Stadtentwicklungsprogramm Zukunft Konstanz 2020 · 2019-07-30 · Zukunft Konstanz 2020 Einleitung...

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Stadtentwicklungsprogramm "Zukunft Konstanz 2020"

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  • Stadtentwicklungsprogramm "Zukunft Konstanz 2020"

  • Stand: November 2007 Projektleitung: Christa Albrecht und Mechthild Kreis Kontakt: Christa Albrecht, Tel. 07531/900-285, [email protected]

  • Zukunft Konstanz 2020 Inhaltsverzeichnis

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    Inhaltsverzeichnis Einleitung .............................................................................................................................4

    Bevölkerung – Demographischer Wandel............................................................................7

    Stadt Konstanz und Region ...............................................................................................11

    Siedlung und Raumstruktur ...............................................................................................25

    Wohnen .............................................................................................................................35

    Natur und Umwelt ..............................................................................................................41

    Mobilität .............................................................................................................................48

    Arbeit und Wirtschaft .........................................................................................................56

    Tourismus ..........................................................................................................................63

    Bildung und Wissenschaft..................................................................................................69

    Familie, Jugend, Soziales und Gesundheit........................................................................78

    Freizeit und Sport ..............................................................................................................84

    Kultur .................................................................................................................................89

    Partizipation .......................................................................................................................93

    Finanzen ............................................................................................................................99

  • Zukunft Konstanz 2020 Einleitung

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    Einleitung Konstanz ist eine lebens- und liebenswerte Stadt. Wir Bürger und Bürgerinnen sehen sie als ein weltoffenes wirtschaftsfreundliches umweltorientiertes soziales und kulturelles Zentrum am Bodensee, das sich an den Werten der Solidarität, Toleranz und Humanität für alle Bewohnerinnen und Bewohner, Jung und Alt, ausrichtet. (Leitbild Stadt Konstanz) Konstanz steht - zusammen mit der Region - vor großen Herausforderungen in der Zukunft. Zu bewältigen ist, der demographische Wandel, die strukturellen Veränderungen in der Wirtschaft, die wachsende Mobilität, die soziale Integration von zugewanderten Bürgern und Bürgerinnen mit begrenzten öffentlichen Finanzmitteln. Zentrale Aufgabe ist, die hohe Lebensqualität der Stadt zu bewahren und weiter zu entwickeln. Vor allem gilt es die Wirtschaftskraft in Verbindung mit unserem hohen Bildungspotenzial weiter zu entfalten, unsere natürlichen Lebensgrundlagen auch für künftige Generationen zu erhalten und die Umweltsituation sowie den Klimaschutz zu verbessern, wo immer es möglich ist. Die Orientierung am Grundsatz der Nachhaltigkeit muss Priorität in allen politischen Entscheidungen besitzen. Zukunftsaufgabe ist, die Balance zwischen ökonomischen, ökologischen und sozialen Aufgaben zu finden.

    Das bisherige Stadtentwicklungsprogramm aus dem Jahre 1984 ist umgesetzt. Grundsätzlich ist die Stadtentwicklungsplanung (STEP) kein gesetzlich vorgeschriebenes oder geregeltes sondern ein informelles Planinstrument. Sie stellt einen mittel- und langfristigen Ziel- und Maßnahmenplan mit zeitlichen und finanziellen Prioritäten dar. Der Stadtentwicklungsplan integriert die vorhandenen Fachplanungen in eine Gesamtplanung. Er bildet die Grundlage als kommunalpolitischer Selbstbindungsplan für die zukünftige städtische Entwicklung. Damit ist der Stadtentwicklungsplan ein von Verwaltung und Stadtrat abgestimmter Handlungsrahmen, der die Entwicklung der Gemeinde steuert.

  • Zukunft Konstanz 2020 Einleitung

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    Das neue Stadtentwicklungsprogramm nennt sich „Zukunft Konstanz 2020“. Zwei breit angelegte Beteiligungsprozesse der Bürger und Bürgerinnen bildeten den Auftakt (siehe Ablaufgraphik): 1998/99 entwickelten Hunderte Bürger und Bürgerinnen im Stadt-marketingprozess das Leitbild der Stadt Konstanz und 1999 im Agendaprozess und in Zukunftswerkstätten stadtteilbezogene Visionen und Projekte. Aus diesen beiden Prozessen entstanden themenbezogene Projektgruppen, die z.T. bis heute aktiv sind. 2003/04 führte der Gemeinderat auf der Grundlage eines Arbeitsbuches (Bestands-analyse) in zwei Klausurtagungen Strategiediskussionen durch. Diese Ergebnisse sind in einem „Entscheidungsbuch“ festgehalten. Inhalt sind konsensfähige Leitbilder und Ziele zu allen wesentlichen Fragen der Stadtentwicklung. In einem weiteren Schritt entwickelte er ein Handlungsprogramm. 19 Leitprojekte geben wichtige Impulse für die Stadtentwicklung und haben strategische Bedeutung für die Positionierung der Stadt Konstanz. 2006 beschloss der Gemeinderat folgende Leitprojekte:

    � LP 1 Kooperation Bodensee � LP 2 Dichtemodell und Freiraumkonzept � LP 3 Wohnungsentwicklungskonzept � LP 4 Nachhaltigkeitsbereicht- Nachhaltigkeitsscheck � LP 5 Umwelt- und Handlungsziele � LP 6 Mobilitätsmanagement � LP 7 Kompetenz- und Innovationszentrum � LP 8 Gewerbeflächenentwicklungskonzept � LP 9 Konzeption Wirtschaftsförderung � LP 10 Städtisches Liegenschaftsmanagement � LP 11 Stärkung Einzelhandelsfunktion der Stadt Konstanz � LP 12 Tourismus- und Beherbergungsentwicklungskonzept � LP 13 Familie, Jugend, Soziales � LP 14 Konzept zur kulturellen Stadtentwicklung � LP 15 Bildung und Wissenschaft � LP 16 Konzert- und Kongreßzentrum � LP 17 Entwicklungskonzept Zentrum Horn � LP 18 Bäderkonzept � LP 19 Stärkung bürgerschaftliches Engagement

    Der nun vorliegende Entwurf des Stadtentwicklungsprogramms - der Masterplan - fasst die entwickelten Grundlagen, Ziele und Handlungsansätze aus allen Schritten des STEP-Prozesses zusammen und beinhaltet die strategische Ausrichtung der Stadt Konstanz bis 2020. Die Ideen und Anregungen der Bürger und Bürgerinnen, Verbände, Vereine und Institutionen flossen in das Stadtentwicklungsprogramm ein. Die formulierten Ziele und Maßnahmen des Masterplanes sind in einem jeweils dreijährigen Turnus auf ihren Stand und ihre Aktualität zu überprüfen.

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    1996Stadtmarketing - Prozess

    1998Agenda 21 - ProzessZukunftswerkstätten

    1999

    Leitbild - Prozess

    2003

    Bestandsaufnahme Erstellung Arbeitsbuch

    1. KlausurtagungGemeinderat

    2004

    Erstellung Entscheidungsbuch

    2. Klausurtagung:Arbeitsauftrag für

    Leitprojekte

    2005

    Erarbeitung Leitprojekte

    2006 Belange

    Verabschiedung Leitprojekte

    2007

    Fertigstellung:Stadtentwicklungsprogramm

    Masterplan

    Externe/KE

    BürgerInnen-

    Stadtentwicklungsprogramm "Zukunft Konstanz 2020"

    GemeinderatSteuerung und

    Kontrolle

    beteiligung

    Zukunftswerkstätten

    StadtverwaltungInitiator und MotorLenkungsgruppe

    Projektgruppe

    Anhörung Träger öffentlicher

    Foren

    BürgerInnengespräche

  • Zukunft Konstanz 2020 Bevölkerung – Demographischer Wandel

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    Bevölkerung – Demographischer Wandel Grundlagen

    Seitherige demographische Entwicklung in Konstanz Die Bevölkerung der Stadt Konstanz ist in den letzten zehn Jahren (1995 bis 2005) um 6,9 % gewachsen. Das Wachstum der Stadt Konstanz lag um 2,9 % höher als im Land Baden-Württemberg. Zum Ende des Jahres 2006 besaß Konstanz 81.800 wohnberech-tigte EinwohnerInnen. Seit Jahren überwiegen in Konstanz bei der natürlichen Bevöl-kerungsentwicklung die Sterbefälle gegenüber den Geburten. Das starke Bevölkerungs-wachstum der letzten Jahre ist ausschließlich auf Zuwanderung zurückzuführen. Neben der Zuwanderung verzeichnet die Stadt auch Abwanderungen bzw. Abwan-derungsbewegungen:

    • Ausbildungs-/Studiumswanderung (18 bis 25-Jährige) Diese Altersgruppe ist bestimmend für die Wanderungsgewinne der Stadt. Während in den anderen Altersgruppen Wanderungsdefizite zu verzeichnen sind, bringt die Zuwanderung der StudentInnen einen insgesamt positiven Wanderungssaldo.

    • Arbeitsplatzwanderung (25 bis 45-Jährige) Die Wanderungsdefizite dieser Altersgruppe sind beträchtlich. Studenten verlassen Konstanz nach dem Studium im Zusammenhang mit der Arbeitsplatzwahl. Aber auch Familien mit kleineren Kindern verlassen Konstanz und ziehen weg.

    Seit 1990 ist die Bevölkerung gewachsen. Von dem Wachstum profitieren die Altersstruk-turen unterschiedlich stark. Am stärksten gewachsen sind die 65- bis 80jährigen. Einen ähnlich hohen Zuwachs verzeichneten sowohl die 30 bis 45jährigen und wie auch die 6 bis 18jährigen. Im Landesvergleich liegt die Gruppe der 18 bis 25jährigen aufgrund des hohen Studentenanteils deutlich über dem Durchschnitt. Demgegenüber liegt die Gruppe der über 65- jährigen sowie die Gruppe der unter 15jährigen geringfügig unter dem Landes-durchschnitt.

  • Zukunft Konstanz 2020 Bevölkerung – Demographischer Wandel

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    Ziele

    Konstanz gehört zu den Wachstumsregionen In den kommenden Jahrzehnten sinkt die Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutsch-land. Dieser Prozess verläuft nicht einheitlich: Es gibt Regionen, die weiterhin stark über-durchschnittliche Bevölkerungsverluste verzeichnen. Und Regionen, die entgegen des bundesweiten Trends einen Zuwachs an Bevölkerung verbuchen können, da bessere Beschäftigungsmöglichkeiten, höhere Löhne und attraktivere Lebensbedingungen Wande-rungen auslösen. Konstanz und die Region zählen zu den Wachstumsregionen Deutsch-lands. Allerdings macht der demographische Wandel in Europa langfristig vor keiner Region halt. Auch in Konstanz wird sich die umfassende Veränderung der Bevölkerungs-struktur bemerkbar machen. Nach der aktuellen 11. Bevölkerungsvorausrechnung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg wird die EinwohnerInnenzahl der Stadt Konstanz zwischen 2005 bis 2020 um knapp 800 EinwohnerInnen (1,1 %) anwachsen, wobei der Scheitelpunkt im Jahr 2018 liegt, danach sinkt die Bevölkerung.

    Die 10. Bevölkerungsvorausberechnung aus dem Jahre 2004 ging für den Zeitraum zwischen 2005 bis 2020 von einem Zuwachs bis 4.246 Einwohnern (5,2 ) aus. Das abgeflachte prognostizierte Bevölkerungswachstum begründet sich in den stark rückläufigen Wanderungsgewinnen Baden-Württembergs in den letzten vier Jahren. Unberücksichtigt in der vorliegenden Prognose des Statistischen Landesamtes bleiben Entwicklungsplanungen vor Ort, wie beispielsweise der Ausbau der Hochschule, Ansied-lung von Gewerbe, Ausweisungen von Wohngebieten und besondere Infrastrukturmaß-nahmen. Nach der neuen Prognose des Landes geht die Stadt Konstanz von einem Wachstumskorridor zwischen 82.000 bis 83.000 EinwohnerInnen bis 2020 aus. Das entspricht einem Bevölkerungswachstum zwischen 2006 bis 2020 von 800 bis 1.200 zusätzlichen EinwohnerInnen. Ein Bevölkerungswachstum über diese Werte hinaus bis zu einem Wert von 85.000 Einwohnern wird nur möglich sein, durch lokale Maßnahmen und eine entsprechend offensive Wohnungspolitik.

    Quelle: Stat. Landesamt Baden Württemberg 11. Bevölkerungsprognose

  • Zukunft Konstanz 2020 Bevölkerung – Demographischer Wandel

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    Die Bevölkerungsentwicklung wird nicht in allen Altersgruppen gleichmäßig verlaufen.

    Nach den Prognosen des Landes zeichnet sich ab, dass die Altergruppe der Kinder und Jugendlichen bis 2020 um rund 1,5 % zurückgeht, die Altersgruppe der jüngeren Erwerbs-tätigen (30 bis 45-Jährigen) ebenfalls um 4,7 % zurückgeht, die älteren Erwerbstätigen (45 bis 65-Jährigen mit 5,5 % zulegen, während die Zahl der Hochbetagten mit 1,8 % eben-falls zunimmt. Bis 2025 bildet sich die Alterung der Bevölkerung noch stärker aus. Im Ver-

  • Zukunft Konstanz 2020 Bevölkerung – Demographischer Wandel

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    gleich zum Land Baden-Württemberg wird die Anzahl der Kinder und Jugendlichen der Stadt Konstanz mit rund 2 % unter dem Landesdurchschnitt, die mittleren Jahrgänge über dem Durchschnitt und die älteren Erwerbstätigen und RentnerInnen unter dem Landes-durchschnitt liegen.

    Zunehmende Alterung der Konstanzer Bevölkerung Der gegenwärtige Altenquotient liegt bei 28 (Baden-Württemberg 31). Bis 2020 steigt die-ser Quotient auf 33 an. Ohne Zuwanderung würde dieser Alterungsprozess stärker ausfal-len. Mit Zuwanderungsgewinnen, die über dem Minimalwert von 82.000 EinwohnerInnen liegen, könnte der Altenquotient zugunsten ausgewogener Bevölkerungsstrukturen positiv beeinflusst werden. Durch die Alterung der Bevölkerung steigt der Anteil der Ein- und Zweipersonenhaushalte. Damit verbindet sich ein weiterer Flächenverbrauch und ein Anwachsen des Wohnflächenkonsums. Die Förderung von Wohngemeinschaften im Alter (siehe Kapitel „Familie, Jugend, Soziales) könnte eine Strategie sein um dem entgegen zu wirken.

    Strategien zur Verhinderung von Abwanderung Die gegenwärtigen Abwanderungen in die Schweiz nehmen voraussichtlich noch zu. Die Abwanderungen in den Landkreis Konstanz haben sich 2006 erstmals umgekehrt, d.h. es sind 65 Personen mehr aus Gemeinden des Landkreises nach Konstanz gezogen als umgekehrt. Der Wettbewerb um einkommensstarke junge Personen wird sich voraussichtlich verschärfen. Dieser Entwicklung muss die Stadt Konstanz mit einer qualitativen und ausgewogenen Wohnungsbaupolitik begegnen. Sowohl die Eigentums-bildung durch Immobilienerwerb, wie auch einem qualitätsvollen Mietwohnungsbau - welche dem Grundsatz der Innenentwicklung folgen – und der Erhöhung der Stadt-attraktivität kommt eine besondere Bedeutung zu. Nicht zuletzt bedarf es einer aktiven Zusammenarbeit mit den Umlandgemeinden. Ziel muss die gemeinsame umweltscho-nende Siedlungsentwicklung und die bessere Ausnutzung von Synergieeffekten sein.

    Auch in Konstanz: Weniger – älter – bunter Langfristig kann der demographische Wandel mit den Begriffen „weniger – älter – bunter“ umrissen werden. Den absehbaren Entwicklungen und Umbrüchen muss die Stadt Konstanz, damit sich diese verträglich gestalten mit nachhaltigen Konzepten begegnen. Neben attraktiven Wohnungsangeboten und der Stabilisierung der Arbeitsmarktsituation, sind Angebote gefragt, welche die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern. Nicht zuletzt erhält die Integration der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen aus bildungs- und arbeitsmarktpolitischen, wie auch sozialen Gründen einen zunehmend höheren Stellenwert.

  • Zukunft Konstanz 2020 Stadt Konstanz und Region

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    Stadt Konstanz und Region Die Stadt Konstanz versteht sich als weltoffenes, umweltorientiertes, wirtschaftsför-derndes, soziales und kulturelles Zentrum am Bodensee, das sich an den Werten Solida-rität, Toleranz und Humanität für alle BewohnerInnen ausrichtet. Die zentrale Herausfor-derung bei der zukünftigen Stadtentwicklung besteht darin, die Lebensqualität der Stadt in all ihren Teilen zu bewahren und zu verbessern. Die Orientierung erfolgt am Grundsatz der Nachhaltigkeit. Konstanz strebt eine enge Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden aller Bodenseeanrainer an. Sie hat eine besondere Verantwortung als verbin-dende Stadt zwischen Deutschland und der Schweiz, zwischen Baden- Württemberg und dem Kanton Thurgau. Konstanz und Kreuzlingen betreiben eine gemeinsame Stadtent-wicklung nach dem Grundsatz „zwei Städte – ein Weg“. (Leitbild Stadt Konstanz)

    Grundlagen

    Lage im europäischen Raum Die Stadt Konstanz liegt in der Regio Bodensee. Die Verflechtungen der Stadt liegen im wesentlichen in dieser Region. Überragendes Strukturmerkmal der Region ist der See und die vielfältig strukturierte Landschaft mit regionaler und europäischer Erholungsfunktion. Diese Region ist ein grenzüberschreitender Lebens-, Wirtschafts- und Kulturraum. Seit Eingliederung des Kantons Zürich, ist die Region ein europäischer Verflechtungsraum mit teilmetropolitaner Funktion im Dreieck zwischen den Metropolen Zürich, Stuttgart und München. Konstanz fühlt sich der Metropolregion Zürich zugehörig (Karte Konstanz im Raum). Der Bodenseeraum ist nicht einheitlich strukturiert: Während Teilgebiete des Bodensees deutliche Verdichtungsansätze aufweisen, sind die übrigen Gebiete in der Regel eher ländlich/peripher geprägt. Aufgrund der vorhandenen Verdichtungsansätze weist der Landesentwicklungsplan 2002 die entsprechend strukturierten Gebiete, zu denen auch Konstanz zählt, als Verdichtungsraum mit besonderer struktureller Prägung aus. Die Entwicklung dieses Raumes soll im Spannungsfeld zwischen Erhaltung der natur-räumlichen Qualitäten (Raumschutzfunktionen) und der Weiterentwicklung der sozialen und ökonomisch vorhandenen Standortqualitäten (Raumnutzungsansprüche) erfolgen. Die größeren Städte wie Konstanz, Friedrichshafen, St. Gallen und Winterthur, aber auch andere weniger bevölkerungsstarke Städte, bilden einzelne Zentren in der Region. Mit dem Raum „Zürich“ liegt im grenznahen Bereich ein Zentrum mit europäisch bedeutsamer Metropolfunktion. Zürich ist Finanz- und Handelsplatz, Medienzentrum, Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungsstandort sowie Verkehrsknotenpunkt. Zürich ergänzt das kulturelle Angebot der Stadt Konstanz durch spezielle Kultureinrichtungen wie Oper, Kunstmuseen usw. Zürich übernimmt durch seine Verkehrsinfrastruktur, insbesondere den Flughafen eine wichtige Gateway-Funktion für die Stadt Konstanz: Ne-ben den touristischen Branchen profitieren die national und international tätigen Betriebe, wie auch die Konstanzer Bevölkerung von diesem in 60 km Entfernung gelegenen Flughafen. Der Bodenseeraum ist ein „Raum an den Grenzen“. Die zahlreichen administrativen Grenzen erfordern eine komplexere Form der Zusammenarbeit zwischen den Anrainer-staaten, Ländern, Kantonen und Landkreisen. Mittig verläuft die EU-Außengrenze, die den

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    Austausch und die Durchlässigkeit innerhalb der Region aufgrund unterschiedlicher politischer, rechtlicher und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen einschränkt. Die EU-Außengrenze trennt administrativ Konstanz und Kreuzlingen, die räumlich eine Einheit bilden. Für die soziökonomische Entwicklung von Konstanz ergeben sich Nachteile aber auch Vorteile (gegenwärtiges Währungsgefälle, Nachfrage qualifizierter Arbeitskräfte, Gründung von Filialen für europäische Märkte). Mit dem gemeinsam verabschiedeten Bodenseeleitbild setzen sich die Anrainerländer das Ziel, die Regio Bodensee als Lebensraum in Europa dauerhaft umweltgerecht zu sichern, Grenzen zu überwinden und das Wirtschafts- Sozial- und Bildungsgefüge zu harmonisieren. Insbesondere beim Gewässerschutz ist dieses Ziel gelungen, aber auch zahlreiche andere Einzelprojekte tragen inzwischen zur besseren inneren Vernetzung der Region bei. In der Betrachtung auf europäischer Ebene liegen Konstanz und die Region innerhalb der zentralen europäischen Nord-Südentwicklungsachse zwischen London und Mailand. Sie profitieren in Abhängigkeit zur Entwicklung der räumlichen Vernetzung von den zukünftigen Entwicklungspotenzialen, die sich in dieser Achse bündeln. Die Regio Boden-see zählt zu den Wachstumsregionen Europas.

    Trends der räumlichen Entwicklung Die wirtschaftlichen Standortvorteile der Städte und Regionen verändern sich durch die zunehmende Verflechtung der Weltwirtschaft, die Internationalisierung der Finanzmärkte und der fortschreitenden Integration Europas. Im Zuge der Globalisierung zeichnen sich folgende Tendenzen ab: • Verstärkte Konkurrenz auf internationaler, nationaler und regionaler Ebene • Strukturschwache Regionen profitieren nicht von der Globalisierung • Entscheidend sind die Wirtschaftsregionen und weniger die einzelnen Standorte. Die Auswirkungen der Globalisierung sind in der Stadt Konstanz deutlich spürbar. Die ehemals größeren produzierenden Unternehmen haben ihre Produktion ausgelagert oder den Unternehmensstandort aufgegeben, während die Produktentwicklung z.T. am Standort geblieben ist. Verbunden damit hat ein sektoraler Strukturwandel stattgefunden. Konstanz als Standort mit ehemaliger Güterproduktion (Textilbranche) wandelte sich zu einem Dienstleistungsstandort. Neben diesen ökonomischen Rahmenbedingungen sind folgende Trends für die zukünftige Entwicklung der Stadt Konstanz mitbestimmend: • Angespannte Haushaltssituation von Bund, Land und Kommune • Wachsender Flächenverbrauch und seine negativen Auswirkungen auf die Umwelt, • Wachsende Mobilität • Demographische Veränderungen • Soziale Segregation • Integration von Zugewanderten und MigrantInnen Diese Faktoren erfordern gezielte Handlungskonzepte, um eine ausgewogene soziale, ökonomische und ökologische Entwicklung der Stadt dauerhaft zu ermöglichen.

    Zentralörtliche Funktion und Entwicklungsachsen Konstanz ist mit rund 82.000 EinwohnerInnen die größte Stadt am Bodensee. Nach Zürich und Winterthur ist Konstanz drittgrößte Stadt in der Bodenseeregion. Konstanz und

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    Kreuzlingen zusammen bilden die sechstgrößte Stadt der Schweiz. Konstanz besitzt zentrale Bedeutung im Bereich Wissenschaft, Bildung, Kultur, Wirtschaft und Handel. Universität und Hochschule, zahlreiche weiterbildende Schulen und spezialisierte Bildungsangebote heben die zentrale Funktion der Stadt im Bereich Bildung und Wissenschaft hervor. Theater, Symphonieorchester, eine virulente freie Kulturszene, das Archäologische Landesmuseum und die Städtischen Museen dokumentieren ihre regionale Bedeutung im kulturellen Bereich. Behörden wie Polizeidirektion, Landratsamt, Justizbehörden sowie die örtlichen Unternehmen ,Handwerksbetriebe, Verbände und Institutionen bilden einen wesentlichen Dienstleistungs- und Arbeitsplatzschwerpunkt in der Region. Hinzu kommt die Bedeutung als Einkaufs- und Tourismusstadt. Angesichts dieser zentralen Bedeutung innerhalb der Region ist die Stadt Konstanz als Oberzentrum ausgewiesen. Sie übernimmt wesentliche Versorgungsaufgaben für die Region. Die Stadt Konstanz ist über Entwicklungsachsen mit den überregionalen Städten und den Metropolregionen Stuttgart, München und Zürich verbunden: • Konstanz – Radolfzell – Singen - und weiter Richtung Stuttgart und Basel • Konstanz - Friedrichshafen und weiter Richtung München • Konstanz – Kreuzlingen - Winterthur – Zürich. Neben diesen Entwicklungsachsen ist für Konstanz die Beziehung Richtung St. Gallen/ Ostschweiz wichtig. Diese Entwicklungsachsen sind bedeutsam für die regionale und überregionale Vernetzung, als eine wesentliche Grundlage für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung des Oberzentrums. Diese Verbindungen gewährleisten keine zufrieden stellende Vernetzung, da sie für nicht ausreichend für den Individualverkehr, aber insbesondere für den öffentlichen Verkehr ungenügend ausgebaut wurden.

    Stadt - Umland Beziehungen/regionale Beziehungen Das Oberzentrum Konstanz hält Leistungen nicht nur für die eigenen sondern auch für die umliegenden Gemeinden vor. In seiner Funktion als regionaler Arbeitsplatz- und Dienstleistungsschwerpunkt hat die Stadt 2006 einen Pendlersaldo von ca. 4.500 Personen. Neben den Arbeitsplätzen hält die Stadt Versorgungs-, Sport- und Freizeitein-richtungen, hochqualifizierte Bildungs-, Kultur- und Behördeneinrichtungen sowie speziali-sierte Handelseinrichtungen vor. Mit rund 5.200 AuspendlerInnen haben andererseits zahlreiche KonstanzerInnen ihren Arbeitsplatz im deutschen und Schweizer Umland. Auch Konstanz wird durch die umliegende Region mit Kultur-, Sport- und Freizeiteinrichtungen und einem umfangreichen Erholungsangebot versorgt. Die Stadt verfügt über einen positiven Wanderungssaldo. In der Altersgruppe der 25 bis 45jährigen bestehen jedoch deutliche Wanderungsverluste. Neben der Arbeitsplatzwan-derung nach dem Studium sind es vorwiegend Familien mit ihren Kindern, die aufgrund eines günstigeren Preis/Leistungsangebotes verbunden mit einer Wohnflächenver-größerung in das Umland (Landkreis und Schweiz) ziehen. Die Zielorte liegen nicht unbedingt in den Entwicklungsachsen, sodass diese Wanderungen die Entwicklung disperser Siedlungsstrukturen begünstigen.

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    Kooperationen und Vernetzung Konstanz kooperiert in den verschiedenen Bereichen der Daseinspflege mit den umliegenden Gemeinden und Städten. Diese Zusammenarbeit bündelt die finanziellen und natürlichen Ressourcen und stärkt die Entwicklung von Konstanz und der Region. Siedlung Die kommunale Zusammenarbeit bei der Siedlungsentwicklung erstreckt sich primär auf die angrenzenden umliegenden Gemeinden. • Zusammenschluss mit Allensbach und Reichenau zur Verwaltungsgemeinschaft

    Bodanrück Untersee, gemeinsame Abstimmung der Siedlungs- und Landschafts-planung (Flächennutzungsplan/Landschaftsplan) sowie Abstimmung raumbedeutsamer Vorhaben

    • Informelle Abstimmung grenzüberschreitend mit Kreuzlingen und Tägerwilen bei siedlungs- und verkehrsplanerischer Themen (Grenzlandkonferenz, verwaltungsinterne Arbeitsgruppen zu einzelnen Projekten, regelmäßiger Austausch der Bauverwaltungen)

    • Zentrale grenzüberschreitende Zukunftsprojekte 2020; Internationale Gartenaus-stellung 2017, das Agglomerationsprogramm Kreuzlingen/Konstanz, Konzert- und Kongresshaus mit Hotel und Casino und Wohnen.

    Verkehr Die Lage der Stadt an der EU- Außengrenze und am Bodensee erfordert eine intensive grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Verkehrsträger von Bus, Bahn und Schiff auf kommunaler, regionaler und Landesebene. Nur so ist das bestehende ÖV-Netz zu optimieren, zu verknüpfen und zu ergänzen. Die Stadt Konstanz kooperiert bei verschiedenen Verkehrslinien mit Partnern. • Stadtwerke betreiben im Auftrag der Stadt Konstanz ergänzend zum städtischen

    Busnetz mit Kooperationspartnern regional bedeutsame öffentliche Verkehrslinien • Schnittstellenoptimierung zwischen Bus, Bahn und dem Katamaran und sonstigen

    seequerenden Linien erfolgt über Fahrplanabstimmung Euregio Bodensee und Verkehrsverbund Hegau-Bodensee

    • Konstanz/Kreuzlingen gemeinsame Buslinie 908 • Beteiligung Stadt Konstanz an privater Schiffslinie Konstanz-Überlingen • Stadtwerke Konstanz betreiben mit den Technischen Werken Friedrichshafen den

    Katamaran • Vereinigte Schifffahrtunternehmen (VSU) stimmen gemeinsam Fahrpläne der

    Bodenseeschifffahrtsbetriebe und Anschlüsse an die Bahn ab Wirtschaft Der regionale und internationale Wettbewerb erfordert zunehmend mehr Aktivität bei der wirtschaftlichen Verflechtung der Unternehmen untereinander sowie der Vernetzung mit Forschungs- und Bildungseinrichtungen innerhalb der Region. In dieses Aufgabenfeld fällt u.a. der gemeinsame Wissensaustausch zwischen Verwaltungen, Betrieben, Forschungs- und Bildungseinrichtungen und das gemeinsame Marketing zugunsten einer verbesserten Außendarstellung der Region. Konstanz ist an Initiativen mit dieser Zielsetzung aktiv beteiligt. Schwerpunktmäßig liegen diese Kooperationen im Landkreis Konstanz und im Kanton Thurgau. Hervorzuheben aus den zahlreichen Initiativen sind die Bodensee- Standortmarketing GmbH, Clusterinitiative Bodensee, BioLago, Kooperation der Technologiezentren (Thurgau/ Landkreis Konstanz), Gallileo, Living Lap, Venture Lap sowie die grenzüberschreitende Gewerbemesse GEWA (Konstanz/Kreuzlingen).

  • Zukunft Konstanz 2020 Stadt Konstanz und Region

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    Umwelt und Ökologie Die Zusammenarbeit beim Umweltschutz obliegt dem Landkreis und den übergeordneten Gremien wie der Internationalen Gewässerschutzkommission. Eine zentrale Rolle nimmt die IBK und die Bodenseestiftung ein. Die Stadt Konstanz beteiligt sich an einzelnen Projekten. Kultur Konstanz übernimmt im kulturellen Bereich eine zentrale Versorgungsfunktion in der Region. Die Stadt unterhält vielfältige Kooperationen im kulturellen Schaffen, die sich sowohl über den See nach Friedrichshafen und Überlingen sowie grenzüberschreitend in den Thurgau wie auch in Richtung Singen erstrecken. • Internationales Bodenseefestival mit Friedrichshafen und zahlreichen Städten in der

    Region • Ausrichtung Kunstnacht, Kulturbühne, Kulturfest, Konzertreihe Wiener Klassik und

    Erzählkunstfestival mit Kreuzlingen • Zuschuss des Kantons Thurgau für Südwestdeutsche Philharmonie und Theater, und

    Mitgliedschaft in der Führungskommission der Intendanz • Zuschuss der Stadt Überlingen für das Sommertheater in Überlingen. Bildung und Wissenschaft Wissen gilt als die wichtigste Ressource. Die Sicherung und Weiterentwicklung des Bildungsangebotes schafft eine der wesentlichen Grundlagen für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Stadt und Region. Die Stadt kooperiert im Bereich der spezialisierten Bildungsangebote mit den umliegenden Kommunen und grenzüberschreitend mit der Stadt Kreuzlingen. • Internationale Schule mit Kreuzlingen und verschiedenen Unternehmen als Basis-

    infrastruktur für Familien mit häufigen berufsbedingten internationalen Standort-wechseln über Interreg Mittel gefördert

    • Hegau – Bodensee - Seminar (Gymnasien aus Konstanz, Singen, Engen) fördert besonders begabte SchülerInnen als Plattform zur Vorbereitung auf wissenschaftliches Arbeiten

    • Volkshochschulangebot und Abendschule mit Singen, Radolfzell und Stockach • Rudolf Steiner Schule in Kreuzlingen, privat organisierte Schule, ergänzt

    Spezialangebot für Kinder beiderseits der Grenze • „Lernende Region Bodensee“ und Lebenslanges Lernen; Projekt mit Friedrichshafen

    und Singen, Projekt bündelt Wissen und Kompetenzen in der Region, Entwicklung gemeinsamer Lernangebote und zeitgemäßer Lernformen

    • Kooperation der Hochschulen - Internationale Bodenseehochschule - fördert gegen-seitige Anerkennung Studienabschlüsse und Wissensaustausch innerhalb der Region

    Tourismus Der Tourismus ist für Konstanz und rund um den See ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Die Zusammenarbeit erstreckt sich im wesentlichen auf das Ziel Vermarktung der Euregio Bodensee. In der Internationalen Bodensee Tourismus (IBT) haben sich die einzelnen Verkehrsbetriebe zusammengeschlossen. Neben dem Marketing übernimmt die IBT die Organisation von Messen, das Destinationsmanagement und diverse Presseaktionen.

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    Gesundheit Der Landkreis Konstanz und Kanton Thurgau verfügen über ein breites Angebot an Gesundheitseinrichtungen. Die medizinische Daseinfürsorge ist kostenintensiv und zwingt zur Kooperation zugunsten der Optimierung von Kosten und Leistung. Das Klinikum kooperiert mit verschiedenen Kliniken im Landkreis, mit Friedrichshafen aber auch grenzüberschreitend. • Im Bereich Orthopädie mit dem Krankenhaus Stockach • Im Bereich Tumorchirurgisches Zentrum und Brustzentrum mit dem Krankenhaus

    Friedrichshafen • Im Bereich Schlaganfallversorgung und Geriatrie mit den Schmieder Kliniken • Im Suchtbereich mit dem Zentrum für Psychiatrie Reichenau • Im Bereich Kardiologie mit dem Herz-Zentrum-Bodensee • Im Bereich Onkologie und Urologie mit dem Hegau-Bodensee-Hochrhein Klinikum in

    Singen. Chancengleichheit der Geschlechter: Gender-Mainstreaming In der Bodenseeregion gibt es seit Ende der 80er Jahre eine rege Zusammenarbeit und Austausch der Gleichstellungsstellen zunächst über drei und dann vier Länder. Daraus entstanden zwei Frauenkonferenzen „Vernetzen – Verbinden – Verbünden“. Kooperationen kamen auch im Bereich der Wirtschaft zustande. 1998 wurde das erste grenzüberschreitende Unternehmerinnenforum in Konstanz durchgeführt; 2003 das Interrreg-Projekt „VOLL SCHLANK“ im Bereich der grenzüberschreitenden Sucht-prävention für Jugendliche. Die Bodenseeregion profitiert von der Vernetzung im Bereich der Frauenpolitik und im Bereich des Gender-Mainstreaming. Ver- und Entsorgung Die intensive regionale Zusammenarbeit bei der Ver- und Entsorgung ist für die beteiligten Gemeinden sowie Konstanz vorteilhaft und schafft Synergieeffekte .

    Ziel der Zusammenarbeit mit den umliegenden Gemeinden im Bereich der Trinkwasser-, Gas-, und Stromversorgung ist die Überbrückung von Ausfallzeiten, wirtschaftliche Gewinngenerierung beim Verkauf (an andere Kommunen) und Kosteneinsparung beim gemeinsamen Einkauf von Gas und Strom. • Einkauf Strom mit 46 Gemeinden Baden Württembergs • Einkauf Gas mit vier Gemeinden auf der gegenüberliegenden Seeseite • Sicherung der gegenseitigen Notwasserversorgung mit Kreuzlingen • Einrichtung einer gemeinsamen Netzleitwarte mit Stadtwerken Friedrichshafen

    Die Kooperation bei der Abwasserversorgung über die Stadtgrenzen hinaus dient dem Schutz des Bodensees und bringt wirtschaftliche Vorteile. • Zentrale Reinigung der Abwässer aus dem östlichen Bodanrück und Kreuzlingen in der

    Kläranlage Konstanz

    Die Abfallentsorgung im Landkreis ist ein exemplarisches Beispiel einer Länder übergreifenden effektiven Arbeitsteilung. • Transport der Abfälle im Landkreis über gemeinsames Logistikkonzept der Kommunen • Verbrennung des Abfalls erfolgt durch Landkreis Konstanz, Bodenseekreis und Kanton

    Thurgau • Kompostierung für den gesamten Kreis bewerkstelligt gegenwärtig das Kompostwerk

    Singen im Auftrag des Landkreises.

  • Zukunft Konstanz 2020 Stadt Konstanz und Region

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    Ziele

    Stärkung der Vernetzung und Kooperation Die mit dem demographischen und wirtschaftlichen Wandel einhergehenden Herausforderungen bei der Daseinsfürsorge lassen sich zunehmend weniger nur allein von der Stadt Konstanz bewältigen. Die Umsetzung der landesplanerischen Ordnungs- und Entwicklungsziele, die drängenden kommunalen Probleme beim Verkehr, die Sicherung ausreichender Beschäftigungsmöglichkeiten und der Infrastruktur, die Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen und der flächenschonenden Siedlungs-entwicklung sowie die Entlastung des kommunalen Haushaltes erfordern eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Konstanz und den umliegenden Gemeinden in der Region. Kooperationen sind eine wesentliche Voraussetzung für die regionale und kommunale Entwicklung (kommunale Regionalplanung), da kommunale Arbeitsteilung Synergieeffekte nutzt und Ressourcen schont. Regio Bodensee - europäischer Verflechtungsraum mit teilmetropolitaner Funktion Neben Zürich verfügt der Bodenseeraum über einzelne Zentren, die je nach Standort funktionale Aufgabenschwerpunkte im Bildungs-, Kultur- und Wirtschaftsbereich als Basis für die soziökonomische Entwicklung der einzelnen Städte und der Region innehaben. Diese Funktionen ergänzen die regionale und europäisch bedeutsame Landschafts- und Erholungsfunktion des Bodenseeraumes. Aus Sicht der Stadt Konstanz übernimmt die Regio Bodensee die Funktion als europäischer Verflechtungsraum mit teilmetropolitaner Funktion. Konstanz sieht sich als Teil der Metropolregion und strebt eine engere Verflechtung mit der Metropolregion Zürich an. Mitbestimmend für die zukünftige Innovations- und Wettbewerbsfunktion, die von Konstanz und den größeren Zentren im Bodenseeraum ausgeht, ist die Vernetzung der Standorte und Funktionen miteinander (Verkehrsinfrastruktur aber auch Projekte wie z.B. Internationale Bodenseehochschule, div. Clusterentwicklungen). Die vorhandene polyzentrische Struktur bietet ideale Voraussetzungen einer nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit ausgerichteten Siedlungsstruktur. Um der Entwicklung disperser Siedlungsstrukturen entgegenzuwirken ist eine auf die vorhandenen Zentren, Haupterschließungsachsen und die ÖV Haltestellen abgestützte Raumordnungs-konzeption für den gesamten Bodenseeraum als Vertiefung zum Bodenseeleitbild zu entwickeln.

    Kooperationsraum Im Bodenseeleitbild geben sich die Länder der Region einen übergeordneten Handlungsrahmen. Die Bodenseeregion bildet für Konstanz insofern einen überge-ordneten Kooperationsraum mit den auf das Bodenseeleitbild abgestützten Entwicklungs-zielen (Karte Kooperation/ Regionale Beziehungen) Innerhalb dieser Region arbeitet Konstanz - wie eingangs dargestellt - auf den verschiedenen Ebenen der Daseinsfürsorge mit zahlreichen umliegenden Gemeinden zusammen. Die begonnene Zusammenarbeit hat sich bewährt und ist fortzusetzen.

  • Zukunft Konstanz 2020 Stadt Konstanz und Region

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    Aus diesen Beziehungen lässt sich ein engerer Kooperationsraum, der sich auf die Gemeinden im Uferbereich des Bodensees und die rückwärtigen Gemeinden entlang der Entwicklungsachsen abbilden: Die Vernetzung mit diesen Gemeinden stärkt die ökologische, soziale und ökonomische Entwicklung der Stadt und Region. Hervorzuheben sind vier Entwicklungsachsen, die aufgrund der verkehrlichen Infrastruktur (ÖV und MIV) die Verbindung zu den übergeordneten Zentren in der Region herstellen. Folgende differenzierten Aufgabenbereiche sind zu erhalten, zu stärken und zu vermarkten: 1. Entwicklungsachse Konstanz - Singen

    Wirtschaft/ Arbeit, Gesundheit, Bildung, Verkehr, und Entsorgung, Tourismus, Gender-Mainstreaming

    2. Entwicklungsachse Konstanz - Friedrichshafen Wirtschaft/Arbeit, Kultur, Gesundheit, Verkehr, Tourismus, Ver- und Entsorgung, Gender-Mainstreaming

    3. Entwicklungsachse Konstanz - Zürich Wirtschaft/Arbeit, Kultur, Verkehr, Wissenschaft/Forschung, Entsorgung, Tourismus Gesundheit, Gender-Mainstreaming,

    4. Entwicklungsachse Konstanz - St. Gallen Verkehr, Kultur, Wissenschaft, Tourismus, Gender-Mainstreaming

    Bildung von Gewerbepools Die Gewerbeflächenentwicklung der Stadt Konstanz ist durch die EU-Außengrenze und die naturräumlichen Gegebenheiten begrenzt. Die Stadt Konstanz orientiert sich bei ihrer Siedlungsentwicklung am Grundsatz der Innenentwicklung vor Außenentwicklung. Die Standortgunst im engeren regionalen Umfeld von Konstanz ist unterschiedlich. Die Bildung von interkommunalen Gewerbepools und Regelung des Lastenausgleichs sowie ein aktives Gewerbeflächenmanagement/Vermarktung bringen Wirtschaftsentwicklung und Flächenschonung in Einklang. Über dieses Steuerungsinstrument können Gewerbeflächen dort ausgewiesen werden, wo sie qualitativ und quantitativ vertretbar sind. Investoren erhalten ein attraktives und bedarfsgerechtes Baulandangebot. Innerhalb der Kooperation können Schwankungen und Krisen einzelner Branchen und die hiermit verbundenen Steuereinnahmen ausgeglichen werden. Die Region wird durch ein breites aufeinander abgestimmtes Gewerbeflächenangebot insgesamt gestärkt und ihre Konkurrenzfähigkeit im überregionalen Wettbewerb steigt. Konstanz strebt die Bildung regionaler Gewerbe-pools an und sucht entsprechende Kooperationspartner in der Region.

    Stärkung der Zentrenverbindungen im Fernverkehr Die Fernverkehrsverbindungen vom Oberzentrum Konstanz Richtung Stuttgart, Zürich, St. Gallen/Ostschweiz und München sind mit Ausnahme der MIV-Verbindung Richtung Zürich nicht in ausreichendem Maße ausgebaut. Das gilt für den MIV aber – entscheidender – auch für den öffentlichen Verkehr. Ziel ist, getaktete und direkte Fernverkehrszug-verbindungen von der Ostschweiz Chur/St. Gallen, Konstanz nach Singen und Stuttgart einzuführen. Außerdem soll die bestehende Linie nach Zürich – Bern – Biel beschleunigt werden. Die Lücke im Schnellstraßennetz Richtung Singen schließt der Ausbau der B33. Diese verbesserten Fernverkehrsanbindungen stärken die Bedeutung des regionalen Zentrums Konstanz/Kreuzlingen.

  • Zukunft Konstanz 2020 Stadt Konstanz und Region

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    Die regionalen Verkehre sind überwiegend im Konzept Bodanrail 2020 zusammengefasst. Das Konzept beinhaltet im Wesentlichen die Bodensee-Gürtel-S-Bahn (Umsteigefreie Ringschlussverbindung um den gesamten Bodensee), und mindestens stündliche möglichst umsteigefreie regionale Zugverbindungen in die nächstgelegenen Zentren St. Gallen, Zürich und Stuttgart. Fernverkehrsverbindungen Schiene 2020 Nach dem Wegfall der zweistündlichen Fernverkehrslinie von Konstanz nach Karlsruhe-Frankfurt-Kassel-Hamburg wurde kein adäquater Ersatz für die einstmals schnelle (und kostengünstige) Fernverkehrsverbindung geschaffen. Ebenfalls entfielen sämtliche direkte Verbindungen von Konstanz über die Gäubahn nach Stuttgart. Das Fernverkehrskonzept sieht nach dem Prinzip der Modulzüge eine stündliche Schnellzugverbindung von Konstanz aus in Richtung Norden und Süden vor. Ziel ist eine möglichst umsteigefreie Direktverbindung mit europäischem Format. Die bestehenden Linienverbindungen werden im Bestand beibehalten und sind im Detail zu optimieren. Zusätzlich ist der Aufbau eines durchgängigen „Produktprofils“ nach einheitlich bestimmten Qualitätskriterien vorgesehen. Völlig neu ist die Schnellverbindung von Chur/St. Gallen über Konstanz nach Stuttgart. (siehe Karte Einbindung ins Schienennetz) Fernverkehrsverbindungen Straße 2020 Im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung im Verkehr ist kein wesentlicher Ausbau der vorhandenen Straßeninfrastruktur anzustreben. Entwicklungspotenziale liegen vor allem im Detail. Die Straßeninfrastruktur steht im Spannungsfeld zwischen Ansiedlung von Wirtschaftsbetrieben, Tourismusförderung und Schutz der sensiblen Bodenseeraum-Landschaft. Daher sind nur die nötigsten Ausbauten vorzuschlagen. Der Neubau von Hochleistungsstraßen im Bodenseeraum ist aufgrund des Landschaftsschutzes abzulehnen. Dennoch ist für eine ausreichend funktionsfähige Logistikkette, für bessere Vernetzung mit Stuttgart und darüber hinaus nach Norden sowie eine leistungsfähige Bedienung in Ost-West-Richtung der Ausbau einiger Straßenabschnitte notwendig. (Karte Einbindung ins Straßennetz)

    Stärkung der Agglomeration Konstanz/ Kreuzlingen Die Abgrenzung der Agglomeration Konstanz/Kreuzlingen erstreckt sich auf die engeren Verflechtungsbereiche des Oberzentrums Konstanz und des kantonalen Zentrums Kreuzlingen. Initiiert durch die Regionalplanungsgruppe Kreuzlingen beschlossen die Gemeinden der Agglomeration mit dem Zeithorizont 2020, ein grenzüberschreitendes Siedlungs- und Verkehrsprogramm zu erstellen. Dieses Konzept stimmt die Siedlungs- und Verkehrsentwicklung grenzüberschreitend aufeinander ab. Den Schwachstellen soll mit geeigneten Maßnahmen entgegen gewirkt werden. Der Schweizer Bund stellt die Mitfinanzierung einzelner geplanter Verkehrsmaßnahmen in Aussicht. (Karte Konstanz im Raum) Das Agglomerationsprogramm ist als Chance für eine bessere Vernetzung und verbindlichere Abstimmung bei der Siedlungs- und Verkehrsentwicklung der Gemeinden und Kernstädte Konstanz/Kreuzlingen zu nutzen. Themen, wie die Etablierung eines behördenverbindlichen Agglomerations-Entwicklungsplans, Verkehrsentlastung des Zentrums, die Stärkung des Modal Splits, die flächenschonende Steuerung der Binnenwanderungen wie auch die effiziente Infrastrukturauslastung unter Berück-sichtigung von Lastenausgleichsmodellen stehen im Blickfeld der zu lösenden Probleme und Aufgaben.

  • Zukunft Konstanz 2020 Stadt Konstanz und Region

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    Konstanz und Kreuzlingen – „Zwei Städte - ein Weg“ Konstanz und Kreuzlingen bilden eine gemeinsame räumliche Einheit. Sie haben innerhalb der Region zentrale Versorgungsaufgaben für die umliegenden Gemeinden. Zusammen bilden die Städte einen Schwerpunkt mit rund 100.000 EinwohnerInnen. Beide Städte bedürfen einer verstärkten räumlichen Vernetzung beim Verkehr, der Siedlung und der Landschaft um dieses Zentrum als einen Motor innerhalb der Region zu stärken. Beim Verkehrsaufkommen innerhalb der Kerngebiete bedarf es gemeinsam greifender umfeldfreundlicher Maßnahmen zur Minderung des Verkehrsdrucks innerhalb der Kernstädte.

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  • Zukunft Konstanz 2020 Siedlung und Raumstruktur

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    Siedlung und Raumstruktur Konstanz ist eine lebens- und liebenswerte Stadt. (Leitbild Stadt Konstanz)

    Grundlagen

    Lage Die Stadt Konstanz liegt am südlichen Rand der Halbinsel Bodanrück am Bodensee. Bei Konstanz verengt sich der Bodensee auf eine Länge von rund vier Kilometern zu einem schmalen Band. Das ist der Bereich, wo der Rhein aus dem Konstanzer Trichter vom Obersee in den Untersee fließt. Dieser Abschnitt, der so genannte Seerhein teilt den Siedlungskörper in ein links- und rechtsrheinisches Stadtgebiet, das zusammen die Kern-stadt bildet. Außerhalb und nördlich dieses großen überwiegend zusammenhängenden Siedlungskörpers gruppieren sich die fünf Ortsteile Dettingen, Wallhausen, Dingelsdorf, Litzelstetten und Egg als kleinere deutlich ablesbare Einzelsiedlungen auf der Hügel-landschaft des Bodanrück. Mit Ausnahme von Dettingen liegen diese Ortsteile direkt am Überlingersee. In südlicher Richtung geht das linksrheinische Stadtgebiet in den Siedlungskörper der Stadt Kreuzlingen über, der sich in seiner räumlichen Struktur zum linksrheinischen Stadtgebiet unterscheidet. Die naturräumliche Lage am Bodensee auf einer Halbinsel, das attraktive Landschafts- und Stadtbild, das reichhaltige kulturelle Erbe und die kulturellen Einrichtungen kombiniert mit einem umfangreichen Hochschul-, Bildungs- und Dienstleistungsangebot verleihen Konstanz als Wohn- und Arbeitsort sowie für den Tourismus eine hohe Attraktivität und Anziehungskraft.

    Nutzungsstruktur Das historische Zentrum, die Altstadt hat nach wie vor die zentrale Funktion für die Stadt und die Region. Die Altstadt bildet einen Einzelhandels-, Dienstleistungs-, Kultur-, Wohnungs- und Arbeitsplatzschwerpunkt. Neben der Altstadt jedoch abgeschwächt verfügt nur Petershausen über diese Vielfalt an Nutzungsschwerpunkten. Die Wohnungsschwerpunkte liegen im links- und im rechtsrheinischen Gebiet der Kernstadt; neben den genannten Stadtteilen Paradies und Petershausen, in Fürstenberg, Königsbau und Allmannsdorf. Ergänzend zur Altstadt und Petershausen West bildet die Universität einen Arbeitsplatzschwerpunkt im Dienstleistungsbereich, während das Industriegebiet neben Dienstleistungsbetrieben Standort für das emittierende Gewerbe ist. Die anderen Stadt- und Ortsteile im Stadtgebiet verfügen weitgehend über eigene Nahversorgungs-zentren. Die soziale Grundversorgung mit Kindergärten ist in allen Stadt- und Ortsteilen gegeben. Die Distanz zwischen den Arbeits- und Wohnungsschwerpunkten liegt im Durchschnitt zwischen 1.000 bis 4.000 m. Das sind Distanzen, die zu Fuß mit dem Rad und dem ÖPNV gut zu erreichen sind. Auch die publikumsintensiven Infrastruktureinrichtungen – aus-genommen einzelner Sport- und Freizeiteinrichtungen - liegen innerhalb dieser Distanzen. Das Stadtgebiet ist mit den ÖV- Haltestellen gut abgedeckt. Lücken bestehen im Industriegebiet, Petershausen Ost, Staad und Egg. Die Einwohner- und Arbeitsplatz-schwerpunkte sind in der Regel zu 100% erschlossen.

  • Zukunft Konstanz 2020 Siedlung und Raumstruktur

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    Konstanz ist in seiner Nutzungsstruktur eine Stadt der kurzen Wege mit einer guten Zuordnung der Versorgungseinrichtungen und Arbeitsstätten zu den Wohngebieten.

    Dichte Die Stadt Konstanz verfügt über sehr kompakte Strukturen. Die baulichen Dichten im linksrheinischen Stadtteil und Teilen von Petershausen, Königsbau und Fürstenberg entsprechen denen typischer Oberzentren. Die übrigen Stadtteile und Ortsteile sind demgegenüber durch deutlich niedrigere Dichten geprägt. Die höchsten Einwohnerdichten befinden sich im linksrheinischen Stadtteil, Petershausen West und Fürstenberg. Die höchsten Arbeitsplatzdichten in der Altstadt, östliches Paradies und Petershausen Süd sowie Industriegebiet. Das nachhaltige Qualitätsmerkmal dieser kompakten Strukturen ist, dass die technischen (z.B. ÖV- Einrichtungen) und sozialen Infrastrukturen (z.B. Schulen) gut gebündelt und ausgenutzt werden können.

    Landschaft und Freiräume Konstanz verfügt über hochwertige Landschaftsräume. Eines der vorrangigen landschaftsgliedernden Elemente bildet der Bodensee. Die Landschaft besitzt einen großen Strukturreichtum durch das Wechselspiel zwischen Bodensee und Bodanrück mit seinen Hügeln und Senken, Wald und Feldfluren sowie Restbeständen historischer Landnutzungsformen (z.B. Riedflächen, Streuobstwiesen). Diese Landschaftselemente gliedern die Siedlungsräume und tragen entscheidend zur Verteilung der Siedlungsfläche bei. Die Landschaft hat neben ihrer ökologischen Funktion wesentliche Bedeutung für die Erholung und die Landwirtschaft. Die Wertigkeit der Landschaft spiegelt sich auch in der hohen Anzahl von Schutzgebietskategorien wieder, die insgesamt 60% der Gemarkungs-fläche einnehmen. Durch die Besonderheit des Landschaftsraumes und den hohen Anteil an Schutzgebieten, hat der sparsame Umgang mit Siedlungsfläche traditionsgemäß für Konstanz eine hohe Bedeutung. Die begünstigte Lage am Bodensee und die vielfältig strukturierte Landschaft verleihen der Gemarkung Konstanz wesentliche regionale aber auch überregionale Erholungsfunktion. Der Regionalplan sichert die Landschaftsanteile durch Festlegung regionaler Grünzüge. Die Ortsteile bleiben als eigene Siedlungskörper deutlich ablesbar. Darüber hinaus sichern diese Grünzüge den Biotopverbund zwischen See und Land. Während die Siedlung im Bereich der Ortsteile gut gegliedert ist, bestehen hinsichtlich der Vernetzung innerhalb der Siedlungsgebiete der Kernstadt und zu Kreuzlingen noch Defizite. In Konstanz besteht eine enge Verzahnung zwischen freier Landschaft und Siedlungsfläche. Nur wenige Flächen sind nicht vorrangig für die Erholung bestimmt. Die Erholungsflächen sind aus der Kernstadt gut und vielseitig zu erreichen, die maximalen Distanzen aus der Kernstadt zur Landschaft /zum See betragen ca. 1000 m (entspricht 12 bis 15 Min. Gehzeit). Die Freiräume am Seeufer besitzen eine hervorragende Bedeutung für Feierabend- und Tageserholung, für den Fremdenverkehr sowie für einrichtungsbezogene Erholungs-aktivitäten, wie z.B. Strandbäder, Sportflächen. Parkanlagen, Dauerkleingartengebiete. Mit Ausnahme des Stadtteils Wollmatingen ist in den Stadt- und Ortsteilen eine gute Versorgung mit öffentlichen/ halböffentlichen Grünflächen gegeben. Dieses Defizit fängt Wollmatingen durch kurzen Distanzen in die freie Landschaft jedoch auf.

  • Zukunft Konstanz 2020 Siedlung und Raumstruktur

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    Den genannten Qualitäten steht insgesamt ein Defizit bei der innerörtlichen Freiraumvernetzung und siedlungsgliedernden Freiräumen insbesondere im Bereich des rechtsrheinischen Stadtgebietes gegenüber. Zum Teil ist dort eine Verbesserung der gestalterischen Qualität der vorhandenen halböffentlichen und öffentlichen Freiraumnutzungen erforderlich.

    Siedlungskonzept Der Flächennutzungsplan und der Landschaftsplan wurden parallel fortgeschrieben und 2000 rechtswirksam. Dem Grundsatz folgend, die Raumschutzfunktionen und die Raumnutzungsanforderungen gleichrangig zu behandeln, sind alle siedlungsrelevanten Flächen landschaftsökologisch auf ihre Bebaubarkeit hin bewertet. Das im Flächennutzungsplan festgelegte Siedlungskonzept folgt dem Leitbild der kompakten Stadt. Zum Schutz des Bodanrücks und des Uferbereichs des Bodensees soll die Siedlungsentwicklung seeabgewandt erfolgen. Ziel ist, die Kultur- und Erholungslandschaft zu erhalten. Die Siedlungsentwicklung in den seezugewandten Ortschaften Wallhausen, Dingelsdorf, Oberdorf und Litzelstetten ausschließlich am Eigenbedarf orientieren. Siedlungsbedingte zusätzliche Belastungen durch Individualverkehre in den Ortschaften sollen über diesen Siedlungsansatz vermieden werden. Schwerpunktmäßig soll die Siedlungsentwicklung in der Kernstadt mit ihren vorhandenen Infrastrukturen und ÖPNV-nah erfolgen.

    Zentrenkonzept Einzelhandelsnutzungen prägen unsere Innenstädte und Stadtteilzentren entscheidend mit. Die Bündelung von Einzelhandelsnutzungen in den Zentren schafft die Grundlage für eine verbrauchernahe Versorgung der Bevölkerung. Sie tragen auch zu einer Belebung der Zentren bei. Verschiedenste Faktoren führten in der Vergangenheit in vielen Städten dazu, dass sich der Handel aus den Zentren zurückzog. Er siedelt stattdessen zunehmend an der Peripherie. Diese Veränderungen haben negative Auswirkungen auf die Stadtentwicklung. Die integrierten Lagen verarmen. Der Individualverkehr und die Belastungen auf die Umwelt nehmen zu, da weite Wege zu den Handelseinrichtungen erforderlich werden. Für den nicht motorisierten Anteil der Bevölkerung (Kinder, Jugendliche, ältere und Menschen mit Behinderung) sind diese Einrichtungen ungünstig zu erreichen. Auch die Stadt Konstanz ist tendenziell von diesen Entwicklungen betroffen, wenngleich der Verkaufsflächenschwerpunkt nach wie vor in integrierten Lagen liegt. Um die Versorgungsqualitäten der Stadt Konstanz zu sichern und auszubauen sowie Fehlentwicklungen vorzubeugen bzw. zu korrigieren hat der Gemeinderat das Zentrenkonzept beschlossen. Die Stärkung der zentralen Lagen erfolgt durch Ausschluss innenstadtrelevanter Einzelhandelsnutzungen in den dezentral gelegenen Gewerbe-gebieten.

    Konzept zur Sicherung von Gewerbeflächen Aufgrund der geographischen Einbindung der Stadt Konstanz inmitten von landschaftlich hochwertigen Gebieten ist die Entwicklung von Gewerbeflächen sehr begrenzt und das Gewerbeflächenangebot knapp bemessen. Der Einzelhandel, wie auch Vergnügungs-stätten stehen in Konkurrenz zu anderen Gewerbenutzungen. Diese Nutzungen erzielen in der Regel erheblich höhere Grundstücksrenditen, so dass das klassische Gewerbe (Produktions-, Handwerks- und Dienstleistungsgewerbe) verdrängt wird.

  • Zukunft Konstanz 2020 Siedlung und Raumstruktur

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    Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, schränkt das Konzept zur Sicherung von Gewerbeflächen standortbezogen die Ansiedlung von Einzelhandelsnutzungen und Vergnügungsstätten im Stadtteil Industriegebiet ein.

    Ziele

    Leitbild kompakte Stadt Das Leitbild der kompakten Stadt stützt eine ökologisch, sozial und ökonomisch ausgewogene Stadtentwicklung. Das an diesem Leitbild ausgerichtete Siedlungskonzept der Stadt Konstanz beinhaltet die Beibehaltung bzw. Umsetzung verschiedener Ziele. (Plan Leitziele Siedlung) Im Vordergrund steht die Ausrichtung der Siedlungsentwicklung auf die Kernstadt mit ihren Zentren, ihren Versorgungseinrichtungen, ihren Arbeitsstättenschwerpunkten sowie ihrem gut ausgebauten ÖPNV- Netz. Demgegenüber sind in den seezugewandten Ortsteilen, im Wesentlichen keine Siedlungserweiterungen vorgesehen. Zum einen stärken die vorhandenen Nutzungen eine dauerhafte Auslastung der technischen und sozialen Infrastruktur. Zum anderen erhält die hochwertige Landschaft einen angemessenen Schutz durch Minimierung der Siedlungsansprüche. Die Erhaltung und Weiterentwicklung der vorhandenen Nutzungsmischung von Wohnen, Arbeiten, Versorgung, Bildung, Erholung und Freizeit – die Stadt der kurzen Wege - muss weiterhin im Blickfeld bei der Bestandspflege und Erschließung neuer Siedlungsgebiete stehen. Angesichts der Veränderung der Gesellschaft - älter, weniger, bunter– gewinnt die Integration der unterschiedlichen Generationen und sozialen Gruppen mit ihren Bedürf-nissen im Stadtviertel, aber auch auf der Quartiersebene zunehmend an Bedeutung. In den zukünftigen Planungskonzepten ist diesen Entwicklungen durch die Bereitstellung adäquater Gebäudetypologien (z.B. Mehrgenerationenhaus, gemeinschaftlich organisierte Wohnformen) Rechnung zu tragen. Die Standortwahl von Arbeitstättenschwerpunkten und Infrastruktureinrichtungen mit großem Einzugsbereich ist auf die intensiv getakteten ÖV- Haltestellen abzustimmen. Zugleich sind die Einzugsbereiche dieser ÖV- Haltestellen die zukünftigen Verdichtungs-standorte. Grundsätzlich ist eine strukturverträgliche Verdichtung unter Nutzung von Brach- und Konversionsflächen sowie Baulücken anzustreben. Flächen- und energie-sparende Bauformen sind eine Grundvoraussetzung für nachhaltige Siedlungsformen und insofern Bedingung für zukünftige Planungskonzeptionen. Kompakte Strukturen verlieren an Qualität, wenn der Verkehr sich nicht umfeldgerecht organisiert. Eine auf Innenentwicklung ausgerichtete Siedlungsentwicklung erfordert gleichzeitig die Stärkung des Umweltverbundes (Fußverkehr, Radverkehr und ÖPNV, ruhender Verkehr), die Etablierung eines aktiven Mobilitätsmanagements sowie eine konsequente auf Verkehrsvermeidung ausgerichtete Konzipierung des ruhenden Verkehrs.

    Innenentwicklung vor Außenentwicklung Im Dichtemodell der Stadt Konstanz sind die Siedlungsreserven der Stadt Konstanz unter Berücksichtigung der vorhandenen baulichen Strukturen in den einzelnen Quartieren untersucht. Die einzelnen Siedlungsreserven sind im Potenzialplan zum Dichtemodell

  • Zukunft Konstanz 2020 Siedlung und Raumstruktur

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    festgehalten. Ergebnis der Untersuchung ist, dass die verschiedenen Flächenbedarfe (Wohnen, Gewerbe, Handel, Freizeit usw.) im Innenbereich gedeckt werden können. Die im Flächennutzungsplan nördlich von Wollmatingen gelegene große Siedlungsreserve „nördlich Hafner“ ist zur Deckung des Bedarfs bis 2020 grundsätzlich nicht erforderlich. Bei den einzelnen Reserven handelt es sich um Baulücken, Brach- und Konversions-flächen sowie um kleinere im Flächennutzungsplan vorgesehene Siedlungserweiterungen. Ziel ist, durch Etablierung eines aktiven Flächenmanagements der Entwicklung dieser Siedlungsreserven im Innenbereich den Vorrang zu geben. Bei der Wohnungs-entwicklung wurde der Gesamtbedarf bis 2020 auf ein jährliches Fertigstellungskontingent herunter gebrochen. In einem Turnus von drei bis fünf Jahren ist über ein Monitoring zuprüfen, ob diese Ziele erreicht wurden. Bei der Wohnungsentwicklung soll genau beobachtet werden, inwieweit das Ziel der Innenentwicklung dauerhaft mit einer sozialverträglichen Entwicklung vereinbar ist.

    Grünversorgung, Grünvernetzung und Freiräume Konstanz ist trotz seiner kompakten Strukturen eine grüne Stadt. Eine auf Qualität ausgerichtete Innenentwicklung erfordert - bei enger werdenden Räumen - die Bereit-stellung hochwertig nutzbarer und gut vernetzter Freiräume. Nur so kann die Wohn- und Lebensqualität weiterhin gesichert werden. Um im Zuge der Innenentwicklung die Freiraumqualitäten zu sichern, wurde parallel zum Dichtemodell ein Freiraumkonzept entwickelt. (Plan: Leitziele Freiraum) In diesem Freiraumkonzept sind die verbindenden Freiraumelemente festgelegt. Darüber hinaus beinhaltet diese Konzeption, die punktuell erholungswirksamen Elemente (Aussichtspunkte, Treffpunkte/ Plätze, Feuerstellen, Spielplätze, Bolzplätze, usw.). Diese Elemente sind in Bezug auf ihre Wirksamkeit bewertet. Defizite sind im Zuge von Neubaumaßnahmen zu beseitigen. Die Grünversorgung besitzt einen hohen Stellenwert. Unterschiedliche Nutzungsan-sprüche erfordern abgestimmt auf die örtliche Situation eine differenzierte Grünausstat-tung in den Stadt- und Freiräumen.

    Nachhaltiges Flächenmanagement Entscheidend für eine erfolgreiche Innenentwicklung ist eine Aktivierung der vorhandenen Siedlungsreserven. Nur durch konsequente Anwendung folgender Steuerungsinstrumente lässt sich der aktuelle Wohnungsbedarf über die Innenbereichsflächen decken: Festlegung von Sanierungsgebieten, vorhabenbezogene Bebauungspläne mit zeitlicher Vorgabe zur Realisierung, Rahmenpläne, Forcierung des Grunderwerbsmodells und ggf. Festlegung städtebaulicher Entwicklungsmaßnahmen. Darüber hinaus erfordern die Aktivierungs-maßnahmen eine intensive Zusammenarbeit mit den jeweiligen GrundeigentümerInnen. Durch das vorhandene Gewerbeflächenpotenzial ist der Bedarf bis 2020 grundsätzlich gedeckt. Da sich jedoch nur 2,7 ha der Gewerbeflächenreserven in städtischem Besitz befinden, sind die Steuerungsmöglichkeiten zur Ansiedlung neuer Unternehmen wie auch bei Expansion und Umsiedlung etablierter örtlicher Unternehmen in Konstanz sehr begrenzt.

  • Zukunft Konstanz 2020 Siedlung und Raumstruktur

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    Zur Verbesserung wird folgende Vorgehensweise angestrebt: • Ausschöpfen der planungsrechtlichen Steuerungsinstrumentarien des BauGB • Vorhalten des Landeplatzgelände als Optionsfläche für höherwertige Gewerbenut-

    zungen • Bildung von Gewerbepools mit umliegenden Gemeinden unter Anwendung des

    Lastenausgleichsmodells Der Aufbau eines nachhaltigen Flächenmanagements ist erforderlich. Für die potentiellen Standorte ist eine Entwicklungsstrategie festzulegen, übereine internetgestützte Informa-tionsplattform sind die Entwicklungspotenziale der einzelnen Standorte mit jeweiligen städtebaulichen Rahmenbedingungen zu publizieren. Ein regionales Gewerbeflächenmanagement ist erstrebenswert.

    Stadtteile- und Quartiere Die vorhandenen Stadtteilquartiere sind identitätsstiftend für die hier wohnenden Bürger- und Bürgerinnen und als solche zu erhalten und aufzuwerten. Die städtebauliche Sanierung kann sich nicht nur auf die Altstadt beschränken, sondern muss auch dezentral, die Aufwertung der einzelnen Ortsteil- und Quartierszentren im Blickfeld haben. Die Zentrenbildung in den einzelnen Stadtteilen erstreckt sich neben der Handelsfunktion auf soziale Einrichtungen, wie BürgerInnentreff und sonstige kleinere Dienstleistungsbetriebe. Erst in dieser Summe von Nutzungen erfüllen die Stadtteilzentren ihre Funktion. Die Fortschreibung des beschlossenen Zentrenkonzeptes unter Berücksichtigung dieser erweiterten Nutzungen ist erforderlich. In Rahmenplänen sind qualitätsverbessernde gestalterische Maßnahmen zu erarbeiten.

    Einzelprojekte in den Stadtteilen Folgende räumlichen Projekte bilden Maßnahmen, die sich aus den angestrebten entwicklungsplanerischen Zielen ableiten und deren Umsetzung bis 2020 angestrebt wird. (Karte räumliche Handlungsschwerpunkte) Altstadt/Paradies 1. Sanierung Bahnhof und Bahnhofsumfeld 2. Sanierung/ Ausbau Grüngürtel, Einzelprojekte: Umgestaltung Gondelhafen, Sanierung

    Stadtgarten, Umgestaltung Seerheinufer Süd, Vernetzung/ Übergänge ins Tägermoos, Sport- und Bolzplatz Schänzle

    3. Realisierung Konzert- und Kongresszentrum mit Casino und Hotel -KKCH- grenzüber-schreitend mit Kreuzlingen (Klein Venedig)

    4. Vorhaltung Dienstleistung, Parken und Wohnen (Döbele) 5. Sanierung Niederburg und Umgestaltung Stephansplatz 6. Umgestaltung Laube 7. Grenzüberschreitende Umgestaltung der Kreuzlinger Strasse Petershausen/Allmannsdorf/Staad 8. Sanierung, Ausbau Grüngürtel, Einzelprojekte: Aufwertung Freizeit- und Landschafts-

    park Horn, Umgestaltung Teilabschnitte Uferweg, Herosé Park, Ausbau Uferprome-nade Seerhein Nord

    9. Umbau Sternenplatz 10. Realisierung Hotel / Park (Büdingen) 11. Sanierung und Umnutzung Bahnhofsumfeld Petershausen

  • Zukunft Konstanz 2020 Siedlung und Raumstruktur

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    12. Realisierung Radweg entlang Bahn (Lückenschließung) 13. Realisierung Wohnen (Stadt am Seerhein) 14. Realisierung Kompetenz- und Innovationszentrum (Stadt am Seerhein) 15. Option Festplatz (Schänzlebrücke Nord) 16. Realisierung Vollsortimenter und Wohnen(Great Lakes Nord) 17. Realisierung von vier Hotelprojekten (Great Lakes Süd, Benediktinerplatz, Horn, Line

    Eid Straße 18. Umgestaltung William-Graf-Platz 19. Realisierung Dementenheim (Jungerhalde) 20. Renaturierung Hockgraben Industriegebiet 22. Realisierung B33 neu westlicher Abschnitt 23. Vorhaltung Optionsfläche für höherwertiges Gewerbe (Landeplatz) Königsbau 24. Stärkung Studentenwohnen (Sonnenbühl) Fürstenberg/Wollmatingen 25. Umgestaltung Radolfzeller-/ Wollmatinger-/Fürstenbergstraße 26. Umgestaltung Schwaketenstrasse 27. Realisierung Umfahrung Wollmatingen (Westtangente) 28. Realisierung Nahversorgung (Zergle) 29. Realisierung Wohnen (Zergle und Gerstäcker) 30. Verlagerung Sportplatz, Realisierung Wohnen (Fürstenberg) 31. Bau Sportfelder (Schwaketental) 32. Realisierung Wohnen (Litzelstetter Straße, Bereich Homberg) 33. Umsetzung Förderprojekt Soziale Stadt (Berchengebiet) Egg 34. Realisierung Wohnen (Egg Ost) 35. Realisierung Wohnen (Egg West) Litzelstetten 36. Verkehrsberuhigung Martin- Schleyer-Straße Dingelsdorf 37. Aufwertung der südlichen Ortseinfahrt Höllbarth Wallhausen 38. Ortsarrondierung Wohnen (Linzgaublick) 39. Aufwertung Grünverbindung Tobelbach/ Umfeld Kapelle Dettingen 40. Realisierung Wohnen (Schmidtenbühl) 41. Ortsrandgestaltung( Moosweg) 42. Aufwertung Dorfplatz und Grünfläche 45 Realisierung Wohnen (Hofäcker)

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    A AAAReichenau

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    Kreuzlingen

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    Leitziele Siedlung 2020

    Siedlungsfläche

    langfristige Reservefläche

    innerstädtische Freizeit- undErholungsachse

    Erhaltung und Aufwertung Stadtteil

    Entwicklungsstandorte mit hoher Priorität

    Deckung Wohnungsfehlbedarf

    >= ArrondierungInnenentwicklung

    < >= Interkommunale Zusammenarbeit

    A AAA

    MrochenTextfeld30

  • Tägerwilen

    Kreuzlingen

    Reichenau

    Leitziele Freiraum 2020

    Siedlungsfläche

    regionaler Grünzug

    innerstädtische Freizeit- undErholungsachseinnerörtliche Grünvernetzungund Grüngliederung

    MrochenTextfeld33

  • 8 Kreuzlinger Straße4 Döbele

    6 Lutherplatz

    4 Bodan- straße

    3 KKCH

    2 Klein Venedig1 Bahnhof/ Bahnhofsumfeld

    2 Rheinsteig11 Büdingen

    9 Horn

    18 Horn

    14/ 15 Stadt am Seerhein

    12 Bahnhof Petershausen

    2 Grünvernetzung Tägermoos

    2 Seeufer9 Uferpromenade u. Herosépark18 Great Lakes Süd

    17 Great Lakes Nord

    23 Landeplatz

    28/ 29 Zergle

    29 Gerstäcker

    27 Westtangente 32 Litzelstetter Straße

    25 Radolfzeller-/ Fürstenberg-/ Wollmatingerstraße30 Sportplatz Wollmatingen

    24 Sonnenbühl20 Jungerhalde

    35 Egg West

    34 Egg Ost

    19 Fähre

    37 Ortseingang

    38 Linzgaublick

    43 Hofäcker40 Schmidtenbühl

    13 Petershausen

    10 Sternenplatz

    36 Martin-Schleyer-Straße

    5 St. Stephansplatz5 Niederburg

    33 Berchengebiet

    7 Laube

    18 Benediktiner- platz

    21 Hockgraben

    31 Sportplatz Wollmatingen

    39 Tobelbach

    2 Stadtgarten/ Gondelhafen

    2 Schänzle

    41 Moosweg42 Dorfplatz

    26 Schwaketenstraße

    22 B33 neu

    16 Schänzlebrücke Nord18 Line-Eid-Straße

    Räumliche Handlungsschwerpunkte 2020

    Sanierung/Aufwertung

    Motorisierter IndividualverkehrUmweltverbund

    Gewerbe

    Infrastruktur/Handel/Zentrales ParkenWohnen

    Grünvernetzung

    Mischnutzung

    MrochenTextfeld34

  • Zukunft Konstanz 2020 Wohnen

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    Wohnen Grundlagen

    Entwicklung des Konstanzer Wohnungsmarktes Der Wohnungsmarkt unterliegt – wie alle Märkte – zyklischen Schwankungen. Wesentlich beeinflusst ihn, die demographische und wirtschaftliche Entwicklung. Zuwanderungen und die verstärkte Haushaltsbildung der geburtenstarken Jahrgänge führten Anfang der 90er Jahre in Konstanz zu einem deutlichen Bevölkerungszuwachs (6.000 Personen). Dem hiermit verbundenen Nachfrageschub auf dem Konstanzer Woh-nungsmarkt stand kein entsprechendes Angebot gegenüber. Daher wurde 1992 das Programm zur Aktivierung des Wohnungsbaus beschlossen. Mit der Zielvorgabe, den Bau von insgesamt 1.700 Wohnungen in den Gebieten Öhmdwiesen, Urisberg, Büscheläcker, Tannenhof, Egg, Werkhof, Weiherhof-Nord, Kuhmoos und Cherisy-Kaserne zu realisieren. Diese Gebiete sind inzwischen so gut wie bebaut. Nach der deutlichen Zunahme stagnierte die Bevölkerungszahl zwischen 1992 bis 1995. Seitdem ist sie wieder kontinuierlich gestiegen, mit der Folge einer zunehmenden Nachfrage nach Wohnungen.

    Markteinschätzung durch ExpertInnen Zur Untersuchung des Wohnungsmarktes (2006) wurden Akteure am Wohnungsmarkt (Immobilenvermarkter, Baugesellschaften, Wohnungsunternehmen, Baugenossen-schaften) befragt. Aus Sicht der Experten stellt sich der Wohnungsmarkt für Konstanz insgesamt angespannt dar, das gilt sowohl für Wohnungsvermietungen, Wohnimmobilien aber besonders für den Grundstücksmarkt. Mangelnde Verfügbarkeit von Bauland und/oder die hohen Bodenpreise werden als das Haupthindernis für Wohnungsinvestitionen in Konstanz gesehen. In den umliegenden Gemeinden und der Schweiz wird die Marktsituation für Käufer gegenwärtig als günstiger bewertet.

    Fertigstellungen seit 1990

    0100200300400500600700800900

    1000

    1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006

    WohngebäudeWohnungen

    Fertigstellungen seit 1990

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    WohngebäudeWohnungen

    Fertigstellungen seit 1990

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    WohngebäudeWohnungen

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    Miet- und Baulandpreise Beim Mietpreisniveau befindet sich Konstanz unter den attraktivsten deutschen Oberzentren. In einem Vergleich mit dem Mietspiegel 2004/2005 von Frankfurt am Main, Freiburg im Breisgau, Stuttgart und München liegt die Stadt im Mittelfeld. Auch die Preise für baureife Grundstücke befinden sich in Konstanz auf einem Vergleichsweise hohen Niveau. Umlandwanderungen und Motive Die Stadt Konstanz verzeichnete 2006 erstmals ein positives Wanderungssaldo seit 2001 gegenüber dem Landkreis Konstanz. Gleichzeitig haben in diesen fünf Jahren die Abwanderungen in die Schweiz zugenommen, insofern verzeichnet die Stadt insgesamt nach wie vor einen Negativsaldo gegenüber dem Umland. 2005 führte die Stadt eine Befragung der WegzüglerInnen durch. Diese Wanderungs-motivuntersuchung kam im Wesentlichen zu folgenden Ergebnissen: • ausschlaggebend für den Wegzug waren „persönliche Gründe“, sowie das hohe

    Miet/Preisniveau in Konstanz • wichtigster Wegzugsgrund für diejenigen, die gerne in Konstanz geblieben wären und

    Familien war das hohe Miet/Preisniveau • der durchschnittliche Wohnflächenzuwachs betrug 37 %, Miet- bzw. Gesamtbelastung

    nahmen durch Wegzug zu, durchschnittliche Belastung je Quadratmeter lagen nach dem Umzug deutlich niedriger

    • vielfach war mit dem Wegzug die Bildung von Wohneigentum verbunden • 50 % der Befragten Wegzügler hatten zunächst in Konstanz gesucht • rund 50 % haben ihre Arbeitstelle weiterhin in Konstanz, die meisten nutzen Konstanz

    immer noch zum Einkaufen, Besuch von FreundInnen, Essen gehen und für kulturelle Veranstaltungen

    Gesamtwohnungsbedarf Unter der Annahme, dass die Bevölkerung bis 2020 auf 85.000 EinwohnerInnen wächst, ergibt sich für Konstanz ein Wohnungsbedarf bis zu 5.000 Wohnungen. Das entspricht einem jährlichen Bedarf von ca. 300 Wohneinheiten (Bezugsjahr 2004). Dieser Bedarf setzt sich aus dem aktuellen Wohnungsdefizit und dem Wohnungsneubedarf zusammen. Das aktuelle Wohnungsdefizit ist hauptsächlich auf die Singularisierung der Haushalte und dem damit verbundenen Wohnflächenzuwachs zurückzuführen. So lag die durchschnittliche Haushaltsgröße in Konstanz 1970 noch bei 2,4, während sie heute auf 1,9 Personen pro Haushalt gesunken ist. Gegenwärtig liegt die Wohnfläche je EinwohnerIn in der Region Hochrhein Bodensee bei 41,7 qm. Bis 2020 wird ein weiterer Rückgang der Haushaltsgrößen und ein Wohnflächenzuwachs erwartet. Gegenwärtig deckt der Wohnungsbestand die vorhandene Anzahl an Privathaushalten nicht ab. Konstanz verzeichnet ein Defizit von rund 3.100 Wohneinheiten. Der flächenwirksame Wohnungsneubedarf ergibt sich durch das Bevölkerungswachstum und der Annahme, dass sich die Privathaushalte weiter verkleinern und beträgt rund 1.900 Wohneinheiten.

    Spezielle Wohnungsbedarfe StudentInnenwohnungen Für die rund 14.000 Studierenden stehen in Konstanz etwa 2.050 Wohnheimplätze zur Verfügung. Soll dieser Versorgungsgrad bei steigenden Studentenzahlen erhalten bleiben, sind bis 2020 mindestens 300 zusätzliche Wohnheimplätze speziell für Studierende erforderlich.

  • Zukunft Konstanz 2020 Wohnen

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    Pflegeheimplätze /barrierefreie Wohnungen Von den rund 14.000 über 65jährigen sind etwa 1.000 pflegebedürftig. Rund zwei Drittel betreffen die 3.800 Personen starke Altergruppe über 80 Jahren. Bis 2020 wird die Zahl der Pflegebedürftigen weiter ansteigen. Diese benötigen entsprechende Pflegeplätze oder barrierefreie Wohnungen. Miet- und Sozialwohnungen Die Zahl der Wohnungssuchenden für eine Miet- oder Sozialwohnung hatte sich infolge der fertiggestellten Wohnungen im Rahmen des Wohnungsprogramms Mitte der 90er Jahre etwas entspannt, ist danach kontinuierlich wieder angestiegen. 2005 wurde der Rekordwert von 3.624 Wohnungssuchenden Haushalten erreicht. 42 % suchten nach einer Wohnung für einen Einpersonenhaushalt. Seit 1990 hat sich der Anteil der Wohnungssuchenden mit Migrationshintergrund verdoppelt und liegt heute bei 26 %. Demgegenüber ist gesamtstädtisch - in diesem Zeitraum - das Wachstum des Migran-tInnenanteils deutlich geringer.

    Wohnungspotenziale Im Leitprojekt Dichtemodell wurden unter Berücksichtigung der vorhandenen räumlichen Strukturen und baulichen Dichten die innerstädtischen Potenziale erhoben. Im Ergebnis verfügt die Stadt Konstanz über Potenzial von über 5000 Wohnungen im Innenbereich. Die potenziellen Schwerpunkte im Geschosswohnungsbau liegen vor allem in Petershausen West. Die Potenziale für den verdichteten Einfamilienhausbau in Kombination mit dem Geschosswohnungsbau in Wollmatingen und Dettingen. In der folgenden Abbildung sind die Potenziale der einzelnen Stadtteile dargestellt.

    Wohnungssuchende

    0

    500

    1000

    1500

    2000

    2500

    3000

    3500

    4000

    1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007

  • Zukunft Konstanz 2020 Wohnen

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    Ziele

    Ausgewogene Wohnungsentwicklung Die ausgewogene Zusammensetzung der Bevölkerungsstruktur stärkt den sozialen Zusammenhalt der Stadtbevölkerung und die Wirtschaftskraft. Sie ist Grundvoraussetzung für zukünftige Investitionen in die städtische Infrastruktur. Ziel der Stadtentwicklung ist, positiven Einfluss auf die demographische Struktur der Stadt Konstanz zu nehmen. Der Anteil der Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter soll sich trotz Zunahme der Lebensdauer auch langfristig am heutigen Niveau orientieren. Dazu ist eine Steigerung der Geburten-zahlen, Minderung der Abwanderung dieser Gruppe ins Umland sowie eine Zuwanderung jüngerer Erwachsener erforderlich. Eine ausgewogene Wohnungsentwicklung erfordert die Berücksichtigung der vielfältigen Anforderungen der unterschiedlichen Bevölkerungs-gruppen am Wohnungsmarkt. Der Abbau des Wohnungsdefizits ist erforderlich, um den Wohnungsmarkt zu entspannen. Im Einzelnen sollen folgende Ziele zu einer ausgewoge-nen Wohnungsentwicklung beitragen. Ausrichtung des Grunderwerbsmodells an den wohnungspolitischen Zielen Seit 1985 wendet die Stadt Konstanz das Grunderwerbsmodell an. Im Vorfeld von Baulanderschließung im Innen- und Außenbereich erwirbt die Stadt Konstanz 60 % der Grundstücksflächen oder einen entsprechenden finanziellen Betrag. Damit diese Grundstücke oder der finanzielle Betrag speziellen Bedarfsgruppen wieder zur Verfügung gestellt wird. Diese vorsorgende Bodenpolitik ist zukünftig verstärkt für die Bereitstellung der ermittelten Bedarfe und Qualitätsanforderungen für Studierende, junge Erwerbstätige mit Familien, SeniorInnen und Hochbetagte abzustimmen. Das heißt, an die Wiederveräußerung der erworbenen städtischen Grundsstücke sind Bedingungen zur Deckung dieser Bedarfsdefizite zu knüpfen. Sicherung des mietpreisgebundenen Wohnungsbau In den letzten Jahren ist der Anteil der Wohnungssuchenden mit Wohnberechtigungs-schein stark angestiegen. Angesichts des hohen Preisniveaus ist die Fortsetzung des geförderten Mietwohnungsbaus für diese Bevölkerungsgruppe von großer Bedeutung. Mit den Planungen in Petershausen West ist zwar eine Entspannung zu erwarten, doch muss die Stadt im Rahmen ihrer Daseinsfürsorge auch weiterhin für die Schaffung mitpreisgebundener Wohnungen sorgen. Neben der Subjektförderung im sozialen Wohnungsbau werden Investoren zukünftig auch in die Pflicht genommen, einen Anteil mietpreisgebundenen Wohnungsbaus mit zu realisieren (analog „Münchner Modell“). Des

    Wohnungspotenziale Stand 2007

    0

    500

    1000

    1500

    Alt-stadt

    Para-dies

    Peters-hausen

    West

    Peters-hausen

    Ost

    Königs-bau

    Almanns-dorf/Staad

    Fürsten-berg

    Wollma-tingen

    Egg Litzel-stetten

    Dingels-dorf/

    Oberdorf

    Dettin-gen

    Wall-hausen

    Wohnungen in Mehrfamilienhäusern

    Einfamilienhäuser

    Studentenwohnungen

  • Zukunft Konstanz 2020 Wohnen

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    weiteren ist auch die Objektförderung im Mietwohnungsbau durch konkrete Programme umzusetzen. Stärkung freifinanzierten Mietwohnungsbau Für den Wohnungsmarkt gewinnt der freifinanzierte Mietwohnungsbau ebenfalls an Bedeutung und muss Berücksichtigung finden. Neben dem unteren/mittleren Preis-segment hat auch das obere Gewicht. Die zunehmende Unsicherheit der Arbeitsver-hältnisse und die wachsenden Anforderungen an die Mobilität veranlassen auch Besserverdienende, eine Immobilie eher zu mieten als zu kaufen. Förderung Wohnungsbau für Familien Die relativ hohen Miet- und Baulandpreise sind für viele Familien unerschwinglich. Diese Tatsache begünstigt die Umlandwanderungen oder den Wegzug. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und eine ausgewogene demographische Zusammensetzung der Konstanzer Bevölkerung zu erhalten, ist für Familien ein spezielles Bauprogramm auf zu stellen. Marketing für einzelne Wohnstandorte Um bestimmte Bevölkerungsgruppen anzuwerben, ist zielgruppenorientiertes Marketing erforderlich. Auch wenn der Konstanzer Wohnungsmarkt ein Nachfragermarkt ist, schließt sich eine aktive, angebotsorientierte Werbung nicht aus.

    Vorrang Innenentwicklung Die Herausforderungen auf dem Wohnungssektor allein durch rein quantitative Maß-nahmen zu bewältigen, ist angesichts schwindender Flächenressourcen und der Beein-trächtigung der landschaftlichen Qualität des Standortes Bodensee nicht vertretbar. Die Grundsätze ausgewogene Bevölkerungsentwicklung und nachhaltige Siedlungsentwick-lung dürfen sich nicht gegenseitig behindern. Beiden Grundsätzen gemeinsam, ist das Ziel einer Erhöhung der Lebensqualität für alle EinwohnerInnen der Stadt. Innenentwicklung ist Klimaschutz. Deshalb ist der Flächenverbrauch durch den Wohnungsneubau einzuschränken und der Innenentwicklung der Vorzug vor Entwick-lungen im Außenbereich zu geben. Aktivierung der innerstädtischen Wohnungspotenziale Das Dichtemodell mit Freiraumkonzept (Leitprojekt 1) weist nach, dass Konstanz unter Berücksichtigung der vorhandenen baulichen Strukturen über ein innerstädtisches Potenzial von über 5.000 Wohneinheiten verfügt. Zur Deckung des Wohnungsdefizits sind diese Reserven zu aktivieren und zu nutzen. Den einzelnen Flächenressourcen werden standortbezogen, die erforderlichen planerischen Maßnahmen zugeordnet.

    Stärkung der baulichen und sozialen Vielfalt in den Quartieren Vielfältig geprägte Stadtquartiere sind weniger anfällig für krisenhafte Entwicklungen in ihrer sozialen Struktur. Vor allem in baulich uniform geprägten Siedlungsbereichen besteht die Gefahr, dass einzelne Alters- und Gesellschaftsgruppen so dominieren, dass sie die verbleibenden anderen Bevölkerungsgruppen verdrängen. Ein gemischtes Angebot an Wohnungstypologien steuert dieser Entwicklung entgegen. Auch wenn in Konstanz die soziale Segregation weniger stark ausgeprägt ist, als in verschiedenen Großstädten der Bundesrepublik, ist durch eine Vielfalt von Bau- und Wohnformen, die Durchmischung der Bevölkerungsgruppen eines Viertels auf lange Sicht sicherzustellen.

  • Zukunft Konstanz 2020 Wohnen

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    Förderung eines breiten Spektrums von Bau- und Wohnformen Die Stadt fördert neue Wohnkonzepte: Hierzu zählen Baugemeinschaften, Hausvereine, Baugenossenschaften, gemeinschaftsorientiertes Wohnen, Studentenwohngemein-schaften, Mehrgenerationenhäuser, urbane Wohnformen, Nischenwohnkonzepte, ökologisches Bauen, „Wohnen und Arbeiten unter einem Dach“ und experimentelles Wohnen bezogen auf Typologie und Energieverbrauch. Diese Wohnungskonzepte unterstützen die Nachbarschaft im Quartier. Eine Stärkung der Nachbarschaft erfolgt auch durch die Planung von überschaubaren räumlichen Einheiten in Neubaugebieten sowie die Anlage, Erhalt und Aufwertung von Quartiersplätzen. Im Rahmen der Förderung übernimmt die Stadt die Aufgabe der Information der Öffentlichkeit, Zusammenführung von Interessensgruppen, Beratung der Interessierten und Beteiligten sowie Begleitung durch den Entwicklungs-, und Baugenehmigungsprozess. Neue Tendenzen am Wohnungsmarkt berücksichtigen Der Wohnungsmarkt der Zukunft differenziert sich zunehmend weiter. Es gibt immer unterschiedlichere Haushaltskonstellationen und immer weniger Konsens darüber, wie Einzelne leben sollen. Konstanz liegt im Zentrum der Staatengemeinschaft Europas. Schon heute ist die Stadtgesellschaft international geprägt. Die Internationalität nimmt weiter zu. Die europäische Gesellschaft ist stolz auf ihre kulturelle Vielfalt. Dies betrifft sämtliche Bereiche des täglichen Lebens, wie auch den Bereich des Wohnens. Der Wohnungsmarkt steht vor der Herausforderung, auf diese Mischung der Nachfragenden und ihrer Wünsche mit einer erweiterten Wohnungsangebotspalette zu antworten. Grundsätzlich gibt es traditionsorientiert–vorsichtige, nutzenorientiert–aufgeschlossene und trendorientiert–experimentierfreudige Nachfragergruppen. Neben der Förderung eines breiten Spektrums an Bau- und Wohnformen gilt es daher auch alternative Wohnformen, die in Konstanz bisher weniger vertreten sind, zu fördern: wie Stadthaus, Gartenhofhaus, Leanhaus, oder Neubaulofts.

    Verbesserung der durchschnittlichen baulichen Qualität Angesichts knapper Siedlungsflächenressourcen für den Neubau ist es ein Anliegen der Stadt, dass sämtliche neu errichteten Gebäude über die bisherigen Qualitätsmaßstäbe hinaus weisen. Dies betrifft alle Aspekte des Bauens; darunter fallen insbesondere die städtebauliche Einbindung, die Objektgestaltung, die Freiraumgestaltung, die Funktionalität, die Stellplatzorganisation, die Bauphysik (Wärmeschutz/ CO2-Minderung), die Bauökologie und das barrierefreie Bauen. Seitens der Stadt sind durchweg hohe Ansprüche an die Qualität von Neubauten einzufordern.

    Beobachtung der Wohnungsentwicklung Die Stadt Konstanz setzt sich das Ziel einen ausgewogenen Wohnungsmarkt unter Berücksichtigung der verschiedenen Bevölkerungs- und Nachfragergruppen bis 2020 zu schaffen. Die Wohnungsbedarfe sollen vorrangig über die Innenentwicklung gedeckt werden. Damit verbunden sind umfangreiche Maßnahmen. Es ist zu beobachten, inwiefern diese Maßnahmen zu einer Entspannung führen und die gewünschten Ziele sich umsetzen lassen. In einem fünfjährigen Turnus ist über ein Monitoring die jeweilige Entwicklung und ihre Auswirkungen zu beobachten und zu bewerten, um ggf. rechtzeitig korrigierend eingreifen zu können.

  • Zukunft Konstanz 2020 Natur und Umwelt

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    Natur und Umwelt Die zentrale Herausforderung besteht für uns darin, die Lebensqualität der Stadt in all ihren Teilen zu bewahren und zu verbessern. Wir orientieren uns dabei an dem Grundsatz der Nachhaltigkeit. Es gilt, (...) unsere natürlichen Lebensgrundlagen auch für künftige Generationen zu erhalten und die Umweltsituation zu verbessern, wo immer es möglich ist. (Leitbild Stadt Konstanz)

    Grundlagen

    Stadtökologie in Konstanz Umweltpolitik erlangte im Verlauf der letzten 25 Jahren in allen Kommunen große Bedeutung. Heute ist Umweltschutz aus dem Aufgabenkatalog der Städte und Gemeinden nicht mehr weg zu denken. Durch die Verabschiedung der Agenda 21 auf der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio hat der Umweltbegriff auch in der öffentlichen Diskussion eine erhebliche Erweiterung erfahren und ist um die Dimension der Nachhaltigkeit ergänzt worden. Die Herausforderung der lokalen und globalen Umweltpolitik liegt nicht mehr allein in der einfachen Schadstoffreduktion, sondern zielt auf ein dauerhaft zukunftsbeständiges Niveau der Nutzung und Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen. Soziale und ökonomische Entwicklungen gehen somit in die Zielfindung des kommunalen Umweltschutzes ein und umgekehrt. Die Antworten auf eine nachhaltige Entwicklung greifen daher über die bisherigen Konzepte im Umweltschutz hinaus. Die verschiedenen, (scheinbar) konkurrierenden Einzelinteressen sind zu einer Gesamtschau sich wechselseitig bedingender Aktionsfelder zusammen zu fügen. Aus dem traditionellen medialen Umweltbegriff, der sich an den einzelnen Schutzgütern orientiert, entwickelt sich ein ganzheitlich stadtökologisch ausgerichteter Ansatz, der vernetztes Denken einfordert. In diesem Sinne ist Stadtökologie als Leitbild einer vorausblickenden kommunalen Umweltvorsorgepolitik zur langfristigen Sicherung der natürlichen Lebens-grundlagen und des Wohn- und Wirtschaftsstandortes zu verstehen. Eine nachhaltige Entwicklung ist Chance für die regionale Wirtschaft und stärkt den Standort Konstanz.

  • Zukunft Konstanz 2020 Natur und Umwelt

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    Die Stadt und der See: Gewässer- und Naturschutz Konstanz ist auf Grund seiner natürlichen Lage am äußersten Rand der Halbinsel Bodanrück als Oberzentrum in besonderem Maße durch den Bodensee und die Besonderheiten einer Jahrtausende alten Kulturlandschaft geprägt. Der Bodensee ist für die Stadt Konstanz die wichtigste natürliche Ressource. Er liefert Trinkwasser für die Menschen in der Stadt, reguliert das Kleinklima und ist Lebensraum für Fauna und Flora. Er ist direkt und indirekt Grundlage für Tourismus, Handel, Dienstleistung, für die Fischerei und Landwirtschaft. Hinzu kommt auch die Funktion des Sees als wichtige Verkehrsverbindung. Der Gewässer- und Naturschutz am und im See – mit seiner herausragenden Bedeutung als zweitgrößter Trinkwasserspeicher Europas für ca. 4,5 Mio. Menschen sowohl für die Seeanrainer wie für die Fernwasserversorgung in Baden-Württemberg - steht dabei im Spannungsverhältnis konkurrierender Nutzungen zwischen Wirtschaftsentwicklung, Flächeninanspruchnahme für Siedlung, Verkehr und Freizeit, Tourismus und landwirtschaftlicher Nutzung. Die Bevölkerungsdichte im Uferbereich mit bis zu 500 EinwohnerInnen pro m², ca. 8 Mio. Übernachtungen im Jahr im Tourismusbereich der deutschen Bodenseeregion und ca. 55 000 registrierten Booten auf dem See stehen dem Schutz der Landschaft und dem Erhalt der Ressourcen gegenüber. Aus den vielfältigen Funktionen des Sees und seines Einzugsbereichs ergeben sich Belastungen stofflicher und struktureller Art.

    Fischerei

    LandwirtschaftForstwirtschaft

    Lebensraum fürFlora und Faun

    Trinkwasser-entnahme

    Erholungsraum

    Abwasser-Vorfluter

    Wirtschaftsraum

    Siedlungsraum

    VerkehrswegSchifffahrsweg

    Funk

    tione

    n de

    s Se

    esun

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    s EI

    nzug

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    s

    Bel