falsch gibt mE eine einerseits nicht unbeachtliche Moumlglichkeit des Aus-drucks andererseits aber auch der Raum in dem die Rehabilitanden selbst ent-scheiden und Verantwortung fuumlr ihr Tun uumlbernehmen und sich auf Neues einlassen koumlnnen Ein weiterer Grund ergab sich aus der Zielsetzung den Rehabilitanden die Moumlg-lichkeit zu geben den vorhandenen Wohnraum mitzugestalten All diese Gruumlnde fuumlhrten schlieszliglich dazu das kunsttherapeutisch orientierte Krea-tivangebot einmal woumlchentlich zu einem festen Termin durchzufuumlhren Das Ange-bot fand in acht Sitzungen statt und wurde auf Grund der kurzen Aufenthaltsdauer der Rehabilitanden und der begrenzten Zeit vorerst nach der achten Sitzung been-det Auch sollte es eine geschlossene gleich bleibende Gruppe sein um den Re-habilitanden das Gefuumlhl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben Die Teilneh-merzahl wurde auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt um die Bildung von Untergrup-pen zu vermeiden um dem Vertrauensaufbau innerhalb der Kleingruppe genuumlgend Raum zu geben auch aber um die notwendige Verantwortung tragen zu koumlnnen Die Teilnahme an diesem Angebot war freiwillig wenn auch eine regelmaumlszligige Teilnahme erwuumlnscht war Aufgrund bestehender Merkfaumlhigkeitsdefizite wurde der Termin als Erinnerungshilfe in die Therapieplaumlne eingetragen Die Dauer des An-gebots wurde auf eineinhalb Stunden festgelegt wobei eine zeitliche Ausweitung auf Grund der therapiefreien Zeit durchaus moumlglich war Das Mindestmaszlig an Zeit wurde jedoch benoumltigt um einerseits dem Beduumlrfnis nach gegenseitigem Aus-tausch gerecht zu werden andererseits aber auch um eine intensive Arbeit an den Bildern zu ermoumlglichen 322 Zur Auswahl der Teilnehmer Die Auswahl der Teilnehmer wurde in Absprache mit den Teamkollegen und in Einzelfaumlllen mit einzelnen Fachtherapeuten des interdisziplinaumlren Teams getroffen Die Auswahlkriterien gestalteten sich weitgehend aus der Zielsetzung zuruumlckgezo-genen passiven stillen unauffaumllligen einen geschuumltzten Raum zu bieten in wel-chem sie ungestoumlrt und frei von aumluszligeren Einfluumlssen an etwas arbeiten konnten was ihnen Spaszlig machte Alle ausgewaumlhlten Teilnehmer hatten auf Grund ihrer erworbenen Einschraumlnkungen Probleme unterschiedlicher Art im Bereich der Kom-munikation welche sie groumlszligtenteils vor ihrem Aufenthalt gar nicht oder nicht in dieser Weise oder diesem Maszlige erlebt hatten So stuumltzte sich die Auswahl schlussendlich auf Rehabilitanden welche in unterschiedlichem Ausmaszlig in ihrer Kommunikation beeintraumlchtigt waren Hauptauffaumllligkeiten waren dabei Sprachstouml-

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rungen und Sprechstoumlrungen unterschiedlichen Grades Weitere Beeintraumlchtigun-gen zeigten sich in unterschiedlichen koumlrperlichen Bereichen wobei die sog arm-betonte Ataxie bei den meisten der Teilnehmern weniger bis maumlszligig stark ausge-praumlgt war so dass sie ihre Faumlhigkeiten mehr in undifferenzierten Handlungsschrit-ten als in feinmotorischen Kleinarbeiten ausuumlben konnten Neben Koordinations-problemen insbesondere der Arme waren es vermehrt auch Laumlhmungen welche alltaumlgliche Verrichtungen erschwerten Als besonders einschraumlnkend erwiesen sich daruumlber hinaus die schweren Seheinschraumlnkungen einer Rehabilitandin die weit-gehend an der Stimme erkannte mit wem sie kommunizierte Mit der Uumlberzeugung dass jeder Teilnehmer auch mit seinen Einschraumlnkungen kreativ taumltig sein kann und insbesondere das Malen in seiner offenen freien Sicht-weise eine Moumlglichkeit zur Kommunikation darstellt wurden die Teilnehmer in ei-nem persoumlnlichen Gespraumlch auf das Angebot angesprochen und dazu eingeladen Die Teilnehmer im Alter zwischen 17 und 23 Jahren befanden sich alle im Haus der weiterfuumlhrenden Rehabilitation Von Vorteil erschien mir eine gemischtge-schlechtliche Gruppe wie auch das Zusammenleben in der Rehabilitationseinrich-tung gestaltet wird Schlieszliglich galt es bei der Auswahl sowohl das Interesse der Teilnehmer am krea-tiv kuumlnstlerischen Tun zu wecken sowie einzelne Rehabilitanden dazu zu ermuti-gen zu bestaumlrken und zu motivieren sich auf etwas voumlllig Neues aber fuumlr sie nicht Abwegiges einzulassen und dieses auszuprobieren All diese Kriterien fuumlhrten schlieszliglich zur Zusammensetzung der Kreativgruppe mit sechs Teilnehmern 323 Uumlber Lernziele und Lerninhalte Im Hinblick auf die Lernziele lieszligen sich zahlreiche Differenzierungen vornehmen je nachdem aus welchem Blickwinkel diese betrachtet wurden Sowohl die Teil-nehmer der Kreativgruppe als auch die Leiterin brachten eigene Zielsetzungen in die Gruppe ein Die Ziele der Rehabilitanden richteten sich nach Angaben dieser vermehrt nach Freizeitausgleich Freizeitbeschaumlftigung gemuumltlichen Beisammensein in ange-nehmer Atmosphaumlre gemeinsamen Gestalten und vorwiegend dem Entspannen waumlhrend des Malens vom anstrengenden Klinikalltag Im scheinbaren Gegensatz dazu standen die Ziele der Paumldagogin welche sich weniger im Bereich der Ent-spannung durch das Malen oder schlicht der Freude am kreativen Tun der Rehabi-litanden bewegten Die Ziele ihrerseits waren unbestritten Lernziele auf unter-schiedlichen Ebenen

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Als Richtziele kristallisierten sich die Staumlrkung des Selbstwertgefuumlhls und des Selbstbewusstseins der Rehabilitanden und der Aufbau der eigenen Ressourcen die gezielt durch das Malen angesprochen werden sollten heraus Dies sollte so-wohl durch das gemeinsame Tun in der Gruppe als auch der jeweiligen einzelnen Arbeit am Bild erreicht werden So bot den Teilnehmern die Teilnahme an der Gruppe die Moumlglichkeit sich in der kleinen gleich bleibenden Gruppe ohne Drang zu entfalten Schon allein durch die gleiche Taumltigkeit aller war die Basis fuumlr ein Kommunikationsthema gegeben Der Einstieg sich kundzutun wurde damit er-leichtert Das regelmaumlszligige intensive Zusammentreffen und das erworbene Ver-trauen erlaubte es den Teilnehmern sich mehr und mehr zu oumlffnen und ihre Wuumln-sche zu aumluszligern Bezuumlglich der jeweiligen eigenen Arbeit am Bild und dem Ver-staumlndnis des erweiterten Kunstbegriffs als Basis erfuhr der Einzelne dass jeder wenn auch auf andere Art und Weise etwas darstellen kann Die Rehabilitanden lernten sich auf neue Dinge einzulassen sie lernten unterschiedliche Materialien kennen und konnten neue Erfahrungen sammeln Sie erfuhren beim kreativen Tun dass es nicht darauf ankommt alles zu koumlnnen sondern dass es darauf ankommt was der Einzelne aus dem was er mitbringt gestaltet Die Richtziele konnten somit in mehrere Grobziele untergliedert werden So konnte ein erhoumlhtes Selbstvertrauen daran festgemacht werden ob die ansonsten eher verschlossenen Rehabilitanden eine rege Diskussion fuumlhrten und so eine vermehr-te Interaktion und Kommunikation stattfand oder Rehabilitanden die sich zu Be-ginn sehr unsicher waren und sich nicht fuumlr ein Material entscheiden konnten sich zum Ende hin gezielt mit eigener Vorstellung an ein Bild setzten Das Vertrauen auf und der Glaube an die eigenen Ressourcen konnte daran festgemacht werden dass sich die Rehabilitanden an mehrere neue Materialien herantrauten sich in ungewisse Situationen leichter hineinbegeben konnten und mit ihren Arbeiten zu-frieden sein konnten Diese Ziele die innerhalb der Kreativgruppe fokussiert wur-den beschraumlnkten sich aber nicht auf diesen Rahmen denn ein selbstsicheres Auftreten und der verstaumlrkte Glaube an sich selbst waren wenn sie auch sehr abs-trakte Ziele darstellten auch auszligerhalb der Gruppe spuumlrbar So konnte der jeweili-ge Rehabilitand beispielsweise nun auch bei Tisch mit einem lauten bdquoNeinldquo aumluszligern dass er dieses Essen nicht moumlchte Schlieszliglich ergaben sich fuumlr jeden einzelnen Rehabilitanden wenn man so moumlchte noch individuelle Feinziele Diese individuellen Ziele wurden durch den Rehabili-tanden nicht bewusst verfolgt sie stellten unbewusst und moumlglicherweise auch ohne das Wissen des Rehabilitanden allein durch die Auswahl der Methoden Ziele meinerseits dar So trainierte ein Rehabilitand mit schwerer Sehbeeintraumlchtigung

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oder einer schweren Bewegungsstoumlrung ganz automatisch seine Faumlhigkeiten in diesem Bereich auch wenn er dies vielleicht gar nicht gezielt mochte Das Malen dh das kreative Taumltigwerden am Bild bot damit unbestritten eine Viel-zahl an Moumlglichkeiten um unterschiedlichen Zielen gerecht zu werden Es bot die Moumlglichkeit der nonverbalen Ausdrucksmoumlglichkeit des Trainings neuropsycholo-gischer Teilleistungsstoumlrungen eine Moumlglichkeit zum Motivationsaufbau es bot schlicht Freude und Entspannung indem es nicht an Leistung orientiert war und konnte dem Aggressionsabbau dienen indem ein impulsives Malen in diesem Rahmen moumlglich war Das Training sozialer Kompetenzen innerhalb der Gruppe wurde ermoumlglicht aber auch die Selbststaumlndigkeit wurde durch die Auferlegung der eigenen Verantwortung fuumlr das Gemalte unterstuumltzt Motorische Faumlhigkeiten wurden bei jeglicher Art des Malens gefoumlrdert und auch die Foumlrderung von gege-benen Talenten konnte in diesem Rahmen aufgegriffen werden Es gab somit unbestritten Zielsetzungen auf Seiten der Rehabilitanden und auf Seiten der Sozialpaumldagogin die sich gleich different oder fuumlr den jeweils anderen nicht sichtbar und evt gar nicht gewollt darstellen So koumlnnen durch die richtige Auswahl der Methoden unterschiedliche Ziele auf unterschiedlichen Ebenen er-reicht werden 324 Uumlber den Einsatz von Methoden Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen die Auswahl der Teilnehmer sowie die Dimensionen der Zielsetzungen wurden innerhalb der Sozialen Gruppenarbeit Elemente des Begleiteten Malens nach EGGER als methodische Gestaltung der Kreativgruppe umgesetzt wobei Soziale Gruppenarbeit in diesem Fall als bdquoeine Methode der Sozialarbeit die den Einzelnen durch sinnvolle Gruppenerlebnisse hilft ihre soziale Funktionsfaumlhigkeit zu steigern und ihren persoumlnlichen Problemen ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des oumlffentlichen Lebens besser gewachsen zu seinldquo verstanden wird Der Ansatz des Begleiteten Malens lieszlig sich in das Handlungsfeld der Neurologi-schen Rehabilitation angemessen eingliedern da er durch den flexibel zu gestal-tenden Einsatz keine kostenintensiven und ausgefallenen Materialien erforderte Daruumlber hinaus bietet der Ansatz hervorragende Moumlglichkeiten auch ohne erhebli-che Vorkenntnisse im kunsttherapeutischen Bereich das Begleitete Malen in ab-gewandelter Form umzusetzen Die einzelnen Aspekte dieses Ansatzes wurden daher hier nicht in ausdifferenzierter Weise uumlbernommen sondern nur in sofern als dass es die Rahmenbedingungen des Angebots zulieszligen in die methodische

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Umsetzung integriert und fuumlr die Leiterin als Handlungsleitlinien zu den maszliggebli-chen Richtlinien Bei den konkreten Aktivitaumlten handelte es sich um Malaktivitaumlten mit unterschiedli-chen Materialien Den Techniken und Thematiken die jeder einzelne Rehabilitand mitbrachte waren keine Grenzen gesetzt Es duumlrfte experimentiert werden dh es fand keine Themenvorgabe statt Innerhalb der zur Verfuumlgung stehenden Utensi-lien der individuellen Motivation und dem gegebenen Zeitrahmen konnte dem kreativen Prozess freien Lauf gewaumlhrt werden Auch konnte der Rehabilitand selbst entscheiden ob er stehend oder sitzend arbeiten moumlchte je nach Moumlglich-keiten und Einschraumlnkungen konnte hier auch mit Hilfestellungen die richtige Posi-tion gefunden werden Begleitet wurden diese Aktivitaumlten stets von der unterstuumlt-zenden Begleitperson dh der Sozialpaumldagogin welche jedoch mehr und mehr in den Hintergrund ruumlckten sollte und schlieszliglich mehr als bdquoDienerldquo im Sinne der Ma-terialbereitstellung fungierte Bei der Umsetzung des Begleiteten Malens nach EGGER waren jedoch nicht nur Freiraumlume gegeben sondern auch wichtige Krite-rien zu beachten die sowohl den kuumlnstlerischen Prozess den Einzelnen in der Gruppe als auch die Gruppe als Gesamtes betrafen Es galt gewisse bdquoGruppenregelnldquo im Sinne des Zusammenseins aufzugreifen diese umzusetzen und ggf auch in Erinnerung zu rufen sollten sie in Vergessen-heit geraten Allgemeine Richtlinien im Hinblick auf die Arbeit in der Gruppe waren das Sauberhalten des jeweils eigenen Malplatzes und die gemeinsame Benutzung der Materialien Dies implizierte dass die Materialien jedem gleichsam zu Verfuuml-gung standen und diese auch nach der individuellen Nutzung den anderen Teil-nehmern wieder auf dem Angebotstisch zu Verfuumlgung gestellt wurden Ebenso galt das gemeinsame Aufraumlumen am Ende der Sitzung als allgemeine Uumlbereinkunft Auf Grund der vielfaumlltigen individuellen Einschraumlnkungen der Rehabilitanden ver-langte der gegenseitige Umgang ein hohes Potential an Ruumlcksichtnahme eines Einzelnen ab Das gegenseitige Kennen lernen war dabei von groszliger Bedeutung Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig einschaumltzen und respektieren lernen Die gegenseitige Begruumlszligung und die ersten Gespraumlchsminuten zu Beginn jeder Sit-zung trugen dazu bei die Stimmungen der Einzelnen wahrzunehmen und wurden daher gezielt eingeraumlumt Weitere Richtlinien die mit den Teilnehmern gemeinsam oder allein von Seiten der Teilnehmer gesetzt wurden waren ua dass die Informationen innerhalb der Gruppe auch in der Gruppe bleiben sollten so dass persoumlnliche Inhalte nicht nach auszligen getragen werden sollten Dies oumlffnete fuumlr alle die Moumlglichkeit persoumlnliche Stimmungslagen und Probleme zB auch in Bezug auf die Behinderungsverarbei-tung kundzutun wenn diese fuumlr den Einzelnen von Bedeutung waren

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

Therapie Eine Einfuumlhrung in Geschichte Methode und Praxis der Kunstthe-rapie Nuumlrtingen Verlag der Stiftung fuumlr Kunst und Kunsttherapie

BADRY EBUCHKA MKNAPP R (Hrsg) 1999 PAumlDAGOGIK Grundlagen und Arbeitsfelder 3 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftel Luchterhand Verlag

DREIFUSS-KATTAN E 1986 Praxis der Klinischen KUNSTTHERAPIE BernStuttgartToronto Hans Huber Verlag

EGGER B 1981 Faszination Malen Praktisches Erzieherisches Anregendes 2 Aufl Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1982 Malen als Lernhilfe Malen und bildnerisches Gestalten mit ver-schiedenen Materialien Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1984 Bilder verstehen Wahrnehmung und Entwicklung der bildneri-schen Sprache Bern Zytglogge Verlag

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

Kindern und Jugendlichen Alltag in der Klinik und zu Hause verstehen hel-fen begleiten Stuttgart TRIAS-Thieme Hippokrates Enke Verlag

GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

LIPPERT-GRUumlNER MQUESTER R (Hrsg) 1996 SCHAumlDEL-HIRN-TRAUMA Kunsttherapie Rehabilitation Muumlnster Paroli Verlag

MAumlCKLER A 2000 1460 Antworten auf die Frage was ist Kunst Koumlln DuMont Verlag

MARTIN E 1999 Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit Eine Einfuumlhrung in die Probleme und Moumlglichkeiten 5 Aufl WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag

MENZEN K-H 2004 Grundlagen der Kunsttherapie 2 Aufl Muumlnchen Ernst Reinhardt Verlag

PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

RINNINSLAND J 1998 Kunst und Rehabilitation Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd2 Gailingen

RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

und Praxis Karlsruhe Verlag fuumlr Kunsttherapie SCHILLING J 1995 DidaktikMethodik der Sozialpaumldagogik Grundlagen und

Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

pro mente Verlag SCHOTTENLOHER G 2000 Kunst- und Gestaltungstherapie Eine praktische

Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

Page 9: SR26 d - Hegau-Jugendwerk Gailingen GmbH · Title: Microsoft Word - SR26 d.doc Author: rinni Created Date: 11/30/2011 3:31:13 PM

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lichldquo angegangen werden und das Vorgehen kann sich weitgehend auf aneignen-de und erfahrungsbezogene Lernprozesse stuumltzen Das Lernen im sozialpaumldago-gischen Feld bezieht sich hauptsaumlchlich auf reale Situationen im aktuellen Lebens-vollzug der Betroffenen und besteht daher aus der aktiven Aneignung von eigenen Erfahrungen Dieses Lernen umfasst daher emotionale kognitive wie auch soziale Erfahrungen in gleichem Maszlige Sozialpaumldagogisches Handeln laumlsst sich daraus folgend durch einige Momente charakterisieren Anlass sozialpaumldagogischer Maszlignahmen sind Konflikte im Alltag der Betroffenen Inhalte sind weitgehend individuelle Problemlagen unterschied-lichster Art Der diesbezuumlgliche bdquoLernprozessldquo kann differenzierte Formen anneh-men der durch eine Vielfalt an sozialpaumldagogischen Handlungsformen mit unter-schiedlichen eingesetzten Methoden gekennzeichnet ist Sozialpaumldagogisches Handeln ist dabei mehr oder weniger durch das Moment der Planung gekenn-zeichnet als dass die Ausgangslage erfasst ein angemessenes Vorgehen geplant und notwendige Hilfen erschlossen werden Als Basis dessen liegt dem paumldago-gisch Taumltigen ein individuell spezifisches Berufsethos mit Wertmaszligstaumlben berufli-chen Handelns zugrunde Die Aufgabe des Sozialpaumldagogen besteht daher vorwiegend aus differenzierten Interventionen die sich innerhalb eines alltagsorientierten Lernen der Betroffenen finden lassen Genau in diesem Feld verortet sich schlieszliglich auch die Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit Es gilt alltaumlgliche Aktivitaumlten und Erfahrungsprozesse nicht einfach unreflektiert ablaufen zu lassen wie sie unbewusst ablaufen denn ohne Einflussnahme gestalten sich weniger Lern- und Veraumlnderungsprozesse in denen Erfahrungen im Sinne der Lernenden angeeignet werden koumlnnen Es gilt daher diese Prozesse im Anbetracht der bisher genannten Gesichtspunkte und Anforderungen an eine Didaktik die die Arbeit im sozialen Bereich mit sich bringt didaktisch zu hinterfragen zu strukturieren zu planen und zu reflektieren Dh dass auch bei alltaumlglichen Lernprozessen die Fragen nach dem Was und Warum und dem Wie und Womit in den Vordergrund ruumlcken muumlssen denn Lern-prozesse gelingen nur wenn uumlberlegte gezielte Herausforderungen und Hilfen beim Lernen seitens des Sozialpaumldagogen gegeben werden Das bedeutet auch dass sich in Alltagssituationen ergebende Aufgaben verstanden und als Chance zum Lernen erkannt werden muumlssen Diese koumlnnen schlieszliglich in einem Lernpro-zess zu einer Aneignung von Erfahrungen und damit der Moumlglichkeit zu Veraumlnde-rungen bis hin zu einer nuumltzlichen und emanzipierten Verhaltens- und Lebensstra-tegie fuumlhren Werden diese nicht gegeben bleiben Erfahrungen ungenutzt und Aufgaben koumlnnen unzulaumlnglich oder gar gefaumlhrlich und schaumldlich fuumlr den Lernen-den geloumlst werden

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Auch GORGES zieht Lernen als zentrale Begrifflichkeit hinsichtlich der Entwick-lung einer Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit heran indem er den Begriff lernen in Abgrenzung zu den Merkmalen von Lernsituationen innerhalb der Schule betrach-tet Die Soziale Arbeit sei diesbezuumlglich durch unterschiedliche Institutionen mit eher offenem Charakter Lernende aller Altersgruppen Lernen vorwiegend fuumlr die aktuelle Situation mit kurzfristigen Lernprozessen und den in der Regel freiwilligen Charakter gekennzeichnet Weitere Kennzeichen seien die Alltags- und Erfah-rungsorientierung die vermehrte Erarbeitung von Zielen und Inhalten der groumlszligere Spielraum fuumlr Rolleninterpretationen der Beteiligten und die haumlufig gemeinsam vorgenommene Bewertung von Ergebnissen Zusammenfassend bildet somit der Begriff Lernen insbesondere innerhalb von Alltagssituationen eine zentrale Begrifflichkeit einer Didaktik der Sozialpaumldagogik Es gilt die sich in besonderer Art und Weise gestaltenden Lernprozesse im Kontext Sozialer Arbeit didaktisch-methodisch zu planen umzusetzen und zu hinterfragen Nur so ist professionelles sozialpaumldagogisches Handeln gewaumlhrleistet Nur durch den Einbezug didaktischer Uumlberlegungen koumlnnen sowohl im Sinne des Lernenden innerhalb seines Lernprozesses aber auch im Sinne der Professionalisierung so-zialpaumldagogischer Arbeit effektive Ziele erreicht erhalten und weiterentwickelt werden Konkrete Ansaumltze wie didaktische Arbeit in der Praxis aussehen kann bzw wie didaktische Uumlberlegungen in der Praxis Sozialer Arbeit Eingang finden koumlnnen bietet MARTIN mit der Entwicklung des bdquoVerlaufsmodells der didaktischen Arbeitldquo auf welches im Folgenden eingegangen wird 222 Das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN Als eine fuumlr die sozialpaumldagogische Praxis brauchbare Vorgehensweise Im Sinne didaktischer Arbeit wurde von MARTIN das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Ar-beitldquo auch als bdquodidaktische Reflexionldquo bezeichnet erarbeitet Diese erweist sich seiner Ansicht nach in der praktischen Arbeit als notwendig wenn sozialpaumldagogi-sche Arbeit begruumlndet vorbereitet kritisch gepruumlft und verbessert werden soll Die didaktische Reflexion steht dabei bdquoin der Mitte zwischen bloszligem unreflektiertem Vorwissen (Vor-Urteil) und dem wissenschaftlich begruumlndeten Theoriewissenldquo Der Gesamtprozess der didaktischen Reflexion laumlsst sich in vier Schritte gliedern Die Teilschritte haben fuumlr die praktische Umsetzung in der sozialpaumldagogischen Arbeit folgende Inhalte

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(1) Das Analysieren mit den Teilschritten Beschreiben und Erklaumlren Der erste Teilschritt des Analysierens beginnt mit dem Beschreiben Das Beschrei-ben umfasst dabei die Analyse der Ausgangssituation durch vergangene tagtaumlgli-che oder auch geplante Beobachtungen durch Protokollieren oder auch Beschrei-ben von Verhalten einzelner Teilnehmer oder Gruppen sowie Situationen Sie wird auch als Situationsanalyse bezeichnet Sie beinhaltet auszligerdem das Sammeln von Daten und Informationen uumlber die Zielgruppe und einzelne Mitglieder Die Be-schreibung der Rahmenbedingungen und Handlungsspielraumlume sozialpaumldagogi-scher Arbeit sind hierbei ebenfalls von Bedeutung Moumlgliche Fragen der Situationsanalyse sind beispielsweise Fragen nach den Posi-tionen der Teilnehmer dh wo steht der Sozialpaumldagoge wo der Einzelne und wo die Gruppe Diese und viele differenziertere Fragen mehr bieten sich zur erleichterten Durch-fuumlhrung anhand eines gegliederten Fragebogens an Bei der Durchfuumlhrung einer Situationsanalyse sollten primaumlr diejenigen Probleme aufgegriffen werden die fuumlr die Planung von Relevanz sind Die Auswertung dieser Informationen liefert gleichsam die Antworten auf die Fra-gen der Situationsanalyse Das Erklaumlren als zweiter Teilschritt umfasst schlieszliglich die Erklaumlrung der Informa-tionen und beobachteten Daten indem sie verglichen gedeutet interpretiert und eingeordnet werden Dadurch wird auch die Einschaumltzung der realisierbaren Ver-aumlnderungen und der moumlglichen Entwicklungen ermoumlglicht (2) Das Planen mit den Teilschritten Entscheiden und Vorbereiten Im Teilschritt des Entscheidens sollen auf der Grundlage der Situationsanalyse folgerichtige Entscheidungen uumlber Lern- und Handlungsziele sowie uumlber Erzie-hungsziele getroffen werden Auszligerdem werden in dieser Phase Themen- bzw Fragestellungen bearbeitet inhaltliche Schwerpunkte gesetzt die Gestaltung or-ganisatorischer zeitlicher und inhaltlicher Rahmenbedingungen bedacht und Ent-scheidungen bezuumlglich einzusetzender Methoden Medien und Materialien getrof-fen Mit welchen Schwerpunktsetzungen die didaktischen Uumlberlegungen beginnen dh ob Uumlberlegungen zu Zielen und Inhalten oder aber zu Methoden und Medien zuerst getaumltigt werden sei nach MARTIN von zweitrangiger Bedeutung vielmehr stehe das Verhaumlltnis dieser Elemente zueinander im Vordergrund Die praktische Vorbereitung als zweite Teilphase der Planung beinhaltet je nach Vorhaben dass die Raumlumlichkeiten organisiert vorbereitet oder gar umgestaltet werden dass Termine vereinbart werden oder auch Oumlffentlichkeitsarbeit mitbe-ruumlcksichtigt wird Auch Besorgungen von Materialien und Medien sind vorzuneh-

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men und falls erforderlich interdisziplinaumlre Kontakte herzustellen oder Helfer anzu-sprechen Je nach Vorerfahrungen des Sozialpaumldagogen wird hier auch das Aus-probieren des Vorhabens oder die Vorbereitung zB mittels Fort- oder Weiterbil-dung vorgesehen Der Teilschritt der Planung und damit das weitere Vorgehen haumlngt schlieszliglich da-von ab wer die Planung vornimmt oder daran beteiligt ist und wie die Planung gestaltet wird (3) Das Handeln welches die didaktische Planung mit Inhalt fuumlllt Es geht dabei um sozialpaumldagogisch ausgerichtetes Handeln mit einzelnen Perso-nen Gruppen oder auch Institutionen Das konkrete Handeln ist durch einen expe-rimentellen Charakter gekennzeichnet und bringt zwei wichtige Effekte mit sich Einerseits bringt sie als umgesetzte Planung die Realisierbarkeit und Ergebnisse der Planung hervor birgt gleichzeitig aber die Moumlglichkeit innerhalb des konkreten Verlaufs neue Beobachtungen und Erfahrungen zu machen so dass darauf basie-rend wiederum die Situationsanalyse fortgefuumlhrt und reflektiert werden kann Im engeren Sinne endet die didaktische Arbeit mit dem Beginn der praktischen Umsetzung vorlaumlufig und setzt bei der Reflexion wieder ein (4) Die Auswertung die als letzter Teilschritt der didaktischen Reflexion gilt Sie beinhaltet die Reflexion der Ausgangssituation und der Rahmenbedingungen der getroffenen Entscheidungen sowie der getaumltigten Vorbereitungen Auch der praktische Verlauf wird reflektiert und moumlgliche Konsequenzen werden festgehal-ten Die Auswertung des sozialpaumldagogischen Handelns sollte moumlglichst gemeinsam mit den Gruppenmitgliedern geleistet werden Die Auswertung kann unterschied-lich gestaltet werden und viele Formen der Dokumentation umfassen so koumlnnen auch Bilder oder Filme als Medium der Auswertung dienen Auch Gruppendiskus-sionen Frageboumlgen und schlichte Aumluszligerungen bei gemuumltlichem Beisammensein koumlnnen zur Auswertung beitragen Die Auswertung kann damit auf unterschiedliche Art und Weise und in unterschied-lichen Phasen des Vorhabens stattfinden Situationsanalyse Planung Durchfuumlhrung und Auswertung bilden einen Kreislauf bei dem die Auswertung in eine neue Situationsanalyse mit einflieszligt und den Kreis-lauf von Neuem beginnen laumlsst Durch die didaktische Reflexion wird das Altgewohnte kritisch betrachtet und bietet dadurch die Moumlglichkeit Alternativen zu entdeckt Sie sorgt damit fuumlr Erneuerungen

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in der praktischen Arbeit und eine fortlaufende Neuausrichtung des sozialpaumldago-gischen Handelns im Hinblick auf die sich veraumlndernde Ausgangssituation Die bewusste Vollziehung und Reflexion dieses Kreislaufes ermoumlglicht eine Ver-besserung und Weiterentwicklung der sozialpaumldagogischen Arbeit indem sie theo-retische Uumlberlegungen und praktisches Handeln verbindet 23 Zusammenfassung Bei einem Blick in die einschlaumlgige Literatur wird der Mangel an wissenschaftlichen Ausarbeitungen uumlber die Grundlagen professionellen sozialpaumldagogischen Han-delns deutlich Der wissenschaftliche Literatur-Fundus wird vom Bereich Grundla-gen paumldagogischen Denkens und Handelns allgemein uumlber Grundlagen sozialpauml-dagogischen Denkens und Handelns bis hin zu Grundlagen einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation immer schmaumller Als Grundlage jedoch sowohl paumldagogischen als auch sozialpaumldagogischen Han-delns so zeigt die wissenschaftliche Recherche bildet sich der Begriff Didaktik heraus Auffallend diesbezuumlglich ist die Vielzahl an Veroumlffentlichungen hinsichtlich der Schul-Didaktik einerseits und dem geringen Fundus im Bereich Didaktik und Sozialpaumldagogik andererseits Unumstritten sehen die sich mit den Grundlagen der Sozialpaumldagogik beschaumlftig-ten Autoren WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BA-DERBAUKUSKNAPP Didaktik als einen elementaren Bestandteil professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und die Notwendigkeit diese Thema-tik aufzuarbeiten Auf Grund des Fehlens eines Grundlagenwerks muss auf Allge-mein-didaktische Grundlagen zuruumlckgegriffen werden um schlieszliglich durch die notwendigen Um- und Ausarbeitungen auf den Fachbereich Sozialer Arbeit einer Didaktik der Sozialpaumldagogik als Grundlage professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns naumlher zu kommen Betrachtet man sich den Begriff Didaktik naumlher so wird er eindeutig als Teilbereich der Paumldagogik identifiziert eine inhaltliche Darstellung des Begriffes zeigt jedoch eine breite Palette an Verstaumlndnismoumlglichkeiten von Didaktik Aufgrund der vielfaumlltigen Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche sozialpaumldagogischer Arbeit zu deren Merkmalen auch die Planung und Unterstuumltzung von Bildungs- und Lernprozessen zaumlhlen laumlsst sich die Erkenntnis ableiten dass Didaktik eine unverzichtbare Bezugswissenschaft fuumlr die Soziale Arbeit darstellt Jedoch erge-ben sich besondere Anspruumlche an eine solche Didaktik die eine unveraumlnderte Uumlbernahme Allgemeiner Didaktik nicht erlaubt

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Sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich unter anderem dadurch aus dass sie sich an eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgabenfelder und Adressatengruppen richtet dass sie vorwiegend alltagsbezogene Arbeit beinhaltet dass die Beruumlcksichtigung sowohl von gesellschaftlichen und kulturellen als auch von individuellen Situatio-nen eine zentrale Stellung einnimmt und dass das Lernen meist in indirekter Form stattfindet Schon allein aus diesen Bedingungen heraus wird deutlich dass eine Didaktik der Sozialpaumldagogik nicht gleich eine Didaktik einer jeglichen anderen paumldagogischen Disziplin sein kann Bei der naumlheren Betrachtung von Ansaumltzen einer Didaktik in der sozialpaumldagogi-schen Arbeit kristallisiert sich der Begriff Lernen als zentral heraus woran sich die Bedeutsamkeit der lerntheoretischen Didaktik anschlieszligt Lernen im sozialpaumldago-gischen Feld bedeutet jedoch immer Lernen in Alltagssituationen und damit in den realen Situationen des momentanen Lebensvollzuges der jeweiligen Betroffenen es heiszligt umgekehrt auch Lernen im Sinne von aktiver Aneignung von Erfahrungen in sozialen emotionalen und auch kognitiven Bereichen Das heiszligt fuumlr die Didaktik in der sozialpaumldagogischen Arbeit genau diese alltaumlglichen Erfahrungsprozesse nicht planlos ablaufen zu lassen Lern- und Veraumlnderungsprozesse geschehen auch hier nur wenn sie beeinflusst werden wenn diese Gesichtspunkte didaktisch hinterfragt strukturiert geplant und reflektiert werden Die Frage nach dem Was Warum Wie und Womit muss daher auch bei der Didaktik der sozialpaumldagogi-schen Arbeit im Vordergrund stehen Konkrete Vorschlaumlge in der praktischen Umsetzung liefert MARTIN mit seinem bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo Er bietet mit den Teilschritten Analysie-ren Planen Handeln und schlieszliglich der Auswertung und Kontrolle die gleichzei-tig die Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse und damit einen Wiedereinstieg in den Kreislauf darstellt eine Leitlinie fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Vor-gehen Wie die praktische Umsetzung didaktischer Uumlberlegungen sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation aussehen kann wird in der vorliegen-den Ausarbeitung am Beispiel eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativange-bots dargestellt

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3 Die Umsetzung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots innerh des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes im Hegau-Jugendwerk Die konkrete Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots er-folgt nach dem didaktischen Handlungsmodell nach MARTIN Der Prozess verlaumluft in vier Schritten wobei der erste Schritt durch die Beschreibung des Arbeitsfeldes die Situationsanalyse darstellt In einem zweiten Schritt werden die didaktisch-methodischen Uumlberlegungen im Sinne der Planung des Vorhabens getaumltigt Der dritte Schritt stellt schlieszliglich das praktische Handeln am Beispiel eines ausge-waumlhlten Rehabilitanden dar Der vierte und letzte vorgesehene Schritt im Modell beinhaltet die Reflexion des Kreativangebots auf drei Ebenen und schlieszligt damit gleichermaszligen den Kreis der didaktischen Reflexion 31 Beschreibung des Arbeitsfeldes Die Beschreibung des Arbeitsfeldes als erster Schritt des didaktischen Hand-lungsmodelles dient mit der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks in Gailingen als Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum der Beschreibung des Klientels und mit der Verdeutlichung des sozialpaumldagogischen Aufgabenbereichs der Analyse der Ausgangssituation 311 Das Hegau-Jugendwerk Das Hegau-Jugendwerk in Gailingen bietet als Fachkrankenhaus und Rehabilitati-onszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene nicht nur eine medizi-nische stationaumlre Behandlung von Verletzungen oder Erkrankungen des Nerven-systems sondern uumlberdies eine umfassende schulische berufliche und soziale Rehabilitation Mit insgesamt 200 Betten in den Abteilungen Fruumlhrehabilitation Schwerrehabilita-tion und den Abteilungen der weiterfuumlhrenden Rehabilitation beschaumlftigt das He-gau- Jugendwerk rund 300 Mitarbeiter in unterschiedlichen Fachbereichen Die nahtlose und kontinuierliche Rehabilitationsbehandlung von der Uumlbernahme aus der Akutklinik bis zur schulischen-beruflichen und sozialen Wiedereingliede-rung wird durch ein individuelles Rehabilitationskonzept ermoumlglicht Dieses wird gemeinsam mit dem Rehabilitanden und einem multiprofessionellen interdiszipli-naumlr zusammenarbeitenden Team aus Aumlrzten Pflegekraumlften (Neuro-)Psychologen

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Sozialarbeitern Sozialpaumldagogen und Fachtherapeuten der Ergotherapie Physio-therapie Logopaumldie Schwimm- und Sporttherapie der Massage und medizini-schen BaumlderabteilungPhysikalische Therapie sowie der Musiktherapie erstellt und in Form des Case-Managements fortwaumlhrend angepasst kritisch uumlberpruumlft und wenn erforderlich veraumlndert Im Sinne der schulischen und beruflichen Rehabilitati-on sind die staatlich anerkannte Krankenhausschule und die berufstherapeuti-schen Abteilungen wesentliche Bestandteile Ziel der Rehabilitation ist es dem Behinderten oder von Behinderung bedrohten Menschen zur Ruumlckkehr in Familie Schule oder Beruf und soziales Umfeld zu verhelfen und dies entsprechend seinen Wuumlnschen Vorstellungen und Faumlhigkei-ten 312 Das Klientel Die Rehabilitanden im Alter zwischen 2 und 21 Jahren werden aus dem gesamten Bundesgebiet und zT daruumlber hinaus sowohl stationaumlr als auch teilstationaumlr auf-genommen Die Aufnahmeindikationen der Rehabilitanden koumlnnen sich dabei sehr unterschiedlich gestalten Erworbene Hirnschaumldigungen durch Unfaumllle und deren Folgen Hirntumore Cerebrale Gefaumlszligprozesse Cerebrale Hypoxien oder entzuumlnd-liche Erkrankungen des zentralen Nervensystems bilden dabei die groumlszligten Indika-tionsgruppen Wie jedoch SOMMER in seiner Publikation bestaumltigt so hat sich neben den klassisch neurologisch Beeintraumlchtigten eine breite Streuung der Auf-nahmeindikationen auf Grund von weiter reichenden Krankheitsbildern und Behin-derungsformen entwickelt so dass vermehrt auch Jugendliche auf Grund von Dro-gen- Medikamenten oder Alkoholabusus nach Suizidversuchen oder auch Ge-walterfahrungen aufgenommen werden Die Auswirkungen der Krankheit bzw des Unfalls sind sehr weitreichend Es kann zu motorischen Behinderungen wie Koumlrper- und Bewegungsstoumlrungen zu vegeta-tiven Stoumlrungen wie Kopfschmerzen oder Uumlberempfindlichkeit gegenuumlber Laumlrm kommen Nicht selten kommt es zu einer posttraumatischen Epilepsie Auch Wahrnehmungsstoumlrungen wie Stoumlrungen der Koumlrperwahrnehmung der visuellen oder raumlumlichen Wahrnehmung oder gar die Vernachlaumlssigung von einer Koumlrper-seite oder Koumlrperteilen koumlnnen Folgen sein Stoumlrungen der Kommunikation durch Sprech- und Sprachprobleme sind ebenfalls haumlufig zu beobachtende Folgen Wei-tere Beeintraumlchtigungen fallen in den Bereich der Neuropsychologie wie Aufmerk-samkeits- und Konzentrationsstoumlrungen Merk- und Gedaumlchtnisstoumlrungen oder verminderte Belastbarkeit Mit einher gehen schlieszliglich immer auch Veraumlnderun-

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gen des Verhaltens und Erlebens wie eine mangelnde Selbstwahrnehmung die Beeintraumlchtigung des problemloumlsenden Denkens und des Kritik- und Urteilvermouml-gens welche insbesondere dem Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes zugerechnet werden koumlnnen Die Aufenthaltsdauer kann deshalb je nach Schwere der Schaumldigung und individu-ellen Faktoren von einigen wenigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten und in Einzelfaumlllen auch Jahren variieren 313 Der Sozialpaumldagogische Dienst im Hegau-Jugendwerk Die Mitarbeiter des Sozialpaumldagogischen Dienstes im Hegau-Jugendwerk arbeiten gemeinsam mit den Mitarbeitern des Pflegedienstes sozusagen im sozialen Nah-raum der Rehabilitanden Sie arbeiten im Schichtdienst und sind deshalb vorwie-gend auch jene Berufsgruppe des interdisziplinaumlren Teams welche die Rehabili-tanden in ihrer therapiefreien Zeit begleiten Allein aus dieser Tatsache heraus ergibt sich der Schwerpunkt sozialpaumldagogischer Arbeit und gleichsam auch der Stellenwert der Sozialpaumldagogik innerhalb des gesamten Rehabilitationskonzep-tes Im Sinne des allgemeinen Zieles sozialpaumldagogischen Handelns gilt es bdquoeinen Beitrag zur Verbesserung von Lebenschancen und Lebensbedingungen von hilfs-beduumlrftigen Einzelpersonen und Gruppen zu leistenldquo Das Augenmerk des Sozial-paumldagogen ist damit auf die sog psychosoziale Rehabilitation gerichtet Durch gezielte Unterstuumltzung von Lernprozessen soll eine soziale Integration des Rehabi-litanden in die Gesamtheit seines sozialen Umfeldes ermoumlglicht werden Ziel ist es dem Rehabilitanden durch sozialpaumldagogische Angebote zu Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln sowie auch zu sozialer Kompetenz zu verhelfen welche ihnen ein eigenverantwortliches selbstbestimmtes Leben ermoumlglicht Paumldagogische Aufgaben verorten sich deshalb in den Bereichen Hilfestellung bei der Krankheitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der Entwick-lung von emotionaler Stabilitaumlt Selbstvertrauen und Eigenverantwortlichkeit das gezielte Eroumlffnen von Moumlglichkeiten zum (Wieder-)Erlernen vormals beherrschter Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Foumlrderung der Selbstbestimmung und Selbst-staumlndigkeit in lebenspraktischen Bereichen die Foumlrderung der Kommunikations- und Konfliktfaumlhigkeit die Bearbeitung von Verhaltensauffaumllligkeiten und das ge-meinsame Erarbeiten von Verhaltensalternativen die Unterstuumltzung der Rehabili-tanden bei der Wiedererlangung von Gruppenfaumlhigkeit und die Bearbeitung von Fragen im Rahmen der Entwicklung neuer Lebensperspektiven

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Dies alles geschieht in gezielt eingerichteten Einzel- und Gruppensituationen sowie im freieren Rahmen auszligerhalb der Therapien unter Anwendung unterschiedlicher bdquomethodischer Vorgehensweisenldquo Die Sozialpaumldagogen bearbeiten demnach gemeinsam mit dem Patienten und im interdisziplinaumlren Team Fragen im Rahmen neuer Lebensperspektiven der Selbst-verwirklichung und sozialer Kompetenz des Rehabilitanden Hierbei spielen die Beziehungsarbeit und auch die Zuwendung aufbauend auf einer verstaumlndnis- und vertrauensvollen Basis eine zentrale Rolle Nach der erfolgten Analyse der Ausgangssituation folgen nun im zweiten Teil-schritt die fuumlr die Planung notwendigen didaktisch-methodischen Uumlberlegungen 32 Didaktisch-methodische Uumlberlegungen zum Kreativangebot Im Sinne des zweiten Schrittes im Prozess der didaktischen Reflexion der Pla-nung stehen im Folgenden didaktisch-methodische Uumlberlegungen die sowohl Entscheidungen wie auch Vorbereitungen zur Umsetzung des Kreativangebots beinhalten im Mittelpunkt Dabei gehen sowohl Uumlberlegungen zu den aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots als auch zu der Auswahl der Teilnehmer und Uumlberlegungen zu Lernzielen und Lerninhalten ein Auch die sich hieraus ergeben-de Auswahl und der Einsatz von Methoden und Materialien stehen im Mittelpunkt 321 Die aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots Die Durchfuumlhrung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots hatte sich aus mehreren Gruumlnden angeboten Erstens waren durch die bestehenden sozial-paumldagogischen Gruppenangebote die meisten Bereiche abgedeckt Eine Luumlcke bestand aus meiner Sicht nur noch in einem kuumlnstlerischen Angebot welches ich aus mehreren Gruumlnden als sehr sinnvoll und notwendig erachtete Es bestanden fuumlr jene die Interesse an kuumlnstlerischen Betaumltigungen zeigten nur wenige Moumlg-lichkeiten ihre Kreativitaumlt im Rahmen der Freizeit zu entfalten Ein weiterer und nicht unwichtiger Aspekt solch ein Angebot aufzunehmen fuumlhrte auf die Spezifika des Klientel bezuumlglich ihrer Beeintraumlchtigungen zuruumlck Das Selbstbewusstsein und die Selbststaumlndigkeit vieler Patienten sind durch einen Unfall oder eine Krank-heit stark beeintraumlchtigt Erschwerend kommen haumlufig koumlrperliche undoder schwe-re Sinnesbeeintraumlchtigungen hinzu die die Kommunikationsfaumlhigkeit beeintraumlchti-gen Auf diesem Hintergrund ist der kuumlnstlerische Ausdruck bei dem es kein richtig

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oder falsch gibt mE eine einerseits nicht unbeachtliche Moumlglichkeit des Aus-drucks andererseits aber auch der Raum in dem die Rehabilitanden selbst ent-scheiden und Verantwortung fuumlr ihr Tun uumlbernehmen und sich auf Neues einlassen koumlnnen Ein weiterer Grund ergab sich aus der Zielsetzung den Rehabilitanden die Moumlg-lichkeit zu geben den vorhandenen Wohnraum mitzugestalten All diese Gruumlnde fuumlhrten schlieszliglich dazu das kunsttherapeutisch orientierte Krea-tivangebot einmal woumlchentlich zu einem festen Termin durchzufuumlhren Das Ange-bot fand in acht Sitzungen statt und wurde auf Grund der kurzen Aufenthaltsdauer der Rehabilitanden und der begrenzten Zeit vorerst nach der achten Sitzung been-det Auch sollte es eine geschlossene gleich bleibende Gruppe sein um den Re-habilitanden das Gefuumlhl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben Die Teilneh-merzahl wurde auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt um die Bildung von Untergrup-pen zu vermeiden um dem Vertrauensaufbau innerhalb der Kleingruppe genuumlgend Raum zu geben auch aber um die notwendige Verantwortung tragen zu koumlnnen Die Teilnahme an diesem Angebot war freiwillig wenn auch eine regelmaumlszligige Teilnahme erwuumlnscht war Aufgrund bestehender Merkfaumlhigkeitsdefizite wurde der Termin als Erinnerungshilfe in die Therapieplaumlne eingetragen Die Dauer des An-gebots wurde auf eineinhalb Stunden festgelegt wobei eine zeitliche Ausweitung auf Grund der therapiefreien Zeit durchaus moumlglich war Das Mindestmaszlig an Zeit wurde jedoch benoumltigt um einerseits dem Beduumlrfnis nach gegenseitigem Aus-tausch gerecht zu werden andererseits aber auch um eine intensive Arbeit an den Bildern zu ermoumlglichen 322 Zur Auswahl der Teilnehmer Die Auswahl der Teilnehmer wurde in Absprache mit den Teamkollegen und in Einzelfaumlllen mit einzelnen Fachtherapeuten des interdisziplinaumlren Teams getroffen Die Auswahlkriterien gestalteten sich weitgehend aus der Zielsetzung zuruumlckgezo-genen passiven stillen unauffaumllligen einen geschuumltzten Raum zu bieten in wel-chem sie ungestoumlrt und frei von aumluszligeren Einfluumlssen an etwas arbeiten konnten was ihnen Spaszlig machte Alle ausgewaumlhlten Teilnehmer hatten auf Grund ihrer erworbenen Einschraumlnkungen Probleme unterschiedlicher Art im Bereich der Kom-munikation welche sie groumlszligtenteils vor ihrem Aufenthalt gar nicht oder nicht in dieser Weise oder diesem Maszlige erlebt hatten So stuumltzte sich die Auswahl schlussendlich auf Rehabilitanden welche in unterschiedlichem Ausmaszlig in ihrer Kommunikation beeintraumlchtigt waren Hauptauffaumllligkeiten waren dabei Sprachstouml-

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rungen und Sprechstoumlrungen unterschiedlichen Grades Weitere Beeintraumlchtigun-gen zeigten sich in unterschiedlichen koumlrperlichen Bereichen wobei die sog arm-betonte Ataxie bei den meisten der Teilnehmern weniger bis maumlszligig stark ausge-praumlgt war so dass sie ihre Faumlhigkeiten mehr in undifferenzierten Handlungsschrit-ten als in feinmotorischen Kleinarbeiten ausuumlben konnten Neben Koordinations-problemen insbesondere der Arme waren es vermehrt auch Laumlhmungen welche alltaumlgliche Verrichtungen erschwerten Als besonders einschraumlnkend erwiesen sich daruumlber hinaus die schweren Seheinschraumlnkungen einer Rehabilitandin die weit-gehend an der Stimme erkannte mit wem sie kommunizierte Mit der Uumlberzeugung dass jeder Teilnehmer auch mit seinen Einschraumlnkungen kreativ taumltig sein kann und insbesondere das Malen in seiner offenen freien Sicht-weise eine Moumlglichkeit zur Kommunikation darstellt wurden die Teilnehmer in ei-nem persoumlnlichen Gespraumlch auf das Angebot angesprochen und dazu eingeladen Die Teilnehmer im Alter zwischen 17 und 23 Jahren befanden sich alle im Haus der weiterfuumlhrenden Rehabilitation Von Vorteil erschien mir eine gemischtge-schlechtliche Gruppe wie auch das Zusammenleben in der Rehabilitationseinrich-tung gestaltet wird Schlieszliglich galt es bei der Auswahl sowohl das Interesse der Teilnehmer am krea-tiv kuumlnstlerischen Tun zu wecken sowie einzelne Rehabilitanden dazu zu ermuti-gen zu bestaumlrken und zu motivieren sich auf etwas voumlllig Neues aber fuumlr sie nicht Abwegiges einzulassen und dieses auszuprobieren All diese Kriterien fuumlhrten schlieszliglich zur Zusammensetzung der Kreativgruppe mit sechs Teilnehmern 323 Uumlber Lernziele und Lerninhalte Im Hinblick auf die Lernziele lieszligen sich zahlreiche Differenzierungen vornehmen je nachdem aus welchem Blickwinkel diese betrachtet wurden Sowohl die Teil-nehmer der Kreativgruppe als auch die Leiterin brachten eigene Zielsetzungen in die Gruppe ein Die Ziele der Rehabilitanden richteten sich nach Angaben dieser vermehrt nach Freizeitausgleich Freizeitbeschaumlftigung gemuumltlichen Beisammensein in ange-nehmer Atmosphaumlre gemeinsamen Gestalten und vorwiegend dem Entspannen waumlhrend des Malens vom anstrengenden Klinikalltag Im scheinbaren Gegensatz dazu standen die Ziele der Paumldagogin welche sich weniger im Bereich der Ent-spannung durch das Malen oder schlicht der Freude am kreativen Tun der Rehabi-litanden bewegten Die Ziele ihrerseits waren unbestritten Lernziele auf unter-schiedlichen Ebenen

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Als Richtziele kristallisierten sich die Staumlrkung des Selbstwertgefuumlhls und des Selbstbewusstseins der Rehabilitanden und der Aufbau der eigenen Ressourcen die gezielt durch das Malen angesprochen werden sollten heraus Dies sollte so-wohl durch das gemeinsame Tun in der Gruppe als auch der jeweiligen einzelnen Arbeit am Bild erreicht werden So bot den Teilnehmern die Teilnahme an der Gruppe die Moumlglichkeit sich in der kleinen gleich bleibenden Gruppe ohne Drang zu entfalten Schon allein durch die gleiche Taumltigkeit aller war die Basis fuumlr ein Kommunikationsthema gegeben Der Einstieg sich kundzutun wurde damit er-leichtert Das regelmaumlszligige intensive Zusammentreffen und das erworbene Ver-trauen erlaubte es den Teilnehmern sich mehr und mehr zu oumlffnen und ihre Wuumln-sche zu aumluszligern Bezuumlglich der jeweiligen eigenen Arbeit am Bild und dem Ver-staumlndnis des erweiterten Kunstbegriffs als Basis erfuhr der Einzelne dass jeder wenn auch auf andere Art und Weise etwas darstellen kann Die Rehabilitanden lernten sich auf neue Dinge einzulassen sie lernten unterschiedliche Materialien kennen und konnten neue Erfahrungen sammeln Sie erfuhren beim kreativen Tun dass es nicht darauf ankommt alles zu koumlnnen sondern dass es darauf ankommt was der Einzelne aus dem was er mitbringt gestaltet Die Richtziele konnten somit in mehrere Grobziele untergliedert werden So konnte ein erhoumlhtes Selbstvertrauen daran festgemacht werden ob die ansonsten eher verschlossenen Rehabilitanden eine rege Diskussion fuumlhrten und so eine vermehr-te Interaktion und Kommunikation stattfand oder Rehabilitanden die sich zu Be-ginn sehr unsicher waren und sich nicht fuumlr ein Material entscheiden konnten sich zum Ende hin gezielt mit eigener Vorstellung an ein Bild setzten Das Vertrauen auf und der Glaube an die eigenen Ressourcen konnte daran festgemacht werden dass sich die Rehabilitanden an mehrere neue Materialien herantrauten sich in ungewisse Situationen leichter hineinbegeben konnten und mit ihren Arbeiten zu-frieden sein konnten Diese Ziele die innerhalb der Kreativgruppe fokussiert wur-den beschraumlnkten sich aber nicht auf diesen Rahmen denn ein selbstsicheres Auftreten und der verstaumlrkte Glaube an sich selbst waren wenn sie auch sehr abs-trakte Ziele darstellten auch auszligerhalb der Gruppe spuumlrbar So konnte der jeweili-ge Rehabilitand beispielsweise nun auch bei Tisch mit einem lauten bdquoNeinldquo aumluszligern dass er dieses Essen nicht moumlchte Schlieszliglich ergaben sich fuumlr jeden einzelnen Rehabilitanden wenn man so moumlchte noch individuelle Feinziele Diese individuellen Ziele wurden durch den Rehabili-tanden nicht bewusst verfolgt sie stellten unbewusst und moumlglicherweise auch ohne das Wissen des Rehabilitanden allein durch die Auswahl der Methoden Ziele meinerseits dar So trainierte ein Rehabilitand mit schwerer Sehbeeintraumlchtigung

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oder einer schweren Bewegungsstoumlrung ganz automatisch seine Faumlhigkeiten in diesem Bereich auch wenn er dies vielleicht gar nicht gezielt mochte Das Malen dh das kreative Taumltigwerden am Bild bot damit unbestritten eine Viel-zahl an Moumlglichkeiten um unterschiedlichen Zielen gerecht zu werden Es bot die Moumlglichkeit der nonverbalen Ausdrucksmoumlglichkeit des Trainings neuropsycholo-gischer Teilleistungsstoumlrungen eine Moumlglichkeit zum Motivationsaufbau es bot schlicht Freude und Entspannung indem es nicht an Leistung orientiert war und konnte dem Aggressionsabbau dienen indem ein impulsives Malen in diesem Rahmen moumlglich war Das Training sozialer Kompetenzen innerhalb der Gruppe wurde ermoumlglicht aber auch die Selbststaumlndigkeit wurde durch die Auferlegung der eigenen Verantwortung fuumlr das Gemalte unterstuumltzt Motorische Faumlhigkeiten wurden bei jeglicher Art des Malens gefoumlrdert und auch die Foumlrderung von gege-benen Talenten konnte in diesem Rahmen aufgegriffen werden Es gab somit unbestritten Zielsetzungen auf Seiten der Rehabilitanden und auf Seiten der Sozialpaumldagogin die sich gleich different oder fuumlr den jeweils anderen nicht sichtbar und evt gar nicht gewollt darstellen So koumlnnen durch die richtige Auswahl der Methoden unterschiedliche Ziele auf unterschiedlichen Ebenen er-reicht werden 324 Uumlber den Einsatz von Methoden Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen die Auswahl der Teilnehmer sowie die Dimensionen der Zielsetzungen wurden innerhalb der Sozialen Gruppenarbeit Elemente des Begleiteten Malens nach EGGER als methodische Gestaltung der Kreativgruppe umgesetzt wobei Soziale Gruppenarbeit in diesem Fall als bdquoeine Methode der Sozialarbeit die den Einzelnen durch sinnvolle Gruppenerlebnisse hilft ihre soziale Funktionsfaumlhigkeit zu steigern und ihren persoumlnlichen Problemen ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des oumlffentlichen Lebens besser gewachsen zu seinldquo verstanden wird Der Ansatz des Begleiteten Malens lieszlig sich in das Handlungsfeld der Neurologi-schen Rehabilitation angemessen eingliedern da er durch den flexibel zu gestal-tenden Einsatz keine kostenintensiven und ausgefallenen Materialien erforderte Daruumlber hinaus bietet der Ansatz hervorragende Moumlglichkeiten auch ohne erhebli-che Vorkenntnisse im kunsttherapeutischen Bereich das Begleitete Malen in ab-gewandelter Form umzusetzen Die einzelnen Aspekte dieses Ansatzes wurden daher hier nicht in ausdifferenzierter Weise uumlbernommen sondern nur in sofern als dass es die Rahmenbedingungen des Angebots zulieszligen in die methodische

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Umsetzung integriert und fuumlr die Leiterin als Handlungsleitlinien zu den maszliggebli-chen Richtlinien Bei den konkreten Aktivitaumlten handelte es sich um Malaktivitaumlten mit unterschiedli-chen Materialien Den Techniken und Thematiken die jeder einzelne Rehabilitand mitbrachte waren keine Grenzen gesetzt Es duumlrfte experimentiert werden dh es fand keine Themenvorgabe statt Innerhalb der zur Verfuumlgung stehenden Utensi-lien der individuellen Motivation und dem gegebenen Zeitrahmen konnte dem kreativen Prozess freien Lauf gewaumlhrt werden Auch konnte der Rehabilitand selbst entscheiden ob er stehend oder sitzend arbeiten moumlchte je nach Moumlglich-keiten und Einschraumlnkungen konnte hier auch mit Hilfestellungen die richtige Posi-tion gefunden werden Begleitet wurden diese Aktivitaumlten stets von der unterstuumlt-zenden Begleitperson dh der Sozialpaumldagogin welche jedoch mehr und mehr in den Hintergrund ruumlckten sollte und schlieszliglich mehr als bdquoDienerldquo im Sinne der Ma-terialbereitstellung fungierte Bei der Umsetzung des Begleiteten Malens nach EGGER waren jedoch nicht nur Freiraumlume gegeben sondern auch wichtige Krite-rien zu beachten die sowohl den kuumlnstlerischen Prozess den Einzelnen in der Gruppe als auch die Gruppe als Gesamtes betrafen Es galt gewisse bdquoGruppenregelnldquo im Sinne des Zusammenseins aufzugreifen diese umzusetzen und ggf auch in Erinnerung zu rufen sollten sie in Vergessen-heit geraten Allgemeine Richtlinien im Hinblick auf die Arbeit in der Gruppe waren das Sauberhalten des jeweils eigenen Malplatzes und die gemeinsame Benutzung der Materialien Dies implizierte dass die Materialien jedem gleichsam zu Verfuuml-gung standen und diese auch nach der individuellen Nutzung den anderen Teil-nehmern wieder auf dem Angebotstisch zu Verfuumlgung gestellt wurden Ebenso galt das gemeinsame Aufraumlumen am Ende der Sitzung als allgemeine Uumlbereinkunft Auf Grund der vielfaumlltigen individuellen Einschraumlnkungen der Rehabilitanden ver-langte der gegenseitige Umgang ein hohes Potential an Ruumlcksichtnahme eines Einzelnen ab Das gegenseitige Kennen lernen war dabei von groszliger Bedeutung Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig einschaumltzen und respektieren lernen Die gegenseitige Begruumlszligung und die ersten Gespraumlchsminuten zu Beginn jeder Sit-zung trugen dazu bei die Stimmungen der Einzelnen wahrzunehmen und wurden daher gezielt eingeraumlumt Weitere Richtlinien die mit den Teilnehmern gemeinsam oder allein von Seiten der Teilnehmer gesetzt wurden waren ua dass die Informationen innerhalb der Gruppe auch in der Gruppe bleiben sollten so dass persoumlnliche Inhalte nicht nach auszligen getragen werden sollten Dies oumlffnete fuumlr alle die Moumlglichkeit persoumlnliche Stimmungslagen und Probleme zB auch in Bezug auf die Behinderungsverarbei-tung kundzutun wenn diese fuumlr den Einzelnen von Bedeutung waren

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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Auch GORGES zieht Lernen als zentrale Begrifflichkeit hinsichtlich der Entwick-lung einer Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit heran indem er den Begriff lernen in Abgrenzung zu den Merkmalen von Lernsituationen innerhalb der Schule betrach-tet Die Soziale Arbeit sei diesbezuumlglich durch unterschiedliche Institutionen mit eher offenem Charakter Lernende aller Altersgruppen Lernen vorwiegend fuumlr die aktuelle Situation mit kurzfristigen Lernprozessen und den in der Regel freiwilligen Charakter gekennzeichnet Weitere Kennzeichen seien die Alltags- und Erfah-rungsorientierung die vermehrte Erarbeitung von Zielen und Inhalten der groumlszligere Spielraum fuumlr Rolleninterpretationen der Beteiligten und die haumlufig gemeinsam vorgenommene Bewertung von Ergebnissen Zusammenfassend bildet somit der Begriff Lernen insbesondere innerhalb von Alltagssituationen eine zentrale Begrifflichkeit einer Didaktik der Sozialpaumldagogik Es gilt die sich in besonderer Art und Weise gestaltenden Lernprozesse im Kontext Sozialer Arbeit didaktisch-methodisch zu planen umzusetzen und zu hinterfragen Nur so ist professionelles sozialpaumldagogisches Handeln gewaumlhrleistet Nur durch den Einbezug didaktischer Uumlberlegungen koumlnnen sowohl im Sinne des Lernenden innerhalb seines Lernprozesses aber auch im Sinne der Professionalisierung so-zialpaumldagogischer Arbeit effektive Ziele erreicht erhalten und weiterentwickelt werden Konkrete Ansaumltze wie didaktische Arbeit in der Praxis aussehen kann bzw wie didaktische Uumlberlegungen in der Praxis Sozialer Arbeit Eingang finden koumlnnen bietet MARTIN mit der Entwicklung des bdquoVerlaufsmodells der didaktischen Arbeitldquo auf welches im Folgenden eingegangen wird 222 Das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN Als eine fuumlr die sozialpaumldagogische Praxis brauchbare Vorgehensweise Im Sinne didaktischer Arbeit wurde von MARTIN das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Ar-beitldquo auch als bdquodidaktische Reflexionldquo bezeichnet erarbeitet Diese erweist sich seiner Ansicht nach in der praktischen Arbeit als notwendig wenn sozialpaumldagogi-sche Arbeit begruumlndet vorbereitet kritisch gepruumlft und verbessert werden soll Die didaktische Reflexion steht dabei bdquoin der Mitte zwischen bloszligem unreflektiertem Vorwissen (Vor-Urteil) und dem wissenschaftlich begruumlndeten Theoriewissenldquo Der Gesamtprozess der didaktischen Reflexion laumlsst sich in vier Schritte gliedern Die Teilschritte haben fuumlr die praktische Umsetzung in der sozialpaumldagogischen Arbeit folgende Inhalte

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(1) Das Analysieren mit den Teilschritten Beschreiben und Erklaumlren Der erste Teilschritt des Analysierens beginnt mit dem Beschreiben Das Beschrei-ben umfasst dabei die Analyse der Ausgangssituation durch vergangene tagtaumlgli-che oder auch geplante Beobachtungen durch Protokollieren oder auch Beschrei-ben von Verhalten einzelner Teilnehmer oder Gruppen sowie Situationen Sie wird auch als Situationsanalyse bezeichnet Sie beinhaltet auszligerdem das Sammeln von Daten und Informationen uumlber die Zielgruppe und einzelne Mitglieder Die Be-schreibung der Rahmenbedingungen und Handlungsspielraumlume sozialpaumldagogi-scher Arbeit sind hierbei ebenfalls von Bedeutung Moumlgliche Fragen der Situationsanalyse sind beispielsweise Fragen nach den Posi-tionen der Teilnehmer dh wo steht der Sozialpaumldagoge wo der Einzelne und wo die Gruppe Diese und viele differenziertere Fragen mehr bieten sich zur erleichterten Durch-fuumlhrung anhand eines gegliederten Fragebogens an Bei der Durchfuumlhrung einer Situationsanalyse sollten primaumlr diejenigen Probleme aufgegriffen werden die fuumlr die Planung von Relevanz sind Die Auswertung dieser Informationen liefert gleichsam die Antworten auf die Fra-gen der Situationsanalyse Das Erklaumlren als zweiter Teilschritt umfasst schlieszliglich die Erklaumlrung der Informa-tionen und beobachteten Daten indem sie verglichen gedeutet interpretiert und eingeordnet werden Dadurch wird auch die Einschaumltzung der realisierbaren Ver-aumlnderungen und der moumlglichen Entwicklungen ermoumlglicht (2) Das Planen mit den Teilschritten Entscheiden und Vorbereiten Im Teilschritt des Entscheidens sollen auf der Grundlage der Situationsanalyse folgerichtige Entscheidungen uumlber Lern- und Handlungsziele sowie uumlber Erzie-hungsziele getroffen werden Auszligerdem werden in dieser Phase Themen- bzw Fragestellungen bearbeitet inhaltliche Schwerpunkte gesetzt die Gestaltung or-ganisatorischer zeitlicher und inhaltlicher Rahmenbedingungen bedacht und Ent-scheidungen bezuumlglich einzusetzender Methoden Medien und Materialien getrof-fen Mit welchen Schwerpunktsetzungen die didaktischen Uumlberlegungen beginnen dh ob Uumlberlegungen zu Zielen und Inhalten oder aber zu Methoden und Medien zuerst getaumltigt werden sei nach MARTIN von zweitrangiger Bedeutung vielmehr stehe das Verhaumlltnis dieser Elemente zueinander im Vordergrund Die praktische Vorbereitung als zweite Teilphase der Planung beinhaltet je nach Vorhaben dass die Raumlumlichkeiten organisiert vorbereitet oder gar umgestaltet werden dass Termine vereinbart werden oder auch Oumlffentlichkeitsarbeit mitbe-ruumlcksichtigt wird Auch Besorgungen von Materialien und Medien sind vorzuneh-

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men und falls erforderlich interdisziplinaumlre Kontakte herzustellen oder Helfer anzu-sprechen Je nach Vorerfahrungen des Sozialpaumldagogen wird hier auch das Aus-probieren des Vorhabens oder die Vorbereitung zB mittels Fort- oder Weiterbil-dung vorgesehen Der Teilschritt der Planung und damit das weitere Vorgehen haumlngt schlieszliglich da-von ab wer die Planung vornimmt oder daran beteiligt ist und wie die Planung gestaltet wird (3) Das Handeln welches die didaktische Planung mit Inhalt fuumlllt Es geht dabei um sozialpaumldagogisch ausgerichtetes Handeln mit einzelnen Perso-nen Gruppen oder auch Institutionen Das konkrete Handeln ist durch einen expe-rimentellen Charakter gekennzeichnet und bringt zwei wichtige Effekte mit sich Einerseits bringt sie als umgesetzte Planung die Realisierbarkeit und Ergebnisse der Planung hervor birgt gleichzeitig aber die Moumlglichkeit innerhalb des konkreten Verlaufs neue Beobachtungen und Erfahrungen zu machen so dass darauf basie-rend wiederum die Situationsanalyse fortgefuumlhrt und reflektiert werden kann Im engeren Sinne endet die didaktische Arbeit mit dem Beginn der praktischen Umsetzung vorlaumlufig und setzt bei der Reflexion wieder ein (4) Die Auswertung die als letzter Teilschritt der didaktischen Reflexion gilt Sie beinhaltet die Reflexion der Ausgangssituation und der Rahmenbedingungen der getroffenen Entscheidungen sowie der getaumltigten Vorbereitungen Auch der praktische Verlauf wird reflektiert und moumlgliche Konsequenzen werden festgehal-ten Die Auswertung des sozialpaumldagogischen Handelns sollte moumlglichst gemeinsam mit den Gruppenmitgliedern geleistet werden Die Auswertung kann unterschied-lich gestaltet werden und viele Formen der Dokumentation umfassen so koumlnnen auch Bilder oder Filme als Medium der Auswertung dienen Auch Gruppendiskus-sionen Frageboumlgen und schlichte Aumluszligerungen bei gemuumltlichem Beisammensein koumlnnen zur Auswertung beitragen Die Auswertung kann damit auf unterschiedliche Art und Weise und in unterschied-lichen Phasen des Vorhabens stattfinden Situationsanalyse Planung Durchfuumlhrung und Auswertung bilden einen Kreislauf bei dem die Auswertung in eine neue Situationsanalyse mit einflieszligt und den Kreis-lauf von Neuem beginnen laumlsst Durch die didaktische Reflexion wird das Altgewohnte kritisch betrachtet und bietet dadurch die Moumlglichkeit Alternativen zu entdeckt Sie sorgt damit fuumlr Erneuerungen

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in der praktischen Arbeit und eine fortlaufende Neuausrichtung des sozialpaumldago-gischen Handelns im Hinblick auf die sich veraumlndernde Ausgangssituation Die bewusste Vollziehung und Reflexion dieses Kreislaufes ermoumlglicht eine Ver-besserung und Weiterentwicklung der sozialpaumldagogischen Arbeit indem sie theo-retische Uumlberlegungen und praktisches Handeln verbindet 23 Zusammenfassung Bei einem Blick in die einschlaumlgige Literatur wird der Mangel an wissenschaftlichen Ausarbeitungen uumlber die Grundlagen professionellen sozialpaumldagogischen Han-delns deutlich Der wissenschaftliche Literatur-Fundus wird vom Bereich Grundla-gen paumldagogischen Denkens und Handelns allgemein uumlber Grundlagen sozialpauml-dagogischen Denkens und Handelns bis hin zu Grundlagen einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation immer schmaumller Als Grundlage jedoch sowohl paumldagogischen als auch sozialpaumldagogischen Han-delns so zeigt die wissenschaftliche Recherche bildet sich der Begriff Didaktik heraus Auffallend diesbezuumlglich ist die Vielzahl an Veroumlffentlichungen hinsichtlich der Schul-Didaktik einerseits und dem geringen Fundus im Bereich Didaktik und Sozialpaumldagogik andererseits Unumstritten sehen die sich mit den Grundlagen der Sozialpaumldagogik beschaumlftig-ten Autoren WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BA-DERBAUKUSKNAPP Didaktik als einen elementaren Bestandteil professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und die Notwendigkeit diese Thema-tik aufzuarbeiten Auf Grund des Fehlens eines Grundlagenwerks muss auf Allge-mein-didaktische Grundlagen zuruumlckgegriffen werden um schlieszliglich durch die notwendigen Um- und Ausarbeitungen auf den Fachbereich Sozialer Arbeit einer Didaktik der Sozialpaumldagogik als Grundlage professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns naumlher zu kommen Betrachtet man sich den Begriff Didaktik naumlher so wird er eindeutig als Teilbereich der Paumldagogik identifiziert eine inhaltliche Darstellung des Begriffes zeigt jedoch eine breite Palette an Verstaumlndnismoumlglichkeiten von Didaktik Aufgrund der vielfaumlltigen Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche sozialpaumldagogischer Arbeit zu deren Merkmalen auch die Planung und Unterstuumltzung von Bildungs- und Lernprozessen zaumlhlen laumlsst sich die Erkenntnis ableiten dass Didaktik eine unverzichtbare Bezugswissenschaft fuumlr die Soziale Arbeit darstellt Jedoch erge-ben sich besondere Anspruumlche an eine solche Didaktik die eine unveraumlnderte Uumlbernahme Allgemeiner Didaktik nicht erlaubt

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Sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich unter anderem dadurch aus dass sie sich an eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgabenfelder und Adressatengruppen richtet dass sie vorwiegend alltagsbezogene Arbeit beinhaltet dass die Beruumlcksichtigung sowohl von gesellschaftlichen und kulturellen als auch von individuellen Situatio-nen eine zentrale Stellung einnimmt und dass das Lernen meist in indirekter Form stattfindet Schon allein aus diesen Bedingungen heraus wird deutlich dass eine Didaktik der Sozialpaumldagogik nicht gleich eine Didaktik einer jeglichen anderen paumldagogischen Disziplin sein kann Bei der naumlheren Betrachtung von Ansaumltzen einer Didaktik in der sozialpaumldagogi-schen Arbeit kristallisiert sich der Begriff Lernen als zentral heraus woran sich die Bedeutsamkeit der lerntheoretischen Didaktik anschlieszligt Lernen im sozialpaumldago-gischen Feld bedeutet jedoch immer Lernen in Alltagssituationen und damit in den realen Situationen des momentanen Lebensvollzuges der jeweiligen Betroffenen es heiszligt umgekehrt auch Lernen im Sinne von aktiver Aneignung von Erfahrungen in sozialen emotionalen und auch kognitiven Bereichen Das heiszligt fuumlr die Didaktik in der sozialpaumldagogischen Arbeit genau diese alltaumlglichen Erfahrungsprozesse nicht planlos ablaufen zu lassen Lern- und Veraumlnderungsprozesse geschehen auch hier nur wenn sie beeinflusst werden wenn diese Gesichtspunkte didaktisch hinterfragt strukturiert geplant und reflektiert werden Die Frage nach dem Was Warum Wie und Womit muss daher auch bei der Didaktik der sozialpaumldagogi-schen Arbeit im Vordergrund stehen Konkrete Vorschlaumlge in der praktischen Umsetzung liefert MARTIN mit seinem bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo Er bietet mit den Teilschritten Analysie-ren Planen Handeln und schlieszliglich der Auswertung und Kontrolle die gleichzei-tig die Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse und damit einen Wiedereinstieg in den Kreislauf darstellt eine Leitlinie fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Vor-gehen Wie die praktische Umsetzung didaktischer Uumlberlegungen sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation aussehen kann wird in der vorliegen-den Ausarbeitung am Beispiel eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativange-bots dargestellt

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3 Die Umsetzung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots innerh des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes im Hegau-Jugendwerk Die konkrete Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots er-folgt nach dem didaktischen Handlungsmodell nach MARTIN Der Prozess verlaumluft in vier Schritten wobei der erste Schritt durch die Beschreibung des Arbeitsfeldes die Situationsanalyse darstellt In einem zweiten Schritt werden die didaktisch-methodischen Uumlberlegungen im Sinne der Planung des Vorhabens getaumltigt Der dritte Schritt stellt schlieszliglich das praktische Handeln am Beispiel eines ausge-waumlhlten Rehabilitanden dar Der vierte und letzte vorgesehene Schritt im Modell beinhaltet die Reflexion des Kreativangebots auf drei Ebenen und schlieszligt damit gleichermaszligen den Kreis der didaktischen Reflexion 31 Beschreibung des Arbeitsfeldes Die Beschreibung des Arbeitsfeldes als erster Schritt des didaktischen Hand-lungsmodelles dient mit der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks in Gailingen als Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum der Beschreibung des Klientels und mit der Verdeutlichung des sozialpaumldagogischen Aufgabenbereichs der Analyse der Ausgangssituation 311 Das Hegau-Jugendwerk Das Hegau-Jugendwerk in Gailingen bietet als Fachkrankenhaus und Rehabilitati-onszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene nicht nur eine medizi-nische stationaumlre Behandlung von Verletzungen oder Erkrankungen des Nerven-systems sondern uumlberdies eine umfassende schulische berufliche und soziale Rehabilitation Mit insgesamt 200 Betten in den Abteilungen Fruumlhrehabilitation Schwerrehabilita-tion und den Abteilungen der weiterfuumlhrenden Rehabilitation beschaumlftigt das He-gau- Jugendwerk rund 300 Mitarbeiter in unterschiedlichen Fachbereichen Die nahtlose und kontinuierliche Rehabilitationsbehandlung von der Uumlbernahme aus der Akutklinik bis zur schulischen-beruflichen und sozialen Wiedereingliede-rung wird durch ein individuelles Rehabilitationskonzept ermoumlglicht Dieses wird gemeinsam mit dem Rehabilitanden und einem multiprofessionellen interdiszipli-naumlr zusammenarbeitenden Team aus Aumlrzten Pflegekraumlften (Neuro-)Psychologen

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Sozialarbeitern Sozialpaumldagogen und Fachtherapeuten der Ergotherapie Physio-therapie Logopaumldie Schwimm- und Sporttherapie der Massage und medizini-schen BaumlderabteilungPhysikalische Therapie sowie der Musiktherapie erstellt und in Form des Case-Managements fortwaumlhrend angepasst kritisch uumlberpruumlft und wenn erforderlich veraumlndert Im Sinne der schulischen und beruflichen Rehabilitati-on sind die staatlich anerkannte Krankenhausschule und die berufstherapeuti-schen Abteilungen wesentliche Bestandteile Ziel der Rehabilitation ist es dem Behinderten oder von Behinderung bedrohten Menschen zur Ruumlckkehr in Familie Schule oder Beruf und soziales Umfeld zu verhelfen und dies entsprechend seinen Wuumlnschen Vorstellungen und Faumlhigkei-ten 312 Das Klientel Die Rehabilitanden im Alter zwischen 2 und 21 Jahren werden aus dem gesamten Bundesgebiet und zT daruumlber hinaus sowohl stationaumlr als auch teilstationaumlr auf-genommen Die Aufnahmeindikationen der Rehabilitanden koumlnnen sich dabei sehr unterschiedlich gestalten Erworbene Hirnschaumldigungen durch Unfaumllle und deren Folgen Hirntumore Cerebrale Gefaumlszligprozesse Cerebrale Hypoxien oder entzuumlnd-liche Erkrankungen des zentralen Nervensystems bilden dabei die groumlszligten Indika-tionsgruppen Wie jedoch SOMMER in seiner Publikation bestaumltigt so hat sich neben den klassisch neurologisch Beeintraumlchtigten eine breite Streuung der Auf-nahmeindikationen auf Grund von weiter reichenden Krankheitsbildern und Behin-derungsformen entwickelt so dass vermehrt auch Jugendliche auf Grund von Dro-gen- Medikamenten oder Alkoholabusus nach Suizidversuchen oder auch Ge-walterfahrungen aufgenommen werden Die Auswirkungen der Krankheit bzw des Unfalls sind sehr weitreichend Es kann zu motorischen Behinderungen wie Koumlrper- und Bewegungsstoumlrungen zu vegeta-tiven Stoumlrungen wie Kopfschmerzen oder Uumlberempfindlichkeit gegenuumlber Laumlrm kommen Nicht selten kommt es zu einer posttraumatischen Epilepsie Auch Wahrnehmungsstoumlrungen wie Stoumlrungen der Koumlrperwahrnehmung der visuellen oder raumlumlichen Wahrnehmung oder gar die Vernachlaumlssigung von einer Koumlrper-seite oder Koumlrperteilen koumlnnen Folgen sein Stoumlrungen der Kommunikation durch Sprech- und Sprachprobleme sind ebenfalls haumlufig zu beobachtende Folgen Wei-tere Beeintraumlchtigungen fallen in den Bereich der Neuropsychologie wie Aufmerk-samkeits- und Konzentrationsstoumlrungen Merk- und Gedaumlchtnisstoumlrungen oder verminderte Belastbarkeit Mit einher gehen schlieszliglich immer auch Veraumlnderun-

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gen des Verhaltens und Erlebens wie eine mangelnde Selbstwahrnehmung die Beeintraumlchtigung des problemloumlsenden Denkens und des Kritik- und Urteilvermouml-gens welche insbesondere dem Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes zugerechnet werden koumlnnen Die Aufenthaltsdauer kann deshalb je nach Schwere der Schaumldigung und individu-ellen Faktoren von einigen wenigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten und in Einzelfaumlllen auch Jahren variieren 313 Der Sozialpaumldagogische Dienst im Hegau-Jugendwerk Die Mitarbeiter des Sozialpaumldagogischen Dienstes im Hegau-Jugendwerk arbeiten gemeinsam mit den Mitarbeitern des Pflegedienstes sozusagen im sozialen Nah-raum der Rehabilitanden Sie arbeiten im Schichtdienst und sind deshalb vorwie-gend auch jene Berufsgruppe des interdisziplinaumlren Teams welche die Rehabili-tanden in ihrer therapiefreien Zeit begleiten Allein aus dieser Tatsache heraus ergibt sich der Schwerpunkt sozialpaumldagogischer Arbeit und gleichsam auch der Stellenwert der Sozialpaumldagogik innerhalb des gesamten Rehabilitationskonzep-tes Im Sinne des allgemeinen Zieles sozialpaumldagogischen Handelns gilt es bdquoeinen Beitrag zur Verbesserung von Lebenschancen und Lebensbedingungen von hilfs-beduumlrftigen Einzelpersonen und Gruppen zu leistenldquo Das Augenmerk des Sozial-paumldagogen ist damit auf die sog psychosoziale Rehabilitation gerichtet Durch gezielte Unterstuumltzung von Lernprozessen soll eine soziale Integration des Rehabi-litanden in die Gesamtheit seines sozialen Umfeldes ermoumlglicht werden Ziel ist es dem Rehabilitanden durch sozialpaumldagogische Angebote zu Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln sowie auch zu sozialer Kompetenz zu verhelfen welche ihnen ein eigenverantwortliches selbstbestimmtes Leben ermoumlglicht Paumldagogische Aufgaben verorten sich deshalb in den Bereichen Hilfestellung bei der Krankheitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der Entwick-lung von emotionaler Stabilitaumlt Selbstvertrauen und Eigenverantwortlichkeit das gezielte Eroumlffnen von Moumlglichkeiten zum (Wieder-)Erlernen vormals beherrschter Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Foumlrderung der Selbstbestimmung und Selbst-staumlndigkeit in lebenspraktischen Bereichen die Foumlrderung der Kommunikations- und Konfliktfaumlhigkeit die Bearbeitung von Verhaltensauffaumllligkeiten und das ge-meinsame Erarbeiten von Verhaltensalternativen die Unterstuumltzung der Rehabili-tanden bei der Wiedererlangung von Gruppenfaumlhigkeit und die Bearbeitung von Fragen im Rahmen der Entwicklung neuer Lebensperspektiven

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Dies alles geschieht in gezielt eingerichteten Einzel- und Gruppensituationen sowie im freieren Rahmen auszligerhalb der Therapien unter Anwendung unterschiedlicher bdquomethodischer Vorgehensweisenldquo Die Sozialpaumldagogen bearbeiten demnach gemeinsam mit dem Patienten und im interdisziplinaumlren Team Fragen im Rahmen neuer Lebensperspektiven der Selbst-verwirklichung und sozialer Kompetenz des Rehabilitanden Hierbei spielen die Beziehungsarbeit und auch die Zuwendung aufbauend auf einer verstaumlndnis- und vertrauensvollen Basis eine zentrale Rolle Nach der erfolgten Analyse der Ausgangssituation folgen nun im zweiten Teil-schritt die fuumlr die Planung notwendigen didaktisch-methodischen Uumlberlegungen 32 Didaktisch-methodische Uumlberlegungen zum Kreativangebot Im Sinne des zweiten Schrittes im Prozess der didaktischen Reflexion der Pla-nung stehen im Folgenden didaktisch-methodische Uumlberlegungen die sowohl Entscheidungen wie auch Vorbereitungen zur Umsetzung des Kreativangebots beinhalten im Mittelpunkt Dabei gehen sowohl Uumlberlegungen zu den aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots als auch zu der Auswahl der Teilnehmer und Uumlberlegungen zu Lernzielen und Lerninhalten ein Auch die sich hieraus ergeben-de Auswahl und der Einsatz von Methoden und Materialien stehen im Mittelpunkt 321 Die aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots Die Durchfuumlhrung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots hatte sich aus mehreren Gruumlnden angeboten Erstens waren durch die bestehenden sozial-paumldagogischen Gruppenangebote die meisten Bereiche abgedeckt Eine Luumlcke bestand aus meiner Sicht nur noch in einem kuumlnstlerischen Angebot welches ich aus mehreren Gruumlnden als sehr sinnvoll und notwendig erachtete Es bestanden fuumlr jene die Interesse an kuumlnstlerischen Betaumltigungen zeigten nur wenige Moumlg-lichkeiten ihre Kreativitaumlt im Rahmen der Freizeit zu entfalten Ein weiterer und nicht unwichtiger Aspekt solch ein Angebot aufzunehmen fuumlhrte auf die Spezifika des Klientel bezuumlglich ihrer Beeintraumlchtigungen zuruumlck Das Selbstbewusstsein und die Selbststaumlndigkeit vieler Patienten sind durch einen Unfall oder eine Krank-heit stark beeintraumlchtigt Erschwerend kommen haumlufig koumlrperliche undoder schwe-re Sinnesbeeintraumlchtigungen hinzu die die Kommunikationsfaumlhigkeit beeintraumlchti-gen Auf diesem Hintergrund ist der kuumlnstlerische Ausdruck bei dem es kein richtig

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oder falsch gibt mE eine einerseits nicht unbeachtliche Moumlglichkeit des Aus-drucks andererseits aber auch der Raum in dem die Rehabilitanden selbst ent-scheiden und Verantwortung fuumlr ihr Tun uumlbernehmen und sich auf Neues einlassen koumlnnen Ein weiterer Grund ergab sich aus der Zielsetzung den Rehabilitanden die Moumlg-lichkeit zu geben den vorhandenen Wohnraum mitzugestalten All diese Gruumlnde fuumlhrten schlieszliglich dazu das kunsttherapeutisch orientierte Krea-tivangebot einmal woumlchentlich zu einem festen Termin durchzufuumlhren Das Ange-bot fand in acht Sitzungen statt und wurde auf Grund der kurzen Aufenthaltsdauer der Rehabilitanden und der begrenzten Zeit vorerst nach der achten Sitzung been-det Auch sollte es eine geschlossene gleich bleibende Gruppe sein um den Re-habilitanden das Gefuumlhl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben Die Teilneh-merzahl wurde auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt um die Bildung von Untergrup-pen zu vermeiden um dem Vertrauensaufbau innerhalb der Kleingruppe genuumlgend Raum zu geben auch aber um die notwendige Verantwortung tragen zu koumlnnen Die Teilnahme an diesem Angebot war freiwillig wenn auch eine regelmaumlszligige Teilnahme erwuumlnscht war Aufgrund bestehender Merkfaumlhigkeitsdefizite wurde der Termin als Erinnerungshilfe in die Therapieplaumlne eingetragen Die Dauer des An-gebots wurde auf eineinhalb Stunden festgelegt wobei eine zeitliche Ausweitung auf Grund der therapiefreien Zeit durchaus moumlglich war Das Mindestmaszlig an Zeit wurde jedoch benoumltigt um einerseits dem Beduumlrfnis nach gegenseitigem Aus-tausch gerecht zu werden andererseits aber auch um eine intensive Arbeit an den Bildern zu ermoumlglichen 322 Zur Auswahl der Teilnehmer Die Auswahl der Teilnehmer wurde in Absprache mit den Teamkollegen und in Einzelfaumlllen mit einzelnen Fachtherapeuten des interdisziplinaumlren Teams getroffen Die Auswahlkriterien gestalteten sich weitgehend aus der Zielsetzung zuruumlckgezo-genen passiven stillen unauffaumllligen einen geschuumltzten Raum zu bieten in wel-chem sie ungestoumlrt und frei von aumluszligeren Einfluumlssen an etwas arbeiten konnten was ihnen Spaszlig machte Alle ausgewaumlhlten Teilnehmer hatten auf Grund ihrer erworbenen Einschraumlnkungen Probleme unterschiedlicher Art im Bereich der Kom-munikation welche sie groumlszligtenteils vor ihrem Aufenthalt gar nicht oder nicht in dieser Weise oder diesem Maszlige erlebt hatten So stuumltzte sich die Auswahl schlussendlich auf Rehabilitanden welche in unterschiedlichem Ausmaszlig in ihrer Kommunikation beeintraumlchtigt waren Hauptauffaumllligkeiten waren dabei Sprachstouml-

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rungen und Sprechstoumlrungen unterschiedlichen Grades Weitere Beeintraumlchtigun-gen zeigten sich in unterschiedlichen koumlrperlichen Bereichen wobei die sog arm-betonte Ataxie bei den meisten der Teilnehmern weniger bis maumlszligig stark ausge-praumlgt war so dass sie ihre Faumlhigkeiten mehr in undifferenzierten Handlungsschrit-ten als in feinmotorischen Kleinarbeiten ausuumlben konnten Neben Koordinations-problemen insbesondere der Arme waren es vermehrt auch Laumlhmungen welche alltaumlgliche Verrichtungen erschwerten Als besonders einschraumlnkend erwiesen sich daruumlber hinaus die schweren Seheinschraumlnkungen einer Rehabilitandin die weit-gehend an der Stimme erkannte mit wem sie kommunizierte Mit der Uumlberzeugung dass jeder Teilnehmer auch mit seinen Einschraumlnkungen kreativ taumltig sein kann und insbesondere das Malen in seiner offenen freien Sicht-weise eine Moumlglichkeit zur Kommunikation darstellt wurden die Teilnehmer in ei-nem persoumlnlichen Gespraumlch auf das Angebot angesprochen und dazu eingeladen Die Teilnehmer im Alter zwischen 17 und 23 Jahren befanden sich alle im Haus der weiterfuumlhrenden Rehabilitation Von Vorteil erschien mir eine gemischtge-schlechtliche Gruppe wie auch das Zusammenleben in der Rehabilitationseinrich-tung gestaltet wird Schlieszliglich galt es bei der Auswahl sowohl das Interesse der Teilnehmer am krea-tiv kuumlnstlerischen Tun zu wecken sowie einzelne Rehabilitanden dazu zu ermuti-gen zu bestaumlrken und zu motivieren sich auf etwas voumlllig Neues aber fuumlr sie nicht Abwegiges einzulassen und dieses auszuprobieren All diese Kriterien fuumlhrten schlieszliglich zur Zusammensetzung der Kreativgruppe mit sechs Teilnehmern 323 Uumlber Lernziele und Lerninhalte Im Hinblick auf die Lernziele lieszligen sich zahlreiche Differenzierungen vornehmen je nachdem aus welchem Blickwinkel diese betrachtet wurden Sowohl die Teil-nehmer der Kreativgruppe als auch die Leiterin brachten eigene Zielsetzungen in die Gruppe ein Die Ziele der Rehabilitanden richteten sich nach Angaben dieser vermehrt nach Freizeitausgleich Freizeitbeschaumlftigung gemuumltlichen Beisammensein in ange-nehmer Atmosphaumlre gemeinsamen Gestalten und vorwiegend dem Entspannen waumlhrend des Malens vom anstrengenden Klinikalltag Im scheinbaren Gegensatz dazu standen die Ziele der Paumldagogin welche sich weniger im Bereich der Ent-spannung durch das Malen oder schlicht der Freude am kreativen Tun der Rehabi-litanden bewegten Die Ziele ihrerseits waren unbestritten Lernziele auf unter-schiedlichen Ebenen

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Als Richtziele kristallisierten sich die Staumlrkung des Selbstwertgefuumlhls und des Selbstbewusstseins der Rehabilitanden und der Aufbau der eigenen Ressourcen die gezielt durch das Malen angesprochen werden sollten heraus Dies sollte so-wohl durch das gemeinsame Tun in der Gruppe als auch der jeweiligen einzelnen Arbeit am Bild erreicht werden So bot den Teilnehmern die Teilnahme an der Gruppe die Moumlglichkeit sich in der kleinen gleich bleibenden Gruppe ohne Drang zu entfalten Schon allein durch die gleiche Taumltigkeit aller war die Basis fuumlr ein Kommunikationsthema gegeben Der Einstieg sich kundzutun wurde damit er-leichtert Das regelmaumlszligige intensive Zusammentreffen und das erworbene Ver-trauen erlaubte es den Teilnehmern sich mehr und mehr zu oumlffnen und ihre Wuumln-sche zu aumluszligern Bezuumlglich der jeweiligen eigenen Arbeit am Bild und dem Ver-staumlndnis des erweiterten Kunstbegriffs als Basis erfuhr der Einzelne dass jeder wenn auch auf andere Art und Weise etwas darstellen kann Die Rehabilitanden lernten sich auf neue Dinge einzulassen sie lernten unterschiedliche Materialien kennen und konnten neue Erfahrungen sammeln Sie erfuhren beim kreativen Tun dass es nicht darauf ankommt alles zu koumlnnen sondern dass es darauf ankommt was der Einzelne aus dem was er mitbringt gestaltet Die Richtziele konnten somit in mehrere Grobziele untergliedert werden So konnte ein erhoumlhtes Selbstvertrauen daran festgemacht werden ob die ansonsten eher verschlossenen Rehabilitanden eine rege Diskussion fuumlhrten und so eine vermehr-te Interaktion und Kommunikation stattfand oder Rehabilitanden die sich zu Be-ginn sehr unsicher waren und sich nicht fuumlr ein Material entscheiden konnten sich zum Ende hin gezielt mit eigener Vorstellung an ein Bild setzten Das Vertrauen auf und der Glaube an die eigenen Ressourcen konnte daran festgemacht werden dass sich die Rehabilitanden an mehrere neue Materialien herantrauten sich in ungewisse Situationen leichter hineinbegeben konnten und mit ihren Arbeiten zu-frieden sein konnten Diese Ziele die innerhalb der Kreativgruppe fokussiert wur-den beschraumlnkten sich aber nicht auf diesen Rahmen denn ein selbstsicheres Auftreten und der verstaumlrkte Glaube an sich selbst waren wenn sie auch sehr abs-trakte Ziele darstellten auch auszligerhalb der Gruppe spuumlrbar So konnte der jeweili-ge Rehabilitand beispielsweise nun auch bei Tisch mit einem lauten bdquoNeinldquo aumluszligern dass er dieses Essen nicht moumlchte Schlieszliglich ergaben sich fuumlr jeden einzelnen Rehabilitanden wenn man so moumlchte noch individuelle Feinziele Diese individuellen Ziele wurden durch den Rehabili-tanden nicht bewusst verfolgt sie stellten unbewusst und moumlglicherweise auch ohne das Wissen des Rehabilitanden allein durch die Auswahl der Methoden Ziele meinerseits dar So trainierte ein Rehabilitand mit schwerer Sehbeeintraumlchtigung

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oder einer schweren Bewegungsstoumlrung ganz automatisch seine Faumlhigkeiten in diesem Bereich auch wenn er dies vielleicht gar nicht gezielt mochte Das Malen dh das kreative Taumltigwerden am Bild bot damit unbestritten eine Viel-zahl an Moumlglichkeiten um unterschiedlichen Zielen gerecht zu werden Es bot die Moumlglichkeit der nonverbalen Ausdrucksmoumlglichkeit des Trainings neuropsycholo-gischer Teilleistungsstoumlrungen eine Moumlglichkeit zum Motivationsaufbau es bot schlicht Freude und Entspannung indem es nicht an Leistung orientiert war und konnte dem Aggressionsabbau dienen indem ein impulsives Malen in diesem Rahmen moumlglich war Das Training sozialer Kompetenzen innerhalb der Gruppe wurde ermoumlglicht aber auch die Selbststaumlndigkeit wurde durch die Auferlegung der eigenen Verantwortung fuumlr das Gemalte unterstuumltzt Motorische Faumlhigkeiten wurden bei jeglicher Art des Malens gefoumlrdert und auch die Foumlrderung von gege-benen Talenten konnte in diesem Rahmen aufgegriffen werden Es gab somit unbestritten Zielsetzungen auf Seiten der Rehabilitanden und auf Seiten der Sozialpaumldagogin die sich gleich different oder fuumlr den jeweils anderen nicht sichtbar und evt gar nicht gewollt darstellen So koumlnnen durch die richtige Auswahl der Methoden unterschiedliche Ziele auf unterschiedlichen Ebenen er-reicht werden 324 Uumlber den Einsatz von Methoden Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen die Auswahl der Teilnehmer sowie die Dimensionen der Zielsetzungen wurden innerhalb der Sozialen Gruppenarbeit Elemente des Begleiteten Malens nach EGGER als methodische Gestaltung der Kreativgruppe umgesetzt wobei Soziale Gruppenarbeit in diesem Fall als bdquoeine Methode der Sozialarbeit die den Einzelnen durch sinnvolle Gruppenerlebnisse hilft ihre soziale Funktionsfaumlhigkeit zu steigern und ihren persoumlnlichen Problemen ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des oumlffentlichen Lebens besser gewachsen zu seinldquo verstanden wird Der Ansatz des Begleiteten Malens lieszlig sich in das Handlungsfeld der Neurologi-schen Rehabilitation angemessen eingliedern da er durch den flexibel zu gestal-tenden Einsatz keine kostenintensiven und ausgefallenen Materialien erforderte Daruumlber hinaus bietet der Ansatz hervorragende Moumlglichkeiten auch ohne erhebli-che Vorkenntnisse im kunsttherapeutischen Bereich das Begleitete Malen in ab-gewandelter Form umzusetzen Die einzelnen Aspekte dieses Ansatzes wurden daher hier nicht in ausdifferenzierter Weise uumlbernommen sondern nur in sofern als dass es die Rahmenbedingungen des Angebots zulieszligen in die methodische

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Umsetzung integriert und fuumlr die Leiterin als Handlungsleitlinien zu den maszliggebli-chen Richtlinien Bei den konkreten Aktivitaumlten handelte es sich um Malaktivitaumlten mit unterschiedli-chen Materialien Den Techniken und Thematiken die jeder einzelne Rehabilitand mitbrachte waren keine Grenzen gesetzt Es duumlrfte experimentiert werden dh es fand keine Themenvorgabe statt Innerhalb der zur Verfuumlgung stehenden Utensi-lien der individuellen Motivation und dem gegebenen Zeitrahmen konnte dem kreativen Prozess freien Lauf gewaumlhrt werden Auch konnte der Rehabilitand selbst entscheiden ob er stehend oder sitzend arbeiten moumlchte je nach Moumlglich-keiten und Einschraumlnkungen konnte hier auch mit Hilfestellungen die richtige Posi-tion gefunden werden Begleitet wurden diese Aktivitaumlten stets von der unterstuumlt-zenden Begleitperson dh der Sozialpaumldagogin welche jedoch mehr und mehr in den Hintergrund ruumlckten sollte und schlieszliglich mehr als bdquoDienerldquo im Sinne der Ma-terialbereitstellung fungierte Bei der Umsetzung des Begleiteten Malens nach EGGER waren jedoch nicht nur Freiraumlume gegeben sondern auch wichtige Krite-rien zu beachten die sowohl den kuumlnstlerischen Prozess den Einzelnen in der Gruppe als auch die Gruppe als Gesamtes betrafen Es galt gewisse bdquoGruppenregelnldquo im Sinne des Zusammenseins aufzugreifen diese umzusetzen und ggf auch in Erinnerung zu rufen sollten sie in Vergessen-heit geraten Allgemeine Richtlinien im Hinblick auf die Arbeit in der Gruppe waren das Sauberhalten des jeweils eigenen Malplatzes und die gemeinsame Benutzung der Materialien Dies implizierte dass die Materialien jedem gleichsam zu Verfuuml-gung standen und diese auch nach der individuellen Nutzung den anderen Teil-nehmern wieder auf dem Angebotstisch zu Verfuumlgung gestellt wurden Ebenso galt das gemeinsame Aufraumlumen am Ende der Sitzung als allgemeine Uumlbereinkunft Auf Grund der vielfaumlltigen individuellen Einschraumlnkungen der Rehabilitanden ver-langte der gegenseitige Umgang ein hohes Potential an Ruumlcksichtnahme eines Einzelnen ab Das gegenseitige Kennen lernen war dabei von groszliger Bedeutung Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig einschaumltzen und respektieren lernen Die gegenseitige Begruumlszligung und die ersten Gespraumlchsminuten zu Beginn jeder Sit-zung trugen dazu bei die Stimmungen der Einzelnen wahrzunehmen und wurden daher gezielt eingeraumlumt Weitere Richtlinien die mit den Teilnehmern gemeinsam oder allein von Seiten der Teilnehmer gesetzt wurden waren ua dass die Informationen innerhalb der Gruppe auch in der Gruppe bleiben sollten so dass persoumlnliche Inhalte nicht nach auszligen getragen werden sollten Dies oumlffnete fuumlr alle die Moumlglichkeit persoumlnliche Stimmungslagen und Probleme zB auch in Bezug auf die Behinderungsverarbei-tung kundzutun wenn diese fuumlr den Einzelnen von Bedeutung waren

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

Therapie Eine Einfuumlhrung in Geschichte Methode und Praxis der Kunstthe-rapie Nuumlrtingen Verlag der Stiftung fuumlr Kunst und Kunsttherapie

BADRY EBUCHKA MKNAPP R (Hrsg) 1999 PAumlDAGOGIK Grundlagen und Arbeitsfelder 3 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftel Luchterhand Verlag

DREIFUSS-KATTAN E 1986 Praxis der Klinischen KUNSTTHERAPIE BernStuttgartToronto Hans Huber Verlag

EGGER B 1981 Faszination Malen Praktisches Erzieherisches Anregendes 2 Aufl Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1982 Malen als Lernhilfe Malen und bildnerisches Gestalten mit ver-schiedenen Materialien Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1984 Bilder verstehen Wahrnehmung und Entwicklung der bildneri-schen Sprache Bern Zytglogge Verlag

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

Kindern und Jugendlichen Alltag in der Klinik und zu Hause verstehen hel-fen begleiten Stuttgart TRIAS-Thieme Hippokrates Enke Verlag

GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

LIPPERT-GRUumlNER MQUESTER R (Hrsg) 1996 SCHAumlDEL-HIRN-TRAUMA Kunsttherapie Rehabilitation Muumlnster Paroli Verlag

MAumlCKLER A 2000 1460 Antworten auf die Frage was ist Kunst Koumlln DuMont Verlag

MARTIN E 1999 Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit Eine Einfuumlhrung in die Probleme und Moumlglichkeiten 5 Aufl WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag

MENZEN K-H 2004 Grundlagen der Kunsttherapie 2 Aufl Muumlnchen Ernst Reinhardt Verlag

PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

RINNINSLAND J 1998 Kunst und Rehabilitation Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd2 Gailingen

RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

und Praxis Karlsruhe Verlag fuumlr Kunsttherapie SCHILLING J 1995 DidaktikMethodik der Sozialpaumldagogik Grundlagen und

Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

pro mente Verlag SCHOTTENLOHER G 2000 Kunst- und Gestaltungstherapie Eine praktische

Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

Page 11: SR26 d - Hegau-Jugendwerk Gailingen GmbH · Title: Microsoft Word - SR26 d.doc Author: rinni Created Date: 11/30/2011 3:31:13 PM

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(1) Das Analysieren mit den Teilschritten Beschreiben und Erklaumlren Der erste Teilschritt des Analysierens beginnt mit dem Beschreiben Das Beschrei-ben umfasst dabei die Analyse der Ausgangssituation durch vergangene tagtaumlgli-che oder auch geplante Beobachtungen durch Protokollieren oder auch Beschrei-ben von Verhalten einzelner Teilnehmer oder Gruppen sowie Situationen Sie wird auch als Situationsanalyse bezeichnet Sie beinhaltet auszligerdem das Sammeln von Daten und Informationen uumlber die Zielgruppe und einzelne Mitglieder Die Be-schreibung der Rahmenbedingungen und Handlungsspielraumlume sozialpaumldagogi-scher Arbeit sind hierbei ebenfalls von Bedeutung Moumlgliche Fragen der Situationsanalyse sind beispielsweise Fragen nach den Posi-tionen der Teilnehmer dh wo steht der Sozialpaumldagoge wo der Einzelne und wo die Gruppe Diese und viele differenziertere Fragen mehr bieten sich zur erleichterten Durch-fuumlhrung anhand eines gegliederten Fragebogens an Bei der Durchfuumlhrung einer Situationsanalyse sollten primaumlr diejenigen Probleme aufgegriffen werden die fuumlr die Planung von Relevanz sind Die Auswertung dieser Informationen liefert gleichsam die Antworten auf die Fra-gen der Situationsanalyse Das Erklaumlren als zweiter Teilschritt umfasst schlieszliglich die Erklaumlrung der Informa-tionen und beobachteten Daten indem sie verglichen gedeutet interpretiert und eingeordnet werden Dadurch wird auch die Einschaumltzung der realisierbaren Ver-aumlnderungen und der moumlglichen Entwicklungen ermoumlglicht (2) Das Planen mit den Teilschritten Entscheiden und Vorbereiten Im Teilschritt des Entscheidens sollen auf der Grundlage der Situationsanalyse folgerichtige Entscheidungen uumlber Lern- und Handlungsziele sowie uumlber Erzie-hungsziele getroffen werden Auszligerdem werden in dieser Phase Themen- bzw Fragestellungen bearbeitet inhaltliche Schwerpunkte gesetzt die Gestaltung or-ganisatorischer zeitlicher und inhaltlicher Rahmenbedingungen bedacht und Ent-scheidungen bezuumlglich einzusetzender Methoden Medien und Materialien getrof-fen Mit welchen Schwerpunktsetzungen die didaktischen Uumlberlegungen beginnen dh ob Uumlberlegungen zu Zielen und Inhalten oder aber zu Methoden und Medien zuerst getaumltigt werden sei nach MARTIN von zweitrangiger Bedeutung vielmehr stehe das Verhaumlltnis dieser Elemente zueinander im Vordergrund Die praktische Vorbereitung als zweite Teilphase der Planung beinhaltet je nach Vorhaben dass die Raumlumlichkeiten organisiert vorbereitet oder gar umgestaltet werden dass Termine vereinbart werden oder auch Oumlffentlichkeitsarbeit mitbe-ruumlcksichtigt wird Auch Besorgungen von Materialien und Medien sind vorzuneh-

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men und falls erforderlich interdisziplinaumlre Kontakte herzustellen oder Helfer anzu-sprechen Je nach Vorerfahrungen des Sozialpaumldagogen wird hier auch das Aus-probieren des Vorhabens oder die Vorbereitung zB mittels Fort- oder Weiterbil-dung vorgesehen Der Teilschritt der Planung und damit das weitere Vorgehen haumlngt schlieszliglich da-von ab wer die Planung vornimmt oder daran beteiligt ist und wie die Planung gestaltet wird (3) Das Handeln welches die didaktische Planung mit Inhalt fuumlllt Es geht dabei um sozialpaumldagogisch ausgerichtetes Handeln mit einzelnen Perso-nen Gruppen oder auch Institutionen Das konkrete Handeln ist durch einen expe-rimentellen Charakter gekennzeichnet und bringt zwei wichtige Effekte mit sich Einerseits bringt sie als umgesetzte Planung die Realisierbarkeit und Ergebnisse der Planung hervor birgt gleichzeitig aber die Moumlglichkeit innerhalb des konkreten Verlaufs neue Beobachtungen und Erfahrungen zu machen so dass darauf basie-rend wiederum die Situationsanalyse fortgefuumlhrt und reflektiert werden kann Im engeren Sinne endet die didaktische Arbeit mit dem Beginn der praktischen Umsetzung vorlaumlufig und setzt bei der Reflexion wieder ein (4) Die Auswertung die als letzter Teilschritt der didaktischen Reflexion gilt Sie beinhaltet die Reflexion der Ausgangssituation und der Rahmenbedingungen der getroffenen Entscheidungen sowie der getaumltigten Vorbereitungen Auch der praktische Verlauf wird reflektiert und moumlgliche Konsequenzen werden festgehal-ten Die Auswertung des sozialpaumldagogischen Handelns sollte moumlglichst gemeinsam mit den Gruppenmitgliedern geleistet werden Die Auswertung kann unterschied-lich gestaltet werden und viele Formen der Dokumentation umfassen so koumlnnen auch Bilder oder Filme als Medium der Auswertung dienen Auch Gruppendiskus-sionen Frageboumlgen und schlichte Aumluszligerungen bei gemuumltlichem Beisammensein koumlnnen zur Auswertung beitragen Die Auswertung kann damit auf unterschiedliche Art und Weise und in unterschied-lichen Phasen des Vorhabens stattfinden Situationsanalyse Planung Durchfuumlhrung und Auswertung bilden einen Kreislauf bei dem die Auswertung in eine neue Situationsanalyse mit einflieszligt und den Kreis-lauf von Neuem beginnen laumlsst Durch die didaktische Reflexion wird das Altgewohnte kritisch betrachtet und bietet dadurch die Moumlglichkeit Alternativen zu entdeckt Sie sorgt damit fuumlr Erneuerungen

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in der praktischen Arbeit und eine fortlaufende Neuausrichtung des sozialpaumldago-gischen Handelns im Hinblick auf die sich veraumlndernde Ausgangssituation Die bewusste Vollziehung und Reflexion dieses Kreislaufes ermoumlglicht eine Ver-besserung und Weiterentwicklung der sozialpaumldagogischen Arbeit indem sie theo-retische Uumlberlegungen und praktisches Handeln verbindet 23 Zusammenfassung Bei einem Blick in die einschlaumlgige Literatur wird der Mangel an wissenschaftlichen Ausarbeitungen uumlber die Grundlagen professionellen sozialpaumldagogischen Han-delns deutlich Der wissenschaftliche Literatur-Fundus wird vom Bereich Grundla-gen paumldagogischen Denkens und Handelns allgemein uumlber Grundlagen sozialpauml-dagogischen Denkens und Handelns bis hin zu Grundlagen einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation immer schmaumller Als Grundlage jedoch sowohl paumldagogischen als auch sozialpaumldagogischen Han-delns so zeigt die wissenschaftliche Recherche bildet sich der Begriff Didaktik heraus Auffallend diesbezuumlglich ist die Vielzahl an Veroumlffentlichungen hinsichtlich der Schul-Didaktik einerseits und dem geringen Fundus im Bereich Didaktik und Sozialpaumldagogik andererseits Unumstritten sehen die sich mit den Grundlagen der Sozialpaumldagogik beschaumlftig-ten Autoren WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BA-DERBAUKUSKNAPP Didaktik als einen elementaren Bestandteil professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und die Notwendigkeit diese Thema-tik aufzuarbeiten Auf Grund des Fehlens eines Grundlagenwerks muss auf Allge-mein-didaktische Grundlagen zuruumlckgegriffen werden um schlieszliglich durch die notwendigen Um- und Ausarbeitungen auf den Fachbereich Sozialer Arbeit einer Didaktik der Sozialpaumldagogik als Grundlage professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns naumlher zu kommen Betrachtet man sich den Begriff Didaktik naumlher so wird er eindeutig als Teilbereich der Paumldagogik identifiziert eine inhaltliche Darstellung des Begriffes zeigt jedoch eine breite Palette an Verstaumlndnismoumlglichkeiten von Didaktik Aufgrund der vielfaumlltigen Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche sozialpaumldagogischer Arbeit zu deren Merkmalen auch die Planung und Unterstuumltzung von Bildungs- und Lernprozessen zaumlhlen laumlsst sich die Erkenntnis ableiten dass Didaktik eine unverzichtbare Bezugswissenschaft fuumlr die Soziale Arbeit darstellt Jedoch erge-ben sich besondere Anspruumlche an eine solche Didaktik die eine unveraumlnderte Uumlbernahme Allgemeiner Didaktik nicht erlaubt

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Sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich unter anderem dadurch aus dass sie sich an eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgabenfelder und Adressatengruppen richtet dass sie vorwiegend alltagsbezogene Arbeit beinhaltet dass die Beruumlcksichtigung sowohl von gesellschaftlichen und kulturellen als auch von individuellen Situatio-nen eine zentrale Stellung einnimmt und dass das Lernen meist in indirekter Form stattfindet Schon allein aus diesen Bedingungen heraus wird deutlich dass eine Didaktik der Sozialpaumldagogik nicht gleich eine Didaktik einer jeglichen anderen paumldagogischen Disziplin sein kann Bei der naumlheren Betrachtung von Ansaumltzen einer Didaktik in der sozialpaumldagogi-schen Arbeit kristallisiert sich der Begriff Lernen als zentral heraus woran sich die Bedeutsamkeit der lerntheoretischen Didaktik anschlieszligt Lernen im sozialpaumldago-gischen Feld bedeutet jedoch immer Lernen in Alltagssituationen und damit in den realen Situationen des momentanen Lebensvollzuges der jeweiligen Betroffenen es heiszligt umgekehrt auch Lernen im Sinne von aktiver Aneignung von Erfahrungen in sozialen emotionalen und auch kognitiven Bereichen Das heiszligt fuumlr die Didaktik in der sozialpaumldagogischen Arbeit genau diese alltaumlglichen Erfahrungsprozesse nicht planlos ablaufen zu lassen Lern- und Veraumlnderungsprozesse geschehen auch hier nur wenn sie beeinflusst werden wenn diese Gesichtspunkte didaktisch hinterfragt strukturiert geplant und reflektiert werden Die Frage nach dem Was Warum Wie und Womit muss daher auch bei der Didaktik der sozialpaumldagogi-schen Arbeit im Vordergrund stehen Konkrete Vorschlaumlge in der praktischen Umsetzung liefert MARTIN mit seinem bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo Er bietet mit den Teilschritten Analysie-ren Planen Handeln und schlieszliglich der Auswertung und Kontrolle die gleichzei-tig die Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse und damit einen Wiedereinstieg in den Kreislauf darstellt eine Leitlinie fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Vor-gehen Wie die praktische Umsetzung didaktischer Uumlberlegungen sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation aussehen kann wird in der vorliegen-den Ausarbeitung am Beispiel eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativange-bots dargestellt

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3 Die Umsetzung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots innerh des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes im Hegau-Jugendwerk Die konkrete Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots er-folgt nach dem didaktischen Handlungsmodell nach MARTIN Der Prozess verlaumluft in vier Schritten wobei der erste Schritt durch die Beschreibung des Arbeitsfeldes die Situationsanalyse darstellt In einem zweiten Schritt werden die didaktisch-methodischen Uumlberlegungen im Sinne der Planung des Vorhabens getaumltigt Der dritte Schritt stellt schlieszliglich das praktische Handeln am Beispiel eines ausge-waumlhlten Rehabilitanden dar Der vierte und letzte vorgesehene Schritt im Modell beinhaltet die Reflexion des Kreativangebots auf drei Ebenen und schlieszligt damit gleichermaszligen den Kreis der didaktischen Reflexion 31 Beschreibung des Arbeitsfeldes Die Beschreibung des Arbeitsfeldes als erster Schritt des didaktischen Hand-lungsmodelles dient mit der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks in Gailingen als Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum der Beschreibung des Klientels und mit der Verdeutlichung des sozialpaumldagogischen Aufgabenbereichs der Analyse der Ausgangssituation 311 Das Hegau-Jugendwerk Das Hegau-Jugendwerk in Gailingen bietet als Fachkrankenhaus und Rehabilitati-onszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene nicht nur eine medizi-nische stationaumlre Behandlung von Verletzungen oder Erkrankungen des Nerven-systems sondern uumlberdies eine umfassende schulische berufliche und soziale Rehabilitation Mit insgesamt 200 Betten in den Abteilungen Fruumlhrehabilitation Schwerrehabilita-tion und den Abteilungen der weiterfuumlhrenden Rehabilitation beschaumlftigt das He-gau- Jugendwerk rund 300 Mitarbeiter in unterschiedlichen Fachbereichen Die nahtlose und kontinuierliche Rehabilitationsbehandlung von der Uumlbernahme aus der Akutklinik bis zur schulischen-beruflichen und sozialen Wiedereingliede-rung wird durch ein individuelles Rehabilitationskonzept ermoumlglicht Dieses wird gemeinsam mit dem Rehabilitanden und einem multiprofessionellen interdiszipli-naumlr zusammenarbeitenden Team aus Aumlrzten Pflegekraumlften (Neuro-)Psychologen

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Sozialarbeitern Sozialpaumldagogen und Fachtherapeuten der Ergotherapie Physio-therapie Logopaumldie Schwimm- und Sporttherapie der Massage und medizini-schen BaumlderabteilungPhysikalische Therapie sowie der Musiktherapie erstellt und in Form des Case-Managements fortwaumlhrend angepasst kritisch uumlberpruumlft und wenn erforderlich veraumlndert Im Sinne der schulischen und beruflichen Rehabilitati-on sind die staatlich anerkannte Krankenhausschule und die berufstherapeuti-schen Abteilungen wesentliche Bestandteile Ziel der Rehabilitation ist es dem Behinderten oder von Behinderung bedrohten Menschen zur Ruumlckkehr in Familie Schule oder Beruf und soziales Umfeld zu verhelfen und dies entsprechend seinen Wuumlnschen Vorstellungen und Faumlhigkei-ten 312 Das Klientel Die Rehabilitanden im Alter zwischen 2 und 21 Jahren werden aus dem gesamten Bundesgebiet und zT daruumlber hinaus sowohl stationaumlr als auch teilstationaumlr auf-genommen Die Aufnahmeindikationen der Rehabilitanden koumlnnen sich dabei sehr unterschiedlich gestalten Erworbene Hirnschaumldigungen durch Unfaumllle und deren Folgen Hirntumore Cerebrale Gefaumlszligprozesse Cerebrale Hypoxien oder entzuumlnd-liche Erkrankungen des zentralen Nervensystems bilden dabei die groumlszligten Indika-tionsgruppen Wie jedoch SOMMER in seiner Publikation bestaumltigt so hat sich neben den klassisch neurologisch Beeintraumlchtigten eine breite Streuung der Auf-nahmeindikationen auf Grund von weiter reichenden Krankheitsbildern und Behin-derungsformen entwickelt so dass vermehrt auch Jugendliche auf Grund von Dro-gen- Medikamenten oder Alkoholabusus nach Suizidversuchen oder auch Ge-walterfahrungen aufgenommen werden Die Auswirkungen der Krankheit bzw des Unfalls sind sehr weitreichend Es kann zu motorischen Behinderungen wie Koumlrper- und Bewegungsstoumlrungen zu vegeta-tiven Stoumlrungen wie Kopfschmerzen oder Uumlberempfindlichkeit gegenuumlber Laumlrm kommen Nicht selten kommt es zu einer posttraumatischen Epilepsie Auch Wahrnehmungsstoumlrungen wie Stoumlrungen der Koumlrperwahrnehmung der visuellen oder raumlumlichen Wahrnehmung oder gar die Vernachlaumlssigung von einer Koumlrper-seite oder Koumlrperteilen koumlnnen Folgen sein Stoumlrungen der Kommunikation durch Sprech- und Sprachprobleme sind ebenfalls haumlufig zu beobachtende Folgen Wei-tere Beeintraumlchtigungen fallen in den Bereich der Neuropsychologie wie Aufmerk-samkeits- und Konzentrationsstoumlrungen Merk- und Gedaumlchtnisstoumlrungen oder verminderte Belastbarkeit Mit einher gehen schlieszliglich immer auch Veraumlnderun-

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gen des Verhaltens und Erlebens wie eine mangelnde Selbstwahrnehmung die Beeintraumlchtigung des problemloumlsenden Denkens und des Kritik- und Urteilvermouml-gens welche insbesondere dem Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes zugerechnet werden koumlnnen Die Aufenthaltsdauer kann deshalb je nach Schwere der Schaumldigung und individu-ellen Faktoren von einigen wenigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten und in Einzelfaumlllen auch Jahren variieren 313 Der Sozialpaumldagogische Dienst im Hegau-Jugendwerk Die Mitarbeiter des Sozialpaumldagogischen Dienstes im Hegau-Jugendwerk arbeiten gemeinsam mit den Mitarbeitern des Pflegedienstes sozusagen im sozialen Nah-raum der Rehabilitanden Sie arbeiten im Schichtdienst und sind deshalb vorwie-gend auch jene Berufsgruppe des interdisziplinaumlren Teams welche die Rehabili-tanden in ihrer therapiefreien Zeit begleiten Allein aus dieser Tatsache heraus ergibt sich der Schwerpunkt sozialpaumldagogischer Arbeit und gleichsam auch der Stellenwert der Sozialpaumldagogik innerhalb des gesamten Rehabilitationskonzep-tes Im Sinne des allgemeinen Zieles sozialpaumldagogischen Handelns gilt es bdquoeinen Beitrag zur Verbesserung von Lebenschancen und Lebensbedingungen von hilfs-beduumlrftigen Einzelpersonen und Gruppen zu leistenldquo Das Augenmerk des Sozial-paumldagogen ist damit auf die sog psychosoziale Rehabilitation gerichtet Durch gezielte Unterstuumltzung von Lernprozessen soll eine soziale Integration des Rehabi-litanden in die Gesamtheit seines sozialen Umfeldes ermoumlglicht werden Ziel ist es dem Rehabilitanden durch sozialpaumldagogische Angebote zu Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln sowie auch zu sozialer Kompetenz zu verhelfen welche ihnen ein eigenverantwortliches selbstbestimmtes Leben ermoumlglicht Paumldagogische Aufgaben verorten sich deshalb in den Bereichen Hilfestellung bei der Krankheitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der Entwick-lung von emotionaler Stabilitaumlt Selbstvertrauen und Eigenverantwortlichkeit das gezielte Eroumlffnen von Moumlglichkeiten zum (Wieder-)Erlernen vormals beherrschter Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Foumlrderung der Selbstbestimmung und Selbst-staumlndigkeit in lebenspraktischen Bereichen die Foumlrderung der Kommunikations- und Konfliktfaumlhigkeit die Bearbeitung von Verhaltensauffaumllligkeiten und das ge-meinsame Erarbeiten von Verhaltensalternativen die Unterstuumltzung der Rehabili-tanden bei der Wiedererlangung von Gruppenfaumlhigkeit und die Bearbeitung von Fragen im Rahmen der Entwicklung neuer Lebensperspektiven

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Dies alles geschieht in gezielt eingerichteten Einzel- und Gruppensituationen sowie im freieren Rahmen auszligerhalb der Therapien unter Anwendung unterschiedlicher bdquomethodischer Vorgehensweisenldquo Die Sozialpaumldagogen bearbeiten demnach gemeinsam mit dem Patienten und im interdisziplinaumlren Team Fragen im Rahmen neuer Lebensperspektiven der Selbst-verwirklichung und sozialer Kompetenz des Rehabilitanden Hierbei spielen die Beziehungsarbeit und auch die Zuwendung aufbauend auf einer verstaumlndnis- und vertrauensvollen Basis eine zentrale Rolle Nach der erfolgten Analyse der Ausgangssituation folgen nun im zweiten Teil-schritt die fuumlr die Planung notwendigen didaktisch-methodischen Uumlberlegungen 32 Didaktisch-methodische Uumlberlegungen zum Kreativangebot Im Sinne des zweiten Schrittes im Prozess der didaktischen Reflexion der Pla-nung stehen im Folgenden didaktisch-methodische Uumlberlegungen die sowohl Entscheidungen wie auch Vorbereitungen zur Umsetzung des Kreativangebots beinhalten im Mittelpunkt Dabei gehen sowohl Uumlberlegungen zu den aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots als auch zu der Auswahl der Teilnehmer und Uumlberlegungen zu Lernzielen und Lerninhalten ein Auch die sich hieraus ergeben-de Auswahl und der Einsatz von Methoden und Materialien stehen im Mittelpunkt 321 Die aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots Die Durchfuumlhrung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots hatte sich aus mehreren Gruumlnden angeboten Erstens waren durch die bestehenden sozial-paumldagogischen Gruppenangebote die meisten Bereiche abgedeckt Eine Luumlcke bestand aus meiner Sicht nur noch in einem kuumlnstlerischen Angebot welches ich aus mehreren Gruumlnden als sehr sinnvoll und notwendig erachtete Es bestanden fuumlr jene die Interesse an kuumlnstlerischen Betaumltigungen zeigten nur wenige Moumlg-lichkeiten ihre Kreativitaumlt im Rahmen der Freizeit zu entfalten Ein weiterer und nicht unwichtiger Aspekt solch ein Angebot aufzunehmen fuumlhrte auf die Spezifika des Klientel bezuumlglich ihrer Beeintraumlchtigungen zuruumlck Das Selbstbewusstsein und die Selbststaumlndigkeit vieler Patienten sind durch einen Unfall oder eine Krank-heit stark beeintraumlchtigt Erschwerend kommen haumlufig koumlrperliche undoder schwe-re Sinnesbeeintraumlchtigungen hinzu die die Kommunikationsfaumlhigkeit beeintraumlchti-gen Auf diesem Hintergrund ist der kuumlnstlerische Ausdruck bei dem es kein richtig

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oder falsch gibt mE eine einerseits nicht unbeachtliche Moumlglichkeit des Aus-drucks andererseits aber auch der Raum in dem die Rehabilitanden selbst ent-scheiden und Verantwortung fuumlr ihr Tun uumlbernehmen und sich auf Neues einlassen koumlnnen Ein weiterer Grund ergab sich aus der Zielsetzung den Rehabilitanden die Moumlg-lichkeit zu geben den vorhandenen Wohnraum mitzugestalten All diese Gruumlnde fuumlhrten schlieszliglich dazu das kunsttherapeutisch orientierte Krea-tivangebot einmal woumlchentlich zu einem festen Termin durchzufuumlhren Das Ange-bot fand in acht Sitzungen statt und wurde auf Grund der kurzen Aufenthaltsdauer der Rehabilitanden und der begrenzten Zeit vorerst nach der achten Sitzung been-det Auch sollte es eine geschlossene gleich bleibende Gruppe sein um den Re-habilitanden das Gefuumlhl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben Die Teilneh-merzahl wurde auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt um die Bildung von Untergrup-pen zu vermeiden um dem Vertrauensaufbau innerhalb der Kleingruppe genuumlgend Raum zu geben auch aber um die notwendige Verantwortung tragen zu koumlnnen Die Teilnahme an diesem Angebot war freiwillig wenn auch eine regelmaumlszligige Teilnahme erwuumlnscht war Aufgrund bestehender Merkfaumlhigkeitsdefizite wurde der Termin als Erinnerungshilfe in die Therapieplaumlne eingetragen Die Dauer des An-gebots wurde auf eineinhalb Stunden festgelegt wobei eine zeitliche Ausweitung auf Grund der therapiefreien Zeit durchaus moumlglich war Das Mindestmaszlig an Zeit wurde jedoch benoumltigt um einerseits dem Beduumlrfnis nach gegenseitigem Aus-tausch gerecht zu werden andererseits aber auch um eine intensive Arbeit an den Bildern zu ermoumlglichen 322 Zur Auswahl der Teilnehmer Die Auswahl der Teilnehmer wurde in Absprache mit den Teamkollegen und in Einzelfaumlllen mit einzelnen Fachtherapeuten des interdisziplinaumlren Teams getroffen Die Auswahlkriterien gestalteten sich weitgehend aus der Zielsetzung zuruumlckgezo-genen passiven stillen unauffaumllligen einen geschuumltzten Raum zu bieten in wel-chem sie ungestoumlrt und frei von aumluszligeren Einfluumlssen an etwas arbeiten konnten was ihnen Spaszlig machte Alle ausgewaumlhlten Teilnehmer hatten auf Grund ihrer erworbenen Einschraumlnkungen Probleme unterschiedlicher Art im Bereich der Kom-munikation welche sie groumlszligtenteils vor ihrem Aufenthalt gar nicht oder nicht in dieser Weise oder diesem Maszlige erlebt hatten So stuumltzte sich die Auswahl schlussendlich auf Rehabilitanden welche in unterschiedlichem Ausmaszlig in ihrer Kommunikation beeintraumlchtigt waren Hauptauffaumllligkeiten waren dabei Sprachstouml-

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rungen und Sprechstoumlrungen unterschiedlichen Grades Weitere Beeintraumlchtigun-gen zeigten sich in unterschiedlichen koumlrperlichen Bereichen wobei die sog arm-betonte Ataxie bei den meisten der Teilnehmern weniger bis maumlszligig stark ausge-praumlgt war so dass sie ihre Faumlhigkeiten mehr in undifferenzierten Handlungsschrit-ten als in feinmotorischen Kleinarbeiten ausuumlben konnten Neben Koordinations-problemen insbesondere der Arme waren es vermehrt auch Laumlhmungen welche alltaumlgliche Verrichtungen erschwerten Als besonders einschraumlnkend erwiesen sich daruumlber hinaus die schweren Seheinschraumlnkungen einer Rehabilitandin die weit-gehend an der Stimme erkannte mit wem sie kommunizierte Mit der Uumlberzeugung dass jeder Teilnehmer auch mit seinen Einschraumlnkungen kreativ taumltig sein kann und insbesondere das Malen in seiner offenen freien Sicht-weise eine Moumlglichkeit zur Kommunikation darstellt wurden die Teilnehmer in ei-nem persoumlnlichen Gespraumlch auf das Angebot angesprochen und dazu eingeladen Die Teilnehmer im Alter zwischen 17 und 23 Jahren befanden sich alle im Haus der weiterfuumlhrenden Rehabilitation Von Vorteil erschien mir eine gemischtge-schlechtliche Gruppe wie auch das Zusammenleben in der Rehabilitationseinrich-tung gestaltet wird Schlieszliglich galt es bei der Auswahl sowohl das Interesse der Teilnehmer am krea-tiv kuumlnstlerischen Tun zu wecken sowie einzelne Rehabilitanden dazu zu ermuti-gen zu bestaumlrken und zu motivieren sich auf etwas voumlllig Neues aber fuumlr sie nicht Abwegiges einzulassen und dieses auszuprobieren All diese Kriterien fuumlhrten schlieszliglich zur Zusammensetzung der Kreativgruppe mit sechs Teilnehmern 323 Uumlber Lernziele und Lerninhalte Im Hinblick auf die Lernziele lieszligen sich zahlreiche Differenzierungen vornehmen je nachdem aus welchem Blickwinkel diese betrachtet wurden Sowohl die Teil-nehmer der Kreativgruppe als auch die Leiterin brachten eigene Zielsetzungen in die Gruppe ein Die Ziele der Rehabilitanden richteten sich nach Angaben dieser vermehrt nach Freizeitausgleich Freizeitbeschaumlftigung gemuumltlichen Beisammensein in ange-nehmer Atmosphaumlre gemeinsamen Gestalten und vorwiegend dem Entspannen waumlhrend des Malens vom anstrengenden Klinikalltag Im scheinbaren Gegensatz dazu standen die Ziele der Paumldagogin welche sich weniger im Bereich der Ent-spannung durch das Malen oder schlicht der Freude am kreativen Tun der Rehabi-litanden bewegten Die Ziele ihrerseits waren unbestritten Lernziele auf unter-schiedlichen Ebenen

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Als Richtziele kristallisierten sich die Staumlrkung des Selbstwertgefuumlhls und des Selbstbewusstseins der Rehabilitanden und der Aufbau der eigenen Ressourcen die gezielt durch das Malen angesprochen werden sollten heraus Dies sollte so-wohl durch das gemeinsame Tun in der Gruppe als auch der jeweiligen einzelnen Arbeit am Bild erreicht werden So bot den Teilnehmern die Teilnahme an der Gruppe die Moumlglichkeit sich in der kleinen gleich bleibenden Gruppe ohne Drang zu entfalten Schon allein durch die gleiche Taumltigkeit aller war die Basis fuumlr ein Kommunikationsthema gegeben Der Einstieg sich kundzutun wurde damit er-leichtert Das regelmaumlszligige intensive Zusammentreffen und das erworbene Ver-trauen erlaubte es den Teilnehmern sich mehr und mehr zu oumlffnen und ihre Wuumln-sche zu aumluszligern Bezuumlglich der jeweiligen eigenen Arbeit am Bild und dem Ver-staumlndnis des erweiterten Kunstbegriffs als Basis erfuhr der Einzelne dass jeder wenn auch auf andere Art und Weise etwas darstellen kann Die Rehabilitanden lernten sich auf neue Dinge einzulassen sie lernten unterschiedliche Materialien kennen und konnten neue Erfahrungen sammeln Sie erfuhren beim kreativen Tun dass es nicht darauf ankommt alles zu koumlnnen sondern dass es darauf ankommt was der Einzelne aus dem was er mitbringt gestaltet Die Richtziele konnten somit in mehrere Grobziele untergliedert werden So konnte ein erhoumlhtes Selbstvertrauen daran festgemacht werden ob die ansonsten eher verschlossenen Rehabilitanden eine rege Diskussion fuumlhrten und so eine vermehr-te Interaktion und Kommunikation stattfand oder Rehabilitanden die sich zu Be-ginn sehr unsicher waren und sich nicht fuumlr ein Material entscheiden konnten sich zum Ende hin gezielt mit eigener Vorstellung an ein Bild setzten Das Vertrauen auf und der Glaube an die eigenen Ressourcen konnte daran festgemacht werden dass sich die Rehabilitanden an mehrere neue Materialien herantrauten sich in ungewisse Situationen leichter hineinbegeben konnten und mit ihren Arbeiten zu-frieden sein konnten Diese Ziele die innerhalb der Kreativgruppe fokussiert wur-den beschraumlnkten sich aber nicht auf diesen Rahmen denn ein selbstsicheres Auftreten und der verstaumlrkte Glaube an sich selbst waren wenn sie auch sehr abs-trakte Ziele darstellten auch auszligerhalb der Gruppe spuumlrbar So konnte der jeweili-ge Rehabilitand beispielsweise nun auch bei Tisch mit einem lauten bdquoNeinldquo aumluszligern dass er dieses Essen nicht moumlchte Schlieszliglich ergaben sich fuumlr jeden einzelnen Rehabilitanden wenn man so moumlchte noch individuelle Feinziele Diese individuellen Ziele wurden durch den Rehabili-tanden nicht bewusst verfolgt sie stellten unbewusst und moumlglicherweise auch ohne das Wissen des Rehabilitanden allein durch die Auswahl der Methoden Ziele meinerseits dar So trainierte ein Rehabilitand mit schwerer Sehbeeintraumlchtigung

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oder einer schweren Bewegungsstoumlrung ganz automatisch seine Faumlhigkeiten in diesem Bereich auch wenn er dies vielleicht gar nicht gezielt mochte Das Malen dh das kreative Taumltigwerden am Bild bot damit unbestritten eine Viel-zahl an Moumlglichkeiten um unterschiedlichen Zielen gerecht zu werden Es bot die Moumlglichkeit der nonverbalen Ausdrucksmoumlglichkeit des Trainings neuropsycholo-gischer Teilleistungsstoumlrungen eine Moumlglichkeit zum Motivationsaufbau es bot schlicht Freude und Entspannung indem es nicht an Leistung orientiert war und konnte dem Aggressionsabbau dienen indem ein impulsives Malen in diesem Rahmen moumlglich war Das Training sozialer Kompetenzen innerhalb der Gruppe wurde ermoumlglicht aber auch die Selbststaumlndigkeit wurde durch die Auferlegung der eigenen Verantwortung fuumlr das Gemalte unterstuumltzt Motorische Faumlhigkeiten wurden bei jeglicher Art des Malens gefoumlrdert und auch die Foumlrderung von gege-benen Talenten konnte in diesem Rahmen aufgegriffen werden Es gab somit unbestritten Zielsetzungen auf Seiten der Rehabilitanden und auf Seiten der Sozialpaumldagogin die sich gleich different oder fuumlr den jeweils anderen nicht sichtbar und evt gar nicht gewollt darstellen So koumlnnen durch die richtige Auswahl der Methoden unterschiedliche Ziele auf unterschiedlichen Ebenen er-reicht werden 324 Uumlber den Einsatz von Methoden Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen die Auswahl der Teilnehmer sowie die Dimensionen der Zielsetzungen wurden innerhalb der Sozialen Gruppenarbeit Elemente des Begleiteten Malens nach EGGER als methodische Gestaltung der Kreativgruppe umgesetzt wobei Soziale Gruppenarbeit in diesem Fall als bdquoeine Methode der Sozialarbeit die den Einzelnen durch sinnvolle Gruppenerlebnisse hilft ihre soziale Funktionsfaumlhigkeit zu steigern und ihren persoumlnlichen Problemen ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des oumlffentlichen Lebens besser gewachsen zu seinldquo verstanden wird Der Ansatz des Begleiteten Malens lieszlig sich in das Handlungsfeld der Neurologi-schen Rehabilitation angemessen eingliedern da er durch den flexibel zu gestal-tenden Einsatz keine kostenintensiven und ausgefallenen Materialien erforderte Daruumlber hinaus bietet der Ansatz hervorragende Moumlglichkeiten auch ohne erhebli-che Vorkenntnisse im kunsttherapeutischen Bereich das Begleitete Malen in ab-gewandelter Form umzusetzen Die einzelnen Aspekte dieses Ansatzes wurden daher hier nicht in ausdifferenzierter Weise uumlbernommen sondern nur in sofern als dass es die Rahmenbedingungen des Angebots zulieszligen in die methodische

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Umsetzung integriert und fuumlr die Leiterin als Handlungsleitlinien zu den maszliggebli-chen Richtlinien Bei den konkreten Aktivitaumlten handelte es sich um Malaktivitaumlten mit unterschiedli-chen Materialien Den Techniken und Thematiken die jeder einzelne Rehabilitand mitbrachte waren keine Grenzen gesetzt Es duumlrfte experimentiert werden dh es fand keine Themenvorgabe statt Innerhalb der zur Verfuumlgung stehenden Utensi-lien der individuellen Motivation und dem gegebenen Zeitrahmen konnte dem kreativen Prozess freien Lauf gewaumlhrt werden Auch konnte der Rehabilitand selbst entscheiden ob er stehend oder sitzend arbeiten moumlchte je nach Moumlglich-keiten und Einschraumlnkungen konnte hier auch mit Hilfestellungen die richtige Posi-tion gefunden werden Begleitet wurden diese Aktivitaumlten stets von der unterstuumlt-zenden Begleitperson dh der Sozialpaumldagogin welche jedoch mehr und mehr in den Hintergrund ruumlckten sollte und schlieszliglich mehr als bdquoDienerldquo im Sinne der Ma-terialbereitstellung fungierte Bei der Umsetzung des Begleiteten Malens nach EGGER waren jedoch nicht nur Freiraumlume gegeben sondern auch wichtige Krite-rien zu beachten die sowohl den kuumlnstlerischen Prozess den Einzelnen in der Gruppe als auch die Gruppe als Gesamtes betrafen Es galt gewisse bdquoGruppenregelnldquo im Sinne des Zusammenseins aufzugreifen diese umzusetzen und ggf auch in Erinnerung zu rufen sollten sie in Vergessen-heit geraten Allgemeine Richtlinien im Hinblick auf die Arbeit in der Gruppe waren das Sauberhalten des jeweils eigenen Malplatzes und die gemeinsame Benutzung der Materialien Dies implizierte dass die Materialien jedem gleichsam zu Verfuuml-gung standen und diese auch nach der individuellen Nutzung den anderen Teil-nehmern wieder auf dem Angebotstisch zu Verfuumlgung gestellt wurden Ebenso galt das gemeinsame Aufraumlumen am Ende der Sitzung als allgemeine Uumlbereinkunft Auf Grund der vielfaumlltigen individuellen Einschraumlnkungen der Rehabilitanden ver-langte der gegenseitige Umgang ein hohes Potential an Ruumlcksichtnahme eines Einzelnen ab Das gegenseitige Kennen lernen war dabei von groszliger Bedeutung Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig einschaumltzen und respektieren lernen Die gegenseitige Begruumlszligung und die ersten Gespraumlchsminuten zu Beginn jeder Sit-zung trugen dazu bei die Stimmungen der Einzelnen wahrzunehmen und wurden daher gezielt eingeraumlumt Weitere Richtlinien die mit den Teilnehmern gemeinsam oder allein von Seiten der Teilnehmer gesetzt wurden waren ua dass die Informationen innerhalb der Gruppe auch in der Gruppe bleiben sollten so dass persoumlnliche Inhalte nicht nach auszligen getragen werden sollten Dies oumlffnete fuumlr alle die Moumlglichkeit persoumlnliche Stimmungslagen und Probleme zB auch in Bezug auf die Behinderungsverarbei-tung kundzutun wenn diese fuumlr den Einzelnen von Bedeutung waren

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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men und falls erforderlich interdisziplinaumlre Kontakte herzustellen oder Helfer anzu-sprechen Je nach Vorerfahrungen des Sozialpaumldagogen wird hier auch das Aus-probieren des Vorhabens oder die Vorbereitung zB mittels Fort- oder Weiterbil-dung vorgesehen Der Teilschritt der Planung und damit das weitere Vorgehen haumlngt schlieszliglich da-von ab wer die Planung vornimmt oder daran beteiligt ist und wie die Planung gestaltet wird (3) Das Handeln welches die didaktische Planung mit Inhalt fuumlllt Es geht dabei um sozialpaumldagogisch ausgerichtetes Handeln mit einzelnen Perso-nen Gruppen oder auch Institutionen Das konkrete Handeln ist durch einen expe-rimentellen Charakter gekennzeichnet und bringt zwei wichtige Effekte mit sich Einerseits bringt sie als umgesetzte Planung die Realisierbarkeit und Ergebnisse der Planung hervor birgt gleichzeitig aber die Moumlglichkeit innerhalb des konkreten Verlaufs neue Beobachtungen und Erfahrungen zu machen so dass darauf basie-rend wiederum die Situationsanalyse fortgefuumlhrt und reflektiert werden kann Im engeren Sinne endet die didaktische Arbeit mit dem Beginn der praktischen Umsetzung vorlaumlufig und setzt bei der Reflexion wieder ein (4) Die Auswertung die als letzter Teilschritt der didaktischen Reflexion gilt Sie beinhaltet die Reflexion der Ausgangssituation und der Rahmenbedingungen der getroffenen Entscheidungen sowie der getaumltigten Vorbereitungen Auch der praktische Verlauf wird reflektiert und moumlgliche Konsequenzen werden festgehal-ten Die Auswertung des sozialpaumldagogischen Handelns sollte moumlglichst gemeinsam mit den Gruppenmitgliedern geleistet werden Die Auswertung kann unterschied-lich gestaltet werden und viele Formen der Dokumentation umfassen so koumlnnen auch Bilder oder Filme als Medium der Auswertung dienen Auch Gruppendiskus-sionen Frageboumlgen und schlichte Aumluszligerungen bei gemuumltlichem Beisammensein koumlnnen zur Auswertung beitragen Die Auswertung kann damit auf unterschiedliche Art und Weise und in unterschied-lichen Phasen des Vorhabens stattfinden Situationsanalyse Planung Durchfuumlhrung und Auswertung bilden einen Kreislauf bei dem die Auswertung in eine neue Situationsanalyse mit einflieszligt und den Kreis-lauf von Neuem beginnen laumlsst Durch die didaktische Reflexion wird das Altgewohnte kritisch betrachtet und bietet dadurch die Moumlglichkeit Alternativen zu entdeckt Sie sorgt damit fuumlr Erneuerungen

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in der praktischen Arbeit und eine fortlaufende Neuausrichtung des sozialpaumldago-gischen Handelns im Hinblick auf die sich veraumlndernde Ausgangssituation Die bewusste Vollziehung und Reflexion dieses Kreislaufes ermoumlglicht eine Ver-besserung und Weiterentwicklung der sozialpaumldagogischen Arbeit indem sie theo-retische Uumlberlegungen und praktisches Handeln verbindet 23 Zusammenfassung Bei einem Blick in die einschlaumlgige Literatur wird der Mangel an wissenschaftlichen Ausarbeitungen uumlber die Grundlagen professionellen sozialpaumldagogischen Han-delns deutlich Der wissenschaftliche Literatur-Fundus wird vom Bereich Grundla-gen paumldagogischen Denkens und Handelns allgemein uumlber Grundlagen sozialpauml-dagogischen Denkens und Handelns bis hin zu Grundlagen einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation immer schmaumller Als Grundlage jedoch sowohl paumldagogischen als auch sozialpaumldagogischen Han-delns so zeigt die wissenschaftliche Recherche bildet sich der Begriff Didaktik heraus Auffallend diesbezuumlglich ist die Vielzahl an Veroumlffentlichungen hinsichtlich der Schul-Didaktik einerseits und dem geringen Fundus im Bereich Didaktik und Sozialpaumldagogik andererseits Unumstritten sehen die sich mit den Grundlagen der Sozialpaumldagogik beschaumlftig-ten Autoren WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BA-DERBAUKUSKNAPP Didaktik als einen elementaren Bestandteil professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und die Notwendigkeit diese Thema-tik aufzuarbeiten Auf Grund des Fehlens eines Grundlagenwerks muss auf Allge-mein-didaktische Grundlagen zuruumlckgegriffen werden um schlieszliglich durch die notwendigen Um- und Ausarbeitungen auf den Fachbereich Sozialer Arbeit einer Didaktik der Sozialpaumldagogik als Grundlage professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns naumlher zu kommen Betrachtet man sich den Begriff Didaktik naumlher so wird er eindeutig als Teilbereich der Paumldagogik identifiziert eine inhaltliche Darstellung des Begriffes zeigt jedoch eine breite Palette an Verstaumlndnismoumlglichkeiten von Didaktik Aufgrund der vielfaumlltigen Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche sozialpaumldagogischer Arbeit zu deren Merkmalen auch die Planung und Unterstuumltzung von Bildungs- und Lernprozessen zaumlhlen laumlsst sich die Erkenntnis ableiten dass Didaktik eine unverzichtbare Bezugswissenschaft fuumlr die Soziale Arbeit darstellt Jedoch erge-ben sich besondere Anspruumlche an eine solche Didaktik die eine unveraumlnderte Uumlbernahme Allgemeiner Didaktik nicht erlaubt

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Sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich unter anderem dadurch aus dass sie sich an eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgabenfelder und Adressatengruppen richtet dass sie vorwiegend alltagsbezogene Arbeit beinhaltet dass die Beruumlcksichtigung sowohl von gesellschaftlichen und kulturellen als auch von individuellen Situatio-nen eine zentrale Stellung einnimmt und dass das Lernen meist in indirekter Form stattfindet Schon allein aus diesen Bedingungen heraus wird deutlich dass eine Didaktik der Sozialpaumldagogik nicht gleich eine Didaktik einer jeglichen anderen paumldagogischen Disziplin sein kann Bei der naumlheren Betrachtung von Ansaumltzen einer Didaktik in der sozialpaumldagogi-schen Arbeit kristallisiert sich der Begriff Lernen als zentral heraus woran sich die Bedeutsamkeit der lerntheoretischen Didaktik anschlieszligt Lernen im sozialpaumldago-gischen Feld bedeutet jedoch immer Lernen in Alltagssituationen und damit in den realen Situationen des momentanen Lebensvollzuges der jeweiligen Betroffenen es heiszligt umgekehrt auch Lernen im Sinne von aktiver Aneignung von Erfahrungen in sozialen emotionalen und auch kognitiven Bereichen Das heiszligt fuumlr die Didaktik in der sozialpaumldagogischen Arbeit genau diese alltaumlglichen Erfahrungsprozesse nicht planlos ablaufen zu lassen Lern- und Veraumlnderungsprozesse geschehen auch hier nur wenn sie beeinflusst werden wenn diese Gesichtspunkte didaktisch hinterfragt strukturiert geplant und reflektiert werden Die Frage nach dem Was Warum Wie und Womit muss daher auch bei der Didaktik der sozialpaumldagogi-schen Arbeit im Vordergrund stehen Konkrete Vorschlaumlge in der praktischen Umsetzung liefert MARTIN mit seinem bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo Er bietet mit den Teilschritten Analysie-ren Planen Handeln und schlieszliglich der Auswertung und Kontrolle die gleichzei-tig die Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse und damit einen Wiedereinstieg in den Kreislauf darstellt eine Leitlinie fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Vor-gehen Wie die praktische Umsetzung didaktischer Uumlberlegungen sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation aussehen kann wird in der vorliegen-den Ausarbeitung am Beispiel eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativange-bots dargestellt

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3 Die Umsetzung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots innerh des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes im Hegau-Jugendwerk Die konkrete Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots er-folgt nach dem didaktischen Handlungsmodell nach MARTIN Der Prozess verlaumluft in vier Schritten wobei der erste Schritt durch die Beschreibung des Arbeitsfeldes die Situationsanalyse darstellt In einem zweiten Schritt werden die didaktisch-methodischen Uumlberlegungen im Sinne der Planung des Vorhabens getaumltigt Der dritte Schritt stellt schlieszliglich das praktische Handeln am Beispiel eines ausge-waumlhlten Rehabilitanden dar Der vierte und letzte vorgesehene Schritt im Modell beinhaltet die Reflexion des Kreativangebots auf drei Ebenen und schlieszligt damit gleichermaszligen den Kreis der didaktischen Reflexion 31 Beschreibung des Arbeitsfeldes Die Beschreibung des Arbeitsfeldes als erster Schritt des didaktischen Hand-lungsmodelles dient mit der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks in Gailingen als Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum der Beschreibung des Klientels und mit der Verdeutlichung des sozialpaumldagogischen Aufgabenbereichs der Analyse der Ausgangssituation 311 Das Hegau-Jugendwerk Das Hegau-Jugendwerk in Gailingen bietet als Fachkrankenhaus und Rehabilitati-onszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene nicht nur eine medizi-nische stationaumlre Behandlung von Verletzungen oder Erkrankungen des Nerven-systems sondern uumlberdies eine umfassende schulische berufliche und soziale Rehabilitation Mit insgesamt 200 Betten in den Abteilungen Fruumlhrehabilitation Schwerrehabilita-tion und den Abteilungen der weiterfuumlhrenden Rehabilitation beschaumlftigt das He-gau- Jugendwerk rund 300 Mitarbeiter in unterschiedlichen Fachbereichen Die nahtlose und kontinuierliche Rehabilitationsbehandlung von der Uumlbernahme aus der Akutklinik bis zur schulischen-beruflichen und sozialen Wiedereingliede-rung wird durch ein individuelles Rehabilitationskonzept ermoumlglicht Dieses wird gemeinsam mit dem Rehabilitanden und einem multiprofessionellen interdiszipli-naumlr zusammenarbeitenden Team aus Aumlrzten Pflegekraumlften (Neuro-)Psychologen

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Sozialarbeitern Sozialpaumldagogen und Fachtherapeuten der Ergotherapie Physio-therapie Logopaumldie Schwimm- und Sporttherapie der Massage und medizini-schen BaumlderabteilungPhysikalische Therapie sowie der Musiktherapie erstellt und in Form des Case-Managements fortwaumlhrend angepasst kritisch uumlberpruumlft und wenn erforderlich veraumlndert Im Sinne der schulischen und beruflichen Rehabilitati-on sind die staatlich anerkannte Krankenhausschule und die berufstherapeuti-schen Abteilungen wesentliche Bestandteile Ziel der Rehabilitation ist es dem Behinderten oder von Behinderung bedrohten Menschen zur Ruumlckkehr in Familie Schule oder Beruf und soziales Umfeld zu verhelfen und dies entsprechend seinen Wuumlnschen Vorstellungen und Faumlhigkei-ten 312 Das Klientel Die Rehabilitanden im Alter zwischen 2 und 21 Jahren werden aus dem gesamten Bundesgebiet und zT daruumlber hinaus sowohl stationaumlr als auch teilstationaumlr auf-genommen Die Aufnahmeindikationen der Rehabilitanden koumlnnen sich dabei sehr unterschiedlich gestalten Erworbene Hirnschaumldigungen durch Unfaumllle und deren Folgen Hirntumore Cerebrale Gefaumlszligprozesse Cerebrale Hypoxien oder entzuumlnd-liche Erkrankungen des zentralen Nervensystems bilden dabei die groumlszligten Indika-tionsgruppen Wie jedoch SOMMER in seiner Publikation bestaumltigt so hat sich neben den klassisch neurologisch Beeintraumlchtigten eine breite Streuung der Auf-nahmeindikationen auf Grund von weiter reichenden Krankheitsbildern und Behin-derungsformen entwickelt so dass vermehrt auch Jugendliche auf Grund von Dro-gen- Medikamenten oder Alkoholabusus nach Suizidversuchen oder auch Ge-walterfahrungen aufgenommen werden Die Auswirkungen der Krankheit bzw des Unfalls sind sehr weitreichend Es kann zu motorischen Behinderungen wie Koumlrper- und Bewegungsstoumlrungen zu vegeta-tiven Stoumlrungen wie Kopfschmerzen oder Uumlberempfindlichkeit gegenuumlber Laumlrm kommen Nicht selten kommt es zu einer posttraumatischen Epilepsie Auch Wahrnehmungsstoumlrungen wie Stoumlrungen der Koumlrperwahrnehmung der visuellen oder raumlumlichen Wahrnehmung oder gar die Vernachlaumlssigung von einer Koumlrper-seite oder Koumlrperteilen koumlnnen Folgen sein Stoumlrungen der Kommunikation durch Sprech- und Sprachprobleme sind ebenfalls haumlufig zu beobachtende Folgen Wei-tere Beeintraumlchtigungen fallen in den Bereich der Neuropsychologie wie Aufmerk-samkeits- und Konzentrationsstoumlrungen Merk- und Gedaumlchtnisstoumlrungen oder verminderte Belastbarkeit Mit einher gehen schlieszliglich immer auch Veraumlnderun-

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gen des Verhaltens und Erlebens wie eine mangelnde Selbstwahrnehmung die Beeintraumlchtigung des problemloumlsenden Denkens und des Kritik- und Urteilvermouml-gens welche insbesondere dem Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes zugerechnet werden koumlnnen Die Aufenthaltsdauer kann deshalb je nach Schwere der Schaumldigung und individu-ellen Faktoren von einigen wenigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten und in Einzelfaumlllen auch Jahren variieren 313 Der Sozialpaumldagogische Dienst im Hegau-Jugendwerk Die Mitarbeiter des Sozialpaumldagogischen Dienstes im Hegau-Jugendwerk arbeiten gemeinsam mit den Mitarbeitern des Pflegedienstes sozusagen im sozialen Nah-raum der Rehabilitanden Sie arbeiten im Schichtdienst und sind deshalb vorwie-gend auch jene Berufsgruppe des interdisziplinaumlren Teams welche die Rehabili-tanden in ihrer therapiefreien Zeit begleiten Allein aus dieser Tatsache heraus ergibt sich der Schwerpunkt sozialpaumldagogischer Arbeit und gleichsam auch der Stellenwert der Sozialpaumldagogik innerhalb des gesamten Rehabilitationskonzep-tes Im Sinne des allgemeinen Zieles sozialpaumldagogischen Handelns gilt es bdquoeinen Beitrag zur Verbesserung von Lebenschancen und Lebensbedingungen von hilfs-beduumlrftigen Einzelpersonen und Gruppen zu leistenldquo Das Augenmerk des Sozial-paumldagogen ist damit auf die sog psychosoziale Rehabilitation gerichtet Durch gezielte Unterstuumltzung von Lernprozessen soll eine soziale Integration des Rehabi-litanden in die Gesamtheit seines sozialen Umfeldes ermoumlglicht werden Ziel ist es dem Rehabilitanden durch sozialpaumldagogische Angebote zu Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln sowie auch zu sozialer Kompetenz zu verhelfen welche ihnen ein eigenverantwortliches selbstbestimmtes Leben ermoumlglicht Paumldagogische Aufgaben verorten sich deshalb in den Bereichen Hilfestellung bei der Krankheitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der Entwick-lung von emotionaler Stabilitaumlt Selbstvertrauen und Eigenverantwortlichkeit das gezielte Eroumlffnen von Moumlglichkeiten zum (Wieder-)Erlernen vormals beherrschter Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Foumlrderung der Selbstbestimmung und Selbst-staumlndigkeit in lebenspraktischen Bereichen die Foumlrderung der Kommunikations- und Konfliktfaumlhigkeit die Bearbeitung von Verhaltensauffaumllligkeiten und das ge-meinsame Erarbeiten von Verhaltensalternativen die Unterstuumltzung der Rehabili-tanden bei der Wiedererlangung von Gruppenfaumlhigkeit und die Bearbeitung von Fragen im Rahmen der Entwicklung neuer Lebensperspektiven

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Dies alles geschieht in gezielt eingerichteten Einzel- und Gruppensituationen sowie im freieren Rahmen auszligerhalb der Therapien unter Anwendung unterschiedlicher bdquomethodischer Vorgehensweisenldquo Die Sozialpaumldagogen bearbeiten demnach gemeinsam mit dem Patienten und im interdisziplinaumlren Team Fragen im Rahmen neuer Lebensperspektiven der Selbst-verwirklichung und sozialer Kompetenz des Rehabilitanden Hierbei spielen die Beziehungsarbeit und auch die Zuwendung aufbauend auf einer verstaumlndnis- und vertrauensvollen Basis eine zentrale Rolle Nach der erfolgten Analyse der Ausgangssituation folgen nun im zweiten Teil-schritt die fuumlr die Planung notwendigen didaktisch-methodischen Uumlberlegungen 32 Didaktisch-methodische Uumlberlegungen zum Kreativangebot Im Sinne des zweiten Schrittes im Prozess der didaktischen Reflexion der Pla-nung stehen im Folgenden didaktisch-methodische Uumlberlegungen die sowohl Entscheidungen wie auch Vorbereitungen zur Umsetzung des Kreativangebots beinhalten im Mittelpunkt Dabei gehen sowohl Uumlberlegungen zu den aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots als auch zu der Auswahl der Teilnehmer und Uumlberlegungen zu Lernzielen und Lerninhalten ein Auch die sich hieraus ergeben-de Auswahl und der Einsatz von Methoden und Materialien stehen im Mittelpunkt 321 Die aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots Die Durchfuumlhrung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots hatte sich aus mehreren Gruumlnden angeboten Erstens waren durch die bestehenden sozial-paumldagogischen Gruppenangebote die meisten Bereiche abgedeckt Eine Luumlcke bestand aus meiner Sicht nur noch in einem kuumlnstlerischen Angebot welches ich aus mehreren Gruumlnden als sehr sinnvoll und notwendig erachtete Es bestanden fuumlr jene die Interesse an kuumlnstlerischen Betaumltigungen zeigten nur wenige Moumlg-lichkeiten ihre Kreativitaumlt im Rahmen der Freizeit zu entfalten Ein weiterer und nicht unwichtiger Aspekt solch ein Angebot aufzunehmen fuumlhrte auf die Spezifika des Klientel bezuumlglich ihrer Beeintraumlchtigungen zuruumlck Das Selbstbewusstsein und die Selbststaumlndigkeit vieler Patienten sind durch einen Unfall oder eine Krank-heit stark beeintraumlchtigt Erschwerend kommen haumlufig koumlrperliche undoder schwe-re Sinnesbeeintraumlchtigungen hinzu die die Kommunikationsfaumlhigkeit beeintraumlchti-gen Auf diesem Hintergrund ist der kuumlnstlerische Ausdruck bei dem es kein richtig

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oder falsch gibt mE eine einerseits nicht unbeachtliche Moumlglichkeit des Aus-drucks andererseits aber auch der Raum in dem die Rehabilitanden selbst ent-scheiden und Verantwortung fuumlr ihr Tun uumlbernehmen und sich auf Neues einlassen koumlnnen Ein weiterer Grund ergab sich aus der Zielsetzung den Rehabilitanden die Moumlg-lichkeit zu geben den vorhandenen Wohnraum mitzugestalten All diese Gruumlnde fuumlhrten schlieszliglich dazu das kunsttherapeutisch orientierte Krea-tivangebot einmal woumlchentlich zu einem festen Termin durchzufuumlhren Das Ange-bot fand in acht Sitzungen statt und wurde auf Grund der kurzen Aufenthaltsdauer der Rehabilitanden und der begrenzten Zeit vorerst nach der achten Sitzung been-det Auch sollte es eine geschlossene gleich bleibende Gruppe sein um den Re-habilitanden das Gefuumlhl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben Die Teilneh-merzahl wurde auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt um die Bildung von Untergrup-pen zu vermeiden um dem Vertrauensaufbau innerhalb der Kleingruppe genuumlgend Raum zu geben auch aber um die notwendige Verantwortung tragen zu koumlnnen Die Teilnahme an diesem Angebot war freiwillig wenn auch eine regelmaumlszligige Teilnahme erwuumlnscht war Aufgrund bestehender Merkfaumlhigkeitsdefizite wurde der Termin als Erinnerungshilfe in die Therapieplaumlne eingetragen Die Dauer des An-gebots wurde auf eineinhalb Stunden festgelegt wobei eine zeitliche Ausweitung auf Grund der therapiefreien Zeit durchaus moumlglich war Das Mindestmaszlig an Zeit wurde jedoch benoumltigt um einerseits dem Beduumlrfnis nach gegenseitigem Aus-tausch gerecht zu werden andererseits aber auch um eine intensive Arbeit an den Bildern zu ermoumlglichen 322 Zur Auswahl der Teilnehmer Die Auswahl der Teilnehmer wurde in Absprache mit den Teamkollegen und in Einzelfaumlllen mit einzelnen Fachtherapeuten des interdisziplinaumlren Teams getroffen Die Auswahlkriterien gestalteten sich weitgehend aus der Zielsetzung zuruumlckgezo-genen passiven stillen unauffaumllligen einen geschuumltzten Raum zu bieten in wel-chem sie ungestoumlrt und frei von aumluszligeren Einfluumlssen an etwas arbeiten konnten was ihnen Spaszlig machte Alle ausgewaumlhlten Teilnehmer hatten auf Grund ihrer erworbenen Einschraumlnkungen Probleme unterschiedlicher Art im Bereich der Kom-munikation welche sie groumlszligtenteils vor ihrem Aufenthalt gar nicht oder nicht in dieser Weise oder diesem Maszlige erlebt hatten So stuumltzte sich die Auswahl schlussendlich auf Rehabilitanden welche in unterschiedlichem Ausmaszlig in ihrer Kommunikation beeintraumlchtigt waren Hauptauffaumllligkeiten waren dabei Sprachstouml-

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rungen und Sprechstoumlrungen unterschiedlichen Grades Weitere Beeintraumlchtigun-gen zeigten sich in unterschiedlichen koumlrperlichen Bereichen wobei die sog arm-betonte Ataxie bei den meisten der Teilnehmern weniger bis maumlszligig stark ausge-praumlgt war so dass sie ihre Faumlhigkeiten mehr in undifferenzierten Handlungsschrit-ten als in feinmotorischen Kleinarbeiten ausuumlben konnten Neben Koordinations-problemen insbesondere der Arme waren es vermehrt auch Laumlhmungen welche alltaumlgliche Verrichtungen erschwerten Als besonders einschraumlnkend erwiesen sich daruumlber hinaus die schweren Seheinschraumlnkungen einer Rehabilitandin die weit-gehend an der Stimme erkannte mit wem sie kommunizierte Mit der Uumlberzeugung dass jeder Teilnehmer auch mit seinen Einschraumlnkungen kreativ taumltig sein kann und insbesondere das Malen in seiner offenen freien Sicht-weise eine Moumlglichkeit zur Kommunikation darstellt wurden die Teilnehmer in ei-nem persoumlnlichen Gespraumlch auf das Angebot angesprochen und dazu eingeladen Die Teilnehmer im Alter zwischen 17 und 23 Jahren befanden sich alle im Haus der weiterfuumlhrenden Rehabilitation Von Vorteil erschien mir eine gemischtge-schlechtliche Gruppe wie auch das Zusammenleben in der Rehabilitationseinrich-tung gestaltet wird Schlieszliglich galt es bei der Auswahl sowohl das Interesse der Teilnehmer am krea-tiv kuumlnstlerischen Tun zu wecken sowie einzelne Rehabilitanden dazu zu ermuti-gen zu bestaumlrken und zu motivieren sich auf etwas voumlllig Neues aber fuumlr sie nicht Abwegiges einzulassen und dieses auszuprobieren All diese Kriterien fuumlhrten schlieszliglich zur Zusammensetzung der Kreativgruppe mit sechs Teilnehmern 323 Uumlber Lernziele und Lerninhalte Im Hinblick auf die Lernziele lieszligen sich zahlreiche Differenzierungen vornehmen je nachdem aus welchem Blickwinkel diese betrachtet wurden Sowohl die Teil-nehmer der Kreativgruppe als auch die Leiterin brachten eigene Zielsetzungen in die Gruppe ein Die Ziele der Rehabilitanden richteten sich nach Angaben dieser vermehrt nach Freizeitausgleich Freizeitbeschaumlftigung gemuumltlichen Beisammensein in ange-nehmer Atmosphaumlre gemeinsamen Gestalten und vorwiegend dem Entspannen waumlhrend des Malens vom anstrengenden Klinikalltag Im scheinbaren Gegensatz dazu standen die Ziele der Paumldagogin welche sich weniger im Bereich der Ent-spannung durch das Malen oder schlicht der Freude am kreativen Tun der Rehabi-litanden bewegten Die Ziele ihrerseits waren unbestritten Lernziele auf unter-schiedlichen Ebenen

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Als Richtziele kristallisierten sich die Staumlrkung des Selbstwertgefuumlhls und des Selbstbewusstseins der Rehabilitanden und der Aufbau der eigenen Ressourcen die gezielt durch das Malen angesprochen werden sollten heraus Dies sollte so-wohl durch das gemeinsame Tun in der Gruppe als auch der jeweiligen einzelnen Arbeit am Bild erreicht werden So bot den Teilnehmern die Teilnahme an der Gruppe die Moumlglichkeit sich in der kleinen gleich bleibenden Gruppe ohne Drang zu entfalten Schon allein durch die gleiche Taumltigkeit aller war die Basis fuumlr ein Kommunikationsthema gegeben Der Einstieg sich kundzutun wurde damit er-leichtert Das regelmaumlszligige intensive Zusammentreffen und das erworbene Ver-trauen erlaubte es den Teilnehmern sich mehr und mehr zu oumlffnen und ihre Wuumln-sche zu aumluszligern Bezuumlglich der jeweiligen eigenen Arbeit am Bild und dem Ver-staumlndnis des erweiterten Kunstbegriffs als Basis erfuhr der Einzelne dass jeder wenn auch auf andere Art und Weise etwas darstellen kann Die Rehabilitanden lernten sich auf neue Dinge einzulassen sie lernten unterschiedliche Materialien kennen und konnten neue Erfahrungen sammeln Sie erfuhren beim kreativen Tun dass es nicht darauf ankommt alles zu koumlnnen sondern dass es darauf ankommt was der Einzelne aus dem was er mitbringt gestaltet Die Richtziele konnten somit in mehrere Grobziele untergliedert werden So konnte ein erhoumlhtes Selbstvertrauen daran festgemacht werden ob die ansonsten eher verschlossenen Rehabilitanden eine rege Diskussion fuumlhrten und so eine vermehr-te Interaktion und Kommunikation stattfand oder Rehabilitanden die sich zu Be-ginn sehr unsicher waren und sich nicht fuumlr ein Material entscheiden konnten sich zum Ende hin gezielt mit eigener Vorstellung an ein Bild setzten Das Vertrauen auf und der Glaube an die eigenen Ressourcen konnte daran festgemacht werden dass sich die Rehabilitanden an mehrere neue Materialien herantrauten sich in ungewisse Situationen leichter hineinbegeben konnten und mit ihren Arbeiten zu-frieden sein konnten Diese Ziele die innerhalb der Kreativgruppe fokussiert wur-den beschraumlnkten sich aber nicht auf diesen Rahmen denn ein selbstsicheres Auftreten und der verstaumlrkte Glaube an sich selbst waren wenn sie auch sehr abs-trakte Ziele darstellten auch auszligerhalb der Gruppe spuumlrbar So konnte der jeweili-ge Rehabilitand beispielsweise nun auch bei Tisch mit einem lauten bdquoNeinldquo aumluszligern dass er dieses Essen nicht moumlchte Schlieszliglich ergaben sich fuumlr jeden einzelnen Rehabilitanden wenn man so moumlchte noch individuelle Feinziele Diese individuellen Ziele wurden durch den Rehabili-tanden nicht bewusst verfolgt sie stellten unbewusst und moumlglicherweise auch ohne das Wissen des Rehabilitanden allein durch die Auswahl der Methoden Ziele meinerseits dar So trainierte ein Rehabilitand mit schwerer Sehbeeintraumlchtigung

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oder einer schweren Bewegungsstoumlrung ganz automatisch seine Faumlhigkeiten in diesem Bereich auch wenn er dies vielleicht gar nicht gezielt mochte Das Malen dh das kreative Taumltigwerden am Bild bot damit unbestritten eine Viel-zahl an Moumlglichkeiten um unterschiedlichen Zielen gerecht zu werden Es bot die Moumlglichkeit der nonverbalen Ausdrucksmoumlglichkeit des Trainings neuropsycholo-gischer Teilleistungsstoumlrungen eine Moumlglichkeit zum Motivationsaufbau es bot schlicht Freude und Entspannung indem es nicht an Leistung orientiert war und konnte dem Aggressionsabbau dienen indem ein impulsives Malen in diesem Rahmen moumlglich war Das Training sozialer Kompetenzen innerhalb der Gruppe wurde ermoumlglicht aber auch die Selbststaumlndigkeit wurde durch die Auferlegung der eigenen Verantwortung fuumlr das Gemalte unterstuumltzt Motorische Faumlhigkeiten wurden bei jeglicher Art des Malens gefoumlrdert und auch die Foumlrderung von gege-benen Talenten konnte in diesem Rahmen aufgegriffen werden Es gab somit unbestritten Zielsetzungen auf Seiten der Rehabilitanden und auf Seiten der Sozialpaumldagogin die sich gleich different oder fuumlr den jeweils anderen nicht sichtbar und evt gar nicht gewollt darstellen So koumlnnen durch die richtige Auswahl der Methoden unterschiedliche Ziele auf unterschiedlichen Ebenen er-reicht werden 324 Uumlber den Einsatz von Methoden Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen die Auswahl der Teilnehmer sowie die Dimensionen der Zielsetzungen wurden innerhalb der Sozialen Gruppenarbeit Elemente des Begleiteten Malens nach EGGER als methodische Gestaltung der Kreativgruppe umgesetzt wobei Soziale Gruppenarbeit in diesem Fall als bdquoeine Methode der Sozialarbeit die den Einzelnen durch sinnvolle Gruppenerlebnisse hilft ihre soziale Funktionsfaumlhigkeit zu steigern und ihren persoumlnlichen Problemen ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des oumlffentlichen Lebens besser gewachsen zu seinldquo verstanden wird Der Ansatz des Begleiteten Malens lieszlig sich in das Handlungsfeld der Neurologi-schen Rehabilitation angemessen eingliedern da er durch den flexibel zu gestal-tenden Einsatz keine kostenintensiven und ausgefallenen Materialien erforderte Daruumlber hinaus bietet der Ansatz hervorragende Moumlglichkeiten auch ohne erhebli-che Vorkenntnisse im kunsttherapeutischen Bereich das Begleitete Malen in ab-gewandelter Form umzusetzen Die einzelnen Aspekte dieses Ansatzes wurden daher hier nicht in ausdifferenzierter Weise uumlbernommen sondern nur in sofern als dass es die Rahmenbedingungen des Angebots zulieszligen in die methodische

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Umsetzung integriert und fuumlr die Leiterin als Handlungsleitlinien zu den maszliggebli-chen Richtlinien Bei den konkreten Aktivitaumlten handelte es sich um Malaktivitaumlten mit unterschiedli-chen Materialien Den Techniken und Thematiken die jeder einzelne Rehabilitand mitbrachte waren keine Grenzen gesetzt Es duumlrfte experimentiert werden dh es fand keine Themenvorgabe statt Innerhalb der zur Verfuumlgung stehenden Utensi-lien der individuellen Motivation und dem gegebenen Zeitrahmen konnte dem kreativen Prozess freien Lauf gewaumlhrt werden Auch konnte der Rehabilitand selbst entscheiden ob er stehend oder sitzend arbeiten moumlchte je nach Moumlglich-keiten und Einschraumlnkungen konnte hier auch mit Hilfestellungen die richtige Posi-tion gefunden werden Begleitet wurden diese Aktivitaumlten stets von der unterstuumlt-zenden Begleitperson dh der Sozialpaumldagogin welche jedoch mehr und mehr in den Hintergrund ruumlckten sollte und schlieszliglich mehr als bdquoDienerldquo im Sinne der Ma-terialbereitstellung fungierte Bei der Umsetzung des Begleiteten Malens nach EGGER waren jedoch nicht nur Freiraumlume gegeben sondern auch wichtige Krite-rien zu beachten die sowohl den kuumlnstlerischen Prozess den Einzelnen in der Gruppe als auch die Gruppe als Gesamtes betrafen Es galt gewisse bdquoGruppenregelnldquo im Sinne des Zusammenseins aufzugreifen diese umzusetzen und ggf auch in Erinnerung zu rufen sollten sie in Vergessen-heit geraten Allgemeine Richtlinien im Hinblick auf die Arbeit in der Gruppe waren das Sauberhalten des jeweils eigenen Malplatzes und die gemeinsame Benutzung der Materialien Dies implizierte dass die Materialien jedem gleichsam zu Verfuuml-gung standen und diese auch nach der individuellen Nutzung den anderen Teil-nehmern wieder auf dem Angebotstisch zu Verfuumlgung gestellt wurden Ebenso galt das gemeinsame Aufraumlumen am Ende der Sitzung als allgemeine Uumlbereinkunft Auf Grund der vielfaumlltigen individuellen Einschraumlnkungen der Rehabilitanden ver-langte der gegenseitige Umgang ein hohes Potential an Ruumlcksichtnahme eines Einzelnen ab Das gegenseitige Kennen lernen war dabei von groszliger Bedeutung Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig einschaumltzen und respektieren lernen Die gegenseitige Begruumlszligung und die ersten Gespraumlchsminuten zu Beginn jeder Sit-zung trugen dazu bei die Stimmungen der Einzelnen wahrzunehmen und wurden daher gezielt eingeraumlumt Weitere Richtlinien die mit den Teilnehmern gemeinsam oder allein von Seiten der Teilnehmer gesetzt wurden waren ua dass die Informationen innerhalb der Gruppe auch in der Gruppe bleiben sollten so dass persoumlnliche Inhalte nicht nach auszligen getragen werden sollten Dies oumlffnete fuumlr alle die Moumlglichkeit persoumlnliche Stimmungslagen und Probleme zB auch in Bezug auf die Behinderungsverarbei-tung kundzutun wenn diese fuumlr den Einzelnen von Bedeutung waren

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

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Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

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digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

Page 13: SR26 d - Hegau-Jugendwerk Gailingen GmbH · Title: Microsoft Word - SR26 d.doc Author: rinni Created Date: 11/30/2011 3:31:13 PM

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in der praktischen Arbeit und eine fortlaufende Neuausrichtung des sozialpaumldago-gischen Handelns im Hinblick auf die sich veraumlndernde Ausgangssituation Die bewusste Vollziehung und Reflexion dieses Kreislaufes ermoumlglicht eine Ver-besserung und Weiterentwicklung der sozialpaumldagogischen Arbeit indem sie theo-retische Uumlberlegungen und praktisches Handeln verbindet 23 Zusammenfassung Bei einem Blick in die einschlaumlgige Literatur wird der Mangel an wissenschaftlichen Ausarbeitungen uumlber die Grundlagen professionellen sozialpaumldagogischen Han-delns deutlich Der wissenschaftliche Literatur-Fundus wird vom Bereich Grundla-gen paumldagogischen Denkens und Handelns allgemein uumlber Grundlagen sozialpauml-dagogischen Denkens und Handelns bis hin zu Grundlagen einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation immer schmaumller Als Grundlage jedoch sowohl paumldagogischen als auch sozialpaumldagogischen Han-delns so zeigt die wissenschaftliche Recherche bildet sich der Begriff Didaktik heraus Auffallend diesbezuumlglich ist die Vielzahl an Veroumlffentlichungen hinsichtlich der Schul-Didaktik einerseits und dem geringen Fundus im Bereich Didaktik und Sozialpaumldagogik andererseits Unumstritten sehen die sich mit den Grundlagen der Sozialpaumldagogik beschaumlftig-ten Autoren WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BA-DERBAUKUSKNAPP Didaktik als einen elementaren Bestandteil professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und die Notwendigkeit diese Thema-tik aufzuarbeiten Auf Grund des Fehlens eines Grundlagenwerks muss auf Allge-mein-didaktische Grundlagen zuruumlckgegriffen werden um schlieszliglich durch die notwendigen Um- und Ausarbeitungen auf den Fachbereich Sozialer Arbeit einer Didaktik der Sozialpaumldagogik als Grundlage professionellen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns naumlher zu kommen Betrachtet man sich den Begriff Didaktik naumlher so wird er eindeutig als Teilbereich der Paumldagogik identifiziert eine inhaltliche Darstellung des Begriffes zeigt jedoch eine breite Palette an Verstaumlndnismoumlglichkeiten von Didaktik Aufgrund der vielfaumlltigen Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche sozialpaumldagogischer Arbeit zu deren Merkmalen auch die Planung und Unterstuumltzung von Bildungs- und Lernprozessen zaumlhlen laumlsst sich die Erkenntnis ableiten dass Didaktik eine unverzichtbare Bezugswissenschaft fuumlr die Soziale Arbeit darstellt Jedoch erge-ben sich besondere Anspruumlche an eine solche Didaktik die eine unveraumlnderte Uumlbernahme Allgemeiner Didaktik nicht erlaubt

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Sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich unter anderem dadurch aus dass sie sich an eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgabenfelder und Adressatengruppen richtet dass sie vorwiegend alltagsbezogene Arbeit beinhaltet dass die Beruumlcksichtigung sowohl von gesellschaftlichen und kulturellen als auch von individuellen Situatio-nen eine zentrale Stellung einnimmt und dass das Lernen meist in indirekter Form stattfindet Schon allein aus diesen Bedingungen heraus wird deutlich dass eine Didaktik der Sozialpaumldagogik nicht gleich eine Didaktik einer jeglichen anderen paumldagogischen Disziplin sein kann Bei der naumlheren Betrachtung von Ansaumltzen einer Didaktik in der sozialpaumldagogi-schen Arbeit kristallisiert sich der Begriff Lernen als zentral heraus woran sich die Bedeutsamkeit der lerntheoretischen Didaktik anschlieszligt Lernen im sozialpaumldago-gischen Feld bedeutet jedoch immer Lernen in Alltagssituationen und damit in den realen Situationen des momentanen Lebensvollzuges der jeweiligen Betroffenen es heiszligt umgekehrt auch Lernen im Sinne von aktiver Aneignung von Erfahrungen in sozialen emotionalen und auch kognitiven Bereichen Das heiszligt fuumlr die Didaktik in der sozialpaumldagogischen Arbeit genau diese alltaumlglichen Erfahrungsprozesse nicht planlos ablaufen zu lassen Lern- und Veraumlnderungsprozesse geschehen auch hier nur wenn sie beeinflusst werden wenn diese Gesichtspunkte didaktisch hinterfragt strukturiert geplant und reflektiert werden Die Frage nach dem Was Warum Wie und Womit muss daher auch bei der Didaktik der sozialpaumldagogi-schen Arbeit im Vordergrund stehen Konkrete Vorschlaumlge in der praktischen Umsetzung liefert MARTIN mit seinem bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo Er bietet mit den Teilschritten Analysie-ren Planen Handeln und schlieszliglich der Auswertung und Kontrolle die gleichzei-tig die Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse und damit einen Wiedereinstieg in den Kreislauf darstellt eine Leitlinie fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Vor-gehen Wie die praktische Umsetzung didaktischer Uumlberlegungen sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation aussehen kann wird in der vorliegen-den Ausarbeitung am Beispiel eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativange-bots dargestellt

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3 Die Umsetzung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots innerh des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes im Hegau-Jugendwerk Die konkrete Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots er-folgt nach dem didaktischen Handlungsmodell nach MARTIN Der Prozess verlaumluft in vier Schritten wobei der erste Schritt durch die Beschreibung des Arbeitsfeldes die Situationsanalyse darstellt In einem zweiten Schritt werden die didaktisch-methodischen Uumlberlegungen im Sinne der Planung des Vorhabens getaumltigt Der dritte Schritt stellt schlieszliglich das praktische Handeln am Beispiel eines ausge-waumlhlten Rehabilitanden dar Der vierte und letzte vorgesehene Schritt im Modell beinhaltet die Reflexion des Kreativangebots auf drei Ebenen und schlieszligt damit gleichermaszligen den Kreis der didaktischen Reflexion 31 Beschreibung des Arbeitsfeldes Die Beschreibung des Arbeitsfeldes als erster Schritt des didaktischen Hand-lungsmodelles dient mit der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks in Gailingen als Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum der Beschreibung des Klientels und mit der Verdeutlichung des sozialpaumldagogischen Aufgabenbereichs der Analyse der Ausgangssituation 311 Das Hegau-Jugendwerk Das Hegau-Jugendwerk in Gailingen bietet als Fachkrankenhaus und Rehabilitati-onszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene nicht nur eine medizi-nische stationaumlre Behandlung von Verletzungen oder Erkrankungen des Nerven-systems sondern uumlberdies eine umfassende schulische berufliche und soziale Rehabilitation Mit insgesamt 200 Betten in den Abteilungen Fruumlhrehabilitation Schwerrehabilita-tion und den Abteilungen der weiterfuumlhrenden Rehabilitation beschaumlftigt das He-gau- Jugendwerk rund 300 Mitarbeiter in unterschiedlichen Fachbereichen Die nahtlose und kontinuierliche Rehabilitationsbehandlung von der Uumlbernahme aus der Akutklinik bis zur schulischen-beruflichen und sozialen Wiedereingliede-rung wird durch ein individuelles Rehabilitationskonzept ermoumlglicht Dieses wird gemeinsam mit dem Rehabilitanden und einem multiprofessionellen interdiszipli-naumlr zusammenarbeitenden Team aus Aumlrzten Pflegekraumlften (Neuro-)Psychologen

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Sozialarbeitern Sozialpaumldagogen und Fachtherapeuten der Ergotherapie Physio-therapie Logopaumldie Schwimm- und Sporttherapie der Massage und medizini-schen BaumlderabteilungPhysikalische Therapie sowie der Musiktherapie erstellt und in Form des Case-Managements fortwaumlhrend angepasst kritisch uumlberpruumlft und wenn erforderlich veraumlndert Im Sinne der schulischen und beruflichen Rehabilitati-on sind die staatlich anerkannte Krankenhausschule und die berufstherapeuti-schen Abteilungen wesentliche Bestandteile Ziel der Rehabilitation ist es dem Behinderten oder von Behinderung bedrohten Menschen zur Ruumlckkehr in Familie Schule oder Beruf und soziales Umfeld zu verhelfen und dies entsprechend seinen Wuumlnschen Vorstellungen und Faumlhigkei-ten 312 Das Klientel Die Rehabilitanden im Alter zwischen 2 und 21 Jahren werden aus dem gesamten Bundesgebiet und zT daruumlber hinaus sowohl stationaumlr als auch teilstationaumlr auf-genommen Die Aufnahmeindikationen der Rehabilitanden koumlnnen sich dabei sehr unterschiedlich gestalten Erworbene Hirnschaumldigungen durch Unfaumllle und deren Folgen Hirntumore Cerebrale Gefaumlszligprozesse Cerebrale Hypoxien oder entzuumlnd-liche Erkrankungen des zentralen Nervensystems bilden dabei die groumlszligten Indika-tionsgruppen Wie jedoch SOMMER in seiner Publikation bestaumltigt so hat sich neben den klassisch neurologisch Beeintraumlchtigten eine breite Streuung der Auf-nahmeindikationen auf Grund von weiter reichenden Krankheitsbildern und Behin-derungsformen entwickelt so dass vermehrt auch Jugendliche auf Grund von Dro-gen- Medikamenten oder Alkoholabusus nach Suizidversuchen oder auch Ge-walterfahrungen aufgenommen werden Die Auswirkungen der Krankheit bzw des Unfalls sind sehr weitreichend Es kann zu motorischen Behinderungen wie Koumlrper- und Bewegungsstoumlrungen zu vegeta-tiven Stoumlrungen wie Kopfschmerzen oder Uumlberempfindlichkeit gegenuumlber Laumlrm kommen Nicht selten kommt es zu einer posttraumatischen Epilepsie Auch Wahrnehmungsstoumlrungen wie Stoumlrungen der Koumlrperwahrnehmung der visuellen oder raumlumlichen Wahrnehmung oder gar die Vernachlaumlssigung von einer Koumlrper-seite oder Koumlrperteilen koumlnnen Folgen sein Stoumlrungen der Kommunikation durch Sprech- und Sprachprobleme sind ebenfalls haumlufig zu beobachtende Folgen Wei-tere Beeintraumlchtigungen fallen in den Bereich der Neuropsychologie wie Aufmerk-samkeits- und Konzentrationsstoumlrungen Merk- und Gedaumlchtnisstoumlrungen oder verminderte Belastbarkeit Mit einher gehen schlieszliglich immer auch Veraumlnderun-

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gen des Verhaltens und Erlebens wie eine mangelnde Selbstwahrnehmung die Beeintraumlchtigung des problemloumlsenden Denkens und des Kritik- und Urteilvermouml-gens welche insbesondere dem Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes zugerechnet werden koumlnnen Die Aufenthaltsdauer kann deshalb je nach Schwere der Schaumldigung und individu-ellen Faktoren von einigen wenigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten und in Einzelfaumlllen auch Jahren variieren 313 Der Sozialpaumldagogische Dienst im Hegau-Jugendwerk Die Mitarbeiter des Sozialpaumldagogischen Dienstes im Hegau-Jugendwerk arbeiten gemeinsam mit den Mitarbeitern des Pflegedienstes sozusagen im sozialen Nah-raum der Rehabilitanden Sie arbeiten im Schichtdienst und sind deshalb vorwie-gend auch jene Berufsgruppe des interdisziplinaumlren Teams welche die Rehabili-tanden in ihrer therapiefreien Zeit begleiten Allein aus dieser Tatsache heraus ergibt sich der Schwerpunkt sozialpaumldagogischer Arbeit und gleichsam auch der Stellenwert der Sozialpaumldagogik innerhalb des gesamten Rehabilitationskonzep-tes Im Sinne des allgemeinen Zieles sozialpaumldagogischen Handelns gilt es bdquoeinen Beitrag zur Verbesserung von Lebenschancen und Lebensbedingungen von hilfs-beduumlrftigen Einzelpersonen und Gruppen zu leistenldquo Das Augenmerk des Sozial-paumldagogen ist damit auf die sog psychosoziale Rehabilitation gerichtet Durch gezielte Unterstuumltzung von Lernprozessen soll eine soziale Integration des Rehabi-litanden in die Gesamtheit seines sozialen Umfeldes ermoumlglicht werden Ziel ist es dem Rehabilitanden durch sozialpaumldagogische Angebote zu Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln sowie auch zu sozialer Kompetenz zu verhelfen welche ihnen ein eigenverantwortliches selbstbestimmtes Leben ermoumlglicht Paumldagogische Aufgaben verorten sich deshalb in den Bereichen Hilfestellung bei der Krankheitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der Entwick-lung von emotionaler Stabilitaumlt Selbstvertrauen und Eigenverantwortlichkeit das gezielte Eroumlffnen von Moumlglichkeiten zum (Wieder-)Erlernen vormals beherrschter Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Foumlrderung der Selbstbestimmung und Selbst-staumlndigkeit in lebenspraktischen Bereichen die Foumlrderung der Kommunikations- und Konfliktfaumlhigkeit die Bearbeitung von Verhaltensauffaumllligkeiten und das ge-meinsame Erarbeiten von Verhaltensalternativen die Unterstuumltzung der Rehabili-tanden bei der Wiedererlangung von Gruppenfaumlhigkeit und die Bearbeitung von Fragen im Rahmen der Entwicklung neuer Lebensperspektiven

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Dies alles geschieht in gezielt eingerichteten Einzel- und Gruppensituationen sowie im freieren Rahmen auszligerhalb der Therapien unter Anwendung unterschiedlicher bdquomethodischer Vorgehensweisenldquo Die Sozialpaumldagogen bearbeiten demnach gemeinsam mit dem Patienten und im interdisziplinaumlren Team Fragen im Rahmen neuer Lebensperspektiven der Selbst-verwirklichung und sozialer Kompetenz des Rehabilitanden Hierbei spielen die Beziehungsarbeit und auch die Zuwendung aufbauend auf einer verstaumlndnis- und vertrauensvollen Basis eine zentrale Rolle Nach der erfolgten Analyse der Ausgangssituation folgen nun im zweiten Teil-schritt die fuumlr die Planung notwendigen didaktisch-methodischen Uumlberlegungen 32 Didaktisch-methodische Uumlberlegungen zum Kreativangebot Im Sinne des zweiten Schrittes im Prozess der didaktischen Reflexion der Pla-nung stehen im Folgenden didaktisch-methodische Uumlberlegungen die sowohl Entscheidungen wie auch Vorbereitungen zur Umsetzung des Kreativangebots beinhalten im Mittelpunkt Dabei gehen sowohl Uumlberlegungen zu den aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots als auch zu der Auswahl der Teilnehmer und Uumlberlegungen zu Lernzielen und Lerninhalten ein Auch die sich hieraus ergeben-de Auswahl und der Einsatz von Methoden und Materialien stehen im Mittelpunkt 321 Die aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots Die Durchfuumlhrung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots hatte sich aus mehreren Gruumlnden angeboten Erstens waren durch die bestehenden sozial-paumldagogischen Gruppenangebote die meisten Bereiche abgedeckt Eine Luumlcke bestand aus meiner Sicht nur noch in einem kuumlnstlerischen Angebot welches ich aus mehreren Gruumlnden als sehr sinnvoll und notwendig erachtete Es bestanden fuumlr jene die Interesse an kuumlnstlerischen Betaumltigungen zeigten nur wenige Moumlg-lichkeiten ihre Kreativitaumlt im Rahmen der Freizeit zu entfalten Ein weiterer und nicht unwichtiger Aspekt solch ein Angebot aufzunehmen fuumlhrte auf die Spezifika des Klientel bezuumlglich ihrer Beeintraumlchtigungen zuruumlck Das Selbstbewusstsein und die Selbststaumlndigkeit vieler Patienten sind durch einen Unfall oder eine Krank-heit stark beeintraumlchtigt Erschwerend kommen haumlufig koumlrperliche undoder schwe-re Sinnesbeeintraumlchtigungen hinzu die die Kommunikationsfaumlhigkeit beeintraumlchti-gen Auf diesem Hintergrund ist der kuumlnstlerische Ausdruck bei dem es kein richtig

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oder falsch gibt mE eine einerseits nicht unbeachtliche Moumlglichkeit des Aus-drucks andererseits aber auch der Raum in dem die Rehabilitanden selbst ent-scheiden und Verantwortung fuumlr ihr Tun uumlbernehmen und sich auf Neues einlassen koumlnnen Ein weiterer Grund ergab sich aus der Zielsetzung den Rehabilitanden die Moumlg-lichkeit zu geben den vorhandenen Wohnraum mitzugestalten All diese Gruumlnde fuumlhrten schlieszliglich dazu das kunsttherapeutisch orientierte Krea-tivangebot einmal woumlchentlich zu einem festen Termin durchzufuumlhren Das Ange-bot fand in acht Sitzungen statt und wurde auf Grund der kurzen Aufenthaltsdauer der Rehabilitanden und der begrenzten Zeit vorerst nach der achten Sitzung been-det Auch sollte es eine geschlossene gleich bleibende Gruppe sein um den Re-habilitanden das Gefuumlhl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben Die Teilneh-merzahl wurde auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt um die Bildung von Untergrup-pen zu vermeiden um dem Vertrauensaufbau innerhalb der Kleingruppe genuumlgend Raum zu geben auch aber um die notwendige Verantwortung tragen zu koumlnnen Die Teilnahme an diesem Angebot war freiwillig wenn auch eine regelmaumlszligige Teilnahme erwuumlnscht war Aufgrund bestehender Merkfaumlhigkeitsdefizite wurde der Termin als Erinnerungshilfe in die Therapieplaumlne eingetragen Die Dauer des An-gebots wurde auf eineinhalb Stunden festgelegt wobei eine zeitliche Ausweitung auf Grund der therapiefreien Zeit durchaus moumlglich war Das Mindestmaszlig an Zeit wurde jedoch benoumltigt um einerseits dem Beduumlrfnis nach gegenseitigem Aus-tausch gerecht zu werden andererseits aber auch um eine intensive Arbeit an den Bildern zu ermoumlglichen 322 Zur Auswahl der Teilnehmer Die Auswahl der Teilnehmer wurde in Absprache mit den Teamkollegen und in Einzelfaumlllen mit einzelnen Fachtherapeuten des interdisziplinaumlren Teams getroffen Die Auswahlkriterien gestalteten sich weitgehend aus der Zielsetzung zuruumlckgezo-genen passiven stillen unauffaumllligen einen geschuumltzten Raum zu bieten in wel-chem sie ungestoumlrt und frei von aumluszligeren Einfluumlssen an etwas arbeiten konnten was ihnen Spaszlig machte Alle ausgewaumlhlten Teilnehmer hatten auf Grund ihrer erworbenen Einschraumlnkungen Probleme unterschiedlicher Art im Bereich der Kom-munikation welche sie groumlszligtenteils vor ihrem Aufenthalt gar nicht oder nicht in dieser Weise oder diesem Maszlige erlebt hatten So stuumltzte sich die Auswahl schlussendlich auf Rehabilitanden welche in unterschiedlichem Ausmaszlig in ihrer Kommunikation beeintraumlchtigt waren Hauptauffaumllligkeiten waren dabei Sprachstouml-

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rungen und Sprechstoumlrungen unterschiedlichen Grades Weitere Beeintraumlchtigun-gen zeigten sich in unterschiedlichen koumlrperlichen Bereichen wobei die sog arm-betonte Ataxie bei den meisten der Teilnehmern weniger bis maumlszligig stark ausge-praumlgt war so dass sie ihre Faumlhigkeiten mehr in undifferenzierten Handlungsschrit-ten als in feinmotorischen Kleinarbeiten ausuumlben konnten Neben Koordinations-problemen insbesondere der Arme waren es vermehrt auch Laumlhmungen welche alltaumlgliche Verrichtungen erschwerten Als besonders einschraumlnkend erwiesen sich daruumlber hinaus die schweren Seheinschraumlnkungen einer Rehabilitandin die weit-gehend an der Stimme erkannte mit wem sie kommunizierte Mit der Uumlberzeugung dass jeder Teilnehmer auch mit seinen Einschraumlnkungen kreativ taumltig sein kann und insbesondere das Malen in seiner offenen freien Sicht-weise eine Moumlglichkeit zur Kommunikation darstellt wurden die Teilnehmer in ei-nem persoumlnlichen Gespraumlch auf das Angebot angesprochen und dazu eingeladen Die Teilnehmer im Alter zwischen 17 und 23 Jahren befanden sich alle im Haus der weiterfuumlhrenden Rehabilitation Von Vorteil erschien mir eine gemischtge-schlechtliche Gruppe wie auch das Zusammenleben in der Rehabilitationseinrich-tung gestaltet wird Schlieszliglich galt es bei der Auswahl sowohl das Interesse der Teilnehmer am krea-tiv kuumlnstlerischen Tun zu wecken sowie einzelne Rehabilitanden dazu zu ermuti-gen zu bestaumlrken und zu motivieren sich auf etwas voumlllig Neues aber fuumlr sie nicht Abwegiges einzulassen und dieses auszuprobieren All diese Kriterien fuumlhrten schlieszliglich zur Zusammensetzung der Kreativgruppe mit sechs Teilnehmern 323 Uumlber Lernziele und Lerninhalte Im Hinblick auf die Lernziele lieszligen sich zahlreiche Differenzierungen vornehmen je nachdem aus welchem Blickwinkel diese betrachtet wurden Sowohl die Teil-nehmer der Kreativgruppe als auch die Leiterin brachten eigene Zielsetzungen in die Gruppe ein Die Ziele der Rehabilitanden richteten sich nach Angaben dieser vermehrt nach Freizeitausgleich Freizeitbeschaumlftigung gemuumltlichen Beisammensein in ange-nehmer Atmosphaumlre gemeinsamen Gestalten und vorwiegend dem Entspannen waumlhrend des Malens vom anstrengenden Klinikalltag Im scheinbaren Gegensatz dazu standen die Ziele der Paumldagogin welche sich weniger im Bereich der Ent-spannung durch das Malen oder schlicht der Freude am kreativen Tun der Rehabi-litanden bewegten Die Ziele ihrerseits waren unbestritten Lernziele auf unter-schiedlichen Ebenen

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Als Richtziele kristallisierten sich die Staumlrkung des Selbstwertgefuumlhls und des Selbstbewusstseins der Rehabilitanden und der Aufbau der eigenen Ressourcen die gezielt durch das Malen angesprochen werden sollten heraus Dies sollte so-wohl durch das gemeinsame Tun in der Gruppe als auch der jeweiligen einzelnen Arbeit am Bild erreicht werden So bot den Teilnehmern die Teilnahme an der Gruppe die Moumlglichkeit sich in der kleinen gleich bleibenden Gruppe ohne Drang zu entfalten Schon allein durch die gleiche Taumltigkeit aller war die Basis fuumlr ein Kommunikationsthema gegeben Der Einstieg sich kundzutun wurde damit er-leichtert Das regelmaumlszligige intensive Zusammentreffen und das erworbene Ver-trauen erlaubte es den Teilnehmern sich mehr und mehr zu oumlffnen und ihre Wuumln-sche zu aumluszligern Bezuumlglich der jeweiligen eigenen Arbeit am Bild und dem Ver-staumlndnis des erweiterten Kunstbegriffs als Basis erfuhr der Einzelne dass jeder wenn auch auf andere Art und Weise etwas darstellen kann Die Rehabilitanden lernten sich auf neue Dinge einzulassen sie lernten unterschiedliche Materialien kennen und konnten neue Erfahrungen sammeln Sie erfuhren beim kreativen Tun dass es nicht darauf ankommt alles zu koumlnnen sondern dass es darauf ankommt was der Einzelne aus dem was er mitbringt gestaltet Die Richtziele konnten somit in mehrere Grobziele untergliedert werden So konnte ein erhoumlhtes Selbstvertrauen daran festgemacht werden ob die ansonsten eher verschlossenen Rehabilitanden eine rege Diskussion fuumlhrten und so eine vermehr-te Interaktion und Kommunikation stattfand oder Rehabilitanden die sich zu Be-ginn sehr unsicher waren und sich nicht fuumlr ein Material entscheiden konnten sich zum Ende hin gezielt mit eigener Vorstellung an ein Bild setzten Das Vertrauen auf und der Glaube an die eigenen Ressourcen konnte daran festgemacht werden dass sich die Rehabilitanden an mehrere neue Materialien herantrauten sich in ungewisse Situationen leichter hineinbegeben konnten und mit ihren Arbeiten zu-frieden sein konnten Diese Ziele die innerhalb der Kreativgruppe fokussiert wur-den beschraumlnkten sich aber nicht auf diesen Rahmen denn ein selbstsicheres Auftreten und der verstaumlrkte Glaube an sich selbst waren wenn sie auch sehr abs-trakte Ziele darstellten auch auszligerhalb der Gruppe spuumlrbar So konnte der jeweili-ge Rehabilitand beispielsweise nun auch bei Tisch mit einem lauten bdquoNeinldquo aumluszligern dass er dieses Essen nicht moumlchte Schlieszliglich ergaben sich fuumlr jeden einzelnen Rehabilitanden wenn man so moumlchte noch individuelle Feinziele Diese individuellen Ziele wurden durch den Rehabili-tanden nicht bewusst verfolgt sie stellten unbewusst und moumlglicherweise auch ohne das Wissen des Rehabilitanden allein durch die Auswahl der Methoden Ziele meinerseits dar So trainierte ein Rehabilitand mit schwerer Sehbeeintraumlchtigung

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oder einer schweren Bewegungsstoumlrung ganz automatisch seine Faumlhigkeiten in diesem Bereich auch wenn er dies vielleicht gar nicht gezielt mochte Das Malen dh das kreative Taumltigwerden am Bild bot damit unbestritten eine Viel-zahl an Moumlglichkeiten um unterschiedlichen Zielen gerecht zu werden Es bot die Moumlglichkeit der nonverbalen Ausdrucksmoumlglichkeit des Trainings neuropsycholo-gischer Teilleistungsstoumlrungen eine Moumlglichkeit zum Motivationsaufbau es bot schlicht Freude und Entspannung indem es nicht an Leistung orientiert war und konnte dem Aggressionsabbau dienen indem ein impulsives Malen in diesem Rahmen moumlglich war Das Training sozialer Kompetenzen innerhalb der Gruppe wurde ermoumlglicht aber auch die Selbststaumlndigkeit wurde durch die Auferlegung der eigenen Verantwortung fuumlr das Gemalte unterstuumltzt Motorische Faumlhigkeiten wurden bei jeglicher Art des Malens gefoumlrdert und auch die Foumlrderung von gege-benen Talenten konnte in diesem Rahmen aufgegriffen werden Es gab somit unbestritten Zielsetzungen auf Seiten der Rehabilitanden und auf Seiten der Sozialpaumldagogin die sich gleich different oder fuumlr den jeweils anderen nicht sichtbar und evt gar nicht gewollt darstellen So koumlnnen durch die richtige Auswahl der Methoden unterschiedliche Ziele auf unterschiedlichen Ebenen er-reicht werden 324 Uumlber den Einsatz von Methoden Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen die Auswahl der Teilnehmer sowie die Dimensionen der Zielsetzungen wurden innerhalb der Sozialen Gruppenarbeit Elemente des Begleiteten Malens nach EGGER als methodische Gestaltung der Kreativgruppe umgesetzt wobei Soziale Gruppenarbeit in diesem Fall als bdquoeine Methode der Sozialarbeit die den Einzelnen durch sinnvolle Gruppenerlebnisse hilft ihre soziale Funktionsfaumlhigkeit zu steigern und ihren persoumlnlichen Problemen ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des oumlffentlichen Lebens besser gewachsen zu seinldquo verstanden wird Der Ansatz des Begleiteten Malens lieszlig sich in das Handlungsfeld der Neurologi-schen Rehabilitation angemessen eingliedern da er durch den flexibel zu gestal-tenden Einsatz keine kostenintensiven und ausgefallenen Materialien erforderte Daruumlber hinaus bietet der Ansatz hervorragende Moumlglichkeiten auch ohne erhebli-che Vorkenntnisse im kunsttherapeutischen Bereich das Begleitete Malen in ab-gewandelter Form umzusetzen Die einzelnen Aspekte dieses Ansatzes wurden daher hier nicht in ausdifferenzierter Weise uumlbernommen sondern nur in sofern als dass es die Rahmenbedingungen des Angebots zulieszligen in die methodische

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Umsetzung integriert und fuumlr die Leiterin als Handlungsleitlinien zu den maszliggebli-chen Richtlinien Bei den konkreten Aktivitaumlten handelte es sich um Malaktivitaumlten mit unterschiedli-chen Materialien Den Techniken und Thematiken die jeder einzelne Rehabilitand mitbrachte waren keine Grenzen gesetzt Es duumlrfte experimentiert werden dh es fand keine Themenvorgabe statt Innerhalb der zur Verfuumlgung stehenden Utensi-lien der individuellen Motivation und dem gegebenen Zeitrahmen konnte dem kreativen Prozess freien Lauf gewaumlhrt werden Auch konnte der Rehabilitand selbst entscheiden ob er stehend oder sitzend arbeiten moumlchte je nach Moumlglich-keiten und Einschraumlnkungen konnte hier auch mit Hilfestellungen die richtige Posi-tion gefunden werden Begleitet wurden diese Aktivitaumlten stets von der unterstuumlt-zenden Begleitperson dh der Sozialpaumldagogin welche jedoch mehr und mehr in den Hintergrund ruumlckten sollte und schlieszliglich mehr als bdquoDienerldquo im Sinne der Ma-terialbereitstellung fungierte Bei der Umsetzung des Begleiteten Malens nach EGGER waren jedoch nicht nur Freiraumlume gegeben sondern auch wichtige Krite-rien zu beachten die sowohl den kuumlnstlerischen Prozess den Einzelnen in der Gruppe als auch die Gruppe als Gesamtes betrafen Es galt gewisse bdquoGruppenregelnldquo im Sinne des Zusammenseins aufzugreifen diese umzusetzen und ggf auch in Erinnerung zu rufen sollten sie in Vergessen-heit geraten Allgemeine Richtlinien im Hinblick auf die Arbeit in der Gruppe waren das Sauberhalten des jeweils eigenen Malplatzes und die gemeinsame Benutzung der Materialien Dies implizierte dass die Materialien jedem gleichsam zu Verfuuml-gung standen und diese auch nach der individuellen Nutzung den anderen Teil-nehmern wieder auf dem Angebotstisch zu Verfuumlgung gestellt wurden Ebenso galt das gemeinsame Aufraumlumen am Ende der Sitzung als allgemeine Uumlbereinkunft Auf Grund der vielfaumlltigen individuellen Einschraumlnkungen der Rehabilitanden ver-langte der gegenseitige Umgang ein hohes Potential an Ruumlcksichtnahme eines Einzelnen ab Das gegenseitige Kennen lernen war dabei von groszliger Bedeutung Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig einschaumltzen und respektieren lernen Die gegenseitige Begruumlszligung und die ersten Gespraumlchsminuten zu Beginn jeder Sit-zung trugen dazu bei die Stimmungen der Einzelnen wahrzunehmen und wurden daher gezielt eingeraumlumt Weitere Richtlinien die mit den Teilnehmern gemeinsam oder allein von Seiten der Teilnehmer gesetzt wurden waren ua dass die Informationen innerhalb der Gruppe auch in der Gruppe bleiben sollten so dass persoumlnliche Inhalte nicht nach auszligen getragen werden sollten Dies oumlffnete fuumlr alle die Moumlglichkeit persoumlnliche Stimmungslagen und Probleme zB auch in Bezug auf die Behinderungsverarbei-tung kundzutun wenn diese fuumlr den Einzelnen von Bedeutung waren

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

Therapie Eine Einfuumlhrung in Geschichte Methode und Praxis der Kunstthe-rapie Nuumlrtingen Verlag der Stiftung fuumlr Kunst und Kunsttherapie

BADRY EBUCHKA MKNAPP R (Hrsg) 1999 PAumlDAGOGIK Grundlagen und Arbeitsfelder 3 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftel Luchterhand Verlag

DREIFUSS-KATTAN E 1986 Praxis der Klinischen KUNSTTHERAPIE BernStuttgartToronto Hans Huber Verlag

EGGER B 1981 Faszination Malen Praktisches Erzieherisches Anregendes 2 Aufl Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1982 Malen als Lernhilfe Malen und bildnerisches Gestalten mit ver-schiedenen Materialien Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1984 Bilder verstehen Wahrnehmung und Entwicklung der bildneri-schen Sprache Bern Zytglogge Verlag

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

Kindern und Jugendlichen Alltag in der Klinik und zu Hause verstehen hel-fen begleiten Stuttgart TRIAS-Thieme Hippokrates Enke Verlag

GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

LIPPERT-GRUumlNER MQUESTER R (Hrsg) 1996 SCHAumlDEL-HIRN-TRAUMA Kunsttherapie Rehabilitation Muumlnster Paroli Verlag

MAumlCKLER A 2000 1460 Antworten auf die Frage was ist Kunst Koumlln DuMont Verlag

MARTIN E 1999 Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit Eine Einfuumlhrung in die Probleme und Moumlglichkeiten 5 Aufl WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag

MENZEN K-H 2004 Grundlagen der Kunsttherapie 2 Aufl Muumlnchen Ernst Reinhardt Verlag

PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

RINNINSLAND J 1998 Kunst und Rehabilitation Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd2 Gailingen

RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

und Praxis Karlsruhe Verlag fuumlr Kunsttherapie SCHILLING J 1995 DidaktikMethodik der Sozialpaumldagogik Grundlagen und

Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

pro mente Verlag SCHOTTENLOHER G 2000 Kunst- und Gestaltungstherapie Eine praktische

Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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Sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich unter anderem dadurch aus dass sie sich an eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgabenfelder und Adressatengruppen richtet dass sie vorwiegend alltagsbezogene Arbeit beinhaltet dass die Beruumlcksichtigung sowohl von gesellschaftlichen und kulturellen als auch von individuellen Situatio-nen eine zentrale Stellung einnimmt und dass das Lernen meist in indirekter Form stattfindet Schon allein aus diesen Bedingungen heraus wird deutlich dass eine Didaktik der Sozialpaumldagogik nicht gleich eine Didaktik einer jeglichen anderen paumldagogischen Disziplin sein kann Bei der naumlheren Betrachtung von Ansaumltzen einer Didaktik in der sozialpaumldagogi-schen Arbeit kristallisiert sich der Begriff Lernen als zentral heraus woran sich die Bedeutsamkeit der lerntheoretischen Didaktik anschlieszligt Lernen im sozialpaumldago-gischen Feld bedeutet jedoch immer Lernen in Alltagssituationen und damit in den realen Situationen des momentanen Lebensvollzuges der jeweiligen Betroffenen es heiszligt umgekehrt auch Lernen im Sinne von aktiver Aneignung von Erfahrungen in sozialen emotionalen und auch kognitiven Bereichen Das heiszligt fuumlr die Didaktik in der sozialpaumldagogischen Arbeit genau diese alltaumlglichen Erfahrungsprozesse nicht planlos ablaufen zu lassen Lern- und Veraumlnderungsprozesse geschehen auch hier nur wenn sie beeinflusst werden wenn diese Gesichtspunkte didaktisch hinterfragt strukturiert geplant und reflektiert werden Die Frage nach dem Was Warum Wie und Womit muss daher auch bei der Didaktik der sozialpaumldagogi-schen Arbeit im Vordergrund stehen Konkrete Vorschlaumlge in der praktischen Umsetzung liefert MARTIN mit seinem bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo Er bietet mit den Teilschritten Analysie-ren Planen Handeln und schlieszliglich der Auswertung und Kontrolle die gleichzei-tig die Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse und damit einen Wiedereinstieg in den Kreislauf darstellt eine Leitlinie fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Vor-gehen Wie die praktische Umsetzung didaktischer Uumlberlegungen sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation aussehen kann wird in der vorliegen-den Ausarbeitung am Beispiel eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativange-bots dargestellt

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3 Die Umsetzung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots innerh des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes im Hegau-Jugendwerk Die konkrete Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots er-folgt nach dem didaktischen Handlungsmodell nach MARTIN Der Prozess verlaumluft in vier Schritten wobei der erste Schritt durch die Beschreibung des Arbeitsfeldes die Situationsanalyse darstellt In einem zweiten Schritt werden die didaktisch-methodischen Uumlberlegungen im Sinne der Planung des Vorhabens getaumltigt Der dritte Schritt stellt schlieszliglich das praktische Handeln am Beispiel eines ausge-waumlhlten Rehabilitanden dar Der vierte und letzte vorgesehene Schritt im Modell beinhaltet die Reflexion des Kreativangebots auf drei Ebenen und schlieszligt damit gleichermaszligen den Kreis der didaktischen Reflexion 31 Beschreibung des Arbeitsfeldes Die Beschreibung des Arbeitsfeldes als erster Schritt des didaktischen Hand-lungsmodelles dient mit der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks in Gailingen als Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum der Beschreibung des Klientels und mit der Verdeutlichung des sozialpaumldagogischen Aufgabenbereichs der Analyse der Ausgangssituation 311 Das Hegau-Jugendwerk Das Hegau-Jugendwerk in Gailingen bietet als Fachkrankenhaus und Rehabilitati-onszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene nicht nur eine medizi-nische stationaumlre Behandlung von Verletzungen oder Erkrankungen des Nerven-systems sondern uumlberdies eine umfassende schulische berufliche und soziale Rehabilitation Mit insgesamt 200 Betten in den Abteilungen Fruumlhrehabilitation Schwerrehabilita-tion und den Abteilungen der weiterfuumlhrenden Rehabilitation beschaumlftigt das He-gau- Jugendwerk rund 300 Mitarbeiter in unterschiedlichen Fachbereichen Die nahtlose und kontinuierliche Rehabilitationsbehandlung von der Uumlbernahme aus der Akutklinik bis zur schulischen-beruflichen und sozialen Wiedereingliede-rung wird durch ein individuelles Rehabilitationskonzept ermoumlglicht Dieses wird gemeinsam mit dem Rehabilitanden und einem multiprofessionellen interdiszipli-naumlr zusammenarbeitenden Team aus Aumlrzten Pflegekraumlften (Neuro-)Psychologen

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Sozialarbeitern Sozialpaumldagogen und Fachtherapeuten der Ergotherapie Physio-therapie Logopaumldie Schwimm- und Sporttherapie der Massage und medizini-schen BaumlderabteilungPhysikalische Therapie sowie der Musiktherapie erstellt und in Form des Case-Managements fortwaumlhrend angepasst kritisch uumlberpruumlft und wenn erforderlich veraumlndert Im Sinne der schulischen und beruflichen Rehabilitati-on sind die staatlich anerkannte Krankenhausschule und die berufstherapeuti-schen Abteilungen wesentliche Bestandteile Ziel der Rehabilitation ist es dem Behinderten oder von Behinderung bedrohten Menschen zur Ruumlckkehr in Familie Schule oder Beruf und soziales Umfeld zu verhelfen und dies entsprechend seinen Wuumlnschen Vorstellungen und Faumlhigkei-ten 312 Das Klientel Die Rehabilitanden im Alter zwischen 2 und 21 Jahren werden aus dem gesamten Bundesgebiet und zT daruumlber hinaus sowohl stationaumlr als auch teilstationaumlr auf-genommen Die Aufnahmeindikationen der Rehabilitanden koumlnnen sich dabei sehr unterschiedlich gestalten Erworbene Hirnschaumldigungen durch Unfaumllle und deren Folgen Hirntumore Cerebrale Gefaumlszligprozesse Cerebrale Hypoxien oder entzuumlnd-liche Erkrankungen des zentralen Nervensystems bilden dabei die groumlszligten Indika-tionsgruppen Wie jedoch SOMMER in seiner Publikation bestaumltigt so hat sich neben den klassisch neurologisch Beeintraumlchtigten eine breite Streuung der Auf-nahmeindikationen auf Grund von weiter reichenden Krankheitsbildern und Behin-derungsformen entwickelt so dass vermehrt auch Jugendliche auf Grund von Dro-gen- Medikamenten oder Alkoholabusus nach Suizidversuchen oder auch Ge-walterfahrungen aufgenommen werden Die Auswirkungen der Krankheit bzw des Unfalls sind sehr weitreichend Es kann zu motorischen Behinderungen wie Koumlrper- und Bewegungsstoumlrungen zu vegeta-tiven Stoumlrungen wie Kopfschmerzen oder Uumlberempfindlichkeit gegenuumlber Laumlrm kommen Nicht selten kommt es zu einer posttraumatischen Epilepsie Auch Wahrnehmungsstoumlrungen wie Stoumlrungen der Koumlrperwahrnehmung der visuellen oder raumlumlichen Wahrnehmung oder gar die Vernachlaumlssigung von einer Koumlrper-seite oder Koumlrperteilen koumlnnen Folgen sein Stoumlrungen der Kommunikation durch Sprech- und Sprachprobleme sind ebenfalls haumlufig zu beobachtende Folgen Wei-tere Beeintraumlchtigungen fallen in den Bereich der Neuropsychologie wie Aufmerk-samkeits- und Konzentrationsstoumlrungen Merk- und Gedaumlchtnisstoumlrungen oder verminderte Belastbarkeit Mit einher gehen schlieszliglich immer auch Veraumlnderun-

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gen des Verhaltens und Erlebens wie eine mangelnde Selbstwahrnehmung die Beeintraumlchtigung des problemloumlsenden Denkens und des Kritik- und Urteilvermouml-gens welche insbesondere dem Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes zugerechnet werden koumlnnen Die Aufenthaltsdauer kann deshalb je nach Schwere der Schaumldigung und individu-ellen Faktoren von einigen wenigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten und in Einzelfaumlllen auch Jahren variieren 313 Der Sozialpaumldagogische Dienst im Hegau-Jugendwerk Die Mitarbeiter des Sozialpaumldagogischen Dienstes im Hegau-Jugendwerk arbeiten gemeinsam mit den Mitarbeitern des Pflegedienstes sozusagen im sozialen Nah-raum der Rehabilitanden Sie arbeiten im Schichtdienst und sind deshalb vorwie-gend auch jene Berufsgruppe des interdisziplinaumlren Teams welche die Rehabili-tanden in ihrer therapiefreien Zeit begleiten Allein aus dieser Tatsache heraus ergibt sich der Schwerpunkt sozialpaumldagogischer Arbeit und gleichsam auch der Stellenwert der Sozialpaumldagogik innerhalb des gesamten Rehabilitationskonzep-tes Im Sinne des allgemeinen Zieles sozialpaumldagogischen Handelns gilt es bdquoeinen Beitrag zur Verbesserung von Lebenschancen und Lebensbedingungen von hilfs-beduumlrftigen Einzelpersonen und Gruppen zu leistenldquo Das Augenmerk des Sozial-paumldagogen ist damit auf die sog psychosoziale Rehabilitation gerichtet Durch gezielte Unterstuumltzung von Lernprozessen soll eine soziale Integration des Rehabi-litanden in die Gesamtheit seines sozialen Umfeldes ermoumlglicht werden Ziel ist es dem Rehabilitanden durch sozialpaumldagogische Angebote zu Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln sowie auch zu sozialer Kompetenz zu verhelfen welche ihnen ein eigenverantwortliches selbstbestimmtes Leben ermoumlglicht Paumldagogische Aufgaben verorten sich deshalb in den Bereichen Hilfestellung bei der Krankheitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der Entwick-lung von emotionaler Stabilitaumlt Selbstvertrauen und Eigenverantwortlichkeit das gezielte Eroumlffnen von Moumlglichkeiten zum (Wieder-)Erlernen vormals beherrschter Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Foumlrderung der Selbstbestimmung und Selbst-staumlndigkeit in lebenspraktischen Bereichen die Foumlrderung der Kommunikations- und Konfliktfaumlhigkeit die Bearbeitung von Verhaltensauffaumllligkeiten und das ge-meinsame Erarbeiten von Verhaltensalternativen die Unterstuumltzung der Rehabili-tanden bei der Wiedererlangung von Gruppenfaumlhigkeit und die Bearbeitung von Fragen im Rahmen der Entwicklung neuer Lebensperspektiven

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Dies alles geschieht in gezielt eingerichteten Einzel- und Gruppensituationen sowie im freieren Rahmen auszligerhalb der Therapien unter Anwendung unterschiedlicher bdquomethodischer Vorgehensweisenldquo Die Sozialpaumldagogen bearbeiten demnach gemeinsam mit dem Patienten und im interdisziplinaumlren Team Fragen im Rahmen neuer Lebensperspektiven der Selbst-verwirklichung und sozialer Kompetenz des Rehabilitanden Hierbei spielen die Beziehungsarbeit und auch die Zuwendung aufbauend auf einer verstaumlndnis- und vertrauensvollen Basis eine zentrale Rolle Nach der erfolgten Analyse der Ausgangssituation folgen nun im zweiten Teil-schritt die fuumlr die Planung notwendigen didaktisch-methodischen Uumlberlegungen 32 Didaktisch-methodische Uumlberlegungen zum Kreativangebot Im Sinne des zweiten Schrittes im Prozess der didaktischen Reflexion der Pla-nung stehen im Folgenden didaktisch-methodische Uumlberlegungen die sowohl Entscheidungen wie auch Vorbereitungen zur Umsetzung des Kreativangebots beinhalten im Mittelpunkt Dabei gehen sowohl Uumlberlegungen zu den aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots als auch zu der Auswahl der Teilnehmer und Uumlberlegungen zu Lernzielen und Lerninhalten ein Auch die sich hieraus ergeben-de Auswahl und der Einsatz von Methoden und Materialien stehen im Mittelpunkt 321 Die aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots Die Durchfuumlhrung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots hatte sich aus mehreren Gruumlnden angeboten Erstens waren durch die bestehenden sozial-paumldagogischen Gruppenangebote die meisten Bereiche abgedeckt Eine Luumlcke bestand aus meiner Sicht nur noch in einem kuumlnstlerischen Angebot welches ich aus mehreren Gruumlnden als sehr sinnvoll und notwendig erachtete Es bestanden fuumlr jene die Interesse an kuumlnstlerischen Betaumltigungen zeigten nur wenige Moumlg-lichkeiten ihre Kreativitaumlt im Rahmen der Freizeit zu entfalten Ein weiterer und nicht unwichtiger Aspekt solch ein Angebot aufzunehmen fuumlhrte auf die Spezifika des Klientel bezuumlglich ihrer Beeintraumlchtigungen zuruumlck Das Selbstbewusstsein und die Selbststaumlndigkeit vieler Patienten sind durch einen Unfall oder eine Krank-heit stark beeintraumlchtigt Erschwerend kommen haumlufig koumlrperliche undoder schwe-re Sinnesbeeintraumlchtigungen hinzu die die Kommunikationsfaumlhigkeit beeintraumlchti-gen Auf diesem Hintergrund ist der kuumlnstlerische Ausdruck bei dem es kein richtig

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oder falsch gibt mE eine einerseits nicht unbeachtliche Moumlglichkeit des Aus-drucks andererseits aber auch der Raum in dem die Rehabilitanden selbst ent-scheiden und Verantwortung fuumlr ihr Tun uumlbernehmen und sich auf Neues einlassen koumlnnen Ein weiterer Grund ergab sich aus der Zielsetzung den Rehabilitanden die Moumlg-lichkeit zu geben den vorhandenen Wohnraum mitzugestalten All diese Gruumlnde fuumlhrten schlieszliglich dazu das kunsttherapeutisch orientierte Krea-tivangebot einmal woumlchentlich zu einem festen Termin durchzufuumlhren Das Ange-bot fand in acht Sitzungen statt und wurde auf Grund der kurzen Aufenthaltsdauer der Rehabilitanden und der begrenzten Zeit vorerst nach der achten Sitzung been-det Auch sollte es eine geschlossene gleich bleibende Gruppe sein um den Re-habilitanden das Gefuumlhl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben Die Teilneh-merzahl wurde auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt um die Bildung von Untergrup-pen zu vermeiden um dem Vertrauensaufbau innerhalb der Kleingruppe genuumlgend Raum zu geben auch aber um die notwendige Verantwortung tragen zu koumlnnen Die Teilnahme an diesem Angebot war freiwillig wenn auch eine regelmaumlszligige Teilnahme erwuumlnscht war Aufgrund bestehender Merkfaumlhigkeitsdefizite wurde der Termin als Erinnerungshilfe in die Therapieplaumlne eingetragen Die Dauer des An-gebots wurde auf eineinhalb Stunden festgelegt wobei eine zeitliche Ausweitung auf Grund der therapiefreien Zeit durchaus moumlglich war Das Mindestmaszlig an Zeit wurde jedoch benoumltigt um einerseits dem Beduumlrfnis nach gegenseitigem Aus-tausch gerecht zu werden andererseits aber auch um eine intensive Arbeit an den Bildern zu ermoumlglichen 322 Zur Auswahl der Teilnehmer Die Auswahl der Teilnehmer wurde in Absprache mit den Teamkollegen und in Einzelfaumlllen mit einzelnen Fachtherapeuten des interdisziplinaumlren Teams getroffen Die Auswahlkriterien gestalteten sich weitgehend aus der Zielsetzung zuruumlckgezo-genen passiven stillen unauffaumllligen einen geschuumltzten Raum zu bieten in wel-chem sie ungestoumlrt und frei von aumluszligeren Einfluumlssen an etwas arbeiten konnten was ihnen Spaszlig machte Alle ausgewaumlhlten Teilnehmer hatten auf Grund ihrer erworbenen Einschraumlnkungen Probleme unterschiedlicher Art im Bereich der Kom-munikation welche sie groumlszligtenteils vor ihrem Aufenthalt gar nicht oder nicht in dieser Weise oder diesem Maszlige erlebt hatten So stuumltzte sich die Auswahl schlussendlich auf Rehabilitanden welche in unterschiedlichem Ausmaszlig in ihrer Kommunikation beeintraumlchtigt waren Hauptauffaumllligkeiten waren dabei Sprachstouml-

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rungen und Sprechstoumlrungen unterschiedlichen Grades Weitere Beeintraumlchtigun-gen zeigten sich in unterschiedlichen koumlrperlichen Bereichen wobei die sog arm-betonte Ataxie bei den meisten der Teilnehmern weniger bis maumlszligig stark ausge-praumlgt war so dass sie ihre Faumlhigkeiten mehr in undifferenzierten Handlungsschrit-ten als in feinmotorischen Kleinarbeiten ausuumlben konnten Neben Koordinations-problemen insbesondere der Arme waren es vermehrt auch Laumlhmungen welche alltaumlgliche Verrichtungen erschwerten Als besonders einschraumlnkend erwiesen sich daruumlber hinaus die schweren Seheinschraumlnkungen einer Rehabilitandin die weit-gehend an der Stimme erkannte mit wem sie kommunizierte Mit der Uumlberzeugung dass jeder Teilnehmer auch mit seinen Einschraumlnkungen kreativ taumltig sein kann und insbesondere das Malen in seiner offenen freien Sicht-weise eine Moumlglichkeit zur Kommunikation darstellt wurden die Teilnehmer in ei-nem persoumlnlichen Gespraumlch auf das Angebot angesprochen und dazu eingeladen Die Teilnehmer im Alter zwischen 17 und 23 Jahren befanden sich alle im Haus der weiterfuumlhrenden Rehabilitation Von Vorteil erschien mir eine gemischtge-schlechtliche Gruppe wie auch das Zusammenleben in der Rehabilitationseinrich-tung gestaltet wird Schlieszliglich galt es bei der Auswahl sowohl das Interesse der Teilnehmer am krea-tiv kuumlnstlerischen Tun zu wecken sowie einzelne Rehabilitanden dazu zu ermuti-gen zu bestaumlrken und zu motivieren sich auf etwas voumlllig Neues aber fuumlr sie nicht Abwegiges einzulassen und dieses auszuprobieren All diese Kriterien fuumlhrten schlieszliglich zur Zusammensetzung der Kreativgruppe mit sechs Teilnehmern 323 Uumlber Lernziele und Lerninhalte Im Hinblick auf die Lernziele lieszligen sich zahlreiche Differenzierungen vornehmen je nachdem aus welchem Blickwinkel diese betrachtet wurden Sowohl die Teil-nehmer der Kreativgruppe als auch die Leiterin brachten eigene Zielsetzungen in die Gruppe ein Die Ziele der Rehabilitanden richteten sich nach Angaben dieser vermehrt nach Freizeitausgleich Freizeitbeschaumlftigung gemuumltlichen Beisammensein in ange-nehmer Atmosphaumlre gemeinsamen Gestalten und vorwiegend dem Entspannen waumlhrend des Malens vom anstrengenden Klinikalltag Im scheinbaren Gegensatz dazu standen die Ziele der Paumldagogin welche sich weniger im Bereich der Ent-spannung durch das Malen oder schlicht der Freude am kreativen Tun der Rehabi-litanden bewegten Die Ziele ihrerseits waren unbestritten Lernziele auf unter-schiedlichen Ebenen

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Als Richtziele kristallisierten sich die Staumlrkung des Selbstwertgefuumlhls und des Selbstbewusstseins der Rehabilitanden und der Aufbau der eigenen Ressourcen die gezielt durch das Malen angesprochen werden sollten heraus Dies sollte so-wohl durch das gemeinsame Tun in der Gruppe als auch der jeweiligen einzelnen Arbeit am Bild erreicht werden So bot den Teilnehmern die Teilnahme an der Gruppe die Moumlglichkeit sich in der kleinen gleich bleibenden Gruppe ohne Drang zu entfalten Schon allein durch die gleiche Taumltigkeit aller war die Basis fuumlr ein Kommunikationsthema gegeben Der Einstieg sich kundzutun wurde damit er-leichtert Das regelmaumlszligige intensive Zusammentreffen und das erworbene Ver-trauen erlaubte es den Teilnehmern sich mehr und mehr zu oumlffnen und ihre Wuumln-sche zu aumluszligern Bezuumlglich der jeweiligen eigenen Arbeit am Bild und dem Ver-staumlndnis des erweiterten Kunstbegriffs als Basis erfuhr der Einzelne dass jeder wenn auch auf andere Art und Weise etwas darstellen kann Die Rehabilitanden lernten sich auf neue Dinge einzulassen sie lernten unterschiedliche Materialien kennen und konnten neue Erfahrungen sammeln Sie erfuhren beim kreativen Tun dass es nicht darauf ankommt alles zu koumlnnen sondern dass es darauf ankommt was der Einzelne aus dem was er mitbringt gestaltet Die Richtziele konnten somit in mehrere Grobziele untergliedert werden So konnte ein erhoumlhtes Selbstvertrauen daran festgemacht werden ob die ansonsten eher verschlossenen Rehabilitanden eine rege Diskussion fuumlhrten und so eine vermehr-te Interaktion und Kommunikation stattfand oder Rehabilitanden die sich zu Be-ginn sehr unsicher waren und sich nicht fuumlr ein Material entscheiden konnten sich zum Ende hin gezielt mit eigener Vorstellung an ein Bild setzten Das Vertrauen auf und der Glaube an die eigenen Ressourcen konnte daran festgemacht werden dass sich die Rehabilitanden an mehrere neue Materialien herantrauten sich in ungewisse Situationen leichter hineinbegeben konnten und mit ihren Arbeiten zu-frieden sein konnten Diese Ziele die innerhalb der Kreativgruppe fokussiert wur-den beschraumlnkten sich aber nicht auf diesen Rahmen denn ein selbstsicheres Auftreten und der verstaumlrkte Glaube an sich selbst waren wenn sie auch sehr abs-trakte Ziele darstellten auch auszligerhalb der Gruppe spuumlrbar So konnte der jeweili-ge Rehabilitand beispielsweise nun auch bei Tisch mit einem lauten bdquoNeinldquo aumluszligern dass er dieses Essen nicht moumlchte Schlieszliglich ergaben sich fuumlr jeden einzelnen Rehabilitanden wenn man so moumlchte noch individuelle Feinziele Diese individuellen Ziele wurden durch den Rehabili-tanden nicht bewusst verfolgt sie stellten unbewusst und moumlglicherweise auch ohne das Wissen des Rehabilitanden allein durch die Auswahl der Methoden Ziele meinerseits dar So trainierte ein Rehabilitand mit schwerer Sehbeeintraumlchtigung

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oder einer schweren Bewegungsstoumlrung ganz automatisch seine Faumlhigkeiten in diesem Bereich auch wenn er dies vielleicht gar nicht gezielt mochte Das Malen dh das kreative Taumltigwerden am Bild bot damit unbestritten eine Viel-zahl an Moumlglichkeiten um unterschiedlichen Zielen gerecht zu werden Es bot die Moumlglichkeit der nonverbalen Ausdrucksmoumlglichkeit des Trainings neuropsycholo-gischer Teilleistungsstoumlrungen eine Moumlglichkeit zum Motivationsaufbau es bot schlicht Freude und Entspannung indem es nicht an Leistung orientiert war und konnte dem Aggressionsabbau dienen indem ein impulsives Malen in diesem Rahmen moumlglich war Das Training sozialer Kompetenzen innerhalb der Gruppe wurde ermoumlglicht aber auch die Selbststaumlndigkeit wurde durch die Auferlegung der eigenen Verantwortung fuumlr das Gemalte unterstuumltzt Motorische Faumlhigkeiten wurden bei jeglicher Art des Malens gefoumlrdert und auch die Foumlrderung von gege-benen Talenten konnte in diesem Rahmen aufgegriffen werden Es gab somit unbestritten Zielsetzungen auf Seiten der Rehabilitanden und auf Seiten der Sozialpaumldagogin die sich gleich different oder fuumlr den jeweils anderen nicht sichtbar und evt gar nicht gewollt darstellen So koumlnnen durch die richtige Auswahl der Methoden unterschiedliche Ziele auf unterschiedlichen Ebenen er-reicht werden 324 Uumlber den Einsatz von Methoden Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen die Auswahl der Teilnehmer sowie die Dimensionen der Zielsetzungen wurden innerhalb der Sozialen Gruppenarbeit Elemente des Begleiteten Malens nach EGGER als methodische Gestaltung der Kreativgruppe umgesetzt wobei Soziale Gruppenarbeit in diesem Fall als bdquoeine Methode der Sozialarbeit die den Einzelnen durch sinnvolle Gruppenerlebnisse hilft ihre soziale Funktionsfaumlhigkeit zu steigern und ihren persoumlnlichen Problemen ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des oumlffentlichen Lebens besser gewachsen zu seinldquo verstanden wird Der Ansatz des Begleiteten Malens lieszlig sich in das Handlungsfeld der Neurologi-schen Rehabilitation angemessen eingliedern da er durch den flexibel zu gestal-tenden Einsatz keine kostenintensiven und ausgefallenen Materialien erforderte Daruumlber hinaus bietet der Ansatz hervorragende Moumlglichkeiten auch ohne erhebli-che Vorkenntnisse im kunsttherapeutischen Bereich das Begleitete Malen in ab-gewandelter Form umzusetzen Die einzelnen Aspekte dieses Ansatzes wurden daher hier nicht in ausdifferenzierter Weise uumlbernommen sondern nur in sofern als dass es die Rahmenbedingungen des Angebots zulieszligen in die methodische

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Umsetzung integriert und fuumlr die Leiterin als Handlungsleitlinien zu den maszliggebli-chen Richtlinien Bei den konkreten Aktivitaumlten handelte es sich um Malaktivitaumlten mit unterschiedli-chen Materialien Den Techniken und Thematiken die jeder einzelne Rehabilitand mitbrachte waren keine Grenzen gesetzt Es duumlrfte experimentiert werden dh es fand keine Themenvorgabe statt Innerhalb der zur Verfuumlgung stehenden Utensi-lien der individuellen Motivation und dem gegebenen Zeitrahmen konnte dem kreativen Prozess freien Lauf gewaumlhrt werden Auch konnte der Rehabilitand selbst entscheiden ob er stehend oder sitzend arbeiten moumlchte je nach Moumlglich-keiten und Einschraumlnkungen konnte hier auch mit Hilfestellungen die richtige Posi-tion gefunden werden Begleitet wurden diese Aktivitaumlten stets von der unterstuumlt-zenden Begleitperson dh der Sozialpaumldagogin welche jedoch mehr und mehr in den Hintergrund ruumlckten sollte und schlieszliglich mehr als bdquoDienerldquo im Sinne der Ma-terialbereitstellung fungierte Bei der Umsetzung des Begleiteten Malens nach EGGER waren jedoch nicht nur Freiraumlume gegeben sondern auch wichtige Krite-rien zu beachten die sowohl den kuumlnstlerischen Prozess den Einzelnen in der Gruppe als auch die Gruppe als Gesamtes betrafen Es galt gewisse bdquoGruppenregelnldquo im Sinne des Zusammenseins aufzugreifen diese umzusetzen und ggf auch in Erinnerung zu rufen sollten sie in Vergessen-heit geraten Allgemeine Richtlinien im Hinblick auf die Arbeit in der Gruppe waren das Sauberhalten des jeweils eigenen Malplatzes und die gemeinsame Benutzung der Materialien Dies implizierte dass die Materialien jedem gleichsam zu Verfuuml-gung standen und diese auch nach der individuellen Nutzung den anderen Teil-nehmern wieder auf dem Angebotstisch zu Verfuumlgung gestellt wurden Ebenso galt das gemeinsame Aufraumlumen am Ende der Sitzung als allgemeine Uumlbereinkunft Auf Grund der vielfaumlltigen individuellen Einschraumlnkungen der Rehabilitanden ver-langte der gegenseitige Umgang ein hohes Potential an Ruumlcksichtnahme eines Einzelnen ab Das gegenseitige Kennen lernen war dabei von groszliger Bedeutung Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig einschaumltzen und respektieren lernen Die gegenseitige Begruumlszligung und die ersten Gespraumlchsminuten zu Beginn jeder Sit-zung trugen dazu bei die Stimmungen der Einzelnen wahrzunehmen und wurden daher gezielt eingeraumlumt Weitere Richtlinien die mit den Teilnehmern gemeinsam oder allein von Seiten der Teilnehmer gesetzt wurden waren ua dass die Informationen innerhalb der Gruppe auch in der Gruppe bleiben sollten so dass persoumlnliche Inhalte nicht nach auszligen getragen werden sollten Dies oumlffnete fuumlr alle die Moumlglichkeit persoumlnliche Stimmungslagen und Probleme zB auch in Bezug auf die Behinderungsverarbei-tung kundzutun wenn diese fuumlr den Einzelnen von Bedeutung waren

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

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HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

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RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

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WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

Page 15: SR26 d - Hegau-Jugendwerk Gailingen GmbH · Title: Microsoft Word - SR26 d.doc Author: rinni Created Date: 11/30/2011 3:31:13 PM

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3 Die Umsetzung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots innerh des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes im Hegau-Jugendwerk Die konkrete Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots er-folgt nach dem didaktischen Handlungsmodell nach MARTIN Der Prozess verlaumluft in vier Schritten wobei der erste Schritt durch die Beschreibung des Arbeitsfeldes die Situationsanalyse darstellt In einem zweiten Schritt werden die didaktisch-methodischen Uumlberlegungen im Sinne der Planung des Vorhabens getaumltigt Der dritte Schritt stellt schlieszliglich das praktische Handeln am Beispiel eines ausge-waumlhlten Rehabilitanden dar Der vierte und letzte vorgesehene Schritt im Modell beinhaltet die Reflexion des Kreativangebots auf drei Ebenen und schlieszligt damit gleichermaszligen den Kreis der didaktischen Reflexion 31 Beschreibung des Arbeitsfeldes Die Beschreibung des Arbeitsfeldes als erster Schritt des didaktischen Hand-lungsmodelles dient mit der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks in Gailingen als Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum der Beschreibung des Klientels und mit der Verdeutlichung des sozialpaumldagogischen Aufgabenbereichs der Analyse der Ausgangssituation 311 Das Hegau-Jugendwerk Das Hegau-Jugendwerk in Gailingen bietet als Fachkrankenhaus und Rehabilitati-onszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene nicht nur eine medizi-nische stationaumlre Behandlung von Verletzungen oder Erkrankungen des Nerven-systems sondern uumlberdies eine umfassende schulische berufliche und soziale Rehabilitation Mit insgesamt 200 Betten in den Abteilungen Fruumlhrehabilitation Schwerrehabilita-tion und den Abteilungen der weiterfuumlhrenden Rehabilitation beschaumlftigt das He-gau- Jugendwerk rund 300 Mitarbeiter in unterschiedlichen Fachbereichen Die nahtlose und kontinuierliche Rehabilitationsbehandlung von der Uumlbernahme aus der Akutklinik bis zur schulischen-beruflichen und sozialen Wiedereingliede-rung wird durch ein individuelles Rehabilitationskonzept ermoumlglicht Dieses wird gemeinsam mit dem Rehabilitanden und einem multiprofessionellen interdiszipli-naumlr zusammenarbeitenden Team aus Aumlrzten Pflegekraumlften (Neuro-)Psychologen

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Sozialarbeitern Sozialpaumldagogen und Fachtherapeuten der Ergotherapie Physio-therapie Logopaumldie Schwimm- und Sporttherapie der Massage und medizini-schen BaumlderabteilungPhysikalische Therapie sowie der Musiktherapie erstellt und in Form des Case-Managements fortwaumlhrend angepasst kritisch uumlberpruumlft und wenn erforderlich veraumlndert Im Sinne der schulischen und beruflichen Rehabilitati-on sind die staatlich anerkannte Krankenhausschule und die berufstherapeuti-schen Abteilungen wesentliche Bestandteile Ziel der Rehabilitation ist es dem Behinderten oder von Behinderung bedrohten Menschen zur Ruumlckkehr in Familie Schule oder Beruf und soziales Umfeld zu verhelfen und dies entsprechend seinen Wuumlnschen Vorstellungen und Faumlhigkei-ten 312 Das Klientel Die Rehabilitanden im Alter zwischen 2 und 21 Jahren werden aus dem gesamten Bundesgebiet und zT daruumlber hinaus sowohl stationaumlr als auch teilstationaumlr auf-genommen Die Aufnahmeindikationen der Rehabilitanden koumlnnen sich dabei sehr unterschiedlich gestalten Erworbene Hirnschaumldigungen durch Unfaumllle und deren Folgen Hirntumore Cerebrale Gefaumlszligprozesse Cerebrale Hypoxien oder entzuumlnd-liche Erkrankungen des zentralen Nervensystems bilden dabei die groumlszligten Indika-tionsgruppen Wie jedoch SOMMER in seiner Publikation bestaumltigt so hat sich neben den klassisch neurologisch Beeintraumlchtigten eine breite Streuung der Auf-nahmeindikationen auf Grund von weiter reichenden Krankheitsbildern und Behin-derungsformen entwickelt so dass vermehrt auch Jugendliche auf Grund von Dro-gen- Medikamenten oder Alkoholabusus nach Suizidversuchen oder auch Ge-walterfahrungen aufgenommen werden Die Auswirkungen der Krankheit bzw des Unfalls sind sehr weitreichend Es kann zu motorischen Behinderungen wie Koumlrper- und Bewegungsstoumlrungen zu vegeta-tiven Stoumlrungen wie Kopfschmerzen oder Uumlberempfindlichkeit gegenuumlber Laumlrm kommen Nicht selten kommt es zu einer posttraumatischen Epilepsie Auch Wahrnehmungsstoumlrungen wie Stoumlrungen der Koumlrperwahrnehmung der visuellen oder raumlumlichen Wahrnehmung oder gar die Vernachlaumlssigung von einer Koumlrper-seite oder Koumlrperteilen koumlnnen Folgen sein Stoumlrungen der Kommunikation durch Sprech- und Sprachprobleme sind ebenfalls haumlufig zu beobachtende Folgen Wei-tere Beeintraumlchtigungen fallen in den Bereich der Neuropsychologie wie Aufmerk-samkeits- und Konzentrationsstoumlrungen Merk- und Gedaumlchtnisstoumlrungen oder verminderte Belastbarkeit Mit einher gehen schlieszliglich immer auch Veraumlnderun-

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gen des Verhaltens und Erlebens wie eine mangelnde Selbstwahrnehmung die Beeintraumlchtigung des problemloumlsenden Denkens und des Kritik- und Urteilvermouml-gens welche insbesondere dem Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes zugerechnet werden koumlnnen Die Aufenthaltsdauer kann deshalb je nach Schwere der Schaumldigung und individu-ellen Faktoren von einigen wenigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten und in Einzelfaumlllen auch Jahren variieren 313 Der Sozialpaumldagogische Dienst im Hegau-Jugendwerk Die Mitarbeiter des Sozialpaumldagogischen Dienstes im Hegau-Jugendwerk arbeiten gemeinsam mit den Mitarbeitern des Pflegedienstes sozusagen im sozialen Nah-raum der Rehabilitanden Sie arbeiten im Schichtdienst und sind deshalb vorwie-gend auch jene Berufsgruppe des interdisziplinaumlren Teams welche die Rehabili-tanden in ihrer therapiefreien Zeit begleiten Allein aus dieser Tatsache heraus ergibt sich der Schwerpunkt sozialpaumldagogischer Arbeit und gleichsam auch der Stellenwert der Sozialpaumldagogik innerhalb des gesamten Rehabilitationskonzep-tes Im Sinne des allgemeinen Zieles sozialpaumldagogischen Handelns gilt es bdquoeinen Beitrag zur Verbesserung von Lebenschancen und Lebensbedingungen von hilfs-beduumlrftigen Einzelpersonen und Gruppen zu leistenldquo Das Augenmerk des Sozial-paumldagogen ist damit auf die sog psychosoziale Rehabilitation gerichtet Durch gezielte Unterstuumltzung von Lernprozessen soll eine soziale Integration des Rehabi-litanden in die Gesamtheit seines sozialen Umfeldes ermoumlglicht werden Ziel ist es dem Rehabilitanden durch sozialpaumldagogische Angebote zu Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln sowie auch zu sozialer Kompetenz zu verhelfen welche ihnen ein eigenverantwortliches selbstbestimmtes Leben ermoumlglicht Paumldagogische Aufgaben verorten sich deshalb in den Bereichen Hilfestellung bei der Krankheitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der Entwick-lung von emotionaler Stabilitaumlt Selbstvertrauen und Eigenverantwortlichkeit das gezielte Eroumlffnen von Moumlglichkeiten zum (Wieder-)Erlernen vormals beherrschter Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Foumlrderung der Selbstbestimmung und Selbst-staumlndigkeit in lebenspraktischen Bereichen die Foumlrderung der Kommunikations- und Konfliktfaumlhigkeit die Bearbeitung von Verhaltensauffaumllligkeiten und das ge-meinsame Erarbeiten von Verhaltensalternativen die Unterstuumltzung der Rehabili-tanden bei der Wiedererlangung von Gruppenfaumlhigkeit und die Bearbeitung von Fragen im Rahmen der Entwicklung neuer Lebensperspektiven

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Dies alles geschieht in gezielt eingerichteten Einzel- und Gruppensituationen sowie im freieren Rahmen auszligerhalb der Therapien unter Anwendung unterschiedlicher bdquomethodischer Vorgehensweisenldquo Die Sozialpaumldagogen bearbeiten demnach gemeinsam mit dem Patienten und im interdisziplinaumlren Team Fragen im Rahmen neuer Lebensperspektiven der Selbst-verwirklichung und sozialer Kompetenz des Rehabilitanden Hierbei spielen die Beziehungsarbeit und auch die Zuwendung aufbauend auf einer verstaumlndnis- und vertrauensvollen Basis eine zentrale Rolle Nach der erfolgten Analyse der Ausgangssituation folgen nun im zweiten Teil-schritt die fuumlr die Planung notwendigen didaktisch-methodischen Uumlberlegungen 32 Didaktisch-methodische Uumlberlegungen zum Kreativangebot Im Sinne des zweiten Schrittes im Prozess der didaktischen Reflexion der Pla-nung stehen im Folgenden didaktisch-methodische Uumlberlegungen die sowohl Entscheidungen wie auch Vorbereitungen zur Umsetzung des Kreativangebots beinhalten im Mittelpunkt Dabei gehen sowohl Uumlberlegungen zu den aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots als auch zu der Auswahl der Teilnehmer und Uumlberlegungen zu Lernzielen und Lerninhalten ein Auch die sich hieraus ergeben-de Auswahl und der Einsatz von Methoden und Materialien stehen im Mittelpunkt 321 Die aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots Die Durchfuumlhrung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots hatte sich aus mehreren Gruumlnden angeboten Erstens waren durch die bestehenden sozial-paumldagogischen Gruppenangebote die meisten Bereiche abgedeckt Eine Luumlcke bestand aus meiner Sicht nur noch in einem kuumlnstlerischen Angebot welches ich aus mehreren Gruumlnden als sehr sinnvoll und notwendig erachtete Es bestanden fuumlr jene die Interesse an kuumlnstlerischen Betaumltigungen zeigten nur wenige Moumlg-lichkeiten ihre Kreativitaumlt im Rahmen der Freizeit zu entfalten Ein weiterer und nicht unwichtiger Aspekt solch ein Angebot aufzunehmen fuumlhrte auf die Spezifika des Klientel bezuumlglich ihrer Beeintraumlchtigungen zuruumlck Das Selbstbewusstsein und die Selbststaumlndigkeit vieler Patienten sind durch einen Unfall oder eine Krank-heit stark beeintraumlchtigt Erschwerend kommen haumlufig koumlrperliche undoder schwe-re Sinnesbeeintraumlchtigungen hinzu die die Kommunikationsfaumlhigkeit beeintraumlchti-gen Auf diesem Hintergrund ist der kuumlnstlerische Ausdruck bei dem es kein richtig

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oder falsch gibt mE eine einerseits nicht unbeachtliche Moumlglichkeit des Aus-drucks andererseits aber auch der Raum in dem die Rehabilitanden selbst ent-scheiden und Verantwortung fuumlr ihr Tun uumlbernehmen und sich auf Neues einlassen koumlnnen Ein weiterer Grund ergab sich aus der Zielsetzung den Rehabilitanden die Moumlg-lichkeit zu geben den vorhandenen Wohnraum mitzugestalten All diese Gruumlnde fuumlhrten schlieszliglich dazu das kunsttherapeutisch orientierte Krea-tivangebot einmal woumlchentlich zu einem festen Termin durchzufuumlhren Das Ange-bot fand in acht Sitzungen statt und wurde auf Grund der kurzen Aufenthaltsdauer der Rehabilitanden und der begrenzten Zeit vorerst nach der achten Sitzung been-det Auch sollte es eine geschlossene gleich bleibende Gruppe sein um den Re-habilitanden das Gefuumlhl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben Die Teilneh-merzahl wurde auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt um die Bildung von Untergrup-pen zu vermeiden um dem Vertrauensaufbau innerhalb der Kleingruppe genuumlgend Raum zu geben auch aber um die notwendige Verantwortung tragen zu koumlnnen Die Teilnahme an diesem Angebot war freiwillig wenn auch eine regelmaumlszligige Teilnahme erwuumlnscht war Aufgrund bestehender Merkfaumlhigkeitsdefizite wurde der Termin als Erinnerungshilfe in die Therapieplaumlne eingetragen Die Dauer des An-gebots wurde auf eineinhalb Stunden festgelegt wobei eine zeitliche Ausweitung auf Grund der therapiefreien Zeit durchaus moumlglich war Das Mindestmaszlig an Zeit wurde jedoch benoumltigt um einerseits dem Beduumlrfnis nach gegenseitigem Aus-tausch gerecht zu werden andererseits aber auch um eine intensive Arbeit an den Bildern zu ermoumlglichen 322 Zur Auswahl der Teilnehmer Die Auswahl der Teilnehmer wurde in Absprache mit den Teamkollegen und in Einzelfaumlllen mit einzelnen Fachtherapeuten des interdisziplinaumlren Teams getroffen Die Auswahlkriterien gestalteten sich weitgehend aus der Zielsetzung zuruumlckgezo-genen passiven stillen unauffaumllligen einen geschuumltzten Raum zu bieten in wel-chem sie ungestoumlrt und frei von aumluszligeren Einfluumlssen an etwas arbeiten konnten was ihnen Spaszlig machte Alle ausgewaumlhlten Teilnehmer hatten auf Grund ihrer erworbenen Einschraumlnkungen Probleme unterschiedlicher Art im Bereich der Kom-munikation welche sie groumlszligtenteils vor ihrem Aufenthalt gar nicht oder nicht in dieser Weise oder diesem Maszlige erlebt hatten So stuumltzte sich die Auswahl schlussendlich auf Rehabilitanden welche in unterschiedlichem Ausmaszlig in ihrer Kommunikation beeintraumlchtigt waren Hauptauffaumllligkeiten waren dabei Sprachstouml-

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rungen und Sprechstoumlrungen unterschiedlichen Grades Weitere Beeintraumlchtigun-gen zeigten sich in unterschiedlichen koumlrperlichen Bereichen wobei die sog arm-betonte Ataxie bei den meisten der Teilnehmern weniger bis maumlszligig stark ausge-praumlgt war so dass sie ihre Faumlhigkeiten mehr in undifferenzierten Handlungsschrit-ten als in feinmotorischen Kleinarbeiten ausuumlben konnten Neben Koordinations-problemen insbesondere der Arme waren es vermehrt auch Laumlhmungen welche alltaumlgliche Verrichtungen erschwerten Als besonders einschraumlnkend erwiesen sich daruumlber hinaus die schweren Seheinschraumlnkungen einer Rehabilitandin die weit-gehend an der Stimme erkannte mit wem sie kommunizierte Mit der Uumlberzeugung dass jeder Teilnehmer auch mit seinen Einschraumlnkungen kreativ taumltig sein kann und insbesondere das Malen in seiner offenen freien Sicht-weise eine Moumlglichkeit zur Kommunikation darstellt wurden die Teilnehmer in ei-nem persoumlnlichen Gespraumlch auf das Angebot angesprochen und dazu eingeladen Die Teilnehmer im Alter zwischen 17 und 23 Jahren befanden sich alle im Haus der weiterfuumlhrenden Rehabilitation Von Vorteil erschien mir eine gemischtge-schlechtliche Gruppe wie auch das Zusammenleben in der Rehabilitationseinrich-tung gestaltet wird Schlieszliglich galt es bei der Auswahl sowohl das Interesse der Teilnehmer am krea-tiv kuumlnstlerischen Tun zu wecken sowie einzelne Rehabilitanden dazu zu ermuti-gen zu bestaumlrken und zu motivieren sich auf etwas voumlllig Neues aber fuumlr sie nicht Abwegiges einzulassen und dieses auszuprobieren All diese Kriterien fuumlhrten schlieszliglich zur Zusammensetzung der Kreativgruppe mit sechs Teilnehmern 323 Uumlber Lernziele und Lerninhalte Im Hinblick auf die Lernziele lieszligen sich zahlreiche Differenzierungen vornehmen je nachdem aus welchem Blickwinkel diese betrachtet wurden Sowohl die Teil-nehmer der Kreativgruppe als auch die Leiterin brachten eigene Zielsetzungen in die Gruppe ein Die Ziele der Rehabilitanden richteten sich nach Angaben dieser vermehrt nach Freizeitausgleich Freizeitbeschaumlftigung gemuumltlichen Beisammensein in ange-nehmer Atmosphaumlre gemeinsamen Gestalten und vorwiegend dem Entspannen waumlhrend des Malens vom anstrengenden Klinikalltag Im scheinbaren Gegensatz dazu standen die Ziele der Paumldagogin welche sich weniger im Bereich der Ent-spannung durch das Malen oder schlicht der Freude am kreativen Tun der Rehabi-litanden bewegten Die Ziele ihrerseits waren unbestritten Lernziele auf unter-schiedlichen Ebenen

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Als Richtziele kristallisierten sich die Staumlrkung des Selbstwertgefuumlhls und des Selbstbewusstseins der Rehabilitanden und der Aufbau der eigenen Ressourcen die gezielt durch das Malen angesprochen werden sollten heraus Dies sollte so-wohl durch das gemeinsame Tun in der Gruppe als auch der jeweiligen einzelnen Arbeit am Bild erreicht werden So bot den Teilnehmern die Teilnahme an der Gruppe die Moumlglichkeit sich in der kleinen gleich bleibenden Gruppe ohne Drang zu entfalten Schon allein durch die gleiche Taumltigkeit aller war die Basis fuumlr ein Kommunikationsthema gegeben Der Einstieg sich kundzutun wurde damit er-leichtert Das regelmaumlszligige intensive Zusammentreffen und das erworbene Ver-trauen erlaubte es den Teilnehmern sich mehr und mehr zu oumlffnen und ihre Wuumln-sche zu aumluszligern Bezuumlglich der jeweiligen eigenen Arbeit am Bild und dem Ver-staumlndnis des erweiterten Kunstbegriffs als Basis erfuhr der Einzelne dass jeder wenn auch auf andere Art und Weise etwas darstellen kann Die Rehabilitanden lernten sich auf neue Dinge einzulassen sie lernten unterschiedliche Materialien kennen und konnten neue Erfahrungen sammeln Sie erfuhren beim kreativen Tun dass es nicht darauf ankommt alles zu koumlnnen sondern dass es darauf ankommt was der Einzelne aus dem was er mitbringt gestaltet Die Richtziele konnten somit in mehrere Grobziele untergliedert werden So konnte ein erhoumlhtes Selbstvertrauen daran festgemacht werden ob die ansonsten eher verschlossenen Rehabilitanden eine rege Diskussion fuumlhrten und so eine vermehr-te Interaktion und Kommunikation stattfand oder Rehabilitanden die sich zu Be-ginn sehr unsicher waren und sich nicht fuumlr ein Material entscheiden konnten sich zum Ende hin gezielt mit eigener Vorstellung an ein Bild setzten Das Vertrauen auf und der Glaube an die eigenen Ressourcen konnte daran festgemacht werden dass sich die Rehabilitanden an mehrere neue Materialien herantrauten sich in ungewisse Situationen leichter hineinbegeben konnten und mit ihren Arbeiten zu-frieden sein konnten Diese Ziele die innerhalb der Kreativgruppe fokussiert wur-den beschraumlnkten sich aber nicht auf diesen Rahmen denn ein selbstsicheres Auftreten und der verstaumlrkte Glaube an sich selbst waren wenn sie auch sehr abs-trakte Ziele darstellten auch auszligerhalb der Gruppe spuumlrbar So konnte der jeweili-ge Rehabilitand beispielsweise nun auch bei Tisch mit einem lauten bdquoNeinldquo aumluszligern dass er dieses Essen nicht moumlchte Schlieszliglich ergaben sich fuumlr jeden einzelnen Rehabilitanden wenn man so moumlchte noch individuelle Feinziele Diese individuellen Ziele wurden durch den Rehabili-tanden nicht bewusst verfolgt sie stellten unbewusst und moumlglicherweise auch ohne das Wissen des Rehabilitanden allein durch die Auswahl der Methoden Ziele meinerseits dar So trainierte ein Rehabilitand mit schwerer Sehbeeintraumlchtigung

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oder einer schweren Bewegungsstoumlrung ganz automatisch seine Faumlhigkeiten in diesem Bereich auch wenn er dies vielleicht gar nicht gezielt mochte Das Malen dh das kreative Taumltigwerden am Bild bot damit unbestritten eine Viel-zahl an Moumlglichkeiten um unterschiedlichen Zielen gerecht zu werden Es bot die Moumlglichkeit der nonverbalen Ausdrucksmoumlglichkeit des Trainings neuropsycholo-gischer Teilleistungsstoumlrungen eine Moumlglichkeit zum Motivationsaufbau es bot schlicht Freude und Entspannung indem es nicht an Leistung orientiert war und konnte dem Aggressionsabbau dienen indem ein impulsives Malen in diesem Rahmen moumlglich war Das Training sozialer Kompetenzen innerhalb der Gruppe wurde ermoumlglicht aber auch die Selbststaumlndigkeit wurde durch die Auferlegung der eigenen Verantwortung fuumlr das Gemalte unterstuumltzt Motorische Faumlhigkeiten wurden bei jeglicher Art des Malens gefoumlrdert und auch die Foumlrderung von gege-benen Talenten konnte in diesem Rahmen aufgegriffen werden Es gab somit unbestritten Zielsetzungen auf Seiten der Rehabilitanden und auf Seiten der Sozialpaumldagogin die sich gleich different oder fuumlr den jeweils anderen nicht sichtbar und evt gar nicht gewollt darstellen So koumlnnen durch die richtige Auswahl der Methoden unterschiedliche Ziele auf unterschiedlichen Ebenen er-reicht werden 324 Uumlber den Einsatz von Methoden Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen die Auswahl der Teilnehmer sowie die Dimensionen der Zielsetzungen wurden innerhalb der Sozialen Gruppenarbeit Elemente des Begleiteten Malens nach EGGER als methodische Gestaltung der Kreativgruppe umgesetzt wobei Soziale Gruppenarbeit in diesem Fall als bdquoeine Methode der Sozialarbeit die den Einzelnen durch sinnvolle Gruppenerlebnisse hilft ihre soziale Funktionsfaumlhigkeit zu steigern und ihren persoumlnlichen Problemen ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des oumlffentlichen Lebens besser gewachsen zu seinldquo verstanden wird Der Ansatz des Begleiteten Malens lieszlig sich in das Handlungsfeld der Neurologi-schen Rehabilitation angemessen eingliedern da er durch den flexibel zu gestal-tenden Einsatz keine kostenintensiven und ausgefallenen Materialien erforderte Daruumlber hinaus bietet der Ansatz hervorragende Moumlglichkeiten auch ohne erhebli-che Vorkenntnisse im kunsttherapeutischen Bereich das Begleitete Malen in ab-gewandelter Form umzusetzen Die einzelnen Aspekte dieses Ansatzes wurden daher hier nicht in ausdifferenzierter Weise uumlbernommen sondern nur in sofern als dass es die Rahmenbedingungen des Angebots zulieszligen in die methodische

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Umsetzung integriert und fuumlr die Leiterin als Handlungsleitlinien zu den maszliggebli-chen Richtlinien Bei den konkreten Aktivitaumlten handelte es sich um Malaktivitaumlten mit unterschiedli-chen Materialien Den Techniken und Thematiken die jeder einzelne Rehabilitand mitbrachte waren keine Grenzen gesetzt Es duumlrfte experimentiert werden dh es fand keine Themenvorgabe statt Innerhalb der zur Verfuumlgung stehenden Utensi-lien der individuellen Motivation und dem gegebenen Zeitrahmen konnte dem kreativen Prozess freien Lauf gewaumlhrt werden Auch konnte der Rehabilitand selbst entscheiden ob er stehend oder sitzend arbeiten moumlchte je nach Moumlglich-keiten und Einschraumlnkungen konnte hier auch mit Hilfestellungen die richtige Posi-tion gefunden werden Begleitet wurden diese Aktivitaumlten stets von der unterstuumlt-zenden Begleitperson dh der Sozialpaumldagogin welche jedoch mehr und mehr in den Hintergrund ruumlckten sollte und schlieszliglich mehr als bdquoDienerldquo im Sinne der Ma-terialbereitstellung fungierte Bei der Umsetzung des Begleiteten Malens nach EGGER waren jedoch nicht nur Freiraumlume gegeben sondern auch wichtige Krite-rien zu beachten die sowohl den kuumlnstlerischen Prozess den Einzelnen in der Gruppe als auch die Gruppe als Gesamtes betrafen Es galt gewisse bdquoGruppenregelnldquo im Sinne des Zusammenseins aufzugreifen diese umzusetzen und ggf auch in Erinnerung zu rufen sollten sie in Vergessen-heit geraten Allgemeine Richtlinien im Hinblick auf die Arbeit in der Gruppe waren das Sauberhalten des jeweils eigenen Malplatzes und die gemeinsame Benutzung der Materialien Dies implizierte dass die Materialien jedem gleichsam zu Verfuuml-gung standen und diese auch nach der individuellen Nutzung den anderen Teil-nehmern wieder auf dem Angebotstisch zu Verfuumlgung gestellt wurden Ebenso galt das gemeinsame Aufraumlumen am Ende der Sitzung als allgemeine Uumlbereinkunft Auf Grund der vielfaumlltigen individuellen Einschraumlnkungen der Rehabilitanden ver-langte der gegenseitige Umgang ein hohes Potential an Ruumlcksichtnahme eines Einzelnen ab Das gegenseitige Kennen lernen war dabei von groszliger Bedeutung Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig einschaumltzen und respektieren lernen Die gegenseitige Begruumlszligung und die ersten Gespraumlchsminuten zu Beginn jeder Sit-zung trugen dazu bei die Stimmungen der Einzelnen wahrzunehmen und wurden daher gezielt eingeraumlumt Weitere Richtlinien die mit den Teilnehmern gemeinsam oder allein von Seiten der Teilnehmer gesetzt wurden waren ua dass die Informationen innerhalb der Gruppe auch in der Gruppe bleiben sollten so dass persoumlnliche Inhalte nicht nach auszligen getragen werden sollten Dies oumlffnete fuumlr alle die Moumlglichkeit persoumlnliche Stimmungslagen und Probleme zB auch in Bezug auf die Behinderungsverarbei-tung kundzutun wenn diese fuumlr den Einzelnen von Bedeutung waren

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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Sozialarbeitern Sozialpaumldagogen und Fachtherapeuten der Ergotherapie Physio-therapie Logopaumldie Schwimm- und Sporttherapie der Massage und medizini-schen BaumlderabteilungPhysikalische Therapie sowie der Musiktherapie erstellt und in Form des Case-Managements fortwaumlhrend angepasst kritisch uumlberpruumlft und wenn erforderlich veraumlndert Im Sinne der schulischen und beruflichen Rehabilitati-on sind die staatlich anerkannte Krankenhausschule und die berufstherapeuti-schen Abteilungen wesentliche Bestandteile Ziel der Rehabilitation ist es dem Behinderten oder von Behinderung bedrohten Menschen zur Ruumlckkehr in Familie Schule oder Beruf und soziales Umfeld zu verhelfen und dies entsprechend seinen Wuumlnschen Vorstellungen und Faumlhigkei-ten 312 Das Klientel Die Rehabilitanden im Alter zwischen 2 und 21 Jahren werden aus dem gesamten Bundesgebiet und zT daruumlber hinaus sowohl stationaumlr als auch teilstationaumlr auf-genommen Die Aufnahmeindikationen der Rehabilitanden koumlnnen sich dabei sehr unterschiedlich gestalten Erworbene Hirnschaumldigungen durch Unfaumllle und deren Folgen Hirntumore Cerebrale Gefaumlszligprozesse Cerebrale Hypoxien oder entzuumlnd-liche Erkrankungen des zentralen Nervensystems bilden dabei die groumlszligten Indika-tionsgruppen Wie jedoch SOMMER in seiner Publikation bestaumltigt so hat sich neben den klassisch neurologisch Beeintraumlchtigten eine breite Streuung der Auf-nahmeindikationen auf Grund von weiter reichenden Krankheitsbildern und Behin-derungsformen entwickelt so dass vermehrt auch Jugendliche auf Grund von Dro-gen- Medikamenten oder Alkoholabusus nach Suizidversuchen oder auch Ge-walterfahrungen aufgenommen werden Die Auswirkungen der Krankheit bzw des Unfalls sind sehr weitreichend Es kann zu motorischen Behinderungen wie Koumlrper- und Bewegungsstoumlrungen zu vegeta-tiven Stoumlrungen wie Kopfschmerzen oder Uumlberempfindlichkeit gegenuumlber Laumlrm kommen Nicht selten kommt es zu einer posttraumatischen Epilepsie Auch Wahrnehmungsstoumlrungen wie Stoumlrungen der Koumlrperwahrnehmung der visuellen oder raumlumlichen Wahrnehmung oder gar die Vernachlaumlssigung von einer Koumlrper-seite oder Koumlrperteilen koumlnnen Folgen sein Stoumlrungen der Kommunikation durch Sprech- und Sprachprobleme sind ebenfalls haumlufig zu beobachtende Folgen Wei-tere Beeintraumlchtigungen fallen in den Bereich der Neuropsychologie wie Aufmerk-samkeits- und Konzentrationsstoumlrungen Merk- und Gedaumlchtnisstoumlrungen oder verminderte Belastbarkeit Mit einher gehen schlieszliglich immer auch Veraumlnderun-

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gen des Verhaltens und Erlebens wie eine mangelnde Selbstwahrnehmung die Beeintraumlchtigung des problemloumlsenden Denkens und des Kritik- und Urteilvermouml-gens welche insbesondere dem Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes zugerechnet werden koumlnnen Die Aufenthaltsdauer kann deshalb je nach Schwere der Schaumldigung und individu-ellen Faktoren von einigen wenigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten und in Einzelfaumlllen auch Jahren variieren 313 Der Sozialpaumldagogische Dienst im Hegau-Jugendwerk Die Mitarbeiter des Sozialpaumldagogischen Dienstes im Hegau-Jugendwerk arbeiten gemeinsam mit den Mitarbeitern des Pflegedienstes sozusagen im sozialen Nah-raum der Rehabilitanden Sie arbeiten im Schichtdienst und sind deshalb vorwie-gend auch jene Berufsgruppe des interdisziplinaumlren Teams welche die Rehabili-tanden in ihrer therapiefreien Zeit begleiten Allein aus dieser Tatsache heraus ergibt sich der Schwerpunkt sozialpaumldagogischer Arbeit und gleichsam auch der Stellenwert der Sozialpaumldagogik innerhalb des gesamten Rehabilitationskonzep-tes Im Sinne des allgemeinen Zieles sozialpaumldagogischen Handelns gilt es bdquoeinen Beitrag zur Verbesserung von Lebenschancen und Lebensbedingungen von hilfs-beduumlrftigen Einzelpersonen und Gruppen zu leistenldquo Das Augenmerk des Sozial-paumldagogen ist damit auf die sog psychosoziale Rehabilitation gerichtet Durch gezielte Unterstuumltzung von Lernprozessen soll eine soziale Integration des Rehabi-litanden in die Gesamtheit seines sozialen Umfeldes ermoumlglicht werden Ziel ist es dem Rehabilitanden durch sozialpaumldagogische Angebote zu Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln sowie auch zu sozialer Kompetenz zu verhelfen welche ihnen ein eigenverantwortliches selbstbestimmtes Leben ermoumlglicht Paumldagogische Aufgaben verorten sich deshalb in den Bereichen Hilfestellung bei der Krankheitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der Entwick-lung von emotionaler Stabilitaumlt Selbstvertrauen und Eigenverantwortlichkeit das gezielte Eroumlffnen von Moumlglichkeiten zum (Wieder-)Erlernen vormals beherrschter Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Foumlrderung der Selbstbestimmung und Selbst-staumlndigkeit in lebenspraktischen Bereichen die Foumlrderung der Kommunikations- und Konfliktfaumlhigkeit die Bearbeitung von Verhaltensauffaumllligkeiten und das ge-meinsame Erarbeiten von Verhaltensalternativen die Unterstuumltzung der Rehabili-tanden bei der Wiedererlangung von Gruppenfaumlhigkeit und die Bearbeitung von Fragen im Rahmen der Entwicklung neuer Lebensperspektiven

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Dies alles geschieht in gezielt eingerichteten Einzel- und Gruppensituationen sowie im freieren Rahmen auszligerhalb der Therapien unter Anwendung unterschiedlicher bdquomethodischer Vorgehensweisenldquo Die Sozialpaumldagogen bearbeiten demnach gemeinsam mit dem Patienten und im interdisziplinaumlren Team Fragen im Rahmen neuer Lebensperspektiven der Selbst-verwirklichung und sozialer Kompetenz des Rehabilitanden Hierbei spielen die Beziehungsarbeit und auch die Zuwendung aufbauend auf einer verstaumlndnis- und vertrauensvollen Basis eine zentrale Rolle Nach der erfolgten Analyse der Ausgangssituation folgen nun im zweiten Teil-schritt die fuumlr die Planung notwendigen didaktisch-methodischen Uumlberlegungen 32 Didaktisch-methodische Uumlberlegungen zum Kreativangebot Im Sinne des zweiten Schrittes im Prozess der didaktischen Reflexion der Pla-nung stehen im Folgenden didaktisch-methodische Uumlberlegungen die sowohl Entscheidungen wie auch Vorbereitungen zur Umsetzung des Kreativangebots beinhalten im Mittelpunkt Dabei gehen sowohl Uumlberlegungen zu den aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots als auch zu der Auswahl der Teilnehmer und Uumlberlegungen zu Lernzielen und Lerninhalten ein Auch die sich hieraus ergeben-de Auswahl und der Einsatz von Methoden und Materialien stehen im Mittelpunkt 321 Die aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots Die Durchfuumlhrung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots hatte sich aus mehreren Gruumlnden angeboten Erstens waren durch die bestehenden sozial-paumldagogischen Gruppenangebote die meisten Bereiche abgedeckt Eine Luumlcke bestand aus meiner Sicht nur noch in einem kuumlnstlerischen Angebot welches ich aus mehreren Gruumlnden als sehr sinnvoll und notwendig erachtete Es bestanden fuumlr jene die Interesse an kuumlnstlerischen Betaumltigungen zeigten nur wenige Moumlg-lichkeiten ihre Kreativitaumlt im Rahmen der Freizeit zu entfalten Ein weiterer und nicht unwichtiger Aspekt solch ein Angebot aufzunehmen fuumlhrte auf die Spezifika des Klientel bezuumlglich ihrer Beeintraumlchtigungen zuruumlck Das Selbstbewusstsein und die Selbststaumlndigkeit vieler Patienten sind durch einen Unfall oder eine Krank-heit stark beeintraumlchtigt Erschwerend kommen haumlufig koumlrperliche undoder schwe-re Sinnesbeeintraumlchtigungen hinzu die die Kommunikationsfaumlhigkeit beeintraumlchti-gen Auf diesem Hintergrund ist der kuumlnstlerische Ausdruck bei dem es kein richtig

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oder falsch gibt mE eine einerseits nicht unbeachtliche Moumlglichkeit des Aus-drucks andererseits aber auch der Raum in dem die Rehabilitanden selbst ent-scheiden und Verantwortung fuumlr ihr Tun uumlbernehmen und sich auf Neues einlassen koumlnnen Ein weiterer Grund ergab sich aus der Zielsetzung den Rehabilitanden die Moumlg-lichkeit zu geben den vorhandenen Wohnraum mitzugestalten All diese Gruumlnde fuumlhrten schlieszliglich dazu das kunsttherapeutisch orientierte Krea-tivangebot einmal woumlchentlich zu einem festen Termin durchzufuumlhren Das Ange-bot fand in acht Sitzungen statt und wurde auf Grund der kurzen Aufenthaltsdauer der Rehabilitanden und der begrenzten Zeit vorerst nach der achten Sitzung been-det Auch sollte es eine geschlossene gleich bleibende Gruppe sein um den Re-habilitanden das Gefuumlhl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben Die Teilneh-merzahl wurde auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt um die Bildung von Untergrup-pen zu vermeiden um dem Vertrauensaufbau innerhalb der Kleingruppe genuumlgend Raum zu geben auch aber um die notwendige Verantwortung tragen zu koumlnnen Die Teilnahme an diesem Angebot war freiwillig wenn auch eine regelmaumlszligige Teilnahme erwuumlnscht war Aufgrund bestehender Merkfaumlhigkeitsdefizite wurde der Termin als Erinnerungshilfe in die Therapieplaumlne eingetragen Die Dauer des An-gebots wurde auf eineinhalb Stunden festgelegt wobei eine zeitliche Ausweitung auf Grund der therapiefreien Zeit durchaus moumlglich war Das Mindestmaszlig an Zeit wurde jedoch benoumltigt um einerseits dem Beduumlrfnis nach gegenseitigem Aus-tausch gerecht zu werden andererseits aber auch um eine intensive Arbeit an den Bildern zu ermoumlglichen 322 Zur Auswahl der Teilnehmer Die Auswahl der Teilnehmer wurde in Absprache mit den Teamkollegen und in Einzelfaumlllen mit einzelnen Fachtherapeuten des interdisziplinaumlren Teams getroffen Die Auswahlkriterien gestalteten sich weitgehend aus der Zielsetzung zuruumlckgezo-genen passiven stillen unauffaumllligen einen geschuumltzten Raum zu bieten in wel-chem sie ungestoumlrt und frei von aumluszligeren Einfluumlssen an etwas arbeiten konnten was ihnen Spaszlig machte Alle ausgewaumlhlten Teilnehmer hatten auf Grund ihrer erworbenen Einschraumlnkungen Probleme unterschiedlicher Art im Bereich der Kom-munikation welche sie groumlszligtenteils vor ihrem Aufenthalt gar nicht oder nicht in dieser Weise oder diesem Maszlige erlebt hatten So stuumltzte sich die Auswahl schlussendlich auf Rehabilitanden welche in unterschiedlichem Ausmaszlig in ihrer Kommunikation beeintraumlchtigt waren Hauptauffaumllligkeiten waren dabei Sprachstouml-

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rungen und Sprechstoumlrungen unterschiedlichen Grades Weitere Beeintraumlchtigun-gen zeigten sich in unterschiedlichen koumlrperlichen Bereichen wobei die sog arm-betonte Ataxie bei den meisten der Teilnehmern weniger bis maumlszligig stark ausge-praumlgt war so dass sie ihre Faumlhigkeiten mehr in undifferenzierten Handlungsschrit-ten als in feinmotorischen Kleinarbeiten ausuumlben konnten Neben Koordinations-problemen insbesondere der Arme waren es vermehrt auch Laumlhmungen welche alltaumlgliche Verrichtungen erschwerten Als besonders einschraumlnkend erwiesen sich daruumlber hinaus die schweren Seheinschraumlnkungen einer Rehabilitandin die weit-gehend an der Stimme erkannte mit wem sie kommunizierte Mit der Uumlberzeugung dass jeder Teilnehmer auch mit seinen Einschraumlnkungen kreativ taumltig sein kann und insbesondere das Malen in seiner offenen freien Sicht-weise eine Moumlglichkeit zur Kommunikation darstellt wurden die Teilnehmer in ei-nem persoumlnlichen Gespraumlch auf das Angebot angesprochen und dazu eingeladen Die Teilnehmer im Alter zwischen 17 und 23 Jahren befanden sich alle im Haus der weiterfuumlhrenden Rehabilitation Von Vorteil erschien mir eine gemischtge-schlechtliche Gruppe wie auch das Zusammenleben in der Rehabilitationseinrich-tung gestaltet wird Schlieszliglich galt es bei der Auswahl sowohl das Interesse der Teilnehmer am krea-tiv kuumlnstlerischen Tun zu wecken sowie einzelne Rehabilitanden dazu zu ermuti-gen zu bestaumlrken und zu motivieren sich auf etwas voumlllig Neues aber fuumlr sie nicht Abwegiges einzulassen und dieses auszuprobieren All diese Kriterien fuumlhrten schlieszliglich zur Zusammensetzung der Kreativgruppe mit sechs Teilnehmern 323 Uumlber Lernziele und Lerninhalte Im Hinblick auf die Lernziele lieszligen sich zahlreiche Differenzierungen vornehmen je nachdem aus welchem Blickwinkel diese betrachtet wurden Sowohl die Teil-nehmer der Kreativgruppe als auch die Leiterin brachten eigene Zielsetzungen in die Gruppe ein Die Ziele der Rehabilitanden richteten sich nach Angaben dieser vermehrt nach Freizeitausgleich Freizeitbeschaumlftigung gemuumltlichen Beisammensein in ange-nehmer Atmosphaumlre gemeinsamen Gestalten und vorwiegend dem Entspannen waumlhrend des Malens vom anstrengenden Klinikalltag Im scheinbaren Gegensatz dazu standen die Ziele der Paumldagogin welche sich weniger im Bereich der Ent-spannung durch das Malen oder schlicht der Freude am kreativen Tun der Rehabi-litanden bewegten Die Ziele ihrerseits waren unbestritten Lernziele auf unter-schiedlichen Ebenen

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Als Richtziele kristallisierten sich die Staumlrkung des Selbstwertgefuumlhls und des Selbstbewusstseins der Rehabilitanden und der Aufbau der eigenen Ressourcen die gezielt durch das Malen angesprochen werden sollten heraus Dies sollte so-wohl durch das gemeinsame Tun in der Gruppe als auch der jeweiligen einzelnen Arbeit am Bild erreicht werden So bot den Teilnehmern die Teilnahme an der Gruppe die Moumlglichkeit sich in der kleinen gleich bleibenden Gruppe ohne Drang zu entfalten Schon allein durch die gleiche Taumltigkeit aller war die Basis fuumlr ein Kommunikationsthema gegeben Der Einstieg sich kundzutun wurde damit er-leichtert Das regelmaumlszligige intensive Zusammentreffen und das erworbene Ver-trauen erlaubte es den Teilnehmern sich mehr und mehr zu oumlffnen und ihre Wuumln-sche zu aumluszligern Bezuumlglich der jeweiligen eigenen Arbeit am Bild und dem Ver-staumlndnis des erweiterten Kunstbegriffs als Basis erfuhr der Einzelne dass jeder wenn auch auf andere Art und Weise etwas darstellen kann Die Rehabilitanden lernten sich auf neue Dinge einzulassen sie lernten unterschiedliche Materialien kennen und konnten neue Erfahrungen sammeln Sie erfuhren beim kreativen Tun dass es nicht darauf ankommt alles zu koumlnnen sondern dass es darauf ankommt was der Einzelne aus dem was er mitbringt gestaltet Die Richtziele konnten somit in mehrere Grobziele untergliedert werden So konnte ein erhoumlhtes Selbstvertrauen daran festgemacht werden ob die ansonsten eher verschlossenen Rehabilitanden eine rege Diskussion fuumlhrten und so eine vermehr-te Interaktion und Kommunikation stattfand oder Rehabilitanden die sich zu Be-ginn sehr unsicher waren und sich nicht fuumlr ein Material entscheiden konnten sich zum Ende hin gezielt mit eigener Vorstellung an ein Bild setzten Das Vertrauen auf und der Glaube an die eigenen Ressourcen konnte daran festgemacht werden dass sich die Rehabilitanden an mehrere neue Materialien herantrauten sich in ungewisse Situationen leichter hineinbegeben konnten und mit ihren Arbeiten zu-frieden sein konnten Diese Ziele die innerhalb der Kreativgruppe fokussiert wur-den beschraumlnkten sich aber nicht auf diesen Rahmen denn ein selbstsicheres Auftreten und der verstaumlrkte Glaube an sich selbst waren wenn sie auch sehr abs-trakte Ziele darstellten auch auszligerhalb der Gruppe spuumlrbar So konnte der jeweili-ge Rehabilitand beispielsweise nun auch bei Tisch mit einem lauten bdquoNeinldquo aumluszligern dass er dieses Essen nicht moumlchte Schlieszliglich ergaben sich fuumlr jeden einzelnen Rehabilitanden wenn man so moumlchte noch individuelle Feinziele Diese individuellen Ziele wurden durch den Rehabili-tanden nicht bewusst verfolgt sie stellten unbewusst und moumlglicherweise auch ohne das Wissen des Rehabilitanden allein durch die Auswahl der Methoden Ziele meinerseits dar So trainierte ein Rehabilitand mit schwerer Sehbeeintraumlchtigung

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oder einer schweren Bewegungsstoumlrung ganz automatisch seine Faumlhigkeiten in diesem Bereich auch wenn er dies vielleicht gar nicht gezielt mochte Das Malen dh das kreative Taumltigwerden am Bild bot damit unbestritten eine Viel-zahl an Moumlglichkeiten um unterschiedlichen Zielen gerecht zu werden Es bot die Moumlglichkeit der nonverbalen Ausdrucksmoumlglichkeit des Trainings neuropsycholo-gischer Teilleistungsstoumlrungen eine Moumlglichkeit zum Motivationsaufbau es bot schlicht Freude und Entspannung indem es nicht an Leistung orientiert war und konnte dem Aggressionsabbau dienen indem ein impulsives Malen in diesem Rahmen moumlglich war Das Training sozialer Kompetenzen innerhalb der Gruppe wurde ermoumlglicht aber auch die Selbststaumlndigkeit wurde durch die Auferlegung der eigenen Verantwortung fuumlr das Gemalte unterstuumltzt Motorische Faumlhigkeiten wurden bei jeglicher Art des Malens gefoumlrdert und auch die Foumlrderung von gege-benen Talenten konnte in diesem Rahmen aufgegriffen werden Es gab somit unbestritten Zielsetzungen auf Seiten der Rehabilitanden und auf Seiten der Sozialpaumldagogin die sich gleich different oder fuumlr den jeweils anderen nicht sichtbar und evt gar nicht gewollt darstellen So koumlnnen durch die richtige Auswahl der Methoden unterschiedliche Ziele auf unterschiedlichen Ebenen er-reicht werden 324 Uumlber den Einsatz von Methoden Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen die Auswahl der Teilnehmer sowie die Dimensionen der Zielsetzungen wurden innerhalb der Sozialen Gruppenarbeit Elemente des Begleiteten Malens nach EGGER als methodische Gestaltung der Kreativgruppe umgesetzt wobei Soziale Gruppenarbeit in diesem Fall als bdquoeine Methode der Sozialarbeit die den Einzelnen durch sinnvolle Gruppenerlebnisse hilft ihre soziale Funktionsfaumlhigkeit zu steigern und ihren persoumlnlichen Problemen ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des oumlffentlichen Lebens besser gewachsen zu seinldquo verstanden wird Der Ansatz des Begleiteten Malens lieszlig sich in das Handlungsfeld der Neurologi-schen Rehabilitation angemessen eingliedern da er durch den flexibel zu gestal-tenden Einsatz keine kostenintensiven und ausgefallenen Materialien erforderte Daruumlber hinaus bietet der Ansatz hervorragende Moumlglichkeiten auch ohne erhebli-che Vorkenntnisse im kunsttherapeutischen Bereich das Begleitete Malen in ab-gewandelter Form umzusetzen Die einzelnen Aspekte dieses Ansatzes wurden daher hier nicht in ausdifferenzierter Weise uumlbernommen sondern nur in sofern als dass es die Rahmenbedingungen des Angebots zulieszligen in die methodische

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Umsetzung integriert und fuumlr die Leiterin als Handlungsleitlinien zu den maszliggebli-chen Richtlinien Bei den konkreten Aktivitaumlten handelte es sich um Malaktivitaumlten mit unterschiedli-chen Materialien Den Techniken und Thematiken die jeder einzelne Rehabilitand mitbrachte waren keine Grenzen gesetzt Es duumlrfte experimentiert werden dh es fand keine Themenvorgabe statt Innerhalb der zur Verfuumlgung stehenden Utensi-lien der individuellen Motivation und dem gegebenen Zeitrahmen konnte dem kreativen Prozess freien Lauf gewaumlhrt werden Auch konnte der Rehabilitand selbst entscheiden ob er stehend oder sitzend arbeiten moumlchte je nach Moumlglich-keiten und Einschraumlnkungen konnte hier auch mit Hilfestellungen die richtige Posi-tion gefunden werden Begleitet wurden diese Aktivitaumlten stets von der unterstuumlt-zenden Begleitperson dh der Sozialpaumldagogin welche jedoch mehr und mehr in den Hintergrund ruumlckten sollte und schlieszliglich mehr als bdquoDienerldquo im Sinne der Ma-terialbereitstellung fungierte Bei der Umsetzung des Begleiteten Malens nach EGGER waren jedoch nicht nur Freiraumlume gegeben sondern auch wichtige Krite-rien zu beachten die sowohl den kuumlnstlerischen Prozess den Einzelnen in der Gruppe als auch die Gruppe als Gesamtes betrafen Es galt gewisse bdquoGruppenregelnldquo im Sinne des Zusammenseins aufzugreifen diese umzusetzen und ggf auch in Erinnerung zu rufen sollten sie in Vergessen-heit geraten Allgemeine Richtlinien im Hinblick auf die Arbeit in der Gruppe waren das Sauberhalten des jeweils eigenen Malplatzes und die gemeinsame Benutzung der Materialien Dies implizierte dass die Materialien jedem gleichsam zu Verfuuml-gung standen und diese auch nach der individuellen Nutzung den anderen Teil-nehmern wieder auf dem Angebotstisch zu Verfuumlgung gestellt wurden Ebenso galt das gemeinsame Aufraumlumen am Ende der Sitzung als allgemeine Uumlbereinkunft Auf Grund der vielfaumlltigen individuellen Einschraumlnkungen der Rehabilitanden ver-langte der gegenseitige Umgang ein hohes Potential an Ruumlcksichtnahme eines Einzelnen ab Das gegenseitige Kennen lernen war dabei von groszliger Bedeutung Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig einschaumltzen und respektieren lernen Die gegenseitige Begruumlszligung und die ersten Gespraumlchsminuten zu Beginn jeder Sit-zung trugen dazu bei die Stimmungen der Einzelnen wahrzunehmen und wurden daher gezielt eingeraumlumt Weitere Richtlinien die mit den Teilnehmern gemeinsam oder allein von Seiten der Teilnehmer gesetzt wurden waren ua dass die Informationen innerhalb der Gruppe auch in der Gruppe bleiben sollten so dass persoumlnliche Inhalte nicht nach auszligen getragen werden sollten Dies oumlffnete fuumlr alle die Moumlglichkeit persoumlnliche Stimmungslagen und Probleme zB auch in Bezug auf die Behinderungsverarbei-tung kundzutun wenn diese fuumlr den Einzelnen von Bedeutung waren

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

Page 17: SR26 d - Hegau-Jugendwerk Gailingen GmbH · Title: Microsoft Word - SR26 d.doc Author: rinni Created Date: 11/30/2011 3:31:13 PM

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gen des Verhaltens und Erlebens wie eine mangelnde Selbstwahrnehmung die Beeintraumlchtigung des problemloumlsenden Denkens und des Kritik- und Urteilvermouml-gens welche insbesondere dem Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes zugerechnet werden koumlnnen Die Aufenthaltsdauer kann deshalb je nach Schwere der Schaumldigung und individu-ellen Faktoren von einigen wenigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten und in Einzelfaumlllen auch Jahren variieren 313 Der Sozialpaumldagogische Dienst im Hegau-Jugendwerk Die Mitarbeiter des Sozialpaumldagogischen Dienstes im Hegau-Jugendwerk arbeiten gemeinsam mit den Mitarbeitern des Pflegedienstes sozusagen im sozialen Nah-raum der Rehabilitanden Sie arbeiten im Schichtdienst und sind deshalb vorwie-gend auch jene Berufsgruppe des interdisziplinaumlren Teams welche die Rehabili-tanden in ihrer therapiefreien Zeit begleiten Allein aus dieser Tatsache heraus ergibt sich der Schwerpunkt sozialpaumldagogischer Arbeit und gleichsam auch der Stellenwert der Sozialpaumldagogik innerhalb des gesamten Rehabilitationskonzep-tes Im Sinne des allgemeinen Zieles sozialpaumldagogischen Handelns gilt es bdquoeinen Beitrag zur Verbesserung von Lebenschancen und Lebensbedingungen von hilfs-beduumlrftigen Einzelpersonen und Gruppen zu leistenldquo Das Augenmerk des Sozial-paumldagogen ist damit auf die sog psychosoziale Rehabilitation gerichtet Durch gezielte Unterstuumltzung von Lernprozessen soll eine soziale Integration des Rehabi-litanden in die Gesamtheit seines sozialen Umfeldes ermoumlglicht werden Ziel ist es dem Rehabilitanden durch sozialpaumldagogische Angebote zu Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln sowie auch zu sozialer Kompetenz zu verhelfen welche ihnen ein eigenverantwortliches selbstbestimmtes Leben ermoumlglicht Paumldagogische Aufgaben verorten sich deshalb in den Bereichen Hilfestellung bei der Krankheitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der Entwick-lung von emotionaler Stabilitaumlt Selbstvertrauen und Eigenverantwortlichkeit das gezielte Eroumlffnen von Moumlglichkeiten zum (Wieder-)Erlernen vormals beherrschter Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Foumlrderung der Selbstbestimmung und Selbst-staumlndigkeit in lebenspraktischen Bereichen die Foumlrderung der Kommunikations- und Konfliktfaumlhigkeit die Bearbeitung von Verhaltensauffaumllligkeiten und das ge-meinsame Erarbeiten von Verhaltensalternativen die Unterstuumltzung der Rehabili-tanden bei der Wiedererlangung von Gruppenfaumlhigkeit und die Bearbeitung von Fragen im Rahmen der Entwicklung neuer Lebensperspektiven

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Dies alles geschieht in gezielt eingerichteten Einzel- und Gruppensituationen sowie im freieren Rahmen auszligerhalb der Therapien unter Anwendung unterschiedlicher bdquomethodischer Vorgehensweisenldquo Die Sozialpaumldagogen bearbeiten demnach gemeinsam mit dem Patienten und im interdisziplinaumlren Team Fragen im Rahmen neuer Lebensperspektiven der Selbst-verwirklichung und sozialer Kompetenz des Rehabilitanden Hierbei spielen die Beziehungsarbeit und auch die Zuwendung aufbauend auf einer verstaumlndnis- und vertrauensvollen Basis eine zentrale Rolle Nach der erfolgten Analyse der Ausgangssituation folgen nun im zweiten Teil-schritt die fuumlr die Planung notwendigen didaktisch-methodischen Uumlberlegungen 32 Didaktisch-methodische Uumlberlegungen zum Kreativangebot Im Sinne des zweiten Schrittes im Prozess der didaktischen Reflexion der Pla-nung stehen im Folgenden didaktisch-methodische Uumlberlegungen die sowohl Entscheidungen wie auch Vorbereitungen zur Umsetzung des Kreativangebots beinhalten im Mittelpunkt Dabei gehen sowohl Uumlberlegungen zu den aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots als auch zu der Auswahl der Teilnehmer und Uumlberlegungen zu Lernzielen und Lerninhalten ein Auch die sich hieraus ergeben-de Auswahl und der Einsatz von Methoden und Materialien stehen im Mittelpunkt 321 Die aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots Die Durchfuumlhrung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots hatte sich aus mehreren Gruumlnden angeboten Erstens waren durch die bestehenden sozial-paumldagogischen Gruppenangebote die meisten Bereiche abgedeckt Eine Luumlcke bestand aus meiner Sicht nur noch in einem kuumlnstlerischen Angebot welches ich aus mehreren Gruumlnden als sehr sinnvoll und notwendig erachtete Es bestanden fuumlr jene die Interesse an kuumlnstlerischen Betaumltigungen zeigten nur wenige Moumlg-lichkeiten ihre Kreativitaumlt im Rahmen der Freizeit zu entfalten Ein weiterer und nicht unwichtiger Aspekt solch ein Angebot aufzunehmen fuumlhrte auf die Spezifika des Klientel bezuumlglich ihrer Beeintraumlchtigungen zuruumlck Das Selbstbewusstsein und die Selbststaumlndigkeit vieler Patienten sind durch einen Unfall oder eine Krank-heit stark beeintraumlchtigt Erschwerend kommen haumlufig koumlrperliche undoder schwe-re Sinnesbeeintraumlchtigungen hinzu die die Kommunikationsfaumlhigkeit beeintraumlchti-gen Auf diesem Hintergrund ist der kuumlnstlerische Ausdruck bei dem es kein richtig

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oder falsch gibt mE eine einerseits nicht unbeachtliche Moumlglichkeit des Aus-drucks andererseits aber auch der Raum in dem die Rehabilitanden selbst ent-scheiden und Verantwortung fuumlr ihr Tun uumlbernehmen und sich auf Neues einlassen koumlnnen Ein weiterer Grund ergab sich aus der Zielsetzung den Rehabilitanden die Moumlg-lichkeit zu geben den vorhandenen Wohnraum mitzugestalten All diese Gruumlnde fuumlhrten schlieszliglich dazu das kunsttherapeutisch orientierte Krea-tivangebot einmal woumlchentlich zu einem festen Termin durchzufuumlhren Das Ange-bot fand in acht Sitzungen statt und wurde auf Grund der kurzen Aufenthaltsdauer der Rehabilitanden und der begrenzten Zeit vorerst nach der achten Sitzung been-det Auch sollte es eine geschlossene gleich bleibende Gruppe sein um den Re-habilitanden das Gefuumlhl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben Die Teilneh-merzahl wurde auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt um die Bildung von Untergrup-pen zu vermeiden um dem Vertrauensaufbau innerhalb der Kleingruppe genuumlgend Raum zu geben auch aber um die notwendige Verantwortung tragen zu koumlnnen Die Teilnahme an diesem Angebot war freiwillig wenn auch eine regelmaumlszligige Teilnahme erwuumlnscht war Aufgrund bestehender Merkfaumlhigkeitsdefizite wurde der Termin als Erinnerungshilfe in die Therapieplaumlne eingetragen Die Dauer des An-gebots wurde auf eineinhalb Stunden festgelegt wobei eine zeitliche Ausweitung auf Grund der therapiefreien Zeit durchaus moumlglich war Das Mindestmaszlig an Zeit wurde jedoch benoumltigt um einerseits dem Beduumlrfnis nach gegenseitigem Aus-tausch gerecht zu werden andererseits aber auch um eine intensive Arbeit an den Bildern zu ermoumlglichen 322 Zur Auswahl der Teilnehmer Die Auswahl der Teilnehmer wurde in Absprache mit den Teamkollegen und in Einzelfaumlllen mit einzelnen Fachtherapeuten des interdisziplinaumlren Teams getroffen Die Auswahlkriterien gestalteten sich weitgehend aus der Zielsetzung zuruumlckgezo-genen passiven stillen unauffaumllligen einen geschuumltzten Raum zu bieten in wel-chem sie ungestoumlrt und frei von aumluszligeren Einfluumlssen an etwas arbeiten konnten was ihnen Spaszlig machte Alle ausgewaumlhlten Teilnehmer hatten auf Grund ihrer erworbenen Einschraumlnkungen Probleme unterschiedlicher Art im Bereich der Kom-munikation welche sie groumlszligtenteils vor ihrem Aufenthalt gar nicht oder nicht in dieser Weise oder diesem Maszlige erlebt hatten So stuumltzte sich die Auswahl schlussendlich auf Rehabilitanden welche in unterschiedlichem Ausmaszlig in ihrer Kommunikation beeintraumlchtigt waren Hauptauffaumllligkeiten waren dabei Sprachstouml-

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rungen und Sprechstoumlrungen unterschiedlichen Grades Weitere Beeintraumlchtigun-gen zeigten sich in unterschiedlichen koumlrperlichen Bereichen wobei die sog arm-betonte Ataxie bei den meisten der Teilnehmern weniger bis maumlszligig stark ausge-praumlgt war so dass sie ihre Faumlhigkeiten mehr in undifferenzierten Handlungsschrit-ten als in feinmotorischen Kleinarbeiten ausuumlben konnten Neben Koordinations-problemen insbesondere der Arme waren es vermehrt auch Laumlhmungen welche alltaumlgliche Verrichtungen erschwerten Als besonders einschraumlnkend erwiesen sich daruumlber hinaus die schweren Seheinschraumlnkungen einer Rehabilitandin die weit-gehend an der Stimme erkannte mit wem sie kommunizierte Mit der Uumlberzeugung dass jeder Teilnehmer auch mit seinen Einschraumlnkungen kreativ taumltig sein kann und insbesondere das Malen in seiner offenen freien Sicht-weise eine Moumlglichkeit zur Kommunikation darstellt wurden die Teilnehmer in ei-nem persoumlnlichen Gespraumlch auf das Angebot angesprochen und dazu eingeladen Die Teilnehmer im Alter zwischen 17 und 23 Jahren befanden sich alle im Haus der weiterfuumlhrenden Rehabilitation Von Vorteil erschien mir eine gemischtge-schlechtliche Gruppe wie auch das Zusammenleben in der Rehabilitationseinrich-tung gestaltet wird Schlieszliglich galt es bei der Auswahl sowohl das Interesse der Teilnehmer am krea-tiv kuumlnstlerischen Tun zu wecken sowie einzelne Rehabilitanden dazu zu ermuti-gen zu bestaumlrken und zu motivieren sich auf etwas voumlllig Neues aber fuumlr sie nicht Abwegiges einzulassen und dieses auszuprobieren All diese Kriterien fuumlhrten schlieszliglich zur Zusammensetzung der Kreativgruppe mit sechs Teilnehmern 323 Uumlber Lernziele und Lerninhalte Im Hinblick auf die Lernziele lieszligen sich zahlreiche Differenzierungen vornehmen je nachdem aus welchem Blickwinkel diese betrachtet wurden Sowohl die Teil-nehmer der Kreativgruppe als auch die Leiterin brachten eigene Zielsetzungen in die Gruppe ein Die Ziele der Rehabilitanden richteten sich nach Angaben dieser vermehrt nach Freizeitausgleich Freizeitbeschaumlftigung gemuumltlichen Beisammensein in ange-nehmer Atmosphaumlre gemeinsamen Gestalten und vorwiegend dem Entspannen waumlhrend des Malens vom anstrengenden Klinikalltag Im scheinbaren Gegensatz dazu standen die Ziele der Paumldagogin welche sich weniger im Bereich der Ent-spannung durch das Malen oder schlicht der Freude am kreativen Tun der Rehabi-litanden bewegten Die Ziele ihrerseits waren unbestritten Lernziele auf unter-schiedlichen Ebenen

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Als Richtziele kristallisierten sich die Staumlrkung des Selbstwertgefuumlhls und des Selbstbewusstseins der Rehabilitanden und der Aufbau der eigenen Ressourcen die gezielt durch das Malen angesprochen werden sollten heraus Dies sollte so-wohl durch das gemeinsame Tun in der Gruppe als auch der jeweiligen einzelnen Arbeit am Bild erreicht werden So bot den Teilnehmern die Teilnahme an der Gruppe die Moumlglichkeit sich in der kleinen gleich bleibenden Gruppe ohne Drang zu entfalten Schon allein durch die gleiche Taumltigkeit aller war die Basis fuumlr ein Kommunikationsthema gegeben Der Einstieg sich kundzutun wurde damit er-leichtert Das regelmaumlszligige intensive Zusammentreffen und das erworbene Ver-trauen erlaubte es den Teilnehmern sich mehr und mehr zu oumlffnen und ihre Wuumln-sche zu aumluszligern Bezuumlglich der jeweiligen eigenen Arbeit am Bild und dem Ver-staumlndnis des erweiterten Kunstbegriffs als Basis erfuhr der Einzelne dass jeder wenn auch auf andere Art und Weise etwas darstellen kann Die Rehabilitanden lernten sich auf neue Dinge einzulassen sie lernten unterschiedliche Materialien kennen und konnten neue Erfahrungen sammeln Sie erfuhren beim kreativen Tun dass es nicht darauf ankommt alles zu koumlnnen sondern dass es darauf ankommt was der Einzelne aus dem was er mitbringt gestaltet Die Richtziele konnten somit in mehrere Grobziele untergliedert werden So konnte ein erhoumlhtes Selbstvertrauen daran festgemacht werden ob die ansonsten eher verschlossenen Rehabilitanden eine rege Diskussion fuumlhrten und so eine vermehr-te Interaktion und Kommunikation stattfand oder Rehabilitanden die sich zu Be-ginn sehr unsicher waren und sich nicht fuumlr ein Material entscheiden konnten sich zum Ende hin gezielt mit eigener Vorstellung an ein Bild setzten Das Vertrauen auf und der Glaube an die eigenen Ressourcen konnte daran festgemacht werden dass sich die Rehabilitanden an mehrere neue Materialien herantrauten sich in ungewisse Situationen leichter hineinbegeben konnten und mit ihren Arbeiten zu-frieden sein konnten Diese Ziele die innerhalb der Kreativgruppe fokussiert wur-den beschraumlnkten sich aber nicht auf diesen Rahmen denn ein selbstsicheres Auftreten und der verstaumlrkte Glaube an sich selbst waren wenn sie auch sehr abs-trakte Ziele darstellten auch auszligerhalb der Gruppe spuumlrbar So konnte der jeweili-ge Rehabilitand beispielsweise nun auch bei Tisch mit einem lauten bdquoNeinldquo aumluszligern dass er dieses Essen nicht moumlchte Schlieszliglich ergaben sich fuumlr jeden einzelnen Rehabilitanden wenn man so moumlchte noch individuelle Feinziele Diese individuellen Ziele wurden durch den Rehabili-tanden nicht bewusst verfolgt sie stellten unbewusst und moumlglicherweise auch ohne das Wissen des Rehabilitanden allein durch die Auswahl der Methoden Ziele meinerseits dar So trainierte ein Rehabilitand mit schwerer Sehbeeintraumlchtigung

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oder einer schweren Bewegungsstoumlrung ganz automatisch seine Faumlhigkeiten in diesem Bereich auch wenn er dies vielleicht gar nicht gezielt mochte Das Malen dh das kreative Taumltigwerden am Bild bot damit unbestritten eine Viel-zahl an Moumlglichkeiten um unterschiedlichen Zielen gerecht zu werden Es bot die Moumlglichkeit der nonverbalen Ausdrucksmoumlglichkeit des Trainings neuropsycholo-gischer Teilleistungsstoumlrungen eine Moumlglichkeit zum Motivationsaufbau es bot schlicht Freude und Entspannung indem es nicht an Leistung orientiert war und konnte dem Aggressionsabbau dienen indem ein impulsives Malen in diesem Rahmen moumlglich war Das Training sozialer Kompetenzen innerhalb der Gruppe wurde ermoumlglicht aber auch die Selbststaumlndigkeit wurde durch die Auferlegung der eigenen Verantwortung fuumlr das Gemalte unterstuumltzt Motorische Faumlhigkeiten wurden bei jeglicher Art des Malens gefoumlrdert und auch die Foumlrderung von gege-benen Talenten konnte in diesem Rahmen aufgegriffen werden Es gab somit unbestritten Zielsetzungen auf Seiten der Rehabilitanden und auf Seiten der Sozialpaumldagogin die sich gleich different oder fuumlr den jeweils anderen nicht sichtbar und evt gar nicht gewollt darstellen So koumlnnen durch die richtige Auswahl der Methoden unterschiedliche Ziele auf unterschiedlichen Ebenen er-reicht werden 324 Uumlber den Einsatz von Methoden Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen die Auswahl der Teilnehmer sowie die Dimensionen der Zielsetzungen wurden innerhalb der Sozialen Gruppenarbeit Elemente des Begleiteten Malens nach EGGER als methodische Gestaltung der Kreativgruppe umgesetzt wobei Soziale Gruppenarbeit in diesem Fall als bdquoeine Methode der Sozialarbeit die den Einzelnen durch sinnvolle Gruppenerlebnisse hilft ihre soziale Funktionsfaumlhigkeit zu steigern und ihren persoumlnlichen Problemen ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des oumlffentlichen Lebens besser gewachsen zu seinldquo verstanden wird Der Ansatz des Begleiteten Malens lieszlig sich in das Handlungsfeld der Neurologi-schen Rehabilitation angemessen eingliedern da er durch den flexibel zu gestal-tenden Einsatz keine kostenintensiven und ausgefallenen Materialien erforderte Daruumlber hinaus bietet der Ansatz hervorragende Moumlglichkeiten auch ohne erhebli-che Vorkenntnisse im kunsttherapeutischen Bereich das Begleitete Malen in ab-gewandelter Form umzusetzen Die einzelnen Aspekte dieses Ansatzes wurden daher hier nicht in ausdifferenzierter Weise uumlbernommen sondern nur in sofern als dass es die Rahmenbedingungen des Angebots zulieszligen in die methodische

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Umsetzung integriert und fuumlr die Leiterin als Handlungsleitlinien zu den maszliggebli-chen Richtlinien Bei den konkreten Aktivitaumlten handelte es sich um Malaktivitaumlten mit unterschiedli-chen Materialien Den Techniken und Thematiken die jeder einzelne Rehabilitand mitbrachte waren keine Grenzen gesetzt Es duumlrfte experimentiert werden dh es fand keine Themenvorgabe statt Innerhalb der zur Verfuumlgung stehenden Utensi-lien der individuellen Motivation und dem gegebenen Zeitrahmen konnte dem kreativen Prozess freien Lauf gewaumlhrt werden Auch konnte der Rehabilitand selbst entscheiden ob er stehend oder sitzend arbeiten moumlchte je nach Moumlglich-keiten und Einschraumlnkungen konnte hier auch mit Hilfestellungen die richtige Posi-tion gefunden werden Begleitet wurden diese Aktivitaumlten stets von der unterstuumlt-zenden Begleitperson dh der Sozialpaumldagogin welche jedoch mehr und mehr in den Hintergrund ruumlckten sollte und schlieszliglich mehr als bdquoDienerldquo im Sinne der Ma-terialbereitstellung fungierte Bei der Umsetzung des Begleiteten Malens nach EGGER waren jedoch nicht nur Freiraumlume gegeben sondern auch wichtige Krite-rien zu beachten die sowohl den kuumlnstlerischen Prozess den Einzelnen in der Gruppe als auch die Gruppe als Gesamtes betrafen Es galt gewisse bdquoGruppenregelnldquo im Sinne des Zusammenseins aufzugreifen diese umzusetzen und ggf auch in Erinnerung zu rufen sollten sie in Vergessen-heit geraten Allgemeine Richtlinien im Hinblick auf die Arbeit in der Gruppe waren das Sauberhalten des jeweils eigenen Malplatzes und die gemeinsame Benutzung der Materialien Dies implizierte dass die Materialien jedem gleichsam zu Verfuuml-gung standen und diese auch nach der individuellen Nutzung den anderen Teil-nehmern wieder auf dem Angebotstisch zu Verfuumlgung gestellt wurden Ebenso galt das gemeinsame Aufraumlumen am Ende der Sitzung als allgemeine Uumlbereinkunft Auf Grund der vielfaumlltigen individuellen Einschraumlnkungen der Rehabilitanden ver-langte der gegenseitige Umgang ein hohes Potential an Ruumlcksichtnahme eines Einzelnen ab Das gegenseitige Kennen lernen war dabei von groszliger Bedeutung Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig einschaumltzen und respektieren lernen Die gegenseitige Begruumlszligung und die ersten Gespraumlchsminuten zu Beginn jeder Sit-zung trugen dazu bei die Stimmungen der Einzelnen wahrzunehmen und wurden daher gezielt eingeraumlumt Weitere Richtlinien die mit den Teilnehmern gemeinsam oder allein von Seiten der Teilnehmer gesetzt wurden waren ua dass die Informationen innerhalb der Gruppe auch in der Gruppe bleiben sollten so dass persoumlnliche Inhalte nicht nach auszligen getragen werden sollten Dies oumlffnete fuumlr alle die Moumlglichkeit persoumlnliche Stimmungslagen und Probleme zB auch in Bezug auf die Behinderungsverarbei-tung kundzutun wenn diese fuumlr den Einzelnen von Bedeutung waren

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

Page 18: SR26 d - Hegau-Jugendwerk Gailingen GmbH · Title: Microsoft Word - SR26 d.doc Author: rinni Created Date: 11/30/2011 3:31:13 PM

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Dies alles geschieht in gezielt eingerichteten Einzel- und Gruppensituationen sowie im freieren Rahmen auszligerhalb der Therapien unter Anwendung unterschiedlicher bdquomethodischer Vorgehensweisenldquo Die Sozialpaumldagogen bearbeiten demnach gemeinsam mit dem Patienten und im interdisziplinaumlren Team Fragen im Rahmen neuer Lebensperspektiven der Selbst-verwirklichung und sozialer Kompetenz des Rehabilitanden Hierbei spielen die Beziehungsarbeit und auch die Zuwendung aufbauend auf einer verstaumlndnis- und vertrauensvollen Basis eine zentrale Rolle Nach der erfolgten Analyse der Ausgangssituation folgen nun im zweiten Teil-schritt die fuumlr die Planung notwendigen didaktisch-methodischen Uumlberlegungen 32 Didaktisch-methodische Uumlberlegungen zum Kreativangebot Im Sinne des zweiten Schrittes im Prozess der didaktischen Reflexion der Pla-nung stehen im Folgenden didaktisch-methodische Uumlberlegungen die sowohl Entscheidungen wie auch Vorbereitungen zur Umsetzung des Kreativangebots beinhalten im Mittelpunkt Dabei gehen sowohl Uumlberlegungen zu den aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots als auch zu der Auswahl der Teilnehmer und Uumlberlegungen zu Lernzielen und Lerninhalten ein Auch die sich hieraus ergeben-de Auswahl und der Einsatz von Methoden und Materialien stehen im Mittelpunkt 321 Die aumluszligeren Rahmenbedingungen des Angebots Die Durchfuumlhrung eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots hatte sich aus mehreren Gruumlnden angeboten Erstens waren durch die bestehenden sozial-paumldagogischen Gruppenangebote die meisten Bereiche abgedeckt Eine Luumlcke bestand aus meiner Sicht nur noch in einem kuumlnstlerischen Angebot welches ich aus mehreren Gruumlnden als sehr sinnvoll und notwendig erachtete Es bestanden fuumlr jene die Interesse an kuumlnstlerischen Betaumltigungen zeigten nur wenige Moumlg-lichkeiten ihre Kreativitaumlt im Rahmen der Freizeit zu entfalten Ein weiterer und nicht unwichtiger Aspekt solch ein Angebot aufzunehmen fuumlhrte auf die Spezifika des Klientel bezuumlglich ihrer Beeintraumlchtigungen zuruumlck Das Selbstbewusstsein und die Selbststaumlndigkeit vieler Patienten sind durch einen Unfall oder eine Krank-heit stark beeintraumlchtigt Erschwerend kommen haumlufig koumlrperliche undoder schwe-re Sinnesbeeintraumlchtigungen hinzu die die Kommunikationsfaumlhigkeit beeintraumlchti-gen Auf diesem Hintergrund ist der kuumlnstlerische Ausdruck bei dem es kein richtig

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oder falsch gibt mE eine einerseits nicht unbeachtliche Moumlglichkeit des Aus-drucks andererseits aber auch der Raum in dem die Rehabilitanden selbst ent-scheiden und Verantwortung fuumlr ihr Tun uumlbernehmen und sich auf Neues einlassen koumlnnen Ein weiterer Grund ergab sich aus der Zielsetzung den Rehabilitanden die Moumlg-lichkeit zu geben den vorhandenen Wohnraum mitzugestalten All diese Gruumlnde fuumlhrten schlieszliglich dazu das kunsttherapeutisch orientierte Krea-tivangebot einmal woumlchentlich zu einem festen Termin durchzufuumlhren Das Ange-bot fand in acht Sitzungen statt und wurde auf Grund der kurzen Aufenthaltsdauer der Rehabilitanden und der begrenzten Zeit vorerst nach der achten Sitzung been-det Auch sollte es eine geschlossene gleich bleibende Gruppe sein um den Re-habilitanden das Gefuumlhl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben Die Teilneh-merzahl wurde auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt um die Bildung von Untergrup-pen zu vermeiden um dem Vertrauensaufbau innerhalb der Kleingruppe genuumlgend Raum zu geben auch aber um die notwendige Verantwortung tragen zu koumlnnen Die Teilnahme an diesem Angebot war freiwillig wenn auch eine regelmaumlszligige Teilnahme erwuumlnscht war Aufgrund bestehender Merkfaumlhigkeitsdefizite wurde der Termin als Erinnerungshilfe in die Therapieplaumlne eingetragen Die Dauer des An-gebots wurde auf eineinhalb Stunden festgelegt wobei eine zeitliche Ausweitung auf Grund der therapiefreien Zeit durchaus moumlglich war Das Mindestmaszlig an Zeit wurde jedoch benoumltigt um einerseits dem Beduumlrfnis nach gegenseitigem Aus-tausch gerecht zu werden andererseits aber auch um eine intensive Arbeit an den Bildern zu ermoumlglichen 322 Zur Auswahl der Teilnehmer Die Auswahl der Teilnehmer wurde in Absprache mit den Teamkollegen und in Einzelfaumlllen mit einzelnen Fachtherapeuten des interdisziplinaumlren Teams getroffen Die Auswahlkriterien gestalteten sich weitgehend aus der Zielsetzung zuruumlckgezo-genen passiven stillen unauffaumllligen einen geschuumltzten Raum zu bieten in wel-chem sie ungestoumlrt und frei von aumluszligeren Einfluumlssen an etwas arbeiten konnten was ihnen Spaszlig machte Alle ausgewaumlhlten Teilnehmer hatten auf Grund ihrer erworbenen Einschraumlnkungen Probleme unterschiedlicher Art im Bereich der Kom-munikation welche sie groumlszligtenteils vor ihrem Aufenthalt gar nicht oder nicht in dieser Weise oder diesem Maszlige erlebt hatten So stuumltzte sich die Auswahl schlussendlich auf Rehabilitanden welche in unterschiedlichem Ausmaszlig in ihrer Kommunikation beeintraumlchtigt waren Hauptauffaumllligkeiten waren dabei Sprachstouml-

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rungen und Sprechstoumlrungen unterschiedlichen Grades Weitere Beeintraumlchtigun-gen zeigten sich in unterschiedlichen koumlrperlichen Bereichen wobei die sog arm-betonte Ataxie bei den meisten der Teilnehmern weniger bis maumlszligig stark ausge-praumlgt war so dass sie ihre Faumlhigkeiten mehr in undifferenzierten Handlungsschrit-ten als in feinmotorischen Kleinarbeiten ausuumlben konnten Neben Koordinations-problemen insbesondere der Arme waren es vermehrt auch Laumlhmungen welche alltaumlgliche Verrichtungen erschwerten Als besonders einschraumlnkend erwiesen sich daruumlber hinaus die schweren Seheinschraumlnkungen einer Rehabilitandin die weit-gehend an der Stimme erkannte mit wem sie kommunizierte Mit der Uumlberzeugung dass jeder Teilnehmer auch mit seinen Einschraumlnkungen kreativ taumltig sein kann und insbesondere das Malen in seiner offenen freien Sicht-weise eine Moumlglichkeit zur Kommunikation darstellt wurden die Teilnehmer in ei-nem persoumlnlichen Gespraumlch auf das Angebot angesprochen und dazu eingeladen Die Teilnehmer im Alter zwischen 17 und 23 Jahren befanden sich alle im Haus der weiterfuumlhrenden Rehabilitation Von Vorteil erschien mir eine gemischtge-schlechtliche Gruppe wie auch das Zusammenleben in der Rehabilitationseinrich-tung gestaltet wird Schlieszliglich galt es bei der Auswahl sowohl das Interesse der Teilnehmer am krea-tiv kuumlnstlerischen Tun zu wecken sowie einzelne Rehabilitanden dazu zu ermuti-gen zu bestaumlrken und zu motivieren sich auf etwas voumlllig Neues aber fuumlr sie nicht Abwegiges einzulassen und dieses auszuprobieren All diese Kriterien fuumlhrten schlieszliglich zur Zusammensetzung der Kreativgruppe mit sechs Teilnehmern 323 Uumlber Lernziele und Lerninhalte Im Hinblick auf die Lernziele lieszligen sich zahlreiche Differenzierungen vornehmen je nachdem aus welchem Blickwinkel diese betrachtet wurden Sowohl die Teil-nehmer der Kreativgruppe als auch die Leiterin brachten eigene Zielsetzungen in die Gruppe ein Die Ziele der Rehabilitanden richteten sich nach Angaben dieser vermehrt nach Freizeitausgleich Freizeitbeschaumlftigung gemuumltlichen Beisammensein in ange-nehmer Atmosphaumlre gemeinsamen Gestalten und vorwiegend dem Entspannen waumlhrend des Malens vom anstrengenden Klinikalltag Im scheinbaren Gegensatz dazu standen die Ziele der Paumldagogin welche sich weniger im Bereich der Ent-spannung durch das Malen oder schlicht der Freude am kreativen Tun der Rehabi-litanden bewegten Die Ziele ihrerseits waren unbestritten Lernziele auf unter-schiedlichen Ebenen

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Als Richtziele kristallisierten sich die Staumlrkung des Selbstwertgefuumlhls und des Selbstbewusstseins der Rehabilitanden und der Aufbau der eigenen Ressourcen die gezielt durch das Malen angesprochen werden sollten heraus Dies sollte so-wohl durch das gemeinsame Tun in der Gruppe als auch der jeweiligen einzelnen Arbeit am Bild erreicht werden So bot den Teilnehmern die Teilnahme an der Gruppe die Moumlglichkeit sich in der kleinen gleich bleibenden Gruppe ohne Drang zu entfalten Schon allein durch die gleiche Taumltigkeit aller war die Basis fuumlr ein Kommunikationsthema gegeben Der Einstieg sich kundzutun wurde damit er-leichtert Das regelmaumlszligige intensive Zusammentreffen und das erworbene Ver-trauen erlaubte es den Teilnehmern sich mehr und mehr zu oumlffnen und ihre Wuumln-sche zu aumluszligern Bezuumlglich der jeweiligen eigenen Arbeit am Bild und dem Ver-staumlndnis des erweiterten Kunstbegriffs als Basis erfuhr der Einzelne dass jeder wenn auch auf andere Art und Weise etwas darstellen kann Die Rehabilitanden lernten sich auf neue Dinge einzulassen sie lernten unterschiedliche Materialien kennen und konnten neue Erfahrungen sammeln Sie erfuhren beim kreativen Tun dass es nicht darauf ankommt alles zu koumlnnen sondern dass es darauf ankommt was der Einzelne aus dem was er mitbringt gestaltet Die Richtziele konnten somit in mehrere Grobziele untergliedert werden So konnte ein erhoumlhtes Selbstvertrauen daran festgemacht werden ob die ansonsten eher verschlossenen Rehabilitanden eine rege Diskussion fuumlhrten und so eine vermehr-te Interaktion und Kommunikation stattfand oder Rehabilitanden die sich zu Be-ginn sehr unsicher waren und sich nicht fuumlr ein Material entscheiden konnten sich zum Ende hin gezielt mit eigener Vorstellung an ein Bild setzten Das Vertrauen auf und der Glaube an die eigenen Ressourcen konnte daran festgemacht werden dass sich die Rehabilitanden an mehrere neue Materialien herantrauten sich in ungewisse Situationen leichter hineinbegeben konnten und mit ihren Arbeiten zu-frieden sein konnten Diese Ziele die innerhalb der Kreativgruppe fokussiert wur-den beschraumlnkten sich aber nicht auf diesen Rahmen denn ein selbstsicheres Auftreten und der verstaumlrkte Glaube an sich selbst waren wenn sie auch sehr abs-trakte Ziele darstellten auch auszligerhalb der Gruppe spuumlrbar So konnte der jeweili-ge Rehabilitand beispielsweise nun auch bei Tisch mit einem lauten bdquoNeinldquo aumluszligern dass er dieses Essen nicht moumlchte Schlieszliglich ergaben sich fuumlr jeden einzelnen Rehabilitanden wenn man so moumlchte noch individuelle Feinziele Diese individuellen Ziele wurden durch den Rehabili-tanden nicht bewusst verfolgt sie stellten unbewusst und moumlglicherweise auch ohne das Wissen des Rehabilitanden allein durch die Auswahl der Methoden Ziele meinerseits dar So trainierte ein Rehabilitand mit schwerer Sehbeeintraumlchtigung

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oder einer schweren Bewegungsstoumlrung ganz automatisch seine Faumlhigkeiten in diesem Bereich auch wenn er dies vielleicht gar nicht gezielt mochte Das Malen dh das kreative Taumltigwerden am Bild bot damit unbestritten eine Viel-zahl an Moumlglichkeiten um unterschiedlichen Zielen gerecht zu werden Es bot die Moumlglichkeit der nonverbalen Ausdrucksmoumlglichkeit des Trainings neuropsycholo-gischer Teilleistungsstoumlrungen eine Moumlglichkeit zum Motivationsaufbau es bot schlicht Freude und Entspannung indem es nicht an Leistung orientiert war und konnte dem Aggressionsabbau dienen indem ein impulsives Malen in diesem Rahmen moumlglich war Das Training sozialer Kompetenzen innerhalb der Gruppe wurde ermoumlglicht aber auch die Selbststaumlndigkeit wurde durch die Auferlegung der eigenen Verantwortung fuumlr das Gemalte unterstuumltzt Motorische Faumlhigkeiten wurden bei jeglicher Art des Malens gefoumlrdert und auch die Foumlrderung von gege-benen Talenten konnte in diesem Rahmen aufgegriffen werden Es gab somit unbestritten Zielsetzungen auf Seiten der Rehabilitanden und auf Seiten der Sozialpaumldagogin die sich gleich different oder fuumlr den jeweils anderen nicht sichtbar und evt gar nicht gewollt darstellen So koumlnnen durch die richtige Auswahl der Methoden unterschiedliche Ziele auf unterschiedlichen Ebenen er-reicht werden 324 Uumlber den Einsatz von Methoden Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen die Auswahl der Teilnehmer sowie die Dimensionen der Zielsetzungen wurden innerhalb der Sozialen Gruppenarbeit Elemente des Begleiteten Malens nach EGGER als methodische Gestaltung der Kreativgruppe umgesetzt wobei Soziale Gruppenarbeit in diesem Fall als bdquoeine Methode der Sozialarbeit die den Einzelnen durch sinnvolle Gruppenerlebnisse hilft ihre soziale Funktionsfaumlhigkeit zu steigern und ihren persoumlnlichen Problemen ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des oumlffentlichen Lebens besser gewachsen zu seinldquo verstanden wird Der Ansatz des Begleiteten Malens lieszlig sich in das Handlungsfeld der Neurologi-schen Rehabilitation angemessen eingliedern da er durch den flexibel zu gestal-tenden Einsatz keine kostenintensiven und ausgefallenen Materialien erforderte Daruumlber hinaus bietet der Ansatz hervorragende Moumlglichkeiten auch ohne erhebli-che Vorkenntnisse im kunsttherapeutischen Bereich das Begleitete Malen in ab-gewandelter Form umzusetzen Die einzelnen Aspekte dieses Ansatzes wurden daher hier nicht in ausdifferenzierter Weise uumlbernommen sondern nur in sofern als dass es die Rahmenbedingungen des Angebots zulieszligen in die methodische

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Umsetzung integriert und fuumlr die Leiterin als Handlungsleitlinien zu den maszliggebli-chen Richtlinien Bei den konkreten Aktivitaumlten handelte es sich um Malaktivitaumlten mit unterschiedli-chen Materialien Den Techniken und Thematiken die jeder einzelne Rehabilitand mitbrachte waren keine Grenzen gesetzt Es duumlrfte experimentiert werden dh es fand keine Themenvorgabe statt Innerhalb der zur Verfuumlgung stehenden Utensi-lien der individuellen Motivation und dem gegebenen Zeitrahmen konnte dem kreativen Prozess freien Lauf gewaumlhrt werden Auch konnte der Rehabilitand selbst entscheiden ob er stehend oder sitzend arbeiten moumlchte je nach Moumlglich-keiten und Einschraumlnkungen konnte hier auch mit Hilfestellungen die richtige Posi-tion gefunden werden Begleitet wurden diese Aktivitaumlten stets von der unterstuumlt-zenden Begleitperson dh der Sozialpaumldagogin welche jedoch mehr und mehr in den Hintergrund ruumlckten sollte und schlieszliglich mehr als bdquoDienerldquo im Sinne der Ma-terialbereitstellung fungierte Bei der Umsetzung des Begleiteten Malens nach EGGER waren jedoch nicht nur Freiraumlume gegeben sondern auch wichtige Krite-rien zu beachten die sowohl den kuumlnstlerischen Prozess den Einzelnen in der Gruppe als auch die Gruppe als Gesamtes betrafen Es galt gewisse bdquoGruppenregelnldquo im Sinne des Zusammenseins aufzugreifen diese umzusetzen und ggf auch in Erinnerung zu rufen sollten sie in Vergessen-heit geraten Allgemeine Richtlinien im Hinblick auf die Arbeit in der Gruppe waren das Sauberhalten des jeweils eigenen Malplatzes und die gemeinsame Benutzung der Materialien Dies implizierte dass die Materialien jedem gleichsam zu Verfuuml-gung standen und diese auch nach der individuellen Nutzung den anderen Teil-nehmern wieder auf dem Angebotstisch zu Verfuumlgung gestellt wurden Ebenso galt das gemeinsame Aufraumlumen am Ende der Sitzung als allgemeine Uumlbereinkunft Auf Grund der vielfaumlltigen individuellen Einschraumlnkungen der Rehabilitanden ver-langte der gegenseitige Umgang ein hohes Potential an Ruumlcksichtnahme eines Einzelnen ab Das gegenseitige Kennen lernen war dabei von groszliger Bedeutung Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig einschaumltzen und respektieren lernen Die gegenseitige Begruumlszligung und die ersten Gespraumlchsminuten zu Beginn jeder Sit-zung trugen dazu bei die Stimmungen der Einzelnen wahrzunehmen und wurden daher gezielt eingeraumlumt Weitere Richtlinien die mit den Teilnehmern gemeinsam oder allein von Seiten der Teilnehmer gesetzt wurden waren ua dass die Informationen innerhalb der Gruppe auch in der Gruppe bleiben sollten so dass persoumlnliche Inhalte nicht nach auszligen getragen werden sollten Dies oumlffnete fuumlr alle die Moumlglichkeit persoumlnliche Stimmungslagen und Probleme zB auch in Bezug auf die Behinderungsverarbei-tung kundzutun wenn diese fuumlr den Einzelnen von Bedeutung waren

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

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RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

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SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

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WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

Page 19: SR26 d - Hegau-Jugendwerk Gailingen GmbH · Title: Microsoft Word - SR26 d.doc Author: rinni Created Date: 11/30/2011 3:31:13 PM

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oder falsch gibt mE eine einerseits nicht unbeachtliche Moumlglichkeit des Aus-drucks andererseits aber auch der Raum in dem die Rehabilitanden selbst ent-scheiden und Verantwortung fuumlr ihr Tun uumlbernehmen und sich auf Neues einlassen koumlnnen Ein weiterer Grund ergab sich aus der Zielsetzung den Rehabilitanden die Moumlg-lichkeit zu geben den vorhandenen Wohnraum mitzugestalten All diese Gruumlnde fuumlhrten schlieszliglich dazu das kunsttherapeutisch orientierte Krea-tivangebot einmal woumlchentlich zu einem festen Termin durchzufuumlhren Das Ange-bot fand in acht Sitzungen statt und wurde auf Grund der kurzen Aufenthaltsdauer der Rehabilitanden und der begrenzten Zeit vorerst nach der achten Sitzung been-det Auch sollte es eine geschlossene gleich bleibende Gruppe sein um den Re-habilitanden das Gefuumlhl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben Die Teilneh-merzahl wurde auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt um die Bildung von Untergrup-pen zu vermeiden um dem Vertrauensaufbau innerhalb der Kleingruppe genuumlgend Raum zu geben auch aber um die notwendige Verantwortung tragen zu koumlnnen Die Teilnahme an diesem Angebot war freiwillig wenn auch eine regelmaumlszligige Teilnahme erwuumlnscht war Aufgrund bestehender Merkfaumlhigkeitsdefizite wurde der Termin als Erinnerungshilfe in die Therapieplaumlne eingetragen Die Dauer des An-gebots wurde auf eineinhalb Stunden festgelegt wobei eine zeitliche Ausweitung auf Grund der therapiefreien Zeit durchaus moumlglich war Das Mindestmaszlig an Zeit wurde jedoch benoumltigt um einerseits dem Beduumlrfnis nach gegenseitigem Aus-tausch gerecht zu werden andererseits aber auch um eine intensive Arbeit an den Bildern zu ermoumlglichen 322 Zur Auswahl der Teilnehmer Die Auswahl der Teilnehmer wurde in Absprache mit den Teamkollegen und in Einzelfaumlllen mit einzelnen Fachtherapeuten des interdisziplinaumlren Teams getroffen Die Auswahlkriterien gestalteten sich weitgehend aus der Zielsetzung zuruumlckgezo-genen passiven stillen unauffaumllligen einen geschuumltzten Raum zu bieten in wel-chem sie ungestoumlrt und frei von aumluszligeren Einfluumlssen an etwas arbeiten konnten was ihnen Spaszlig machte Alle ausgewaumlhlten Teilnehmer hatten auf Grund ihrer erworbenen Einschraumlnkungen Probleme unterschiedlicher Art im Bereich der Kom-munikation welche sie groumlszligtenteils vor ihrem Aufenthalt gar nicht oder nicht in dieser Weise oder diesem Maszlige erlebt hatten So stuumltzte sich die Auswahl schlussendlich auf Rehabilitanden welche in unterschiedlichem Ausmaszlig in ihrer Kommunikation beeintraumlchtigt waren Hauptauffaumllligkeiten waren dabei Sprachstouml-

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rungen und Sprechstoumlrungen unterschiedlichen Grades Weitere Beeintraumlchtigun-gen zeigten sich in unterschiedlichen koumlrperlichen Bereichen wobei die sog arm-betonte Ataxie bei den meisten der Teilnehmern weniger bis maumlszligig stark ausge-praumlgt war so dass sie ihre Faumlhigkeiten mehr in undifferenzierten Handlungsschrit-ten als in feinmotorischen Kleinarbeiten ausuumlben konnten Neben Koordinations-problemen insbesondere der Arme waren es vermehrt auch Laumlhmungen welche alltaumlgliche Verrichtungen erschwerten Als besonders einschraumlnkend erwiesen sich daruumlber hinaus die schweren Seheinschraumlnkungen einer Rehabilitandin die weit-gehend an der Stimme erkannte mit wem sie kommunizierte Mit der Uumlberzeugung dass jeder Teilnehmer auch mit seinen Einschraumlnkungen kreativ taumltig sein kann und insbesondere das Malen in seiner offenen freien Sicht-weise eine Moumlglichkeit zur Kommunikation darstellt wurden die Teilnehmer in ei-nem persoumlnlichen Gespraumlch auf das Angebot angesprochen und dazu eingeladen Die Teilnehmer im Alter zwischen 17 und 23 Jahren befanden sich alle im Haus der weiterfuumlhrenden Rehabilitation Von Vorteil erschien mir eine gemischtge-schlechtliche Gruppe wie auch das Zusammenleben in der Rehabilitationseinrich-tung gestaltet wird Schlieszliglich galt es bei der Auswahl sowohl das Interesse der Teilnehmer am krea-tiv kuumlnstlerischen Tun zu wecken sowie einzelne Rehabilitanden dazu zu ermuti-gen zu bestaumlrken und zu motivieren sich auf etwas voumlllig Neues aber fuumlr sie nicht Abwegiges einzulassen und dieses auszuprobieren All diese Kriterien fuumlhrten schlieszliglich zur Zusammensetzung der Kreativgruppe mit sechs Teilnehmern 323 Uumlber Lernziele und Lerninhalte Im Hinblick auf die Lernziele lieszligen sich zahlreiche Differenzierungen vornehmen je nachdem aus welchem Blickwinkel diese betrachtet wurden Sowohl die Teil-nehmer der Kreativgruppe als auch die Leiterin brachten eigene Zielsetzungen in die Gruppe ein Die Ziele der Rehabilitanden richteten sich nach Angaben dieser vermehrt nach Freizeitausgleich Freizeitbeschaumlftigung gemuumltlichen Beisammensein in ange-nehmer Atmosphaumlre gemeinsamen Gestalten und vorwiegend dem Entspannen waumlhrend des Malens vom anstrengenden Klinikalltag Im scheinbaren Gegensatz dazu standen die Ziele der Paumldagogin welche sich weniger im Bereich der Ent-spannung durch das Malen oder schlicht der Freude am kreativen Tun der Rehabi-litanden bewegten Die Ziele ihrerseits waren unbestritten Lernziele auf unter-schiedlichen Ebenen

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Als Richtziele kristallisierten sich die Staumlrkung des Selbstwertgefuumlhls und des Selbstbewusstseins der Rehabilitanden und der Aufbau der eigenen Ressourcen die gezielt durch das Malen angesprochen werden sollten heraus Dies sollte so-wohl durch das gemeinsame Tun in der Gruppe als auch der jeweiligen einzelnen Arbeit am Bild erreicht werden So bot den Teilnehmern die Teilnahme an der Gruppe die Moumlglichkeit sich in der kleinen gleich bleibenden Gruppe ohne Drang zu entfalten Schon allein durch die gleiche Taumltigkeit aller war die Basis fuumlr ein Kommunikationsthema gegeben Der Einstieg sich kundzutun wurde damit er-leichtert Das regelmaumlszligige intensive Zusammentreffen und das erworbene Ver-trauen erlaubte es den Teilnehmern sich mehr und mehr zu oumlffnen und ihre Wuumln-sche zu aumluszligern Bezuumlglich der jeweiligen eigenen Arbeit am Bild und dem Ver-staumlndnis des erweiterten Kunstbegriffs als Basis erfuhr der Einzelne dass jeder wenn auch auf andere Art und Weise etwas darstellen kann Die Rehabilitanden lernten sich auf neue Dinge einzulassen sie lernten unterschiedliche Materialien kennen und konnten neue Erfahrungen sammeln Sie erfuhren beim kreativen Tun dass es nicht darauf ankommt alles zu koumlnnen sondern dass es darauf ankommt was der Einzelne aus dem was er mitbringt gestaltet Die Richtziele konnten somit in mehrere Grobziele untergliedert werden So konnte ein erhoumlhtes Selbstvertrauen daran festgemacht werden ob die ansonsten eher verschlossenen Rehabilitanden eine rege Diskussion fuumlhrten und so eine vermehr-te Interaktion und Kommunikation stattfand oder Rehabilitanden die sich zu Be-ginn sehr unsicher waren und sich nicht fuumlr ein Material entscheiden konnten sich zum Ende hin gezielt mit eigener Vorstellung an ein Bild setzten Das Vertrauen auf und der Glaube an die eigenen Ressourcen konnte daran festgemacht werden dass sich die Rehabilitanden an mehrere neue Materialien herantrauten sich in ungewisse Situationen leichter hineinbegeben konnten und mit ihren Arbeiten zu-frieden sein konnten Diese Ziele die innerhalb der Kreativgruppe fokussiert wur-den beschraumlnkten sich aber nicht auf diesen Rahmen denn ein selbstsicheres Auftreten und der verstaumlrkte Glaube an sich selbst waren wenn sie auch sehr abs-trakte Ziele darstellten auch auszligerhalb der Gruppe spuumlrbar So konnte der jeweili-ge Rehabilitand beispielsweise nun auch bei Tisch mit einem lauten bdquoNeinldquo aumluszligern dass er dieses Essen nicht moumlchte Schlieszliglich ergaben sich fuumlr jeden einzelnen Rehabilitanden wenn man so moumlchte noch individuelle Feinziele Diese individuellen Ziele wurden durch den Rehabili-tanden nicht bewusst verfolgt sie stellten unbewusst und moumlglicherweise auch ohne das Wissen des Rehabilitanden allein durch die Auswahl der Methoden Ziele meinerseits dar So trainierte ein Rehabilitand mit schwerer Sehbeeintraumlchtigung

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oder einer schweren Bewegungsstoumlrung ganz automatisch seine Faumlhigkeiten in diesem Bereich auch wenn er dies vielleicht gar nicht gezielt mochte Das Malen dh das kreative Taumltigwerden am Bild bot damit unbestritten eine Viel-zahl an Moumlglichkeiten um unterschiedlichen Zielen gerecht zu werden Es bot die Moumlglichkeit der nonverbalen Ausdrucksmoumlglichkeit des Trainings neuropsycholo-gischer Teilleistungsstoumlrungen eine Moumlglichkeit zum Motivationsaufbau es bot schlicht Freude und Entspannung indem es nicht an Leistung orientiert war und konnte dem Aggressionsabbau dienen indem ein impulsives Malen in diesem Rahmen moumlglich war Das Training sozialer Kompetenzen innerhalb der Gruppe wurde ermoumlglicht aber auch die Selbststaumlndigkeit wurde durch die Auferlegung der eigenen Verantwortung fuumlr das Gemalte unterstuumltzt Motorische Faumlhigkeiten wurden bei jeglicher Art des Malens gefoumlrdert und auch die Foumlrderung von gege-benen Talenten konnte in diesem Rahmen aufgegriffen werden Es gab somit unbestritten Zielsetzungen auf Seiten der Rehabilitanden und auf Seiten der Sozialpaumldagogin die sich gleich different oder fuumlr den jeweils anderen nicht sichtbar und evt gar nicht gewollt darstellen So koumlnnen durch die richtige Auswahl der Methoden unterschiedliche Ziele auf unterschiedlichen Ebenen er-reicht werden 324 Uumlber den Einsatz von Methoden Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen die Auswahl der Teilnehmer sowie die Dimensionen der Zielsetzungen wurden innerhalb der Sozialen Gruppenarbeit Elemente des Begleiteten Malens nach EGGER als methodische Gestaltung der Kreativgruppe umgesetzt wobei Soziale Gruppenarbeit in diesem Fall als bdquoeine Methode der Sozialarbeit die den Einzelnen durch sinnvolle Gruppenerlebnisse hilft ihre soziale Funktionsfaumlhigkeit zu steigern und ihren persoumlnlichen Problemen ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des oumlffentlichen Lebens besser gewachsen zu seinldquo verstanden wird Der Ansatz des Begleiteten Malens lieszlig sich in das Handlungsfeld der Neurologi-schen Rehabilitation angemessen eingliedern da er durch den flexibel zu gestal-tenden Einsatz keine kostenintensiven und ausgefallenen Materialien erforderte Daruumlber hinaus bietet der Ansatz hervorragende Moumlglichkeiten auch ohne erhebli-che Vorkenntnisse im kunsttherapeutischen Bereich das Begleitete Malen in ab-gewandelter Form umzusetzen Die einzelnen Aspekte dieses Ansatzes wurden daher hier nicht in ausdifferenzierter Weise uumlbernommen sondern nur in sofern als dass es die Rahmenbedingungen des Angebots zulieszligen in die methodische

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Umsetzung integriert und fuumlr die Leiterin als Handlungsleitlinien zu den maszliggebli-chen Richtlinien Bei den konkreten Aktivitaumlten handelte es sich um Malaktivitaumlten mit unterschiedli-chen Materialien Den Techniken und Thematiken die jeder einzelne Rehabilitand mitbrachte waren keine Grenzen gesetzt Es duumlrfte experimentiert werden dh es fand keine Themenvorgabe statt Innerhalb der zur Verfuumlgung stehenden Utensi-lien der individuellen Motivation und dem gegebenen Zeitrahmen konnte dem kreativen Prozess freien Lauf gewaumlhrt werden Auch konnte der Rehabilitand selbst entscheiden ob er stehend oder sitzend arbeiten moumlchte je nach Moumlglich-keiten und Einschraumlnkungen konnte hier auch mit Hilfestellungen die richtige Posi-tion gefunden werden Begleitet wurden diese Aktivitaumlten stets von der unterstuumlt-zenden Begleitperson dh der Sozialpaumldagogin welche jedoch mehr und mehr in den Hintergrund ruumlckten sollte und schlieszliglich mehr als bdquoDienerldquo im Sinne der Ma-terialbereitstellung fungierte Bei der Umsetzung des Begleiteten Malens nach EGGER waren jedoch nicht nur Freiraumlume gegeben sondern auch wichtige Krite-rien zu beachten die sowohl den kuumlnstlerischen Prozess den Einzelnen in der Gruppe als auch die Gruppe als Gesamtes betrafen Es galt gewisse bdquoGruppenregelnldquo im Sinne des Zusammenseins aufzugreifen diese umzusetzen und ggf auch in Erinnerung zu rufen sollten sie in Vergessen-heit geraten Allgemeine Richtlinien im Hinblick auf die Arbeit in der Gruppe waren das Sauberhalten des jeweils eigenen Malplatzes und die gemeinsame Benutzung der Materialien Dies implizierte dass die Materialien jedem gleichsam zu Verfuuml-gung standen und diese auch nach der individuellen Nutzung den anderen Teil-nehmern wieder auf dem Angebotstisch zu Verfuumlgung gestellt wurden Ebenso galt das gemeinsame Aufraumlumen am Ende der Sitzung als allgemeine Uumlbereinkunft Auf Grund der vielfaumlltigen individuellen Einschraumlnkungen der Rehabilitanden ver-langte der gegenseitige Umgang ein hohes Potential an Ruumlcksichtnahme eines Einzelnen ab Das gegenseitige Kennen lernen war dabei von groszliger Bedeutung Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig einschaumltzen und respektieren lernen Die gegenseitige Begruumlszligung und die ersten Gespraumlchsminuten zu Beginn jeder Sit-zung trugen dazu bei die Stimmungen der Einzelnen wahrzunehmen und wurden daher gezielt eingeraumlumt Weitere Richtlinien die mit den Teilnehmern gemeinsam oder allein von Seiten der Teilnehmer gesetzt wurden waren ua dass die Informationen innerhalb der Gruppe auch in der Gruppe bleiben sollten so dass persoumlnliche Inhalte nicht nach auszligen getragen werden sollten Dies oumlffnete fuumlr alle die Moumlglichkeit persoumlnliche Stimmungslagen und Probleme zB auch in Bezug auf die Behinderungsverarbei-tung kundzutun wenn diese fuumlr den Einzelnen von Bedeutung waren

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

Therapie Eine Einfuumlhrung in Geschichte Methode und Praxis der Kunstthe-rapie Nuumlrtingen Verlag der Stiftung fuumlr Kunst und Kunsttherapie

BADRY EBUCHKA MKNAPP R (Hrsg) 1999 PAumlDAGOGIK Grundlagen und Arbeitsfelder 3 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftel Luchterhand Verlag

DREIFUSS-KATTAN E 1986 Praxis der Klinischen KUNSTTHERAPIE BernStuttgartToronto Hans Huber Verlag

EGGER B 1981 Faszination Malen Praktisches Erzieherisches Anregendes 2 Aufl Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1982 Malen als Lernhilfe Malen und bildnerisches Gestalten mit ver-schiedenen Materialien Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1984 Bilder verstehen Wahrnehmung und Entwicklung der bildneri-schen Sprache Bern Zytglogge Verlag

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

Kindern und Jugendlichen Alltag in der Klinik und zu Hause verstehen hel-fen begleiten Stuttgart TRIAS-Thieme Hippokrates Enke Verlag

GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

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MAumlCKLER A 2000 1460 Antworten auf die Frage was ist Kunst Koumlln DuMont Verlag

MARTIN E 1999 Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit Eine Einfuumlhrung in die Probleme und Moumlglichkeiten 5 Aufl WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag

MENZEN K-H 2004 Grundlagen der Kunsttherapie 2 Aufl Muumlnchen Ernst Reinhardt Verlag

PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

RINNINSLAND J 1998 Kunst und Rehabilitation Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd2 Gailingen

RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

und Praxis Karlsruhe Verlag fuumlr Kunsttherapie SCHILLING J 1995 DidaktikMethodik der Sozialpaumldagogik Grundlagen und

Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

pro mente Verlag SCHOTTENLOHER G 2000 Kunst- und Gestaltungstherapie Eine praktische

Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

Page 20: SR26 d - Hegau-Jugendwerk Gailingen GmbH · Title: Microsoft Word - SR26 d.doc Author: rinni Created Date: 11/30/2011 3:31:13 PM

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rungen und Sprechstoumlrungen unterschiedlichen Grades Weitere Beeintraumlchtigun-gen zeigten sich in unterschiedlichen koumlrperlichen Bereichen wobei die sog arm-betonte Ataxie bei den meisten der Teilnehmern weniger bis maumlszligig stark ausge-praumlgt war so dass sie ihre Faumlhigkeiten mehr in undifferenzierten Handlungsschrit-ten als in feinmotorischen Kleinarbeiten ausuumlben konnten Neben Koordinations-problemen insbesondere der Arme waren es vermehrt auch Laumlhmungen welche alltaumlgliche Verrichtungen erschwerten Als besonders einschraumlnkend erwiesen sich daruumlber hinaus die schweren Seheinschraumlnkungen einer Rehabilitandin die weit-gehend an der Stimme erkannte mit wem sie kommunizierte Mit der Uumlberzeugung dass jeder Teilnehmer auch mit seinen Einschraumlnkungen kreativ taumltig sein kann und insbesondere das Malen in seiner offenen freien Sicht-weise eine Moumlglichkeit zur Kommunikation darstellt wurden die Teilnehmer in ei-nem persoumlnlichen Gespraumlch auf das Angebot angesprochen und dazu eingeladen Die Teilnehmer im Alter zwischen 17 und 23 Jahren befanden sich alle im Haus der weiterfuumlhrenden Rehabilitation Von Vorteil erschien mir eine gemischtge-schlechtliche Gruppe wie auch das Zusammenleben in der Rehabilitationseinrich-tung gestaltet wird Schlieszliglich galt es bei der Auswahl sowohl das Interesse der Teilnehmer am krea-tiv kuumlnstlerischen Tun zu wecken sowie einzelne Rehabilitanden dazu zu ermuti-gen zu bestaumlrken und zu motivieren sich auf etwas voumlllig Neues aber fuumlr sie nicht Abwegiges einzulassen und dieses auszuprobieren All diese Kriterien fuumlhrten schlieszliglich zur Zusammensetzung der Kreativgruppe mit sechs Teilnehmern 323 Uumlber Lernziele und Lerninhalte Im Hinblick auf die Lernziele lieszligen sich zahlreiche Differenzierungen vornehmen je nachdem aus welchem Blickwinkel diese betrachtet wurden Sowohl die Teil-nehmer der Kreativgruppe als auch die Leiterin brachten eigene Zielsetzungen in die Gruppe ein Die Ziele der Rehabilitanden richteten sich nach Angaben dieser vermehrt nach Freizeitausgleich Freizeitbeschaumlftigung gemuumltlichen Beisammensein in ange-nehmer Atmosphaumlre gemeinsamen Gestalten und vorwiegend dem Entspannen waumlhrend des Malens vom anstrengenden Klinikalltag Im scheinbaren Gegensatz dazu standen die Ziele der Paumldagogin welche sich weniger im Bereich der Ent-spannung durch das Malen oder schlicht der Freude am kreativen Tun der Rehabi-litanden bewegten Die Ziele ihrerseits waren unbestritten Lernziele auf unter-schiedlichen Ebenen

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Als Richtziele kristallisierten sich die Staumlrkung des Selbstwertgefuumlhls und des Selbstbewusstseins der Rehabilitanden und der Aufbau der eigenen Ressourcen die gezielt durch das Malen angesprochen werden sollten heraus Dies sollte so-wohl durch das gemeinsame Tun in der Gruppe als auch der jeweiligen einzelnen Arbeit am Bild erreicht werden So bot den Teilnehmern die Teilnahme an der Gruppe die Moumlglichkeit sich in der kleinen gleich bleibenden Gruppe ohne Drang zu entfalten Schon allein durch die gleiche Taumltigkeit aller war die Basis fuumlr ein Kommunikationsthema gegeben Der Einstieg sich kundzutun wurde damit er-leichtert Das regelmaumlszligige intensive Zusammentreffen und das erworbene Ver-trauen erlaubte es den Teilnehmern sich mehr und mehr zu oumlffnen und ihre Wuumln-sche zu aumluszligern Bezuumlglich der jeweiligen eigenen Arbeit am Bild und dem Ver-staumlndnis des erweiterten Kunstbegriffs als Basis erfuhr der Einzelne dass jeder wenn auch auf andere Art und Weise etwas darstellen kann Die Rehabilitanden lernten sich auf neue Dinge einzulassen sie lernten unterschiedliche Materialien kennen und konnten neue Erfahrungen sammeln Sie erfuhren beim kreativen Tun dass es nicht darauf ankommt alles zu koumlnnen sondern dass es darauf ankommt was der Einzelne aus dem was er mitbringt gestaltet Die Richtziele konnten somit in mehrere Grobziele untergliedert werden So konnte ein erhoumlhtes Selbstvertrauen daran festgemacht werden ob die ansonsten eher verschlossenen Rehabilitanden eine rege Diskussion fuumlhrten und so eine vermehr-te Interaktion und Kommunikation stattfand oder Rehabilitanden die sich zu Be-ginn sehr unsicher waren und sich nicht fuumlr ein Material entscheiden konnten sich zum Ende hin gezielt mit eigener Vorstellung an ein Bild setzten Das Vertrauen auf und der Glaube an die eigenen Ressourcen konnte daran festgemacht werden dass sich die Rehabilitanden an mehrere neue Materialien herantrauten sich in ungewisse Situationen leichter hineinbegeben konnten und mit ihren Arbeiten zu-frieden sein konnten Diese Ziele die innerhalb der Kreativgruppe fokussiert wur-den beschraumlnkten sich aber nicht auf diesen Rahmen denn ein selbstsicheres Auftreten und der verstaumlrkte Glaube an sich selbst waren wenn sie auch sehr abs-trakte Ziele darstellten auch auszligerhalb der Gruppe spuumlrbar So konnte der jeweili-ge Rehabilitand beispielsweise nun auch bei Tisch mit einem lauten bdquoNeinldquo aumluszligern dass er dieses Essen nicht moumlchte Schlieszliglich ergaben sich fuumlr jeden einzelnen Rehabilitanden wenn man so moumlchte noch individuelle Feinziele Diese individuellen Ziele wurden durch den Rehabili-tanden nicht bewusst verfolgt sie stellten unbewusst und moumlglicherweise auch ohne das Wissen des Rehabilitanden allein durch die Auswahl der Methoden Ziele meinerseits dar So trainierte ein Rehabilitand mit schwerer Sehbeeintraumlchtigung

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oder einer schweren Bewegungsstoumlrung ganz automatisch seine Faumlhigkeiten in diesem Bereich auch wenn er dies vielleicht gar nicht gezielt mochte Das Malen dh das kreative Taumltigwerden am Bild bot damit unbestritten eine Viel-zahl an Moumlglichkeiten um unterschiedlichen Zielen gerecht zu werden Es bot die Moumlglichkeit der nonverbalen Ausdrucksmoumlglichkeit des Trainings neuropsycholo-gischer Teilleistungsstoumlrungen eine Moumlglichkeit zum Motivationsaufbau es bot schlicht Freude und Entspannung indem es nicht an Leistung orientiert war und konnte dem Aggressionsabbau dienen indem ein impulsives Malen in diesem Rahmen moumlglich war Das Training sozialer Kompetenzen innerhalb der Gruppe wurde ermoumlglicht aber auch die Selbststaumlndigkeit wurde durch die Auferlegung der eigenen Verantwortung fuumlr das Gemalte unterstuumltzt Motorische Faumlhigkeiten wurden bei jeglicher Art des Malens gefoumlrdert und auch die Foumlrderung von gege-benen Talenten konnte in diesem Rahmen aufgegriffen werden Es gab somit unbestritten Zielsetzungen auf Seiten der Rehabilitanden und auf Seiten der Sozialpaumldagogin die sich gleich different oder fuumlr den jeweils anderen nicht sichtbar und evt gar nicht gewollt darstellen So koumlnnen durch die richtige Auswahl der Methoden unterschiedliche Ziele auf unterschiedlichen Ebenen er-reicht werden 324 Uumlber den Einsatz von Methoden Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen die Auswahl der Teilnehmer sowie die Dimensionen der Zielsetzungen wurden innerhalb der Sozialen Gruppenarbeit Elemente des Begleiteten Malens nach EGGER als methodische Gestaltung der Kreativgruppe umgesetzt wobei Soziale Gruppenarbeit in diesem Fall als bdquoeine Methode der Sozialarbeit die den Einzelnen durch sinnvolle Gruppenerlebnisse hilft ihre soziale Funktionsfaumlhigkeit zu steigern und ihren persoumlnlichen Problemen ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des oumlffentlichen Lebens besser gewachsen zu seinldquo verstanden wird Der Ansatz des Begleiteten Malens lieszlig sich in das Handlungsfeld der Neurologi-schen Rehabilitation angemessen eingliedern da er durch den flexibel zu gestal-tenden Einsatz keine kostenintensiven und ausgefallenen Materialien erforderte Daruumlber hinaus bietet der Ansatz hervorragende Moumlglichkeiten auch ohne erhebli-che Vorkenntnisse im kunsttherapeutischen Bereich das Begleitete Malen in ab-gewandelter Form umzusetzen Die einzelnen Aspekte dieses Ansatzes wurden daher hier nicht in ausdifferenzierter Weise uumlbernommen sondern nur in sofern als dass es die Rahmenbedingungen des Angebots zulieszligen in die methodische

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Umsetzung integriert und fuumlr die Leiterin als Handlungsleitlinien zu den maszliggebli-chen Richtlinien Bei den konkreten Aktivitaumlten handelte es sich um Malaktivitaumlten mit unterschiedli-chen Materialien Den Techniken und Thematiken die jeder einzelne Rehabilitand mitbrachte waren keine Grenzen gesetzt Es duumlrfte experimentiert werden dh es fand keine Themenvorgabe statt Innerhalb der zur Verfuumlgung stehenden Utensi-lien der individuellen Motivation und dem gegebenen Zeitrahmen konnte dem kreativen Prozess freien Lauf gewaumlhrt werden Auch konnte der Rehabilitand selbst entscheiden ob er stehend oder sitzend arbeiten moumlchte je nach Moumlglich-keiten und Einschraumlnkungen konnte hier auch mit Hilfestellungen die richtige Posi-tion gefunden werden Begleitet wurden diese Aktivitaumlten stets von der unterstuumlt-zenden Begleitperson dh der Sozialpaumldagogin welche jedoch mehr und mehr in den Hintergrund ruumlckten sollte und schlieszliglich mehr als bdquoDienerldquo im Sinne der Ma-terialbereitstellung fungierte Bei der Umsetzung des Begleiteten Malens nach EGGER waren jedoch nicht nur Freiraumlume gegeben sondern auch wichtige Krite-rien zu beachten die sowohl den kuumlnstlerischen Prozess den Einzelnen in der Gruppe als auch die Gruppe als Gesamtes betrafen Es galt gewisse bdquoGruppenregelnldquo im Sinne des Zusammenseins aufzugreifen diese umzusetzen und ggf auch in Erinnerung zu rufen sollten sie in Vergessen-heit geraten Allgemeine Richtlinien im Hinblick auf die Arbeit in der Gruppe waren das Sauberhalten des jeweils eigenen Malplatzes und die gemeinsame Benutzung der Materialien Dies implizierte dass die Materialien jedem gleichsam zu Verfuuml-gung standen und diese auch nach der individuellen Nutzung den anderen Teil-nehmern wieder auf dem Angebotstisch zu Verfuumlgung gestellt wurden Ebenso galt das gemeinsame Aufraumlumen am Ende der Sitzung als allgemeine Uumlbereinkunft Auf Grund der vielfaumlltigen individuellen Einschraumlnkungen der Rehabilitanden ver-langte der gegenseitige Umgang ein hohes Potential an Ruumlcksichtnahme eines Einzelnen ab Das gegenseitige Kennen lernen war dabei von groszliger Bedeutung Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig einschaumltzen und respektieren lernen Die gegenseitige Begruumlszligung und die ersten Gespraumlchsminuten zu Beginn jeder Sit-zung trugen dazu bei die Stimmungen der Einzelnen wahrzunehmen und wurden daher gezielt eingeraumlumt Weitere Richtlinien die mit den Teilnehmern gemeinsam oder allein von Seiten der Teilnehmer gesetzt wurden waren ua dass die Informationen innerhalb der Gruppe auch in der Gruppe bleiben sollten so dass persoumlnliche Inhalte nicht nach auszligen getragen werden sollten Dies oumlffnete fuumlr alle die Moumlglichkeit persoumlnliche Stimmungslagen und Probleme zB auch in Bezug auf die Behinderungsverarbei-tung kundzutun wenn diese fuumlr den Einzelnen von Bedeutung waren

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

Therapie Eine Einfuumlhrung in Geschichte Methode und Praxis der Kunstthe-rapie Nuumlrtingen Verlag der Stiftung fuumlr Kunst und Kunsttherapie

BADRY EBUCHKA MKNAPP R (Hrsg) 1999 PAumlDAGOGIK Grundlagen und Arbeitsfelder 3 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftel Luchterhand Verlag

DREIFUSS-KATTAN E 1986 Praxis der Klinischen KUNSTTHERAPIE BernStuttgartToronto Hans Huber Verlag

EGGER B 1981 Faszination Malen Praktisches Erzieherisches Anregendes 2 Aufl Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1982 Malen als Lernhilfe Malen und bildnerisches Gestalten mit ver-schiedenen Materialien Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1984 Bilder verstehen Wahrnehmung und Entwicklung der bildneri-schen Sprache Bern Zytglogge Verlag

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

Kindern und Jugendlichen Alltag in der Klinik und zu Hause verstehen hel-fen begleiten Stuttgart TRIAS-Thieme Hippokrates Enke Verlag

GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

LIPPERT-GRUumlNER MQUESTER R (Hrsg) 1996 SCHAumlDEL-HIRN-TRAUMA Kunsttherapie Rehabilitation Muumlnster Paroli Verlag

MAumlCKLER A 2000 1460 Antworten auf die Frage was ist Kunst Koumlln DuMont Verlag

MARTIN E 1999 Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit Eine Einfuumlhrung in die Probleme und Moumlglichkeiten 5 Aufl WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag

MENZEN K-H 2004 Grundlagen der Kunsttherapie 2 Aufl Muumlnchen Ernst Reinhardt Verlag

PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

RINNINSLAND J 1998 Kunst und Rehabilitation Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd2 Gailingen

RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

und Praxis Karlsruhe Verlag fuumlr Kunsttherapie SCHILLING J 1995 DidaktikMethodik der Sozialpaumldagogik Grundlagen und

Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

pro mente Verlag SCHOTTENLOHER G 2000 Kunst- und Gestaltungstherapie Eine praktische

Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

Page 21: SR26 d - Hegau-Jugendwerk Gailingen GmbH · Title: Microsoft Word - SR26 d.doc Author: rinni Created Date: 11/30/2011 3:31:13 PM

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Als Richtziele kristallisierten sich die Staumlrkung des Selbstwertgefuumlhls und des Selbstbewusstseins der Rehabilitanden und der Aufbau der eigenen Ressourcen die gezielt durch das Malen angesprochen werden sollten heraus Dies sollte so-wohl durch das gemeinsame Tun in der Gruppe als auch der jeweiligen einzelnen Arbeit am Bild erreicht werden So bot den Teilnehmern die Teilnahme an der Gruppe die Moumlglichkeit sich in der kleinen gleich bleibenden Gruppe ohne Drang zu entfalten Schon allein durch die gleiche Taumltigkeit aller war die Basis fuumlr ein Kommunikationsthema gegeben Der Einstieg sich kundzutun wurde damit er-leichtert Das regelmaumlszligige intensive Zusammentreffen und das erworbene Ver-trauen erlaubte es den Teilnehmern sich mehr und mehr zu oumlffnen und ihre Wuumln-sche zu aumluszligern Bezuumlglich der jeweiligen eigenen Arbeit am Bild und dem Ver-staumlndnis des erweiterten Kunstbegriffs als Basis erfuhr der Einzelne dass jeder wenn auch auf andere Art und Weise etwas darstellen kann Die Rehabilitanden lernten sich auf neue Dinge einzulassen sie lernten unterschiedliche Materialien kennen und konnten neue Erfahrungen sammeln Sie erfuhren beim kreativen Tun dass es nicht darauf ankommt alles zu koumlnnen sondern dass es darauf ankommt was der Einzelne aus dem was er mitbringt gestaltet Die Richtziele konnten somit in mehrere Grobziele untergliedert werden So konnte ein erhoumlhtes Selbstvertrauen daran festgemacht werden ob die ansonsten eher verschlossenen Rehabilitanden eine rege Diskussion fuumlhrten und so eine vermehr-te Interaktion und Kommunikation stattfand oder Rehabilitanden die sich zu Be-ginn sehr unsicher waren und sich nicht fuumlr ein Material entscheiden konnten sich zum Ende hin gezielt mit eigener Vorstellung an ein Bild setzten Das Vertrauen auf und der Glaube an die eigenen Ressourcen konnte daran festgemacht werden dass sich die Rehabilitanden an mehrere neue Materialien herantrauten sich in ungewisse Situationen leichter hineinbegeben konnten und mit ihren Arbeiten zu-frieden sein konnten Diese Ziele die innerhalb der Kreativgruppe fokussiert wur-den beschraumlnkten sich aber nicht auf diesen Rahmen denn ein selbstsicheres Auftreten und der verstaumlrkte Glaube an sich selbst waren wenn sie auch sehr abs-trakte Ziele darstellten auch auszligerhalb der Gruppe spuumlrbar So konnte der jeweili-ge Rehabilitand beispielsweise nun auch bei Tisch mit einem lauten bdquoNeinldquo aumluszligern dass er dieses Essen nicht moumlchte Schlieszliglich ergaben sich fuumlr jeden einzelnen Rehabilitanden wenn man so moumlchte noch individuelle Feinziele Diese individuellen Ziele wurden durch den Rehabili-tanden nicht bewusst verfolgt sie stellten unbewusst und moumlglicherweise auch ohne das Wissen des Rehabilitanden allein durch die Auswahl der Methoden Ziele meinerseits dar So trainierte ein Rehabilitand mit schwerer Sehbeeintraumlchtigung

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oder einer schweren Bewegungsstoumlrung ganz automatisch seine Faumlhigkeiten in diesem Bereich auch wenn er dies vielleicht gar nicht gezielt mochte Das Malen dh das kreative Taumltigwerden am Bild bot damit unbestritten eine Viel-zahl an Moumlglichkeiten um unterschiedlichen Zielen gerecht zu werden Es bot die Moumlglichkeit der nonverbalen Ausdrucksmoumlglichkeit des Trainings neuropsycholo-gischer Teilleistungsstoumlrungen eine Moumlglichkeit zum Motivationsaufbau es bot schlicht Freude und Entspannung indem es nicht an Leistung orientiert war und konnte dem Aggressionsabbau dienen indem ein impulsives Malen in diesem Rahmen moumlglich war Das Training sozialer Kompetenzen innerhalb der Gruppe wurde ermoumlglicht aber auch die Selbststaumlndigkeit wurde durch die Auferlegung der eigenen Verantwortung fuumlr das Gemalte unterstuumltzt Motorische Faumlhigkeiten wurden bei jeglicher Art des Malens gefoumlrdert und auch die Foumlrderung von gege-benen Talenten konnte in diesem Rahmen aufgegriffen werden Es gab somit unbestritten Zielsetzungen auf Seiten der Rehabilitanden und auf Seiten der Sozialpaumldagogin die sich gleich different oder fuumlr den jeweils anderen nicht sichtbar und evt gar nicht gewollt darstellen So koumlnnen durch die richtige Auswahl der Methoden unterschiedliche Ziele auf unterschiedlichen Ebenen er-reicht werden 324 Uumlber den Einsatz von Methoden Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen die Auswahl der Teilnehmer sowie die Dimensionen der Zielsetzungen wurden innerhalb der Sozialen Gruppenarbeit Elemente des Begleiteten Malens nach EGGER als methodische Gestaltung der Kreativgruppe umgesetzt wobei Soziale Gruppenarbeit in diesem Fall als bdquoeine Methode der Sozialarbeit die den Einzelnen durch sinnvolle Gruppenerlebnisse hilft ihre soziale Funktionsfaumlhigkeit zu steigern und ihren persoumlnlichen Problemen ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des oumlffentlichen Lebens besser gewachsen zu seinldquo verstanden wird Der Ansatz des Begleiteten Malens lieszlig sich in das Handlungsfeld der Neurologi-schen Rehabilitation angemessen eingliedern da er durch den flexibel zu gestal-tenden Einsatz keine kostenintensiven und ausgefallenen Materialien erforderte Daruumlber hinaus bietet der Ansatz hervorragende Moumlglichkeiten auch ohne erhebli-che Vorkenntnisse im kunsttherapeutischen Bereich das Begleitete Malen in ab-gewandelter Form umzusetzen Die einzelnen Aspekte dieses Ansatzes wurden daher hier nicht in ausdifferenzierter Weise uumlbernommen sondern nur in sofern als dass es die Rahmenbedingungen des Angebots zulieszligen in die methodische

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Umsetzung integriert und fuumlr die Leiterin als Handlungsleitlinien zu den maszliggebli-chen Richtlinien Bei den konkreten Aktivitaumlten handelte es sich um Malaktivitaumlten mit unterschiedli-chen Materialien Den Techniken und Thematiken die jeder einzelne Rehabilitand mitbrachte waren keine Grenzen gesetzt Es duumlrfte experimentiert werden dh es fand keine Themenvorgabe statt Innerhalb der zur Verfuumlgung stehenden Utensi-lien der individuellen Motivation und dem gegebenen Zeitrahmen konnte dem kreativen Prozess freien Lauf gewaumlhrt werden Auch konnte der Rehabilitand selbst entscheiden ob er stehend oder sitzend arbeiten moumlchte je nach Moumlglich-keiten und Einschraumlnkungen konnte hier auch mit Hilfestellungen die richtige Posi-tion gefunden werden Begleitet wurden diese Aktivitaumlten stets von der unterstuumlt-zenden Begleitperson dh der Sozialpaumldagogin welche jedoch mehr und mehr in den Hintergrund ruumlckten sollte und schlieszliglich mehr als bdquoDienerldquo im Sinne der Ma-terialbereitstellung fungierte Bei der Umsetzung des Begleiteten Malens nach EGGER waren jedoch nicht nur Freiraumlume gegeben sondern auch wichtige Krite-rien zu beachten die sowohl den kuumlnstlerischen Prozess den Einzelnen in der Gruppe als auch die Gruppe als Gesamtes betrafen Es galt gewisse bdquoGruppenregelnldquo im Sinne des Zusammenseins aufzugreifen diese umzusetzen und ggf auch in Erinnerung zu rufen sollten sie in Vergessen-heit geraten Allgemeine Richtlinien im Hinblick auf die Arbeit in der Gruppe waren das Sauberhalten des jeweils eigenen Malplatzes und die gemeinsame Benutzung der Materialien Dies implizierte dass die Materialien jedem gleichsam zu Verfuuml-gung standen und diese auch nach der individuellen Nutzung den anderen Teil-nehmern wieder auf dem Angebotstisch zu Verfuumlgung gestellt wurden Ebenso galt das gemeinsame Aufraumlumen am Ende der Sitzung als allgemeine Uumlbereinkunft Auf Grund der vielfaumlltigen individuellen Einschraumlnkungen der Rehabilitanden ver-langte der gegenseitige Umgang ein hohes Potential an Ruumlcksichtnahme eines Einzelnen ab Das gegenseitige Kennen lernen war dabei von groszliger Bedeutung Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig einschaumltzen und respektieren lernen Die gegenseitige Begruumlszligung und die ersten Gespraumlchsminuten zu Beginn jeder Sit-zung trugen dazu bei die Stimmungen der Einzelnen wahrzunehmen und wurden daher gezielt eingeraumlumt Weitere Richtlinien die mit den Teilnehmern gemeinsam oder allein von Seiten der Teilnehmer gesetzt wurden waren ua dass die Informationen innerhalb der Gruppe auch in der Gruppe bleiben sollten so dass persoumlnliche Inhalte nicht nach auszligen getragen werden sollten Dies oumlffnete fuumlr alle die Moumlglichkeit persoumlnliche Stimmungslagen und Probleme zB auch in Bezug auf die Behinderungsverarbei-tung kundzutun wenn diese fuumlr den Einzelnen von Bedeutung waren

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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oder einer schweren Bewegungsstoumlrung ganz automatisch seine Faumlhigkeiten in diesem Bereich auch wenn er dies vielleicht gar nicht gezielt mochte Das Malen dh das kreative Taumltigwerden am Bild bot damit unbestritten eine Viel-zahl an Moumlglichkeiten um unterschiedlichen Zielen gerecht zu werden Es bot die Moumlglichkeit der nonverbalen Ausdrucksmoumlglichkeit des Trainings neuropsycholo-gischer Teilleistungsstoumlrungen eine Moumlglichkeit zum Motivationsaufbau es bot schlicht Freude und Entspannung indem es nicht an Leistung orientiert war und konnte dem Aggressionsabbau dienen indem ein impulsives Malen in diesem Rahmen moumlglich war Das Training sozialer Kompetenzen innerhalb der Gruppe wurde ermoumlglicht aber auch die Selbststaumlndigkeit wurde durch die Auferlegung der eigenen Verantwortung fuumlr das Gemalte unterstuumltzt Motorische Faumlhigkeiten wurden bei jeglicher Art des Malens gefoumlrdert und auch die Foumlrderung von gege-benen Talenten konnte in diesem Rahmen aufgegriffen werden Es gab somit unbestritten Zielsetzungen auf Seiten der Rehabilitanden und auf Seiten der Sozialpaumldagogin die sich gleich different oder fuumlr den jeweils anderen nicht sichtbar und evt gar nicht gewollt darstellen So koumlnnen durch die richtige Auswahl der Methoden unterschiedliche Ziele auf unterschiedlichen Ebenen er-reicht werden 324 Uumlber den Einsatz von Methoden Im Hinblick auf die Rahmenbedingungen die Auswahl der Teilnehmer sowie die Dimensionen der Zielsetzungen wurden innerhalb der Sozialen Gruppenarbeit Elemente des Begleiteten Malens nach EGGER als methodische Gestaltung der Kreativgruppe umgesetzt wobei Soziale Gruppenarbeit in diesem Fall als bdquoeine Methode der Sozialarbeit die den Einzelnen durch sinnvolle Gruppenerlebnisse hilft ihre soziale Funktionsfaumlhigkeit zu steigern und ihren persoumlnlichen Problemen ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des oumlffentlichen Lebens besser gewachsen zu seinldquo verstanden wird Der Ansatz des Begleiteten Malens lieszlig sich in das Handlungsfeld der Neurologi-schen Rehabilitation angemessen eingliedern da er durch den flexibel zu gestal-tenden Einsatz keine kostenintensiven und ausgefallenen Materialien erforderte Daruumlber hinaus bietet der Ansatz hervorragende Moumlglichkeiten auch ohne erhebli-che Vorkenntnisse im kunsttherapeutischen Bereich das Begleitete Malen in ab-gewandelter Form umzusetzen Die einzelnen Aspekte dieses Ansatzes wurden daher hier nicht in ausdifferenzierter Weise uumlbernommen sondern nur in sofern als dass es die Rahmenbedingungen des Angebots zulieszligen in die methodische

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Umsetzung integriert und fuumlr die Leiterin als Handlungsleitlinien zu den maszliggebli-chen Richtlinien Bei den konkreten Aktivitaumlten handelte es sich um Malaktivitaumlten mit unterschiedli-chen Materialien Den Techniken und Thematiken die jeder einzelne Rehabilitand mitbrachte waren keine Grenzen gesetzt Es duumlrfte experimentiert werden dh es fand keine Themenvorgabe statt Innerhalb der zur Verfuumlgung stehenden Utensi-lien der individuellen Motivation und dem gegebenen Zeitrahmen konnte dem kreativen Prozess freien Lauf gewaumlhrt werden Auch konnte der Rehabilitand selbst entscheiden ob er stehend oder sitzend arbeiten moumlchte je nach Moumlglich-keiten und Einschraumlnkungen konnte hier auch mit Hilfestellungen die richtige Posi-tion gefunden werden Begleitet wurden diese Aktivitaumlten stets von der unterstuumlt-zenden Begleitperson dh der Sozialpaumldagogin welche jedoch mehr und mehr in den Hintergrund ruumlckten sollte und schlieszliglich mehr als bdquoDienerldquo im Sinne der Ma-terialbereitstellung fungierte Bei der Umsetzung des Begleiteten Malens nach EGGER waren jedoch nicht nur Freiraumlume gegeben sondern auch wichtige Krite-rien zu beachten die sowohl den kuumlnstlerischen Prozess den Einzelnen in der Gruppe als auch die Gruppe als Gesamtes betrafen Es galt gewisse bdquoGruppenregelnldquo im Sinne des Zusammenseins aufzugreifen diese umzusetzen und ggf auch in Erinnerung zu rufen sollten sie in Vergessen-heit geraten Allgemeine Richtlinien im Hinblick auf die Arbeit in der Gruppe waren das Sauberhalten des jeweils eigenen Malplatzes und die gemeinsame Benutzung der Materialien Dies implizierte dass die Materialien jedem gleichsam zu Verfuuml-gung standen und diese auch nach der individuellen Nutzung den anderen Teil-nehmern wieder auf dem Angebotstisch zu Verfuumlgung gestellt wurden Ebenso galt das gemeinsame Aufraumlumen am Ende der Sitzung als allgemeine Uumlbereinkunft Auf Grund der vielfaumlltigen individuellen Einschraumlnkungen der Rehabilitanden ver-langte der gegenseitige Umgang ein hohes Potential an Ruumlcksichtnahme eines Einzelnen ab Das gegenseitige Kennen lernen war dabei von groszliger Bedeutung Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig einschaumltzen und respektieren lernen Die gegenseitige Begruumlszligung und die ersten Gespraumlchsminuten zu Beginn jeder Sit-zung trugen dazu bei die Stimmungen der Einzelnen wahrzunehmen und wurden daher gezielt eingeraumlumt Weitere Richtlinien die mit den Teilnehmern gemeinsam oder allein von Seiten der Teilnehmer gesetzt wurden waren ua dass die Informationen innerhalb der Gruppe auch in der Gruppe bleiben sollten so dass persoumlnliche Inhalte nicht nach auszligen getragen werden sollten Dies oumlffnete fuumlr alle die Moumlglichkeit persoumlnliche Stimmungslagen und Probleme zB auch in Bezug auf die Behinderungsverarbei-tung kundzutun wenn diese fuumlr den Einzelnen von Bedeutung waren

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

Therapie Eine Einfuumlhrung in Geschichte Methode und Praxis der Kunstthe-rapie Nuumlrtingen Verlag der Stiftung fuumlr Kunst und Kunsttherapie

BADRY EBUCHKA MKNAPP R (Hrsg) 1999 PAumlDAGOGIK Grundlagen und Arbeitsfelder 3 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftel Luchterhand Verlag

DREIFUSS-KATTAN E 1986 Praxis der Klinischen KUNSTTHERAPIE BernStuttgartToronto Hans Huber Verlag

EGGER B 1981 Faszination Malen Praktisches Erzieherisches Anregendes 2 Aufl Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1982 Malen als Lernhilfe Malen und bildnerisches Gestalten mit ver-schiedenen Materialien Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1984 Bilder verstehen Wahrnehmung und Entwicklung der bildneri-schen Sprache Bern Zytglogge Verlag

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

Kindern und Jugendlichen Alltag in der Klinik und zu Hause verstehen hel-fen begleiten Stuttgart TRIAS-Thieme Hippokrates Enke Verlag

GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

LIPPERT-GRUumlNER MQUESTER R (Hrsg) 1996 SCHAumlDEL-HIRN-TRAUMA Kunsttherapie Rehabilitation Muumlnster Paroli Verlag

MAumlCKLER A 2000 1460 Antworten auf die Frage was ist Kunst Koumlln DuMont Verlag

MARTIN E 1999 Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit Eine Einfuumlhrung in die Probleme und Moumlglichkeiten 5 Aufl WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag

MENZEN K-H 2004 Grundlagen der Kunsttherapie 2 Aufl Muumlnchen Ernst Reinhardt Verlag

PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

RINNINSLAND J 1998 Kunst und Rehabilitation Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd2 Gailingen

RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

und Praxis Karlsruhe Verlag fuumlr Kunsttherapie SCHILLING J 1995 DidaktikMethodik der Sozialpaumldagogik Grundlagen und

Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

pro mente Verlag SCHOTTENLOHER G 2000 Kunst- und Gestaltungstherapie Eine praktische

Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

Page 23: SR26 d - Hegau-Jugendwerk Gailingen GmbH · Title: Microsoft Word - SR26 d.doc Author: rinni Created Date: 11/30/2011 3:31:13 PM

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Umsetzung integriert und fuumlr die Leiterin als Handlungsleitlinien zu den maszliggebli-chen Richtlinien Bei den konkreten Aktivitaumlten handelte es sich um Malaktivitaumlten mit unterschiedli-chen Materialien Den Techniken und Thematiken die jeder einzelne Rehabilitand mitbrachte waren keine Grenzen gesetzt Es duumlrfte experimentiert werden dh es fand keine Themenvorgabe statt Innerhalb der zur Verfuumlgung stehenden Utensi-lien der individuellen Motivation und dem gegebenen Zeitrahmen konnte dem kreativen Prozess freien Lauf gewaumlhrt werden Auch konnte der Rehabilitand selbst entscheiden ob er stehend oder sitzend arbeiten moumlchte je nach Moumlglich-keiten und Einschraumlnkungen konnte hier auch mit Hilfestellungen die richtige Posi-tion gefunden werden Begleitet wurden diese Aktivitaumlten stets von der unterstuumlt-zenden Begleitperson dh der Sozialpaumldagogin welche jedoch mehr und mehr in den Hintergrund ruumlckten sollte und schlieszliglich mehr als bdquoDienerldquo im Sinne der Ma-terialbereitstellung fungierte Bei der Umsetzung des Begleiteten Malens nach EGGER waren jedoch nicht nur Freiraumlume gegeben sondern auch wichtige Krite-rien zu beachten die sowohl den kuumlnstlerischen Prozess den Einzelnen in der Gruppe als auch die Gruppe als Gesamtes betrafen Es galt gewisse bdquoGruppenregelnldquo im Sinne des Zusammenseins aufzugreifen diese umzusetzen und ggf auch in Erinnerung zu rufen sollten sie in Vergessen-heit geraten Allgemeine Richtlinien im Hinblick auf die Arbeit in der Gruppe waren das Sauberhalten des jeweils eigenen Malplatzes und die gemeinsame Benutzung der Materialien Dies implizierte dass die Materialien jedem gleichsam zu Verfuuml-gung standen und diese auch nach der individuellen Nutzung den anderen Teil-nehmern wieder auf dem Angebotstisch zu Verfuumlgung gestellt wurden Ebenso galt das gemeinsame Aufraumlumen am Ende der Sitzung als allgemeine Uumlbereinkunft Auf Grund der vielfaumlltigen individuellen Einschraumlnkungen der Rehabilitanden ver-langte der gegenseitige Umgang ein hohes Potential an Ruumlcksichtnahme eines Einzelnen ab Das gegenseitige Kennen lernen war dabei von groszliger Bedeutung Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig einschaumltzen und respektieren lernen Die gegenseitige Begruumlszligung und die ersten Gespraumlchsminuten zu Beginn jeder Sit-zung trugen dazu bei die Stimmungen der Einzelnen wahrzunehmen und wurden daher gezielt eingeraumlumt Weitere Richtlinien die mit den Teilnehmern gemeinsam oder allein von Seiten der Teilnehmer gesetzt wurden waren ua dass die Informationen innerhalb der Gruppe auch in der Gruppe bleiben sollten so dass persoumlnliche Inhalte nicht nach auszligen getragen werden sollten Dies oumlffnete fuumlr alle die Moumlglichkeit persoumlnliche Stimmungslagen und Probleme zB auch in Bezug auf die Behinderungsverarbei-tung kundzutun wenn diese fuumlr den Einzelnen von Bedeutung waren

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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Gezielte Prinzipien die nach dem Ansatz von EGGER von Bedeutung waren wa-ren Prinzipien die mehr vom Leiter eingebracht werden So zB dass jeder Ein-zelne an seinem Bild malte und den anderen in seiner Ausfuumlhrung nicht stoumlrte oder beeinflusste Bilder von anderen Teilnehmern sollten generell weder positiv noch negativ bewertet werden Auch wurden sie nicht in einem nachtraumlglichen interpre-tativen Gespraumlch durch die Begleiterin analysiert ndash sie blieben stehen wie sie wa-ren auszliger ein gezieltes Gespraumlch seitens des Rehabilitanden wurde erwuumlnscht Jeder einzelne Teilnehmer hatte auszligerdem das Recht sich selbst fuumlr Materialien und die jeweilige Vorgehensweise zu entscheiden Sollte er Hilfe brauchen so war dies die Aufgabe des Leiters Der Geraumluschpegel sollte der Gruppengroumlszlige ent-sprechend angemessen sein wobei jeder die Moumlglichkeit haben musste ungestoumlrt und konzentriert an seinem Bild zu arbeiten Eine weitere Grundregel war dass das Bild nicht inmitten des Malprozesses zur Seite gelegt werden durfte sondern so lange an einem Bild gemalt werden sollte bis es fuumlr den Einzelnen als beendet galt Die Bilder verblieben auszligerdem bis zum Ende des Kreativangebots im Mal-raum und konnten anschlieszligend vom Rehabilitanden mit nach Hause genommen werden oder aber zugunsten der Umgestaltung des Wohnraumes der Rehabilitati-onseinrichtung uumlberlassen werden doch auch diese Entscheidung traf allein der Rehabilitand Der interdisziplinaumlre Austausch mit dem Leiter der Kunstwerkstatt innerhalb der Schule in welcher kunsttherapeutisch orientiert gearbeitet wird wurde staumlndig waumlhrend der Durchfuumlhrung des Angebots eingeplant Dieser Austausch war in zweierlei Hinsicht von Bedeutung einerseits um Anregungen Unterstuumltzung und ggf auch Hilfen vor und waumlhrend der Durchfuumlhrung zu erhalten andererseits aber auch um eine fachliche und fundierte Reflexion in ihrem Gehalt zu erweitern und zu optimieren Die Auswahl der Materialien wurde schlieszliglich auf dem Hintergrund der finanziellen Mittel und der praktischen Umsetzbarkeit von der Leiterin getroffen in der noumltigen Menge erworben und in Form eines bdquoSelbstbedienungsangebotsldquo in der gesamten Vielfalt auf einem gesonderten Tisch zu Verfuumlgung gestellt Malutensilien waren in diesem Fall weiszliges Offset-Druckerpapier eine Auswahl an Farben wie Wachsmal-farben Filz- und Holzstifte sowie Bleistifte Oumllpastellkreiden Pastellkreiden Was-serfarben und Fingerfarben die in ihrer Anwendung ein Spektrum von einer wei-chen flieszligenden bis kontrollierten und genauen Strichfuumlhrung abdeckten Die noumlti-gen Werkzeuge wie Feinhaar- und Borstenpinsel Radiergummi Spitzer Wasser-glaumlser zur Saumluberung der Pinsel Tischschutz Malschuumlrzen sowie spezielle Hilfs-mittel wie rutschfeste Unterlagen Stiftverlaumlngerungen oder Griffverdickungen wur-

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

Therapie Eine Einfuumlhrung in Geschichte Methode und Praxis der Kunstthe-rapie Nuumlrtingen Verlag der Stiftung fuumlr Kunst und Kunsttherapie

BADRY EBUCHKA MKNAPP R (Hrsg) 1999 PAumlDAGOGIK Grundlagen und Arbeitsfelder 3 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftel Luchterhand Verlag

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EGGER B 1981 Faszination Malen Praktisches Erzieherisches Anregendes 2 Aufl Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1982 Malen als Lernhilfe Malen und bildnerisches Gestalten mit ver-schiedenen Materialien Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1984 Bilder verstehen Wahrnehmung und Entwicklung der bildneri-schen Sprache Bern Zytglogge Verlag

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

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GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

LIPPERT-GRUumlNER MQUESTER R (Hrsg) 1996 SCHAumlDEL-HIRN-TRAUMA Kunsttherapie Rehabilitation Muumlnster Paroli Verlag

MAumlCKLER A 2000 1460 Antworten auf die Frage was ist Kunst Koumlln DuMont Verlag

MARTIN E 1999 Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit Eine Einfuumlhrung in die Probleme und Moumlglichkeiten 5 Aufl WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag

MENZEN K-H 2004 Grundlagen der Kunsttherapie 2 Aufl Muumlnchen Ernst Reinhardt Verlag

PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

RINNINSLAND J 1998 Kunst und Rehabilitation Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd2 Gailingen

RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

und Praxis Karlsruhe Verlag fuumlr Kunsttherapie SCHILLING J 1995 DidaktikMethodik der Sozialpaumldagogik Grundlagen und

Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

pro mente Verlag SCHOTTENLOHER G 2000 Kunst- und Gestaltungstherapie Eine praktische

Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

Page 25: SR26 d - Hegau-Jugendwerk Gailingen GmbH · Title: Microsoft Word - SR26 d.doc Author: rinni Created Date: 11/30/2011 3:31:13 PM

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den ebenfalls bereitgestellt Die Auswahl aus den vorhandenen Utensilien jedoch blieb jedem Teilnehmer selbst uumlberlassen Zeitlich wurden fuumlr das Angebot eineinhalb Stunden einberaumt wobei der erste Teil zum gegenseitigen Austausch dienen konnte und die letzten Minuten fuumlr das gemeinsamen aufraumlumen gedacht waren Innerhalb der restlichen Zeit konnte sich jeder Teilnehmer seine Zeit nach seinen Wuumlnschen und Moumlglichkeiten selbst ein-teilen Um schlieszliglich das Angebot abzurunden wurde gemeinsam mit den Teil-nehmern ein Abschlussessen auszligerhalb des Klinikgelaumlndes geplant auch um e-ventuelle Nachfragen oder Anregungen seitens der Rehabilitanden aufzugreifen Basierend auf dem Hintergrund des Arbeitsfeldes der Neurologischen Rehabilitati-on und den sich daran ausrichtenden didaktisch-methodischen Uumlberlegungen zum kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebot gestaltete sich in einem weiteren Schritt das praktische Handeln hier am Beispiel eines Rehabilitanden aufgezeigt wie folgt 33 Der Verlauf des Kreativangebots am Beispiel eines Rehabilitanden Der Verlauf des Kreativangebots der im Weiteren am Beispiel eines Rehabilitan-den vorgestellt wird erfordert zunaumlchst eine Vorstellung des Rehabilitanden um sich ein genaueres Bild vom Ablauf machen zu koumlnnen 331 Vorstellung des Rehabilitanden Marco ein heute 17-jaumlhriger junger Mann wuchs in intakten Familienverhaumlltnissen mit zwei aumllteren Schwestern zu Hause bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf Seine schulische Laufbahn verlief problemlos Er besuchte die Grundschule und absolvierte 2003 seinen Hauptschulabschluss Ab Herbst desselben Jahres be-suchte er die zweijaumlhrige Metallfachschule mit dem Ziel des Realschulabschlusses Er fuhr gerne Fahrrad trainierte Judo sah sich gerne Videos an und verweilte gerne an PC-Spielen Auch engagierte er sich in der Landwirtschaft seiner Eltern er half auf den Feldern und auf dem Hof In seiner Freizeit widmete er sich auszliger-dem seiner eigenen Enten- und Hasenzucht fuumlr welche er eigens einen Stall kon-struierte und sich zuverlaumlssig um die Tiere kuumlmmerte Nachdem er den Rollerfuumlh-rerschein erworben hatte sollte der Traktorfuumlhrerschein im Anschluss erworben werden ndash doch es kam alles anders

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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EGGER B 1982 Malen als Lernhilfe Malen und bildnerisches Gestalten mit ver-schiedenen Materialien Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1984 Bilder verstehen Wahrnehmung und Entwicklung der bildneri-schen Sprache Bern Zytglogge Verlag

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

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GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

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PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

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RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

Page 26: SR26 d - Hegau-Jugendwerk Gailingen GmbH · Title: Microsoft Word - SR26 d.doc Author: rinni Created Date: 11/30/2011 3:31:13 PM

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Zur Feier seiner bestandenen Rollerfuumlhrerscheinpruumlfung fuhr Marco mit zwei sei-ner Freunde zu Mc`Donalds Als die jungen Maumlnner als unbehelmte Fahrradfahrer auf dem durch einen Gruumlnstreifen von der Straszlige abgetrennten Radweg nachhau-se fuhren kam ein PKW in einer leichten Linkskurve ins Schleudern und erfasste alle drei mit dem Autoheck Marco wurde von den Dreien am staumlrksten verletzt Er war sofort bewusstlos und musste umgehend in das naumlchste Akutkrankenhaus gebracht werden Etwa zehn Tage spaumlter wurde er in der Fruumlhrehabilitation des Hegau-Jugendwerks aufge-nommen und nach weiterer Stabilisierung nach etwa einem halben Jahr in die wei-terfuumlhrende Rehabilitation fuumlr Jugendliche und junge Erwachsenen verlegt In der aumlrztlichen Anamnese wurden zu diesem Zeitpunkt in Folge eines Polytrau-mas mit Schaumldelhirntrauma eine Hemiparese rechts eine Aphasie neuropsycho-logische Defizite mittlere motorische Defizite und mittlere kognitive Funktionsein-schraumlnkungen festgestellt Im Aufnahmebefund wurde Marco als ein Rollstuhlfah-rer in gutem Allgemeinzustand beschrieben der einzelne Woumlrter bei Aufforderung auch einzelne Saumltze sprach jedoch sowohl in der Sprachproduktion als auch in der Wortfindung massiv eingeschraumlnkt war Seine Verweildauer wurde bei interner Verlegung auf mehrere Monate eingeschaumltzt Schwerpunkt des Rehabilitationsauf-enthaltes war die medizinische Rehabilitation mit den Zielen der Verbesserung der sprachlichen Faumlhigkeiten und Verbesserungen im Bereich der Motorik Als Thera-pien galten schwerpunktmaumlszligig Einzeltherapiestunden in der Physiotherapie Ergo-therapie insbesondere zur motorischen Foumlrderung des rechten Armes auf Grund der motorisch-funktionellen Einschraumlnkungen der oberen Extremitaumlten Logopaumldie auf Grund der starken Aphasie sowie Schule neuropsychologisches Training und sozialpaumldagogische Betreuung Die grobe Zielsetzung richtete sich im Verlauf ne-ben der medizinischen Rehabilitation auch auf das Erreichen der Ausbildungsfauml-higkeit bzw einer positiven Erwerbsprognose Auffallende Fortschritte wurden im Bereich des Wiedererlernens des Gehens ver-zeichnet Marco war zunaumlchst noch auf den Rollstuhl angewiesen ging anschlie-szligend mit Hilfe eines Gehstockes und schlieszliglich mit Hilfe eines speziell angefertig-ten Innenschuhes frei Die motorischen Faumlhigkeiten des rechten Armes hatten sich leicht gebessert und auch sprachlich waren kleine aber zunehmende Fortschritte in der Schriftsprache und des Lesesinnverstaumlndnisses zu erkennen indem er selbst vermehrt kompensatorische Strategien wie Gesten oder Zeichnungen verwendete Die sprachlichen Einschraumlnkungen jedoch belasteten ihn zunehmend und machten ihn manchmal traurig und veraumlrgert Aus sozialpaumldagogischer Sicht war Marco zu Beginn ein eher ruhiger zuruumlckgezo-gener Rehabilitand der Zuwendung brauchte und diese auch gerne annahm Er

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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konnte durch unterstuumltzende Hilfestellung in einzelne Gruppenaktivitaumlten einge-bunden werden nahm jedoch an Gruppenaktivitaumlten des Sozialpaumldagogischen Dienstes weniger teil Er gestaltete seine Freizeit weitgehend als Einzelgaumlnger Im Umgang mit anderen Rehabilitanden und Mitarbeitern war er freundlich hatte je-doch immer wieder Schwierigkeiten mit Kritik Hilfestellungen oder Hinweisen um-zugehen bzw diese richtig einzuordnen und reagierte vereinzelt sensibel und un-flexibel Nach dem Ruumlckzug seiner Familie beteiligte er sich vermehrt an Gesell-schaftsspielen und nahm an der Kochgruppe teil welche er mit Begeisterung be-suchte Insbesondere nach der bdquoKnochendeckelungldquo schien Marco ausgeglichener und froumlhlicher zu sein trat selbstsicherer auf und eine vermehrte soziale Aktivitaumlt und Integration war zu bemerken Angesichts der Folgen dieses schweren Verkehrsunfalls als Fahrradfahrer der Beeintraumlchtigungen in den unterschiedlichsten Bereichen mit sich brachte ergaben sich innerhalb des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots zahlreiche Foumlr-dermoumlglichkeiten insbesondere im psychosozialen Bereich Marco war zu Beginn mehr ein Einzelgaumlnger auch auf Grund der Aphasie und der daraus resultierenden Unsicherheiten seines Gegenuumlbers Er suchte weniger aktiv Kommunikationsmoumlg-lichkeiten auf und baute daher nur sporadische Kontakte zu Mitrehabilitanden auf Dennoch nahm er ihm angebotene Kommunikationsmoumlglichkeit ob es Einzelge-spraumlche Gesellschaftsspiele oder auch kreative Betaumltigungen waren gerne an Diese mussten ihm aber zu Beginn einen geschuumltzten Rahmen bieten indem er sich oumlffnen konnte Im Hinblick auf die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und dem Aufbau seiner Ressourcen mit dem Ziel der Foumlrderung des Selbstwertgefuumlhls und seiner sozialen Kompetenzen wie der Kommunikationsfaumlhigkeit Konfliktfaumlhigkeit Gruppenfaumlhigkeit die Faumlhigkeit eigene Ideen zu verfolgen und gegenuumlber anderen zu vertreten erschien die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll Neben diesen uumlbergeordneten Zielen welche individuell begruumlndet fuumlr alle Teilnehmer des Ange-bots formuliert werden konnten gab es einige spezifische individuelle Zielsetzun-gen fuumlr Marco Marco sollte durch das kreative Tun Moumlglichkeiten kennen lernen sich auf andere Art und Weise als sprachlich auszudruumlcken und seine bereits eigens eingesetzten Kompensationsstrategien weiter ausbauen und nutzen Er sollte durch das Grund-verstaumlndnis des erweiterten Kunstbegriffes erfahren dass jeder in seiner individu-ellen Situation mit seinen Einschraumlnkungen kreative Werke herstellen kann Die Kreativgruppe sollte ihm weiterhin die Moumlglichkeit bieten in einem geschuumltzten Rahmen einerseits Beziehungen zu Mitrehabilitanden aufzubauen sich anderer-seits aber auch gegenuumlber anderen adaumlquat vertreten und behaupten lernen Mehr als Aufgabe anderer therapeutischer Fachbereiche aber dennoch als weiteres Ziel

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

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SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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sollte Marco seinen rechten Arm und die rechte Hand im moumlglichen Rahmen ein-zusetzen was ihm in diesem Rahmen leichter fiel da keine exakte Koordination verlangt wurde und das Arbeiten ohne den Charakter von aumluszligerem Druck ermoumlg-licht wurde Gleichsam sollten waumlhrend des Malens schlieszliglich die Konzentration Aufmerksamkeit und die Belastbarkeit trainiert werden Weitere Ziele formulierten sich schlieszliglich durch die Zielsetzungen des Begleiteten Malens dh das Malen gezielt als therapeutisches Medium zur Verarbeitung ak-tueller Problematiken und auch zur Behinderungsverarbeitung einzusetzen soweit dies ohne eine kunsttherapeutische Ausbildung zur professionellen Umsetzung in diesem Rahmen moumlglich war 332 Beobachtungen waumlhrend des Kreativangebots Im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielsetzungen waren waumlhrend des Kreativan-gebots einige Verlaumlufe erkennbar Marco freute sich sichtlich jedes Mal auf die Gruppe Zu Beginn hatte er feste Vorstellungen was er malen moumlchte wobei der Themenbereich um Eindruumlcke die er zu Hause gewann kreiste Traktoren oder Tiere wie Enten oder Hasen sollten das Thema sein Doch da diese eine hohe feinmotorische Herausforderung darstellten entschied er sich schlieszliglich fuumlr ein Strichbild mit Wachs- und Fingerfarben welches er mit den unterschiedlichsten Farbnuancen lebhaft malte Er scheute sich im weiteren Verlauf nicht auch andere Materialien wie Oumllkreide oder Pastellkreide auszuprobieren Er malte weitgehend schwungvolle bunte Bilder mit Kreisen oder Strichen Zum Ende hin entwickelten sich seine Bilder zu differenzierteren und genaueren Bildern in denen er seine eigenen Vorstellungen umsetzte So die Kanadische Fahne bei welcher er schlieszliglich auch zu Holzstiften griff Hilfsmittel wie eine rutschfeste Unterlage lehnte er ab da es fuumlr ihn wie selbstverstaumlndlich erschien dass seine rechte Hand das Blatt am Rand festhalten konnte Mit den Materialien ging er daruumlber hinaus sehr sorgfaumlltig um Auch war er Mitrehabilitanden behilflich und versorgte diese zT mit den noumltigen Materialien machte sie auf Verschmut-zungen aufmerksam oder machte Vorschlaumlge bezuumlglich deren malerischer Umset-zung Auch eine Entwicklung im sprachlichen Ausdruck war auffallend War Marco zu Beginn noch eher zuruumlckhaltend und beobachtete viel so zeigte er im Verlauf vermehrte Eigeninitiative versuchte sich verbal und gestisch mehr einzubringen und zeigte eigenen Humor Er erzaumlhlte im weiteren Verlauf viel von sich und von zu Hause und gab insgesamt mehr und mehr von sich preis Schlieszliglich brachte er eigene Musik mit und sang besonders auf dem Hintergrund seiner Aphasie er-

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

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SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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staunlich viele Passagen der Lieder mit Auch mit konstruktiver Kritik seiner Mitre-habilitanden mit welcher er sich zu Beginn schwer tat und schnell gekraumlnkt war konnte er schlieszliglich flexibler umgehen indem er diese besser annehmen und konstruktiv umsetzten konnte Er fuumlhlte sich dabei nicht mehr wie im bisherigen Maszlige persoumlnlich angegriffen Marco wurde sichtlich selbststaumlndiger brauchte im Verlauf keine Unterstuumltzung mehr besorgte sich seine Materialien selbst beschrif-tete seine Bilder selbstaumlndig und erinnerte gar die anderen Teilnehmer daran Er konnte Arbeitsschritte besser planen und strukturieren so dass er insgesamt selbststaumlndiger und eigenstrukturierter arbeitete Auch beim abschlieszligenden Ab-schiedsessen welches fuumlr ihn eine der ersten Auszligenaktivitaumlten gemeinsam mit einer Gruppe von Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks darstellte war er kom-munikativ und konnte notwendige alltaumlglichen Anforderungen die dieser Rahmen erforderte wie die Bestellung aufgeben oder die Rechnung begleichen selbst-staumlndig bewaumlltigen Da der Prozess der didaktischen Reflexion immer auch eine Auswertung vorsieht wird im naumlchsten Kapitel jene auf drei Ebenen vorgenommen 34 Reflexion des Kreativangebots Die Auswertung des Kreativangebots als letzter Schritt der didaktischen Reflexion wird im Folgenden auf drei Ebenen vorgenommen In einem ersten Schritt wird die fallbezogene Reflexion bezogen auf die Ergebnisse der Teilnahme des Rehabili-tanden am Kreativangebot vorgenommen anschlieszligend erfolgt die angebotsbezo-gene Reflexion die das Kreativangebot als Gesamtes auswerten soll und schlieszlig-lich folgt die professionsbezogene Reflexion die im uumlbergeordneten Sinn die Re-flexion hinsichtlich des sozialpaumldagogischen Handelns vornimmt 341 Fallbezogene Reflexion Insgesamt schien Marco im Verlauf innerhalb der Kreativgruppe auffallende Fort-schritte im kommunikativen Bereich zu machen Er zeigte mit eigenen Kompensa-tionsstrategien wie Gesten eine vermehrte Eigeninitiative dh leitete Gespraumlchs-themen ein lockerte sie durch humorvolle Kommentare auf und gab bei Verstaumlnd-nisproblemen nicht auf sondern ersuchte Hilfen Auch im Alltag auf Station und zu Hause aumluszligerte er nach Angaben des Personals und der Eltern vermehrt seine Anliegen und Wuumlnsche erledigte seine alltaumlglichen Verrichtungen weitgehend

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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selbststaumlndig und erschien im Alltag aufgeschlossener aktiver und selbstbewuss-ter zu sein Gleichzeitig stellte die Gruppe ein Lernfeld bezuumlglich seiner sozialer Kompetenzen dar indem er lernte andere Menschen anzunehmen die dortigen Gruppenregeln einzuhalten und umzusetzen und schlieszliglich auch mit Kritik umzu-gehen Diese Anforderungen meisterte Marco im Verlauf gut so dass nur gele-gentlich Interventionen von Noumlten waren Er konnte soziale Kontakte innerhalb der Gruppe aufbauen sich dort angemessen integrieren anderen behilflich sein und sich selbst entfalten indem er Privates preis gab und eigene Wuumlnsche und Ideen in die Gruppe einbrachte Marco traf sowohl die Themen wie auch die Material-auswahl selbst konnte zu seinen Entscheidungen selbstbewusst stehen und auch bezuumlglich seiner Bilder Zufriedenheit ausstrahlen Er war bezuumlglich der Nutzung unterschiedlicher Materialien offen und konnte sich im Verlauf gut auf fuumlr ihn neue Dinge einlassen Er aumluszligerte schlieszliglich auch den Wunsch zusaumltzlich an der Kunstwerkstatt der Schule welche kunsttherapeutisch orientiert arbeitet teilzu-nehmen Auch dort seien nach Ruumlckmeldung des Sonderpaumldagogen und Kunst-therapeuten RINNINSLAND die auffallenden Fortschritte verzeichnet worden ins-besondere in der immer differenzierteren Malweise in der Marco eigene Vorstel-lungen ehrgeizig ohne groszlige Hilfe umsetzte Im Hinblick auf den kunsttherapeutische Ausrichtung kann an dieser Stelle zur Reflexion des Verlaufes das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Anwendung finden Wird jedes gemalte Bild mittels Rating inner-halb der Flaumlche des Zieldreiecks platziert bekommt es damit seinen didaktischen Ort und hinsichtlich der chronologischen Abfolge ihres Entstehens koumlnnen Verlaumlufe sichtbar werden Bezuumlglich der abgebildeten Bilder von Marco die nur einen Aus-schnitt einer Vielzahl an Bildern darstellt zeigen sich zunaumlchst vermehrt Bilder die einen hohen Anteil aumlsthetischen Malens aufzeigen Teilweise scheint auch ein Uumlbergang und Ansatz zu akademisch differenzierten Bildern wie auch die Ruumlck-meldung aus der Kunstwerkstatt zeigte erkennbar zu sein Bilder mit hohem the-rapeutischen Anteil waren im gegebenen Zeitraum von acht Sitzungen gar nicht oder nur ansatzweise festzustellen Sicherlich koumlnnen Bilder wie ein von ihm ge-malter Traktor in diesem Bereich verortet werden da dieser seinen Wunsch auf-greift diesen irgendwann einmal fahren zu koumlnnen In diesem Rahmen kann dies als ein Bereich angesehen werden innerhalb welchem er seine Einschraumlnkungen verarbeitete als eine explizit kunsttherapeutische Situation jedoch kann dies wohl nicht eingestuft werden Zusammenfassend gilt es noch festzuhalten dass Marco in diesem konkreten Fall als ein uumlberdurchschnittlich positives Beispiel im Sinne der Umsetzung des kunst-therapeutischen Angebots anzusehen ist Seine Auswahl schien mir dennoch als

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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Page 31: SR26 d - Hegau-Jugendwerk Gailingen GmbH · Title: Microsoft Word - SR26 d.doc Author: rinni Created Date: 11/30/2011 3:31:13 PM

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berechtigt Einerseits um einen positiven Verlauf exemplarisch darzustellen ande-rerseits aber auch um mit die moumlglichen Erfolge sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hervorzuheben sind sie doch fuumlr Auszligenstehende so schwer erkennbar werden sie gelegentlich in Frage gestellt zeigen sich ihre Aus-wirkungen doch oft erst nach geraumer Zeit und von objektiver Uumlberpruumlfbarkeit mag daruumlber hinaus schon gar keine Rede sein 342 Angebotsbezogene Reflexion Die Reflexion des Kreativangebotes als Gesamtes kann in vielfaumlltiger Art und Wei-se vorgenommen werden Zum einen wurde schon in der Planung des Angebots in Uumlbereinstimmung mit den Teilnehmern ein gemeinsames Abschlussessen mit Reflexion eingeplant Bei diesem abschlieszligenden Essen erlaubte die gemeinsame Kommunikation in einem gesellschaftlich anderen Rahmen eine offenere Ruumlck-meldung seitens der Teilnehmer Sie hatten die Moumlglichkeit die Gemeinschaft in einem oumlffentlichen gesellschaftlichen Raum zu erleben und diskutierten uumlber das bereits beendete Kreativangebot Zum Zweiten erlaubte es die gemeinsame Bera-tung uumlber die Auswahl sowie die Rahmung der Bilder die schlieszliglich fuumlr die Prauml-sentation im Haus zu Verfuumlgung gestellt wurden einzelne Sitzungen oder Situatio-nen Revue passieren zu lassen Hauptsaumlchliche Ruumlckmeldungen waren dabei dass die Raumlumlichkeiten auch um gemuumltlicher zu wirken groumlszliger sein muumlssten so dass mehr Raum sowohl fuumlr den Einzelnen zur Verfuumlgung stehe als auch die Materialien fuumlr den Einzelnen besser zugaumlnglich waumlren Es gestaltete sich haumlufig als schwierig mit Rollstuhl oder Rolla-tor aneinander vorbeizukommen Als sehr positiv empfanden alle Teilnehmer die Gruppenzusammensetzung Alle haumltten sich wohl gefuumlhlt und konnten sich so ge-ben wie sie wirklich seien Mit einer Ausnahme erklaumlrten alle auch dass sie allein nicht gemalt haumltten da es in der Gruppe mehr Spaszlig mache Das Sortiment an Materialien koumlnne nach Aussagen der Teilnehmer beibehalten jedoch der Menge nach noch erweitert werden so dass mehrere gleichzeitig mit denselben Materialien malen koumlnnten Erstaunlicherweise wurde keine Erweite-rung um Methoden und Materialien wie Window-Colours Seidenmalerei oder auch das Arbeiten mit Ton erwaumlhnt Die Durchfuumlhrung der Gruppe als offenes regelmauml-szligiges Angebot sollte auszligerdem nach Angaben der Rehabilitanden weiterlaufen da es im kreativen Bereich insbesondere in der Freizeit nur wenige Angebote gaumlbe Durch die methodische Vorgehensweise konnten im Hinblick auf die Zielerreichung mehrere Ziele gleichzeitig angesprochen werden Durch das Malen in der Gruppe

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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EGGER B 1982 Malen als Lernhilfe Malen und bildnerisches Gestalten mit ver-schiedenen Materialien Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1984 Bilder verstehen Wahrnehmung und Entwicklung der bildneri-schen Sprache Bern Zytglogge Verlag

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

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GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

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RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

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Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

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Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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war einerseits der Freizeitgestaltungsfaktor gegeben auch aber wurden soziale Kompetenzen einschlieszliglich der Kommunikation der Selbstdarstellung und auch das selbstsichere Auftreten durch das Kundtun eigener Wuumlnsche angesprochen Durch das Malen am Bild wurden gleichsam motorische Aspekte (wie die Feinmo-torik beim Zeichnen mit Bleistift oder die Kraftdosierung bei Wachsmalstiften) die visuelle Wahrnehmung (zB um zu sehen was man malt) wie auch die taktile Wahrnehmung (wie zB bei der Nutzung von Fingerfarben) aufgegriffen Die Auswahl dieser Methode und ihre Ausgestaltung ermoumlglichte es sowohl die Ziele der Rehabilitanden als auch die Ziele der Leiterin zu beruumlcksichtigen Das Erreichen der Ziele konnte durch Beobachtungen der Sozialpaumldagogin innerhalb und auszligerhalb der Gruppe und auch von Angehoumlrige und dem nahen Umfeld der Rehabilitanden mitverfolgt werden Aber auch die Rehabilitanden selbst konnten in gewissem Maszlige Veraumlnderungen im Wesen und Auftreten feststellen Neben dieser gemeinsamen abschlieszligenden Reflexion wurden selbstverstaumlndlich waumlhrend des Prozesses Probleme oder Auffaumllligkeiten wie fehlende Materialien oder Kommunikationsprobleme in den einzelnen Sitzungen geklaumlrt Auch die ge-meinsame Zeit zu Beginn und zum Ende der einzelnen Sitzungen die privaten Anliegen und Wuumlnschen oder auch Problemen Raum gaben waren ein wichtiges Instrument im Sinne der Prozessevaluation der gegebenen Situation Aus kunsttherapeutischer Sicht muss sicherlich noch einmal betont werden dass das Angebot lediglich ein kunsttherapeutisch orientiertes Angebot war Einige Merkmale in der Umsetzung wie zB Verhaltensregeln wie sie beim Begleiteten Malen umgesetzt werden oder auch die Einordnung der Bilder in das Modell der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND Raum fanden gingen in die Umsetzung ein andere Dinge jedoch konnten in diesem Rahmen nicht umgesetzt werden konnten Beispielsweise wurden einige der Bilder nach Beendigung der Gruppe ausgestellt was im Begleiteten Malen nicht vorgesehen ist Auch der klas-sische Malraum mit verdunkelten Fenstern einem Palettentisch und den Gouache-Farben fanden sowohl aus institutioneller als auch aus finanzieller Lage heraus keine Moumlglichkeit der Umsetzung Das kunsttherapeutische Wissen bildete gewis-sermaszligen den Rahmen und ein Stuumlckweit auch das Grundverstaumlndnis auf dessen Hintergrund die methodische Auswahl und damit auch die praktische Umsetzung basierten Eine intensivere Beschaumlftigung mit dieser Thematik und die raumlumlich notwendige Umstrukturierung insbesondere aber auch eine kontinuierliche Durchfuumlhrung des Angebots mit gleichbleibenden begleitungs- bzw Leitungspersonen und die Zu-sammenarbeit mit dem Kunsttherapeuten wuumlrden sicherlich eine staumlrkere Annaumlhe-rung an das Konzept des Begleiteten Malens erlauben

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

Therapie Eine Einfuumlhrung in Geschichte Methode und Praxis der Kunstthe-rapie Nuumlrtingen Verlag der Stiftung fuumlr Kunst und Kunsttherapie

BADRY EBUCHKA MKNAPP R (Hrsg) 1999 PAumlDAGOGIK Grundlagen und Arbeitsfelder 3 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftel Luchterhand Verlag

DREIFUSS-KATTAN E 1986 Praxis der Klinischen KUNSTTHERAPIE BernStuttgartToronto Hans Huber Verlag

EGGER B 1981 Faszination Malen Praktisches Erzieherisches Anregendes 2 Aufl Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1982 Malen als Lernhilfe Malen und bildnerisches Gestalten mit ver-schiedenen Materialien Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1984 Bilder verstehen Wahrnehmung und Entwicklung der bildneri-schen Sprache Bern Zytglogge Verlag

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

Kindern und Jugendlichen Alltag in der Klinik und zu Hause verstehen hel-fen begleiten Stuttgart TRIAS-Thieme Hippokrates Enke Verlag

GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

LIPPERT-GRUumlNER MQUESTER R (Hrsg) 1996 SCHAumlDEL-HIRN-TRAUMA Kunsttherapie Rehabilitation Muumlnster Paroli Verlag

MAumlCKLER A 2000 1460 Antworten auf die Frage was ist Kunst Koumlln DuMont Verlag

MARTIN E 1999 Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit Eine Einfuumlhrung in die Probleme und Moumlglichkeiten 5 Aufl WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag

MENZEN K-H 2004 Grundlagen der Kunsttherapie 2 Aufl Muumlnchen Ernst Reinhardt Verlag

PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

RINNINSLAND J 1998 Kunst und Rehabilitation Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd2 Gailingen

RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

und Praxis Karlsruhe Verlag fuumlr Kunsttherapie SCHILLING J 1995 DidaktikMethodik der Sozialpaumldagogik Grundlagen und

Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

pro mente Verlag SCHOTTENLOHER G 2000 Kunst- und Gestaltungstherapie Eine praktische

Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

Page 33: SR26 d - Hegau-Jugendwerk Gailingen GmbH · Title: Microsoft Word - SR26 d.doc Author: rinni Created Date: 11/30/2011 3:31:13 PM

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343 Professionsbezogene Reflexion Die Umsetzung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots stellte un-uumlbersehbar eine Herausforderung dar da es paumldagogische Gesichtspunkte wie auch kunsttherapeutische Elemente in Einklang zu bringen und abzuwaumlgen galt Eine Vielzahl an Faumlhigkeiten von Fachwissen uumlber die einzelnen wissenschaftli-chen Bereiche Paumldagogik und Kunsttherapie uumlber menschliche Faumlhigkeiten im Umgang mit den Teilnehmern uumlber realistische Umsetzungsmoumlglichkeiten und Grenzen und damit die Eingliederung in die gegebenen Rahmenbedingungen ei-nes Krankenhauses und Rehabilitationszentrums wurden bei der Umsetzung gleichsam gefordert Realistisch gesehen war diese bdquobesondereldquo Art professionel-ler sozialpaumldagogischer Arbeit damit ist die Einbindung kunsttherapeutischer Ele-mente in die soziapaumldagogische Arbeit gemeint mit Abwaumlgungen und Entschei-dungen in den konkreten Situationen verbunden dh in einigen Situationen ruumlck-ten die paumldagogischen Grundsaumltze in den Vordergrund in anderen mehr die kunst-therapeutischen Bei der praktischen Umsetzung jedoch galt es daher auf die ge-gebene Situation und auf die einzelnen Rehabilitanden in jeder Hinsicht flexibel zu reagieren und ggf auch von vorgesehenen Prinzipien oder Vorstellungen abzu-weichen Die Aspekte sozialpaumldagogischen Handelns am Beispiel des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots wurden einerseits im bereits erwaumlhnten gemeinsamen Ruumlckblick mit den Teilnehmern bei den Ruumlckmeldungen zu einzelnen Aspekten des Angebots zustande kamen betrachtet andererseits jedoch fanden sowohl reflektierende Gespraumlche mit Kollegen des Sozialpaumldagogischen Dienstes bei welchen es vorwiegend um paumldagogisches Handeln ging als auch Reflexionsge-spraumlche mit dem Kunsttherapeuten statt bei denen kunsttherapeutische Aspekte im Vordergrund standen Beide waren in den jeweiligen Bereichen hilfreich und notwendig da durch die eigene Darstellung den Verlauf ruumlckblickend noch einmal durchlebte werden konnte Neben diesen Aspekten erschien jedoch die Selbstreflexion hinsichtlich des ge-plant umgesetzten Handlungsmodells nach MARTIN als ein sehr wichtiges Mo-ment da dieses Modell als praktisches Handlungsmodell bewusst in der paumldagogi-schen Praxis umgesetzt werden sollte Dies erforderte umso mehr einen kritischen Blick Anhand des Verlaufsmodells didaktischer Ablaumlufe und der eigenen Auf-zeichnungen zur Planung und waumlhrend der Umsetzung konnte schlieszliglich die eigene Vorgehensweise reflektiert werden Als wichtiges Moment professionellen Denkens und Handelns erschien hierbei unweigerlich die Analyse der Ausgangssituation Es galt den Einzelnen mit seinen

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

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SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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Staumlrken und Schwaumlchen wie auch seine bisherige Geschichte sowie sein Umfeld kennen und auch einschaumltzen zu lernen um die Teilnahme am Kreativangebot als sinnvoll und passend abzuwaumlgen und einzusetzen Diese Einschaumltzung ist nur moumlglich wenn genuumlgend Zeit besteht eine traumlgfaumlhige Beziehung zu den einzelnen Teilnehmern aufzubauen Dies stellte sich in diesem klinischen Bereich als noch ausreichend moumlglich im Hinblick auf personelle Kuumlrzungen und die finanzielle Lage im Gesundheitswesen jedoch wohl immer schwieriger dar Ein wichtiger As-pekt der insbesondere waumlhrend der Analyse zu Tage trat ist der dass Einschaumlt-zungen Deutungen und Interpretationen bezuumlglich der individuellen Situation der Rehabilitanden sind und damit den Voraussetzungen der Teilnahme als subjektiv anzusehen waren und damit immer auch von den Wertvorstellungen Einstellun-gen den Handlungsmaximen der Motivation und der Menschenkenntnis des Lei-ters abhaumlngen Im Hinblick auf die Planung ruumlckten sowohl die Lernzielsetzungen als auch die institutionellen Rahmenbedingungen in den Vordergrund Einerseits galt es die Kreativgruppe in den bestehenden Klinikalltag zu integrieren was auf Grund des Arbeitsschwerpunktes in den Spaumltdiensten gut moumlglich war so dass das Angebot in der therapiefreien Zeit stattfinden konnte Wenn sich auch die Zielsetzungen des Leiters weitgehend aus dem Aufgabenbereich des sozialpaumldagogischen Dienstes naumlmlich der psychosozialen Betreuung der Rehabilitanden ergaben und damit die Staumlrkung des Selbstbewusstseins und der Erwerb sozialer Kompetenzen eine zentrale Stellungen einnahmen galt es bei der Feinzielsetzung einzelner Rehabili-tanden nicht unerhebliche Dinge zu beachten Die Spanne zwischen Uumlber- und Unterforderung galt es genauestens abzuwaumlgen und auch die individuellen Moumlg-lichkeiten mit der jeweilig eigenen Situation umzugehen sich in Gruppen integrie-ren zu koumlnnen oder sich sozial tragfaumlhig zu verhalten mussten bedacht werden um ein Mindestmaszlig an Faumlhigkeiten die zur Durchfuumlhrung dieses Gruppenangebo-tes notwendig waren zu gewaumlhrleisten Sicherlich waren hierfuumlr die Kenntnisse der Besonderheiten der Folgen einer Schaumldelhirnverletzung unbedingt notwendig auf deren Hintergrund schlieszliglich alle Gesichtspunkte bedacht werden mussten Im Hinblick auf die methodische Umsetzung laumlsst sich festhalten dass sich hin-sichtlich paumldagogischen Handelns Grundkenntnisse in Sozialer Gruppenarbeit in allen Situationen als hilfreich erwiesen haben wenn sie auch auf das spezifische Klientel nur als dafuumlr umgearbeitet gelten konnten Die Beschaumlftigung mit unter-schiedlichen Fuumlhrungsstielen ermoumlglichte es in Situationen in welchen es in der Gruppe zu Unstimmigkeiten kam sowohl zu schlichten als auch die Einhaltung notwendiger Regeln wie zB einander aussprechen zu lassen zu verdeutlichen Auch die Zielsetzung im Hinblick darauf sich als Begleiter moumlglichst uumlberfluumlssig zu

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

Therapie Eine Einfuumlhrung in Geschichte Methode und Praxis der Kunstthe-rapie Nuumlrtingen Verlag der Stiftung fuumlr Kunst und Kunsttherapie

BADRY EBUCHKA MKNAPP R (Hrsg) 1999 PAumlDAGOGIK Grundlagen und Arbeitsfelder 3 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftel Luchterhand Verlag

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EGGER B 1981 Faszination Malen Praktisches Erzieherisches Anregendes 2 Aufl Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1982 Malen als Lernhilfe Malen und bildnerisches Gestalten mit ver-schiedenen Materialien Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1984 Bilder verstehen Wahrnehmung und Entwicklung der bildneri-schen Sprache Bern Zytglogge Verlag

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

Kindern und Jugendlichen Alltag in der Klinik und zu Hause verstehen hel-fen begleiten Stuttgart TRIAS-Thieme Hippokrates Enke Verlag

GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

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MAumlCKLER A 2000 1460 Antworten auf die Frage was ist Kunst Koumlln DuMont Verlag

MARTIN E 1999 Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit Eine Einfuumlhrung in die Probleme und Moumlglichkeiten 5 Aufl WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag

MENZEN K-H 2004 Grundlagen der Kunsttherapie 2 Aufl Muumlnchen Ernst Reinhardt Verlag

PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

RINNINSLAND J 1998 Kunst und Rehabilitation Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd2 Gailingen

RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

und Praxis Karlsruhe Verlag fuumlr Kunsttherapie SCHILLING J 1995 DidaktikMethodik der Sozialpaumldagogik Grundlagen und

Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

pro mente Verlag SCHOTTENLOHER G 2000 Kunst- und Gestaltungstherapie Eine praktische

Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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machen wenn auch zu Beginn notwendige Hilfestellungen wie Entscheidungshil-fen bei der Material- oder Motivwahl gegeben wurden insofern festzustellen als dass die einzelnen Rehabilitanden mehr und mehr selbststaumlndig an ihre Arbeit gingen und die Gruppe die Sauberhaltung des Raumes als gemeinsame Aufgabe betrachteten Dies implizierte natuumlrlich auch die Faumlhigkeit des Leiters gewisser-maszligen loslassen zu koumlnnen und den Teilnehmern Freiraum zu gewaumlhren Grup-penphasen und -prozesse konnten nur in Ansaumltzen beobachtet werden da sich einerseits die Teilnehmer schon zu Beginn bekannt waren und andererseits die kurze Laufzeit des Angebots fuumlr eine Gruppenkohaumlsion als nutzbare Basis des Einzelnen zur Foumlrderung nicht ausreichte Eine dauerhafte Gruppe waumlre aus pauml-dagogischer Sicht daher wuumlnschenswert gewesen Insgesamt entstand die methodische Umsetzung sowohl aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungen im gruppenpaumldagogischen und kunsttherapeutischen Bereich als auch durch die bereits bestehende Umsetzung kunsttherapeutischer Elemente in der Kunstwerkstatt des Rehabilitationszentrums heraus Die professionsbezogene Reflexion mit dem Fokus auf die kunsttherapeutischen Elemente gerichtet kann schlieszliglich mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes vorgenommen werden Die Einordnung der Bilder zwischen den drei Polen aumlsthetischen akademischen und therapeutischen Malens erlaubt eine Aus-sage uumlber die Aufgaben und Handlungen des Begleiters So ergaben sich zB im Hinblick auf Marco insofern Hinweise als dass bei Bildern die mit der didaktischen Absicht bdquoaumlsthetischldquo gemalt wurden die Praumlsentation des Bildes vorgeschlagen werden kann bei Bildern mit akademischem Malen als didaktischen Hintergrund waumlre gar ein Eingreifen des Begleiters im Sinne des Rehabilitanden erlaubt gewe-sen In beiden Faumlllen koumlnnen Lob und Bewertung eine nicht unbedeutende Rolle spielen Dies kann sich sowohl in direktem persoumlnlichen Lob zeigen oder aber auch in der Moumlglichkeit die jeweiligen Bilder als Praumlsente mitzunehmen oder im Rahmen der Hausgestaltung zu Verfuumlgung zu stellen Ausdruck finden In Einzel-faumlllen wurden wenn man so interpretieren moumlchte auch therapeutisch motivierte Bilder wie sie beim Begleiteten Malen entstehen koumlnnen angefertigt Diese haumltten jedoch im eigentlichen Sinne einen vermehrten Schutz des Malenden ggf auch das Malen in Einzelsituationen erfordert was unter den gegebenen Voraussetzun-gen nicht konkret umsetzbar gewesen waumlre Insgesamt gestaltete sich die Intervention hinsichtlich der kunsttherapeutischen Reflexion bis zu jenem Punkt als paumldagogisch umsetzbar als dass die Bilder vor-wiegend aumlsthetische oder akademische Elemente aufzeigten Bei auffallend thera-peutisch einzuschaumltzenden Bildern konnte weniger die direkte therapeutische Ar-

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

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PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

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RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

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SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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beit am Bild gewaumlhrleistet mehr jedoch das Bild als Anlass einer paumldagogischen Intervention zB im Sinne eines Gespraumlchbedarfs genutzt werden 35 Zusammenfassung Eine konkrete Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns wurde mittels eines kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots im Hegau-Jugendwerk in Gailin-gen nach dem Handlungsmodell der didaktischen Reflexion nach MARTIN durch-gefuumlhrt indem zu Beginn eine Situationsanalyse vorgenommen wurde anschlie-szligend didaktisch-methodische Uumlberlegungen im Hinblick auf unterschiedliche Ge-sichtspunkte eingingen die praktische Umsetzung an Hand eines exemplarisch herausgegriffenen Rehabilitanden aufgezeigt wurde und schlieszliglich das Angebot auf unterschiedlichen Ebenen reflektiert wurde Hinsichtlich der einzelnen Teil-schritte war ein kontinuierlicher Verlauf erkennbar Die Umsetzung zeigte sich zu-sammenfassend wie folgt (1) Analysieren Im Sinne der Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt das Hegau-Jugendwerk als ein Neurologisches Krankenhaus und Rehabilitationszent-rum der Phase II vorgestellt bei dem sich die Zusammenarbeit unterschiedlichen Berufsgruppen von Aumlrzten uumlber Fachtherapeuten bis hin zu Paumldagogen und Be-rufstherapeuten dementsprechend interdisziplinaumlr gestaltet Weiterhin wurde das Klientel vorgestellt Aufgenommen werden in der Regel Rehabilitanden bis zu ei-nem Alter von 21 Jahren die aufgrund unterschiedlicher Ursachen Schaumlden des zentralen Nervensystems erlitten wobei vorwiegend Schaumldelhirnverletzungen auf Grund von Unfaumlllen als Indikatoren gelten Je nach Schaumldigungsart -ausmaszlig und -ursache kann es zu weit reichenden Einschraumlnkungen sowohl koumlrperlicher psy-chologischer neuropsychologischer und damit auch sozialer Art kommen Mit Hilfe eines individuellen Rehabilitationsplans soll der Einzelne nach seiner Entlassung moumlglichst entsprechend seinen Wuumlnschen und Faumlhigkeiten schulisch-beruflich und auch sozial wiedereingegliedert werden Schlieszliglich wurde der Aufgabenbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes vorgestellt der im Bereich psychosozialer Re-habilitation verortet wird Mit dem Ziel der sozialen Integration in die Gesamtheit des sozialen Umfeldes gehoumlren Variablen wie das Erlernen und Erhalten von so-zialen Kompetenzen die Selbststaumlndigkeit im Denken und Handeln und die Fuumlh-rung eines eigenverantwortlichen selbstbestimmten Lebens zum Arbeitsbereich des Sozialpaumldagogischen Dienstes Das sozialpaumldagogische Handeln bewegt sich dabei in den Bereichen der Foumlrderung von Konflikt- und Kommunikationsfaumlhigkeit

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

Therapie Eine Einfuumlhrung in Geschichte Methode und Praxis der Kunstthe-rapie Nuumlrtingen Verlag der Stiftung fuumlr Kunst und Kunsttherapie

BADRY EBUCHKA MKNAPP R (Hrsg) 1999 PAumlDAGOGIK Grundlagen und Arbeitsfelder 3 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftel Luchterhand Verlag

DREIFUSS-KATTAN E 1986 Praxis der Klinischen KUNSTTHERAPIE BernStuttgartToronto Hans Huber Verlag

EGGER B 1981 Faszination Malen Praktisches Erzieherisches Anregendes 2 Aufl Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1982 Malen als Lernhilfe Malen und bildnerisches Gestalten mit ver-schiedenen Materialien Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1984 Bilder verstehen Wahrnehmung und Entwicklung der bildneri-schen Sprache Bern Zytglogge Verlag

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

Kindern und Jugendlichen Alltag in der Klinik und zu Hause verstehen hel-fen begleiten Stuttgart TRIAS-Thieme Hippokrates Enke Verlag

GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

LIPPERT-GRUumlNER MQUESTER R (Hrsg) 1996 SCHAumlDEL-HIRN-TRAUMA Kunsttherapie Rehabilitation Muumlnster Paroli Verlag

MAumlCKLER A 2000 1460 Antworten auf die Frage was ist Kunst Koumlln DuMont Verlag

MARTIN E 1999 Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit Eine Einfuumlhrung in die Probleme und Moumlglichkeiten 5 Aufl WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag

MENZEN K-H 2004 Grundlagen der Kunsttherapie 2 Aufl Muumlnchen Ernst Reinhardt Verlag

PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

RINNINSLAND J 1998 Kunst und Rehabilitation Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd2 Gailingen

RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

und Praxis Karlsruhe Verlag fuumlr Kunsttherapie SCHILLING J 1995 DidaktikMethodik der Sozialpaumldagogik Grundlagen und

Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

pro mente Verlag SCHOTTENLOHER G 2000 Kunst- und Gestaltungstherapie Eine praktische

Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

Page 37: SR26 d - Hegau-Jugendwerk Gailingen GmbH · Title: Microsoft Word - SR26 d.doc Author: rinni Created Date: 11/30/2011 3:31:13 PM

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Unterstuumltzung bei der Erlangung von Gruppenfaumlhigkeit der Hilfe bei der Krank-heitsbewaumlltigung und Behinderungsverarbeitung Hilfe bei der selbststaumlndigen Alltagbewaumlltigung und beim Training lebenspraktischer Faumlhigkeiten Dies geschieht sowohl durch die Umsetzung von individueller Einzelbetreuung Gruppenaktivitaumlten und -angeboten und auch freizeitpaumldagogischen Maszlignahmen Aus der Analyse der Ausgangssituation und der Uumlberzeugung dass ein kunsttherapeutisch orien-tiertes Kreativangebot ein geeignetes Mittel fuumlr die Unterstuumltzung im Bereich der psychosozialen Rehabilitation darstellt heraus kam es schlieszliglich zur Planung des Angebots (2) Planen Im zweiten Schritt wurden zur gezielten Umsetzung des Kreativange-bots didaktisch-methodische Voruumlberlegungen angestellt Diese sowohl zu den Rahmenbedingungen die die Integration des Angebots in den Klinikalltag erforder-te als auch zu den Raumlumlichkeiten und den finanziellen Moumlglichkeiten die schlieszlig-lich die methodische Umsetzung mit beeinflussten Auf Grund des zur Verfuumlgung stehenden Zeitrahmens wurde das Angebot fuumlr acht Sitzungen mit jeweils einein-halb Stunden einberaumt Die Gruppengroumlszlige wurde ebenfalls festgelegt und auf sechs Teilnehmer beschraumlnkt die freiwillig am Angebot teilnehmen konnten Die Auswahl der Teilnehmer wurde ebenfalls bewusst getaumltigt und gestaltete sich im Hinblick auf die psychosoziale Rehabilitation einerseits nach dem Kriterium eher stillen zuruumlckgezogenen und unauffaumllligen Rehabilitanden mit unterschiedlichsten Einschraumlnkungen in den Kommunikationsmoumlglichkeiten einen geschuumltzten Rah-men zur eigenen Entfaltung und die Moumlglichkeit Kontakte zu knuumlpfen zu bieten Andererseits war das Interesse fuumlr kuumlnstlerische Betaumltigungen der Einzelnen aus-schlaggebend Lernziele und Lerninhalte waren in der Planung ebenfalls zu be-ruumlcksichtigen Als hervorzuheben galten hierbei die moumlglicherweise unterschiedli-chen Zielsetzung von Beteiligten und der Paumldagogin wobei deutlich wurde dass beide Zielsetzungen parallel verfolgt werden koumlnnen und dabei die Ziele der Leite-rin fuumlr die Teilnehmer nicht direkt sichtbar waren In der Planung der methodischen Umsetzung bot sich eine Gruppe im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit an bei welcher kunsttherapeutische Elemente nach dem Begleiteten Malen nach EGGER integriert wurden Dieser Ansatz war einerseits von Vorteil weil er ohne groszligen Aufwand und houmlhere finanzielle Kosten ermoumlglicht werden konnte und andererseits die Elemente des Begleitenden Malens angemessen in die sozialpaumldagogische Arbeit einflieszligen konnten Es ist zu betonen dass lediglich einzelne Elemente des Begleiteten Malens umgesetzt wurden und zwar so fern dies die Rahmenbedin-gungen und die Moumlglichkeiten aus sozialpaumldagogischer Sicht zulieszligen Dies spie-gelte sich schlieszliglich auch in der Materialauswahl wider bei der alltaumlgliche Mate-

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

Page 38: SR26 d - Hegau-Jugendwerk Gailingen GmbH · Title: Microsoft Word - SR26 d.doc Author: rinni Created Date: 11/30/2011 3:31:13 PM

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rialien wie Fingerfarben Wasserfarben Kreiden und auch Holz- und Filzstifte und keine Gouache-Farben eingesetzt wurden (3) Handeln Der dritte Schritt die praktische Umsetzung bildete sich schlieszliglich in der Vorstellung und Beobachtung eines einzelnen Rehabilitanden waumlhrend des Verlaufes des Kreativangebotes im Hinblick auf die gesetzten Ziele der vermehrten Kommunikation der Selbststaumlndigkeit und der Entwicklung weiterer sozialer Kom-petenzen wie zB dem adaumlquaten Umgang mit Kritik ab (4) Auswerten Schlieszliglich endete der gesamte Prozess in einem letzten Schritt mit der Ruumlckschau bzw der Reflexion die auf drei unterschiedlichen Ebenen statt-fand Die fallbezogene Reflexion stellte den im Verlauf dargestellten Rehabilitan-den in den Mittelpunkt indem seine persoumlnlichen Verlaumlufe und Fortschritte in Hin-blick auf die direkten und indirekten Zielsetzungen ruumlckwirkend betrachtet wurden Dabei konnte auch mit Hilfe des Modells der didaktischen Farbe eines Bildes nach RINNINSLAND ein Verlauf festgestellt werden Schwerpunkte der angebotsbezo-genen Reflexion waren sowohl die abschlieszligende Gesamtreflexion des Angebotes als Gesamtes gemeinsam mit den Rehabilitanden durch ein Gespraumlch bei einem gemeinsames Abendessen und durch den gemeinsamen Aushang der Bilder im Haus als auch die Prozessreflexion waumlhrend und am Ende der einzelnen Sitzun-gen bei welchen Anregungen Probleme und Wuumlnsche in einem gemeinsamen Gespraumlch eroumlrtert wurden und Aumlnderungen direkt in die Umsetzung der naumlchsten Sitzung einflieszligen lieszligen Die professionsbezogene Reflexion schlieszliglich richtete sich vorwiegend auf die Einordnung des Angebots in den Themenkomplex sozial-paumldagogischen Handelns und die Rolle und Aufgabenbereiche der Sozialpaumldago-gin innerhalb des Kreativangebotes Diese geschah durch gemeinsame Gespraumlche uumlber den gesamten Ablauf des Angebotes mit den Kollegen des Sozialpaumldagogi-schen Dienstes und des Sonderpaumldagogen und Kunsttherapeuten Als nicht uner-heblich im Hinblick auf die professionsbezogene Reflexion erwies sich schlieszliglich die Selbstreflexion in der das sozialpaumldagogische Handeln anhand von Aufschrie-ben ruumlckblickend hinsichtlich des Verlaufsmodells nach MARTIN betrachtet wurde Schlieszliglich wurde im Zuge dessen auch das Leiterverhalten anhand des Versu-ches einer Einordnung der Bilder in RINNINSLANDs didaktisches Dreieck uumlber-dacht Diese abschlieszligende Reflexion schlieszligt einerseits die zielgerichtete Vorgehens-weise und Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns ab muumlndet aber gleichzeitig in den Kreislauf einer erneuten und veraumlnderten Situationsanalyse ein Sie zeigt damit einerseits die Notwendigkeit andererseits auch die Moumlglichkeiten der Integ-

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

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SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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ration von didaktisch-methodischen Uumlberlegungen in sozialpaumldagogisches Han-deln - auch in der Neurologischen Rehabilitation Welche Bedeutung die gesamte bisherige Ausarbeitung und insbesondere die beispielhafte Umsetzung des Kreativangebots nach dem vorliegenden Hand-lungsmodell fuumlr die Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation einneh-men kann soll die folgende abschlieszligende Einordnung in den Gesamtzusammen-hang professionellen sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozial-paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn auf-zeigen und damit die bearbeitete Thematik abrunden 4 Grundlagen sozialpaumldagogischen Handelns ndash Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse Um die Ergebnisse der Ausarbeitung in den Gesamtzusammenhang professionel-len sozialpaumldagogischen Handelns im weiteren Sinn und sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn einordnen zu koumln-nen wird im folgenden letzten Teil dieser Ausarbeitung eine Zusammenfassung sowohl der ausgearbeiteten theoretischen Aspekte bezuumlglich der Grundlagen sozi-alpaumldagogischen Handelns als auch der praktischen Umsetzung des kunstthera-peutisch orientierten Kreativangebots vorgenommen um schlieszliglich auf Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation hinzuweisen Ab-schlieszligen wird diese Ausarbeitung mit einem Ausblick 41 Zusammenfassung und kritische Wuumlrdigung Bei der Suche nach theoretischen undoder praktischen Handlungsleitlinien fuumlr professionelles sozialpaumldagogisches Handeln in der Neurologischen Rehabilitation wird man kein allgemeinguumlltig wissenschaftlich ausgearbeitetes Standardwerk finden Nur unzureichend wurde dieser Themenbereich wissenschaftlich fundiert erforscht erarbeitet und niedergeschrieben Die vorhandenen wissenschaftlichen Ausarbeitungen lassen sich im engeren Sinne auf genau eine Ausarbeitung fuumlr diesen speziellen Arbeitsbereich von SOMMER reduzieren Sie basiert weitgehend auf einer Sekundaumlranalyse allgemeiner paumldagogischer und fachspezifischer Hand-lungsleitlinien und Ansaumltze und auf praktische eigene Erfahrungen in diesem Be-reich

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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Um sich an die Inhalte professionellen sozialpaumldagogischen Handelns in der Neu-rologischen Rehabilitation anzunaumlhern muss daher auf die Inhalte sozialpaumldagogi-schen Handelns im Allgemeinen zuruumlckgegriffen werden Doch auch hier wird man sich als Leser bei der Recherche mit wenigen wissenschaftlichen Werken von WEINSCHENK MARTIN SCHILLING GORGES und BADRYBUCHKAKNAPP zufrieden geben muumlssen Schon in diesem Bereich ist ein groszliges Defizit hinsicht-lich wissenschaftlicher Fundierung festzuhalten ndash weshalb sich gleichermaszligen das Defizit im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation erklaumlren und wenn man so moumlchte relativieren laumlsst Als Antwort auf der sich schlieszliglich daraus ergebende Fragestellung welche wis-senschaftlichen Grundlagen professionellem sozialpaumldagogischen Handeln zugrunde liegen stellte sich der Begriff Didaktik als zentral heraus Ein allgemein-guumlltiges Standardwerk einer Didaktik der Sozialpaumldagogik ist jedoch nicht aufzufin-den so dass bei der Annaumlherung an die Grundlagen sozialpaumldagogischen Han-delns weitgehend auf eine Dokumenten- und Sekundaumlranalyse der Inhalte Allge-meiner Paumldagogik und fachspezifischer Literatur zuruumlckgegriffen werden muss Diese wiederum muumlssen auf die sozialpaumldagogische Arbeit umzuarbeiten versucht werden muumlssen Didaktik als Teilbereich der Paumldagogik gilt demnach als zentraler Begriff sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns In dieser Feststellung sind sich alle Experten einig Was jedoch Didaktik im Einzelnen beinhaltet daruumlber scheiden sich bereits die Geister Festzustellen ist dass es zwei Pole gibt zwi-schen denen sich die Inhalte bewegen Eine engere Begriffsbeschreibung geht von einer bdquoDidaktik als Wissenschaft vom Unterrichtldquo aus eine weitere Beschreibung sieht Didaktik allgemein als bdquoSteuerungsinstrument von Lernprozessenldquo an wo-durch sie sich als fuumlr die Soziale Arbeit relevant erweist Didaktik steht damit zwi-schen Theorie und Praxis und dient einerseits der Unterstuumltzung von gezielten Lernprozessen und andererseits der Kritik und Reflexion paumldagogischen Handelns Aus den unterschiedlichen Verstaumlndnissen uumlber den Inhalt von Didaktik heraus zeigen sich unterschiedliche didaktische Modelle die als Handlungsmodelle der paumldagogischen Praxis dienen sollen Zwei didaktische Modelle habe sich dabei herauskristallisiert das bildungstheoretische und das lerntheoretische Didaktikmo-dell Bei ersterem geht es vermehrt darum wie Wissen im Sinne von Bildungsin-halten gezielt vermittelt werden kann und soll in letzterem geht es vermehrt um die Gestaltung allgemeiner Lernsituationen die nicht primaumlr auf den schulischen Be-reich bezogen sind Da sie den Lernprozess in seinen gesamten Bedingungszusammenhaumlngen be-trachten erweist sie sich daher als fuumlr die Soziale Arbeit relevant

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

Kindern und Jugendlichen Alltag in der Klinik und zu Hause verstehen hel-fen begleiten Stuttgart TRIAS-Thieme Hippokrates Enke Verlag

GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

LIPPERT-GRUumlNER MQUESTER R (Hrsg) 1996 SCHAumlDEL-HIRN-TRAUMA Kunsttherapie Rehabilitation Muumlnster Paroli Verlag

MAumlCKLER A 2000 1460 Antworten auf die Frage was ist Kunst Koumlln DuMont Verlag

MARTIN E 1999 Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit Eine Einfuumlhrung in die Probleme und Moumlglichkeiten 5 Aufl WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag

MENZEN K-H 2004 Grundlagen der Kunsttherapie 2 Aufl Muumlnchen Ernst Reinhardt Verlag

PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

RINNINSLAND J 1998 Kunst und Rehabilitation Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd2 Gailingen

RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

und Praxis Karlsruhe Verlag fuumlr Kunsttherapie SCHILLING J 1995 DidaktikMethodik der Sozialpaumldagogik Grundlagen und

Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

pro mente Verlag SCHOTTENLOHER G 2000 Kunst- und Gestaltungstherapie Eine praktische

Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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Als unmittelbares Begleitwort der Didaktik gilt die Methodik Waumlhrend sich die Di-daktik mehr mit dem Was und Warum beschaumlftigt befasst sich die Methodik als die Wissenschaft von den Methoden mehr mit dem Wie und Womit Dass es beide Begrifflichkeiten innerhalb professionellen sozialpaumldagogischen Handelns nicht voneinander zu trennen gilt betonen alle Autoren in ihren Veroumlffentlichungen wie sich jedoch das Verhaumlltnis und die Gewichtung beider gestaltet daruumlber bestehen unterschiedliche Meinungen Auch wie genau die Verortung der klassischen sozialpaumldagogischen Methoden bdquoEinzelhilfeldquo bdquoGruppenarbeitldquo und bdquoGemeinwesenarbeitldquo und deren inhaltliche Diffe-renzierung auszusehen hat ist noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen Weitgehend jedoch scheint Einigkeit darin zu bestehen dass unter Methodik nicht die klassischen Methoden sozialpaumldagogischer Arbeit verstanden werden viel-mehr aber ein planvolles Vorgehen im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel mit den Variablen Methoden Material Medien und Zeit Weiterhin scheint Einigkeit darin zu bestehen dass sich Methodik und Didaktik gegenseitig bedingen und damit gleichwertig sind wenn auch begrifflich gesehen die Didaktik vor der Methodik stehen muss da sie den Rahmen fuumlr methodisches Handeln bildet Dass sich diese Allgemein-didaktischen Grundlagen verstaumlndlicherweise nicht ohne weiteres unreflektiert auf das sozialpaumldagogische Arbeitsfeld uumlbertragen und schlieszliglich umsetzten lassen begruumlndet die Notwendigkeit einer Anpassung und Umarbeitung dieser Grundlagen wohl zu genuumlge Dass die vorhandenen wissen-schaftlichen Grundzuumlge jedoch als Grundlagen genutzt werden koumlnnen und soll-ten erweist sich als sinnvoll Dass Didaktik auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit nicht nur zur praktischen Umsetzung professionellen Handelns notwendig er-scheint sondern gleichsam auch die nur unzureichend stattgefundene Professio-nalisierung des Berufes des Sozialpaumldagogen vorantreibt scheint die Funktion der Didaktik sowohl als fundierte theoretische Wissenschaft als auch als Hilfe bei der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Handelns deutlich zu machen Allgemeine didaktische Grundlagen koumlnnen auf die sozialpaumldagogischen Arbeits-felder angepasst werden in dem man zunaumlchst die jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialpaumldagogik genauer betrachtet Die sozialpaumldagogische Arbeit ist dadurch gekennzeichnet dass sie eine Vielzahl an Arbeitsfeldern und Aufgabenbereiche aufweist doch auch in diesen Bereichen geht es um Lernbereiche nur eben im sozialen Kontext Das heiszligt dass das Lernen sich vermehrt an den aktuellen Le-benssituationen der jeweiligen Personen orientiert und damit in Alltagssituationen stattfindet Das bedeutet auch dass sozialpaumldagogische Arbeit sich hauptsaumlchlich in Beziehungen und Kontakten zwischen Sozialpaumldagogen und den jeweiligen Betroffenen abspielt und haumlufig auch indirekt geschieht weshalb es sich fuumlr den

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

Therapie Eine Einfuumlhrung in Geschichte Methode und Praxis der Kunstthe-rapie Nuumlrtingen Verlag der Stiftung fuumlr Kunst und Kunsttherapie

BADRY EBUCHKA MKNAPP R (Hrsg) 1999 PAumlDAGOGIK Grundlagen und Arbeitsfelder 3 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftel Luchterhand Verlag

DREIFUSS-KATTAN E 1986 Praxis der Klinischen KUNSTTHERAPIE BernStuttgartToronto Hans Huber Verlag

EGGER B 1981 Faszination Malen Praktisches Erzieherisches Anregendes 2 Aufl Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1982 Malen als Lernhilfe Malen und bildnerisches Gestalten mit ver-schiedenen Materialien Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1984 Bilder verstehen Wahrnehmung und Entwicklung der bildneri-schen Sprache Bern Zytglogge Verlag

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

Kindern und Jugendlichen Alltag in der Klinik und zu Hause verstehen hel-fen begleiten Stuttgart TRIAS-Thieme Hippokrates Enke Verlag

GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

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MARTIN E 1999 Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit Eine Einfuumlhrung in die Probleme und Moumlglichkeiten 5 Aufl WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag

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und Praxis Karlsruhe Verlag fuumlr Kunsttherapie SCHILLING J 1995 DidaktikMethodik der Sozialpaumldagogik Grundlagen und

Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

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Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

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SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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Betroffenen nicht immer als eine offensichtliche sozialpaumldagogische Intervention darstellt All diesen Anspruumlchen sollte eine Didaktik im Kontext Sozialer Arbeit ge-nuumlgen Als zentrale Begrifflichkeit im Kontext einer Didaktik in der Sozialen Arbeit erweist sich schlieszliglich der Begriff Lernen Es geht hierbei jedoch insbesondere um das Lernen in Alltagssituationen dh um Probleme in der Alltagsbewaumlltigung wie zB die Faumlhigkeit Konflikte zu loumlsen Beziehungen einzugehen oder seinen Alltag zu strukturieren Diese Art von Lernen scheint in den meisten Koumlpfen jedoch ein Be-reich zu sein der keinen eigenen professionellen Begleiter wie ihn der Sozialpauml-dagoge darstellt zur Loumlsung der Probleme benoumltigt Viele Fachfremde fuumlhlen sich selbst als Experten wenn es um soziale Hilfestellungen geht sind doch alle Men-schen irgendwann einmal erzogen worden Doch genau hier traumlgt die sozialpaumlda-gogische Arbeit mit ihrer didaktischen Fundierung zu einer Differenzierung bei und traumlgt hierin auch ihre Berechtigung innerhalb des Kanons interdisziplinaumlrer Fachbe-reiche anerkannt zu werden Denn sind doch gerade die sozialen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die Voraussetzung dafuumlr das eigene Leben zu bewaumlltigen so beduumlrfen doch insbesondere sie einer intensiven Unterstuumltzung durch professionelle Haumlnde Es gilt daher aus sozialpaumldagogischer Sicht genau diese Problemfelder zu unter-stuumltzen indem Lernprozesse durch gezieltes analysieren planen durchfuumlhren und reflektieren unterstuumltzt werden um den Menschen zu einer selbstbestimmten und autonomen Lebensfuumlhrung zu fuumlhren Didaktische Uumlberlegungen unterstuumltzen die Effektivitaumlt sozial-paumldagogischer Arbeit indem sie als Hilfe bei der Planung und Unterstuumltzung von Lernprozessen in den jeweiligen Lebensbereichen und The-menstellungen fungieren Als ein bedeutender Ansatz von Didaktik insbesondere fuumlr die Praxis Sozialer Ar-beit kann das bdquoVerlaufsmodell der didaktischen Arbeitldquo nach MARTIN hervorgeho-ben werden MARTIN betont die Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldagogische Handeln einzubeziehen und schreibt dem Prozess der didakti-schen Reflexion bezuumlglich der praktischen Umsetzung sozialpaumldagogischen Han-delns eine groszlige Bedeutung zu Er stellt dabei vier Phasen bzw Handlungsschritte in den Mittelpunkt stellt Sozialpaumldagogische Arbeit soll sich in einem Prozess bei dem die Analyse der Ausgangssituation voransteht die Planung von Maszlignahmen zur Loumlsung des Problems folgen diese anschlieszligend im praktischen Handeln um-gesetzt werden und schlieszliglich die Auswertung und Reflexion den Kreis schlieszligen vollziehen Die Ergebnisse der Reflexion erlauben schlieszliglich als Basis fuumlr eine neue Situationsanalyse den Wiedereinstieg in den Kreislauf der im weiteren Sinne als Grundlage sozialpaumldagogischen Handelns in jedem Lernbereich dienen kann

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

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Die Fragestellung wie die Anwendung didaktisch-methodischer Grundkenntnisse unter Integration kunsttherapeutischer Elemente in der Neurologischen Rehabilita-tion schlieszliglich konkret aussehen kann wurde anhand der Umsetzung eines kunst-therapeutisch orientierten Kreativangebots innerhalb des sozialpaumldagogischen Handlungsfeldes des Hegau-Jugendwerks ersichtlich Dieses gestaltete sich nach den Gesichtspunkten der didaktischen Reflexion nach MARTIN Die Analyse der Ausgangsituation zeigte sich hierbei sowohl in den institutionellen Rahmen-bedingungen die sich in der Vorstellung des Hegau-Jugendwerks als Neurologi-sches Krankenhaus und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene widerspiegeln sowie die Darstellung des Klientels als auch in der Vorstellung der im psychosozialen Bereich der Rehabilitation angesiedelten Auf-gabenbereiche des Sozialpaumldagogischen Dienstes Aus der Analyse der Aus-gangssituation und deren Voraussetzungen folgt die Begruumlndung und Planung des Kreativangebots in die didaktisch-methodische Uumlberlegungen einflieszligen Uumlberle-gungen zu den Rahmenbedingungen zur Auswahl der Teilnehmer zu Lernzielen und zum gezielten Einsatz von Methoden und Materialien flieszligen hierbei ein und fuumlhren schlieszliglich in einem weiteren Schritt zur praktischen Umsetzung Diese wurde in dieser Ausarbeitung an Hand der Darstellung des Verlaufs des Kreativ-angebots am Beispiel eines Rehabilitanden aufgefuumlhrt wird Schlieszliglich findet um den Kreislauf der didaktischen Reflexion zu schlieszligen die Auswertung und Refle-xion des Kreativangebots auf unterschiedlichen Ebenen statt bezuumlglich des bereits vorgestellten Rehabilitanden einmal bezuumlglich des Kreativangebotes als Projekt und des weiteren bezuumlglich des sozialpaumldagogischen Handelns Damit schlieszligt sich der Kreis und zeigt einerseits dass didaktische Modelle und Ansaumltze auch in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation Eingang finden bzw finden koumlnnen und finden muumlssen und dass weiterhin auch an Hand des beispielhaft vorgestellten kunsttherapeutisch orientierten Kreativan-gebots einige Ruumlckschluumlsse auf eine Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilita-tion geschlossen werden koumlnnen die Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation erkennen bestehende Ansaumltze unterstuumltzen und neue Gesichtspunkte zusammentragen lassen Realistisch betrachtet jedoch kann auch innerhalb sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation der Fokus nicht nur auf didaktisch-methodischen Uumlberlegungen gerichtet sein geht es doch bei paumldagogischem Handeln vor allem um den zwischen-menschlichen Umgang der im wesentlichen auch die Struktur menschlichen Handelns uumlberhaupt aufweist Vielmehr muss eine Balance derge-stalt gefunden werden dass sich Sozialpaumldagogen in der Neurologischen Rehabili-tation stets bewusst sind dass sich auch didaktisch geplante Lernprozesse immer

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

Therapie Eine Einfuumlhrung in Geschichte Methode und Praxis der Kunstthe-rapie Nuumlrtingen Verlag der Stiftung fuumlr Kunst und Kunsttherapie

BADRY EBUCHKA MKNAPP R (Hrsg) 1999 PAumlDAGOGIK Grundlagen und Arbeitsfelder 3 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftel Luchterhand Verlag

DREIFUSS-KATTAN E 1986 Praxis der Klinischen KUNSTTHERAPIE BernStuttgartToronto Hans Huber Verlag

EGGER B 1981 Faszination Malen Praktisches Erzieherisches Anregendes 2 Aufl Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1982 Malen als Lernhilfe Malen und bildnerisches Gestalten mit ver-schiedenen Materialien Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1984 Bilder verstehen Wahrnehmung und Entwicklung der bildneri-schen Sprache Bern Zytglogge Verlag

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

Kindern und Jugendlichen Alltag in der Klinik und zu Hause verstehen hel-fen begleiten Stuttgart TRIAS-Thieme Hippokrates Enke Verlag

GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

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MAumlCKLER A 2000 1460 Antworten auf die Frage was ist Kunst Koumlln DuMont Verlag

MARTIN E 1999 Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit Eine Einfuumlhrung in die Probleme und Moumlglichkeiten 5 Aufl WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag

MENZEN K-H 2004 Grundlagen der Kunsttherapie 2 Aufl Muumlnchen Ernst Reinhardt Verlag

PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

RINNINSLAND J 1998 Kunst und Rehabilitation Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd2 Gailingen

RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

und Praxis Karlsruhe Verlag fuumlr Kunsttherapie SCHILLING J 1995 DidaktikMethodik der Sozialpaumldagogik Grundlagen und

Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

pro mente Verlag SCHOTTENLOHER G 2000 Kunst- und Gestaltungstherapie Eine praktische

Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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zwischen den zwei Polen der Planung und Nichtplanung vollziehen und dass spon-tane Reaktionen sehr wohl ihre Berechtigung innerhalb sozialpaumldagogischen Han-delns haben Denn komplexe soziale Lernprozesse koumlnnen nicht bis in das letzte Detail festgelegt werden wenn doch dann scheint es im Extremfall schlieszliglich nur noch einen richtigen Weg zu geben der im Uumlbrigen genau der falsche sein kann Professionelle sozialpaumldagogische Arbeit zeichnet sich daher wohl mehr dadurch aus dass sie nicht nur allein von didaktischer Planung lebt sondern sich in einem Wechselspiel von Geplantem und Ungeplantem bzw Unplanbarem bedient Betrachtet man insbesondere das didaktische Verlaufsmodell paumldagogischen Handelns nach MARTIN so muss auch dessen allgemein angelegter Charakter beruumlcksichtigt werden so dass im Umkehrschluss eine Feinabstimmung auf das jeweilige Klientel als notwendig erscheint sofern sie in den sozialpaumldagogisch Taumltigen nicht verinnerlich ist Doch nicht nur eine Feinabstimmung auf das Klientel als Gesamtes wird sich daraus ergeben es ergibt sich mE je nach geplantem Vorhaben eine differenzierte inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Teilschritte innerhalb des Gesamtprozesses weshalb sich eine unreflektierte Uumlbernahme des Schemas mE als nicht sinnvoll erweist Kritisch gesehen werden muss auszligerdem der insgesamt hohe Aufwand der bei einer professionell didaktisch-methodisch durchdachten Vorgehensweise erforder-lich erscheint Und wie ein Blick in die einschlaumlgige Literatur zeigt naumlmlich annauml-hernd nichts scheinen didaktische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Ar-beit auch in der Neurologischen Rehabilitation nur wenig bewusst getaumltigt zu wer-den Das bedeutet auch dass durch die (noch) nicht vorhandene Automatisierung solcher Ansaumltze und Uumlberlegungen als uumlbergeordnete Zielsetzung der zeitliche Aufwand die vorhandenen Freiraumlume und Kapazitaumlten dafuumlr um ein vielfaches uumlbersteigt Sieht man nun noch die wirtschaftliche Lage auch im Bereich des Ge-sundheitswesens so stellt sich die Frage wie solche Vorhaben wie zB das Krea-tivangebot bei voranschreitenden Personaleinsparungen noch in einem angemes-senen Maszlige durchgefuumlhrt werden sollen Werden die finanziellen Mittel knapp so koumlnnen solch spezifische Angebote geschweige denn Angebote mit houmlherem fi-nanziellen Aufwand wie diesem schlicht nicht mehr angeboten werden Daruumlber hinaus haumlngen solche Angebote und damit die aktive Beschaumlftigung mit theoreti-schen Grundlagen der Sozialpaumldagogik immer auch von den persoumlnlichen Vorlie-ben und Interessen und dem Engagement und Einsatz des jeweiligen Mitarbeiters des sozialpaumldagogischen Dienstes ab Vielleicht kann es deshalb bdquonurldquo Ziel sein um paumldagogische Grundlagen zu wis-sen sich ihnen bewusst zu werden andere dafuumlr zu sensibilisieren diese im ge-gebenen Arbeitsfeld mit den gegebenen Rahmenbedingungen und Moumlglichkeiten

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

Therapie Eine Einfuumlhrung in Geschichte Methode und Praxis der Kunstthe-rapie Nuumlrtingen Verlag der Stiftung fuumlr Kunst und Kunsttherapie

BADRY EBUCHKA MKNAPP R (Hrsg) 1999 PAumlDAGOGIK Grundlagen und Arbeitsfelder 3 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftel Luchterhand Verlag

DREIFUSS-KATTAN E 1986 Praxis der Klinischen KUNSTTHERAPIE BernStuttgartToronto Hans Huber Verlag

EGGER B 1981 Faszination Malen Praktisches Erzieherisches Anregendes 2 Aufl Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1982 Malen als Lernhilfe Malen und bildnerisches Gestalten mit ver-schiedenen Materialien Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1984 Bilder verstehen Wahrnehmung und Entwicklung der bildneri-schen Sprache Bern Zytglogge Verlag

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

Kindern und Jugendlichen Alltag in der Klinik und zu Hause verstehen hel-fen begleiten Stuttgart TRIAS-Thieme Hippokrates Enke Verlag

GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

LIPPERT-GRUumlNER MQUESTER R (Hrsg) 1996 SCHAumlDEL-HIRN-TRAUMA Kunsttherapie Rehabilitation Muumlnster Paroli Verlag

MAumlCKLER A 2000 1460 Antworten auf die Frage was ist Kunst Koumlln DuMont Verlag

MARTIN E 1999 Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit Eine Einfuumlhrung in die Probleme und Moumlglichkeiten 5 Aufl WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag

MENZEN K-H 2004 Grundlagen der Kunsttherapie 2 Aufl Muumlnchen Ernst Reinhardt Verlag

PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

RINNINSLAND J 1998 Kunst und Rehabilitation Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd2 Gailingen

RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

und Praxis Karlsruhe Verlag fuumlr Kunsttherapie SCHILLING J 1995 DidaktikMethodik der Sozialpaumldagogik Grundlagen und

Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

pro mente Verlag SCHOTTENLOHER G 2000 Kunst- und Gestaltungstherapie Eine praktische

Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

Page 45: SR26 d - Hegau-Jugendwerk Gailingen GmbH · Title: Microsoft Word - SR26 d.doc Author: rinni Created Date: 11/30/2011 3:31:13 PM

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umzusetzen einen fachlichen Austausch anzuregen und aus der Reflexion der eigenen Arbeit heraus Ansaumltze sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation zu entwickeln und voranzutreiben Ansaumltze dazu sind unbestritten vorhanden 42 Ansaumltze sozialpaumldagog Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation Betrachtet man ruumlckblickend die Gesamtheit der Aspekte dieser Ausarbeitung so lassen sich hier die durch den Ruumlckgriff auf Grundlagen sozialpaumldagogischen Denkens und Handelns und auf allgemein-paumldagogische und didaktische Grundla-gen einige Ansaumltze und wichtige Aspekte in diesem ja doch speziellen sozialpaumlda-gogischen Arbeitsfeld der Neurologischen Rehabilitation festhalten Dass es sich auch in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Neurologischen Rehabilitation um Lernprozesse unterschiedlichster Art handelt laumlsst die Darstellung des kunsttherapeutisch orientierten Kreativangebots deutlich werden Die Lernprozesse gestalten sich auf Grund des Klientels jedoch noch differenzier-ter als die bisher betrachteten Diese Lernprozesse siedeln sich weitgehend im Bereich des Lernens von alltaumlglichen Dingen innerhalb der jeweiligen Lebenssitua-tion der Betroffenen an schlieszliglich geht es ua darum wie man sich in Gruppen integrieren kann wie man Beziehungen knuumlpft wie man sich gegenuumlber anderen verstaumlndlich macht wie man sich mit den noumltigen Materialien versorgt seien es nun Malmaterialien oder aber auch Lebensmittel wie man seinen Arbeitsplatz oder aber auch sein Zimmer in Ordnung haumllt usw All diese Themen spielen sich im Alltag ab oder lassen sich in aumlhnlicher Weise auf alltaumlgliche Themenbereiche uumlber-tragen Der Grund wieso insbesondere alltaumlgliche Dinge im Mittelpunkt sozialpauml-dagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation stehen ergibt sich aus den vorwiegend neurologischen Einschraumlnkungen unterschiedlichster Art wie sie bei der Vorstellung des Klientels des Hegau-Jugendwerks aufgezeigt wurden Die Einschraumlnkungen werden vorwiegend in alltaumlglichen Situationen deutlich so erschwert eine Wesensveraumlnderung nach einem Unfall nun einmal den Eingang von sozialen Beziehungen erschwert nun noch eine Verletzung der Sinnesorgane die Kommunikation so bringt diese die Schwierigkeit mit sich seine Beduumlrfnisse und Gefuumlhle kundzutun und wenn schlieszliglich noch koumlrperliche Einschraumlnkungen die alltaumlgliche Verrichtungen nur noch mit Hilfe erledigen lassen und auf Grund neuropsychologischer Einschraumlnkungen sowohl das Gedaumlchtnis wie auch die

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

Therapie Eine Einfuumlhrung in Geschichte Methode und Praxis der Kunstthe-rapie Nuumlrtingen Verlag der Stiftung fuumlr Kunst und Kunsttherapie

BADRY EBUCHKA MKNAPP R (Hrsg) 1999 PAumlDAGOGIK Grundlagen und Arbeitsfelder 3 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftel Luchterhand Verlag

DREIFUSS-KATTAN E 1986 Praxis der Klinischen KUNSTTHERAPIE BernStuttgartToronto Hans Huber Verlag

EGGER B 1981 Faszination Malen Praktisches Erzieherisches Anregendes 2 Aufl Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1982 Malen als Lernhilfe Malen und bildnerisches Gestalten mit ver-schiedenen Materialien Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1984 Bilder verstehen Wahrnehmung und Entwicklung der bildneri-schen Sprache Bern Zytglogge Verlag

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

Kindern und Jugendlichen Alltag in der Klinik und zu Hause verstehen hel-fen begleiten Stuttgart TRIAS-Thieme Hippokrates Enke Verlag

GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

LIPPERT-GRUumlNER MQUESTER R (Hrsg) 1996 SCHAumlDEL-HIRN-TRAUMA Kunsttherapie Rehabilitation Muumlnster Paroli Verlag

MAumlCKLER A 2000 1460 Antworten auf die Frage was ist Kunst Koumlln DuMont Verlag

MARTIN E 1999 Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit Eine Einfuumlhrung in die Probleme und Moumlglichkeiten 5 Aufl WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag

MENZEN K-H 2004 Grundlagen der Kunsttherapie 2 Aufl Muumlnchen Ernst Reinhardt Verlag

PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

RINNINSLAND J 1998 Kunst und Rehabilitation Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd2 Gailingen

RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

und Praxis Karlsruhe Verlag fuumlr Kunsttherapie SCHILLING J 1995 DidaktikMethodik der Sozialpaumldagogik Grundlagen und

Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

pro mente Verlag SCHOTTENLOHER G 2000 Kunst- und Gestaltungstherapie Eine praktische

Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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Merkfaumlhigkeit Belastbarkeit oder die Konzentration beeintraumlchtigt sind so kann der Alltag und dessen Bewaumlltigung zu einem gar unuumlberwindbaren Hindernis werden Uumlber die Frage der Notwendigkeit didaktische Uumlberlegungen in das sozialpaumldago-gische Denken und Handeln in der Neurologischen Rehabilitation zu integrieren scheint mE daher kein Klaumlrungsbedarf muumlsste doch die Wichtigkeit der zielge-richteten Unterstuumltzung von Lernprozessen insbesondere von alltaumlglichen Dingen nicht zu betonen sein Schlieszliglich ist die selbststaumlndige Bewaumlltigung des Alltages wohl die wichtigste und daher auch allzu oft als zu selbstverstaumlndlich angesehene Voraussetzung eines autonomen selbstbestimmten Lebens eines jeden Men-schen Dass didaktisch-methodische Uumlberlegungen auch in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation eingehen zeigt die Darstellung des kunstthe-rapeutisch orientierten Kreativangebots Hinsichtlich des Einbeziehens didaktischer Uumlberlegungen in die sozialpaumldagogische Arbeit in der Neurologischen Rehabilitati-on koumlnnen sehr wohl allgemeine Grundlagen der Didaktik als richtungweisend gelten und das Grundverstaumlndnis praumlgen jedoch muss in Anbetracht des Schwer-punktes auf den zentralen Begriff des Lernens von lebenspraktischen Faumlhigkeiten eine differenziertere Abstufung stattfinden und hinsichtlich der Spezifika des Klien-tels uumlberdacht werden Es gilt daher mE bei der Betrachtung der Sozialpaumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nicht nur allgemeine paumldagogische Grundsaumltze auf das spezifische Arbeitsfeld der Sozialpaumldagogik und deren Variablen zuzuschneiden sondern in einem weiteren weitaus differenzierteren Schritt die Spezifika des Klientels zu be-trachten welches im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation auf ein wenn auch banal erscheinendes Lernen von alltaumlglichen Dingen in alltaumlglichen Situationen hinweist Fuumlr die sozialpaumldagogische Arbeit scheint es mE hinsichtlich der zentralen Be-grifflichkeit des Lernens im Lebensalltag auszligerdem als sinnvoll in didaktisch-methodische Uumlberlegungen verstaumlrkt auch Uumlberlegungen zu Erziehungszielen Normen und Werte bzw anthropologischen Themenbereichen wie sie SCHILLING mit der ganzheitlichen Sichtweise des Menschen unter Einbezug von emotionalen und psycho-motorischen Dimensionen hervorhob einzubeziehen da sie in diesem Arbeitsbereich mehr an Bedeutung gewinnen als beispielsweise bei Uumlberlegungen zur schulischen Didaktik Es gilt sich daher bei didaktischen Uumlberlegungen in der Sozialpaumldagogik der Neurologischen Rehabilitation noch mehr als in anderen Be-reichen mit Komponenten der Persoumlnlichkeit die sowohl die Ressourcen als auch die Beeintraumlchtigungen des Einzelnen einschlieszligen und das soziale Umfeld des Rehabilitanden mit einbeziehen auseinander zu setzten um dem Ziel eines

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

Therapie Eine Einfuumlhrung in Geschichte Methode und Praxis der Kunstthe-rapie Nuumlrtingen Verlag der Stiftung fuumlr Kunst und Kunsttherapie

BADRY EBUCHKA MKNAPP R (Hrsg) 1999 PAumlDAGOGIK Grundlagen und Arbeitsfelder 3 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftel Luchterhand Verlag

DREIFUSS-KATTAN E 1986 Praxis der Klinischen KUNSTTHERAPIE BernStuttgartToronto Hans Huber Verlag

EGGER B 1981 Faszination Malen Praktisches Erzieherisches Anregendes 2 Aufl Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1982 Malen als Lernhilfe Malen und bildnerisches Gestalten mit ver-schiedenen Materialien Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1984 Bilder verstehen Wahrnehmung und Entwicklung der bildneri-schen Sprache Bern Zytglogge Verlag

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

Kindern und Jugendlichen Alltag in der Klinik und zu Hause verstehen hel-fen begleiten Stuttgart TRIAS-Thieme Hippokrates Enke Verlag

GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

LIPPERT-GRUumlNER MQUESTER R (Hrsg) 1996 SCHAumlDEL-HIRN-TRAUMA Kunsttherapie Rehabilitation Muumlnster Paroli Verlag

MAumlCKLER A 2000 1460 Antworten auf die Frage was ist Kunst Koumlln DuMont Verlag

MARTIN E 1999 Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit Eine Einfuumlhrung in die Probleme und Moumlglichkeiten 5 Aufl WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag

MENZEN K-H 2004 Grundlagen der Kunsttherapie 2 Aufl Muumlnchen Ernst Reinhardt Verlag

PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

RINNINSLAND J 1998 Kunst und Rehabilitation Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd2 Gailingen

RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

und Praxis Karlsruhe Verlag fuumlr Kunsttherapie SCHILLING J 1995 DidaktikMethodik der Sozialpaumldagogik Grundlagen und

Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

pro mente Verlag SCHOTTENLOHER G 2000 Kunst- und Gestaltungstherapie Eine praktische

Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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selbstbestimmten und selbststaumlndigen Lebens durch geeignete paumldagogische Unterstuumltzung im Alltag unter Zuhilfenahme gezielter didaktisch-methodischer Uumlberlegungen und der staumlndigen Reflexion dieser naumlher zu kommen SOMMER der als Einziger diese Thematik bisher ausarbeitete betont die Not-wendigkeit hinsichtlich des Mangels an einschlaumlgiger wissenschaftlicher Literatur im Bereich der auszligerschulischen Didaktik der paumldagogischen Arbeit in der Neuro-logischen Rehabilitation erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen der Paumlda-gogik hinzuzuziehen dh dass relevante Themenbereiche aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik und auch aus besonderen Fachdidaktiken auf die Besonder-heiten der Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation bdquozugeschnittenldquo werden muumlssen SOMMER fuumlhrt daher zur Bearbeitung der Grundlagen paumldagogischen Denkens und Handelns in der Neurologischen Rehabilitation die Begriffe Didaktik und Ler-nen als zentrale Begrifflichkeiten ein und erarbeitet auf der Grundlage von erzie-hungswissenschaftlichen Erkenntnissen und der Beschreibung und Reflexion der beruflichen Wirklichkeit ebenfalls am Beispiel des Hegau-Jugendwerks Gailingen eine Paumldagogik des Alltags Eine Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche bekaumlme im Sinne der in der Arbeit mit den Rehabilitanden angestrebten Lernziele die geplant eingeleitet und reflektiert werden muumlssen ihren zentralen Stellenwert innerhalb einer Paumlda-gogik des Alltags Diesbezuumlglich betont SOMMER dass auch in der auszligerschuli-schen Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation paumldagogische Denk- und Ar-beitsansaumltze auf der Basis von erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen stets auf einer didaktischen Analyse aufbauen welche als bedeutende Schritte die bdquoEin-beziehung der individuellen und soziokulturellen Voraussetzungen Entscheidun-gen in Erziehung Unterricht Ausbildung Pflege und Therapie uumlber Ziele und In-halte Auswahl von Methoden und Medien sowie die Reflexion der Wirkungen und Folgen von Lernprozessenldquo beinhalten SOMMER schreibt gar der Beschreibung Auswertung und Reflexion von alltaumlglichem paumldagogischem Handeln die zentrale Position hinsichtlich der Entwicklung und Erarbeitung einer Paumldagogik des Alltags die wissenschaftlich begruumlndet ist zu Auf Grund der vielfaumlltigen Uumlberschneidungen von Didaktik und dem paumldagogisch zentralen Begriff Lernen legt er die naumlhere Betrachtung des lerntheoretischen Di-daktikmodells fuumlr die Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation nahe Zur zweiten zentralen Begrifflichkeit von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitati-on erhebt er daher auch den Begriff Lernen mit der Dimension von Alltagsnaumlhe dh das die psychosoziale Lebenssituation der Rehabilitanden zur Ausgangssitua-tion fuumlr das alltagsorientierte Lernen wird und hinsichtlich derer auch das Ziel des

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

Therapie Eine Einfuumlhrung in Geschichte Methode und Praxis der Kunstthe-rapie Nuumlrtingen Verlag der Stiftung fuumlr Kunst und Kunsttherapie

BADRY EBUCHKA MKNAPP R (Hrsg) 1999 PAumlDAGOGIK Grundlagen und Arbeitsfelder 3 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftel Luchterhand Verlag

DREIFUSS-KATTAN E 1986 Praxis der Klinischen KUNSTTHERAPIE BernStuttgartToronto Hans Huber Verlag

EGGER B 1981 Faszination Malen Praktisches Erzieherisches Anregendes 2 Aufl Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1982 Malen als Lernhilfe Malen und bildnerisches Gestalten mit ver-schiedenen Materialien Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1984 Bilder verstehen Wahrnehmung und Entwicklung der bildneri-schen Sprache Bern Zytglogge Verlag

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

Kindern und Jugendlichen Alltag in der Klinik und zu Hause verstehen hel-fen begleiten Stuttgart TRIAS-Thieme Hippokrates Enke Verlag

GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

LIPPERT-GRUumlNER MQUESTER R (Hrsg) 1996 SCHAumlDEL-HIRN-TRAUMA Kunsttherapie Rehabilitation Muumlnster Paroli Verlag

MAumlCKLER A 2000 1460 Antworten auf die Frage was ist Kunst Koumlln DuMont Verlag

MARTIN E 1999 Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit Eine Einfuumlhrung in die Probleme und Moumlglichkeiten 5 Aufl WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag

MENZEN K-H 2004 Grundlagen der Kunsttherapie 2 Aufl Muumlnchen Ernst Reinhardt Verlag

PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

RINNINSLAND J 1998 Kunst und Rehabilitation Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd2 Gailingen

RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

und Praxis Karlsruhe Verlag fuumlr Kunsttherapie SCHILLING J 1995 DidaktikMethodik der Sozialpaumldagogik Grundlagen und

Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

pro mente Verlag SCHOTTENLOHER G 2000 Kunst- und Gestaltungstherapie Eine praktische

Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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(Wieder-)Erlangens von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten die vor den eintretenden Beeintraumlchtigungen im jeweils eigenen Maszlige selbststaumlndig und eigenverantwort-lich ausgefuumlhrt wurden im Vordergrund steht um eine moumlglichst erfolgreiche sozi-ale Wiedereingliederung zu erreichen Eine Paumldagogik des Alltags fuumlr den Arbeitsbereich in der Neurologischen Rehabili-tation konstituiert sich daher nach SOMMER innerhalb der Begrifflichkeiten einer Didaktik fuumlr hirngeschaumldigte Kinder und Jugendliche und des Lernens in Alltagssi-tuationen Als persoumlnliches Anliegen insbesondere aber aus persoumlnlicher Uumlberzeugung her-aus moumlchte ich schlieszliglich noch die Bedeutsamkeit und Relevanz von kunstthera-peutischen Gesichtspunkten in der sozialpaumldagogischen Arbeit der Neurologischen Rehabilitation hervorheben Geht es um didaktisch-methodische Uumlberlegungen in der sozialpaumldagogischen Arbeit innerhalb der Neurologischen Rehabilitation so geht es wie erwaumlhnt vermehrt um das Erlernen von alltagspraktischen Dingen von alltaumlglichen Verrichtungen und der Bewaumlltigung von alltaumlglichen Problemen Soll ein gezieltes Lernen innerhalb dieser Bereiche stattfinden so stellt sich auf dem Hintergrund der Ziele will man professionell handeln die Frage mit welchen Me-thoden man ua diese Lernprozesse sinnvoll unterstuumltzen und begleiten kann Kunsttherapeutische Elemente bieten mE durch ihre Offenheit dem Wegfall von aumluszligerem Druck und der Moumlglichkeit sich frei zu entfalten ohne etwas falsch zu machen ein hohes Maszlig an unbewusstem Lernraum fuumlr soziale Kompetenzen und alltagspraktische Dinge Durch den Ruumlckgriff auf Fachliteratur bietet sie auszligerdem eine realistische Basis fuumlr die praktische Umsetzbarkeit und erlaubt einerseits ein hohes Maszlig an paumldagogischer Freiheit und andererseits an Planbarkeit Sie stellt daher mE neben vielen anderen Ansaumltzen ein hohes Potential an nutzbaren Me-thoden sozialpaumldagogischen Handelns in der Neurologischen Rehabilitation zur Verfuumlgung 43 Ausblick Dass didaktische Uumlberlegungen auch in der Neurologischen Rehabilitation nicht wegzudenken sind ist nicht anzuzweifeln dass diese mehr oder minder gar unbe-wusst getaumltigt werden mag dem einen oder anderen Paumldagogen spaumltestens nach der intensiveren Beschaumlftigung mit den eigentlichen Inhalten professionellen sozi-alpaumldagogischen Handelns nun auch bewusst geworden sein dass jedoch in jegli-cher Situation solch differenzierte didaktische Uumlberlegungen getaumltigt werden wie sie in der dargestellten Ausarbeitung angestellt wurden scheint jedoch in gleichem

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

Therapie Eine Einfuumlhrung in Geschichte Methode und Praxis der Kunstthe-rapie Nuumlrtingen Verlag der Stiftung fuumlr Kunst und Kunsttherapie

BADRY EBUCHKA MKNAPP R (Hrsg) 1999 PAumlDAGOGIK Grundlagen und Arbeitsfelder 3 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftel Luchterhand Verlag

DREIFUSS-KATTAN E 1986 Praxis der Klinischen KUNSTTHERAPIE BernStuttgartToronto Hans Huber Verlag

EGGER B 1981 Faszination Malen Praktisches Erzieherisches Anregendes 2 Aufl Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1982 Malen als Lernhilfe Malen und bildnerisches Gestalten mit ver-schiedenen Materialien Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1984 Bilder verstehen Wahrnehmung und Entwicklung der bildneri-schen Sprache Bern Zytglogge Verlag

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

Kindern und Jugendlichen Alltag in der Klinik und zu Hause verstehen hel-fen begleiten Stuttgart TRIAS-Thieme Hippokrates Enke Verlag

GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

LIPPERT-GRUumlNER MQUESTER R (Hrsg) 1996 SCHAumlDEL-HIRN-TRAUMA Kunsttherapie Rehabilitation Muumlnster Paroli Verlag

MAumlCKLER A 2000 1460 Antworten auf die Frage was ist Kunst Koumlln DuMont Verlag

MARTIN E 1999 Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit Eine Einfuumlhrung in die Probleme und Moumlglichkeiten 5 Aufl WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag

MENZEN K-H 2004 Grundlagen der Kunsttherapie 2 Aufl Muumlnchen Ernst Reinhardt Verlag

PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

RINNINSLAND J 1998 Kunst und Rehabilitation Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd2 Gailingen

RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

und Praxis Karlsruhe Verlag fuumlr Kunsttherapie SCHILLING J 1995 DidaktikMethodik der Sozialpaumldagogik Grundlagen und

Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

pro mente Verlag SCHOTTENLOHER G 2000 Kunst- und Gestaltungstherapie Eine praktische

Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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Maszlige hinsichtlich des zeitlichen und auch finanziellen Hintergrundes insbesondere in Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens als unrealistische Zielsetzung und in mancherlei Situationen auch nicht sinnvoll zu sein Vielmehr sollten die taumltigen Paumldagogen sich insofern mit der Didaktik in der Neuro-logischen Rehabilitation beschaumlftigen als dass sie sich fuumlr dieses Thema sensibili-sieren lassen ihr eigenes Handeln reflektieren ihnen relevante Gesichtspunkte und Ansaumltze bewusst werden und sie sich fuumlr die weitere Auseinandersetzung mit dieser Thematik motivieren lassen Von diesem Ziel scheint man Angesichts der vorliegenden Tatsachen jedoch noch entfernt scheint es doch wie es SOMMER bei seiner Erarbeitung des Themenbe-reiches Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation erwaumlhnt an der Selbstdarstel-lung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches durch die Paumldagogen selbst zu feh-len so dass die Zugangsweise zu dieser Thematik rein uumlber eine Analyse von Sekundaumlrliteratur sowohl aus dem Bereich der Allgemeinen Didaktik als auch aus Fachdidaktiken in den Bereichen Sozial- Heil- und Behindertenpaumldagogik erfolgen muss Gleichwohl weist er darauf hin dass um bdquoua auch den Fragen der Legitimations-problematik auszligerschulischer paumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabi-litation inhaltlich gerecht werden zu koumlnnen () die Planung Durchfuumlhrung und Auswertung eigenstaumlndiger wissenschaftlicher Untersuchungen von Seiten der paumldagogisch Taumltigen selbst unumgaumlnglichldquo sei und dass es Fragen bezuumlglich des beruflichen Selbstverstaumlndnisses inhaltlicher Dimensionen sozialpaumldagogischen Handelns aber auch bezuumlglich methodisch-didaktischer Uumlberlegungen und Ansaumlt-ze unbedingt zu thematisieren gilt Um die Grundlagen im Bereich der Paumldagogik der Neurologischen Rehabilitation zu erarbeiten schlaumlgt SOMMER den Weg uumlber die Verwissenschaftlichung dieses Themenbereiches vor woran die vorliegende Arbeit primaumlr anzuknuumlpfen versucht Im Rahmen der Bemuumlhungen zur Verwissenschaftlichung sieht er auszligerdem die Analyse von auszligerschulischen paumldagogischen Arbeitsfeldern und Aufgabenberei-che als einen ersten Schritt der wissenschaftlichen Grundlegung von Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation Dies koumlnne konkret einerseits uumlber die Analyse der wissenschaftlichen Literatur sowie der vorherrschenden paumldagogischen Kon-zeptionen und andererseits uumlber die Befragungen von Mitarbeitern des paumldagogi-schen Bereiches geschehen Daruumlber hinaus raumlumt er dem Austausch der paumldagogischen Mitarbeiter uumlber die fuumlr sie relevanten Themen innerhalb eines Arbeitsbereiches aber auch der bdquoinstitu-tionsuumlbergreifenden Diskussion (hellip) uumlber inhaltliche Schwerpunkte wie auch uumlber methodisch-didaktische Handlungsstrategienldquo eine groszlige Bedeutung ein

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

Therapie Eine Einfuumlhrung in Geschichte Methode und Praxis der Kunstthe-rapie Nuumlrtingen Verlag der Stiftung fuumlr Kunst und Kunsttherapie

BADRY EBUCHKA MKNAPP R (Hrsg) 1999 PAumlDAGOGIK Grundlagen und Arbeitsfelder 3 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftel Luchterhand Verlag

DREIFUSS-KATTAN E 1986 Praxis der Klinischen KUNSTTHERAPIE BernStuttgartToronto Hans Huber Verlag

EGGER B 1981 Faszination Malen Praktisches Erzieherisches Anregendes 2 Aufl Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1982 Malen als Lernhilfe Malen und bildnerisches Gestalten mit ver-schiedenen Materialien Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1984 Bilder verstehen Wahrnehmung und Entwicklung der bildneri-schen Sprache Bern Zytglogge Verlag

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

Kindern und Jugendlichen Alltag in der Klinik und zu Hause verstehen hel-fen begleiten Stuttgart TRIAS-Thieme Hippokrates Enke Verlag

GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

LIPPERT-GRUumlNER MQUESTER R (Hrsg) 1996 SCHAumlDEL-HIRN-TRAUMA Kunsttherapie Rehabilitation Muumlnster Paroli Verlag

MAumlCKLER A 2000 1460 Antworten auf die Frage was ist Kunst Koumlln DuMont Verlag

MARTIN E 1999 Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit Eine Einfuumlhrung in die Probleme und Moumlglichkeiten 5 Aufl WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag

MENZEN K-H 2004 Grundlagen der Kunsttherapie 2 Aufl Muumlnchen Ernst Reinhardt Verlag

PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

RINNINSLAND J 1998 Kunst und Rehabilitation Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd2 Gailingen

RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

und Praxis Karlsruhe Verlag fuumlr Kunsttherapie SCHILLING J 1995 DidaktikMethodik der Sozialpaumldagogik Grundlagen und

Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

pro mente Verlag SCHOTTENLOHER G 2000 Kunst- und Gestaltungstherapie Eine praktische

Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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Die Beschaumlftigung mit den Grundformen paumldagogischen Handelns an sich nimmt schlieszliglich eine nicht unerhebliche Stellung bei der Entwicklung einer Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation ein denn die sozialen kommunikativen und methodisch-didaktischen Kompetenzen werden nicht nur durch die Ausbildung oder das Studium als vorhanden angesehen nein sie sollen wie SOMMER be-tont zum berufsbegleitenden Inhalt von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen von Selbsterfahrungs- und Supervisionsveranstaltungen werden um gezielt theo-retisches Wissen zu vertiefen und Moumlglichkeiten der praktischen Umsetzung auf-zuzeigen Es scheint daher weiterhin notwendig zu sein die taumltigen Sozialpaumldagogen fuumlr diese Thematik zu sensibilisieren sie fuumlr die wissenschaftliche Darstellung und Ausarbeitung ihrer taumlglichen Arbeit zu motivieren und damit die Verwissenschaftli-chung und Professionalisierung sozialpaumldagogischer Arbeit in der Neurologischen Rehabilitation im engeren Sinn und sozialpaumldagogischer Arbeit im weiteren Sinn voranzutreiben Inwieweit der Druck der Kostentraumlger die taumltigen Paumldagogen in Einrichtungen der Neurologischen Rehabilitation in Zukunft zur Verdeutlichung der Grundlagen ihrer Arbeit bdquomotivierenldquo wird steht derzeit noch in den Sternen Literaturverzeichnis Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Fachliteratur BADER RBAUKUS PMAYER-BRENNENSTUHL A (Hrsg) 1999 Kunst und

Therapie Eine Einfuumlhrung in Geschichte Methode und Praxis der Kunstthe-rapie Nuumlrtingen Verlag der Stiftung fuumlr Kunst und Kunsttherapie

BADRY EBUCHKA MKNAPP R (Hrsg) 1999 PAumlDAGOGIK Grundlagen und Arbeitsfelder 3 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftel Luchterhand Verlag

DREIFUSS-KATTAN E 1986 Praxis der Klinischen KUNSTTHERAPIE BernStuttgartToronto Hans Huber Verlag

EGGER B 1981 Faszination Malen Praktisches Erzieherisches Anregendes 2 Aufl Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1982 Malen als Lernhilfe Malen und bildnerisches Gestalten mit ver-schiedenen Materialien Bern Zytglogge Verlag

EGGER B 1984 Bilder verstehen Wahrnehmung und Entwicklung der bildneri-schen Sprache Bern Zytglogge Verlag

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

Kindern und Jugendlichen Alltag in der Klinik und zu Hause verstehen hel-fen begleiten Stuttgart TRIAS-Thieme Hippokrates Enke Verlag

GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

LIPPERT-GRUumlNER MQUESTER R (Hrsg) 1996 SCHAumlDEL-HIRN-TRAUMA Kunsttherapie Rehabilitation Muumlnster Paroli Verlag

MAumlCKLER A 2000 1460 Antworten auf die Frage was ist Kunst Koumlln DuMont Verlag

MARTIN E 1999 Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit Eine Einfuumlhrung in die Probleme und Moumlglichkeiten 5 Aufl WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag

MENZEN K-H 2004 Grundlagen der Kunsttherapie 2 Aufl Muumlnchen Ernst Reinhardt Verlag

PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

RINNINSLAND J 1998 Kunst und Rehabilitation Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd2 Gailingen

RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

und Praxis Karlsruhe Verlag fuumlr Kunsttherapie SCHILLING J 1995 DidaktikMethodik der Sozialpaumldagogik Grundlagen und

Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

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Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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EGGER B 1991 Der gemalte Schrei Geschichte einer Maltherapie Bern Zytglogg Verlag

EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunsttherapie Bern Zytglogge Verlag GALUSKE M 2002 Methoden der Sozialen Arbeit Eine Einfuumlhrung 4 Aufl

WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag GEacuteRARD CLIPINSKI CDECKER W 1996 Schaumldel-Hirn-Verletzungen bei

Kindern und Jugendlichen Alltag in der Klinik und zu Hause verstehen hel-fen begleiten Stuttgart TRIAS-Thieme Hippokrates Enke Verlag

GORGES R 1996 Didaktik Eine Einfuumlhrung fuumlr soziale Berufe FreiburgBrsg Lambertus Verlag

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1990 Konzeption des Sozialpaumldagogischen Dienstes des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen Gailingen hektogr Manuskript

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1998 gute Aussichten Informationsbro-schuumlre des Neurologischen Krankenhauses und Rehabilitationszentrum fuumlr Kinder Jugendliche und junge Erwachsene Hegau-Jugendwerk Gailingen

HEGAU-JUGENDWERK GAILINGEN 1999 Das Hegau-Jugendwerk ndash Ein Uumlber-blick uumlber Arbeitsbereiche und inhaltliche Schwerpunkte der Einrichtung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 9 Gailingen

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MAumlCKLER A 2000 1460 Antworten auf die Frage was ist Kunst Koumlln DuMont Verlag

MARTIN E 1999 Didaktik der sozialpaumldagogischen Arbeit Eine Einfuumlhrung in die Probleme und Moumlglichkeiten 5 Aufl WeinheimMuumlnchen Juventa Verlag

MENZEN K-H 2004 Grundlagen der Kunsttherapie 2 Aufl Muumlnchen Ernst Reinhardt Verlag

PSCHYREMBEL 1994 Klinisches Woumlrterbuch 257 Aufl BerlinNew York De Gruyter Verlag

RINNINSLAND J 1998 Kunst und Rehabilitation Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Rehabilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd2 Gailingen

RINNINSLAND J 2000 Das Therapeutische an der Praumlsentation von Kunstwer-ken Gailingen hektogr Manuskript

RINNINSLAND J 2003 Uumlber die didaktische Farbe von Bildern Malen in der Neurologischen Rehabilitation In EGGER B (Hrsg) 2003 Ereignis Kunst-

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

und Praxis Karlsruhe Verlag fuumlr Kunsttherapie SCHILLING J 1995 DidaktikMethodik der Sozialpaumldagogik Grundlagen und

Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

pro mente Verlag SCHOTTENLOHER G 2000 Kunst- und Gestaltungstherapie Eine praktische

Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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therapie Bern Zytglogge Verlag S41-51 RINNINSLAND J oJ das Begleitete Malen Gailingen hektogr Manuskript RUBIN JA (Hrsg) 1991 Richtungen und Ansaumltze der Kunsttherapie Theorie

und Praxis Karlsruhe Verlag fuumlr Kunsttherapie SCHILLING J 1995 DidaktikMethodik der Sozialpaumldagogik Grundlagen und

Konzepte 2 uumlberarb Aufl NeuwiedKriftelBerlin Luchterhand Verlag SCHORER M 2002 Was kann die Kunsttherapie fuumlr die Sozialarbeit leisten Linz

pro mente Verlag SCHOTTENLOHER G 2000 Kunst- und Gestaltungstherapie Eine praktische

Einfuumlhrung 5 Aufl Muumlnchen Koumlsel Verlag SCHUSTER M 1986 Kunsttherapie Die heilende Kraft des Gestaltens Koumlln

DuMont Verlag SOMMER B 1997 a Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirngeschauml-

digter Kinder und Jugendlicher ndash Zur Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung In Unsere Jugend (49) 1997 1 S18-21

SOMMER B 1997 b Paumldagogik in der Neurologischen Rehabilitation hirnge-schaumldigter Kinder und Jugendlicher In STEINBACH C (Hrsg) 1997 Heil-paumldagogik fuumlr chronisch kranke Kinder und Jugendliche FreiburgBrsg Lambertus Verlag S175-186

SOMMER B 1998 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder jugendlicher und junger Erwachsener ndash Versuch einer Stansortbe-stimmung Schriftenreihe Jugendwerk ndash Beitraumlge zur Neurologischen Reha-bilitation von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen Bd 5 Gailin-gen

SOMMER B 1999 Paumldagogik und Neurologische Rehabilitation hirngeschaumldigter Kinder Jugendlicher und junger Erwachsener Standortbestimmung und Perspektiven einer wissenschaftlichen Grundlegung EgelsbachFrankfurt aMMuumlnchenNew York Haumlnsel-Hohenhausen Verlag

SOMMER B 2002 Das sozialpaumldagogische Denken und Handeln zwischen Sachzielorientierung ethischer Orientierung und Kundenorientierung oder Wie denkt und handelt ein Sozialpaumldagoge In BECKER HE (Hrsg) 2002 Das Sozialwirtschaftliche Sechseck FreiburgBrsg Lambertus Verlag S 193-209

WEINSCHENK R 1981 Didaktik und Methodik fuumlr Sozialpaumldagogen 2 uumlberarb und erw Aufl Bad HeilbrunnObb Klinkhardt Verlag

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Uumlbersicht uumlber verwendete und weiterfuumlhrende Informationen aus dem Inter-net httpwwwhegau-jugendwerkde 05042005 httpwwwkunsttherapiechpublikationenartikelhtml 26022005 httpwwwkunsttherapiedetheorieamppraxis-artikel-kt-entwicklunghtm 26022005 httpwwwmalort-im-fabrikgutdewashtm 17032005

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