Staatsoper Journal Nr. 5 2013/14

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DAS MAGAZIN DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER 5 2013/14 APRIL, MAI, JUNI PREMIERE Hamburger Barock: Händels »Almira« PREMIERE Black Box 20_21: »Ophelia_HM« WIEDERAUFNAHME »Messias« Ballett von John Neumeier

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DAS MAGAZIN DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER

5 2013/ 14 A PR IL , MA I , JUN I

PREMIERE Hamburger Barock: Händels »Almira«PREMIERE Black Box 20_21: »Ophelia_HM« WIEDERAUFNAHME »Messias« Ballett von John Neumeier

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12. - 24.08.14 · Hamburgische Staatsoperwww.tanguera-musical.de

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Unser Titel: Plakatmotiv zu »Almira« mit Robin Johannsen (Almira). Foto: Jörn Kipping

BALLETT

08 Wiederaufnahme »Messias« Musik auf sakrale Texte spieltim Schaffen von John Neumeier spätestens mit seiner Cho-reografie von Bachs »Matthäuspassion« eine wesentlicheRolle. Mit Händels »Messias« wandte sich Hamburgs Ballett-intendant 1999 einem der bedeutendsten kirchenmusikali-schen Werke zu, das die weitere Entwicklung des Oratoriumsweit über Europa hinaus maßgeblich beeinflusst hat. DieWiederaufnahme findet am Karfreitag, den 18. April statt.

14 Repertoire Erste Schritte Am 7. Juni zeigen die Schüler derBallettschule des Hamburg Ballett was in ihnen steckt. Allezwei Jahre sammeln sie auf der Bühne der Staatsoper wichtigeErfahrungen und präsentieren ihr Talent und Können erst-mals vor großem Publikum.

RUBRIKEN

30 Namen und Nachrichten

33 Opera stabile After work, Beiprogramm »Almira« und »Lear«

37 Opernrätsel Mitraten und Mitgewinnen

36 Leute Premiere in der Staatsoper

38 Spielplan Alle Veranstaltungen auf einen Blick

40 Finale Impressum

OPER

04 Premiere »Almira« Mit »Almira« setzt die Staatsoper ihre Be-schäftigung mit dem reichen Hamburger Barockrepertoirefort: Händels Opernerstling wurde 1705 am Gänsemarkt ur-aufgeführt. Alessandro De Marchi steht am Pult, das Regie-team Jetske Mijnssen und Ben Baur stellt sich vor.

16 Premiere »Ophelia_HM« Vom Aufbegehren und Fluchtver-such: Der neue »Black Box«-Abend montiert zeitgenössischeMusik zum Mythos Ophelia mit Texten von Heiner Müller.

18 Wiederaufnahme »Katja Kabanova« In der sensiblen Insze-nierung von Willy Decker kehrt Janáceks Meisterwerk »KatjaKabanova« auf den Spielplan zurück. Lothar Zagrosek diri-giert. In der Partie der zum Tode verzweifelten Katja gibt DinaKuznetzova ihr Hamburgdebüt.

28 Ensemble Alin Anca Ein weiteres Sängertalent aus Rumänien:Der junge Bassist Alin Anca ist seit dieser Spielzeit Neuzugangim Ensemble. Marcus Stäbler hat ihn porträtiert.

PHILHARMONIKER

34 Konzerte Von C.P.E. Bach bis Zemlinsky Eine Hommage anden »Hamburger Bach« präsentiert Christian Zacharias.Simone Young dirigiert im Rahmen des Internationalen Mu-sikfests Hamburg Verführerisches von Chopin, Berg undZem lins ky. Und mit den Akademisten zeigen sich die philhar-monischen Nachwuchskünstler.

April, Mai, Juni 2014Inhalt

T I T E L B I L D : J Ö R N K I P P I N G

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OPER Momentaufnahme»Das schlaue Füchslein«

DER KREISLAUF DES LEBENSAls wundersame Parabel auf den Zyklus von Werden undVergehen deutete Regisseur Johannes Erath Janáceks weisesAlterswerk »Das schlaue Füchslein«. In seiner Faszination fürdie Füchsin entdeckt der Förster Inspiration und Sehnsucht.Doch sein mährischer Sommernachtstraum endet im Tod. Die poetischen Bühnen- und Kostümdetails von Katrin Connan und Katharina Tasch begeisterten das Publikumebenso wie die sängerische Ensembleleistung (im Bild: Lauri Vasar und Hayoung Lee).

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in junger Hitzkopf, der seine große Chancewittert – so muss man sich wohl die Wartezeitdes blutjungen Georg Friedrich Händel imOr ches terdienst an der Hamburger Gänse-markt-Oper vorstellen. Mit gerade einmal 18

Jahren war er vom heimatlichen Halle elbabwärts gezo-gen und wirkte hier an Deutschlands ältestem öffentli-chen Opern haus als Geiger und Cembalist. Die Ham-burger Opernchefs Reinhard Keiser und JohannMat theson wurden zwangsläufig auf den ehrgeizigenjungen Mann auf merksam. Als Neunzehnjähriger hatteHändel bereits den ersten Opernauftrag in der Rockta-sche: die Musik zum Königinnendrama »Almira«.

Eigentlich war Keiser selbst für die Vertonung des be-reits gelieferten Librettos vorgesehen, doch andere Ar-beiten hatten den Vorrang – und so gab er das Textbuch1704 Händel. Ein Wagnis, so meinte Johann Matthesonrückblickend, denn der Teenager hatte bislang nur »sehr,sehr lange Arien ohne das rechte Geschicke oder denrechten Geschmack« geschrieben. An der »Almira«-Aufgabe aber reifte er schnell: »durch die hohe Schuleder Oper«, so Mattheson, wurde Händel »gantz anderszugestutzt«. Nachdem Chef und Lehrling ihre Rivalitä-ten schließlich in einem öffentlichen Duell auf dem

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Koproduktion mit den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik | Die Premiere wird von NDR Kultur übertragen

Georg FriedrichHändel um 1710

OPER Premiere

Liebesreigen durch die JahrhunderteSeine allererste Oper schrieb Händel in Hamburg: »Almira« erzählt die Geschichte einerjungen Königin, die im Zentrum eines turbulenten Liebeslabyrinths steht. Das Regie-team Jetske Mijnssen und Ben Baur schickt die Figuren in sinnlichen und sinnhaftenBildern auf eine Reise durch die Jahrhunderte. Barock-Spezialist Alessandro De Marchibringt Händels Hamburgensie und ersten Geniestreich zum Leuchten.

Gänsemarkt ausgefochten hatten, versöhnte man sichrechtzeitig für die wenige Wochen später stattfindende»Almira«-Premiere. Und die wurde am 8. Januar 1705tatsächlich ein riesiger Erfolg, der gutes Geld in die stra-pazierten Kassen der Hamburger Oper spülte. Mit ihrenvirtuosen Arien, ihren dramatischen Szenen und ihrenvitalen Tänzen zeigt »Almira« bereits die Pranke desspäteren Löwen. Nur diese Oper wurde aus HändelsHamburger Zeit überliefert, die Partituren zu seinen üb-rigen drei Gänsemarkt-Opern sind nicht erhalten.

So ist es eine besondere Freude und Pflicht, sich andie ses barocke hanseatische Juwel zu erinnern. DieStaats oper setzt mit »Almira« ihre Pflege des Gänse-markt-Repertoires fort, das zuletzt mit Telemanns »Fla-vius Bertaridus« und Matthesons »Cleopatra« viel über-regionale Aufmerksamkeit gefunden hat. Auch diesmalsteht wieder Alessandro De Marchi am Pult, der als Ex-perte für Historische Aufführungspraxis mit Drive undMusizierlust sprühende Funken aus den alten Partiturenschlägt. »Mit ›Almira‹ machen wir die Erfahrung einernoch ganz frischen Händel-Musik«, so der italienischeDirigent. Und wirklich überrascht der wilde Stilmix,den der Neunzehnjährige hier ausprobiert: französi-scher Orchesterstil, deutsche liedhafte und italienische

Musikalische LeitungAlessandro De MarchiInszenierungJetske MijnssenBühnenbild und KostümeBen BaurLichtMark van DenesseDramaturgieKerstin Schüssler-Bach

»Vor der Premiere«Einführungsmatineemit Mitwirkenden der Produktion und Musikeinlagen Moderation: Kerstin Schüssler-Bach

11. Mai 2014 um 11.00 UhrProbebühne 1

OsmanManuel GüntherFernandoViktor RudTabarcoSara-Maria Saalmann

Premiere A

25. Mai 2014

18.00 Uhr

Premiere B

28. Mai 2014

19.00 Uhr

Aufführungen

31. Mai; 6., 9., 15., 19.

Juni 2014

jeweils 19.00 Uhr

OPER Premiere»Almira«

AlmiraRobin JohannsenEdiliaMélissa PetitBellanteRebecca Jo Loeb RaymondoFlorian SpiessConsalvoWolf Matthias Friedrich

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OPER Premiere

Figurinen von Ben Baur

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virtuose Arien sowie vor allem eine springlebendige Bal-lettmusik. Wie in der Gänsemarkt-Oper üblich, wurdendie Arien teils auf deutsch, teils auf italienisch gesungen,während die handlungsintensiven Rezitative ganz aufdeutsch vor sich gehen. In Hamburg fand Händel her-vorragende Sänger vor: Mattheson selbst sang die Partiedes Fernando. »Und er komponierte sehr virtuose Arienfür die beiden Sopranpartien, die damals in Hamburgmit besonders guten Sängerinnen besetzt waren«, er-zählt Alessandro De Marchi. Kastraten waren dagegenin Hamburg verpönt, auch »Almira« sieht sie nicht vor.

Gleich in der ersten Szene des Stücks werden Barock-Freunde aufhorchen: die Sarabande wird ihnen bekanntvorkommen. Kein Wunder – Händel recycelte sie späterfür einen seiner größten Hits, »Lascia ch’io pianga« aus»Rinaldo«. Wir haben uns daher die Freiheit genom-men, auch diese Arie in »Almira« zu integrieren, dennmit ihrem seelenvollen Ton passt sie bestens zu den Her-zensnöten der Titelfigur. Und diese wird gleich am Be-ginn zur Königin gekrönt. Damit ergeben sich neueKonstellationen am Hof: Plötzlich wird Almira von denMännern begehrt, die sich mit ihrer Zuneigung auch dieMacht erschleichen wollen. Almira selbst empfindetheim lich mehr für ihren Sekretär Fernando, als es einerRegentin zusteht. Doch hat auch er es nicht nur auf dieKrone abgesehen?

»Ein turbulentes Liebeskarussell entspinnt sich, dasdoch auch immer einen melancholischen Kern beinhal-tet«, so Jetske Mijnssen. Die junge holländische Regis-seurin stellt sich erstmals an der Dammtorstraße vor.Gemeinsam mit ihrem Ausstatter Ben Baur nimmt siedie seelischen Verwirrungen der Personen in den Fokus.»Jede Figur verliebt sich in den Falschen, aber der eigent-liche Antrieb ist vor allem das gesellschaftliche Vor-wärtskommen. Mit schamloser Direktheit sind alle aufihren Machtvorteil bedacht – und das ist sehr zynisch,aber eben auch menschlich und manchmal auch sehrkomisch«, sagt Jetske Mijnssen. »Liebe, Macht und Ei-fersucht«, das ist für sie der Dreiklang von »Almira«.Wobei das Regieteam den Konstellationen an AlmirasHof als zeitlosen Problemen nachspürt. »›Zeitlos‹ heißtfür uns aber eben nicht, das Stück durchgehend in einerungefähren Moderne anzusiedeln, sondern Almirawirk lich durch vier verschiedene historische Zeiten zuschicken«, erzählt Jetske Mijnssen. Für diesen Liebesrei-gen durch die Jahrhunderte hat der Kostüm- und Büh-nenbildner Ben Baur daher prachtvolle historische Kos -tüme entworfen, mit denen sich die sieben Figuren desStücks durch die Intrigen bewegen. »Das Grundthemawar für uns Almiras Eingemauertsein in ihrem Hofstaat.Almira wird von ihren Funktionären wie eine Mario-nette der Macht, wie eine ausstaffierte Puppe eingesetzt– aber sie spielt dieses Spiel nicht mit. Genau diesen

Zwiespalt wollen wir durch die Zeiten verfolgen. Wobei

wir immer die ›royale‹ Umgebung beibehalten – wir las-sen die Geschichte also nicht in einem modernen Kon-zern spielen, sondern die Hierarchie eines Hofstaatswird sich von der Renaissance bis ins Heute durchzie-hen.« Jetske Mijnssen und Ben Baur setzen dafür aufeine sinnliche theatrale Sprache: »Ich war schon von derAnprobe begeistert«, strahlt Jetske Mijnssen. »Ben hatwunderschöne Kostüme in aller Opulenz und Theatra-lität entworfen. Das wird ein Fest der Sinne! Zugleichbedient die Idee der wechselnden Kostüme ganz funk-tional den Kern, den ich aus der Geschichte herausschä-len will.«

Und diese Geschichte ist eigentlich kaum zu erzäh-len: Almira will Fernando, Osman will Almira, Ediliawill erst Osman, dann Raymondo, Raymondo will Al-mira, Bellante will Osman, Consalvo will Bellante …»Am Schluss bleiben sie dann alle bei irgendjemandemhängen, wie das so ist, wenn man sich auf dem Sprungins Erwachsenwerden umschaut«, meint Jetske Mijns-sen. »Es ist toll, dass wir eine so junge Besetzung haben,das macht diese fast pubertäre Liebessuche sehr glaub-haft.« Die allerjüngste wird dabei die Sängerin des Ta-barco sein – bei Händel eigentlich die gänsemarkttypi-sche »Lustige Person«, der Hansnarr, der dem Volk aufsMaul schaut. »Wir legen den Tabarco etwas anders an:Es wird eine allegorische Figur, aufgespalten in dreiMädchen verschiedenen Alters – mal Spiegel Almiras,mal Tod, mal Amor: Traumfiguren, die das konkreteSpiel begleiten«, verrät Jetske Mijnssen. Alessandro DeMarchi hat dieses Konzept ideal unterstützt: den klei-nen, singenden Part des Tabarco übernimmt Sara-MariaSaalmann, die ihre ersten Schritte auf der Bühne alsDarstellerin in der Opera piccola, der Kinderopernreiheder Hamburgischen Staats oper, machte.

Zu den schönsten und musikalisch reichsten Mo-menten der »Almira«-Partitur gehören die Tänze. Hän-del versammelt sie in einer großen Szene im letzten Akt.Auch für diesen eigentlichen Festaufzug hat sich dasTeam etwas einfallen lassen, das den Prunkcharakternicht unterläuft, ihn aber mit einer psychologischenAussage aufwertet. »Wir hoffen, dass unser Publikumdiese ›Almira‹ als opulente Aufführung genießen kannund trotzdem ein sinnhaftes Angebot bekommt, wasdiese Figuren mit unseren eigenen Sehnsüchten undKonflikten zu tun haben«, so die Regisseurin.

Die letzte szenische Aufführung von »Almira« aufder Hamburger Opernbühne war übrigens vor fast ge -nau 100 Jahren zu erleben: 1905, zum zweihundertstenJahrestag der Uraufführung, erinnerte man sich in einerstark gekürzten Fassung aus eher musikhistorischem In-teresse an Händels Opernerstling. Wie beruhigend, dasswir heute keine Jahrestage mehr brauchen, um diese ba-rocken Meisterwerke wieder zum Klingen zu bringen.

| Kerstin Schüssler-Bach

Im Anschluss an die»Almira«-Vorstellungam Samstag 31. Maisignieren Robin Johannsen und Alessandro De Marchiihre gemeinsameneue CD »In dolceamore« – Arien und Kantaten von Antonio Caldara (er-scheint Anfang Mai)im Parkettfoyer.

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OPER Premiere»Almira«

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WOLF MATTHIASFRIEDRICH(Consalvo)

studierte Gesang an der Hoch - schule für Musik in Leipzig.Nach Anfängerjahren amOpernstudio der Dres d ner

Semperoper führten ihn Opern- und Konzertver-pflichtungen unter namhaften Dirigenten inOpern- und Konzerthäuser sowie zu Festivalsaller Kontinente. Gegenwärtig ist er häufiger Gastan der Oper Köln. Zahlreiche Rundfunk- sowieüber 50 CD- und DVD-Produktionen zeugen vonseiner großen Variabilität, die von der Musik desFrühbarock bis zur Moderne reicht. Der Bass gibtsein Debüt an der Staatsoper Hamburg.

MANUEL GÜNTHER(Osman)

ist Preisträger wichtigerWettbewerbe, was ihm be-reits die Türen renommierterOpern- und Konzerthäuseröffnete. Seit der Spielzeit

2012/13 ist er Mitglied des hiesigen Internationa-len Opernstudios und wirkte in zahlreichen Büh-nenproduktionen mit. Hierzu zählen »Die Meis -tersinger von Nürnberg«, »La Traviata«, »Ariadneauf Naxos«, »Die Zauberflöte«, »Seven Angels«,»Der Meister und Margarita« oder das »Weih-nachtsoratorium I-VI«.

VIKTOR RUD(Fernando)

erweitert sein breites Rollen-spektrum erstmals um eineBarockpartie. Der ukraini-sche Bariton war Mitglied imOpernstudio der Staatsoper

Berlin, wo er mit Daniel Barenboim zusammen-arbeitete. 2009 wechselte er als Ensemblemitgliedan die Staatsoper Hamburg. Hier sang er u. a.Guilelmo (»Così fan tutte«), Ned Keene (»PeterGrimes«), Prosdocimo (»Il Turco in Italia«), Dan-dini (»La Cenerento la«) und Bel core (»L’Elisird’Amore«). Im April bringt er Aribert Reimanns»Liszt-Lieder« zur Uraufführung.

SARA-MARIA SAALMANN(Tabarco)

entdeckte ihre Liebe zum Gesang bei der Kinderopern-reihe »Opera piccola« derStaatsoper Hamburg. Hierwar sie zuletzt 2011 in der Ti-

telpartie von Valtinonis »Schneekönigin« zu sehen.Die gebürtige Hamburgerin studiert Gesang ander Musikhochschule Stuttgart bei Turid Karlsen.

ROBIN JOHANNSEN(Almira)

kam 2002 als Stipendiatin andie Deutsche Oper Berlinund wurde im darauffolgen-den Jahr Ensemblemitglieddieses Hauses. Nach drei Jah-

ren wechselte sie an die Oper Leipzig und ist seit2008 freischaffend tätig. Gastengagements führ-ten sie u. a. zum Lucernefestival, zu den Inns-brucker Festwochen, nach Los Angeles, Barce-lona, an die Vlaamse Oper Antwerpen und zu denBayreuther Festspielen. Als CD- oder DVD-Auf-nahmen liegen u. a. vor: Waldvogel (»Siegfried«)in Bayreuth unter Christian Thielemann; Cavalli(»Il Giaso ne«) mit F. Sardelli und Händel/Caldara(»Carmelite Vespers«) mit Alessandro De Marchi

MÉLISSA PETIT(Edilia)

gewann den Concours natio-nal de chant lyrique de Bé-ziers und den 2. Preis beimCompetizione Musica Sacrain Rom. Von 2010 bis 2013

war sie Mitglied des Internationalen Opern studiosder Staatsoper. Hier sang sie u. a. Papagena (»DieZauberflöte«), die Titelpartie in Matthesons »Cleo -patra«, Ighino (»Palestrina«), den Sopranpart im»Weihnachtsoratorium I-VI« und Frasquita in»Carmen«. In Telemanns »Flavius Bertaridus«gastierte sie bei den Innsbrucker Festwochen.

REBECCA JO LOEB(Bellante)

studierte Gesang an derManhattan School of Musicund an der Juilliard School inNew York. Die Mezzosopra-nistin ist Preisträgerin des

Lotte Lenya-Wettbewerbs und des Opera Founda-tion-Wettbewerbs. Seit 2011/12 gehört sie zumHam burger Ensemble und war in der Hansestadtbisher u. a. als Hänsel, Cherubino (»Le Nozze diFigaro«), Orlofsky (»Die Fle der maus«) und Ro-sina (»Il Barbiere di Siviglia«) zu erleben.

FLORIAN SPIESS (Raymondo)

ist ein Schüler von RobertHoll. Er war als Ensemble-mitglied am Linzer Landes-theater, an der VolksoperWien und am Volkstheater

Rostock engagiert. Seit Herbst 2013 gehört erzum hiesigen Ensemble und interpretiert Par tienwie Zuniga in »Carmen«, den Pfarrer/Dachs in»Das schlaue Füchslein« und den Sprecher/Zwei-ten Geharnischten in »Die Zauberflöte«.

ALESSANDRO DE MARCHI(Musikali sche Leitung)

ist Künstlerischer Leiter derInnsbrucker Festwochen derAlten Musik. Als Dirigent ister spezialisiert auf die Histo-rische Aufführungspraxis auf

modernen und historischen Instrumenten. MitOpern des Barock, der Frühklassik und des frü-hen Belcanto-Repertoires gastiert er an den re-nommierten Opernhäusern und Festivals inEuropa. An der Staatsoper Hamburg dirigierte eru. a. Monteverdis »L’Inco ronazione di Poppea«,Keisers »Der lächerliche Prinz Jodelet«, Händels»Giulio Cesare«, Telemanns »Flavius Bertaridus«sowie Neumeiers »Weihnachtsoratorium I-VI«.

JETSKE MIJNSSEN(Regie)

studierte in Amsterdam Regiemit dem Schwerpunkt Oper.Nach ersten Engagements alsRegieassistentin gehörte sievon 2001 bis 2007 zur künst-

lerischen Leitung des Ensembles Opera C&F. Sieinszenierte u. a. »Die Entführung aus dem Serail«am Aalto-Theater Essen, »Madama Butterfly« amTheater Basel, Gouvys »Le Cid« und Massenets»Werther« am Saarländischen Staatstheater Saar-brücken, »Die Dreigroschenoper« und »Il Bar-biere di Siviglia« in Maastricht, »Rusalka« amTheater Dortmund sowie »L'Enfant et les sortilè-ges« und »Don Pasquale« an der Komischen OperBerlin. Jetske Mijnssen arbeitet erstmals an derStaatsoper Hamburg. Kommende Arbeiten füh-ren sie auch an die Semperoper Dresden.

BEN BAUR(Bühne und Kostüme)

studierte Bühnen- und Kos -tümbild an der WeißenseeKunsthochschule Berlin.Nach Assistenzen an ver-schiedenen Bühnen arbeitet

er seit 2007 als freischaffender Ausstatter für Mu-siktheater und Schauspiel mit Regisseuren wieAnna Bergmann, Daniel Cremer, Patrick Schlös-ser, Michael von zur Mühlen, Jim Lucassen, JetskeMijnssen, Bastian Kraft und Jan Philipp Gloger.Seine Arbeiten sind u. a. am Maxim Gorki Thea-ter Berlin, am Münchner Volkstheater, am Saar-ländischen Staatstheater Saarbrücken und amStaatstheater Kassel, den Schauspielhäusern inBochum und Frankfurt sowie an der SemperoperDresden (Händels »Alcina«) und an der OperStuttgart (»Nabucco«) zu sehen. Ben Baur ist daserste Mal an der Staatsoper Hamburg zu Gast..

Biografien der Mitwirkenden Almira

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BALLETT Wiederaufnahme»Messias«

ls 1998/1999 der blutige Krieg im Kosovotobte, schien für viele Europäer eine Zei-tenwende heraufzudämmern. Im Konfliktum die Unabhängigkeit der mehrheitlichalbanischen Bevölkerung fiel es der inter-

nationalen Staatengemeinschaft merklich schwer, taten-los zuzuschauen. Die Luftangriffe der NATO wurdenvor allem in Deutschland kontrovers diskutiert. Aufdem Höhepunkt der Auseinandersetzung prägte der da-malige Bundesaußenminister Joschka Fischer gegen-über seiner Partei, den Grünen, jenen folgenreichenSatz: »Wir haben immer gesagt: ›Nie wieder Krieg!‹ Aberwir haben auch immer gesagt: ›Nie wieder Auschwitz!‹«Damit waren die Eckpunkte der Debatte klar umrissen:es ging um die Zulässigkeit eines Eingreifens in einen be-waffneten Konflikt vor dem Hintergrund einer beson-deren geschichtlichen Verantwortung der Bundesrepu-blik.

In dieser hitzigen Situation, in der sich Deutschlandaußenpolitisch neu positionierte, arbeitete John Neu-meier an seinem Ballett »Messias«, das die Musik vonHändels gleichnamigem Oratorium verwendet. Das be-

rühmte »Comfort ye« des Tenors nach der Ouvertürewill trösten, wo Hoffnung rar ist. John Neumeier erin-nert sich: »Als ich eines Tages zu Hause ›Comfort ye,comfort ye my people‹ hörte, schlug ich die ›Herald Tri-bune‹ auf und sah Bilder aus dem Kosovo, sah Men-schen in großer Not, die unendlich viel Trost brauchten.Und während ich mich intensiv mit dem neuen Projektbeschäftigte und darauf vorbereitete, bebte die Erde,Tausende von Menschen starben, Tausende lebten inZelten – obdachlos, verängstigt, verzweifelt, ausgeliefert,stumpf.«

Händels Musik nimmt den zerrütteten Zustand derMenschheit hörbar auf. Das Oratorium, so ist sich JohnNeumeier sicher, schildert nicht nur »den LeidenswegJesu Christi, es handelt auch von den Leiden der ganzenMenschheit, lange vor dem Erscheinen eines Erlösers, eszitiert eine Reihe von Prophezeiungen, die diesen Rettervoraussagen, es erzählt von seiner Geburt, seinem Lei-densweg, seiner Himmelfahrt, es beschreibt die Verbrei-tung seines Wortes in der Welt durch die Jünger, die Ab-lehnung dieses Wortes durch die Welt, es spricht von derStrafe für die, die dieses Wort leugnen, und der Freude

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MusikGeorg Friedrich HändelArvo Pärt

Choreografie und Kostüme John Neumeier

BühnenbildFerdinand Wögerbauer

Musikalische LeitungAlessandro De Marchi

ChorEberhard Friedrich

Evangelist und TenorRainer Trost

SopranMélissa Petit

AltRebecca Jo Loeb

BassAlin Anca

Messias

Ballett von John Neumeier

Wiederaufnahme18. April 2014 | 18.00 Uhr

Weitere Aufführungen20. April | 19.00 Uhr24., 26., 29. April | 19.30 Uhr9. Juli | 19.30 Uhr

Chor der HamburgischenStaatsoperPhilharmoniker Hamburg

Intensivierung durch KontrasteNach der Premiere von »Weihnachtsoratorium I-VI« folgt mit der Wiederaufnahme von»Messias« ein weiteres Ballett auf sakrale Musik. John Neumeiers Choreografie greiftzum überwiegenden Teil auf Händels bekanntes Oratorium zurück und stand zuletzt2003 auf dem Hamburger Spielplan.

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»Messias«

BALLETT Wiederaufnahme

oben: Lloyd Riggins während der Kreation, 1999 unten: Lloyd Riggins probt mit Aleix Martínezt

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BALLETT Wiederaufnahme»Messias«

derer, die ›rechten Glaubens‹ sind«. Die Gläubigen dür-fen sich freuen und Halleluja singen, das Händel, sichnicht scheuend, in einem triumphierenden Tonfallkomponiert. In John Neumeiers Ballett endet HändelsMusik, im Gegensatz zum Oratorium, mit dem Halle-luja-Chor. Konnte die Apotheose göttlicher Allgewaltindes glaubhaft sein, während mitten in Europa Kriegherrschte, oder lag die Bitte nach Frieden nicht näher?Der »King of Kings« und »Lord of Lords« offenbart sichin Zeiten militärischer Gräuel gern als Friedefürst – zu-mindest in der Sehnsucht der Menschen. Daran wollteJohn Neumeier erinnern, als er dem monumentalenHalleluja-Chor das »Agnus Dei« aus Arvo Pärts »Berli-ner Messe« anfügt. Der Stimmungswechsel beschreibtdie Fallhöhe, die jeglicher menschlichen Existenz inne-wohnt. Als Will Quadflieg einige Tage vor der Premieredes »Messias« in einer Gesellschaft bedauert, was er,trotz großer Erfolge, während des Dritten Reichs nichtgetan habe, formuliert er den denkwürdigen Satz: »ImMoment des Glücks muss man die dunkelsten Momentemitbedenken«, und liefert John Neumeier damit denSchlüssel für das Ende seines »Messias«. Jubel, so vielscheint klar, ist ohne die Lektionen reflektierenderDemut nicht denkbar, ebenso wenig wie Erlösung ohneSündenfall. Fernab frömmelnder Attitüde bezieht derGlaube seine Kraft aus einem De profundis, aus dem he -raus das Zutrauen in eine göttliche Heilsgewissheit ge-stärkt hervortritt.

Diese oder ähnliche Überlegungen mögen dazu bei-getragen haben, die Texte in Händels Oratorium kritischzu lesen: »Es gab einen Moment, als ich an dem ganzenProjekt zweifelte und aufgeben wollte. Auf der einenSeite die musikalischen Höhepunkte, auf der anderen zuviel paralleles Geschehen, zu viele Gedankenstränge, zuviele Texte auch, hinter denen ich nur schwer stehen

kann. Kann ich sie einfach ignorieren? Mit all meinenZweifeln und Skrupeln fragte ich Günter Jena: ›Wiewenig Musik können wir nehmen und es bleibt immernoch der »Messias«?‹ Und er antwortete: ›Halleluja‹! Daswurde unser Ausgangspunkt. Wir trauten uns auszu-wählen, wegzulassen, zu reduzieren, zu konzentrierenund fanden so gemeinsam eine Form, die ich als ausge-wogen empfinde«, erläutert John Neumeier. Das Ein-greifen in eine existierende Werkstruktur entsprang ver-mutlich auch dem Zeitgeist, als um vermeintlichgesicherte, aus der Geschichte überlieferte Standpunkteneu debattiert wurde. Um Händels Oratorium aufzu-führen, reichte es nicht mehr aus, die Musik aus purerGewohnheit einfach nur ›schön‹ zu finden. Ihre Bot-schaft war in besonderem Maß mitzubedenken, vorallem dann, wenn sie als Grundlage eines Balletts dienensollte – eines Balletts immerhin, das sich wesentlich alsBühnenstück versteht.

Tatsächlich sind die Strukturen bei Händel viel-schichtiger als gemeinhin angenommen. »In gewissemSinn ist der ›Messias‹ für mich ein unebenes, unausge-wogenes Werk. Die Fülle der angesprochenen Aspektemacht es kompliziert, sich einen Weg durch das Gesche-hen zu bahnen. Ich könnte sie auch einfach ignorierenund nur die Musik choreografieren; will ich das nicht,muss ich sie verstehen und entziffern – und dann auchaussortieren, um das Ballett nicht zu überfrachten«, sagtJohn Neumeier. Im Vergleich zu Bachs »Matthäuspas-sion« ist der Handlungsfaden, wenn man überhaupt voneinem solchen sprechen kann, im »Messias« wenigerübersichtlich. »Der Weg ist unklarer«, weiß HamburgsBallettintendant. Der Pfad führt den Choreografen zu-rück zu den Linien der Musik, denen er folgt, um sichgleichwohl von ihnen abzusetzen: »Zunächst bin ich andie Musik herangegangen, ohne den Text zu reflektieren.Ich habe einfach versucht, mich auf sie zu bewegen – zutun, was Musik und Klang meinem Körper sagen, ohnean einen Inhalt zu denken. Nach einiger Zeit kam es un-terschwellig zu dramatischen Situationen. Die Musikgab meinen Bewegungsfolgen eine andere Ebene, nichteine beschreibende Ebene, eher eine Gegenebene, dieden emotionalen Vorgang intensivierte und die drama-turgische Aussage verstärkte.«

Nicht selten entsteht Intensivierung durch Kontras -tierung. Der Funke, der durch Reibung aufkommt, be-leuchtet seine Umgebung in anderem Licht. John Neu-meier verknüpft Händels »Messias« mit Musik von ArvoPärt. Das Ballett beginnt mit dem »Veni Sancte Spiritus«aus der »Berliner Messe« des estnischen Komponisten.In Pärts Hymnus steigt der Heilige Geist herab als ›Trös -ter in der Zeit‹ und bündelt die Konzentration auf dasKommende. Er wirkt als gestaltende Kraft, als CreatorSpiritus, der die unüberschaubare Lebensfülle in allihren Bewegungen schöpferisch erfahrbar macht.

| André Podschun

John Neumeier bei einer Probe mit

Lloyd Riggins, 1999t

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Bartolomeo Veneto: Kurtisane (vermutlich Porträt der Lucrezia Borgia)

n ICH VERBINDE

mit »Messias« wich-tige, substantielle Er -fahrungen in mei-ner Arbeit mit John.Es war nicht nureine Kreation, beider ich dicht dabeisein durfte – dieses

Ballett traf mich stärker noch auf einer per-sönlichen Ebene. Es hat mich als Menschverändert und mich davon überzeugt, dassunsere Kunstform die Welt verändern kann.

Als Johns Ballett 1999 entstand, herrsch -te eine wunderbare Zeit in der Compagnie.Die damalige Generation war erfüllt vondem schönen deutschen Wort »Hingabe«.Wir alle waren im übertragenen Sinn bereit,für John auf die Rampe zu springen und fürihn zu stehen. Wir wollten als Compagnieetwas erreichen – ein unvergesslicher Mo-ment der Gemeinschaft. Ich erinnere mich

noch gut, dass nach »Messias« »Nijinsky«kam. Unsere Generation ist stolz darauf,diese beiden Werke von John in einer kom-munikativen Atmosphäre begleitet zu ha -ben, besonders mit dem Gefühl, positiv indie Welt hineinzugehen und die Botschaft insich zu tragen, sie bewegen zu können. Dasleitete uns, vielen Dingen eine andere Be-deutung zu geben. Wir waren privilegiert,»Messias« oft zu tanzen. Von Aufführung zuAufführung öffnete sich uns die Tiefe diesesWerkes. Mittlerweile geben wir unsere Er-fahrungen weiter und sehen, wie der Spiritdes Stücks von Generation zu Generationneu erfasst wird. Es ist schön, als Lehrer fort-zuwirken und zu erleben, wie dieses Ballettmit neuen Tänzern an das anknüpft, was wirdamals erfahren haben. Die Zeit, in der ichmit John fünf Stunden täglich auf der Pro-beschräge im Studio verbracht habe, wirdmir immer als aufregend und intensiv in Er-innerung bleiben.

Ein Gefühl von GemeinschaftLloyd Riggins, der die Hauptrolle in »Messias« kreiert hat

n ALS ich 1999 ge-fragt wurde, in JohnNeumeiers »Mes-sias« die Tenorpar-tie zu übernehmen,bin ich davon aus -ge gangen, aus demOrchestergraben zusingen. Dem war

nicht so. Wir Solisten standen links undrechts im Proszenium und konnten so einenintensiven Kontakt zum Stück herstellenund hatten das Gefühl, mit der Choreogra-fie verbunden zu sein. Ich gewann den Ein-druck, als ob John Neumeier ganz bewusstden Weg vom Orchestergraben auf die Büh -ne über die Gesangssolisten gesucht hat. Aufdiese Weise wurde die Musik zum festen Be-standteil dessen, was auf der Bühne geschah.Händels Musik bewegt einen, weiter zu den-ken. Sie muntert zu einer ernsthaften,schöp ferischen Auseinandersetzung mit ihrauf. So stellt die Bearbeitung eines Werkes

immer auch seine Wertschätzung dar. Mo-zart hat sich dem »Messias« mit kreativemRespekt genähert. Er glaubte nicht, er könnees besser, sondern wollte ausgehend voneinem Meisterwerk seine eigene Kunstfer-tigkeit unter Beweis stellen. Wenn JohnNeumeier einzelne Stü cke aus dem »Mes-sias« auswählt, dann heißt es für mich nicht,dass er das, was er nicht auswählt, per seschlecht findet. Er findet die ausgewähltenStücke exorbitant gut. In der Auswahl gehtes also nicht um das Weglassen der schwa-chen Stellen, sondern um das Herausgreifender besonders wichtigen. Ich denke nicht,dass es seine Absicht ist, Händels »Messias«in Bilder zu übersetzen. Er will zur Musikeine Geschichte erzählen. Der Versuch, denText der Musik gestisch und tänzerisch dar-zustellen, wäre ohnehin eine Doppelung, dieschnell ihren Reiz verlöre. John Neumeiergeht seinen eigenen Weg. Er lotet die Gren-zen eines Berührtseins aus, ohne in etwasAufgesetztes oder Rührseliges abzudriften.

Im Brennspiegel des Gesangs und TanzesDer Tenor Rainer Trost über seine Erfahrungen mit Neumeiers »Messias«

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BALLETT RepertoireF

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»Renku« »Die kleine Meerjungfrau«

RenkuBallett nach einer japanischen Gedichtform

von Yuka Oishi und Orkan Dann

Die kleine MeerjungfrauBallett nach Hans Christian Andersens

gleichnamigem Märchen von John Neumeier

Aufführungen11., 16. Mai, 19.30 Uhr

Aufführungen20., 23., 27. Mai, 19.30 Uhr

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n BUNDESJUGENDBALLETT und Bun-desjugendorchester zum ersten Mal ge-meinsam auf der Bühne – das bedeutet dieVereinigung zweier herausragender jungerEnsembles. Sie nehmen die ganze Bühne inBesitz. Das Orchester sitzt nicht im Graben,sondern spielt umgeben von den Tänzern.Das Publikum erlebt die Hamburg-Pre-miere von drei neuen Balletten.

John Neumeier präsentiert sein 151.Ballett zu Joseph Haydns »Alleluja«-Sinfo-nie, die diesen Beinamen bereits in zeitge-nössischen Abschriften trägt. Zur Fanfare»Exsultet« des zeitgenössischen schottischenKom ponisten James MacMillan schaffen

Marc Jubete und Sasha Riva vom HAM-BURG BALLETT ein neues Stück für dasBundesjugendballett. Erstmals in der Han-sestadt zu Gast ist zudem die niederländi-sche Choreografin Wubkje Kuindersma,die für den gemeinsamen Abend ein neuesBallett zu Paul Dukas’ »Zauberlehrling« kre-iert. Inspiriert von der Vertonung von Goethes berühmter Ballade erlebt das Publi-kum des »Gipfeltreffens« ein neues choreo-grafisches Gedicht.

Eröffnet wird der Abend mit einer reinorchestralen Wiedergabe von Bernd AloisZimmermanns 1950 komponiertem Werk»Alagoana – Caprichos Braileiros«. Es diri-

»Gipfeltreffen der jungen Künste«Bundesjugendballett und Bundesjugendorchester am 2. Mai in der Staatsoper

Bundesjugendorchester | Bundesjugendballett

BALLETT Repertoire

giert Alexander Shelley, der seit 2008 Chef-dirigent der Nürnberger Symphoniker istund zum ersten Mal mit Bundesjugendor-chester und Bundesjugendballett zusam-menarbeitet.

Die gemeinsame Tournee führt die bei-den Ensembles neben dem Auftritt in derHamburgischen Staatsoper am 2. Mai inwichtige Konzert- und Opernhäuser derBundesrepublik. Der Beginn ist am Oster-sonntag, den 20. April, im FestspielhausBaden-Baden. Weitere Stationen sind diePhilharmonien in Essen (21. April), Köln(25. April) und Berlin (4. Mai).

| Daniela Rothensee

während der Proben zu John Neumeiers Choreografie auf Joseph Haydns »Alleluja«-Sinfonie

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Edvin Revazov Hélène Bouchet

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BALLETT weitere Veranstaltungen

n WIE IN JEDEM ZWEITEN JAHR stellendie Schülerinnen und Schüler der Ballett-schule des Hamburg Ballett in den Ers ten

Schritten ihr Können vor Publikum unterBeweis. Von der Vorschule über die Ausbil-dungsklassen I bis VI bis hin zu den Thea-terklassen VII und VIII bieten die Schülerein vielseitiges Programm und zeigen u.a.Ausschnitte aus »Dornröschen« sowie denSquare-Dance für die ganz Kleinen von AnnDrower. Zu sehen ist weiterhin »Wir dan-ken«, ein neues Stück von Kevin Haigen undden Lehrern, auf Musik von Georges BizetsSinfonie in C-Dur von 1855 mit den Schü-lerinnen und Schülern der Klassen I bis VIIIund John Neumeiers Choreografie »Mozart338« auf die Sinfonie C-Dur Nr. 34 des Salz-burger Meisters.

Die Kleinen ganz großDie Ballettschule auf der Bühne der Staatsoper

Aufführungen7. und 30. Juni, 19.00 Uhr

Von der bindenden Kraft der LiebeDas Nederlands Dans Theater 1 zu Gast im Juli

n ZULETZT WAR DAS NDT 1998 auf der Bühne der Hamburgi-schen Staatsoper zu sehen. Damals gastierte es mit Jirí Kyliáns»Wings of Wax«, »Bella Figura« und Paul Lightfoots »Start to Fi-nish«. Diesmal wird die weltweit gefeierte Compagnie ebenfallsChoreografien von Paul Lightfoot zeigen, der seit 2011 die Künst-lerische Leitung des NDT übernommen hat und dem seit 2012 dieSpanierin Sol León beratend zur Seite steht. Beide Choreografen ar-beiten seit 1989 zusammen und haben bereits 45 Werke für das NDTgeschaffen. 2009 wurde beider Choreografie »Sehnsucht« in Den

Haag uraufgeführt. Mit Musik von Ludwig van Beethoven spiegeltsich Liebe in Erinnerung. »Sehnsucht«, das beide Choreografenihren Vätern gewidmet haben, erzählt von der bindenden Kraft derLiebe. In der zweiten Choreografie mit dem Titel »Schmetterling«kehren Charaktere und Themen aus »Sehnsucht« zurück. Die Pre-miere von »Schmetterling« fand 2010 statt. Das 45-minütige Stückerweckt die Vorstellung von einer Existenz als transitorischer Naturund einem kontinuierlichen Kreuzen der Pfade von Leben und Tod.In Duetten und Trios hallen alle möglichen Love Stories nach – unddas zur Musik der Indie Rock Band Magnetic Fields und ihrer »69Love Songs« ebenso wie zu Werken des zeitgenössischen Komponis -ten Max Richter.

Aufführungen 8. und 9. Juli, 19.30 Uhr

Gastspiel NDT 1 | Erste Schritte

Sehnsucht (links), Schmetterling (oben)

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EIN GROSSER ERFOLG war die zweiteTournee des Hamburg Ballett nach CostaMesa, San Francisco und Chica go auch trotzdes Brandes im Harris Theater, der dieCompagnie zwang, die beiden Vorstellun-gen von John Neumeiers »Dritte Sinfonievon Gustav Mahler« abzusagen.

Den Auftakt machte die US-Premierevon »Liliom« im Segerstrom Centre for theArts in Costa Mesa. Die Vorstellung wurdenicht nur vom Publikum mit Standing Ova-tions und minutenlangem Applaus bedacht,sondern auch von der Kritik bejubelt. Soschrieb Laura Bleiberg in der Los AngelesTimes: »Wie aus Hamburg erwartet, war diegesamte Compagnie großartig«. Neben JohnNeumeier und seinen Tänzerinnen undTänzern wurde auch Komponist Michel Le-grand, der extra zu den Vorstellungen ge-kommen war, frenetisch gefeiert. »Liliom«so nah an Hollywood war ein großer Erfolg.

Und auch in San Francisco, der zweitenStation auf der Tournee, war das Publikumwieder begeistert. Dabei waren die Erwar-

Wir kommen wiederDas Hamburg Ballett auf Reise im Februar

»Klassik Berlin« Sie wohnen im 4*-Maritim Hotel pro Arte nahe dem Reichstag: Dazu: Stadtrundfahrt &Spree-Schiffsfahrt.25.04. – 27.04.14 »Manon Lescaut« mit

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Wald-Bühnenkonzert der Berliner Philharmoniker

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Dresden mit Semperoper Dresden wartet mit der Semperoper auf Sie! Hochklassig besetztes Ensemble. Dazu: Stadtführung, Schloss Pillnitz, Sächsische Weinstraße. 12.06. – 15.06.14 »Barbier von Sevilla« € 630,-25.09. – 28.09.14 » Carmen« € 630,-

Festspiele in Verona4*-Hotel Terme Internazionale in Abano Terme. Ausflüge in die Euganeischen Hügel und nach Padua. Das absolute Highlight: Zwei Vorstellungen in der Arena!06.07. – 12.07.14 inkl. »Aida (neu!) & Carmen«

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Domstufen – Festspiele in ErfurtErleben Sie die Rockoper »Jedermann«vor der grandiosen Kulisse von Mariendom und St. Severinkirche. 4*-Mercure Hotel Erfurt Altstadt. Inkl. Erfurt, Weimar.12.07. – 14.07.14 € 360,-

Bregenzer FestspieleErleben Sie Mozarts »Zauberflöte« auf derBregenzer Seebühne. Dazu: Rheinfall,Bodenseerundfahrt, Appenzeller Land uvm.27.07. – 02.08.14 € 899,-

Luisenburg Festspiele im FichtelgebirgeMozarts »Hochzeit des Figaro« auf einer derältesten u. schönsten Naturbühnen Europas(überdacht!). Dazu Ausflüge nach Bayreuth,Franzensbad und Marienbad.21.08. – 24.08.14 KEIN EZ-Zuschlag! € 430,-

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tungen nach dem Erfolg mit »Nijinsky« imletzten Jahr groß. John Neumeiers »EinSommernachtstraum« trat in zwei Beset-zungen an und riss das Publikum schon Se-kunden nachdem der Vorhang gefallen war,aus den Stühlen. Lauren Gallagher vom SanFrancisco Examiner schrieb: »Das HamburgBallett triumphiert ein weiteres Mal. Jederder in einer der beiden Vorstellungen war,wird sicherlich noch lange darüber spre-chen, darüber nachdenken und sich die Bil-der in den Kopf zurückrufen.«

In Chicago lief zunächst trotz des Schnee -chaos an der Ostküste alles gut. Die Kostü -me waren aus Paris gekommen, das Büh-nenbild stand, das Licht war gesetzt und dieGeneralprobe im vollen Gang, als ein tech-nischer Defekt im Sicherungskasten dieCompagnie aus dem Theater zwang. BeideVorstellungen mussten abgesagt werden, be-drückt flog die Compagnie zurück nachHamburg. Aber wir kommen wieder, dieEinladung aus Chicago steht.

| Jérôme Cholet

BALLETT USA-Gastspiel

oben: Applaus nach der US-Premiere von »Liliom« im Segerstrom Center for the Artsunten: Helgi Tomasson und John Neumeier nach der ersten Vorstellung von »Ein Sommernachtstraum« in San Francisco

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OPER Black Box 20_21

»Ich bin Ophelia. Die der Fluss nicht behalten hat. Die Frau mit der Überdosis AUF DEN LIPPEN SCHNEE Gestern habe ich aufgehört mich zu töten.«

Heiner Müller

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Gabriele Rossmanith (Ophelia)

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OPER Black Box 20_21

Musikalische LeitungVolker KrafftInszenierungPetra MüllerBühnenbildKai CassubenKostümeErika EilmesKonzept/DramaturgieFrancis HüsersKerstin Schüssler-Bach

SängerGabriele Rossmanith, Kay StiefermannSchauspielerKristina Bremer, MaureenHavlena, John Wesley Ziel-mannMusikerNaomi Seiler (Bratsche),Thomas Tyllack (Violon-cello), Volker Krafft (Kla-vier)

OPHELIA_HMMusik Wolfgang Rihm, Christian Jost und Georg Katzer

Texte von Heiner Müller

Premiere

11. Mai 2014

20.00 Uhr

Weitere Aufführungen13., 16. und 18. Mai, 20.00 UhrOpera stabile

s seien »Fragmente aus melan-cholischen Balladen«, die derOphe lia in Shakespeares »Ham-let« zufallen. So befand es Goe-the in seinem »Wilhelm Meis -

ter«. Hamlets verlassene Braut wirdwahn sinnig und ertränkt sich – das Bruch-stückhafte und Melancholische blieb an derFigur haften. Als sirenenhaftes Wasser-Ge-schöpf, als untotes »fantôme blanc« begrün-dete Ophelia bei Arthur Rimbaud einen de-kadenten Mythos. Doch im 20. Jahrhundertwandelte sich die Sicht auf die Figur: Nichtals still verlöschendes Opfer in ästhetischerKodierung eines »weiblichen« Ideals, son-dern als Revoltierende, deren Aufbegehrenim Tod endet, zeichnet sie Heiner Müller1977 in seinem Text »Hamletmaschine«:»Ich bin Ophelia. Die der Fluss nicht behal-ten hat.« Als Unbehauste selbst im Tod, alsVerkörperung von Frauen, die Selbstmordbegingen oder ermordet wurden, verleihtihr Heiner Müller dort Züge von Rosa Lu-xemburg, Ulrike Meinhof oder seiner FrauInge Müller, die sich das Leben nahm.

Mit Heiner Müller, seiner Sicht auf denMythos Hamlet/Ophelia und seinem eige-nen Verständnis als Dichter zwischen DDRund Wiedervereinigung setzt sich die neue»Black Box«-Produktion auseinander. Imbewährten Montage-Prinzip – zuletzt bei»USA: poetry on stage« – treffen literarische

Texte auf zeitgenössische Musik. Bruch-stücke aus Heiner Müllers Autobiographie,aus seiner »Hamletmaschine« und seinerLyrik ergänzen sich mit korrespondieren-den Kompositionen: Wolfgang Rihm ver-tonte 1999 späte Gedichte von Heiner Mül-ler in auratischen Liedminiaturen, die derBariton Kay Stiefermann singt. Chris tianJost kondensierte aus seiner »Hamlet«-Oper, die 2009 in »Opernwelt« zur »Urauf-führung des Jahres« gewählt wurde, kristal-line »Hamlet-Echos«. Und Georg Katzer,Meisterschüler von Hanns Eisler, setzte 1995das »Ophelia«-Gedicht des Büchner-Preis-trägers Wolfgang Hilbig in eine Tour deForce für Sopran und Cello. Volker Krafftübernimmt die musikalische Leitung.

Die Regisseurin Petra Müller hat die»Black Box«-Reihe 2012 mit dem gefeiertenSylvia Plath-/Aribert Reimann-Abend »Iam your opus« eröffnet. »Die Figur derOphelia«, so sieht es auch Petra Müller, »hatsich in der Moderne verändert: weg vom ro-mantischen Bild, hin zu einer vehementenAnklage der bestehenden Verhältnisse.Ophe lia ist, wie Heiner Müller selbst, in ei -nem System gefangen. Alternativen außer-halb dieses Systems zu denken, fällt schwer.Hier war mein Ausgangspunkt.« Die gebür-tige (Ost-)Berlinerin spürt auch der politi-schen Aufladung des Mythos nach: »Hamletwar für Heiner Müller ja eine regelrechte

»Der Tod ist ein Irrtum«Ophelias Revolte und Heiner Müllers Rätsel

EObsession, wie er selbst zugegeben hat.Schon die Initialen HM = Heiner Müller =HamletMaschine sind sehr aufschlussreich.Shake speare, so hat er gesagt, war nur ineiner Diktatur möglich. Denn die Diktaturbietet eine Angriffsfläche für den Dramati-ker.« Dass Heiner Müller selbst nach demUntergang des Sozialismus mit Schreib-blockaden reagierte, ist auch eine Folge sei-ner Inthronisierung als öffentliche Figur, alsgroßer Orakelsprecher im wiedervereinig-ten Deutschland. »Die Verletzlichkeit, die erverbergen wollte, führte ihn letztlich zur Re-signation«, meint Petra Müller. »In seinerAutobiographie präsentiert sich nicht diekantige Theater ikone auf dem Sockel, son-dern der Privatmann mit Humor und Sinn-lichkeit. Ich finde es sehr schön, dass dasdramaturgische Konzept beide Texte ver-bindet: das Hermetische, Rätselhafte der›Hamletmaschine‹ und einen Menschen,der nach innen blickt und furchtlos von sei-nem eigenen Tod spricht.«

Von der »Unmöglichkeit, vom Leben aufdie Bühne zu flüchten«, soll dieser Abendauch erzählen, so Petra Müller. Ophelia, dieFrau, die im Tod keine Ruhe findet, wird vonGabriele Rossmanith gesungen. Die Inten-sität dieser Künstlerin lässt keinen Zweifeldaran, dass sie sich diese Rolle ganz zu eigenmachen wird.

| Kerstin Schüssler-Bach

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OPER Wiederaufnahme»Katja Kabanova«

zieht, das sie als Zeichen des erzürnten Himmels deutet,treiben sie ihre Gewissensbisse dazu, ihrem Mann undihrer Schwie ger mutter den Ehebruch zu gestehen. Katjastürzt während des Unwet ters ins Freie. Wenig späterbirgt man ihren leblosen Körper aus der Wolga.

»Ich glaube, die zentrale Frage der Oper ›Katja Kaba-nova‹ ist die Frage nach der Möglichkeit oder Notwen-digkeit der Freiheit des Menschen«, sagte RegisseurWilly Decker. »Exemplarisch macht sich diese Frage anKatja fest und an der Rolle der Frau in einer konservati -ven und regressiven Gesellschaft. Es wird gezeigt, wiever heerend die Folgen für jene sind, die unterdrücktwerden. Katjas Seele – eine große Seele mit großem Po-tenzial und einer überdimensionalen Sehnsucht nachFreiheit – wird in dieser Enge und in dieser bedrücken-den Atmosphäre zerstört … Janácek identifiziert sichmit seiner Titelfigur. Auch er möchte aus einer vorgege-benen Situation heraus, empfindet sich als eingesperrt.Er sieht sich vor der Problematik, alt zu sein und einejunge Frau zu lieben. … Er wusste immer, dass das eineSehnsucht ist, ohne Hoffnung. Das entspricht KatjasSeelen lage. Aber Janácek identifiziert sich auch mit denMännern des Stückes, die alle schwach sind und die –wie er – aus ihrer Situation nicht herauskommen.«

Bei den musikalischen Porträts in seinen Opern gingder Komponist stets von der Sprache aus. Die Figurenentstehen aus ihrer Into nation, aus dem individuellenTonfall des Gesprochenen. Das Gespür für die kleinstenNuancen im menschlichen Dialog ist eine der überra-genden Leistungen des Janácek’schen Opern schaffens.Dem sinfonisch klingenden Orchester hat er dagegeneher die Rolle der Außenwelt, die auf das Individuumeinwirkt, zugedacht. Der Komponist schrieb das Li-bretto selbst. Während es bei Ostrowski um ein ganzesSpektrum von menschlichen Abhängigkeiten ging, in-teressierte sich Janácek im Wesentlichen für das Indi vi -dual schick sal seiner Hauptfigur Katja, die die Unverein-barkeit zwischen Anspruch und Wirklichkeit nicht

eos Janácek war sechsundsechzig Jahre alt, alser 1920 mit der Arbeit an der Oper »Katja Ka-banova« begann. Seit dem Jahre 1917 verbandihn eine Freundschaft mit der verheirateten

Kaufmannsfrau Kamila Stösslová, eine Freund schaft,die sich bei ihm allmählich zu einer tiefen Leidenschaftentwickelte. Sie war siebenunddreißig Jahre jünger alsder Komponist. Die (platonisch gebliebene) Liebe zuKamila be herrsch te sein Inneres und beflügelte seineKreativität. Etliche Schreiben bestätigen, dass er sie mitKatja Kabanova identifizierte. »Ich musste eine gro ßemaßlose Liebe bei der Komposition kennenlernen (…),und Ihr Bild legte ich immer auf ›Katja Kabanova‹, wennich sie komponierte«, bekannte der Komponist 1922 sei-ner Muse. Der Freund und Mitarbeiter Max Brod ver -merkte später, diese Oper sei »mit Jünglingskraft wie ineinem einzigen Zug hingerast«.

Bei der Suche nach einem Opernstoff war Janácekauf das Drama »Gewit ter« des russischen Autors Ale -xander Ostrowski gestoßen, eines der ersten bürgerli-chen Trauerspiele der russischen Literatur. Anliegen desStückes ist die Schilderung des Zustandes der russischenGesellschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahr hunderts,der bestimmt war von dem im Zaren reich fortschreiten-den Kapita lismus, was eine sich vertiefende soziale Kluftzwischen Arm und Reich mit sich brachte. Den Schwer -punkt des Werkes bildet jedoch die Tragödie einer jun-gen Frau. Katja Kabanova ist mit dem charakterschwa-chen Kauf mann Tichon verheiratet und lebt unter demRegi ment ihrer despotischen Schwieger mutter Kabani-cha. Der Ehemann ist zu hilflos, um sie vor der im Hauseherrschenden Brutalität zu schützen. In Boris Grigorje-witsch, der ähnlich wie Katja unter den Launen seinesbrutalen und ewig betrunkenen Onkels Dikoj zu leidenhat, glaubt sie die große Liebe gefunden zu haben.

Um der Zwangssituation aus bigotter Religiositätund erstarrter Tradition zu entkommen, lässt sie sich aufeine Affäre mit ihm ein. Als ein schweres Gewitter auf-

Einige der Haupt-partien von »KatjaKabanova« sind mitEnsemblemitglie-dern der Staats-oper besetzt:Tigran Martirossian(Dikoj), RenateSpingler (Kabani-cha), Peter Galliard(Tichon)

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Sehnsucht ohne HoffnungNach der allseits gefeierten Neuproduktion von Janáceks »Das schlaue Füchslein« folgtmit der Wiederaufnahme seiner wohl bekanntesten Oper »Katja Kabanova« ein weite-res Juwel des tschechischen Komponisten.

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OPER Wiederaufnahme

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Szene aus »Katja Kabanova« (2002)

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mehr aushält. Der Tod ist für Katja eine Rück kehr zurNatur. Ihre letzten Worte, als sie den Entschluss zu ster-ben gefällt hat, sind: »Um das Grab werden Vögel flat-tern, mit ihren Jungen, auch Blumen blühn mir da,purpur rote, hellblaue, goldgelbe. So schön ist’s, so ruhig,so schön ist’s! Und doch heißt’s sterben!«

»Unsere Bildidee«, erläuterte Willy Decker, »geht vonzwei Aspekten aus: Zunächst haben wir einen stark re-duzierten Raum, in dem nichts von den Charakterenund von den Begegnungen der Figuren untereinanderablenkt. In den Größenordnungen ist das Verhältniszwischen Raum und Darsteller ein wenig verschoben, sodass der Darsteller etwas zu groß wirkt und der Raumauf ihm lastet. Diesem Raum liegt sodann die Vorstel-lung eines Käfigs zugrunde. Es ist eigentlich KatjasRaum. Sie lebt hier gezwungenermaßen, wie einge-sperrt. Ihrer Verzweiflung darüber und ihrer Sehnsuchtentspricht die Dynamik des Raumes. Ihr bleibt allein derTraum von Freiheit. Immer redet sie vom Fliegen, vonihrer Traurigkeit da rüber, dass Menschen nicht fliegenkönnen. Das ist der Ausdruck ihrer Sehnsucht, von hierweg zu kommen; das Bild dafür ist in Katjas Zeit derVogel. Natürlich können Menschen nicht fliegen. Des-halb ist Katjas Blick immer nach oben gerichtet, eintrauriger, hoffnungsloser Blick. Sie weiß, sie kann nichtwegfliegen«.

In Hamburg bei der Premiere im Jahr 2002 und ei-nige Zeit später an der Amsterdamer Oper wurde De -ckers »Katja Kabanova«-Interpretation mit großemJubel aufgenommen. Nach über zehn Jahren kehrt dasWerk nun endlich auf die Bühne an der Damm torstraßezurück.

| Annedore Cordes

Dovlet Nurgeldiyev(Wanja Kudrjasch)Maria Markina (Var-vara)

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»Turandot«

OPER Wiederaufnahme»Katja Kabanova« »Fürst Igor«

Dina Kuznetzova (Katja)wurde in Moskau geboren,und zog 1987 in die USA.Nach ihrem Sieg beim Ge-sangswettbewerb der Mari-lyn Horne Foundation wurdesie u. a. an die Lyric OperaChicago engagiert. Inzwi-schen gastiert sie an vielenwichtigen Bühnen, darunterdie Staatsopern Münchenund Berlin, die San FranciscoOpera und das Théâtre de laMonnaie in Brüssel.

Lothar Zagrosek ist einer der profiliertes-ten Dirigenten unserer Tage. Nach Statio-nen als GMD in Solingen und in Krefeldwurde er Chefdirigent des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien. Es folgten Po-sitionen als Directeur musical der GrandOperá de Paris sowie als Chief Guest Con-ductor des BBC Symphony Orchestra inLondon, als Generalmusikdirektor derOpern in Leipzig und Stuttgart sowie alsChefdirigent des KonzerthausorchestersBerlin. In Hamburg leitete er u. a. die Ur-aufführung von Helmut Lachenmanns »DasMädchen mit den Schwefelhölzern«.

Torsten Kerl (Boris) begannseine musikalische Laufbahnals Orchestermusiker. Nacheinem Gesangsstudium gas-tierte er in den wichtigenOpernhäusern und bei gro-ßen Festivals u. a. in Wien,Berlin, New York, Mailand,Bayreuth und Salzburg. Mitt-lerweile gehören die großenHeldentenorrollen, darunteralle großen Wagner-Partien,zu seinem Repertoire.

LEOŠ JANÁČEKKatja Kabanova

Musikalische Leitung: Lothar Zagrosek Inszenierung: Willy DeckerBühnenbild und Kostüme: Wolfgang GussmannLicht: Hans ToelstedeChor: Eberhard FriedrichSpiel leitung: Heiko Hentschel

Savjol Dikoj Tigran Martirossian Boris Grigorjewitsch Torsten KerlMarfa Kabanova (Kabanicha) Renate Spingler Tichon Kabanov Peter GalliardKatherina (Katja) Dina Kuznetzova Wanja Kudrjasch Dovlet Nurgeldiyev Varvara Maria MarkinaKuligin Moritz Gogg Glascha Ida Aldrian Fekluscha Veselina TenevaEine Frau aus dem Volk Johanna Jany/Ute Kloosterziel Eine Stimme Seong-Woog Choi/Findlay A. Johnsten

Wiederaufnahme5. Juni, 19.30 Uhr Aufführungen11., 20., 24. Juni 2014 um 19.30 Uhr

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OPER Repertoire

ALEXANDER BORODINFürst Igor

Musikalische Leitung: Christian ArmingInszenierung: David PountneyBühnenbild: Robert Innes HopkinsKostüme: Marie-Jeanne LeccaLicht Jürgen HoffmannChoreografie: Renato ZanellaChor: Christian GüntherSpiel leitung: Petra Müller

Fürst Igor Andrzej DobberJaroslawna Veronika Dzhioeva Wladimir Igorewitsch Dovlet NurgeldiyevFürst Galitzky Tigran MartirossianKontschak Paata BurchuladzeKontschakowna Cristina DamianOwlur Sergiu SaplacanSkula Levente PállEroschka Markus PetschPolowetzer Mädchen Solen MainguenéSchüler der Ballettschule des HAMBURGBALLETT–John Neumeier

Koproduktion mit dem Opernhaus ZürichUnterstützt von Prof. Dr. h.c. Klaus-Michael Kühne,Barbara und Ian K. Karan und der HypoVereinsbankPrivate Banking Member of UniCredit

Aufführungen21., 27. April, 2014, 18.00 Uhr23., 30. April 2014, 19.00 Uhr

n IM APRIL kehrt die bilderstarke Produk-tion von Borodins »Fürst Igor« auf denSpiel plan zurück. Die mit dem ZürcherOpernhaus ko produzierte Inszenierungkam im September 2012 Publikum undPresse gut an: »Pountney wagt einen Zeit-reise-Ritt vom Russland des 12. Jahrhun-derts bis in die direkte Gegenwart, legt so dieMechanismen von Mythenbildung frei. Undbringt uns Igors Schicksal berührend nah.Andrzej Dobber stattet die Titelfigur miteiner grandiosen Resignation und intensi-ven Introvertiertheit aus, er zeichnet dasCharakterporträt eines Zauderers undZweiflers. Auf jede Bariton-Präpotenz ver-zichtend, singt Dobber unerhört dif fe -renziert, vermittelt auch vokal die Bit ter niseines Traumatisierten, der letztlich Täterund Opfer zugleich ist. Ihm ebenbürtig ein

bis in die Nebenrollen perfekt besetztes En-semble. Die größte Entdeckung dieserglückvollen Staatsopernpremiere ist Vero-nika Dzhioeva als Igors Gattin Jaroslawna:Mit der dunklen Glut und opulentenLeucht kraft ihres Soprans erinnert sie an diejunge Netrebko«, schrieb DIE WELT. Wäh-rend die meisten Sänger der Premiere wie-der dabei sind, gibt es mit Paata Burchu-ladze für die Partie des Kontschak einenNeuzugang. Der bisherige Interpret dieserPartie Tigran Martirossian »wechselt dieLager«: Von Kontschak damals zum FürstenGalitzky jetzt, bleibt er in dieser Oper wei-terhin der Rolle des Bösewichts treu. AuchSkula ist in dieser Aufführungsserie mit demehemaligen Opernstudiomitglied LeventePáll neu besetzt. Am Pult gibt Christian Ar-ming sein Staatsopern-Debüt.

»Perfekt besetztes Ensemble«

Paata Burchuladze (Kontschak)wurde einst von Herbert von Kara-jan als »zweiter Schaljapin« bezeich -net. In den 80er-Jahren de bütierteer als Ramphis in »Aida« unter ZubinMehta am ROH London. Seitdemgastiert er an allen großen Opern-häusern und Festivals weltweit. Ander Staatsoper Hamburg wurde eru. a. als Mussorgskys Boris Godu-now und Iwan Chowanskij, als Basi-lio in Rossinis »Barbier« oder alsBanco in Verdis »Macbeth« gefeiert.

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»Turandot«

OPER Repertoire

GIOACHINO ROSSINIIl Barbiere di Siviglia

Musikalische Leitung:Alfred EschwéInszenierung: nach Gilbert Deflo Bühnenbild und Kostüme:nach Ezio FrigerioChor: Christian GüntherSpiel leitung: Holger Liebig

Il Conte d’Almaviva Maxim MironovDon Bartolo Renato GirolamiRosina Katrin Wundsam Figaro Nikolay BorchevDon Basilio Alexander TsymbalyukFiorillo Vincenzo NeriUn Officiale Andreas Kuppertz/BernhardWeindorfBerta Gabriele Rossmanith

Aufführungen1., 3., 8. Mai 2014, 19.00 Uhr

RICHARD STRAUSSSalome

Musikalische Leitung:Sebastian WeigleInszenierung:Willy DeckerBühnenbild und Kostüme:Wolfgang Gussmann Licht: Manfred Voss Spiel leitung: Heiko Hentschel

Herodes Peter GalliardHerodias Renate Spingler Salome Nadja Michael Jochanaan Sebastian HolecekNarraboth Martin HomrichPage Maria MarkinaFünf Juden Markus Petsch, Manuel Günther, Chris Lysack, Sergiu Saplacan, Szymon KobylinskiZwei NazarenerWilhelm Schwinghammer, Vincenzo NeriZwei Soldaten Alin Anca, Dieter Schweikart

Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper und durch die Deutschen Philips Unternehmen.

Aufführungen15., 22., 25. April 2014, 19.30 Uhr

Joana Mallwitz, Szene aus »L’Elisir d’Amore«

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Sebastian Holecek (Jocha-naan) stammt aus Wien. Ergastiert u. a. an den Opern-häusern von Wien, Berlin,Madrid, Barcelona, Neapel,Rom, München, New York,sowie bei den BregenzerFestspielen. Jetzt debütierter in Hamburg.

Katrin Wundsam ist Ensem-blemitglied der Oper Köln.An der Staatsoper Hamburgwar die österreichische Mez-zosopranistin bereits als Do-rabella in »Così fan tutte«und als Hänsel zu erleben.Nun folgt Rosina in Rossinis»Barbier«.

Maxim Mironov wurde alsDon Ramiro bei der Premiere»La Cenerentola« bejubelt.Nach seinem HamburgerDebüt als Don Narciso folgthier mit dem Grafen Alma-viva die dritte Rossinipartiedes weltweit gebuchten rus-sischen ›Tenore di Grazia‹.

n DER FRÜHLING steht im Zeichen desitalienischen Repertoires. Puccinis »Ma da -ma Butterfly«, Verdis »Rigoletto« und be-sonders Rossinis »Il Barbiere di Siviglia«oder Donizettis »L’Elisir d’Amore« lassenmit ihrem mediterranen Flair erste Ur laubs -stimmung aufkommen. Es gibt ein Wieder-sehen mit Gaststars wie Franco Vassallo(Rigoletto), Nikolay Borchev (Figaro), Re-nato Girolami (Don Bartolo) oder mit demehemaligen Ensemblemitglied AlexanderTsymbalyuk (Don Basilio). Andere Sängerkehren in neuen Rol len an die Alster zurückoder feiern ihr Ham burger Debüt.

Bei der Vorstellungsserie von »L’Elisird’Amore« stellen Mitglieder des HamburgerOpernensembles wie Dovlet Nurgeldiyevoder Katerina Tretyakova unter Beweis,

dass sie den Vergleich mit internationalenGaststars nicht zu scheuen brauchen. Undein spannendes Debüt gibt es bei der Doni-zetti-Oper am Dirigentenpult: Dort wirdJoana Mallwitz stehen, von der FrankfurterRundschau bereits als »dirigierender Jung-star« ausgezeichnet. Die 26- jährige Musike-rin wird die jüngs te amtierende Generalmu-sikdirektorin Deutsch lands sein, wenn sieim August ihr Amt am Erfurter Theater an-tritt. Als Assis tentin von GMD CorneliusMeister dirigierte sie etliche Aben de in Hei-delberg und gastierte an Häusern wie demTheater an der Wien oder den Musikthea-tern in Riga und Kopenhagen. Bereits imJahre 2009 erhielt sie von der Zeitschrift»Opernwelt« ihre erste Nominierung zurDirigentin des Jahres.

Illustre Gäste und die jüngste der »dirigierenden Jungstars«

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OPER Repertoire

GIUSEPPE VERDI Rigoletto

Musikalische Leitung: Ivan RepusicInszenierung: Andreas HomokiBühnenbild und Kostüme:Wolfgang Gussmann Licht: Manfred VossChor: Eberhard FriedrichSpiel leitung: Heide Stock

Il Duca di Mantova Ramè LahajRigoletto Franco VassalloGilda Ailyn Pérez Monterone Jan BuchwaldIl Conte di Ceprano Szymon Kobylinski La Contessa di Ceprano Anat Edri Marullo Thomas FlorioBorsa Jun-Sang Han Sparafucile Alexander Tsymbalyuk Maddalena Cristina DamianGiovanna Ida AldrianUn Usciere di Corte Szymon KobylinskiIl Paggio della Duchessa Solen Mainguené

Aufführungen24., 29. Mai; 1. Juni 2014, 19.30 Uhr

GIACOMO PUCCINIMadama Butterfly

Musikalische Leitung: Carlo MontanaroInszenierung: Vincent Boussard Bühnenbild: Vincent LemaireKostüme: Christian LacroixLicht: Guido LeviChor: Christian Günther Dramaturgie: Barbara WeigelSpiel leitung: Holger Liebig

Cio-Cio San Ermonela JahoSuzuki Cristina Damian Kate Pinkerton Ida Aldrian B. F. Pinkerton Giuseppe Varano Sharpless Lauri Vasar Goro Chris LysackIl Principe Yamadori Viktor RudLo Zio Bonzo Alin Anca Yakusidè Eun-Seok Jang/Bernhard Weindorf Il Com missario Imperiale Vincenzo Neri L’Ufficiale del Registro Christian Boden-burg/Doo-Jong Kim

Aufführungen

13., 16., 19. April 2014, 19.00 Uhr

GAETANO DONIZETTI L’Elisir d’Amore (Der Liebestrank)

Musikalische Leitung: Joana MallwitzInszenierung und Bühnenbild:nach Jean-Pierre PonnelleKostüme: Pet Halmen Chor: Christian GüntherSpiel leitung: Tim Jentzen

Adina Katerina TretyakovaNemorino Dovlet NurgeldiyevBelcore Jan BuchwaldDulcamara Tigran MartirossianGianetta Anat Edri

Aufführungen6., 7., 9. Mai 2014, 19.30 Uhr

Anja Harteros

Matthias Goerne

Simone Young

Andris Nelsons

Lor in Maazel

Maria João Pires

Klangforum Wien

Anoushka Shankar

Nicolas Jaar

u.v.a .

www.musikfest-hamburg.de

9. Mai bis 15. Juni 2014

Hauptförderer

Ramè Lahaj wird statt StephenCostello die Partie der Herzogsin »Rigoletto« übernehmen. Deraus dem Kosowo stammendeTenor singt u. a. an der Semper-oper Dresden sowie in Palermound Dortmund.

Ermonela Jaho stand bereitsmit 17 Jahren als La Traviataauf der Opernbühne. Die ausAlbanien stammende Sopra-nistin gehört zu den gefrag-ten Belcantostars rund umden Erdball. In Hamburg fei-ert sie nun ihren Einstand alsMadama Butterfly.

Giuseppe Varano studiertein Messina. Engagementsfüh ren ihn an diverse italie-nische Theater. Internationalerfolgreich ist er u. a. in Pal -ma de Mallorca, Denver,Nürn berg, Leipzig und Düs-seldorf. Als B. F. Pinkertongibt er sein Hamburg-Debüt.

Ailyn Pérez war die gefei-erte Violetta der Neuproduk-tion »La Traviata« im März2013. Auch als Marguerite(»Faust«) und Gräfin Alma-viva ist die Südamerikanerinan der Dammtorstraße auf-getreten. Nun folgt Gilda in»Rigoletto«.

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»Turandot«

OPER Repertoire»Lear«

OPER Repertoire

Eine zutiefst humane Musik

s war ein Versuch. Bisher hatte er sich einen –für seine jungen Jahre – bereits recht ordent-lichen Überblick über die Welt der Oper ver-schaffen können. Das klassische Repertoirehat te ihm zugesagt, zudem waren alle vier

»Ring«-Abende mit stetig wachsender Begeisterung undFaszination genossen, ja regelrecht aufgesogen worden.Somit erschien es legitim, den »kleinen« Sprung zu wa -gen und mit dem Besuch des »Lear« von Aribert Rei-mann in der Hamburgischen Staatsoper auch eines derwichtigsten Werke der Opern-Avantgarde kennenzuler-nen. Selten habe ich meinen Sohn nach einem Konzert-oder Opernabend begeisterter erlebt – und nachdenk-licher. Was war nun Ursache dieser frappierenden Wir-kung, die auch das gesamte Opernpublikum erfasst zuhaben schien? Es brauchte am Ende dieser Vorstellung,die ihren Zuhörern viel abverlangte, eine gefühlte kleineEwigkeit, bis sich alle im Saal erst allmählich wieder indie Wirklichkeit zurückfinden konnten. Dann aber ihrerBegeisterung freien Lauf ließen, so sehr hatte das Ge-schehen auf der Bühne und im Graben alle in den Banngezogen.

Einmal lag dies an einer knappen, klaren und in ihrerKonzentration auf das Wesentliche bezwingendenRegie. König Lear wird nicht als verlotterter Greis dar-gestellt, sondern durch Bo Skovhus als ein sehr vitaler,überwältigender Sängerdarsteller präsentiert, der, inheutiger Kleidung und Stiefeln, mitten im Leben steht,mehr und mehr aber in seine persönliche Katastrophegeführt wird. In starker Erinnerung bleibt eine in denWahnsinn gleitende Figur, die dabei Sprache, eigenes Ichund die drei Töchter verliert und doch zu einer Art in-nerer Erkenntnis gelangt: »Ahnsinn« statt »Wahnsinn«,so deutet Regisseurin Karoline Gruber diese Zustands-veränderung Lears – eine berührend-beeindruckendeEin zel personenregie. Persönlich unvergessen auch dieDoppelrolle von Andrew Watts als verstoßener Sohn desGrafen Gloster und als irrer Tom – geradezu ungläubigbestaunte nicht nur ich seine Fähigkeit, mühelos vomTenor des Edgar in die kraftvoll interpretierte Counter-lage des Armen Tom zu wechseln.

Der eigentliche Haupt-Gewinner des Abends jedochist die Musik Aribert Reimanns und ihre Interpretationdurch die Philharmoniker Hamburg und SimoneYoung. Es ist durchaus anstrengend, ihr zuzuhören – bisan die Grenze der Schmerzhaftigkeit. Reimanns Musik-sprache schöpft vielfältige Möglichkeiten der musikali-

schen Avantgarde aus. Weit auseinander liegende Clus -ter-Klänge wechseln sich dabei ab mit Passagen von mi -kroskopisch aufgespleißten Vierteltonpassagen. ReicheFarben der Holzbläser korrespondieren mit bruitistischdaherkommenden Schlagzeugpassagen. Von ganz be-sonderer Wirkung sind dabei die Momente, in denendas Schlagzeugensemble aus dem Orchesterprobensaalper Übertragung hinzugeschaltet wird. Ein akustischesEntkommen ist in diesen Passagen nicht mehr möglich,so sehr packt den Zuhörer dieser Gesamteindruck vonBühne und Gra ben. Immer wieder bewundernswert,wie sich die Sängerinnen und Sänger dennoch stimm-lich durchsetzen können – ein Qualitätsmerkmal glei-chermaßen für das kompositorische handwerkliche Ver-mögen wie für die musikalische Intelligenz der Leitung.

Trotz aller Modernitäten und »Zumutungen« er-scheint die Musik immer als der angemessene akusti-sche Kommentar zur Szene. Möglich wird dies durcheine fast körperliche Tiefenwirkung, die dem zum größ-ten Teil existenziellen Spiel auf der Bühne entspricht.Reimanns Musik ist für mich eine zutiefst humaneMusik, auch weil sie besonders den verschiedenstenMöglichkeiten der menschlichen Stimme solch einenweiten Raum gibt. Daher kann sie direkt beim erstenHöreindruck, auch ohne tiefgreifende musikalischeAna lyse, »verstanden« werden. Wer sich auf sie einlässt,wird mit tiefen Eindrücken beschenkt.

Jenes »Lear«-Erlebnis hat mich stärker auf den Kom-ponisten Reimann neugierig gemacht. Und ein weiteresVokalwerk, in dessen Mittelpunkt ein älterer Menschsteht, entdecken lassen: Reimanns »Nunc dimittis« – einbewegender Abgesang des alten Simeon, der im Kind aufseinem Arm den Heiland der Welt erkennt. Diese Kom-position von 1984 für Bariton, Bassflöte und Chor solldarum am 28. Juni in der Hauptkirche St. Nikolai zurAufführung gelangen.

MATTHIAS HOFFMANN-

BORGGREFE , Kirchenmusikerund Dirigent, verantwortet alsKantor und Organist die Kir-chenmusik an der HauptkircheSt. Nikolai. Im Rahmen dieser

Tätigkeit widmet er sich den Klassikern der geistli-chen Musik, aber auch der Musik des 20. Jahrhun-derts, insbesondere dem Schaffen Frank Martins.

Aribert Reimanns »Lear« feierte 2012 einen überwältigenden Triumph in Hamburg. Nun kehrt die wohl bedeutendste Shakespeare-Oper der Moderne zurück. Der Hambur-ger Kantor Matthias Hoffmann-Borggrefe schildert seine Eindrücke der Premiere.

E

neu in »Lear«:Siobhan Stagg(Cordelia), Chris -tian Miedl (Herzogvon Albany)

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OPER Repertoire

ARIBERT REIMANNLear

Musikalische Leitung: Simone YoungInszenierung: Karoline GruberBühnenbild: Roy SpahnKostüme: Mechthild SeipelLicht: Hans ToelstedeChor: Eberhard FriedrichDramaturgie: Kerstin Schüssler-Bach

König Lear Bo SkovhusKönig von FrankreichWilhelm Schwinghammer Herzog von Albany Christian MiedlHerzog von Cornwall Peter GalliardGraf von Kent Jürgen SacherGraf von Gloster Lauri VasarEdgar Andrew WattsEdmund Martin HomrichGoneril Katja PieweckRegan Hellen KwonCordelia Siobhan StaggNarr Erwin LederBedienter Frieder Stricker

Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper

Aufführungen4., 10., 15., 17. Mai 2014, 19.30 Uhr

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»Turandot«

OPER Repertoire»Arabella«

Nach Wagner und Verdi 2013 gibt es jetzt, im

Jahr 2014, einen weiteren großen Jubilar zu fei-

ern, nämlich Richard Strauss. Sie gelten interna-

tional als Strauss-Spezialist: Wie weit beherr-

schen die Feierlichkeiten zum 150. Geburtstag

Ihren Terminkalender?

Es stehen tatsächlich viele Strauss-Diri-gate auf meinem Terminplan. Vor kurzemhabe ich in Luxemburg die Christoph-Waltz-Inszenierung des »Rosenkavalier« di-rigiert, im Mai und Juni folgen die »Ara-bella«-Vorstellungen in Hamburg; danachbin ich für eine Wiederaufnahme von »Elek-tra« in Budapest, und im Dezember diri-giere ich »Ariadne auf Naxos« in Taipeh.Aber das Jubiläum scheint sogar noch Aus-wirkungen auf das folgende Jahr zu haben,denn auch 2015 dirigiere ich ganz geballtWerke von Strauss, darunter eine Neupro-duktion von »Arabella«, eine konzertante»Ägyptische Helena« und in Asien noch ein-mal den »Rosenkavalier«.

Strauss’ frühe Werke, die »Salome« und die

»Elektra«, produzierten noch Skandale, mit den

folgenden Opern wie z. B. dem »Rosenkavalier«

oder der »Arabella« wurde ihm dagegen ein

Hang zum Biederen, Nostalgischen nachgesagt.

Empfinden Sie diese Wer ke auch als rückwärts-

gewandt?

Nein, nicht unbedingt als rückwärtsge-wandt. Strauss war allerdings nie ein Avant-gardekomponist. Seine Sinfonischen Dich-tungen, mit denen er ja anfing, bevor erOpern komponierte, sind Zeugnisse derwilhelminischen Zeit und nicht Musik des20. Jahrhunderts aus der Zwischenkriegs-zeit, die wir als Avantgarde bezeichnen. Beiden frühen Opern hat Strauss die soge-nannte Tonalität partiell verlassen. Als Para-debeispiel wird meistens »Elektra« ange-führt, doch ich empfinde das bei »Salome«ge nauso. Strauss hat betont, dass beideOpern in seinem Lebenswerk vereinzelt da-stehen, seine Worte waren: »Ich bin in ihnenbis an die äußersten Grenzen der Harmo-nik, psychischen Polyphonie und Aufnah-mefähigkeit heutiger Ohren gegangen.« Erhat also selbst gespürt, dass er das musika-lische Material ausgereizt hatte, und deshalbmusste er wieder zu seinem eigentlichen Stilzurückkehren. In den dreißiger Jahren undauch später wurde seine Musik sicher als re-trospektiv betrachtet und teilweise sogarverdammt. Aber ich glaube, dass man heut-zutage über diese Kriterien gar nicht mehr

nachdenken sollte. Strauss ist halt, wie er ist.In seinen Spätwerken wie »Der Friedenstag«oder »Daphne« neigt er für meinen Ge-schmack zu einem gewissen Manierismus.Ich glaube, es fehlte ihm in seinen letztenJahren einfach ein starker Gegenpol, wieHugo von Hofmannsthal es gewesen ist.

Manche behaupten, auch die »Arabella« ha be

bei aller Meisterschaft Schwächen, da die Arbeit

wegen des plötzlichen Todes von Hof manns thal

nicht mehr richtig zu Ende geführt werden

konnte. Was halten Sie von diesem Urteil?

Das empfinde ich nicht so. Die Dichtungwar ja praktisch fertig. Es war so etwas wieein Versuch, das Erfolgsrezept des »Rosen -ka valier« zu wiederholen. Interessanter-weise findet man in beiden Werken einenmerkwürdigen Hang zur Travestie. Die Rol -le des Octavian wurde für eine Frauenstim -me komponiert und stellt einen jungenMann dar. Zdenka ist eine Frau und spielteinen Burschen. Irgendwie scheinen beideAutoren zu diesen Figuren, die zwischenzwei Geschlechtern schweben, doch einestar ke innerliche Beziehung gehabt zuhaben.

Die Kerngeschichte wird gerne so interpre-

tiert, dass sich das Bodenständige, Aufrichtige

gegen eine im Sittenverfall begriffene deka-

dente Gesellschaft durchsetzt – Wunsch nach

Halt und Beständigkeit. Empfinden Sie »Ara-

bella« vor allem als ein nostalgisches Stück, als

Verklärung einer untergegangenen Welt, oder

haben Strauss und Hofmannsthal hier etwas

Doppelbödiges geschaffen?

Ja, eine gewisse Doppelbödigkeit ist si-cher vorhanden. Die Oper entstand zwi-schen den beiden Weltkriegen, und die altenGesellschaftsordnungen, so auch die Do-naumonarchie, waren gerade untergegan-gen. Diese verlorene »Welt von gestern«wird in »Arabella« beschworen. Mandrykakommt ja aus einer entlegenen Gegend deralten Donaumonarchie und fährt in die Kai-serstadt, wo er auf die Familie des GrafenWaldner trifft: Der Vater, ein typischer Spie-ler, wie es sie damals, besonders in der

»Faszinierende Konstellation« Ein Gespräch mit dem Strauss-Dirigenten Stefan Soltesz zu »Arabella«

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RICHARD STRAUSSArabella

Musikalische Leitung:Stefan SolteszInszenierung:nach Sven-Eric BechtolfBühnenbildRolf GlittenbergKostüme: Marianne GlittenbergChor: Christian GüntherSpiel leitung: Anja Krietsch

Graf Waldner Alfred MuffAdelaide Cheryl StuderArabella Camilla NylundZdenka Katerina TretyakovaMandryka James RutherfordMatteo Stephan RügamerGraf Elemer Chris Lysack Graf Dominik Moritz Gogg Graf Lamoral Alin AncaDie Fiakermilli Sumi JoEine KartenaufschlägerinKatja PieweckWelko Blaine Goodridge/Joo-Hyun Lim/Jun Yeon KimEin ZimmerkellnerThomas Gottschalk/Dimitar Tenev

Koproduktion mit der Wiener StaatsoperUnterstützt durch die Stiftung zur För derung der Hamburgischen Staatsoper

Aufführungen30. Mai; 4., 10., 13. Juni 2014,19.00 Uhr

OPER Repertoire

k.u.k.-Monarchie, gegeben hat, und dieMutter Adelaide kümmert sich um ihn.Adelaide ist eindeutig ein Pendant zu ihrerTochter Zdenka, die wie sie einen Hang zuden Erfolglosen hat – in diesem Fall ist esMatteo. Ohnehin sind viele Figuren in »Ara-bella« ein bisschen psychopathisch. Matteokönnte beispielsweise aus Joseph Roths Ro -man »Radetzkymarsch« stammen. Da gibtes ähnliche Charaktere. Matteo sagt ja aneiner Stelle: »Dann gibt’s halt einen Ausweg:den Revolver.« Dieser Satz beschreibt das ty-pische Schick sal vieler Berufssoldaten injener Zeit: Man hat Schulden, manch einerhat nach einer gewissen Zeit auch eine Ge-schlechtskrankheit, man ist spielsüchtig,und irgendwann, wenn man sein Lebenüberhaupt nicht mehr in den Griff be-kommt, bringt man sich um. Alles in allemeine faszinierende Konstellation, in der daspositive Paar einen starken Gegenpol bildet:Arabella ist die einzige, fast erschreckendnormale Figur in dieser Familie, ebenso derehrliche und selbstverständlich erfolgreicheMandryka. Die anderen befinden sich in derWelt des Versagens …

Wie Sie schon sagten, beabsichtigten Strauss

und Hofmannsthal einen zweiten »Rosenkava-

lier«. Was macht die Partitur der »Arabella« un-

verwechselbar?

Hofmannsthal war ja Wiener undStrauss immerhin Wahlwiener. Natürlichgibt es in der »Arabella« Verwandtschaftenmit dem »Rosenkavalier«: In beiden Fällenhaben wir es mit einer virtuosen und kom-plexen Partitur zu tun, es gibt viele WienerWalzer und Walzer-Anklänge, praktischwäh rend des gesamten zweiten Teils. Für dieBallszene hat Strauss sich sogar das Finaleaus dem zweiten Akt der »Fledermaus« aus-drücklich zum Vorbild genommen, das ei-gentlich ein riesiger Konzertwalzer ist. Cha-rakteristisch ist aber auch, dass er Melodienund Liedgut aus Kroatien und eine von derVolksmusik kommende Motivik verwendet,um die Herkunft Mandrykas zu spiegeln –und das unterscheidet die »Arabella« natür-lich von der Musik des »Rosenkavalier«.

Sie selbst stammen auch aus Wien. Rührt

daher Ihre große Faszination für Strauss und

Hofmannsthal?

Faszinierend finde ich, dass diese zwei ty-pischen Vertreter der auslaufenden Monar-

chiezeit, die man heute vielleicht als Super-machos bezeichnen würde, so sensibel Frau -enschicksale darstellen konnten. Strauss warein Komponist für Frauenstimmen undFrauenrollen. Auch deswegen schrieb er diePartien des Octavian oder des Komponistenin »Ariadne auf Naxos« für Sängerinnen.Und selbst wenn diese Figuren auf derBühne Männer darstellen sollen, bleiben siedoch immer weiblich, denn sie werden javon Frauen gesungen. Das ist eine völlig an-dere Situation als in der Barockoper, wo ichmich entscheiden kann, eine Rol le miteinem Countertenor oder mit einer Mezzo-sopranistin zu besetzen. Diese besondereSensibilität für Frauencharaktere empfindeich als ganz ungewöhnlich für die se Zeit.Aus diesem Blickwinkel würde ich Straussund Hofmannsthal als geistige Vorreiter fürdie Darstellung der Seelenzustände der Fraubetrachten.

»Nun ist die sentimentale und immer auch

etwas wehleidige Erinnerung an bessere Zeiten

nicht jedermanns Sache, weshalb die ›Arabella‹

von Richard Strauss auch nicht zu den ganz gro-

ßen Publikumserfolgen zählt«, hat Stefan Zweig

geschrieben. Würden Sie dem Autor Recht

geben?

Strauss hat ja immer wieder die soge-nannten schönen, man könnte fast sagen:kitschigen Stellen komponiert. Die findetman nicht nur in »Arabella«, sondern be-reits in der Musik der »Elektra«, die ja nochein Ausläufer des Jugendstils ist. Gleichzeitighat er sich dafür aber auch ein bisschen ge-schämt, etwa über die »schönen« Stellen beiJochanaan oder über die Figur Da-Ud in der»Ägyptischen Helena«, die eine in Terzenund Sexten dahingehende Musik singt. Ei-gentlich mochte Strauss das gar nicht. Unddarum hat er, wenn er selbst die musikali-sche Leitung übernahm, darüber immerganz schnell hinwegdirigiert. Als man ihnfragte, wieso er diese Passagen immer soschnell dirigiere, hat er geantwortet: »Weilich sie nicht mag.« Daraufhin wollte manwissen, wieso er sie dann überhaupt ge-schrieben habe. Und Strauss antwortete:»Das braucht’s halt für die Dienstmädchen,glauben S’ mir, das Volk ginge nicht in den›Tannhäuser‹, wenn das ›Lied an denAbendstern‹ nicht drin wäre.«

Interview: Annedore Cordes

»Arabella« mit Staraufgebot: Camilla Nylund(Arabella), James Rutherford (Mandryka) Sumi Jo (Fiakermilli)

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Ein märchenhafter StartDer rumänische Bass Alin Anca war als Jugendlicher begeisterter Kirchenmusiker, bevor ersich für eine Laufbahn als Opernsänger entschied. Kurz vor seinem Auftritt als Leporello inMozarts »Don Giovanni« traf Journalist Marcus Stäbler den jungen Künstler in einem Café.

Marcus Stäbler arbeitet u. a. für denNDR, das Hamburger Abendblatt,die Neue Zürcher Zeitung und dasFachmagazin Fono Forum.

Jörn Kipping foto-grafierte Alin Ancaim Bühnenbild zu»Don Giovanni«.Der Bass ist seit2013 Mitglied imHamburger Opern-ensemble.

OPER Hinter den KulissenOpernensemble

Ein Hirte steht mit seiner Schafherde aufeinem Berg und singt, um sich die Zeit zuvertreiben: Das ist für mich der Inbegriff ru-mänischer Volksmusik.« Alin Anca, einschlanker, etwas verträumter junger Mann

mit dunklen Haaren, scheint von innen zu leuchten,wenn er diese Szenerie aus seiner Heimat beschreibt.»Meine Oma und meine Mutter haben zu Hause oft alteLieder gesungen. Das ist aber nichts Besonderes, son-dern eine Selbstverständlichkeit. Denn die Vokalmusikliegt unserem Volk sehr am Herzen.«

Wahrscheinlich gibt es deshalb auch so viele vorzüg-liche Sänger aus Rumänien – darunter etwa der langjäh-rige Wahlhamburger George Petean, die Mezzosopra -nis tin Cristina Damian, die seit 2008 zum Ensemblegehört oder eben der junge Bass Alin Anca, Jahrgang1986. Er ist im vergangenen Herbst aus dem BerlinerOpernstudio an die Staatsoper Hamburg gewechselt.

Das Festengagement bildet den bisherigen Höhe-punkt einer Laufbahn, die zunächst in religiösem Rah-men begonnen hat. »Als Teenager habe ich zusammenmit anderen Schülern im Ensemble gesungen und binoft in der Kirche aufgetreten. Das habe ich sehr ge-mocht! Die Liebe zur geistlichen Vokalmusik war fürmich auch der Hauptgrund dafür, dass ich Theologiestudieren wollte und nicht Mathe oder Physik, was michauch interessiert hätte«, sagt Anca mit einem leisen Lä-cheln.

Für sein Studium ging er in die nächstgrößere Stadt,nach Cluj-Napoca (Klausenburg), wo ihm ein ein -schnei dendes Erlebnis bevorstand. »Ich wollte natürlichdie Kulturszene der Stadt kennen lernen und bin des-halb auch aus reiner Neugierde in die Oper gegangen.Die erste Vorstellung, die ich jemals gesehen habe, warPuccinis ›Turandot‹. Obwohl andere Partien da natür-lich noch mehr im Zentrum stehen, war ich vor allemvon der Rolle des Timur begeistert! Kurz darauf habe ichden Sänger, Mircea Moisa, persönlich kennen gelerntund bei ihm meine ersten Gesangsstunden genommen.Ohne ihn wäre ich heute nicht, was ich bin.«

Ein märchenhafter Start in die Opernkarriere vonAlin Anca. Sie führte ihn schon mit 21 zu einem erstenAuftritt als Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«.Diese finstere Gestalt scheint so gar nicht zum freund-lichen, beinahe schüchternen Wesen des jungen Rumä-nen zu passen. Aber genau das mache ja den besonderenReiz des Berufs aus, sagt Anca. »Es ist immer faszinie-

rend, etwas zu spielen, was man nicht oder nur sehrwenig ist.« Deshalb gehört auch Gounods Mephisto zuseinen Traum partien für die etwas fernere Zukunft.

In der nächsten Saison steht in Hamburg, wo er be-reits als Leporello zu erleben ist, der Oberpriester Ram-fis in Verdis »Aida« auf dem Plan. »Das sind exakt dieRollen, mit denen ich mich am besten weiterentwickelnkann.«

Die Lust, dazu zu lernen, ist dem sympathischen Sän-ger deutlich anzumerken. Etwa, wenn er von seiner Zeitam Berliner Opernstudio von 2011 bis 2013 erzählt, inder er sich unter anderem in Meisterkursen bei Fran-cisco Araiza und Julia Varady weitergebildet hat. Umseine Technik noch weiter zu verfeinern, reist Alin Ancaregelmäßig nach Rumänien, zu seinem derzeitigen Leh-rer, Constantin Nica. Der ist zwar selber kein Bass, son-dern Tenor. Aber das muss ja kein schlechtes Omen sein.Schließlich hatte der große Cesare Siepi auch Unterrichtbei einem Tenor – und der ist das erklärte Vorbild vonAnca. »Es mag vielleicht Sänger geben, die in einzelnenRollen noch stärker waren als er. Aber als Gesamter-scheinung eines Bassisten finde ich ihn unerreicht, erkonnte einfach alles singen!«

Alin Anca interessiert sich sehr für die Vergangenheit.Nicht nur in Bezug auf die Oper: Zu seinen liebsten Frei-zeitbeschäftigungen zählt die Lektüre archäologischerund historischer Literatur. »Ich finde es spannend, wieneue Entdeckungen unser Bild von der Geschichte ver-ändern können.«

Wenn er nicht dicke Bücher wälzt oder schwimmengeht (»Ich bin keine Bibliotheksratte!!«), sucht Anca dieNähe zur Natur, wann immer es die Zeit erlaubt. »Amwohlsten fühle ich mich bei einer Wanderung in dieBerge mit meiner Freundin. Dann ist nichts vom Lärm-pegel der Stadt oder von anderen Menschen zu hören.«Außer vielleicht der Gesang eines Hirten bei seinerHerde.

»

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OPER Namen&NachrichtenAktuelles aus der Staatsoper

n WAS PASST ZUM SOMMERANFANG

besser als eine Runde Golf auf einem wun-derschönen Platz in Travemünde mit Blickauf die Ostsee und anschließender Preisver-leihung bei untergehender Sonne? Und amAbend ein musikalisches Dinner mit denSängerinnen und Sängern des Internationa-len Opernstudios und Simone Young. Dieshaben sich auch die Organisatoren des 12.Benefizturniers »Golfen pro Opera« imJahr des 20-jährigen Bestehens des Interna-tionalen Opernstudios gesagt, als sie denTermin auf den 21. Juni 2014 legten.

Madama

Butterfl

n »MADAMA BUTTERFLY« Die erfolgreiche Hamburger Neu-produktion von Puccinis »MadamaButterfly« erscheint im April aufDVD und Blu-ray. Dem Produkti-onsteam mit Regisseur VincentBoussard, Bühnenbildner VincentLemaire und KostümdesignerChristian Lacroix gelang 2012 eineopulente und gleichzeitig sensiblepsychologische Deutung desWerks. Alexander Joel am Pult derPhilharmo niker Hamburg leitet eindurchweg hochkarätig besetztesEnsemble mit Alexia Voulgaridouals Cio-Cio San und Teodor Ilincaials B.F. Pinkerton, Lauri Vasar, Cris-tina Damian, Ida Aldrian, JürgenSacher, Viktor Rud und JongminPark. erschienen bei arthaus

n DER GÄNSEMARKT WIRD SCHÖNER! Am 13. April 2014 be-ginnen die Bauarbeiten am Gänsemarkt. Der Platz wird neu gestaltetund die Busspur für die Metrobuslinie 5 erweitert. Die Bushaltestel-len »Stephansplatz« und »Gänsemarkt« in Fahrtrichtung Haupt-bahnhof werden nicht angefahren. Eine Ersatzhaltestelle wird in derEsplanade eingerichtet, der Bus wird über den Neuen Jungfernstiegumgeleitet und hält dann wieder am Jungfernstieg. Der U-Bahnverkehr ist von den Baumaßnahmen nicht betroffen. Der Umbau erfolgt in zwei Abschnitten:

13. April 2014 bis 24. Mai 2014

Der Gänsemarkt wird zwischen Neuer Jungfernstieg und Drehbahnstadtauswärts in Richtung Dammtorbahnhof zur Einbahnstraße,der Valentinskamp wird voll gesperrt. Das Abbiegen vom Gänse-markt in den Valentinskamp und umgekehrt ist nicht möglich. Anfahrt mit dem Bus

In der ersten Bauphase werden die Bushaltestellen »Stephansplatz«und »Gänsemarkt« stadteinwärts in Fahrtrichtung Hauptbahnhof

nicht angefahren. Die Busse werden ab Dammtor in die Esplanadeumgeleitet, dort ist eine Ersatzhaltestelle eingerichtet. Die Busse fah-ren dann über den Neuen Jungfernstieg weiter zum Jungfernstieg.Die Busse stadtauswärts in Fahrtrichtung Dammtor halten wie ge-wohnt an den Haltestellen »Gänsemarkt« und »Stephansplatz«. 14. Mai bis Ende Juni 2014

In der zweiten Bauphase bleibt der Gänsemarkt weiterhin Einbahn-straße in Richtung Dammtor, der Valentinskamp ist wieder befahr-bar. Ein Abbiegen aus dem Valentinskamp ist nur nach rechts in dieABC-Straße möglich.Anfahrt mit dem Bus

In dieser Bauphase sind die Bushaltestellen am Gänsemarkt in bei-den Richtungen gesperrt. Busse stadtauswärts in FahrtrichtungDammtor halten am Stephansplatz. Die Busse stadteinwärts inFahrt richtung Hauptbahnhof halten weiterhin an der Ersatzhalte-stelle in der Esplanade und werden über den Neuen Jungfernstiegumgeleitet.

Von April bis Juni 2014 wird der Gänsemarkt neu gestaltetBushaltestelle »Gänsemarkt« wird verlegt

Eine persönliche Einladung wurde in denersten Apriltagen versandt. Freuen würdesich die Opernstiftung aber auch, wenn Sieweitere Teilnehmer aus Ihrem Freundes-kreis für dieses Turnier, dessen Erlös demInternationalen Opernstudio zugute-kommt, begeistern könnten. Leiten Sie ein-fach Namen und Anschrift an die Opernstif-tung weiter, eine Einladung erfolgt prompt.Kontakt: Stiftung zur Förderung der Hamburgi-

schen Staatsoper

Frau Elke Gonsch, Telefon: 040/72503538,E-Mail: [email protected]

Benefiz-Golfturnier mit Ostseeblick und musikalischem Dinner

FÜR IHREN TERMINKALENDER:

VERKAUF BALLETT-WERKSTÄTTEN 2014/2015:19.05.2014 an der Kasse der Hamburgischen Staatsoper

VERKAUF NIJINSKY-GALA 2015:ausschließlich schriftlich ab 20.05.2014

Den genauen Ablauf und die Modalitäten zu diesen Verkäufenentnehmen Sie bitte ab dem 23.04. dem neuen Jahresheft 2014/2015.

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»LEUCHTENDE TAGE« , diese Worte zi-tierte der Wiener Psychoanalytiker ViktorFrankl zum Trost seiner Hörer und zur Be-gründung seiner ärztlichen Seelsorge:»Nicht weinen, dass sie vergangen, sondernlächeln, dass sie gewesen.« Niemand kannungeschehen machen, kann aus der Weltschaffen, was einmal vergangen ist, lehrteViktor Frankl: Niemand kann uns diesesGlück entreißen. Wenn ich mich an die ge-meinsamen Hamburger Jahre mit Gerd Al-brecht erinnere (um den fehlleitenden Be-griff der »Amtszeit« zu vermeiden), stelltsich ein zwiespältiges Gefühl ein, eine Trau-rigkeit zuallererst, aber zugleich eine ruhige,mittlerweile von keiner Kritik und keinerKontroverse mehr getrübte Freude. Eswaren gewiss nicht die schlechtesten Jahre,nicht in seinem und nicht in meinem Leben,die wir der Oper verschrieben hatten: derOper als provozierend surrealem Kunst-werk, dem Opernhaus als Schauplatz lie-benswürdiger Verrücktheit und unorthodo-xer Weisheit, dem trotz allem geliebten Hausin der Dammtorstra ße, das im Zentrum desarg unterschätzten Hamburger Musiklebenssteht. In den neun Spielzeiten, die wir ge-meinsam verantworten durften, wurde zwar

auch und zuweilen leidenschaftlich über dieSzene gestritten: Der Debatte über RobertWilsons »Parsifal«-Rituale widmeten wirsogar ein eigenes Buch. Aber das Musikthea-ter, wie wir es verstanden und liebten (eineAllianz aus Dirigent und Komponist), ap-pellierte nicht nur an den Sinn des Augen-menschen. Wer Ohren hatte, zu hören,wurde mit neuen, unerwarteten, unerhör-ten Klängen belohnt. »Der Schatzgräber«von Franz Schreker und am Ende die späte,postume Uraufführung des »König Kan-daules« von Alexander Zem linsky haben dasRepertoire der Staatsoper bereichert undüber den Premierentag hinaus die Defini-tion, den Maßstab, was die Musik im Thea-ter zu sagen, zu enthüllen weiß, ein für alleMal verschoben.

»Leuchtende Tage«, aber niemals Alltag.Gerd Albrecht vermochte mit Händel undGluck, mit Mussorgsky, Wagner und Puc-cini die Vergangenheit aufzuheben, als einungemein gescheiter, schlagfertiger, belese-ner und beredsamer Musiker. Mit seinemTemperament vertrug sich keine Routine.Als begnadeter Conférencier konnte er dieJüngsten in die Oper und die treuestenAbon nenten aus der Reserve locken. Unver-gesslich, wie er vor einem Philharmoni-schen Konzert das Publikum auf die herme-tische Musik von Giacinto Scelsiein stimm te: »Wenn Sie gerade aus demBüro herbeigeeilt sind oder verzweifelt nacheinem Parkplatz gesucht haben, sind Sie hiervöllig fehl am Platz. Sie hätten spätestens vorvier Stunden mit Meditationsübungen be-ginnen müssen.« Ob die Erfinder der ›Ca-sual Concerts‹, der »Klassik Lounges« undder »Education« wohl wissen, dass ihnenGerd Albrecht auf all ihren Wegen langeschon vorausgegangen war? Und dass er mittraumwandlerischem ästhetischen Spür-sinn seine Neigung zu Komponisten ent-deckte – wie Viktor Ullmann, Gideon Klein,Allan Pettersson oder dem im Westen ge-meinhin verschmähten Paul Dessau –, dienoch immer viele nur vom Hörensagenkennen, also vom Sagen und nicht vomHören?

Erinnerungen an das Glück: Neun Spielzeiten mit Gerd AlbrechtDer ehemalige Generalmusikdirektor der Hamburgischen Staatsoper Gerd Albrecht ist am 2. Februar im Alter von 78 Jahren verstorben.

Peter Ruzicka, Komponist und Musikmana-ger, war von 1988 bis 1997 Intendant derHamburgischen Staatsoper.

Ich wüsste keine Goldenen Regeln oderGeheimrezepte für eine Erfolg versprechen -de Opernintendanz zu nennen: Das Glück,auch das künstlerische, lässt sich nicht er-zwingen. Aber die Konstellation, in der ichmit Gerd Albrecht in Hamburg zusammen-arbeiten konnte, bot uns beiden große Vor-teile, da wir uns wechselseitig ergänzen undentlasten, ermutigen und begeistern konn-ten, in seltenen Fällen auch wohlwollend zu-rückhalten, wenngleich Gerd Albrecht reingar nicht zur Fraktion der Bedenkenträgerzählte. Im Gegenteil – er liebte es, über dasZiel hinauszuschießen, gegen den Strom zuschwimmen, notfalls auch mit dem Kopfgegen die Wand zu rennen. Er hat viel ge-wagt in seinem Leben: gewonnen haben wiralle, nicht zuletzt die herzerwärmende Tem-peratur einer Musik, die ein Mensch vongrenzenloser Neugierde und Begeisterungmit uns teilte.

| Peter Ruzicka

OPER Namen&NachrichtenNachruf

Leiteten die Hamburgische Staatsoper von1988 bis 1997: Generalmusikdirektor GerdAlbrecht und Intendant Peter Ruzicka

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JUGENDPROJEKTE

Musikkontakte

Sängerin Janna Ruck in »Guten Abend, gut’ Nacht, kleine Wolke«

rechts: Der Musikkindergarten beim Pro-benbesuch in der Opera stabile

Rund um die WolkeKooperationsprojekt der Staatsoper und des Musikkindergartens Hamburg

n »ALSO DEN BAUM erkennt man, aberdie Äste stimmen nicht«, sagt Milla. Henrier gänzt: »Der Schlagzeuger hält die Schlägelverkehrt herum, nur die Stöcke dürfen obenzu sehen sein. Sonst sieht es doch gar nichtwie ein Ast aus!« Die Regisseurin RebekkaStanzel nickt: »Ok, daran müssen wir nocharbeiten.« Die Vorschulkinder des Musik-kindergartens Hamburg besprechen nacheinem Probenbesuch ihre Eindrücke mitder Regisseurin zu der neuen Produktion»Guten Abend, gut‘ Nacht, kleine Wol ke« inder Opera stabile. Mit der Produktion rea-lisierte die Staatsoper erstmals ein Pro-gramm für Kinder von 3 bis 5 Jahren, wel-ches im März 2014 seine Premiere in derOpera stabile erlebte.

Diese Begegnung mit dem Produktions-team war Teil eines inszenierungsbegleiten-den Projekts, das die Staatsoper gemeinsammit dem Musikkindergarten im Rah men desPro jekts »Kunst und Spiele« der RobertBosch Stiftung entwickelt hat. Die Kinder er-hielten zuerst eine theaterpädagogische Ein-führung in das Stück. Unter Anleitung derKunst vermitt le rin Johanna Detering schufendie Kinder dann in vier Treffen eigene Ko-stüm-Entwürfe und Bühnenbild-Model le.»Um die einzelnen Arbeitsschritte in denWerkstätten der Oper nachvollziehen zukön nen, haben wir zunächst sogenannte Fi -gu rinen, also Skizzen zu den Kostümen, undIdeen zu den Bühnenbild-Modellen gesam-melt. Erst in einem zweiten Schritt haben wirdie konkreten Entwürfe umgesetzt«, be-schreibt Detering den Ablauf. Für Amon wardas Gestalten der Modelle ein ganz besonde-res Erlebnis: »Ich habe braunes Papier gerolltund unten Rillen reingeschnitten. Hinterhersah unser Bühnenbild aus wie ein richtigerWald.«

Zum Abschluss erlebten die teilnehmen-den Kinder mit ihren Eltern eine Vorauffüh-rung. »Ich würde gerne nochmal in die Opergehen, das war sooo schön! Das Kostüm vonder Wolke hat mir besonders gut gefallen,mit dieser blauen Hose und dem plusterigenRock. Und die Blitze bei dem Gewitter, diekamen richtig echt raus!«, findet Ainoa.

Die Entwürfe der Kinder waren währendder Aufführungen im Foyer und in derOpera stabile ausgestellt. Die musikpädago-gische Leiterin des Musikkindergartens EvaBiallas hat das Projekt begleitet: »Für dieKinder des Musikkindergartens war es einganz besonderes Highlight, die Entstehungeines Stücks so intensiv mitzuerleben! Siewaren unglaublich stolz, als sie ihre selbstgestalteten Bühnenbilder und Kostüme alsAusstellungsstücke in der Opera stabile wie-derentdeckten.«

| Kathrin Barthels

Diese Veranstaltungen wurden im Rahmen des

Projekts »Kunst und Spiele« von der Robert

Bosch Stiftung gefördert.

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OPERA STABILE

Uraufführung der romantischen Oper von Fredric Kroll

Musikalische Bearbeitung und Leitung Fabian Dobler Regie Michael Bogdanov Bühne Kathrin Kegler Kostüme und Textfassung Barbara Hass

Natascha Dwulecki | Jana Lou | Arpine Oganyan | Rebekka Reister | Sandra Schütt | Marius Adam | Thomas Florio | Daniel Pohnert | Roman Tsotsalas | Andrey Valiguras | Gheorghe Vlad | Titus Witt

und das Allee Theater Ensemble

Vorstellungen9. April bis 8. Juni 2014

Theaterkasse 040 - 38 29 59www.hamburger-kammeroper.de

Erwin Leder und Aribert Reimann

Beiprogramm zu »Almira«

JÜRGEN KESTING: Händel auf Ton-träger: das ist eine Reise durch völlig un-terschiedliche interpretatorische Stile.Stimmkenner Jürgen Kesting präsentiertausgewählte Tondokumente und erläutertdie historischen Bedingungen des Barock-Gesangs.Jürgen Kesting: Georg Friedrich Händel:Glanz des Barock

20. Mai, 19.30 Uhr, Opera stabile

HÄNDEL IN HAMBURG: Mit Musikund Texten aus Händels Zeit am Gänse-markt lässt das Hamburger Hasse-Ensem-ble die Zeit um 1700 wieder aufleben.Neben weiteren »Almira«-Musiken erklin-gen Werke von Händels Hamburger Kolle-gen (und Rivalen) Reinhard Keiser und Jo-hann Mattheson. Händel in Hamburg mit dem Hasse-En-semble der Hochschule für Musik undTheater Hamburg, Leitung WolfgangHochstein

24. Mai, 19.30 Uhr, Opera stabile

OPERNWERKSTATT: Volker Wackerstellt im Kompaktseminar Musik und In-szenierung der »Almira« vor. Wie immerauf unterhaltsame Weise – Opernneulingesind willkommen! Materialien werden denTeilnehmern ausgehändigt.Opernwerkstatt mit Volker Wacker

23. Mai, 18.00-21.00 Uhr, 24. Mai, 11.00-

17.00 Uhr (mit Pausen),

Probebühne 2

Beiprogramm zu »Lear«

ARIBERT REIMANN ist zu Gast undgibt Einblick in sein Liedschaffen. Für Vik-tor Rud und Mitglieder der Philharmoni-ker komponierte er 2013 eine Bearbeitungvon Liszt-Liedern, die nun zur Urauffüh-rung gelangt. Ida Aldrian und AndrewWatts singen außerdem Reimanns einfühl-same Bearbeitung von Brahms’ »Ophelia-Liedern« sowie seinen Celan-Zyklus.Lieder von Reimann, Brahms und Liszt –

Gesprächskonzert mit Aribert Reimannund Ida Aldrian (Mezzosopran), AndrewWatts (Countertenor), Viktor Rud (Bari-ton), Felix Heckhausen, Marianne Engel(Violine), Minako Uno-Tollmann (Viola),Brigitte Maaß (Violoncello) und VolkerKrafft (Klavier). Moderation: KerstinSchüssler-Bach

22. April, 19.30 Uhr

ERWIN LEDER, der seinen Durchbruchals »Johann, das Gespenst« in dem Film-klassiker »Das Boot« feierte, kehrt als Narrin Reimanns »Lear« nach Hamburg zu-rück. Als zusätzliches Schmankerl gestaltetder Schauspieler mit Mitgliedern der Phil-harmoniker ein launiges After work.After work: Von März bis Mai mit ErwinLeder (Sprecher), Jocelyne Fillion-Kelch(Querflöte), Brian Barker (Percussion),Hannes Kelch (Gitarre)

23. Mai, 18.00 Uhr, Opera stabile

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PHILHARMONIKER Konzerte

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»ÜBUNG IM SCHÖNSTEN SINN« – so beschreibt Christian Za-charias die Musik Carl Philipp Emanuel Bachs. Die spielerischenAnforderungen an das Orchester seien im Vergleich zu Johann Se-bastian Bach oder Scarlatti nicht schwerer, aber stilistisch unge-wohnt: »Die Streicher beklagen sich oft, dass die Musik von einemPianisten geschrieben ist und die Figuren ja vollkommen gegen dasInstrument seien. Aber wenn sie dann wirklich daran arbeiten, mer-ken sie, wie aufregend, spannend und fordernd das ist.« C. P. E. Bachprägte über zwei Jahrzehnte das Musikleben der Hansestadt. Mitdem 8. Philharmonischen Konzert gratulieren die Philharmonikerim Rahmen der deutschlandweiten Jubiläumsveranstaltungen zumdreihundertsten Geburtstag des »Ham bur ger Bach«. Zacharias di-rigiert – und ist selbst der Solist. Seine Laufbahn begann er klassischals Pianist: Zahlreiche umjubelte Konzerte so wie viele mit Preisenausgezeichnete Aufnahmen bestimmen seinen künstlerischen Weg.Seit 2000 ist er Chefdirigent des Orchestre de Chambre in Lausanne,mit dem er herausragende Aufnahmen der Schumann-Sinfonien

Rheinischer Frohsinn und unerfüllte Liebe

Christian Zacharias, Louis Lortie, Simone Young

9. PHILHARMONISCHES KONZERT

Simone Young, DirigentinLouis Lortie, Klavier

Die Seejungfrau

Alban BergLyrische SuiteFrédéric ChopinKlavierkonzert Nr. 1 e-Moll op. 11Alexander von ZemlinskyDie Seejungfrau

11. Mai, 11.00 Uhr 12. Mai, 20.00 Uhr Laeiszhalle, Großer Saal

Einführung mit Juliane Weigel-Krämer am So. um 10.15 Uhr im Kleinen Saalam Mo. um 19.15 Uhr im Studio E

Kindereinführung/-betreuung am Sonntag:Einführung in »Die Seejungfrau« (mit Besuchder 2. Konzerthälfte) für ältere Kinder, Be-treuung im Klingenden Museum für jüngereKinder. Anmeldung unter 040/35 68 68. Im Rahmen des Internationalen MusikfestsHamburg

5. KAMMERKONZERT

Hebräische Rhapsodie

Sergej ProkofjewOuvertüre über hebräische Themen op. 34Felix Mendelssohn BartholdyStreichquartett a-Moll op. 13Alexander KreinHebräische Skizzen op. 12Giacomo MeyerbeerKlarinettenquintett Es-DurErnest BlochSchelomoMitya StillmanFantasie über ein chassidisches Thema

Bogdan Dumitrascu (Violine)Hibiki Oshima (Violine)Isabelle-Fleur Reber (Viola)Thomas Tyllack (Violoncello)Rupert Wachter (Klarinette) Fumiko Shiraga (Klavier)

4. Mai, 11.00 Uhr Laeiszhalle, Kleiner Saal

oder der Mozart-Klavierkonzerte veröffentlicht hat. Von der Elbegeht es an den Rhein: Klangliche Extreme, abrupte Taktwechsel undrheinischer Frohsinn bestimmen Bernd Alois Zimmermanns »Rhei-nische Kirmestänze« für 13 Bläser. Auch Robert Schumanns Sinfo-nie Nr. 3 in Es-Dur trägt den »rheinischen« Beinamen. Zwischen sei-ner Isolation in Dresden und den Jahren der letzten Krankheiterlebte Schumann in Düsseldorf eine glückliche Zeit. Diesem Inter-mezzo verdanken wir die gelöste »Rheinische« Sinfonie.

»Du bist mein Eigen« – was wäre für einen Komponisten wohlbesser geeignet um eine Frau zu verführen als ein komponierter Lie-besbrief? Alban Berg schrieb die »Lyrische Suite« als versteckte Lie-beserklärung an die verheiratete Hanna Fuchs-Robettin und zitiertediese Zeile aus Zemlinskys »Lyrischer Symphonie«. Und so steht das9. Philharmonische Konzert ganz im Zeichen der (unerfüllten)Liebe. Der ebenfalls unglücklich verliebte Frédéric Chopin wurdevon der unerreichbaren Sängerin Konstantia Gladowska zu seinemKlavierkonzert inspiriert: »Sie ist mein Ideal, dem ich, ohne mit ihmzu sprechen, bereits ein halbes Jahr treu diene, von dem ich träume.«Klavier und Orchester spielen sich durch ekstatische Liebesgeständ-nisse und nächtliche Delirien, über Verzweiflung bis hin zur Entsa-gung – die Wirkung war schon bei der Uraufführung 1830 gewaltig.Als Solist konnte der frankokanadische Ausnahme-Pianist LouisLortie gewonnen werden. Das BBC Music Magazine reihte LortiesChopin-Etüden in die »50 Recordings by Superlative Pianists« einund stufte auch seine Schumann- und Brahms-Interpretation alseine der besten CDs des Jahres ein. Nach einem Konzert in derQueen Elisabeth Hall schrieb die Financial Times: »Ein bessererChopin als dieser ist nirgendwo zu hören.«

8. PHILHARMONISCHES KONZERT

Christian Zacharias, Dirigent und Klavier

C.P.E. Bach und »Rheinische«

Carl Philipp Emanuel BachSinfonie Es-Dur Wq 179Klavierkonzert d-Moll Wq 23Bernd Alois ZimmermannRheinische KirmestänzeRobert SchumannSinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 97 »Rheinische«

27. April, 11.00 Uhr 28. April, 20.00 Uhr Laeiszhalle, Großer Saal

Einführung mit Nadine Hellriegel am So. um 10.15 Uhr im Kleinen Saalam Mo. um 19.15 Uhr im Kleinen Saal

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Sehnsucht, Identität und Verführung – GeneralmusikdirektorinSimone Young und ihre Philharmoniker Hamburg schlagen denBogen zu Alexander von Zemlinskys »Seejungfrau«. Bereits die ers -ten Klänge der spätromantischen Orchesterfantasie nach AndersensMärchen lassen die Hörer in eine geheimnisvolle Unterwasserweltvoller Sinnlichkeit gleiten. Die stimmungsvolle Musik beeindrucktmit plastischer Bildhaftigkeit: mal weich und glatt, wie eine glit-zernde Wasseroberfläche, dann wieder rau und tosend wie ein ge-waltiger Sturm. Die Seejungfrau findet ihre Liebe und verliert siewieder – Vergänglichkeit und ein kurzer Funke Hoffnung...

Das 5. Kammerkonzert spürt der Musik jüdischer Komponistenzwischen klassischer Tradition und Klezmer-Anklängen aus der jü-dischen Volksmusiktradition nach. Meyerbeer widmete sein Quin-tett Heinrich Bärmann, der auch Mendelssohn zum Komponierenfür Klarinette inspirierte. Auch die Werke von Krein, Prokofjew undStillman greifen die jüdischen Klezmer-Melodien auf. Ernest Blochkomponierte die hebräische Rhapsodie »Schelomo« 1916 als tönen -des Portrait des alttestamentarischen Königs Salomo und schrieb:»Die jüdische Seele interessiert mich, die rätselhafte, glühende, be-wegte Seele, die ich durch die Bibel hindurchschwingen fühle.«

Auch die Orchesterakademisten prä sen tieren sich in einemKonzert: Die professionelle Nachwuchsförderung der Philharmoni-ker Hamburg ermöglicht ange hen den Musikern, Erfahrungen ineinem großen Orchester zu sammeln. »Die Lücke zwischen Hoch-schulausbildung und der großen Herausforderung Orchesterstellezu schließen, sehen wir als besondere Verantwortung an«, so Tho-mas Rühl, Bratscher und Akademiebeauftragter. Mit einem bunten,unterhaltsamen Programm sind die jungen Musiker zu Gast imwunderbaren neuen Konzertsaal der Jugendmusikschule Hamburgam Rothenbaum.

| Caroline Woelke

AKADEMIEKONZERT

Mitglieder der Ochesterakademie der Philharmoniker Hamburg

Akademiekonzert

Felix Mendelssohn BartholdyStreichquartett op. 44 Nr. 2André Jolivetaus »Heptade« für Trompete und SchlagzeugSergej ProkofjewQuintett op. 39György LigetiBagatellenDaniel SchnyderTrio für Trompete, Posaune und HornRichard Strauss / arr. Franz Hasenöhrl»Till Eulenspiegel einmal anders«

7. Juni, 19.30 Uhr Miralles-Saal der Jugendmusikschule Hamburg (Rotherbaum)

Page 38: Staatsoper Journal Nr. 5 2013/14

PREMIERE »DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN«

Ein strahlendes Produktionsteam nach einer erfolgreichenPremiere: Regisseur Johannes Erath, Bühnenbildnerin KatrinConnan, Lichtdesigner Joachim Klein, Kostümbildnerin Ka-tharina Tasch, Operndirektor und Dramaturg Francis Hüsersund Tenor Peter Galliard (sang den Schulmeister und dieMücke) (1). Über den Premierenerfolg freuten sich auchHellen Kwon (Fuchs), Hayoung Lee (Füchsin Schlaukopf) undLauri Vasar (Förster) (2), beim Schlussapplaus wurden alleSolisten, Chor, Orchester und Dirigent Lawrence Foster ge-feiert (3). Unter den begeisterten Premierengästen warenElse Schnabel mit Harald und Rita Feldmann (4), Kultursenato-rin Prof. Barbara Kisseler mit Wolfgang Holtz und Senatsdi-rektor Hans Heinrich Bethge (5), Sybille und Peter Voss-Andrae(6), Bill Ramsey und Dr. Petra Ramsey (7) sowie Beatrix zuSayn-Wittgenstein und Marianne Kessel (8).

LEUTE

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2 3

Simone Young dirigiert Open-Air Konzert in SydneyZum australischen Nationalfeiertag am 26. Januar spielte das Syd-ney Symphony Orchestra unter der Leitung von Simone Young Gustav Holsts »Die Planeten«. Das Programm für das Open-Air-Ereig nis der Saison hatte die Hamburgische Generalmusikdirektorinmit Bedacht gewählt: »Ich fand, dass das Stück wunderbar zurStimmung eines lauen Hochsommerabends in Sydney passt«, sagtSimone Young. »Während der Himmel immer dunkler wird, dringenwir musikalisch immer weiter ins Sonnensystem vor – das hat etwassehr Poetisches.« 80.000 Besucher erlebten das Konzert, das tradi-tionell mit Tschaikowskys »Ouvertüre 1812« und einem großen Feu-erwerk endet.

Auf Reisen des Hamburg Ballett durfte diesmal das Karussell derTräume nicht fehlen: Nach der erfolgreichen US-Premiere von »Li-liom« in Costa Mesa, Kalifornien, mit Carsten Jung, Alina Cojocaru,dem französischen Komponisten Michel Legrand, John Neumeiersowie Judy Morr und Terry Dwyer vom Segerstrom Center for theArts.

Page 39: Staatsoper Journal Nr. 5 2013/14

Das Opernrätsel Nr. 5 Kunst und andere Kalamitäten

Kunst kann eine nette Sache sein – ist aber bei Anwe-senheit ihrer Urheber oft mit Unheil verbunden. AmBeispiel »Kunst im öffentlichen Raum« zeigt dies unsererstes Meistermachwerk: Ein Bildhauer ist nicht liquideund muss deshalb auf geistige Getränke verzichten. Einedler Flüssigkeitsspender beendet die uninspirierteTrockenheit, fordert aber Schaffensrausch. Es handeltsich um den Papst. Leider kommt es dann noch zueinem Mord, der auf des Kreativen Konto geht. Aberman ist bereit, dies unter Kunstfreiheit abzubuchen,wenn endlich wieder ein Kleinod rumkommt. AmEnde des Opus opfert der Opernheroe sein Oeuvre imOfen und schmilzt es um: Der Chor identifiziert dasErzeugnis als unerreichbaren Gipfel italienischer Bron-zekunst der Renaissance. Bei solchem Stadtmöbel gilt:Begnadigt die Begnadeten! Unvollendet dagegen bleibtein Stückchen Sakralkunst in unserer zweiten Oper.Ein Maler wird in seinen Mußestunden von einem kle-rikalen Kunstbanausen gestört. Daraufhin schaut einalter Bekannter vorbei: Er ist etwas in Eile, da er augen-blicklich politisch verfolgt wird. Unser Musensohn istnicht brotlos und überlässt ihm ein Fresspaket. Sodannschlägt seine Geliebte auf – ihres Zeichens Sängerin amörtlichen Stadttheater – und verwickelt ihren Klein-meister in ein Duett. Sie verlässt die Szene, da sie nochauf die Bühne muss. Doch ein böser Bariton grätschtin den Spielplan: Künstlerpech!

FRAGE

Wie heißt eine der beiden Künstleropern?

Senden Sie die Lösung bitte bis zum 14. Mai 2014 andie Redaktion »Jour nal«, Ham bur gische Staats oper,Postfach, 20308 Hamburg. Mitar beiter der Hambur -gischen Staats oper und ihre Ange hörigen sind leidernicht teilnahmeberechtigt. Der Rechts weg ist ausge-schlossen.

DAS KÖNNEN SIE GEWINNEN

1. Preis: Zwei Karten »Katja Kabanova« am 24. Juni 20142. Preis: Zwei Karten für »Romeo und Julia« am 11. Juli 20143. Preis: Zwei Karten für »Don Giovanni« am 22. Juni 2014

Das war beim letzten Mal die richtige Antwort:>>> »Nabucco« (Giuseppe Verdi) und »King Arthur«(Henry Purcell)Die Gewinner werden von uns schriftlich benachrichtigt.

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Page 40: Staatsoper Journal Nr. 5 2013/14

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9. Philharmonisches Konzert › 20:00 Uhr › € 10,– bis 48,– › Laeiszhalle, Großer Saal

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Salome* Richard Strauss› 19:30 – 21:15 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Di2

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Fürst Igor* Alexander BorodinEinführung 18.20 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:00 – 22:50 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Mi1

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8. Philharmonisches Konzert › 20:00 Uhr › € 10,– bis 48,–› Laeiszhalle, Großer Saal

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E RMessias Georg Friedrich Händel,Arvo Pärt› 19:30 – 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Bal 2

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

Fürst Igor* Alexander BorodinEinführung 18.20 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:00 – 22:50 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Mi2

MAI

Il Barbiere di Siviglia*Gioachino Rossini› 19:00 – 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Gesch 1, Gesch 2

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E RBundesjugendballett/Bundesju-gendorchester› 19:30 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Ball Jug

Il Barbiere di Siviglia*Gioachino Rossini› 19:00 – 22:00 Uhr › € 6,– bis107,– | A | Sa4, Serie 28

Lear* Aribert ReimannEinführung 18.50 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:30 – 22:20 Uhr › € 5,– bis 98,–B | So2, Serie 49

5. Kammerkonzert › 11:00 Uhr › € 9,– bis 20,–› Laeiszhalle, Kleiner Saal

L'Elisir d'Amore*Gaetano DonizettiHamburger Symphoniker › 19:30 – 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Di3

L'Elisir d'Amore* Gaetano DonizettiHamburger Symphoniker › 19:30 – 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Ital1

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07 Mi 16 Fr

DER SPIELPLAN

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5 .20 13/ 14 JOURNAL 39

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

Lear* Aribert ReimannEinführung 18.50 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:30 – 22:20 Uhr › € 6,– bis 107,–A | Sa1

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E RDie Kameliendame Frédéric Chopin› 14:30 – 17:30 Uhr › € 5,– bis 98,– | B

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIEL-

ZEIT│BALLETT – JOHN NEUMEIER

Die Kameliendame Frédéric Chopin› 19:30 – 22:30 Uhr › € 5,– bis 98,–B | OBK

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIEL-

ZEIT│BLACK BOX 20_21

Ophelia_HM* Katzer, Jost, AndréEinführung 19.45 Uhr› 20:00 Uhr › € 15,–, erm. 10,–› Opera stabile

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E RDie kleine Meerjungfrau LeraAuerbach› 19:30 – 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Di1

G. F. Händel: Glanz des BarockVortrag von Jürgen Kesting› 19:30 Uhr › € 7,– › Opera stabile

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E RDie kleine Meerjungfrau LeraAuerbach› 19:30 – 22:00 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Bal 3

After work Von März bis Mai› 18:00 – 19:00 Uhr › € 10,– (inkl.Getränk) › Opera stabile

Opern-Werkstatt: »Almira« › 18:00 – 21:00 Uhr › Fortsetzung24. Mai, 11:00 – 17:00 Uhr › € 48,–› Probebühne 2

Rigoletto* Giuseppe Verdi› 19:30 – 22:00 Uhr › € 6,– bis 107,–A | Sa2

»Händel in Hamburg« › 19:30 Uhr › € 12,–, erm. 8,–› Opera stabile

P R E M I E R E AAlmira* Georg Friedrich HändelEinführung 17.20 Uhr› 18:00 Uhr › € 7,– bis 176,– | P | PrA

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

BALLETT – JOHN NEUMEIER

Die kleine Meerjungfrau LeraAuerbach› 19:30 – 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Di2

P R E M I E R E BAlmira* Georg Friedrich HändelEinführung 18.20 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:00 Uhr › € 5,– bis 87,– | C | PrB

Rigoletto* Giuseppe Verdi› 19:30 – 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Do2

Arabella* Richard StraussEinführung 18.20 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:00 – 22:00 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Fr3, Oper kl.2

Almira* Georg Friedrich HändelEinführung 18.20 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:00 Uhr › € 6,– bis 107,–A | Sa4, Serie 29

JUNI

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

Rigoletto* Giuseppe Verdi› 19:30 – 22:00 Uhr › € 5,– bis 98,–B | So1, Serie 39

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E RBallett-Werkstatt Leitung John NeumeierÖffentliches Training ab 10.30 Uhr› 11:00 Uhr › ausverkauft

Arabella* Richard StraussEinführung 18.20 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:00 – 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Mi2

W I E D E R AU F N A H M EKatja Kabanova* Leoš JanáčekEinführung 18.50 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:30 – 21:15 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Do1

Almira* Georg Friedrich HändelEinführung 18.20 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:00 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Oper gr.1, VTg4

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Erste Schritte › 19:00 Uhr › € 5,– bis 74,–D | Gesch 1

Konzert der Orchester-Akademie › 19:30 Uhr › € 10,–› Miralles Saal der Jugendmusikschule

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E RShakespeare Dances Mozart, Tip-pett, Vivaldi› 14:00 – 17:30 Uhr › € 5,– bis 98,– | B

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E RShakespeare Dances Mozart, Tip-pett, Vivaldi19:00 – 22:30 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Schnupper

Almira* Georg Friedrich Händel› 19:00 Uhr › € 5,– bis 87,–Einführung 18.20 Uhr (Stifter-Lounge)C | VTg1

Arabella* Richard Strauss› Einführung 18.20 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:00 – 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Di3

* Vorstellung mit deutschen Übertexten.

Die Produktion »Salome« wird gefördert durchdie Deutschen Philips Unternehmen. Die Pro -duk tionen »Salome«, »Madama Butterfly«,»Lear«, »Die kleine Meerjungfrau«, »Arabella«,und »Ophelia_HM«, werden unterstützt durchdie Stiftung zur Förderung der HamburgischenStaatsoper.Die Produktion »Fürst Igor« wird unterstütztvon Prof. Dr. h.c. Klaus-Michael Kühne, Barbaraund Ian K. Karan und der HypoVereinsbank Pri-vate Banking Member of UniCredit. Eine Kopro-duktion mit dem Opernhaus Zürich.»Almira« ist eine Koproduktion mit den Inns-brucker Festwochen der Alten Musik.

Führungen durch die Hamburgische Staatsoperam 23. und 29. April, 9., 20. und 28. Mai, 3., 11.und 20. Juni jeweils 13.30 Uhr. Treffpunkt ist der Bühneneingang.

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KASSENPREISE

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rup

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* Vier Plätze für Rollstuhlfahrer (bei Ballettveranstaltungen zwei)

Platzgruppe

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11*

F € 25,– 23,– 21,– 18,– 15,– 11,– 9,– 8,– 6,– 3,– 5,–

D € 74,– 68,– 62,– 54,– 42,– 29,– 22,– 13,– 10,– 5,– 10,–

C € 87,– 78,– 69,– 61,– 51,– 41,– 28,– 14,– 11,– 5,– 10,–

B € 98,– 87,– 77,– 67,– 57,– 45,– 31,– 17,– 11,– 5,– 10,–

A € 107,– 95,– 85,– 75,– 64,– 54,– 34,– 19,– 12,– 6,– 10,–

S € 132,– 122,– 109,– 98,– 87,– 62,– 37,– 20,– 12,– 6,– 10,–

P € 176,– 162,– 147,– 129,– 107,– 77,– 48,– 26,– 13,– 7,– 10,–

L € 38,– 29,– 18,– 9,– (abweichende Platzaufteilung) 5,–

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4 0 JOURNAL 5 .20 13/ 14

FINALE

ie Oper kam zum Film, bevor die Bilder sprechen,geschweige denn singen konnten: 1908 erschien dievermutlich erste Opern-Verfilmung: »Tosca« – alsStumm film! Weitere Versuche dieser Art folgten. Noch1925 verfilmte Robert Wiene einen stummen »Rosen-

kavalier«. Bei der Filmpremiere in Dresden dirigierte RichardStrauss daselbst ein Instrumental-Arrangement zu den laufendenBildern. Das Experiment erwies sich allerdings als Flop. Oper undFilm, so schien es, waren unvereinbar.

Doch dann bricht das Tonfilm-Zeitalter an, und aus der ver-meintlich glücklosen Genre-Paarung wird eine aufregende undfruchtbare Liaison. Abgesehen von der Verwandtschaft der Kunst-formen – der Film als legitimer Erbe des Musiktheaters – ist bemer-kenswert, wie oft und in welcher Bandbreite die Oper auf der Lein-wand Thema ist. Da gibt es zum einen die sujetgebundenenKlassiker wie »The Phantom of the Opera« (1942) oder »A Night atthe Opera« (1935). Zum anderen entdeckt der Film die Oper als at-traktives Gestaltungselement.

Auf besondere Weise nimmt sich Orson Welles in »Citizen Kane«(1941) der Oper an: Der millionenschwere Zeitungsmagnat CharlesFoster Kane hat sich in den Kopf gesetzt, seine Angebetete zumOpernstar zu machen. Er lässt ihr zu diesem Zweck ein eigenesOpernhaus errichten, wo sie als Titelheldin der Oper »Salammbô«zweifelhafte Triumphe feiert. Das Kuriose: Dieses Werk existiert au-ßerhalb des Films nicht! Der Komponist Bernard Hermann hat eseigens für »Citizen Kane« geschaffen.

Die Beispiele zeigen, dass es dem Hollywood-Kino wenigerdarum ging, Oper zu verfilmen, sondern vielmehr darum, sie als Ef-fekt einzusetzen, als Milieubild, als Klischee – eine regelrechte Modein den 1940er- und 50er-Jahren.

Darüber hinaus gibt es reizvolle Versuche, Oper und Film inter-agieren zu lassen: In »Zauber der Bohème« (1937) wird eine Opern-aufführung zum Parallelereignis der Filmhandlung. Ein jungerTenor (Jan Kiepura) verliebt sich in eine Sopranistin (Marta Eg-gerth), deren Gesundheit angeschlagen ist. Nach einigen Verwick-lungen singt das Liebespaar eine Vorstellung von Puccinis »La Bo-hème«, und je kränker Mimì auf der Bühne wird, desto schlechtergeht es auch ihrer Darstellerin. Am Ende stirbt sie tatsächlich in ihrerRolle und mit ihrer Rolle.

Francis Ford Coppola hat die Idee der dramaturgischen Verqui -ckung im dritten Teil seiner »Pate«-Trilogie (1990) aufgegriffen: Derehemalige Mafiaboss Don Michael Corleone (Al Pacino) muss sichdamit abfinden, dass sein Sohn Opernsänger wird. Der junge Manndebütiert in »Cavalleria rusticana« am Teatro Massimo in Palermo.Die Premiere ist Anlass für ein Familientreffen, bei dem ein alterBandenkrieg wieder aufflammt und neue Opfer fordert. In einer ex-plosiven Parallelmontage treiben dann Opernhandlung und Film-geschehen ihren tragischen Höhepunkten entgegen.

Lasst die Bilder singenOper und Film

RALF PLEGER, geb. 1967, Filmemacherund Regisseur mit Schwerpunkt Musik-film, u.a. »Die Dirigentin Simone Young«,»Händel – Der Film«, »Drama Queens«,»Die Akte Beethoven«, »Wagnerwahn«. InPlegers Arbeit als Opernregisseur, die ererstmals 2015 bei den InternationalenHändel-Festspielen Göttingen vorstellenwird, spielt die Wechselwirkung zwischen

Oper und Film eine maßgebliche Rolle.

D

IMPRESSUM | KARTENSERVICE Herausgeber: Hamburgische Staatsoper GmbH, Große Theaterstr. 25, 20354 Hamburg | Geschäftsführung: Simone Young, Opernintendantin und Generalmusikdirektorin/ John Neumeier, Ballettintendant / Detlef Meierjohann, Geschäftsführender Direktor | Konzeption und Redaktion: Dramaturgie, Pressestelle, Marketing; Bettina Berm-bach, Annedore Cordes, Matthias Forster, Kerstin Schüssler-Bach (Oper); André Podschun, Jérôme Cholet (Ballett) | Autoren: Kathrin Barthels, Matthias Hoffmann-Borggrefe, Ralf Pleger, Daniela Rothensee, Peter Ruzicka, Marcus Stäbler, Caroline Woelke | Mitarbeit: Daniela Becker | Opernrätsel: Moritz Lieb | Fotos: Holger Badekow,Dario Acosta, Am Haug Fo, Michael Blessing, Marco Borggreve, Manuel Braun, Brinkhoff/Mögenburg, Felix Broede, Nicole Chuard, Berthold Fabricius, Karl und MonikaForster Hinrich Franck, Olaf Gollnek, Gaby Gerster, Doug Gifford, Chris Gloag, Steffen Gottschling, Bashkim Hasani, Markus Hoffmann, Jürgen Joost, Matthias Jung,Jörn Kipping, Werner Kmetitsch, kroeger-photography.com, Maja Metz, Christian Nielinger, Jürgen Ohneiser, Rahi Rezvani, Monika Rittershaus, seeyoudesign, ThomasSmetana, Bettina Stöss, swanphotography, Jamie Williams, Archiv der Hamburgischen Staatsoper | Titel: Jörn Kipping | Gestaltung: Annedore Cordes, Holger Badekow(Ballett) | Anzeigenvertretung: Antje Sievert Tel.: 040/450 698 03, [email protected] | Litho: Repro Studio Kroke | Druck: Hartung Druck + Medien GmbH

Tageskasse: Große Theaterstraße 25, 20354 HamburgMontags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 Uhr Sonn- und Feiertags für den Vorverkauf geschlossen. Die Abendkasse öffnet 90 Minuten vor Beginn derAufführung. Es werden ausschließlich Karten für die je-weilige Vorstellung verkauft. Telefonischer Kartenvorverkauf: 040/35 68 68Montags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 UhrAbonnieren Sie unter Telefon 040/35 68 800Vorverkauf: Karten können Sie außer an der Tages-kasse der Hamburgischen Staatsoper an den bekann-ten Vorverkaufsstellen in Hamburg sowie bei derHamburg Tourismus GmbH (Hotline 040/300 51777;

www.hamburg-tourismus.de) erwerben.Schriftlicher Vorverkauf: Schriftlich und telefonischbestellte Karten senden wir Ihnen auf Wunsch gernezu. Dabei erheben wir je Bestellung eine Bearbei -tungs gebühr von € 5,–, die zusammen mit demKarten preis in Rechnung gestellt wird. Der Versanderfolgt nach Eingang der Zahlung.Postanschrift: Hamburgische Staatsoper, Postfach,20308 Hamburg; Fax 040/35 68 610Gastronomie in der Staatsoper:Tel. 040/35019658, Fax: 35019659www.godionline.com

Die Hamburgische Staatsoper ist online:www.staatsoper-hamburg.dewww.staatsoper-hamburg.mobiwww.philharmoniker-hamburg.dewww.hamburgballett.de

Das nächste Journal erscheint Anfang Juni.

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