SRK Magazin Humanité 4/2010
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Transcript of SRK Magazin Humanité 4/2010
IMO-COC-025036
neutralDrucksache
No. 01-10-516051 – www.myclimate.org© myclimate – The Climate Protection Partnership
rubrik
Suchdienst SRK – Informationen von unbezahlbarem Wert
editorial
Liebe Leserin, lieber Leser
Wovor haben Sie am meisten Angst? Vielleicht denken Sie jetzt: «Dass ich einen geliebten Menschen durch einen Unfall oder durch eine Krankheit verlieren könnte.» Einen Menschen durch Verschwinden zu verlieren, daran denken die wenigsten. Aber Angehörige von vermissten Personen bringen es in einem Satz auf den Punkt: «Die Ungewissheit ist am schlimmsten.» Diese endlose Verzweiflung hat für mich das Gesicht einer Mutter, die ihren Sohn sucht. Als ich nach meiner Studienzeit in Sri Lanka als Delegierter beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) gearbeitet habe, stand sie allwöchentlich am Strassenrand, um mich zu fragen, ob ich ihren Sohn gefunden hätte. Die Frau muss oft lange gewartet haben, um mir immer wieder diese eine Frage zu stellen. Leider musste ich sie immer enttäuschen. Ihr Gesicht werde ich nie vergessen.So unnachgiebig wie die Angehörigen selber suchen, recherchieren auch die Mitarbeitenden des Suchdienstes SRK. Aber sie tun dies strukturiert und können auf das globale Netz unserer RotkreuzOrganisationen zurückgreifen. Der Rotkreuz und Rothalbmondbewegung wird weltweit Vertrauen, Beachtung sowie Respekt entgegengebracht. Das ist die Basis für viele erfolgreiche Familienzusammenführungen.Der Suchdienst SRK hat entscheidend zu einer Wendung im Leben von zwei haitianischen Kindern beigetragen. Lesen Sie die bewegende Geschichte von Michel und Nastasie ab Seite 4.Ich wünsche Ihnen und Ihren Liebsten eine sorglose und schöne Weihnachtszeit.
Herzliche Grüsse
Markus MaderDirektor des Schweizerischen Roten Kreuzes
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report
Gibt es hier auch Erdbeben?», fragt Michel als erstes, kaum ist er in der
Schweiz gelandet. Seine Mutter drückt ihn an sich. Das Wiedersehen im Flughafen Basel kommt ihr unwirklich vor. Während Tagen und Wochen wusste sie nicht, ob ihre Kinder noch am Leben sind.
Carrefour, Haiti, 12. Januar 2010Es war ein gewöhnlicher Dienstagnachmittag nach der Schule. Nastasie befand sich im oberen Stockwerk des Hauses. Ihr Bruder Michel lernte mit seinem Freund Christoph am Küchentisch Algebra. «Ich
stand kurz auf, um etwas zu holen. Auf einmal wackelte das ganze Haus so stark, dass ich neben dem Kühlschrank zu Boden fiel. Mit einem Schlag wurde mir bewusst, dass alles zusammenbricht. Ich wusste, dass ich ganz schnell ins Freie kriechen muss, sonst ist es aus.» Michel erzählt von dem Tag, als wäre es erst gestern gewesen. Er ist ernst, spricht überlegt, erinnert sich an die Details. Seine Schwester fand er vor dem Haus. Wie durch ein Wunder war sie unversehrt geblieben. Christoph, Michels bester Freund, wurde tot aus den Trümmern geborgen. Auch die zwei Tanten, bei denen die Kinder gewohnt hatten, waren umgekommen.
Zur gleichen Zeit im Berner SeelandBenita Millien wurde abrupt aus dem Schlaf gerissen: «In Haiti ist alles kaputt, alle sind tot!», schrie ein Freund verzweifelt am Telefon. Benita Millien war erst am Tag zuvor von ihrem einmonatigen Besuch in Haiti zurückgekehrt. Sie arbeitet schon seit fünf Jahren in der Schweiz, um für den Lebensunterhalt der Familie in Haiti aufzukommen. Sie stand unter Schock, schloss sich in ihrem Zimmer ein, probierte wie besessen jede Person in Haiti anzurufen, die sie kannte. Sie konnte nicht essen, nicht schlafen, nicht arbeiten. «Ich wusste nicht, ob meine Kinder noch lebten, ich wusste nicht, wie es meinen Verwandten ging, nichts!»
Im Chaos nach dem ErdbebenNachdem sie ihr Haus und ihre nächsten Verwandten verloren hatten, waren die beiden Kinder auf sich alleine gestellt. Sie schlugen sich mit dem bisschen Bargeld durch, das Michel noch in seiner Jeans
gefunden hatte. Sie schliefen auf Matratzen am Strassenrand oder in verlassenen Autos. Michel hatte keine Möglichkeit, die Mutter zu informieren, dass er und «Tasi», wie er seine kleine Schwester liebevoll nennt, am Leben waren.
Michel erzählt vom Tag des Bebens, als wäre es gestern gewesen.
Die Freude über das Wiedersehen am Flughafen Basel war überwältigend
Sport überwindet die Sprachbarriere, denn Fussballfan Michel spricht Französisch, seine neuen Kollegen sind Deutschschweizer
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RK6 Humanité 4/2010
Zur aktuellen Lage in Haiti
Karl SchulerDer Kommunikationsleiter der Internationalen Zusammen-arbeit SRK war auf einem Arbeitseinsatz in Haiti und steht in Kontakt mit unseren Mitarbeitenden vor Ort.
Ist die Zerstörung immer noch sichtbar?Ja, sogar im Stadtzentrum liegen vielerorts noch Trümmer und Schutthaufen des Erdbebens vom Januar. Man hat berechnet, dass es bei täglich 300 Lkws sechs Jahre dauert, bis sämtlicher Schutt weggeräumt sein wird.
Wie leben die Menschen in Haiti heute?Mich beeindruckt die Lebenskraft und Improvisationsfähigkeit der Haitianer. Noch leben schätzungsweise 1,2 Millionen Menschen in Zelten oder unter Planen, die den starken Regenfällen kaum standhalten. Mit Drainagen und der Verteilung von weiterem Material für eine trockene provisorische Unterkunft versucht man das Schlimmste zu verhindern. Das Rote Kreuz sorgt auch für sauberes Trinkwasser. Das ist immer etwas vom Wichtigsten, um Seuchen wie die Cholera zu vermeiden.
Braucht es weiterhin Spenden?Ja, für den längerfristigen Wiederaufbau. Das SRK beispielsweise baut 600 erdbebensichere Behausungen für obdachlose Bauern auf. In Léogane wurde die zerstörte Primarschule in provisorischen Holzbauten untergebracht, und in unseren Zelten ist die einzige TuberkuloseKlinik des Landes vorübergehend stationiert. Aber das ist nur der Anfang, der eigentliche Wiederaufbau wird Jahre dauern.➥ redcross.ch ➞ Spenden+Helfen
Eines Tages begegneten Michel und Nastasie im Chaos von Carrefour der Mutter eines Schulfreundes. Die Frau nahm sich spontan der Kinder an, obwohl ihr eigenes Haus stark beschädigt war. Endlich, nach Tagen der Ungewissheit, klingelte bei Benita Millien das Telefon: Michel und Nastasie sind am Leben!
Das Rote Kreuz schaltet sich einKaum waren die ersten Tränen der Freude abgewischt, meldete sich Benita Millien beim Suchdienst des SRK: Sie wollte ihre Kinder so schnell wie möglich in die Schweiz holen. Sie hatten in Haiti keine Verwandten mehr und würden sonst in ein
Waisenheim kommen. Der weltweite Suchdienst des Roten Kreuzes hilft Familien, die Angehörige aus den Augen verloren haben und unterstützt die Betroffenen bei der Familienzusammenführung. Als erstes registrierte Jeanne Rüsch, Mitarbeiterin des Suchdienstes SRK, die Kinder in der internationalen RotkreuzDatenbank als unbegleitete Min
derjährige und informierte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Haiti über deren Aufenthaltsort. Das IKRK klärte sofort ab, ob sich die Kinder in einer – den Umständen entsprechend – sicheren Umgebung und Betreuung befanden. Dann machte sich das Rote Kreuz mit Benita Millien an die Arbeit: Gesuche und Formulare mussten ausgefüllt und fristgerecht bei Bundesämtern in der Schweiz und in der Botschaft in Haiti eingereicht werden, damit die Kinder Pässe, ein Einreisevisum und Flugtickets erhielten.
Ein neues Leben in der SchweizDank der Hilfe des SRK konnte Benita Millien alle Formalitäten trotz der emotionalen Belastung der Situation bewältigen. Mittlerweile leben die Kinder seit einigen Monaten in der Schweiz und gehen hier zur Schule. Sie müssen jetzt Deutsch lernen, Französisch sprechen sie fliessend. Michel ist im Fussballverein, wo er Freundschaften geschlossen hat. Auf die Frage, ob es ihm in der neuen Schule gefällt, meint er nachdenklich: «Nein, ich habe oft Angst im Unterricht, denn … das Schulgebäude ist so gross.» Das Trauma des Erdbebens sitzt noch tief. ➥ redcross.ch/haiti
Der weltweite Suchdienst des Roten Kreuzes berät und betreut Angehörige, bis die Suche abgeschlossen ist.
report
kurz befragt
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«Jedes Schicksal berührt mich auf seine Weise»
interview
Gefangene. Wir arbeiten alle mit demselben Emblem und den gleichen Grundsätzen. Darin liegt die Kraft der weltweiten Rotkreuz und RothalbmondBewegung.
Mit welchen Anliegen kommen die Leute zu Ihnen?Die meisten suchen ein Familienmitglied, das sie durch Krieg, auf der Flucht oder wegen einer Naturkatastrophe aus den Augen verloren haben. Manchmal geht es aber auch darum herauszufinden, welches Schicksal eine verstorbene Person zum Beispiel im Zweiten Weltkrieg erlitten hat.
Wieso braucht es den Suchdienst?Noch heute ist es so, dass im abgelegendsten Dorf irgendwo im Kongo ein Bote mit einem Velo einer Familie eine RotkreuzNachricht von einer vermissten Person überbringt. Wir erreichen dank unserem weltweiten Netz auch schwer zugängliche Winkel der Welt, selbst wenn es dort weder Telefon noch Internet gibt. Wir arbeiten eng mit dem IKRK und den nationalen Rotkreuz und Rothalbmondgesellschaften zusammen. So erhalten wir Informationen, die sonst niemand erhalten würde, wie beispielsweise Informationen über registrierte
Trotz Internet ist die Suche nach Vermissten für Privatpersonen fast unmöglich. Es braucht eine vertrauenswürdige, neutrale Organisation, die international vernetzt ist wie das Rote Kreuz. Im Interview erzählt Nicole Windlin, die Leiterin vom Suchdienst SRK, wie ihre Arbeit das Leben vieler Menschen verändern kann.
INTERVIEW: CHRISTINA WILLIAMSoN
Woher sind die Menschen, die ihre Angehörigen suchen?Viele haben einen Migrationshintergrund. Aber wir erhalten auch Anfragen aus dem Ausland, weil eine Person in der Schweiz gesucht wird. Und natürlich gibt es Fälle, wo Schweizerinnen und Schweizer jemanden suchen, zum Beispiel den leiblichen Vater. Manchmal auch in der Schweiz selber.
Viele Menschen sind seit dem Konflikt in Ex-Jugoslawien bis heute ver-schollen. Welche Chance haben diese Angehörigen noch?Nach so vielen Jahren wissen die meisten Angehörigen, dass die vermisste Person mit grösster Wahrscheinlichkeit tot ist. Aber ohne Beweis können sie nicht loslassen. Sie warten auf die Ausgrabung von Massengräbern. Anhand von sogenannten «Ante MortemDaten», also Vortodesdaten, werden die Toten identi
fiziert. Dabei können Zähne, aber auch verheilte Knochenbrüche oder Eheringe wichtige Hinweise geben.
Müssen Sie auch traurige Nachrichten überbringen?Ja, leider. Viele Familien sind jedoch darauf gefasst. oft ist es für sie sogar be
«Unsere Nachrichten erreichen sogar Orte, in denen es weder Telefon noch Internet gibt.»
Nicole Windlin hat Einblick in Schicksale von Menschen, die keinen Kontakt mehr zu ihren Angehörigen haben
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Der Suchdienst SRK braucht Ihre SpendeDer Suchdienst SRK sucht weltweit nach Vermissten, hilft bei der Zusammenführung von Familien und spielt eine zentrale Rolle bei der Aufarbeitung von persönlichen Schicksalen in Kriegen. Nichts kann ein Leben positiver wenden, als einen geliebten Menschen wiederzufinden. Aber selbst die Gewissheit, dass ein Mensch verstorben ist, kann bei der Verarbeitung seines Schicksals und bei der Trauer helfen. Die vier Mitarbeiterinnen bearbeiten pro Jahr über 400 Fälle. Aufgrund des Konfliktes in Sri Lanka wurden zudem im vergangenen Jahr über 2600 Suchanfragen von in der Schweiz lebenden tamilischen Familien gestellt. Die Nachfrage nach den Angeboten des Suchdienstes ist gross. Das SRK stellt den Dienst allen in der Schweiz wohnhaften Personen kostenlos zur Verfügung. Wir sind überzeugt, dass jeder Mensch – unabhängig von seiner finanziellen Lage – die Möglichkeit haben soll, ihm nahe stehende, vermisste Personen ausfindig machen zu können. Um den weltweiten Suchdienst weiterhin zu ermöglichen, sind wir auf Ihre Spende angewiesen.
apropoS
freiend, endlich die Wahrheit zu erfahren. Eine junge Frau, deren Vater schon seit Jahren verschwunden ist und die selbst an seinem ungewissen Schicksal fast verzweifelt, sagte mir einmal: «Manchmal wünsche ich mir zu wissen, dass er tot ist. Dann könnte ich einen Monat lang weinen. Aber danach könnte ich mich wieder aufraffen und anfangen, zu leben.»
Gibt es Geschichten, die Sie besonders berühren?Jedes Schicksal berührt mich auf die eine oder andere Weise. Spontan erinnere
Das weltumspannende Netzwerk des Roten Kreuzes und Roten Halbmondes erreicht auch abgelegene Orte
ich mich an einen Fall, bei dem uns die Sterbebegleiterin einer betagten Dame anrief. Die Sterbende suchte ihre ehemals beste Freundin, mit der sie sich vor Jahren zerstritten hatte. Wir konnten diese Freundin ausfindig machen und erfuhren später, dass die beiden über zwei Stunden am Telefon intensiv gesprochen und sich versöhnt haben.
Wann wird die Arbeit zu belastend?Als letztes Jahr der Konflikt in Sri Lanka sehr akut war, meldeten sich Hunderte von Menschen bei uns. Diese Massen
verzweiflung bei der tamilischen Bevölkerung in der Schweiz hat mich psychisch gefordert. Die Erwartungen an uns, die Hoffnung, die das Rote Kreuz für diese Menschen bedeutete, übten einen unglaublichen Druck aus.
Was überwiegt?Das Gute! Wenn es bei einem Fall ein Happy End gibt, dann ist dieser positive Aspekt so gut, dass er all die negativen und schweren Momente unserer Arbeit ausgleicht. Eine Familienzusammenführung wie im Fall der haitianischen Familie Millien ist wahnsinnig schön! (siehe S. 4–7)➥ redcross.ch/suchdienst
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Wir sind stolz auf das soziale Engagement unserer Mitarbeitenden. Im Rahmen unserer Partnerschaft mit dem Schweizerischen Roten Kreuz unterstützen wir dessen gemeinnützige Projekte mit Freiwilligeneinsätzen.
credit-suisse.com/volunteering
21 000 Mitarbeitende4500 Volunteering-Tage im Jahr 2009Eine Bank,die ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt
kurz & bündig
Das Rote Kreuz Baselland hat zusammen mit dem Baselbieter Bündnis für Familien das Frühförderungsprogramm «schrittweise» lanciert. Es richtet sich an sozial und wirtschaftlich benachteiligte Familien mit Kindern im Alter von eineinhalb bis drei Jahren. Eine Hausbesucherin besucht die Familien regelmässig während 18 Monaten. Sie spielt mit den Kleinen und zeigt der Mutter,
Spenden an das Schweizerische Rote Kreuz sind gemeinnützige Zuwendungen und können von den Steuern abgezogen werden. Eine Spendenbestätigung erhalten alle, die im Laufe des Jahres 2010 dem SRK mindestens ein Mal gespendet haben. Auf dieser Bestätigung sind alle Spenden an das SRK aufgelistet. Die Spendenbestätigung des SRK wird Mitte Januar 2011 verschickt.
Die Klasse 9c aus dem Schulhaus Worbboden in Worb engagierte sich vorbildlich. Sie hat in ihrer Freizeit Kuchen gebacken und diese am freien Samstagmorgen vor dem lokalen Einkaufszentrum verkauft. Ihre Lehrerin Rebekka Reusser: «Es war eine gute Erfahrung für die ganze Klasse. Schön, dass unser Einsatz vom Schweizerischen Roten Kreuz so
geschätzt wurde und man uns am Stand unterstützt hat.» Der gesamte Erlös floss in die Patenschaft des SRK für Kinder in Not. Eliane Boss, Verantwortliche für die Patenschaft, sagt: «Ich freue mich, wenn sich Jugendliche zugunsten von Kindern in Not engagieren. Die Schüler der Klasse 9c haben dies mit viel Elan und Herzblut getan.»
Jedem kind die gleichen Chancen
unsere bestätigung für ihre grosszügigkeit
Schulklasse sammelte für kinder in not
Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) nutzt die neuen Medien, um so möglichst zeitnah und direkt zu informieren. Deshalb ist es auf Facebook präsent. FacebookUser finden uns auf facebook.com/swissredcross und können dort nur noch «Gefällt mir» anklicken, um ihre Solidarität zu zeigen. Mit etwas Glück gewinnen Sie eines von fünf Überraschungspaketen, wenn Sie sich bis am 31. Dezember 2010 registrieren. Das Los entscheidet. Die Gewinnerinnen und Gewinner werden über ihr FacebookProfil kontaktiert. Wer noch nicht auf Facebook ist, kann sich hier informieren:➥ redcross.ch/facebook
wie sie ihr Kind in seiner Entwicklung unterstützen und fördern kann. Damit wird das Kind frühzeitig auf die Spielgruppe oder den Kindergarten vorbereitet. So werden Integrationsprobleme von Anfang an überwunden. Das Ziel ist es, dass später in der Schule alle Kinder die gleichen Chancen haben. Elterntreffen runden das Angebot ab. ➥ srk-baselland.ch/integration
überraschungspaket für facebook-fans des Srk
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rubrikerlebt
Jede Form von Ablenkung könnte helfen
frieden schliessen mit dem feind
Chronische Schmerzen
Wer Schmerzen hat, kann kaum an etwas anderes denken. Man wünscht sich nichts sehnlicher, als dass die Schmerzen weggehen. Chronische Schmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität massiv. Was wenn die Ursache unfassbar schlimmer ist als die Schmerzen selber?
TExT: TANJA PAULI BILDER: CASPAR MARTIG
12 Humanité 4/2010
erlebt
Es ist wie beim Puzzeln. Man versucht verschiedene Teile zu einem Bild zu
sammenzusetzen», beschreibt Anna Hirschi ihre Arbeit mit traumatisierten Patientinnen und Patienten, die an chronischen Schmerzen leiden. Was sich aus den Gesprächen ergibt, ist leider ein grausames, schreckliches Gesamtbild. Denn Menschen, die zu ihr kommen, haben nicht einen Unfall oder einen schweren Schicksalsschlag erlitten. Ihnen ist noch Gravierenderes geschehen. Sie wurden von anderen Menschen gefoltert, gedemütigt, vergewaltigt oder vertrieben. Das Ambulatorium für Folter und Kriegsopfer des SRK hilft diesen Menschen mit verschiedenen Therapieformen, damit sie ihren Alltag wieder bewältigen können. Denn das Leid von Folteropfern drückt sich oft in Form von körperlichen Schmerzen aus, die einem Arzt unerklärlich erscheinen. Weil die opfer keine Worte finden für die Gewalt, die ihnen angetan wurde.
«Was die Folter für mich an Schmerz be-deutet, können Worte nicht beschreiben; die Erinnerung an das Geschehene hat sich tief in meine Seele, aber auch in mei-nen Körper eingegraben.»
Das erste offene GesprächDie furchtbaren Erlebnisse werden verdrängt und niemandem anvertraut. Die Fachleute im Ambulatorium des SRK wissen: Das Vertrauen von Menschen,
die gefoltert wurden, zu gewinnen ist sehr schwer. Noch nie zuvor haben die Betroffenen mit jemandem über die dunkelsten Stunden ihre Lebens gesprochen. Die Fachleute des Ambulatoriums bleiben meist die einzigen, welche die grausame Wahrheit je erfahren und diese Geschichten ernst nehmen. Sie reagieren mit Mitgefühl, nicht mit Mitleid. Mit Gesprächen, die in die Vergangenheit führen, versuchen sie den wahren Hintergrund der Schmerzen auszuloten. Die Therapeuten und Therapeutinnen des Ambulatoriums SRK gehen einfühlsam, aber ganzheitlich vor. Wie beim Puzzeln fügen sie aus den Symptomen – z.B. den chronischen Schmerzen selber – dem Erlebten und den Emotionen das Gesamtbild zusammen. Erst wenn sie die genau
Die Balance im Leben wieder finden – wortwörtlich und im übertragenen Sinn
Wie oft die Patienten einen Termin im afk brauchen, ist unterschiedlich
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erlebt
en Zusammenhänge verstanden haben, versuchen sie zusammen mit der Patientin oder dem Patienten eine geeignete Strategie zu finden, die sich bewährt.
Eine enorme HerausforderungLeider kann bei chronischen Schmerzen auch die beste Therapie kein schmerzfreies Leben ermöglichen. Zu tief sitzt das Trauma bei Menschen, die gefoltert wurden.
«Mein Körper ist sehr, sehr müde. Schmer-zen meiner Hände begleiten mich andau-ernd, bei jeder Arbeit und bei allem, was ich tue. Aber ich kämpfe immer, jeden Tag, in jedem Augenblick, in jeder Sekun-de, dagegen. Sogar im Schlaf habe ich Schmerzen in meinen Händen und Bei-nen. Das Gefängnis und die Folter haben in meinem Körper schlimme Erinnerungen hinterlassen. Auch wenn ich diese igno-riere und aus meinem Gehirn verbanne, melden sie sich und erinnern mich an die schlimmen Erlebnisse.»
Und hier lauert die ganz grosse Herausforderung: Die Patientin oder der Patient soll lernen, sich nicht auf die Schmerzen zu konzentrieren. Im Gegenteil, wie ein ständiger Begleiter sollen die Schmerzen akzeptiert werden. Das mag zuerst schon fast höhnisch klingen, macht aber Sinn, wenn man sich genauer überlegt, dass Körper und Psyche untrennbar sind. So sind Schmerzen oft Ausdruck einer De
pression, und die Depression wiederum kann das Schmerzempfinden ins Unerträgliche verstärken. Ein Patient, dem es psychisch besser ging nach einer Gesprächstherapie, hat gesagt: «Die Schmerzen tun mir jetzt weniger weh.» Diese Aussage verdeutlicht den Zusammenhang präzis.Anna Hirschi weiss aus Erfahrung: «Wenn man nicht mehr gegen den Schmerz ankämpft ist das schon viel. Kombiniert mit
Ambulatorium für Folter- und Kriegsopfer SRK (afk)Überlebende von Folter, Krieg und Vertreibung erhalten im afk medizinische und psychotherapeutische Hilfe sowie Sozialberatung. Während der Bürozeiten beantwortet das afkTeam auch telefonische Anfragen. Es erteilt allgemeine Auskünfte und bietet kurze Beratungen an. Bei Bedarf erfolgt eine vertiefte Situationsanalyse. Seit der Eröffnung des Ambulatoriums 1995 stieg die Zahl der Patienten stetig an. 2009 wurden über 2738 Konsultationen durchgeführt. Die Patienten stammen aus rund 50 Ländern, in denen die Menschenrechte nicht respektiert werden. Das afk leistet auch Öffentlichkeitsarbeit und sensibilisiert die Bevölkerung für die Anliegen der Folteropfer.Das afk wird zu einem grossen Teil über Mittel des SRK finanziert. Spenden sind herzlich willkommen. Postkonto 3097000, Vermerk «afk»
apropoS
«Die Schmerzen tun mir jetzt weniger weh.»
Anna Hirschi zeigt dem Patienten einfache Übungen für zu Hause
einer gezielten Körperübung, kann man lernen, sich von den Schmerzen nicht besiegen zu lassen.» Die Behandlung chronischer Patienten beinhaltet immer auch Hilfe zur Selbsthilfe. In der Therapie lernen die Patienten auch verschiedene Körperübungen, die sie in akuten Stresssituationen selber anwenden können. Sie werden auch motiviert, lieber ein Freudebuch anstatt Schmerzbuch zu führen. Jeder Mensch ist anders und findet mit der Fachperson seine persönliche Lösung, die das Schmerzempfinden senkt. Die Herausforderungen und die persönliche Belastung in Anna Hirschis Beruf sind gross. Aber sie weiss: «Nur nichts tun ist schlimmer. Diese Menschen haben Hilfe verdient und brauchen sie wirklich dringend. Für viele wäre das Leben sonst nicht mehr lebenswert.»➥ redcross.ch/ambulatorium
Die kursiv gedruckten, anonymen Zitate stammen aus Patientendossiers des afk und stammen nicht von der abgebildeten Person.
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überzeugt
Im Jahr, in dem sich Henry Dunants Todestag (30.10.1910) zum hundertsten
Mal jährt, ist es nicht abwegig, wichtige Fragen zu stellen:Soll stolz hervorgehoben werden, dass zwischen der Schweiz und dem Roten Kreuz Verbindungen bestehen? Ist es angebracht, weiterhin verherrlichend auf das gemeinsame Symbol – das Zeichen des roten und des weissen Kreuzes – hinzuweisen? Ein so starkes Symbol, dass es als Ausdruck echter Menschlichkeit unsere Nation unter den Nationen der Welt hervorhebt?Schon 1963 hatte Bundesrat Friedrich Traugott Wahlen mit Stolz erklärt: «Das Rote Kreuz ist das schönste Geschenk, das die Schweiz der Völkergemeinschaft gemacht hat.» Einige Jahre darauf doppelte sein Kollege HansPeter Tschudi nach: «Falls man die Existenz der kleinen Schweiz rechtfertigen muss, ist das Rote Kreuz – das seit über einem Jahrhundert zum Wohl aller Menschen dieser Erde zu-verlässig geführt worden ist – allein schon eine ausreichende Rechtfertigung. Unsere Landesflagge ist seit mehr als hundert Jah-ren eng mit dem Gedanken der Wohltätig-keit und der Barmherzigkeit verbunden.»
Aber eine Minderheit würde dies gerne ausblenden. Statt Not auszumerzen sei die humanitäre Arbeit nur darauf ausgerichtet, Leid zu lindern. Aber vertuscht eine solche Behauptung nicht die Tatsache, dass in der Welt tagtäglich Menschen gerettet werden, gegen Unrecht angekämpft und Hilfe geleistet wird, wo es nötig ist?Nun, es ist eine Tatsache, dass das Rote Kreuz in der Schweiz entstanden ist und es hat sich von hier aus entwickelt. Dies vor allem dank dem «Geist von Genf» und der Neutralitätspolitik. Aber dies ist auch dem Schweizer Volk zu verdanken, welches in schwierigen Zeiten seine Grosszügigkeit bewiesen hat. Es fanden sich glücklicherweise stets beherzte Männer und Frauen, um die humanitäre Schweiz zu verkörpern. Der Zweite Weltkrieg liefert uns einige bewundernswerte Beispiele dieser «Gerechten»: «Sie stellten die Liebe zu den Menschen und zum Leben nötigenfalls über die Gesetze des Staates», schrieb JeanClaude Favez, Professor für Geschichte an der Universität Genf.Selbstverständlich darf die enge Verbindung zwischen der Schweiz und dem Roten Kreuz kein Vorwand sein, um einen humanitären Nationalismus zu kultivieren. Vielmehr
sollte sie die Diskussion beleben, über die Rolle, die unser Land auf internationalem Parkett zu spielen hat. Die Diskussion auch darüber, was unsere Pflicht ist, wenn wir dem Ideal von Henry Dunant treu bleiben wollen. Nämlich die Solidarität gegenüber den Schwächsten fördern, für die Unversehrtheit aller Menschen eintreten, auf Frieden hinarbeiten, ungeachtet des Kampfes der Kulturen und der Interessen.Schliesslich wirft diese Debatte die zentrale Frage auf, welchen Platz unser Land in der Welt einnehmen soll: Will die Schweiz nur ein Kleinstaat im Europa sein? oder eine Nation, die nach höheren Werten strebt? Nämlich genau deshalb, weil sie verbunden ist mit dem Roten Kreuz und dem humanitären Völkerrecht, das sich wie ein letzter Schutzwall gegen die Unmenschlichkeit erhebt.
Ausschnitt aus dem Bourbaki-Panorama von Luzern: 1871 nahm die Schweiz 87 000 französische Soldaten auf, darunter 16 000 Verwundete. Dadurch verbreitete sich das Ideal des Roten Kreuzes. Die Schweiz entwickelte daraus eine der Maximen ihrer Aussenpolitik: Neutralität, verbunden mit Menschlichkeit.
ein geschenk an die Weltdas rote kreuz und die Schweiz
Das Rote Kreuz wurde in der Schweiz gegründet. Dafür wird unser Land international immer bewundert. Henry Dunants Gedanken beeinflussten die Schweizer Aussenpolitik. Gilt dies auch noch heute und morgen?
TExT: PHILIPPE BENDER
philippe benderEr ist Historiker und Mitarbeiter des Kommunika-tionsdienstes SRK.
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Leerer?Lehrer?Lerer?
Schlaflose Nächte und HerzrasenVor der definitiven Anmeldung trifft sich Valeria Seglias mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Kurse. Schon jetzt sind einige nervös oder haben gar panische Angst: Einer hat die ganze Nacht kein Auge zugetan, eine Frau hat nicht einmal ihren Mann in ihre Pläne eingeweiht. Das zeigt, wie sehr diese Menschen unter ihrem Problem leiden. «Viele Leseschwache haben einen Minderwertigkeitskomplex, fühlen sich wertlos, manchmal schon seit ihrer Kindheit», erklärt Valeria Seglias. Seit September bringt sie zwei Frauen und drei Männern Lesen und Schreiben bei. Da deren Kenntnisstand dem von Viertklässlern entspricht, werden sie mehrere Monate brauchen, um sich von ihrer Bürde zu befreien. Doch sie werden es schaffen, denn sie haben ein klares Ziel: Maria
möchte ihren Töchtern eine Geschichte vorlesen, Patrick eine Lehrstelle finden. «Es ist sehr befriedigend, ihnen zu helfen, sich das Leben einfacher zu machen», betont Valeria Seglias, die früher als Primarlehrerin gearbeitet hat. Der Kurs «Besser Lesen und Schreiben» des Roten Kreuzes ist das einzige derartige Angebot in Graubünden. Er richtet sich an Personen deutscher Muttersprache
mit einer Lese und Schreibschwäche. Das sind etwa die Hälfte der 20000 Personen, die im Kanton von Illettrismus betroffen sind. Das Rote Kreuz engagiert sich für sie, weil Menschen mit Lese und Schreibschwierigkeiten in mehrfacher Hinsicht benachteiligt sind: Sie werden ausgegrenzt und haben geringere Chancen, einen Arbeitsplatz zu finden, wie Urs Chiara, Leiter und Initiant des Projekts, festhält. Daraus können sich auch gesundheitliche Probleme ergeben. Für Eltern ist die Situation noch schwieriger. Da sie ihre Kinder bei den Schulaufgaben nicht richtig betreuen können, besteht die Gefahr, dass diese in den gleichen Teufelskreis geraten. *Fiktiver Name➥ srk-gr.ch
konkret
Maria Cantieni* ist keine Analphabetin.Mit diesem Begriff werden Menschen
bezeichnet, die nie eine Schule besucht haben. Aber Maria Cantieni hat in Graubünden alle Schuljahre durchlaufen, und ihre Schwäche wird als Illettrismus bezeichnet. Sie war eine schlechte Schülerin, doch darüber hat sich leider nie jemand Gedanken gemacht. Die Dreissigjährige hat Mühe, im Telefonbuch einen Namen zu finden, die Packungsbeilage eines Medikaments zu lesen oder einen Bancomaten zu benutzen. Sie braucht immer jemanden, der ihr hilft.
Maria Cantieni hält sich mit unqualifizierten Gelegenheitsarbeiten über Wasser. Über die Jahre hat sie Strategien entwickelt, um ihr Handicap zu verbergen: Wenn sie lesen muss, hat sie gerade ihre Brille vergessen. Wird sie aufgefordert, etwas zu schreiben, schützt sie einen dringenden Anruf vor. Doch noch immer verursachen ihr derartige Situationen Schweissausbrüche. So ergeht es den meisten der rund 800000 Erwachsenen, die in der Schweiz an einer Schreib und Leseschwäche leiden. Maria Cantieni hat dieses Versteckspiel bis zu jenem Tag gespielt, an dem sie eine Familie gründete. Genauer gesagt, bis sie ihre beiden Töchter baten, ihnen eine Geschichte vorzulesen. Als gute Mutter möchte Maria ihnen diesen Wunsch erfüllen. Daher besucht sie nun den Kurs Lesen und Schreiben, den das Rote Kreuz Graubünden im September in Chur und Sargans lanciert hat.
Valeria Seglias nimmt den Teilnehmenden die Schwellenangst und stärkt deren Selbstvertrauen
Valeria Seglias war früher Primarlehrerin und leitet die Kurse
Urs Chiara, Leiter des Projekts: «Der Kurs kann die gesamte Lebenssituation verbessern.»
Illettrismus ist in der Schweiz häufiger, als man vermuten würde.
In Graubünden bietet das Schweizerische Rote Kreuz Kurse an, in denen diese Menschen Lesen und Schrei-ben lernen und wieder Vertrauen fassen können.
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kurz & bündig
Als musikalisches Dankeschön an die 100 Millionen RotkreuzFreiwilligen auf der ganzen Welt entstand das RotkreuzLied «Dreamin’ of the Day» mit Stars wie Paul Young, The Commodores, Christina Stürmer, Lou Bega, Udo Jürgens, Peter Maffay, Udo Lindenberg und vielen mehr. Geschrieben
Die Internetplattform migesplus.ch informiert über das schweizerische Gesundheitswesen und über alle grundlegenden Gesundheitsthemen. Zum Beispiel über
wurde der Titel vom Musikproduzenten Peter Wolf. Rechtzeitig zum Jahr der Freiwilligen 2011 erscheint das Lied in einer deutschen und englischen Version. Der Song wird ab sofort auf CD und online im Internet in den üblichen Musikshops verkauft. Der Verkaufserlös geht an das Rote Kreuz.
Ernährung, Psyche, Bewegung, Prävention oder über die Gesundheit von Kindern und im Alter. Besonders Migrantinnen und Migranten sollen sich auf der mehrsprachigen Website in ihrer Muttersprache informieren können. Leicht verständlich wird erklärt, was man tun kann, um gesund zu bleiben oder an welche Stellen man sich wenden kann, wenn gesundheitliche Probleme auftreten. Mit diesen Informationen schliesst das Schweizerische Rote Kreuz eine Informationslücke und entwickelt die Internetplattform laufend weiter. Ein Newsletter informiert dreimal jährlich über die neuesten Publikationen und kann abonniert werden: ➥ migesplus.ch
Stars singen für das rote kreuz
grundwissen im bereich gesundheit
Welche Eltern wünschen sich nicht, einen verlässlichen Babysitter zu finden? Das Schweizerische Rote Kreuz kommt diesem Wunsch entgegen: Jedes Jahr bringt es rund 7500 Jugendlichen die Finessen der Kinderbetreuung bei. Die ausgebildeten Babysitter wissen, worauf es ankommt beim Schoppen geben, kennen altersgerechte Spiele und sind für die Gefahren sensibilisiert, die Kleinkindern drohen. Eltern können ihnen somit ihren Nachwuchs unbesorgt anvertrauen. Die RotkreuzKantonalverbände bilden die Jugendlichen nicht nur aus, sondern vermitteln ihre Adressen auch an Eltern, die sich einen unbeschwerten Abend gönnen möchten. ➥ redcross.ch/babysitting
ausgebildete babysitter
Die Hunde von REDoG müssen im Katastrophenfall Verschüttete zielsicher aufspüren können. Für Ausbildung und Prüfungen brauchen die Hunde möglichst realitätsge
treue Gegebenheiten und «echte opfer». Für einen Tag spielten 50 Mitarbeitende von Swiss Re diese opfer und liessen sich dafür an den beiden Einsatztests für Katastrophen
Mitarbeitende von Swiss re übten mit redog hunde in Epeisses GE und Wangen a.d.A. unter Trümmern «begraben». Am Einsatztest stellten die KatastrophenhundeTeams ihr Können unter Beweis. Der Rückversicherungskonzern hatte seine Mitarbeitenden für diesen Sozialeinsatz einen Tag von der Arbeit freigestellt. «Swiss Re ist einer langen Tradition verpflichtet, sich sozial zu engagieren. In unserer Unternehmenskultur nimmt das soziale Engagement eine wichtige Stellung ein», kommentiert Angela Marti von Swiss Re. Für Martin Österreicher, Mitglied des Group Management Board, Leiter der Division Casualty, war es eine eindrückliche, spannende Erfahrung: «Wenn auch nur einer dieser Hunde einen Menschen im Ernstfall retten kann, war es diese Übung mehrere Tausend Mal wert.»
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engagiert
freiwillig. engagiert. Menschlich.europäisches Jahr der freiwilligenarbeit 2011
Freiwilligenarbeit hat viele Formen und Gesichter. Gemeinsam ist ihnen, dass sie meist im Hintergrund bleiben. Wer im Hintergrund wirkt, bleibt oft verkannt. Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) weiss, wie viel es seinen Freiwilligen verdankt. Es will seine Anerkennung sichtbar machen.
TExT: BEAT WAGNER BILDER: ANDRI PoL
Für das SRK stehen tagtäglich fast 50000 Freiwillige im Einsatz bei
Rettung, Betreuung, Entlastung, Unterstützung und Integration. ohne sie wäre die Hilfe für die verletzlichsten Menschen unserer Gesellschaft undenkbar. Sie leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum Funktionieren des Gesundheits und Sozialwesens der Schweiz. Um die Freiwilligenarbeit zu koordinieren, braucht es aber eine organisation wie das SRK. Es bietet in seinem Kompetenzgebiet Weiterbildungsmöglichkeiten an und ist eine
wichtige Drehscheibe sowie Anlaufstelle für die Freiwilligen.Das SRK wird im Verlauf des nächsten Jahres der Bevölkerung zeigen, wie vielfältig, spannend und lehrreich das freiwillige Engagement ist. Anlass dafür ist das Europäische Jahr der Freiwilligenarbeit 2011. Das SRK gehört zusammen mit anderen Partnern zur Trägerschaft «Freiwilligenjahr 2011».Ein Schwerpunkt bildet eine Sensibilisierungskampagne. Dafür werden aus jedem Bereich des SRK Freiwillige fotografiert bei ihrem jeweiligen Engagement. Diese
zwölf Personen stehen stellvertretend für alle rund 50000 Freiwilligen des SRK. «Humanité» wird berichten über ihre Erlebnisse, über die Schicksale, denen sie begegnen, über die Freuden und Leiden, die sie teilen. Die erste solche Geschichte finden Sie auf der Folgeseite.Freiwillige schenken anderen ihre Anteilnahme – aus Liebe zum Menschen. Sie leben Solidarität in unserer Gesellschaft und geben damit ein Vorbild. Wir alle schulden ihnen dafür Dank. ➥ freiwilligenjahr2011.ch
Das SRK will symbolisch 50 000 Mal «Danke» sagen und den Freiwilligen seine Anerkennung zeigen
Humanité 4/2010 21
Wenn man die heute 20Jährige von ihrem «Sozialeinsatz» erzählen
hört, kommt einem dieses Wort seltsam unpassend vor. Es ist mehr damit verbunden, nämlich echte Freundschaft. Aus Respekt spricht Rea Ammann zwar ganz professionell von ihren beiden «Klienten», aber man spürt mit jedem Satz, dass es für sie keine Arbeit im eigentlichem Sinne ist. Viel mehr eine andere Art von Freizeit, bei der beide Seiten profitieren. Für Rea Ammann war von Anfang an klar, dass sie sich am liebsten für Gleichaltrige einsetzen möchte. Das Jugendrotkreuz verfügt über eine Datenbank, um Menschen, die einen Freiwilligeneinsatz leisten möchten und solche, die einen Sozialeinsatz brauchen, zusammenzubringen. So hat sie zuerst einen ebenfalls 16jährigen jungen Mann mit einer geistigen Behinderung kennengelernt. Seine Mutter hat sie aufgeklärt über die Besonderheiten, welche die Behinderung mit sich bringt. Auch heute noch haben sie regelmässig Kontakt. Wenn der junge
Mann neue Kleider braucht, ist Rea Ammann die ideale Modeberaterin. «Das ist doch was ganz anderes, ob ich als Gleichaltrige ihn begleite oder seine Mutter», meint sie.Die heute 20Jährige klingt lebenserfahren und reif. Es erstaunt nicht, dass sie, die mit ihrer offenen, sympathischen Art leicht auf Menschen zugehen kann, sich zur Sozialarbeiterin ausbilden lassen will. Sie spricht schnell und wirkt stets gut gelaunt, ohne überschwenglich zu werden. Sie weiss, was sie sagt und hat auf alles eine schnelle, umfassende Antwort. Nur auf die Frage, ob es an ihrem Freiwilligenengagement auch negative Aspekte gibt, kommt ihr nichts in den Sinn. Alles klingt fast selbstverständlich und einfach, dass man sich zwangsläufig fragt, warum sich nicht mehr Jugendliche für andere engagieren. «Ich denke, viele meinen vermutlich, man müsse etwas Besonderes können und trauen es sich nicht zu. oder sie wissen nicht, an welche Stelle sie sich
engagiert
«Viele meinen vermutlich, man müsse etwas Besonderes können und trauen es sich nicht zu.»
wenden können. Aber das Jugendrotkreuz berät uns ja und bietet auch Weiterbildungen an.»Rea Ammann weiss aus Erfahrung: «Behinderte Menschen wissen selber am besten, wo ihre Grenzen liegen und sagen, was möglich ist.» Schon öfters erstaunt war sie über Manuela Saladin, die auf den Rollstuhl angewiesen ist. Seit anderthalb Jahren unternehmen Rea Ammann und Manuela Saladin regelmässig etwas
zusammen. Sie gehen in eine Bar etwas trinken, ins Kino oder shoppen. Auch an der Herbstmesse Basel alle schnellen und verrückten Achterbahnen auszuprobieren, war möglich. «Das hätte ich zuerst nicht gedacht. Aber es ging einfach! Alle haben uns sofort geholfen mit dem Rollstuhl und um in die Bahnen einzusteigen. Es war toll!» Sie erzählt, dass sie schon ganz automatisch in Gedanken einen Ausflug vorausplant. Wo könnte es für den Rollstuhl Hindernisse geben? Woran ist sonst
noch zu denken? «Einkaufen ist meist problemlos, ins Kino zu kommen ist schon ein bisschen umständlicher.» Ihr starkes Verantwortungsbewusstsein kommt trotzdem unverkrampft rüber. Man kann sich gut vorstellen, wie die beiden Frauen zusammen ihre Freizeit geniessen und dabei die Gehbehinderung von Manuela in den Hintergrund rückt. Eine wie Rea Ammann hat man gerne zur Freundin.➥ redcross.ch/freiwillige
Ein gutes Gespräch von Frau zu Frau, davon profitieren beide
Rea Ammann (links) und Manuela Saladin haben sich dank dem SRK Basel-Stadt kennengelernt und sind enge Freundinnen geworden
Humanité 4/2010 23
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konkret
Tagen von einem Helikopter gerettet», erzählt er. «Ich habe mit den älteren Söhnen ausgeharrt und den Hausrat bewacht.» Heute türmt sich der kompakte Schlamm fast bis zum Dach des langgezogenen Hauses aus Lehm und Ziegelstein. Um vor der Instandstellung diese feste Schuttmasse abzutragen, muss bei einem Baugeschäft ein Bagger gemietet werden. Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) übernimmt dafür die Kosten und unterstützt ihn und die anderen Kleinbauern in
dieser Gegend so ganz direkt, damit der Wiederaufbau überhaupt möglich wird. Zusätzlich braucht Razek Fazely GetreideSaatgut, damit er wenigstens nächstes Jahr wieder ernten kann.
Kleinbauern sind auf Nahrungshilfe angewiesenDer Bezirk Charsadda liegt in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa im Norden Pakistans und wurde zusammen mit dem benachbarten SwatTal besonders stark von den Überschwemmungen heimgesucht. Hier leben eine Million Menschen, die hauptsächlich in der Landwirtschaft tätig sind. Die grosse Mehrheit als kleine Pachtbauern wie Razek Fazely. Über die Hälfte der Bevölkerung ist von den Fluten betroffen, indem sie entweder Land und Ernte verloren haben oder ihr Haus ganz oder teilweise zerstört wurde. Mais und Reis haben sie vor allem angebaut, um sich selber zu versorgen. Die Zuckerrohrfelder waren ihre Einkommensquelle. Nun ist alles zerstört. Um die Not zu lindern, entschloss sich der lokale Rote Halbmond mit Unterstützung des SRK, die bedürftigsten 20000 Familien während zwei bis vier Monaten mit Nahrungsrationen zu unterstützen. Monatlich erhält jede Familie insgesamt 30 Kilo Mehl, Linsen, Speiseöl, Zucker, Salz und Gewürze. «Sämtliche
Man könnte den 50jährigen Razek Fazely äusserlich für einen Schwei
zer Bauern halten, würde er nicht die typische Mütze der Paschtunen tragen. Auf unseren Vergleich hin lächelt der Mann mit den blauen Augen verschmitzt und meint, der Bart eines Schweizers in seinem Alter sei wohl noch nicht so ergraut vor lauter Kummer. Und wer könnte ihn nicht verstehen, seinen Kummer, wenn man seine Geschichte gehört hat? Sie steht stellvertretend für viele Kleinbauern in Pakistan.
Die Geschichte von Razek FazelyDas Überleben war schon vor der Naturkatastrophe schwierig für den Pachtbauern. Er lebt mit seiner Frau und den sieben Kindern im Dorf Agra in der Nähe von Charsadda (s. Karte). Sein Hof liegt über
einen Kilometer entfernt von einem Nebenfluss des Indus. Dennoch wurde dieser Ende Juli überflutet. Dies bedeutete für ihn den Verlust seiner ganzen Existenzgrundlage. Die Familie brachte sich auf dem Flachdach in Sicherheit. «Meine Frau und die jüngeren Kinder wurden nach vier
Die Flut zerstörte das Haus und vernichtete die Existenz-grundlage der Bauernfamilie.
Indus – von der Lebensader zur BedrohungMit dem Amazonas oder dem Nil, die mit über 6500 Kilometern als die längsten Flüsse der Welt gelten, kann er zwar nicht mithalten. Trotzdem ist der 3180 Kilometer lange Indus der grösste Fluss des indischen Subkontinentes. Er entspringt im Tibet und fliesst bei Karachi in das Arabische Meer. Dabei durchquert er Pakistan der Länge nach von Norden bis zum Süden. Er sorgt für fruchtbaren Boden und somit für reiche Ernten von Weizen, Reis, Zuckerrohr und Baumwolle. Durch die ausserordentlich heftigen Monsunregen überflutete der Indus ab Ende Juli ganze Landstriche. Vor allem in den Provinzen Punjab und Sindh im Süden des Landes ist der Fluss auf eine Breite von bis zu 20 Kilometern angeschwollen und hat Millionen von Menschen in die Flucht getrieben. Landlose Bauern, die in einem feudalen System von den Grossgrundbesitzern abhängen, verloren ihre Existenzgrundlage. Auch die Pacht und Kleinbauern im Norden des Landes sind stark betroffen.
INDIEN
AFGHANISTAN
IRAN
FLUT INPAKISTAN
Punjab
Waziristan
Sindh
Belutschistan
Khyber-Pakhtunkhwa
Gilgit-Baltistan
WaziristanWaziristanWaziristanWaziristanWaziristan
Indu
s
Indu
s
Indu
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Islamabad
Multan
Mässig betroffen
Stark betroffen
Staudämme
Peschawar
Charsadda
Sukkur
HyderabadKaratschi180 km
Indu
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dus
Sukkur-Damm
Grafik: Loris Succo, © Neue Luzerner Zeitung
apropoS
Razek Fazely hat wie Millionen Bauern alles verloren
26 Humanité 4/2010
konkret
Nahrungsmittel beschaffen wir im Land selber. Wir geben den Leuten das, was sie kennen und schätzen», meint der SRKLogistiker Franz Lankeshofer.
Ein Winter-Camp beim BahnhofIn den Sommermonaten fanden viele Flutopfer ein vorübergehendes obdach in Schul und Spitalgebäuden. Ab oktober mussten sie diese jedoch verlassen, da der Schulbetrieb wieder aufgenommen
wurde und die Spitäler den Platz für ihre Patienten beanspruchten. Die meisten zogen in ihre Dörfer zurück. So wie Razek Fazely, der – wie so manche ande
re auch – ein zerstörtes Haus vorfand. Viele aber liessen sich am Strassenrand oder auf freiem Feld nieder, wo sie angesichts des hereinbrechenden Winters von der Kälte bedroht sind. Deshalb hat das engagierte Team des lokalen Pakistanischen Roten Halbmondes beschlossen, auf dem Gelände des stillgelegten Bahnhofes der Stadt ein Camp mit Zelten
und Trinkwasser für 150 Familien einzurichten. Das SRK lieferte die Zelte, Decken, Öfen und Haushaltsortimente. Im ehemaligen Wartesaal des Bahnhofgebäudes werden Patientinnen und Patienten des Camps und der umliegenden Wohnviertel von einem medizinischen Team betreut. «Wir behandeln vorwiegend Durchfallerkrankungen und Hautentzündungen», sagt der zuständige Arzt Dr. Nakash. «Ebenso wichtig ist jedoch die Information der Bevölkerung darüber, wie sich Krankheiten durch bessere Hygiene vermeiden lassen. Viele Frauen sind auch am Thema Familienplanung interessiert.» Das seit Jahren stillgelegte Bahnhofgelände von Charsadda ist auf unerwartete Weise neu belebt worden. Es wurde zum grossen Wartesaal, in dem alle auf einen besseren Frühling hoffen.➥ redcross.ch/pakistan
Rotkreuzhilfe in PakistanDie Fluten in Pakistan machten 12 Mil lionen Menschen obdachlos und zerstörten grossflächig die Felder. Tausende von Freiwilligen des Pakistanischen Roten Halbmondes leisteten Überlebenshilfe für die Flutopfer. Das SRK setzte für die Soforthilfe 2,5 Millionen Franken ein. Dabei arbeitete das logistische und medizinische Team vor ort eng mit dem lokalen Roten Halbmond zusammen. In den am stärksten betroffenen Provinzen des Sindh im Süden, Punjab im Zentrum und Khyber Pakhtunkhwa im Norden, er hielten 30 000 Familien alle zwei Wochen eine Nahrungsration aus 30 Kilo Linsen, Mehl, Speiseöl, Salz, Zucker und Tee. In mehreren Camps verteilte das SRK ausserdem 700 Zelte sowie Haushaltsortimente und hygienische Artikel. Für die nächsten zwei bis drei Jahre beteiligt sich das SRK vor allem im nördlichen Distrikt Charsadda am Wiederaufbau der Existenzgrundlage von Pachtbauern sowie an der Infrastruktur im Gesundheitsbereich.
apropoS
Dr. Nakash vom Roten Halbmond behandelt die Patienten im stillgelegten Bahnhof
Noch ist das Haus von Adnan unbewohnbar – das SRK setzt Bagger ein, die den Schutt abtragen
Die Menschen sind in ihre Dörfer zurückgekehrt und improvisieren ihr Leben draussen
Das SRK versorgte die Menschen im provisorischen Camp mit Zelten, Decken, Öfen und Haushaltartikeln.
Humanité 4/2010 27
«2 Weihnachten» ist eine gemeinnützige Aktion und wird vom 24.12.2010 bis 08.01.2011 bereits zum 14. Mal vom Schweizerischen Roten Kreuz, der Schweizerischen Post und der SRG SSR idée suisse gemeinsam durchgeführt. Spenden Sie während der Weihnachtszeit Lebensmittel und Artikel des täglichen Bedarfs für bedürftige Menschen im In- und Ausland.
So funktioniert esPacken Sie Ihre Geschenke in eine ganz normale Karton-schachtel. Das Paket bringen Sie auf die Post und sagen am Schalter, dass es sich um ein «2 Weihnachten»-Paket handelt. Die Post transportiert Ihr Paket kostenlos zum Schweizerischen Roten Kreuz. Oder kaufen Sie Ihr Paket online unter www.2xweihnachten.ch
Tipps für Ihr Paket Besonders erwünscht sind Lebensmittel wie Teigwaren, Reis und Konserven, die noch mindestens sechs Monate haltbar sind. Auch Hygiene- und Toilettenartikel, Schulmaterial und neue Kinderschuhe werden dankbar entgegengenommen. Spenden Sie bitte keine Kleider, da hier der Bedarf bereits durch die Altkleidersammlungen abgedeckt ist. Bei Plüsch- tieren übersteigen die Gaben immer wieder die Nachfrage.
Eine Aktion von:
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kreuz & quer
Poulet nach haitianischer ArtFür 4 PersonenZutaten: 1 Freilandpoulet, ca. 1,7 kg, 1 kleine Limette, halbiert, Salz und Pfeffer, 2 Esslöffel (30 ml) Zitronensaft, 3 bis 4 Gewürznelken, 2 Teelöffel (10 ml) scharfe Sauce der Marke «Matouk‘s» oder Tabasco, 2 Knoblauchzehen, gehackt, 2 Zweiglein Petersilie, fein gehackt, 2 Esslöffel (30 ml) Tomatenpüree, ¾ Tasse (180 ml) Wasser, ¼ Tasse (60 ml) Pflanzenöl, 1 Stückchen Butter, 1 mittelgrosse Zwiebel
Zubereitung1. Die Haut des Poulets entfernen. Das Poulet in Stücke schneiden und diese in eine grosse Schüssel legen. Das Poulet mit den Limettenhälften einreiben, mit Wasser spülen und das Wasser wegleeren.2. Salz, Pfeffer, Zitronensaft, Nelken, Sauce, Knoblauch und Petersilie mischen. Das Poulet mit dieser Marinade gut einreiben und im Kühlschrank zwei Stunden ziehen lassen.3. Das Tomatenpüree mit Wasser verdünnen.4. Das Öl in einem Schmortopf erhitzen und die Pouletteile darin anbraten. Den Saft der Marinade auffangen und mit dem Tomatenpüree mischen. Wenn die Pouletstücke rundum gut angebraten sind, die Zwiebel beigeben. Die Tomatensauce über das Fleisch geben und ein Stückchen Butter darauf legen. Zugedeckt auf kleinem Feuer eine Stunde lang köcheln lassen. Vor dem Servieren mit Salz und Pfeffer abschmecken.Teigwaren, Reis oder Gemüse dazu servieren.
Die karibische Küche spiegelt die rund 1500jährige Geschichte der
Inselgruppe. Völker aus völlig unterschiedlichen Kulturen haben ihre Spuren hinterlassen: Die Ureinwohner, die diese Region vor der Landung der Europäer besiedelten, die Europäischen Kolonialmächte (Grossbritannien, Spanien, Frankreich, Niederlande), die Sklaven aus Afrika und schliesslich auch Menschen aus Indien, die im 19. und 20. Jahrhundert als Arbeitskräfte geholt wurden. Die traditionellen Rezepte dieser Völker wurden vermischt und mit karibischen Gemüsesor
ten und Früchten ergänzt. Auch wenn allgemein der Begriff Karibische Küche als oberbegriff verwendet wird, hat die unterschiedliche Geschichte der einzelnen Inseln und Küstenregionen zu eigenen lokalen und regionalen Küchen geführt, die sich trotz vieler Gemeinsamkeiten unterscheiden. In Haiti würzt man die Speisen zwar für den europäischen Geschmack recht intensiv, aber weniger scharf als in anderen Regionen. Man nimmt an, dass die haitianische Küche weniger von der indischen beeinflusst wurde. Es darf auch nicht ausser Acht gelassen werden, dass der Grossteil der Menschen über die Jahrhunderte hinweg arm war. Armut ist heute noch ein Problem in vielen Teilen der Karibik und ganz besonders in Haiti.
Am Sonntag ein FestmahlDas Rezept mit Poulet, das wir hier vorstellen, ist deshalb kein Alltagsgericht, sondern ein wahres Sonntagsessen. Es stammt von Myrlande Buendia, die ihre Kindheit in Haiti verbracht hat und sich noch genau erinnert: «Der Sonntag war ein Festtag für alle haitianischen Arbeiterfamilien. Es war der einzige Tag, an dem man es sich leisten konnte, dieses köstliche Pouletgericht zuzubereiten. Die Kinder und die Erwachsenen sehnten den Tag ungeduldig herbei. Man war immer zu irgendeinem onkel oder einer Tante eingeladen, um gemeinsam dieses Festmahl zu geniessen. Ich habe mich immer gefragt, wer eigentlich die Ungeduldigeren waren – die Kinder oder die Erwachsenen!»➥ magazin-humanite.ch/rezepte
ein bunter Mix Heute nennt es sich trendig «Fusion Kitchen», wenn Kochrezepte aus unterschiedlichen Kulturen abgeändert und kombiniert werden. Dabei ist es nichts Neues, mit verschiedenen Kochrichtungen zu experimentieren. In der Karibik haben seit Hunderten von Jahren die verschiedensten Völker genau das getan.
karibische küche apropoS
TExT: TANJA PAULI
In Haiti wird meist unter freiem Himmel gekocht. Im Hintergrund rechts ein sturmsicheres Haus, welches vom SRK errichtet wurde.
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Humanité 4/2010 29
Für Humanité zeichnet «Karma» alias Marco Ratschiller. Er ist Cartoonist und Chefredaktor des Satire-Magazins Nebelspalter.
labyrinthVom Start bis ans Ziel wird der Weg mit feinen Linien markiert. Den gefundenen Weg ausfüllen – und schon erscheint das Bild.
4 0 0 2 5 0 1( C ) C o n c e p t i s P u z z l e s
kreuz & quer
HuMANITé 3/2010Lösungswort des letzten Kreuz-worträtsels:FRIEDENSNOBELPREIS
Wir gratulieren den Gewinne-rinnen und Gewinnern:Erika Baumgartner, MollisTrudi Clematide, GossauLotti Küng, Wohlen Robert Perrinjaquet, BoudryAnneMarie Riat, Bure
Übrige Lösungen der letzten Ausgabe:
Die Lösung zum Sudoku, zum Wortsuchspiel und zum Labyrinth finden Sie in der nächsten Ausgabe oder im Internet. ➥ magazin-humanite.ch
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kreuz & quer
kreuzworträtsel
Wortsuchspiel Finden Sie die 20 Wörter horizontal, vertikal und diagonal. Die Buchstaben können für mehrere Wörter gelten.
geWinnen
Wir verlosen unter allen korrekt eingeschickten Lösungswörtern des Kreuzworträtsels fünf Armbanduhren mit RotkreuzEmblem. Die formschöne Uhr aus Edelstahl mit Lederarmband ist bis 100 m wasserdicht. Senden Sie das Lösungswort und Ihre Adresse in einem EMail an [email protected] oder auf einer Postkarte an:
Schweizerisches Rotes KreuzMagazin «Humanité»Postfach 3001 Bern
Einsendeschluss: 10. Januar 2011
Sudoku
Füllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3 x 3Blöcke nur einmal vorkommen.
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Humanité 4/2010 31
Suchdienst Srkein Vergissmeinnicht – weil wir die Verschwunde-nen nicht vergessen, sondern nach ihnen suchen.
unsere Hilfe braucht ihre Spende.Postkonto 30-9700-0